»Es gibt Leute, die denken, Fußball ist eine Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann noch sehr viel ernster ist.« Bill Shankly, raus aus dem abseits: Das interkulturelle Projekt »Fußball ohne Grenzen«. Seite 8
fussball für philosophen: Die »Liga der Gentlemen« in der Türkei. Seite 16
futebol! futebol! Fußball und Demokratie in Brasilien. Seite 24
Geschichten in diesem Heft Teilnehmer der WM in Brasilien
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eine für alle: Palästinensische Mädchen und Frauen am Ball. Seite 12
»spielen lindert unseren schmerz«: Das lesbische Fußballteam Chosen FEW aus Johannesburg. Seite 22
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Frage von Leben und Tod. ihnen versichern, dass es ehem. Trainer des FC Liverpool
insel der hoffnung: Der ungewöhnliche Club Partizan Minsk. Seite 18
blut und spiele: Tote auf den WMBaustellen in Katar. Seite 26
spielfelder statt minenfelder: »Spirit of Soccer« klärt durch Fußball auf. Seite 20
ausserdem in diesem heft: elf freundinnen und freunde für die menschenrechte: Seite 4 botschafter einer besseren welt: Fußball, Wirtschaft, Politik und Menschenrechte. Seite 6 »nazis haben in fankurven nichts zu suchen«: Alex Schulz von ProFans über Rassismus im Stadion. Seite 10 kein einfaches verhältnis: Polizeigewalt bei Fußballspielen. Seite 11
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ein anderes spiel ist möglich Es ist das größte globale Sportereignis, und selbst wer sich nicht dafür interessiert, wird den Medienhype kaum ignorieren können, der mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien unweigerlich einsetzen wird. Schließlich ist diese Sportart universell beliebt, auch, weil man sie überall und ohne besonderen Aufwand praktizieren kann. Vor allem aber kann das Spiel Menschen unabhängig von sozialer Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung verbinden. So wie das palästinensische Frauenteam oder die Flüchtlingsmannschaft von Hansa 07 aus Berlin-Kreuzberg oder die Spieler und Fans von Partizan Minsk, über die wir auf den folgenden Seiten berichten. Die Fußballspielerinnen und Spieler mögen geografisch weit voneinander entfernt leben, sie vereint aber doch die gleiche Freude und der unbedingte Wille, sich gegen Vorurteile und Ressentiments durchzusetzen. Den Spaß lassen sich auch die Fußballerinnen von Chosen FEW in Johannesburg oder die »Liga der Gentlemen« aus Istanbul nicht nehmen – allen Widerständen zum Trotz. Bei einem Spektakel wie der FußballWM geht es jedoch schon lange nicht mehr allein um das Spiel. Spätestens seit über die katastrophalen Zustände auf den WM-Baustellen in Katar berichtet wurde, stehen die Großereignisse selbst in der Kritik. Denn die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen widersprechen dem harmonischen Image, das die Verantwortlichen dem Turnier gern geben würden. 2018 soll die WM in Russland stattfinden – ebenfalls ein Austragungsort, der alles andere als unproblematisch erscheint. Und schon im Vorfeld der aktuellen WM in Brasilien wird das Ereignis von Berichten über Demonstrationen und gewalttätige Auseinandersetzungen überlagert. Menschenrechtliche Aspekte haben bislang bei der WM-Vergabe keine Rolle gespielt. Das könnte sich vielleicht bald ändern. Der Fußball und seine Fans hätten es verdient.
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elf freundinnen und freunde sócrates Das brasilianische Fußball-Idol (1954–2011) engagierte sich gegen die Militärdiktatur, die von 1964 bis 1985 in Brasilien herrschte. Er gehörte zu den treibenden Kräften der »Demokratie von Corinthians«: Als Zeichen gegen die Diktatur gestalteten die Spieler des Klubs Corinthians São Paulo das Vereinsleben per Mehrheitsbeschluss und trugen auf den Trikots politische Botschaften.
didier drogba Der Weltklassestürmer und Kapitän des ivorischen Nationalteams nutzt seit vielen Jahren seine Popularität, um in seinem Heimatland zum Frieden aufzurufen. Als er 2007 zum besten Fußballer Afrikas gewählt wurde, präsentierte er den Pokal als Symbol der Versöhnung sowohl in der Hauptstadt als auch im Rebellengebiet. Später wurde er Mitglied einer Kommission, die sich seit den schweren Unruhen im Herbst 2010 für einen friedlichen Dialog einsetzt.
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carlos caszely In Chile wurden nach dem Putsch vom 11. September 1973 Oppositionelle im Nationalstadion gefoltert und ermordet. Als die Nationalmannschaft zum Empfang mit Diktator Pinochet musste, verweigerte ihm Stürmer Carlos Caszely den Handschlag: »Ich hatte diese Pflicht als Mensch. Ich spürte in meinem Rücken das ganze chilenische Volk, das unter Pinochet und seinem Terror litt.«
rachid mekhloufi Der aus Algerien stammende Stürmer der französischen Nationalmannschaft gab 1958 alles auf, um mit Fußball die Unabhängigkeitsbewegung seiner Heimat zu unterstützen. Er gehörte zu den ersten Spielern der »Unabhängigkeitself«, der Nationalmannschaft Algeriens, das damals noch gar nicht als eigener Staat existierte, und machte die Anliegen seiner Landsleute weltweit bekannt.
lilian thuram 2008 gründete der französische Weltmeister von 1998 eine nach ihm benannte Stiftung, die sich gegen Rassismus und für eine Erziehung zur Toleranz einsetzt. Außerdem unterstützte Thuram die Amnesty-Kampagne, die strengere Regeln für den internationalen Waffenhandel forderte.
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für die menschenrechte seyni ndir seck Die ehemalige Kapitänin der senegalesischen Frauen-Nationalmannschaft setzt sich in ihrer Heimat für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein – kein leichtes Unterfangen in einer patriarchal geprägten Gesellschaft. Sie ist Präsidentin des Vereins »Ladies’ Turn«, der 2009 das erste Mädchenfußballturnier im Senegal veranstaltete.
predrag paŠiĆ Als Jugoslawien in den neunziger Jahren im Krieg zwischen Serben, Kroaten, Bosniern und Kosovaren unterging, blieb Nationalspieler Predrag Pašić in seiner belagerten Heimatstadt Sarajewo und gründete eine multi-ethnische Fußballschule für Kinder.
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kevin-prince boateng Der Deutsch-Ghanaer wurde im Januar 2013 als Spieler des AC Mailand während eines Freundschaftsspiels wiederholt rassistisch beleidigt. Aus Protest schoss er den Ball in Richtung der Tribüne, von der die Beleidigungen kamen, und ging vom Platz. Im März 2013 sprach er bei einer UNO-Veranstaltung zum Thema Rassismus und Sport: »Rassismus muss aktiv bekämpft werden, er verschwindet nicht von selbst.«
thomas hitzlsperger Der ehemalige Nationalspieler ist der erste deutsche Profifußballspieler, der öffentlich erklärte, homosexuell zu sein. Nach seinem Coming-Out im Januar 2014 erklärte er: »Leute, die homophob sind und andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität, sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr.«
Gezeichnet von Gabriel Holzner
césar luis menotti Der argentinische Nationaltrainer verweigerte bei der WM 1978 in seinem Heimatland dem Präsidenten der Militärjunta nach dem Titelgewinn den Handschlag. Später sagte er: »Meine Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt.«
nadine angerer Die Torhüterin der deutschen Nationalmannschaft und Weltfußballerin des Jahres 2013 unterstützt sowohl soziale Fußballprojekte in Südafrika und Mosambik als auch die Frauenrechtsorganisation »Terre des Femmes«: »Ich fühle mit all den Frauen, für die sich ›Terre des Femmes‹ einsetzt, damit sie nicht mehr massive Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen ihrer Freiheit erleiden müssen.«
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botschafter einer besseren welt Der enorme wirtschaftliche Aufwand für sportliche Großereignisse wie die Fußball-WM engt den politischen Spielraum drastisch ein. Das macht es auch schwieriger, menschenrechtliche Mindeststandards durchzusetzen. Von Martin Krauß Sport, Demokratie, Menschenrechte, Proteste – ein schwieriges Feld. Aber lassen wir es doch Thomas Bach, den deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), selbst sagen: »An den Wettkampfstätten haben politische Auseinandersetzungen nichts verloren. Davor müssen wir unsere Athleten schützen.« Ähnlich tönt es aus anderen Funktionärsmündern. Sepp Blatter, Chef des Weltfußballverbandes FIFA, jammerte vor einem Jahr, als in Brasilien massive Sozialproteste den Confed-Cup und andere Vorbereitungen zur Fußball-WM 2014 erschütterten, die Demonstranten hätten den Fußball quasi gekapert, um ihn für ihre Zwecke zu missbrauchen. Dass sich etliche brasilianische Nationalspieler mit den Demonstranten solidarisierten, gefiel der FIFA gar nicht. Blatters und Bachs Vorstellung von der Fußball-WM 2014 in Brasilien ist die eines weitgehend zweckfreien Aufeinandertreffens junger ballsportverrückter Männer in kurzen Hosen auf grünen Wiesen. Dafür wird allerdings ein bemerkenswerter Aufwand betrieben. Weit über zehn Milliarden Euro kostet das Weltereignis, vor allem Flughäfen und Stadien kommen teuer. In Brasilien findet mit der WM 2014 zwar das – nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi – nächste sportliche Großereignis statt, aber erstaunlicherweise liest man, wenn es um die Rolle der Menschenrechte geht, hierzulande mehr über die WM 2018 in Russland und 2022 in Katar. Nicht einmal die Massenproteste gegen die horrende Geldverschwendung änderten etwas an dieser Wahrnehmung. In Russland und Katar, das weiß man, werden Menschenrechte verletzt: Die Gesetze gegen »homosexuelle Propaganda« in Russland dienen zur Unterdrückung von Schwulen und Lesben. Es gibt sichere Informationen über Tausende illegal beschäftigte Arbeiter auf Baustellen, denen oft die Pässe abgenommen werden, was ihre Möglichkeiten, sich juristisch oder gewerkschaftlich zu wehren, drastisch einschränkt. Für die Winterspiele in Sotschi waren etwa 40.000 Arbeiter beschäftigt, für die Fußball-WM in Russland mit ihren zehn Stadien werden es wesentlich mehr sein. Auf die katastrophalen Bedingungen in Katar hat kürzlich ein Bericht von Amnesty International hingewiesen. Meist aus südasiatischen Ländern wie
Nepal stammende Arbeitsmigranten werden wie Zwangsarbeiter gehalten, der Lohn wird ihnen verweigert, sie müssen in Massenunterkünften unter miserablen hygienischen Bedingungen und ohne Strom hausen. Der Berliner Sportphilosoph und -soziologe Gunter Gebauer steht mit seiner Einschätzung, Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften könnten nur noch »in Staaten mit autoritärer Führung« stattfinden, nicht allein da. In demokratischen Gesellschaften, lautet das Argument, stießen solche Mega-Events auf Ablehnung: Daher seien die Olympiabewerbungen Münchens, Graubündens und Stockholms für 2022 am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Auf solchen Überlegungen basiert auch die Forderung, IOC und FIFA sollten die Vergabe ihrer Weltereignisse an menschenrechtliche Mindeststandards koppeln. Die Forderung ist nicht ohne Brisanz, birgt sie doch die Gefahr, dass die einmal formulierten Mindest- bald zu Normal-, wenn nicht gar Maximalstandards werden. Das sozialdemokratisch regierte Brasilien würde auf politischer Ebene die wie auch immer ausformulierten Mindeststandards definitiv erfüllen. Gleichwohl offenbaren sich bei genauerem Hinschauen menschenrechtliche Probleme, die nicht durch die Regierung, sondern das Mega-Event selbst verursacht werden: durch den brutalen Kosten- und Zeitdruck. Vier Todesfälle an WM-Baustellen in Brasilien gab es bislang. Im Dezember 2013 starben zwei Arbeiter, als ein Kran auf das Dach des Stadions in São Paulo krachte, im Juni 2012 stürzte ein Arbeiter in Brasilia aus 30 Meter Höhe und im März 2013 kam ein Arbeiter in der Amazônia-Arena in Manaus ebenfalls durch einen Sturz ums Leben. Es ist dieser Druck – und keineswegs böser Wille der Regierung –, durch den auch das entsteht, was im brasilianischen Strafgesetzbuch als »Trabalho Escravo Moderno« verfolgt wird: moderne Sklavenarbeit. Ende 2013 entdeckten staatliche Inspektoren, dass bei Arbeiten am Flughafen von São Paulo – ein WM-Projekt – 111 Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften müssen. Zwischen 2003 und 2011 wurden in Brasilien insgesamt 33.392 Menschen von der Polizei aus ihrer Versklavung befreit. Wie auch in Russland und Katar sind es meist temporär beschäftigte Arbeitsmigranten mit schlechten Sprachkenntnissen, denen
Sportliche Mega-Events machen Gesellschaften nicht schöner und besser, sondern nur moderner.
