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Einführung: Galater

P

aulus hat die Gemeinde in der Landschaft Galatien vermutlich auf seiner zweiten Missionsreise gegründet (Apostelgeschichte 16,6). Galatien liegt in der Gegend des heutigen Ankara. Auf seiner dritten Reise hat er die Gemeinde erneut besucht (Apostel­ geschichte 18,23). Den vorliegenden Brief hat er vermutlich zwischen 54 und 56 in Ephesus geschrieben. Anlass für sein Schreiben war die Nachricht vom Auftreten judenchristlicher Lehrer in Galatien, die in der Gemeinde für Verwirrung sorgten. Sie verlangten in zwei zentralen Punkten eine größere Nähe zum Judentum, als Paulus sie gelehrt hatte: nämlich die strikte Einhaltung des Mose-Gesetzes und die Beschneidung. Für Paulus wird durch diese Forderungen jedoch die Christusbotschaft als solche infrage gestellt: Wenn es von der Gesetzeserfüllung abhängig ist, ob jemand von Gott angenommen wird, dann waren das Sterben und die Auferstehung von Jesus Christus umsonst. Paulus macht deutlich: Wer vor Gott auf das eigene Tun setzt, wird an diesem Maßstab auch gemessen. Wer sich beschneiden lässt, verpflichtet sich dazu, das ganze Gesetz zu halten (5,3). Aber kein Mensch ist dazu überhaupt in der Lage. Nur durch den Glauben an Jesus Christus können wir vor Gott als gerecht gelten. Das Gesetz bringt uns den Tod, aber wer im Glauben mit Christus verbunden ist, ist ein neuer Mensch geworden und bekommt das Leben neu geschenkt (2,16-20). Paulus weist darauf hin, dass er seine Lehre von Christus selbst empfangen hat (1,12) und dass sie auch von den führenden Vertretern der Jerusalemer Judenchristen anerkannt wurde (2,1-10). Nicht mehr verpflichtet zu sein, das ganze Gesetz zu halten, ist eine ungeheure Befreiung. Diese Freiheit hat Christus uns geschenkt. Paulus wird nicht müde zu betonen, basisbibel.de/nt_851


Einf端hrung: Galater

dass sie nicht wieder aufs Spiel gesetzt werden darf (5,1). Deshalb ist der Galaterbrief zugleich das wichtigste Zeugnis f端r echte christliche Freiheit und M端ndigkeit im Neuen Testament.

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Briefanfang Absender und Empfänger

1  Paulus, 1 Apostel – und zwar nicht von Menschen berufen.

Auch nicht durch einen Menschen eingesetzt. Sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn vom Tod auferweckt hat. 2 Ich schreibe euch, zusammen mit allen Brüdern und Schwestern, die bei mir sind. An die Gemeinden in Galatien.

3 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 4 Der hat sich selbst hingegeben für unsere Schuld. Dadurch hat er uns aus dieser Welt gerettet, die vom Bösen beherrscht wird. So wollte es unser Gott und Vater. 5 Er regiert in Herrlichkeit für immer und ewig. Amen.

Die Vorgeschichte: Die Gute Nachricht kommt nach Galatien Die Galater wenden sich von der Guten Nachricht ab

6 Ich bin überrascht,

wie schnell ihr euch von Gott abwendet.

–Apostel: � –Christus/ Messias: Wörtlich

»der Gesalbte«. Bezeichnet ursprünglich den durch Salbung im Auftrag Gottes eingesetzten König Israels, dann den von Gott versprochenen Retter für die Menschen.

–Auferstehung:

Meint die Auferweckung vom Tod und das ewige Leben bei Gott in seinem Reich.

–Bruder / Schwes­ ter: � –Gnade: � –Friede: Umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft. –Welt, diese Welt:

Die Menschenwelt im Gegensatz zur Welt Gottes. Sie hat sich von Gott abgewandt und lehnt Jesus, den Sohn Gottes, ab.

–Herrlichkeit: � –Amen: � basisbibel.de/nt_853

GALATER

Der Brief an die Galater


Galater 1

–Bruder / Schwes­ ter: Das grie-

chische Wort für Bruder bezeichnet sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder der christlichen Gemeinde.

