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Autorin Conchita Méndez Quelle Beobachter Forum, http://bit.ly/1A07KoJ Datum 18.02.2015 – 12:19 Zur Farbdeutung Schwarz ich bin deiner Meinung Blau hier kenne ich mich zu wenig aus Rot ich bin da eher anderer Meinung Zitat: Liebe Anita, Ich bin keine Juristin und kann daher kein solches Schreiben formulieren. Allerdings kann ich auch der Aussage nur bedingt zustimmen. Vielleicht hat es mit meiner persönlichen Sozialisierung (teilweise lateinamerikanischer Migrationshintergrund) zu tun, aber den Vorwurf der "indirekten Tötung von Sozialhilfe-Emfpängern" finde ich in dieser allgemeinen Form unberechtigt. Millionen (oder in der Schweiz: Hunderttausende) von Menschen sind leider auf Unterstützung durch die Solidargemeinschaft angewiesen. Das ist eine Schande, keine Frage und es gibt viel zu verbessern. Trotzdem leben diese Menschen und haben Zugang zu Wohnung, Nahrung, Kleidung, Bildung und Gesundheitsversorgung. "Tötung" sieht anders aus. Das System stösst genau dort an seine Grenzen, wo Menschen aufgrund sozialer, persönlicher und psychischer Probleme nicht in der Lage sind, es so zu nutzen, dass die Grundbedürfnisse tatsächlich gedeckt sind. Z.B. Depressive, Messis, Alkoholkranke, Analphabeten oder einfach geistig Minderbemittelte kommen mit dem System nicht zurecht. Sie brauchen weitaus mehr Unterstützung als ihnen wirklich zuteil wird. Hier muss viel getan werden, um diesen Menschen wirklich und ihrer Situation entsprechend zu helfen. Es ist sehr beliebt, die Agenda 2010/Hartz-Reformen in Deutschland als extrem unsozial zu brandmarken. So einfach ist das aber nicht. In vielen Fällen haben die Reformen zu einer Verbesserung der Situation der Betroffenen beigetragen. Z.B. ist die "Sippenhaftung" stark eingeschränkt worden und gerade der Erstzugang ist stark entbürokratisiert worden. Die "alte" Sozialhilfe ist weitaus mehr in die Privatsphäre der Betroffenen (und der gesamten weiteren Familie) eingedrungen als es jetzt der Fall ist. Die Hauptleidtragenden waren die Bezieher von Arbeitslosenhilfe, denen vor den Reformen ab dem zweiten Jahr Arbeitslosigkeit 60% ihres letzten Gehalts auf Lebenszeit garantiert waren. Dass die Gesellschaft das nicht dauerhaft tragen wollte, ist nicht unbedingt freundlich aber mindestens teilweise verständlich. Ich sehe eigentlich zwei große Fehler in den Reformen: 1. Die Einführung von Dumping-Löhnen (vulgo 1-Euro-Jobs). Eigentlich hätte damals schon der existenzsichernde gesetzliche Mindestlohn ohne Ausnahmen eingeführt werden müssen - damals vielleicht bei 6-7 Euro.
2. Den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, per Leiharbeit an Lohnkosten zu sparen. Ich bin nicht per se gegen Leih- und Zeitarbeit. Die erhöhte Flexibilität für die Arbeitgeber muss sich dann aber per Gesetz in deutlich erhöhten Löhnen der temporär oder extern Beschäftigten gegenüber Festangestellten niederschlagen. In der ersten Zeit der Hartz-Reformen gab es das grossartige Instrument Ich-AG. Leider hat man es nie als Instrument der Förderung der beruflichen Selbstständigkeit angesehen, sondern immer nur als Mittel zur Kostendämpfung im Sozialbereich. Es ist dann auch schnell so verwässert worden, dass es nichts mehr taugte. In der Schweiz empfinde ich es als skandalös, dass Sozialhilfe oft als Darlehen gewährt wird. Ich denke, das ist nur geeignet, Menschen dauerhaft an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Wer sich nicht selbst versorgen kann, hat Anspruch auf Hilfe durch die Gemeinschaft bis er wieder auf eigenen Beinen stehen kann. conchita dixit Tags #agenda2010 #hartz-iv #humanrights #armut #bgekonzepte #tapschweiz #menschenwuerde #stigmatisierung #hartz4 #sozialhilfe ######## Gespeichert unter TAP Schweiz » Rückmeldung » ConchitaMendez180220151219.pdf