klassik erleben Mai/ Juni 2020

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GRATIS | MAI / JUNI 2020 Ausgabe 67

klassikerleben

Empfehlungen des Klassikfachhandels

GRIGORY SOKOLOV FLORIAN CHRISTL QUATUOR ÉBÈNE DOLDINGER'S PASSPORT CURTIS STIGERS LUCA SESTAK THE EVERETTES JASMIN TABATABAI

MAX EMANUEL CENCIC


KLASSIK INHALT

INHALT 03 MAX EMANUEL CENCIC 04 ANNE-SOPHIE MUTTER, YO-YO MA, DANIEL BARENBOIM, WEST-EASTERN DIVAN ORCHESTRA | LES VENTS FRANÇAIS | JEAN RONDEAU 05 TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA | GRIGORY SOKOLOV | QUATUOR ÉBÈNE 06 FLORIAN CHRISTL | MARTIN FRÖST & CONCERTO KÖLN | FRANÇOIS-XAVIER ROTH 07 CURTIS STIGERS | LUCA SESTAK | RATKO ZJACA / NOCTURNAL FOUR 08 KLAUS DOLDINGER'S PASSPORT | NORAH JONES | THE EVERETTES 09 JASMIN TABATABAI | NINA SIMONE 10 CÉLINE BONACINA | UTE LEMPER | JAZZ AT BERLIN PHILHARMONIC X 11 GFK KLASSIK CHARTS MAI 2020 12 FACHHANDEL DES MONATS, FACHHÄNDLER

#SUPPORTYOURLOCALS Was für eine verrückte Zeit. Einschränkungen, Abstand, Mundschutzmasken, Hamsterkäufe und vieles mehr begleiten uns seit Wochen. Wann dieser Ausnahmezustand zu Ende geht, kann wohl niemand sagen. Aber was wir sagen können: Musik hilft immer, besonders in diesen Zeiten! Und davon gibt es im lokalen Fachhandel jede Menge. Damit dieses Kulturgut weiterhin bestehen bleibt und ihr eure Musik vor Ort kaufen könnt, ist es an der Zeit, dass gerade jetzt der Einzelhandel von euch unterstützt wird. Denn was gibt es Schöneres, als im Plattenladen nach Klassikern, Raritäten oder der aktuellsten Musik in jeglichen Genre-Richtungen zu stöbern? Sich vom Know-how des Teams unterstützen zu lassen? Profitiert von der Kompetenz eures Fachhandels und schaut vorbei. Egal ob Vinyl, CD, DVD, Blu-ray oder Hörspiel, das alles und vieles mehr findet ihr auch direkt bei euch vor Ort. Und solltet ihr doch nicht rausgehen wollen, auch der lokale Store nimmt eure Bestellungen per Telefon oder E-Mail entgegen und liefert euch eure Musik auch nach Hause. Unterstützt euren lokalen Plattenladen, damit diese Kultur nicht durch die Krise verschwindet. In diesem Sinne ganz nach dem Motto: #supportyourlocals #einkaufenimplattenladen

EDITION – IMPRESSUM HERAUSGEBER AKTIV MUSIK MARKETING GMBH & CO. KG Behlstraße 9, 65366 Geisenheim SITZ: Hamburg, HR A 105205 UstID: DE 187995651 PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN: AKTIV MUSIK MARKETING VERWALTUNGS GMBH Behlstraße 9, 65366 Geisenheim SITZ: Hamburg, HR B 100122 INTERIMS-GESCHÄFTSFÜHRER: Alexander Markgraf FON: 06722/6565 E-MAIL: info@amm.de REDAKTIONS- UND ANZEIGENLEITUNG Sarah Markgraf (sm) (verantwortlich für den Inhalt) MITARBEITER DIESER AUSGABE Helmut Blecher (hb), Sarah Markgraf (sm), Anja Wegner FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE Lukasz Rajchert (1, 3 Max Emanuel Cencic), Rachel Markgraf (2 Sarah Markgraf), Peter Adamik (4 Anne-Sophie Mutter, Yo-Yo Ma, Daniel Barenboim), Julia Wesely (5 Teodor Currentzis), Klaus Rudolph (5 Grigory Sokolov), Martin Förster (6 Florian Christl), Jonas Holthaus (6 Martin Fröst), Hartmut Naegele (6 François-Xavier Roth), Ronnie Smith (7 Curtis Stigers), Gregor Hohenberg (7 Luca Sestak), IN+OUT Records (7 Ratko Zjaca / Nocturnal Four), Warner Music (8 Klaus Doldinger), Diane Russo (8 Norah Jones), The Everettes (8 The Everettes), Mathias Bothor (9 Jasmin Tabatabai), Nathalie Courau Roudier (10 Céline Bonacina), Katja Weber (10 Jazz At Berlin Philharmonic X), Ruth König Klassik & Jazz (12 Ruth König Klassik & Jazz) SCHLUSSREDAKTION Katrin Zabel GRAFIK & LAYOUT werkstatt no.8 - designkonzepte wn8.de DRUCK & VERTRIEB Frank Druck GmbH & Co. KG Industriestraße 20, 24211 Preetz ERSCHEINUNGSWEISE Monatlich (gültig ist die Anzeigenpreisliste 2020) AUFLAGE 40.000 HINWEIS Farbgenauigkeit, Anzeigeninhalte und abgedruckte Termine ohne Gewähr

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TITEL

MAX EMANUEL CENCIC VERDIENTE RENAISSANCE

Der österreichische Countertenor Max Emanuel Cencic setzt sich unter anderem für die Wiederentdeckung der Musik des 18. Jahrhunderts ein. Als künstlerischer Leiter des Labels Parnassus Arts Productions bringt er seit 2008 in Vergessenheit geratene Werke des italienischen Barocks auf CD heraus, wie jetzt Leonardo Vincis 1727 am römischen Teatro delle Dame uraufgeführte Opera seria ‚Gismondo Re di Polonia‘. OPER Anders als heute war im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts weder Georg Friedrich Händel noch Antonio Vivaldi der bekannteste und meistgespielte Opernkomponist, sondern vielmehr Leonardo Vinci (ca. 1696-1730). Ausgebildet in Neapel, reüssierte er dort ab 1719 zunächst mit mehreren Opern, ehe er sich 1722 mit unmittelbarem Erfolg der angeseheneren Opera seria zuwandte. Hier prägte er als einer der bedeutendsten Vertreter der Neapolitanischen Schule die italienische und bald auch die europäische Opernszene. Seine 1727 am römischen Teatro delle Dame uraufgeführte Opera seria ‚Gismondo Re di Polonia‘, die lange in Vergessenheit geraten war, wird von Parnassus Arts Productions wieder den Barockopernfans ebenso wie den Liebhabern von Countertenorstimmen nahegebracht. Vincis Oper feierte bereits 2018 konzertant in Wien, Moskau und Warschau sensationelle Triumphe vor einem geradezu hingerissenen Publikum. Kein Wunder, begeistert auch in der CD-Einspielung eine handverlesene Sängertruppe um den Star-Countertenor Max Emanuel Cencic. Begleitet wird die Aufnahme vom polnischen Orkiestra Historyczna unter der Leitung von Martina Pastuszka. In Vincis brillantem Stück, das mit hoch virtuosen Glanznummern aufwartet, dargeboten von vier Countertenören und drei Sängerinnen, stehen der kluge Herrscher Gismondo und der litauische Hitzkopf

