greenlandic food Lab Ein Gew채chshaus f체r Illulissat Andreas Glatzl
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greenlandic food Lab Ein Gewächshaus für Illulissat Andreas Glatzl
Masterarbeit eingerreicht an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Fakultät für Architektur zur Erlangung des akademischen Grades Dipl.-Ing. [Diplomingenieur]
Betreut von Arch. Dipl. Ing. M. Arch (UCL) Michael Wihart am Institut für experimentelle Architektur ./studio3 Innsbruck, November 2013
inhalt
Vorwort ........................05
- 07
grundlagen ........................08
- 69
Grönland global warming New Nordic Cuisine Gewächshaus Energiesysteme
Theorie ........................70
- 77
Softspace Architektur als Environment
bauplatz ........................78
- 91
Ilulissat Ilulissat Eisfjord
Entwurfsstudien ......................92 Materialität Oberflächen Struktur Morphologie Wahrnehmung Wind Sonne
- 109
Entwurf....................110 - 169 Konzept / Raumprogramm Modelle Übersicht Plandarstellungen Aquaponics Gewächshaus Kochstelle Technik Klimafassade Fischen MODELLFOTOS......................170 - 177 Anhang ..............................178
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_vorwort Im Vorfeld der Masterarbeit stand ein reges Interesse an einer Architektur, die mehr ist, als solitäre Geometrie. Im Zuge der heute bis zur Ermüdung geführten Debatten über Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, optimiertem Bauen... werden Gebäude zunehmend von ihrer Umwelt abgeschottet. Luftaustausch mit der Umgebung wird als Energieverlust begriffen, statt dessen wird im Gebäude durch künstliche Prozesse eine Komfortzone geschaffen, die tagtäglich konstant ist, jedoch eine vollständige Abtrennung vom natürlichen Kontext mit sich bringt. Umweltbewusstes Bauen sollte meiner Meinung nach anders aussehen. Umweltbewusst bedeutet, natürliche Prozesse am Bauplatz zu erkennen, und diese in die Architektur zu integrieren und zu nutzen. Der geschaffene Raum soll eine Erweiterung des natürlichen Environments darstellen - eine gebaute künstliche Landschaft, die die Beschaffenheit des Kontext in sich aufnehmen kann und in der die immateriellen Qualitäten des Ortes einen Layer darstellen, der mindestens genauso wichtig ist, wie die Geometrisierung des architektonischen Entwurfes. Um diese Vorstellungen umzusetzen fiel mein Interesse auf ein Land und einen Bauplatz, der vor allem aufgrund der Klimadebatte in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gelangte. Grönland ist eines der Länder, die am stärksten von einer globalen Erwärmung betroffen sind, und die sich aufgrund dieser Erwärmung in einem ganzheitlichen kulturellen Wandel befinden. Dieser Wandel war im Gegensatz zu anderen Ländern durchaus durch
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positive Aspekte geprägt. Als riesiges Land mit sehr geringer Bevölkerung war Grönland nie fähig (und ist es auch heute noch nicht) ohne die finanzielle Hilfe seines Koloniealherrn Dänemarks auszukommen. Verschiedenste Aspekte der Klimaerwärmung führen jedoch zur Zeit zu einem Wirtschaftsaufschwung. Dieser bewirkt, dass Grönland zunehmend stärker und unabhängiger wird. Ein wichtiger Bestandteil dieser Entwicklung ist die Besinnung auf die Stärken, die das Land bietet. So wird unter anderem der wichtigste Industriezweig Grönlands - der Fischfang - nicht mehr nur als Industrie gesehen, sondern man beginnt, die Spezialitäten des Landes besser zu vermarkten, und wird somit auch für Köche, Nahrungsmittelforscher und kulinarisch interessierte Touristen interessanter. Speziell im Bezug auf die derzeit sehr populäre Bewegung der “New Nordic Cuisine” gewinnt die Küche Grönlands zunehmend an Bedeutung. Im Zuge dieser Entwicklung begann man auch, aufgrund des Klimas, vorwiegend in Gewächshäusern, Produkte selbst anzubauen, und dadurch ebenfalls unabhängiger vom Import zu werden. Diese Entwicklungen wurden in meiner Arbeit zu einem architektonischen Projekt vereint. Die konzeptionelle Idee einer Architektur, die stark auf die regionalen Eigenschaften seiner Umgebung eingeht, und die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem Thema, das Ähnliches im Bereich der Küche und Lebensmittelproduktion erforscht, war Ausgangspunkt meines Entwurfs. Es entsteht dadurch ein Ort, der trotz, oder gerade aufgrund, seiner globalen Vernetzung den regionalen Bezug sucht, sich in einzelnen Elementen stark an der lokalen Tradition orientiert, die Gesellschaft fördert und somit selbst den Übergang Grönlands in das 21. Jahrhundert verkörpert.
Grönland Ostküste ABB01
grönland _geologie Aufgrund der gängigen mitteleuropäischen Darstellung von Weltkarten,wird die Dimension Grönlands meist unterschätzt. Grönland ist mit 2.166.086 km² die größte Insel der Erde, politisch ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark, geologisch hingegen Bestandteil des arktischen Nordamerikas. Die Insel ist 2650 km lang und max. 1200 km breit. Aufgrund der Größe Grönlands treten mehrere Klimazonen innerhalb der Insel auf. Der Süden ist ein leicht gewelltes Hochland, das durch Pflanzenbewuchs geprägt ist. Die Küsten sind stark durch Fjorde und Buchten gegliedert. Auch wenn selbst im Süden das Klima arktisch ist, kann es hier durch Windströmungen teilweise bis zu 20°C warm werden. Dies schlägt sich auch auf die Landschaft nieder - in manchen Tälern im Süden Grönlands findet sich niederer Waldwuchs. Als starker Gegensatz kann der Norden bezeichnet werden - die Nordküste Grönlands ist die dem Nordpol am nächsten gelegene zusammenhängende Landmasse. Die Eisdecke im Norden Grönlands geht direkt in die schwimmende Eiskappe des Nordpolarmeeres über. Dessen Grenzen schwanken jedoch sehr stark im Bezug zu den Jahreszeiten. Prinzipiell lässt sich aber beobachten, dass das Eis sehr stark zurückgeht. Messungen zeigen, dass sich in den letzten 40 Jahren (seit Sommer 1972) die gesamte Nordpolareisfläche auf 4,24 Mio. km2 halbiert hat. Außerdem wurde festgestellt, dass das Abschmelzen in den letzten Jahren wesentlich schneller voranschritt, als in den Jahren zuvor.
grönland Geologie
Die Insel Grönland ist geologisch ein riesiges Becken, das im Norden und im Zentrum teilweise unter dem Meeresspiegel liegt. In diesem Becken befindet sich das Inlandeis.
Quelle: 01
Quelle: 03
Quelle: 02
Quelle: 04
3000m 2000m 1000m 0m West
Ost Schema Schnitt Grรถnland
Buckminster Fuller Dymaxion Map
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Das Inlandeis Grönlands stellt weltweit die drittgrößte Wüste dar. Nach der Antarktis ist es das massivste Eisvorkommen unseres Planeten. Das Eis ist bis zu 3400 m stark, im Durchschnitt 2000 m. Es erstreckt sich über eine Fläche von 1,8 Mio km2, dies entspricht einer vierzehnfachen Fläche von England. Berechnungen zu Folge würde der Meeresspiegel unseres Planeten um sechs Meter ansteigen, würde das gesamte Inlandeis Grönlands schmelzen. Messungen haben gezeigt, dass das Eis an manchen Stellen bis zu 100.000 Jahren alt ist. Es stellt somit auch für die Wissenschaft eine wichtige Informationsquelle dar. Durch Bohrungen im Eis kann der schichtartige Aufbau der Eisdecke Informationen über vergangene Klimaperioden, Vegetation oder Lebewesen geben. Die Ausläufer des Inlandeises bilden Gletscher an den Küsten aus, da die Schwerkraft das Eis vom Landesinneren zum Meer drückt. Dort kommt es zum Kalben des Eises, wodurch Eisberge entstehen, die teilweise auch mehrere Kilometer lang sein können. An mehreren Stellen ist es in Grönland möglich, zum Inlandeis zu gelangen. Speziell um Kangerlussuaq ist die Distanz zum Eis relativ gering, wodurch hier der Tourismus für Touren zum Eis zu Fuß populär wurde.
01. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland (aufgerufen am 10.03.2013) 02. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tauwetter-meereis-der-arktis-schmilzt-aufrekordminimum-a-785356.html (aufgerufen am 10.03.2013) 03. http://www.greenland.com/de/explore-greenland/sydgroenland.aspx (aufgerufen am 10.03.2013)
grönland Geologie
04. http://www.greenland.com/de/about-greenland/natur-klima/indlandsisen.aspx (aufgerufen am 10.03.2013)
Quelle: 01
Quelle: 04
Quelle: 01
FLÄCHE 2 2.166.086km
83% H2O
FLÄCHE 2 83.879km
Größenvergleich Österreich - Grönland
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_Klima In ganz Grönland herrscht arktisches Klima, wodurch selbst an wärmsten Sommertagen die Temperaturen nicht über 10°C ansteigen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass nur 18,9 % der gesamten Fläche Grönlands eisfrei sind. Ausnahmen sind gewisse Täler und Fjorde, speziell im Süden des Landes, in denen aufgrund von warmen Windströmungen die Temperaturen bis auf 20°C ansteigen können. Ganz stark wird das Klima von den umgebenden Meeresströmungen beeinflusst. Vor allem im Westen wird das polare und subpolare Klima durch den Grönlandstrom gemildert. Dieser wird vom Nordatlantischen Strom und dem Golfstrom mit warmem Wasser versorgt. Dadurch entsteht ein durchschnittlich 150 km breiter Küstenstreifen, der ähnlich wie die vorgelagerten Inseln, von einer Tundravegetation geprägt ist und eisfrei bleibt.
Quelle: 05 10.03.2013
Quelle: 06 10.03.2013
Ein weiterer klimatischer Unterschied besteht zwischen Regionen am Meer und den Binnengebieten im Landesinneren. Auch wenn diese Regionen nahe des Inlandeises sind, können hier im Sommer die höchsten Temperaturen und der geringste Niederschlag gemessen werden. Die Luftfeuchtigkeit in Grönland ist generell sehr gering, wodurch die kalten Temperaturen nicht so extrem wahrgenommen werden. Entgegen der landläufigen Vorstellungen, ist der Niederschlag im Winter speziell an den Küsten relativ gering. Schneereiche Monate sind in den letzten Jahren seltener geworden, was auch Auswirkungen auf die Städte hat. Anstatt der Hundeschlitten, die früher im Winter das wichtigste Verkehrsmittel waren, kann nun fast ganzjährig mit dem Auto gefahren werden.
grönland Klima
05. http://www.greenland.com/de/about-greenland/natur-klima/vejret-i-groenland.aspx (aufgerufen am 10.03.2013) 06. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland (aufgerufen am 10.03.2013)
Quelle: 05 10.03.2013
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Klimatabelle für Ilullissat
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_beVölKerung Grönland ist aufgrund der geringen eisfreien Fläche sehr dünn besiedelt. Nur rund 57.000 Menschen verteilen sich über die rund 2,2 Mio. km2 der Insel, das entspricht einer Fläche von 37,7 km2 pro Person. 89 % der Bevölkerung sind der Bevölkerungsgruppe der Grönländer zuzuordnen, die als Nachfahren der Inuits gelten. Die restlichen 11 % sind vorwiegend europäischen Ursprungs, dabei handelt es sich hauptsächlich um Dänen die zu einem sehr großen Teil in Nuuk leben.
Quelle: 08
Vor allem aufgrund der beschränkten Möglichkeiten in der Bildung wandern viele junge Grönländer ab, um an Universitäten in Dänemark oder England zu studieren. Trotzdem hält sich die Bewohnerzahl relativ konstant, da die meisten der Ausgewanderten später wieder zurück kommen. Die Bevölkerung kann grob in drei Gruppen geteilt werden: - Den größte Anteil haben die Westgrönländer rund um die größten Ballungszentren Nuuk, Sisimiut und Illulissat
EXPORT 256 Mio €
grönland Bevölkerung
ENERGIE
90%
Wasserkraft
85%
Fisch
11%
07. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland (aufgerufen am 10.03.2013) 08. Conditions 11/12 2012 Possible Greenland S.52 ff
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Quelle: 07 10.03.2013
- Die Ostgrönländer stellen eine weitere Gruppe dar, die aufgrund ihres späten Kontakts mit den Europäern noch wesentlich einfacher leben und auch eine andere Sprache sprechen. - Eine dritte Gruppe stellen die Polarinuits dar, welche im Norden Grönlands leben. Diese Gruppe ist nahezu vom Aussterben bedroht, da ihnen aufgrund der steigenden Temperaturen ihre Hauptlebensgrundlage - das Fischen am Nordpolareis - entzogen wird.
HERKUNFT
89%
Inuits
DEMOGRAPHIE
70,2%
15-64 Jahre
Population 56.749
Population 8.460.390
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_wirtschaft Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und den klimatischen Bedingungen, kann Grönland nicht als Wirtschaftsgroßmacht bezeichnet werden. Hauptwirtschaftszweig ist die Fischindustrie, welche für 85 % des gesamten Exportes verantwortlich ist und die auch die meisten Einheimischen beschäftigt. Die Fischindustrie hat jedoch stark mit den immer stärker werdenden Regulierungen im Bezug auf Wal-, Robbenund Walrossfang zu kämpfen. Die Fischerei zieht somit immer mehr bürokratischen Aufwand mit sich, den die einzelnen Fischer teilweise nicht mehr bewältigen können.
Quelle: 09 10.03.2013
Aufgrund der Klimaerwärmung ergeben sich jedoch weitere Wirtschaftszweige, die in den kommenden Jahren immer bedeutender werden. Zum einen wird vermehrt auf den Tourismus gesetzt, zum anderen können durch den Rückgang des Permafrosts zunehmend die unter dem Eis lagernden Rohstoffe (Öl, Schwermetalle) gewonnen werden. Außerdem wird speziell im Süden des Landes die Landwirtschaft und Schafzucht forciert, wovon man sich für die Zukunft auch immer mehr Einnahmen erwartet.
_städte Aufgrund der klimatischen Bedingungen sind die größten Ballungsräume an der Westküste zu finden. Nennenswert sind hier besonders die Städte Nuuk, Kangarlussuaq, Sisimiut und Illulissat.
grönland Wirtschaft
_Nuuk Nuuk ist die Hauptstadt Grönlands und stellt mit 15.862 Einwohner mit Abstand die größte Stadt dar. Nuuk bedeutet Landzunge und wurde aufgrund ihrer Lage an der Spitze einer Halbinsel so benannt. Sie ist auch die älteste Stadt Grönlands - wurde 1728 vom Missionar Hans Egede gegründet. 09. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland (aufgerufen am 10.03.2013)
Quelle: 11 10.03.2013
Nuuk ABB02
20
Qaanaaq 1.100 P.
Upernavik 2.800 P.
Uummannaq 2.500 P.
Ilulissat 4.500 P.
Sisimiut
5.500 P.
Aasiaat
3.300 P.
Maniitsoq 2.800 P.
Nuuk 16.000 P.
Paamiut 1.700 P.
Qaqortoq
grönland Städte
3.500 P.
NATIONALPARK
Ittoqqortoormiit 500 Einwohner
KANGERLUSSUAQ Kulusuk 500 Einwohner
Narsak
2.000 Einwohner
Nanortalik
2.000 Einwohner
Die wichtigsten Städte in Grönland
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Nuuk ist weltweit die kleinste Hauptstadt, aber für grönländische Verhältnisse eine stressige “Großstadt”. Die einzige Universität Grönlands ist in Nuuk angesiedelt. Hier finden sich auch Museen, ein architektonisch wertvolles Kulturhaus, Theater, Musikhäuser usw. Die Stadt verkörpert somit den Wandel, den Grönland in den letzten Jahren erlebte. Sie lebt immer noch stark von traditionellen Beschäftigungen wie Fischer, Handwerker, Künstler, jedoch ist der globale westliche Einfluss immer deutlicher zu spüren.
Grönland Städte
_Kangarlussuaq Kangarlussuaq ist mit seinen 550 Einwohnern gar keine richtige Stadt, aber für Grönland ungemein wichtig.
Quelle: 10 10.03.2013
Der Ort entstand aus einem ehemaligen amerikanischen Militärstützpunkt und wird heute als einziger internationaler Flughafen Grönlands genützt. Er ist somit auch der Stützpunkt für die Fluggesellschaft “Air Greenland”, die neben einer weiteren isländischen Fluglinie die einzige Flugverbindung nach Grönland ermöglichen. Der Ort weist klimatische Besonderheiten auf, die auch der Grund dafür waren, eine Militärbasis hier anzusiedeln. Das Klima ist extrem stabil, die Sommer sind warm und trocken, die Winter zwar kalt, aber auch trocken und stets klar. Der ansonsten in Grönland häufig auftretende Nebel kommt hier nicht vor.
Kangarlussuaqs Zugang zum Inlandeis
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Nicht nur für den Flugverkehr ist Kangerlussuaq wichtig, auch alle wichtigen Kreuzfahrten starten hier. Durch den Zugang zum Meer über ein Fjord und den dort angesiedelter Hafen, wurde dieser Ort daher zum internationalen “Tor” nach Grönland. Weiters stellt Kangarlussuaq die einzige Möglichkeit dar, direkt auf das Inlandeis zu gelangen. Daher wurde dieser Ort in den letzten Jahren immer wichtiger für den Tourismus. Es werden Führungen, Wanderungen und Hundeschlittenfahrten angeboten.
Quelle: 10 10.03.2013
_Sisimiut Sisimiut ist mit 5460 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Grönlands, und liegt ebenso wie Nuuk und Kangarlussuaq an der Westküste. Die Stadt lebt hauptsächlich vom Fischfang und von der größeren Fischindustrie. Royal Greenland hat hier die größte Fischfabrik Grönlands situiert, die auch eine der modernsten Anlagen weltweit ist.
