WAS DAS URBANE ZENTRUM DER ZENTRALSCHWEIZ BEWEGT WAS DIE ZENTRALSCHWEIZ BEWEGT
N O 3 | 2018
10
WEN WOLLEN WIR? UND WO? LUZERNS TOURISMUS VOR DER GROSSEN ANALYSE
28
MOBIL SEIN ZU JEDER ZEIT – EGAL WIE. EIN FINNE ZEIGT WIE
33
ZU BESUCH BEIM HERRN DER HOLZFÄSSER
10
Werkzeuge gegen den «Overtourism» Seite 22
LIVE MOVIE CLASSICS
IN CONCERT IM KKL LUZERN
in concert
21. & 23. DEZEMBER 2018 1. & 2. FEBRUAR 2019
13. & 14. OKTOBER 2018
28. – 31. DEZEMBER 2018 4. & 5. MAI 2019
30. NOVEMBER – 27. DEZEMBER 2018
7. DEZEMBER 2018
25. JANUAR 2019
INFOS & KARTENVERKAUF: www.citylightconcerts.ch
ZAHLENSPIEL Die Gemeinden rechnen selber ab. Auch im Kanton Luzern. Wer jetzt, mitten in der Tiefzinsphase, keine Gewinne erzielt, macht etwas falsch. Nur wie viel Gewinn? Wie geht es den Gemeinden? Den Gemeinden mit ihren rund 400 000 Einwohnern geht es sehr gut.
140 000
Franken Gewinn für alle im Jahr 2016 sprechen eine deutliche Sprache. 83 Gemeinden im Kanton Luzern geben pro Kopf und Jahr
351
1233 7 000 000 Franken. So viel bezahlt jede und jeder durchschnittlich pro Jahr für die Verwaltung in den Gemeinden – insgesamt
41 %
des Ertrags bei den Steuern natürlicher Personen (d. h. keine Firmen z. B.) stammen von Unverheirateten ohne Kinder. Davon gibt es im Kanton aber rund 59 %. Andere tragen also eine verhältnismässig höhere Steuerlast. Rund 2/3 der Luzerner Steuerpflichtigen haben ein steuerbares Einkommen unter 60 000 Franken. Fast
140 000 000 Franken.
Franken für Bildung aus. Das ist die grösste Aufgabe der Gemeinden. Seit 2011 haben sich diese Ausgaben pro Kopf um rund
100 Franken verringert. Hingegen steigen die Aufwendungen für Gesundheit und Soziales:
1187 Franken pro Kopf und Jahr. 2 x: Seit dem Jahr 2000 kommt dies einer Verdoppelung gleich.
Verlust: Das ist die rote Zahl Emmens im Jahr 2016. Die Gemeinde steht in der Agglomeration Luzern auch am schlechtesten da, wenn es um die Nettoverschuldung geht:
5118
Franken Nettoschuld pro Einwohner ist drittschlechtester Wert im Kanton. Knapp 30 000 Einwohner leben in Emmen. Am besten gebettet ist übrigens die flächenmässig grösste Gemeinde: Flühli im Entlebuch. Hier ist die Nettoverschuldung pro Kopf positiv, heisst: das Nettovermögen beträgt
5249
Franken pro Kopf. 1910 Einwohner können sich in Flühli freuen. Von irgendwoher muss das Geld kommen, das man ausgibt. Es sind etwa zur Hälfte Steuergelder. Genauer:
1,215
Milliarden Franken an ordentlichen Steuererträgen. Das ist eine Zunahme seit 2012 um rund 20 Prozent. In den 10 Jahren zuvor blieb das Steuersubstrat dasselbe. Abgenommen haben die Sondersteuern wie Personal-, Liegenschafts-, Vermögensgewinn-, Hand änderungs-, Erbschafts-, Besitz- und Aufwandsteuern: Rund 122 Millionen Franken waren es noch total. Grund: Die Liegenschaftssteuer brach ab 2015 weg. Hingegen hat die Erbschaftssteuer zugelegt: 29,8 Mil- lionen Ertrag im 2016, 10,9 Millionen im 2010.
(Quellen: u. a. LUSTAT Statistik Luzern, BFS)
des Steuerertrags stammen jedoch von Steuer pflichtigen mit einem steuerbaren Einkommen über 60 000 Franken. Interessant ist der Blick in die Kristallkugel: Was kommt? Das Ressourcenpotenzial gibt einen Wink. Diese Berechnung ist die Grundlage für den Finanzausgleich zwischen den Gemeinden. Mit mehr als 3500 Franken pro Kopf an Ressourcen sind Luzern, Weggis, Sursee und Schenkon aufgeführt. Hier ist am meisten zu erwarten. Die Agglomerationsgemeinden sind allesamt gut aufgestellt, ausser Kriens, das weit hinter dem Durchschnitt herhinkt. Dieser liegt bei 3241 Franken. Wo spielt die Musik? In der Linie Luzern–Sempach–Sursee.
SETZEN SIE AUF IHR GLÜCK Spiel, Spass und Genuss
STILVOLLE UNTERHALTUNG – ALLES UNTER EINEM DACH! Grand Jeu Casino – Jackpot Casino – Casineum / The Club – Cocktail Bar Restaurant Olivo – Seecafe – Bankette / Kongresse – Parking Täglich geöffnet 09 bis 04 Uhr, Mindestalter 18 Jahre, Zutrittskontrolle (Pass, europ. ID, Führerschein)
www.grandcasinoluzern.ch
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER Die neuen STADTSICHT ist da – wie immer mit der integrierten LANDSICHT. Sie halten die dritte Ausgabe unseres Magazins im 2018 in Händen. Auch diesmal wollen wir aufzeigen, wie man die grossen Themen anders und neu denken kann und wie man womöglich Blockaden löst. Aus einer politisch neutralen Warte beleuchten wir als eigenständige und unabhängige Verleger gute Ideen und stellen Fragen, die manchmal ein wenig wehtun. Die Antworten bringen hoffentlich uns alle weiter. Um was als um den Tourismus
Was auffällt: In all den Diskussionen geht
es mit vielen Emotionen zur Sache, aber wer genau hinhört, merkt bald, dass die Grundlagen fehlen. Niemand weiss, von welchen Zahlen man spricht, wenn man «die Touristen» in der Stadt oder in der Zentralschweiz meint. Niemand kennt die wahren Ausgaben, die richtigen Frequenzen, die von Tagesund Jahreszeiten abhängigen Ziffern. Und dennoch landen alle Städter, die diskutieren, ganz schnell bei den schlimmen Reisecars, welche die Bruno Affentranger sowieso schon überlasteten Chefredaktor STADTSICHT BA Media Luzern Strassen gänzlich verstopfen.
könnte es diesmal gehen? Das Reisen mit all seinen Nebenwirkungen ist das einschneidende Thema in diesen Monaten in und um Luzern, ja in der Zentralschweiz. Das Gespenst des sogenannten «Overtourism» geht um. An jedem Treffen – ob unter Fremden, Freunden oder in der Familie – dominieren plötzlich chinesische Touristengruppen, Carreisende, Neid und ehrlich gemeinte Sorge die Debatte.
Partner der Stadsicht
Wir haben den Verdacht, dass es sich dabei
um eine blosse Symptom-Debatte handelt, die jenes Thema hoch bewertet, das am besten sichtbar ist. Wir glauben zudem, dass ausserhalb des städtischen Raumes anders geredet, gedacht und politisch entschieden wird. Wir glauben. Das ist das Stichwort. Machen wir uns auf, endlich zu wissen. Gerne begleiten wir Sie dabei und freuen uns, dass Sie uns lesen. Viel Denkvergnügen.
HANS PETER JAEGER ENTDECKEN Der 2016 mit 96 Jahren verstorbene Hans Peter Jaeger war ein Journalist, der ein feines Gespür für Politik und Gesellschaftliches hatte. Dass der während rund 27 Jahren beim «Luzerner Tagblatt» tätige Redaktor zudem ein stilbewusster Fotograf war, wussten die wenigsten. Von ihm stammt das Coverbild aus den Sechzigerjahren. Mehr über den Fotografen Hans Peter Jaeger auf fotodok.swiss/wiki/Hans_Peter_Jaeger
EMANUEL AMMON UNTERWEGS Der Luzerner Fotograf Emanuel Ammon mit seiner Fotoagentur AURA ist ein Begriff. Zusammen mit seinem Sohn Gabriel betreibt er heute ein Studio in Emmenbrücke. Emanuel aber ist dort nur selten anzutreffen. Vielmehr ist der 68-Jährige täglich auf der Pirsch. Nicht selten am Schwanenplatz, wo er seit bald 50 Jahren Veränderungen dokumentiert. Auch für uns ab Seite 10.
5
Die globale EY-Organisation ist Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft. Die EY-Organisation ist in der Zentralschweiz mit zwei Sitzen in Luzern und Zug vertreten. Zusammen sind 90 Mitarbeiter an den beiden Sitzen tätig und bieten vollumfängliche alle oben erwähnten Dienstleistungen an. ey.com/ch/de/home
STADTSICHT wird ausserdem unterstützt durch folgende Partner
Der Wirtschaftsverband Stadt Luzern (WVL) ist mit fast 500 Mitgliedern das Sprachrohr für das Luzerner Gewerbe. Als Wirtschaftsverband leistet er verschiedene Beiträge: – Er vertritt die Interessen des Gewerbes. – Er stärkt Luzerns Wirtschaft. – Er bezieht in wirtschaftspolitischen Fragen Stellung. – Er pflegt Kontakte mit seinen Mitgliedern. Luzern als starkes Wirtschaftszentrum der Zentralschweiz: Dafür setzt sich der Verband ein. Er fordert wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und macht sich für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort und damit auch für langfristig gesicherte Arbeitsplätze stark. wvl.ch
Die City Vereinigung Luzern (CVL) fördert mit ihren mehr als 240 Mitgliedern die Attraktivität von Luzern als Einkaufsstadt sowie als Handels-, Wirtschafts-, Tourismus- und Begegnungszentrum der Zentralschweiz. Die CVL will mit einem ganzheitlichen Marketingmix für eine Belebung der Innenstadt sorgen. Dazu gehören Interessensvertretung, politische Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit, klassische Werbung sowie Events oder Verkaufsförderungsaktionen. Bestseller der CVL ist die CityCard – die gemeinsame Geschenkkarte für das Shopping-Center Stadt Luzern. Einheimische und Gäste sollen Luzern freundlicher, zuvorkommender und sympathischer erleben als alle anderen Städte, die sie kennen. city-luzern.ch
No 03/2018 Coverbild: Hans Peter Jaeger
INHALT 03 Start in Zahlen 05 Editorial / Autoren / Partner 06 Inhalt
STARTER
07 Haben Sie schon einmal Kunst ausgeliehen? Lohnt sich 07 Heissi Marroni, ganz heiss 07 Wer braucht schon die Berge, wenn er die Stadt hat? 07 Fleischliebhaber im Paradies 09 Wie machen die das eigentlich im Zuger Crypto Valley? 09 Zu Besuch beim Herrn der Hüte 09 Der Kanton Luzern hat schon immer viel Schwein gehabt
STADTSICHT ist ein Produkt der BA Media GmbH mit Sitz in der Stadt Luzern. Das Magazin ist ein redaktionelles Erzeugnis, erscheint 2018 viermal und wird in alle Briefkästen der Stadt Luzern verteilt sowie an weiteren 600 Punkten in der Zentralschweiz aufgelegt.