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zu erobern. Als die Fußball-WM 2010 in Südafrika stattfand, war das der Versuch, den afrikanischen Kontinent als Markt für die Ware Fußball, das heißt vor allem für die Fernsehrechte, zu erschließen. Eine ähnliche Motivation steht hinter Brasilien 2014: Zum ersten Mal findet in dieser fußballhistorisch bedeutenden Nation eine WM statt – eine hervorragende Möglichkeit, die Verwertung des lateinamerikanischen Fußballs massiv zu steigern. Auch 2018 in Russland und 2022 in Katar geht es um die Erschließung neuer Märkte, und es gehört nicht viel analytisch-prognostischer Verstand dazu, vorherzusagen, dass über kurz oder lang auch China und Indien Austragungsländer für Fußball-Weltmeisterschaften werden. Mit der WM 2002 in Südkorea und Japan wurde bereits der erste Schritt in den riesigen asiatischen Markt unternommen. Es geht also in erster Linie um wirtschaftliche Interessen und das engt politische Spielräume – etwa für die Durchsetzung von menschenrechtlichen Mindeststandards – massiv ein. Zudem sind die Adressaten solcher Forderungen, IOC und FIFA, demokratischer Kontrolle entrückt und genießen nach wie vor ein halbwegs positives Image. Das wiederum verdanken sie dem Sport, als dessen Sachwalter sie sich geben.
Foto: Laurence Griffiths / Getty Images
die Pässe abgenommen wurden und die sich, um überhaupt nach Brasilien gelangen zu können, hoffnungslos verschuldet haben. Anders als es sein gutes Image nahelegt, sind weder der Sport im Allgemeinen, noch der Fußball im Speziellen Botschafter einer besseren Welt – zumindest nicht, wenn sie von IOC und FIFA organisiert werden, und wenn sie, als teure Weltereignisse präsentiert, vor allem dem Zweck dienen, die Ausrichterstädte und -länder investorenfreundlich umzugestalten. Große Sportereignisse kommen zwar in jüngerer Zeit mit dem Versprechen von Arbeitsplätzen daher, aber die erweisen sich fast immer als kurzfristige, unterbezahlte Jobs am Bau, für die billige Arbeitsmigranten angeheuert werden. Und die verbesserte Infrastruktur bedeutet meistens gravierende städtebauliche Veränderungen: Aus bezahlbaren Mietwohnungen werden Luxusappartements, einkommensschwächere Menschen – und erst recht Obdachlose – werden aus den Innenstädten vertrieben. Sportliche Mega-Events machen also Gesellschaften nicht schöner und besser, sondern nur moderner. Der Grund, warum IOC und FIFA diese Events an immer neuen Orten, wie z.B. in Katar oder Sotschi, stattfinden lassen, liegt auf der Hand: Dahinter steht das klare Kalkül, neue Märkte
Freizeitkick am Strand. Fußballerinnen und Fußballer in Rio de Janeiro.
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raus aus dem abseits
»Die Champions sind für mich wie eine Familie.« Spieler von »Champions ohne Grenzen«.
Das interkulturelle Projekt »Champions ohne Grenzen« bietet Flüchtlingen und Asylsuchenden in Berlin die Möglichkeit, gemeinsam und mit Einheimischen Fußball zu spielen und ihren oft tristen Alltag zu vergessen. Von Daniel Kreuz Schon als kleiner Junge spielte Sumon* begeistert Fußball. In seiner Heimat Bangladesch kickte er mit seinen Freunden auf Feldern und Wiesen, mit improvisierten Toren und Bällen, die sie aus Plastik und Kleidungsfetzen zusammengeflickt hatten. Seit Ende 2010 lebt Sumon in Deutschland. Und
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die Freude am Fußball gehört zu den wenigen Dingen, die ihm von seinem alten Leben geblieben sind. Der heute 28-Jährige musste aus Bangladesch fliehen und seine Familie zurücklassen. Alles, was er mitnehmen konnte, passte in einen Koffer. Der Journalist hatte wegen seiner Artikel und Recherchen Morddrohungen erhalten. Von den Behörden konnte er keinen Schutz erwarten, sie waren höchstwahrscheinlich selbst verwickelt. Deshalb beantragte er in Deutschland Asyl. Seitdem kann er nichts anderes tun als warten, denn arbeiten gehen darf er laut Gesetz nicht.
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Foto: Weil Fussball verbindet! e.V.
Doch dank des Fußballs hat er zumindest für einige Stunden in der Woche eine neue Heimat gefunden: Jeden Mittwoch schnürt Sumon in Berlin-Kreuzberg seine Fußballschuhe für die »Champions ohne Grenzen«. Das interkulturelle Fußballprojekt ist ein offenes und kostenloses Trainingsangebot, das Flüchtlingen und Asylbewerbern eine Abwechslung zu ihrem oft tristen Alltag bieten und sie aus der gesellschaftlichen Isolation herausholen möchte. Im April 2012 wurde das Projekt von dem Verein »… weil Fussball verbindet« ins Leben gerufen, den Kunstrasenplatz stellt der FSV Hansa 07 Berlin zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt durch Fördergelder und Spenden. Die meisten Teammitglieder sind Männer, aber auch Frauen machen mit. Mittlerweile nehmen im Durchschnitt an die 30 Spieler und Spielerinnen am Training teil, insgesamt gibt es einen Pool von rund 50 »Champions«. Der Großteil stammt aus Afghanistan, Iran und Mali, andere kommen aus Kamerun, Irak oder Syrien. Auch Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund spielen bei den »Champions« mit, die regelmäßig an Fußballturnieren teilnehmen und Freundschaftsspiele bestreiten. Carolin Gaffron gehört zu den Gründerinnen des Projekts. Die 32-Jährige hat einen Abschluss in Soziokulturellen Studien und spielt seit ihrem zwölften Lebensjahr Fußball. Gemeinsam mit Arne Sprengel, der ebenfalls bei »Champions ohne Grenzen« aktiv ist, leitet sie das Training: »Es sind 90 Minuten, in denen die Flüchtlinge und Asylsuchenden nicht über ihre Situation und ihre Sorgen nachdenken müssen oder über das, was sie Schreckliches in ihrer Heimat oder auf der Flucht erlebt haben. Bei uns können sie 90 Minuten an Fußball denken und abschalten.« Und bei den 90 Minuten bleibt es nicht – denn es geht um mehr als Fußball: Die Organisatoren unterstützen die Flüchtlinge, wenn sie Schwierigkeiten haben, einen Sprachkurs zu finden, oder bringen sie in Kontakt mit Beratungsstellen, wenn es rechtliche oder gesundheitliche Probleme gibt. Die Spieler unterstützen sich auch gegenseitig und übernehmen Verantwortung – diese Selbstbestimmung und Teilhabe auf Augenhöhe wird ihnen von den Behörden nur allzu oft verwehrt. Zwischen Trainern und Spielern sind viele Freundschaften entstanden. Und einige Spieler leiten mittlerweile selbst Fußballtrainings für Flüchtlingskinder. Ein paar Spieler haben bereits in ihren Heimatländern in höherklassigen Ligen gespielt. Die »Champions« sind zwar eine Freizeitmannschaft, aber das Niveau ist hoch, wie Gaffron erklärt: »Wir haben bei uns Spieler, da würden sich andere Teams freuen, sie in ihrer Mannschaft zu haben.«
Sumon ist ein technisch versierter Spieler, der im Training viel Einsatz zeigt: »Am liebsten bin ich Innenverteidiger.« Auch in Bangladesch war Sumon Verteidiger – dort verteidigte er die Rechte von Minderheiten und Schwachen. Als Buddhist gehörte er in dem muslimisch dominierten Land selbst einer Minderheit an: »Wir haben es in meiner Heimat sehr schwer.« Mit seiner Arbeit wollte der Journalist zeigen, dass sich Minderheiten mit der Verletzung ihrer Rechte nicht abfinden müssen. Er berichtete kritisch über Diskriminierung und über radikale Islamisten, aber auch über korrupte Beamte und Politiker und gefälschte Wahlen. Mehrmals erhielt er Morddrohungen. Eines Tages wurde er auf offener Straße entführt und stundenlang geschlagen. Man drohte ihm mit dem Tod, sollte er seine Arbeit nicht einstellen. Die Folgen der Misshandlung lassen sich noch heute auf seinem Hinterkopf erkennen. Sumon vermutet, dass die Täter Mitarbeiter eines Geheimdienstes waren. Einige Wochen später wurde er nach Deutschland eingeladen, um an einer Universität über die eingeschränkte Meinungsfreiheit in Bangladesch zu berichten. Trotz der drohenden Gefahr wollte er danach zurückkehren, doch seine Familie riet ihm, in Deutschland zu bleiben: »Du bist hier nicht mehr sicher.« Er beschloss daher, Asyl zu beantragen. Die erste Zeit in Deutschland verbachte Sumon in einer abgelegenen Sammelunterkunft, fast ohne Kontakt zur Bevölkerung: »Ich kam mir vor wie ein Gefangener.« Sumon wurde infolge der Isolation und der unsicheren Situation psychisch krank. Ein Schicksal, das er mit einigen der »Champions« teilt. Trotz allem ist Sumon ein aufgeschlossener Mensch geblieben, der viel lacht, egal ob auf oder neben dem Fußballplatz. Jede Woche freut er sich auf das Training: »Hier kann ich meine Sorgen und den Stress ein wenig vergessen. Dafür bin ich allen hier sehr dankbar. Die Champions sind für mich wie eine Familie geworden.« Eine Familie, in der vor allem Deutsch gesprochen wird. Zwar hört man im Training auch immer mal wieder Französisch, Arabisch oder Dari, aber die Anweisungen von Trainerin und Trainer kommen auf Deutsch. Und auch die meisten Spieler unterhalten sich untereinander auf Deutsch, oder sie übersetzen füreinander. Und wenn es mal nicht funktioniert, verständigen sie sich eben mit Händen und Füßen, erzählt Gaffron: »Irgendwie klappt es immer. Fußball ist schließlich eine Sprache, die weltweit jeder versteht – und die jeder spricht.« *Name von der Redaktion geändert
»Die Verständigung klappt fast immer. Fußball ist schließlich eine Sprache, die weltweit jeder versteht – und die jeder spricht.« fussball und menschenrechte
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»nazis haben in fankurven nichts zu suchen« Foto: Supporters Mainz e.V.