Quelle: 14 10.03.2013
Sisimiut lebt von der Symbiose aus alter Tradition und neuem westlichen Lebensstil. Die Stadt wird nun schon seit 4500 Jahren besiedelt, und im alten Viertel der Stadt kann man nach wie vor Häuser aus dem 18 Jhdt., also aus den Anfängen der Kolonialzeit besichtigen. Im Gegensatz dazu lebt die Stadt heute auch vom Tourismus. Sie bietet den nördlichsten Hafen, der selbst im Winter eisfrei bleibt und Zugang zu küstennahen Bergen. Dadurch hat sich die Stadt als Zentrum für den Wintersport (Hundeschlitten, Heliskiing...) etabliert.
Quelle: 12 10.03.2013
grönland Städte
_Ilulissat Ilulissaat bedeutet Eisberg auf grönländisch, was sehr viel über die umgebende Landschaft verrät. Sie ist mit 4592 Einwohnern die drittgrößte Stadt Grönlands, hat jedoch in den letzten Jahren ein ungewöhnliches Wachstum und Wohlstand erlebt.
Quelle: 14 10.03.2013
Quelle: 13 10.03.2013
Ein Großteil der Bevölkerung ist nach wie vor in der Fischindustrie tätig, die nach wie vor sehr traditionell mit kleinen Booten und im Verfahren des “Long-Line Fishings” betrieben wird. Ein starkes Wachstum erhielt die Stadt aber durch den Tourismus. Illulissat liegt am Illulissat Icefjord, ein Eisstrom, der den Ausläufer des größten Gletschers auf der nördlichen Hemisphäre, Sermeq Kujaleq, darstellt. Dieser Fjord wurde 2004 in die Liste der UNESCO Weltkulturerben aufgenommen, was einen deutlichen Zuwachs des internationalen Interesses bedeutete. Die Stadt ist kulturell sehr interessant. In der nahe gelegenen Bucht von Sermermiut entstanden die ersten Siedlungen Grönlands.
10. http://www.greenland.com/de/explore-greenland/destination-arctic-circle/kangerlussuaq.aspx 11. http://www.greenland.com/de/explore-greenland/capital-region/nuuk.aspx 12. http://www.greenland-guide.gl/sisimiut/default.php 13. http://www.greenland.com/de/explore-greenland/nordgroenland/ilulissat.aspx (aufgerufen am 10.03.2013) 14. Conditions Issue 11/12 2012, Possible Greenland, S.169
Illulissat
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_Kultur Man vermutet, dass die Inuits ca. 3000 v. Chr. auf dem Wintereis über die Beringstraße nach Alaska kamen. Diese Kultur wird Prä Dorset Kultur genannt. Sie waren Nomaden, lebten von der Jagd waren aber nicht gut ausgerüstet. Den Tieren folgend kamen sie bis Nordkanada und in weiterer Folge bis nach Grönland. Independence 1 Kultur -1500 v. Chr. Die Prä Dorset Kultur kam bis nach Nord-Grönland zum Independence Fjord. Auch dort lebten sie noch als Nomaden von der Jagd, entwickelten aber bereits Werkzeuge aus Stein und Knochen. Saqqaq -900 v. Chr. Prä Dorset Nachfolger, die weiter in den Süden bis zur Disko Bucht in Westgrönland zogen. Sie lebten von Meeressäugern, hatten Werkzeuge aus Stein, Knochen und Holz. Das Klima wurde um 1000 v. Chr. kälter, daher starb die Kultur aus. Independence 2 Kultur -400 v. Chr. Sie weisen Ähnlichkeiten zu Saqqaq auf. Sie litten stark unter den gesunkenen Temperaturen, waren aber trotzdem in Nordosten Grönlands zu finden.
grönland Kultur
Dorset Kultur - 1000 n Chr. Diese Kultur war in Grönland weit verbreitet, aber auch im nördlichen Kanada. Sie waren prägend für technische Errungenschaften, galten als Erfinder der Iglus und des Qarmaqs, verbesserten die Jagdmethoden und hatten bereits Werkzeug aus Meteoriteneisen. In Mythen gelten sie als Riesen.
Quelle: 15 11.03.2013
Thule Kultur ab 1000 n. Chr. Wärmeres Klima in Alaska gab ihnen die MÜglichkeit sich stark zu entwickeln. Sie bauten Boote (Kayak und Umiaq) und hatten bereits Lanzen und Harpunen mit Gewichten. Sie jagten Wale als Nahrungs- und Rohstofflieferant.
3000 v Chr.
1000 n. Chr. 2300 v Chr. 500 n Chr. 1500 v Chr. 500 v Chr.
1000 v Chr.
Verbreitung der Inuit
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Aufgrund steigender Temperaturen zogen sie mit der Jagdbeute nach Kanada, bzw. weiter nach Grönland. Man traf auf die Dorset Kultur, der man aber weit überlegen war. Sie waren im Winter sesshaft und wohnten in Qarmaqs. Aus der Thule Kultur stammen auch die ersten Inuksuit (Landmarken). Zwischen 1550 und 1850 kam es zu einer weiteren kleinen Eiszeit, wodurch die Thule Kultur vom Aussterben bedroht war. Im 17 Jhdt. kam es zum ersten Kontakt der Inuits mit europäischen Waljägern. Es kam zur Vermischung der Kulturen und auch neuen Handlungsbeziehungen. Ab 1800 war es nicht mehr möglich im Winter sesshaft zu bleiben. Als Nomaden zogen sie in Zelt oder Iglu lebend den Jagdmöglichkeiten nach. Mit dem 20 Jhdt. kam es vermehrt zu Expeditionen, die die Kultur der Inuits in Grönland stark veränderten. Speziell in Kanada um die Hudson Bay war die Jagd nicht mehr reiner Selbstzweck, sondern man jagte für den Handel (Pelz, Fell, Elfeinbein gegen Waffen, Munition, Tabak, Kaffee, Tee, Zucker und Mehl). Die Inuits kamen in eine Abhängigkeit mit der sie nie zurecht kamen. Außerdem war das Leben für sie kaum mehr finanzierbar. Die Kosten stiegen immer weiter, man war auf die eigene Jagd angewiesen um sich Nahrung leisten zu können. In weiterer Folge kam es gesetzlich zu Einschränkungen in der Jagd, wodurch zu wenig für den Handel produzieren wurde. Man begann mit Kunsthandwerk zu handeln, die Nachfrage war jedoch nie groß genug.
grönland Kultur
Ab 1940 wurde der Norden als Militärstützpunkt interessant. Man installierte
Quelle: 15 11.03.2013
Frühwarnsysteme um russische Angriffe früher bemerken zu können. Dies führte zu neuen Arbeitsplätzen, jedoch kam es auch zum weiteren Fortschreiten der Verstädterung. Krankheiten in Lagern wie Tuberkulose oder Kinderlähmung führten zu weiteren Abwanderungen. Versuche, traditionelle Lebensweisen aufrecht zu erhalten, scheiterten. Immer mehr wurden von staatlichen Mitteln abhängig, die weiteren Folgen waren Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Quelle: 15 11.03.2013
_Gesellschaftsstruktur Die Inuits waren traditionell in Gruppen mit jeweils 200-800 Mitgliedern aus vielen Großfamilien zusammengeschlossen. Es gab keine Ordnungsmacht, die Großfamilien bestanden aus kleinen Familien. Es bestand also eine solidargemeinschaftliche Gesellschaftsstruktur, in denen autarke Familien für größere Unternehmen (Bsp. Walfang) zusammenarbeiteten. Auch tauschte man sich über Jagdplätze und Neuigkeiten aus. 21 Jhdt. Ab 1950 gab es eine allgemeine Schulpflicht für die Grundschule die drei Jahre dauerte. “Elders”, die Dorfältesten, vermitteln neben normalem Unterricht Grundlagen über Traditionen und Kultur. Weiterführende Schulen gibt es in fast keinen Siedlungen. Da viele ihre Heimatorte nicht verlassen konnten, gibt es nur wenige mit Hochschulbildung. Kooperative versuchten, den Inuits wirtschaftliches Denken näher zu bringen, während sie traditionellen Arbeiten nachgehen konnten. (PelzFischhandel, Nahrungsmittel usw.) Kunsthandwerk aus Speckstein oder Marmor wurde ebenso gefördert - sie hatten auch Erfolg, allerdings kommt es mittlerweile zur Überproduktion, da die Abnehmer fehlen. Speziell die Tupilaks (20 cm lange Kunstfiguren aus Elfenbein) aus Grönland erhielten große Bedeutung.
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Im Laufe der Geschichte entwickelten sich die Kulturen immer weiter auseinander, es gab jedoch Bestrebungen eine zirkumpolare Einheit zu bilden - die Pan Eskimo Bewegung, gegründet von Eben Hopson. Eine zentrale Frage, die immer noch nicht gelöst ist, ist also, wie man die Diskrepanz zwischen der traditionellen Kultur und einem westlichen kapitalistischem Denken schließen kann, sodass die Inuits wieder selbstbestimmend leben können. 15. http://de.wikipedia.org/wiki/Inuit-Kultur (aufgerufen am 11.03.2013)
grönland Kultur
16. Conditions Issue 11/12 2012, Possible Greenland, S.169
_Wohnen Iglu | Qamaq | Zelt | Siedlung Seit der Prä Dorset Kultur (bis zu 3000 v. Chr.) waren die Inuits Nomaden. Damals hatten sie noch keine festen Behausungen, sondern schliefen in einfachen Zelten, die mit Fellen abgedeckt waren. Erste Kulturen, die nach Grönland kamen (Independence 1) bauten bereits Behausungen aus Steinplatten mit elliptischem Grundriss und zentraler Feuerstelle aus senkrecht aufgestellten Steinplatten. Seitlich waren Liegestätten aus Steinplatten, das Dach war aus Treibholzstreben und mit Fellen eingedeckt.
Quelle: 15 11.03.2013
In der Dorset Kultur (500 v. bis 1000 n. Chr.) wurde vermutlich das Iglu erfunden, außerdem waren sie im Winter sesshaft und bauten sich dafür halbunterirdische Qarmaqs (Grassodenhaus). Es gab eine zentrale Feuerstelle aus Steatit (Speckstein), die mit Öl betrieben wurde. Die Thule Kultur entwickelte ähnliche Behausungen, mit dem Vorteil, dass sie bereits den Eingangstunnel tiefer legten, um eine Kältefalle zu erzeugen. Der Schlaf und Wohnbereich war höher, sodass die Kälte dort nicht hinströmen konnte. Daraus entwickelten sich modernere Qarmaqs, die mithilfe von Walrippenknochen zwischen Steinblöcken aufgebaut wurden. Der Sockel wurde mit Grassoden bedeckt, das Dach mit Tierhaut bespannt, abgedichtet mit Grassoden und Schnee. Temporär auf Jagd lebte man in Iglus nach ähnlichem Konzept und in einfachen Zelten aus Tierhaut.
Quelle: 18 11.03.2013
Quelle: 17 11.03.2013
Diese Art der Behausung hielt sich bis vor ca. 60 Jahren. Der Schlafplatz war immer höher gelegen als der Wohn- und Kochbereich, dieser wiederum höher als der Eingangstunnel. Wichtiges Element war das Qulliq, eine aus Stealit gefertigte Öllampe, die neben dem Schlafplatz der Frau stand. Der Mann schlief auf der anderen Seite bei den Waffen und Jagdgeräten, die Kinder dazwischen. Im Iglu gab es die gleiche Aufteilung, mit Kältefalle und um eine schneelage erhöhten Schlafplatz.
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Iglus standen nicht immer allein, teilweise wurden sie auch an den Eingangstunnels zusammengebaut. Der Schnee musste zum Bauen eines Iglus eine bestimmte Konsistenz haben. Im Sommer siedelte man sich mit den mobilen Zelten hauptsächlich an Flussmündungen an, um bessere Chancen auf Seesaibling zu haben und die Eier von Seevögel zu sammeln. An der Küste ernährte man sich von Robben, Walrossen und Narwalen, im Landesinneren waren Karibus als Nahrungs- und Rohstofflieferant begehrt. Ab den 50ger Jahren des 20 Jhdt. waren viele Familien gezwungen, die Lager aufzulassen und in feste Siedlungen mit Holzhäusern zu ziehen. Diese wurden aufgrund des Permafrosts auf Stelzen gebaut und mit einem Ölofen beheizt (Jedes Haus mit Vorratstank). Wasser wird mit einem Tankwagen angeliefert bzw. abtransportiert, die Hütten haben aber jegliche Haushaltsgeräte, die die westliche Welt kennt.
Quelle: 15 11.03.2013
im Hang Lüftung Schlafplattform Membran aus Tierhaut
grönland Bautradition
Kältefalle Eingangstunnel
17. http://de.wikipedia.org/wiki/Iglu 18. http://de.wikipedia.org/wiki/Qarmaq (aufgerufen am 11.03.2013)
Eingang
klimatisches Konzept eines Iglu oder Quamaq
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Ursprung der Sprache Nähe Bering See
Alaska
7000 Einwohner mit Inuit Dialekt Qaviaraq Qaviaraq Bering Strait Inupiatun Malimutum
Kanada
Grönland
grönland Sprache
Sprache der Inuit
_sprache
Quelle: 19 11.03.2013
Entstanden in der Nähe der Bering Straße, gehört sie zu den Eskimo Aleut Sprachen. Sie ist auch heute noch Yupik ähnlich, welche in West und Südalaska bzw. auch in Ost-Russland (Chukotka) gesprochen wird. Die Inuit Sprache ist in viele Dialekte unterteilt, die sich jedoch alle ähnlich sind. Je weiter von einander entfernt, wird es jedoch schwierig, sich gegenseitig zu verstehen. Über die Thule Kultur breitete sich die Sprache bis nach Grönland aus. In Grönland selbst kann man drei wesentliche Dialekte unterscheiden. Westgrönländisch gilt als Amtssprache, unterscheidet sich jedoch wesentlich von der, von westlichen Einflüssen weitgehend unberührten Sprache der Ostgrönländer.
35000 Einwohner mit Inuit Dialekt Inuktitut
50000 Einwohner mit Inuit Dialekt Kalaallisut [West Grönländisch] Tunumiit oraasiat [Ost Grönländisch] Inuktun [Nord Grönländisch]
Im Norden wird nach wie vor die ursprünglichste Sprache gesprochen. Allerdings drohen die Dialekte im Norden auszusterben, da immer mehr Polarinuits abwandern bzw. die Familien aussterben, da ihnen aufgrund der Klimaerwärmung ihre Lebensgrundlage entzogen wird.
Quelle: 20
Diese drei wesentlichen Dialekte sind so unterschiedlich, dass selbst Einheimische Schwierigkeiten haben, sich zu verständigen. Trotzdem wurde, auch im Sinne des Weges zur Unabhängigkeit von Dänemark 1998 Grönländisch wieder zur Amtssprache erhoben. 19. http://de.wikipedia.org/wiki/Eskimo-aleutische_Sprachen (aufgerufen am 11.03.2013) 20. DAC, Conditions, Issue 11,12.2012; Possible Greenland, 2012
36
global warming und dessen Auswirkungen auf Grönland Grönland ist eines der Länder, die am meisten von der globalen Erderwärmung zu spüren bekommen. Das Land erlebte dadurch in den letzten Jahren einen enormen Wandel, der sich sowohl Wirtschaftlich als auch kulturell niederschlägt. Traditionelle Berufe und Lebensweisen können nicht mehr länger ausgeübt werden, statt dessen ergeben sich jedoch auch neue Perspektiven für Grönland. Speziell der größte Wirtschaftszweig, die Fischindustrie, befindet sich durch die Erwärmung Grönlands im Umbruch. Die Grönländer selbst begegnen den steigenden Temperaturen jedoch sehr gelassen, wenn nicht sogar positiv. Dies gründet darin, dass dem Land durch die Erwärmung für die Zukunft wesentlich mehr Möglichkeiten zu wirtschaftlichem Aufschwung und in weiterer Folge zur Unabhängigkeit von Dänemark ermöglicht werden. _Rohstoffe Nach wie vor ist der Permafrost zu tief, um effektiv nach Rohstoffen zu suchen, jedoch werden unter dem Eis von Grönland enorme Reserven vermutet. Natürlich gibt es Bedenken aufgrund des Umweltschutzes, jedoch scheint das Streben nach Wirtschaftlichem Wachstum wesentlich stärker zu sein. Daher wurden in den letzten Jahren mehrere globale Organisationen auf Grönland aufmerksam und begannen Probebohrungen vorzunehmen.
warming Rohstoffe
Sowohl Kanada, als auch USA, Russland, England oder Australien bekundeten Interesse an den Rohstoffen. China sieht in Grönland eine aufstrebende Konkurrenz, da zurzeit China der einzige Lieferant von den, speziell für die Technologie Branche wichtigen “REE’s” (rare earth elements”) ist. Dies könnte sich durch Grönland
Quelle: 22 11.03.2013
Quelle: 21 11.03.2013
Zi
Mo
Zi
PGE
Al Fe
Ree
Rohstoffe in Grテカnland
Ol Ru Ti Ree Ree
Au
Zi.....................................Zink Mo.......................Molybdenum PGE....Platinum Group Elements Al............................Aluminium Fe....................................Eisen Ree................rare earth element Oi................................. Olivine Ru.................................Rubine Ti...............................Titanium Au.....................................Gold ....vermutete テ僕vorkommen Rohstoffvorkommen in Grテカnland Quelle: 23 (aufgerufen am 11.03.2013)
38
drastisch ändern. Es wird vermutet, dass Grönland über so viele Metalle verfügt, dass sie ein Viertel des globalen Marktes über 50 Jahre bedienen könnten. Auch der Handel von radioaktiven Stoffen - vor allem Uranium - wurde kontrovers diskutiert, jedoch wird auch hier vermutet, dass Grönland den Handel forcieren wird.
warming Handel
Ebenso ist die Ölindustrie stark an Grönland interessiert. Es werden ca. 25 % der weltweit noch verfügbaren Öl- und Gasreserven unter dem arktischen Ozean vermutet, und so erhofft man sich, vor den Küsten Grönlands ca. so viel Öl zu finden wie in der Nordsee in den letzten 40 Jahren. Umweltaktivisten warnen vehement vor einem Abbau der Reserven, da die klimatischen Bedingungen das Risiko für Bohrungen stark erhöhen. Bohrinseln müssen vor Kollisionen mit Eisbergen geschützt werden, dafür wird teilweise auch Treibeis mit Flüssigkeiten besprüht, um das Eis zu schmelzen. Weiters sind die Gefahren für das Ökosystem bei einem Unglück in der Arktis noch verheerender, als in anderen Teilen der Erde. Da speziell im Winter nach wie vor Teile des Meeres gefroren sind, könnten Lecks in dieser Zeit nicht geschlossen werden, ein Ölaustritt also nicht verhindert werden. Außerdem könnte das Öl in schmalen Fjorden gar nicht aufgesammelt werden und aufgrund der niedrigen Temperatur des Wassers kann das Öl auch nur sehr langsam verdunsten. Trotzdem finden bereits Probebohrungen statt und es werden erst die kommenden Jahre zeigen, ob Grönland die wirtschaftlichen Interessen über den Schutz ihrer wertvollen Landschaft stellt.
