Ausgabe 35 | 28. AUGUST 2020
SUV mit drei Herzen
Mit 300 PS ist der Grandland X Hybrid4 Opels stärkstes Pferd im Stall.
Schweiz
auch wenn das Display 0 kW/h anzeigt, ist für kurze Sprints stets noch elektrische Ladung zur Unterstützung übrig.
Sparsames Fahren und Dynamik sind selten vereint – nicht so im neuen Opel Grandland X Hybrid4. AUTO BILD Schweiz hat den ersten allradgetriebenen Plug-in-Hybriden der Rüsselsheimer getestet.
Im Gegensatz zu vielen PHEV-Konkurrenten fährt der Grandland X Hybrid4 auch ohne E-Unterstützung ziemlich sparsam. Der Plug-inHybrid fährt sich sportlicher und umweltschonender als sein VerbrennerPendant. Der harte Kontrast zwischen modernem Antrieb und konventionellem Innenleben fällt auf.
Genügend Platz: Der Kofferraum fasst 390 bis 1528 Liter.
Auf die Theorie folgt die Praxis: Einsteigen, Platz nehmen, aus den vier Fahrmodi Hybrid, Allrad, Sport und Elektro das Gewünschte auswählen und losfahren. Wow! Mit einem solchen Antritt haben wir trotz SportModus nicht gerechnet. Die Kombination aus 300 PS Systemleistung, 520 Nm Drehmoment und 1900 Kilo Kampfgewicht verpasst dem Grandland X einen unerwarteten Vorwärtsdrang. Der Effizienz zuliebe wechseln wir auf Hybrid. Aber auch hier: ein Antritt wie aus dem Bilderbuch. Leider ist die E-Unterstützung nicht omnipräsent. Heisst: Nach spätestens 59 rein elektrisch gefahrenen Kilometern, ist (nach WLTP) «finito». Aber auch dann ist der Schub noch ansprechend – den 200 PS des Verbrenners und einem Ingenieurstrick sei Dank. Denn
Mehr im Fokus als Sprints steht wohl der Verbrauch. Nach unserem Praxistest, im Hybrid-Modus, zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 2,7 l/100 km. Ein zweites Resultat liefert die WLTP-Messung im ladungserhaltenden Modus. Der Verbrauch steigt dann auf 6,0 Liter – im Vergleich mit anderen PHEV-Modellen noch immer erstaunlich niedrig. Trotzdem: Wer das Optimum will, muss Ladedisziplin mitbringen. Ein kompletter Ladevorgang an der Haushaltssteckdose (230V und 10 A – also 2,3 kW) dauert knapp sieben Stunden – fürs Aufladen über Nacht reicht das im Normalfall. Gleichwohl empfehlen wir den optionalen 7,4-kWOnboard-Lader für 690 Franken, mit welchem man den Opel an einer öffentlichen Schnellladesäule in knapp zwei Stunden volllädt. (fs)
TECHNISCHE DATEN Zylinder 4
Hubraum (ccm) 1598
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 221/300 520
Opel Grandland X Hybrid4
Getriebe 8 (A)
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 6.1 235
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 1,4 29
Preis: ab CHF 49’900.–
Sicherheit in ihrer begeisterndsten Form.
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wie seine PSA-Geschwister Citroën C5 Aircross, DS7 Crossback, und Peugeot 3008 von nun an auch als Plug-in-Hybrid über die Strassen. Allerdings gleich in zwei Varianten: als frontgetriebener Grandland X Hybrid mit 225 PS, oder, wie im Falle unseres Testwagens, als 300 PS starker 4x4. Kraft schöpft unser Rüsselsheimer aus einem Antriebs-Trio: einem 1,6-Liter-Turbobenziner und zwei Elektromotoren – einer an der Front (110 PS), einer am Heck (113 PS). Die 110 PS treiben über eine Achtstufen-Automatik die Vorderräder an, während das Differenzial und das zweite E-Aggregat in der Hinterachse integriert sind. Letzteres macht den Grandland X Hybrid4 zu Opels erstem adaptiven Elektro-Allradler.
Sparsam mit und ohne Strom
Unerwarteter Vorwärtsdrang
ER OPEL GRANDLAND X rollt
TCS TEST
TCS testet Kindersitze in Elektroautos
Der TCS hat die Sicherheit von Kindersitzen in 15 rein elektrischen Autos unter die Lupe genommen. Fünf Modelle schnitten auf den hinteren Aussensitzen «sehr gut» ab.
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M TCS-TEST MUSSTEN sich zwölf Fünfplätzer, zwei Vierplätzer und ein Siebenplätzer beweisen. Zusammen mit den jetzt getesteten Stromern durchliefen bereits 180 Fahrzeuge diese Testserie. Mit «sehr gut» auf den hinteren äusseren Sitzplätzen schnitten Audi e-tron, Porsche Taycan, Tesla Model X und Model S und der VW e-Golf ab. Fünf weitere Fahrzeuge schnitten mit der Bewertung «gut» ab. Der Renault Zoe, der Nissan Leaf, der Kia Niro,
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NEWS&FACTS 35/20
Insgesamt durchliefen bereits 180 Automodelle den TCS-Test.
