Foto: Bruno Klomfar
Herbst 2014
acht der schÜnsten einfamilienhäuser & revitalisierungen in vorarlber g
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mein wohntraum m e t a m o r p h o s e
Beziehungs.weise Architektur Zwei verwandte Fassadenar ten in Holz sind beschützt von einem PREFA-Dach. Die umfassende Tragwerksplanung und Bauleitung lag in den Händen von DI (FH) Thomas Bur tscher.
Ein annähernd 300 Jahre alter Stall in Fontanella er fuhr eine Metamorphose. Seine Umwandlung in ein stimmiges Bergdomizil nach der Logik von damals und den Methoden von heute gelang Architekt Reinhold Hammerer,
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Holz aus der Region bestimmt auch die Innenarchitektur. Der Heizkamin stammt von Müller Ofenbau in Ludesch und die maßgefer tigte Möblierung von der Tischlerei Kaufmann/Blons.
Wenn man davon ausgeht, dass Architektur eine Seele hat, dann er fuhr der annähernd 300 Jahre alte Stall in Fontanella eine Metamorphose. Seine Umwandlung in ein stimmiges Bergdomizil nach der Logik von damals und den Methoden von heute basier t auf Achtsamkeit. Architekt Reinhold Hammerer, Bauingenieur Thomas Bur tscher und ein Team er fahrener Handwerker aus der Region beziehen damit aber auch Position für ökologische Revitalisierung.
u so viel Natur rundum muss man eine Beziehung haben. Den alten Bauernhof im idyllischen Großen Walsertal hatte viele Jahrzehnte ein sehr guter Freund der jetzigen Bauherrschaft bewohnt: „Als sich vor sieben Jahren überraschend die Möglichkeit zum Erwerb anbot, haben wir ganz spontan zugegriffen. Wir hatten uns einfach verliebt in dieses ehrwürdige Gebäude und die phantastische Gegend.“ Die Idee zu einer Wohnraumerweiterung des alten Stallgebäudes mit An- und Umbauten kam auf, weil man ein Refugium in den Bergen für alle Saisonen wollte. Mit Architekt Reinhold Hammerer wurde der optimale Partner für das Bauvorhaben im bereits zusammenfallenden Altbestand gefunden, der im Vorhandenen eine Herausforderung sah: „Anfangs glaubte man nicht, was aus dem Stall noch alles gemacht werden kann, dass die Pfetten durchaus erhaltenswert und in den Neubau integrierbar sind.“ Aus Abbruchmaterial entstanden auch Tritte für die Stiegen und die Tür zum Weinkeller ist ebenfalls die originale Kuhstalltür.
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DER MENSCH & SEIN UMFELD Die Bauherren definierten ihren Wunsch an das Bergdomizil als „Sehnsuchtsgefühl beim Heimkommen“, ein Wohnen in Ruhe und mit viel Holz. Die schonende Umwandlung des alten Gebäudes bei Erhalt der Bestandsstruktur in ein zeitgemäßes Haus u
Die neue Stube ist mit einer offenen Feuerstelle von Müller Ofenbau/Ludesch ausgestattet.
Den Holzbau hat die Firma Bickel Arno Planung/Holzbau ausgeführ t.
Die stimmige Lichtplanung und die Elektroinstallationen führ te die Firma »licht und wärme« aus.