21. http://www.mining.com/china-growing-uneasy-over-greenlands-rare-earth-ambitions-98403/ 22. http://www.bbc.co.uk/news/business-11068467 23. http://greenlandtoday.com/gb/category/danish-debate-regarding-greenlandic-miningincome-374/ 24. http://www.theguardian.com/world/2013/mar/27/greenland-halts-oil-drilling-licences 25. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland#Rohstoffe (aufgerufen am 11.03.2013)
Quelle: 24 11.03.2013
Quelle: 25 11.03.2013
_handel Durch die Erwärmung der Meere vor Grönland und in der Arktis kam es in den letzten Jahren erstmals zur Öffnung der Nordwest Passage vor Kanada für den Schiffsverkehr. Dieser Handelsweg verkürzt die Strecke von Europa nach Asien um tausende Seemeilen und stellt damit eine äußerst attraktive Verbindung dar. Allerdings ist zurzeit nicht davon auszugehen, dass die Passage ganzjährig eisfrei und somit befahrbar sein wird. Außerdem weigert sich Kanada, die Passage als internationales Gewässer anzusehen und behält somit alleinigen Anspruch darauf.
Russland Beringstraße Alaska
320km Linie NORDWEST PASSAGE Kanada
e
idg
R ov
os
on
om
L
Nordpol
Grönland
Öffnung der Nordwestpassage ermöglicht neue Handelswege
40
_Landwirtschaft
warming Landwirtschaft
Landwirtschaft in Grönland war bis vor ein paar Jahren absolut undenkbar und nicht relevant. Die Temperaturen waren zu niedrig und der Boden ganzjährig gefroren. In den letzten Jahren entwickelte sich jedoch im Süden des Landes eine Industrie, die zunehmend Beachtung findet. Bereits in den siebziger Jahren war im Süden Grönlands die Erwärmung des Klimas deutlich spürbar. Dadurch begann man, speziell in den flachen Regionen um Narsaq und Qaqortoq, Schafzucht zu betreiben. Heute ist die Schafzucht bereits ein ernst zu nehmender Industriezweig mit 52 Schafzuchthöfen. Eine relativ neue Entwicklung ist das Anbauen von Gemüse und Obstsorten im Süden Grönlands. Dies ist ein wichtiger Schritt für das Land in Richtung Unabhängigkeit von Dänemark. Bisher mussten jegliche Lebensmittel von Dänemark importiert werden. Allerdings findet der Anbau bis jetzt hauptsächlich in Versuchsanstalten wie zum Beispiel in Upernaviarsuk statt. Hier werden Pflanzen in Gewächshäusern gezüchtet und zu Testzwecken im Sommer im Freiland angebaut. So war es im Sommer 2013 erstmals möglich im Freiland Erdbeeren anzubauen. Kartoffeln können schon seit einigen Jahren geerntet werden. Man ist daher zuversichtlich, sich in den kommenden Jahren zunehmend selbst versorgen zu können.
26. http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article9634294/Klimawandel-laesst-aufGroenland-Erdbeeren-gedeihen.html 27. http://www.greenland-guide.gl/pdf/southgreenland-de.pdf (aufgerufen am 11.03.2013) 28. Conditions Issue 11/12 2012 Possible Greenland S.175
Quelle: 27 11.03.2013
Quelle: 26 11.03.2013
22,6 ha
Narsaq
30
684,7 ha
10,7 ha
Qaqortoq
12
138,9 ha
Nanortalik 18,0 ha 143,7 ha
Paamiut 0,1 ha 0,1 ha
gesamt Fläche Landwirtschaftl. Gebiet
9
10,6 ha
¨ø Landbesitz pro Farm
2
10,6 ha
Region
2
Nuuk
Farmen
Landwirtschaft in Grönland Quelle: 28 (aufgerufen am 11.03.2013)
42
_tourismus Ein wichtiger neuer Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Steigende Temperaturen ermöglichen es eine Vielzahl von Aktivitäten auszuüben. Außerdem wurde der Sommer mit seinen angenehmen Temperaturen länger, wodurch die Monate, in denen ein Tourismus möglich ist, mehr wurden.
Quelle: 29 11.03.2013
Es sind vor allem sportliche Aktivitäten wie Wandern, Kayaken, Angeln, Tauchen, Segeln, Hundeschlitten Rennen, Klettern, Skifahren etc. die Touristen nach Grönland locken. Außerdem sind es landschaftliche Sehenswürdigkeiten, wie Eisberge oder speziell das Illulissat Icefjord, die als Touristenmagneten zählen. Auch hier profitiert man doppelt von einem wärmeren Klima. Besonderheiten wie das Eisfjord oder die viele Anzahl der Eisberge kamen nur durch die Erwärmung des Klimas zustande. Somit entwickelte sich in den letzten Jahren ein eigener Tourismuszweig - Touristen die das Eis und die Eisberge sehen wollen, bevor sie verschwunden sind. Auch Politiker werden zunehmend nach Grönland eingeladen, um ihnen den Klimawandel vor Augen zu führen. Durch die längere Periode der eisfreien Meere kann auch der Tourismus per Kreuzfahrtschiffen länger betrieben werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die Grönländische Küche, die ihren Einfluss auf den Tourismus hat. Die Grönländer beginnen ihre Spezialitäten besser zu vermarkten und erkennen die Besonderheiten, die ihr Land bieten kann.
warming Tourismus
Neben dem Ausverkauf von Rohstoffen erhofft man sich daher vom Tourismus maßgeblich zu einem Wirtschaftswachstum beizutragen.
29. http://www.greenland.com/de/ 30. http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland#Rohstoffe (aufgerufen am 11.03.2013) 31. Conditions Issue 11/12 2012 Possible Greenland S.124
Quelle: 30 11.03.2013
17.000 17.500
1997
1998
2009
2008
2007
36.711
38.432
37.387
OKT 16,6
,1
36.017
31.351
26.000
,9
29
G
AU
SEP 21,2
15
2006
2000
1999
16.000
13.000
10.000
1996
1995
1994
JUL 28,9
JUN 22,4
3.500
,7
1993
APR 17,4
3.500
MAR 17,4
1992
V B FE 9 , 13
17
NO
AI
6,9
M
DEZ 9,1
JAN
N채chtigungen pro Monat in Tausend, 2010
Anzahl der Touristen pro Jahr, 2010 Quelle: 31
44
_Fischindustrie Die Fischindustrie stellt 85% des gesamten Warenexports dar und ist somit die wichtigste Wirtschaftsquelle für Grönland. Die Industrie wird dabei stark von Royal Greenland geprägt, dennoch wird das Fischen nicht von einer großen Industrie, sondern von kleinen Fischerbooten geprägt, die nach wie vor in traditionellen Techniken ihrem Handwerk nachgehen. Royal Greenland ist ein staatliches Unternehmen, das bis 1950 noch ein Monopol auf die Fischindustrie hatte. Dies änderte sich zwar durch das Aufkommen des “Home Rule Government” jedoch ist Royal Greenland auch heute noch eine der führenden Firmen im Sektor der Fischverarbeitung weltweit. Die Firma unterhält zurzeit 20 Fischverarbeitungsfabriken in Grönland, ist aber auch in Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Kanada, Spanien und in Südostasien tätig. In Grönland sind insgesamt ca. ein Fünftel der 56000 Einwohner an der Fischindustrie beteiligt. In manchen kleinen Orten ist sogar die gesamte Bevölkerung involviert. Hauptsächlich wird heute in die USA, Japan, Norwegen, Thailand, Deutschland, Großbritannien, Island und Dänemark exportiert. Gefischt wird hauptsächlich nach Garnelen, Heilbutt, Lachs und Dorsch. Aber auch nach Hai oder Walen wird nach wie vor gejagt, wobei dafür der bürokratische Aufwand immer höher wird, da die Jagd streng reglementiert ist. Das Fleisch wird meist noch in Grönland verarbeitet und in gefrorenen Containern exportiert.
Warming Fischindustrie
An der Vormachtstellung Grönlands in der Fischindustrie änderte sich auch durch die Klimaerwärmung nichts, die Arbeitsmethoden und Gebiete änderten sich jedoch wesentlich.
Quelle: 35 11.03.2013
Quelle: 33 11.03.2013
Quelle: 32 11.03.2013
46
Speziell für den Norden des Landes, dessen nahezu einzige Einnahmequelle durch die Jagd und das Fischen erfolgte, wurde das Überleben schwieriger, sogar nahezu unmöglich. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Zonen, in denen sich Fische und andere Meerestiere bewegen durch die wärmeren Temperaturen verschoben haben, bzw. die früher im Norden angewandte Technik des Eisfischens durch das Schmelzen der Eisdecke nicht mehr anwendbar ist. In diesen Regionen wurde meist vom Eis aus gefischt - mit Hundeschlitten fuhr man auf das Eis, wo man ein Loch aus dem Eis ausstach, durch das man fischte. Diese Technik kann heute nur mehr sehr selten angewandt werden. Sie war auch die gängige Technik, mit der rund um den Hauptfischerort Illulissat an der Westküste gefischt wurde. Im Sommer war der Hafen meist eisfrei, so war es möglich, mit Booten auf das Meer zu fahren und mit der Technik des “Long line fishings” zu fischen. Im Winter jedoch war das Eisfjord und der Hafen meist gefroren, wodurch man mit Hundeschlitten dem Eisfischen nachging. In den südlichen Regionen - dazu zählt auch der eben erwähnte Ort Illulissat - passte man sich jedoch den veränderten Gegebenheiten an. Durch die Erwärmung kam es sogar zu einem Effekt, der das Wachstum der Fische förderte. Durch die wärmeren Temperaturen begannen die Gletscher rund um das Inlandeis, schneller zu schmelzen und somit mehr Eisberge zu produzieren. Das Inlandeis selbst, und damit auch seine Gletscher gelten als eines der größten Frischwasser Reservoirs weltweit. Somit stellt auch jeder Eisberg eine große Ansammlung von Süßwasser dar.
warming Fischindustrie
Brechen Eisberge ins Meer ab beginnen sie zu schmelzen, zum einen aufgrund des Angriffs des Salzwassers zum anderen
1/7
H2O
6/7
Salzwasser
N채hrstoffe
Eisberg ABB03
48
aufgrund der warmen Temperaturen des Meerwassers. Dadurch entsteht rund um die Eisberge ein eigenes Ökosystem, das stark von Süßwasser geprägt ist. Dies lockt verschiedene Fischsorten an und fördert deren Wachstum. Vor allem Ilullissat mit dem Icefjord, das durch den größten Gletscher der nördlichen Hemisphäre, dem Sermeq Kujalleq, nahezu vollständig mit Eisbergen gefüllt ist, profitiert somit von der vermehrten Eisbergproduktion und den damit verbunden Folgen im Fischwachstum. Ilullissat ist dadurch heute einer der wichtigsten Orte für die Fischindustrie wodurch hier auch eine der auf ganz Grönland verteilten 10 Verarbeitungsfabriken aufgebaut wurde. In den letzten zwei Jahren zeigte sich jedoch, dass die vermehrte Eisbergproduktion durchaus auch Nachteile für die Fischindustrie haben kann. So brachen die Eisberge immer schneller, aber auch in immer kleineren Schollen ab, wodurch das Eisfjord zunehmend schwerer mit Booten zu befahren war.
warming Fischindustrie
Die heute am meisten angewandte Fischtechnik in Grönland ist das “Long Line Fishing”, das bereits eine lange Tradition hat. Hierbei wird nicht mit Netzen, sondern mit Leinen gefischt. An diesen Leinen werden Nebenleinen befestigt, an denen Köder angebracht werden. Die Hauptleine kann dabei bis zu 130 km lang sein und mit bis zu 20.000 Köderhaken versehen werden. Diese Technik wird nicht nur in Grönland, sondern vor allem auch auf der Südhalbkugel (Südamerika, Afrika, Australien, Antarktis) zum Fang von Kabeljau, Schwertfisch, Heilbutt, Thunfisch, Seehecht usw. verwendet. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten des Langleinenfischens unterscheiden. Zum Einen kann die Leine an der Wasseroberfläche, befestigt an Bojen, geführt werden. Dabei sind die Bojen teilweise mit einem Radiotransmitter ausgestattet, sodass die Bojen besser wiedergefunden werden können. Andererseits kann die Leine auch auf den Grund abgesenkt werden, wodurch auch Fische aus tieferen Regionen, teilweise sogar bis in Tiefen
Quelle: 34 11.03.2013
50
von 2500 Metern, gefischt werden können. Während diese Technik für viele klare Vorteile gegenüber der Fischerei mit Netzen bringt, gibt es auch Kritiker. Im Gegensatz zum Einsatz von Netzen besteht hier der Vorteil, dass der Untergrund nahezu unberührt bleibt. Netze schleppen teilweise am Grund und beschädigen somit den Meeresboden und dessen Lebewesen. Allerdings kann es bei der Verwendung von Langleinen zu sehr viel Nebenfang kommen. Treibt die Leine an der Wasseroberfläche kann dies auch Seevögel anlocken. Auch wenn die Leine am Meeresboden verläuft kann es dazu kommen, dass ungewollte Lebewesen anbeißen, so zum Beispiel auch Meeresschildkröten.
warming Fischindustrie
In Grönland werden wesentlich kürzere Langleinen verwendet, als es auf der Südhalbkugel der Fall ist. Die Leinen werden dabei im Meer ausgelegt und abgesenkt. Als Köder wird in Grönland hauptsächlich der Fisch Amasat verwendet, ein lokaler Fisch, der sehr leicht zu fangen und in großen Mengen vorhanden ist. Die Beschickung der Leinen erfolgt direkt am Fischerboot. Nachdem die Langleinen eingezogen sind, kann der Fisch von den Haken entfernt werden, und zur Verarbeitung gebracht werden.
32. http://en.wikipedia.org/wiki/Fishing_industry_in_Greenland 33. http://www.royalgreenland.com/uk/Our-company/Facts-Figures.aspx 34. http://de.wikipedia.org/wiki/Langleinenfischerei (aufgerufen am 11.03.2013) 35. Conditions Issue 11/12 2012 Possible Greenland S.68
Quelle: 34 11.03.2013
52
new Nordic Cuisine
nordic Cuisine Manifest
Im November 2004 trafen sich Vertreter skandinavischer Küchenchefs, Nahrungsmittelforscher, Journalisten und andere Professionen die Einblick in die Kultur des Essens haben, um die Zukunft der skandinavischen Küche ganzheitlich zu diskutieren und ihr Potential zu erkunden. Dabei ging es vor allem darum, sich seiner Identität bewusst zu werden, und die Stellung der nordischen Küche gegenüber anderer Regionen zu diskutieren. Auslöser für diese Debatte war der Gedanke, in einer zunehmend globalisierten Welt den Bezug zu seinem Ursprung zu stärken und sich seiner Herkunft und dessen Stärken bewusst zu werden. Die stärkste Identität wurde dabei in der Landschaft und dem Klima entdeckt. Skandinavien zeichnet sich durch weite, spärlich besiedelte Landschaften und vielen Mikro-Klimazonen aus. Es liegt in der Tradition aufgrund der längeren kalten Jahreszeit, die Gesellschaft zu fördern und das Essen als gesellschaftlichen Akt wichtig zu nehmen. Durch die Betrachtung lokaler Stärken begann man, in der Vergangenheit nach Zutaten und Rezepten zu forschen, um Vergessenes neu zu entdecken. Als Gegenpol versuchte man in seiner Landschaft und nahen Umgebung neue Zutaten zu entdecken, die noch nie zum Kochen verwendet wurden. Innerhalb des Treffens 2004 wurde somit ein Manifest beschlossen, das eine neue nordische Küche signalisieren sollte. Daraus wurde in den kommenden Jahren eine immer stärker werdende und international an Beachtung findende Bewegung. Köche aus verschiedensten Regionen Skandinaviens begannen, nach den Prinzipien der New Nordic Cuisine zu arbeiten. Auch die Politik begann auf die Bewegung aufmerksam zu werden. 2005 wurde die Vereinbarung von Århus verfasst, in der Minister der Fischerei, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und der Nahrung ihre Zustimmung und Unterstützung zur neuen nordischen Küche versprachen. Ein weiterer Schritt war die „Nordic Food Proclamation“, die praktische Richtlinien zur Umsetzung des Manifests in der Landwirtschaft, in den Fischereien, in Restaurants und auch im täglichen Leben gaben. Dieses
Quelle: 37 11.03.2013
Quelle: 36 11.03.2013
01.
Es soll die Reinheit, Frische, Einfachheit und Ethik widergespiegelt werden, die man mit der skandinavischen Region in Verbindung bringt.
Unterschiedliche Saisonen sollen in den Mahlzeiten widergespiegelt werden.
03.
Kochen soll auf rohen Zutaten basieren, deren Charakter klar durch das Klima, die Landschaft und das Wasser der Region geprägt sind.
