Die 9. Ausgabe der Schweizerischen Triennale der Skulptur in Bad Ragaz hat begonnen: Aktuelle Positionen aus der ganzen Welt in fantastischer Berglandschaft! Esther und Rolf Hohmeister, ein Glücksfall für die Region, haben vor über 20 Jahren das Freiluft Kunstprojekt „Bad Ragartz“ gestartet. Bis 30. Oktober werden hunderttausende Kunstbegeisterte den beschaulichen Kurort besuchen.
Liebe Esther, lieber Rolf, Ihr zeigt dieses Jahr 88 Künstler aus 19 Ländern. Durch wie viele Bewerbungen musstet Ihr Euch arbeiten? Und kann man bei dem Projekt auf die Unterstützung aus der Familie hoffen?
Esther und Rolf Hohmeister: Für jede Triennale erhalten wir rund 1.000 Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Die Dossiers zu sichten und gemeinsam zu diskutieren, ist zwar viel Arbeit, zugleich aber auch ein außerordentlich inspirierender Prozess. In dieser Phase der Vorbereitung spielt die Familie eine große Rolle. Unsere Töchter sowie unsere Enkelinnen und Enkel sind hier aktiv dabei. Auf diese Weise werden die Meinungen von drei Generationen geäußert und gehört.
Auf vergleich baren Kunstevents konnte man einem jahrelangen Trend folgen, dass ein hoher Anteil ostasiatischer Künstler ausgestellt wurde.
EH&RH: Ja, es stimmt, dass man in den letzten Jahren vermehrt Künstler aus Ostasien in Europa vertreten findet. Auch an der diesjährigen „Bad Ragartz“ sind zwei chinesische Künstler präsent. Wir folgen hier aber keinem Trend. Vielmehr interessiert uns die bildnerische Ausdrucksweise der asiatischen Kunst. Ein wesentliches Ziel der Triennale ist der gelebte künstlerische Diskurs zwischen den Kulturen.
Ihr beide richtet einen besonderen Fokus auf Kinder und Jugendliche. Für sie werden während der Triennale zahlreiche Workshops, Kurse und Führungen ver anstaltet. Ein Kunstereignis für die ganze Familie?
EH&RH: Für uns ist es enorm wichtig, dass Kinder, Jugendliche und ganze Familien an der Kunstwelt teilnehmen können. Dies fördert den Dialog innerhalb der Schulen, aber auch innerhalb der Familien. Der Besuch der Ausstellung und die frühe Auseinandersetzung mit der Kunst inspiriert unsere jüngsten Besucher und regt zugleich auf spielerische Weise das kritische Denken an. Die aktive Kunstvermittlung legt heute den Grundstein für das Kunstverständnis von morgen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrer persönlichen Entdeckungstour mit ARTMAPP!
BERLIN, BERLIN
HELMUT NEWTON, YVA, JEWGENI CHALDEJ, HEIN GORNY, ARWED MESSMER / FRITZ TIEDEMANN, WILL MCBRIDE, ARNO FISCHER, ARWED MESSMER / ANNETT GRÖSCHNER, WIM WENDERS, F.C. GUNDLACH, GÜNTER ZINT, MARIA SEWCZ, MICHAEL SCHMIDT, THOMAS FLORSCHUETZ, ULRICH WÜST, BARBARA KLEMM, HARF ZIMMERMANN
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Skulpturenreihe von Reiner Seliger im Morat Institut für Kunst und Kunstwissenschaft Freiburg. Die Komposition entstand im Jahr 2019. Die Höhe der meist aus Ziegelbruch bestehenden Skulpturen beträgt zwischen 100 cm und 260 cm. Foto: Reiner Seliger, 2024
Startpunkt unserer Kunstreise ist Freiburg im Breisgau, gefolgt von einem Abstecher nach Bernau im Hochschwarzwald ins Hans-Thoma-Kunstmuseum. Weiter geht es in die Ortenau nach Offenburg ins Kesselhaus von Stefan Strumbel.
Im Nordschwarzwald besuchen wir Baden-Baden mit Kunst im Kurpark, das Museum Frieder Burda feiert sich außerdem mit einer Jubiläumsschau. In die Goldstadt Pforzheim lädt das Kunstfestival ORNAMENTA ein.
NUR SKUL PTUR
Die Bildhauerei galt lange als letzte reine Männer bastion. Künstlerinnen brachten neue Materialien und Medien, aber auch neue Sichtweisen auf die Bildhauerei ein. Ein Beispiel dafür ist Joana Vasconcelos, die für ihre überdimensionalen Kunstwerke weiche Materialien wie Stoff, Spitze oder Wolle verwendet. Indem sie portu giesische Handwerks- und Hand arbeitstechniken dafür
Joana Vasconcelos, Details „Valkyrie Martha“, 2022–2024, Kreuzstall Schloss Gottorf, Foto: Marcus Dewanger
heranzieht, führt sie vor Augen, dass eine Trennung zwischen Kunst und Design inzwischen obsolet ist. Auch die Natur ist ein stets wiederkehrendes Thema – und was ist schöner, als der Skulptur in der Natur zu begegnen, ob im „Hortus Conclusus“ des Kulturorts Galerie Weiertal oder im Heidelberger Skulpturenpark. Die Triennale der Skulptur in Bad Ragaz sowie die Biennale Bregaglia in Stampa/Engadin zeigen die Bandbreite der Möglich keiten, die zeitgenössische Skulptur bietet bzw. bieten kann, und die an zahlreichen Orten in Deutschland und der Schweiz erlebbar ist.
Gleich am Anfang unserer Kunstreise am Main besuchen wir Aschaffenburg – das „bayerische Nizza“! Die unterfränkische Stadt nahe der hessischen Grenze hat sich immer mehr als Stadt der Kunst etabliert. Verschiedene Ausstellungshäuser
zeigen Sonderausstellungen, etwa die Kunsthalle Jesuitenkirche, wo unter dem Titel „Biotop Art Brut“ Werke aus der Sammlung Hannah Rieger zu sehen sind (28. September 2024 bis 9. Februar 2025). Die Ausstellungsmacher verstehen die Ausstellung als „Biotop“, als einen geschützten Ort, in dem man Bedeutsames erwarten kann – präsentiert in der Jesuitenkirche Heiligste Dreifaltigkeit aus dem 17. Jahrhundert. Seit 1990 dient die profanierte Kirche als Ausstellungshaus …
FEMA L e POS ITION s
Der Eindruck, dass es gerade nur Ausstellungen weiblicher Positionen gibt, trügt. In Wahrheit ist die ersehnte Akzeptanz und institutionelle Wertschätzung aller Geschlechter in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Erinnern wir uns: Seit den 1970ern bekämpfen kluge Frauen das Patriarchat, setzen sich für gleiche Rechte, Equal Pay, Kriminalisierung von Gewalt, mangelnde Präsenz in Museen und Galerien und viel mehr ein. Was davon wie gelebt wird, sehen wir global und privat.
Also werden wir hier nicht müde, weiter die Arbeit von Künstlerinnen, Wegbereiterinnen und Kuratoren zu veröffentlichen. Viel Freude auf den nachfolgenden Seiten.
AMREI HEYNE
IVANA BAŠIĆ
KERSTIN BRÄTSCH
HANNA BEKKER VOM RATH AGNES DENES MADELEINE DIETZ REBECCA HORN ANNE IMHOF MIRANDA JULY