PARITÄTISCHER Rundbrief Juli 2011
Harte Nüsse in den Sommerferien
Foto: Gisela Schuster
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, in diesem Jahr wirft uns die Politik vor dem Sommerurlaub einige harte Nüsse vor die Füße. Zwei Bundesministerien und der Bezirk Neukölln sind daran beteiligt. Es fängt mit dem Bundesfreiwilligendienst an, der ab 1. Juli in Kraft getreten ist und den Zivildienst ersetzen soll. Die Bundesfreiwilligen oder die „Bufdis“, wie sie genannt werden, lassen sich bei unseren Trägern noch an zwei Händen abzählen. In der ersten Woche waren es 9 - statt bisher 560 Zivis bei rund 470 Einsatzstellen. Dies wird besonders in der Pflege und bei den Mobilitätshilfen zu empfindlichen Lücken in der sozialen Betreuung führen, die jetzt anderweitig zu schließen sind. Vom Familienministerium werden gern die freien Träger und Verbände dafür verantwortlich gemacht, dass der neue FreiwilBarbara John ist Vorsitligendienst schleppend anläuft. zende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Fakt ist aber, dass das MinisteBerlin rium eine Werbekampagne vor Start des neuen Freiwilligendienstes eingestellt hat und die Ausführungsschriften für das neue Gesetz erst auf den allerletzten Drücker formuliert wurden. Die freien Träger und Verbände wurden bis zum Start im Unklaren gelassen, wie die Finanzierung und die Fortbildung für die Bufdis konkret aussieht. Zu allererst sollen zum Beispiel die Zivildienstschulen ausgelastet werden, obwohl eine spezifische Qualifzierung bei den Trägern selbst für ihre Freiwilligen besser wäre. Und für die Koordinierung und Unterstützung des Bundesfreiwilligendienstes durch die Wohlfahrtsverbände ist kein Cent für Regiekosten vorgesehen! Die Mittel, die für die Zivildienstverwaltung zur Verfügung standen, sind ersatzlos weggefallen. Liebe Mitglieder, hier gibt es also einiges nach zu verhandeln. Ein noch größeres handwerkliches Desaster stellt das Bildungspaket des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales dar. Ein bürokratisches Ungetüm ist geschaffen worden. Die Eltern bedürftiger Kinder dafür verantwortlich zu machen, dass sie dieses Bildungspaket nicht nutzen, ist völlig daneben, ein Skandal! Sie müssen einen bürokratischen Hürdenlauf der Extraklasse bewältigen. Ohne Berlinpass geht gar nichts. Er kann seit kurzem beantragt werden – aber welche Stelle ist die richtige? Jobcenter, Kindergeldstelle oder Bezirksämter? Was kann man mit dem Berlinpass beantragen? Mittagessen, Nachhilfe, Ausflüge oder Reisen – in Berlin hat noch kein einziges Schulkind etwas aus dem Bildungs-
paket erhalten. Aber nicht, weil die Eltern zu träge sind! Bisher können die Schulen nur Listen anlegen für Schüler, die Leistungen aus dem Bildungspaket in Anspruch nehmen wollen. Die Schulen haben noch keine Konten, über die das Geld fließen könnte und das Abrechnungsverfahren ist auch noch nicht klar. 90 Sozialarbeiterstellen, die aus dem Bildungspaket für Berlin finanziert werden, sind gerade eben erst Anfang Juli von der Schulverwaltung freigegeben worden. Sie gehen an Schulen mit besonders vielen bedürftigen Schülern – bei über 225 Schülern, die von der Zuzahlung für Lernmittel befreit sind. Die Arbeit soll nach den Sommerferien beginnen. In all dem bürokratischen Chaos werden es am Ende diejenigen richten, die am nächsten an den Menschen sind, die es betrifft - zum Beispiel unsere freien Träger! Für ein weiteres Desaster sorgt das Bezirksamt Neukölln. Pünktlich zum Ferienbeginn haben alle zuwendungsgeförderten Projekte der freien Jugendhilfe aus heiterem Himmel eine Kündigung für den 30.September 2011 erhalten – per Boten vom Bezirksamt: 14 Schulstationen, Schülerclubs, Anti-Gewalt-Projekte, KinderMädchen- und Familientreffpunkte sind „vorsorglich“ von Schließung bedroht! Jeder weiß natürlich, dass bei Schließung all der präventiv wirkenden Projekte die Kosten für Erziehungshilfen noch weiter steigen werden. Es handelt sich um eine Drohgebärde, die Unsicherheit und Ängste auslösen soll, um weitere Einsparungen zu erzwingen. Unser Verband hat dafür gesorgt, dass die Medien den weiteren Verlauf aufmerksam verfolgen. Liebe Mitglieder, der Paritätische unterstützt seine Träger in dieser Situation und verlangt die unverzügliche Rücknahme der Kündigungen! Diese ritualisierten Bedrohungsszenarien für zuwendungsgeförderte Jugendprojekte müssen ein Ende haben! Dafür werden wir uns auf fachlicher Ebene weiter einsetzen.
Ihre
Juni 2011
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Inhalt 4-6
Landesgeschäftsstelle ● Neukölln: Kinder- und Jugendprojekte „vorsorglich“ gekündigt! ● Übergabe des Staffelstabs ● E-Bilanz ab 2012 verpflichtend ● Paritätische Ehrennadel in Gold für Marianne Warncke ● Paritätische Ehrennadel in Gold für WolfRüdiger Bindig
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Gesamtverband ● Paritätischer fordert Neustart beim Bildungspaket ● Reformkatalog für die Pflegeversicherung
8-11
Bürgerengagement ● Berlin ehrt die Familienbegleiter ● Projektförderung für Integration junger Migranten ● Freiwillige auf Tour durch Deutschland und Europa ● Freiwilligentag Berlin am 23. September 2011 ● Berliner Ehrennadel für Kitagbe Kaba
12-14
Im Gespräch Interview mit Stefan Spieker, Geschäftsführer der Fröbel Gruppe
15-17
Aktuell ● Traineeprogramm für Führungskräfte in spe ● Flaggschiff der Jugendherbergen ● 20 Jahre Erfahrung in der sozialen Arbeit
17-19
Pressespiegel
19-20
Report Freiwilligendienste / Fachtagung ● Freiwilligendienste buchstabieren das „Ehrenamt“ neu
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Aids
22-23 Einwanderung ● Ein Botschafter im Dienst der Bildung ● Route der Migration 24-25 Gesundheit/Selbsthilfe ● Selbsthilfe – Profis in eigener Sache ● Standards für Freiwillige der Rheuma-Liga 26-27 Kinder- und Jugendhilfe ● Iporn, youporn, noporn? ● Tuch und Trapez, Diabolo und Bälle 28 Kindertagesstätten ● Arbeitsgerichturteil ● Ein neues „Haus der kleinen Forscher“ 29
Kultur ● Kunst zu „Der empfindsame Mensch“
29-30 Menschen mit Behinderung ● Geballte Elternpower setzt sich durch Blaues Kamel zur Wahl ● „Ziel der Teilhabe lange nicht erreicht“ 31
Pflege ● (Fast) alles, was zum Thema Pflege wichtig ist
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Psychiatrie ● Suche nach Psychotherapeuten vergeblich Queer ● Regenbockenbrücke nach Israel
33 33 34
Schule ● Modellprojekt: Vielfalt & Schule & Leben Suchthilfe ● Neukölln sucht Perspektiven
35-40 Aus- und Fortbildung, Service, Pinnwand
Ältere Bürger ● Neues Angebot für Tagespflege in Lichtenberg
Die Titelfotos im Juli 2011 Coverfoto links oben: Trommeln beim come together cup CTC Lesbenberatung e.V. Foto: Anja Nommensen Mitte: Trommlerin bei der Eröffnung von Dong Heng, Interkultureller Förderverein für Hospizdienste e. V. Foto: Gisela Schuster Unten: Kinderbauernhof beim NUSZ in der Ufa-Fabrik Foto: Ufa-Fabrik Coverfoto rechts oben: Die Gruppe SilverDancers vom Kreativhaus e.V. tanzt und singt Foto: Kreativhaus Großes Foto: Schule-Jugendhilfe im Kiez: Projekt Der Rote Faden Foto: Kerstin Wüstenhöfer-Loges
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Impressum
So gesehen...
K
unstwerke zum Thema „Der empfindsame Mensch“ (Bild: Kerstin Wüstenhofer-Loges) werden alljährlich in dem weitläufigen Gebäude des Haus Tornow am See vom Keller bis zum Dachboden präsentiert. Zum Thema „Der empfindsame Mensch“ werden künstlerische Arbeiten von professionellen Künstlern mit den Arbeiten von psychisch erkrankten bzw. seelisch behinderten Menschen zusammengeführt, gemeinsam gezeigt und in einen Dialog gebracht. (Lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 29)
Bitte geben Sie den Rundbrief auch an Ihren Vorstand und Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter.
Impressum
Herausgeber: Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin www.paritaet-berlin.de Brandenburgische Str. 80, 10713 Berlin Tel. (030) 8 60 01-0, Fax (030) 8 60 01-110 E-Mail info@paritaet-berlin.de Geschäftsführung: Oswald Menninger Elke Krüger (Stv.) Redaktion: Uli Schulte Döinghaus Tel.: (030) 85 40 70 84 Computerfax 032223712420 rundbrief@paritaet-berlin.de Paritätische Pressestelle, Elfi Witten Tel. (030) 8 60 01-181 Fax (030) 8 60 01-140 Herstellung: Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH. Gedruckt auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Papier. Erscheinungsweise monatlich (Doppelausgaben im Januar/Februar und August/
September). Der Rundbrief hat eine Auflage von 1250 Stück. Der Verteiler umfasst alle Mitgliedsorganisationen der Paritätischen Landesverbände Berlin und Brandenburg. Weitere Adressaten: Gesellschaftliche Institutionen, Verbände, Verwaltung, Einrichtungen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Redaktionsschluss ist jeweils der 20. des Vormonats. Pressemitteilungen und Beiträge bitte möglichst per E-Mail an die Redaktion senden. Private Kleinanzeigen (Stellengesuche) bitte an die Redaktion schicken und den Anzeigentext mailen an rundbrief@paritaet-berlin.de. Die Anzeigen sind maximal vier Monate im Internet sichtbar. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Der Rundbrief wird unter www.paritaet-berlin.de im Internet veröffentlicht. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichtet die Redaktion auf eine Genderschreibweise. Die Bezeichnung von Personengruppen bezieht die weibliche Form jeweils ein.
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Landesgeschäftsstelle Der Paritätische Berlin protestiert
Neukölln: Kinder- und Jugendprojekte „vorsorglich“ gekündigt! In verantwortungsloser Weise werden die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien zum Spielball der Haushaltspolitik gemacht! Im Zuge der Haushaltsplanung für 2012 hat das Bezirksamt Neukölln am 29. Juni 2011 allen Trägern der Jugendhilfe die Verträge zur Förderung der offenen Jugendarbeit und der schulbezogenen Jugendhilfe zum 30. September dieses Jahres gekündigt.
Foto: www.madonnamaedchenpower.de
Der Paritätische fordert das Bezirksamt Neukölln auf, die Kündigungen unverzüglich zurückzunehmen! Unter anderem sind 14 Schulstationen und Schülerclubs
Am 26. Mai dieses Jahres besuchte Kronprinzessin Victoria von Schweden zusammen mit ihrem Mann Prinz Daniel und viel Begleitung eine Stunde lang den MaDonna Mädchentreff – ist die verdienstvolle Jugendsozialarbeit jetzt in Gefahr?
von Schließung bedroht. Dieser Beschluss des Bezirksamts fällt geschickterweise in die Schulferien! Betroffen sind die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien von Trägern wie AspE e.V., tandem BQG, Familie e.V., der MaDonna Mädchentreff, das MaDonna Mädchencafe und viele andere mehr. Jugendhilfeformen nicht gegeneinander ausspielen! Die Kündigung dieser Angebote ist verantwortungslos! Über ein Drittel der Berliner Kinder sind arm – rund 171 000. Neukölln gehört bekanntermaßen zu den sozialen Brennpunktbezirken Berlins. Die vielen armen Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung und
Gelegenheiten, um aktiv zu werden, sich zu erproben und sinnvoll zu betätigen. Per Boten haben die Träger ohne Vorwarnung die Kündigung erhalten – „vorsorglich zur Abwendung des drohenden Haushaltsdefizits bei der Erziehungshilfe“ wie es zur Begründung heißt. Mehrausgaben des Bezirks in Höhe von 4,1 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung sollen teilweise kompensiert werden. Es ist fachlich unvertretbar, dass die verschiedenen Formen der Jugendhilfe gegeneinander ausgespielt werden. Die sogenannten freiwilligen sozialen Leistungen der Jugendhilfe wirken präventiv und setzen ein, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Sie sind ebenso wichtig wie die gesetzlichen Hilfen zur Erziehung! Kinder und Jugendliche brauchen Verlässlichkeit, Jugendhilfe braucht Kontinuität Die ständige existenzielle Gefährdung von Orten und Angeboten, die Kinder begeistern und aktivieren, wekken Ohnmachtsgefühle und untergraben das Vertrauen der Jugendlichen in ihre Zukunft. Kinder und Jugendliche brauchen Verlässlichkeit, Kinder- und Jugendhilfe braucht Kontinuität. Angesichts der Haushaltsnöte der Bezirke ist es höchste Zeit, die Angebote für die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt vor den jährlichen Bedrohungsszenarien im Zuge der Haushaltsaufstellung der Bezirke und des Landes zu schützen. Es wird Zeit, einen überparteilichen und ressortübergreifenden Konsens zu finden, der die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe auf einem adäquaten Niveau kontinuierlich sichert. Schluss mit den jährlichen Bedrohungsszenarien gegenüber den Projekten für Kinder ,Jugendliche und Familien! Elfi Witten
Neue Namen, neue Adressen Projekt Wohnen (PROWO) e. V. alte Adresse: Kottbusser Damm 79 a 10967 Berlin neue Adresse: Hobrechtstraße 55 12047 Berlin OASE Pankow e. V. Schönfließer Straße 7; 10439 Berlin neuer Name: OASE Berlin e. V. Einzelfallhilfe e. V. Einzelfallhilfe Berlin gGmbH alte Adresse: Helmstraße 11, 10827 Berlin neue Adresse: Feurigstraße 54; 10827 Berlin
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Landesgeschäftsstelle Verdiente Fachfrau wechselt zum Unionhilfswerk
Übergabe des Staffelstabs Im Paritätischen Fachreferat Psychiatrie/Queere Lebensweisen
Foto: Petra Engel
Am 14. Juni 2011 lud der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin zum Abschied von Patrizia Di Tolla und zur Übergabe des Staffelstabs an Christian ReumschüsselWienert ein. Worte höchster Wertschätzung für die scheidende Referentin Patrizia Di Tolla fanden Oswald Menninger, der Geschäftsführer des Paritätischen Berlin, Christian Thomes, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer ZIK gGmbH, Heinrich Beuscher, der Psychiatriebeauftragte des Landes Berlin, Iris Hölling, Geschäftsführerin Wildwasser und stellvertretende Beiratsvorsitzende sowie Matthias Rosemann, Geschäftsführer von Träger gGmbH, der hier für die Fachgruppe Psychiatrische und psychosoziale Versorgung sprach. Über zwei Jahrzehnte hat Patrizia Di Tolla beim Paritätischen gewirkt. Wie schwer der Abschied vom Verband gefallen sein muss, hob Heinrich Beuscher hervor, der darauf verwies, dass dies nun schon die dritte Abschiedsfeier für Patrizia Di Tolla sei. Mit Genugtuung merkte er an, dass sie in ihrem neuen Aufgabengebiet beim Unionhilfswerk weiterhin Anstöße geben werde für die PsychiatrieEntwicklung in Berlin. Das Enthospitalisierungs-Programm Mitte der 90er Jahre wurde von Patrizia Di Tolla und den Paritätischen Psychiatrieträgern maßgeblich vorangetrieben und umgesetzt. Mehr als 2000 chronisch psychisch Kranke konnten die Kliniken verlassen und in betreute Wohnformen umziehen - umgeben von einem Netz gemeindenaher Versorgungsangebote. Diese Entwicklung wurde bundesweit als beispielhaft anerkannt. Iris Hölling hob hervor, dass
Gute Laune beim Abschied von der Kollegin (v.l.n.r.): Christian Thomes, Christian Reumschüssel-Wienert, Patrizia Di Tolla, Oswald Menninger, Heinrich Beuscher, Iris Hölling, Matthias Rosemann.
Patrizia Di Tolla stets die Belange der Betroffenen und ihre Beteiligung und Selbstbestimmung im Auge hat und dies mit ihrer Unterstützung des Weglaufhauses in Berlin und anderen Betroffenenprojekten unter Beweis gestellt hat. Die neue Dokumentation mit dem Titel „Denn sie wissen was sie tun“ stellt diese Projekte vor. Oswald Menninger sagte, dass Patrizia Di Tolla mit großer Beharrlichkeit um Ressourcen für die Arbeit der Psychiatrieträger gekämpft hat und dabei stets die Interessen der Mitglieder im Blick gehabt hat. Ihre besondere Leistung als Moderatorin betonte Matthias Rosemann. Mit großem Geschick sei es Patrizia Di Tolla gelungen, die vielen unterschiedlichen, teils auch konkurrierenden Interessen der Psychiatrieträger zu wesentlichen Forderungen und Verhandlungspositionen zu bündeln. So wurde auch die bundesweit einmalige Budgetfinanzierung der Psychiatrie entwickelt und praktiziert. Alle Redner bedankten sich herzlich bei Patrizia Di Tolla für ihr herausragendes Engagement. Christian Reumschüssel-Wienert tritt keine leichte Nachfolge an, ist in dieser Situation aber der Wunschkandidat der Fachgruppe. Er ist diplomierter Soziologe, hat lange Jahre in Hamburg gearbeitet u.a. in einem Projekt der Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen und übernahm 2005 in Berlin bei Via e.V. die Leitung der Abteilung Qualitätsmanagement und die fachliche Entwicklung der Psychiatrie. Für die Arbeit beim Paritätischen sind viele weitere positive Anstöße von ihm zu erwarten. Ein Interview mit ihm erschien im April-Rundbrief, auch unter www.paritaet-berlin.de/Fachinfos/Psychiatrie Elfi Witten
E-Bilanz ab Januar 2012
Die Bundesregierung hat eine Initiative gestartet, die Bürokratie abbauen und zu mehr Transparenz in der Besteuerung führen soll – die Einführung der E-Bilanz. Ab 2012 müssen steuerpflichtige wirtschaftliche Geschäftsbetriebe eine sog. EBilanz an das Finanzamt übermitteln. Die notwendigen Verfahren werden zurzeit getestet. Ausführlicher unter www.paritaet-berlin.de/Service/Betriebswirtschaft. Der Paritätische hält seine Mitglieder auf dem Laufenden. Ursula Fischer
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Paritätische Ehrennadel in Gold
Paritätische Ehrennadel in Gold
Wie Frau Warncke immer die richtige Sprache findet ...
... und wie Herr Bindig für den Rettungsdienst begeistert
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat Marianne Warncke die Paritätische Ehrennadel in Gold für ihr jahrzehntelanges, herausragendes ehrenamtliches Engagement für die Alkoholiker-Strafgefangenen-Hilfe e.V. verliehen.
Der Paritätische Berlin hat Wolf-Rüdiger Bindig die Paritätische Ehrennadel in Gold für seinen jahrzehntelangen, herausragenden ehrenamtlichen Einsatz für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft LV Berlin e.V. verliehen.
1980 machte sich Karl Gustav Biene von den Anonymen Alkoholikern auf die Suche nach kommunikationsfähigen Menschen unter den sogenannten „trockenen Alkoholikern“. Sein Ziel war es, Selbsthilfegruppen in Strafvollzugsanstalten aufzubauen. Er lernte Kurt Schegitz kennen. Beide schalteten Anzeigen in der Zitty und fanden Marianne Warncke und weitere Mitstreiter. 1983 war es soweit, der Verein der Alkohol-Strafgefangenen-Hilfe wurde gegründet. Marianne Warncke wurde vor 28 Jahren ehrenamtlich Ansprechpartnerin für die erste Selbsthilfegruppe zum Thema Alkohol in der Frauenvollzugsanstalt. Dabei blieb es nicht. Die durchsetzungsfähige Krankenschwester sorgte für den Aufbau einer Beratungsstelle, setzte sich für den Aufbau der Hilfestrukturen ein und folgte dem Grundsatz „Reden ist Silber, Handeln ist Gold“. Schon 1984 wurde der Verein im Rahmen des Wettbewerbs soziale Initiativen von der Bundesregierung ausgezeichnet. Einen kleinen Verein mit einem gesellschaftlich schwierigen Thema fast dreißig Jahre am Leben halten, setzt viel Motivation und Ausdauer voraus. Der Dreh- und Angelpunkt ist immer die Finanzierung der Hilfen, und es braucht Menschen, die in der Lage sind, mit „schweren Jungs oder Mädels“ die richtige Sprache zu finden. Marianne Warncke hat diese Fähigkeiten häufig unter Beweis gestellt. Im Engagement für den Erhalt der Vereinsarbeit war sie immer an „drei Orten“ gleichzeitig. Sie gab und gibt Rat und sie holt sich Rat. Die Fachgruppe Suchthilfe im Paritätischen wurde zum festen Bestandteil ihrer Aktivitäten. In den Vollzugsanstalten und auch in der Senatsverwaltung ist sie eine anerkannte Gesprächspartnerin. Marianne Warncke benennt das wichtige Thema Alkoholmissbrauch im Zusammenhang mit Straftaten unverblümt, ohne dabei die Suche nach Hilfen außer Acht zu lassen.