Hyundai Kona und der BMW i3 erhalten auf diesen Sitzplätzen nur die Note «befriedigend». Ausschlaggebend sind das schlechte Platzangebot, die ungenügenden Bedienungsanleitungen oder die kurzen Gurtlängen. Auf der Position «zweite Reihe in der Mitte» erreicht der Tesla Model X als Einziger die Bewertung «sehr gut». Dies verdankt er dem sehr grosszügigen Platzangebot und den Isofix-Verankerungen, die auf diesem Sitzplatz bei kei-
Auto-Events 2020 Schweiz
Termin Veranstaltung 28.08.20 – 29.08.20 Swiss Automotive Show 28.08.20 – 29.08.20 OCC Jungfrau-Rallye 30.08.20 Super Corvette Sunday 03.09.20 Fredy Barth Motorsport Trackday 03.09.20 – 06.09.20 Arosa Classic Car 08.09.20 – 20.09.20 Drive-In Movies 13.09.20 Dolder Classics 13.09.20 OSMT 17.09.20 – 20.09.20 Bernina Gran Turismo 23.09.20 – 24.09.20 Fredy Barth Motorsport Trackday 26.09.20 – 27.09.20 RAID Young Raiders Challenge 07.10.20 Fredy Barth Motorsport Trackday 09.10.20 – 11.10.20 RAID – VP Bank Rallye Fehlt ein Anlass? Mailen Sie Ihre Events.
nem anderen getesteten Fahrzeug anzutreffen waren. Das Verdikt «nicht geeignet» erhielten hier der Mini Electric, der BMW i3, Hyundai Kona EV, Nissan Leaf und der Porsche Taycan. Die restlichen sieben Fahrzeuge erhielten die Bewertung «mit Einschränkungen», denn bei diesen Fahrzeugen kann auf dieser Position kein Kindersitz installiert werden. Sie bieten auf dem hinteren mittleren Sitz nur noch für einen Sitzerhöher ohne Lehne genügend Platz.
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Arosa Classic Car
Das Arosa Classic Car vom 3. bis 6. September ist in den letzten Jahren zu einem über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannten Event herangewachsen und bietet den Zuschauern Rennsport und Action pur. www.arosaclassiccar.ch
TOYOTA GR SUPRA 2.0
Kleiner Bruder ganz gross
Die lange Motorhaube ist das Markenzeichen des Toyota Supra.
Ein Jahr nach der Lancierung des neuen Supra schiebt Toyota jetzt eine Vierzylinder-Version seines Sportcoupés nach. Trotz weniger Leistung und zwei «Töpfen» weniger macht der Japaner genauso viel Spass.
A
M STAMMTISCH ODER im Autoquartett «sticht» bei der Leistung oder der Zylinderzahl auch heute noch der grössere Wert. In der Praxis spielen aber Werte wie (Leistungs-)Gewicht, Gewichtsverteilung, Handling oder Drehmomentverlauf eine viel wichtigere Rolle. Und hier kann der Supra auch mit vier Zylindern gut mit seinem grossen Bruder mithalten.
Ideale Gewichtsverteilung Das verdankt er vor allem der Tatsache, dass der Vierzylinder rund 100 Kilo leichter ist als der Sechszylinder und das Gewicht im Idealverhältnis von 50:50 verteilt ist. Dies ermöglicht eine noch ausgeprägtere Agilität und ein noch präziseres Handling, was vor allem auf kurvigen Land- und PassAuch am Heck ist der Toyota Supra unverwechselbar.
Ausser in wenigen Situationen (Beschleunigen bergauf z. B.) steht der kleine Supra seinem grossen Bruder in nichts nach. Sehr gute Strassenlage, ausgewogenes Handling – der Supra macht auch als Vierzylinder richtig Spass. Auch für ein Sportcoupé sehr wenig Ablagemöglichkeiten im Innern.
strassen zur Geltung kommt. Gerade im Sportmodus zeiht der Japaner wie auf Schienen durch Kurven, bleibt dabei immer neutral und berechenbar. Die einzige Situation, bei der er nicht mit seinem grossen Bruder mithalten kann, ist beim Geradeausbeschleunigen. Hier kommt es auf die effektive Leistung an, und da hat er mit 258 PS unter der Haube schlicht fast 100 PS weniger. Trotzdem schafft er den Sprint auf 100 km/h in 5,2 Sekunden. Schluss ist bei beiden bei 250 km/h.
