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DIE KAPELLE KIPSHOVEN · Teil 4

Die Kapelle Kipshoven. Ein Kleinod am Niederrhein. Teil 4 Ein kurzes Nachwort

Von Hedwig Klein

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In drei Artikeln habe ich Sie durch die Heiligkreuzkapelle Kipshoven geführt, sie mit Ihrer Geschichte vertraut gemacht und Ihnen einige besonders eindrucksvolle Kunstwerke nahe gebracht. Was mir dabei so durch den Kopf gegangen ist, waren Bilder aus meiner Kindheit und Jugendzeit. Ich bin in Kipshoven aufgewachsen und habe –bis auf wenige Semester während meines Studiums – immer in dem Dorf gewohnt, gelebt und mich wohl gefühlt.

Die Kapelle war der Mittelpunkt für die Familien im Dorf, die fast alle katholisch waren.

Jeden Sonntag wurde dort eine Hl. Messe gefeiert. Die Kapelle war bis zum letzten Platz besetzt. In der Woche wurde der Rosenkranz gebetet. Trotz der vielen Hausarbeit, die die Frauen damals bewältigen mussten, gingen sie regelmäßig zu diesem Rosenkranzgebet.

Vorne vor der Kommunionbank standen kleine Kinderbänke.

Der Platz reichte irgendwann nicht aus für die vielen Kinder, die zur Hl. Messe kamen, sodass der Kapellenvorstand entschied, dass Kinder auch noch in den ersten Bänken, die für die Erwachsenen gedacht waren, sitzen durften. Vor jeder Hl. Messe konnten die Erwachsenen beichten. Viele taten es

Kipshoven, Kapelle um 1990. Fotograf: Paul Heinen, Mönchengladbach. Stadtarchiv Wegberg, Fotosammlung

regelmäßig. Wir Kinder gingen alle 14 Tage – also die meisten regelmäßig – zur Beichte in die Pfarrkirche Beeck. Es war für fast alle Familien selbstverständlich, dass die Jungen Messdiener wurden. Wir Mädchen hätten diesen Dienst auch gerne übernommen, aber damals durften Mädchen nicht am Altar dienen; sie durften „vorbeten“, d.h. z.B. die Lesung in deutscher Sprache vortragen, weil ja die Messsfeier bis zum 2. Vatikanum in lateinischer Sprache gefeiert wurde.

Im Dorf gab es einen starken, guten Männerchor.

Der Leiter des Beecker Kirchenchores, Heinz Adrian, kam jeden Freitag zur Probe nach Kipshoven. Der Chor sang an Festtagen während der Hl. Messe und trat auch bei besonderen Anlässen, z.B. am Volkstrauertag, auf. Die Kapelle hatte einen Kapellenvorstand, der dem Kirchenvorstand in Beeck unterstellt war, Die Männer –mein Vater war auch dabei – kollektierten nicht nur während der Hl. Messen, sondern sie waren mit ihren Kindern auch zuständig, das Umfeld der Kapelle sauber zu halten. Wenn besondere Anschaffungen für die Kapelle gemacht werden mussten, führten sie auch Haussammlungen durch – damals mit erstaunlich guten Ergebnissen.

Und heute ?

Die Kapelle ist ein „künstlerisches Kleinod“, das von vielen Interessierten vom Niederrhein und anderen Regionen besucht wird. Jeden Sonntag bieten wir eine Wortgottesfeier an. Einmal im Monat kommen Pfr. Tran oder Pfarrvikar Wolber und feiern mit einer „kleinen Schar“ von Besucher/innen eine Hl. Messe. Kinder sind nur noch selten unter den Gottesdienstbesuchern; Messdiener/-Innen haben ihre „Einsätze“ deutlich reduziert.

Mittwochs nachmittags betet eine kleine Gruppe älterer Dorfbewohnerinnen den Rosenkranz.

Wenn jemand im Dorf verstorben ist, wird – wie früher – noch zum Rosenkranzgebet für den Verstorbenen am Abend vor der Beerdigung eingeladen. Einen Männerchor haben wir schon lange nicht mehr im Dorf. Den Organisten haben wir auch nicht mehr „aus eigenen Reihen“, sondern den holen wir uns aus anderen Dörfern der Stadt.

Für Brautämter – besonders von auswärtigen Besuchern – wird unsere Kapelle gerne in Anspruch genommen; auch hin und wieder für Taufen.

Das, was früher der Küster oder die Küsterin für die Kapelle getan hat, ist heute auf mehrere Schultern verteilt. Fast alle sind schon im Rentenalter. Und die Arbeiten um die Kapelle herum werden heute „ in Auftrag gegeben“; der Bauhof der Stadt Wegberg kümmert sich um den Rasenschnitt und den fachgerechten Rückschnitt der Alleebäume. Es bleibt zu hoffen, dass die Kapelle nicht nur „historisches Kleinod“, sondern wieder „Quelle eines lebendigen Glaubens“ wird, der die Dorfgemeinschaft trägt.

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