Primislao im Zentrum des Geschehens. Die Kinder des polnischen Königs, Ottone und Giuditta, mischen ebenfalls mit. Giuditta bekommt am Schluss Primislao und Ottone dessen Tochter Cunegonda. Der üble Intrigant Ermanno von Mähren begeht pflichtschuldig Selbstmord hinter der Bühne. Für große Gefühle und hofstaatliches Gepränge ist bestens gesorgt. Vom federnden Schwung des Orkiestra Historyczna angefeuert, übernimmt Cencic mit samtener Stimme die Rolle des Gismondi, während Yuriy Mynenko seinen Bühnensohn Ottone gibt. Alle Partien sind vorzüglich besetzt, wie Jake Arditti in der Rolle des Ernesto und Dilyara Idrisova, die mit ihrem funkelnden koloraturaffinen Sopran die Gismondo-Tochter Giuditta singt. Die belgische Sängerin Sophie Junker sorgt in der Rolle der Cunegonda mit ihrer leicht dunklen Sopranstimme für die düsteren Stimmungsmomente, während Martyna Pastuszka als fulminante Konzertmeisterin für tranceartige Momente sorgt, denen man sich als Hörer nicht entziehen kann. Max Emanuel Cencic, der weltweit an den großen Opern- und Konzerthäusern singt und regelmäßig mit Dirigenten wie William Christie, Emmanuelle Haïm oder Riccardo Muti arbeitet, gebührt das Verdienst, seltene und unbekannte historische Opernwerke wieder zur Aufführung zu bringen.

Helmut Blecher

Cencic/Mynenko/Pastuszka /Orkiestra Historyczna – Leonardo Vinci: Gismondo Re di Polonia (Parnassus/Note 1) 3CD 9120104870017 // ab 5.6. im Handel 3


KLASSIK ANNE-SOPHIE MUTTER, YO-YO MA, DANIEL BARENBOIM, WEST-EASTERN DIVAN ORCHESTRA

DREI GIGANTEN DER KLASSIK FÜR BEETHOVEN Am 23. Oktober 2019 feierte das West-Eastern Divan Orchestra seinen 20. Geburtstag mit einem besonderen Konzert und prominenten Solisten: Anne-Sophie Mutter (Violine), Yo-Yo Ma (Violoncello) und Daniel Barenboim (Klavier).

KLASSIK Man hat Beethovens Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 als das „schwarze Schaf“ unter seinen Kompositionen genannt. Selten gespielt, weil Virtuosen lieber allein auftreten, haben sich die vierfache Grammy-Preisträgerin und weltweit eine der besten Geigerinnen unserer Zeit, Anne-Sophie Mutter, der Cellist Yo-Yo Ma und der Pianist Daniel Barenboim im Verbund mit dem West-Eastern Divan Orchestra aufgemacht, diesem wichtigen Konzert innerhalb der konzertanten Tonsprache Beethovens gerecht zu werden. Beethovens einzige Orchesterkomposition für drei Soloinstrumente wird auch als „heimliches Cellokonzert“ bezeichnet, da das Cello in diesem Werk eine hervorgehobene Rolle spielt und bei dem Star-Cellisten Yo-Yo Ma in besten Händen liegt. Gemeinsam mit dem West-Eastern Divan Orchestra entsteht ein spannendes Wechselspiel zwischen Anne-

Sophie Mutter, die auch hier als eine Interpretin ersten Ranges und souveräne Solistin par excellence glänzt, Yo-Yo Mas überirdisch klingendem Cello und Daniel Barenboims dynamischem Klavierspiel, das sich mit dem Orchester zu einem Dialog vereint. Beethovens 7. Sinfonie A-Dur op. 92 rundet dieses Album ab. Helmut Blecher

Anne-Sophie Mutter – Yo-Yo Ma – Daniel Barenboim – West-Eastern Divan Orchestra – Beethoven: Triple Concerto & Symphony No. 7 (Deutsche Grammophon/Universal) 2LP 028948382460 / CD 028948382422 / Blu-ray 044007357637 // jetzt im Handel

LES VENTS FRANÇAIS // ROMANTIQUE

Dass die Kammermusik mit Bläsern neben dem Streichquartett oder Klaviertrio Bestand hat, ist den großen französischen Klassikern zu verdanken. Eines der herausragenden heutigen Ensembles auf diesem Gebiet ist Les Vents Français. Dabei liest sich die Besetzungsliste des Quintetts, bestehend aus den führenden Bläsersolisten Emmanuel Pahud (Flöte), Paul Meyer (Klarinette), François Leleux (Oboe), Gilbert Audin (Fagott) und Radovan Vlatkovic (Horn), wie das Who’s who der internationalen Bläserszene. Auf seinem neuen Album ‚Romantique‘ stellt das Solistenensemble der Spitzenklasse Quintette und Bläser-Quintette & Piano von August Klughardt, George Onslow und Louis Spohr vor, die in ihren Stücken die ausdrucksstarken Klangfarben der Blasinstrumente explizit nutzten, um so den unterschiedlichsten Stimmungen kunstvollen Ausdruck zu verleihen. Das Bläserquintett Les Vents Français belegt mit seiner neuen Einspielung höchst eindrucksvoll, wie man Bläser mit Piano, gespielt von Eric Le Sage, hörenswert gut miteinander kombiniert. (hb) KAMMERMUSIK

Emmanuel Pahud / Les Vents Français – Romantique (PLG Classics/Warner) CD 190295285685 // ab 5.6. im Handel

