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Jemen

Ein Arzt untersucht ein Kleinkind in einer Gesundheitsstation. Foto: Ärzte der Welt

KRISE OHNE ENDE

Seit 2015 tobt im Jemen ein Mehrfrontenkrieg. Über 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Sie leiden unter Hunger, Infektionskrankheiten und jetzt auch noch unter der Coronapandemie. Im November 2020 berichtete Ärzte der Welt-Mitarbeiterin Wafa’a Al Saidy im UN-Sicherheitsrat von der Krise in ihrem Land.

Die unerträgliche Situation hat sich durch Covid-19 deutlich verschlimmert

Das sagte die Projektkoordinatorin Wafa’a Al Saidy bei ihrer Rede im UN-Sicherheitsrat. Kaum ein Gesundheitssystem auf der Welt sei so wenig auf die Pandemie vorbereitet gewesen wie das jemenitische. Die Hälfte der Krankenhäuser ist beschädigt oder zerstört, selbst grundlegende medizinische Hilfe können viele Einrichtungen nicht mehr leisten. Die Blockade der Häfen führt zu Lieferengpässen bei Lebensmitteln, Medikamenten und medizinischem Material. Schutzausrüstungen und Masken sind Mangelware, sauberes Trinkwasser ebenfalls. „Wenn wir Aufklärungskampagnen zur Prävention von Covid-19 oder Cholera machen, fragen viele Menschen: „Wie sollen wir unsere Hände mit Wasser und Seife reinigen, wenn wir nicht einmal Wasser zum Kochen haben?“, berichtete Wafa’a Al Saidy.

VIER FORDERUNGEN

Wafa’a Al Saidy schloss ihre Rede mit vier Forderungen an den UN-Sicherheitsrat: • den Krieg im Jemen zu beenden, • die Wirtschaft des Landes zu retten, • einen sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu garantieren, • die Finanzierung humanitärer Hilfe beizubehalten und den Jemen nicht aufzugeben.

MEDIZINISCHE HILFE UND POLITISCHES ENGAGEMENT

Ärzte der Welt ist in 16 Gesundheitseinrichtungen tätig: Wir behandeln Kinder und Erwachsene, die an Unterernährung und Infektionskrankheiten wie beispielsweise Cholera

Wafa’a Al Saidy, Ärzte der Welt-Landeskoordinatorin im Jemen

© Ärzte der Welt

Wir sehen junge, kriegstraumatisierte Patient*innen, denen sogar das Geräusch von Regen Angst macht.

leiden, führen allgemeinmedizinische Sprechstunden durch und betreuen Schwangere. Nach Ausbruch der Coronapandemie wurden die Einrichtungen mit Masken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln ausgestattet und das Personal im Umgang mit Covid19-Verdachtsfällen geschult. Außerdem bieten wir psychosoziale Beratungen an. Um den kompletten Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern, unterstützt Ärzte der Welt Klinikmitarbeiter*innen auch finanziell. Viele von ihnen haben seit Jahren kein Gehalt mehr bekommen.

Daneben engagiert sich Ärzte der Welt auf politischer Ebene. Im März 2020 haben wir gemeinsam mit 30 Organisationen einen offenen Brief an den Bundessicherheitsrat unterzeichnet. Darin haben wir unter anderem ein unbefristetes Waffenexportverbot für Länder der saudi-arabisch geführten Militärkoalition gefordert. Denn ein Nachschub an Waffen würde den Krieg und die laut UN „größte humanitäre Katastrophe der Welt“ zusätzlich befeuern.

Was wir erreicht haben

229.300 basismedizinische Konsultationen abgehalten, darunter 22.250 für Schwangere 83.000 Menschen über Gesundheitsthemen informiert 66.000 psychosoziale Einzel- oder Gruppensitzungen durchgeführt 33.500 Kinderauf Unterernährung untersucht

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