DAS JUGENDWERK ALS WELCOME CLUB.

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DAS JUGENDWERK ALS WELCOME CLUB. HERAUSFORDERUNGEN DER TRANSKULTURELLEN ÖFFNUNG IN DER AWO

Dokumentation und Ergebnisse zum Forenwochenende „spezial“ vom 9. bis 11. Juni 2017 in Erfurt. 1


Impressum AWO Landesverband Thüringen Projekt ZukunftsChancen Josef- Ries-Strasse 15 99086 Erfurt www.awo-tolenanz.de

Gefördert durch:

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

In Kooperation mit AWO Landesjugendwerk Thüringen

LANDES

JUGENDWERK DER AWO THÜRINGEN

Redaktion: Projekt ZukunftsChancen Layout und Satz: Marcus Neumann | boombatze.media Druck: BTV COPY-TEAM Büromaschinen Vertriebs- und Service GmbH Auflage: 20 Stück

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Inhalt 1. Vorwort 4 2. Transkulturelle Öffnung

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3. Programm 6 4. Workshops 7 • Workshop 1 – Interkulturelle JuLeiCa • Workshop 2 – Sensibilisierung in Teams

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• Workshop 3 – Migrantische Communities und Hilfe zur Selbsthilfe – was kann JW tun? 12 5. Ergebnisse und Ausblick

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Vorwort Ein Antrag vom Landesjugendwerk Thüringen auf der Landeskonferenz am 3.September 2016 unterstrich das Vorhaben den Prozess der transkulturellen Öffnung im Verband voranzubringen. Perspektivisch soll sich die transkulturelle Öffnung als ein Qualitätsmerkmal professioneller Verbandsarbeit in allen Arbeitsbereichen der AWO etablieren und in der Praxis gelebt werden. Da an diesem Prozess auch andere Untergliederungen und Einrichtungen in AWO deutschlandweit dran sind, entstand die Idee von Hauptamtlichen in Jugendwerken bzw. Landesjugendwerken gemeinsam ein Format zu gestalten um sich zu diesem Themenfeld weiterführend auszutauschen. In diesem Sinne konnten beim Forenwochenende „spezial“ bundesweit Jugendwerksgliederungen in Erfurt zusammenkommen und in Kooperation mit dem Z:T Projekt „ZukunftsChancen“ vom AWO Landesverband Thüringen gemeinsam neue Impulse im Prozess der transkulturellen Öffnung des Jugendwerks setzen. In dieser Handreichung findet sich die Dokumentation mit gesammelten Ergebnissen aus dem Wochenende die an verschiedenen Stellen weiterbearbeitet werden sollen. Wir möchten uns bei allen Teilnehmer*innen für ihre bereichernde Teilnahme bedanken und freuen uns auf weiteren Austausch und gemeinsame Projekte mit euch. Landesjugendwerk der AWO Thüringen / Projekt ZukunftsChancen

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Transkulturelle Öffnung Der Begriff der Transkulturalität bestimmt seit einiger Zeit den gesellschaftspolitischen Diskurs um die Frage wie sich das Zusammenleben in unserer Gesellschaft in naher Zukunft ausgestalten wird. Die scheinbar widersprüchliche Tendenz der Globalisierung bei gleichzeitiger Regionalisierung lässt feste Bezugspunkte kultureller Einheiten aufweichen. Die starre Unterscheidung von Fremd- & Eigenkultur verschwimmt im Hinblick auf die bereits bestehenden wechselseitigen Verschränkungen und der kulturellen Hybridisierung von Lebens- & Arbeitswelten. Transkulturalität ist somit nicht nur eine Beschreibung der bestehenden komplexen Gesellschaftsverhältnisse, sondern bietet vielmehr die Möglichkeit kulturbezogene Ausgrenzungsprozesse sowie gesellschaftlicher Verrohung aktiv entgegen zu wirken. Institutionen, Organisation und Verbände, sprich gesellschaftspolitische Akteur*innen, nehmen dabei eine Vorreiter*innenrolle bei der Ausprägung und Verbreitung transkultureller Wertvorstellungen und Arbeitspraktiken ein. Der Ansatz der transkulturellen Öffnung von Verbandsstrukturen ist insbesondere für uns als AWO beziehungsweise Jugendwerk relevant, da elementare Überschneidungen zu den Leitbegriffen Solidarität, Toleranz und Freiheit bestehen.

