GESUNDHEITSVERSORGUNG INLAND
RISIKOGRUPPEN STÄRKEN Wohnungslose und Menschen in schwierigen Lebenslagen sind von der Pandemie besonders gefährdet. Viele zählen aufgrund ihrer Lebenssituation, ihres Alters und wegen chronischer Erkrankungen zur Covid-19-Risikogruppe. Ärzte der Welt setzt sich auch mit politischer Arbeit für ihren Schutz und Zugang zu medizinischer Versorgung ein. Was ist, wenn aus dem Homeoffice zu arbeiten, Abstand zu halten oder gar in Quarantäne zu gehen keine Optionen sind? Für Menschen, die kein eigenes Zuhause, keine feste Arbeit und noch nicht einmal Zugang zu verlässlichen Informationen haben, ist es geradezu unmöglich, sich und andere während der Coronapandemie effektiv zu schützen. Um ihre Situation zu verbessern, hat Ärzte der Welt kontinuierlich Entscheidungsträger*innen über die Schwierigkeiten der Zielgruppen informiert und sich dafür eingesetzt, bestehende Missstände und Barrieren zu beseitigen. Beispielsweise haben wir gemeinsam mit anderen Anlaufstellen und Einrichtungen der Obdach- und Wohnungslosenhilfe im Austausch mit der Stadt München sowie dem
42 / Ärzte der Welt
Freistaat Bayern auf die kritische Lage wohnungsloser Menschen in der bayrischen Landeshauptstadt hingewiesen. Dabei haben wir insbesondere die Situation in Sammelunterkünften aufgezeigt, in denen durch beengte Wohnverhältnisse ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht. Wir haben auch auf unhaltbare Quarantänebedingungen für Reiserückkehrer*innen aus anderen EU-Ländern oder Covid-19-Kontaktpersonen im Übernachtungsschutz der ehemaligen Bayernkaserne hingewiesen. Einen Erfolg konnte Ärzte der Welt vor allem in der gesonderten Unterbringung von Risikopatient*innen verzeichnen. Das Team des Münchner Projekts open.med identifizierte über 120 Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf und stellte den Betroffenen eine Bescheinigung aus. Mit dieser konnten sie aus den Sammelunterkünften für Wohnungslose in eine weniger dicht belegte Unterkunft mit einer geringeren Infektionsgefahr umziehen.