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«DER WECHSEL IN DEN UNTERNEHMERMODUS HATTE ES IN SICH»

Slavisa Gavric führt erfolgreich zwei Carrosseriebetriebe im Grossraum Zürich. Im Interview mit AUTO&Wirtschaft erklärt er, wie es dazu gekommen ist und was die grössten Herausforderungen waren. Interview/Foto: Mario Borri

AUTO&Wirtschaft: Sie sind Inhaber zweier Carrosseriebetriebe, wie ist Ihr Werdegang?

Slavisa Gavric: Schon als kleines Kind war ich ein grosser Autofan. Für mich war schon immer klar, dass ich etwas mit Autos machen würde. Erst wollte ich Mechaniker lernen. Nach einer Schnupperlehre als Autolackierer habe ich mich dann für diesen Weg entschieden. Nach der Ausbildung war ich in ein paar Betrieben tätig und landete schlussendlich 2011 bei der «ColorMagic» GmbH.

Mit der Übernahme der «ColorMagic» GmbH sind Sie 2015 in die Selbstständigkeit gestartet – warum?

Es war eigentlich purer Zufall. Als ich bei der «ColorMagic» angestellt war, fragte mich der Inhaber Stefan Grombach 2015, ob ich den Betrieb übernehmen wolle. Erst hatte ich ehrlich gesagt Bedenken. Wir hatten ein kleines Kind zu Hause, meine Frau hatte gerade eine berufliche Auszeit genommen, um für unseren Sohn da zu sein. Ich war also Alleinverdiener und sollte jetzt noch das Risiko von einem eigenen Betrieb auf mich nehmen. Meine Frau hat mich dann dazu überredet, es doch zu machen. Ohne ihre Unterstützung wäre ich niemals da, wo ich bin. Stefan Grombach hat mich ebenfalls sehr unterstützt. Er hat immer an mich geglaubt. Ihm habe ich sehr vieles zu verdanken. Deshalb war ich sehr traurig, als er letztes Jahr gestorben ist.

Was waren zu Beginn die grössten Herausforderungen als Jungunternehmer?

Es waren sehr viele Herausforderungen. Die Arbeit war nie das Problem. Ich habe immer gerne und viel gearbeitet. Die ganze Bürokratie war der Horror. Zum Glück kümmerte sich von Anfang an meine Frau um das Administrative. Büro ist einfach nicht mein Ding. Schwierig war für mich vor allem, aus dem Arbeitermodus in den Unternehmermodus zu kommen. Ich habe sehr lange gebraucht, um da reinzukommen und auch mal Arbeiten zu delegieren, weil ich es ja gewohnt war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe einfach unterschätzt, was alles auf mich zukommt.

Sie haben die Belegschaft innerhalb kürzester Zeit von 3 auf 20 Mitarbeitende ausgebaut –wie ist Ihnen das gelungen?

Mir war von Anfang an klar, dass es eine gewisse Grösse braucht, um erfolgreich zu sein. Dementsprechend braucht es mehr Arbeit, um wachsen zu können. Also habe ich angefangen, mehr Arbeit zu suchen.

Als Erstes haben wir uns eine Autovermietung vorgenommen. Wir haben klein angefangen, erst einmal ein bis zwei Fahrzeuge. Sie waren sehr schnell zufrieden und wir bekamen dementsprechend mehr Aufträge. Danach kamen weitere Autovermietungen, später ein paar Leasinggesellschaften, und so ging es weiter.

Ende 2022 haben Sie auch die Scheiwiller AG übernommen –wie ist es dazu gekommen?

Das war für mich eine grosse Sache. Ich war noch viel aufgeregter als bei der Übernahme der «ColorMagic».

Roger Scheiwiller war für mich schon immer ein Vorbild als Unternehmer. Ihm gehörte die beste Carrosserie in der Stadt und er war nie überheblich oder eingebildet. Ganz im Gegenteil, er war immer und zu allen freundlich, hat sich Zeit genommen und mir auch oft Ratschläge gegeben, bevor das Thema Übernahme überhaupt im Raum stand. Er hat als Unternehmer sehr viel Erfahrung, und ich habe mich stets sehr gerne mit ihm ausgetauscht. Als ich angefragt wurde, hatte ich etwas Angst. So eine Gelegenheit konnte ich mir aber niemals entgehen lassen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich überhaupt angefragt wurde. Es ist mir eine Ehre, nun der neue Besitzer eines so bedeutenden Betriebes in der Carrosseriebranche, wie der Scheiwiller AG, sein zu dürfen.