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Programm Freitag •

Anreise

Eröffnung, Einstieg, Austausch

Projektmesse (Vorstellung von Projekten aus den Jugendwerken)

Samstag 09.00 – 18:00 Uhr •

Workshops: 1. Interkulturelle JuLeiCa 2. Toleranz in Teams 3. Migrantische Communities und Hilfe zur Selbsthilfe – was kann JW tun?

Vorstellung der Ergebnisse aus den Workshops

Entwicklung einer gemeinsamen Strategie bzw. zukünftigen Vorgehensweise

Sonntag bis 13.00 Uhr:

Gemeinsames Frühstück und Austausch über die Themen und Ergebnisse sowie weitere

Verabredungen

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Wer war da?

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Workshop 1: Interkulturelle Jugendleiter*innencard (JuLeiCa) Zentrale Frage dieses Workshops sollte sein, wie das Thema interkulturelle Öffnung in die JuLeiCa-Schulungen integriert werden kann, aber auch wie Menschen mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund als Zielgruppe akquiriert werden können und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind. Geklärt werden sollte dabei: Wie erreiche und begeistere ich Menschen für eine interkulturelle JuLeiCa? Welche Inhalte sollten auf jeden Fall behandelt werden? Welche Erfahrungen gibt es schon? Welche Möglichkeiten der Finanzierung existieren?

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Mit Hilfe des Landesjugendwerks der AWO Sachsen-Anhalt e.V. konnten sich die Teilnehmer*innen des Workshops über die Ziele und Inhalte einer solchen JuLeiCa austauschen. Klar wurde dabei, dass die JuLeiCa-Schulungen um Inhalte zu Themenfeldern wie Interkulturalität und Diversitätsbewusstsein ergänzt werden müssen, um auf gesellschaftliche Realitäten zu reagieren sowie gesellschaftliche Diversität anzuerkennen. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer*innen dazu angeregt werden unsere Gesellschaft selbstbestimmt mitzugestalten und es sollen Möglichkeiten hierzu aufgezeigt werden. Um nicht nur die Inhalte der Schulungen zu überarbeiten, sondern ebenso eine neue Zielgruppe zu gewinnen, ist der persönliche Kontakt und die Vorstellung des Angebots unerlässlich, beispielsweise über bisherige Tätigkeiten in Gemeinschaftsunterkünften oder über die Kooperation mit migrantischen Communities. Es gilt insbesondere zu vermitteln, welche Möglichkeiten die JuLeiCa-Schulung bietet. Notwendig sind ebenso Übersetzungen von Materialien, Hand-Outs und Flyern sowie gegebenenfalls der Einsatz von Sprachmittler*innen. Besonders der Austausch über bisherige Erfahrungen und die Möglichkeit gemeinsam an Ideen zu arbeiten war hinsichtlich der stetigen Weiterentwicklung der JuLeiCa-Schulungen hilfreich und anregend.

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Workshop 2: Sensibilisierung in Teams

Workshop 2 beschäftigte sich mit verschiedenen Ansätzen aus den Themenfeldern Menschenverachtende Einstellungen, Critical Whiteness und transkulturelle Öffnung. Es wurden Ideen entwickelt wie diese Themen für Haupt- und Ehrenamtliche in ihre Arbeit einzubeziehen sind. Wichtig war hierbei den Teilnehmer*innen kleine Methoden zur Umsetzung mit auf den Weg zu geben.

