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Aufgrund der aktuellen Lage & dem Leid auf ganzen der Welt

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Andrej Balco

Andrej Balco

Durch Bilder begreifbar machen, was nicht zu begreifen ist.

Angesichts der aktuellen Lage, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, komme ich nicht umhin, micht mit dem Kriegsjournalismus auseinander zu setzen.

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Zivilisten sterben an der unmittelbaren Grenze der EU. Menschen müssen flüchten, ihre Familien und ihr Zuhause zurück lassen. Sie sind einer Situation ausgesetzt, für die sie keine Verantwortung tragen.

Ins Land selbst reisen nur noch freiwillige Kämpfer, der ein oder andere Politiker und Kriegsjournalisten. Letztere haben es sich zum Beruf gemacht in Krisen- und Kriegsgebiete einzureisen und das dortige Geschehen für die Welt sichtbar zu machen. Kriegsjournalisten fangen die Emotionen ein, die man sich niemals und keinem anderen ebenso, wünschen würde. Sie schaffen einen Eindruck von einer Situation, von der es viel zu viele Sichtweisen und Schicksale gibt. Auch wenn die Fotografie es ermöglicht, des Geschehene einzufassen, ist sie niemals allumfassend. Der Kriegsjournalist kann also nicht dem Anspruch entsprechen, Gut und Böse heraus zu arbeiten, objektiv und neutral zu arbeiten sowie alle Facetten des Krieges abzubilden. Der Krieg ist ein Ausnahmezustand für alle Menschen, ihre Entscheidungen und ihre Tätigkeiten. Gut und Böse verschwimmen und nur Trauer, Hass, Elend, Zerstörung und Tod bleibt.

Gerade in den sozialen Medien verselbstständigt sich die Kriegsberichterstattung. Ansichten werden zu Selbstläufern, Desinformationen werden verbreitet und man selbst sitzt Zuhause und kann sich nur die Bilder anschauen um zu verstehen was passiert.

Hinter jedem dieser Bilder steht auch ein*e Fotograf*in, bewaffnet mit Kamera, um uns – den im Schutz des Alltags verharrenden Priviligierten – begreiflich zu machen, welches Außmaß herrscht. Das wir eben nicht unsere Augen vor dem verschließen können was passiert, ob an den Grenzen der EU oder auf der anderen Seite des Planetens.

Die menschliche Zerbrechlichkeit, die uns zu Menschen macht.

2007 konnte William Daniels, dank eines Stipendiums, eines seiner ersten persönlichen Projekte in der noch jungen und fragilen Republik Kirgisistan beginnen. Seit dem Jahr 2013 beschäftigt er sich mit über zehn Besuchen mit der Zentralafrikanische Republik. Die Region ist auf Grund der damaligen französischen Kolonieherrschaft zersplittert. So leben Gemeinden noch heute unter gegenseitiger Anfeindung und Gewalt.

2014 wurde Daniels Arbeit als 100 Meter langes Fresko entlang der Seine in Paris ausgestellt, 2016 in ähnlicher Form in New York sowie 2015 in Dubrovnik.

Seit 2015 reist er regelmäßig in den russischen Osten über die Baikal-AmurHauptstrecke. Entlang dieser Eisenbahnstrecke dokumentierte er das Leben der Menschen, welche seit dem Fall der UdSSR vergessen wurde.

Daniels international ausgezeichnete Arbeiten befassen sich stark mit den Menschen, die aus einer kolonialen Vergangenheit zurück geblieben sind und die den Kolleteralschaden des Machtmissbrauchs leben.

„Along the Baikal-Amur Magistrale“

„Along the Baikal-Amur

Nach der Ausildung zum Luft- und Raumfahrttechniker, wechselte Marcus Yam dann doch in die Fotografie. Er arbeitet inzwischen als Auslandskorrespondent und Fotojournalist für die Los Angeles Times.

Marcus Yam möchte seine Zuschauer stets an die Front der aktuellen Konflikte und Kämpfe in der ganzen Welt mitnehmen. Mit Neugier und Beharrlichkeit wagt er sich an den Schmerz der Menschen oder in gefährliche Gebiete. Er gewann bereits den Robert F. Kennedy Human Rights Journalism Award für seine Arbeit am Gazastreifen. Ebenso wurde er für die Dokumentation der Terroranschläge in San Bernardino, Kalifornien, 2015 sowie dem tödlichen Erdrutsch in Oso, Washington, 2014 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Bereits im Jahr 2010 dokumentierte er etwa die haitianische Einwandererfamilie in den Vereinigten Staaten. Kurz vor der Abschiebung aus ihrem Zuhause begleitet er die Familie in Marcus Yams Reihe „Wither the dream“.