04.
Das Verlangen nach gutem Geschmack soll mit zeitgemäßem Wissen über Gesundheit und Lebensqualität kombiniert werden.
05.
Nordische Produkte und die Vielfalt derer Produzenten sollen gefördert werden und das Wissen über die Kultur, die dahinter steht, verbreitet werden.
06.
Auf das Wohl der Tiere und den korrekten Umgang mit der Landschaft und dem Meer soll geachtet werden.
07.
08.
Es sollen neue Möglichkeiten von traditionellen Produkten ausgelotet werden.
09.
Die möglichst lokale Selbstversorgung soll gefördert werden, jedoch auch auf den überregionalen Austausch von qualitativ hochwertigen Produkten geachtet werden.
02.
Die besten nordischen Kochtechniken und Traditionen sollen durch neue Impulse von außerhalb angereichert werden.
10.
Es soll mit anderen Parteien wie Konsumente, Köchen, Vertretern aus der Landwirtschaft, der Fischindustrie, der Nahrungsmittelindustrie, aus dem Verkauf, Forscher, Lehrer und Politiker kooperiert werden, um das Beste für die skandinavische Region herauszuholen. Manifest der neuen nordischen Küche Quelle: 36 (aufgerufen am 11.03.2013)
54
Programm umfasste ein Budget von 3 Millionen Euro um diverse Projekte im Sinne der neuen Küche zu fördern.
nordic Cuisine NOMA
Zusammengefasst war es für die Bewegung wichtig, Tradition und regionale Produkte zu fördern, dabei immer mit der Umwelt zu gehen und Jahreszeiten und die Natur zu respektieren. Ein wichtiger Punkt für die Gründungsmitglieder dieser Bewegung war es, spezielle Geschmäcker, die bis zu diesem Zeitpunkt durch exotische Gewürze adressiert wurden, durch regionale, neu gefundene Zutaten zu ersetzen. Ein Gegenpol zu anderen Kochbewegungen, sei es im französischen, italienischen, indischen oder chinesischen Kochen, ist die Einfachheit. Während zum Beispiel in Frankreich über Jahrzehnte eine Kochkunst entwickelte wurde, die auf immer komplexere Verfahren und Zutaten basierte, wollte man mit der nordischen Küche auf wenige, dafür umso hochwertigere Produkte setzen, die auch mit einfachen Verfahren, oftmals sogar roh, verarbeitet werden sollten. Man sollte im Endzustand erkennen, woher das Produkt kommt, und seine Charakteristik erkennen können. Aufgrund der kurzen Sommer und langen Winter entspricht es auch der Tradition, innerhalb der Sommermonate möglichst frisch zu essen. Fisch sollte so schnell wie möglich nach dem Fang zubereitet und gegessen werden, Beeren und Pilze teilweise sogar vor Ort beim Ernten verzehrt werden. Gleichzeitig lernte man verschiedenste Konservierungsmethoden um die strengen Winter überdauern zu können. Dies wurde ebenfalls neu interpretiert. So experimentiert die neue nordische Küche mit Techniken des Trocknens, des Räucherns, Salzens, des Einlegens oder auch des Gärens. Die kurzen Sommer des Nordens haben auch den Vorteil spezieller Lichtintensitäten. So ist die Sonne im Norden stärker, und die Sonnenstunden länger, als anderswo auf der Welt. Dies fördert spezielle Schutzmechanismen in den Pflanzen, die einzigartig sind. Mit der nordischen Bewegung versucht man auch möglichst gesunde und ausgewogene Ernährung zu produzieren, um den zunehmenden Zahlen 36. http://nynordiskmad.org/fileadmin/webmasterfiles/PDF/Ny_Nordisk_Mad_Low.pdf 37. http://en.wikipedia.org/wiki/New_Danish_cuisine 38. http://articles.latimes.com/2010/sep/05/travel/la-tr-copenhagen-20100905/2 (aufgerufen am 11.03.2013)
Quelle: 37 11.03.2013
Quelle: 36 11.03.2013
Betroffenen von Essstörungen entgegen zu wirken. _Noma
Quelle: 38 11.03.2013
„Gründungsväter“ dieser Bewegung waren Rene Redzepi und Claus Meyer, die 2004 das Restaurant NOMA in Kopenhagen eröffneten. Recht unscheinbar gelegen in der Hafenregion von Kopenhagen wurde das NOMA im Zuge der neuen nordischen Küche zunehmend zum Kern und Aushängeschild dieser Bewegung und gewann schnell an internationaler Beachtung. Diese wurde 2010 durch die Auszeichnung zum Weltbesten Restaurant durch das Restaurant Magazin gekrönt. Auch in den darauffolgenden 2 Jahren konnte diese Auszeichnung gewonnen werden. Über die Jahre entwickelte sich das NOMA außerdem zur Ausbildungsstätte der neuen nordischen Köche. Mittlerweile gibt es allein in Kopenhagen mehrere Sterne Restaurants (u.a. Geranium, Relæ, AOC), die der nordischen Bewegung zugeordnet werden - viele der Chefköche waren in ihrer Vergangenheit für das NOMA tätig.
Gericht im NOMA ABB04
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_Nordic Food Lab Aus dem NOMA und der neuen nordischen Küche entsprang der Wunsch nach einem Forschungslabor, in dem die Theorien über neue Zutaten und neue Geschmäcker wissenschaftlich erforscht und erprobt werden. Das Food Lab wurde 2008 gegründet und gilt als Non-Profit-Organisation, die sich selbst verwaltet. Das Labor sieht sich in einer Nische, die zwischen Wissenschaft und Kochkunst agiert um somit die Vorteile beider Positionen zu vereinen. Dies bedeutet, Nahrungsmittel auf biochemische Zusammensetzungen zu untersuchen, gleichzeitig aber immer das Ziel zu haben, diese Forschung zu neuen Erkenntnissen zu bringen, um diese dann in der Gastronomie umsetzen zu können. Aus dieser Auffassung heraus setzt sich auch das Personal des Food Lab zusammen. Zum einen sind es Köche, die im Labor tätig sind, zum anderen aber auch Chemiker, Lebensmittelforscher, Geographen, Anthropologen, Gastronomen uvm. Ein Grundsatz der Gruppierung ist das kindliche Entdecken von Neuem. Man möchte neue Wege beschreiten, unbekanntes Erforschen und neue Erkenntnisse gewinnen. In letzter Zeit konnte das Food Lab speziell durch seine Forschung im Bereich der Insekten für internationales Interesse sorgen. So kam man zur Erkenntnis, dass ein Weg aus der Lebensmittelknappheit der vermehrte Konsum von Insekten sein könnte. Angelehnt an die asiatische Kultur, in der das Essen von Spinnen, Heuschrecken und anderen Lebewesen tägliche Realität ist, experimentierte man mit lokalen Insekten um neue Speisen zu kreieren. Man entdeckte auch, dass Ameisen durch ihre Säure sehr große Ähnlichkeiten mit Zitrussäure aufweisen, was in weiterer Folge in der Kochpraxis im NOMA umgesetzt wurde, indem man zur Verfeinerung eines Ganges Ameisensäure einsetzte.
nordic cuisine nordic food lab
Ein Grundsatz des Nordic Food Lab ist das agieren im Open Source 39. http://nordicfoodlab.org/story/ 40. http://nordicfoodlab.org/organisation/ 41. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1876904/Krabbelnde-Koestlichkeiten?bc =sts;sta&flash=off (aufgerufen am 10.10.2013)
Quelle: 39 10.10.2013
Quelle: 40 10.10.2013
Quelle: 41 10.10.2013
Gedanken. Jegliche Forschung soll der Gastronomie und der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden, auch der Austausch mit anderen Forschern und Köchen soll forciert werden, um ein wissenschaftliches Netzwerk aus Produktlieferanten, Köchen, Fischern, Farmern und Industriellen entstehen zu lassen.
Nordic Food Lab ABB05
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nordic cuisine greenlandic cuisine
_Grönland in der „New Nordic Cuisine“ Bewegung Als dänische Kolonie wird Grönland, auch wenn es geographisch nicht zu Skandinavien zählt, im Sinne der neuen nordischen Küche wie auch die Färöer Inseln doch dazu gezählt. Dies hat vor allem mit den landschaftlichen Gemeinsamkeiten und den Produkten, die die Länder hervorbringen zu tun. Grönland ist dabei besonders bekannt für seine Fische, aber auch äußerst interessant aufgrund einzigartiger arktischer Gewürze, Pflanzen und Pilzen. Während der Fischfang Grönlands Geschichte stets geprägt hat, wurden die Pilze von Grönländern gar nie beachtet. Diese wurden erst wesentlich später durch Dänen entdeckt. Zur traditionellen grönländischen Küche gehören vor allem proteinreiche Gerichte die auf Fleisch von Meerestieren basieren. Speziell der Grönländische Heilbutt, Muscheln oder Garnelen gehören zu den Spezialitäten, die es in dieser Weise nur in Grönland zu finden gibt. Auch die traditionell stets wichtige Walhaut, genannt „mattak“ ist wichtiger und gesunder Bestandteil des grönländischen Essens. Auch wenn es immer schwieriger wird Haie, Wale oder Robben zu jagen gehören sie dennoch zu den Spezialitäten Grönlands wie auch in den wärmeren Sommermonaten die wild wachsenden Blaubeeren und Krähenbeeren. Fleisch wird vor allem vom Moschusochsen oder Rentieren gegessen, auch wilde Vögel gehören traditionell zur grönländischen Küche. Pflanzen wie Rosenwurz (Heilpflanze), oder das Weidenröschen (ähnlich wie Spargel) werden ebenso wie der früher nur als Ersatznahrung verwendete Seetang, nach wie vor verarbeitet und neu für die Küche entdeckt. Grönland wird dabei nicht nur als Lieferant für die Restaurants in Dänemark gesehen. Die Bewegung rund um die neue nordische Küche führte auch in Grönland dazu, traditionelle Gerichte und Techniken neu zu entdecken und neu zu interpretieren. Immer mehr Köche werden auf die dortigen Spezialitäten aufmerksam, was aufgrund des ansteigenden Tourismus auch international Beachtung findet. Im nördlichsten vier Sterne Hotel, dem Arctic Hotel in Illulissat, das 1984 42. http://en.wikipedia.org/wiki/Greenlandic_cuisine 43. http://www.hotel-arctic.gl/index.php?pageid=56&newsid=16 44. http://atasteofgreenland.com/watch/ (aufgerufen am 11.03.2013)
Quelle: 42 11.03.2013
Quelle: 43 11.03.2013
Quelle: 44 11.03.2013
von der Fluggesellschaft Air Greenland zusammen mit dem Flughafen gebaut wurde, ist die Bewegung der neuen nordischen Küche ebenso zu spüren wie in einigen anderen Restaurants Grönlands. So konnte das Restaurant Ulo des Hotel Arctic schon mehrere Auszeichnungen für seine Küche gewinnen. Unter anderem 2009 den Preis der „new nordic food organization“, der jährlich an ein nordisches Restaurant verliehen wird, das den Kriterien des Programms entspricht. Ein weiterer Koch, der die grönländische Tradition erforscht und diese neu interpretiert, ist der Neuseeländer Chris Coubrough. Er ist Chefkoch des Restaurants Flying Kiwi Inns in Norfolk, reist jedoch seit 2 Jahren durch Grönland, um von der Kultur zu lernen. Er startete dafür eine eigene YouTube Show, die er „Taste of Greenland“ nennt, in der er mit äußerst einfachen Mitteln an landschaftlich interessanten Orten Gerichte zubereitet. Seine Art zu kochen, meist nur auf einem offenem Feuer im Freien, entspricht dabei der grönländischen Tradition.
Szene aus “Taste of Greenland” ABB06
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Gewächshaus Den Ursprung der Gewächshäuser findet man in den Orangerien des 16. Jahrhunderts. Damals kam das Sammeln von Orangen und Zitrusbäumen in Mode und diente der Repräsentation an europäischen Fürstenhöfen. Zunächst wurde nur der Baumbestand selbst als Orangerie bezeichnet. Später begann man, um diese sehr teuren Bäume überwintern zu können, Gebäude zu bauen. Diese dienten vorerst nur der Lagerung der Bäume, später wurden sie selbst repräsentativer Rahmen für die Bäume. Durch diesen Wandel begann man auch die Gebäude als Orangerien zu bezeichnen. Die Zitrus- und Orangenbäume verloren im Laufe der Zeit zunehmend an Bedeutung, die Orangerien als repräsentative Gebäude innerhalb einer Schlossanlage blieben jedoch bestehen. Im Zuge der zunehmenden Kolonialisierung waren es andere exotische Pflanzen, die die Aufmerksamkeit der reichen Höfe auf sich zogen. Diese Pflanzen waren teilweise über Monate auf See, bevor sie Europa erreichten. So war es der Ward‘sche Kasten, eine Erfindung von Nathaniel Ward, der den Transport erst möglich machte. Dabei handelte es sich um das erste Miniaturgewächshaus, ein transportfähiger Behälter aus einem Metallboden und Metallrahmen, der mit Glas ausgefüllt war. Es wurde Erde in das Metallbodenstück eingefüllt und darin Samen der Pflanze eingepflanzt. Die Pflanze wurde begossen und danach das Gefäß vollständig verschlossen. Das Kondenswasser, das an den Glasscheiben des Behälters entstand konnte nie verdunsten, da der Kasten vollständig geschossen war. Dadurch tropfte das Wasser zurück auf die Erde und diente somit zur weiteren Bewässerung.
gewächshaus Geschichte
Um die exotischen Pflanzen auch bei europäischem Klima erhalten zu können, begann man, die Orangerien weiter zu entwickeln, wodurch die Glashäuser entstanden. Vorerst noch als Holz-Glas Konstruktionen konzipiert begann man im Zuge der Industrialisierung Stahlkonstruktionen zu verwirklichen. Außerdem experimentierte man mit der Form der
Quelle: 46 08.06.2013
Quelle: 47 08.06.2013
Quelle: 45 08.06.2013
Glashäuser um die optimale Sonneneinstrahlung auf die Pflanzen zu gewährleisten. So konnten George Steward Mackenzie und John Loudon am Anfang des 19. Jahrhunderts in England die „curvilinear houses“ verwirklichen, bei denen das Dach in einer Eisen-Glaskonstruktion halbkreisförmig gewölbt war.
Das Palmenhaus im Schloss Schönbrunn, Wien ABB07
Quelle: 45 08.06.2013
Wesentliche Bestandteile eines Gewächshauses Ein wesentliches Element ist die Glaseindeckung, die heute oftmals durch Kunststoff ersetzt wird. Dabei können entweder Folien aus PVC oder PE verwendet werden, oder Kunststoffplatten aus Plexiglas, Polycarbonat oder glasfaserverstärktem Polyester, welche oftmals aus Gründen der besseren Isolierung als Stegplatten mit Hohlkammern ausgeführt werden. Weiters können auch die Kulturflächen der Pflanzen unterschiedlich ausgeführt sein. Diese können als Tische (speziell bei kleineren Gewächshäusern in denen meist Topfpflanzen gelagert werden), hängend, (eine besonders platzsparende Methode, jedoch muss hierbei beachtet werden, dass es zu keiner Abschattung der Pflanzen kommt) oder in 45. http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%A4chshaus 46. http://www.monumente-online.de/05/05/sonderthema/12_Orangerien.php 47. http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=116491#Wardscher%20Kasten (aufgerufen am 08.06.2013)
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Beeten erfolgen. Bei den Beeten wird nochmals unterschieden, ob die Kulturfläche mit dem gewachsenen Boden verbunden ist (Grundbeet) oder durch einen Trog oder eine Folie davon getrennt ist (Trogbeet). Als weiteres wesentliches Element ist die Bewässerung und die Klimaregulierung zu beachten.
Quelle: 45 08.06.2013
_KliMasYsteM
gewächshaus Systeme
Quelle: 45 08.06.2013
Absetzbecken
Behälter für die Fischzucht
Durch die Energie der Sonne wird das Gewächshaus, der Boden und die Pflanzen erwärmt, wodurch diese wiederum Energie abgeben, die aufgrund der Eindeckung nicht mehr nach draußen gelangen kann. Durch diesen Glashauseffekt steigt die Temperatur im Gebäude sehr stark an, die Luft wird dabei aufgrund des geringen Luftaustausches mit der Außenluft nur wenig abgekühlt, wodurch selbst tropische Temperaturen künstlich erzeugt werden können.
_hYdroKultur
Dieses kann durch Pumpen oder Kapillarwirkung zum Fischtank zurück gelangen.
Sammelbecken für das Wasser.
In dieesm Fall “Deep Water Culture Becken”, kann aber auch die “Nutrient Film Technique” sein.
Kulturflächen
Quelle: 45 08.06.2013
Eine relativ neue Entwicklung ist der Anbau von Kulturen ohne Erde. Hierbei wurzeln Pflanzen nicht mehr in Erde, sondern in einem Ersatzmaterial wie Steinwolle oder Kokosfaser, welches in mit Nährstoffen angereichertem Wasser getränkt ist. Dieses Material dient dabei nur der Stabilität der Pflanze, nicht der Versorgung. Der Einsatz dieser Methoden ist umstritten, da gewisse Stoffe, die in der Erde vorkommen, nur unzureichend durch Nährstoffzugaben ersetzt werden können. Trotzdem wird die Methode speziell bei empfindlichen Pflanzen wie Tomaten oder Pilzen häufig angewandt, da sie eine wesentliche exaktere Versorgung der Pflanzen ermöglicht. Sie gilt auch als zukünftige Lösung für vertikale Gewächshäuser, die in urbanen Gegenden realisiert werden könnten.
Funktionsweise der Aquakultur
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Bei der Hydrokultur werden zwei Hauptgruppen unterschieden: _NFT Nutrient Film Technique Die Pflanzen werden dabei entlang eines wasserführenden Kanals oder Rohrs im leichten Gefälle eingesetzt. Ihre Wurzeln reichen somit in die Nährstofflösung hinein. Bei dieser Methode können die Pflanzen sehr leicht gewechselt werden. Die Länge der Kanäle muss den Pflanzen angepasst sein, um zu verhindern, dass weiter entfernte Pflanzen zu wenig Nährstoffe erhalten.