JEAN RONDEAU // BARRICADES

BAROCK (CEMBALO) Wenn

sich die vom beharrlichen Rhythmus angetriebenen Töne von „Les Barricades Mystérieuses“ (geheimnisvolle Sperren) wie eine sich öffnende Blüte entfalten, fühlt man sich magisch angezogen. Das Werk des Komponisten François Couperin ist eines seiner rätselhaftesten Cembalo­ stücke, das die moderne Minimal Music vorwegzunehmen scheint. Für den Cembalisten Jean Rondeau ist das Werk Ausgangspunkt für sein Album, für das er den Lautenisten Thomas Dunford, die Mezzosopranistin Lea Desandre, den Bariton Marc Mauillon und die Gambistin Myriam Rignol um sich versammelt hat. Gemeinsam nehmen sie ihre Zuhörer mit in die Zeit der Barockmusik, als man in der verschwenderischen Pracht von Versailles den Kompositionen von Couperin und weiteren Cembalomeistern wie Robert de Visée, Antoine Forqueray oder dem Gambisten Marin Marais lauschte. Auf ‚Barricades‘ lässt Rondeau eine ganze Epoche wiederauferstehen. „Diese Musik ist wie eine gemeinsame Entdeckungsreise, zu der wir unsere Zuhörer einladen“, so Rondeau. (hb)   Rondeau/Dunford/Desandre/Mauillon/Rignol (Erato/Warner) CD 190295269951 // ab 29.5. im Handel 4PLATTENLADEN-TIPPS-NEWSLETTER BESTELLEN: WWW.ALLMYMUSIC.DE


KLASSIK

TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA BEETHOVEN PLUS SINFONIEKONZERT Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis ist ein echter Pultstar, der mit seinem Orchester MusicAeterna Ludwig van Beethovens Fünfte und Siebte Sinfonie im Laufe einer Woche im Wiener Konzerthaus einspielte. Die Sinfonie Nr. 5 ist ein herausragender Beitrag zum Beethovenjahr. Auch wenn diese Aufnahmen den Geist von Live-Konzerten atmen, spürt man doch die akribische Vorarbeit, die nötig war, um diese Einspielungen zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen. „Die Intensität ihres Vortrags lässt die Musik irgendwie wie ,Beethoven plus' wirken; mehr Beethoven als je zuvor“, schreibt der „Guardian“ über das Orchester MusicAeterna und seinen Dirigenten, der keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, den Ausdrucksgehalt eines Meisterwerks zu vermitteln. Das macht seine Aufnahmen wie auch die Konzerte einzigartig: „Currentzis nimmt Beethovens umstrittene Metronomangaben einfach nur beim Wort. In den langsamen Sätzen atmet er mit der Musik und phrasiert melodische Bögen organisch aus“, so BR Klassik über den Dirigenten, der mit seinen handverlesenen Musikern auf unvergleichliche Weise den dynamischen Impuls von Beethovens Fünfter mit messerscharfen Akzenten auf den Punkt bringt. (hb)

Teodor Currentzis & MusicAeterna – Beethoven: Sinfonie Nr. 5 (Sony Classical) CD 190758849720 // ab 12.6. im Handel

GRIGORY SOKOLOV ATEMBERAUBENDE PIANOKUNST VON MYSTISCHER INTENSITÄT KLASSIK-PIANO Drei Jahre nach seiner letzten Aufnahme kehrt der russische Pianist Grigory Sokolov mit einem Doppelalbum zurück. Seine neueste Veröffentlichung besticht mit einer Auswahl von Liveaufnahmen aus drei Recitals, die er im Rahmen seiner triumphalen Tournee im Sommer 2019 gab. Es enthält die Sonate Nr. 3 mit den geistreichen Bagatellen von Beethoven, Brahms’ op. 118 und 119, Mozarts „Sonata facile“ KV 545 und seine Sonate in c-Moll KV 457. Zu dem Album gehört eine DVD mit der Aufnahme eines Recitals, das 2017 in Turin gefilmt wurde. Mit den Beethoven-Klaviersonaten No. 3, 27 & 32 liefert Sokolov einen interpretatorischen Höhepunkt des Beethoven-Jubiläums. Ergänzt wird das Live-Doppelalbum um eine unterhaltsame Melange aus Zugaben: träumerische und tänzerische Gefühle weckende Kompositionen von Rameau, Schubert, Brahms, Rachmaninoff und Debussy. Die poetischen Interpretationen des russischen Pianisten, der am 18. April 2020 seinen 70. Geburtstag feiern konnte, werden mit mystischer Intensität und beeindruckender Ehrlichkeit im Konzertsaal lebendig und basieren auf seiner fundierten Kenntnis eines umfangreichen Repertoires. (hb)

Grigory Sokolov – Beethoven, Brahms, Mozart (Deutsche Grammophon/Universal) CD+DVD 028948365708 // jetzt im Handel

QUATUOR ÉBÈNE BEETHOVEN AROUND THE WORLD KLASSIK Als vier junge französische Musiker im Jahr 2000 am Konservatorium für Musik in Boulogne-Billancourt das Streichquartett Quatuor Ébène gründeten, konnten sie nicht ahnen, dass sie geraume Zeit später für einen nachhaltigen Paukenschlag in der Klassik-Szene sorgen würden. Dieses Jahr feiern sie nicht nur ihr 20-jähriges Gründungsjubiläum, sondern auch den 250. BeethovenGeburtstag: Ein Jahr lang widmete sich das Quartett ausschließlich dem Werk Ludwig van Beethovens und ging mit einem vollständigen Streichquartett-Zyklus von April 2019 bis Januar 2020 unter dem Motto „Beethoven Live Around the World“ auf eine Welttournee. Das Quartett gastierte unter anderem im Perelman Theater Philadelphia, im Sala São Paulo und im Pierre Boulez Saal in Berlin. Jede dieser Tourneen endete mit einer LiveAufzeichnung des letzten Konzerts, die jetzt in einer CD-Box erscheinen. In der anspruchsvollsten Gattung der Kammermusik nimmt Quatuor Ébène eine Sonderstellung ein, vermögen die Musiker es doch, sich stets unvoreingenommen auf die von ihnen gespielten Werke einzulassen. So auch in der Umsetzung von Beethovens intensiver Musiksprache, die sie in der Aufführung seiner 16 Streichquartette zum Ausdruck bringen. (hb)

Quatuor Ébène – Beethoven Around the World-Complete String Quartets (Erato/Warner) 7CD-Box 190295339814 // jetzt im Handel 5


