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Klein Vision airCar

Traum und Wirklichkeit

Fliegende Autos begleiten die Gedankenwelt des Menschen seit über 100 Jahren. Nun wurde das AirCar aus der Slowakei für den Flugverkehr zertifiziert.

Text: Mag. Severin Karl, Fotos: Klein Vision

Nur für kurze Strecken schaffte es das Autoplane von Glenn Curtiss, über den Dingen zu schweben. Der US-Amerikaner gehörte zu den ersten Menschen, die Automobil und Flugzeug miteinander verbinden wollten. Aber: 1917 ist lang her und wie Curtiss scheiterten zahlreiche andere am massenkompatiblen Flugauto – oder bereits an den ersten Flugversuchen. Nun aber ein Blick Richtung Slowakei, wo der Hersteller Klein Vision soeben das Lufttüchtigkeitszeugnis für das AirCar erhalten hat. Was taugt die futuristische Mixtur aus Land- und Luftvehikel?

Dimensionen wie eine luxuslimousine

Das AirCar bestehe aus „verschiedenen funktionellen Einheiten“ heißt es, der Rumpf soll aerodynamisch sein, aber den Passagieren ebenso reichlich Platz bieten. Auch der Auftrieb soll von der Rumpfform begünstigt werden. Zu den fortgeschrittenen Technologien zählen die einklappbaren Flügel und das einschiebbare Heck, was zusammen eine größere Show als jedes Cabriodach und jeder Scherentüren-Lamborghini ergibt! Verwandelt sich das doch imposant große Flugzeug in ein Auto, hat man es also mit deutlich kompakteren Maßen zu tun – 5,2 Meter bleiben dennoch Dimensionen einer Luxuslimousine. Insgesamt sind über 20 Servomotoren involviert, wenn die Metamorphose vollzogen wird. Über Airbags wird nichts kommuniziert, viel wichtiger scheint die Betonung des Fallschirmeinsatz-Systems. Grundlegend stehen beim AirCar die Flugzeugeigenschaften im Mittelpunkt. Hat das Ding ESP, ABS oder einen Spurverlassenswarner? Man weiß es nicht. Hauptsache, es kann fliegen. Hergestellt wird das schnittige Gefährt, das von vorn ein wenig aussieht wie ein Supercar, dem es den Frontspoiler weggerissen hat, zum Großteil aus fortschrittlichen Composite-Materialien auf einem Hilfsrahmen aus Stahl. Das Gewicht konnte somit niedrig gehalten werden, gerade 1.100 Kilogramm zeigt die Waage an. Da könnten sich aktuelle Sportwagen ein Scheibchen abschneiden. Ein wenig enttäuschend dann wieder die Motorpower: 136 PS leistet der 1,6-Liter-Motor von BMW, wenigstens kann dafür reguläres Benzin in den Tank fließen.

in nur 2 Minuten und 15 Sekunden gelingt die Transformation vom Flugzeug zum auto; mit seinem BMW-Motor erreicht das airCar auf der Straße maximal 160 km/h, auf dem luftweg sollen 1.000 Kilometer möglich sein; Prototyp, noch keine konkreten Serienpläne

Im Jänner 2022 kam es in der Slowakei eben zur Zertifizierung für den Flugverkehr. Absolviert werden mussten bis dahin 70 Stunden Flugtests und dazu 200 Starts und Landungen, so steht es in den Standards der EASA (Europäische Agentur für Flugsicherheit). Zu den längeren Strecken, die das AirCar bisher geflogen ist, zählen die 35 Minuten zwischen Nitra und Bratislava. Die Reichweite an Visionen mangelt es Štefan Klein wird allerdings auf 1.000 Kilonicht, künftig sollen auch eine Version mit meter geschätzt, was einen zwei Motoren und eine Wasserflugzeug- schon von flotten Städtetrips im eigenen „Auto“ träumen Variante von der Slowakei in die Welt fliegen. lässt. Immerhin sind 160 km/h auf der Straße mit dem ersten Prototyp möglich und zum Starten oder Landen reichen 300 Meter völlig aus. An Visionen mangelt es dem Designprofessor und AirCar-Erfinder Štefan Klein, der schon in den späten 1980ern an Flugautos zu arbeiten begann, nicht. Zweisitzer, Viersitzer, eine Version mit zwei Motoren und eine Wasserflugzeug-Variante: All das soll künftig aus der Slowakei in die Welt fliegen. Bis es soweit ist, vertröstet der Ausblick auf den nächsten Prototyp: Hier sollen 300 PS für kräftig Schub zu Boden und in der Luft sorgen. •

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