„Wither the dream“ – 2010

„Wither the dream“ – 2010

„Triple Murder in Cheshire“ – 2010

„California Burning“ – ca. 2019

„Great March of Return“ – ca. 2018

„Great March of Return“ – ca. 2018

„Pandemic in Tijuana“ – ca. 2020

„Pandemic in Tijuana“ – ca. 2020

„Great March of Return“ – ca. 2018

Da die ersten Kameras sehr umständlich zu transportieren waren und zu lange Belichtungszeiten hatten und um bewegte Szenen zu dokumentieren, wurden in den Anfängen der Kriegsfotografie hauptsächlich Landschaftsoder Portraitaufnahmen gemacht.

Im amerikanischen Bürgerkireg wurden erstmals Fotografien von Toten Massenmedial verbreitet. Spätestens im ersten Weltkrieg etablierte sich dann der Kriegsjournalismus, welcher sich mit den Vorbereitungen, dem Krieg selbst und den Folgen der Gewalt befasst. Und bediente fortan das Verlangen des Publikums das unvorstellbare Ausmaß sichtbar zu machen.

Auch in den Anfängen des Kriegsjournalismus gab es bereits Bildmanipulation, etwa in der angezweifelten Aufnahme „Loyalistische Soldat im Augenblick des Todes“ von Robert Capa aus dem Jahr 1936. Dennoch bleibt das Bild ein symbolisches und in seiner Aussage unmittelbar. Es hat eine Wirkung auf den Betrachter und bleibt im kollektiven Gedächtnis. Auch hier ist es ein Dilemma der Inszenierung zwischen ästhetischer Distanz und unmenschlicher Distanzlosigkeit.

Das Dilemma zwischen Wikrung und Wahrhaftigkeit.

Geboren in Australien und aufgwachsen in Italien, studierte Patrick Tombola Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften. 2008 reiste er erstmals für eine dokumentarische Arbeit im Auftrag der ,Welt am Sonntag‘ nach El Salvador. Im lag bereits in seinem Studium die soziale Gerichtigkeit am Herzen und fand durch die Fotografie nicht nur ein Medium der Massenkommunikation, sondern auch eines für die Selbstbeobachtung.

Vor jeder Reise befasst sich Patrick Tombola mit den Bräuchen, der Geschichte und Politik des jeweiligen Ortes. Aber auch im Bezug auf Geschlechterverhältnisse, das Zusammenleben verschiedener Glaubensrichtungen sowie ethnischer Gruppen. Nicht nur um in keine heikle Situation zu geraten, sondern um visuell zu verstehen, was vor sich geht und das dann rechtzeitig einzufangen.

Gerade in Kriegsgebieten kann Tombola seine Kamera erst auspacken, wenn er die Situation gründlich überblicken konnte, auch wenn er zuvor an der selben Stelle war. In einer solchen Situation verändert sich ständig alles.

Ende der 1970er Jahre flohen William Keos Eltern vor dem Genozid aus Kambodscha nach Frankreich, andere Teile der Familie in die UdSSR, die Vereinigten Staaten, Australien oder nach Ost-Berlin. In dieser Zeit sei viel verloren und vergessen gegangen, damals wurde das Außmas nicht dokumentiert und auch heute redet man ungern über Völkermorde. Aus diesem Grund, meint William Keo, macht er Fotografien von Menschen, um die sich scheinbar niemanden kümmert.

Er dokumentiert Konflikt- und Krisengebiete, wie etwa seit 2016 die syrische Flüchtlingskrise und den Fall des Islamischen Staates, den ukrainischen Bürgerkrieg 2018, den anhaltenden Konflikt in Darfur und Bangladesch, aber auch die Unruhen im eigenen Land. Dabei sucht er aktiv alternative Position entgegen seiner eigenen Ansichten:„Die Geschichte wird niemals vollständig oder endgültig sein.“

„Eastern

„Culture

„France“

„Egypt,

„France“

Kunstfotografie als Zeitdokument.

Philip Montgomery hält die amerikanische Politik, Kultur und Gesellschaft in Zeiten von Donald Trump als US-Präsident oder etwa der Corona Pandemie fest. In seinen Arbeiten verbindet er ästhetische Ansätze der Kunstfotografie mit der dokumentarischen Klarheit eines Zeitdokumentes. Seine Fotografien sind meißt in schwarz/weiß gehalten und weisen eine scharfe Klarheit der Motive auf. Teils wird die Wirkung durch einen hohen hell/dunkel Kontrast erhöht.

Montgomerys Fotografien wurden von der New Yorker, Vanity Fair, New York Times Magazine, TIME, Harper‘s, Guardian, Aperture, Foam Magazine oder dem Zeit Magazin verwendet.

Neben unzähligen Preisen wurde Philip Montgomery im Jahr 2016 von den LEAD Awards – einen der höchsten visuellen Auszeichnungen Deutschlands – zum Dokumentarfotografen des Jahres gekürt.

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