Stefano Ricci
Die Geschichte des B채ren Aus dem Italienischen von Myriam Alfano
avant-verlag
Als ich das erste Mal vom Bären hörte, war ich in Gorizia. Aus der Lokalzeitung habe ich ein Foto ausgeschnitten.
AUFRECHT STEHT DER BÄR DA, SEINE TATZEN HÄNGEN HERUNTER WIE ARME. ER SIEHT MIR DIREKT IN DIE AUGEN.
(TRAUM VOM 16. SEPTEMBER.) ICH WEISS NICHT, OB ES EIN TIER ODER EIN SEHR KLEINER MENSCH IST. ES IST UNGEFÄHR 30 ZENTIMETER LANG.
ES SPRINGT IN EINE RUNDE PFÜTZE. IN DER MITTE IST EIN DUNKLES LOCH, DA SPRINGT ES REIN. UND ICH WEISS DAS SCHON VORHER.
DAS LOCH IST LEICHT GENEIGT UND DIESES DING LÄSST SICH FALLEN WIE EIN TIER, DAS es so GEWOHNT IST, UND SCHLÜPFT HINEIN. IRGENDWIE UNHEIMLICH.
Am nächsten Tag habe ich in einer Tageszeitung noch einen Artikel gefunden. In einer Bar bat ich eine slowenische Dame …
ER FÄNGT SO AN: Ein Schuss genügte. MIT EINEM EINZIGEN SCHUSS AUS 150 METERN ENTFERNUNG WURDE DER ERSTE WILDE BÄR SEIT 170 JAHREN IN DEUTSCHLAND schwer VERLETZT.
Peter Weihrer war der letzte, der den Bären verletzt sah. WEIHRER, EIN GAST … ACH NEIN … EIN HÜTTENWIRT, sagt die slowenische Dame.
WEIHRER SAH AUS DEM FENSTER DES ROTWANDHAUSES AM SPITZINGSEE, ALS DER BÄR GERADE DRAUSSEN VORBEISPAZIERTE.
WEIHRER HATTE ANGST. „ICH HABE MEINE GÄSTE INS HAUS GERUFEN“ – SAGT WEIHRER. „DANN BIN ICH RAUS UND HABE GESCHRIEN. DER BÄR IST WEGGELAUFEN.“
DIESE BEGEGNUNG WAR DAS TODESURTEIL FÜR DEN BÄREN. WEIHRER GING INS HAUS ZURÜCK UND RIEF DIE POLIZEI.
DIE POLIZEI HAT EIN TEAM VON JÄGERN ZUR UNTERSTÜTZUNG ANGEFORDERT.
Die Lokalbehörden hatten Angst, dass er Menschen angreifen könnte, wenn er zum Beispiel bei den Bauern räubert.