AUTO BILD Schweiz 33/2020

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Ausgabe 33 | 13. AUGUST 2020

Herrlich unvernünftig

Schweiz Mit einem Gewicht von 1420 Kilo und 420 PS schiesst der Porsche 718 Spyder in 4,4 Sekunden auf 100 km/h.

Alles, was Spass macht, ist oft illegal, unmoralisch oder ungesund. Es gibt aber auch Ausnahmen – wie den Porsche 718 Spyder.

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ER PORSCHE 718 Spyder ist all das, was den Mythos Porsche einst begründete. Dafür sorgen ein klassischer Sechszylinder-Sauger, ein handgeschaltetes Sechsganggetriebe, wenig KomfortSchnickschnack und ein bretthartes Motorsportfahrwerk. Doch der Reihe nach. Der Boxermotor stammt aus dem Elfer, leistet satte 420 PS und wuchtet 420 Newtonmeter auf die Hinterachse. So katapultiert sich das offene Geschoss in 4,4 Sekunden auf Tempo 100. Belohnt wird die Beschleunigungsorgie mit einem echten und unverfälschten Porsche-Sound. Die Kraft entfaltet sich trotz der Brachialität herrlich

gleichmässig und das Schalten des manuellen Getriebes ist dank kurzer Wege eine wahre Freude. Bei jedem Gangwechsel ist ein metallisches Klacken zu hören. Andere Fahrmodi sucht man vergebens.

Der Porsche 718 Spyder ist ein Porsche wie aus dem Bilderbuch.

Der Kurvenfresser

Der Porsche 718 Spyder ist genau das, was man sich von einem Porsche wünscht: schnell und puristisch.

Das Öffnen des Verdecks ist eine echte Herausforderung.

Puristisch und doch edel geht es im Innern zu und her.

Ähnlich knackig wie das Getriebe ist das Fahrwerk. Die Vorderachse kommt direkt aus dem GT3, die Hinterachse ist aufgrund des Mittelmotorkonzepts eine neue Entwicklung. Federn und Dämpfer sind hier aber auch aus dem GT-Modell. Die elektronischen Dämpfer lassen sich zwischen hart und sehr hart hin- und herschalten. Damit hat der Spyder das Kurvenfressen quasi in den Genen. Die Stabilitätskontrolle – nahezu das einzige Helferlein – sorgt dafür, dass auch der ungeübte Fahrer auf der Strasse bleibt. Ansonsten hat der Spyder die Inneneinrichtung aus dem Boxster weitestgehend übernommen.

Mit 1420 Kilo ist der 718 Spyder ein Leichtgewicht, und damit das erreicht werden konnte, hat man auf allerlei Gedöns verzichtet, darunter ein elektrisches Verdeck. Das ist auch die einzige Knacknuss an dem Zuffenhausener Neuling. Denn wer oben ohne Fahren will, muss sich den Frischluftgenuss mit kniffliger Handarbeit verdienen. Ungeübt dauert das gern mal 10 Minuten. Aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn man sich für den ab 123’400 Franken erhältlichen Spyder entscheidet. (ir)

TECHNISCHE DATEN Zylinder 6

Hubraum (ccm) 3995

Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 309/420 420

Porsche 718 Spyder

Getriebe 6 (M)

0–100 km/h vmax (km/h) (s) 4,4 304

Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 10,9 249

Preis: ab CHF 123’400.–

Collection Axel Marx Im Alfa-Paradies im Tessin

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Opel Corsa Der Kleinste feiert PSA-Debüt

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Der Rassigste: Die Rennfahrerin Christiane Petit fuhr damit einst Rennen, seit 1987 gehört der blaue Zagato TZ Axel Marx.

Der Seltenste: Nur vier Mal wurde der 2000 Sportiva gebaut – einer gehört seit 2018 Axel Marx.

Die exklusivsten Modelle stehen in Marx’ Privatgarage und werden regelmässig gefahren.

Das Alfa-Paradies liegt im Tessin Axel Marx hat die weltweit grösste private Alfa-RomeoSammlung mit weit über 100 Autos. Wir besuchten den passionierten Fan und Sammler der italienischen Marke im Tessin.

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ER MIT AXEL Marx über seine Alfa-Romeo-Sammlung spricht, merkt sofort, wie viel Herzblut der Wahl-Tessiner für die italienische Marke hat. Obschon aus einer bekannten Kunstsammler-Familie stammend und selbst ein erfolgreicher Arzt für Gefässchirurgie, gilt seine wahre

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NEWS&FACTS 33/20

Nur die Sammlung des Alfa-RomeoMuseums ist noch grösser als die von Axel Marx.

Axel Marx als kleiner Junge vor der berühmten Kirche von Assisi.

Leidenschaft seit Kindesbeinen nämlich Autos – und zwar jenen der Marke Alfa Romeo.

