Faszination Krokodil – Bilder einer Eisenbahnlegende

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Bilder einer Eisenbahnlegende

Christian Zellweger




Wir danken folgenden Institutionen, die mit ihrer Unterstützung die Realisierung dieses Buches ermöglicht haben: Stiftung der Chemins de fer du Kaeserberg, Granges-Paccot SBB Historic, Bern

Umschlag Vorderseite Am 28. Juni 1860 fand die Eröffnungsfeier der Eisenbahnlinie Bern–Balliswil statt (sie führte damals lediglich bis zum Nordende des riesigen, sich im Bau befindlichen Grandfey-Viadukts, welcher erst 1862 eröffnet werden konnte – Reisende nach Fribourg mussten bis dahin auf die Postkutsche umsteigen). Fürs 150-JahrJubiläum der Strecke Bern–Balliswil wurde am 26. Juni 2010 die Ce 6/8 III 14305 von SBB Historic samt Leichtstahlwagen aufgeboten; sie führte Extrazüge zwischen Fribourg und Düdingen. Das Bild entstand beim Schloss Balliswil. Vorangehende Doppelseite Am Abend des 3. Mai 2013 zeigt sich die Ce 6/8 II Nr. 14253 auf der Schiebebühne des Depots Erstfeld. Wie nur zu Anfangszeiten der «SBB-Krokodile» üblich, hat die Maschine beide Stromabnehmer gehoben.

www.as-verlag.ch © AS Verlag & Buchkonzept AG, Zürich 2013 Gestaltung und Herstellung: AS Verlag, Urs Bolz, Zürich Korrektorat: Pablo Egger, Speicher Druck: B&K Offsetdruck GmbH, Ottersweier Einband: Grossbuchbinderei Josef Spinner GmbH, Ottersweier ISBN: 978-3-906055-15-2


FAS Z I NAT ION K ROKOD I L Bilder einer Eisenbahnlegende

Christian Zellweger

AS Verlag



Inhalt

«Krokodil» – Das Markentier des schweizerischen Lokomotivbaus 8 Der lange Weg zur Elektrolokomotive – oder die Vorläufer des «Krokodils» 9 Gleichstrom oder Drehstrom – das ist hier die Frage? 10 Ja zum Wechselstrom – aber einphasig oder dreiphasig (Drehstrom)? 11 Zuerst die Probelokomotiven, dann die Serienmaschinen – so jedenfalls der SBB-Plan . . . 13 Der Entwicklungspfad zum «Krokodil» – von der Ce 6/8 I zu den Ce 6/8 II 14 Genutztes Entwicklungspotenzial – aus Ce 6/8 II werden teilweise Be 6/8 II 14 Neues Leben für alte Loks – aus Ce 6/8 II werden «Rangier-Krokodile» 16 Die zweite «Krokodil»-Serie der SBB – die Ce 6/8 III, später Be 6/8 III 17 Die De 6/6 – besser bekannt als «Seetal-Krokodile» 18 Ee 6/6 – die unbekannten «Krokodile» der SBB 18 Kein Fall für den Alteisenhändler – erhalten gebliebene «SBB-Krokodile» 19 Die «SBB-Krokodile» waren erfolgreich – und wurden deshalb öfters auch «kopiert» 20 «RhB-Krokodile» – (fast) genauso bekannt wie diejenigen der SBB Bildteil 23 Ce 6/8 II und Be 6/8 II – die erste «Krokodil»-Generation der SBB 53 Ce 6/8 III und Be 6/8 III – die zweite «Krokodil»-Generation der SBB 77 De 6/6 – die «Seetal-Krokodile» der SBB 85 Ee 6/6 – die unbekannten «Krokodile» der SBB 91 Das «RhB-Krokodil» und das «Berninabahn-Krokodil»

Auf der Südseite der Berninabahnstrecke, zwischen Li Curt und Le Prese, ist die Ge 4/4 Nr. 182 mit einem Pullmanzug unterwegs. Entstanden ist das Bild am 21. August 2011. Gut zwölf Jahre früher stand es noch in den Sternen, ob diese anno 1984 nach Frankreich verkaufte und dort unter freiem Himmel dem Zerfall preisgegebene Lokomotive je wieder fahren würde. Eh voilà – oder wie man(n) sich zum Glück täuschen kann!


Links: 15 «Krokodile» des Typs Ge 6/6 I betrieb die Rhätische Bahn insgesamt auf ihrem Stammnetz (Wechselstrom). Rechts: Demgegenüber beschaffte die Berninabahn lediglich ein einziges echtes «Krokodil» – die Ge 4/4 Nr. 82, später 182. Im Laufe der Zeit «verlor» das Fahrzeug allerdings die zu Beginn angebrachten zwei mächtigen Schneepflüge.