–Gnade: Gott wendet sich den Menschen liebevoll und ohne jede Vor­ bedingung zu. –Herrlichkeit: Bezeichnet das, was einer Person Ansehen und Macht verleiht. Die Bibel stellt sich Gottes Herrlichkeit auch als strahlenden Lichtglanz vor. –Amen: Das heb­

räische Wort hat den Sinn von »So ist es/So sei es!«

–Engel: Das Wort

»Engel« kommt vom griechischen »angelos« und bedeutet »Bote / Gesandter« Gottes.

–Himmel: Meint den gesamten Luftraum. Im übertragenen Sinn beschreibt »Himmel« den Bereich, in dem Gott wohnt. basisbibel.de/nt_854

Er hat euch doch berufen, an der Gnade teilzuhaben, die Christus gebracht hat. Und ihr wendet euch einer anderen »guten Nachricht« zu! 7 Dabei gibt es die gar nicht. Sondern ein paar Leute führen euch in die Irre. Sie wollen die Gute Nachricht von Jesus Christus verdrehen. 8 Doch wer immer euch etwas anderes verkündet, als was wir verkündet haben, soll verflucht sein – auch wenn wir selbst es tun oder gar ein Engel vom Himmel! 9 Wir haben das schon früher gesagt, und ich sage es jetzt noch einmal: Wer euch etwas anderes verkündet als die Gute Nachricht, die ihr bereits angenommen habt, soll verflucht sein! Die von Paulus verkündete Gute Nachricht kommt direkt von Christus

10 Ich frage euch:

Will ich etwa Menschen für mich einnehmen? Doch eher Gott! Oder versuche ich gar, den Menschen mit meiner Lehre entgegenzukommen? Wenn ich das täte, wäre ich jedenfalls kein Diener von Christus.

11 Brüder und Schwestern,

das müsst ihr einsehen: Die Gute Nachricht, die ich verkündet habe, stammt nicht von Menschen.


Galater 1

12 Denn ich habe sie nicht

von einem Menschen empfangen. Ich wurde auch nicht von einem Menschen darin unterrichtet. Nein, Jesus Christus selbst hat sie mir offenbart.

Paulus kommt zum Glauben und verkündet die Gute Nachricht

13 Ihr habt doch gehört,

wie konsequent ich früher meinen jüdischen Glauben gelebt habe. Mit aller Kraft habe ich die Gemeinde Gottes verfolgt und wollte sie vernichten. 14 Ich übertraf viele Gleichaltrige in meinem Volk darin, den jüdischen Glauben zu leben. Denn ich setzte mich mit aller Leidenschaft für das ein, was von meinen Vorfahren überliefert wurde. 15 Aber: Gott hatte mich schon im Mutterleib ausgewählt und in seiner Gnade berufen. Er hatte beschlossen, 16 mir seinen Sohn zu offenbaren. Bei allen Völkern sollte ich ihn bekannt machen. Danach habe ich keinen Menschen um Rat gefragt.

17 Ich ging auch nicht nach Jerusalem zu denen,

die schon vor mir Apostel waren. Sondern ich ging sofort nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. 18 Erst drei Jahre später ging ich nach Jerusalem, um Kephas kennenzulernen. Fünfzehn Tage blieb ich bei ihm. 19 Von den anderen Aposteln habe ich keinen gesehen – außer Jakobus, den Bruder des Herrn.

–Diener von Chris­tus: Be-

zeichnung für das Verhältnis, in dem Paulus und seine Begleiter zu Christus stehen: In seinem Auftrag und mit seiner Vollmacht verkünden sie das Wort Gottes und wirken beim Aufbau der Gemeinden mit.

–Glaube: � –Gemeinde Gottes: Gemeint

ist die christliche Gemeinde.

–was von meinen Vorfahren überliefert wurde:

Das jüdische Gesetz und seine Vorschriften.

–danach: Nach der Christus­ offenbarung, die Paulus auf dem Weg nach Damaskus erlebt hat. –Apostel: Wörtlich

»Ausgesandter«. Jemand, der mit einem bestimmten Auftrag zu einem Adressaten ­geschickt wird.

–Kephas: �

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Galater 2

–Glaube:

»Glaube(n)« meint das tiefe Vertrauen auf Gott.