COVERSTORY
12 Der Schwanenplatz – ein Ort der Wärme? 14 Viel Betrieb in den Achtzigerjahren 16 Wissen täte uns allen ziemlich gut: In der Tourismusfrage ganz bestimmt 17 Wie machen das Amsterdam, Wien und Berlin? 18 14 000 Souvenirs und 8 Menschen: Die Welt kommt zusammen 20 Wie könnte man den Tourismus zählen, wie unsere Gefühle messen? Das grosse Gespräch mit dem Professor 24 Warum alles neu erfinden? Die 10 Tools gegen den Overtourism
IMPRESSUM
10
STADTSICHT wird von verschiedenen Organisationen unterstützt, ist jedoch politisch unabhängig und inhaltlich keinem Verband und keiner Ideologie verpflichtet. Herausgeber und Redaktion behalten sich alle journa listischen Freiheiten vor. Herausgeber Bruno Affentranger, Angel Gonzalo, BA Media GmbH, Luzern Chefredaktion Bruno Affentranger, BA Media GmbH Redaktion Angel Gonzalo, Lukas Hadorn («LucerneMagazine») Kaisa Ruoranen Fotografie Emanuel Ammon, Hans Peter Jaeger
KOLUMNE
29 Eine Lobrede auf Luzern – wird auch langsam Zeit
Korrektorat No limits Schmid
Layout/Produktion aformat Luzern, aformat.ch
STADT- UND LANDLEBEN
30 Lebenslust mit Samuel Koch an der Filmpremiere in Nottwil
GENUSS 31 Herbert Huber testet für Sie 32 Essen in und um Luzern
FULL CONTACT
34 Die Verkehrsmittel sind da, jetzt geht es um das richtige Nutzen 37 Ein Finne rechnet mal und gibt uns eine App
KREATIV 39 Zu Besuch beim Herrn der Fässer 41 Ein Koch im Wettbewerbsmodus
THINKTANK
14 33
Inserateverkauf BA Media GmbH Manuela Willimann willimann@bamedia.ch Druck Swissprinters AG Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Anschrift STADTSICHT, BA Media GmbH, Obergrundstrasse 26, 6003 Luzern stadtsicht@bamedia.ch bamedia.ch Facebook: stadtsicht.ch Unterstützungspartner EY (Ernst & Young) Wirtschaftsverband der Stadt Luzern, City Vereinigung Luzern, weitere Auflage 64 000 Exemplare
48 Unsere Serie geht weiter – Ideen zum Lernen 49 Wenn Hypotheken in einer Fabrik entstehen
Verlag BA Media GmbH Obergrundstrasse 26, 6003 Luzern affentranger@bamedia.ch gonzalo@bamedia.ch
Erscheinungsdaten 2018 März / Mai –Juni / September / 5. Dezember 2018 Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe am 23. November 2018
AUSSICHTEN
50 Harte Fragen für unsere Zukunft
6|
STARTER
GEHEIMTIPPS GU TE IDEE
KUNST AUSLEIHEN METZGETE SO GEHT DAS
Die Artothek an der Hauptstrasse 50 in Meggen gehört zum Bibliotheksverband Region Luzern. Für das Ausleihen der Bilder, Fotografien und Skulpturen der Artothek wird lediglich ein gültiger Bibliotheksausweis benötigt.
Wer schon einmal ein teures Kunstwerk gekauft hat, nur um nach ein paar Wochen zu merken, dass man sich bereits daran sattgesehen hat und den Schinken am liebsten wieder verkaufen würde, sollte der Artothek in Meggen einen Besuch abstatten. Dort stehen rund 100 Originalkunstwerke zur Ausleihe bereit, darunter verschiedene Blumenmotive der 2004 verstorbenen Luzerner Malerin Josephine Troller. Sie lesen richtig: Ausleihe. Für ein paar wenige Franken kann man die Bilder sauber verpackt abholen, ein paar Wochen lang zu Hause bestaunen, und wieder zurückbringen. So wird Kunst nie langweilig!
GEHEIMNISSE PER SMS
Zu den traditionellen Gerichten im Herbst gehört in der Schweiz die «Metzgete», ein Festessen für Fleischliebhaber (und ein Albtraum für Vegetarier und Veganer). Da es sich früher niemand leisten konnte, seine Hausschweine durch den Winter zu füttern, wurden sie im Herbst, zum Ende des Bauernjahres, geschlachtet und in ein grosses Festessen verwandelt: die Metzgete. Sie besteht aus Blut-, Leber- und Bratwürsten, Speck, Schinken und Innereien. Dazu gibts Katroffeln, Dörrbohnen und Sauerkraut. Kein Anlass für schwache Nerven. Obwohl die Schlachtplatte traditionell in Landgasthöfen angeboten wird, haben sich auch verschiedene Restaurants in der Stadt den Ruf erarbeitet, eine hervorragende Metzgete zu veranstalten. Im Restaurant «Old Swiss House» findet die Metzgete vom 6. bis 8. November 2018 statt. Eine frühzeitige Reservation ist ratsam. Auch der «Unterlachenhof» gilt als Metzgete-Hochburg der Stadt.
Corinne Wittinger ist Küchenchefin im veganen Restaurant «Karls Kraut» am St. Karliquai 7 in Luzern. Infos: karlskraut.ch. LOK A LSPEZIA LITÄT
Definitiv eher Leute aus der Schweiz. Aber im Sommer durften wir auch mehr Touristen willkommen heissen. Wo geht ihr nach getaner Arbeit hin? Im Sommer gerne an Orte, wo man noch draussen einen «Schlumi» nehmen kann, zum Beispiel in die «Nachbar» oder in die «Volière». Noch später trifft man uns wohl am ehesten in der «Kegelbahn» an.
Wer ist eigentlich dieser Karl? Der liebe Karl? Das ist der heilige Karl von Borromäus, nach dem der St. Karliquai benannt ist, wo sich unser Restaurant befindet. Uns gefällt der Name, da er Bezug zum Ort hat, ohne allzu offensichtlich zu sein.
Heissi Marroni
BUCHTIPP
Wer isst eher bei euch? Einheimische oder Touristen?
WER BRAUCHT SCHON BERGE? Klar, normalerweise wandern die Zen tralschweizer in den Bergen. Leider ist das im Winterhalbjahr wettertechnisch nicht immer ratsam, weshalb es sich lohnt, an solchen Tagen den «Stadtwan derführer» zu zücken. Das Buch schlägt spannende, ungewohnte Wanderrouten durch Stadt und Agglomeration vor, etwa von Meggen über Adligenswil, das Kloster Gerlisberg und den Dietschiberg hinunter in die Stadt Luzern. Gleichzeitig erfährt man viel Wissenswertes über die Umgebung, die man durchwandert, und erhält auch den einen oder anderen Tipp, wo es sich einkehren und Energie tanken lässt. Nicht nur für Besucherin nen und Besucher Luzerns, sondern auch für Einheimische eine interessante, anregende Lektüre. Weitere Infos zum Stadtwanderführer Luzern gibt es auf wandervoll.ch.
7
Sollten Ihnen beim Stadtrundgang langsam die Fingerspitzen abfrieren, empfehlen wir, schleunigst eines dieser kleinen Holzhäuschen aufzusuchen, die im Winter überall in der Stadt zu finden sind, etwa an der Seebrücke oder beim Rathaussteg. Dort werden «Heissi Marroni» verkauft, über dem Feuer geröstete Edelkastanien. Sie wärmen nicht nur die Hände, sondern geben auch Energie für den Rest des Stadtbummels. Fein!
Wild-Schiff SO WILD HABEN SIE NOCH NIE GEGESSEN!
Donnerstag bis Sonntag, 13.9. – 20.10.2018
Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees(SGV) AG +41 41 367 67 67 | www.lakelucerne.ch | info@lakelucerne.ch
LUST AUF EINEN KULINARISCHEN KURZURLAUB? Wir entführen Ihre Sinne im Restaurant Olivo
DINNER & CASINO: CHF 88.– STATT CHF 122.– Apéro & 3-Gang-Menu im Restaurant Olivo Eintritt in den Spielbereich* und Spielchips im Wert von CHF 25.– Reservation erforderlich! Tel. 041 418 56 61 *Ab 18 J., mit gültigem Pass, europ. ID, Führerschein, täglich von 09 bis 04 Uhr.
www.grandcasinoluzern.ch
STARTER
GEHEIMTIPPS AUF DER BÜHNE
FIGURENTHEATER PETRUSCHKA Es ist eine zauberhafte, einzgartige Welt, die im Figurentheater Petruschka entsteht, wenn mit Sandmalerei, die auf eine Leinwand projiziert wird, ein neues Stück beginnt. Mit enorm viel Liebe zum Detail erzählen die Figuren spannende, fantastische Geschichten, begleitet von Musik und allerlei Spezialeffekten. Vor mehr als 15 Jahren gegründet, hat sich das Figurentheater zu einem echten Geheimtipp für Kinder ab 5 Jahren entwickelt. Im Winterhalbjahr gastiert es im Natur-Museum Luzern, wo selbst entwickelte Stücke zu naturnahen Themen aufgeführt werden.
ZUKUNFTSMUSIK
Crypto Valley Auch wenn der Hype um die Blockchain-Technologie und die darauf basierenden Kryptowährungen mit dem Tagespreis des Bitcoin zu- und abzunehmen scheint, ist unbestritten, dass die Digitalisierung ihre Spuren in den kommenden Jahren auch im Finanzsektor hinterlassen wird. Nein, wir reden hier nicht von E-banking. Die Schweizer Finanz industrie scheint jedenfalls die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Oder genauer gesagt: der Kanton Zug. Hier können öffentliche Gebühren schon heute in Bitcoin bezahlt werden, und in Zukunft soll die Region um den Zugersee zum «place to be» für Individuen und Körperschaften werden, die der Blockchain revolutionären Charakter zusprechen. Bundesrat Johann Schneider-Ammann äusserte an einer Konferenz im Januar sogar die Hoffnung, dass sich das Zuger «Crypto Valley» bis in zehn Jahren in eine «Crypto Nation» ausweiten wird. Dann mal ran an die Wallets!
kinderkultur.ch/figurentheater_petruschka.html naturmuseum.ch
Mehr Infos: cryptovalley.swiss
ZA HLENSPIELE
KULTSTÄTTE
MAISON DU CHAPEAU Mitten in der Stadt, nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, befindet sich eines der kultigsten Geschäfte Luzerns: Das Maison du Chapeau, auch bekannt als «Haus der 1000 Hüte». Patron Herbert Meier hat schon Roger Moore, Thomas Gottschalk und Udo Jürgens die passende Kopfbedeckung empfohlen, und bis heute erfährt jeder Besucher des Geschäfts, warum Hut trägt, wer auf dieser Welt etwas von sich hält.
431 354
Stolz ist die Luzerner Bevölkerung auf diese Zahl nicht unbedingt, aber sie ist nun mal Tatsache. 431 354 Schweine lebten bei der offiziellen Zählung 2015 auf dem Kantons gebiet, und das bei 398 762 Einwohnerinnen und Einwohnern. Will heissen: In Luzern gibt es mehr Schweine als Menschen. Im abseits der Stadt Luzern sehr ländlich geprägten Kanton sind viele Bauern in der Schweinezucht spezialisiert. Die Produktion von Schweinefleisch ist ein bedeutender Wirtschaftszweig der Region. Als Hochburg gilt die Gemeinde Ruswil im Rottal, wo auf einen Einwohner gleich fünf Schweine kommen.
Das Maison du Chapeau befindet sich an der Sempacherstrasse 1. Vom Bahnhof Luzern zu Fuss die Pilatusstrasse hoch und an der zweiten Querstrasse links abbiegen.
Sie wollen die Säuli mit eigenen Augen sehen? Die Buslinie 61 fährt ab Luzern direkt ins Herz der Luzerner Schweineproduktion. Die Fahrzeit bis Ruswil beträgt rund 25 Minuten.
9
INSERAT
ADVERTORIAL
Bitte zu Tisch, es ist gedeckt. Willkommen zu den Gourmet-Safaris am Nationalquai, direkt am Vierwaldstättersee, inmitten der Stadt Luzern.
GENUSS AM QUAI STARTET IN DIE FÜNFTE RUNDE S
eit 396 Jahren prägen die eindrucksvollen Gebäude des Grand Hotel National, des Grand Casino Luzern und des Palace Luzern die Kulisse des Nationalquai. «Genuss am Quai» vereint vier innovative Restaurants, die in einzigartigen und geschichtsträchtigen Räumen spannende und abwechslungsreiche kulinarische Erlebnisse zelebrieren. Zum fünften Mal in Folge laden die Gastgeber Philipp Albrecht und Tobias Hofmann vom Restaurant Olivo, Peter Durrer vom Palace Luzern, Nicole Winkler vom Restaurant National und Roger Widmer vom 1871 zu einer ganz besonderen Genuss- und Entdeckungsreise ein. An der schönsten Ausgehmeile der Stadt, dem Quai, dürfen sich die Gäste auf drei spannende GourmetSafaris freuen. Vier gewinnt – bei der Reise durch die Restaurants 1871, National, Olivo und einem Finale im Casineum mit dem Palace Luzern. Nach jedem Gang wechseln die Gäste die Lokalität, dabei erleben Sie vier verschiedene Stimmungen,
vier verschiedene Kochstile und vier verschiedene Atmosphären. Es warten inspirierende Stunden, gepaart mit vielen Emotionen rund um den Genuss. Seien Sie auch dieses Jahr dabei, wenn es heisst: «The Big Four» muss man gesehen haben!
GOURMET-SAFARI Apéro und 4-Gang-Menü inkl. Wein, Mineral und Kaffee CHF 135.00 pro Person Donnerstag, 11. Oktober 2018, 18.15 Uhr Donnerstag, 18. Oktober 2018, 18.15 Uhr Donnerstag, 25. Oktober 2018, 18.15 Uhr Reservation: per Telefon +41 41 419 09 09 oder unter genussamquai.ch
1871
PALACE LUZERN
RESTAURANT NATIONAL
OLIVO
Die innovativen Gastgeber Roger Widmer und Küchenchef Jürg Bischof bieten im Restaurant 1871 ein gastronomisches Erlebnis in einem einzigartigen Ambiente. Geniesser von erstklassigem Fleisch können zudem exklusiv für die Zentralschweiz das zarte Fleisch vom Evolèner Rind von Filet, Entrecôte und Rib-Eye bis zu Gerichten von «Nose to Tail» bestellen.