JAZZ KLASSIK

FLORIAN CHRISTL VOLL VON EMOTIONEN KLASSIK-PIANO Bereits mit seinem Debütalbum ‚Inspiration‘ stürmte der Münchner Pianist und Komponist Florian Christl 2018 weltweit die KlassikCharts. Nun liegt mit ‚Episodes‘ sein zweites Album vor, das von mitreißenden Melodien in vielfältigen, leuchtenden Klangfarben durchzogen ist. Stücke für Solo-Piano, Piano und Streichquintett, vierhändiges Piano oder für Piano und Solo-Cello finden sich auf Christls Album. Dabei zeigen die raffinierten Arrangements, der dezente Einsatz von Synthesizern und das Aufgreifen klassischer und barocker Motive von Beethoven und Vivaldi seine eindrucksvolle musikalische Entwicklung. Unterstützt wird Florian Christl von herausragenden Interpreten der jungen Klassik-Szene, eine davon ist die französische Violinistin Esther Abrami, die die Solo-Violine bei „Lights“ spielt. Ein Highlight ist die Variation über die Coriolan-Ouvertüre von Beethoven für vier Hände am Piano. Hier hat Christl den französischen NeoklassikPiano-Künstler Novel an seiner Seite. The Modern String Quintet mit dem Cellisten Gereon Theis rundet die illustre Gästeschar auf ‚Episodes‘ ab, das mit großer Klangfülle Episoden aus dem Leben des Komponisten voller Liebe, Sehnsucht und Hoffnung hörbar werden lässt. (hb)

Florian Christl – Episodes (Sony Classical) CD 190759965320 // jetzt im Handel

MARTIN FRÖST & CONCERTO KÖLN EINZIGARTIGE SYMBIOSE VON ALT UND NEU KLASSIK-KLARINETTE Was wäre gewesen, wenn Antonio Vivaldi die Klarinette schon gekannt hätte? Diese Frage stellt sich der Schwede Martin Fröst, einer der führenden Klarinettisten unserer Zeit, und gibt mit seiner CD ‚Vivaldi‘ darauf eine musikalisch überzeugende Antwort. Üblicherweise aber hat man bei Vivaldi den Oboenklang im Ohr. Die Musik des venezianischen Barockmeisters, die er mit einer eigens für ihn gebauten Buchsbaumklarinette neu interpretiert, ist einfühlsam, impulsreich und virtuos zugleich. Diverse Sinfonien für Streichinstrumente sowie Arien aus Vivaldis Opern und Oratorien hat der Arrangeur Andreas Tarkmann eigens für Fröst eingerichtet und dabei vor allem nach Stücken gesucht, die als Klarinettenkonzerte funktionieren könnten, wie „Vedrò con mio diletto“, eine Arie aus der Oper „Il Giustino“. Begleitet wird der Klarinettist auf der CD vom Ensemble Concerto Köln. Für Fröst lautet die Grundidee dieses Projekts, moderne Klappen auf einen alten Klang und altes Holz zu übertragen: „So konnte ich virtuosere Dinge spielen, als es damals möglich war“, erklärt Fröst, dem mit dieser Einspielung eine überzeugende Erweiterung des Klarinettenrepertoires gelungen ist. (hb)

Martin Fröst & Concerto Köln – Vivaldi (Sony Classical) CD 190759299128 // jetzt im Handel

FRANÇOIS-XAVIER ROTH MUSIKALISCHE FARBEN KLASSIK-KONZERT Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ gehört zu den bekanntesten Stücken des Konzertsaals, das in verschiedenen Orchestrierungen vorliegt, darunter Maurice Ravels 1922 entstandene Version. Dafür verwendete Ravel denselben Orchesterapparat wie für sein zwei Jahre zuvor fertiggestelltes Poème choréographique „La Valse“. Sie gilt bis heute als die bekannteste Orchestrierung von Mussorgskys Klavierzyklus, obwohl sich zahlreiche Komponisten vor allem nach Ravel der reizvollen Aufgabe stellten. Von François-Xavier Roth und seinem Ensemble Les Siècles werden die subtilen Klangwelten von Ravel auf historischen Instrumenten, die zwischen 1885 und 1930 gebaut wurden, jetzt zu neuem Leben erweckt. Was der französische Dirigent und die 74 Musikerinnen und Musiker seines Originalklang-Orchesters in ihrer farbenprächtigen Einspielung bieten, erweist sich für den Hörer als eine faszinierende Wiederentdeckung. Nicht minder grandios ist Ravels „La Valse“, nur dass die Beschäftigung von Roth und Les Siècles mit der Musik von Maurice Ravel bereits einige Jahre andauert. Für Klassik-Liebhaber ein Muss, überzeugt es doch durch seine typisch französische breite Palette instrumentaler Charakteristika. (hb)

Mussorgsky/Ravel/Francois-Xavier Roth – Bilder einer Ausstellung/La Valse (Harmonia Mundi) CD 3149020940723 // jetzt im Handel 6LATTENLADEN-TIPPS-NEWSLETTER BESTELLEN: WWW.ALLMYMUSIC.DE


JAZZ

CURTIS STIGERS EIN GENTLEMAN MELDET SICH ZURÜCK JAZZ/POP Die Welterfolge des US-Sängers, Songwriters und Saxofonisten Curtis Stigers liegen schon eine Weile zurück. Dennoch hat der Crooner mit der Gänsehautstimme immer noch eine vortreffliche Songauswahl zwischen Pop, Jazz und Blues in petto. Mit neuen Eigenkompositionen und einigen handverlesenen Nuggets anderer Autoren, wie Nick Lowe, Tom T. Hall oder John Fulbright, meldet sich Stigers mit seinem Album ‚Gentleman‘ zurück. Begleitet von einer Spitzenband, bestehend aus Pianist und Organist Larry Goldings (James Taylor), Bassist David Piltch (kd lang), Schlagzeuger Austin Beede (Alastair Greene Band), Trompeter John „Scrapper“ Sneider (Madeleine Peyroux) und Schlagzeuger Doug Yowell (Duncan Sheik), die für einen erstklassigen musikalischen Rahmen sorgen, liefert er das passende Material für Liebhaber handgemachter Musik. Ob im Bigband-Sound wie bei dem Titeltrack oder im edlen Balladen-Stil wie in „Hut-Ins“, für Stigers definieren sie, was es heute heißt, ein Gentleman zu sein: zwischen Melancholie und Romantik, Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein genau die richtige Mitte zu finden. ‚Gentleman‘ ist eine feine Rezeptur, um in schwierigen Zeiten Haltung zu bewahren. (hb)

Curtis Stigers – Gentleman (UMI Jazz/Universal) LP 602508773136 / CD 602508773112 // jetzt im Handel