Die Wasserrettungsstation Heckeshorn ist für Wolf-Rüdiger Bindig ein besonderer Ort. 1968 hat er hier erstmals seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Rettungsschwimmer bei der DLRG begonnen. Bis heute ist er in seiner freien Zeit hier anzutreffen, nicht um zu chillen, wie man aktuell sagt, sondern um Mit-Menschen, wenn nötig, vor Unglück zu bewahren. Wolf-Rüdiger Bindig erwarb bei der DLRG Kompetenzen als Bootsführer und Funker. Er ist Schwimmausbilder und er schafft es, Jugendliche für den Rettungsdienst zu begeistern. Seit vielen Jahren gibt er seine Kenntnisse an junge Nachwuchsretter weiter. Für die Strukturen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft hat er sich gleich mit engagiert. Schon 1969 wurde er Bezirksjugendvorsitzender, zehn Jahre später Landesjugendvorsitzender, 1983 Bezirksleiter in Neukölln und 1994 Landesverbandsratsvorsitzender. Dieses Amt hat er bis heute. Der Landesverbandsrat unterstützt den Vorstand des Landesverbandes der DLRG. Diese Strukturen sind sehr wichtig, um die Organisation der rund 1000 Ehrenamtlichen in der DLRG zu sichern. Und da gibt es auch noch die Hauptversammlung als höchstes Gremium. Das Engagement von Wolf-Rüdiger Bindig ist herausragend. Er wurde daher schon vom Land Berlin mit dem Feuerwehr-Katastrophenschutz-Ehrenzeichen in Gold, vom Landessportbund mit der Ehrennadel in Gold, vom Präsidium der DLRG mit dem Verdienstabzeichen in Gold mit Brillant geehrt. Diese Auszeichnungen sind nicht zu toppen, aber ein Zeichen von Anerkennung für besondere Leistungen ist ihnen hinzufügen - die Paritätische Ehrennadel in Gold.
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Foto: Michael Janda
Foto: Petra Engel
Landesgeschäftsstelle
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Gesamtverband Kleinkariert und chancenlos
Paritätischer fordert Neustart beim Bildungspaket Als chancenlos und verfahren beurteilt der Paritätische Wohlfahrtsverband das so genannte Bildungs- und Teilhabepaket. Anlässlich des in Berlin von Arbeitsministerin von der Leyen einberufenen Runden Tisches fordert der Verband eine umfassende Revision des gesamten Bildungspakets. „Das Gesetz ist in seiner Anlage extrem umständlich, viel zu bürokratisch und geht an der Lebensrealität vor Ort völlig vorbei“, kritisiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Mit ihrem Versuch, an der Jugendhilfe und der Bildungskompetenz der Länder vorbei Bildung und Teilhabe zu organisieren, habe sich Frau von der Leyen deutlich verrannt, warnt der Verband. Es sei völlig ausgeschlossen, dass diese Reform noch flächendeckend zum Erfolg geführt werden könne. „Da hilft auch keine Flickschusterei an irgendwelchen Runden Tischen weiter. Die Bundesregierung sollte den Mut haben, die Reißleine zu ziehen, solange es noch geht “, so Schneider. Schneider: „Wir brauchen eine schlichte Lösung“ „Kleinkarierte Gutscheinsysteme, komplizierte Zuständigkeitsregelungen und verwaltungsaufwendige Abrechnungsverfahren helfen uns nicht weiter. Wir brauchen eine schlichte Lösung und müssen die Dinge wieder dahin sortieren, wo sie hingehören“, fordert Schneider. Bildung gehöre an die Schulen, Kultur, Sport und Geselligkeit sei eine Sache der örtlichen Jugendhilfe und die Sicherung des Existenzminimums liege in der Ver-
antwortung des Bundes. „Statt immer neuer Irrläufe bei Hartz IV brauchen wir verbindliche Rechtsansprüche auf Bildung und Teilhabe im Jugendhilferecht und in der Schulpolitik. Kinder sind keine kleinen Arbeitslosen“, so Schneider. Unter anderem schlägt der Paritätische vor, im Jugendhilfegesetz jedem Kind aus einkommensschwachen Familien kostenlosen Zugang zu allen Einrichtungen der Jugendhilfe und vorschulischen Bildung zu garantieren. Die Zuständigkeit für die Lernförderung sollte fest in den Aufgabenkatalog der Schulen aufgenommen werden. Der Verband weist darauf hin, dass das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom Februar 2010 einen solchen Weg ausdrücklich eröffnet habe. Halbzeitbilanz im Jahr der Pflege
Reformkatalog für die Pflegeversicherung Als unzureichend bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband den bisherigen Verlauf des vom damaligen Gesundheitsminister Rösler ausgerufenen Jahres der Pflege. Anlässlich seines jährlichen Pflegekongresses in Berlin fordert der Verband konkrete politische Schritte und stellt hierzu einen umfassenden Forderungskatalog vor. „Außer Fachgesprächen auf ministerieller Ebene, die das wiederholten, was bereits seit Jahren bekannt ist, ist bisher nichts passiert. Wir haben sechs Monate bei der Lösung dringender pflegerischer Problemlagen verloren. Mitten im so genannten Jahr der Pflege zeigt sich die Bundesregierung noch genauso indifferent wie vor einem Jahr“, resümmiert der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes Dr. Eberhard Jüttner. Der Paritätische fordert die Bundesregierung auf, endlich konkrete gesetzliche Initiativen zur Verbesserung der Pflege in Deutschland einzuleiten. Jüttner: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein politisches Handlungsdefizit.“ In einem 12-Punkte-Papier gibt der Verband dazu auf seinem Berliner Pflegekongress konkrete Empfehlungen ab. Schwerpunkt bildet die Behebung des Fachkräftemangels sowie die Abkehr von der Minutenpflege und die stärkere Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen. Der Verband fordert darüber hinaus den Ausbau der Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung, die alle Personen und alle Einkommensarten einbezieht. Die „Paritätischen Empfehlungen zur Verbesserung der Pflegesituation“ finden Sie hier: www.der-paritaetische.de
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Bürgerengagement Freiwilligenpass
Robert-Bosch-Stifung
Berlin ehrt die Familienbegleiter
Projektförderung für Integration junger Migranten
Mehr als 60 ehrenamtlich Engagierte, darunter 49 Familienbegleiter der Björn Schulz Stiftung, hat die Chefin der Senatskanzlei Berlin, Staatssekretärin Monika Helbig, als Beauftragte des Berliner Senates für Bürgerschaftliches Engagement im Rahmen eines Festaktes am 20. Juni mit dem Berliner Freiwilligenpass ausgezeichnet. Mit der Verleihung dieses Passes dankt der Senat den ehrenamtlich Tätigen der Björn Schulz Stiftung. Seit vielen Jahren unterstützen diese engagierten Berliner im Alter von 20 bis 70 Jahren Familien mit einem schwer- oder unheilbar kranken Kind. Etwa 300 ehrenamtliche Familienbegleiter hat die Björn Schulz Stiftung seit 1997 ausgebildet – es ist der erste ambulante Kinderhospizdienst in Deutschland. In Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind zur Zeit 152 Familienbegleiter im Einsatz. Weitere 150 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer leisten ebenfalls wichtige Arbeit in der Stiftung. Sie fahren Familien, packen an und helfen, wo es nötig ist Sie fassen zu, wo Hand angelegt werden muss, bringen ihre besonderen Fähigkeiten und Interessen ein: Ein Berliner Busfahrer steht in seiner Freizeit als Fahrer für Familienbeförderung gern zur Verfügung und packt regelmäßig und wirkungsvoll an, wenn seine handwerklichen Fertigkeiten gefragt sind. Eine Kauffrau hilft zuverlässig in der Verwaltung, wenn Büroarbeiten erledigt werden. Fürs Sommerfest des Kinderhospizes Sonnenhof der Björn Schulz Stiftung wird von den Ehrenamtlichen nicht nur Kuchen gebacken; sie helfen am Informationsstand oder beim Renovieren der Gästezimmer, unterstützen am Wochenende oder zu Weihnachten die Hauswirtschaft oder bereiten ein wunderschönes Picknick für die Kinder im Garten des Sonnenhofes vor und vieles, vieles mehr. „Ohne diese besonderen Menschen wäre unsere Arbeit für die von uns betreuten Familien undenkbar. Oft sind diese Männer und Frauen beruflich sehr engagiert, finden trotzdem noch Zeit, sich nachhaltig für andere ehrenamtlich einzusetzen und bringen beeindruckende Ideen und Fähigkeiten mit“, sagt Jürgen Schulz, Vorstand der Björn Schulz Stiftung und Gründer des Kinderhospizes Sonnenhof, der selbst seit mehreren Jahrzehnten ehrenamtlich tätig ist. www.bjoern-schulz-stiftung.de
Fast ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland kommt aus Migrantenfamilien. Die Robert Bosch Stiftung hat ein Programm eingerichtet, um überzeugende Projektideen zur Integration dieser jungen Menschen im Kindergarten, in der Schule und in der Freizeit zu fördern. Für eine Förderung – sie beträgt bis zu 5 000 Euro für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren – können sich z.B. Initiativgruppen bewerben, Bürgerbüros, Vereine, Schulen, Kindertagesstätten, Kirchengemeinden oder Migrantenorganisationen. Die Projekte sollen praxisbezogen und lokal angelegt sein. Dazu gehören zum Beispiel Eltern-Kind-Projekte im Kindergarten, Sprach- und Lernpatenschaften älterer Schüler mit jüngeren, neue selbstorganisierte Angebote im Jugendclub, die Einbeziehung Jugendlicher in ehrenamtliche Besuchsdienste oder auch die Einführung geeigneter Beteiligungsformen für junge Migranten an kommunalen Prozessen. Voraussetzung für eine Förderung ist es, dass Migranten selbst aktiv an der Planung und Durchführung der Vorhaben beteiligt sind. Besondere Berücksichtigung finden Projekte, die Einheimische und Migranten (auch unterschiedlicher Herkunft) gemeinsam gestalten; die ehrenamtliches Engagement einbeziehen; die sich auch an die Eltern junger Migranten wenden. Multiplikatorenprojekte oder überregionale Vorhaben können gefördert werden, wenn sie einen deutlichen Praxisbezug aufweisen. Seit Herbst 2007 wird das Programm von der Stiftung Mitarbeit durchgeführt. Die vollständigen Bewerbungskriterien sowie ein Teilnahmeformular stehen auf der Veranstalter-Website zum Download bereit. Einsendeschluss für die nächste Auswahlrunde ist der 31. Juli 2011. Die Antragsteller erhalten dann bis Mitte Oktober 2011 Bescheid, ob ihr Vorhaben gefördert wird. www.bosch-stiftung.de/junge_migranten Kontakt: Brigitte Mies-van Engelshoven Stiftung Mitarbeit Bornheimer Straße 37 53111 Bonn Tel: (02 28) 6 04 24-12 Fax: (02 28) 6 04 24-22 mies-vanengelshoven@mitarbeit.de
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Bürgerengagement Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit „Qualifizierung und Anreizsysteme für bürgerschaftliches Engagement“: „Qualifizierung“ und „Bildung“ sind wichtige Instrumente für eine weitere Stärkung bürgerschaftlichen Engagements. Dies ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes „Qualifizierung und Anreizsysteme für bürgerschaftliches Engagement“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Qualifizierung schaffe, so die Studie, ein nachhaltiges zivilgesellschaftliches Potenzial für Engagement und Freiwilligenarbeit. Erworbene Kompetenzen und Qualifizierungsmaßnahmen würden durch Zertifikate sichtbar gemacht und dienten der Anerkennung des Engagements, so ein Ergebnis der Studie. Dies spiele besonders in der Gruppe der Jugendlichen eine größere Rolle. www.bmfsfj.de Knapp ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 30 Jahren kann sich vorstellen, sich ein Jahr lang im Rahmen des neuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD) zu engagieren. Das ist das Ergebnis einer vom Westdeutschen Rundfunk in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage zur Bekanntheit und Akzeptanz des BFD, Immerhin 58 Prozent der jungen Menschen geben an, den am 1. Juli beginnenden Freiwilligendienst zu kennen. Lediglich 38 Prozent der jungen Menschen glauben, dass sich genügend Interessierte für freiwillige Dienste in sozialen, kulturellen, sportlichen Einrichtungen und Organisationen oder für den Naturschutz finden. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen ist der Meinung, dass ein verbindlich vorgeschriebenes soziales Jahr effektiver wäre. www.wdr.de Passend zum Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 sucht das Auskunftsunternehmen „Das Örtliche“ in diesem Jahr Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Initiativen, die sich für wohltätige Zwecke einsetzen, sich freiwillig engagieren oder ehrenamtlich helfen, ihren eigenen Ort lebenswerter zu machen. Bereits jetzt gebe es überall in Deutschland engagierte Bürger, die den eigenen Ort „idealer“ machen, indem sie beispielsweise das Stadion ihres Fußballvereins renovieren. Die besten Projekte erhalten Prämien von insgesamt 30 000 Euro. Die Wettbewerbsbeiträge können bis zum 30. September 2011 eingereicht werden. www.der-ideale-ort.de
Freiwillige auf Tour durch Deutschland und Europa Um das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit der Öffentlichkeit näherzubringen und um die Aktivitäten der 27 EU-Mitgliedstaaten miteinander zu verbinden, findet eine interaktive Freiwilligentour durch ganz Europa statt.
Die Tour besucht im Laufe des Jahres die Hauptstadt jedes Mitgliedstaats und bietet jeweils für durchschnittlich eine Woche Raum und Zeit für Aktivitäten rund ums bürgerschaftliche Engagement. In Deutschland gastiert die Tour von Freitag, 14. Oktober, bis Donnerstag, 20. Oktober, im Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin. Engagierte und Freiwilligenorganisationen können die Tour nutzen ► um auf sich aufmerksam zu machen ► um Schnupperangebote ins Engagement anzubieten ► um Freiwillige zu akquirieren ► um Workshops durchzuführen Engagierte und Initiativen u.a. aus sozialen Bereichen stellen sich vor Die Besucherinnen und Besucher können in einer Ausstellung die europäische Dimension der Freiwilligentätigkeit kennenlernen. Die Tour bietet also eine Basis für das Verständnis von bürgerschaftlichem Engagement. Sie veranschaulicht es auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene und weckt die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit für die Kampagne. Die Freiwilligentour wendet sich genauso an Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Engagementbereiche wie an die breite Öffentlichkeit. Neben Fachworkshops soll es Schnupperangebote fürs Engagement und viele Mitmach-Aktionen geben. Den Anmeldebogen zur Beteiligung am Tourprogramm und Details zur Tour finden interessierte Paritätische Mitgliedsorganisationen hier: www.ejf2011.de
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Bürgerengagement Gemeinnützige Organisationen - bitte mitmachen!
Freiwilligentag Berlin am 23. September 2011 Am Freitag, 23. September, soll Berlinerinnen und Berlinern die Möglichkeit geboten werden, aktiv etwas für das Gemeinwesen der Stadt zu tun. Wie schon in den Jahren zuvor sind alle gemeinnützigen sozialen Organisationen aufgerufen, Mitmach-Aktionen anzubieten.
A
Foto: Freiwilligenagentur Halle
llen, die gern tatkräftig helfen wollen, soll dafür ein sinnvoller Rahmen geboten werden. In den vergangenen Jahren waren dabei Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten sehr beliebt, aber auch Aktionen mit
den Klienten der sozialen Organisationen wurden gern unterstützt. Das könnten Tagesausflüge mit behinderten und pflegebedürftigen Menschen sein, Vorlesen für Kinder, thematische Gespräche mit Schülern/Jugendlichen oder Mitgestalten von Festen/Feiern. Die meisten Organisationen und Projekte, die am Freiwilligentag etwas anbieten, stützen sich auf ehrenamtlich-freiwilliges Engagement. Daher hat dieser Tag immer auch zum Ziel, neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Der Freiwilligentag kann insofern gut genutzt werden, um die Arbeit einer Organisation oder eines Projekts zu präsentieren oder um anlässlich eines Tages der offenen Tür eine „Schnupper“-Arbeit anzubieten. Für die berlinweite Öffentlichkeitsarbeit ist es an diesem Tag wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger mit möglichst charakteristischen Angeboten zum Mitmachen angeregt werden. Jedes Projekt hat die Möglichkeit, sowohl kiezbezogen Interessenten anzusprechen als auch aus anderen Berliner Bezirken Menschen zu gewinnen. Der diesjährige Berliner Freiwilligentag wird in Träger-
schaft des Paritätischen Berlin und der Paritätischen Bundesakademie durchgeführt. Der Verband für sozialkulturelle Arbeit, Stiftung Gute Tat sowie die Volkssolidarität Berlin sind Haupt-Kooperationspartner. Erstmals findet das Ereignis an einem Freitag statt. Dies soll professionellen Organisationen die Teilnahme erleichtern und gleichzeitig die angesprochene Zielgruppe der Freiwilligen erweitern. Es bietet sich an, Aktionen auch auf den Nachmittag zu legen, um Berufstätige besser einbinden zu können. Nach getaner Arbeit wird der Tag mit einer bunten Party-Veranstaltung ausklingen, die gemeinsam mit der Freiwilligenagentur „Sternenfischer“ voraussichtlich im Schloss Köpenick durchgeführt wird. Im Mittelpunkt steht dabei der Dank an die aktiven Freiwilligen. Bei Buffet und Live-Musik können Erfahrungen ausgetauscht und erste Ergebnisse präsentiert werden. Über die zu erwartenden Höhepunkte des Tages wird die Öffentlichkeit mit Flyern und Pressemeldungen informiert. Über „kiezatlas.de“ werden die Angebote des Tages detailliert und mit Verknüpfung zum Stadtplan im Internet dargestellt. Organisationen können an Hilmar Ransch (Kontaktdaten: Tel. 030-24636-464, e-mail: ransch@akademie.org) möglichst per e-mail (formlos) folgende Eckdaten übermitteln: ► Titel der Veranstaltung mit kurzer Inhaltsangabe, zum Beispiel: Was können die Freiwilligen genau tun? ► Zeitangaben wie Beginn und Ende ► Anzahl der benötigten Freiwilligen, insbesondere wichtig wenn es sich um Mitmach-Aktionen handelt. ► Erwartungen an Fähigkeiten, Fertigkeiten: Was sollten Freiwillige an Kenntnissen oder Fertigkeiten mitbringen ► Informationen zur Ausstattung: Wird eine bestimmte Kleidung empfohlen? Wird Arbeitskleidung gestellt? ► Sonstige wichtige Angaben.. ► Einsatzort: Straße, Postleitzahl, Bezirk mit Ortsteil ► Kontaktdaten des Trägers mit Ansprechpartner, Ansprechpartnerin für die Anmeldung und Nachfragen, Telefonnummer und E-Mail ► Website des Trägers Rückmeldungen an: Hilmar Ransch; Telefon 030 24636 464; E-Mail: ransch@akademie.org
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Bürgerengagement / Aktuell Vorschlag des Nachbarschaftsheims Schöneberg
Berliner Ehrennadel für Kitagbe Kaba Am 6. Juni erhielt Kitagbe Kaba, Vorsitzende des Vereins Mama Afrika, im Rahmen einer festlichen Feierstunde im Wappensaal des Berliner Rathauses die Berliner Ehrennadel. Die Verleihung dieser Auszeichnung für besonderes soziales Engagement erfolgte auf Vorschlag des Nachbarschaftsheims Schöneberg e.V. Neben Frau Kaba wurden elf weitere Bürgerinnen und Bürger für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, darunter auch Gustavo Jaramilo Guzmann, der seit 18 Jahren intensiv Menschen mit Hiv oder Aids unterstützt, die in Isolation und Einsamkeit leben. Die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Carola Bluhm, würdigte die Arbeit des Vereins „Mama Afrika“ als ein Beispiel für eine aktive Teilhabe an der Zivilgesellschaft. Vereine wie Mama Afrika e.V. seien ein Teil des sozialen Kapitals dieser Stadt: „Sie sind unentbehrlich und ein wichtiger Faktor für die Integration“. In einer kurzen Rede im Anschluss an die Verleihung der Ehrenadel sagte Frau Kaba zum Thema Integration: „Seit 26 Jahren lebe ich nun schon in Berlin und engagiere mich seit vielen Jahren ehrenamtlich. Ich habe mich hier gleich zu Hause gefühlt. Wenn ich heute zurück in meine Heimatstadt Kankan gehe, kann ich sagen, dass ich Berlinerin bin. Vielen Dank an diese Stadt und für die Ehrung.“ Seit mehr als zehn Jahren organisiert Frau Kaba, unter anderem in den Räumen des Nachbarschaftsheims Schöneberg, Diskussionsveranstaltungen, Vorträge und Feste zu aktuellen politischen und sozialen Themen. Schwerpunkte sind dabei die Aufklärungsarbeit gegen Genitalverstümmelung, Sozialberatung für afrikanische Familien, Veranstaltungen über afrikanische Kultur in Schulen sowie die Unterstützung sozialer Projekte in Afrika. Mit Hilfe des Nachbarschaftsheims konnten unter anderem Hilfsgüter und medizinische Geräte zum Aufbau eines Krankenhauses nach Guinea transportiert werden. Weitere Informationen über Mama Afrika e.V. erhalten Sie auf der Webseite des Vereins www.mama-afrika.org
Die Berliner Gesetze sind im Internet kostenlos unter www.gesetze.berlin.de abrufbar. Der Verlag C.H. Beck OHG hat im Auftrag der Senatsverwaltung für Justiz ein neues Vorschrifteninformationssystem bereitgestellt. Dort findet der Bürger eine vollständige und ausdruckbare Sammlung der Berliner Gesetze und Rechtsverordnungen. Die Suche erfolgt über eine benutzerfreundliche und barrierefreie Oberfläche, die einen schnellen und problemlosen Aufruf der Vorschriften ermöglicht. www.gesetze.berlin.de Die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden, insbesondere Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen, ist seit 2002 Schwerpunkt des Berliner Umweltförderprogramms. Jetzt ist eine befristete Ausnahmeregelung zur Förderung von Mini-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (MiniKWK-Anlagen) im Berliner Umweltentlastungsprogramm (UEP II) in Kraft getreten. Mit diesen Anlagen wird durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Heizwärme gegenüber konventionellen Heizungsanlagen bis zu 30 Prozent der zum Einsatz kommenden Primärenergie eingespart. Mit der modellhaften Förderung von Mini-KWKAnlagen sollen nun Erfahrungen zum Einsatz der energie- und klimaschutzeffizienten Technik im öffentlichen Gebäudebereich, vor allem in Schulen und Kitas, gesammelt werden. Alle Informationen und Antragsformulare unter: www.uep-berlin.de Die Mitglieder und Delegierten der Humanistischen Verbände in Berlin und Brandenburg haben am Samstag, 18. Juni, mit großer Mehrheit die gleichlautenden Grundsatzbeschlüsse zur Verschmelzung zu einem neuen, gemeinsamen Landesverband Berlin-Brandenburg gefasst. Die Verbände hatten sich zur Fusion entschlossen, um die Kräfte zu bündeln und gemeinsam den praktischen Humanismus in Berlin und Brandenburg zu unterstützen. Dabei sollen die Erfahrungen beider Seiten genutzt werden, um in Berlin und Brandenburg die Mitgliederarbeit zu stärken und zusätzliche humanistische Angebote neben den bereits bestehenden der Regional- und Ortsverbände zu schaffen. Möglich wären etwa die Einrichtung neuer Humanistischer Kindertagesstätten, weitere Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sowie Projekte im Sozial-, Gesundheits- oder Pflegebereich. www.hvd-berlin.de
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Im Gespräch Interview mit Stefan Spieker
„Wir werben mit der Aussicht auf Karriere im Erzieherberuf“ Im Interview mit dem Paritätischen Rundbrief spricht Stefan Spieker, Geschäftsführer der Fröbel Gruppe, über Fachkräftemangel in der Frühpädagogik und die Vorzüge tariflich vereinbarter Fortbildung. In einer Tageszeitung fanden wir neulich die Überschrift: „Erzieher verzweifelt gesucht!“ Könnte diese Botschaft auch über einem Bericht der FröbelGruppe stehen? Stefan Spieker: „Verzweifelt“ hört sich aussichtslos an. Wahr ist: Die Suche nach pädagogischen Fachkräten und die Nachbesetzung von Stellen bedeutet mittlerweile auch für uns eine ganze Menge Mühe und Arbeit. Unsere regionalen Geschäftsführungen und alle, die damit zu tun haben, beschäftigen sich sehr intensiv mit der Personalgewinnung. Das war in der Vergangenheit nicht so schwierig ... Bis wann? ... bis zum letzten Jahr, unterschiedlich nach Bundesländern. Den wesentlichen Druck auf den Arbeitsmarkt hat beispielsweise in Berlin die nochmalige Erhöhung des Erzieherschlüssels bewirkt. Das bedeutet, einschlägigen Hochrechnungen zufolge, fast 1500 Stellen zusätzliche Stellen für die Hauptstadt. Der Zuwachs ist am Markt aber nicht von heute auf morgen darstellbar, und damit haben alle zu kämpfen. Was alle Träger gerade jetzt spü-
ren, ist Fluktuation: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechseln gerne mal das Unternehmen. An der unterschiedlichen Bezahlung scheint es nicht zu liegen. Bei uns ist es definitiv so, dass unsere besondere tarifvertragliche Regelung hilft. Tarifvertragliche Bindung ist ein wichtiges Argument für Mitarbeiter, weil sie sich dann vor willkürlichen und schlechten Gehältern geschützt fühlen... „Fachkräftemangel hemmt das Wachstum in der Sozialwirtschaft“, so stand es in einer Fachzeitschrift. Nehmen Sie solche Entwicklungen auch in Ihrem Unternehmen, in Ihrer Branche wahr? Im frühpädagogischen Bereich ist es so, dass die Ausbauziele für den Krippenausbau in einigen Bundesländern mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreicht werden. Die östlichen Länder und Berlin stecken dabei nicht in dem Dilemma der westlichen Bundesländer: Hier haben wir eine deutlich höhere Verfügbarkeit von Krippenplätzen und Quoten um die 60 Prozent für alle kleinen Kinder; in Westdeutschland sind einige Bundesländer immer noch im Bereich von 10 bis 15 Prozent, was die Verfügbarkeit von Krippenplätzen betrifft. Mit dem nachzuholenden Ausbau von Kapazitäten verschärft sich natürlich auch der Bedarf an pädagogischen Fachkräften. Wir spüren das speziell in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg. Nach allem, was wir hören, herrscht in manchen Metropolen, etwa in München, bereits ein handfester Notstand. Welche Berufe kommen in den Arbeitsfeldern der Fröbel-Gruppe zum Tragen? Vornehmlich Erzieherinnen und Erzieher. Darüber hi-
Der Diplom-Kaufmann Stefan Spieker ist seit Juli 2007 Geschäftsführer des Fröbel e.V. sowie mehrerer Tochtergesellschaften. Zugleich ist er Sprecher der Geschäftsführerkonferenz der FröbelGruppe.