Die Grand Dame am Quai befindet sich in einem umfassenden Renovationsprozess. Bis Ende 2019 wird sie eine neue Küche, ein neues Restaurant und 149 neu eingerichtete Gästezimmer bekommen. Bis sich die Hallen des Palace wieder mit Kochkünst lern und Gästen füllen können, empfängt das Palace-Team Sie während der Gourmet-Safari im Casineum.
Im Restaurant National treffen Genuss und Gemütlichkeit aufeinander. Die kreative Küche begeistert mit hochwertigen, saisonalen Produkten und verspricht ein einmaliges Genusserlebnis. Daneben gibt es bekannte Topseller und einfache Gerichte für den kleinen Hunger zwischendurch. Ein Ort für alle und alles, unkompliziert und elegant zugleich.
Mit dem imposanten Ausblick von der grossen seeseitigen Terrasse und einem stilvollen Ambiente im Innern lädt das Restaurant Olivo zum Kurzurlaub bei jedem Wetter. Passend zum Namen des Restaurants, begeistert das Olivo mit mediterranem Charme und bietet kulinarische Köstlichkeiten aus der abwechslungs reichen und leichten Küche des Mittelmeerraumes.
1871.ch
palace-luzern.ch
grandhotel-national.com
grandcasinoluzern.ch
11
COVERSTORY
SCHAFHIRTE BLICKT AUF PARKPLÄTZE
SO SAH DER SCHWANENPLATZ IN DEN SIEBZIGERJAHREN AUS
DAMALS SCHON EIN ORT DER WÄRME?
12 |
13
COVERSTORY
VIEL BETRIEB IN DEN ACHTZIGERJAHREN DER SCHWANENPLATZ MACHT TOURISMUSKARRIERE
14 |
SCHLIMM.
ODER TRÃœGT DAS AUGE? GLAUBEN WIR, WAS WIR GLAUBEN WOLLEN?
15
COVERSTORY
GLAUBEN IST GUT – WISSEN WÄRE BESSER Der Reisecar ist das Feindbild des Jahres. Der Schwanenplatz der Ort des Schreckens. Soll man das glauben? Wie steht es objektiv um den Lebensraum Luzern? Wer startet die Vermessung? TEXT BRUNO AFFENTRANGER
R
und 12 bis 14 Millionen Gäste im Jahr 2030 in Luzern. 50 000 Cars pro Jahr momentan in der Innenstadt. Rund 1,5 Prozent des Verkehrs über die Seebrücke pro Jahr als Carverkehr. 85 Prozent Gruppentourismus. Zunahme der Individualgäste um mehr als 25 Prozent pro Jahr. Vergessen Sie diese Zahlen. Sie sind geschätzt. Man weiss es nicht besser derzeit. Das Schlimmste ist: Die approximativen Werte vernebeln das Denken. Sie helfen nicht weiter. Wenn die Zahlen in der Welt sind, setzen sie sich leider in den Köpfen fest und sind nicht mehr wegzudenken. Man hängt an Scheingewissheiten und baut die Welt und Luzern und alle Planungen darauf auf. Wir glauben, schon vieles über den Tourismus und die zahlreichen Bewegungen der Menschen in dieser Stadt zu wissen, über ihre Gedanken und Gefühle, über sogenannte Frequenzen und über hohe Belastungen. Wir empfinden chinesische Gruppen auf Plätzen vielleicht als menschliche Wegsperren, die uns fremd und unzugänglich erscheinen – vielleicht aber auch als hochwillkommene Kunden in unseren Geschäftslokalen. Wir glauben, dass die einzeln oder in kleinen Einheiten reisenden Touristen besser für uns wären, irgendwie verträglicher, vielleicht passender für diese Stadt, die sauber organisiert und raffiniert eingerichtet ist, aber zweimal pro Tag hausgemacht verkehrstechnisch kollabiert. Angemessener für uns, die individuell und hedonistisch sein möchten und gleichzeitig geerdet und vernünftig. Wir glauben eventuell, dass Tourismus und Luzern schon immer war, aber jetzt ist genug, zu viel wie überall. Wir sind in Gedanken in Barcelona oder in Venedig und erinnern uns an den TVBericht von gestern Abend, der neue Trends aufspüren will, aber liebgewonnene Vorurteile aufwärmt, und der wieder einmal die touristische Überwältigung vorführt, diesen sogenannten Overtourism. Er ist auch in der Schweiz zu besichtigen. Wo? Genau! Auf dem Schwanenplatz in Luzern. Wirklich? Wir glauben dies oder jenes. Wir fühlen manchmal so und dann das Gegenteil. Nur: In Tat und Wahrheit wissen wir genau – nichts. Deshalb ist es höchste Zeit für die Analyse. Full stop.
16 |
Nicht entscheiden in einem ersten Schritt. Die Reihe geht so: Nachdenken. Vermessen. Verbinden. Überprüfen. Streiten. Justieren. Entscheiden. Umsetzen. Und so weiter. Der Stadtrat hat diese Lektion lernen müssen. Er ist mit seinen verfrühten Massnahmenvorschlägen im Juni durch die grosse Mehrheit von Links bis Rechts gestoppt worden. Die Analyse ist gefordert. Sie kommt. Was ist wirklich? Was denkt die Bevölkerung? Was wollen wir? Wofür stehen wir? Das sind Fragen, die es auszumessen gilt. Es wird um Grundsätzliches und um das grosse Ganze gehen, um den Lebensraum, die Siedlungspolitik, die Wirtschafts- und Gewerberäume, um den öffentlichen Raum, um Verkehrsflüsse und Vehikel, um Pendler und zum Beispiel nicht nur um den Schwanenplatz, sondern auch um die 159 000 Menschen, die täglich den Bahnhof in Luzern frequentieren. Overtourism? Reden wir lieber von zu hohen Frequenzen. Vor allem gilt es zu klären, was wir sind und was wir sein wollen. Ist Luzern «Premium», «Global» und «Smart» wie Wien? Oder halten wir die Banner «Freiheit» und «Toleranz» hoch wie Berlin? Sind wir die behäbigen Einwohner einer einst kleinen Fischersiedlung, die im Mittelalter dank Handel und Söldnertum zu Reichtum kam und sich im 19. Jahrhundert der jüngsten Industrie verschrieb, dem Tourismus? Stehen wir rund 185 Jahre nach dem touristischen Neubau der Stadt an einer Zeitenwende? Wollen wir weg vom Tourismus? Wenn nein, sollen wir den Profit breiter verteilen? Wenn ja, in welche Richtung muss es genau gehen? Eine Million für die Analyse
Erstaunlich, die Städte in Europa sind allesamt schwach auf der Brust, wenn es um Big Data ihrer selbst geht. Zu langsam, zu wenig wissend, zu arm. Das Nachforschen und Nachzeichnen der Wirklichkeit kostet mehr, als man denkt. Eine Datenanalyse des Lebensraums Luzern wird schnell eine Million Franken teuer, eine schmale Version wäre sicherlich für eine halbe Million zu haben. Besser wäre es, dieses Ein-Millionen-Modell für Luzern zu schaffen, das man anschliessend als Methode und Konzept an die Städte
Europas weiterverkaufen könnte. Dafür wüsste man hernach, welche Gruppen sich wo und zu welchem Preis bewegen, vor allem hätte man die Sicherheit, wann und weshalb dies geschieht. Man könnte Luzern kennenlernen. Manche Politiker dürften am Vorhaben einer Analyse in einer ersten Reaktion keine Freude haben. Gewissheit entzieht den Populisten von Links und Rechts die Möglichkeit, auf blossen Annahmen zu surfen. Glauben funktioniert nur im Ungewissen. Ein Modell würde es schwieriger machen, Behauptungen aufzustellen, die sich nicht verifizieren oder in Abrede stellen lassen. Es würde durchschaubar, welche Vorschläge lediglich für die Wahl oder die Abstimmung toll klingen, im Nachgang indes schädliche Effekte haben.
Und doch müssen sich alle Gruppierungen jetzt zusammenraufen. Der Prozess wird nicht einfach sein, weil es sich hier nicht um ein Unternehmen handelt, das man im Entscheidertempo managen kann. Das demokratische Verhandlungstempo mit allen Befragungen, Fristen und Rückkopplungseffekten ist vorgegeben. Alle sollen zu Gehör kommen. Es wird zermürbend, aber spannend. Am Ende wissen wir, was wir wollen, und es kann doch immer noch anders kommen, weil eine aufkommende Partei die Wahlen gewinnt und sich die Spielregeln ändern. So wie unlängst in Amsterdam geschehen. Es gibt viel zu denken. Und zuvor noch mehr zu messen.
CA SE #1
tgeleg t. urismusstrategie fes hren bereits seine To Ja n ige ein r vo m. t ha rda Amsterdam dam». Ich bin Amste ene Marke: «Iamster sst Dafür gibt es eine eig artiere werden bewu Verteilens. Aussenqu s de g h, ac We n Be de m ht rda ge ste Metropole heisst neu Am Die niederländische e. Auf einer siert. Eine Gemeinde ier ali art ntr Qu ze de die d en wir leb us sm d anderes mehr be un ien aufgewertet, der Touri ler Ga etc. ihre n, s lle tel ha rtbetriebe, Ho m Castle. Markt wie Museen, Transpo ter eine andere Amsterda bie an ll genutzten gs tue un nk ist pu Le n touristischen stekarte und de Gä ten ier as ipb ch Plattform können die er t ein nzen von Lenkungslegen. Zusammen mi ch genaue Konseque Do . se nis eb Besucherzahlen hinter Erg he s zumindest monatlic Handydaten ergibt die ch nicht vor. no anzen. massnahmen liegen acking fehlen die Fin greiches Geodatentr fan um ein r Fü ld. Ge s iamsterdam.com Herausforderung: da
#2 CASE
tadt ihre To 2-Millionen-S
urismusstra
tegie 2020
t die Jahr 2014 ha genen Weg. Im ei rns. n t. ne te ei at ht wie jene Luze Wien ge ericht erst mal so hoch n un s Jahr wird B de ne de n st Je vo . fa gt ch nd si le t festge noch läss rn in Wien si en he D uc und g. ri es ng ie B ru n vo Bevölke he sind schw htungszahlen zess mit der ro ben sie ser. Vergleic sp ös ha r ng gr Die Übernac ge du es rä fin ch Strategie ein Vielfa Leistungst r n um de de t m is ng mit le dt gu al r ta ra Die S ben vo der Bef regelmässig lernen. Sie ha trategie, die egleist. Nach S rn fg e he au nt g t ic te un re gu is er nn hr ns st Ö r Erke ne ko tern se tanden ist ei Wien ist in de denen Anbie d ezogen. Ents glichen wird. den verschie klare Ziel- un nb ge ei he it ab ic m l re ng ta ru be gi ke ns di öl be ng ev Le B ru r le ke al de öl r n ss fü die Bev pfindunge tier t davon, da issen und Em k – und profi ar st den Bedür fn ds en Tr n. hung von arenz von alle und Überwac en zu Transp existieren. ill W en n ab de rg d vo un ergie Richtungs n er forder t En iel informiere V g: un er d Herausfor tourismusstrate
gie2020.wien.in
fo
CA SE #3
völkerung fühlt sich us. 82 Prozent der Be sm uri To t mi lem ob Pr Berlin hat noch kein erungsprogramm. h läuft ein Sensibilisi die kommenden nicht gestört. Dennoc iger Zeit unter anderem ein r vo t ha d un s, hnologieaffine, adt blick t vorau urism erkannt. Eine tec To Die deutsche Hauptst n ba Ur w Ne ten Besucherschaft des sogenann ierende und agierende Herausforderungen orm inf h sic n seits der me ste sy ikations ischen auf Zeit, die ab mit digitalen Kommun umen. Diese Einheim Rä en, n leb ue be ne in hr en me d eis un alr du ale, Kinos, Theater lok fts tendiert eher zu Indivi hä sc Ge , inu nts Berlin die Me ng elpfade Restaura n geraten. Deshalb ist he touristischen Tramp isc im he s Ein » ten t «permanen ite, sondern geht rau können in Konflikt mi h nicht mit einer Webs sic gt erte nü nz ge Ko s, be n ow Ma Sh g: wichti macht kleine der Bevölkerung sehr hulen an, auf Plätzen, Sc in en on ssi ku Dis t ss zu den Menschen, rei fragungen. Be r de enheit wie r me im d un ten folgen, kippt die Off enen Wünschen nie Ta mm no fge au n de nn Herausforderung: We ell in Wut. der Bevölkerung schn du-hier-in.berlin
17
COVERSTORY
DIE GANZE WELT IM SOUVENIR-SHOP Erinnerungsstücke sind beliebt. Was Menschen zwischen Magnetchüeli, Swiss Army Knives, Schlüsselanhängern, Kuckucksuhren und jeder Menge Swiss Chocolate denken. TEXT ANGEL GONZALO
P
Carolina Mayor (31) ist begeis tert. Sie weilt zwar nur einen einzigen Tag in Luzern, bevor ihre Reisegruppe weiter nach Italien zieht, doch die Stadt hat es der Pharma-Assistentin aus Guadalajara (Mexiko) angetan. Luzern sei so «diferente», der See mit dem Bergpanorama im Hintergrund «muy, muy lindo». Sie reist mit einer Gruppe von Menschen aus Mexiko, Kolumbien, Argentinien und Spanien. Sie sind die ersten, welche das Geschäft am Grendel wort- und gestenreich in Beschlag nehmen – eine freundliche Latino-Invasion.