Alex Schulz ist Sprecher von ProFans, einem bundesweiten Bündnis von rund 50 Fan- und Ultragruppen in Deutschland. Die Initiative beschäftigt sich mit der Kommerzialisierung des Fußballs, aber auch mit Themen wie Polizeigewalt und Rassismus im Stadion. Welchen Stellenwert hat Antirassismus bei ProFans? Schon seit unserer Gründung 2002 gibt es bei uns einen antirassistischen Grundkonsens. Jede Gruppe muss diesen Konsens unterschreiben und sich verpflichten, ihn mitzutragen und aktiv zu unterstützen. Wie sieht das konkret aus? Einige Gruppen veranstalten beispielsweise Podiumsdiskussionen, andere erforschen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern die Geschichte ihres Fußballvereins im Dritten Reich – ein Thema, mit dem sich manche Vereine von sich aus nicht beschäftigen würden. Und natürlich geht es auch darum, Fans, die sich in der Kurve rassistisch oder homophob äußern, auf ihr falsches Verhalten anzusprechen und sie zurechtzuweisen. Antidiskriminierung gehört zum Fußball einfach dazu, denn Fußball ist ein bunter Sport und lebt von seiner Vielfalt – auf und neben dem Platz. Die Entwicklungen in den vergangenen Monaten haben gezeigt, dass dieses Engagement nach wie vor dringend notwendig ist. Was ist passiert? Wir warnen schon seit längerem davor, dass sich in einigen deutschen Stadien wieder vermehrt rechte Strukturen in den Fankurven ausbreiten, weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit und der Politik, die sich vor allem auf die Themen Sicherheit im Stadion und Pyrotechnik konzentrieren. Dass der Fußball viele junge Menschen anzieht, macht ihn natürlich für Rechte und Neonazis attraktiv. Sie behaupten, es ginge ihnen nur um den Fußball und sie wollten die Fans unterstützen nach dem Motto: »Die da oben sind gegen euch, aber wir sind auf eurer Seite.« Erschreckend ist der Konflikt zwischen antirassistischen Gruppen und den Rechten. Letztere geben sich oft unpolitisch und unterstellen den antirassistischen, vermeintlich linken Gruppen, die Politik und damit den Streit ins Stadion zu bringen. Die Bezeichnung »links« macht die antirassistischen Gruppen in den Augen einiger Vereinsverantwortlicher, aber auch ei-
niger Fans suspekt. Dabei ist antirassistisches Engagement doch keine Frage von links oder nicht links, sondern eine Frage des gesunden Menschenverstands und der Zivilcourage. Aber anstatt das zu fördern und zu würdigen, scheinen einige Vereine dieses Engagement zu bestrafen. Können Sie dafür ein Beispiel nennen? Die Mitglieder der antirassistischen Fangruppe »Ultras Braunschweig« von Eintracht Braunschweig wurden von den eigenen Fans angegriffen. Doch nicht die Angreifer wurden mit einem Stadionverbot belegt, sondern die Ultras dürfen im Stadion als Gruppe nicht mehr in Erscheinung treten. Auch die »Aachen Ultras« von Alemannia Aachen wurden von rechtsorientierten Anhängern und Hooligans aus dem eigenen Verein über Monate hinweg angefeindet, bedroht und sowohl im als auch außerhalb des Stadions angegriffen und verprügelt. Weil der Verein sie nicht unterstützte, lösten sie sich Anfang vergangenen Jahres auf. An diesen Beispielen sieht man, wie schnell antirassistische Fangruppen auf einmal alleine dastehen und in einen Konflikt geraten, den sie nicht gewinnen können, weil es dort auch schnell um körperliche Auseinandersetzungen geht. Daher sind sie auf den Rückhalt der restlichen Fangemeinde und vor allem auf die Unterstützung der Vereine und Verbände angewiesen. Diese müssten gemeinsam mit Politik und Polizei die antirassistische Arbeit viel mehr würdigen und fördern, anstatt Fans immerzu als randalierende, gefährliche Masse darzustellen. Dabei kann man Neonazis und Rechte beim Fußball besonders gut entlarven. Inwiefern? Gerade beim Fußball kann man den Rechtsextremen doch zeigen, wie schizophren ihre Weltsicht ist. In so gut wie jedem Verein spielen Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund. Häufig sind sie die Helden und Stars im Verein. Auch Rechte, die sonst gegen Ausländer hetzen, jubeln ihnen zu. Wenn man mit ihnen dann im Fanblock diskutiert, bekommt man sie an diesem Punkt immer wieder zu packen und kann ihnen zeigen, wie dumpf und menschenverachtend ihre Parolen sind. Nazis und Rassisten haben auch deshalb in Fankurven nichts zu suchen. Interview: Daniel Kreuz
»Neonazis und Rechte kann man beim Fußball besonders gut entlarven.«
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kein einfaches verhältnis In Deutschland kommt es am Rande von Fußballspielen immer wieder zu Fällen rechtswidriger Polizeigewalt. Ultra-Gruppen unterstützen die AmnestyForderung nach einer Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Von Alexander Bosch, Sprecher der Amnesty-Themengruppe »Polizei und Menschenrechte«
des Amnesty-Berichts zu rechtswidriger Polizeigewalt in Deutschland aus dem Jahr 2010: In vielen Fällen scheitern die Ermittlungen gegen Angehörige der Polizei daran, dass ein Täter oder eine Täterin nicht eindeutig identifiziert werden kann. Dadurch sind die Gerichte gezwungen, die Ermittlungen gegen Unbekannt einzustellen – und die Täterin oder der Täter kommen straffrei davon. Zwar sind Polizisten rechtlich dazu verpflichtet, ihre Namen oder ihre Dienstnummer auf Aufforderung zu nennen. Jedoch kommen sie dem in der Praxis häufig schlicht nicht nach und verhindern somit schon im Ansatz mögliche Ermittlungen. Darüberhinaus sind sie eigentlich dazu verpflichtet, Fehlverhalten ihrer Kolleginnen und Kollegen anzuzeigen. Aus falsch verstandenem Zusammengehörigkeitsgefühl unterlassen sie dies aber häufig und machen sich damit sogar selbst einer Straftat schuldig. Abhilfe würde hier eine individuelle Kennzeichnungspflicht leisten (z.B. durch eine Nummer), die eine eindeutige Identifizierung möglich machen und zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen würde. Diese Forderung stellte Amnesty 2010 im Rahmen der Kampagne »Mehr Verantwortung bei der Polizei«, die bei vielen Ultra-Gruppen auf breite Zustimmung stieß und aktiv unterstützt wurde. Sie luden Amnesty-Vertreter zu Vorträgen und Podiumsdiskussionen ein, berichteten über die Kampagne in ihren Magazinen und präsentierten die Forderung auf Spruchbändern in den Stadien. Besonders engagiert waren die Ultras »Horidos« der SpVgg Greuther Fürth, die auch an der Aktion in München 2013 beteiligt waren. Leider wurde die individuelle Kennzeichnungspflicht bisher in Bayern – im Gegensatz zu Berlin und Brandenburg – noch nicht eingeführt. Aber das Engagement zeigt: Ultras sind mehr als reine Fußballfans – sie engagieren sich auch für Menschenrechte.
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Foto: Johannes Heuckeroth
Ein Fußballspiel der etwas anderen Art konnten Passanten im Februar vergangenen Jahres auf dem Marienhof in der Münchner Innenstadt bestaunen: Alle Spieler liefen mit Gesichtsmasken und mit Trikots ohne Rückennummern auf. Beging einer der Spieler ein Foul, tauchte er sofort in der Gruppe seiner Mitspieler unter. Den Schiedsrichter stellte das vor ein großes Problem: Wie sollte er den Übeltäter zur Rechenschaft ziehen, wenn er ihn nicht identifizieren konnte? Mit dieser satirischen Aktion wollten Fans der Spielvereinigung Greuther Fürth und des FC Bayern München darauf aufmerksam machen, dass eine individuelle Kennzeichnungspflicht für jeden Polizisten unabdingbar ist. Denn am Rande von Fußballspielen kommt es immer wieder zu Fällen exzessiver Polizeigewalt. Wegen der Schutzhelme und verstärkten Uniformen können die Täter jedoch nur selten identifiziert werden. Das Verhältnis zwischen Fußballfans und Polizei ist weltweit ein angespanntes und Deutschland stellt hier keine Ausnahme da. Insbesondere zwischen den jugendlich geprägten Ultras und den Hundertschaften der Bereitschaftspolizei sind die Beziehungen mehr als angespannt. Für viele Fans sind Polizisten »Schläger in Uniform«. Dass auch die Ultras keine Unschuldsengel sind, bei einigen das Ausleben von Gewaltfantasien zum Habitus gehört und sie damit die Polizei provozieren, ist kein Geheimnis. Entscheidend ist aber, dass die Polizei ihre Maßnahmen immer unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit treffen muss und verpflichtet ist, stets das mildeste Mittel zur Befriedung der Situation auszuwählen. Zahlreiche Vorwürfe, die Fans, Vereine und sozialpädagogische Fanprojekte gegenüber der Polizei erheben, deuten jedoch darauf hin, dass dies nicht immer gelingt. Ob diese Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht, können in einem Rechtsstaat wie Deutschland nur die Gerichte klären. An dieser Stelle stoßen wir aber in Deutschland auf Probleme, die nicht hinnehmbar sind. Die Wahrnehmung der Fans deckt sich mit den Rechercheergebnissen Unterstützung für Amnesty. Ultras der SpVgg Greuther Fürth im August 2010.
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eine für alle »Teamgeist ist das Wichtigste.« Spielerinnen von Diyar Bethlehem bei einem Fußballturnier in Berlin im Juli 2013.
Ob auf Beton oder Rasen – palästinensische Mädchen und Frauen spielen mit Leidenschaft Fußball und stellen damit traditionelle Rollenbilder infrage. Von Ralf Rebmann (Text und Fotos) Berlin-Kreuzberg im Hochsommer. Die Zuschauer im WillyKressmann-Stadion freuen sich, dass sie im Schatten sitzen dürfen. Auf dem Spielfeld herrscht Konzentration, die Spielerinnen des Fußballclubs Diyar Bethlehem stecken die Köpfe zusammen. Das gegnerische Team wartet schon auf den Anpfiff, da fliegen die Hände der Palästinenserinnen gen Himmel und eine Kampfansage über den frisch gemähten Rasen: »Diyaaar!« Dem Fußballclub Diyar steht an diesem heißen Julitag ein Allstar-Team aus der Ukraine und Polen gegenüber. Die Begegnung wird für die Spielerinnen aus Bethlehem zur Kraftprobe. Sie verlieren 7:1. Nach dem Abpfiff: der Griff zur Wasserflasche, Schulterklopfen, »weiter geht’s«. »Teamgeist ist das Wichtigste«, sagt Sarab Al Shaer. Die 28-Jährige tritt bereits seit mehr als zehn Jahren gegen das runde Leder. Beim Club Diyar ist sie Verteidigerin. »Wir unterstützen uns gegenseitig und versuchen positiv zu bleiben, auch wenn wir verlieren.« Das Ergebnis des ersten Vorrundenspiels können sie in späteren Begegnungen korrigieren: Sie gewinnen knapp gegen zwei deutsche Teams.