«RhB-Krokodile» – (fast) genauso bekannt wie diejenigen der SBB Die bekanntesten «Meterspur-Krokodile» Helvetiens sind zweifellos jene der RhB, also der Rhätischen Bahn. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen: – «RhB-Krokodile» des Stammnetzes (Wechselstrom), die Ge 6/6 Nrn. 401–415, später Ge 6/6 I. Sie weisen den Winterthurer Schrägstangenantrieb auf, ähnlich den Ce 6/8 III der SBB. – «Berninabahn-Krokodil» der Linie St. Moritz–Pontresina–Poschiavo–Tirano (Gleichstrom), die Ge 4/4 Nr. 82, später Nr. 182. Das Fahrzeug verfügt über vier einzeln angetriebene Achsen.

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Mittlerweile sind die meisten der «Stammnetz-Krokodile» verschrottet worden. Einige jedoch befinden sich nach wie vor bei der RhB und gelangen sporadisch zum Einsatz. Andere stehen in Museen oder erinnern zumindest als Denkmal an frühere Zeiten. Das «Berninabahn-Krokodil» wurde 1977 ausrangiert und 1984 nach Frankreich verkauft. Statt der anvisierten Wiederinbetriebnahme zerfiel das Einzelstück jedoch im Laufe der Zeit zur Ruine und wäre irgendwann einmal bei einem Alteisenhändler in der EU gelandet. Beherzte Eisenbahnfreunde der «Associazione 182» vom «Club 1889» setzten daraufhin alle Hebel in Bewegung, holten 1999 das BerninabahnUnikat nach Graubünden zurück und arbeiteten den «Schrotthaufen» in jahrelanger Arbeit wieder auf – zum betriebsfähigen Schmuckstück!


Links: «B+B Schneepflug-, Güterund Personenzuglokomotive für die Berninabahn; XI. 1927» – so lautet der zu dieser Aufnahme überlieferte Originaltext. Entstanden ist das Bild im Werksgelände der Firma SLM.

Oben: Chur, im Jahre 1956, mit RhB-Stammnetzloks der Typen Ge 4/6, Ge 6/6, Ge 4/4 und Ge 2/4 (von links nach rechts). Unten: Berninabahn-Ge 4/4 182 am 20. März 1968 bei Poschiavo.

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Links: «Gruppenfoto mit fünf ‹Krokodilen› und zwei Be 4/6»: Mit der Lupe lassen sich die folgenden Lokomotiven identifizieren (von links nach rechts): – Ce 6/8 II Nr. 14255 – Ce 6/8 II noch ohne Nr. – Ce 6/8 II noch ohne Nr. – Ce 6/8 II Nr. 14261 – Be 4/6 Nr. 12310 – Ce 6/8 II Nr. 14258 – Be 4/6 Nr. unbekannt. Rechte Seite: Vermutlich am gleichen Tag wie das Bild links entstand die Aufnahme der «schwebenden» Ce 6/8 II 14258. Auf eine Glasplatte gebannt worden sind beide Fotos im Jahre 1919 oder 1920, als die Industrie aus Platzgründen diverse Lokomotiven in der SBB-Hauptwerkstätte Bellinzona fertigstellen musste. Ihrer charakteristischen Form wegen wird die 1919 vollendete Halle übrigens «die Kathedrale» genannt.

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Das Historische Team des Depots Erstfeld betreut eine grössere Anzahl Fahrzeuge der Stiftung SBB Historic. Damit sich die Elektroveteranen für einmal auch in der Dämmerung – in der «Blauen Stunde» – im Depotareal ablichten liessen, fand am Abend des 3. Mai 2013 eine sogenannte «Fotonacht» statt: Es posieren für eine Handvoll Eisenbahnfreunde die folgenden drei Gotthard-Legenden: Ce 6/8 II 14253 («Krokodil») Ae 6/6 11402 «Uri» (Prototyp) Ae 8/14 11801 (Doppel-Lok).