›
Das indische Ehepaar Pratap-Singh weilt zwei Tage in Luzern. Sie, Priyanka (26), fühlt sich hier «wie in einem Traum». Er, Praval (32), behauptet ungefragt, in Luzern sei alles «very clean», die Leute «very disciplined». Die zwei stam men aus dem indischen Kampur und kennen die Schweiz aus man chen Bollywood-Filmszenen. Die Kulisse sei filmreif, meinen sie uni sono. Sie kaufen jede Menge Schokolade ein, ehe es morgen weitergeht in Richtung Paris. Auch ein Traum.
18 |
› LI JIANHUA, HANGZHOU , CHINA
CAROLINA MAYOR, GUADALAJARA, MEXIKO
›
PRIYANKA & PRAVAL PRATAP-SINGH, KAMPUR, INDIEN
unkt 08.30 Uhr, wenn die Tore des Souvenirgeschäfts Casagrande am Grendel öffnen, warten bereits die ersten Touristen. Sie reisen meist in Gruppen, auffallend viele sind Asiaten, doch im Laufe des Tages schaut praktisch die ganze Welt vorbei. Es ist ein stetes Kommen und Gehen meist gut gelaunter Reisender, die mindestens ein Stück Schweiz als Erinnerung mit nach Hause nehmen wollen. Wir haben Menschen im Epizentrum des hiesigen Tourismus gefragt, was sie von Luzern erwarten und was sie weniger erfreut. Einfach mal um zu lernen, was den aktuellen Tourismus eigentlich ausmacht.
Li Jianhua hat seinen Luzerner Tag beim Löwendenkmal begonnen, danach ist er mit einer Gruppe rüstiger Rentner in den Souvenirshop abgebogen. Der 66-jährige ehemalige Fabrikarbeiter verbrachte am Tag zuvor ein paar Stunden auf dem Titlis. Schön und sauber, so sei Luzern, sehr aufge räumt und geordnet. Er stammt aus Hangzhou, der Heimatstadt des Alibaba-Gründers und -CEO Jack Ma. Darauf sei er stolz, meint Li Jianhua. Ebenso wie auf Xi Hu, dem sogenannten West Lake in Hangzhou, einer der grössten Touristenattraktionen der Volksre publik China. Der Vierwaldstätter see erinnere ihn daran. Am frühen Morgen habe er Schwäne und Enten gefüttert.
ANDREA MÜLLER, LUZERN, SCHWEIZ
Überraschung, eine waschechte Luzernerin in einem Luzerner Souvenir laden. Andrea Müller (42) hält mit einem verschmitzten Lächeln zwei Magnet chüeli in ihren Händen. Sie ist auf dem Sprung nach Hawaii und möchte dort ihre Airbnb-Vermieterin beglücken. Ein kleines Andenken an die Schweiz. Schokola de darf auch nicht fehlen, klar doch. Hier finde sie ein breites Sortiment, aber sie habe auch die Qual der Wahl. Die Primarlehrerin nimmt das bunte Treiben der Touristen gelassen. Die Touristenströme bewegten sich in einem relativ kleinen Gebiet zwischen Schwanenplatz und Löwendenkmal, das sei überschaubar, für sie kein Problem. Überhaupt: «Wir sollten in der Schweiz etwas offener werden.»
›
SOUVENIRS SEIT SIEBZIG JAHREN Casagrande wurde 1948 vom Ehepaar Carlo und Kyra Casagrande gegründet. Die Luzerner Traditionsfirma ist eine Familiengesellschaft und befindet sich im Besitz der Gebrüder John und Robert Casagrande, welche den Betrieb in zweiter Generation seit 1977 führen. Zwei Söhne, Raffael und Fabrice Casagrande, arbeiten seit einigen Jahren im Betrieb und sind die zukünftigen Nachfolger und Vertreter der dritten Generation.
›
Cynthia Correa Alvarez arbeitet schon seit zwölf Jahren für Casagrande. Sie stammt aus Durango in Mexiko: «Das ist ‹la tierra del cine› – das Kinoland –, weil in dieser Gegend zahlrei che Filme gedreht wurden, unter anderem klassische Western mit John Wayne», ergänzt sie nicht ohne Stolz. Im Souvenirgeschäft kümmert sie sich vorwiegend um die Kundschaft aus Spanien und Lateinamerika – «eine wachsende Klientel», wie sie anmerkt. Besonders beliebt seien bei ihren Kunden die Taschen messer, die Magnete mit diversen Sujets, die stilisierten Kühe und die Kuckucksuhren. Praktisch keiner gehe ohne Schokolade aus dem Geschäft.
19
STEWART PAWDELRY, DENVER, COLORADO, USA
Die Arbeitskolleginnen und -kollegen nennen sie Connie. Ihr richtiger Name, Chen Xiaoxia, ist für sie wohl nicht leicht auszusprechen. Für ihre chinesi schen Kunden hingegen schon. Chen kam als junge Frau in die Schweiz und studierte drei Jahre an der internationalen Hotel fachschule in Sörenberg. Nach einem kurzen Abstecher in den Gastrobereich kam sie vor 14 Jahren zu Casagrande. Sie bewarb sich spontan und bekam den Job. Ein sehr guter Entscheid ihrerseits, ist sie noch heute überzeugt. Sie beherrscht neben Hochchinesisch (Mandarin) den Dialekt Kantonesisch. Das sei täglich gefragt, ausnahmslos.
CYNTHIA CORREA ALVAREZ, LUZERN, SCHWEIZ
CHEN XIAOXIA, LUZERN, SCHWEIZ
›
›
Stewart Pawdelry (32) aus Den ver, ist mit seiner Freundin auf einer einwöchigen Tour durch die Schweiz. In Zürich hat er ein Auto gemietet und reist fortan auf eigene Faust. Luzern ist seine erste Destination. Darüber habe er gelesen, darum sei er hier und schreit begeistert: «Wow, what a city!» Er hat mit seiner Freundin Cin dy die Stadt unamerikanisch zu Fuss erkundet, hoch oben auf dem Pilatus hat er die «magnificient view» genos sen. Die beiden bleiben sicher eine Nacht in Luzern, dann gehts weiter nach Interlaken, Bern, Chamonix und Zermatt. Stewart hat sich ein Swiss Army Knife gekauft: «You know, everybody has one in the United States!» Er nun auch.
COVERSTORY
WAS JETZT, HERR PROFESSOR? Das Stimmengewirr über den richtigen Tourismus in Luzern ist gross, der Wirrwarr angerichtet. Jürg Stettler, Direktor des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern, wird hoffentlich aufklären können. Das grosse Gespräch über Tourismus und uns selber. TEXT BRUNO AFFENTRANGER
STADTSICHT: Sie waren eben in Venedig, der Touristenhölle par excellence, und Sie scheinen zufrieden. Warum das? Jürg Stettler: Venedig hat ein schlechteres Image, als ich es selber erlebt habe. Ich hatte mir vorgenommen, nie in der Hochsaison hinzugehen, nun war ich aus geschäftlichen Gründen genau in dieser Zeit dort. Das Image ist geprägt von den Medien. Luzern hat ein ähnliches Problem: Eine einseitige Berichterstattung hat möglicherweise zur Folge, dass der eine oder andere sich überlegt, nicht nach Luzern zu reisen. Reden wir hier von Fake News? Nein, ich spreche von verschiedenen Wahrheiten, der Zuspitzung und selektiver Berichterstattung. Viele Dinge werden gar nicht beleuchtet. In Venedig hat es wie überall Plätze mit einer hohen Dichte an Besuchern und beschränktem Raum. Aber ich habe auch anderes gesehen: Der Markusplatz ist nur in einem Teilbereich stark bevölkert. Zwei Drittel sind mehr oder weniger problemlos für Besucher frei. Die entscheidende Frage ist: Stört mich das persönlich in meiner subjektiven Wahrnehmung? Sie stört es offensichtlich nicht. Ich traf weniger Touristenmassen an als erwartet. Ich hatte zudem Optionen, dem Trubel aus dem Weg zu gehen. Dabei gilt es zu beachten, dass dies die Sicht eines Touristen ist. Die Einheimischen dürften das
Ganze kritischer beurteilen. In der Lagunenstadt trifft man nur noch wenige Einheimische. Sie wurden von den Touristen verdrängt. Damit geht ein Teil der Attraktivität von Venedig verloren. Können Sie dieses Venedigbild auf Luzern übertragen? Luzern kennt ein ähnliches Phänomen. Die hohe Dichte sehen wir rund um den Schwanenplatz, den Kapellplatz mit Kapellbrücke und bis zum Löwenplatz und Löwendenkmal. Hier sind die Räume knapp. Wir erkennen Nutzungskonflikte und damit verbunden Unzufriedenheiten. Aber auch in Luzern bestehen Möglichkeiten auszuweichen. Was ist also das Luzerner Problem? Die Stadt ist insgesamt zu klein. Venedig bietet fünf, sechs Gassen, die genauso attraktiv sind, wie es die von Touristen gekaperte Gasse ist, nur weisen sie eine kleinere Personendichte auf. Luzerns Attraktionen sind überzeugend, aber die Alternativen fehlen – das würde auch eine Lenkung der Besucher nicht ändern. In Luzern akzentuiert sich deshalb das Problem des Tourismuswachstums rund um die bestehenden Attraktionen. Die Überlastung der öffentlichen Räume ist viel schneller erreicht als anderswo. Funktioniert die Lenkung von Besuchern überhaupt?
20 |
Wenn Besucherströme bereits existieren, und man sie lenken will, dann ist das ex trem schwierig. Ein öffentlicher, historischer Raum ohne klassische Eingangstüre, der Staumöglichkeiten vorgelagert sind, ist kaum zu schliessen. In Venedig wie auch in Luzern ist das nicht anders. Was ist die Konsequenz? Man muss die Menge der Touristen früher zu steuern beginnen. Eine Lenkung am Schwanenplatz kommt zu spät. Es gibt eine andere Konsequenz. Welche? Die Ausweitung des Besucherraumes. Luzerns Schwanenplatz und das WeyQuartier sind als touristische Erlebniswelten die Resultate gewollter, baulicher Massnahmen aus dem 19. Jahrhundert. Wer verbietet uns, heute dasselbe anderswo in Luzern nochmals zu tun und einen zweiten Hotspot zu schaffen? Luzern hat es bereits getan. Das KKL Luzern ist nichts anderes als das: ein weiterer Leuchtturm neben der Kapellbrücke, dem Wasserturm und anderem. Mit dem 1998 eröffneten Bau hat man die Besucherströme neu zu lenken begonnen und neue Gruppen angelockt. Bilbao ist ein gutes anderes Beispiel dafür. Dank seinem GuggenheimMuseum ist die baskische Stadt heute ein touristischer Hotspot. Es beweist vor allem eines: Man muss die Thematik des richti-
gen und passenden Tourismus für eine Destination langfristig betrachten. Wer heute ein bauliches Grossprojekt lanciert, das einmal Tourismusströme lenken soll, der muss sehr weit vorausplanen.
chem Verhaltensmuster zur Sache denkt. Niemand weiss heute, ob Luzern sich im grünen, gelben oder bereits im roten Bereich bewegt. Ausserdem fehlen grundsätzlich die Daten über die Tourismusströme.
Wie weit voraus? Eigentlich wäre es heute richtig, über das Jahr 2050 nachzudenken. Ausserdem heisst Bauen in Luzern in jedem Fall auch Nachdenken über Tourismus und über Besucherströme. Das geschieht, soweit ich das mitbekomme, leider nicht.
Man kann diese täglich sehen. Das ist ein subjektives Empfinden, das man ernst nehmen muss. Aber die echten, realen Zahlen sind uns nicht bekannt. Ich muss doch alle Daten haben, damit ich sagen kann, wann genau im Jahresverlauf die Situation problematisch ist.
Sollte man jedes Grossprojekt durch die Brille des Touristikers überprüfen? Das sollte man. Das sogenannte Vogelnest, dieses Stadion von Herzog & de Meuron in Peking, ist zwar wirtschaftlich nicht erfolgreich, dafür ist es eine touristische Attraktion und ein Anziehungspunkt. Das Stadion des FC Luzern auf der Allmend hingegen ist zwar golden bemalt, aber für sich gesehen keine Attraktion. Kaum ein chinesischer Besucher geht es sich anschauen. Dabei wäre die Allmend eine touristische Entwicklungszone, in der sogar das Kulturzentrum Südpol als Entwicklungsraum miteingegliedert werden könnte. Die Frage ist: Wie kann man diese Räume aufwerten, dass sie für Touristen attraktiv werden?
