Ausgabe 05 | 04. Februar 2021
Ford lässt den Puma los Trotz der etwas rundlichen Optik kann der Ford Puma durchaus die Krallen ausfahren.
Schweiz Der neue Ford Puma hat mit dem alten Puma so gar nichts mehr gemein. Ausser den Namen. Der kompakte SUV lockt mit guter Grösse, geschärften Krallen und praktischen Details.
F
ORD PUMA? PUMA? Da war doch was, denkt sich der eine oder andere vielleicht. Das war doch dieses kleine Sportcoupé aus den Neunzigern? Stimmt, mit Betonung auf «war». Denn der neue Puma basiert zwar immer noch auf der Fiesta-Plattform, ist jetzt aber ein kleiner SUV. In der SUVFamilie von Ford ordnet sich der City-SUV mit einer Länge von 4,19 Metern zwischen dem Ecosport und dem Kuga an. Aus grossen rundlichen Scheinwerfern schaut der Puma in die Welt, ein wenig erinnern sie an die SUV-Boliden aus dem Hause Porsche. Kein Zufall: Anders als die kompakten Mitbewerber gibt der Puma den Dynamiker. Sein Dach fällt coupéhaft ab, die Heckscheibe steht flach und insgesamt kommt er optisch ziemlich breitbeinig daher. Kurz gesagt: ein durchaus attraktiver Typ, der Puma.
Flotte Bergkatze Aber hält er auch in der Praxis, was seine Optik verspricht? Die technischen Daten machen zumindest einen guten Eindruck. 1,0-Liter-Turbo-Benziner mit 3 Zylindern und 125 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 200 Nm. Ab Start ist die Bergkatze ziemlich flott unterwegs. Zum dynamischen Eindruck des kleinen SUVs von Ford trägt aber auch das Sportfahrwerk der Ausstattung STLine X bei. Allerdings: Ein bisschen weniger hart abgestimmt, würde der Puma immer noch nicht zur schwammigen Komfort-Schaukel. Erste Sahne dagegen: die PumaLenkung. Mit ihr lässt sich der Kleine direkt und wieselflink um jede noch so enge Kurve steuern. Die Kraftübertragung übernimmt eine 7-Gang-Automatik. Innen empfängt der Puma seine Passagiere mit wohnlichem Interieur. Die Haptik der verwendeten
Materialien löst kein Oha-Erlebnis aus, liegt aber an vielen Stellen deutlich über dem Niveau anderer Ford-Modelle. Vorne gibt es für die Grösse des Puma angemessen viel Platz, normalgewachsene Fondpassagiere plagt der Puma jedoch mit engem Knieraum. In der Mitte des Armaturenträgers thront der AchtZoll-Touchscreen des Infotainmentsystems. In seine Bedienung arbeitet man sich schnell und leicht ein. Kommen wir zum Kofferraum: 456 bis 1216 Liter Gepäck fasst er. Die müssen Fahrer und Passagiere aber über eine relativ hohe Ladekante wuchten. Dazu kommt als besonderer Clou im Ladeboden des Puma-Kofferraums die sogenannte Megabox mit 81 Litern Fassungsvermögen und Ablauf im Wagenboden. Sie dient für allerlei Krimskrams wie zum Beispiel verdreckte Wanderschuhe. Der Ford Puma kostet ab 22’200 Franken. (ir)
Der Ford Puma ist ein gelungener, kompakter SUV mit vielen Vorteilen. Was wichtig ist, um sich in der Masse der Kompakt-SUVs zu behaupten. Viele Assistenzsysteme, der dynamische Antrieb und die direkte Lenkung sind famos. Die hohe Ladekante im Kofferraum ersetzt das Fitnesscenter.
TECHNISCHE DATEN Zylinder 3
Wohnliches Interieur und viel Platz für die Passagiere – zumindest vorne.
Bentley Bentayga Der weisse Riese
Hubraum (ccm) 999
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 92/125 200
Ford Puma ST-Line X 1.0 EcoBoost Aut.
Getriebe 7 (A)
S. 2
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 10,2 187
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 6,7 154
Preis: ab CHF 31’600.–
Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio Viva Italia!
