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Enten füttern, ohne ein Arsch zu sein

@ Christine Kewitz

Enten füttern ist ein idyllischer Spaß für Groß und Klein—doch leider hat die Tierliebe einen ausgeprägt morbiden Beigeschmack . In Großbritannien werden jährlich sechs Millionen Laib hartes Brot mit guten Absichten in die Seen und Flüsse geworfen, das entspricht zwölf gefüllten Doppeldeckerbussen im Monat.

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In Deutschland werden die Zahlen nicht viel anders aussehen. Das vollgestopfte Federvieh vermehrt sich nicht nur fröhlich, auch andere Entenfamilien kommen regelmäßig zu dem Weißbrot-Schlaraffenland geschwommen. In der logischen Konsequenz scheißen die zahlreichen Schwimmvögel dann das Gewässer voll und lassen den Tümpel umkippen. So nett der Futtersnack also auch gemeint sein mag, er führt Enten, Erpel und Küken geradezu in ihr Verderben.

Nun hat sich die altehrwürdige BBC investigativ dem Thema angenommen und herausgefunden, dass die Enten durch die nicht artgerechte Nahrung auch körperliche Deformationen erleiden (also fett werden). Ebenso sinkt unverdautes Brot auf den Grund, verrottet und entwickelt sich zu einer Brutstätte für Bakterien und Algen, wodurch andere Spezies vergiftet und Ratten angelockt werden. Doch nicht nur das, die armen Entchen können sich durch die Schimmelsporen auf dem Brot eine Aspergillose holen, welche in ihre Lungen eindringt und zum Tod führt.

Doch im Leben ist zum Glück nicht alles schwarz oder weiß und darum gibt es eine leckere Alternative, wie die britische Organisation Canal and River Trust nun verkündet. Riesige Mengen an Kohlenhydraten sind einfach, wie ja auch die Trendsetter der Low Carb-Bewegung schon festgestellt haben, nicht die gesündeste Nahrung. Viel besser ist ein schlanker Snack wie zum Beispiel eine Schachtel Tiefkühlerbsen. Die sind billig und aufgetaut eine kalorienarme, grüne Zwischenmahlzeit für die Teichbewohner. Auch Trauben oder Haferflocken schaden den Tieren nicht.

Kleiner Tipp am Rande: Wie in jedem guten Touristenführer gilt auch beim Entenfüttern: Halte dich von den Massen fern und entdecke interessante Orte abseits der ausgetretenen Pfade. Suche dir eine Futterstelle jenseits von Omas und Enkelkindern und hole deine Erbsen in einer ungestörten Atmosphäre mit deiner privaten Enten-Splittergruppe heraus.

Zum Schluss bleibt nur noch die Frage offen: Warum ist nicht schon viel früher jemand auf diese Idee gekommen?!

dafür sind, Schriftsteller zu fürchten, die behaupten, Weizen zu essen sei ein „Extremsport“, der Eisklettern, Bergsteigen und Bungee-Jumping ähnelt.

Brot backen ist ein Weg, sich zu wehren. Wenn sich Bäcker in ihren Küchen und Handwerksbäckereien die Zeit nehmen, sich über die Menschen zu informieren, die die von ihnen verwendeten Zutaten herstellen, oder über ihren Platz in der langen Reihe der Bäcker nachdenken, nehmen sie an einer friedlichen, aber mächtigen Revolution teil. Eine Revolution, die durch den Wiederaufbau von Verbindungen geschieht, die früher alltäglich waren, aber seitdem verloren gegangen sind: zwischen dem Getreide und dem Brot, dem Bäcker und der Person die das Brot erhält, zwischen den Generationen.

Wenn wir an dieser Revolution teilnehmen, werden wir uns unserer voneinander abhängigen Nahrungsketten bewusst, und wir fragen uns vielleicht: Was gibt es außer Brot noch in unserem Leben, von dem wir uns externalisiert und getrennt haben? Indem wir uns vom Brot lehren lassen, werden wir Teil einer globalen Bewegung, die nicht nur unser Lieblingsnahrungsmittel, sondern auch unseren Körper und Geist wiedererlangt. In der heutigen schnelllebigen und informationsreichen Welt sind keine weiteren Reaktionen vor Ort und wütende Social-Media-Beiträge zu aktuellen Ereignissen erforderlich. Stattdessen müssen wir unsere Schulter ans Steuer legen und etwas Brot machen. Wir müssen lernen, still zu sitzen und die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen zu lassen. Wir müssen in die Welt um uns herum eintauchen, lernen und verstehen. Wir müssen erkennen, dass wir einander brauchen, in einer voneinander abhängigen, aber befreiten Gemeinschaft.

Wir müssen uns durch Brot verbinden. Und das können wir nur zusammen tun.

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