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Im Gespräch naus beschäftigt Fröbel auch akademisch ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, in erster Linie Bachelors für Kindheitspädagogik. Bei uns arbeiten aber auch Heilund Integrationspädagogen. In unseren Familienberatungsstellen arbeiten überwiegend Psychologinnen und Psychologen. Wir haben Beschäftigte aus technische Berufen, Köchinnen, Hauswirtschafter, Hausmeister. Wo wir Ergänzungskräfte einstellen können, versuchen wir es je nach Landesgesetz durchaus auch mal mit Branchenfremden. Eine gute Gärtnerin oder Musikerin z.B. kann extrem bereichernd sein für die Arbeit im frühpädagogischen Bereich. Hartnäckig bemühen wir uns immer wieder, muttersprachlich englisch-sprechende Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen. Hier investieren wir sehr viel Energie - aber das ist dann schon fast vergleichbar mit der Suche nach Goldstaub. In welchen Berufen gibt es bereits eine Knappheit? Der Fachkräftemangel macht sich in erster Linie bei staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erziehern bemerkbar, speziell mit fremdsprachlichem Hintergrund. Staatliche Anerkennungen sind – trotz Berufsfreiheit – nur bedingt international übertragbar, auch innerhalb der EU. Das ist natürlich umso ärgerlicher, als dass der Bologna-Prozess in Europas Bildungssystem gerade mit dem Bachelor-Abschluss ganz andere Ziele verfolgte und eigentlich für mehr Durchlässigkeit sorgen sollte. Als weitere Schwierigkeit erweist es sich, akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Viele bleiben entweder im Hochschulbetrieb oder übernehmen unmittelbar leitende Positionen. Da, wo wir sie gut gebrauchen könnten und wo sie einen besonderen Wert darstellen würden – direkt in der Pädagogik mit dem Kind – dort kommen sie fast gar nicht zum Einsatz. Wie kommt eine Mitarbeiterin, ein Mitarbeiter typischerweise zu einem Job in einer Einrichtung der Fröbel-Gruppe? Da wir im Bereich der Erziehungsberufe bekanntlich keine duale Ausbildung wie in der gewerblichen Wirtschaft haben, bewerben sich viele Absolventinnen und Absolventen direkt aus den Erzieherschulen heraus. Viele Erzieher und Erzieherinnen haben wir dank unserer Hochschulkooperation mit der Alice-SalomonHochschule (ASH) gewonnen. Wie werben Sie um Absolventinnen und Absolventen? Wir werben mittlerweile besonders mit der Möglichkeit, im Erzieherberuf Karriere zu machen. Unsere Unternehmensgröße verschafft den Erzieherinnen und Erziehern besondere Möglichkeiten, in bestimmten Regionen und Einrichtungen mit einem besonderen Profil zu arbeiten und eine Karriere zu starten. Etwa nach dem Mu-
ster: Als Erzieher anfangen, dann eine Gruppenleitung übernehmen, die stellvertretende Einrichtungsleitung, schließlich eine Einrichtungsleitung selbst; der Wechsel von einem kleinen Haus zu einem großen Haus ist ebenso möglich wie der Wechsel in die Fachberatung – ich denke, das sind Karrieren, die andere Organisationen kaum anbieten können. Was hat zu Fachkräftemangel geführt? Hat der Erzieherberuf an Attraktivität eingebüßt? Der Mangel ist dadurch bedingt, dass die Leistungen in den vergangenen Monaten und Jahren deutlich ausgeweitet wurden. Es werden immer mehr Kinder – gerade unter drei Jahren – aufgenommen. Die Rede ist von 250 000 neuen Plätzen – und damit entsteht ein ordentlicher Bedarf an Mitarbeitern, auf den der Arbeitsmarkt nur mit Zeitverzögerung reagieren kann. Eine Erzieherausbildung dauert zwischen drei und fünf Jahren und verlangt meist das Abitur als Zugangsberechtigung. Da hat man nicht rechtzeitig geschaltet und die Ausbildungskapazitäten zu spät erhöht. Auch im Bereich der Arbeitsverwaltung hat man bei der Berufsberatung nicht stark genug in diese Richtung beraten – dass der Erzieherberuf ein erfüllender und sicherer Beruf ist. Die Arbeitsverwaltung ist einfach zu weit weg vom Thema. Und eigentlich hätten Arbeits- und Bildungsverwaltungen in den Ländern und Kommunen rechtzeitig stärker zusammen arbeiten müssen, um ganz bewusst in diesen Beruf hineinzusteuern. Der Erzieherberuf hat längst noch nicht die gesellschaftliche, akademische und finanzielle Anerkennung erreicht, die ihm zusteht. Da kann man beim Staat anfangen: Als maßgebliche Tarifvertragspartei hat er sich des Themas „Akademisierung“ immer noch nicht recht angenommen – und das, obwohl Themen wie „Frühkindliche Bildung“ und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ eine herausragende gesellschaftliche Bedeutung gewonnen haben und zur Attraktivität der Berufsfelder beitragen könnten. Wie wirken Sie unternehmensintern einem möglichen Arbeitskräftemangel entgegen? Wir machen sehr viele Angebote im Bereich Fortbildung, zum Beispiel auch, um Arbeitnehmer in ihren Kompetenzen zu entwickeln und sie bei Fröbel zu halten. Zu den Maßnahmen gehören aber auch die Kooperation mit der ASH, Austauschprogramme mit Österreich oder gemeinsame Projekte mit Finnland und Schweden. Zudem qualifizieren wir ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Leitungs- oder Führungskräften weiter. Das alles sind Highlights, die innerhalb unseres Unternehmens Perspektiven eröffnen und von unserer Belegschaft dankbar angenommen werden.
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Im Gespräch Offenbar sind Sie von der zunehmenden Bedeutung der Fortbildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugt, „als zentralem Bestandteil einer qualifizierungsorientierten Tarifautomatik“, wie es in ihrem jüngsten Jahresbericht heißt. Uns hat immer schon dieser Automatismus gestört, nach dem man in öffentlichen Institutionen aufsteigt, je länger man im Job ist. Wir sehen als weiteren notwendigen Indikator eine „Fortbildungsaffinität“, und dieser Sichtweise haben wir Ausdruck verliehen, indem wir als Arbeitgeber gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft dem Thema Bildung ein Tarifgefüge gegeben haben. Und wie funktioniert die Bildung per Tarifvertrag? Wir geben - ähnlich wie die Universität Creditpoints vergibt - sogenannte Fortbildungspunkte. Die Bemessung ist ungefähr ein Fortbildungspunkt pro Fortbildungstag. Ein Mitarbeiter müsste – abhängig vom Lebensalter – zwischen drei und vier Fortbildungspunkten pro Jahr sammeln, um seine Aufstiegschancen zu verbessern. Ist die GEW mitgezogen? Das Gute war, dass wir die gleiche Zielsetzung wie die Gewerkschaft hatten – auch der geht es um die Qualifizierung und auch um die Wertschätzung des Erzieherberufes. Vom Tarifabschluss hat die GEW – entgegen dem Vorurteil, dass sich eine Gewerkschaft nur für Standardwege interessiert – durchaus profitiert: Sie hat sehr viele Neueintritte zu verzeichnen. Sind solche Vereinbarungen tatsächlich so attraktiv, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Ihnen kommen und bei Ihnen bleiben? Definitiv. Wir leben diese betriebliche Mitbestimmung. Der Betriebsrat hat Einblick in Themen und Fragestellungen, die deutlich über das hinausgehen, was das Betriebsverfassungsgesetz vorsieht. Aber damit haben wir auch eine hohe Konstruktivität bei allen Betriebsräten. Diese sind auch die besten Indikatoren dafür, ob es irgendwo quietscht, ob Probleme mit Leitungen bestehen. Ich denke, dass die Mitarbeitervertretungen dadurch auch motiviert sind, Innovatives und Modernes mitzutragen, was Fröbel letztlich auch als Organisation heraus hebt. Unsere Besonderheit kommt dadurch noch intensiver zur Geltung: Ein Verein, der wesentlich durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragen wird. Derlei Erfolge rufen Nachahmer auf den Plan… ... gegen die nichts einzuwenden ist, im Gegenteil. Anfang Juni haben wir gemeinsam mit der GEW auf dem Kinder- und Jugendhilfetag in Stuttgart über unsere Erfahrungen referiert. Ergebnis: Einige Organisationen wollen jetzt auch auf die Gewerkschaften zugehen und
mit ihnen über Weiterbildung tariflich verhandeln. Sie fördern das berufsbegleitende Bachelor-Studium „Erziehung und Bildung im Kindergarten“ – auch dies ein Angebot, um Berufe rund um die frühkindliche Bildung attraktiver zu machen? Wie ist die Resonanz auf solche Angebote? Aus meiner Sicht bewährt sich das Angebot in verschiedener Hinsicht hervorragend. Zum einen dadurch, dass junge und hervorragend ausgebildete Kolleginnen und Kollegen aus Berlin und Brandenburg zu uns stoßen. Zum anderen profitieren wir von den aktuellen Ergebnissen der frühkindlichen Bildungsforschung, die damit in die Einrichtungen getragen werden. Wir sind dadurch sehr eng in universitären Netzwerken vertreten, so dass wir früh von neuen Entwicklungen, Innovationen und Veränderungen erfahren. Was kostet eine solche berufsbegleitende Qualifizierung? Der entstehende Aufwand besteht aus zwei Komponenten: den eigentlichen Kosten für das Studium – also über unsere Förderung der Hochschule – sowie den Freistellungskosten. Den Freistellungaufwand teilen wir uns mit unseren studierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf, indem diese sich teilweise durch ihr privates Engagement beteiligen. Die weitere Kostenkomponente rechnet sich eigentlich sehr einfach, dadurch dass der Staat sich direkt über die Hochschulförderung an der sehr hochwertigen Ausbildung beteiligt. Wenn das pro Mitarbeiter 3000 bis 5000 Euro sind, dann sind das umgerechnet etwa zwei Monatsgehälter, die man gerne investiert – zu Gunsten eines Motivationsgewinns und für ein Mehr an Wissen und Know-how für die einzelnen Mitarbeiter, aber letzten Endes auch für die Einrichtung und die gesamte Organisation.
Die Fröbel-Gruppe betreibt deutschlandweit Kindergärten, in denen knapp 10 000 Kinder betreut werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Betreuung von Kindern unter drei Jahren, die über ein Drittel der betreuten Kinder ausmachen. Die Fröbel-Gruppe betreibt Kindergärten, Horte und Einrichtungen der Familienberatung in den deutschen Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie in Sydney/Australien. Eigentümer aller Gesellschaften der Fröbel-Gruppe ist der gemeinnützige Fröbel e.V., ein Zusammenschluss ambitionierter Erzieher und engagierter Persönlichkeiten. (Lesen Sie dazu auch den nebenstehenden Bericht)
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Aktuell Fröbel Gruppe
Traineeprogramm für Führungskräfte in spe Neuerdings werden Trainees in einem neuartigen „Traineeprogramm für Nachwuchsleitungskräfte in Kindergärten“ bei Fröbel ausgebildet. Mit dieser trägerinternen Weiterbildung, die im Rahmen des Programms „Rückenwind“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird, will der Fröbel e.V. Führungskräftenachwuchs optimal auf die komplexen Aufgaben der Leitungspraxis in Kindergärten vorbereiten. Gleichzeitig möchte der überregional tätige Träger damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken, der sich nicht nur bei Erzieherinnen und Erziehern, sondern auch bei der Suche nach qualifizierten Leitungskräften beobachten lässt. (siehe Interview auf den vorherigen Seiten). Um angehende Leitungskräfte für diese vielfältigen Aufgaben sowohl theoretisch als auch praktisch nachhaltig zu qualifizieren, hat der Fröbel e.V. ein 18-monatiges Traineeprogramm entwickelt, das bis Ende 2012 durchgeführt wird. Damit soll ein Personalentwicklungsprogramm, wie es in der Industrie gang und gäbe ist, an die Anforderungen der Sozialwirtschaft angepasst und somit ein innovatives Modell auch für andere Kindergartenträger geschaffen werden. Trainees bewähren sich im Assessment Center Im vergangenen Jahr wurden in einem Assessment-Center aus zahlreichen Bewerbungen insgesamt 33 Trainees ausgewählt, die das Programm in zwei Gruppen durchlaufen. Wichtig bei der Konzeption dieses Auswahlverfahrens war es, dass die darin enthaltenen Übungen den Arbeitsalltag im Kindergarten aufgreifen und die Anforderungen an eine Leitungskraft mit einbeziehen. Unter den Trainees sind neben Erzieherinnen und Erihern und stellvertretenden Leiterinnen und Leitern auch Leitungskräfte aus den derzeit insgesamt 115 Fröbel-Kindergärten, die diese Funktion erst seit kurzem inne haben. Mareike Meyer, junge Leiterin eines Fröbel-Kindergartens in Köln, zeigt sich begeistert vom Qualifizierungsangebot: „Man bekommt komprimiert ein gutes Rüstzeug an die Hand.“ Ziel einer Auftaktveranstaltung war es, dass sich die Trainees mit den Aufgaben und Erwartungen an eine Kindergartenleiterin auseinandersetzen und sich zunächst eigene Entwicklungsziele für das Traineeprogramm setzen. Anhand einer Kompetenzmatrix konnten sie sich mit ihren Fähigkeiten verorten und in einem Lerntagebuch persönliche Lernziele formulieren. Dieses Lerntagebuch ermög-
licht ihnen zugleich die Dokumentation und Reflexion ihrer individuellen Lernschritte während der folgenden 18 Monate und soll sie bei der Herausbildung eines eigenen Leitungsstils unterstützen. Schon nach den ersten zwei Trainingstagen schätzten die Trainees neben der Themenvielfalt die große Offenheit innerhalb der Gruppe und den damit verbundenen intensiven Austausch von Fachwissen und Erfahrungen. Während des Programms sind für die Traineegruppen zwei weitere Traineekonferenzen geplant. Diese bieten den Rahmen für die Reflexion des Lernfortschritts und für weiteren Erfahrungsaustausch. Gleichzeitig werden die Trainees hier übergreifende Aufgaben lösen, präsentieren und gemeinsam diskutieren. Zur nächsten Traineekonferenz im Juni 2011 erhielt die erste Traineegruppe beispielsweise die Aufgabe, ein eigenes Führungsleitbild zu entwickeln. Handwerkszeug für den komplexen Leitungsalltag im Kindergarten Ihre Leitungskompetenzen können die Trainees in insgesamt sieben mehrtägigen Trainings zu fachlich-inhaltlichen Lernbereichen weiterentwickeln. So werden sie sich mit Fragen zur Personalführung beschäftigen, die Bedeutung von Unternehmens- und Führungskultur kennenlernen, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse erwerben oder ihre Kompetenzen in unternehmerischem Denken und Handeln stärken. Ziel eines der Trainings ist es auch, Strategien zur Weiterentwicklung der Einrichtung z.B. durch Unternehmenskooperationen kennenzulernen sowie die besonderen Ressourcen in gemeinnützigen Strukturen zu erkennen und diese für das eigene Arbeitsfeld zu nutzen. Weitere Module sind Gesprächsführung, Teamentwicklung, Qualitätsmanagement sowie Arbeitsorganisation und Zeitmanagement. Begleitung durch erfahrene und eigens ausgebildete Mentoren Im Programm sind zwei Praxisphasen von jeweils einem halben Jahr vorgesehen, in denen die Trainees von Mentoren begleitet werden. Im Rahmen einer speziellen Weiterbildung haben sich diese Kindergartenleiter/innen mit langjähriger Berufserfahrung systematisch auf ihre Rolle als Mentor vorbereitet. An mehreren Tagen im Monat werden die Trainees außerdem in der Mentoreneinrichtung hospitieren und zeitweise Leitungsfunktion für bestimmte Aufgaben übertragen bekommen. Während dieses intensiven Lernprozesses beobachten, beraten und unterstützen die Mentoren und stehen regelmäßige Feedbackgespräche zur Verfügung. Ihre Erfahrung aus diesem anderthalbjährigen „Experiment“ können Trainees wie Mentoren dann auf dem Abschluss des ersten Traineeprogramms auswerten, der für Juni 2012 geplant ist. www.froebel-gruppe.de
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Aktuell
Deutsches Jugendherbergswerk
Märkisches Sozial- und Bildungswerk e.V.