gelang vornehmlich mit dem ökologischen Baustoff Weißtanne aus der Region. Sägerau mit Feingatterschnitt wirkt das Holz ebenmäßig und ruhig im gesamten Innenraum, den die Spezialisten der Tischlerei Kaufmann aus Blons präzise ausgeführt haben. Gemeinsam mit dem Architekten suchten sie nach technisch machbaren Lösungen, die das vorhandene Material mit den alten Balken symbiotisch verbindet. Selbst das Mobiliar besteht aus massiver Weißtanne. Das Herzstück ist der sichtbare
Holzbau / Planung Arno Bickel 6731 Sonntag Flecken 40 Tel. 0664-2667693 Fax 05554-20110 arno.bickel@aon.at www.holzbau-bickel.at
Dachstuhl mit Pfetten aus dem Altbestand. Die Innenwände bestehen aus Holzbalken, deren Zwischenräume mit Lehm ausgefüllt wurden. So entstand ein natürliches Umfeld, für Menschen, die den Bezug zur Natur hautnah erleben wollen. INTENSIV, URIG & BEHAGLICH Die behaglichen Zentren der Wohnebene bilden die offene Feuerstelle und der elegant-effiziente Heizkamin von Ofenbau
Müller – magnetische Anziehpunkte und wohltuende Blickfänge zugleich. Ebenfalls gern frequentiert wird der Saunabereich aus Zirbe (Tischlerei Kaufmann), deren feinätherischer Zirbenduft sich im ganzen Haus verbreitet. Für möglichst viel natürliches Licht sorgen Glasfronten zur Terrasse hin und Dachfenster. Optimal effektiv und mit zurückhaltendem Design fällt auch das Beleuchtungskonzept von Bernhard Burtscher (»licht und wärme«/Raggal) ins Auge, ein gelungener Beweis, dass durch-
dachte Beleuchtung für höhere Lebensqualität bürgt. Für die Beschattung dachte sich Architekt Hammerer Holzschiebeläden aus, die bei geschlossenem Zustand das ganze Haus wieder wie im urigen Zustand von früher erscheinen lassen. VERBINDUNG VIELER ZUTATEN „Der Architekt baut mit seinem Tun Beziehungen zum Ort, zur Aufgabe und zu den Menschen auf“, sagt Reinhold Hammerer, u
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infobox Baubeginn: Frühjahr 2013 Fertigstellung: Weihnacht 2013 bad sauna Wohnfläche: 90 qm diele Bauweise: Holzbau, Bestandmaterial, 15 Tonnen Lehm wohnen Fassade: Schindl (Bestand), Weißtanne rückzug Dach: PREFA-Dach ofen Decken- & Wandoberfläche: Weißtanneobergeschoss Balken mit Lehmfüllung, Beschattung mit Holzschiebeläden wein Fußboden: Weißtanne in lager Feingatterschnitt, unbehandelt, geölt Ofen: Heizkamin und offene Feuerstelle lager mit Stampflehm-Ober fläche von Müller Ofenbau/Ludesch, www.muellerofenbau.at erdgeschoss Energie: »licht und wärme« Bernhard Bur tscher, Raggal, Kirchdor f 92, Tel. 05553/80099, info@lichtundwaerme.at, www.lichtundwaerme.at Innenausbau & Möblierung: in Weißtanne, Tischlerei Kaufmann, Blons, Valentschina 64, Tel. 05553/249, info@kaufmann-massivholz.at, www.kaufmann-massivholz.at Planung: HAMMERER zt gmbh., Arch. Reinhold Hammerer, Innsbruck/Ludesch, office@hammerer.co, Tel. 0650/2110201, www.hammerer.co Tragwerksplanung, technische Bauleitung: Baumeister DI (FH) Thomas Bur tscher, Raggal, www.bur tscher-ing.at Ausführung: Bickel Arno Planung/Holzbau, Sonntag, Flecken 40, Tel. 0664/2667693, arno.bickel@aon.at, www.holzbau-bickel.at Fotos: Bruno Klomfar, www.klomfar.com vorplatz
wellness
ruhe
vorraum
terrasse
ankleid.
Alpiner Traum von einem Haus am Land.
„und genau das macht Nachhaltigkeit aus. Das Projekt in Fontanella hat bemerkenswert viele Zutaten in Form von An- und Umbauten. Sie alle zu vereinen war die Herausforderung, an dem eine geglückte Revitalisierung zu messen ist.“ Was für die Bauherren als Wohngefühl in Erscheinung tritt, fußt auf einem planerischen Balanceakt zwischen Zeit und Raum. Ein wichtiges Element für die Stimmigkeit vor Ort ist auch die Blickbeziehung zur umgebenden Natur. Von der freistehenden Badewanne aus sieht man zur Roten Wand und zur Kellerspitze – und von der anderen Seite grüßt am Morgen freundlich der Rätikon. ■