LUCA SESTAK ALLES RICHTIG GEMACHT JAZZ/BOOGIE WOOGIE/POP Luca Sestak stand nach dem Abitur vor der klassischen „Right or Wrong“-Entscheidung. Maschinenbau oder Musik? Die Musik behielt die Oberhand. Als Boogie-Woogie- und Jazz-Pianist, Sänger und Songwriter hat er einen erwachsenen Songwriting-Stil entwickelt, der den klaren, modernen Popsound eines Charlie Puth mit den jazzig virtuosen PianoKlängen von Jamie Cullum oder Billy Joel verbindet. Hören kann man das auf seinem Debütalbum ‚Right or Wrong‘. Bereits die gleichnamige erste Single „Right or Wrong“, in der eine Trompete den Refrain trägt, zeigt seine Liebe für starke und eingängige Melodien, jazzige Piano-Chords und große Harmonien. Lucas Kunstgriff besteht darin, alles in einen ungebrochen modernen, reduzierten Sound zu packen. Im Herzen ist ‚Right or Wrong‘ Popmusik. Natürlich ist Pop nicht die einzige Zutat. Viel Jazz spielt mit hinein, auch (Neo)-Soul und Klassik. Klug komponiert, modern produziert statt auf retro getrimmt, aufgenommen mit sehr viel Begeisterung und Liebe zum Detail, kommen Tracks wie das optimistische „Complicated“ oder das vom R’n’B inspirierte „Ice Cold Blue Eyes“ daher. ‚Right or Wrong‘ ist der optimale Soundtrack, um sich vom Corona-Stress zu erholen. (hb)

Luca Sestak – Right or Wrong (Okeh/Sony) CD 190759134320 // ab 29.5. im Handel

RATKO ZJACA / NOCTURNAL FOUR NEUE HOFFNUNG DURCH MUSIK JAZZ „Mein Wunsch ist es, dass wir mit dieser Musik etwas mehr Licht in den Tunnel schicken können, in dem wir durch Corona, die Politik und andere gesellschaftliche Verwerfungen getrieben wurden“, sagt der kroatische Ausnahmegitarrist Ratko Zjaca über sein neues Album ‚Light In The World‘. Für den zweiten Teil einer ambitionierten „Drummer Trilogie“, mit der der Gitarrist den Status des Schlagzeugers als Arrangeur, Komponist und Gestalter von Musik hervorheben möchte, lässt er sich diesmal von dem renommierten amerikanischen Jazz-Schlagzeuger John Riley seinen vorwärts treibenden Sound verfeinern. Unterstützt von Tenorsaxofonist Stefano Bedetti sowie Renato Chicco an der Hammondorgel ergeben die Tracks, die während einer Session im italienischen Forli entstanden sind, ein erlesenes Klangbild, ohne dabei die virtuosen Soli der vier Musiker zurückzudrängen. Im Fokus steht dabei Ratko Zjacas unverwechselbare Tonsprache, die in seinen neuen Album-Kompositionen bestimmt durch die Impulse des Schlagzeugers zum Tragen kommt. Auf ‚Light In The World‘ blitzt die Improvisationskultur des Jazz in schillernden Facetten immer wieder hervor. Für die Freunde rasanter Fusion-Mucke. (hb/sm)

Ratko Zjaca / Nocturnal Four – Light In The World (IN+OUT Records/Edel) CD 798747714327 // jetzt im Handel 7


JAZZ

KLAUS DOLDINGER'S PASSPORT „MOTHERHOOD“ ZUM ZWEITEN JAZZ Gleichsam Rückblick und Standortbestimmung ist Klaus Doldingers neues Album ‚Motherhood‘, das er mit Passport, Vokalisten und Solisten eingespielt hat. ‚Motherhood‘ gab es schon Ende der 1960er-Jahre, allerdings als Projektname. Dabei waren vor 50 Jahren die Vorliebe des Saxofonisten für freie Musik, Soul und seine große Melodienfindungsgabe die Antriebsfeder für das Projekt „The Motherhood“, das nun auf dem neuen Album ‚Motherhood‘ mit zehn Neuaufnahmen seine Fortsetzung findet. So markieren die Stücke „Soul Town“ und „Locomotive“ die heutige Sicht auf Doldingers Übergang von der Jazzrock-Phase zur Band Passport. Halb im Chanson steht Doldinger in „Turning Around“ vor dem Gesangsmikro, während China Moses in „Women’s Quarell“ die weibliche Seite dieses Blaxploitation-Songs hervorhebt. Max Mutzke setzt sein opulentes Stimmvolumen in „Song Of Dying“ ein, und Udo Lindenberg, erster Schlagzeuger von Passport, gibt in „Devil Don’t Take Me“ den Soul-Rocker. Die Instrumental-Stücke „Circus Polka“ und „Wade In The Water“ (mit Joo Kraus) schließen den Kreis zwischen „The Motherhood“ und dem neuen Album, das für klare Strukturen, jubelnde Melodien und knackige Saxofon-Soli steht. (hb)

Doldinger/Passport/Lindenberg/Mutzke/Moses – Motherhood (Warner) LP 190295257002 / CD 190295277352 // jetzt im Handel

NORAH JONES ZWISCHEN FREUDE UND SCHMERZ SOUL/BLUES/AMERICANA Norah Jones hatte noch gar nicht vor, ein neues Album zu veröffentlichen. Nachdem sie im Juli 2017 die Tournee mit dem Programm ‚Day Breaks‘ beendet hatte, wagte sie sich auf neues Terrain vor, und so entstand 2019 der experimentierfreudige Longplayer ‚Begin Again‘. Jetzt legt die neunfache Grammy-Gewinnerin ihr siebtes Album ‚Pick Me Up Off The Floor‘ vor. Business as usual? Weit gefehlt. In diversen Sessions und unterschiedlichsten Line-ups der vergangenen zwei Jahre präsentiert Norah Jones mit Unterstützung von Jeff Tweedy (Wilco), John Patitucci, Brian Blade und anderen Musikern elf beeindruckende Songs. Die Aufnahmen passen wunderbar zueinander und laden förmlich zum Träumen, Schmachten und Schwelgen ein. Sie sind groovy wie in „I‘m Alive“, tief im Soul verwurzelt wie in „Flame Twin“ oder im feinsten Americana wie in „Stumble On My Way“ verwebt. Dabei verwirbelt Norah Jones in ihnen Persönliches, Politisches, spezifischen Schmerz und gesellschaftliches Trauma zu einem lebhaften Gesamtkunstwerk. Ihr einzigartiger Sound ist von wohldosierten Prisen des Blues, Souls und Americanas geprägt. Entspannter Pianojazz, eine unverwechselbare Stimme und unglaublich viel Gefühl, einfach Norah Jones. (hb/sm)

Norah Jones – Pick Me Up Off The Floor (Blue Note/Universal) LP 602508748868 / CD 602508914263 // ab 12.6. im Handel