Quelle: 48 08.10.2013
_DWC- Deep Water Culture Der Einbau der Pflanzen erfolgt in Trögen, die komplett in einer Nährlösung schwimmen. Die Pflanzen werden somit in gelochte Styroporplatten gesteckt, ihre Wurzeln reichen vollständig in die Lösung hinein. Dies hat den Nachteil, dass die Lösung und die Platten stark belüftet werden müssen, um den Wurzeln die Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten.
gewächshaus Aquakultur
Eine Sonderlösung der Hydrokultur stellt die Aquaponik dar. Dieses Verfahren verbindet die Hydrokultur mit der Aufzucht von Fischen. Es handelt sich dabei um einen geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf, welcher automatisiert ablaufen kann. Die Fische werden in diesem System in eigenen Behältern gezüchtet und werden dort mit Algen oder pflanzlicher Nahrung gefüttert. Entsprechend der Hydrokultur können die Pflanzen sowohl mittels “Nutrient Film Technique” oder “Deep Water Culture” gezüchtet werden, allerdings muss kein künstlicher Nährstoff zugegeben werden, sondern es wird das durch die Ausscheidungen der Fische mit Nährstoffen angereicherte Wasser zur Versorgung der Pflanzen verwendet. Das rücklaufende Wasser wird später wieder in den Fischtank zurück geleitet. Das umwandeln der Ausscheidungen in Nährstoffe erfolgt durch Bakterien, die den natürlichen Stickstoffkreislauf simulieren. Um eventuelle Feststoffe aus Fischausscheidungen zu filtern, wird oftmals ein Absetzbecken
Quelle: 49 08.10.2013
zwischengeschaltet, dies ist nicht immer notwendig.
Quelle: 50 08.10.2013
Der klare Vorteil der Aquaponik gegenüber der Hydroponik ist das Ersetzen künstlicher Nährstoffe durch einen natürlichen biologischen Kreislauf wodurch das Wasser nie überdüngt werden kann.
48. http://de.wikipedia.org/wiki/Hydrokultur 49. http://www.aquaponics-blog.com/2009/04/aquaponics-einstieg/ 50. http://de.wikipedia.org/wiki/Aquaponik (aufgerufen am 08.10.2013)
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alternative Energiesysteme Unter alternativen Energiesystemen werden Methoden zur Energieerzeugung zusammengefasst, die nicht auf begrenzten fossilen Energiequellen beruhen. Somit bieten sie die Möglichkeit Energie aus Medien zu erzeugen, die unbegrenzt verfügbar sind, oder sich zumindest sehr schnell wieder erneuern. Unter den Sammelbegriff der erneuerbaren Energiequellen fasst man somit die Energiegewinnung aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse oder Erdwärme zusammen. Die ersten Schritte zu alternativen Energiequellen wurden bereits am Ende des 19. Jahrhunderts unternommen, indem die ersten Windmühlen gebaut wurden. Speziell in Dänemark, aber auch in den USA und Deutschland baute man am Anfang des 20. Jahrhunderts ca. 3600 Windmühlen, die der Stromerzeugung dienten.
Quelle: 51 08.10.2013
In Grönland begann man erst in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt auf erneuerbare Energien zu setzen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen bietet das Land jedoch einige Möglichkeiten, aus bestehenden Naturerscheinungen Strom zu erzeugen. Hierbei kann besonders die Wasserkraft und die Windenergie hervorgehoben werden.
_Wasserkraft
energie Wasserkraft
Durch die immer schneller schmelzenden Gletscher und das Inlandeis entstanden in Grönland Flüsse und Schmelzwasserseen, die sich für die Wasserkraft anbieten. Ein erstes Wasserkraftwerk wurde 1993 in der Nähe der Hauptstadt Nuuk realisiert. Das Kraftwerk Bukse Fjord liegt südlich der Hauptstadt 600 m tief in einem Berg und besteht aus einem Tunnelsystem mit insgesamt 14 km Länge. Der See, mit dem das Kraftwerk betrieben wird, liegt 249 m über dem Meeresspiegel im Bukse Fjord. Zunächst wurde das Kraftwerk mit 2 Turbinen realisiert, seit 2008 gibt es auch eine dritte
Quelle: 52 08.10.2013
Name
Ilulissat
Pakitsoq
Versorgungsgebiet 15 MW geb.2010
1,2 MW geb.2004
45 MW geb.1993
Wasserkraft
Qoriortorsuaq
Narsaq u. Qaqortoq
Nuuk
Buksefjorden
Tasilaq
Tasilaq
Sisimiut
Sisimiut
22,5 MW geb.2013
gebaut in Planung 7,2 MW geb.2008
Wasserkraftwerke in Grรถnland Quelle: 53 (aufgerufen am 08.10.2013)
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Turbine, wodurch das Kraftwerk eine Gesamtleistung von 45 Megawatt liefert und somit die gesamte Stadt Nuuk versorgt. Weitere Wasserkraftwerke sind seither in Grönland entstanden. Nahezu jede größere Stadt Grönlands gewinnt heute ihre Energie aus der Wasserkraft, wodurch mehr als 50% der in Grönland verbrauchten Energie bereits aus erneuerbaren Quellen bezogen werden.
Quelle: 53 08.10.2013
_Osmosekraftwerk
energie Osmose
Eine relativ junge Wissenschaft innerhalb der Wasserkraft ist die Energiegewinnung über den Effekt der Osmose. Die Möglichkeiten eines solchen Kraftwerks wurden bereits in den siebziger Jahren erforscht, jedoch kam es erst 2009 zur Eröffnung eines ersten Osmosekraftwerks in Norwegen. Dennoch verspricht man sich von dieser Technik hohe Energiegewinne. Es geht darum, aus zwei Wasserströmen mit unterschiedlichem Salzgehalt Energie zu erzeugen. Dies basiert auf dem physikalischen Prinzip der Osmose: Stehen Süß- und Salzwasser über eine semipermeable Membran miteinander in Kontakt, strömt reines Wasser durch die Membran zur Salzwasserseite, auf der sich ein Druck aufbaut, mit dessen Hilfe eine Turbine zur Stromerzeugung angetrieben werden kann. Dieses Prinzip kann in der Natur häufig beobachtet werden, zum Beispiel wenn Pflanzen Feuchtigkeit über ihre Blätter aufnehmen. Der wesentlichste Bestandteil eines Osmosekraftwerks ist die Membran. Sie benötigt Materialien, die Salze zurückhalten können, Wasser jedoch durchlassen. Daran scheiterte man bis in die neunziger Jahre, erst dann begann man, mit Polymeren zu experimentieren, die diesen Anforderungen gerecht wurden. 2004 wurde ein Forschungsprogramm gestartet, in dem mehrere Universitäten mit dem norwegischen Energieerzeuger Statkraft kooperieren. Dies führte zu einem ersten Prototypen eines Kraftwerkes in Norwegen am südlichen Ausläufer des Oslofjordes, indem man eine Membran verwendete, die eine Leistung von drei Watt pro Quadratmeter 51. http://de.wikipedia.org/wiki/Energiewende 52. http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserkraftwerk_Bukse_Fjord 53. http://climategreenland.gl/udledning-og-reduktion/vandkraft.aspx 54. http://de.wikipedia.org/wiki/Osmosekraftwerk 55. http://www.statkraft.com/energy%2Dsources/osmotic%2Dpower/technology/ (aufgerufen am 08.10.2013)
Quelle: 54 08.10.2013
Quelle: 55 08.10.2013
Quelle: 55 08.10.2013
erbringen kann. Statkraft forscht jedoch bereits an an neuen Materialien und Systemen, um mindestens eine Leistung von fünf Watt pro Quadratmeter Membran erzeugen zu können. Damit wäre es möglich, dass Norwegen langfristig 10% seiner elektrischen Energie aus Osmosekraftwerken decken könnte. Neben der Membran beinhaltet ein Osmosekraftwerk hauptsächlich standardisierte Elemente, die bereits in vielen anderen Kraftwerken zum Einsatz kommen, wie eine Wasserreinigungsanlage um die Membran vor mechanischer Beschädigung zu schützen. Ebenso wird ein Druckausgleich vorgeschaltet, der die Energie, die im abfließenden Wasser noch vorhanden ist zurückgewinnt, um die Effizienz der Anlage zu steigern.
1
2
5
4
3
1 2 3 4
6
Salzwasser Süßwasser Membrane Druckausgleich
7
5 Filter 6 Mischwsser 7 Turbine
Funktion eines Osmosekraftwerks
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_Windenergie Neben der Wasserkraft zählt die Nutzung der Windenergie zu den beliebtesten Möglichkeiten der alternativen Energienutzung. Die heutigen Windturbinen stellen eine Weiterentwicklung der Windmühlen dar, die zur Verrichtung mechanischer Arbeit wie das Mahlen von Getreide, oder das Spinnen von Baumwolle eingesetzt wurden. Mit der Erfindung des Generators konnten die Mühlen zur Stromerzeugung eingesetzt, und durch neue Erkenntnisse in der Strömungsmechanik die Effizienz der Turbinen deutlich erhöht werden. Heute sind bereits in mehr als 100 Staaten Windkraftanlagen installiert, wobei es sich meist um Anlagen an Land handelt, zu einem geringen Anteil aber auch “Offshore Anlagen”, die im Meer vor der Küste angelegt sind.
Quelle: 56 14.10.2013
In den letzten Jahren wurde vermehrt danach geforscht, wie man innerhalb der Architektur Windenergie gewinnen könnte. Dabei wurden Konzepte entwickelt die traditionelle Turbinen in Dächer oder Fassaden integrieren, aber auch gänzlich andere Lösungsvorschläge angedacht.
energie Windenergie
Eine Möglichkeit ist die Gewinnung von kinetischer Energie durch den piezoelektrischen Effekt. Dieser beschreibt das Auftreten einer elektrischen Spannung an Festkörpern, wenn diese elastisch verformt werden. Nicht jedes Material bietet bei Verformung diesen Effekt. Die Voraussetzung ist, dass das Material ohne sich in einem Energiefeld zu befinden, von selbst elektrische Ladung aufweisen muss. Entscheidend ist auch die Curie Temperatur. Diese stellt eine Grenze dar, über der das Material über keine Ladung verfügt, und somit keinen Piezo Effekt erzeugt. Die Ladung selbst wird durch den atomaren Aufbau des Materials erzeugt. Speziell Materialien mit einem kristallinen Aufbau können piezoelektrisch wirken. Das bekannteste Material mit Piezoeigenschaften ist Quarz, das durch seinen kristallinen Aufbau in Form eines Tetraeders bei 56. http://de.wikipedia.org/wiki/Windenergie 57. http://www.piceramic.de/piezoeffekt.php 58. http://de.wikipedia.org/wiki/Piezoelektrizit%C3%A4t 59. http://www.gizmag.com/strawscraper-piezoelectric-fiber-concept/27626/ (aufgerufen am 14.10.2013)
Quelle: 58 14.10.2013
Quelle: 57 14.10.2013
Zusammenstauchung der kristallinen Struktur elektrische Spannung erzeugt. Piezoelemente können aber auch industriell hergestellt werden. Dabei handelt es sich zum Großteil um Keramiken oder um sehr dünne Schichten, die auf andere Materialien aufgebracht werden können.
Quelle: 59 14.10.2013
Ein noch nicht realisiertes Projekt, das sich diesen Effekt zu nutzen macht, ist das “Strawscraper” Konzept der schwedischen Belatchew Arkitekter. Ihr Vorschlag ist es, den bestehenden Söder Torn in Stockholm in eine urbane Windkraftanlage umzubauen, indem an die Fassade unzählige Röhrchen aus flexiblen Polymeren mit integrierten piezoelektrischen Fasern angebracht werden. Der Wind würde die Fasern dann bewegen, was durch den direkten Piezoeffekt Strom erzeugen würde. Das Konzept sollte laut den Architekten als Protodesign dienen und könnte in dieser Form an vielen alten Hochhäusern angewandt werden.
Strawscraper, Konzept von Belatchew Arkitekter ABB08
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Theorie _Softspace die Auflösung der Geometrie als Raumbegrenzung Digitale Architektur ist ein Schlagwort, mit dem wir uns tagtäglich im Architekturdiskurs auseinandersetzen. Aufbauend auf Forschungen des 20 Jhdt. entdeckte man digitale Methoden, um mit diesen Form zu generieren. Berechnungen, die man früher nur durch aufwändige Modellkonstruktionen überprüfen konnte, wurden nun im Computer simultan berechnet. Die Frage ist, ob der Zugang zur Architektur über die Generierung von Form der Richtige ist. Form ist schließlich nur Repräsentation des Raumes, der das primäre Ziel in der Architektur sein sollte. Daher verdient sich der Raum genauere Betrachtung, um nicht nur „das Beiprodukt“ der Entwürfe darzustellen. Dieser atmosphärische Raum ist zwar schwer zu definieren, jedoch kann er über ökologische Eigenschaften wie Luftaustausch, Wärme, Helligkeit, Geräusche, Gerüche usw. beschrieben werden.
theorie Softspace
Diese Parameter werden im Buch von Sean Lally und Jessica Young unter dem Begriff „Softspace“ zusammengefasst. In ihrem gleichnamigen Buch beschreiben sie den Einfluss dieser Eigenschaften auf die architektonischen Entwürfe. Dabei wird klar zwischen einem Optimierungs- und einem Entwurfsprozess unterschieden. Es ist bereits üblich ein Gebäude nach der Entwurfsphase auf seine ökologische Qualitäten und Performance zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Ein gänzlich anderes Konzept ist es, einen Entwurf von Beginn an auf diesen Parametern aufzubauen. Ein solcher Entwurfsprozess würde das Subjekt Mensch wieder wesentlich stärker in die Architektur miteinbeziehen, da die weichen, flüchtigen Parameter wichtige Faktoren für die Raumwahrnehmung darstellen. Das Arbeiten mit solchen Qualitäten ist dadurch geprägt, dass diese Atmosphären nie harte Grenzen haben, sondern stets weiche Übergänge
Quelle: 60
aufweisen und veränderbar sind. Im Gegensatz dazu besteht unsere heutige Architektur und deren Grenzen weitgehend aus starren Artefakten. Zwei Räume werden durch eine Wand getrennt, die Wand funktioniert als Klimatrennung und Raumtrennung. Treffen hingegen zwei Energiefelder aufeinander, reagieren diese aufeinander und beeinflussen sich. Auch diese Vorgänge passieren in gebauten Räumen, kalte und warme Luft treffen aufeinander und bilden Zonen die durch unterschiedliche physikalischen Eigenschaften begrenzt sind. In heutigen Gebäuden wird das Klima nur innerhalb der Haustechnik behandelt. Klimaanlagen sorgen für ein konstantes Klima und trennen somit den Innen- vom Außenraum. Viel interessanter ist jedoch die Überlegung eines Maßstabsprungs. Unterschiedliche Klimazonen können (Innen)räume bilden, die die erwähnten sanften Übergängen aufweisen. Es wird dabei auf den Mensch selbst und dessen Wahrnehmung besser Bezug genommen.
Quelle: 61
Dieser Wandel der Architektur, von generierter Form hin zu thermodynamischen Systemen hat ihren Ursprung in den 60er-Jahren. Vor allem Rayner Banham mit seinem Buch “architecture of the well tempered
Deckenplan der Elemente, die den Luftstrom im Gebäude lenken, SIM Residence, 2006 ABB09
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environment” war ein Vorreiter in diesem Bereich. Banhams zentrale Aussage ist eine Unterscheidung von zwei Möglichkeiten mit Architektur umzugehen. Die Erste, die strukturelle Lösung entspricht dem, was wir im europäischen Raum kennen, monumentale, starre Bauten - Material wird verwendet um Schutz zu bieten. Die zweite Lösung ist die Energetische - Material wird verwendet um ein Klima zu schaffen, in dem man Überleben kann, zum Beispiel eine Feuerstelle. Diese Art der Architektur findet man vorwiegend in nomadischen Stämmen, Energieressourcen werden aufgebraucht und der Stamm zieht weiter. Für Banham geht die Entwicklung unserer Kultur durch Migrationsströme, territoriale Verschiebungen von politischen und ökonomischen Grenzen wieder auf jene der Nomaden zurück. Architektur könnte so wieder mehr den soziologischen und organisatorischen Inhalten entsprechen, anstatt losgelöst von Kultur nur als Form für sich allein zu stehen.
theorie Softspace
Die Architektur wird dadurch auch Teil von größeren ökologischen Systemen und steht daher ständig im Austausch mit der Umgebung. Thermodynamische Systeme, die auf die Umwelt wirken, wirken auch auf die Architektur, daher sollte beides in gleichem Maße behandelt werden. Die Analyse dieser Strömungen kann bei Meteorologen beobachtet werden. Innerhalb der Forschung an Wirbelstürmen gab es in den 90erJahren einen Wandel, bei dem man sich von der Erforschung der Form löste und lernte, an den Daten, die hinter dem Naturphänomen stehen, Zusammenhänge zu erkennen. Diese Vorgehensweise könnte auch für thermische Systeme in Innenräumen funktionieren, immer in Wechselbeziehung mit deren Auswirkungen auf die Umwelt.
60. Sean Lally, Jessica Young, Softspace, Routledge Verlag, 2007 61. Reyner Benham, „the architecture of the well tempered environment“, the University of Chicago Press, 1984 62. http://www.philipperahm.com/data/rahm-office.pdf (aufgerufen am 24.10.2013
Quelle: 60
Quelle: 62 24.10.2013
Ein wichtiger Architekt, der sich in seiner Arbeit stark mit weichen Parametern beschäftigt, ist Philip Rahm. Er spricht von meteorologischer Architektur - das Schaffen von Raum über Klimazonen als neue Architektursprache. Konvektion, Wärmeleitung und Verdunstung könnten somit zur neuen Materie werden. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist ein sensiblerer Umgang mit Ressourcen wodurch er für mehr Aufmerksamkeit auf immaterielle Qualitäten des Raums plädiert und eine Abwendung von rein visueller, funktionaler Architektur fordert. Er erwartet sich dadurch im großen Maßstab neue Raumatmosphären und -wahrnehmungen, während auf einem Mikrolevel der Körper mit all seinen Sinnen berührt wird. So könnte eine neue Interaktion zwischen Architektur und Körper entstehen, die die Art, mit der wir Raum be- und erleben verändern könnte.
