Ausgabe 11 | 18. März 2021
Kantönligeist bei den Auto-Steuern
Schweiz Nicht automatisch günstiger: E-Autos in gewissen Kantonen.
Bei den Autosteuern gibt es immense Tarifunterschiede zwischen den einzelnen Kantonen. Besonders ausgeprägt ist die Situation bei den Elektroautos, wie eine aktuelle Analyse von comparis.ch zeigt.
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ÜR JEDES AUTO wird eine jährliche Verkehrssteuer fällig. Die Berechnungsgrundlage dafür liegt in kantonaler Hoheit. Daraus resultieren enorme Tarifunterschiede. Je nach Kanton zahlen Fahrzeughalter für denselben Wagen bis zu sechsmal mehr. Besonders extrem sind die Tarifunterschiede für Modelle der gehobenen Klasse. Für einen Audi Q7 55 TFSI quattro liegen die Kosten für die Motorfahrzeugsteuer im Kanton Genf bei 2’130 Franken. Schaffhausen, als günstigster Kanton, besteuert das Fahrzeug mit 384 Franken. Das ist fast sechsmal weniger.
E-Autos teurer als Benziner Schwer nachvollziehbare Auswüchse finden sich bei der Förderung von emissionsarmen Fahrzeugen. Ein Grossteil der Kantone sieht einen Bonus von 25 bis 75 Prozent für E-Autos und für Personenwagen mit einem relativ geringen CO2-Ausstoss vor oder sogar eine gänzliche Steuerbefreiung. Einige kennen aber gar keinen Öko-Bonus
für E-Fahrzeuge. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden stellt dieses Bonusprinzip sogar auf den Kopf: Hier liegt die Steuer für den elektrisch betriebenen VW ID.3 bei 684 Franken. Der vergleichbare Benziner Golf 1,5 TSI kostet hingegen nur 538 Franken. Der Steuertarif für das E-Auto ist somit 27 Prozent höher als beim vergleichbaren Benziner.
Steuer nach Grösse Eine wichtige Stellschraube für die politische Lenkung des Motorfahrzeugparks im Kanton sei die Wagengrösse beziehungsweise die Leistung. Davon macht der Kanton Genf am ausgiebigsten Gebrauch: Besitzerinnen oder Besitzer eines geräumigen Audi Q7 55 TFSI quattro bezahlen eine zehnmal höhere Steuer als die eines Renault Twingo TCe 95. Moderater ist der Tarifunterschied in den Kantonen Basel Stadt, Jura, Luzern und Zug: Dort kosten die grossen SUVs doppelt so viel wie Kleinwagen. (ml)
Mercedes Winter Experience Feinstes Edelmetall auf Eis und Schnee
www.comparis.ch
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Strassenverkehrsgebühren in Schweizer Kantonen Renault Twingo Renault Twingo TCe 95 Electric ZEN Energie CHF Kategorie kW CO₂ Leergewicht kg Ges.-Gew. kg Kanton AG AR AI BS BL BE FR GE GL GR JU LU NE NW OW SH SZ SO SG TI TG UR VD VS ZG ZH
Benzin 16’900 A 68 126 1’118 1’395 CHF 180 339 320 340 241 193 0 205 0 332 468 282 350 0 107 132 221 238 0 187 84 252 96 145 203 28
Elektro 20’900 A 60 – 1’234 1’518 CHF 180 434 356 77 125 139 0 0 0 90 252 244 250 0 63 138 197 0 0 76 48 203 25 113 152 0
VW Golf GTE Das blaue Wunder
VW Golf 1,5 TSI OPF
VW ID.3 Basis
Audi Q7 55 TFSI quattro
Benzin 36’050 A 110 133 1’331 1’830 CHF 252 538 449 379 364 247 0 360 0 474 596 360 470 0 149 204 336 317 0 295 240 366 136 212 272 286
Elektro 35’850 A 107 – 1’805 2’270 CHF 228 684 581 113 336 198 0 0 0 98 359 360 250 0 63 168 325 0 0 141 48 333 25 160 183 0
Benzin 85’200 F 250 210 2’415 2’800 CHF 420 863 740 637 1084 588 730 2130 676 809 938 539 778 505 508 384 690 572 728 1444 612 616 1’230 400 444 788
Audi etron 55 quattro Elektro 91’900 A 300 – 2’595 3’150 CHF 468 980 845 162 583 259 0 0 0 124 469 740 250 0 63 282 808 0 0 439 48 462 25 160 283 0
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20 Modelle stellte Mercedes-Benz den Teilnehmern für das Winterfahrtraining auf dem Flugplatz in Samedan (GR) zur Verfügung.