S. 4
BENTLEY BENTAYGA
Der weisse Riese Als Bentley 2015 den Bentayga auf den Markt brachte, war der Luxus-SUV allein auf weiter Flur. Mittlerweile hat er Konkurrenz bekommen. Frisch geliftet schicken die Briten ihr Flaggschiff nun zurück auf die Matte.
I
MMER MEHR LUXUS-SUVS buhlen um die gutbetuchte Kundschaft. Auch Bentley mit dem Bentayga. Dafür hat man jetzt aus ser Türen und Dach alles neu gemacht. Ein Ausflug in die Schweizer Alpen soll zeigen, ob sich dieser Aufwand gelohnt hat. Neue Scheinwerfer im Kristallglaslook, ein aggressiverer Frontgrill und sportive Stossfänger verleihen dem Bentayga dieses gewisse Etwas – irgendwo zwischen Protz und Bodenständigkeit. Besonders das Heck zeigt sich zum Facelift überraschend stark verändert. Mit 5,14 Metern Länge und 1,99 Metern Breite ist der Bentayga ein Riese. Für die Ausmasse gibt es im Innern auch reichlich Platz. Im Bentayga sitzt man oben, weit oben. Der Blick schweift über ein digitales InstrumentenCluster und einen 10,9-Zoll-Monitor, der die derzeit übliche Konnektivität und Smartphone-Anbindung anbietet. Ganz ohne analoge Handwerkskunst geht es aber nicht, das beweist das LüftungsausströmerUhr-Arrangement oben auf der Armaturentafel. Schnell verliert man sich zwischen weichem Steppleder mit «First Edition»-Stickerei, komplexen Lenkradziernähten und Chrom-Rähmchen.
Neuer Grill, neue Blinker und Scheinwerfer, die auch ausgeschaltet glitzern, setzen beim aufgefrischten Bentley Bentayga ein klares Statement.
Das Facelift steht dem Bentayga optisch und technisch ausgezeichnet. Der stolze Preis dürfte die interessierte Kundschaft nicht abschrecken. In Sachen Luxus und Komfort setzt der frischgeliftete Bentayga die Messlatte noch einmal ein ganzes Stück nach oben. Es ist ein grosses Auto, aber gross ist auch der Verbrauch.
Feinstes Leder, Ziernähte und viel Chrom verschönern das digitalisierte Cockpit.
Das Heck des Luxus-SUV wurde rundum erneuert, u. a. mit ovalen Schlussleuchten.
Mit 5,14 Metern in der Länge und 22-Zoll-Rädern fährt der Bentayga auf grossem Fuss.
Herrlich dramatisch
Loch ins Portemonnaie. Gut 13 Liter auf 100 km – und das selbst mit zeitweiser Abschaltung von vier der acht Zylinder. Der Koloss hat Durst. Gestärkt machen wir uns auf die kurvigen Passstrassen. Das luftgefederte, adaptivgedämpfte und wankstabilisierte Fahrwerk sowie die 22-Zoll-Räder lassen den Riesen und seine Insassen genüsslich über die Asphalt schweben. KurvenAlbereien nimmt er mit britischer Gelassenheit. Hin und wieder entfleucht dem V8-Motor ein stillvolles Knurren. Der V8-Turbo hängt bullig wummernd am Gas, wenn er gefordert ist; rollt jedoch entspannt vor sich hin, wenn es einmal lässig läuft. Der Bentley Bentayga kostet mindestens 205’000 Franken. (ir)
Aber genug der Schwelgerei. Auf geht’s in die Berge. Startknopf drücken, das zaghafte Bollern des V8-Motors geniessen und den massiven Wählhebel des Achtstufen-Automatikgetriebes auf D stellen. Knapp 2,4 Tonnen gilt es, auf Trab zu bringen, das gelingt dem 550 PS starken Twin-Turbobenziner mühelos. In 4,5 Sekunden knackt der weisse Riese die 100er-Marke. Wir donnern Richtung Gotthard. Mit einer gewissen Dramatik lassen wir Autobahn und Landstrassen hinter uns. Ein herrlicher Reisewagen, auch dank der gefühlvollen Lenkung. Ein Zwischenstopp an der Tankstelle reisst uns aus unseren Träumen und ein
TECHNISCHE DATEN Zylinder 8
Schweiz
2
Hubraum (ccm) 3996
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 405/550 770
Bentley Bentayga
Getriebe 8 (A)
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 4,5 290
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 13,2 265
Preis: ab CHF 205’000.–
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NEWS&FACTS 05/21
RANGE ROVER EVOQUE
Stromern nach britischer Art Hybrid-Antriebe machen auch durstige Gesellen genügsam. So auch den neuen Range Rover Evoque PHEV mit Plug-in-Hybrid-Antrieb – sofern der Fahrer denn diszipliniert ist.