Neues Flaggschiff der Jugendherbergen am Bahnhof Ostkreuz
20 Jahre Erfahrung und Entwicklung in der sozialen Arbeit
Im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich hat der Präsident des Deutschen Jugendherbergswerks, Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. (DJH), Steffen Reiche (Bild), Bilanz gezogen.
Vorzeige-Hostel soll 2013 eröffnet werden „Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir mit unserem neuen Projekt direkt am Szenebezirk Friedrichshain - am Berliner Umsteigebahnhof Ostkreuz - spätestens 2013 ein weiteres Vorzeigeobjekt für die Hauptstadt anbieten können. Wir werden es zum Flaggschiff des DJH entwickeln. Hier wird man sehen können, wie Jugendherberge im 21. Jahrhundert aussieht“, freute sich Reiche. Derzeit wird der frühere Standort Marktstraße 9 der Hochschule für Technik und Wirtschaft vom DJH-Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) mit einem Aufwand von 7 Millionen Euro ausgebaut www.djh-berlin-brandenburg.de
In ihren Grußworten unterstrichen Prof. Barbara John (Vorsitzende des Paritätischen Berlin) und Prof. Dr. Michael Lemke (Vorstandsvorsitzender des MSBW e.V.) die Leistungen des Vereins: aktive engagierte soziale und pädagogische Arbeit in enger und erfolgreicher Kooperation mit Jugend-, Sozial-, Schul- und Gesundheitsämtern. Das Jubiläum gab Anlass, auf das Erreichte zurückzublicken, aber auch nach vorn zu schauen und, neue Herausforderungen zu sehen. Die Hilfe und Unterstützung für Menschen – ob groß oder klein – in ihren persönlichen Entwicklungs- und ihren Bildungsmöglichkeiten sowie bei der Bewältigung von häufig schwierigen Lebenssituationen stand und steht dabei im Vordergrund. www.msbw-online.de Foto: MSBW / Stefanie Rogatzki
Steffen Reiche: “Mit unseren 22 Jugendherbergen und über 420 000 Übernachtungen sind wir zuverlässiger Kooperationspartner der touristischen Entwicklung in Brandenburg und Berlin. Unser 105 000 Mitglieder starker Landesverband gehört neben den Kirchen- und Landessportverbänden zu den größten Mitgliederorganisationen der Region“. Im vergangenen Jahr konnte bei einer Bilanzsumme von über 17 Millionen Euro ein Umsatz von 11,6 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Damit steht das DJH auf soliden wirtschaftlichen Füßen. „Damit dies auch in Zukunft so bleibt“, so Reiche weiter, “müssen wir weiter in unsere Standorte investieren, neue Projekte realisieren und eine gute Gesamtstrategie entwickeln.“ Dies gelte insbesondere für den Standort Berlin – da dort das Geld erwirtschaftet werde, das für strukturschwächere Häuser in Brandenburg benötigt werde. In Zusammenarbeit mit dem DJH-Nachbarn Mecklenburg-Vorpommern sollen die Jugendherbergen des Landesverbandes weiter entwickelt und eine gemeinsame Zukunft gestaltet werden.
Seit genau 20 Jahren gibt es das Märkische Sozialund Bildungswerk e.V. (MSBW). Dieses Jubiläum und die offizielle Einweihung der Bewegten Schule Berlin-Köpenick haben MSBW-Vorstand und -Mitarbeiter, auch der Tochtergesellschaften Märkische Kita und Schule gGmbH Berlin und Cottbus, mit einem bunten Sommerfest gefeiert. Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und der Berliner Öffentlichkeit waren dabei.
Dr. Christiane Nickel, Geschäftsführerin des Märkischen Sozial- und Bildungswerkes e.V., mit dem Chor der Schwanenkita
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Aktuell / Pressespiegel
Der Humanistische Verband Berlin und die Humanismus Stiftung Berlin vergeben zum fünften Mal den Ossip-K.-Flechtheim-Preis. Sieger der diesjährigen Ausschreibung ist die Stiftung „Zurückgeben“ - Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft. Sie hat sich gegen 14 andere Vorschläge durchgesetzt – darunter u.a. der Künstler Gunter Demnig für sein Projekt „Stolpersteine“ sowie der Journalist Alan Posener („Welt“) für seine religionskritische Berichterstattung. Zur siebenköpfigen Jury des Ossip-K.Flechtheim-Preises gehören u.a. der Wissenschaftliche Direktor und Geschäftsführer des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin, Prof. Dr. Rolf Kreibich, sowie die Vorsitzende des „Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, Lea Rosh. www.hvd-berlin.de Zum 1. August bzw. September 2011 stehen im Studentenwohnheim Aristotelessteig moderne möblierte Wohnungen zur Vermietung bereit. Der Mietvertrag hat eine Mindestlaufzeit von sechs Monaten. Der pauschale Mietpreis beträgt monatlich 260 Euro inklusive Strom und Nebenkosten. Die Zimmer können in der Wohnheimverwaltung Sewanstraße angemietet werden. www.studentenwerk-berlin.de In den Mensen des Studentenwerks Berlin wird nur noch Seefisch angeboten, der den strengen Kriterien des MSC entspricht. Am 8. Juni 2011 wurde das MSC-Zertifikat den Mensen des Studentenwerks verliehen. Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die ein Umweltsiegel für Fisch aus nachhaltiger Fischerei vergibt. www.studentenwerk-berlin.de Unter dem Titel „20 Jahre Sodi – Solidarität weltweit und hautnah“ zeigt der Solidaritätsdienst e.V. (Sodi )im Bezirksamt Treptow-Köpenick, Hans-Schmidt-Straße 18, 12489 Berlin, bis Ende September eine Ausstellung über 20 Jahre erfolgreicher Projektarbeit in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Die Bekämpfung von Armut, die Stärkung des Selbsthilfepotentials und die Förderung demokratischer Strukturen sind nur einige der Ziele, die Sodi bei seinen Projekten in Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa verfolgt. www.sodi.de
Notiert, zitiert, gedruckt Paritätische Themen in den Berliner Tageszeitungen – die kompletten Beiträge sind über die zitierten Links im Internet abzurufen. Der Tagesspiegel greift eine aktuelle Pressemitteilung des Paritätischen Berlin vom 1. Juli (siehe Seite 4 in diesem Rundbrief) auf und meldet: „Kahlschlag bei Jugendhilfen in Neukölln. Das Bezirksamt Neukölln hat freien Trägern der Jugendhilfe die Verträge gekündigt. Bürgermeister Buschkowsky verweist auf ein drohendes Haushaltsdefizit.“ Das Blatt beruft sich u.a. auf Elfi Witten, die Pressesprecherin des Paritätischen Berlin. Sie sei entsetzt: „60 freie Träger der Jugendhilfe haben diese Schreiben erhalten. Wir würden aus Protest vor das Jugendamt ziehen, doch die meisten Beteiligten sind im Urlaub.“ Weitere Meldungen brachten Berliner Kurier, taz und Neues Deutschland. http://www.tagesspiegel.de/berlin/kahlschlagbei-jugendhilfen-in-neukoelln/4348902.html Als „Bufdi Nummer eins“ tituliert die Welt am 24. Juni den 20-jährigen Philipp Greiner aus Luckenwalde, der kranken Menschen bei der Aids-Hilfe Berlin hilft. Als erster junger Mann hatte Greiner vor laufenden Kameras einen symbolischen Vertrag mit dem „Bundesfreiwilligendienst“ unterschrieben, der seit seiner Einführung den Kurznamen „Bufdi“ ebenso trägt wie die Freiwilligen, die sich ihm anschließen. Über die Nachfrage gibt es widersprüchliche Nachrichten – mit leichter Tendenz nach oben. „Die Welt“ zitiert. „Die Nachfrage zieht gerade deutlich an“, sagt etwa Juliane Meinhold, Referentin für Freiwillige und Lerndienste im Paritätischen Gesamtverband Deutschland. „Wir bekommen gute Rückmeldungen von den Trägern vor Ort.“ http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_ politik/article13447469/Der-Bufdi-Nummer-eins. html Am 24. Juni vermeldete die Berliner Morgenpost (Autorin: Birgit Haas), dass „der Paritätische Wohlfahrtsverband bereits acht Verträge für den Bundesfreiwilligendienst abgeschlossen“ habe und beruft sich dabei auf Dr. Gabriele Schlimper vom Paritätischen Berlin. „Wir müssen jetzt lernen, selbst junge Menschen für ein soziales Engagement zu begeistern.“ Die Mitglieder des Paritätischen Wohlfahrtsverbands müssten in die Schulen gehen und die Jugendlichen darüber informieren. „Aber jetzt geht das noch nicht, wir wissen noch nicht in allen Einzelheiten, wie wir den jungen Menschen ein attraktives Angebot machen können“, sagt Gabriele Schlimper. http://www.morgenpost.de/printarchiv/seite3/ article1680834/Wir-muessen-jetzt-selbst-jungeMenschen-begeistern.html
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Pressespiegel In ihrer Ratgeber-Kolumne kommt Dr. Heidemarie Arnhold, Pädagogin und Vorsitzende des Arbeitskreises neue Erziehung (Ane), in der Berliner Morgenpost vom 15. Juni auf einen Dauerkonflikt zwischen einer Mutter aus Berlin-Rudow und ihrer 16-jährigen Tochter zu sprechen. Es gebe an fast jedem Wochenende Streit darüber, wie lange sie abends wegbleiben kann. Heidemarie Arnhold rät der Leserin: „Setzen Sie sich doch mit Vera an einem entspannten Nachmittag zusammen und besprechen sie beide, wie sie das mit dem Nach-Hause-Kommen am Wochenende zukünftig so regeln können, dass sowohl Sie als auch Vera davon überzeugt sind, dass die dann getroffene Verabredung auch funktionieren kann – zumindest für einen gewissen Zeitraum.“ http://www.morgenpost.de/familie/expertenfrage/article1671693/Meine-16-jaehrige-Tochterkommt-nachts-zu-spaet-nach-Hause.html Am 4. Juni beschreibt Antje Hildebrand in der Berliner Morgenpost die Geschichte hinter einem Plakat der Deutschen Aids-Hilfe, auf dem der Berliner Alex Freier als verprügelter Junge posiert. Das „Model“ Alex Freier, 24, Lehramtsstudent für Geschichte und Arbeitslehre, wirke auch deswegen so überzeugend, weil er selbst vor neun Jahren, nach seinem Coming-Out, das Opfer eines Überfalls war. http://www.morgenpost.de/printarchiv/familie/ article1661365/Maennlich-mutig-und-schwul.html „Sprung ins kalte Wasser“ überschreibt die Morgenpost am Freitag, 3. Juni, einen Bericht von Andrea Kolpatzik, in dem es um „Berlin als die Hauptstadt der Nichtschwimmer“ geht. 26 Prozent der Berliner konnten 2008 nicht schwimmen; bundesweit waren es durchschnittlich zehn Prozent, fasst das Blatt zusammen und zitiert Brigitte Saß, die seit 50 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Peter die Schwimm- und Rettungsausbildung beim DLRG-Landesbezirk Steglitz-Zehlendorf verantwortet: „Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Hallenbäder werden geschlossen und dafür reine Spaßbäder errichtet. „Doch dort können Sie keine Schwimmausbildung absolvieren. Die Wassertiefe gibt das nicht her“, sagt Saß. http://www.morgenpost.de/printarchiv/familie/ article1660247/Sprung-ins-kalte-Wasser.html In einem Kommentar „Erfolgskontrolle gegen Sozialfilz“ von Jens Anker ermahnt die „Berliner Morgenpost“ am 6. Juni die künftige Landesregierung, das Thema der Transparenz ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Das Blatt führt aus: „Selbst der Paritätische Wohlfahrtsverband, einer der größten Akteure im Sozialbereich, sieht bei der Frage der Erfolgskontrolle nicht nur
in Berlin Nachholbedarf. In anderen Ländern sind Erfolgskontrollen längst akzeptiert.“ ww.morgenpost.de/printarchiv/politik/ar ticle1662701/Erfolgskontrolle-gegen-Sozialfilz.html Mehrere Tageszeitungen, u.a. die Berliner Morgenpost vom 23. Juni, übernehmen eine dpa-Meldung über eine Millioneninvestition des Deutschen Jugendherbergswerkes Berlin-Brandenburg am Ostkreuz, wo bis 2013 bis zu 500 neue Betten entstünden, so der Präsident des Landesverbandes, Steffen Reiche. Sabine Bresche vom Kinderschutzbund Berlin begrüßt es, „wenn so viele Berufsgruppen wie möglich in das Netzwerk Kinderschutz einbezogen werden“, so zitiert sie die Berliner Morgenpost am 23. Juni in einer Geschichte von Florentine Anders. „Allerdings würden wir uns wünschen, dass die Gerichtsvollzieher den Familien in Schwierigkeiten vor allem aufzeigen, wo sie Hilfsangebote erhalten können“, sagt Sabine Bresche. In dem Bericht geht es darum, dass Berliner Gerichtsvollzieher bei Pfändungen in Wohnungen prüfen sollen, ob Kinder misshandelt werden. http://www.morgenpost.de/berlin/article1679533/ Wenn-Gerichtsvollzieher-zu-Kinderschuetzern-werden.html Der Stuttgarter Platz sei Schwerpunkt der Drogenszene, schreibt die Berliner Morgenpost am 21. Juni und berichtet unter anderem darüber, dass „seit den Bauarbeiten am Stuttgarter Platz und der Kürzung der Finanzmittel für die aufsuchende Drogenhilfearbeit des Vereins Fixpunkt die Lage schwieriger geworden sei“. „Mitarbeiter von IdeFix, einem Projekt der aufsuchenden Drogenhilfearbeit des Trägers Fixpunkt e. V., sammeln mindestens zweimal in der Woche gebrauchte Spritzen von Drogenkonsumenten ein.“ http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1677530/Stuttgarter-Platz-ist-Schwerpunkt-derDrogenszene.html „Care-Sektor braucht Kümmerer“, überschreibt die taz am 8. Juni – etwas sibyllinisch – einen Beitrag über die Bezahlung von „Behinderten-Assistenten“. Das Blatt beruft aich u.a. auf Carsten Does vom Betriebsrat bei Ambulante Dienste e. V.: „Nach über zehn Jahren Lohnstagnation und massiven Lohnabsenkungen für Neubeschäftigte ist unsere Geduld erschöpft“. Ein Problem sieht Betroffene auch darin, dass es bei der Behindertenassistenz keine Vertragspartner gebe. Deshalb würden die Beschäftigten den Druck auf den Senat noch erhöhen. Zumindest die Sozialverbände unterstützen sie. „In dieser Frage ziehen wir an einen Strang“, erklärte die Geschäftsführerin der Ambulanten Dienste, Uta Wehde.
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Pressespiegel / Report Freiwilligendienste http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/care-sektorbraucht-kuemmerer/ In einem Nachrichtenbericht „Nachfrage nach KitaPlätzen steigt deutlich an“, lässt die Berliner Morgenpost am 8. Juni den Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) ausführlich zu Wort kommen. Morgenpost-Autorin Christina Brüning zitiert aber auch den Paritätischen Wohlfahrtsverband. Der kritisiert, die ungenutzten Plätze könnten nicht ohne weiteres „aktiviert“ werden. Zum Teil handele es sich um alte Hortplätze, bei denen die Räume für Krippenkinder ungeeignet seien, oder es müssten Plätze für Kinder frei gehalten werden, die erst später als geplant eingeschult werden könnten. „Vor allem aber ist der Erziehermangel ein großes Problem“, sagte Kita-Experte Markus Luttmer. Viele Plätze könnten nicht belegt werden, weil einfach Personal fehle. Dem Fachkräftemangel möchte Zöllner, so die Morgenpost, mit mehr Ausbildungsplätzen begegnen. Außerdem soll der Erzieherberuf für Quereinsteiger geöffnet werden. „Seit 2006 ist die Anzahl der Ausbildungsplätze um 44 Prozent gestiegen“, sagte Zöllner. http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1664993/Nachfrage-nach-Kita-Plaetzen-steigtdeutlich-an.html In einer Reportage (Autorin: Petra Götze) würdigt die Berliner Morgenpost am 18. Juni die Arbeit des Vereins Berliner Herz – am Beispiel des ehrenamtlichen Familienbegleiters Manfred. Seit vier Jahren steht Ute Angermann bei der Pflege ihres schwer kranken Kindes ein ehrenamtlicher Familienhelfer vom ambulanten Hospizdienst Berliner Herz zur Seite. Manfred kommt einmal die Woche, passt auf Feréol auf, geht bei schönem Wetter mit ihm spazieren und kümmert sich um ihn um, damit seine Mutter Erledigungen machen und sich auch einmal um die gesunde 15jährige Tochter kümmern kann. Weil Einrichtungen wie das Haus „Sonnenhof“ der Björn-Schulz-Stiftung viel mehr Anfragen hätten, als sie Kinder aufnehmen können, plane das Berliner Herz den Aufbau eines eigenen stationären Hospizes mit Plätzen für zehn Kinder - fünf im vollstationären Bereich und fünf teilstationär, das heißt, die Kinder werden nur tagsüber betreut und übernachten zu Hause. 1,25 Millionen solle der Bau des Hospizes kosten. „Die Hälfte der Investitionssumme bringt der Träger der geplanten Einrichtung, der Humanistische Verband Deutschland, aus Eigenmitteln, Stiftungsgeldern und Spenden auf. Für die andere Hälfte hofft das Berliner Herz auf Mittel aus der Lottostiftung.“ http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1675109/Hilfe-bei-der-Pflege-schwer-krankerKinder.html
Paritätische Fachtagung im Roten Rathaus
Freiwilligendienste buchstabieren das „Ehrenamt“ neu Hoang Thi Yen Hang betreut an zwei Nachmittagen in der Woche Kinder aus vietnamesischen Familien. Sie macht mit ihnen die Hausaufgaben, liest und lernt mit ihnen gemeinsam, geht mit ihnen durch die Quartiere in Berlin-Marzahn – oder ist einfach nur für sie da. Hang ist eine jener Freiwilligen, über die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sagt: „Das, was beim bürgerschaftlichen Engagement geleistet wird, könnte so der Staat gar nicht. Deswegen ist es für uns alle unverzichtbar.“ Kristina Schröder sagt dies in einem Film, den der Paritätische Berlin produziert hat, der für Mitgliedsorganisationen des Berliner Paritätischen diesem Rundbrief beiliegt und der den doppelt programmatischen Titel trägt: „Damit‘s weiter geht. Engagement in Berlin“. Zum einen führt das halbstündige Werk durch die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten, die das Programm „Freiwilligendienst aller Prof. Dr. Thomas Generationen“ (FdaG) in Berlin und Olk, Universität anderswo zu bieten hat – unter anHalle derem am verdienstvollen Beispiel der Freiwilligen Hoang Thi Yen Hang, die unter dem Dach des Stadtteilzentrums Marzahn-Mitte Kinder aus vietnamesischen Familien betreut. Ein Film zeigt beispielhaft, wie und wo FdAGFreiwillige arbeiten Zum anderen gibt der Titel des Films das Programm einer Fachtagung wider, die der Paritätische Berlin am 15. Juni im Ferdinand-Friedensburg-Saal des Roten Rathauses einrichtete. Eingeladen hatte Dr. Gabriele Schlimper, Leiterin der Geschäftsstelle Mitte und sachverständiges Mitglied eines mobilen Kompetenzteams, das örtlichen Trägernim Programm „Freiwilligendienste aller Generationen“ unterstützt. Gabriele Schlimper begrüßte im Saal eine Hundertschaft interessierter Teilnehmer aus unterschiedlichen Trägern und Verwaltungen. Sie hieß auch die Referenten des Tages willkommen, zu denen zunächst als „Gastgeberin“ Monika Helbig gehörte, die als Staatssekretärin in der Staatskanzlei zugleich Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement ist. Über die „Rolle und Zukunft der Frei-
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Report Freiwilligendienste
Der Ferdinand-Friedensburg-Saal im Roten Rathaus war bis auf den letzten Platz belegt.