Die Stosszeiten im Verkehr Luzerns sind morgens um 8 Uhr und abends ab 17 Uhr. Dennoch weiss ich nicht, ob die Touristenströme mit anderen Erwartungen und/oder Bewegungen zum Beispiel am Sonntagabend um 17 Uhr kollidieren. Oder doch eher am Freitagabend um 17 Uhr? Wir stehen am Anfang. Wenn ich lenken will, muss ich wissen, was mit dieser oder jener Massnahme geschieht. Oft löst man direkt neue Probleme aus. Ich möchte wissen, welche.
Der Stadtrat ist mit seinen Ideen für den Lebensraum politisch aufgelaufen. Alle Parteien bis auf die SP wollen vor der Diskussion die Analyse sehen. Ist das nachvollziehbar? Völlig. Die Fragen sind immer dieselben: Was wollen wir auf längere Frist – und wie ist die Situation heute? In Luzern weiss man derzeit keineswegs, wohin man will. Und man weiss auch nicht genau, wie schlimm oder wie gut die Lage ist. Wir kennen derzeit nur subjektive Befindlichkeiten. Wir hören Äusserungen von einzelnen Personen oder Gruppen, medial begleitet und über Leserbriefe oder Forumsbeiträge befeuert. Sie sind Wissenschaftler: Wie ist die Lage aus ihrer Sicht? Ich kann es nicht sagen. Ich weiss nicht, wie die Gedanken, das Empfinden und das Erleben der Luzerner Bevölkerung in Bezug auf den Tourismus aussehen. Ich weiss nicht, wie es sich mit den neuralgischen Punkten verhält, und ich weiss auch nicht, was man in welchen Quartieren mit wel-
Können Sie dazu ein Beispiel machen? Unter Umständen produziere ich echte Probleme, wenn ich die Besucherströme umleite, so dass sie sich in Quartiere ergiessen, die bisher gar keine Touristen kennen.
DER TOURISMUS-SPEZIALIST Professor Jürg Stettler leitet seit 19 Jahren das Institut für Touris muswirtschaft ITW, Hochschule Luzern – Wirtschaft. Ausserdem ist er seit 2005 Vizedirektor der Hoch schule Luzern – Wirtschaft und ist gleichzeitig deren Forschungsleiter. Zu seinen Kerngebieten gehören Destinationsmanagement und -marketing genauso wie zum Beispiel Wirkungsanalysen (Wert schöpfungsstudien) und KostenNutzen-Analysen. Der begeisterte Sportler studierte und dissertierte an der Universität Bern und ist Wirtschaftswissenschaftler.
21
Was ist besser: Tourismus in Hotspots konzentrieren oder verteilen in bisher unberührte Quartiere? Der Massentourismus hat einen schlechten Ruf. Wer Tourismus aber aus der Perspek tive der Nachhaltigkeit betrachtet, sieht, dass die Lenkung und Konzentration der Tourismusströme auch Vorteile hat. Es entstehen – Gewerbezonen nicht unähnlich – Tourismuszonen, in denen hohe Belastungen auszuhalten sind, wo aber auch eine hohe Wertschöpfung stattfindet und wirtschaftlich stark interagiert wird. Gleichzeitig kann man andere Räume entlasten. Ist das ein Einknicken vor dem Geld, die Kapitulation vor dem Tourismus-Kapitalismus? Die wirtschaftliche Dimension ist ebenso wichtig wie die gesellschaftliche und die ökologische. Ballungszentren sind sowohl gesellschaftlich als auch ökologisch sinnvoller als eine Verteilung. Die negativen Auswirkungen sind in der Schlussrechnung geringer. Sie hätten drei Wünsche offen, welche wären das? Ich möchte Daten über Touristen und Bevölkerung und diese in Verbindung zueinander bringen können. Zweitens mahne ich eine Langfristplanung an, die Entwicklung einer langfristigen Vorstellung des Tourismus in Luzern unter Einbezug der wichtigen Anspruchsgruppen, insbesondere der Bevölkerung. Drittens würde ich gerne den Prozess mitgestalten, der nach einer getroffenen Zielvereinbarung und einer vorgenommenen Situationsanalyse startet. Er soll laufend überprüft und neu angepasst werden können. Man muss die Konsequenzen ganz einfach vorher berechnen. Ist das eine Absage an die politischen Einzelvorstösse, die derzeit blühen? Es macht sicherlich wenig Sinn, jetzt bereits auf Vorstösse einzugehen: Warum sollen Gäste künftig drei Franken bezahlen? Wofür? Warum soll man die Zahl der Gäste pro Jahr jetzt bereits beschränken? Und welche Zahl wäre die richtige? Das ist doch eine sinnvolle Überlegung und wäre genau diese zeitlich dem Luzernbesuch vorgelagerte Lenkungsmassnahme. Sie kann sinnvoll sein, aber nicht als Jahresmassstab. Wir brauchen genauere und feiner aufgelöste Zahlen: Eventuell macht es zu gewissen Tages-, Monats- oder Jah-
COVERSTORY reszeiten Sinn zu beschränken. Niemand weiss das heute. Vielleicht wären 12 Millionen Besucher pro Jahr keine zu grosse Zahl für Luzern, wenn der Hotspot Schwanenplatz besser gelöst wäre. Vielleicht wären dann sogar 18 Millionen Besucher tragbar, wenn sie zeitlich und allenfalls auch räumlich gut verteilt sind. Ist der Schwanenplatz wirklich ein Problem oder einfach bereits die Touristenzone mit hoher Belastung, die den Druck von anderen Räumen nimmt? Objektiv ist er ein Problem, weil Nutzungskonflikte in der Stosszeit bestehen. Er ist objektiv eines in Bezug auf die Zufriedenheit der Bevölkerung, die zu Stosszeiten gar nicht mehr traversieren kann und deshalb verärgert ist. Objektiv ist die Erholungsqualität der Touristen nicht gut, weil der wichtige, zentrale Raum als Busumschlagplatz genutzt wird. Dieser Raum wird aus einer wirtschaftlichen Perspektive gut genutzt, ist aber aus der Warte der Lebensqualität und der Tourismusattraktion kein schöner Platz. Es hat schlicht zu viel Verkehr und zu viele Menschen zeitlich konzentriert auf zu kleinem Raum. Subjektiv ist das ein grosses Problem.
Jürg Stettler: «Auch die Individual reisenden werden mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Problem.»
Sie waren eben in Venedig und sagen, dass es dort weniger schlimm mit dem Tourismus als erwartet sei. Gleichzeitig sagen sie allen Ernstes, dass der Schwanenplatz ein Problem sei? Ich habe mich auch gefragt, weshalb mich die grösseren Mengen an Touristen in Venedig nicht gestört haben, diejenigen mir am Schwanenplatz aber ins Auge fallen. Meine Hypothese: In Venedig habe ich nur Fussgänger gesehen, die alle in derselben Geschwindigkeit unterwegs sind. Kein Lärm, kein Stress. Hingegen werde ich um 18 Uhr am Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Luzern nervös und fühle mich unbehaglich. Wa rum? Weil dieser Raum in Luzern eine hohe Frequenz an Tagesbesuchern, Touristen, Einheimischen, Pendlern, Schülern und anderen mehr bewältigen muss – und diese alle mit verschiedenen Verkehrsmitteln, Geschwindigkeiten und vielen Lenkungen. Die Konklusion: Wenn sich alle auf dieselbe Art bewegen, ist mehr Verdichtung ohne Stress möglich. Das ist meine subjektive Annahme. Venedig ist eigentlich eine gewaltig grosse Fussgängerzone.
22 |
Sie kämpfen gegen das Subjektive und haben eben eine Vorstudie über den Gruppen- und Individualtourismus in Luzern für die Luzern Tourismus AG abgeschlossen. Zufrieden damit? Es ist eine Vorstudie. Wir haben die grosse datengestützte Analyse noch nicht gemacht. Die Zahlen, die wir verwendet haben, beruhen auf groben Schätzungen und sind wissenschaftlich natürlich unhaltbar. Von Ihnen stammen aus einem Referat vor rund einem Jahr die Zahlen von 12 bis 14 Mil lionen Tagesgästen, die 2030 Luzern besu chen werden. Heute liegen wir bei über den Daumen gepeilten 8,8 Millionen. Sind Ihre Zahlen geschätzt? Ja, sie basieren auf den wichtigsten Zahlenkomponenten, die wir aus einer bestehenden Wertschöpfungsstudie des Kantons Luzern, aus Datenreihen des Bundesamtes für Statistik und anderen gewonnen haben. Die globalen Prognosezahlen sind zudem ganz wichtig. Die 12 bis 14 Millionen gelten nur, wenn die Wachstumsentwicklung auf der Marktseite anhält und nicht interveniert wird und keine Krisen oder Katastrophen eintreten. Wollten Sie mit Ihrem Referat provozieren? Nein. Ganz im Gegenteil. Ich wollte einen Beitrag leisten und eine qualifizierte Diskussion anschieben. Ich glaube, dass dies gelungen ist. Was wissen wir heute bereits? Gewissheiten sind schwer zu finden. Bis vor Kurzem dachte ich zum Beispiel, dass Individualreisende für die Destinationen weniger problematisch sind als die Gruppenreisenden. Eine laufendes Projekt zu chinesischen Individualreisenden hat mich eines Besseren belehrt. Die Individualreisenden sind nicht lenkbar. Man kann sie nicht kanalisieren. Der Carparkplatz ist leicht zu planen, diese Art von Reisen sind steuerbar. Die Individualreisenden jedoch bilden keinen greifbaren Strom, den man lenken kann. Deshalb muss man frühzeitig begreifen und sehen, was kommt. Verlässliche Zahlen sind das Ein und Alles, denn die Entwicklungen gehen schleichend vonstatten. Die Anzahl der Individualreisenden steigt unmerklich, auch in Luzern. Wir wissen nicht, wie gross der Anteil am Tourismus ist, aber er nimmt zu. Im Moment spricht Luzern über die Cars. Kann es sein, dass der Individual-
tourismus schon bald das grössere Problem sein wird? Auch die Individualreisenden werden mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Problem. Aber der Faktor Sichtbarkeit spielt hier natürlich derzeit eine noch stärkere Rolle: Zeitliche, räumliche Konzentration und Verhaltensmuster drängen den Gruppentourismus in den Vordergrund. Der Stadtrat muss eine Strategie für den Tourismus im Jahr 2030 ausarbeiten. Ist Ihre Vorstudie der erste Schritt dazu? Ich gehe davon aus und ich finde es sehr gut, dass diese Überlegungen nun gemacht werden. Sie sprechen von 2050. Mit den vorher andiskutierten Projekten und den umfassenden Gedanken muss man auf der Zeitachse grosszügiger sein. Ihr Hinweis auf das 19. Jahrhundert ist interessant. Es hat sicherlich dreissig bis fünfzig Jahre gedauert, bis die baulichen Massnahmen richtig Auswirkungen zeigten. Die kanadische Destination Whistler hat Anfang der 2000er-Jahre eine Vision für 2060 entwickelt. Das scheint mir nicht falsch. Ist es richtig, erst im Jahr 2018 über 2030 nachzudenken? Natürlich hätte sich der Stadtrat damit früher beschäftigen und aktiver werden können. Aber mich interessiert das Unabänderliche der Vergangenheit nicht. Mich interessiert das Kommende. Wir reden hier immer von grossen Zeitbögen. Die Zeit zwischen heute und 2030 verrinnt, und Menschen haben immer Ideen. Was, wenn Soforthandlungen gefordert sind? Dagegen sträube ich mich gar nicht. Es kann die Notwendigkeit für Massnahmen bestehen. Man kann, aus welchen Gründen auch immer, unter Handlungsdruck geraten. Doch dann sollte man die Massnahmen nie isoliert vornehmen, sondern als Teil eines Ganzen verstehen. Kontrollierte Versuche halte ich zudem für sinnvoll. Damit meine ich nicht das Herumpröbeln, sondern ein massvolles Ausprobieren, das vermessen wird. Damit betreten Sie ein gefährliches Feld: Wären Sie demnach für eine versuchsweise Sperrung des Schwanenplatzes oder
23
zum Beispiel des Schweizerhofquais oder der Seebrücke zu haben? Man sollte nur mikroinvasiv arbeiten und nicht am offenen Herzen operieren. Die Schliessung des Schwanenplatzes wäre sicherlich ein derartiger gefährlicher Eingriff, den man nicht vornehmen sollte. Aber nehmen Sie das einfache Beispiel: Gebühren für das Kurzparking der Cars auf dem Schwanenplatz. Man könnte jetzt zwei Jahre ein neues Regime in der Theorie testen, Studien produzieren, und man wäre zum Schluss nicht viel schlauer, weil alle Zahlen ohne Relation zu den anderen wichtigen Faktoren stehen. Oder aber man erhebt einfach mal eine Gebühr von zum Beispiel 300 oder 500 Franken und schaut zu, wie es kracht. Beides ist nicht gescheit. Was also tun? Man muss breiter denken. Hat man eine Vorstellung davon, was geschieht, wenn man die Gebühren der Busparkplätze zu erhöhen beginnt? Wir haben einige in der Stadt, die dieses Geschäft gut kennen. Man müsste sie um ihre Einschätzung fragen. Zweitens muss man doch jene befragen, die direkt betroffen sind: die Touroperators. Erst danach setzt der experimentelle Teil ein, bei dem es immer von den kleineren Beträgen in der Bandbreite auszugehen gilt. Man muss jede Massnahme gut überlegen und eine Vorstellung davon haben, was geschehen kann. Übrigens, ich hätte doch gerne noch einen vierten Wunsch. Bitte. Ich möchte eine Modellierung der Zahlen. Das heisst? Ich möchte nicht nur alle Frequenzen messen – jene der Pendler, Einheimischen und Touristen –, sondern auch ökonomische Zahlen erheben. So können wir ein Modell schaffen, mit dem man anschliessend die Auswirkungen von einzelnen Massnahmen aufzeigen kann. Im Sinne von: Wenn wir vorne an der Maschine das Rad X drehen, passiert hinten Folgendes? Genau so. Die Maschine Luzern. Man sollte sie bauen.