Auto-Events 2020 Schweiz

Termin Veranstaltung 13.08.20 Fredy Barth Motorsport Trackday 19.08.20 Swiss Car Concours 21.08.20 – 23.08.20 Passione Engadina 22.08.20 – 25.08.20 RAID Klosters–Wien 22.08.20 – 23.08.20 Aletsch Arena Trophy 28.08.20 – 29.08.20 Swiss Automotive Show 28.08.20 – 29.08.20 OCC Jungfrau-Rallye 30.08.20 Super Corvette Sunday 03.09.20 Fredy Barth Motorsport Trackday 03.09.20 – 06.09.20 Arosa Classic Car 08.09.20 – 20.09.20 Drive-In Movies 13.09.20 Dolder Classics 13.09.20 OSMT Fehlt ein Anlass? Mailen Sie Ihre Events.

Alfa-Leidenschaft im Blut Kein Wunder: Schon als kleiner Knirps war Axel im Alfa Romeo un-

redaktion@autobild.ch Ort Anneau du Rhin (F) Zürich St. Moritz/GR Klosters/GR Altdorf/UR Fribourg Flüeli-Ranft OW Buchs/AG Anneau du Rhin (F) Arosa/GR Emmen/LU Zürich Zug

Internet fredybarth.ch swisscarconcours.ch passione-engadina.ch raid.ch osmt.ch swissautomotiveshow.ch jungfraurallye.ch corvettes.ch fredybarth.ch arosaclassiccar.ch driveinmovies.ch dolderclassics.ch osmt.ch

Swiss Car Concours

Am 19. August findet in Zürich der Swiss Car Concours statt. In diesem Jahr werden Fahrzeuge zu drei Sonderklassen eingeladen und zugelassen: 90 Jahre Pininfarina, Youngtimer bis 2004 und 110 Jahre Alfa Romeo. www.swisscarconcours.ch


AXEL-MARX-COLLECTION

Der Älteste: Der 6C 1500 von Axel Marx befindet sich noch im Originalzustand.

terwegs, wie ein Bild in der Ausstellungshalle bezeugt. «Wir fuhren damals auch mit einem Alfa 1900 Cabrio mit der ganzen Familie in die Ferien und haben damit ganz Europa unsicher gemacht», erinnert sich Marx beim Durchgang durch seine Kollektion zurück. Zu jedem der über 100 Autos kann er eine Anekdote oder längere Geschichte erzählen. Es seien vor allem die unter Sammlern wenig beachteten Modelle, die mich besonders faszinierten. Beispielsweise die sogenannten «Brasilien-Alfas». In den 1960er-Jahren baute die Fábrica Nacional de Motores (FNM) nämlich ebenfalls Alfa Romeos. Weil gerade diese ihn so faszinierten, lernte er in seiner FreiDer Neueste: Die brandaktuelle Alfa Romeo Giulia GTA, (noch) nicht Teil der MarxSammlung.

Der Wichtigste: Der 6C 1750 gewann in den 1930ern die Mille Miglia, wurde insgesamt 440 Mal produziert. Der Persönlichste: Dank seiner langjährigen Markentreue band Alfa Romeo Axel Marx sogar in die Entwicklung des 8C Competizione ein.

Schon als Kind schwärmte Axel Marx für Alfa Romeo.

zeit sogar Portugiesisch. «Nicht um eine Brasilianerin kennen zu lernen, sondern um vor Ort bei Händlern und auf Autofriedhöfen nach FNMModellen zu stöbern», wie Marx mit einem Schmunzeln erklärt.

Bis in die 1920er-Jahre Marx’ Sammlung reicht aber noch weiter zurück, die exklusiven Preziosen stehen in seiner privaten Garage und werden regelmässig bewegt. Auch das älteste Modell seiner Sammlung, ein Alfa Romeo 6C 1500 aus dem Jahr 1928. «Dieser befindet sich immer noch im Originalzustand, wurde nie restauriert. Er ist zuverlässig, aber zum Fahren speziell.» Ein bisschen eine Diva ist für ihn dafür der 6C 1750, der wohl wichtigste Vorkriegs-Alfa, welcher seiner Zeit alle grossen Rennen – unter anderem die Mille Miglia – gewann.

Der Exotischste: Ab den 1960ern baute die Fábrica Nacional de Motores (FNM) auch in Brasilien Alfa Romeos.