willigendienste aller Generationen sprach anschließend Carola Bluhm (Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales). Die Linken-Politikerin resümierte, dass in Berlin rund 200 Freiwillige aus allen Generationen Dienst tun, die Einsatzfelder reichen von der Kinder- und Jugendbetreuung über die Pflege von Seniorinnen und Senioren, der Unterstützung von Menschen mit Behinderung bis hin zu Kultur, Migration sowie Umwelt- und Naturschutz. „In Berlin funktioniert die Qualifizierung besonders gut“ Dieter Hackler, zuständiger Abteilungsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sprach anschließend von 5000 Freiwilligen, die in 1200 Einsatzstellen bundesweit tätig sind. Ihr Einsatz hat Sogwirkung und ist werbewirksam für künftige Freiwillige – jeder zweite Teilnehmer am Freiwilligendienst aller Generationen war noch nie zuvor ehrenamtlich tätig. Die Qualifizierungsangebote werden sehr gut angenommen, so Hackler, und lobte: „In Berlin funktioniert die Qualifizierung besonders gut!“ In diesem Zusammenhang seien die Angebote der Paritätischen Akademie besonders erfolgreich. In seinem Referat ging Prof. Dr. Thomas Olk (Institut für Pädagogik der Universität Halle/Wittenberg) anschließend auf „Die Rolle der Freiwilligendienste in der Bewältigung zivilgesellschaftlicher Aufgaben“ ein. Auswertungen von Studien und Evaluationen hätten ergeben, so Olk, dass „je äl- Prof. Dr. Stephan Wagner, Paritätische ter Freiwillige sind, desto weniger Akademie sind sie bereit, sich für acht oder mehr Wochenstunden freiwillig zu verpflichten“. Aber: „Freiwilligendienste strukturieren Lebensübergänge“, sagte Professor Olk, und sie öffnen den Trägern und Einsatzstellen den Zugang zu weiteren Mitarbeitern. Olk erinnerte an die systematische Nähe zwischen den „Freiwilligendiensten aller Generationen“ und dem neu-
en „Bundesfreiwilligendienst“ – beide Angebote seien für alle Altersgruppen offen. Eher verwirrend gestaltet sich für viele Beobachter derzeit die bundesweite Freiwilligen-Landschaft dadurch, dass sich seit Jahrzehnten auch der Jugendfreiwilligendienst (JFD) für junge Menschen bewährt. Eigentlich verlangt diese verwirrende Angebotslandschaft nach einem einheitlichen, mehrstufigen Freiwilligendienst – der aber scheitert derzeit noch an den unterschiedlichen Kompetenzverteilungen zwischen Bund und Ländern. Jeder Freiwilligendienst, so der Wissenschaftler, müsse mit einem veränderten „Reservoir“ an Interessenten rechnen. Demografisch nehme die Zahl der 17-20jährigen Interessenten ab. Daran knüpfte auch Thomas Niermann vom Paritätischen Gesamtverband an, der daran erinnerte, dass in der sozialen Arbeit der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren stärker werde und „Freiwilligenarbeit“ in der Sozialwirtschaft zum „harten Thema“ werde. In seinem Referat „Bürgerschaftliches Engagement und professionelle soziale Arbeit: Thomas Niermann, Paritätischer Gesamt- Möglichkeiten und Grenzen“ verband ging Prof. Dr. Stephan Wagner – er leitet die Paritätische Bundesakademie – auf die Arbeitsteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der sozialen Arbeit ein. Es habe sich eine sinnvolle Arbeitsteilung ergeben, etwa in der Hospizbewegung oder in der Telefonseelsorge, in Mentorenprojekten oder in der Pflege: „Bestimmte Bereiche sozialer Arbeit können von Ehrenamtlichen besser gemacht werden“, sagte Professor Wagner. Auch deshalb, weil ehrenamtliche Arbeit bei Patienten und Klienten einen sehr eigenständigen Ruf genössen, wie man aus Befragungen wisse: „Die kriegen kein Geld und die sind unabhängig vom Staat“, so sei das Bild vom Freiwilligen. Freiwilligenarbeit wirke allerdings dann demotivierend, wenn sie mit einer Ökonomisierung des Ehrenamtes einher gehe. „Wer Aufwandsentschädigungen in Minilöhne verwandelt, bekommt schlecht bezahlte, demotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Die Referate des Vormittags gaben Steilvorlagen für Themen des Nachmittags – in einer Podiumsdiskussion berichteten über ihre Erfahrungen: Dr. Sibyll Klotz, Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales (Tempelhof-Schöneberg); Birgit Monteiro, Geschäftsführung Verband für kulturelle Arbeit e.V.; Jo Rodejohann, Engagementwerkstatt Berlin, Die Hilfsbereitschaft e.V.; Jens Meißner, Sozialamtsleitung, Bezirksamt TreptowKöpenick; Gabriele Bühler, Ehrenamts-Managerin im Konzerthaus Berlin. www.freiwilligendienste-aller-generationen.de
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Ältere Bürger „Erfülltes Leben“ Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) veröffentlicht seinen Zwischenbericht des Kooperationsprojekts „Lernregionen und Lebensqualität der ‚Generation Plus‘“. Die Untersuchung zeigt einen Mangel an institutionalisierten Bildungsangeboten für ältere und insbesondere für bildungsferne Menschen in Wohnortnähe. Niedrigschwellige Angebote, die Sport bzw. Begegnung mit Bildung verknüpfen, erreichten die Zielgruppe allerdings gut, so die Studie. www.die-bonn.de Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Studie zum bürgerschaftlichen Engagement von Senioren mit dem Titel „Monitor Engagement: Wie und wofür engagieren sich älterer Menschen“. Darin wird gezeigt, in welchem Umfang sich ältere Menschen bürgerschaftlich engagieren, in welchen Bereichen und Organisationen sie dies tun und aus welchen Motiven. Ebenso wird das Engagementpotenzial von Älteren und ihre Erwartungen und Ansprüche untersucht und auch das Thema Pflege berücksichtigt. www.bmfsfj.de Die 37. Seniorenwoche wird am 27.August 2011 auf dem Breitscheidplatz eröffnet und bietet unter dem Motto “Ältere Menschen - aktiv in Berlin” bis zum 8.September 2011 eine Vielzahl von Veranstaltungen und Informationen. Termin und Motto orientieren sich an den im Herbst 2011 stattfindenden Wahlen zu den bezirklichen Seniorenvertretungen. Auf der Eröffnungsveranstaltung der Seniorenwoche präsentieren sich Seniorenorganisationen, Freiwilligen- und Selbsthilfegruppen im Seniorenbereich, Sozialverbände, Landesseniorenbeirat, Landesseniorenvertretung und die Seniorenvertretungen der Berliner Bezirke sowie Sozialämter. Öffentliche Abschlussveranstaltung ist am Donnerstag, 1. September 2011 von 14 –17 Uhr. Thema: Wahlprüfsteine der Seniorenpolitik in Berlin - Seniorinnen und Senioren fragen Politiker. Vorbereitung und Regie: Inge Frohnert, Käte Treseneuter, Gabriele Wrede, Annelies Herrmann. Ort: Arbeiterwohlfahrt Berlin, AWO, Blücherstr. 15, 10178 Berlin Eintritt frei; um Anmeldung wird gebeten, Tel. 50 80 06 55, abs@senioren-berlin.de sewo.senioren-berlin.de
Neues Angebot für Tagespflege in Lichtenberg Das Altenzentrum „Erfülltes Leben“ in Lichtenberg wird ab dem Spätsommer 2011 sein Leistungsangebot durch die Neueröffnung einer Tagespflege erweitern. Die Idee für die Erweiterung des Angebotes ergab sich aus den häufigen Nachfragen von Bürgern, die ihre demenzerkrankten Angehörigen noch selbst pflegen und betreuen, dieses aber rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche nicht mehr bewältigen. Recht bald wurde dem Altenzentrum klar, dass die Versorgung mit vollstationären Unterbringungsmöglichkeiten allein nicht ausreicht. Eine Marktanalyse ergab, dass es einen Bedarf im Umfeld gibt. Ebenfalls stellte sich bei den Kundenbefragungen heraus, dass es als wünschenswert empfunden wird, dass der Erkrankte zunächst in der Tagespflege betreut wird und im späteren Verlauf seinen Lebensmittelpunkt im „Haus Abendsonne“ findet. Um auf die Bedürfnisse der Betroffenen künftig besser eingehen zu können, wurde auf der Gesellschafterversammlung der Altenzentrum „Erfülltes Leben“ gemeinnützige GmbH die Schaffung einer Tagespflege-Einrichtung beschlossen. Diese neue Einrichtung wird im Erdgeschoss des Pflegeheimes „Haus Abendsonne“ in der Volkradstraße 28 in 10319 Berlin sein. Bis zu 15 Demenzerkrankte und Menschen mit anderen Handicaps können dann täglich von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr betreut werden. Sie erhalten in dieser Zeit vielfältige sinnvolle Beschäftigungsangebote. Im Garten der Tagespflege, den man direkt von den Therapieräumen aus betreten kann, können sich die Besucher der Einrichtung bewegen, sind an der frischen Luft und haben Kontakt zu Pflanzen und Tieren. Bei schlechtem Wetter bietet der Wintergarten viele Möglichkeiten der Tagesgestaltung. Für demenzerkrankte Menschen spielt Tagesablauf mit festen Ansprechpartnern eine wichtige Rolle. Dieses wird durch ein stabiles Pflege- und Betreuungsteam gewährleistet. Mit der Vernetzung zweier Angebote, der vollstationären Unterbringung und der Tagespflege unter einem Dach soll ein Beitrag geleistet werden bei der Umgestaltung von Lichtenberg zu einer demenzfreundlichen Kommune. Kontakt: Thomas Böhlke, Tel: 030/ 51 58 81 52 Altenzentrum „Erfülltes Leben“ gGmbH www.erfuelltesleben.de
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Aids / Einwanderung Nachbarschaftsheim Schöneberg Ab sofort kann man sich für den zweiten Life Run in Berlin anmelden. Der Benefizlauf zugunsten von Hilfs-Projekten der Berliner Aids-Hilfe e.V. findet am 13. August statt. Sport kann zu Selbstsicherheit und Stärkung des Immunsystems führen. Aus diesem Grund hat die Berliner Aids-Hilfe vor knapp zwei Jahren eine Laufgruppe für Hiv-Positive ins Leben gerufen. Seitdem wird zweimal die Woche vom Café Posithiv aus in den Tiergarten gesprintet. Aus dieser Gruppe heraus kam im vergangenen Jahr die Idee zu einem Benefizlauf - der Life Run war geboren. Auch in diesem Jahr geht der Lauf über insgesamt zehn Kilometer, wobei nicht die sportliche Leistung im Vordergrund steht. Dabei zu sein und ein Zeichen der Solidarität zu setzen, sind nach Angaben der Berliner Aids-Hilfe die Ziele. Der Life Run 2011 beginnt um 10 Uhr im Treptower Park. www.life-run.de Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat jetzt eine aktuelle Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein 2010“ herausgegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich seit Beginn der Aidsaufklärung in Deutschland die Nutzung von Kondomen in der Bevölkerung immer stärker durchgesetzt hat. Inzwischen schützen sich 87 Prozent der 16- bis 44-Jährigen zu Beginn neuer Partnerschaften mit dem Kondom. Mitte der 90er Jahre waren es noch 65 Prozent. Wie aus der Studie zudem hervorgeht, besteht in der Bevölkerung ein hoher Bedarf an Informationen zu anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: „Auch 30 Jahre nachdem das Krankheitsbild Aids erstmals beschrieben wurde, ist Prävention das Mittel der Wahl, um einer weiteren Ausbreitung der Hiv/ Aids-Epidemie vorzubeugen. Um in der Aidsprävention auch zukünftig erfolgreich zu sein, entwickeln wir unsere Kampagne stets weiter. Wie wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, können sexuell übertragbare Infektionen wie Syphilis oder Tripper das Risiko für eine Ansteckung mit Hiv erhöhen. Deshalb spielt dieses Thema auch in unserer Kampagnenarbeit eine immer größere Rolle.“ Der Kurzbericht „Aids im öffentlichen Bewusstsein 2010“ steht unter http://bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien
Ein Botschafter im diplomatischen Dienst der Bildung Der Verein Schülerpaten Berlin e.V. ist einer von 140 Botschaftern der Berliner Senatskampagne „be berlinternational“; Thema: Berlin als Stadt der Multikulturalität. In Zusammenarbeit mit AlNadi, Beratungsstelle für arabische Frauen vom Nachbarschaftsheim Schöneberg, vermittelt der Verein Bildungspatenschaften zwischen arabischen Kindern und Jugendlichen und Berliner Studierenden. Karim El-Helaifi (Foto li.), der sich im Ressort Öffentlichkeitsarbeit des ausschließlich durch Ehrenamtliche getragenen Vereins Schülerpaten Berlin e.V. engagiert, hat der Homepage von be berlinternational erzählt, wie sein Verein das Potenzial der interkulturellen Begegnung zwischen arabischen Familien und Berliner Ehrenamtlichen nutzt: Durch die Vermittlung in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für arabische Frauen „Al Nadi“, können Kinder aus arabischen Familien einen Schülerpaten bzw. eine Schülerpatin bekommen. Angebote für arabisch-stämmige Schülerinnen und Schüler in Berlin Das „Bildungstandem“ trifft sich regelmäßig bei dem Schüler bzw. der Schülerin zu Hause, übt zusammen für die nächste Prüfung, macht Hausaufgaben oder geht auch mal zusammen ins Freibad. Das Angebot richtet sich an alle arabisch-stämmigen Schülerinnen und Schüler Berlins. Ende Mai 2011 wurden die Autorinnen und Autoren der schönsten Geschichten von be berlinternational mit ihrem Foto auf zwei großen Plakaten an der verhüllten Staatsoper Unter den Linden geehrt. Begleitet wurde das Ganze von einem großen Fest, zu dem alle Finalisten eingeladen wurden. Karim El-Helaifi scheint die Jury überzeugt zu haben – seine Geschichte kann nun auf sei.berlin.de nachgelesen werden. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage: www.schuelerpaten-berlin.de
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Einwanderung Neues Projekt zur Migrationsgeschichte Berlins
Route der Migration - welche Wege führen nach Berlin? Der 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens mit der Türkei in diesem Jahr hat die lange Geschichte der Einwanderung wieder in die öffentliche Aufmerksamkeit gebracht.
Wo sind die Orte, an denen die Erinnerungen lebendig werden? In den vergangenen Jahren gab es viele Bemühungen, diese Migrationsgeschichte erkennbar zu machen. Vor allem Museen in Kreuzberg und Neukölln spielen dabei eine Pionierrolle. Daneben erhalten vielfältige Initiativen wie Theaterinszenierungen oder Stadtspaziergänge diese Erinnerungen aufrecht. Eine Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten aus Museen, Wissenschaft und Kultur unter der Leitung des Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening bereitete ein Projekt mit dem Titel: „Route der Migration“ vor - im Spätsommer wird es starten. Das Ziel: In einem mehrjährigen Prozess sollen bedeutende Orte der Migration festgelegt und im Stadtbild sichtbar gemacht werden. Erstmals vorgestellt wurde dieses Vorhaben nun an einem Ort, der selbst Migrationsgeschichte geschrieben hat: Der Flachbau am Waterloo-Ufer 5 – 7 war im Laufe seiner Geschichte ein „Büro für Besuchs- und Reiseangelegenheiten“ der DDR für die Genehmigung von Ostberlin-Besuchen, dann die Außenstelle der Ausländerbehörde für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Jugoslawien und ist heute Sitz der alevitischen Dersim Kulturgemeinde.
Bestehende Jugendverbände sollen sich stärker dem interkulturellen Dialog öffnen und attraktiver werden für Jugendliche aus Zuwandererfamilien. Zugleich soll der Aufbau von Migrantenjugendverbänden gefördert werden. Darauf verständigte sich der „Runde Tisch Jugend“, der am 22. Juni zu seiner zweiten Sitzung zusammenkam. Thema war die Förderung des ehrenamtlichen Engagements Jugendlicher mit Migrationshintergrund. Hierzu wurden konkrete Vorhaben vereinbart, die 2011 und 2012 umgesetzt werden sollen. Neben der Verstärkung des Dialogs mit jungen Migranten soll der Aufbau von eigenen Migrantenjugendverbänden sowie die interkulturelle Öffnung bestehender Jugendverbände gefördert werden. Neu entstehende Migrantenjugendverbände sollen dabei soweit qualifiziert werden, dass sie die Voraussetzungen für eine öffentliche Förderung erfüllen. www.berlin.de Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schreibt zum zweiten Mal den „Kausa“ Medienpreis aus. Der Wettbewerb richtet sich an junge Journalistinnen und Journalisten (bis 35 Jahre), die zu einer differenzierten Berichterstattung im Bereich Migration, Integration und Bildung beitragen. Nachwuchsjournalisten können sich bis zum 16. September 2011 mit Print/Online-, Hörfunk- oder TV-Beiträgen über „Bildungswege von Migrantinnen und Migranten“ bewerben. Der Preis ist mit insgesamt 30 000 Euro dotiert und wird an neun Preisträgerinnen und Preisträger verliehen. www.bmbf.de Wie können Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund und auch ihre Eltern Unterstützung finden, damit sie ihre Potenziale entfalten können? Was ist notwendig, damit sie sich aktiv am Leben in ihrem Stadtteil beteiligen und engagieren? Wie können Kreativität, soziale Kompetenz, Mitbestimmung und Eigeninitiative gestärkt werden? Projektideen, mit denen die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien gefördert werden, können noch bis zum 31. Juli 2011 bei der Stiftung Mitarbeit eingereicht werden, die für die Robert Bosch Stiftung das Programm „Integration junger Migranten“ seit 2005 durchführt. Weitere Informationen unter www.mitarbeit.de/integrationmigranten.html
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Gesundheit / Selbsthilfe
Selbsthilfe – Profis in eigener Sache Das Initiieren, Unterstützen und Koordinieren von Selbsthilfegruppen ist in 25 Jahren zu einer tragenden Säule der Gemeinwesenarbeit in der Zehlendorfer „Villa Mittelhof“ in der Königstraße 42-43 geworden. Mit derzeit über 70 Gruppen betreut die Selbsthilfekontaktstelle des Mittelhof eV. fast die Hälfte der im Bezirk Steglitz–Zehlendorf aktiven Selbsthilfegruppen. Darunter sind Gruppen zu Themen wie Multiple Sklerose und Krebs, die seit 25 Jahren kontinuierlich arbeiten sowie Neugründungen zu Aufgaben, die heute immer drängender werden, wie Leben mit seelischen oder psychischen Herausforderungen und Erkrankungen. Das Prinzip Selbsthilfe besteht in der gegenseitigen Hilfe auf der Basis gleicher Betroffenheit. In Selbsthilfegruppen nehmen Menschen ihre Probleme und deren Lösung selbst in die Hand. Sie werden zu Experten in eigener Sache. Die Erfolge sind beeindruckend: Selbst lebensbedrohliche Krisen können bewältigt werden, Rückfälle bei Depressionen und Ängsten nehmen ab, seelische und soziale Folgen chronischer Erkrankungen und Behinderungen werden gemildert, und Menschen wachsen durch den Zusammenhalt und das Engagement. Hauptamtliche bieten professionelle Unterstützung Entscheidend für den Erfolg ist die professionelle Unterstützung der Selbsthilfe durch die hauptamtlichen Mitarbeiter der Selbsthilfekontaktstelle. ● Sie kennen die nahezu tausend Themenstellungen existierender Selbsthilfegruppen (zwei Drittel zu gesundheitlichen Themen, ein Drittel zu psychosozialen oder sozialen Fragen). Dadurch können sie Betroffene mit genau den richtigen Partnern für ihr Problem zusammenführen. ● Sie ermutigen in der Gründungsphase und helfen, Räume für die Gruppentreffen zu finden. Die Häuser des Mittelhof-Verbundes bieten hier hervorragende Möglichkeiten. Der Mittelhof eV. ist ein Vorreiter der Selbsthilfe-Koordination. Im Februar 1985 gründete er in Anwesenheit des damaligen Sozialsenators Ulf Fink die berlinweit erste regionale Selbsthilfekontaktstelle. In den folgenden zwei Jahren entstanden an der Königstraße zehn neue Selbsthilfegruppen: vier im Bereich Gesundheit, sechs im Bereich Soziales. Heute sind es über 70 Gruppen mit durchschnittlich
acht Teilnehmern. Die Selbsthilfekontaktstelle des Mittelhof eV. ist Teil einer funktionierenden Selbsthilfeinfrastruktur in Berlin. Zu ihr gehören seit 1984 die zentrale Selbsthilfekontakt- und Beratungsstelle „Sekis“ und seit der Vereinigung der Stadt 1990 zwölf regionale und drei unterstützende Selbsthilfezentren in den Bezirken. Foto: AOK-Mediendienst
25 Jahre Selbsthilfe-Koordination im Mittelhof
Gemeinsam gegen die Krankheit und für die Gesundung: Selbsthilfegruppen bieten Kommunikation und Expertenwissen.
Stimmen zur Selbsthilfe am Mittelhof Barbara Loth, Stadträtin für Wirtschaft. Gesundheit und Verkehr in Steglitz–Zehlendorf: „Die Beratungsangebote des Bezirks sind vielfältig und von hoher Qualität. Aber es gibt im Leben Situationen, in denen man lieber im Gespräch mit anderen Betroffenen Halt und Hoffnung sucht. Für diese Menschen bietet der Mittelhof eV. einen hervorragenden Anlaufpunkt.“ Norbert Schmidt, Stadtrat für Soziales und Sport in Steglitz–Zehlendorf: „Die Hilfe zur Selbsthilfe wurde vor 25 Jahren mit einer Mischung aus hoffnungsvoller Neugier und zweifelnder Skepsis beobachtet. Es war nicht zuletzt die Leistung des Mittelhofes, die alle in das Prinzip ,Selbsthilfe‘ gesetzten Hoffnungen bestätigte.“ Marina S., Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe Krebs, ist eit 1985 der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof e.V. verbunden: „Es gab so wenig Informationen zur Krankheit und zum Umgang damit. Ich suchte damals Frauen, die auch mit dem Krebs leben mussten – zum gegenseitigen Austausch, zum Informieren und zum Kämpfen. Auch nach 25 Jahren ist mir das immer noch wichtig. Ich habe das Gefühl des gegenseitigen Gebens und Nehmens.“ Ralf, Initiator des seit 2009 bestehenden Männergesprächs- und Aktionsclubs. „Mit meinem Ausstieg aus dem Beruf fiel der Kontakt zu den Kollegen weg. Kontakt zu Frauen hatte und habe ich in den verschiedensten Lebensbereichen, aber intensiver Austausch mit Männern ist im Alltag schwer zu bekommen. In unserer Gruppe geht das – ganz ohne den sonst üblichen Konkurrenzkampf.“ www.mittelhof.org
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Gesundheit / Selbsthilfe
Ehrenamtliche Beratung in der RheumaLiga: Grenzen setzen, mit aggressiven Anrufern umgehen, die Verzweiflung des Gegenübers aushalten – auch das können und müssen Ehrenamtliche für die Beratung lernen.