D
ER BRITISCHE GELÄNDEWAGEN-SPEZIALIST Land Rover
ergänzt seine meistverkaufte Baureihe Range Rover Evoque um einen Plug-in-Hybriden. Der Allradler mit einer Gesamtleistung von 309 PS hat eine elektrische Reichweite von 55 Kilometern. Die Batterie kann an der Steckdose aufgeladen werden. Die 309 Pferdestärken verdankt der Evoque P300e einer Kombination aus einem 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 200 PS und einem Elektromotor an der Hinterachse mit 80 kW bzw. 109 PS.
Schnellladen möglich Äusserlich unterscheidet sich das Doppelherz-Mobil kaum von seinen Geschwistern mit Benzin- und Dieselantrieb. Abgesehen davon, dass es einen zweiten Tankdeckel hat, wo sich die Ladebuchse befindet. Auch im Innenraum bleibt alles gleich. Einziger Hinweis aufs Elektrische ist eine Statusanzeige für die Batterie. Die kann übrigens auch per DC Gleichstrom mit 32 kW geladen werden. Damit ist der Akku in knapp 30 Minuten zu 80 Prozent wieder voll. An der heimischen Steckdose dauert es gut sieben Stunden. Nun gut, der Akku ist geladen, Startknopf gedrückt, Stille. Da der Evoque PHEV immer im sogenann-
Ein Plug-in-HybridAntrieb will gefüttert werden, das heisst: Laden, laden, laden! Auch als Teilzeitstromer spielt der Evoque seine Vorzüge aus. Die 55 km rein elektrische Reichweite sind je nach Fahrstil schnell aufgebraucht.
Optisch ist und bleibt der 4,37 Meter lange Evoque ein Hingucker.
ten EV-Mode (Electric Vehicle) startet, surrt der Allradler flüsternd von dannen. In der Stadt kommt der Elektromotor mit dem fast 2,2 Tonnen schweren Briten gut zurecht. Sollte es mal schneller gehen, greift der Verbrenner ein und liefert kräftig Schub. Nur die 8-Gang-Automatik setzt dem Vorwärtsdrang des Evoque einen Riegel vor, da sie etwas zaghaft agiert. Wer das nicht will, kann einfach selbst schalten.
Sparen und laden
Der Innenraum überzeugt mit ausgewählten Materialien und guter Verarbeitung.
Sehen lassen kann sich der Verbrauch, der pendelt sich bei 1,4 und 2,3 Liter auf 100 Kilometer ein. Doch die 55 Kilometer elektrische Reichweite sind schnell mal aufgebraucht – insbesondere auf der Autobahn und bei Überholmanövern. Wer die
TECHNISCHE DATEN Zylinder 3
Hubraum (ccm) 1498
letzten Meter zum Ankunftsort rein elektrisch fahren möchte, nutzt den «Save»-Modus. Er sorgt dafür, dass die momentane Batterieladung sozusagen eingefroren wird. Sollte sie im Lauf der Tour sinken, kümmert sich der Verbrennungsmotor ums Nachladen. Unterm Strich behält die HybridVariante des Evoque all die Vorzüge, die seine vielen Fans so schätzen. Er ist kraftvoll und handlich, dazu ein schicker Innenraum mit britischer Eleganz und eine nochmals verbesserte Online-Anbindung. Das neue Kommunikationssystem mit seinem 10-Zoll-Bildschirm soll alles besser machen. An der Intuitivität des Systems kann jedoch noch gearbeitet werden. Der Range Rover Evoque P300e kostet ab 65’200 Franken. (ir) Land Rover Range Rover Evoque P300e
Leistung Drehmoment Getriebe 0–100 km/h vmax (km/h) Verbrauch CO2-Ausstoss (kW/PS) (Nm) (s) (l/100 km) (g/km) 221/309 543 8 (A) 6,4 213 2,0 44
Preis: ab CHF 65’200.–
A&W Verlag AG | Riedstrasse 10 | CH-8953 Dietikon Telefon +41 43 499 18 60 | www.awverlag.ch | info@awverlag.ch
www.electric-wow.ch 05/21 NEWS&FACTS
3
ALFA ROMEO GIULIA QUADRIFOGLIO
Viva Italia!