Feinstes Edelmetall auf Eis und Schnee Skifahren, Schlitteln, Snowboarden – alles schon gehabt! Wie wäre es aber mal damit, auf vier Rädern eine Piste hochzukraxeln? Oder auf Eis einen Slalom zu fahren? Winterfahrtrainings machen nicht nur Spass, sie bieten auch die Möglichkeit, Unsicherheiten und Hemmungen beim Fahren auf Schnee und Eis abzubauen.
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INUS DREI GRAD Celsius zeigt das Thermometer auf dem Tacho des MercedesAMG GT 63 S 4Matic an. Die Höllenmaschine mit 639 PS ist nur eines der Modelle aus der MercedesAMG-Palette, die an diesem Tag zur Verfügung stehen. Für das Winterfahrtraining auf dem Flugplatz in Samedan hat Mercedes-Benz das «Who is Who» aus der AMGSchmiede aufgefahren. Von der knuffigen A-Klasse AMG A 45 S über den AMG CLA 45 S und das AMG GLE 53 Coupé bis hin zum OffroadKiller AMG G 63. Angesichts der heissen Schlitten sind die kalten Temperaturen schnell vergessen.
Ein Wintertraining lohnt sich: Fahren auf Schnee und Eis ist selbst für erfahrene Autofahrer eine Herausforderung.
Corona-konform. Auf dem Tagesprogramm stehen Handlingkurse, Lastwechsel, Bremsmanöver und Offroad-Touren – alles auf Eis und Schnee. Das Beste hat sich Instruktor und Profi-Rennfahrer Domenico Solombrino aber für den Schluss aufgehoben: Schleudern bis der Arzt kommt. Doch bevor es so weit ist, erst mal langsam herantasten.
Fahren auf Eis und Schnee ist nämlich nicht ohne und stellt selbst erfahrene Autofahrerinnen und Autofahrer vor Herausforderungen. Solombrino: «Selbst Teilnehmer, die vielleicht vor einem Jahr schon mal an einem solchen Training teilgenommen haben, merken wie schnell sie alles schon wieder vergessen haben.»
Der Speerspitze der AMG-Riege: Der Mercedes-AMG GT 63 S 4Matic. Eine Höllenmaschine mit 639 PS. Dank Allrad ist der Kraftprotz aber gut zu kontrollieren.
Schleudern bis der Arzt kommt Nach einer kurzen Einweisung in Sicherheit, Kollegialität, Sitzposition und Lenktechnik geht es sofort zu den Testfahrzeugen – alles ganz
Schweiz
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NEWS&FACTS 11/21
MERCEDES WINTER EXPERIENCE
So manch eine Pylone musste an diesem Tag ihr Leben lassen.
Zu den heissbegehrten Modellen zählt auch der Mercedes-AMG GT C Roadster mit 557 PS. Er ist wie gemacht fürs Driften.
Schlüpfriges Terrain Erste zaghafte Versuche bei Brems- und Ausweichmanövern zeigen einem schnell die Grenzen auf – vor allem mit einem brüllenden, 600 PS starken Triebwerk. Die Leidtragenden sind die orangen Pylonen. Das schlüpfrige Winterterrain hat es in sich. Doch ein Auto im Grenzbereich zu bewegen, und das unter kontrollierten Bedingungen, macht auch einfach Spass. Und das ist auch gut so, so wird man später in einer ähnlichen Situation nicht mehr so leicht panisch. Darin liegt auch das Ziel solcher Kurse: Alles etwas ruhiger und besonnener angehen zu lassen, um gar nicht erst in Gefahrensituationen zu geraten.