Qualität im Ehrenamt
Einheitliche Standards für Freiwillige in der Rheuma-Liga Selbsthilfe und Professionalität widersprechen sich nicht, wie die Deutsche Rheuma-Liga zeigt: Der Verband – mit mehr als 260 000 Mitgliedern Deutschlands größter Selbsthilfeverband – führt jetzt einheitliche Qualitätsstandards für seine über 1 200 ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater ein. „Mit Hilfe der Standards wollen wir sicherstellen, dass Rheumapatienten überall eine gute Beratung und dieselben Fachauskünfte bekommen, egal ob in SchleswigHolstein oder Bayern“, betont Prof. Erika GromnicaIhle, Rheumatologin und Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Für die Beraterinnen und Berater sollen die Standards Hilfestellung bieten und mehr Sicherheit. Das Qualitätsprojekt wird von der Techniker-Krankenkasse finanziert und vom unabhängigen Kölner Forschungsinstitut Fogs GmbH (Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich) wissenschaftlich begleitet. Begonnen hat das Projekt 2008 mit einer Bestandsaufnahme: Beratungs- und Fortbildungsangebote, Beratungsselbstverständnis, Wünsche und Bedürfnisse der Beraterinnen und Berater wurden in den Landes- und Mitgliederverbänden mittels Fragebögen eruiert. Eine Projektgruppe, bestehend aus zwölf ehrenamtlichen Beraterinnen und hauptamtlichen Mitarbeitern, hat auf dieser Basis ein Handbuch und eine Fortbildung erarbeitet, beides wird jetzt in den Landesverbänden umgesetzt.
Beratung ist auch im Ehrenamt anspruchsvoll. „Neben Faktenwissen über die mehr als 100 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, neben arbeits- und sozialrechtlichen Kenntnissen, benötigen die Beraterinnen und Berater auch soziale, emotionale und methodische Kompetenzen“, sagt Prof. Gromnica-Ihle. So nehmen in Handbuch und Fortbildung auch Themen wie Gesprächsführung, schwierige Beratungssituationen, Zeitmanagement sowie Grenzen der Beratung, großen Raum ein. Keine therapeutischen Empfehlungen, keine Ratschläge, keine Wertung – das sind zum Beispiel Regeln, die jede Beraterin, jeder Berater beachten sollte. In der Befragung 2008 hat sich auch gezeigt, dass viele in der Beratung Tätige sich immer wieder überfordert fühlen. „Es besteht gerade im Ehrenamt die Gefahr, dass das Engagement in Überforderung umschlägt und durch zu große Anteilnahme die notwendige Distanz verloren geht“, berichtet Sabine Eis, die das Projekt in der Deutschen Rheuma-Liga betreut. Grenzen setzen, mit aggressiven Anrufern umgehen, die Verzweiflung des Gegenübers aushalten – auch das können und müssen Ehrenamtliche für die Beratung lernen. www.rheuma-liga.de Rund acht Prozent aller Europäer nahmen im vergangenen Jahr Medikamente gegen Depressionen. Besonders stark betroffen ist die Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren. Darauf weist eine aktuelle Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hin. In Deutschland (5 Prozent) liegt der Verbrauch überraschenderweise unter dem EU-Durchschnitt, obwohl die Deutschen bei der Lebenszufriedenheit im unteren Mittelfeld rangieren. Die Studie zum Download: http://ftp.iza.org/dp5785.pdf
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Kinder- und Jugendhilfe Familienplanungszentrum Balance
ber ins Gespräch kommen, was diese alles nicht dürften, sondern auch darüber informieren, welche sexuellen Rechte sie bereits als unter 18-Jährige haben. Über mögliche Schattenseiten des Internets für Kinder und Jugendliche berichteten die beiden Beamten des Berliner Landeskriminalamts, Claude Roggenkamp und Torsten Dreblow, in dem Workshop „Sexuelle Missbrauchsfälle im Internet“. Prävention könne nur auf breiter Front geschehen, betonte Torsten Dreblow. Eltern müssten sich um ihre Kinder kümmern und sich dafür interessieren, was diese im Internet tun. Es sei etwa möglich, Seiten zu sperren oder Personen zu blocken. Roggenkamp schlug vor, ein Unterrichtsfach „Medienkompetenz“ in die Lehrpläne von Schulen zu integrieren. Abschließend sprach der renommierte Leipziger Sexual- und Jugendforscher Prof. Kurt Starke über das „Konstrukt von der Schädlichkeit der Pornografie“. Er betonte, dass der Begriff „ Pornografie“ in seiner Bedeutung unklar und kontextabhängig sei, eine schädliche Wirkung von Pornografie auf Jugendliche schloss Starke aus. Er warnte davor, Jugendliche zum Objekt pädagogischer Bemühungen zu machen und plädierte für einen gelassenen Umgang mit dem Thema. Im Rahmen der Fachtagung fand eine Vernissage der Ausstellung „Männer entblößt“ statt, die die Werke verschiedener Künstlerinnen rund um das Thema Männerkörper, Sexualität und Begehren zeigt. Eine
Iporn, youporn, noporn?
Sybill Schulz, Geschäftsführerin des Familienplanungszentrums Balance, betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass aktuell 40 Millionen Menschen – vorwiegend Männer pornografische Angebote im Netz nutzen. Angesichts solcher Dimensionen werde das Thema auch für die Pädagogik immer bedeutsamer. Dr. Silja Matthiesen vom Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf stellte auf der Tagung Ergebnisse einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finanzierten qualitativen Interviewstudie vor. 160 Frauen und Männer im Alter von 16 bis 19 Jahren aus Hamburg und Leipzig wurden zu Themen wie Liebe, Beziehungen, sexuellen Erfahrungen, Internet und Pornografie befragt. Deutlich wurde, dass Pornografie heute zur sexuellen Sozialisation von Jugendlichen selbstverständlich dazu gehört. Ihre Verfügbarkeit und Alltäglichkeit führt zu einer Normalisierung des Umgangs mit Pornografie, In ihrem Vortrag betonte Matthiesen, dass das Interesse an Pornos stark vom Geschlecht der Jugendlichen abhängt. Demnach schauen Jungen früher und häufiger Pornos als Mädchen und nutzen diese für die Masturbation. Bei jungen Frauen überwiegt eine eher desinteressierte, liberale Haltung. Matthiesen machte deutlich, dass es hier um eine Form des „doing gender“ gehe: Demnach bestätigt das Interesse an Pornografie die heterosexuelle Männlichkeit, während das Desinteresse der Mädchen ihre Weiblichkeit markiert. Das Interesse an Pornos könnte als ein Hinweis auf einen Mangel an ansprechendem visuellen Aufklärungsmaterial verstanden werden. Die Teilnehmenden an dem Workshop „Medienpädagogische Handlungsmöglichkeiten zur Sexualaufklärung“ debattierten darüber, wie wichtig es etwa für Pädagoginnen und Pädagogen sei, eine eigene Haltung zum Thema Jugendsexualität und Pornografie zu finden und besonders auch die eigene Medienkompetenz zu stärken. Diskutiert wurde auch die Frage nach Verboten und Rechten von Jugendlichen. Pädagogen könnten mit Jugendlichen nicht nur darü-
Foto: Daniela Stegemann
Das Familienplanungszentrum Balance veranstaltete vor einigen Wochen die Fachtagung „iporn, youporn, noporn? Jugendsexualität im digitalen Zeitalter“. Dabei diskutierten Fachleute und Interessierte über die Nutzung pornografischer Inhalte im Internet durch Kinder und Jugendliche sowie die Herausforderungen für Lehrer, Pädagogen, Betreuer und Eltern.
Angeregte Gespräche nach der Fachtagung im Familienplanungszentrum
Ehrung durch die Künstlerin Ursula Köppl und ihr Werk der 24 umhäkelten Kondome erfährt auch Julius Fromm, der Erfinder der „Frommser“. Die Ausstellung ist bis zum Herbst im Familienplanungszentrum Balance zu sehen. Öffnungszeiten: Montag/Freitag: 9 - 14 Uhr, Mittwoch: 15 - 19 Uhr, Dienstag/Donnerstag: 11- 18 Uhr. www.fpz-berlin.de
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Kinder- und Jugendhilfe Zirkus Berlin
Tuch und Trapez, Diabolo, Bälle und Breakdance Gelungene Kooperationen zwischen Berliner Kinder- und Jugendzirkussen sowie Kitas und Schulen. Das erste Jahr von „Zirkus Berlin“ neigt sich seinem Ende entgegen. In diesem Jahr konnten 2192 Kinder und Jugendliche aus 9 Berliner Stadtbezirken in 62 Kooperationsprojekten der unterschiedlichsten Art Zirkusluft schnuppern. Über 11 000 (meist kleine) Zuschauer sahen die kostenfreien Zirkus-Aufführungen. Ob als Theaterzirkus mit 150 Kindern aus 5 Grundschulen oder der thematischen Schulprojektwoche mit Gehörlosen oder eine wöchentlich stattfindende Zirkus-AG in der Kita — das Spektrum der Kooperationen ist weit gefächert. Die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendzirkus Berlin-Brandenburg (LAG Zirkus) e.V. ist als Träger für die Realisierung, Qualitätsentwicklung und Vernetzung von „Zirkus Berlin“ ebenso wie für die Lobby und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. In den Kooperationsprojekten der Kinder- und Jugendzirkusse Cabuwazi Altglienicke, Marzahn, Treptow und Shake am Ostbahnhof sowie dem ufaCircus und im FEZ erlernen und präsentieren junge Artisten Kunststücke am Tuch und Trapez, das Spiel mit Diabolo und Bällen, Clowns- und Breakdanceszenen oder Akrobatik- und Balancenummern. So werden in den Projektwochen die zirzensisch kreativen Fähigkeiten Kompetenzen wie Ausdauer, Belastbarkeit, Offenheit, Kooperations-, Kommunikations- und Teamfähigkeit gefordert und gefördert. Der Höhepunkt von „Zirkus Berlin“ war der Aktionstag ‚Zirkus als Kunst‘. Dieser Aktionstag, verband Show, Workshops für Jugendliche sowie einen Fachtag für Artisten, Künstler und Lehrer. Über 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene kamen. Die jungen Zirkus-Künstler zeigten ihr Können am Trapez oder auf dem Einrad, als Breakdancer oder in der selbst entwickelten Musical-Zirkus-Darbietung. In den anschließenden Workshops konnten sie ihre Künste bei profilierten Trainern weiter entwickeln. Parallel dazu diskutierten Künstler und Pädagogen gemeinsam mit Prof. Wolfgang Zacharias und Tobias Fink zum Thema ‚Zirkus als Kunst‘. Das abschließende Podium bot ein Mix aus open stage und Gedankenrausch. Zirkus Berlin! LAG Kinder- und Jugendzirkus Berlin- Brandenburg e.V. c/o Grenzkultur gGmbH; Am Postbahnhof 1; 10243 Berlin; T.: 030/290478415 www. lag-circus-bb.de
Eine Fachkräfte-Studie, die vom Deutschen Jugendinstitut und der Technischen Universität Dortmund im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) erstellt wurde, zeige, dass „vor allem die Schulen mit sozialpädagogischer Kompetenz aufgeladen werden müssen“, sagte AGJ-Vorsitzender Norbert Struck anlässlich der Präsentation der Studie. Ihr zufolge müssen bis 2025 rund 140 000 Stellen neu geschaffen werden. In den Kitas würden 87 000 zusätzliche Erzieherinnen benötigt, daneben 50 000 Fachkräfte in der Tagespflege, also Tagesmütter und -väter, sowie 50 000 Fachkräfte für die Ganztagsbetreuung. www.agj.de Das 1025-seitige Handbuch „Pflegekinderhilfe“ ist jetzt erschienen. Herausgeber: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Werk fasst Erfahrungen aus der Praxis der Pflegekinderdienste und der Rechtsprechung zusammen, und es wertet neue wissenschaftliche Befunde aus. Sie unterstützen die Qualifizierung der Pflegekinderhilfe und führen zu Empfehlungen für den fachlichen Diskurs und die Fortentwicklung des Pflegekinderwesens Zielgruppen dieses Handbuchs seien vor allem die Fachkräfte in den Jugendämtern und in den Pflegekinderdiensten, die Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie die Professionellen und Ehrenamtlichen in den Pflegeelternverbänden, heißt es im Vorwort. Darüber hinaus solle es der Entscheidungsfindung der Familienrichterinnen und -richter dienen sowie in Wissenschaft und Lehre Anwendung finden. Kindler H., Helming E., Meysen T. & Jurczyk K. (Hg.) (2010). Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Jugendinstitut e.V Kostenloser Download: http://www.dji.de/pkh/DJI_DIJuF_Handbuch_Pflegekinderhilfe.pdf Die im Landesjugendring Berlin e.V. zusammengeschlossenen Jugendverbände bieten zahlreiche Ferienreisen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 6 bis 27 Jahren an. Auch für Daheimgebliebene gibt es spannende Angebote: als Graffiti-Künstler einen VW-Bus verschönern, Klettern im Niedrigseilgarten, ein Floß bauen beim Piratencamp, Menschen aus anderen Ländern treffen und noch viel mehr. Eine Zusammenstellung vieler Ferienangebote gibt es hier: www.ljrberlin.de
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Kindertagesstätten Kinderhaus Friedenau e.V.
Arbeitsgericht: „Berliner Kindertagesstätten sind Tendenzbetriebe“ Das Arbeitsgericht Berlin hat in seinem Beschluss vom 8. März 2011 entschieden, dass der Kinderhaus Friedenau e.V. mit seiner Einrichtung ein Tendenzbetrieb ist. Das dürfte in dieser Frage die bundesweit erste Entscheidung zu einer Kindertagesstätte sein. Das Gericht führt in seiner Begründung aus: „Die rechtfertigt jedoch auch die Ausweitung des Erziehungsbegriffs auf vorschulische Einrichtungen, insbesondere das Kinderhaus des Arbeitgebers. Denn nach Art. 6 Abs. 2 GG ist das Erziehungsrecht der Eltern für ihre Kinder grundgesetzlich geschützt. Soweit die Eltern ihre Kinder in eine Kindertagesstätte geben, übertragen sie ihr grundgesetzlich geschütztes Erziehungsrecht insoweit für diesen Zeitraum auf die Kindertagesstätte. … Auch wenn insoweit die planmäßige und methodische Unterweisung in einer Mehrzahl allgemein bildender oder berufsbildender Fächer unterbleibt, handelt es sich hierbei um eine unmittelbare Zielsetzung zur Erziehung i.S.v. Art. 6 Abs. 2 Satz 1 GG. …“ Die Entscheidung des Arbeitsgerichts lässt sich sicher auch auf andere Kindertagesstätten anwenden. Weitere Informationen erhalten Sie von Carsten Meinecke (Rechtsanwalt und Vorstandsvorsitzender des Kinderhaus Friedenau e.V.) unter seiner Kanzleianschrift: Wielandstraße 34 in 12159 Berlin (Telefon 8523031 oder Fax 8593759).
Auszeichnung für Klax-Kita Schmetterlingshaus
Ein neues „Haus der kleinen Forscher“ Was bedeutet viel, wenig, leicht und schwer? Warum fließt Wasser immer nach unten und warum ist der Regenbogen bunt? Im Universumsbereich der Klax-Kindergärten spüren Kinder diesen Fragen nach und entwickeln in Experimenten Antworten dazu. Für die kontinuierliche Integration naturwissenschaftlicher und technischer Bildung für Mädchen und Jungen im Kita-Alltag erhielt der Klax-Kindergarten Schmetter-
lingshaus im Rahmen des bundesweiten „Tages der kleinen Forscher“ am 9. Juni im Max-Liebermann-Haus die Auszeichnung „Haus der kleinen Forscher“. „Das gemeinsame Erforschen naturwissenschaftlicher Phänomene mit Kindern ist schon seit vielen Jahren fester Bestandteil des pädagogischen Konzeptes von Klax“, so die Bereichsleiterin für Klax-Krippen und -Kindergärten, Heidi Ullrich. „In Experimenten untersuchen die Kinder Zusammenhänge der belebten und unbelebten Natur, sie bauen etwa Stromkreise mithilfe von Zitrusfrüchten, basteln Raketen mit BackpulverZitronensaft-Antrieb oder begegnen der Mathematik durch Zählreime.“ Kennzeichnend für die Klax-Bildungsarbeit ist, dass die Bildungsangebote immer auch Spielangebote sind. Die Erzieherinnen und Erzieher beobachten die Kinder und deren momentanes Entwicklungsbedürfnis und schaffen Lernanlässe durch die Bereitstellung entsprechender Experimentiermaterialien. Mit der Auszeichnung zum „Haus der kleinen Forscher“ erfährt das naturwissenschaftliche Engagement des Kindergartens Schmetterlingshaus nun besondere Anerkennung. Im erfolgreich durchlaufenen Zertifizierungsverfahren hat die Einrichtung Workshops zum Thema Wasser und Luft besucht, mehr als 20 Experimente und zwei Projekte mit den Kindern durchgeführt und dokumentiert. http://klax-gruppe.de
Eine Vielzahl von Bezügen der frühkindlichen Bildung zu den Menschenrechten zeigt die Studie „Menschenrechte und frühkindliche Bildung in Deutschland“, die jetzt von der Unesco herausgegeben wurde. Eine Kernforderung der weltweiten Menschenrechtsverträge der Vereinten Nationen sei, dass der Staat nicht nur selbst die Menschenrechte beachtet, sondern die Menschenrechte auch explizit fördert. Der frühkindlichen Bildung komme dabei eine wichtige Rolle zu. www.unesco.de Bundesweit einmalig ist ein Projekt des Paritätischen Schleswig-Holstein, mit dem Kindertagesstätten darauf vorbereitet werden, Kinder mit Behinderungen sowie Kinder aus benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund aufzunehmen. Dieser inklusive Ansatz wurde in das Qualitätsmanagement „Lernerorientierte Qualitätstestierung für Kindertagesstätten“ (LQK®) eingebunden, das die beteiligten Kitas nun durchlaufen haben. www.paritaet-sh.org
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Kultur / Menschen mit Behinderung Foto: Haus Tornow am See
Zugeständnisse der Senatssozialverwaltung
Geballte Elternpower setzt sich durch Mit einer gemeinsamen Erklärung von Elternvereinen und Senatssozialverwaltung hat das Tauziehen im Zusammenhang mit der sogenannten Umstellungsbegutachtung an über 3 000 schwer behinderten Menschen ein gutes Ende gefunden.