–Heiden: In der Bibel die Menschen aus den Völkern, die nicht an den Gott von Israel glauben. –Grieche:

Gemeint sind Menschen aus den Ländern rings um Israel, die keine Juden waren und Griechisch sprachen. Griechisch war im gesamten Osten des römischen Reichs gemeinsame Sprache.

–Beschneidung:

Das Abtrennen der Vorhaut am männlichen Glied ist für Israel Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk.

–Bruder / Schwes­ ter: Das grie-

chische Wort für Bruder bezeichnet sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder der christlichen Gemeinde.

–wer auch immer:

Gemeint ist:

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20 Was ich euch hier schreibe, ist, bei Gott, nicht gelogen.

21 Anschließend ging ich nach Syrien und Zilizien. 22 Die christlichen Gemeinden in Judäa haben mich nie persönlich kennengelernt.

23 Das Einzige,

was sie von mir hörten, war: »Der Mann, der uns verfolgt hat, verkündet jetzt den Glauben, den er früher ausrotten wollte.« 24 Und sie lobten Gott für das, was mit mir geschehen war. Die maßgebenden Leute in Jerusalem erkennen Paulus an

1  Vierzehn Jahre später 2 ging ich wieder nach Jerusalem, diesmal mit Barnabas. Auch Titus habe ich mitgenommen.

2 Ich ging nach Jerusalem,

weil Gott selbst mir den Auftrag dazu gegeben hatte. Dort legte ich die Gute Nachricht vor, die ich den Heiden verkünde. Ich erklärte sie auch noch einmal eigens den maßgebenden Leuten. Denn ich wollte nicht, dass ich mich vergeblich abmühe – oder schon abgemüht habe. 3 Aber nicht einmal von meinem Begleiter Titus, einem Griechen, wurde verlangt, sich beschneiden zu lassen. 4 Doch es sind falsche Brüder bei uns eingedrungen. Sie hatten sich eingeschlichen, um uns auszuspionieren.


Galater 2

Sie wollten wissen, wie wir mit der Freiheit umgehen, die Christus Jesus uns gebracht hat. Denn ihr Ziel war es, uns ihren Vorschriften zu unterwerfen. 5 Aber wir haben ihnen keinen Augenblick lang nachgegeben. Die Gute Nachricht sollte bei euch in ihrer ganzen Wahrheit erhalten bleiben.

6 Zurück zu den maßgebenden Leuten –

wer auch immer das war, ist mir egal – Gott schaut nicht auf die Person. Jedenfalls wurden mir von den maßgebenden Leuten keine Auflagen gemacht. 7 Im Gegenteil! Sie sahen, dass Gott es mir anvertraut hat, die Gute Nachricht zu den Fremden zu bringen – genauso wie Petrus sie zu den Menschen jüdischer Herkunft bringen soll. 8 Denn Gott hat Petrus befähigt, Apostel für die Menschen jüdischer Herkunft zu sein. Genauso hat er mich befähigt, Apostel für die Heiden zu sein. 9 Die maßgebenden Leute erkannten, welche Gnade mir Gott erwiesen hatte. Es waren Jakobus, Kephas und Johannes, die als »die Säulen« gelten. Zum Zeichen der Gemeinschaft reichten sie mir und Barnabas die Hand. Wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Menschen jüdischer Herkunft. 10 Sie baten uns nur darum, an die Armen zu denken. Und ich habe mich bemüht, genau das zu tun.

egal, ob es z. B. ein Jünger wie Petrus war, der Jesus begleitet hatte, oder ein Bruder von Jesus wie Jakobus.

–Fremde: Gemeint sind hier die Menschen in Kleinasien und Griechenland, die nicht jüdischer Herkunft sind. –Apostel: Wörtlich

»Ausgesandter«. Jemand, der mit einem bestimmten Auftrag zu einem Adressaten ­geschickt wird.