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»Discover Football« heißt das internationale Frauenfußballturnier, für das die Palästinenserinnen im Juli 2013 nach Berlin gereist sind. Außer den deutschen Gastgeberinnen nahmen auch Clubs aus Tunesien, Jordanien, Ägypten, Libanon, der Ukraine und Polen teil. Das Turnier wird seit 2010 regelmäßig in Berlin von dem Verein Fußball und Begegnung organisiert, um Frauenfußball zu fördern und um sich für »Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte« stark zu machen, wie es in der Selbstdarstellung des Vereins heißt. »Die Leute sollen wissen, dass Frauen auch in Palästina Fußball spielen«, sagt Marian Al Bandak selbstbewusst. Die 24-Jährige ist Mittelfeldstürmerin bei Diyar und außerdem Kapitänin des palästinensischen Frauennationalteams. Erfahrungen austauschen, sich Techniken abgucken, Leute kennenlernen – für die Spielerinnen habe das Turnier viele Vorteile. »Natürlich berichten wir auch über die Situation des Frauenfußballs in Palästina.« Dieser findet ausschließlich im Westjordanland statt und steckt gewissermaßen noch in den Kinderschuhen. »Noch vor sechs Jahren erhielten wir überhaupt keine Unterstützung«, erinnert sich Marian, »weder von der Bevölkerung noch vom Fußballverband. Die Leute sagten, wir sollten lieber zu Hause bleiben.« Dass Frauen Fußball spielen können, mussten sie ihren Familien und Freunden erst beweisen.
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»Die Leute sagten, wir sollten zu Hause bleiben.« Mittelfeldspielerin Marian Al Bandak und Verteidigerin Sarab Al Shaer von Diyar Bethlehem.
Diese Situation habe sich mittlerweile etwas verbessert. In manchen Städten seien fußballspielende Frauen allerdings noch eine Ausnahme. Die Geschichte des palästinensischen Frauenfußballs begann an der Universität Bethlehem. 2003 entschieden sich dort einige fußballbegeisterte Studentinnen, ein Team zu gründen. »Es war das erste weibliche Fußballteam in Palästina überhaupt«, erzählt Marian. Wenige Jahre später entstand daraus der Fußballclub Diyar. Anderen machte die Vereinsgründung Mut und so entstanden im Laufe der Jahre 16 Frauenteams. Sechs davon spielen mittlerweile auf professionellem Niveau in der ersten Liga. In der allerersten Begegnung der palästinensischen Frauenliga im Februar 2011 standen sich Diyar Bethlehem und Siryah Ramallah gegenüber. Diyar gewann damals mit 2:0 und am Ende der ersten Saison sogar die Meisterschaft. Der palästinensische Fußballverband ist seit 1998 Mitglied in der FIFA. Neben den sechzehn Frauenmannschaften zählt er mittlerweile rund 120 registrierte Spielerinnen, die älter sind als 18 Jahre. In der Kategorie Juniorinnen sind es rund 330 Spielerinnen. Bei den Männern sind knapp 3.760 erwachsene Spieler registriert und rund 2.500 Junioren. Marian Al Bandak, Sarab Al Shaer
und weitere Spielerinnen von Diyar sind auch im palästinensischen Frauennationalteam im Einsatz. Das erste Heimspiel fand im Oktober 2009 in Al Ram gegen Jordanien statt. Nach dem Abpfiff wurden die Spielerinnen von den rund 11.000 Zuschauern lautstark gefeiert – sie hatten gegen die erfahreneren Jordanierinnen ein Unentschieden herausgespielt. Auf der aktuellen FIFA-Weltrangliste der Frauen belegt die palästinensische Nationalauswahl Platz 85 von 118. »Natürlich haben andere mehr Spielpraxis als wir«, sagt Nevin Al Kolayb. Die 29-Jährige gehört zu den erfahrensten Spielerinnen von Diyar. »Wir haben erst vor rund fünf Jahren angefangen, Turniere zu spielen. Teams wie Ägypten sind schon länger dabei und können auf mehr Spielerinnen zurückgreifen.« Nevin spielt Fußball, seit sie neun ist. Sie mag die Herausforderung, das Tempo, den Teamgeist. »Einen besseren Sport kann ich mir nicht vorstellen«, sagt sie. Inzwischen ist sie sowohl bei Diyar als auch im palästinensischen Nationalteam im Einsatz. Zusätzlich trainiert sie das Mädchenteam des Clubs. Mehr Fußball geht kaum.
»Die Leute sollen wissen, dass Frauen auch in Palästina Fußball spielen.«
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»Einen besseren Sport kann ich mir nicht vorstellen.« Torhüterin Nadin Al Kolayb und Mittelfeldspielerin Nevin Al Kolayb von Diyar Bethlehem.
»Ich dachte, dass mein Bruder oder mein Vater mir das Fußballspielen verbieten würden. Als sie jedoch hörten, dass tatsächlich ein Team in Bethlehem zustande kommt, haben sie mich unterstützt.« Sollte sie irgendwann nicht mehr aktiv spielen können, will sie dem Sport trotzdem treu bleiben: »Er ist Teil meines Lebens. Wenn ich als Spielerin aufhören muss, werde ich mich darauf konzentrieren, eine gute Trainerin zu sein.« Die Trainingsbedingungen für Nevin und ihre Mitspielerinnen sind allerdings nicht einfach. Meist trainieren sie auf Betonplätzen. Die Checkpoints der israelischen Armee, die den Weg zum Training und zu den Spielen zur Geduldsprobe machen, kommen erschwerend hinzu. Im Gaza-Streifen unter der radikalislamischen Hamas ist die Situation für Fußballspielerinnen noch schwieriger. »Dort gibt es keine offiziellen Frauenteams«, sagt Marian, »die Spielerinnen müssten nach Bethlehem oder Ramallah kommen, um zu trainieren.« Marian kennt kein Team im Westjordanland, in dem Frauen aus dem Gaza-Streifen spielen. Politische oder religiöse Konflikte bleiben bei Diyar außen vor. Es geht um Fußball. »Religion spielt bei uns im Team keine Rolle«, sagt Nevin, »wir sind gemischt, Muslimas und Christinnen.« Für das Fußballturnier in Berlin, das während des Ramadan stattfand, haben sie und andere muslimi-
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sche Frauen wegen der hohen Temperaturen und der sportlichen Anstrengung auf das Fasten verzichtet. Eine ehemalige Spielerin des Clubs ist im Juli nicht mit nach Berlin gefahren – Honey Thaljieh. Ohne sie lässt sich die Geschichte des palästinensischen Frauenfußballs nicht erzählen. Für Marian, Nevin und die anderen ist sie ein großes Vorbild, Fragen zu ihrer Person beantwortet Honey Thaljieh mittlerweile aus einem FIFA-Büro in der Schweiz. Die 29Jährige hat den Club Diyar mit aufgebaut und war die erste Kapitänin der palästinensischen Nationalmannschaft, bis sie nach mehreren Knieverletzungen aus dem aktiven Fußball aussteigen musste. »In einem von Männern dominierten Sport müssen Frauen mit vielen Vorurteilen kämpfen, das ist offensichtlich«, sagt Honey Thaljieh. »Wir konnten schon viel erreichen, aber es muss sich noch einiges ändern – in der arabischen Welt und international.« Nachdem sie Sportmanagement studiert hatte, arbeitet sie nun in der Kommunikationsabteilung des Weltfußballverbands in Zürich. Im März 2013 wurde sie zur Botschafterin der Friedensbewegung »Peace and Sport« ernannt. Sie will ihre Position nutzen, um Frauenfußball in den palästinensischen Autonomiegebieten voranzubringen. »Wir haben mit fünf Spielerinnen angefangen. Mittlerweile spielen dort Hunderte Mädchen Fußball«, sagt Honey Thaljieh. »Das ist ein Erfolg, auf dem wir aufbauen können.«
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ukraine: rote karte für polizeigewalt
argentinien: »fussball ja – folter nein«
Folter und Misshandlungen sind in ukrainischen Gefängnissen und in Polizeigewahrsam an der Tagesordnung. Anlässlich der FußballEM 2012 in Polen und der Ukraine machte Amnesty mit der Kampagne »Rote Karte für Polizeigewalt« auf diese Missstände aufmerksam. Allein in Deutschland unterschrieben 25.000 Menschen die Petition. Im November 2012 kündigte die Ukraine an, unabhängige Institutionen zur Verhütung von Folter und zur Untersuchung von Amtsmissbrauch durch die Polizei einzurichten.
Foto: Artyom Korotayev / ITAR-TASS / pa
Diktatoren sonnen sich gern im Glanz von sportlichen Großereignissen. Doch diese Ereignisse lenken die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auch auf die Schattenseiten. So war es bereits bei der Fußball-WM 1978 in Argentinien, als dort eine Militärjunta regierte. Mit einer großangelegten Kampagne machte Amnesty auf die politische Situation in dem Land aufmerksam und gewann dabei viele neue Unterstützerinnen und Unterstützer. Einer von ihnen war Wolfgang Grenz. Der fußballbegeisterte Jurist fand über diese Kampagne den Weg zu Amnesty. Grenz sollte 34 Jahre für die Organisation tätig sein – u.a. von 2011 bis zu seinem Ruhestand 2013 als Generalsekretär: »Das erste Mal kam ich mit Amnesty im Sommer 1978 in Berührung, als in Argentinien die Fußball-WM stattfand. Jemand drückte mir einen Amnesty-Flyer in die Hand, der im Rahmen der Kampagne ›Fußball ja – Folter nein‹ über die Menschenrechtsverletzungen dort informierte. Die Kampagne erreichte sehr viele Menschen. Selbst die deutschen Fernsehmoderatoren gingen dank Amnesty bei der Eröffnungsfeier vor einem Millionenpublikum auf die politische Situation ein. Das hat mich sehr beeindruckt.«
schweden: amnesty als glücksbringer Der schwedische Fußballverein AIK Stockholm lief am 30. August 2012 in Moskau im Qualifikationsspiel für die Europa League mit einem besonderen »Trikotsponsor« auf: Amnesty International! Eine unentgeltliche Aktion und eine schöne Geste. Und 2:0 gewonnen hat das Team auch noch. Einige der Trikots wurden zugunsten von Amnesty versteigert. Wenige Wochen später trugen die Schweden gegen den PSV Eindhoven erneut das Amnesty-Logo auf der Brust und holten ein Unentschieden.
Poster: Amnesty
Zeichnung: Hafez Omar
mahmoud al-sarsak
fussball und menschenrechte
Der palästinensische Fußballnationalspieler Mahmoud al-Sarsak wurde am 22. Juli 2009 auf dem Weg zu seinem Verein in Gaza festgenommen. Israel warf ihm vor, die Terrorgruppe »Islamischer Dschihad«zu unterstützen. Aus Protest gegen seine anhaltende Inhaftierung ohne Anklage oder Prozess trat er im März 2012 für 92 Tage in den Hungerstreik. Amnesty forderte mit einer »Urgent Action« seine Freilassung, auch die FIFA und prominente Fußballer setzten sich für ihn ein. Am 10. Juli 2012 wurde al-Sarsak freigelassen.