THE EVERETTES UNVERSTELLTE FRISCHE UND FRAUENPOWER SOUL/BLUES The Everettes, das sind drei Damen, die das fast vergessene Konzept der 60s-Girlgroup mit ihrem ganz individuellen Charme zurück in die Gegenwart bringen. Inspiriert durch Northern Soul, Stax und jüngere Neo-Soul-Revivals wird nicht die Frage der Genre-Richtung gestellt, sondern die Berliner Combo macht das, wonach ihr gerade ist. Ihre Melodien entzücken zum Groove der Band. Das gleichnamige Album ‚The Everettes‘ enthält vierzehn Songs aus eigener Feder, weitgehend live und analog eingespielt, mit wechselnden Lead- und Harmoniegesängen von Jess Roberts, Katharina Dommisch und Laura Niemeyer. Entstanden sind The Everettes aus der einst bekannten Band Floorettes. Fünf der Bandmitglieder sind heute noch dabei. Die Britin Jess, die mit ihrer Stärke beeindruckt, und die Halbkubanerin Laura, die die warmen Soul-Töne liefert, kamen neu dazu. Katharina erinnert wie in der Vorgängerband mit ihrem zarten, bestechenden Gesang an eine Carole King. Im Studio war es ihnen wichtig, dass möglichst viel Magie aus dem Live-Zusammenspiel auf der Platte zu hören ist, anstatt einen Perfektionismus der Tracks vorzustellen. Zu hören ist eine unverstellte Frische, die durch das gesamte Album zu hören ist. (sm)

The Everettes – The Everettes (Waterfall Records/Broken Silence) LP 4250579800808 / CD 4250579800792 // ab 29.5. im Handel 8LATTENLADEN-TIPPS-NEWSLETTER BESTELLEN: WWW.ALLMYMUSIC.DE


JAZZ

JASMIN TABATABAI JAGD AUF REHE

Sie ist einer der großen deutschen Fernseh- und Kinostars. Aber auch als Sängerin weiß Jasmin Tabatabai zu begeistern. Ihr Gesangsdebüt gab sie als Rockröhre im Blockbuster „Bandits“ zusammen mit Katja Riemann und Nicolette Krebitz. JAZZ Jetzt folgt die dritte CD-Veröffentlichung. Frei nach dem Motto „Vielfalt“ geben sich Jasmin Tabatabai und ihr musikalischer Partner, der Schweizer Musiker, Komponist und Produzent David Klein, mit ihrem neuesten Album ‚Jagd auf Rehe‘ dieser Prämisse hin. Keine stilistische Grenze, die nicht gesprengt, kein Genre, das nicht erforscht wird. Dies bedeutet aber nicht, dass eine Beliebigkeit herrscht. Im Gegenteil, Jasmin Tabatabai und David Klein handeln nach Kurt Weills inspirierender Überzeugung: „Ich habe den Unterschied zwischen ernster und leichter Musik nie anerkannt, es gibt nur gute und schlechte Musik“. Für

Jasmin Tabatabai steht fest: „Ich bin Künstlerin und erlaube mir, mich in den verschiedensten Facetten auszudrücken.“ Das Album zeigt eine meditative Version von Schuberts „Ständchen“ sowie entscheidende Neudeutungen von Nick Drakes „River Man“ und Annie Lennox’ „Why“, und auch der Soul findet in Hildegard Knefs und Cole Porters „Sei mal verliebt“ seinen Platz. Tabatabais rauchiges Timbre kommt voll und ganz mit ihren Begleitern zur Geltung. Expressive Soli, gnadenlose Grooves und vielschichtige Interpretationen sind auf dem Album festgehalten. Sarah Markgraf

Jasmin Tabatabai / David Klein Quintett – Jagd auf Rehe (Jadavi Records/Galileo Music) CD 4250095883446 // jetzt im Handel

NINA SIMONE EIN ECHTER SCHATZ

Große Kunst entsteht oft in den finstersten Stunden. Nina Simones nahezu vergessenes Album ‚Fodder On My Wings‘, aufgenommen 1982, kurz nachdem sie nach Paris gezogen war, ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. SOUL-JAZZ Es war eines von ihren Lieblingsalben, das ursprünglich für ein kleines französisches Label aufgenommen wurde und nur sporadisch erhältlich war. Jetzt wird das faszinierende Werk mit drei Bonustracks in einer liebevollen Edition wiederveröffentlicht. Ihre psychische Erkrankung hatte sich verschlimmert, ihr Familienleben lag in Trümmern, doch musikalisch ging Nina Simone auf dem Album neue Wege. Ihre Stimme war spröder und härter, brachte ihre Gefühle aber mit einer ungewöhnlichen Intensität hervor. Statt elegantem Swing und zärtlichen Balladen setzte sie auf ‚Fodder On My Wings‘ auf afrikanische und karibische Elemente, fetzige Bläsersätze und poppige Grooves, zu hören in Tracks wie „Liberian Calypso“ oder „I Sing Just To Know That I'm Alive“. Das Album entstand in einer Zeit, in der Nina von ihrer neuen Umgebung und der

Pariser Szene musikalisch verjüngt wurde. Ihre Band bestand hauptsächlich aus afrikanischen Musikern, darunter der legendäre Jazz-Fusion-Drummer Paco Séry. Bis auf „Alone Again Naturally“ (Musik: Gilbert O’Sullivan) stammen alle Songs aus Simones Feder und sind teilweise geradezu schmerzhaft persönliche Statements der Sängerin und Pianistin. Helmut Blecher

Nina Simone – Fodder On My Wings (Verve/Universal) LP 602508265334 / CD 602508273810 // ab 29.5. im Handel 9


JAZZ

CÉLINE BONACINA NEUE FARBEN JAZZ/POST-BOP Die junge französische Bariton-Saxofonistin Céline Bonacina spielte bereits mit Künstlern wie dem kubanischen Pianisten Omar Sosa und dem Saxofonisten Andy Sheppard. Ihr Debütalbum ‚Vue d’en Haut‘ wurde von der französischen Jazzpresse begeistert aufgenommen. Erfrischend unkonventionell und gleichermaßen relaxt, holt sie aus ihrem Instrument ein unglaublich breites Spektrum an Klangmöglichkeiten heraus, beherrscht alle technischen Kabinettstückchen und verliert dabei nie jenen lässigen Groove, der sich auf Anhieb in die Gehörgänge schleicht. Mit ihrem fünften Album ‚Fly Fly‘ findet Céline Bonacina die Grundlagen ihres Stils, einen melodischen Jazz, der ständig von belebenden Rhythmen und neuen Klangfarben getragen wird. Begleitet von ihrer neuen Band, bestehend aus dem kanadischen Bassisten Chris Jennings, dem französischen Drummer Jean Luc di Fraya und Gitarrist Pierre Durand, sorgt die energievolle, emotional zupackende Musik für die notwendige Leichtigkeit, der es aber keineswegs an Erdung fehlt. Mit großer Souveränität und leidenschaftlicher Vehemenz holt Bonacina aus verschiedensten stilistischen Spielarten von Jazz, Funk und freier Improvisation das Beste für sich heraus. (hb)

