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ist immer noch die Grundlage des Lebens in Ägypten. Selbst wenn du kein Geld hast, isst du Brot."
from bock auf... Brot
by anna.pommer
Für Ahmed, der sein Brot zum Marktpreis verkauft, hat es auch einen bitteren Beigeschmack: „Ich mache circa zehn Prozent Gewinn", erzählt er. „Gas und Mehl sind einfach zu teuer." Ein Sack subventioniertes Mehl mit acht Kilo kostet acht Ägyptische Pfund, aber für Ahmed 162. Eine Gasflasche, größer als Ahmeds jüngster Angesteller, der 13-jährige Mustafa, kostet zwischen 80 und 90 Pfund.
Abends um sieben haben die Männer viel zu tun, das Abendgebet ist gerade vorbei, die Nachfrage nach Brot ist hoch, die Kairoer besorgen sich ihr Abendessen. Vor der Bäckerei sammeln sich die Kunden, halten ein Pfund hin und verschwinden dann mit ihren Broten. Ein Taxifahrer hält vor der Bäckerei, zahl 25 Piaster und schnappt sich seine Brote.Der Motor lief die ganze Zeit.
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„Man surft durch ein Meer des Todes", meint der 22-jährige Mahmoud, einer der agalati, die den Brothunger der Kairoer stillen. Die Lieferanten transportieren das Brot durch den berühmten Verkehr der Metropole, durch massenweise Fußgänger und durch die engen Straßen der ägyptischen Hauptstadt. Das Tablett ist bis zu 2,5 Meter lang und wiegt zwischen 30 und 35 Kilo. Sie balancieren es auf ihrem Kopf: Ein Arm hält es fest, mit dem anderen lenken sie ihr Fahrrad.
Ohne die Arbeit der agalati läuft nichts: Ohne sie gäbe es nicht überall und and jedem Imbissstand Brot. Sie haben zu kämpfen, das Gleichgewicht zu halten und sich zwischen all den anderen Fahrzeugen zu behaupten. „Autofahrer haben keinen Respekt", erzählt Ahmed, der mit seinen 39 Jahren immer noch Brot ausliefert. Das Risiko, dass sie nie ankommen, schwingt immer mit, aber der Tod ist seine geringste Sorge. Ahmed ist sich sicher, dass die agalati versuchen, vorsichtig zu sein, „weil sie wissen, dass Brot alles ist, was wir haben", wie er mit einem Hauch Selbstzufriedenheit meint.
„Wir gucken anderen beim Fahren zu, so lernen wir es", erklärt er mir. Das trifft auf jeden in der Bäckerei zu, egal als was er arbeitet. „Alles hängt von deinen Augen und deinem Kopf ab", meint er.
Das Ausliefern der Brote ist ein riskantes Geschicklichkeitsspiel. Als ich ihn frage, wie lange man braucht, um das zu lernen, fragt er mich verachtend zurück:„Na was glaubst du, wie lange das dauert?" Schrittweise arbeitet sich ein agalati bis zum „Doppelstock-Tablett" hoch, das 30 Kilo wiegt. Ein schlaksiger Jugendlicher braucht dafür vielleicht ein Jahr—mit unzähligen Stürzen, nach denen er den Staub vom Brot abklopft und es wieder auf das Tablett legt.
Die agalati haben ganz bestimmte Routen und liefern pro Tag durchschnittlich zwischen 50 und 80 Mal Brot aus. Eine Tour dauert zwischen zehn und dreißig Minuten, danach folgt gleich die nächste. „Das Tragen tut schon weh", meint Ahmed und deutet auf einen anderen Arbeiter, Ramadan, um zu zeigen, wie der Schmerz die Wirbelsäule runterläuft. Aber jemand muss es machen.
Für Ahmed und die agalati hat sich seit der Revolution nur wenig verändert. „Wer früher gestohlen hat, stiehlt auch heute noch. Wer sich früher bestechen lassen hat, tut es auch heute noch. Alles beim Alten", meint Ahmed.
@ Lorena Rios