COVERSTORY
DER TOURISMUS WÄCHST – WAS NUN? 10 TOOLS Auch wenn man es manchmal meint: Luzern ist kein Einzelfall. Die Organisation European Cities Marketing ECM hat Ratschläge gesammelt, die auch hier wirken. STADTSICHT zeigt die Liste für künftige Diskussionen. TEXT BRUNO AFFENTRANGER
24 |
WAS IST ECM?
M
it dem Wachstum nimmt vor allem die Verantwortung zu. Das ist auch im Tourismusgeschäft so. Die European Cities Marketing ECM (siehe Box) teilt diese Meinung: «Mit steigender Anzahl Gäste kommt die Frage auf, was der Tourismus zum Stadtleben beiträgt und ob die Auswirkungen auf die Städte und deren Bewohner tatsächlich positiv ist.» Städte seien komplexe Orte, wo Probleme konzentriert aufträten. Tourismus könne Städten zu einem Aufschwung verhelfen, jedoch profitierten nie alle gleichmässig.
1
STRATEGIEBILDUNG, STADTPLANUNG UND ZONENEINTEILUNG Das grosse Ganze. Makrotrends wie die demografische Entwicklung, Umwelt veränderungen, Technologie und die Verlagerung der Wirtschaftskraft haben oft einen erheblichen Einfluss auf die Destinationsentwicklung. Deshalb dürfen diese nicht ignoriert werden, sondern sind in eine langfristige Planung miteinzubeziehen. Dabei gilt immer: Einwohner zuerst. Aber auch: Verbindung zwischen Einwohnern und Stadt. Eine Destinationsstrategie sollte eine Vielzahl von Möglichkeiten umfas sen, um den Einwohnern zu helfen, sich wieder mit ihrer eigenen Umgebung zu verbinden, in die Innenstädte zurückzu kehren und sich stärker in das Stadtle ben einzubringen. Es verbessert die Zu friedenheit der Bevölkerung und hilft, ein gewisses Mass an Authentizität im Stadtleben zu bewahren. Dabei gilt: Wachstum ist wichtig. Man sollte sich auf das Wachstum konzentrieren, wel ches der Destination langfristigen Wohl stand bringt. Beispielsweise Anziehen von talentierten Migranten, Förderung von Investitionen in bestimmten Teilen der Stadt, Förderung von mehr Unter nehmertum und kultureller Beteiligung der Bewohner. Der Fokus liegt nicht auf einer schnellen Lösung. Man sollte sich die Zeit nehmen, zur Basis zurückzukeh ren und darüber nachzudenken, was für eine Art Destination man sein will, statt schnelle Lösungen zu finden.
ECM spricht aktuell von einem häufig unausgewogenen Tourismusaufkommen. Die Infrastruktur und Attraktionen in zahlreichen europäischen Städten würden zu stark beansprucht. Massnahmen müssten her. So weit, so gut, doch was ist zu tun? Die ECM hat einen Zehn-Punkte-Plan ausgearbeitet, den wir hier wiedergeben. Gewissermassen ein auf die Kultur und Praxis der Destination anzupassendes Schnittmuster für das Kleid, das sich Luzernerinnen und Luzerner erst noch selber schneidern müssen.
2 BILDUNG VON
PARTNERSCHAFTEN Gespräche mit klaren Zielen. Die zahlreichen Tourismusanbieter, Anwohner und Behörden haben unterschiedliche Interessen. Es ist logisch, dass nicht alle Parteien die Herausforderungen und Lösungen für das Tourismuswachstum ähn lich sehen. Deshalb ist es wichtig, dass die Tourismusorganisation die Führung übernimmt, Gespräche sucht, Schlüsselthemen aufgreift und gemeinsame Ziele festlegt. Ebenfalls sollte ein Austausch mit nicht typischen Unternehmen und Behörden gefördert werden. Stichwort Finanzierung: Ein aus gewogenes, langfristiges finanziel les Engagement von verschiedenen Interessengruppen ist von ent scheidender Bedeutung. Eine Destinationsorganisation ist dadurch besser in der Lage, Unvor hergesehenem standzuhalten, den Umfang ihrer Aktivitäten zu erweitern und dabei die Entwick lung der Destination langfristig zu unterstützen.
25
European Cities Marketing ECM ist eine Non-Profit-Organisation, welche die Wettbewerbsfähigkeit und Leistung der führenden europäischen Städte verbes sern will und ihren Hauptsitz im französi schen Dijon hat. Sie bietet eine Plattform für Experten aus den Bereichen Kongres se, Freizeit und Stadtmarketing und lässt Wissen austauschen. ECM fördert und verbindet die Interessen von 110 Städten aus mehr als 38 Ländern. Aus der Schweiz sind unter anderen Luzern, Zürich, Lausanne und Montreux mit dabei.
3 BESUCHERMANAGEMENT Egal, ob Einheimische oder Touristen, an Orten, wo der Platz begrenzt ist, braucht es ein Besuchermanagement. Beispiele von Massnahmen, die in euro päischen Städten eingeführt wurden: • Erweiterte Öffnungszeiten und Saisons, Shuttles von Parkplätzen zur Attraktion • Beschränkter Zugang zum Stadtzen trum für Fahrzeuge mit dem Ziel, dass die Gäste zu Fuss oder mit dem öffent lichen Verkehr anreisen, um Platz für Fussgängerzonen zu schaffen. • Einführung von Besucherfluss-Syste men z. B. starten geführte Touren an verschiedenen Punkten • Verbot von bestimmten störenden Aktivitäten und Transportmitteln, welche beispielsweise den Fussgän gerverkehr beeinträchtigen oder eine Gefahr sind. • Erhöhen der Anzahl Personen, welche als Auskunftspersonen in stark frequentierten Gebieten tätig sind. • Renovieren von öffentlichen Plätzen, um die Kapazität zu erhöhen. • Entfernen von Mobiliar, welches den Fussgängerverkehr unterbricht. • Anpassen von Reinigungsplänen an den Gästefluss.
COVERSTORY
4 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Social Media und elektronische Informationstafeln sind wichtige Instrumente. Kooperationen mit lokalen Hotels und Attraktions anbietern sind essenziell, um sicherzustellen, dass die richti gen Informationen zum richti gen Zeitpunkt übermittelt wer den. Beispiel aus Amsterdam: Die Kampagne «Enjoy and Res pect» wurde im Mai 2018 umge setzt. Das Ziel ist, die Touristen darauf aufmerksam zu machen, was erlaubt ist und was nicht, und Konsequenzen aufzuzeigen (z. B. Abfall auf den Boden wer fen = Busse von 140 Euro / korrektes Entsorgen von Abfall = gratis). Die Kampagne hebt gutes Verhalten als Freiheitsge fühl hervor – auf eine positive und kreative Art.
5 MESSUNGEN UND ÜBERWACHUNG
Man kann nicht managen, was man nicht messen kann. Die Bewältigung eines komplexen Phänomens wie das Tourismus wachstum in einer stark fre quentierten Stadt erfordert, dass die Art von gesammelten Daten und Informationen erwei tert werden, um zu verstehen, wie sich der Tourismus in einer Stadt entwickelt und wie die Anwohner darüber denken. Das Aufzeigen von gesammelten Daten schafft oft Vertrauen und hilft bei der Argumentation in der Politik und bei Entschei dungsträgern. Später ist es wichtig, die Stimmung der An wohner durch Umfragen zu messen, um zu wissen, ob die gewünschte Wirkung erzielt wurde.
7 DIALOG UND BERATUNG Eine der auffälligsten Konsequenzen des Tourismuswachstums ist das breite Spektrum unterschiedlicher Interessengruppen. Ein angenehmes Reiseziel braucht zufriedene Bewoh ner, aber gerade der Tourismus schafft manchmal Unzufrieden heitsquellen. Für einen Konsens müssen sich die Interessengruppen wie Anwohner, Nachbarschaftsver bände, die verschiedenen Segmente des Tourismussektors und Vertreter der Behörden treffen, miteinander diskutieren und gemeinsames Wissen über aktuelle Bedingungen und Probleme entwickeln.
26 |
6 SHARING
ECONOMY Die neue Form von privat vermieteten Unterkünften hat in der vergangenen Zeit stark an Bedeutung gewonnen, positiver wie auch negativer. Das Ziel für viele Behörden besteht aktuell darin, dieses neue Angebot von Unterkunfts vermietung gesetzlich zu regeln und die Konsumenten zu schützen. Eine einfache Registrierung der Vermieter z. B. gibt einen Überblick über das Ange bot, die Nutzungsfrequenz, die jeweilige Aufenthaltsdauer und die Steuerkonfor mität. Limiten, Steuern, Gesetze und Regeln sind möglich und wichtige Zeichen.
8 STEUERN, GRENZEN
UND BESCHRÄNKUNGEN
Wenn Unternehmen von einem regelmässi gen Besucherstrom abhängig sind, kann jeder Versuch, diesen Fluss zu reduzieren, die Preise zu erhöhen oder zusätzliche Ein nahmen für öffentliche Töpfe zu generieren, einen starken Widerstand provozieren. Beispiele aus Europa zeigen, dass Besu cherlimiten erforderlich sind, wenn damit Schäden an Gebäuden und in der Natur vermieden werden können. Oft wird auch diskutiert, ob die Besucher wirklich die gesamten anfallenden Kosten bezahlen, welche ihr Besuch verursacht. Stichwort Steuern. Wichtig ist, dass sie für alle und in einem fairen Rahmen zu bezahlen sind. Beispielsweise müssen Kurtaxen auch für Privatunterkünfte bezahlt werden. Weiter ist es wichtig, dass die Steuereinnahmen für Projekte verwendet werden, die zur Aufwertung der Destination beitragen. Stichwort Grenzen und Beschränkungen. Die bekanntesten Beschränkungen sind eine Tageslimite von Besuchern für Attraktio nen (z. B. Alhambra), die Anzahl Personen, die vom Kreuzfahrtschiff darf (z. B. Santori ni) oder die Anzahl Besucher in einer «ge schlossenen» Stadt (z. B. Altstadt von Dub rovnik). Für den Besucher sollte dies durch ein Online-Reservationssystem so einfach wie möglich gemacht werden. Möglich ist auch eine Besucherlimite pro Jahr (z. B. Ga lapagos-Inseln). Weitere Möglichkeiten für Beschränkungen sind die Anzahl verfüg barer Betten für Touristen (z. B. Mallorca) sowie die Anzahl Plätze oder bestimmte Zei ten für Gäste von Reiseveranstaltern. Die Einwohner von Barcelona können mit einem Wohnsitznachweis ein spezielles Ticket beantragen, mit dem sie bestimmte GaudíGebäude frei besuchen können, während Touristen einen Eintritt bezahlen.