Noch exklusiver und vermutlich das teuerste Exemplar der Marx-Collection ist der 2000 Sportiva aus dem Jahr 1954, den Marx 2018 kaufte. «Nur vier Stück wurden davon gebaut. Für mich eines der drei Lieblingsautos von Alfa Romeo mit wegweisender Technik zur damaligen Zeit. Ein Traum, seit ich ein Junge bin», gerät Marx ins Schwärmen. Mindestens ebenso fest glänzen seine Augen, während wir an weiteren Highlights wie einem Zagato TZ, einem Coupé 6C 2500 Superleggera oder dem 8C Competizione mit der Fahrgestellnummer 001 vorbeischlendern. Nicht nur deshalb ein ganz besonderes Exemplar: Aufgrund seiner langjährigen Verbundenheit mit der Marke war Marx sogar in die Entwicklung eingebunden und prägte das Design massgeblich mit. Welches Auto ihm in seiner Sammlung noch fehle, wollen wir abschliessend wissen. «Der 8C Le Mans», kommt es wie aus der Pistole geschossen, «für mich der schönste Alfa Romeo aller Zeiten.» Was nicht ist, kann ja noch werden ... (ml)

Die Marx-Collection umfasst weit mehr als 100 Autos. 33/20 NEWS&FACTS

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OPEL CORSA

Macht was her: Optisch sieht der neue Corsa nicht nach Verzicht aus.

Opels Kleinster feiert PSA-Debüt Mit dem neuen Opel Corsa rollt der meistverkaufte Rüsselsheimer in die sechste Runde – rein elektrisch, als Diesel oder mit konventionellem Benzinmotor. Letzteren hat AUTO BILD Schweiz während 14 Tagen getestet.

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EHR ALS 13,7 Millionen verkaufte Opel Corsa bilden die Spitze des Rüsselsheimer Verkaufsrankings und machen einen Viertel von Opels Umsatz aus. Kein Wunder, ist man in der Stadt am Main gewillt, an dieser Erfolgsgeschichte anzuknüpfen. Der Leitsatz «never change a running system» dürfte dabei aber kaum zum Tragen kommen, schliesslich sind die Bedingungen nicht mehr dieselben wie bei den fünf Vorgängern. Wir blicken drei Jahre zurück, als es hiess: «Bye-bye GM – salut PSA.»

Nur ein Hauch PSA Der kompakte Fünftürer fährt neu auf der PSA-Plattform CMP vor und verbrüdert sich dadurch mit dem Peugeot 208. Ob man das sieht? Wohl nur geschulte Augen. Was hingegen sofort sichtbar ist: Der neue Corsa tritt sportlicher auf als seine Ahnen. Fast 5 Zentimeter tiefer liegt er nun

Die neuste Corsa Generation überzeugt auf ganzer Linie – Bestseller-Potential garantiert! Der Opel Corsa GS-Line schafft einen souveränen Spagat aus Sport und Komfort. Ob der neue Publikumsliebling auch als OPC-Version kommt, steht noch in den Sternen.

Bedingen einander: Die GS-Line gibt’s nur mit dem 130 PS starken Motor.

auf der Strasse – der Schwerpunkt und somit das Kurvenverhalten danken. Die flacher verlaufenden ASäulen nehmen den letzten Hauch Van-Artigkeit und 17-Zoll-Felgen sowie Dachkantenspoiler sorgen für ein dynamisches Flair – vor allem bei unserem Begleiter, welcher sich durch die GS-Line (ab 27’490 Franken) in Sachen Optik abermals abhebt. Auch der Innenraum kann sich sehen lassen. Verarbeitung? Sauber. Wertigkeit? Fürs Segment überdurchschnittlich hoch.

Variantenreiche Motorenpalette Bei den Motoren stehen drei Aggregatsvarianten mit einer Leistungsspanne von 75 bis 136 PS zur Auswahl. Die drei Benziner (75 – 130 PS) arbeiten mit drei Zylindern und einem Turbo, beim Diesel übernehmen vier turbounterstützte Kolben (102 PS) die Verbrennungsarbeit. Der Schaltvorgang wird, je nach Motor, über eine 8-Gang-Automatik oder ein manuelles 5- bzw. 6-Gang-Getriebe erledigt. Der stärkste Antrieb ist zu-

TECHNISCHE DATEN Zylinder 3

Hubraum (ccm) 1199

gleich auch der Sauberste und rollt in Form des 136 PS starken Corsa-e an.

Doppelte Einfühlungsgabe Beim Fahrwerk haben die Ingenieure wie gewohnt Fingerspitzengefühl bewiesen. Die Abstimmung lässt flotte Fahrmanöver zu, doch von übertriebener Härte keine Spur. Durch den Fahrkomfort bietet sich der Corsa auch für die eine oder andere Langstreckenfahrt an. Nicht weniger Feingefühl als die Autotüftler hat wohl der Mutterkonzern PSA bewiesen, indem er den Rüsselsheimern die Freiheit liess, ihren Bestseller nach ihrem, durch den bisherigen Erfolg bestätigten, Gusto zu entwickeln und zu bauen. (fs)

Markante Schürze statt Tüpfelmuster – die GS-Linie steht für Dynamik.

Opel Corsa 1.2 GS-Line

Leistung Drehmoment Getriebe 0–100 km/h vmax (km/h) Verbrauch CO2-Ausstoss (kW/PS) (Nm) (s) (l/100 km) (g/km) 96/130 230 8 (A) 8,7 208 5,6 128

Preis: ab CHF 27’600.– 4

NEWS&FACTS 33/20


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