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Links: «Bau [einer] Unterführung bei Liestal, 22. Mai 1953» – mehr Informationen sind zu diesem Bild nicht überliefert. Nichtsdestotrotz lädt uns die Aufnahme zu einer Zeitreise ein: Bahnseitig steht eine Ce 6/8 III im Einsatz, strassenseitig ist es ein VW «Käfer» mit «Bretzelfenster» und Schiebefaltdach, ein rechtsgesteuerter Austin sowie ein «Schnauzen»-Lastwagen aus Schweizer-Produktion (Saurer oder Berna). Rechte Seite: Zu dieser Aufnahme ist in der Zeitschrift Semaphor, Ausgabe «Frühling 2006», ein siebenseitiger Hintergrundsbericht publiziert worden. Fazit: Das Bild entstand im Juni 1942, also mitten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs – deshalb trägt der Streckenwärter auch ein Gewehr. Und die von Aarau in Richtung Rohr-Buchs fahrende Ce 6/8 III hat den Nord–Süd-Güterzug Nr. 826 (Basel Rangierbahnhof–Erstfeld– Bellinzona) am Kupplungshaken.

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Im Rahmen des Anlasses «50 Jahre Weiacher Kies» verkehrte am 14. Juni 2012 ein Kieszug wie anno dazumal: Hier schleppt das «Krokodil» Be 6/8 III 13302 eine epochengerechte 15-Wagen-Komposition über den Rhein – die einspurige Brücke führt von Hüntwangen-Wil nach Eglisau.

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Drei Augenblicke im «Leben» der Be 6/8 III 13302: Oben: Einbau eines revidierten Ventilatormotors in der SüdostbahnWerkstätte Samstagern ZH. Unten links: «Krokodil» ohne Laufachse, fotografiert in der BLS-Werkstätte Spiez. Unten rechts: Die Bearbeitung von Gleitlagern setzt Fachwissen und Erfahrung voraus (BLSWerkstätte Spiez). Rechte Seite: Bei teilbewölktem, aber fotogenem Himmel präsentieren sich im Depot Rapperswil folgende SBB-Lokomotiven dem Fotografen: – Be 6/8 III 13302 – Ae 3/6 I 10664 und – Ae 4/7 10976

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Oben: Noch ein De 6/6-«Familientreffen» – siehe Seite 76 – jetzt aber mit lediglich zwei Maschinen: 15303 (links) und 15301. Als Hintergrund diente das Depot Luzern, auf Film gebannt wurde das fotogene Ereignis am 28. Februar 1982. Unten: Man schreibt den 25. April 1956, als die De 6/6 15302 in Beinwil am See einen Personenwagen und mehrere Güterwagen rangiert. Das Gleis, auf dem sich der Zug befindet führte nach Beromünster – eine Bahnverbindung, welche heute nicht mehr existiert (30.5.1992 Personenverkehr eingestellt, 31.10.1999 aufgehoben). Rechte Seite: Undatierte Aufnahme, wahrscheinlich entstanden im Winter 1981/82: Die De 6/6 15301 verlässt soeben Lenzburg und fährt mit rund einem Dutzend Güterwagen in Richtung Seetal – rechts neben der Lokomotive, ist im Dunst schwach das Schloss Lenzburg sichtbar.

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Links: 8. Mai 2012, Madonna di Tirano: Das «Berninabahn-Krokodil» ist für eine private, aus der Schweiz nach Italien führende Geburtstagsfahrt unterwegs – hier mangels eines eigenen Trassees praktisch als «Strassenbahn». Rechte Seite: 2. Juli 2011, Kreuzungshalt in Cadera: Die Ge 4/4 182 befindet sich auf Sponsorenfahrt in Richtung Poschiavo und wartet mit ihren drei historisch-nostalgischen Zweiachsern die Ankunft des Gegenzuges ab.

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Kein Lokomotivtyp der Schweizerischen Bundesbahnen geniesst einen dermassen hohen Bekanntheitsgrad wie die landläufig als «Krokodile» bezeichneten Maschinen. Jahrzehntelang als Ce 6/8 II sowie Ce 6/8 III im Einsatz gestanden, baute man sie später teilweise sogar um und schickte sie erneut in den schweren Streckendienst zurück – nun als Be 6/8 II sowie Be 6/8 III. Ihre Popularität verdanken die Maschinen einerseits ihrem charakteristischen Aus-

sehen, andererseits ihrer überaus langen Präsenz im Bahnalltag. Spektakuläre Bilder aus der Betriebszeit bis heute, wo die «Krokodile» als Sonderzüge unterwegs sind, bieten einen unvergleichlichen Blick auf die Königin der Elektrolokomotiven und lassen die grosse Zeit der «Krokodile» wieder aufleben. Auch das «Seetal-Krokodil» sowie die «Krokodile» der Rhätischen Bahn und dasjenige der Berninabahn werden in diesem Bildband nicht vergessen. ISBN: 978-3-906055-15-2


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