9 TECHNOLOGISCHE LÖSUNGEN
Es macht Sinn zu überprüfen, wo der technologische Fortschritt Probleme lösen oder die Situation verbessern kann. Die Herausforderungen des Tourismuswachstums unterstreichen die Wichtigkeit, weshalb Destinations organisationen Daten über das Besu cherverhalten sammeln und effektiv verwalten müssen. Zudem muss die Arbeit mit Online-Anbietern, Suchma schinen, Bewertungsplattformen so wie Webseiten von Unterkünften und Attraktionen intensiviert werden. Beispiele für technologische Lösungen: • Buchungssystem für Hauptattraktio nen, die eine Vorausbuchung erlauben • Digitale Überwachung von Warte zeiten (Live-Angaben auf Webseiten, Apps usw.) • Künstliche Intelligenz und Chatbots nutzen, um Besuchern über die Webseite Tipps zu alternativen Attraktionen zu geben • Verfolgen von Besucherflüssen mithilfe von Mobiltelefondaten, um überfüllte Zonen und betriebsame Zeiten zu identifizieren
27
10 NACHHALTIGES MARKETING
Marketing anders gemacht. Tourismuswachstum bringt uns dazu, unterschiedlich darüber nach zudenken, wen wir ansprechen wollen, was wir ausdrücken wollen, wie wir unsere Nachrichten über bringen und warum wir diese mittei len. Die Bemühungen gelten nicht nur für die Touristen, sondern auch für die Bevölkerung. Besucher zum Erkunden verführen. Ziel ist, dem Besucher die authentische Destina tion zu zeigen, aber gleichzeitig seine Bedürfnisse (z. B. gutes Es sen, lokaler Markt, frische Luft usw.) möglichst gut zu befriedigen. Spezi elle Events können Touristen, die zeitlich flexibler sind, in der Neben saison ansprechen. Lokale Bevölkerung. Um die kulturelle Teilnahme und den sozialen Austausch zu fördern, sollte auch Marketing für die Einheimischen gemacht w erden. Es ist besonders wichtig, die Be wohner über weitere Schritte zu informieren, weil nur durch ihre Kooperation effektives Destinati onsmarketing gelingt.
D
S
A TA 20 MI G D 1 0 KR ER – OP O 1 .1 0 OL FFE 5 E M NE U H . 1 8 AT N B R TE AU NH S OF T EL LU LE ZE RN SÜ R DE
IN
DIE MIKROPOLE
MATTENHOF DIE MIKROPOLE ZEIGT SICH In Luzern Süd entsteht die Mikropole Mattenhof. Gerne laden wir die interessierte Bevölkerung zu einem Rundgang auf der Baustelle ein. Auf die Besucherinnen und Besucher warten interessante Informationen zum Projekt und ein Blick hinter die Fassaden. Auch Kinder sind herzlich willkommen. • Fachinformationen zu Energie, Mobilität, Architektur und nachhaltiger Bauweise • Rahmenprogramm mit Verpflegung und Unterhaltung für Kinder • Einblick in fertiggestellte Räumlichkeiten LUZERNSÜD. STADTTEIL MIT ZUKUNFT. info @ mattenhofluzern.ch | www.mattenhofluzern.ch
Wir unterstützen die Kinderkrebshilfe Zentralschweiz.
TICKETS & INFOS: WWW.KEMOS.CH
KOLUMNE
EIN LOBLIED AUF LUZERN
Jetzt mal Hand aufs Herz: Luzern ist eine glückliche Stadt. Oder zumindest eine, die gute Voraussetzungen bietet, um glücklich zu sein. TEXT ANGEL GONZALO BILD LTAG / BEAT BRECHBÜHL
K
ann uns ein bisschen Dichtestress mit bisweilen wild parkierenden Cars und nicht enden wollenden Touristenströmen etwas anhaben? Man könnte es meinen. Ähnliche Probleme plagen Barcelona. Hier lästerten neulich Plakate einer Tourismus-Antikampagne mit der Aufschrift «Dear tourist, balconing is fun!». Noch ist es nicht so weit bei uns in Luzern. Noch sind Gäste aus aller Welt willkommen. Zum Glück. Wir Luzernerinnen und Luzerner wissen um die Schönheit unserer Stadt: Schmucke Altstadtgassen aus dem 14. Jahrhundert, ein stolzer Turm mitten im Wasser (fast schon wie eine Statue aus sich selbst errichtet), eine Fin-de-SièclePromenade mit prächtigen Ausblicken auf See und schneebedeckte Gipfel («Is that not beautiful, darling?»), ein derzeit jubilierendes Konzerthaus von Weltrang, die kolossale Aussicht hoch oben vom Dietschiberg etwa oder das sanfte Plätschern der Wellen am Seeufer. Und darüber thront fast schon majestätisch der Pilatus und grüsst kokett vis-à-vis die Rigi, die Königin der Berge. Kein Wunder, zieht die Leuchtenstadt Menschen aus aller Welt und allen Kulturen an. Luzern versprüht den Charme einer Kleinstadt mit internationaler Ausstrah-
lung. Wir sind die nördlichste Stadt im Süden. Der sich nach Süden neckisch schlängelnde Vierwaldstättersee verbindet uns mit dem Reusstal und dem Gotthard und darüber hinaus mit dem Tessin und – ja, auch, wieso nicht? – mit dem Mittelmeer. Ein gewisses Mass an mediterranem Flair spricht man der Luzerner Bevölkerung zu, durchaus zu Recht. Und festfreudig sind der Luzerner und die Luzernerin erst recht. Die Fasnacht hält uns drei Tage in herrlichem, kollektivem Delirium gefangen, ohne – zumindest meistens – ins «Tremens» zu fallen. Um die Musikfestwochen beneidet uns die ganze Welt – so wollen wir es hartnäckig glauben, ebenso wie die Tatsache, dass die Luzernerinnen zu den schönsten Frauen der Welt gehören – und das Blue Balls Festival
29
verwandelt Luzern in eine beschwingte Partystadt. Kein Wun der, sondern Tatsache: Die Anfragen für die Nutzung öffentlicher Plätze häufen sich in der dafür zuständigen städtischen Behörde. Auch das ein Zeichen pulsierenden Lebens allenthalben und allerorten. Es ist an der Zeit, eine Lanze für unsere Stadt zu brechen, für deren Lebensfreude, Optimismus und Offenheit. Für eineStadt mit über 24 Prozent Ausländeranteil. Für eine Stadt mit Quartierpolizisten, die zu Schulbeginn unseren Kleinsten über die Strasse helfen. Für eine Stadt mit einer derart hohen Lebensqualität, um die uns selbst Landsleute beneiden und die man praktisch von überall her zu Fuss verlassen kann, nur um innert Minuten in prächtiger Natur zu weilen. Es gibt viele «Luzerns». Pulsierende, rüüdig laute und euphorisierende Versionen an seinen Festen. Intime, leise und poetische auf den lauschigen Plätzen und Gassen zu früher oder später Stunde. Fürwahr: Wir Luzernerinnen und Luzerner können uns glücklich schätzen, in einer Stadt zu leben, die derart viele Facetten aufweist und dennoch überschaubar, vielleicht gar etwas provinziell geblieben ist. Einer Stadt, in der wir jeden Tag aufwachen, sie betrachten und sagen: «Ja, hier möchte ich leben!»
LEBENSLUST
STADT- UND LANDLEBEN
Wir blicken in jeder Ausgabe auf ausgewählte Veranstaltungen, zeigen Menschen aus der Zentral schweiz und feiern gerne mit. Wer möchte, kann seinen Event bei uns präsentieren.
GROSSES KINO FÜR DEN RÜCKKEHRER Trotz strömendem Regen besuchten viele Zuschauer die Schweizer Filmpremiere «Draussen in meinem Kopf» mit Samuel Koch in der Hauptrolle.
Hans Jürg Deutsch (Vizepräsident SPS)
Tetraplegiker Samuel Koch umrahmt von Manuela Willimann (BA Media Luzern), Irma Eiholzer und Yasmin Gisler (v. l. n. r.)
Yasmin Gisler (l.) und Irma Eiholzer
Guido A. Zäch und Hans Jürg Deutsch freuten sich über das Wiedersehen mit Samuel Koch
Edith und Guido A. Zäch (Paraplegiker-Pionier)
Grégoire Allet und Monika Fehlmann (Geschäftsleitung Hotel Sempachersee)
Interessante Anlässe bitte melden bei Manuela Willimann: willimann@bamedia.ch
Fotos: Manuela Willimann
30 |
mit
RICHTIG WÄHLEN, GUT ESSEN Der Gastrokritiker und -kenner Herbert Huber hat auch in dieser Ausgabe für Sie Restaurants getestet. Essen und trinken Sie auf den folgenden Seiten mit. ANZEIGE
Brigitte Steiner (Golfpark Oberkirch) und Paul Arnold
Rund ein Jahr verbrachte Samuel Koch nach seinem Unfall in der TV-Sendung «Wetten, dass …» im Schweizer Paraplegiker-
Dios GRAN Fe s t erner z u L st u Am g u . A und 1 aune Grilll t m m Sie ko reuen auf: F f unser u sich a uffet! BBQ-B
Zentrum in Nottwil. Mitte August ist der 31-Jährige für eine Premiere zurückgekehrt. Der Kinofilm «Draussen in meinem Kopf» mit dem Hauptdarsteller und Tetraplegiker lief zum ersten Mal in der Schweiz – und mit Samuel Koch feierte auf dem Areal des Hotels Sempachersee viel Prominenz. Es war ein ergreifender Abend. Inzwischen
HOT SPOT FÜR SEELE, AUGE UND GAUMEN
ist die erfolgreiche OpenAir-Saison vorbei,
Unsere Seeterrasse direkt an der Uferpromenade - hier lässt es sich wahrlich sein. Ob für den kleinen Hunger oder das perfekte Dinner - a place to be.
begonnen hat die urchige Zeit mit
G R A N D H O T E L N AT I O N A L HALDENSTRASSE 4 6006 LUZERN, SWITZERLAND W W W. G R A N D H O T E L - N AT I O N A L . C O M +41 41 419 09 09
Châlet-Plausch und Oktoberfest.
GHN_Inserat Stadtsicht_Juni_93.5x88.indd 1
31
15.05.18 15:47
ESSEN IN UND UM LUZERN China Restaurant jialu National im Grand Hotel National www.jialu.ch 041 410 8038
Restaurant für feine Schmecker Reusssteg 9 6003 Luzern T +41 41 240 25 43 info@nixinderlaterne.ch www.nixinderlaterne.ch Montag – Freitag 11.30 – 14.00/17:00 – 24:00 Samstag&Sonntag 11:30 – 24:00
Der echte Chinese in Luzern!
Für Seele & Gaumen Herz lichmen er
1/2 qu
willk
Unsere Inselbar eignet sich auch in der kalten Jahreszeit für Apéros
Aiola al Porto 041 610 79 07
romantische Livemusik mit ARMANDO | |
Harissenbucht | 6362 Stansstad täglich geöffnet | www.aiola.ch
Luzern wie es leibt und lebt. Gutbürgerlich und urgemütlich seit 500 Jahren.
Geschichte erleben.
Hotel Wilden Mann Luzern Bahnhofstrasse 30 · 6003 Luzern · T +41 41 210 16 66 www.wilden-mann.ch
Täglich ab 17:30 Uhr präsentieren wir italienische Apero-Spezialitäten.
Das Restaurant im «The Hotel» Luzern Sempacherstrasse 14, 6002 Luzern, Tel. 041 226 86 10 www.bamboubythomas.ch
32 |
om
Daniele Winebar – Restaurant – Lounge Kauffmannweg 16 · 6003 Luzern
ESSEN IN UND UM LUZERN
mit
AIOL A
AUF DER INSEL DER GLÜCKSEELIGEN Mit dem Boot andocken? Vor dem Essgenuss im Aiola mit einem Apéro einstimmen? Oder am Nachmittag mit hausgemachten Gelati-Variationen die Seele baumeln lassen? Das sind die Insel-Vergnüglichkeiten, welche das Aiola zusätzlich zur mediterran geprägten Küche im stilvollen Haupthaus mit prachtvollem Wintergarten zu bieten hat. Es ist eine wahrhaft romantische Insel. Ein Traum, den sich der innovative Gastgeber und Besitzer Ramiz Panxha erfüllt hat: seine Harissen-Seebar und -Lounge. So liessen wir uns wohlig nieder. Studierten die Speisekarte bei einem herrlich erfrischend gemixten Cocktail. Genossen den Sonnenuntergang. Lauschten dem sanften Geplätscher der Wellen. Tankten Kraft für den nächsten Tag
JIA LU HOCHDORF
ZWEI KULTUREN – KULINARISCH UND VINOLOGISCH Ein Thrakischer Weinabend der Superlative im Jialu Hochdorf. Wo ums Himmelswillen findet man Thrakien? Von Plovdiv (UNESCO Weltkulturstadt 2019), dem Rom Bulgariens mit den sieben Hügeln, hin zum Weingut Katarzyna an der griechischen Grenze. Seit der Römerzeit eine der grössten Weinbauregionen Europas. So vereinen sich traditionelle Winzertechniken mit der Einzigartigkeit des Terroirs und begeistern Weinkenner mit der Eleganz der «Alten Welt» und der «Neuzeit». Selbst Skeptiker wurden am «Zwei-Kulturen-Weinabend» eines Besseren belehrt. Diese Weine harmonieren mit der chinesisch zelebrierten Küche. So wurden die neuesten Kreationen aus dem Jialu vorgeführt: Gaos (Teigtaschen) von Trüffel-Crevetten mit Sichuanpfeffer, Pekingente, Orangen- und
Rind-Oliven-Kombinationen. Dazu ein gehaltvoll fruchtiger Contemplations, Sauvignon Blanc 2017. Die Gäste waren begeistert. Mit «rot» gekochtem Schwein und wokgebratenen Sojasprossen mit Glasnudeln ging das Essvergnügen weiter. Ein Hochgenuss die kraftvolle Assemblage von Merlot und Malbec, Contemplations 2016. Dann mein Liebling: Ein Mavrud 2016 (Urtraube Thrakiens) mit dem sinnigen Namen: Le Préjudice, das Vorurteil. Dazu eine im Ofen geröstete Ente mit Mangos, Chilis und Tatsoi-Biogemüse. Das mit Schokolade gefüllte Dampfbrot und der Chopin Ballade, Cabernet Sauvignon & Syrah 2013/2015, liessen uns zum Schluss buchstäblich eine Ballade singen.