510 PS sorgen für Genuss auf kurvigen Strassen.
Alfa Romeo hat sein sportliches Topmodell aufgefrischt. Unter der Haube arbeitet nach wie vor der famose 2,9-LiterBiturbo mit 510 PS. Vor allem das Infotainmentsystem und die Assistenzsysteme wurden aber deutlich verbessert.
S
EIT 2016 MISCHT Alfa Romeo mit der Giulia Quadrifoglio im Segment der Sportlimousinen mit. Vor allem in der Schweiz haben die Italiener damit den Nerv der Tifosi getroffen. Nach rund vier Jahren Bauzeit war’s jetzt Zeit für ein Facelift. Während die meisten Hersteller dabei in der Regel ein paar PS drauf packen, hat Alfa Romeo es bei den 510 PS und 600 Newtonmetern belassen, die der 2,9-Liter-Biturbo auf die Hinterräder loslässt. Für die Kraftübertragung sorgt ein Achtgang-Automatikgetriebe, das wahlweise auch manuell mittels Aluminium-Schaltwippen am Lenkrad bedient werden kann. Ist der Fahrmodus «Race» aktiviert, werden die Gänge innerhalb von
Die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio überzeugt im Segment der Sportlimousinen mit italienischem Flair. Design, Sound und das Image. Die Giulia Quadrifoglio ist mehr als eine Alternative zur deutschen Konkurrenz. Mit einigen Extras kostet die Giulia Quadrifoglio schnell über 120’000 Franken.
Die Giulia hat ein sportliches Interieur.
150 Millisekunden gewechselt und die Auspuffklappen sind offen, ESP wird aber ausgeschaltet. Alfa Romeo hat deshalb schon in der Stufe «Dynamic» den Sound der Abgasanlage angepasst. So hat man quasi beides: Den Genuss für die Ohren und ein Sicherheitspolster, sollte es dennoch mal eng werden. Das ist aber bei normaler Fahrweise selten der Fall. Das Fahrwerk ist sportlich abgestimmt, die Lenkung direkt und präzise, die Bremsen bissig.
Veraltetes Multimedia? Tempi passati! Die Ingenieure von Alfa Romeo haben sich vor allem auf das Infotainmentsystem und die Assistenzsysteme konzentriert, die bisher gelegentlich Anlass zu Kritik gaben. Tempi passati! Jetzt verfügt auch die Giulia Quadrifoglio über einen Touchscreen und ein Multimediasystem, das sich leicht und intuitiv bedienen lässt. Integriert wurden
Von hinten wirkt die Giulia Quadrifoglio besonders potent.
auch Apple CarPlay und Android Auto. Zudem gibt’s jetzt für die Sportlimousine auch die geläufigsten Assistenzsysteme, wie sie die Konkurrenz hat, ergänzend zum erweiterten Abstandstempomat etwa ein aktiver Spurhalteassistent. So viel Gebotenes hat seinen Preis. Los geht’s zwar mit 92’900 Franken deutlich unter der magischen 100’000-er-Schwelle. Mit einigen Extras kostetet unser Testwagen aber trotzdem 129’600 Franken. (ml)
TECHNISCHE DATEN
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NEWS&FACTS 05/21
Zylinder
Hubraum (ccm)
6
2891
Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 375/510
600
Getriebe 8 (A)
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 3,9
307
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 9,2
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Preis: ab CHF 92’900.–