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Hene Minder – mein Leben, mein YB

Hene Minder beim Meisterumzug 2019

Text Bettina Hahnloser und Urs Frieden, Foto Thomas Hodel

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Ein kleiner Bub baut im Garten eine Schneehütte, als seine Mutter ihm zuruft, er solle noch Reis kaufen gehen. Er vergisst es – und wird am Abend von der Mutter mit einem «Schutt ids Fudi» empfangen. Sie verstaucht sich dabei den Fuss und muss sich hinlegen. Voller Angst erwartet Klein-Hene die Reaktion des Vaters, doch der sagt nur: «Wenn man nicht schutten kann, soll man es sein lassen.»

Diese und viele andere heitere, nachdenkliche und spannende Episoden hat uns Hene Minder in jenen ersten Coronamonaten des vergangenen Jahres erzählt – aus seiner behüteten Kindheit im Wylerquartier, seinen Anfängen als Pfleger und Trainer von Fussballmannschaften, seiner Leidenschaft für YB und vor allem für Silvia, seiner grossen Liebe. Kennengelernt haben sie sich in der Beiz seiner Schwiegereltern, wo Silvia im Service tätig war. Und haben sich fortan gemeinsam für den Berner Fussballclub Young Boys eingesetzt, ihr Leben lang. Als der Club am Rande seiner Existenz war, bauten sie den kümmerlichen Fanshop wieder auf. In unermüdlichem Einsatz verkauften sie YB-Waren aller Art an den Weihnachtsmärkten rund um Bern – und mussten sich nicht selten Beschimpfungen gefallen lassen wie: «Ah, bist du auch einer dieser Schafseckel, die nicht schutten können!»

Doch Hene und seine Frau Silvia gaben nicht auf – und wurden belohnt, als YB 2018 endlich Meister wurde. Als die Fans bei der Pokalübergabe vor den YB-Grössen die Welle machten, riefen sie als Erstes nicht etwa nach Hoarau, von Bergen oder Wölfli –, sondern nach Hene, dem Helfer im Hintergrund. Nichts veranschaulicht Hene Minders Bedeutung für den Club und seine Fans besser als dieser Moment. Mit seinem scharfen Witz und seiner Liebenswürdigkeit wird er von Fans und Clubmitgliedern gleichermassen geschätzt und geliebt. Tagtäglich verkehrt er noch heute in den Katakomben des Wankdorfs, auf Du und Du mit Mannschaft und Management. Doch wer Interna über die Stars erfahren will, wird mit diesem Buch nicht bedient: «Die Geschichten nehme ich mit in die Kiste», sagt Hene. Und schweigt.

Aber Hene ist mehr als YB. Sein Herz schlägt für die Benachteiligten, für kranke Kinder und jene mit Behinderungen. Es begann mit einer Lesung für den Arche-Fonds für krebskranke Kinder: Hene bereitete sich wochenlang darauf vor, im Bahnhof Bern eine berndeutsche Geschichte vorzulesen. Und setzt sich seither mit Leib und Seele dafür ein, dass YB jedes Jahr eine namhafte Summe spendet.

Kinder sind denn auch sein liebstes «Hobby»: Seit Jahrzehnten ist der Vater eines Sohnes für die sogenannten Escort-Kids verantwortlich, welche die Spieler beim Match auf den Rasen begleiten. Genüsslich gibt er drollige Episoden zum Besten. Jetzt, im 78. Lebensjahr, denkt er darüber nach, kürzer zu treten. Doch die Escort-Buben und -Mädchen, sagt er, will er noch ein bisschen weiter betreuen. «Ich schwöre: Beim allerletzten Spiel, wenn ich mit den Kids einlaufe, lasse ich einen Film drehen, und zwar von allem Anfang an, wenn die Eltern sie bringen. Ich habe manchmal mehr Freude an den Kindern als am Match!»

Zum Buch «Hene Minder. Mein Leben – mein YB» Bettina Hahnloser und Urs Frieden erzählen mit ihrer Gesprächsaufzeichnung die Lebensgeschichte eines Berners, der seit Jahrzehnten mit Leidenschaft seine Hintergrundarbeit verrichtet – und heute bei Meisterfeiern im Rampenlicht steht. Erschienen im Lokwort Verlag, erhältlich im Buchhandel.

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