Was planen Sie für die Zukunft – evtl. einen weiteren Betrieb zu übernehmen?

Nein. Ich habe zwei tolle Betriebe und zwei grossartige Teams. Dies in der Grösse zu toppen, ist zurzeit fast unmöglich. Ich bin sehr glücklich so, wie es grade ist. Wir werden natürlich nicht stehenbleiben. Weiterbildung, Weiterentwicklung und neue Partnerschaften werden wir wie bisher vorantreiben. Ebenfalls bleibt die Qualität an erster Stelle.

ENTSCHEID DES BUNDESRATS: FAIRER WETTBEWERB IN DER AUTOBRANCHE

Per 1. Januar 2024 tritt die «Verordnung über die wettbewerbsrechtliche Behandlung von vertikalen Abreden im Kraftfahrzeugsektor (KFZ-Verordnung, KFZ-VO)» in Kraft. Der Bundesrat wird somit die noch bis Ende 2023 geltende KFZ-Bekanntmachung in eine Verordnung überführen, wie es von der vom Parlament gutgeheissenen «Motion Pfister» gefordert wurde.

Die KFZ-Bekanntmachung der Wettbewerbskommission (Weko) besteht seit 2002. Sie gibt Garagisten, Zulieferern und anderen Marktteilnehmern unter anderem die Möglichkeit, mehrere Automarken anzubieten, Ersatzteile eigenständig zu wählen und technische Dienstleistungen losgelöst vom Vertrieb von Neuwagen frei zu erbringen. Sie ist folglich ein bedeutungsvolles Schutzinstrument für Kundinnen und Kunden von Schweizer Garagisten und sorgt namentlich für den erforderlichen Preiswettbe- werb. Die Weko konnte die KFZBekanntmachung bisher allerdings mangels Ressourcen nicht durchsetzen und verwies alle Anzeigen an das jeweils zuständige Zivilgericht. Weil Zivilgerichte nicht an die KFZBekanntmachung gebunden sind, wurde sie nicht umgesetzt.

In der Folge scheiterten Garagisten, freie Automobilimporteure und Zulieferer, die die Regeln der KFZ-Bekanntmachung gegenüber internationalen Unternehmen durchsetzen wollten, vor Gericht. Der Rechtsschutz wurde eindeutig unterlaufen. Ende Juni gab der Bundesrat nun bekannt, die KFZ-Bekanntmachung per 1. Januar 2024 in eine Verordnung zu überführen, so wie es die Motion von Nationalrat Gerhard Pfister (Mitte) forderte, die vom Parlament mit grosser Mehrheit angenommen und im März 2022 an die Landesregierung überwiesen wurde. Die Motion verpflichtet den Bundesrat, den bisher ungenügenden Vollzug via Verordnung zu garantieren. Mit der neuen KFZ-Verordnung sind Gerichte und Behörden verpflichtet, die Regeln anzuwenden und somit einen besseren Rechtsschutz zu gewährleisten.

Der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) begrüsst den Erlass der KFZ-Verordnung und die Umsetzung des Willens des Schweizer Parlaments. Er unterstützte die Motion Pfister zusammen mit den Partnerverbänden Verband Freier Autohandel Schweiz (VFAS), Swiss Automotive Aftermarket (SAA), Verband der Schweizerischen Schmierstoffindustrie (VSS), Branchenverband des Schweizer Fachhandels für Zweiradfahrzeuge 2radSchweiz, Automobil Club der Schweiz (ACS) sowie den Gewerkschaften Syna und Unia. (pd/mb) www.agvs-upsa.ch

Bosch Car Service –starke Marke, starkes Konzept

Mehr als 15‘000 Garagen weltweit erleben bereits die Vorteile von Bosch als starken Konzept-Partner. Profitieren auch Sie von der globalen Markenbekanntheit. Neben der Technikkompetenz stehen wir für Elektromobilität, Digitalisierung und ein starkes Marketing.

www.bosch-garagenwelt.ch/konzepte

EGARAGE-FORUM 2023: SO VERDIENT DIE GARAGE MIT E-MOBILITÄT GELD

Vor drei Jahren hat die Hostettler Autotechnik AG das Garagenkonzept-Modul «eGarage» lanciert. Zum Jubiläum fand das erste «eGarage»-Forum statt. Am lehrreichen Event im Campus Sursee erfuhren die Konzeptpartner unter anderem, wie sie mit der Elektromobilität Geld verdienen können. Text/Bilder: Mario Borri