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Festzustellen blieb am Ende, dass eine Auseinandersetzung auf verschiedenen Ebenen notwendig ist. Vordergründig ist die Beschäftigung innerhalb eines Teams mit Themen wie Teamkonstellation, persönliches Diversitäts- und Vorurteilsbewusstsein, aber auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und individuellen Vielfalt. Grundlage kann hier natürlich auch das Leitbild der Arbeiterwohlfahrt bilden. In Bezug auf die Teilnehmer*innen ist die Wahrnehmung und Stärkung der vorhandenen Vielfältigkeit ein wichtiger Punkt. Dazu muss auch mit Teilnehmer*innen über Vorurteile und Rollenvorstellungen gesprochen und diese reflektiert werden. Im Team muss ein gemeinsamer Umgang zu diskriminierenden Äußerungen bzw. Verhalten entwickelt und umgesetzt werden. Um diesem überhaupt vorzubeugen sollte jungen Menschen vermehrt die Möglichkeit geboten werden vielfältige Lebensweisen kennenzulernen (beispielsweise durch internationale Jugendbegegnungen). Auf struktureller Ebene gilt es eine gezielte Personal- und Organisationsentwicklung zu gestalten sowie ein vielfaltsorientiertes Qualitätsmanagement. Hierzu sind Rahmenbedingungen notwendig, die es allen Menschen erlauben, an den Angeboten der Jugendwerke zu partizipieren. Darüber hinaus müssen Beteiligungsformate geschaffen werden, welche die Interessen und Bedürfnisse aller zur Sprache bringen.

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Workshop 3: Migrantische Communities und Hilfe zur Selbsthilfe – was kann JW tun? Wie kann das Jugendwerk mit migrantischen Communities in Kontakt treten und diese in die Arbeit einbeziehen bzw. diese unterstßtzen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des dritten Workshops.

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Dank des Jugendwerks der AWO Württemberg e.V. stand in diesem Workshop insbesondere der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Schwierigkeiten ergaben sich bei der Frage, wie ein erster Kontakt mit bereits existierenden Migrant*innenselbstorganisation gelingen kann. Hier galt es „dranzubleiben“ und immer wieder Angebote zu schaffen und zu Veranstaltungen einzuladen. Zu allererst muss sich jedes Jugendwerk einmal darüber im Klaren werden, was es schon leistet, was es leisten will und vor allem was es in Bezug auf Migrant*innenselbstorganisationen leisten kann. Weiterhin gilt es Zugänge und Angebote für junge Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen und über die Möglichkeiten selbstbestimmter gesellschaftlicher Teilhabe zu informieren. Dabei ist es Aufgabe der Jugendwerke, die sich als Interessensvertretung junger Menschen verstehen, die gesellschaftliche Vielfalt auch in ihrer Arbeit widerzuspiegeln und allen Jugendlichen Mitgestaltung zu ermöglichen. So kann auch die Zusammenarbeit mit Migrant*innenselbstorganisatio nen neue Perspektiven eröffnen und das Jugendwerk kann diese, durch die breite Zielgruppe, darin unterstützen, die Perspektiven in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen.

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Ergebnisse und Ausblick 1. Weiterbildungen Das Forenwochenende „spezial“ hat deutlich gemacht, dass es sinnvoll ist, sich mit Inhalten immer wieder auseinanderzusetzen. Besonders in den Themenfeldern •

Diversität

Haltung und Leitbild

Sprache etc.

kann nicht ein gleiches oder ähnliches Wissen vorausgesetzt werden; zumal auch dies nicht statisch ist. Erst durch Wissen um kulturelle Unterschiede, dem Entwickeln transkultureller Kompetenzen und das Kennen geeigneter Methoden kann es gelingen, spezifische Themen reflektiert zu setzen und entsprechende Projekte / Statements / Kampagnen zu initiieren. Hierzu existieren verschieden Fragen, Informationen und Notwendigkeiten: Was ist in und mit der AWO Akademie zum Thema transkulturelle Öffnung weiterhin geplant? Woher könnte es geeignete Mittel geben? Ideen gibt es bereits, so ist eine gemeinsame Fortbildung zwischen Sachsen und Thüringen im Rahmen des Projektes „ZukunftsChancen“ (Zusammenhalt durch Teilhabe) geplant, bei der es im Kern um gemeinwesenorientierte Arbeit und (migrantische) Communities gehen wird. Im Tandem ist die Fortbildung ausgerichtet für Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Darüber hinaus ist es notwendig verschiedene Zielgruppen in den Blick zu nehmen und gezielt Angebote für junge Menschen aus den Jugendwerken zu schaffen. Es gilt langfristig zu denken sowie Strategien und Visionen zu entwickeln. Dabei erscheint es sinnvoll an bestehenden und bekannten Formaten anzusetzen und diese auszubauen. Dazu gibt es bereits jetzt genügend Wissen in den Jugendwerken – es braucht lediglich den geeigneten Rahmen und die notwendige Präsenz! 14