Tanz um die Pylonen Perfekt geschult und hochmotiviert folgt mit dem Eis-Drift der Höhepunkt des sportlichen Fahrens. Erneut geht es in den Rundkurs. Knapp 700 Meter ist die Piste lang – und über den Tag verwandelte sich die einst top präparierte Schneepiste in eine spiegelglatte Eisfläche. Gekonnt tänzelt der Profi mit der 510 PS starken Heckschleuder Mercedes-AMG C63 S Cabriolet um die Pylonen herum. Wie macht
Statt zwei Ski vier Räder: Mit dem Mercedes-AMG G 63 geht’s abseits der Piste hoch hinaus und ganz tief hinunter.
er das bloss? Solombrino gibt den Teilnehmern letzte Tipps für den eigenen Eis-Drift, dann wird es ernst. Für die letzten Runden muss aber noch einmal ein ganz besonderes Auto her. Die MercedesBenz V-Klasse! Nein, quatsch. Natürlich der Mercedes-AMG GT C Roadster. Ein V8-Monster mit 557 Pferdestärken, ein Sportwagen wie aus dem Bilderbuch. Solombrino rät mir, das Verdeck nicht zu öffnen. Ob er schon eine Vorahnung hatte, was gleich noch kommen wird?
Alles dreht sich Startknopf gedrückt und schon macht sich ein wohliges Brummen breit. Mein Blick schweift über die Piste, ich versuche vor meinem in-
In Samedan (GR) stellte Mercedes-Benz seine gesamte Palette zum Fahren zur Verfügung.
neren Auge die Ideallinie zu finden. Es dünkt mich, also könnte ich ein leises Wimmern der Pylonen vernehmen. Egal. Jetzt oder nie. Fuss aufs Gas und runter damit bis zum Anschlag. Die Hinterräder drehen durch, dann plötzlich finden sie Haftung und das Drehmoment drückt mich in den Sitz. Ich ziele auf die erste Pylone, kurze Linksdrehung, ich spüre wie das Heck sich dreht und dreht und dreht. Pylonen fliegen durch die Luft. Eine Schneewalze legt sich über das Auto – zum Glück habe ich das Verdeck nicht geöffnet. Von Runde zu Runde wird es besser. Der Supersportler macht, was ich will. Doch die Drifterei ist anstrengend. Nach drei Runden brennen die Oberarme. Solombrino: «Und jetzt stell dir mal vor: Die Eispiste in Schweden, wo wir ebenfalls Winterfahrtrainings veranstalten, ist 17 Kilometer lang.» Da kann man sich das Hanteltraining sparen. (ir)
Der quietschgelbe Mercedes-AMG A 45 S ist wie gemacht für den Tanz auf Eis und Schnee.
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VW GOLF GTE
Das blaue Wunder Mit dem neuen Golf 8 GTE lässt Volkswagen im Rahmen seiner Elektro-Offensive eine schicke Performance-Variante des Bestsellers auf die Kundschaft los. Ob der sportliche Teilzeitstromer hält, was er verspricht?
D
ER NEUE VW Golf GTE mit Plug-in-Hybrid-Antrieb vereint sportliches GTI-Feeling und alternative Nachhaltigkeit. Optisch kommt der Stromer eher konservativ daher. Auffallend sind zwar die blauen Akzente an der Front und im Interieur. Auch die drei zentrierten Buchstaben GTE am Heck stechen sofort ins Auge. Aber der GTI mit Stecker will mehr gefallen als auffallen. Im Innern setzt sich die Unaufgeregtheit fort. Die Kunststoffe sind sorgfältig verarbeitet, aber für 49’050 Franken ohne Extras könnte man mehr erwarten.