Strömungsanalyse der unterschiedlich aufgeheizten Luft, “digestible gulf stream” Venedig 2008 ABB10
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_Architektur als Environment
theorie Environment
Aufgrund der Diskussion um Nachhaltigkeit und des umweltbewussten Bauens wird zunehmend häufiger in Frage gestellt, wie sich Architektur zu ihrer Umgebung, ihrem Kontext verhält. Im Versuch, die Moderne hinter uns zu lassen, wurde bereits von einigen amerikanischen Architekten, darunter auch Stan Allen, Theorien entwickelt, Funktionen verschwimmen zu lassen, und somit das für die Moderne typische Raster in ein fluides Feld überzuführen, das nicht mehr durch klare Trennungen, sondern durch graduelle Übergänge definiert wird. In letzter Zeit sind es vor allem die jungen japanischen Architekten rund um Sou Fujimoto, Junya Ishigami oder Akihisa Hirata , die mit ihrer Architektur eine Verbindung zur Landschaft herstellen wollen um deren Grenzen verschwimmen zu lassen. In seinem Buch „primitive future“ geht Sou Fujimoto auf die starken Gegensätze funktionalistischer Architektur zur Natur ein. Er beschreibt funktionalistische Architektur als Nest, in dem die gesamte Konstruktion ihrer Funktion unterworfen ist und nur dafür erstellt wurde. Das Nest bietet auch den Komfort den der Bewohner für die geplante Funktion wünscht. Im klaren Gegensatz dazu beschreibt Fujimoto die Höhle. Diese ist gefundene Architektur, sie wurde nicht für einen bestimmten Zweck entworfen, sondern kann vom Menschen entdeckt und so belebt werden, wie er es für passend empfindet. Die Höhle ist somit nicht funktional, sondern heuristisch. In ihr können unterschiedliche Funktionen aktiviert werden, der Raum kann flexibel genutzt werden. Fujimoto entwickelte in diesem Sinne bereits mehrere Projekte. Dabei fällt auf, dass er oftmals auf ein geometrisches System zurückgreift, das durch seine Multiplikation im dreidimensionalen Raum eine Mehrfachnutzung zulässt. So geschehen zum Beispiel beim „final wooden House“, das in seiner Großform einen Würfel mit 4,2 m Seitenlänge darstellt, im Detail jedoch aus einzelnen, 35cm hohen Holzmodulen besteht, die im Innenraum zahlreiche Nischen, Sprünge und Winkel erzeugen. Durch die geschickte Wahl des Rasters mit 35c m können die Flächen zum Sitzen, Liegen, Stehen etc. verwendet werden, wodurch eine Benennung der Funktionen schwer fällt. Die Elemente
Quelle: 63 24.10.2013
Quelle: 66 24.10.2013
stellen Fenster, Tische, Stühle, Liegen, Boden, Wände und Decken dar - je nach Betrachtungsweise und Nutzung wird der Raum somit ständig neu programmiert.
Quelle: 65 24.10.2013
Quelle: 64 24.10.2013
Auch ein anderer junger aufstrebender japanischer Architekt, Junya Ishigami, sucht in seinen Projekten einen Weg, seine Architektur der Natur anzunähern. Auch bei ihm ist dies an keine formalen Gesten gebunden, sondern rein konzeptionell zu verstehen. Ishigami beruft sich in seiner Auffassung auf den Soziologen Bruno Latour, der in seinem Gesellschaftsmodell alle Menschen und Dinge in einem flachen Netzwerk vereint sieht, indem kein Unterschied besteht, zwischen einem menschlichen, oder nicht-menschlichen Wesen. Ishigami will mit seiner Architektur also ein Ende des Anthropozentrismus propagieren, jedoch auch nicht einem naturalistischem Romantizismus verfallen. Es soll also nicht die Natur dem Menschen unterworfen werden, wie das zum Beispiel durch das Schaffen von ganzjährig konstanten Komfortzonen, die absolut nicht dem natürlichen Lauf der Natur entsprechen, der Fall ist. Andererseits soll aber auch die Natur nicht die oberste Priorität erhalten, der alles unterworfen wird. Ishigami plädiert für die Schaffung einer neuen Umwelt, in der Konzepte der Natur die Architektur informieren und somit neue Raumsequenzen erzeugen. So geschehen zum Beispiel in Ishigami‘s Werkstattgebäude für das Kanagawa Institute of Technology. Formal ein absolut reduzierter Bau, der auf einem einfachen rechteckigen Grundriss beruht. Der riesige offene Raum wird dabei nur durch 305 Stützen gegliedert. Die Stützen sind keinem Raster unterworfen und sind in unterschiedlichen Dimensionen ausgeführt. Dies führt dazu, dass der Raum wie eine Landschaft funktioniert, in der jeder Student seinen Platz sucht und für sich selbst interpretiert. Die Stützen schaffen dabei die Möglichkeit unterschiedlicher Zonen im Raum sowohl in dem gewissen Bereiche durch mehrere Säulen gegliedert sind als andere, zum anderen in dem die Querschnitte so rotiert wurden, dass in manchen Bereichen die Aussicht durch viele Ansichtsflächen, in anderen Bereichen nur durch eine nahezu verschwindend geringe Anzahl an Ansichtsflächen unterbrochen wird.
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Ishigami erzeugt mit diesen einfachen Mitteln eine Architektur, die einem Aufenthalt in einem Wald sehr nahe kommt. Auch andere seiner Projekte zeigen das Bestreben die Materie des Gebauten immer weiter aufzulösen und gebauten Raum durch natürliche Phänomene zu informieren.
Theorie Environment
Einen gänzlich anderen, jedoch nicht weniger interessanten Weg Natur und Architektur anzunähern, verfolgen Laura Allen und Mark Smout in einigen ihrer Projekte. Bei ihnen geht es weniger um natürliche Phänomene, die durch die Architektur ausgedrückt werden, sondern viel mehr um das Einbetten der Projekte in natürliche Prozesse. Die Architektur beginnt dadurch mit ihrer Umgebung zu interagieren, sie liefert eine Performance die im Austausch mit ihrer Umgebung besteht, und somit künstliche und technologische Landschaften darstellt. In seinem Vorwort zum Pamphlet Architecture 28 „Augmented Landscapes“ verweist Neil Spiller darauf, dass die Arbeiten von Smout Allen meist etwas Maschinenhaftes ausstrahlen und durch viel Technologie angereichert wären, ohne jedoch plakativ zu sein. Technologie wird viel mehr zur Erweiterung der natürlichen Prozesse eingesetzt, wodurch die Projekte stärker mit ihrer Umgebung verknüpft werden.
63. http://waterscapes.files.wordpress.com/2010/01/allen_object-to-field-revised.pdf 64. http://inhabitat.com/amazing-light-filled-glass-studio-in-japan/ 65. Anh-Linh Ngo, Das Ende des Anthropischen Prinzips, Tokio - Die Stadt bewohnen, Arch+ 208, 08.2012 S.126ff 66. Sou Fujimoto, Die Architektur der primitiven Zukunft, Tokio - Die Stadt bewohnen, Arch+ 208, 08.2012 S. 66ff 67. Smout Allen, Augmented Landscapes, Pamphlet Architecture 28, Princeton Architectural Press, 2007, S.04ff
Quelle: 67 24.10.2013
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Bauplatz Ilulissat
bauplatz _Ilulissat
Quelle: 69 20.10.2013
Quelle: 68 20.10.2013
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist Ilulissat die drittgrößte Stadt Grönlands, und der Ort des Landes, wo die Veränderungen der letzten Jahre mit am stärksten zu spüren sind. Sie wurde 1741 von Jacob Severin gegründet, später aufgrund der Kolonialisierung in Jacobshaven umbenannt, trägt die Stadt heute offiziell wieder ihren ursprünglichen Namen. Ilulissat profitierte dabei vor allem von der Fischindustrie und dem Tourismus, wobei beides in dieser Stadt unmittelbar von denselben Faktoren abhängt. Ilulissat liegt am 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannten, Ilulissat Icefjord, welcher ein Ausläufer des größten Gletschers der Nordhalbkugel, des Sermeq Kujalleq, ist. Der Gletscher gilt als der mit 19 m täglich, schnellste sich bewegender Eisstrom. Dieser produziert aufgrund seiner hohen Aktivität so viele Eisberge, dass der gesamte Fjord mit Eis bedeckt ist und somit als eine der größten Ansammlungen von Eisbergen weltweit gilt. Dieses landschaftliche Phänomen machte den Eisfjord zum wichtigsten Touristenziel Grönlands. Aufgrund der hohen Eisproduktion wurde das Meer um Ilulissat durch sehr viel Sauerstoff angereichert, wodurch der grönländische Heilbutt und auch andere Meerestiere noch besser wuchsen und die Fischindustrie einen Aufschwung erlebten. Dies führte auch dazu, dass Ilulissat heute einer der wichtigsten Standorte von Royal Greenland, der führenden Fischverarbeitungsindustrie, ist. Ebenso wurde 1984 ein Flughafen gebaut, um nicht nur auf den Schiffsverkehr angewiesen zu sein. Air Greenland realisierte in weiterer Folge auch das nördlichste vier Sterne Hotel weltweit - das Hotel Arctic. Dies ist heute vor allem aufgrund seines Gourmet Restaurants Ulo bekannt. In der Stadt leben 4600 Menschen, wobei diese für grönländische Verhältnisse relativ dicht zentriert wohnen.
82
Der Hafen ist ein wichtiger Ort in Ilulissat, und er begrenzt den Stadtkern im Norden. Neuere Entwicklungsgebiete, darunter auch das Hotel Arctic und das neu errichtete Wasserkraftwerk befinden sich nördlich der Stadt. Der Stadtkern ist trotz der Kompaktheit relativ unübersichtlich, da sich Ilulissat über mehrere Hügel erstreckt, und die Stadt fernab eines Rasters natürlich gewachsen ist. Gemäß der grönländischen Tradition wird auch in Ilulissat die Gemeinschaft sehr groß geschrieben. Speziell die Bucht, in der im 18. Jahrhundert die Zions Kirche - damals das größte von Menschenhand geschaffene Bauwerk Grönlands - gebaut wurde, gilt heute als beliebter Treffpunkt und Zentrum für Feste und Sportveranstaltungen. Speziell der direkte Zugang zum Meer machen diese Bucht zum beliebten Austragungsort für Kayak Wettkämpfe. Weiters verfügt die Stadt über ein kleines lokales Museum, das dem
Sumpfgebiet
1
Kællingekløften
Bucht von Sermermiut
2
Holms Bakken
Bauplatz
3
alter Heli-Port
Schmelzwassersee
4
Gemeindezentrum
Schlittenhundeplatz
5
Zions-Kirche
historische Siedlung
6
Hafen
Inuit Friedhof
7
Hotel Arctic
Holzsteg zum Kællingekløften
bauplatz Ilulissat
Zugang Bauplatz
6 5
4 H-nr.976/013 SƒlˆraK Johansen
H-nr.1177/011 Kunuunnguaq Olsen (Lars OLsvig)
70/011 H-nr.11 n Lange Gedio
2
1
bauplatz UNESCO Gebiet
86
bauplatz Ilulissat Icefjord
Eisbergbank
Nach Monaten wird der Druck auf die Eisberge zu groĂ&#x;, entweder sie schmelzen oder brechen und gleiten ins offene Meer.
Das Eisfjord ist aufgrund der ehemaligen Gletschermoräne bis zu 1500m tief. Am Ende des Fjords reduziert sich die Meerestiefe auf ca. 200m wodurch die Eisbergbank entsteht.
grounding line
Kalben
Die grounding Line legt den Punkt fest, an dem das Eis zu schwimmen beginnt. Aufgrund des Tidenhubs kann sich diese verschieben - was besonders f端r Spannungen im Eis sorgt.
88
(Lars OLsvig)
Sumpfgebiet Bucht von Sermermiut Bauplatz
1
Kællingekløften
Schmelzwassersee
2
Holms Bakken
Schlittenhundeplatz
3
alter Heli-Port
chapter headline
historische Siedlung Inuit Friedhof Holzsteg zum Kællingekløften Zugang Bauplatz
1
1 170/01 ge H-nr.1ion Lan Ged
3
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90
bekannten Polarforscher Knud Rasmussen gewidmet ist. Ein wesentlicher Ort der Gemeinschaft ist auch einer der wenigen Fußballplätze Grönlands, der am südlichen Rand der Stadt errichtet wurde. Südlich der Stadt begibt man sich auf den Weg zum alten Heli-Port, und zum alten Inuit Friedhof, von hier beginnt der schmale Holzsteg, der schlussendlich in das UNESCO Gebiet des Ilulissat Eisfjords mündet. Der Steg wurde erbaut, um das Bewandern des sumpfigen Gebietes möglich zu machen. Er führt in weiterer Folge in die Bucht von Sermermiut, in welcher Ausgrabungen der ersten grönländischen Siedlungen aus der Thule Kultur zu sehen sind. Der Holzsteg endet am Kællingekløften, ein tragischer geschichtsträchtiger Ort, der heute noch ein hohes emotionales Potenzial für die Bewohner Ilulissats mit sich bringt. Geschichten erzählen, dass Frauen aus früheren Kulturkreisen in Zeiten von Hungersnöten den Freitod wählten, um ihren Familien bessere Chancen zum Überleben zu sichern. Dabei stürzten sie sich von der höchsten Klippe die die Bucht von Sermermiut umrahmt. Diese ist ca. 30 Meter hoch und wird heute noch “Altweiberschlucht” also Kællingekløften genannt. Von hier führen mehrere Wanderwege in das UNESCO Gebiet. Ein weiterer kulturell bedeutender Ort ist “Holms Bakken” - eine Felserhöhung, die jährlich um den 13.01 von den Bewohner Ilulissat’s besucht wird, um die ersten Sonnenstrahlen nach zwei Monaten der Dunkelheit willkommen zu heißen. _Ilulissat Eisfjord
bauplatz Ilulissat Icefjord
Das Schutzgebiet erstreckt sich über 40.240 ha und schließt das gesamte Kangia Fjord, so der Name des Eisfjords und die Abbruchkante des Gletschers Sermeq Kujaleq mitein. Die Hauptbegründung für die 2004 erfolgte Ernennung zum Weltkulturerbe war der Schutz eine gesamten Periode der Erdgeschichte, da das Eis Grönlands aus dem quartären Eiszeitalter stammt, und somit eine Geschichte von ca. 2,6 Mio. Jahren verkörpert. Außerdem ist der Gletscher im Vergleich zu ähnlichen, die es in dieser
Quelle: 70 20.10.2013
Quelle: 68 20.10.2013
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Art nur in der Antarktis gibt, sehr gut zugänglich und deshalb bereits seit 250 Jahren Zentrum der Gletscherforschung. Es gibt daher auch keinen Gletscher, der so gut dokumentiert ist, wie der Sermeq Kujaleq. Das Ilulissat Eisfjord ist im Grunde ein großer Fluss von Eis mit Gletscherspalten. Diese Strömung ist ca. 3-6 km breit und zieht sich von der Gletscherfront bis 80 km landeinwärts in das Inlandeis. Die Strömung ist in 3 Arme geteilt, verschwindet teilweise im Inlandeis, oder tritt an die Oberfläche. Ca. 50 km vor der Gletscherfront bilden die Ströme in der bis dahin glatten Oberfläche immer stärkere Gletscherspalten aus - die Oberfläche wird strukturierter und durchsetzter. Die Spalten bilden sich in einer Umgebung von 5 km vom Hauptstrom aus.
Quelle: 71 20.10.2013
In den Gletscherspalten fließt teilweise Wasser - dieses wird durch die Sonneneinstrahlung erhitzt wodurch das Eis indem das Wasser fließt weiter schmilzt und die Spalte stärker ausbildet. Unterhalb des Eises bildet der Fels einen Trog aus. 120 km landeinwärts ist dieser über Aufnahmen eines Radars nicht zu sehen, 40 km landeinwärts ist der Trog ca. 1500 m tief. Auch an der “grounding line” (der Punkt, an dem das Eis zu schwimmen beginnt) ist der Trog 1900 m tief, 1500 m unterhalb des Meeresspiegels, 400 m darüber.
Quelle: 71 20.10.2013
Die „grounding line“ folgt einfachen physikalischen Gesetzen - sie befindet sich an der Stelle, an der die Masse des Eises kleiner als die Kräfte des Wassers darunter sind.
Bauplatz Ilulissat Icefjord
2002 kam es im Eisfjord zum bisher größten Abbruch des Sermeq Kujalleq. Zuvor waren es 12 km des Eisstroms, die schwammen. Dieser Bereich folgte auch dem Tidenhub des Fjords welcher bis zu 3 m betragen kann. Durch diesen Tidenhub kam es zur Veränderung der „grounding line“ diese Bewegungen des Eises kann man als Beben spüren und hören - bis zu 8 km landeinwärts. 68. http://whc.unesco.org/en/list/1149 69. http://en.wikipedia.org/wiki/Ilulissat 70. http://en.wikipedia.org/wiki/Jakobshavn_Glacier 71. http://www.geus.dk/viden_om/voii/ilulissat-uk/voii04-uk.html (aufgerufen am 20.10.2013)
Quelle: 70 20.10.2013
_Aktivität des Gleschers - Kalben Das Kalben des Gletschers kann man hauptsächlich im Sommer, kleinere Abbrüche auch über das ganze Jahr beobachten.