Als wir mit ‹eGarage› starteten, sind wir davon ausgegangen, dass zu Beginn nur wenige Konzeptpartner mitmachen würden und wir vorerst ein verschworenes Grüppchen von E-Auto-Enthusiasten sein werden. Doch wir wurden positiv überrascht, nach dem ersten Jahr hatten sich bereits 80 ‹eGarage›Partner eingeschrieben. Aktuell sind es rund 150 Betriebe», erklärt Marcel Stocker, Leiter Automotive bei der Hostettler Autotechnik AG. Mit dem «eGarage»-Forum 2023 im Campus Sursee wollten Marcel Stocker und sein Team die Konzeptpartner auf den neusten Stand in Sachen Elek- tromobilität bringen. Stocker: «Ein Teil sollten Referate sein, die nicht unbedingt direkt etwas mit dem Auto zu tun haben, um allgemein zum Thema etwas zu erfahren. Für den anderen Teil sollten die Partner in Workshops erarbeiten, wie sie mit der Elektromobilität konkret Geld verdienen können. Natürlich sollten sie sich auch untereinander austauschen und netzwerken.»

Der Plan ist aufgegangen. Mehr als 80 «eGarage»-Konzeptpartner sind zum ersten «eGarage»-Forum erschienen. Nach der Begrüssung durch Marcel Stocker ging es gleich los mit den Referaten. Den Anfang machte Bernward Limacher von der

Autef GmbH. Der Anbieter von technischen Schulungen für Garagisten sprach über den Umgang mit defekten und verunfallten E-Fahrzeugen. Unter anderem nannte er Beispiele von Bränden in Tiefgaragen, die durch defekte Akkus verursacht wurden. Spannend waren auch die Vorträge von Fabio Kallen von den Berner Kraftwerken (BKW) zum Thema Auto als Energiespeicher, Thomas Marti vom Verein Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) zur Energie- und Klimazukunft 2050, sowie Pascal Haltner vom Elektroautopionier Brusa zur Entwicklung der Elektromobilität seit den 1990er-Jahren. Ein handfestes Geschäftsmodell prä- sentierte in seinem Referat Serge de Wilde von der Revive Conversions SA aus Biel. Revive rüstet Oldtimer zu Elektroautos um. Bisher allerdings erst einige wenige Modelle wie VW Käfer, Mini, Land Rover Defender oder De Lorean. Aber gemäss de Wilde ist das Potenzial gross, speziell weil man sich in der Schweiz gerne auch teure Spässe leistet, was ein solcher Umbau mit Kosten von 20’000 bis 300’000 Franken definitiv ist. Er rief «eGarage»Partner dazu auf, sich doch ernsthaft zu überlegen, einzusteigen, denn ohne Garagenpartner könne er die stetig steigende Nachfrage nicht befriedigen.

Auch E-Autos müssen auf die MFK vorbereitet werden

Nach dem Mittag starteten die Workshops. Bernward Limacher von Autef zeigte den Teilnehmern, wie man in der Werkstatt mit E-Fahrzeugen Geld verdient. Unter anderem indem der Garagist die Vorbereitung zur MFK anbietet. Limacher nannte ein Beispiel eines Elektroautos, das durch die Kontrolle fiel, weil die Bremsen nicht richtig zogen. Bremsscheiben und -zangen waren verrostet, weil man wegen der Verzögerung durch die Rekuperation weniger auf die Bremse treten muss.

Verkauf und Unterhalt von E-Bikes und E-Scootern

Spannend war auch der Workshop zum Thema Mikromobilität als Zusatzverdienst. Dabei stellte Lars Hess von der Intercycle AG, einer Hostettler-Tochter, ein Geschäftsmodell mit E-Bikes und E-Scootern vor. Die Garagisten sollen doch auch solche Gefährte vermarkten und unterhalten. Sie würden zwar dadurch Velomechanikern Konkurrenz machen, doch die Velobranche leide noch mehr unter dem Fachkräftemangel als die Autobranche. So müsse der Velofahrer auch nicht zwei Wochen warten, bis sein Bike repariert ist. Abschliessend wurden die Teilnehmer zu einem Grillplausch eingeladen. An zwei ebenfalls von Hostettler vertriebenen HolzpelletGrills der US-Marke Traeger wurden Köstlichkeiten zubereitet. Bei Speis und Trank im Freien bei schönstem Wetter liess es sich im Campus in Sursee bestens netzwerken. www.autotechnik.ch www.egarage.ch

NEU: DAS FLEXIBLE GARAGENKONZEPT just-drive.ch/gkz

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