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Mit „The Americans“ schuf Robert Frank einen neuen ungestellten und „authentischen“ Blick auf die USA der 50er Jahre.
from M.A. Artists & so
by anna.pommer
Robert Frank wuchs in der Schweiz auf, absolvierte dort seine Fotografenausbildung und arbeitete mit namenhaften Fotografen zusammen. 1947 zog er schließlich nach New York und erhielt 1954 das ,Guggenheim Memorial Foundation‘ Stipendium als erster Europäer. Mit diesem reiste er 1955 und 1956, jeweils für drei Monate, durch die USA. Es entstanden 28.000 Fotografien, von welchen 83 Abzüge für den Fotoband „The Americans“ ausgewählt wurden. In diesem zeigt er aus der Sicht eines Europäers den Seelenzustand der Amerikaner; niemals neutral, immer mit einer (kritischen) Haltung und zeigt das, was für andere unsichtbar bleibt. Er gilt als Wegweiser der Streetfotografie, auch als subjektivierende Dokumentarfotografie bezeichnet. Neu an seinen Arbeiten war die bis dahin nicht gekannte direkte, intensive Bildsprache mit Schnappschuss-Faktor. Im Fokus stand das Alltägliche, denn Robert Frank fotografierte spontan. „Er ließ sich so stark von seinem Instinkt leiten, dass er manchmal gar nicht durch den Sucher schaute. Er hielt die Kamera dann einfach an seiner Seite oder unter den Arm geklemmt und drückte ab“ (Westerbeck, S. 647, 1998).
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Während Lyons Geschichtsstudium an der University of Chicago, fotografierte und dokumentierte er die Proteste, Versammlungen, Verhaftungen und Trauerfeiern der ,Civil Rights Movement‘. Diese Aufnahmen wurden mit die wichtigsten der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Noch bevor der Film Easy Rider (1969) das amerikanische Leben mit dem Lebensgefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Harley-Davidson-Klischees romantisierte, nahm Lyons den Betrachter mit in die hautnahe, schonungslose Welt des Chicago Outlaws Motorcycle Club. Bevor etwas den Mainstream erreichte, befasste er sich bereits mit der Thematik. So war er auch der erste Fotograf, der den Alltag der Insassen und Wärter des texanischen Gefängnisses festhielt. Vielleicht weil Danny Lyon sich vorrangig mit, zur jeweiligen Zeit, aktuellen sozialen Randgruppen und Subkulturen auseinandersetzte. Zum einen um die eigene Abenteuerlust zu stillen und zum anderen, um ein Gegengewicht zu den Massenmedien zu erzeugen. Er arbeitet mit einer subjektiven Form der dokumentarischen Fotografie, gibt sich in die Situation hinein und traut sich an die Menschen heran.
Kalvar ist Meister darin, die Banalität und die flüchtigen Absurditäten des Alltags im richtigen Moment einzufangen, so dass die abgebildete Situation unwirklich, gar ironisch wirkt.
Richard Kalvar sagt selbst treffend über seine Arbeit: „Ich bin nicht wild auf die Bezeichnung “street photography” um das zu beschreiben, was ich mache, weil meine Tätigkeit nicht notwendigerweise auf Straßen stattfindet. Die Bilder können auch auf einem Bauernhof entstehen, im Zoo, in einem Büro und so weiter. Die allgemeine Kategorie “ nicht gestellte Bilder von Menschen” trifft eher zu und dann die Unterkategorie “auf denen nichts Besonderes stattfindet”. [...] Das ist es, was ich gerne mache: Spielen mit der ganz normalen Wirklichkeit, wobei sich meine “Akteure” ihrer Rolle nicht bewusst sind, sich also nicht im Pose werfen in dem “Drama”, in dem ich sie einsetze. [...] So lange man das Geschehen nicht manipuliert durch bewusste Posen oder digitale Veränderung kann man Szene erschaffen die beides zugleich sind, glaubwürdig ebenso wie absurd. Sie alle sind Impressionen.“ Er lässt die Motive (die Menschen) unbeobachtet ihre eigenen Geschichten erzählen und zaubert durch seine Perspektive einen ganz neuen Blick sowie eine neue Geschichte ins Image.
Zeitgenössischer Realismus in der Fotografie
Nan Goldin ist bekannt für ihre persönlichen Arbeiten gerade im Bezug auf die Themen Sex, Drogen und Gewalt. Sie dokumentiert sich und ihr Umfeld schonungslos und zeigt so auch die Subkulturen der LGTB Community besonders in den 1980ern.
Erst inspiriert durch die Modefotografen Helmut Newton und Guy Bourdin, unerschrocken vor Nackheit und Skurrilität. Später dann nahm sie sich etwa an dem Fotografen Larry Clark ein Vorbild, welcher vorwiegend durch seine Fotografien von sexuellen Handlungen und Drogenkonsum der Jugendszene bekannt wurde. Weiter beeinflusste Diane Arbus Nan Golden, mit ihren charakterstarken Porträtaufnahmen aus dem breiten Feld der Gesellschaft. Ein Auszug der Arbeiten beider Fotografen ist auf der folgenden Doppelseite zu finden.
Nan Goldins Arbeiten wirken wie Schnappschüsse aus „authentischen“ Dokumentarfilm, als wäre man ganz nah an der Situation und wird durch die emotionale Tiefe festgehalten hinzusehen und die Metaebene zu verstehen.