Céline Bonacina – Fly Fly (Cristal Records/Edel) CD 190759877722 // ab 29.5. im Handel

UTE LEMPER RENDEZVOUS MIT MARLENE JAZZ Anlass dieses Albums ist ein dreistündiges Telefonat zwischen Marlene Dietrich und Ute Lemper, das 1988 in Paris geführt wurde. Nachdem Ute Lemper den französischen Molière-Preis für ihren Auftritt im Pariser Cabaret erhielt, schickte sie eine Postkarte an Marlene, in der sie sich für die Medienaufmerksamkeit entschuldigte, die sie immerzu mit Marlene Dietrich ver­ glichen. Ute stand erst am Anfang ihrer Theater- und Musikkarriere, während Marlene auf ein langes Leben mit Filmen, Musik, Liebesgeschichten und Ruhm zurückblickte. Das Telefonat war für Ute Lemper ein heimliches Geschenk. Sie erhielt tiefe Einblicke in Marlenes Leben, ihr Werk, ihren Stil, ihre Trauer und ihre Faszination. Sechs Tage vor der Premiere von Ute Lemper in der Rolle der Lola in der Produktion des Blauen Engels 1992 in Berlin – der Rolle, die Marlene 1928 zum Star gemacht hatte – starb Marlene Dietrich in Paris. Nach ihrer glamourösen Beerdigung in La Madeleine fand Marlene ihre letzte Ruhe in Berlin. Ute Lemper erzählt mit ihrem Album die Geschichte von Marlene Dietrich und singt ihre fabelhaften Lieder aus allen Kapiteln ihres Lebens, von den Berliner Kabarettjahren bis zu ihren fabelhaften Burt-Bacharach-Kollaborationen. (sm)

Ute Lemper – Rendezvous with Marlene (Jazzhaus Records/in-akustik) CD 4260075861869 // jetzt im Handel

JAZZ AT BERLIN PHILHARMONIC X EINE SPANNENDE BEZIEHUNG JAZZ Auf der kulturellen Weltkarte steht East-West für das spannungsreiche Verhältnis zwischen Europa und Asien, zwischen Okzident und Orient. Von der Renaissance bis heute kann man im Westen Wellen der Begeisterung für die östliche Kultur beobachten. Auch der Jazz hat seit seiner Entstehung vor gut hundert Jahren stets Elemente anderer Kulturen aufgenommen. Jazz at Berlin Philharmonic widmete der spannenden Beziehung zwischen Ost und West einen Konzertabend: Das südkoreanische Quartett Black String der Geomungo-Spielerin Yoon Jeong Heo trägt die eineinhalb Jahrtausende koreanische Musiktradition mitreißend und kunstvoll in die Moderne und den Jazz. Das Trio NES der Sängerin und Cellistin Nesrine Belmokh kreiert aus der Musik der Mittelmeerregion seinen eigenen Sound. Als Gast kommt der marokkanische Oud- und Gimbri-Spieler Majid Bekkas hinzu, der den Gnawa-Blues seiner Heimat schon oft in Projekte von der „folklore imaginaire“ bis Avantgarde-Jazz eingebracht hat. Und als perfektes Bindeglied fungiert der französisch-vietnamesische Gitarrist Nguyên Lê, ein Pionier der Vermittlung zwischen Jazz, Rock und asiatischer Volksmusik. Gemeinsam zelebrieren sie eine Begegnung von Ost und West. (sm)

Jazz At Berlin Philharmonic X – East-West (ACT/Edel) CD 614427991324 // ab 29.5. im Handel 10LATTENLADEN-TIPPS-NEWSLETTER BESTELLEN: WWW.ALLMYMUSIC.DE


JAZZ

TOP 20 KLASSIK-CHARTS MAI 2020

2

1

1

Debussy - Rameau

1 g

Víkingur Ólafsson

2

Beethoven: Complete Piano Sonatas

2 g

Igor Levit

3

Neujahrskonzert 2020 / New Year's Concert 2020

4 k

Andris Nelsons & Wiener Philharmoniker

4

Belle Époque

3 m

Daniel Hope

5

Classic

16 k

Hauser

6

Wien

7 k

Jonas Kaufmann

7

Seven Days Walking (Day 1-7)

14 k

Ludovico Einaudi

8

Wagner: Die Walküre, WWV 86B

NEU

Sir Simon Rattle & Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

9

Beethoven: Unknown Solo Piano Works

NEU

Matthias Kirschnereit

10

Johann Sebastian Bach

10 g

Víkingur Ólafsson

DG

Sony Classical

Sony Classical

3

11

Last And First Men

19 k

Jóhann Jóhannsson & Yair Elazar Glotman

12

Discovery Of Passion

NEU

Dorothee Oberlinger, Dmitry Sinkovsky & Ensemble 1700

13

Life

REE

Igor Levit

14 DG

Sony Classical

Sony Classical

Decca Records

BR-Klassik

Berlin Classics

DG

5 m

DG

DG

Sony Classical

Beethoven: Complete Symphonies Andris Nelsons & Wiener Philharmoniker

DG

15

Johann Sebastian Bach - JohannesPassion (2nd Version. 1725)

NEU

Ælbgut, Wunderkammer

16

Mozart: Symphonies Nos. 39, 40 & 41 Jupiter

Coviello Classics

Harmonia Mundi

6 m

Riccardo Minasi & Ensemble Resonanz

17

The Diabelli Project

NEU

Rudolf Buchbinder

18

Pavarotti - The Greatest Hits

11 m

Luciano Pavarotti

19

Richard Strauss: Die Frau ohne Schatten

NEU

Stephen Gould, Camilly Nylund

20

Mahler Symphonies & Orchestral Song Cycles (Recorded 1988-2014)

REE

Michael Gielen, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Die Offiziellen Deutschen Klassik-Charts werden von GfK Entertainment im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. ermittelt. Basis der Top 20 sind die Verkaufs- bzw. Nutzungsdaten von Klassik-Alben im Zeitraum 03.04.2020 -07.05.2020.