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fussball für philosophen Fußball ist auch in der Türkei maskulin und homophob geprägt. Doch gibt es eine »Liga der Gentlemen«, die sich durch politisches Feingefühl auszeichnet und von philosophischer Tiefe beseelt ist. Von Sabine Küper-Busch (Text) und Christina Gransow (Zeichnung) Der 14. September 2013 ist ein strahlender Sommertag – ideal für ein Fußballmatch der besonderen Art: Ally Clow vom Londoner Philosophy Club hat mit Kreide ein Hexameter auf den Kunstrasen gemalt, darauf stehen drei kleine Übungstore. Schiedsrichter Halil İbrahim Dinçdağ lässt sich noch einmal die Regeln erklären. Die hatte sich 1964 der dänische Situationist und Philosoph Asger Jorn (1914–1973) ausgedacht: Beim dreiseitigen Fußball gewinnt nicht die Mannschaft, die die meisten Tore schießt, sondern die mit den wenigsten Treffern im eigenen Tor. Nur wenige Zuschauer stehen zu Beginn der Partie an den hohen Gittern, die das Spielfeld säumen. Private Fußballplätze in Istanbul wirken oft wie die Innenhöfe von Hochsicherheitstrakten. Der Istanbuler Club Ayazma und Dynamo Windrad aus Kassel sind Neulinge im DreiseitenFußball. Und nachdem die regelmäßig spielenden Londoner mehrere Bälle in die Tore ihrer Gegner manövriert haben, wird schnell klar, dass dieses Spiel nicht auf Verteidigung, sondern auf taktischen Angriffen und geschickten Bündnissen beruht. Die Briten fordern das deutsche oder das türkische Team immer wieder auf, gegen die jeweils andere Mannschaft zu stürmen. Sobald ein Tor gelungen ist, wird überraschend der Bündnispartner gewechselt. Die Spielzeit beträgt, wie beim regulären Kicken, anderthalb Stunden, unterteilt allerdings in Triplezeiten von je 30 Minuten. Jorn ersann das Spiel in Analogie zur Dynamik in einer kompetitiven Gesellschaft. Der binären Dialektik setzte er die Triolektik entgegen – statt zwei gibt es drei gegensätzliche Positionen, von denen sich aber zwei vorübergehend gegen die jeweils dritte zusammenschließen können. Eine Stunde ist gespielt, die Mannschaften sind jetzt hochkonzentriert. Immer mehr Zuschauer drängeln sich um das Feld, einige haben sich Logenplätze in den Bäumen gesichert. Die Spieler des Straßenfußball-Clubs Dynamo Windrad aus Kassel versuchen ehrgeizig, die Türken als Bündnispartner gegen die führenden Londoner zu gewinnen. Zwei Treffer gelingen ihnen auch noch, doch die Führung der Briten kann das nicht mehr gefährden. Der Philosophy FC gewinnt das erste Istanbuler Dreiseiten-Fußball-Spiel. Unter dem Motto »Rethinking publicness in Istanbul« ist das Match Teil des Rahmenprogramms der 13. Istanbul-Biennale und versteht sich als Geste der Solidarität mit den Demonstranten der Gezi-Park-Bewegung. Im Anschluss ziehen die Mannschaften spät nachts zum Taksim-Platz und kicken im angrenzenden Gezi-Park, der 2013 wochenlang Schau-
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platz von Protesten gegen die Regierung Erdoğan war. Bağış Erten vom Ayazma FC möchte das Spiel in diesem Sommer gern wiederholen. Der bekannte Sportreporter, den die ständigen Korruptionsskandale in der türkischen Politik und im türkischen Fußball zermürben, ist Mitbegründer der alternativen »Efendi Lig«. Erten, der jeden Samstag im türkischen Fernsehsender n-tv eine FußballSendung moderiert, erzählt begeistert, wie die
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Liga entstand: »Mein Freund, der Verleger Can Öz, wurde 2009 vom deutschen Schriftstellerverband angesprochen. Die wollten mit türkischen Autoren Fußball spielen. Und Can bat mich, bei der Suche nach Spielern zu helfen.« Bağış Erten, der Lektor im linken İletişim-Verlag war, bevor er sein Fußballhobby zum Beruf machte, begann also zu suchen. Im Mai 2010 reiste schließlich eine Gruppe von Autoren, Musikern, Cartoonisten und Schauspielern
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nach Hamburg. Die Istanbuler verloren zwar im MillerntorStadion haushoch, doch die Idee des symbolischen Freundschaftsspiels hatte sie überzeugt. »Zurück in Istanbul haben wir einfach weitergespielt«, erinnert sich Erten an die Anfänge der Efendi Lig. Ayazma ist die Abkürzung für »Die ballspielenden Strolche der Anatolischen Autoren und Musiker«. Weitere Teams kamen hinzu, etwa die der Anwälte oder der Sozialisten, sodass eine Liga gegründet werden konnte. »Efendi Lig haben wir sie genannt, weil Efendi für einen fairen Fußball der Gentlemen steht«, so Erten. In der Liga geht es neben Fußball vor allem um politische Korrektheit. Als während der Gezi-Proteste ein allgemeines Verbot für politische Sprechchöre bei Fußballspielen erlassen wurde, übernahm die Efendi Lig die Slogans aus dem Gezi-Park. Nach jedem Spiel riefen Zuschauer und Spieler minutenlang gemeinsam: »Der Taksim-Platz ist überall, überall herrscht Widerstand!« Tatsächlich besitzt die Efendi Lig eine gewisse politische Autorität, weil viele Prominente dort aktiv sind. Erten selbst wird in fußballbegeisterten Kreisen als Kommentator sehr geschätzt, der Spieler Hayko Cepkin ist ein bekannter Rockmusiker, Torwart Ender Özkahraman ein kurdischer Kultautor anspruchsvoller Graphic Novels. »Wir wollen einen Fußball ohne Korruption, ohne Ausschluss von Ethnien oder von Homosexuellen, wir stehen für Frieden, Freiheit und Demokratie als Vision für eine bessere Türkei«, erklärt Bağış Erten. Der politische Kampfgeist friedlicher Prägung ist bei jedem Spiel zu spüren. Am 21. Januar dieses Jahres trat Ayazma FC gegen Joga Bonito TR an. Vor Match-Beginn wurde eine Schweigeminute für den am 19. Januar 2007 in Istanbul ermordeten armenischen Journalisten Hrant Dink eingelegt. Als der Anpfiff ertönte, riefen die Zuschauer im Chor: »Wir sind alle Hrant, wir sind alle Armenier!« Schiedsrichter Dinçdağ rennt während des Spiels gut gelaunt über den Platz. Er hat nicht nur eine gelbe und eine rote, sondern auch eine grüne Karte für rüpelhaftes Verhalten in der Brusttasche. Denn Beleidigungen sind in der Efendi Lig verpönt. »Wenn jemand einen anderen Spieler Schwuchtel nennt, kann ich ihn mit der grünen Karte vom Platz schicken«, erzählt er grinsend in der Halbzeitpause. Dinçdağ ist eine Symbolfigur der Lesben- und Schwulenbewegung. Seit vier Jahren führt er einen Prozess gegen die Türkische Fußballföderation, die den 37-Jährigen 2008 aufgrund seiner Homosexualität entlassen hat. »Zu jeder Verhandlung kommen Vertreter der Homosexuellen-Verbände und der Efendi Lig«, erzählt er. Dinçdağ weiß, dass er nie wieder im türkischen Profifußball Fuß fassen wird. Der juristische Kampf gegen das an ihm verübte Unrecht hat für ihn jedoch Symbolcharakter. Es ist ein politischer Kampf für eine demokratischere Türkei, in der die Menschenrechte geachtet werden. Die Efendi Lig bietet nicht nur ein Forum für symbolstarke Aktionen, sie kooperiert auch auf internationaler Ebene mit Gleichgesinnten, um im Sport eine politische Signalwirkung zu erreichen.
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insel der hoffnung Selbstorgansiert und rebellisch: Partizan Minsk ist alles andere als ein normaler Fußballverein. Vor allem aber würde man ihn nicht in der belarussischen Hauptstadt vermuten. Von Jens Uthoff Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko guckt und spielt lieber Eishockey – Fußball mag er nicht so gern. Der belarussische Präsident, der am 10. Juli dieses Jahres 20 Jahre lang Staatsoberhaupt sein wird, protegiert den Sport Nummer eins in seinem Reich: Im Mai 2014 wird in Weißrussland die Eishockey-Weltmeisterschaft ausgetragen. Russland, der Iran und China springen dafür finanziell in die Bresche. Das Land ist regelmäßig im Zusammenhang mit Willkürherrschaft, Unterdrückung der Opposition, Zensur und Todesstrafe in den Schlagzeilen. Über den Fußball in Belarus, Sportart Nummer zwei hinter dem Eishockey, ist hingegen wenig bekannt. Der Ligafußball ist aufgrund der Dominanz des Abonnement-Meisters BATE Baryssau offensichtlich langweilig. Über Dinamo Minsk, den bekanntesten Club, ist hin und wieder zu hören, dass Vereinspräsident Yury Chyzh mit Präsident Lukaschenko kollaboriert. Auch von Nazi-Bannern in der Fankurve des Clubs ist die Rede. Die Geschichte eines anderen Minsker Vereins macht dagegen Hoffnung. Denn einen selbstorganisierten, von den eigenen Fans betriebenen Verein, der sich – als erster im Land – offensiv antifaschistisch, rebellisch und anarchistisch gibt, den vermutet man am allerwenigsten in der belarussischen Hauptstadt. FC Partizan Minsk heißt dieser Club. Die Ultras und Fans des Vereins, der derzeit in der Druhaja Liha, der dritten belarussischen Liga kickt, bilden seit 2012 auch den Vorstand und die Geschäftsführung. Einen Namen in der europäi-
schen Fanszene hat sich Partizan gemacht, als die Minsker im März 2013 auf einer Deutschland-Tour unter anderem befreundete Clubs in St. Pauli, Babelsberg und von Tennis Borussia Berlin besuchten. Das Motto damals: »Another football is possible«. Im Logo zur Tour war ein nostalgisch anmutender Lederball zu sehen, der ein Hakenkreuz zerschlägt. In Belarus ist das Fan-Dasein eine politische Angelegenheit. Partizan ist ein Verein mit einer eindeutig linken UltraSzene. »Wir werden oft von Nazis aus den gegnerischen Fanlagern angegriffen. Wir halten dagegen, mit allen Mitteln«, berichteten Katsiaryna und Oleg bei ihrem Besuch in Deutschland. Die beiden sind Mitte zwanzig und in die Organisation des Clubs eingebunden. Andere Anhänger erzählten, wie sehr sich in Belarus das Fansein auf Rechtsextreme gegen »Antifa« reduzieren lasse. Das als rechts geltende Fanlager von Dinamo Minsk bekam mit Partizan einen Widerpart: »Unsere Ultras und Hooligans halten zusammen, wenn sie sich gegen die Rechten wehren«, so Katsiaryna. Partizan ist der erste selbstorganisierte Verein in Belarus. Er erscheint fast wie eine demokratische Insel in dem autokratisch regierten Land. Als der litauische Geschäftsmann Vladimir Romanov sein Engagement für den Verein Anfang 2012 einstellte, ergriffen Katsiaryna, Oleg und weitere Mitstreiter die Chance, den Verein künftig selbst zu führen. Die großen Erfolge – darunter zwei Pokalsiege – feierte der Verein allerdings noch unter der Ägide Romanovs, der beste Kontakte zu Lukaschenko unterhielt. Das ist jetzt vorbei. Der 2002 gegründete Club, der zunächst MTZ Ripo Minsk hieß, hat sich in den vergangenen zwei Jahren umstrukturiert. Die Fans nehmen die unterklassige Liga und bescheidene finanzielle Mittel in Kauf, um einen Fußballverein nach ihren Vorstellungen zu ermöglichen. Fundraising unter europäischen Fans brachte Geld in
Gemeinsam gegen Diskriminierung und Verfolgung. Fans und Spieler von Partizan Minsk.