–Gnade: Gott wendet sich den Menschen liebevoll und ohne jede Vor­ bedingung zu. –Kephas: »Kefas« ist die aramäische Form des Namens »Petrus«. Beides bedeutet »Fels«. Es ist der Beiname des Apostels Simon. –die Säulen: � –Arme: Gemeint

sind die Armen in der Jerusalemer Gemeinde, für die Paulus spenden sammelt. basisbibel.de/nt_857


Galater 2

–die Säulen: Die drei Leiter der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem: Petrus, Johannes, der Sohn von Zebedäus, und Jakobus, der Bruder von Jesus. –Kephas: »Kefas«

ist die aramäische Form des Namens »Petrus«. Beides bedeutet »Fels«. Es ist der Beiname des Apostels Simon.

–Heiden: In der Bibel die Menschen aus den Völkern, die nicht an den Gott von Israel glauben. –Schuld: Das

Leben ohne Gott und damit gegen seinen Willen.

–Gesetz: Die Lebensvorschriften des Alten Testaments, besonders der fünf Bücher Mose. –gerecht, als gerecht gelten:

Durch Jesus Christus von ihrer Schuld befreit, können die Menschen vor Gottes Gericht als basisbibel.de/nt_858

Der Vorfall in Antiochia: Paulus widerspricht Petrus

11 Doch als Kephas dann nach Antiochia kam,

stellte ich ihn persönlich zur Rede. Denn er war im Unrecht: 12 Zunächst hatte er nämlich zusammen mit den Heiden gegessen. Aber dann kamen einige Leute aus dem Kreis um Jakobus. Da zog er sich zurück und hielt sich von ihnen fern. Denn er hatte Angst vor den Leuten jüdischer Herkunft. 13 Und genauso heuchlerisch verhielten sich auch die anderen Christen jüdischer Abstammung. Ja, sogar Barnabas ließ sich von ihrer Heuchelei anstecken. 14 Damit verließen sie den rechten Weg, wie er der Wahrheit der Guten Nachricht entspricht. Als ich das sah, stellte ich Kephas vor allen anderen zur Rede: »Obwohl du ein Jude bist, hast du gerade noch wie ein Heide gelebt und nicht wie ein Jude. Warum zwingst du dann die Heiden, wie Juden zu leben?« Das Gesetz und die Gnade

15 Unserer Herkunft nach sind wir Juden

und nicht wie die Heiden mit Schuld beladen.

16 Aber wir wissen:

Kein Mensch gilt vor Gott als gerecht, weil er das Gesetz befolgt. Als gerecht gilt man nur, wenn man an Jesus Christus glaubt. Deshalb kamen auch wir zum Glauben an Jesus Christus.


Galater 2

Denn durch diesen Glauben an Christus werden wir vor Gott als gerecht gelten – und nicht, weil wir tun, was das Gesetz vorschreibt. Schließlich spricht Gott keinen Menschen von seiner Schuld frei, weil er das Gesetz befolgt. 17 Nun wollen wir ja durch Christus vor Gott als gerecht gelten. Wenn sich nun aber zeigt, dass wir trotzdem mit Schuld beladen sind – was bedeutet das dann? Etwa, dass Christus die Schuld auch noch fördert? Auf gar keinen Fall! 18 Wenn ich nämlich das Gesetz wieder einführe, das ich vorher abgeschafft habe, dann heißt das: Ich selbst stelle mich als jemand hin, der es übertritt. 19 Das Gesetz hat mir den Tod gebracht. Deshalb gelte ich für das Gesetz als gestorben, damit ich für Gott leben kann. Mit Christus zusammen wurde ich gekreuzigt. 20 Deshalb lebe ich eigentlich nicht mehr selbst – sondern Christus lebt in mir. Mein jetziges Leben in diesem Körper lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes. Er hat mir seine Liebe geschenkt und sein Leben für mich hergegeben. 21 Ich weise die Gnade nicht zurück, die Gott uns erweist. Denn wenn wir durch das Gesetz vor Gott als gerecht gelten, dann ist Christus ohne Grund gestorben.

gerecht bestehen und in Gemeinschaft mit ihm leben.

–Glaube:

»Glaube(n)« meint das tiefe Vertrauen auf Gott.

–Kreuz, Kreuzigung: Grausame

Hinrichtungsart, die von den Römern an Sklaven, Räubern und Aufrührern vollstreckt wurde.

–Gnade: Gott wendet sich den Menschen liebevoll und ohne jede Vor­ bedingung zu.

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