2. Mission und Motivation Was ist die Mission der Jugendwerke und was ist notwendig um diese umzusetzen? Schritt 1 Ist-Stand-Abfrage / sammeln von Best-Practice-Beispielen aus allen Gliederungen: Was macht ihr im Bereich „Transkultureller Öffnung“? Wie steht ihr zum Thema / zur Vision „Transkultureller Öffnung“? Schritt 2 „Common Mission“: Tragendes Element sind die Menschenrechte. Auf deren Basis agieren wir und erarbeiten eine gemeinsame Mission, eine Art Manifest. Dazu (und damit) erzeugen wir mehr Öffentlichkeit. Es gilt das Prinzip: „common mission. different showings!“, heißt: über eine gemeinsam entwickelte Identität und Haltung gibt es einen Konsens. Jede Gliederung verleiht diesem aber auf verschiedene Art Ausdruck. Schritt 3 Statement / Position / Antrag für die Bundeskonferenz 2018 Aus den vorangestellten Diskussionen entsteht eine Vorlage für das höchste Gremium der Jugendwerke. Auch hierzu existieren Fragen, Informationen und Notwendigkeiten: Wer begleitet diesen Prozess? Dabei können bestehende Zusammenkünfte wie Forenwochenenden, Hauptamtlichentreffen, Ausschusssitzungen, Bundestreffen etc. zum Austausch und zur Diskussion genutzt werden. Die Kooperation mit dem Bundesjugendwerk und dem AWO Bundesverband ist dabei unerlässlich, beispielsweise zu deren Arbeit zur „Strategie zur Stärkung der internationalen Jugendarbeit in der AWO“.

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3. Perspektive der Zielgruppe Wichtig an dieser Stelle: wir sind keine „Helfer*innen“, Geflüchtete sind keine Kund*innen, sie sind Teil der Gesellschaft und können somit auch Teil der JWs sein. Wir sind Unterstützer*innen für Selbstachtsamkeit und Selbstwirksamkeit. Dabei sind unsere politischen Statements, wie wir uns Gesellschaft vorstellen, Türöffner. Nur, wenn wir klar und präsent sind, werden Menschen zum JW finden. Dem voran gehen Vertrauen und Beziehungsarbeit. Darum: Geflüchtete nicht mit Angeboten übersäen, sondern selbst und direkt einbinden. (Selbstwirksamkeit) Neu für viele „neue Menschen“ (new people) ist die Vereinsvielfalt und das Prinzip, auch Geld zur Verfügung zu haben, um eigene Ideen umzusetzen und / oder „Spaß bezahlt“ zu bekommen. Wie bekommt man also beide Lebenswelten zueinander? In der weiteren Überlegung kamen wir dazu, dass es nicht explizit um Menschen mit Fluchterfahrung geht, sondern generell darum, Menschen, die mit dem JW vorher nichts zu tun hatten, zu zeigen, was alles geht und wo auch Grenzen des Engagements sind Hierzu entstand die Idee einer Kampagne bzw. eines Films. An der Umsetzung dieser Idee wird momentan in Kooperation mit verschiedenen Gliederungen gearbeitet. Ebenso hier, Fragen, Informationen, Notwendigkeiten: Hier stellt sich die Frage der Umsetzung sowie nach möglichen Kooperationen, zur erfolgreichen Umsetzung. Notwendig ist hier eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendwerk und den anderen Gliederungen.

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Gemeinsame Visionen

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