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»Unsere Ultras und Hooligans halten zusammen, wenn sie sich gegen die Rechten wehren.« die Klubkasse. Zuvor gab es in Osteuropa mit dem ukrainischen Club ZSKA Kiew erst einen Versuch, einen Fußballverein in die Hand der Fans zu geben. Die Entwicklung hin zu einer Fanszene, die antirassistische – und antisexistische – Ideale verfolgt, setzte bei Partizan aber weit vor der Übernahme ein: »Wir fingen schon vor Jahren an, zu MTZ-Spielen zu gehen. Wir wollten den Club attraktiv machen für ein linkes Publikum«, erzählte Katsiaryna bei seinem Besuch. Das Vorbild kommt aus Deutschland und heißt St. Pauli. Ähnlich wie in Hamburg Mitte der achtziger Jahre okkupierte man einen Club, um der Rechtslastigkeit der Fußballfanszene etwas entgegenzusetzen. Für andere Vereine in Belarus hatte Partizan Vorbildfunktion – inzwischen gibt es auch dort weitaus mehr linke Fangruppen. Die Club-Aktivitäten sind für Katsiaryna und Oleg eine wichtige Nische im Alltag, doch müssen sie aufpassen, dass sie nichts Falsches über die Regierung sagen. So gaben sie bei ihrem Besuch in Deutschland manchmal auch keine Antwort, wenn man sie nach der belarussischen Opposition fragte oder nach Einschüchterungsversuchen. Dass Anarchisten, und davon gibt es unter den Partizan-Fans einige, ohnehin immer mit einem Bein im Gefängnis stehen, darf man vermuten. Auch Ihar Alinevich, ein militanter Gegner der Lukaschenko-Regierung, ist Partizan-Anhänger. Er verbüßt wie so viele andere Oppositionelle eine lange Haftstrafe.
Mit Restriktionen kennen sich natürlich auch die Fußballfans aus. Die Überwachung durch Miliz und Sicherheitsorgane ist allgegenwärtig. In den Stadien sind englischsprachige Banner verboten – weil die Polizisten die Slogans nicht verstehen könnten. Gruppen wie die »Rebel Ultras« von Partizan müssen in ihrem Auftreten nach außen sehr vorsichtig sein. Genaueres ist über sie nicht zu erfahren. Die Fankurven von Partizan sind kein Paradies, auch hier gibt es Sexismus, Homophobie und dumme Sprüche. »Wir achten aber schon darauf, dass es in unseren Reihen keine homophoben Äußerungen gibt«, berichtete Katsiaryna. Auch in Sachen Antisexismus hat sich einiges getan in der Partizan-Kurve: Während eine Gruppe wie Girls Stand United (GSU) in den Anfangsjahren noch als exotisch galt, beteiligten sich an der Reise nach Deutschland erstaunlich viele Frauen – sie stellten etwa ein Drittel und wirkten bestens integriert. Die meisten Partizan-Fans, so auch Katsiaryna, kicken selbst nebenbei in der »Belarus D.I.Y. Football League«, die Ähnlichkeit hat mit einer bunten oder wilden Liga in Deutschland. Sowohl Männer- als auch Frauenteams kicken dort zum Spaß, alles findet selbstorganisiert statt – ein Paralleluniversum zur offiziellen Sphäre des Sports. Katsiaryna erzählte begeistert von der Liga, in der 40 Teams aus dem ganzen Land mitkicken, die sich an den unmöglichsten Orten zu Spielen treffen. Auch dies eine kleine Geschichte aus dem Reich Lukaschenkos, die Hoffnung macht. Genau wie die Minsker Fans, die der Diskriminierung und der Verfolgung die Stirn bieten.
Fotos: partizan-minsk.by
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spielfelder statt minenfelder Die Gefahr lauert im Boden, oft nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche: In Kambodscha werden jedes Jahr rund 270 Menschen durch Landminen oder durch Blindgänger getötet. Das südostasiatische Königreich ist eines der am stärksten mit Minen, Sprengkörpern und Munition belasteten Länder der Welt. Sie sind das schreckliche Erbe von fast drei Jahrzehnten Gewalt und Konflikten: drei Bürgerkriege, die Herrschaft der Roten Khmer und der Krieg der USA im Nachbarland Vietnam, der vor den Landesgrenzen nicht haltmachte. Seit 1996 herrscht Frieden, doch noch immer werden Menschen durch Minen getötet und verstümmelt. Kein anderes Land der Welt benötigt so viele Prothesen wie Kambodscha. Die international tätige Organisation »Spirit of Soccer« (SOS) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche vor der Gefahr unter ihren Füßen zu warnen – mithilfe von Fußball. »Spirit of Soccer« ist in mehreren Ländern aktiv, darunter Irak und Syrien. Aber in keinem anderen Land ist die Organisation so in den Gemeinschaften verwurzelt und so erfolgreich wie in Kambodscha. Über 80.000 Kinder und Jugendliche hat die Organisation dort über die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges aufgeklärt. Seitdem SOS im Jahr 2005 in der Provinz Battambang im Norden des Landes ihre Arbeit aufnahm, hat sich dort die Zahl der durch Minen verwundeten Kinder halbiert. Die von der Organisation ausgebildeten Trainerinnen und Trainer geben Fußballkurse, bei denen sie den Kindern nicht nur Fußballregeln, Taktiken und Techniken beibringen, sondern sie auch darüber aufklären, welche Gefahren von Landminen und nicht explodierten Sprengkörpern ausgehen. Nach den Trainingseinheiten informieren sie die jungen Teilnehmer mit Attrappen, Postern und Comic-Heften. Die Kinder sollen Spaß haben, sich aber auch stets darüber bewusst sein, was passieren könnte. Daher verschenken die Trainerinnen und Trainer auch immer wieder Fußbälle mit einem Warnsymbol, das in einigen Teilen Kambodschas allgegenwärtig ist: ein weißer Totenschädel auf rotem Grund, darunter die Warnung »Vorsicht! Minen!« Das »Cambodian Mine Action Centre« schätzt, dass noch vier bis sechs Millionen Minen im Boden liegen. Und dass es beim gegenwärtigen Tempo 100 Jahre dauern würde, sie alle zu finden und zu entschärfen. »Indem wir auf der Liebe der Kinder zum Fußball aufbauen, helfen wir ihnen, die Gefahren, die um sie herum lauern, zu erkennen und richtig zu handeln«, erklärt eine Trainerin. »Unsere Kinder spielen immer noch im Schatten einer Vergangenheit, die mehrmals vom Krieg heimgesucht wurde. Daher müssen wir alles dafür tun, dass sie zumindest eine Zukunft haben.«
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Gegründet wurde »Spirit of Soccer« von dem britischen Fußballtrainer Scott Lee, der während des Krieges in Bosnien Hilfskonvois durch die Krisenregion gefahren hatte. Als er 1996 nach Sarajewo zurückkehrte, wurden drei Kinder getötet und vier schwer verletzt, als sie in der Nähe des Flughafens beim Fußballspielen auf eine Landmine traten. Noch im selben Jahr begann seine Organisation in Bosnien mit ihrer Aufklärungsarbeit, die u.a. von der FIFA, den Vereinten Nationen und dem US-Außenministerium unterstützt wird. »Unser Programm funktioniert, weil Fußball überall auf der Welt eine Anziehungskraft besitzt«, so Lee. »Er ist Sportart Nummer eins und wird von jedem gespielt, ganz gleich welcher Religion, welches Geschlechts oder Alters.« Lee ist deshalb überzeugt davon, dass Fußball zu einem gesellschaftlichen Wandel führen kann, vor allem in den vom Bürgerkrieg gezeichneten Ländern: »Anstatt uns auf das zu fokussieren, was uns unterscheidet, sollten wir uns auf das fokussieren, was wir gemeinsam haben. Und das ist eben fast überall auf der Welt die Liebe zum Fußball. Also schafft die Waffen ab und baut mehr Fußballplätze!« »Spirit of Soccer« arbeitet eng mit Minen- und Kampfmittelräumprojekten zusammen. In einigen Ländern, in denen SOS aktiv ist, werden Räumungen besonders gefeiert: Nachdem ein Gebiet von Minen befreit wurde, wird darauf erst einmal eine Runde Fußball gespielt.
Fotos: Spirit of Soccer
Die Organisation »Spirit of Soccer« klärt in Kambodscha Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Landminen auf. Von Daniel Kreuz
«Vorsicht!« Bei SOS spielen Kinder mit Fußbällen mit Warnhinweisen.
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myanmar/schottland: fussballspiel für inhaftierten komiker
Foto: Amnesty UK
Der populäre Komiker Zarganar saß in Myanmar mehrmals für einige Jahre im Gefängnis, weil er über die Militärjunta Witze gemacht hatte. Amnesty setzte sich für seine Freilassung ein. Im August 2010 erinnerten die Teilnehmer des jährlich von Amnesty organisierten Fußballspiels »Comics vs. Critics« auf dem Edinburgh Festival an Zarganars Schicksal. Sie widmeten ihm das Spiel und liefen in Trikots mit dem Schriftzug »Zarganar« auf. Die Komiker schlugen die Kritiker mit 3:2. Ein Jahr später hatten alle Grund zu jubeln: Im Oktober 2011 wurde Zarganar aus der Haft entlassen.
Als die nigerianische Nationalmannschaft am 22. April 1998 ein Freundschaftsspiel gegen die DFB-Elf in Köln bestritt, war die Menschenrechtslage in dem westafrikanischen Land das beherrschende Thema. Schon Tage zuvor hatte Amnesty darauf hingewiesen, dass in dem von Militärs regierten Land schwere Menschenrechtsverletzungen verübt wurden. Amnesty forderte den DFB auf, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und einen Teil der Einnahmen an die Opfer des Regimes zu spenden. Der DFB lehnte jedoch ab. Zumindest Bundestrainer Berti Vogts fand deutliche Worte: »Meine Mannschaft und ich verurteilen und verachten das nigerianische Militärregime«. Vor dem Spiel im Müngersdorfer Stadion verteilten Amnesty-Mitglieder 15.000 rote Flyer mit Informationen zur Lage in Nigeria. Zu Spielbeginn entrollten die Aktivisten auf den Rängen Transparente, und Tausende Stadionbesucher folgten dem Appell von Amnesty, hielten die Flyer hoch und zeigten damit der Regierung in Nigeria die »Rote Karte«.
deutschland: abpfiff für zwangsprostitution »Die Welt zu Gast bei Freunden« lautete das Motto der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Doch am Rande solch sportlicher Großereignisse gibt es auch Menschen, die weder Freundschaft noch Fairness erleben. Denn auch die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen steigt an, und damit auch der Menschenhandel zum Zweck der Zwangsprostitution. Die vom Deutschen Frauenrat initiierte Kampagne »Abpfiff – Schluss mit Zwangsprostitution«, an der sich auch Amnesty beteiligte, machte auf diese Misstände aufmerksam. Sie forderte die politisch Verantwortlichen auf, konsequenter gegen diese schweren Verletzungen der Menschenrechte vorzugehen und mehr Hilfsangebote für betroffene Frauen anzubieten. Mehr als 77.800 Unterschriften kamen zusammen. Die Organisationen zogen eine positive Bilanz: »Dass der befürchtete Anstieg der Zwangsprostitution während dieser WM eher ausgeblieben ist, zeigt, dass die Kampagne sogar präventiv gewirkt haben könnte«.
»control arms«: fussballer für waffenkontrolle Auf diesen Augenblick hatte Amnesty mehr als 20 Jahre lang hingearbeitet: Im April 2013 verabschiedeten die UNO-Staaten mit überwältigender Mehrheit ein Waffenhandelsabkommen, das Waffenlieferungen verbietet, wenn diese zu Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen beitragen. Amnesty hatte sich dafür jahrelang eingesetzt und u.a. mit der Kampagne »Control Arms« weltweit Hunderttausende Unterschriften gesammelt und der UNO übergeben. Die Kampagne wurde auch von Fußballvereinen und prominenten Fußballern unterstützt, wie hier 2005 vom französischen Weltstar Zinedine Zidane (rechts) und seinem Teamkollegen in der Nationalmannschaft, Patrick Vieira.
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Foto: Franck Fife / AFP / Getty Images
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nigeria: solidarität mit den opfern des militärregimes
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»spielen lindert unseren schmerz«
Stark und stolz. Spielerinnen von Chosen FEW.