Quelle: 71 20.10.2013
Der Prozess selbst ist immer noch nicht ganz erforscht, wesentlich dafür verantwortlich sind Spalten im unteren Bereich der Eisschicht, die sich im Bereich der „grounding line“ befinden. Weiters ist der Tidenhub bzw. auch die Reibung des Eises an den Felswänden des Troges entscheidend. Im Winter ist die schwimmende Eisschicht aufgrund des oftmals gefrorenen Meeres weniger Spannungen unterworfen, und kann sich dadurch wieder ausdehnen. Während Gletscher auf Festland hauptsächlich durch die Topographie unterhalb des Eises bestimmt werden, können Eisströme ganze Landschaften überfließen, sie werden hauptsächlich über die Topografie der Eisoberfläche bestimmt. Manche Bereiche sind nur langsamer Bewegung unterworfen, in manchen Channels erhöht sich jedoch die Geschwindigkeit, speziell wenn diese in Fjorden oder Seen enden, da somit die Reibung mit dem Untergrund reduziert wird. Genau dies ist bei Sermeq Kujalleq der Fall - alles konzentriert sich auf einen tiefen schmalen Strom.
Quelle: 71 20.10.2013
Über die vielen Spalten dringt viel Wasser ins Innere des Gletschers, dieses friert, erzeugt dabei latent Wärme was den Gletscher weicher macht. Schmelzwasser, das bis an den Grund kommt verhält sich wie Schmiermittel wodurch das Eis noch schneller fließt. Dieses Phänomen ist heute unter dem Namen Jakobshaven-Effekt bekannt.
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Entwurfsstudien Materialit채t
Entwurfsstudien
_Materialität Zu Beginn des Entwurfsprozesses war es mir wichtig, die Landschaft, die Materialen und die Strukturen, die den Bauplatz umgeben, näher zu untersuchen und zu verstehen. Dies geschah vorwiegend in Modellen und Modellstudien. Spezielles Interesse entwickelte ich für das Eis, vor allem im Bezug auf den Stein, da das Aufeinandertreffen dieser Materialien gänzlich konträre Eigenschaften vereint. Das Eis, flüchtig, temporär und stark von der Umgebung beeinflussbar trifft dabei auf den Stein, der Millionen Jahre alt, fest und nahezu unveränderbar ist. Aufgrund des Tidenhubs kommt es im Bereich der Gletscherzunge ständig zur Reibung von Eis und Stein. Dies ist eine wesentliche Grundlage für das Kalben der Gletscherfront. In ersten Studien wurde Eis gefroren und auf die Einwirkung von Temperatur und Salz untersucht. Erstaunliches Ergebnis war, dass das Salz gänzlich andere Prozesse bewirkte, als warmes Wasser. Selbst kochendes Wasser konnte das Eis nicht mit der gleichen Geschwindigkeit auflösen wie Salz. Dies zeigte, warum Eisberge im Salzwasser des Meeres einen schnelleren Zersetzungsprozess zeigen als über Wasser, wo sie nur der Sonne ausgesetzt sind. Auch die Struktur, die mit dem Zersetzungsprozess entstand war eine gänzlich andere. Warmes Wasser erzeugte weiche Übergänge, Salz hingegen scharfe und kristalline Kanten. In einer weiteren Untersuchung versuchte ich, die Verbindung von Eis und Stein zu verstehen, wobei diese zeigte, dass selbst dünnschichtige Überdeckungen von Eis über Stein eine kräftige Verbindung erzeugen.
96
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05 min
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10 m
min
Eis _ Wasser Bei dieser Studie wurde das Eis mit heißem Wasser behandelt. Es stellte sich heraus, dass selbst kochendes Wasser bei einer Eisdicke von 5 cm länger einwirken muss, um ein Loch entstehen zu lassen.
Eis _ Salz Wesentlich schneller sorgt Salz für eine deformierung des Eises. Die Strukturen sind im Gegensatz zum Bearbeiten mit heißem Wasser nicht rund sondern kristallin und scharfkantig.
Eis _ Stein Das Eis ist stark mit dem Stein verbunden. Erst nach fortgeschrittenem Schmelzvorgang ist es möglich, das Eis vom Stein zu trennen. Wird das Eis mit heißem Wasser bearbeitet, entstehen zwischen Eis und Stein Kluften.
11 min
12 min
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14 min
15 min
16 min
Der Versuch zeigte, dass sich das Eis sehr stark mit dem Stein verbindet. Es ist bei einer Eisdicke von 5 cm nicht ohne Werkzeug nicht mögich, das Eis vom Stein zu trennen. Auch nach ca. 20 min ist das Eis vollständig mit dem Stein verbunden, an schwach überdeckten Stellen schmilzt das Eis jedoch nach ca 15 min so weit, dass es nicht mehr vollständig geschlossen ist.
17 min
18 min
19 min
20 min
_oberflächen Beim Aufeinandertreffen von Stein und Eis ist weiters bemerkenswert, dass die Oberflächenstruktur des Steines Abdrücke auf dem Eis hinterlässt. Dies lässt sich auch häufig in der Natur beobachten, wo der Stein und das Eis aufeinandertreffen. Um die vom Stein erzeugten Abdrücke dauerhaft zu erhalten entschied ich mich, in einer Modellserie die Abdrücke von Stein auf einem weichen, flüssigen Material, in diesem Fall Latex zu untersuchen. Dafür wurde ein Stein mit Latex umgossen und ausgehärtet. In weiterer Folge wurde das Latex aufgeschnitten und der Stein aus der Latexhülle vorsichtig entfernt. Durch das Stülpen der Modelle wurde die Struktur des Steins am Latex nach außen gekehrt.
entwurfsstudien Oberflächen
Die Fotos zeigen die Latexhülle nach dem entfernen des Stein und des Stülpens. Die Abdrücke des Steines sind dabei deutlich sichtbar.
100
_struktur
Entwurfsstudien fraktale Strukturen
Das Inlandeis und die Gletscherabbruchkante haben ein sehr charakteristisches und differenziertes Erscheinungsbild. Dieses wird geprägt von Gletscherspalten, in denen teilweise Wasser fließt. Durch die Einwirkung der Sonnenstrahlung wird dieses Wasser erwärmt wodurch die Spalten stets tiefer und ausgeprägter werden. Weiters trägt der Wind zum Erscheinungsbild bei. Wie auch bei Dünen in der Sandwüste kommt es am Inlandeis zu Verfrachtungen des Schnees und Eiskristalle, die sich in kleinen dünenartigen Gebilden sammeln. Um diese Prozesse verstehen zu lernen, und deren formale Qualitäten untesuchen zu können, griff ich auf eine Technik zurück, die unter dem Begriff “Decalcomania” bekannt ist. Dies ist ein Prozess, bei dem Farbe (in diesem Versuch Deckweiß) durch Pressen zwischen zwei Platten aufgrund seiner inneren Logik fraktale Strukturen ausbildet. Die Technik wurde von Surrealisten angewendet und wird heute noch vom Künstler Perry Hall verwendet. So entstanden dreidimensionale tree-branching Strukturen.
Quelle: 72 20.10.2013
Decalcomania wie es heute noch von KĂźnstlern wie Perry Hall verwendet wird. In dieser Studie mit weiĂ&#x;er Farbe und Plexiglasplatten.
102
_Morphologie Die ständige Veränderung des Eises und die daraus entstehende Repetition von ähnlichen Formen führte zu einer näheren Betrachtung morphologischer Strukturen in der Architektur. Elemente, die sich ähnlich sind, jedoch minimale Veränderungen aufweisen, und damit komplexe Großformen ergeben können. Dies kann man auch im Rahmen einer Zeitspanne betrachten und Strukturen erzeugen, die im Laufe der Zeit ihr Erscheinungsbild verändern. Die hier gezeigte Grafik kann als Diagramm einer solchen zeitlichen Veränderung verstanden werden. Sie ist in dieser Form maßstabslos, führte im weiteren Prozess der Arbeit zu verschiedenen Elementen in unterschiedlichen Maßstäben.
01
02
03
04 05
entwurfsstudien Morphologie
06
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32 33 34
_wahrnehMung In Ilulissat an Kællingekløften zu stehen und auf das Icefjord zu sehen ist ein Erlebnis, das nicht nur auf dem rational erklärbaren visuellen Eindruck basiert. Man bemerkt, dass die Wahrnehmung stärker ist, als der reine visuelle Reiz unseres fovealen Sehens. Das Diagramm rechts erläutert die visuelle Wahrnehmung eines Menschen. Die blaue Linie kennzeichnet die Wahrnehmungsgrenze der einzelnen Augen (monokular). Es wird unterschieden in das foveale- und das periphere Sehen. Im Zentrum sieht das Auge am schärfsten, die Sehstrahlen treffen auf die Sehgrube, dies ist jedoch nur ein Bereich von 2°. Außerhalb findet das periphere Sehen statt. Es ist wesentlich schneller, viel Licht- und Bewegungsempfindlicher jedoch nicht scharf. Je weiter zur Wahrnehmungsgrenze, desto unschärfer und schwieriger ist es, Farben wahrzunehmen.
entwurfsstudien Wahrnehmung
Für die Raumwahrnehmung ist die periphere Wahrnehmung entscheidend, da durch sie die Umgebung ständig abgescannt und nach interessanten Elementen gesucht wird.
Umsetzung der gewonnen Erkenntnisse in eine Fassadenstudie. Durch die Art der Ausbildung dieser Wand kommt es beim Vorbeigehen zu einem flackern des Bildes, die periphere Wahrnehmung lenkt die Aufmerksamkeit auf das architektonische Element. Bei näherer Betrachtung kann je nach Blickwinkel ein uneingeschränkter Blick, oder eine verschlossene Wand erkannt werden.
Quelle: 73 20.10.2013
enze
SW Wahrnehmungsgr
20° 30°
40°
50°
60°
70°
80°
90°
10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 90°
Das Sehen im Diagram Die Unschärfe nimmt nach außen hin zu, die Wahrnehmung des Raumes ist hier jedoch intensiver.
72. Carlo Aiello [Hrsg.]: Evolo Issue 05 “Xenoculture”. Evolo. 2013 Seite 234ff 73. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/Netzhautlk-polarp.jpg (aufgerufen am 20.10.2013)
106
_wind Ein wesentliches Element am Bauplatz und in weiterer Folge auch für den Entwurf, war der antreffende Wind am Bauplatz. Wie an jeder Küste ist es am Kællingekløften nahezu nie windstill. Der meiste antreffende Wind kommt dabei vom Icefjord und vom offenen Meer, die Hauptwindrichtungen sind also Süd und Südwest. Abseits der Küstenregionen ist Grönland speziell für seine Südwinde bekannt. Diese sind warme Luftströmungen und werden, wie in Österreich als Föhnwinde bezeichnet. Sie ermöglichen speziell im Süden des Landes oftmals eine schlagartige Erhöhung der Temperatur - so sind, trotz arktischem Klima, an Sommertagen mit Unterstützung des Föhns 20°C keine Seltenheit. N 50km/h 40km/h 30km/h 20km/h 10km/h
O
W
entwurfsstudien Wind
S
< 3h 7h >12h http://apps1.eere.energy.gov/buildings/ energyplus/weatherdata_about.cfm (aufgerufen am 19.03.2013)
108
7,60
+46
0
7,6
+45
0
4,8
+43
0
0,5
entwurfsstudien Wind
+42
In weiterer Folge war das Einbinden klimatischer Gegebenheiten, wie etwa der Angriff des Windes ein wichtiges Entwurfsinstrument. So stellt dieses Diagramm eine Fassadenstudie dar, welche die Möglichkeit beinhaltet, Windströmung durch die kiemen-artige Struktur nach innen zu leiten. Innerhalb dieser Öffnungen könnten elastische Kunststoffrohre eingebaut werden, die durch eine Beschichtung mit einem Metall, das einen piezoelekritschen Effekt zeigen kann kinetische Energie gewinnen könnten. Um die Strömungen in der Fassade zu überprüfen wurden Maya Fluids verwendet.
110
_sonne Die Lichtsituation in Grönland ist nur schwer mit der Situtation in Mitteleuropa vergleichbar. Die Sonneneinstrahlung ist wesentlich intensiver, jedoch ändert sich der Sonnenstand über das Jahr hinweg dramatisch und prägt dadurch stark den Lebensablauf der Grönländer. Ab ca. Mitte November bis Mitte Januar bleibt die Sonne unterhalb des Horizonts. Während dieser zwei Monate herrscht nahezu Dunkelheit, die Bewohner reduzieren ihre Tätigkeiten auf das Geringste. Der Tag, an dem die Sonne erstmals wieder über den Horizont gelangt (meist um den 13.01) wird daher von allen Bewohnern gefeiert. Zwischen Mitte Mai und Mitte Juli herrscht hingegen die Mitternachtssonne. Die Sonne geht dabei nie unter, was stark den Tagesrhythmus der Bewohner beeinflusst. Selbst mitten in der Nacht sieht man Menschen spazieren gehen, Kinder Fußball spielen oder die Fischer im Hafen ihrer Arbeit nachgehen.
entwurfsstudien Sonnenstand
14.00
11.00 12.00 13.00
Sonnenstandsanalysen o. 31.01 _ Tag kurz nach der zwei monatigen Dunkelheit r.o. 21.06 _ Tag der Sonnenwende, es herrscht Mitternachtssonne r.u. 21.09 _ Herbsttag, die Sonne ist 12h zu sehen.
03.00
05.00 07.00
01.00
09.00
23.00 21.00
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13.00 15.00
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06.00 08.00 10.00 12.00 18.00 16.00
14.00
http://apps1.eere.energy.gov/buildings/ energyplus/weatherdata_about.cfm (aufgerufen am 19.03.2013)
112
entwurf
Das “greenlandic food lab” schafft die Möglichkeit für Köche, Nahrungswissenschaftler, Forscher, Biologen, etc. ähnlich dem Nordic Food Lab in Kopenhagen, durch einen ausgeprägten Bezug zur Tradition und Natur Grönlands, neue Möglichkeiten in der grönländischen Küche auszuloten und daraus Gerichte zu kreieren die die neue Identität des Landes widerspiegeln können. Der Entwurf wird dabei ähnlich seinem Inhalt stark im Zusammenspiel mit seinem Kontext entwickelt. Diese Interaktion sollte sich nicht nur auf formale Merkmale, sondern vor allem auf die Performance des Gebäudes und dessen Raumatmosphären auswirken. Die Landschaft und der Fels bieten eine Reibungsstelle, die mit den Modellstudien von Eis und Stein vergleichbar ist. Das Gebäude als das Eis passt sich der Landschaft an, hinterlässt Spuren, bricht diese aber nicht auf. Statt dessen wird eine Zwischenzone zwischen künstlicher und natürlicher Landschaft geschaffen, die als Mikroklima eine Auflösung der klassischen Definition von Innen und Außen darstellt.
114
entwurf Raumprogramm
_raumprogramm Programmatisch sieht das Gebäude Unterkünfte, Laborplätze, Küche, sowie einen Aufenthaltsbereich für die Köche vor. Um gefundene Nahrungsmittel oder auch Zutaten, die zum Kochen benötigt werden, aber die Natur Grönlands nicht hervorbringen kann aufzubewahren oder zu züchten, wird ein automatisiertes Gewächshaus zum zentralen Ort des Gebäudes. Die neuen Kreationen basieren jedoch auf den traditionellen Spezialitäten Grönlands, die direkt aus dem Ilulissat Icefjord angeliefert werden. Die neu geschaffene Einrichtung geht dabei auf die in den letzten Jahren neu entstandene Problematik des von Eis überfüllten Eisfjords durch neue Methoden des Fischens ein. Das Gebäude bietet in weiterer Folge Möglichkeiten der Fischverarbeitung, sowohl das Trocknen, als auch das Räuchern soll innerhalb der Einrichtung stattfinden können. Dies alles soll in starkem Kontakt mit der ansässigen Bevölkerung und den Touristen, die den Ort aufgrund der landschaftlichen Attraktivität besuchen, stehen. Um die Kommunikation zwischen den einzelnen Charakteren zu fördern, werden die Funktionen in Ringen aufgebaut, wobei die öffentlichen Zonen zwischen zwei privaten Randbereichen liegen. Die Wege durch das Gebäude sind für die jeweiligen Parteien unterschiedlich, es kommt jedoch immer wieder zu Kreuzungspunkten, Sichtbeziehungen und Berührungspunkten, wo ein Austausch passieren kann. Die Öffentlichkeit profitiert vom Gebäude durch ein öffentliches Gewächshaus, das zu einem neuen gesellschaftlichen Zentrum Ilulissats werden kann. Weiters bietet es genügend Raum für Kommunikationsflächen und einem Auditorium, in dem Workshops zu den gewonnen Erkenntnissen des Food Lab diskutiert werden können. Der Tourist erhält die Möglichkeit, das UNESCO Weltkulturerbe auf neue Weise durch den Geschmackssinn zu erleben. Weiters bietet das Gebäude Ausstellungsflächen, die das Gebiet und dessen Wandel näherbringen. Ein wichtiger Teil der Ausstellung ist das Erfahren des Ortes über die Akkustik. Der Schall, der von den kalbenden Eismassen erzeugt wird, wird in einer Schallinstallation in das Gebäude übertragen um dem Besucher eine weitere Facette der Landschaft zu zeigen.
116
ate spa c
priv
e
lic s
pub
pac e
Fischverarbeitung
public space Gewächshäuser
Gewächshaus Forschung
Ausstellung
Auditorium
Aufenthalt Forschung
Küche
Büro | Labor
Zimmer Forschung
Lager
_Modelle In verschiedenen Modellstudien wurden gewisse Ideen in die dritte Dimension gebracht. Dabei waren es sowohl konzeptionelle Überlegungen wie auch programmatische Annäherungen oder Überprüfungen von Volumen. Außerdem konnten auch formale Eindrücke schnell über das Modell ausprobiert und in weiterer Folge vermittelt werden.
entwurf Modelle
Modellstudien Oben: programmatische Annäherung und formale Studie der Felsbebauung Das Konzeptmodell unten stellt die Annäherung an eine performative Windfassade dar.