fokussiert. Die Sicht ist trotz tiefer Sitzposition sehr gut, Das Headup-Display, die Anzeigen und die Schaltwippen befinden sich alle direkt vor dem Fahrer, das Lenkrad liegt sehr gut in der Hand. Die Sitze sind auch auf langen Strecken komfortabel, einzig etwas mehr Ablageflächen fürs Portemonnaie etc. hätten wir uns gewünscht. Dafür kostet der «4er» mit 59’900 Franken rund 20’000 Franken weniger. Und das ist doch auch ein Argument. (ml)
Sportliches Interieur Im Innenraum ist der Supra nach wie vor ganz auf den Fahrer zugeschnitten. Dass auch dieser Supra eng mit BMW verwandt ist, ist kein Nachteil. So profitiert er vom bewährten Infotainment- und Navisystem der Bayern, die CockpitZentrale ist ganz auf den Piloten
TECHNISCHE DATEN Zylinder 4
Hubraum (ccm) 1998
Leistung Drehmoment (kW/PS) (Nm) 190/258 400
Toyota GR Supra 2.0
Getriebe 8 (A)
0–100 km/h vmax (km/h) (s) 5,2 250
Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 6,3 143
Preis: ab CHF 59’900.– 35/20 NEWS&FACTS
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PEUGEOT 2008
Keine Angst, der beisst nicht Der Peugeot 2008 ist ein MiniCrossover, der vieles anders macht. Optisch fällt er aus dem Rahmen und auch in Sachen Komfort geht der grosse Bruder des 208 eigene Wege.
O
PTISCH
ORIENTIERT
SICH
der Peugeot 2008 gerade mal im Gesicht an seinem kleinen Bruder, denn bei Proportionen und Linienführung gibt es nicht zuletzt durch seine ansteigende Taille und die ausgeformten Radkästen deutliche Anleihen zum 508 und insbesondere zum 3008. Markant sind die mächtigen LED-Zähne in der Front. Auch im Innenraum folgt der 4,30 Meter lange SUV dieser Nähe zu grösseren SUVs der Löwenmarke mit dem auffälligen i-Cockpit, dem Mini-Lenkrad und einem fahrer orientierten Zentraldisplay. Haptik und Optik des Interieurs sind angenehm. Schwerer wiegt, dass Peugeots Lenkrad den Blick auf den Digital-Tacho versperren kann und der Verstellbereich je nach Anatomie des Fahrers zu wenig Ausgleich erlaubt. Das führt bisweilen dazu, dass die Sitzposition ein Kompromiss ist. Das Infotainment-System des 2008er ist dafür echt cool, aber auch echt gewöhnungsbedürftig. Zu oft biegt man im Untermenü des 10-Zoll-Touchscreens falsch ab oder landet in einer Sackgasse und die Navi-Zieleingabe braucht viel Aufmerksamkeit. Dafür sind die
Die LED-Zähne und der mächtige Grill machen den kleinen Löwen optisch zum Raubtier.
Der Peugeot 2008 macht vieles richtig, wenn auch anders. Aber in der breiten Masse der Mini-SUVs tut ein wenig Unangepasstheit gut. Design ist Geschmacks sache, aber die LED-Zähne und die 3D-Instrumententafel sind einfach toll. An die Ergonomie und die Bedienung des Infotainmentsystems muss man sich gewöhnen.
Alu-Klaviertasten unterhalb des Displays ein echter Hingucker. Das gilt übrigens auch für die dreidimensionale Instrumentenanzeige, wo mehrere digitalen Ebenen übereinandergelegt einen fantastischen 3D-Effekt erzielen.
Fahrbarer Spass in Grenzen Bei Bedarf zeigt der Digital-Tacho formatfüllend die Arbeitsweise der Assistenten. Der Spurhalteassistent zählt wie Verkehrszeichenerkennung und Notbremsassistent zum Serienumfang. Optional gibt es einen adaptiven Tempomaten mit Spur-Zentrierung. Den Fahrstreifen findet der Mini-SUV schnell und auch dann, wenn sich auf einer Seite keine durchgezogene weisse Linie befindet. Überhaupt klappt das semi-autonome Fahren hervorragend bis zum Stillstand. Der Abstand lässt sich auf ein alltagstaugliches Niveau reduzieren. Lenkeingriffe erfolgen spät, aber bestimmt. Den Antrieb übernimmt im Peugeot 2008 GT ein 1,2 Liter grosser
TECHNISCHE DATEN
Typisch für einen kompakten Crossover ist das Platzangebot: 405 bis 1467 Liter Kofferraumvolumen sind ausreichend. 4
NEWS&FACTS 35/20
Zylinder 3
Hubraum (ccm) 1199
Benzinmotor mit 155 PS, für die Übertragung der Kraft auf die Vorderräder ist eine 8-Gang-Automatik zuständig. Peugeot positioniert den 2008 zwischen fahraktiver Verbindlichkeit und leicht unterdämpfter Beliebigkeit. Das Ganze passt aber gut zu dem kompakten Crossover. Wer den Peugeot 2008 zügig, aber vernünftig bewegt, hat viel Spass mit vertretbarer Seitenneigung. Kleinere Wellen und Kanten lässt der SUV seine Passagiere spüren, aber nicht fürchten. Der Peugeot 2008 kostet ab 25’850 Franken. (ir)
Im Innern trifft Captain Future auf Madame Pompadour. Praktisch: Das unglaublich tiefe Fach unter der Mittelarmlehne. Peugeot 2008
Leistung Drehmoment Getriebe 0–100 km/h vmax (km/h) Verbrauch CO2-Ausstoss (kW/PS) (Nm) (s) (l/100 km) (g/km) 114/155 240 8 (A) 8,2 208 6,8 153
Preis: ab CHF 27’600.–