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rei Tage lang fand im Haus Tornow am See in Pritzhagen in der Märkischen Schweiz das dritte Kunstfestival „ARTgerecht“ mit verschiedensten Veranstaltungen statt. Die gleichnamige Ausstellung ist bis einschließlich 30.10.2011 im Haus Tornow zu sehen. Kunstwerke zum Thema „Der empfindsame Mensch“ werden alljährlich in dem weitläufigen, mit Liebe zum Detail gestalteten, großräumigen Gebäude des Hauses Tornow vom Keller bis zum Dachboden präsentiert. Einzelne Objekte fügen sich außerhalb des Hauses in die idyllische Landschaft der Märkischen Schweiz ein. Die Ausstellung „ARTgerecht“ hat folgendes Konzept: Zum Thema „Der empfindsame Mensch“ werden künstlerische Arbeiten von professionellen Künstlern mit den Arbeiten von psychisch erkrankten bzw. seelisch behinderten Menschen einschließlich Grenzgängern zusammengeführt, gemeinsam gezeigt und in einen Dialog gebracht. Kuratiert wird diese Ausstellung mit insgesamt 150 Arbeiten von 60 Kunstschaffenden von der Künstlerin und Kunsttherapeutin Madeleine Moers in Zusammenarbeit mit Elisabeth Scholz-Yildiz als Koordinationsleiterin. Die aktuelle Ausstellung „ARTgerecht“ im Haus Tornow in Pritzhagen - es gehört zur prenzlkomm gGmbH - trägt zur Auseinandersetzung zwischen Kunst und Art brut, Künstlern, Kunstschaffenden und Publikum bei. Kerstin Wüstenhofer-Loges Die Ausstellung ist bis zum 30. Oktober 2011 zu sehen. Um Anmeldung bei Kerstin Ehrhardt wird gebeten unter der Telefonnummer 033433/57314. www.prenzlkomm.de
Ende 2010 hatte die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales den Hilfebedarf aller geistig und körperlich behinderten 3125 Heimbewohner in Berlin überprüfen und nach neuen Kriterien beurteilen lassen. Die Begutachtungen sind die Grundlage einer neuen einheitlichen Preisgestaltung und damit Personalbemessung in den Wohnheimen der Berliner Behindertenhilfe. Das neue System benachteiligt Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf. Das wollten die Elternvereine Lebenshilfe Berlin und Spastikerhilfe Berlin nicht hinnehmen und organisierten den Widerstand. Über 1000 Eltern und gesetzliche Betreuer legten Widerspruch gegen die Bescheide der Sozialämter ein. In Verhandlungen zwischen den Elternvereinen und der Senatssozialverwaltung entstand eine gemeinsame Erklärung, mit der beide Seiten leben und arbeiten können. Sie sieht die Fortsetzung des Dialogs und eine Beteiligung der Angehörigenvereine am weiteren Verfahren vor. Beide Seiten sind sich einig, dass das neue Leistungs- und Vergütungssystem einschließlich Begutachtungsverfahren und Leitfaden weiterentwickelt werden muss. Gemeinsam streben sie einen fachlich-inhaltlichen und wissenschaftlich begleiteten Diskurs an. Zur Fortführung des Prozesses und die Planungen für 2012 und 2013 hat die Sozialsenatorin Carola Bluhm bereits eingeladen. Die Verhandlungen wurden begleitet durch Hartwig Eisel, den Vorsitzenden des Landesbeirats für Menschen mit Behinderung. „Die Erklärung ist ein gutes Beispiel für eine funktionierende Bürgergesellschaft mit demokratischen Entscheidungsprozessen“, stellt Eisel fest. Der Landesbehindertenbeirat will jetzt die anderen im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien zur Anerkennung der Erklärung bewegen, damit der begonnene Prozess unumkehrbar wird – unabhängig davon, welche politische Partei nach den Wahlen die politische Verantwortung für das Ressort Soziales übernimmt. Neben dem Landesbeirat für Menschen mit Behinderungen sind auch der Landesbehindertenbeauftragte Dr. Jürgen Schneider und der Paritätische Berlin der „Gemeinsamen Erklärung“ beigetreten. www.lebenshilfe-berlin.de www.spastikerhilfe.de
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Menschen mit Behinderung
Zum ersten Mal führt das Familienplanungszentrum Berlin Balance im August 2011 einen Workshop für Frauen und Männer mit Lern- und/oder geistiger Behinderung durch. Der Workshop wird an fünf aufeinander folgenden Donnerstagen, jeweils in der Zeit von 10 bis 16 Uhr stattfinden. Es gibt die Möglichkeit, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von ihrer Arbeit in den Werkstätten freistellen zu lassen, da die Veranstaltung als Bildungsurlaub anerkannt ist. Die Anzahl der Teilnehmer ist auf 14 bis 16 Personen begrenzt. Info: Familienplanungszentrum Balance Mauritius-Center; Mauritius-Kirch-Str. 3 10365 Berlin; Telefon: 030 / 236 23 68-0 www.fpz-berlin.de Der Deutsche Behindertensportverband e.V. hat Berlin zum ersten Paralympischen Trainingsstützpunkt der Sportart Rudern ernannt. Ruderverbands-Vorsitzender Siegfried Kaidel: „Es freut mich sehr, dass unsere Bemühungen Erfolg gehabt haben. Wir wollen bei den Paralympics starke Mannschaften stellen, dies wird nun mit dem offiziellen Stützpunkt unterstützt. Gerade in Berlin wird sehr erfolgreich in diesem Bereich gearbeitet, dies soll und kann nun ausgebaut werden.“ www.rudern.de Bei der Deutschen Fußballmeisterschaft für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung, die vom 6. bis 10. Juni 2011 im Hans-Walter-Wild-Stadion in Bayreuth ausgetragen wurde, hat die Berliner Auswahl wie im letzten Jahr den 3. Platz nach einem 1:0 gegen Niedersachsen erreicht. Es gewannen die Bayern gegen den Vorjahresmeister aus Nordrhein-Westfalen im Elfmeterschiessen knapp mit 6:5. Der Familienratgeber der Aktion Mensch weist darauf hin, dass der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) kostenlose Informationen speziell für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen anbietet. Hierzu hat der ADAC ein Portal „Mobil mit Behinderung“ eingerichtet. Unter anderem sind über das Informationsportal des Automobilclubs eine Reihe von praktischen Erleichterungen und finanzielle Vergünstigungen zu finden. http://www.adac.de/infotestrat/mobil-mitbehinderung/default.aspx
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as Aktionsbündnis „Blaues Kamel“ lädt ein zur Wahl-Informations-Party am 30. August 2011 ab 15 Uhr ins Kesselhaus der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36. Von 16 Uhr bis 18 Uhr wird es eine Podiumsdiskussion zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2011 gebn – mit Berliner Spitzenkandidaten der SPD, Die Linke, Bündnis 90/ Die Grünen, CDU und FDP gebe. Ab 20 Uhr ist Disco mit DJ. www.das-blaue-kamel.de
Sozialverband VdK
„Ziel der Teilhabe noch lange nicht erreicht“ Als „zu unverbindlich“ hat die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher, den „Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderung“.bezeichnet Der Plan enthalte keine rechtlichen Garantien, kritisierte Mascher. „Solange die Mehrheit der 9,6 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland Schwierigkeiten hat, problemlos in Ämter zu gelangen oder öffentliche Verkehrsmittel hindernisfrei zu nutzen, ist das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe im Alltagsleben noch lange nicht erreicht“, erklärte die VdK-Präsidentin. „Als Tropfen auf den heißen Stein“ bezeichnete Mascher das Ziel der Bundesregierung, 4000 neue altersgerechte Jobs für schwerbehinderte Menschen über 50 zu schaffen. Angesichts von über 180 000 arbeitslosen Schwerbehinderten und einer im Vergleich zum Vorjahr steigenden Arbeitslosigkeit dieses Personenkreises, sei die Initiative der Bundesarbeitsministerin „bei weitem nicht ausreichend“, um die Beschäftigungschancen der Betroffenen deutlich zu erhöhen. www.vdk.de
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Pflege Aktueller Ratgeber
(Fast) alles, was heute zum Thema Pflege wichtig ist Im Verlag C.H. Beck ist die Broschüre „Pflegebedürftig - was tun?“ entstanden, die vom Paritätischen Gesamtverband herausgegeben und von Fachautoren des Verbandes geschrieben wurde, in Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Patientenberatung Bremen sowie der Heimstiftung Bremen. Die Broschüre zeigt (Bearbeitungsstand März 2011): ► Welche Rehabilitationsmöglichkeiten gibt es nach einem Unfall, einem Schlaganfall oder Sturz? ► Kann man seine Selbstbestimmung und Würde auch bewahren, wenn man auf fremde Hilfe angewiesen ist? ► Kann ich von meiner Familie erwarten, dass ich ihnen als Pflegebedürftiger zur Last falle? ► Wie organisiere ich Hilfen im Haushalt, eine Versorgung rund um die Uhr, einen Umzug in Betreutes Wohnen oder in ein Pflegeheim? Die Neuerscheinung stellt die verschiedenen Versorgungsformen - ambulant oder stationär - vor und zeigt dabei auch, ► welche finanziellen Leistungen die gesetzliche Pflegeversicherung gewährt und ► wie zusätzlich Unterstützung durch die Sozialhilfe erlangt werden kann. Pflegebedürftig - Was tun? Ein Ratgeber für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen 2011. Buch. 64 S. Geheftet C. H. Beck ISBN 978-3-406-61603-7 Stand: Stand der Gesetzgebung 1. März 2011 Erschienen: 2011 4,40 Euro inkl. MwSt. www.beck-shop.de
Die Pflegebranche will mit einem gemeinsamen Bündnis gegen den Fachkräftemangel vorgehen, berichtet dpa. „Die Verbände sind sich einig, dass es einen Notstand gibt“, sagte der Chef des Arbeitgeberverbandes Pflege, Thomas Greiner, in Berlin.„Wenn 30 000 Pflegekräfte da wären, würde sie der Markt sofort aufnehmen. Leider hat das offiziell ausgerufene Jahr der Pflege bei diesem Thema nichts gebracht. Der Dialog mit der Politik war eine Sackgasse, wir sind keinen Schritt weiter gekommen.“ Zum Bündnis gehören auch der Paritätische Wohlfahrtsverband sowie der Altenpflegebetreiber Augustinum. Sie repräsentieren laut Greiner fast die Hälfte der bundesweit rund 900 000 Beschäftigten der Branche. www.arbeitgeberverband-pflege.de Erstmals wird die Krankenpflege zum Gegenstand einer historischen Ausstellung. Am 6. Mai 2011 eröffnete das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité die Ausstellung „Who cares? Geschichte und Alltag der Krankenpflege“. Besucher können „Who cares?“ noch bis zum 8. Januar 2012 in Berlin sehen, danach gehen die Exponate in Deutschland auf Wanderschaft. Ziel ist es, das Thema Pflege einem breiten Publikum zugänglich zu machen und möglichst lange in der öffentlichen Wahrnehmung präsent zu halten. www.bmm.charite.de Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK) begrüßt, dass Bundesgesundheitsministerium und Bundesfamilienministerium nach geraumer Verzögerung den Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Pflegequalität in der stationären Altenhilfe“ veröffentlicht haben. Im Mittelpunkt der Ergebnisse des Projektes stehen gesundheitsbezogene Indikatoren und Indikatoren zur Erfassung von Aspekten der Lebensqualität in stationären Pflegeeinrichtungen. www.dbfk.de Der 4. Bericht Ländervergleich-Pflegeheime zur Pflegestatistik 2009 (Herausgeber: Statistisches Bundesamt) steht zum Download zur Verfügung. Ziel der Statistik ist es, Daten zum Angebot von und der Nachfrage nach pflegerischer Versorgung zu gewinnen. www.destatis.de
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Psychiatrie / Queer Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)
Gegenbesuch von Maneo e.V. und Abgeordneten
Therapeuten oft vergeblich gesucht
Regenbockenbrücke nach Israel
Neue BPtK-Studie: Erhebliche Unterversorgung psychisch kranker Menschen
Anfang Juni reiste unter Leitung von Maneo e.V. eine 18-köpfige Delegation aus Berlin und Köln nach Tel Aviv, unter ihnen eine parteiübergreifende Delegation des Berliner Abgeordnetenhauses.
Psychisch kranke Menschen finden in Deutschland viel zu oft keinen Psychotherapeuten, der sie rechtzeitig behandeln kann. Dies zeigt eine neue Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer unter mehr als 9 000 niedergelassenen Psychotherapeuten. Danach beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf ein erstes Gespräch bei einem Psychotherapeuten drei Monate. Nach diesem Gespräch beginnen rund 50 Prozent der Patienten eine Therapie. Zwischen Erstgespräch und Beginn der genehmigungspflichtigen Behandlung liegen nochmals fast drei Monate. Die Behandlung beginnt also im Schnitt erst knapp sechs Monate nach der Anfrage. Psychisch kranken Menschen wird damit eine aufwendige Suche nach einem Psychotherapeuten zugemutet. „Viele Patienten geben während der wochenlangen Suche nach einem Psychotherapeuten entmutigt auf und verzichten auf eine Behandlung“, berichtet BPtKPräsident Richter. Wer nicht warten kann, muss sich notfalls an ein psychiatrisches oder psychosomatisches Krankenhaus wenden, obwohl es besser wäre, erst ambulant und nur bei besonders schweren Krankheitsverläufen stationär zu behandeln. www.bptk.de Internationale Konferenz am 2. und 3. September 2011 in Berlin: Auf der Suche nach dem Rosengarten: Echte Alternativen zur Psychiatrie umsetzen Diese Konferenz bildet den Höhepunkt der Veranstaltungsreihe „Betroffenenkontrolle: Förderung der Selbsthilfemöglichkeiten und Rechte psychiatriebetroffener Menschen“, die der Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. in diesem Jahr durchführt. Im Rahmen der Konferenz werden Alternativen zum gängigen psychiatrischen System vorgestellt und diskutiert, deren Grundlage das Wissen Psychiatriebetroffener bildet. Diese Ansätze wurden alle in enger Zusammenarbeit mit PsychiatrieBetroffenen oder von diesen selbst entwickelt und aufgebaut. Das auf persönlicher Erfahrung basierende Verständnis von Verrückt-Sein und psychischen Problemen ist Grundlage dieser Ansätze. www.weglaufhaus.de
Der achttägige Aufenthalt fand im Rahmen der „Regenbogenbrücke“ und als Gegenbesuch der von Maneo im letzten Jahr organisierten Einladung von Jugendlichen aus Tel Aviv nach Berlin statt, die 2009 einen Anschlag auf einen Jugendtreff der Organisation Agudah in Tel Aviv überlebt hatten. Bei dem Anschlag waren zwei junge Menschen erschossen und 13 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Auf dem Programm standen Gespräche mit der israelischen Polizei in der Hauptwache in Jaffa; zentraler Punkt des Gespräches war der Erfahrungsaustausch im Umgang mit Hassgewalt gegen Lesben und Schwule in Tel Aviv, Berlin und Köln – ein Thema, das seit dem Anschlag in Israel verstärkt diskutiert wird. Seitens der israelischen Vertreter wurde besonderes Interesse an den praktischen Arbeitsergebnissen der Polizei in Berlin und Köln betont, ebenso an der Dokumentation und Gewalterfassung von Maneo. Anlässlich der bevorstehenden CSD-Veranstaltungen in Tel Aviv und Jerusalem fand in der Knesset ein Empfang durch den Knesset-Abgeordneten Nitzan Horrowitz (Meretz) statt. Im Rahmen der anschließenden Anhörung zum Thema „Regenbogenfamilie“, an der u.a. der Parlamentspräsident der Knesset Rubi Rivlin (Likud) und die ehemalige israelische Außenministerin und Oppositionsführerin Tzipi Livni (Kadima) teilnahmen, dankte Horrowitz den deutschen Delegationsmitgliedern nochmals für ihr Engagement. Nach einem Besuch im Willy-Brandt-Center (WBC) wurden die Teilnehmer tags darauf im Agudah-Zentrum von der stellvertretenden Bürgermeisterin von Tel Aviv, Meital Iehavi, und der Ratsvorsitzenden des Tel Aviver Stadtrates, Yael Dayan, begrüßt, die ebenfalls noch einmal dem Engagement der von Maneo angeleiteten Delegation dankte. Neben Berliner Jugendlichen, die im vergangenen Jahr ihre Tel Aviver Gäste in Berlin und Köln begleitet hatten, nahmen die Abgeordneten Tom Schreiber (SPD), Sascha Steuer (CDU), Dirk Beherndt (Grüne) und Sylvia von Stieglitz (FDP), Vertreter der Berliner und Kölner Polizei, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Kölner Aids-Hilfe, des Berliner CSD und Maneo teil. www.maneo.de
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Schule FiPP e.V.
Modellprojekt: Vielfalt & Schule & Lebenswelt Im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ hat FiPP e.V. - Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis im Mai ein dreijähriges Modellprojekt zum Thema „Vielfalt – Schule – Lebenswelt“ an den Start gebracht. Basierend auf Erfahrungen mit der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten und im Grundschulbereich soll das Projekt dazu beitragen, diesen Ansatz in Berliner Grundschulen verschiedener Bezirke zu entfalten. Ziel ist es, die Lebenswelten der Kinder mit der Schule als Bildungseinrichtung zu verknüpfen. Dadurch sollen die Lernkompetenzen von Kindern und ihre Fähigkeiten gestärkt werden, in gegenseitiger Achtung und Wertschätzung das Zusammenleben positiv zu gestalten. Die aus der Arbeit entstehenden Konzepte und Handlungserfahrungen sollen in die gesamte pädagogische Praxis der Schulen getragen werden. Dabei arbeiten die Schulen netzwerkartig, unterstützen sich gegenseitig und tragen auf diese Weise zur Veränderung von Rahmenbedingungen für eine gelingende pädagogische Arbeit bei. Die Koordination des neuen FiPP-Projektes hat Dr. Sebastian Hacke übernommen. Der Diplom-Pädagoge war zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin tätig und verfügt über mehrjährige Erfahrungen in den Themengebieten Schul- und Medienpädagogik, Jugendforschung, soziokulturelle Diversität sowie qualitative Sozialforschung. Sebastian Hacke ist erreichbar in der FiPP e.V.-Geschäftsstelle unter Tel. 030–259 28 99 35 bzw. E-Mail sebastian.hacke@fippev.de Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH
TU Berlin: Den Kiez entdecken und gestalten Die Ausstellung „Stadtvisionen - denkbar? machbar!“ zeigt Architekturentwürfe und Raummodelle, mit denen Jugendliche ihre Schulen für ihren Stadtteil, das von sozialer Spaltung geprägte Brunnenviertel in Wedding, öffnen möchten. Konzepte und Ideen haben sie gemeinsam mit Architekturstudierenden der TU Berlin unter der Leitung
von Prof. Dr. Susanne Hofmann im Wintersemester 2010/2011 entwickelt. „Schule aktiv – Durchstarten im Brunnenviertel“ Eine Brücke zwischen Schule und Stadt schlagen, Menschen mit gemeinsamen Visionen für ihren Stadtteil zusammenbringen. Das sind die Ideen hinter dem „Social Club Wedding“, den die Schülerinnen und Schüler der Gustav-Falke-Grundschule und der Ernst-ReuterSekundarschule im wechselseitigen Austausch mit TUStudierenden sowie im direkten Kontakt mit Anwohnerinnen und Anwohnern im Kiez entwickelt haben. So möchten sie den sozialen wie auch baulichen Bedingungen des Viertels gerecht werden und die Integration unterschiedlicher Interessengruppen gewährleisten. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung „Stadtvisionen denkbar? machbar!“ präsentiert. Das Projekt „Schule aktiv – Durchstarten im Brunnenviertel“ wird von der Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH in Kooperation mit dem Institut für Architektur an der TU Berlin durchgeführt. www.biwaq.de
Das Projekt „Auf der Mauer - auf der Lauer - Geschichte von Kindern für Kinder“ ist Preisträger des Wettbewerbs „Schulen kooperieren mit Kultur“ 2010/2011 im Bereich Bildende Kunst, Architektur und Kulturvermittlung Klasse 1-4. Mit diesem Pilotprojekt haben die Künstler des Vereins SIDEviews e.V. interdisziplinär auf den Gebieten Kulturgeschichte, Bildende Kunst, Architektur, Theater, Film und Musik mit ca. 100 Schülern der Nürtingen Grundschule Berlin-Kreuzberg gearbeitet. Sie haben ihnen nicht nur ein Basiswissen über die Berliner Mauer vermittelt, sondern ihnen auch das Instrumentarium in die Hand gegeben, um sich eigenständig die historischen Zeichen in ihrer Stadt, ihrem Lebensumfeld zu erschließen. Anja Scheffer (Regisseurin), Hendrik Scheel (Bühnenbildner), Hannah Pelny (Dramaturgie) und Giles Schumm (Musiker und Instrumentenbauer) entwickelten ein Modell, mit dem Kinder (und Jugendliche) durch verschiedene dokumentarische und künstlerische Techniken gesellschaftlich und politisch relevante Themen erleben und erfahren können. www.nuertingen-grundschule.de Seit 2002 ist die Schulstation der tandem BQG, eine Einrichtung der Jugendhilfe, an der Schule. Sie unterstützte das Projekt maßgeblich.
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Suchthilfe Neuköllner Suchtperspektiven e.V.
Neukölln sucht Perspektiven aus der Sucht Am 26. Mai 2011 fand im Rathaus Neukölln die vierte regionale Fachtagung des Vereins Neuköllner Suchtperspektiven e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bürgerdienste und Gesundheit, statt. Bezirksstadtrat Falko Liecke eröffnete die Veranstaltung, die in diesem Jahr einen unerwartet hohen Besucherandrang erlebte.
Der Rathaussaal war hervorragend besucht - Fachleute der Suchthilfe waren zahlreich nach Neukölln gekommen.