Für die lesbische Fußballmannschaft Chosen FEW aus Johannesburg findet auf dem Platz nicht nur Sport statt. Über ein Team, das sich für die Rechte von LGBTI einsetzt. Von Uta von Schrenk Fußball kann etwas Befreiendes haben. Weniger im sportlichen Sinne, das schon auch, sondern vor allem als emotionales Gegengewicht zu den Belastungen des Alltags. Zweimal die Woche mit dem 18-köpfigen Team über den Platz zu jagen, zweimal im Monat ein Fußballwochenende, dann und wann ein Freundschaftsspiel, ein Turnier oder gar ein internationaler Wettbewerb – für Dikeledi Sibanda und ihr Team Chosen FEW, zu Deutsch »Die wenigen Auserwählten«, ist dies echte Freizeit. Freie Zeit, in der sie keine Beleidigungen hören. Freie Zeit, in der sie nicht an die Konflikte in ihrer Familie denken müssen. Freie Zeit, in der sie keine Angst vor Übergriffen haben müssen. Chosen FEW ist eine Frauenfußballmannschaft aus den Townships von Johannesburg – allein das ist in einer patriarchalen Gesellschaft wie der südafrikanischen schon eine Besonderheit. Bei den Chosen FEW kommt eine zweite hinzu: Die Mitglieder des Teams sind durchweg lesbisch. Und das
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ist in Südafrika trotz einer liberalen Gesetzgebung immer noch ein gesellschaftliches Stigma und ein hohes persönliches Risiko. »Wir müssen täglich mit der Homophobie in diesem Land umgehen«, sagt Dikeledi Sibanda, die mit ihren 30 Jahren und aufgrund einer Verletzung nicht mehr aktive Spielerin ist, das Team aber seit sechs Jahren trainiert. »Wir müssen umgehen mit dem Hass, mit der Diskriminierung, mit der Marginalisierung.« Zwar haben sexuelle Minderheiten wie Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LGBTI) formal die gleichen Rechte wie die heterosexuelle Mehrheit der südafrikanischen Bürger, doch sie können sie nicht leben. Die meisten verschweigen ihre sexuelle Orientierung, um ihre Familie vor Anfeindungen der Nachbarn zu schützen, um ihren Job zu behalten oder weil sie schlicht um ihr Leben fürchten. »Man kann es jeden Tag in der Zeitung lesen: Lesbische Frau wurde gequält, lesbische Frau wurde vergewaltigt, lesbische Frau wurde ermordet. Und wo ist die Stimme unserer Regierung gegen diese Hassverbrechen zu hören?«, fragt Dikeledi Sibanda. Auch aus diesem Grunde gebe es die Chosen FEW: Um die Gefährdung dieser Frauen
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Fotos: Gratiane de Moustier / Getty Images
»Mit den Chosen FEW zu trainieren, bedeutet für mich, sich einfach wohlfühlen zu können. Auf dem Platz fühle ich mich frei.«
öffentlich zu machen – und sich gegenseitig Halt zu geben. »Mit den Chosen FEW zu trainieren, bedeutet für mich, sich einfach wohlfühlen zu können. Auf dem Platz fühle ich mich frei.« Die Chosen FEW wurden 2004 als erstes lesbisches Fußballteam Afrikas gegründet – von spielbegeisterten Mitgliedern der Selbsthilfeorganisation »Forum for the Empowerment of Women«, kurz FEW, darunter auch Dikeledi Sibanda. Allesamt Frauen, die in ihren bisherigen Fußballclubs Anfeindungen ausgesetzt waren und nach einer Alternative suchten, um unbehelligt ihrem Sport nachgehen zu können. Zurzeit jedoch finden kaum mehr als Freundschaftsspiele statt. Für die Teilnahme an Wettkämpfen und intensives Training fehlt dem Club schlicht das Geld. Im Moment bemüht sich Coach Sibanda um Fundraising, um ihren Spielerinnen die Teilnahme an der südafrikanischen Indoor Soccer League zu ermöglichen. Die African Women’s League lässt das Team zu ihren Spielen nicht zu – »Diskriminierung«, kommentiert Coach Sibanda den Vorgang. Inzwischen organisieren die Chosen FEW jährlich ein eigenes Turnier für lesbische Fußballmannschaften, das zu Ehren der US-amerikanischen Sponsorin »Peg Grey Women’s Tournament« heißt. Doch Sport ist bei Chosen FEW nicht alles. Die Spielerinnen nehmen teil an LGBTI-Demonstrationen, gehen als Prozessbeobachterinnen zu Gerichtsverhandlungen bei Hassverbrechen oder sexuellen Anschuldigungen – und sie tragen bei Spielen Forderungen für LGBTI-Rechte auf ihren TShirts. »Es geht auch darum, uns sichtbar zu machen«, sagt Sibanda. Und das geht wegen der alltäglichen Gefahr, der eine lesbische Frau in Südafrika ausgesetzt ist, eben nur gemeinsam, im Team. Auch einige der Spielerinnen von Chosen FEW haben eine Vergewaltigung erlitten. »Korrigierende Vergewaltigung« gilt in weiten Kreisen der südafrikanischen Gesellschaft als ein probates Mittel, eine lesbische Frau »auf den Pfad der Tugend« zurückzuführen. Allein zwischen Juni und November 2012 wurden »bei offensichtlich gezielten Angriffen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität mindestens sieben Menschen getötet, darunter fünf lesbische Frauen«, heißt es im Amnesty-Report 2013. Ohnehin ist Südafrika mit rund 64.000 gemeldeten sexuellen Übergriffen im Jahr eine Hochburg der Vergewaltigung. Weil die meisten Opfer jedoch das Verbrechen nicht der Polizei meldeten, liege die Dunkelziffer um das 25-Fache höher, sagen Experten. Wie hoch der Anteil an Übergriffen auf les-
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bische Frauen ist, wird nicht erhoben. Der Selbsthilfe-Organisation »Luleki Siswe« zufolge werden allein in der Region um Kapstadt jede Woche etwa zehn lesbische Frauen vergewaltigt. Opfer einer Vergewaltigung zu werden, ist somit für eine lesbische Frau in Südafrika eine stets präsente Gefahr. Für die betroffenen Spielerinnen von Chosen FEW bedeutet das Training mit den anderen Frauen vor diesem Hintergrund eine Möglichkeit, wieder innere Stärke zu erlangen, ihren Stolz zurückzugewinnen. Auf dem Platz sind sie die Sieger, nicht die Unterlegenen: Bronze bei den International Gay Games in Chicago 2006, vierter Platz beim Federation Cup of Gay Games in London 2008 und Bronze bei den Gay Games in Köln 2010. Für die Worldoutgames 2013 in Antwerpen erhielt die gesamte Mannschaft sogar ein Stipendium. »Spielen lindert unseren Schmerz«, sagt Sibanda. Sport ist politisch – das ist die Botschaft von Chosen FEW. »Ich habe Blut wie jeder andere Mensch. Ich vergieße Tränen wie jeder andere Mensch. Ich spüre Schmerz wie jeder andere Mensch. Und darum möchte ich auch wie jeder andere Mensch behandelt werden«, fordert die engagierte Trainerin. Zehn Jahre gibt es jetzt die »wenigen Auserwählten«. Doch Coach Sibanda sagt, um die südafrikanische Gesellschaft zu verändern, brauche es einen »langen Atem« – auch deswegen also das harte Training.
Siegerinnen. Spielerinnen der Chosen FEW nach Spielende.
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Foto: Domicio Pinheiro / Agencia Estado / pa
futebol! futebol! »Geht wählen!« Fußball-Idol Sócrates während eines Fußballspiels von Corinthians São Paulo im November 1982.
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In Brasilien findet in diesem Jahr die Fußball-WM statt. Zugleich jährt sich zum 50. Mal der Militärputsch von 1964. Fußball spielte in dem Land sowohl unter der Diktatur wie auch in demokratischen Zeiten immer eine wichtige Rolle. Von Thomas Fatheuer 1970 regierten die Militärs bereits seit sechs Jahren. Nach einigen anfänglichen Wirren hatte sich ihre Diktatur gefestigt und beherrschte Brasilien mit brutaler Repression. Zwei Jahre zuvor war nach Massenprotesten eine Art Notstandsgesetzgebung erlassen worden und die pseudodemokratische Fassade der Diktatur endgültig gefallen. Die »bleiernen Jahre« begannen: Regimegegner wurden gnadenlos verfolgt, gefoltert und getötet. Die Fußball-WM in Mexiko 1970 war für das Regime von General Emílio Garrastazú Médici in Brasilien ein willkommener Anlass, sein Image aufzupolieren – sowohl im eigenen Land als auch international. Nach dem Debakel von 1966, als Brasilien bei der WM in England schon in der Vorrunde ausschied, musste nun unter allen Umständen ein Sieg her. Der Präsident des brasilianischen Fußballverbandes, João Havelange, schreckte nicht davor zurück, den als Querkopf und Kommunisten bekannten João Saldanha als Trainer einzustellen. Als sich aber Präsident Médici in die Mannschaftsaufstellung einmischte, trat Saldanha zurück. Der Vorfall zeigt, wie ernst die Militärdiktatur die WM von 1970 nahm. Kein Fußballereignis war bisher so offen politisch ausgeschlachtet worden. Die Hymne »Pra Frente Brasil«, der offizielle WM-Jingle des Landes, transportierte den nationalistischen Geist der Diktatur: »90 Millionen in Aktion, vorwärts Brasilien … alle vereint in derselben Emotion.« Doch waren nicht alle vereint, wie sich bald zeigen sollte. Mitten im WM-Fieber wurde am 11. Juni 1970 der deutsche Botschafter in Brasilien, Ehrenfried von Holleben, von Guerilleros der Vanguarda Popular Revolucionária (VPR) entführt. Fünf Tage später erlaubte die Regierung – als Gegenleistung für die Freilassung des Botschafters – die Ausreise von 40 politischen Gefangenen nach Algerien. Das Regime verstärkte daraufhin die Repression und instrumentalisierte die Nationalmannschaft für Propaganda gegen die Guerilla. Die Tageszeitung »Folha de São Paulo« titelte am 17. Juni: »Meldungen aus Mexiko zeigen, wie die Nachricht von der Entführung unsere Mannschaft verstört. Pelé, Rivelino und andere Spieler verurteilten den terroristischen Akt.« Trotz dieser »Störung« wurde Brasilien souverän Weltmeister: Im Endspiel siegte die »Seleção« mühelos mit 4:1 gegen Italien. Die Regierung schlachtete den Triumph schamlos aus. Médici empfing die Mannschaft mit einem programmatischen Statement zur Vereinigung von Fußball und nationalem Interesse: »Ich identifiziere den Sieg im sportlichen Wettkampf mit den Prinzipien, die wir für unseren Kampf für die nationale Entwicklung lieben sollen.« Den WM-Erfolg bezeichnete er als eine »Bestätigung des brasilianischen Menschen«. Tatsächlich konnte die Militärjunta 1970
durch den Fußball einen der seltenen Momente relativer Popularität feiern. Für andere Beteiligte ebnete der WM-Sieg den Weg zu einer bemerkenswerten Karriere: João Havelange wurde 1974 zum Präsidenten der FIFA gewählt, ein Amt, das er 24 Jahre lang innehaben sollte. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Ricardo Teixeira, der jahrzehntelang dem brasilianischen Fußballverband vorstand, transformierte er die FIFA in einen mächtigen und undurchsichtigen Konzern, der das populärste globale Ereignis – die FußballWM – gnadenlos vermarktete. Inzwischen verloren beide ihre Ämter bzw. Ehrenämter, weil sich die massiven Korruptionsanschuldigungen gegen sie bestätigten. Das System FIFA wird vom ehemaligen Generalsekretär Havelanges, Josef Blatter, jedoch fortgeführt. In Brasilien sind die Kontinuitäten noch fataler. Zwar musste Ricardo Teixeira sein Amt aufgeben, er konnte aber als Nachfolger seinen Vertrauten José Maria Marin durchsetzen. Marin hatte während der Militärdiktatur Karriere gemacht und wird beschuldigt, geistiger Urheber des Mordes an dem TV-Journalisten Wladimir Herzog zu sein, der 1975 in einem Folterzentrum der Militärs zu Tode kam. Marin hatte zuvor den Sender, für den Herzog arbeitete, als unpatriotisch und subversiv bezeichnet. Nun ist er Präsident des Vorbereitungskomitees für die WM 2014 – wahrlich ein »ehrenhafter Gastgeber«, wie der WDR ironisch titelte. Aber die Verbindung von Fußball und Politik hat auch eine andere Seite: Fußballspieler engagierten sich im Kampf gegen die Diktatur. 1982 begann eines der bemerkenswertesten Kapitel der brasilianischen Fußballgeschichte, die »Democracia Corinthiana«. Der SC Corinthians Paulista aus São Paulo lag sportlich darnieder, als die Spieler selbst das Zepter in die Hand nahmen, den Trainer wählten und einen demokratischen Club etablierten. Alles wurde diskutiert und abgestimmt – jeder hatte eine Stimme. Und trotz des Slogans »Siegen ist nur ein Detail« wurde die sympathische ChaosTruppe Meister von São Paulo. Der bekannteste Spieler, Sócrates, engagierte sich in einer Kampagne für Direktwahlen, die der Militärdiktatur ein Ende setzen wollte und Millionen auf die Straße brachte. Sócrates wurde einer der wichtigsten Protagonisten der Demokratiebewegung der achtziger Jahre und versprach, weiter in Brasilien zu spielen, wenn die Kampagne erfolgreich wäre. Leider erreichte die Bewegung ihr Ziel nicht und Sócrates ging nach Italien. Die Massenproteste in den Straßen von São Paulo, Rio de Janeiro und anderen Großstädten im Juni 2013 gegen eine »WM der Reichen« machen Hoffnung, dass die Fußball-WM 2014 im Zeichen eines neuen demokratischen Aufbruchs stehen kann und nicht nur die Kontinuitäten der »FIFA-Mafia« präsentiert.