118
_architeKtonisches Konzept Im Laufe des Entwurfes wurden gewisse Parameter wichtig, die den Entwurf in weiterer Folge stark geprägt haben. Abheben des Gebäudes vom Felsen: Der Fels, speziell an diesem Bauplatz und Kællingeklœften, bildet ein sehr starkes Element, das als soches im Entwurf spürbar sein sollte. Das Gebäude wird somit vom Untergrund abgehoben und erzeugt eine Zwischenzone. Eingangssiuation: Im Eingangsbereich wird ein Vorplatz geschaffen, der die ankommenden Personen auffängt und in,bzw. unter das Gebäude führt. Form der Gewächshäuser: Die Gewächshäuser sind dem Sonnenverlauf nach ausgerichtet. Aussichtspunkte: Das Gebäude hat zwei markante Aussichtspunkte, die den optimalen Blick auf die Eisberge des Eisfjords bieten sollen.
entwurf Konzept
Belichtungsstudien: In Belichtungsstudien wurde die Form der Gewächshäuser stets überprüft, um die optimale Sonneneinstrahlung zu gewährleisten.
120
entwurf Übersicht
Gewächshaus Aquaponics
Köche
Küche | Aufetnthalt
Köche
Gewächshaus
öffentlich
Ausstellung
öffentlich
Auditorium | Aufenthalt
öffentlich
Zimmer | Arbeitsplätze
Köche
_Übersicht
122
Inseln Fischerei
fischer
Fischverarbeitung | Energie
fischer
Aussicht
รถffentlich
_prograMMatische eXplosionsdarstellung
Mikrofluide Oberflächen zur Solarenergie gewinnung
Gewächshaus Öffentlichkeit Zimmer
Aufenthalt Köche Ausstellung
Wasserpool zur Versorgung “meeting area” / Auditorium
Aquaponics unteres Becken experimentelle Küche Ausichtspunkt
Aussichtsplattform
entwurf Übersicht
Fischverarbeitung / Technik Klimafassade
Das Projekt zeichnet sich durch die Verschränkung von öffentlichem und privatem Programm aus. Die Raumzonen sind nicht durch abgeschlossene Geometrie sondern durch graduelle Übergänge, Verengungen, und Höhensprünge definiert. öffentlich privat
124
01
02
+3.70 m
2
+4.20 m
+4.20 m
0.00 m
4
+2.30 m 10 +8.20 m +3.70 m +3.30 m 36 m
+6.50 m
9 34 m
3
32 m
7 30 m 28
03
03
m 26 m 24 m
22 m 20
m
18
m
16
14
m
-12.60 m
14 m 12 m
-9.10 m 12 10 m
N
8m 6m
13 4m
-29.80 m
2 m 체.
02
5m
01
pl채ne Grundriss +8.30m
M.
Grundriss +8.30m
10m
+3.70 m
2
4
+4.20 m
+4.20 m
0.00 m
+2.30 m 10 +8.20 m +3.70 m +3.30 m
+6.50 m
9 3
7
01
02
2 +3.20 m
0.00 m 1
-1.00 m
+0.60 m 10 +3.30 m
+2.80 m
4
+2.20 m
0.00 m 36
6
m
0.00 m
+3.20 m
34 m
-2.50 m
5 32
8
m
-0.65 m 30 m
7
28
03
m
03
-1.30 m 26
11
m
-1.00 m
24 m 22 m
20 18
m
m
16 m
-12.60 m 14
14 m
12 m
-9.10 m 10 m
12
N
8m 6m 4m
13 -29.80 m 2 m 체.
02
5m
01
pl채ne Grundriss +3.40m
M.
Grundriss +3.40m
10m
0.00 m 1
-1.00 m
+0.60 m 10 +3.30 m
+2.80 m
4
+2.20 m
0.00 m 6
0.00 m
+3.20 m
8
-2.50 m
5
-0.65 m 7
-1.30 m 11
-1.00 m
9
+ 3.70 m
0.00 m
5
- 2.50 m
- 9.10 m
12
- 12.60 m
16
- 29.80 m
2 3
4 6
1
Labor | Arbeitsplatz Zimmer Aufenthaltsbereich Forschung Auditorium Küche 6 Meeting Area 7 Aquaponics Lager 8 9 öffentliches Gewächshaus 10 Ausstellung 11 Aussicht 12 Aussichtsplattform 13 Steg 14 Anlieferung 1 2 3 4 5
5m 14 15 16
Osmose Fischverarbeitung Klimafassade
Schnitt 1-1
10m
Schnitt 01 5m
130
10m
Schnitt 01 Ausschnitt M 1:200
Schnitt 01 Ausschnitt M 1:200
132
+ 8.50 m
0.00 m
-
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Schnitt 2-2
12 13
5m
10m
14
Labor | Arbeitsplatz Zimmer Aufenthaltsbereich Forschung Auditorium Küche Meeting Area Aquaponics Lager öffentliches Gewächshaus Ausstellung Aussicht Aussichtsplattform 14 Osmose Steg 15 Fischverarbeitung Anlieferung 16 Klimafassade
+ 8.50 m 9
+ 6.10 m
+ 6.10 m
+ 3.70 m
6
8
7
- 0.90 m - 1.00 m
- 4.50 m
- 4.50 m
- 4.50 m
- 9.10 m
12
- 9.10 m
- 12.60 m
- 12.60 m
15
14
16
- 29.80 m
13
- 29.80 m
134
9
+ 6.10 m
6
8
7
- 0.90 m
- 4.50 m
Schnitt 02 Ausschnitt M 1:200
- 4.50 m
- 9.10 m
12
- 12.60 m
15
14
16
Schnitt 02 Ausschnitt M 1:200
- 29.8
136
+ 5.70 m
+ 3.20 m
10
- 1.30 m 7
- 4.50 m
Schnitt 3-3
5m
10m
9
+ 6.10 m
3
+ 3.70 m
4
6
0.00 m
5
- 1.00 m
- 2.50 m
14
- 9.10 m
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Labor | Arbeitsplatz Zimmer Aufenthaltsbereich Forschung Auditorium Küche Meeting Area Aquaponics Lager öffentliches Gewächshaus Ausstellung Aussicht 14 Osmose Aussichtsplattform 15 Fischverarbeitung Steg 16 Klimafassade Anlieferung
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_aQuaponics Aquaponics sind eine Spezialform der Hydroponics. In der Hydrokultur werden Pflanzen nicht in die Erde eingesetzt, sondern die Wurzeln ragen in Wasser hinein. Die Pflanzen entziehen somit dem Wasser die benötigten Nährstoffe. Diese Nährstoffe können dem Wasser entweder künstlich beigefügt werden (Hydroponics) oder von organischen Lebewesen beigesteuert werden (Aquaponics). Diese Lebewesen sind Fische, Krabben usw. welche sich in einem Becken befinden. Im angewandten Fall befindet sich am Boden des vertikalen Gewächshauses ein Becken, in dem Frischwasser sowohl von Eisbergen als auch von umliegenden Seen gesammelt wird. Von dort wird das Wasser durch Kapillaren nach oben in ein weiteres Becken gesaugt in welchem sich die Fische befinden. Von hier zirkuliert das Wasser über Schläuche nach unten in die Aquaponics, welche auf Armen befestigt sind. Jeder Arm hat hierbei einen eigenen Kreislauf. Das Wasser wird dann unten im Becken wieder gesammelt.
entwurf Aquaponics
Die einzelnen Armenpaare sind gelenkig an einer vertikalen Struktur angebracht und werden zum Ernten abgedreht.
140
Hierfür gibt es 2 Balkone, die so angeordnet sind, dass jeder Arm erreichbar ist. Die oberen öffentlichen Gewächshäuser werden mit Erde betrieben werden - Die Bewohner werden dann zum Bewässern ihrer Beete am oberen Wasserbecken Wasser holen - dieses Becken dient somit dann auch als Treffpunkt, wo man sich austauschen und verweilen kann.
entwurf Aquaponics
Ernte aus den Aquaponics Der Arm wird zum Balkon hin abgedreht.
142
Schnitt durch das Aquaponic Element
entwurf Aquaponics
Das Wasser befindet sich in st채ndigem Kreislauf, die Pflanzen sitzen in eigenen Beh채ltern so dass die Wurzeln zum n채hrstoffreichen Wasser gelangen.
Grundriss des Aquaponic Element
144
Entwurf Aquaponics
146
entwurf öffentliches Gewächshaus
148
entwurf Kochstelle
_Kochstellen
Perspektive der Kochstellen
An mehreren Plätzen unter dem eigentlichen Gebäude - in das Gelände integriert - befinden sich Essplätze, die mit einer Kochstelle versehen sind. Die Möbel selbst erhalten als Oberfläche Silikonkissen, die mit Warmwasser gefüllt sind und die daraufsitzenden Menschen erwärmen. In der Mitte des Essplatzes befindet sich die Kochstelle, von dort steigt warme Luft auf, die aufgrund der Geometrie der Decke wieder nach unten auf die Besucher reflektiert wird. Neben der entstehenden Zirkulation steigt weitere warme Luft in die Decke ein, wo diese über einen Wärmetauscher Wasser erwärmt.
Silikonkissen - mit warmen Wasser gefüllt als Sitzbelag auf den Steinen
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_orte zuM Verweilen | Kochstellen
Klimadiagramm der Kochstellen
entwurf Kochstelle
Die Kochstellen erzeugen imaterielle R채ume 체ber deren W채rmeausstrahlung. Diese R채ume sind flexibel, variabel und nicht durch Geometrie begrenzt.
Schemaschnitt durch die Kochstelle Die Zirkulation der warmen Luft über die Geometrie der Deckenuntersicht, und der Luft-Wasser Wärmetauscher in der Deckenkonstruktion, der den Wasservorrat aufheizt.
Die Kochstellen sind so angeordnet, dass sie unter dem Gebäude Mikroklimazonen erstellen. Die Wärme breitet sich aus und bildet eine imaterielle Raumbegrenzung die variabel und veränderbar ist.
An drei Aussichtspunkten im Gebäude sind weitere Möbel angeordnet, die als Raumskulpturen konzipiert sind. Die Besucher können sich hier niederlassen - die Möbel laden dazu ein, die Sitz- und Liegemöglichkeiten neu zu entdecken.
Möbel der Aussichtspunkte
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Entwurf Kochstelle
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_techniK | fischVerarbeitung
Viewpoint
Essplatz / Aussicht Transformator Fischtrocknung Frischwassertanks Turbinen Fischtr채ucherung
entwurf Technik / Fischverarbeitung
Tanks mit Membrane f체r Osmoseenergie
Klimafassade
Dieser Bauteil stĂźtzt einerseits KĂŚllingekloften, beherbert anderderseits Funktionen der Fischverarbeitung, der Energiegewinnung durch Osmose und Wind und einen Essplatz mit Aussichtsplattform.
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_KliMafassade grossforM
Die Fassade gliedert sich in zwei Bereiche - die große Verglasung - das Auge - um Sonne durch die Fassade zum Trocknen der Fische zu lassen und zum anderen die Elementfassade mit den Klimakiemen. Die Form der Fassade wurde aufgrund von Strömungsanalysen generiert und den auftreffenden Wind zu den Kiemen zu leiten.
Die Großform teilt die auftreffende Windströmung und lenkt den Großteil zu den Klimakiemen.
entwurf Klimafassade
Hinter der großen Verglasung befinden sich Fischernetze, an denen die Fische zum Trocknen aufgehängt werden.
Die Kiemen orientieren ihrer Öffnung stets normal zur Fassadenoberfläche, um den optimalen Lufteintritt zu gewährleisten. Die Öffnungen variieren in ihrer Größe trifft die Luft normal zur Fassade auf, sind die Öffnungen in ihrem Radius größer. An Stellen, an denen die Luftströmung durch die Fassade gelenkt wird, sind die Kiemen kleiner, um die Luft gleichmäßig über alle Öffnungen zu verteilen.
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_KliMafassade
entwurf Klimafassade
Die einzelnen Elemente werden aus glasfaserverst채rktem Kunstoff vorgefertigt und auf die darunter liegenden Stahlkonstruktion angeschraubt. Innerhalb der Fassade befinden sich elastische Kunststoffelemente, die durch den auftreffenden Wind in Schwingungen versetzt werden und somit Energie erzeugen.
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_fischerstege Wie bereits erwähnt war es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger, mit dem Boot in den Eisfjord, indem stets der beste Fischfang zu erwarten war, einzufahren. Viele kleine Eisschollen bildeten eine durchgehende Eisoberfläche, die mit kleinen Fischerbooten nicht gebrochen werden konnte. Auf den Wunsch der Fischer, auch in Zukunft im Fjord fischen zu gehen, wird im Projekt durch vorgelagerte Inseln eingegangen. Diese Inseln lagern vor der Bucht des Projektes und sind unter Wasser über eine geotextile Membran verbunden. Durch diesen entstehenden Gürtel werden die Eisschollen außerhalb der Bucht gehalten. Fischer können nun mit ihren Booten vom Steg des Projektes zu den Inseln fahren. Dort befinden sich fünf Anlegestellen und 5 Aufbewahrungskammern für Köder, welche laufend aufgefüllt werden. Weiters befinden sich Longlines in den schwimmenden Körpern an deren Ende sich eine GPS gesteuerte Boje befindet. Ganz im Sinne der Tradition des Long Line Fishings werden die Longlines mit Köder versehen, und die Boje an einen Ort gesendet, an dem eine hohe Konzentration an Fischen vorhanden ist. Dort verweilt die Boje, unterhalb der Eisschollen, die Fischerleine mit den Haken befindet sich somit komplett im Meer. Zum Ende des Fischvorgangs wird die Boje zurückgeholt, die Leine eingezogen, und der Fang geerntet. Dieser wird auf das Boot geladen und zum Fischverarbeitung gebracht.
Entwurf Fischerstege
Die Inseln bieten neben der Aufbewahrung der Long Lines und der Köder auch eine Lichtquelle, die mit einer Solarzelle betrieben wird, um in der Nacht angesteuert werden zu können.
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entwurf Fischerstege
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Anfahrt zur Insel Köder in Behälter auffüllen - Longline mit Köder bestücken Boje mit Longline zum fischen ausschicken Boje einholen - Fische von Longline entfernen - Rücktransport zum Steg Fisch trocknen aufgehängt an alten Fischernetzen Fisch räuchern Transport zum Lager bzw. zur Küche zur Verarbeitung
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Photovoltaikkollektor
LED Lichter
Long Line
Becken fĂźr KĂśder
Boot Anlegestelle
Entwurf Fischerstege
Boje mit Long Line
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modellfotos
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DANKE: Die Zeit während einer Masterarbeit ist für den Schreibenden selbst, sowie für das gesamte Umfeld eine außergewöhnliche und intensive Zeit in der man dankbar jede Art von Unterstützung annimmt. Für die aufmunternden Worte, fachlicher Hilfestellung in Modellbau und Grafik sowie für Kritiken und Korrekturgesprächen möchte ich mich daher bei folgenden Personen besonders bedanken:
Barbara meinen Eltern Michael Wihart Christian Bernardin, David Fischer, Christian Hämmerle, Thomas Niederberger, Pia Prantl, Patrizia Pfanzelt, Thomas Pukljak, Laurin Zipperle, Studio3, AZ 1
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_literatur
anhang
Lally, Sean & Young, Jessica [Hrsg.]: “Softspace, From a Representation of Form to a Simulation of Space”. Routledge Verlag. 2007 Tennent, Scott [Hrsg.]: Pamphlet Architecture 28; “Augmented Landscapes, Smout Allen”. Princeton Architectural Press. 2007 DAC (Danish Architecture Centre) & Life Build Cities: Conditions, Indipendent Scandinavian Magazine on Architecture and Urbanism Issue 11,12/2012; “Possible Greenland”. 2012 Benham, Reyner: “The architecture of the well tempered environment”. Second Edition. The University of Chicago Press. 1984 Bhatia, Neeraj & Sheppard, Lola [Hrsg.]: Bracket; architecture, environment, digital culture; “Goes Soft”. Actar. Barcelona. 2012 Arch+: “Tokio; Die Stadt bewohnen”. Arch+ 208, Zeitschrift für Architektur und Städtebau. August 2012
Druck: Media Copy Innsbruck Buchbinderei Sanders
_Abbildungsverzeichnis Ostküste Grönland Satelitenbild http://www.zonu.com/images/0X0/2009-09-17-1264/Eastcoast-of-Greenland.jpg
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Hauptstadt Nuuk http://static.panoramio.com/photos/original/40229993.jpg
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aufgerufen am 20.10.2013
Eisberg http://www.djibang.org/wp/wp-content/uploads/eisberg.jpg
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aufgerufen am 29.01.2013
Gericht im NOMA http://troelso.files.wordpress.com/2011/02/kyllingeskind.jpg
ABB04 Seite 53
aufgerufen am 25.10.2013
Nordic Food Lab http://nordicfoodlab.org/gallery/
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aufgerufen am 25.10.2013
Szene aus Taste of Greenland http://1.bp.blogspot.com/-D6141P37xXQ/UCoDeZRXoUI/ AAAAAAAAAlU/r9wWzwWM1Bg/s1600/IMG_7823.JPG
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aufgerufen am 25.10.2013
Palmenhaus Schloss Schönbrunn http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b3/ Schloss_Sch%C3%B6nbrunn_Palmenhaus.jpg
ABB07 Seite 59
aufgerufen am 30.10.2013
Strawscraper http://www.gizmag.com/strawscraper-piezoelectric-fiberconcept/27626/
ABB08 Seite 69
aufgerufen am 30.10.2013
SIM Residence, Sean Lally, Weathers http://www.weathers.cc/projects.html
ABB09 Seite 71
aufgerufen am 30.10.2013
“digestible gulf stream” Venedig 2008 http://www.philipperahm.com/data/projects/ digestiblegulfstream/dgs6.jpg
ABB10 Seite 73
aufgerufen am 30.10.2013
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Andreas Glatzl web: http://cargocollective.com/andreasglatzl mail: andi.glatzl@gmail.com Innsbruck, 2013