DG

Decca Records

Orfeo

SWR Klassik

GfK Entertainment


FACHHANDEL DES MONATS

RUTH KÖNIG KLASSIK & JAZZ, KIEL „Wozu brauche ich das Internet, wenn ich Ruth König anrufen kann?“ Das sagen sich viele Kunden nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern aus vielen Ecken Deutschlands und Europas – sogar aus Schweden und Norwegen. Kein Wunder: Wer den kleinen und gepflegt sortierten Laden in der Kieler Innenstadt betritt, spürt sofort, dass die Inhaberin eine ganz besondere Liebe zur klassischen Musik besitzt. Ruth König will aus erster Hand das erleben, was sie ihren Kundinnen und Kunden auf CD und DVD anbietet. Kein Wunder, dass Beratung bei Ruth König Klassik an oberster Stelle steht und als Markenzeichen für das 1996 gegründete Fachgeschäft gilt. Über 10.000 CD-Titel stehen dem Kunden zur Verfügung, darunter auch so mancher „Exot“ aus Klassik, Jazz, Musik für Kinder und Hörbücher neben einer großen Anzahl DVDs mit Opern und Konzerten. Hinzu kommen Perlen der gehobenen Unterhaltungsmusik früherer Jahrzehnte bis hin zu ausgewählten Pop-Neuerscheinungen. Auch Literaturfreunde kommen auf ihre Kosten: Sie finden bei Ruth König Klassik ein besonderes Angebot an Büchern mit Bezug zur klassischen Musik vor. Bestellungen selbst ausgefallener Titel sind ebenso selbstverständlich wie schneller und reibungsloser Versand. R uth König Klassik & Jazz, Dänische Str. 7, 24103 Kiel, Tel.: 0431 - 95 280, Fax: 0431 - 95 281 E-Mail: info@ruth-koenig-klassik.de, www.ruth-koenig-klassik.de Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10:00 bis 18:30 Uhr, Samstag bis 16:00 Uhr

FACHHÄNDLER

T = Ticket-Händler

Bad Neuenahr-Ahrweiler, aktiv musik Plattenkiste, hgh53474@gmx.de, Tel.: 02641 - 240 86 Bad Segeberg, Sound Eck, www.soundeck.de, Tel.: 04551 - 948 36 Berlin, Musik Cantus-Riedel, www.cantus-riedel.de, Tel.: 030 - 8827 394 Berlin, Oldschool, www.oldschool-berlin.com, Tel.: 030 - 8867 5944 Berlin, L&P Classics, www.facebook.com/www.lpclassics.de, Tel.: 030 - 880 430 43 Berlin, Shop in der Berliner Philharmonie, www.berliner-philharmoniker.de, Tel.: 030 - 254 88 131 Bochum, aktiv Musicpoint, www.facebook.com/MusicpointPlattenladenBochum, Tel.: 0234 - 144 30 Bonn, Beethoven-Haus Shop, www.beethoven.de, Tel.: 0228 - 981 75 37 Braunschweig, Buchhandlung Graff, www.graff.de, Tel.: 0531 - 480 89 50 Buchholz, Smile Records, www.smile-records.de, Tel.: 04181 - 381 36 Darmstadt, CD Bessungen, cdbessungen@amm.de, Tel.: 06151 - 291 705 Dresden, Opus 61 Klassik Jazz, www.opus61-dresden.de, Tel.: 0351 - 486 17 48 Dresden, Sweetwater, www.sweetwaterjazz.de, Tel.: 0351 - 26 41 270 Erlangen, musica records & books, info@musica.de, Tel.: 09131 - 81 61 30 Erlangen, Bongartz – Musik in allen Formaten, www.bongartz-musik.de, Tel.: 09131 - 90 80 520 Essen, proust wörter + töne, www.buchhandlung-proust.de, Tel.: 0201 - 83 96 840 Frankfurt/Main, CDs am Goethe-Haus, www.cdsamgoethehaus.de, Tel.: 069 - 287 606 Freiburg, Musicus, www.musicus-freiburg.de, Tel.: 0761 - 20 777 0 Freiburg, Compact Disc Center, www.cdcfreiburg.de, Tel.: 0761 - 371 71 Freiburg, Rombach Klassik (Buchhandlung), www.buchhandlung-rombach.de, Tel.: 0761 - 45 00 2499 Fürstenwalde, Musik & Buch Wolff, www.musikbuchwolff.de, Tel.: 03361 - 710 957 Göttingen, Tonkost, www.tonkost-cd.de, Tel.: 0551 - 495 699 50 Hamburg, Hanse CD Musik im Hanse-Viertel, www.hanse-cd.de, Tel.: 040 - 340 561 Karlsruhe, Musikhaus Schlaile, www.schlaile.de, Tel.: 0721 - 130 215 Kassel, Bauer & Hieber – Bei Musik Eichler, www.bauer-hieber.com, Tel.: 0561 - 739 68 110 Kiel, Ruth König Klassik & Jazz, www.ruth-koenig-klassik.de, Tel.: 0431 - 95 280 Koblenz, Musik Thilemann, www.musik-thilemann.com, Tel.: 0261 - 300 160 Köln, Musikhaus Tonger, www.musik-tonger.de, Tel.: 0221 - 16 845 848 Königs Wusterhausen, Musikladen & Theaterkasse, www.musikladen-kw.de, Tel.: 03375 - 202 515 Krefeld, Sym-Phon, symphon@web.de, Tel.: 02151 - 288 88 Landsberg am Lech, Discy, www.discy.de, Tel.: 08191 - 92 20 42 Leipzig, Gewandhaus-Shop, www.gewandhaus-shop.de, Tel.: 0341 - 12 70 396 Leonberg, Die Tonleiter, www.dietonleiter.de, Tel.: 07152 - 484 66 Mainz, Mainzer Musikalienzentrum, www.mmz.de, Tel.: 06131 - 912 999 0 München, Bauer & Hieber Musikalienzentrum München, www.muenchen.bauer-hieber.com, Tel.: 089 - 211 146 0 Trier, Reisser Musik, www.musikhaus-trier.de, Tel.: 0651 - 978 45 19 Tübingen, Rimpo Tonträger, www.rimpo.de, Tel.: 07071 - 234 56 Velbert, Musik Schallowetz, www.musik-schallowetz.de, Tel.: 02051 - 44 57 Weimar, Musikhaus 19, www.musikhaus19.de, Tel.: 03643 - 900 9442 Wiesbaden, La Musica, lamusica@t-online.de, Tel.: 0611 - 360 5667 Zittau, CD Studio Zittau, www.treffpunktmusikshop.de, Tel.: 03583 - 704 200

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