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Schutzhütten: Bescheidenheit am Berg

Bescheidenheit am Berg Die Schutzhütte zwischen Gästeanspruch und Authentizität

Die steigenden Gästeansprüche und der hohe Tourismusdruck führen dazu, dass viele Hüttenbetreiber ihr Beherbergungs- und Gastronomieangebot ausbauen. Für den Alpenverein ist hier weniger oft mehr. Will man authentisch und glaubwürdig bleiben, müssen Schutzhütten ihren ursprünglichen Charakter als einfacher Stützpunkt am Berg beibehalten.

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Im regionalen Gastgewerbe wurde der Standard in den letzten Jahren immer weiter nach oben geschraubt. Das qualitativ steigende Angebot geht einher mit wachsenden Ansprüchen vonseiten der Gäste. Immer öfter werden dabei die Erwartungen an Beherbergungsbetriebe im Tal auf den Berg und seine Hütten projiziert. Ob mehrgängige Menüs, Hütten-WLAN, Ladestrom oder Zweibettzimmer mit Privatdusche – die Nachfrage nach mehr

Komfort ist auch jenseits der Baumgrenze als Trend erkennbar. Hüttenwirte müssen sich zusehends rechtfertigen, wenn die Wünsche der Gäste nicht erfüllt werden können. Dass die meisten Schutzhütten aber entlegene Inselanlagen sind und völlig andere, ganz individuelle Voraussetzungen haben, was die Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Energie angeht, wird dabei oft vergessen.

Beschränktes Angebot auf Schutzhütten Hütten ohne Netzanbindung oder stabiles Wasserkraftwerk müssen bei der Stromversorgung genau haushalten, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Bereits die Bereitstellung von Warmwasser oder der Betrieb der Spülmaschine kann hier purer Luxus sein. Wer hier ressourceneffizient wirtschaften will, muss sich einschränken. Eine begrenzte Infrastruktur bedingt konsequenterweise ein reduziertes Angebot. Aktuell überarbeiten die Alpenvereine AVS, ÖAV und DAV die Kriterien für das Umweltgütesiegel. Diese Auszeichnung kann ressourceneffizient und ökologisch vorbildlich geführten Alpenvereinshütten verliehen werden. Neu vorgeschlagen haben die Alpenvereine etwa, dass eine Reduzierung

Materialseilbahnen mit Werksverkehr können zu einer nachhaltigen Hüttenversorgung beitragen

Die Radlseehütte in den Sarntaler Alpen wird mittels Materialseilbahn versorgt

Foto: Martin Niedrist

des kulinarischen Angebots auf eine einfache Verköstigung mit drei ausgewogenen Hauptgerichten im Kriterienkatalog positiv bewertet wird. Durch eine clevere, schlanke Bewirtschaftung verspricht man sich auch den Personalbedarf etwas zu senken, was in der Folge weniger Ertragsdruck aufgrund geringerer Personalkosten und gleichzeitig weniger Bedarf an Personalräumen bedeutet. Ganz im Sinne der in den AVS-Grundsätzen festgeschriebenen Vermeidungsstrategie ist die kritische Haltung zur Ausstattung alpiner Unterkünfte mit Zweibettzimmern. Die hüttentypische Übernachtungsform mit Mehrbettzimmern und Matratzenlagern gilt in Alpenvereinskreisen als wesentliches Element der Einfachheit am Berg und soll auch weiterhin bestehen bleiben.

Zufahrtsstraßen bedenklich Um die Versorgung von Hütten zu vereinfachen, werden immer wieder Forderungen nach neuen Zufahrtswegen laut.

Hier warnt der Alpenverein. „Die weitere Erschließung von Schutzhütten durch Zufahrten ist eindeutig der falsche Weg. Denn eine Zufahrtsstraße schraubt die Ansprüche nur noch weiter in die Höhe und erhöht somit den Druck auf die alpine Umwelt“, so

AVS-Präsident Georg Simeoni. Denn neben dem eigentlichen Eingriff in die Landschaft bringt eine Erschließungsstraße auch eine Vielzahl von Problemen mit sich. Neben einer veränderten Bewirtschaftungsweise mit einer Ausdehnung des Angebots sind es der unkontrollierbare Personen- und Gästetransport, parkende Fahrzeuge im Hüttenumfeld und nicht zuletzt der große ökologische Fußabdruck durch die Mobilität am Berg. Vielversprechender sind hier die Materialseilbahnen. Der AVS setzt sich seit Jahren gemeinsam mit den Alpenvereinen im Club Arc Alpin dafür ein, Materialseilbahnen mit Werksverkehr für eingeschränkten Personentransport zu ermöglichen, indem er die Erarbeitung einer entsprechenden EU-Norm aktiv unterstützt.

Einfachheit und Authentizität als Werte stärken In Zeiten des Klimaschutzes müssen Schutzhütten darauf achten, unnötige Umweltbelastungen infolge eines erhöhten Versorgungs- und Energiebedarfs zu vermeiden. Wenn einzelne Hütten ihr Angebot erweitern, bekommen andere den Druck nachzuziehen. Stellen sich hingegen die Hüttenbetreiber solidarisch gegen den Trend zu mehr Komfort, ist es leichter möglich, Wanderer und Gäste über die erschwerten Rahmenbedingungen im Gebirge aufzuklären. Die Schutzhütten werden vielfach bereits mit den Werten der Einfachheit und Authentizität assoziiert. Dieses Profil als ökologische Inseln in einer intakten Natur gilt es gemeinsam zu schärfen. Martin Niedrist

Wird eine neue Zufahrt gebaut, verändert sich auch die Bewirtschaftungsweise einer Hütte Foto: Judith Egger

5Promille der Einkommenssteuer für die AVS-Sektionen

Wertes Mitglied, liebe Bergfreunde!

Wenn Sie demnächst als Einzelperson oder als Firmeninhaber die Steuererklärung ausfüllen, dann haben Sie die Möglichkeit, 5 Promille der Einkommenssteuer für ehrenamtliche Orga nisationen zuzuweisen. Voraussetzung dafür ist allein Ihre Unterschrift im hierfür vorgesehenen Feld der Steuererklärung, zusammen mit der Angabe unserer Steuernummer 0037 047 0213.

Die Leistungen des AVS für die Gesellschaft sind vielseitig. Sie bestehen im Einsatz für unsere Infrastrukturen, die Wanderwege, für Schutzhütten, Kletteranlagen und Klettergärten.

Das Tourenangebot unserer Sektionen und Ortsstellen ist umfangreich. Allein um dieses sicher und erlebnisreich zu gestalten, benötigen wir eine Vielzahl gut ausgebildeter Führungskräfte.

Zu den Kernaufgaben des Alpenvereins zählt zudem der Einsatz für eine attraktive Jugendfreizeit. Nicht zuletzt wollen wir ein ganzheitliches Naturverständnis fördern und als „Anwalt der Berge“ jene Lücken schließen, welche der öffentliche Natur- und Umweltschutz offen lässt.

Zur Aufrechterhaltung unserer Leistungen sind wir zusehends auf Eigenmittel angewiesen. Mit den 5 Promille können Sie unseren Sektionen Ihre indirekte Unterstützung gewähren. Dafür bedanken wir uns im Voraus!

Stellvertretend für unsere 35 Sektionen

Georg Simeoni Präsident

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