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Mitte der 1990er-Jahre noch ein Flop
Plug-in-hybrid aus den 1990ern
Es ist ein Mythos, dass man Kunden ein Auto einreden kann. Wenn dem so wäre, gäbe es nämlich schon seit mehr als 20 Jahren Plug-in-Hybride im Handel, wie der Audi A4 Duo beweist.
Text: Roland Scharf, Fotos: Audi
Es war eine unbeschwerte Zeit, als Audi sich zu neuen Höhenflügen formierte. Die Kassen des Mutterkonzerns waren Mitte der 1990er-Jahre bestens gefüllt, die Plattform-Strategie fing an, sich durchzusetzen, und die Ingolstädter Tochter machte sich auf, zur technischen Speerspitze zu werden. Sicher, der Schmäh mit Quattro und Turbo fing an, ein wenig fad zu werden. Aber alles kein Problem, denn Sparsamkeit war die neue Sportlichkeit. Ja, und da hatte man einige Filetstücke am Griller.
Sportlich sparen Der TDI entwickelte sich zum Massenphänomen und fing an, immer mehr Leistung mit immer weniger Verbrauch zu kombinieren. Aluminium als leichtes Material für die Karosserie ging beim A8 und später beim A2 in Serie. Es tat sich also einiges auf dem Spritsparsektor und da war es nur logisch, dass auch die Antriebstechniker anklopften, sie würden sich auch gerne einmal verwirklichen wollen. Und zwar mit etwas, das es sonst wirklich bei keinem anderen Hersteller gab. Heraus kam der A4 Duo. Auf Basis des damals neuen A4 mit 90-PS-Diesel entstand der erste Serien-Hybrid, da ein 29 PS starker E-Motor über eine Übersetzungsstufe an das serienmäßige Fünfganggetriebe angeflanscht wurde. Die Akkugröße von zehn kWh scheint heute als nicht mehr riesig, war seinerzeit aber durchaus ambitioniert, zumal es sogar schon die Möglichkeit gab, den Stromspeicher über eine Öffnung im Kühlergrill extern aufzuladen. Zwar nur mit 220 Volt, aber immerhin. Und – noch wichtiger: Audi gab eine rein elektrische Reichweite von 50 Kilometern an. Mehr schaffen moderne Plug-in-Hybride auch kaum.
Störfaktor kunde Der Duo war und ist sogar heute noch eine erstaunliche Kombination der Eigenschaften, gleichwohl manche Dinge nicht mehr zeitgemäß wären. Zum einen kamen monströse Bleibatterien zum Einsatz, die einen guten Teil des Kofferraums für sich beanspruchten und mit 320 Kilogramm auch nicht eine der leichtesten waren. Zum anderen beherrschte der Wagen zwar schon die klassischen drei Fahrmodi (nur mit Sprit, nur mit Strom, kombiniert), nur musste noch über einen manuellen Schalter umgeswitcht werden. Der Duo war eine kleine Sensation. Wenn, ja wenn es da nicht einen Störfaktor gegeben hätte: die Kundschaft. Denen stand der Schnabel nämlich nach supersparsam oder nach richtig schnell. Entsprechend gingen die TDI weg wie warme Weißwürste und die S- und RS-Modelle etablierten sich zur fixen Größe. Und der Duo? Den verstand einfach niemand, zumal er mit 60.000 D-Mark einfach irre teuer war. Das Ergebnis: Nicht einmal ein Jahr nach der Lancierung verschwand einer der zukunftsweisendsten Audis aller Zeiten sang- und klanglos nach nur 90 gebauten Exemplaren. Und da wundert sich manch einer noch, warum Audi dann jahrzehntelang vom Elektroantrieb nichts mehr hören wollte. •
Ja, der a4 war auch als plug-in-hybrid erhältlich, nur wollte ihn keiner, also war nach 90 exemplaren Schluss; zwischen den antrieben musste noch manuell über einen Schalter in der Mittelkonsole gewechselt werden
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