Ziel ist es, den verschiedenen Akteuren und Akteurinnen aus der Suchthilfe im Bezirk Neukölln die Möglichkeit zu einem kontinuierlichen Austausch über ihre Arbeit zu geben. Im Mittelpunkt stehen dabei aktuelle Herausforderungen und neue Wege in der Arbeit mit suchtmittelgefährdeten sowie alkohol – und drogenabhängigen Menschen. Fixpunkt-Experten referierten über offene Drogenszene des Hermannplatzes Die Aktualität zeigte sich in den Themen der Workshops und Vorträge. So befasste sich einer der acht Workshops mit der Problematik der offenen Drogenszene auf dem Hermannplatz. Nicola Blättner und Nora Bauermann von Fixpunkt gGmbH diskutierten in ihrer sehr gut besuchten Runde über Entstehung, Auswirkungen und mögliche Handlungsstrategien zum Umgang mit der derzeitigen Situation am Herrmannplatz, der sich in letzter Zeit immer mehr zum „Szenetreffpunkt“ entwickelt hat. Die übrigen Workshops beschäftigen sich mit Themen
wie „Kooperation zum Schutz von Kindern suchtkranker Eltern“ Selbsthilfe und Diversity – Management in der Suchtarbeit mit Migranten. Im Workshop „Sicheres Arbeiten“ diskutierten die Teilnehmer Möglichkeiten zum sicheren Arbeiten mit „gewaltaffinen“ und „sicherheitsriskanten“ Suchtkranken. Die Vorstellung aktueller und innovativer Behandlungskonzepte wie dem Community-Reinforcement Approach für Menschen mit einer chronischen Alkoholabhängigkeit, der Möglichkeit der Substitutionsbehandlung in der stationären Rehabilitation Drogenabhängiger sowie Behandlungsoptionen bei Diazepamabhängigkeit rundeten das breite Workshopangebot ab. Erstmals verzichtete der Veranstalter in diesem Jahr auf Spenden der Pharmaindustrie. Die Durchführung der Tagung wurde ermöglicht durch das finanzielle Engagement der im Bezirk Neukölln vertretenen Einrichtungen, dem Paritätischen Berlin sowie und einiger anderen Sponsoren und durch das große ehrenamtliche Engagement der Veranstalter, Vereinsmitglieder und der Referenten und Referentinnen. „Scham als Grundgefühl wird in der Suchtarbeit unterschätzt“ Den Auftakt der Veranstaltung bildete der Fachvortrag von Dr. Rüdiger-Rolf Salloch-Vogel. „Man kann sich entschuldigen, aber man kann sich nicht entschämen“ war eine der zentralen Aussagen des Vortrags von Salloch-Vogel, der mit seinen Ausführungen zum Thema Schuld, Scham und Stigma in der Sucht einen bemerkenswerten Beitrag zum Gelingen des Fachtags beitrug. „Scham als eines der zehn Grundgefühle eines Menschen wird in der Suchtarbeit weitgehend unterschätzt“, so Salloch-Vogel, „dabei wird die Scham in den Gesprächen mit Suchtkranken immer wieder sichtbar“. In der therapeutischen Arbeit sei es daher notwendig, sich die oft lebenslange Scham eines Suchtkranken zu vergegenwärtigen. Beendet wurde der Fachtag durch eine Gesprächsrunde zum Thema Sucht und Migration. Es diskutierten Akteure aus dem Suchthilfebereich über Verständnis von Sucht und Suchtbehandlung in unterschiedlichen Kulturkreisen und über mögliche Unterschiede in der Inanspruchnahme des Suchthilfesystems. „Brauchen wir auch heutzutage noch kulturspezifische Angebote in der Suchthilfe und wenn ja, für wen?“ stellte Moderatorin Alke Wierth von der Taz zur Diskussion. Aufgrund der Kürze der Zeit konnte die Gesprächsrunde jedoch nur Denkanstösse geben. Kontaktaufnahme zum Verein über nk-suchtperspektiven@gmx.de
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Aus- und Fortbildung Paritätische Bundesakademie
Von Beschwerden bis Stressmuster Veranstaltungsinformationen der Paritätischen Bundesakademie vom September 2011. Informationen erhalten Sie bei: Paritätische Bundesakademie, Hackesche Höfe, Hof 1, Rosenthaler Str. 40 - 41, 10178 Berlin; Tel.: (030) 24 636 - 440; paritaetische@akademie.org; www.paritaetische-akademie.de Der erstgenannte Preis gilt für Seminarteilnehmer aus Mitgliedsorganisationen, der an zweiter Stelle genannte Preis für Seminarteilnehmer aus Nicht-Mitgliedsorganisationen. Soweit nicht anders angegeben, finden alle Veranstaltungen in Berlin statt. ►Umgang mit Beschwerden und Kritik Nr.: 051110; 05.09. - 06.09.2011 200 Euro / 240 Euro ►Aufbaulehrgang QMB PQ-Sys® Nr.: 021104; 05.09. – 07.09.2011 (Start) 990 Euro / 1130 Euro ►Marketing und PR für Non-Profit-Organisationen Berufsbegleitender Zertifikatskurs Nr.: 031127; 05.09. – 07.09.2011 (Start) 1910 Euro / 2292 Euro ►Kinderschutzfachkraft nach § 8a SGB VIII Berufsbegleitender Zertifikatskurs Nr.: 05110; 07.09. - 09.09.2011 (Start) 1200 Euro / 1440 Euro ►Grundlagen für die Arbeit mit Ehrenamtlichen Nr.: 041109; 08.09.2011 50 Euro / 62 Euro ►Gemeinnützigkeit und Steuern Konfliktfälle in der betrieblichen Praxis Nr.: 021132; 08.09. – 09.09.2011 340 Euro / 408 Euro ►Mediation bei Teamkonflikten Nr.: 031104; 08.09. – 09.09.2011 260 Euro / 310 Euro ►Erste Hilfe für Ihren Schreibtisch Büroarbeit schnell und effizient erledigen Nr.: 051103; 12.09. – 13.09.2011 200 Euro / 240 Euro ►Training zur Gesprächsführung Nr.: 091115; 12.09. – 13.09.2011 290 Euro / 330 Euro ►Suchtberater/in - Berufsbegleitender Zertifikatskurs Nr.: 031101; 14.09. – 16.09.2011 (Start) 2250 Euro / 2640 Euro
►Personalentwicklung I Personalauswahl, Mitarbeiterbeurteilung, Feedback Nr.: 091108; 15.09.2011 150 Euro / 180 Euro ►Expertenstandards einführen Nr.: 051129; 16.09.2011 100 Euro / 120 Euro ►Personalentwicklung II Personal-, Personalentwicklungs- und Kritikgespräche Nr.: 091110; 16.09.2011 150 Euro / 180 Euro ►Cross-Audits Nr.: 021116; 16.09. + 30.09.2011 255 Euro / 306 Euro ►Kultursensibilität Eine zusätzliche Aufgabe in der Pflege? Nr.: 031131; 19.09. - 20.09.2011 160 Euro / 192 Euro ►Arbeit mit Migranten-Eltern Nr.: 051138; 19.09. - 20.09.2011 200 Euro / 240 Euro ►Arbeitsrecht für Arbeitgeber Nr.: 021124; 20.09. – 21.09.2011 300 Euro / 360 Euro ►Burnout – wahrnehmen und vorbeugen Erkennen der persönlichen Stressmuster Nr.: 051114; 26.09. – 27.09.2011 200 Euro / 240 Euro ►Überzeugend argumentieren Nr.: 091118; 26.09. – 27.09.2011 290 Euro / 330 Euro ►Training zur Gesprächsführung und Beratungskompetenz; Nr.: 051112; 28.09. – 30.09.2011 300 Euro / 360 Euro ►Einstufungsmangement – noch zählt jede Minute Nr.: 051130; 29.09.2011 100 Euro / 120 Euro ►Handlungsstrategien im Umgang mit psychisch Kranken; Nr.: 031106; 29.09. – 30.09.2011 220 Euro / 265 Euro
Liebe Leserinnen und Leser des Rundbriefs! Im Juli 2011 finden keine Weiterbildungsveranstaltungen im Rahmen des Paritätischen Personalforums statt. Ab dem 24. August geht es dann wieder weiter mit den Themen Tarif- und Arbeitsrecht, Datenschutz und Lohnabrechnung. Ausführliche Informationen erhalten Sie auf www.paritaetisches-personalforum.de unter 030-55 174 102 und im nächsten Paritätischen Rundbrief.
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Service / Pinnwand
Wichtige Entscheidungen und Urteile
Recht und Rat Die Paritätische Tarifgemeinschaft informiert über interessante Gesetze, Verordnungen, Urteile und Entscheidungen. Privatnutzung des Dienstwagens während lang dauernder Arbeitsunfähigkeit Die Gebrauchsüberlassung eines Pkw zur privaten Nutzung ist zusätzliche Gegenleistung für die geschuldete Arbeitsleistung. Sie ist steuer- und abgabenpflichtiger Teil des geschuldeten Arbeitsentgelts und damit Teil der Arbeitsvergütung. Damit ist sie regelmäßig nur so lange geschuldet, wie der Arbeitgeber überhaupt Arbeitsentgelt schuldet. Das ist für Zeiten der Arbeitsunfähigkeit, für die keine Entgeltfortzahlungspflicht mehr nach § 3 Abs. 1 EFZG besteht, nicht der Fall. Räumt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer das Recht ein, den überlassenen Dienstwagen privat zu nutzen, stellt dies einen geldwerten Vorteil und Sachbezug dar. Der Arbeitnehmer kann nach § 275 Abs. 1 i. V. m. § 280 Abs. 1 Satz 1, § 283 Satz 1 BGB Nutzungsausfallentschädigung in Höhe der steuerlichen Bewertung der privaten Nutzungsmöglichkeit verlangen, wenn ihm der Arbeitgeber das Fahrzeug vertragswidrig entzieht. Sachverhalt der Entscheidung: Der Kläger ist bei der Beklagten als Einrichtungsleiter beschäftigt. Die Beklagte stellt ihm arbeitsvertraglich für seine Tätigkeit einen Pkw „auch zur privaten Nutzung“ zur Verfügung. In der Zeit vom 03. März 2008 bis einschließlich 14. Dezember 2008 war der Kläger arbeitsunfähig erkrankt. Sein Entgeltfortzahlungsanspruch endete zum 13. April 2008. Auf Verlagen der Beklagten gab er den Pkw am 13. November 2008 zurück. Die Beklagte überließ dem Kläger erst nach Wiederaufnahme der Arbeit am 18. Dezember 2008 wieder einen Dienstwagen auch zur privaten Nutzung. Der Kläger verlangte vergeblich Nutzungsausfallentschädigung für die Zeit vom 13. November bis 15. Dezember 2008. BAG 14.12.2010 – 9 AZR 631/09 Wegen rechtlicher Fragen oder einer ersten kostenfreien Beratung können sich Mitgliedsorganisationen des dpw Berlin wenden an die: Paritätische Tarifgemeinschaft e. V. Geschäftsstelle Berlin; Rechtsanwalt Gerd Luttmann; Kollwitzstr. 94-96; 10435 Berlin Tel. 423 8806, Fax 3159 1929 E-Mail info@ptg-berlin.org
Stellenangebot krebsberatung berlin, Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige Wir suchen voraussichtlich ab 01.09.2011
eine/n Dipl.-Sozialarbeiter/in bzw. Dipl. Sozialpädagogen/in mit - - - -
psychoonkologischer Erfahrung Erfahrung in der Beratung von Erwachsenen Engagement, Teamgeist und Einsatzbereitschaft eigener Erfahrung im Umgang mit an Krebs erkrankten Angehörigen
für eine halbe Stelle in der Angehörigenberatung. Wir bieten Ihnen eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, die wir in Anlehnung an den öffentlichen Dienst vergüten. Sie können mehr über uns erfahren unter www.krebsberatung-berlin.de Ihre aussagefähigen Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte an: krebsberatung berlin, Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige, z. Hd. Frau Hahne, Cranachstr. 59 in 12157 Berlin, oder per E-Mail an: krebsberatung@web.de
ImmobilienProjekte Berlin Ihr kompetenter Partner für
Büro- und Gewerbeimmobilien Sie sind auf der Suche nach einem neuen Standort für Ihren Verein, Verband oder soziale Einrichtung? Dann sind Sie bei uns genau richtig! ImmobilienProjekte Berlin ist ein junges Immobilienunternehmen, das sich im Kernbereich auf die Vermittlung von Gewerbeflächen in Berlin spezialisiert hat. Wir bieten Beratung, Planung und Organisation, abgestimmt auf Ihre Bedürfnisse. Wir erarbeiten ein auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Flächenkonzept, treffen die Vorauswahl und präsentieren Ihnen nur die Objekte, die Ihren Anforderungen gerecht werden. Ist die Entscheidung für eine Immobilie getroffen, beraten wir Sie gerne bei Fragen rund um den Mietvertrag und begleiten die Mietvertragsverhandlungen. Selbstverständlich kümmern wir uns auch um die bauliche und gestalterische Umsetzung Ihrer Ausstattungsmerkmale und unterstützen sie bei der Umzugskoordination. Unsere Dienstleistung ist für Sie – als Mieter – selbstverständlich kostenfrei! ImmobilienProjekte Berlin Kurfürstendamm 30; 10719 Berlin Telefon: 030-470 133-84 kontakt@immobilienprojekte-berlin.de www.immobilienprojekte-berlin.de
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Pinnwand / Service Stellengesuch In der Jugend(bildungs-)arbeit langjährig erfahrene Sozialpädagogin sucht Teilzeitstelle (20 - 30 Wo.std.) als
Berufseinstiegsbegleiterin (Bereb/Bildungsketten) ab Aug. / September 2011. Mail an: a.juerg@web.de
Freiwillige
Krisenwohnung sucht Küchenperle Haben Sie Zeit und Lust, sich einmal wöchentlich ehrenamtlich zu engagieren? Mögen Sie nicht nur „Dinner for 2“, sondern auch „Dinner for 20“? Dann sind Sie vielleicht genau der oder die Richtige für uns. Charlottenburger Einrichtung für drogenabhängige Obdachlose sucht engagierte Helfer, die regelmäßig gemeinsam mit unseren Bewohnern die Kochbücher wälzen und den Kochlöffel schwingen möchten. Wir freuen uns auf Ihre Unterlagen: Notdienst Berlin e.V., Geschäftsführung, Ansbacher Straße 11, 10787 Berlin od. info@drogennotdienst.
Vom Fach Beim Paritätischen treffen sich Fachgruppen (FG), Arbeitskreise (AK) und Qualitätsgemeinschaften. Termine über www.paritaetalsopfleg.de und im passwortgeschützten Extranet www.pariextra.de. FG Ältere Menschen Forum Jugendhilfeausschüsse JHA FG Behindertenhilfe FG Psychiatrische und psychosoziale Versorgung AK Psychosoziale Versorgung/ BAPP FG Suchthilfe AK Gesundheit FG HIV, Aids, STI und Hepatitiden FG Krankenhäuser FG Sozialstationen AK Sozialarbeit in Sozialstationen FG Stationäre pfl. Versorgung AK Soziale Beratung AK § 67 SGB XII und Schuldnerberatung AK Qualität § 67 SGB XII FG Familie, Frauen, Mädchen FG Kita Integrations-AG FG Jugendberufshilfe FG Hilfen zur Erziehung FG Jugendarbeit FG Schulträger FG Betreuung Schulkinder FG u. AK Schulbez. Jugendhilfe AK Koordinierende Leitungen im Ganztagsbereich FG Migration Qualitätsgemeinschaft Migration AK Straffälligen- und Opferhilfe
Tel. 8 60 01-175 Tel. 55 67 05-12 Tel. 8 60 01-152 Tel. 31 59 19-26 Tel. 77 32 88 22 Tel. 31 59 19-28
Tel. 8 60 01-124 Tel. 31 59 19-30 Tel. 31 59 19-25 Tel. 8 60 01-171
Tel. 8 60 01-176 Tel. 8 60 01-179 Tel. 8 60 01-165
Tel.: 8 60 01- 161 Tel.: 8 60 01-166
Tel. 8 60 01-177
Tel. 86001-122
Rechtsberatung mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr (ohne Terminvereinbarung) • Landesgeschäftsstelle
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Telefonverzeichnis I
Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin, Brandenburgische Str. 80, 10713 Berlin, Tel. (0 30) 8 60 01-0, Fax (0 30) 8 60 01-110 E-Mail: info@paritaet-berlin.de; Internet: www.paritaet-berlin.de
Name
Bereich / Funktion
Telefon
Fax
E-Mail 1
John, Prof. Barbara
Vorstandsvorsitzende
-182
-260
john@..
Abend, Ronald
Catering
-105
-110
abend@..
Bodrow, Margita
Stiftungsmittel
-125
-210
bodrow@..
Böckel, Sabine vom
Drittmittel
-121
-240
boeckel@..
Bußler, Anett
MO-Datenbank
-154
-240
bussler@..
Deutschmann, Martina
Catering
-105
-110
deutschmann@.
Drusche, Angelika
Sekr. Geschäftsführung
-103
-260
drusche@..
Engel, Petra
Pressestelle
-107
-140
engel@..
Everién, Yvonne
Sekr. Kinder & Kitas/Frauen., Fam.
-163
-220
everien@..
Fischer, Ursula
Verwaltungsleiterin
-111
-240
fischer@..
Gatz, Karin
Praktikanten
-123
-240
gatz@..
Gaubert, Sigrid
Sekr. Behindertenh. & Werkst.
-152
-210
gaubert@..
Gaudszun, Claudia
Ref. Kinder und Kitas
-179
-220
gaudszun@..
Groos, Ursula
Ref. Straffälligen- und Opferhilfe
Hartan, Bärbel
Empfang
-122 -200
-210 -110
groos@.. hartan@..
Helbig, Christiane
Stiftungsmittel
-145
-210
helbig@..
Herchner, Claudia
Sekr. Geschäftsführung
-102
-260
herchner@ …
Herrmann, Maria-Ilona
Sekr. Altenhilfe, Soz., Stat. Pfl.
-172
-220
herrmann@..
Hoyer, Martin
Ref. Kinder und Kitas/ Schule
-161
-220
hoyer@..
Köppe, Brigitte
Empfang
-200
-110
info@..
Kramer-Jensen, Ute
Aufnahmekoordination.
-126
-240
kramer@..
Kriebel, Elvira
Ref. Schulbezogene Jugendhilfe
-166
-220
kriebel@..
Krüger, Elke
Stv. Geschäftsführerin
-101
-260
krueger@..
Lachenmayer, Rainer
Ref. Altenh., Soz., Stat. Pflege
-171
-220
lama@..
Luttmer, Marcus
Ref. Kinder und Kitas
-178
-220
luttmer@..
Menninger, Oswald
Geschäftsführer
-104
-260
menninger@..
Mohr, Sabina
Sekr. Jugendhilfe
-165
-220
mohr@..
Pelkhofer-Stamm, Margret
Ref. Migration
-177
-220
pelkhofer@..
Purmann, Reinald
Ref. Behindertenhilfe
-151
-210
purmann@..
Ransch, Hilmar
Projekt Ehrenamt
-175
-210
ransch@..
Riesmeier, Yvonne
Finanzbuchhaltung
-113
-240
riesmeier@..
Schmid, Rita
Pressestelle
-183
-140
schmid@..
Schulz, Andreas
Ref. Jugendhilfe
-162
-220
schulz@..
Selinger, Evelyn
Ref. Familie, Frauen, Mädchen
-176
-220
selinger@..
Wachholz, Chris
Drittmittel
-273
-240
wachholz@..
Wanke, Hans-Jürgen
Personal / Organisationsberatung
-186
-260
wanke@..
Witten, Elfi
Pressesprecherin
-181
-140
witten@..
Personalbüro
Personalverw. (Sprecht. Mi)
-135
-240
personalbuero@..
Tagungsräume: E.04: -117 E.05: -118 / E.06: -119/1.14 -274 / 5.04: -115 / Keller: -198 1
Die E-Mail-Adresse setzt sich zusammen aus [angegebener Name]@paritaet-berlin.de
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Telefonverzeichnis II Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin Referate Ambulante Pflege und Hospize Psychiatrie/Queere Lebensweisen Suchthilfe/Gesundheitsförderung / Aids Name
Kalla, Karina Christian Reumschüssel-Wienert Drees, Heike Pleyer, Markus Lüderitz, Alka (ab 1. August 2011) Zobel, Dr. Oliver
Kollwitzstraße 94–96; 10435 Berlin-Prenzlauer Berg Tel.: (030) 315 919-0 Fax (0 30) 315 919-29 E-Mail info@paritaet-berlin.de
Bereich / Funktion
Telefon 315919-0 Sekr. Psychiatrie/Queere Lebenswei- -13 sen /Ambulante Pflege und Hospize Ref. Psychiatrie/Queere Lebenswei- -26 sen Ref. Suchthilfe / Gesundheitsförde- -28 rung/ Aids Qualitätsmanagement, ambulante -25 und stat.Pflege Sekr. Suchthilfe / Gesundheitsf./ -43 Aids Ref. Ambulante Pflege und Hospize -30
Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin Geschäftsstelle Bezirke
Bereich / Funktion
Hilla - zur Horst, Renate
Bezirksbeauftragte für Pankow, Spandau, Steglitz-Zehlendorf Stv. Ltr. d. GSt./ Bezirksbeauftragter für Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg-Hohenschönhausen, MarzahnHellersdorf Bezirksbeauftragte für Mitte, Reinickendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf Leiterin der Geschäftsstelle, Bezirksbeauftragte für Treptow-Köpenick Bezirksbeauftragte für Neukölln/ Tempelhof-Schöneberg Sekr.
Kelp, Angelika Schlimper, Dr. Gabriele Schilling, Dagmar Schoene, Erika Zivildienst (Tel. 55 67 05) Name Lehmann, Regine Schultz, Joachim
Bereich / Funktion Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Berlin, Brandenburg, Mecklemburg-Vorpommern
kalla@paritaet-berlin.de reumschuessel@paritaetberlin.de drees@paritaet-berlin.de pleyer@paritaet-berlin.de luederitz@paritaet-berlin.de zobel@paritaet-berlin.de
Kollwitzstraße 94–96, 10435 Berlin-Prenzlauer Berg. Telefon (0 30) 55 67 05-0, Fax (0 30) 55 324 45 E-Mail info@paritaet-berlin.de
Name
Holtz, Stefan
Telefon 556705 -0 -19
-12
holtz@paritaet-berlin.de
-17
kelp@paritaet-berlin.de
-18
schlimper@paritaet-berlin.de
-16
schilling@paritaet-berlin.de
-10
schoene@paritaet-berlin.de
hilla@paritaet-berlin.de
Telefon -20
E-Mail lehmann@paritaet-berlin.de
-21
schultz@paritaet-berlin.de
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Berliner Bestell-Fax für Themenhefte Fax (0 30) 8 60 01-140 Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin, Pressestelle Brandenburgische Straße 80; 10713 Berlin Menge
Kostenlose Bestellung [bitte ankreuzen] Hürden nehmen. Migrationssozialarbeit im Paritätischen Wohlfahrtsverband (5/2011) „Prävention sexuellen Missbrauchs“ (Hrsg. Paritätischer, Tauwetter, Wildwasser und Strohhalm) (Stand: 3. Aufl. 6/2011) Vielfalt fördern! Fünf Jahre Stiftung Parität Berlin (DP 3/2010) Stärken stärken. Kunst und Kultur in der sozialen Arbeit/ Programmheft Gala 60 Jahre Paritätischer Berlin (DP 2/2010) Gute Pflege braucht.. (DP 1/2010) Zahlen, Fälle und wie weiter? Zur Steuerung der psychiatr. Versorgung in Berlin (DP 3/2009) Selbstbestimmt altern. Paritätische Projekte für und von älteren Menschen (DP 2/2009) „Qualität in d. Schulbezogenen Jugendhilfe - Fünf Paritätische Handlungsgrundsätze“ (2/ 2009) Bildungsort Kita (DP 1/2009) Gemeinsam Schule machen (Stand: 10/2008) Gemeinschaft genießen. Tagespflege für ältere und pflegebedürftige Menschen im Paritätischen (DP 6/2008) Kinderschutz geht alle an - Paritätische Träger engagieren sich (DP 1/2008) Das Paritätische Qualitätsforum Kindertagesstätten. Herausforderungen gemeinsam begegnen (Stand: 8/2007) Der Qualitätscheck – eine Erfolgsgeschichte (NP 3/2007) Freiwilligenarbeit stärken (NP 1/2007) Gemeinsam fördern – Verlässlich gestalten: Paritätische Träger als Partner von Grundschulen (NP 3/2006) Wohnungswirtschaft u. soziale Träger: Kooperation mit Zukunft (NP 1/2006) Ohne Parität keine Verbindung. Arbeitshilfe Kooperation. Erfolgreich zusammen arbeiten im Paritätischen (9/2004) Stiftungsmittel, Praktikanten, Zivis und Fundraising (NP 5/2004) Jugend – Hilfe ! (NP 5/2003) Zukunft Hort (NP 1/2003) Freiwilligenarbeit in New York (10/2001)
Versandanschrift [bitte deutlich schreiben oder stempeln] MO-Name zu Händen: Straße PLZ Ort
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