Kein Fußballereignis war bisher so offen politisch ausgeschlachtet worden wie die WM 1970.
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blut und spiele Es dauert noch acht Jahre, bis in Katar das erste Spiel angepfiffen werden soll. Doch schon jetzt scheint der Fußball-WM 2022 ein Platz in den Annalen sicher: als einer der größten Skandale der Sportgeschichte. Hunderte Gastarbeiter sind bereits auf Großbaustellen gestorben. Von Ramin M. Nowzad
Foto: Amnesty
Schreckenszahlen an die Öffentlichkeit gewandt: Mehr als 450 Inder sollen 2012 und 2013 auf Katars Baustellen ihr Leben gelassen haben. Wieviele Arbeiter insgesamt umgekommen sind, ist unbekannt. Die Todesopfer aus Pakistan, Sri Lanka, Bangladesch, den Philippinen und anderen Ländern Südostasiens hat niemand gezählt. In Katar, einem der reichsten Länder der Welt, leben gerade einmal 230.000 Einheimische. Schwere körperliche Ar»Das Spiel dauert 90 Minuten«, gab einmal ein deutscher beit ist unter ihnen verpönt. Rund 1,3 Millionen Ausländer Fußballphilosoph zu bedenken. 90 Minuten sind gewiss keisind in dem Ölstaat beschäftigt – und insbesondere auf dem ne Ewigkeit – aber bei Temperaturen von bis zu 50 Grad CelBau arbeiten sie unter katastrophalen Bedingungen: Trotz sius könnten Superstars wie Messi, Ribéry und Ronaldo eider unerträglichen Hitze erhalten die Männer oft kein Trinknen Hitzekollaps erleiden. Katar, das steinreiche Emirat am wasser. Sie schuften, bis sie zusammenbrechen. Viele warten Persischen Golf, will im Sommer 2022 die Fußball-WM ausmonatelang vergeblich auf ihren Lohn und müssen um Esrichten. Doch schon jetzt erhitzt das extreme Klima in dem sen betteln, andere werden von ihren Vorgesetzten geschlaWüstenstaat die Gemüter: Seit Monaten diskutiert die Fußgen und getreten. Grausame Unfälle sind alltäglich. Immer ballwelt, ob das Turnier in den Winter verlegt werden sollte. wieder nehmen sich Männer aus Verzweiflung das Leben. 90 Minuten in brütender Hitze mögen für junge FußIhrem Elend entfliehen, können die Migranten meist ballprofis eine Qual sein. Die katarische Regierung hat desnicht: Ihre Chefs haben ihre Pässe einkassiert, um eine halb versprochen, vollklimatisierte Stadien und TrainingsFlucht in die Heimat oder einen Jobwechsel zu verhindern. plätze errichten zu lassen. Doch für die Arbeiter, die täglich Amnesty International spricht von »Zwangsarbeit«, der bis zu zwölf Stunden auf Katars WM-Baustellen malochen, um diese High-Tech-Bauten hochzuziehen, ist die Hitze mör- Internationale Gewerkschaftsbund nennt es gar »Sklaverei«. Die internationale Empörung ist nicht folgenlos gebliederisch. Allein in den vergangenen beiden Jahren sollen auf Katars Großbaustellen etwa 400 Gastarbeiter aus Nepal ums ben: Anfang Februar stellten die WM-Organisatoren öffentlichkeitswirksam einen Maßnahmenkatalog vor, um die Leben gekommen sein. Nach Angaben der nepalesischen Lage der Arbeitsmigranten zu verbessern. Doch Experten Botschaft starben die meisten Männer an »unnatürlichem sprechen von »Augenwischerei«. Bereits im vergangenen Herzversagen«. Sprich: Sie haben sich buchstäblich zu Tode Jahr hatte Katar ähnliche Maßnahmen verkündet – an den geschuftet. Auch Indiens Botschaft hat sich mittlerweile mit verheerenden Arbeitsbedingungen änderte sich indes nichts. Langsam dämmert es wohl auch so manchem FIFA-Funktionär, dass es womöglich nicht die beste Idee war, den Fußball-Wanderzirkus in die katarische Wüste zu schicken. Von Anfang an sorgte die Entscheidung für Wirbel. Erst weigerten sich die muslimischen Gastgeber, während des Turniers Alkohol auszuschenken. Dann scherzte FIFA-Präsident Sepp Blatter, schwule Fußball-Fans sollten in Katar besser auf Sex verzichten. Homosexualität ist in dem Emirat verboten. Und noch immer ist der Vorwurf nicht ausgeräumt, dass sich die FIFA für Katar entschieden hat, weil Schmiergeld geflossen ist. Laut einem ranghohen Mitglied des Weltfußballverbands wird mittlerweile hinter verschlossenen Türen ernsthaft darüber diskutiert, ob man an Katar als Austragungsort noch festhalten könne. Bald könnte sich also nicht mehr die Frage stellen, wann die WM 50 Grad im Schatten. Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty spricht mit Gastarbeitern in 2022 stattfinden soll, sondern wo. Katar, November 2013.
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zehn fragen zum schluss 1. Welcher deutsche Nationalspieler zeigte sich mit folgenden Worten beeindruckt von den Zustände im von einer Militärjunta regierten Argentinien, das 1978 die FußballWM ausrichtete: »Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen«? 쏔 a) Lothar Matthäus 쏔 b) Berti Vogts 쏔 c) Franz Beckenbauer
7. Nach der WM 2010 in Südafrika wurden Gerüchte laut, wonach ein Nationaltrainer wegen des schlechten Abschneidens seiner Mannschaft ins Arbeitslager gesteckt wurde. Wie ist der Name des Trainers? 쏔 a) Joachim Löw (Deutschland) 쏔 b) Kim Jong-hun (Nordkorea) 쏔 c) Raymond Domenech (Frankreich)
2. Von wem stammt dieser Satz: »Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen.« 쏔 a) Kaiser Franz 쏔 b) Julius Caesar 쏔 c) Queen Elizabeth
8. Welcher Fußballspieler wurde wegen eines Eigentors bei einem WM-Spiel ermordet und anschließend mit einem Denkmal geehrt? 쏔 a) Andrés Escobar (Kolumbien) 쏔 b) Simon Busk Poulsen (Dänemark) 쏔 c) Manuel Rosas (Mexiko)
3. Die Farben auf dem offiziellen Spielball »Brazuca« sind inspiriert von … 쏔 a) … den besten Mannschaften in Brasilien 쏔 b) … der Pantone-Farbpalette 쏔 c) … den beliebtesten Freundschaftsbändchen 4. Welche Nationalmannschaft protestierte beim EM-Qualifikationsspiel in Schweden am 6. September 1995 gegen Frankreichs Atombombentest auf dem Mururoa-Atoll, indem sie während der Hymne ein Banner mit der Forderung »Stop it Chirac« enthüllte? 쏔 a) Liechtenstein 쏔 b) Österreich 쏔 c) Schweiz 5. Wer war der Erfinder des Dreiseitenfußballs? 쏔 a) Pythagoras (Philosoph) 쏔 b) Asger Jorn (Künstler) 쏔 c) Franck Ribéry (Triple-Gewinner) 6. Welches Fußballspiel löste einen Krieg aus, bei dem Tausende Tote zu beklagen waren? 쏔 a) Das Freundschaftsspiel zwischen der Zentralafrikanischen Republik und der Republik Kongo 1964 쏔 b) Das WM-Qualifikationsspiel zwischen El Salvador und Honduras 1969 쏔 c) Das Pokalfinale der GUS-Staaten zwischen Armenien und Aserbaidschan 1993
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9. Welcher deutsche Politiker soll auf die Frage, was er davon halte, ein Fußballstadion nach einer Frau zu benennen, geantwortet haben: »Wie sollen wir das denn nennen? Dem Ernst Kuzorra seine Frau ihr Stadion?« 쏔 a) Christian Wulff 쏔 b) Johannes Rau 쏔 c) Heinrich Lübke 10. Wie endete das »Fußballspiel der Philosophen« der britischen Komikergruppe Monty Python 1972? 쏔 a) torlos unentschieden 쏔 b) 3:0 für Deutschland durch Tore von Nietzsche, Hegel und den eingewechselten Marx 쏔 c) 1:0 für Griechenland durch ein Tor von Sokrates in der letzten Spielminute Schicken Sie Ihre Lösungen per Post an: Amnesty Journal, Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin oder per E-Mail mit dem Betreff »Quiz« an: journal@amnesty.de Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir das Original-T-Shirt vom Titelbild, einen Fair-Trade-Fußball, den Film »Looking for Eric« von Ken Loach auf DVD und den Bildband »Über Grenzen« der Agentur Ostkreuz. Die Auflösung veröffentlichen wir im nächsten Amnesty Journal. Einsendeschluss ist der 5. Mai 2014.
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Das Sonderheft »Fußball und Menschenrechte« erscheint als redaktionelle Beilage des Amnesty Journals 04-05/2014 Herausgeber: Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., Zinnowitzer Str. 8, 10115 Berlin Redaktion: Anton Landgraf, Daniel Kreuz Layout und Bildredaktion: Heiko von Schrenk / schrenkwerk.de Titelfoto: Mark Bollhorst Druck: Hofmann Druck, Nürnberg
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MENSCHENRECHTE BRAUCHEN AUSDAUER Sie möchten Ihre sportlichen Aktivitäten mit einem guten Zweck verbinden? Dann bitten Sie doch Verwandte und Bekannte bei Ihrem nächsten Wettkampf um eine Spende zugunsten von Amnesty International. www.amnesty-in-bewegung.de