Tückische Bedienung Auffallend sind auch die Bedienungsschwächen des Infotainmentsystems. Bisher war gerade die intuitive Bedienung einer der Eckpfeiler bei Volkswagen. Doch die schmalen unbeleuchteten Schlitze unterhalb des Bildschirms zur Lautstärke- und Temperaturregelung sind äusserst unpraktisch. Theoretisch können die neuen Bedienflächen zwar sowohl auf Drücken als auch auf Wischen reagie-
Der neue VW Golf GTE bringt es mit 62 rein elektrischen Kilometern auf eine alltagstaugliche Reichweite.
Volkswagen präsentiert mit dem Golf GTE eine ausgereifte HybridTechnologie, die in der City die Vorzüge des E-Motors und über Land einen flotten Benziner zur Verfügung stellt. Der VW Golf GTE überzeugt durch seine hervorragenden Fahrleistungen und die gute Rekuperation. Die Bedienung des Infotainmentsystem ist sehr mühsam.
ren. In der Praxis tun sie es aber oft gar nicht. Die einfachsten Funktionen wie Temperaturwahl oder Lautstärkeregelung werden so zur nervigen Prozedur. Ein grosses Lob hat immerhin die Menüführung des Infotainmentsystems mit ihren flachen, einleuchtenden Hierarchien verdient. Die Tücken des Infotainmentsystems macht der Teilzeitstromer dafür auf der Strasse wieder gut. Sowohl sportliche Serpentinenhatz als auch Langstreckenautobahnpassagen absolviert er ohne nennenswerte Karosseriebewegungen. Die Leistungsabgabe des Vierzylindermotors im GTE ist weitgehend linear. Doch animiert der GTE – im Gegensatz zum GTI – weniger zum Sporteln. Hingegen macht es grossen Spass, lautlos durch die Stadt zu cruisen. Leicht und leise rollt man über den Asphalt, kein Motorgeräusch ist im Innenraum zu hören. Mit einem kurzen Druck aufs Gaspedal schaltet das System dann automatisch den Verbrennungsmotor zu.
Mehr Reichweite Apropos Motor – der Hauptakteur unter der Haube ist ein 1,4-Liter-
Turbobenziner mit 150 PS, der von einem Elektromotor mit 80 kW unterstützt wird, womit man über eine Systemleistung von 245 PS verfügt. Der Lithium-Ionen-Akku ist im Vergleich zum Vorgänger von 9 kWh auf 13 kWh ausgeweitet worden, womit nun auch die Reichweite mit 62 Kilometer alltagsfreundlicher ausfällt. Die Ladetechnik des GTE ist auf demselben Niveau wie bei allen Plug-in-Hybrid-Modellen von VW. Je nach Ladestärke und Stecker dauert es zwischen drei und fünf Stunden. Wie bei den meisten PHEV der Kompaktklasse büsst auch hier der Kofferraum an Volumen ein. Das Akkupaket kostet rund 110 Liter Gepäckraumvolumen, damit bleiben fürs Gepäck 273 bis 1129 Liter Platz. Dass im Golf 8 die modernsten Sicherheitssysteme und Fahrassistenten integriert sind, versteht sich bei VWs Bestseller von selbst. Ganz neu ist die Car2X-Kommunikation. Damit warnt der Golf nicht nur Fahrzeuge in seiner Nähe vor havarierten Autos, Unfällen und dem Stauende, sondern er empfängt auch Warnungen von anderen Fahrzeugen mit dieser genormten Technik. (ir)
TECHNISCHE DATEN Die blauen Akzente an der Karosserie setzen sich auch im Innern fort. 4
NEWS&FACTS 11/21
Zylinder
Hubraum (ccm)
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1400
VW Golf GTE
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 180/245
400
Getriebe 6 (A)
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 6,7
225
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 1,6
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Preis: ab CHF 49'050.–