mit dem weiten Horizont und der Sicht auf die Rigi ... Feriengefühl pur. Szenenwechsel. Im Wintergarten liessen wir uns von einem sehr sympathischen Serviceteam weiter beglücken. Starteten wie immer mit dem Hauswein «Filoco» mit hundert Prozent Touriga-Nacional-Traube aus Portugal. Für einmal gab es ein würziges Tatar zum Hauptgang – schlicht, saftig und ohne Firlefanz präsentiert. Mit knusprig getoastetem Hausbrot. Am Nebentisch lobten zwei Damen die knackigen Riesenkrevetten. Schalkhaft meinte ein Bekannter aus Stans: Du bist offensichtlich überall dort anzutreffen, wo es gut ist. Stimmt.
aiola.ch
jialu.ch
DA NIELE W EINBA R
SCHNÖRKELLOS UND UNKOMPLIZIERT Das Vitello tonnato mit der würzigen, leicht mit Sardellen parfümierten Thonsauce, mit welcher das zarte Kalbfleisch nappiert wurde, war so wie es sein muss – herrlich! Mein Vis-à-vis erfreute sich an den RiesenMaccaroni mit Olivenöl und Parmigiano. Der Hauptgang überzeugte mit Scampi in der Schale auf perfekt al dente gekochten Taglierini, feinen Nüdelchen also, mit sehr frischer Tomatensauce. Daniele wurde in Monte Cassino geboren, dort, wo 1944 die längste andauernde Schlacht des Zweiten Weltkriegs tobte. Es ist die Gegend um die Provinz Frosinone mit der gleichnamigen Hauptstadt. Daniele lebte unweit davon in Ciociaria. Die Kulinarik dieser Gegend ist von einem äusserst herzhaften Geschmack geprägt. Sie basiert
33
auf einfachen bodenständigen Gerichten. Gnocchi und Spaghetti all’Amatriciana, mit dem Geschmack von Wangenspeck und Schafskäse, Spaghetti alla Carbonara mit Ei, Schafskäse und Bauchspeck und Rigatoni alla Pajata sind nur einige der gegendtypischen Vorspeisen. Gerichte mit Lammfleisch, Ochsenschwanz, Kalbsschnitzel nach römischer Art sind die Glanzlichter aus Danieles Heimat. Kein Wunder, schwärmt der junge quirlige Gastgeber Daniele von Mutters leidenschaftlich zelebrierter Küche und lässt die Gäste an dieser Kochkultur teilhaben. Schnörkellos und wohltuend unkompliziert.
danielebar.ch
FULL CONTACT
Ich benütze also bin ich frei TEXT KAISA RUORANEN UND BRUNO AFFENTRANGER
Unser Mobilitätsverhalten ist nicht effizient und keineswegs rational. Kosten wegen Staus, aus Statusgründen oder nach Unfällen, die Liste des Sinnlosen ist verlängerbar. Ein finnischer Unternehmer will die Mobilität zu jeder Zeit garantieren, egal womit. Wie? Mit seiner App Whim. Bald auch in der Schweiz. Und in Luzern?
S
ampo Hietanen lebt in Helsinki. Mal fährt er Velo, dann spaziert er ein paar Kilometer, mal steigt er in einen Bus, später in ein Auto und dann noch in einen Zug. Ungewöhnlich ist, dass er weder das Velo noch das Auto besitzt, schon gar nicht den Bus oder den Zug – nur die Turnschuhe gehören ihm. Fantastisch ist, dass er alle Verkehrsmittel per einfacher App bestellt, bezahlt und wieder sein lässt. Der finnische Ingenieur für Verkehrswesen hat geschafft, wovon staugeplagte Menschen – weil fixiert – nicht einmal zu träumen vermögen: Er hat den Ausgang aus der selbstgewählten Immobilität gefunden. «On a whim», heisst es im Englischen. Zu jeder Zeit. Hietanen nennt seine App, die ihm die einfache Mobilität zurückgeschenkt und die eigene Automobilnutzung gesenkt hat, logischerweise Whim. Technologisch sei alles erfunden und vorhanden, nun gelte es, dies sinnvoll zu verbinden, sagt er, bevor er nach Zürich zu Verhandlungen fliegt. Er kommt voran. In Wien entwickle sich das Vorhaben leider gerade nicht schnell genug. In Antwerpen funktioniere es, ebenso in Birmingham. Und natürlich in Helsinki.
Hier hat Hietanen Whim erfunden. Die App basiert auf einem simplen Gedankenansatz: Mobilität ist eine Dienstleistung. «Mobility as a service», MaaS genannt. Man könnte auch sagen: Bewegungsfreiheit durch Benützen. Oder: Das Handy-Grundabonnement, nicht fürs Handy, sondern für Verkehrsteilnehmende. Denn darum geht es. Die Nachfrage steht im Zentrum, die Mittel haben sich dem Bedürfnis zu beugen. Das wäre vielleicht auch für die Zentralschweiz eine Idee. STADTSICHT: Was ist der Mehrwert, die Ihre App und das Denksystem bieten? Sampo Hietanen: Es profitieren zwei im hohen Mass, die Verbraucher und die Mobilitätsunternehmen. Die Ursprungsfrage ist: Was können wir wirklich tun, insbeson dere auf der individuellen Ebene, damit andere Optionen interessanter sind als der blosse Besitz eines Autos? Gerade in der Schweiz ist das Besitzen eines Autos teuer – und doch zählen wir viele. Das, obwohl der öffentliche Verkehr ausserordentlich gut ausgebaut ist. 65 Prozent der Mobilität in der Schweiz entfällt auf das Auto. Whim macht aus allen verschiedenen Optionen ein Paket, das für den Konsumenten einfach zu
34 |
benutzen ist. Das Auto nimmt man nur noch, wenn man es wirklich braucht. Wie profitieren Taxiunternehmen oder Busfirmen? Sie profitieren mindestens in zweierlei Hinsicht: Für ein Mobilitätsunternehmen allein ist es schwierig, den Individualverkehr zu beeinflussen. Whim aber bringt sie alle zusammen. Der Markt des einzelnen Unternehmens wird zudem grösser, wenn der Gebrauch der Autos zurückgeht. Whim wirkt auch noch anders: Es befreit den Gesetzgeber und Politiker davon, stets die eigenen Wähler oder die Bevölkerung zu strafen und ihnen das Autofahren zu vergällen. Whim verhilft sofort zur Einsicht, das Auto nicht mehr als das zentrale Verkehrsmittel anzusehen. Schlicht, weil es jeder Benutzer so erfahren wird. Sie benutzen Whim selber – welche Erfahrungen machen Sie damit? Umfassende Ergebnisse haben wir bisher vor allem im Grossraum Helsinki gewonnen. In weniger als einem Jahr haben Whim-Benutzer, mittlerweile rund 6000 Personen, weit über 1 Million einzelne Strecken hin-
35
terlegt. Das liegt deutlich über unseren Erwartungen. Man schätzt Whim für seine Einheitlichkeit. Was meinen Sie damit? Man kauft ein Mobilitätspaket und kann danach die Verkehrsmittel benutzen, die Sinn machen. Ein solches Paket ist einfacher und praktischer im Gebrauch als der Erwerb eines Haufens von Kleinstpaketen. Man kauft ja auch ein ganzes Puzzle und nicht nur die einzelnen Teilchen. Unser Grundgedanke ist, das Problem bei der Wurzel zu packen. Wie heisst diese Wurzel? Wir wollen allen helfen, vom Autobesitz weg zukommen, wenn es gar keinen braucht. Wer benutzt Whim? Alles eher junge Aussteiger mit Öko-Hintergrund? Wie so oft, liegt man mit den eigenen Erwartungen weit daneben. Auch Sie. Wir dachten, dass vor allem 25- bis 30-jährige, kinderlose, nahe am Zentrum lebende Menschen die App nutzen würden. Tatsächlich sind die Whim-Benutzer weiter verbreitet, und die Altersdurchmischung ist überraschend gut. Whim-Benutzer sind Leute, die auf einfache Weise mobil sein wollen. Ältere Menschen scheiden da aber eher aus. Unsinn. Vor Kurzem rief mich ein älterer Herr an und erzählte, wie er als überzeugter Autofahrer mit seiner Frau zusammen Whim ausprobiert hätte. Da wars um sein Auto geschehen. Er hat neue Wege gefunden, mobil zu sein. Ein Extrembeispiel. Eher verzichten Schweizer auf anderes als auf ihr Auto. Wenn ich in der Schweiz «Mobility as a Service» und Whim vorstelle, beziehen sich die Leute immer auf ein ungeschriebenes Gesetz. Es heisst: «Lieber Finne, schön und gut, aber wir Schweizer lieben das Auto.» Ich frage: Ist das wirklich so? Ist das heute noch die Wahrheit? Ich persönlich begegne immer mehr Menschen, die nicht mehr so denken. Das klingt alles toll, und doch ist es nicht eben leicht, Whim zum Durchbruch zu verhelfen. Warum nicht? Es ist zunächst eine Herausforderung, mehrere teilweise sehr unterschiedliche Dienstleister und Unternehmen zu einer Einheit zusammenzubringen. Einige da-
36 |
von sind jeweils Monopole, andere stehen im Wettbewerb zueinander. Eine weitere Herausforderung ist es, sie dazu zu bringen, sich überhaupt für ein neuartiges System zu öffnen. Als Pioniere können wir keine Beweise vorlegen, sie müssen es einfach wagen, mit ins Boot zu steigen. Verraten Sie uns: Wie gelingt es Ihnen, viele Anbieter für ein Einheitskonzept zu gewinnen? Wir wollen auf jeden Fall stets faire Preise bieten. Mobilitätspartner sollten zudem keine Risiken eingehen müssen. Diese übernehmen wir. Wir stehen hinter der Idee des «corporate customers», des Einheitskonsumenten also, der sich nicht da rum zu kümmern braucht, welche Firma oder welche Gesellschaft nun gerade welches Transportmittel anbietet. Trotzdem: Welches ist das Argument, das die Dienstleister an Bord holt? Der Grundgedanke ist: Der Nicht-Besitz einesAutos reduziert nicht die Mobilität. Das ist schwierig zu vermitteln. Wir sagen einfach: Whim bringt alle zusammen. Und Whim vereinfacht das ganze Mobilitätssystem. Warum hat Whim in einigen Städten Erfolg und in anderen nicht? Noch nicht! In all den Städten, in denen Whim benutzt wird, sind Verkehrswachstum einerseits und nachhaltige Entwicklung anderseits allgegenwärtig. Die Leute sind sich der Problematik bewusst und dadurch offen für neue Lösungsansätze. In Antwerpen und Birmingham beispielsweise sind die Partner motiviert, obwohl wir keine Verträge mit der Stadt h aben. Sie wollen ihr Mobilitätssystem für Lösungen wie Whim öffnen. In Birmingham hapert es etwas mit den technischen Bedingungen, aber das wird sich erledigen. Helsinki, wo nachhaltige Lösungen generell von der Politik gefördert werden, unterstützt den Ansatz von Whim. Dort sind die Mobilipflich tätsunternehmen mittlerweile ver tet, ihre Unternehmens- und Aktionsg ren zen zu öffnen. Nicht nur ÖV-Unternehmen, auch andere Mobilitätsanbieter. Wofür bezahle ich als Kunde überhaupt? Whim übernimmt die Aufgabe, dass wir trotz Verzicht auf Autobesitz möglichst mobil sein können und die Benutzung und die Taxierung einfach sind. Der Whim-Be-
FULL CONTACT nutzer bezahlt entweder jede Strecke nachträglich einzeln, oder er kauft sich ein Monatspaket, entsprechend den eigenen Bedürfnissen. Am praktischsten für alle Beteiligten ist natürlich das Monatspaket. Was muss eine Stadt bezahlen? Was der Steuerzahler? Für sie verursacht Whim keine Kosten, die Stadt muss nichts investieren. Da, wo Whim derzeit benutzt wird, haben die Städte übrigens auch klargestellt, dass sie das Konzept voll unterstützen, jedoch unter der Bedingung, dass es für sie keine Kosten verursacht. Längerfristig muss sich der öffentliche Sektor natürlich schon überlegen, wie zentral das Auto oder andere ähnliche Verkehrsmittel in der Verkehrspolitik bleiben sollen und wie er seine Infrastruktur danach richtet. Auch Aspekte wie Besteuerung von Autos, zum Beispiel bei Firmenwagen, müssen eventuell überdacht werden. Sind Sie ein Autogegner? Wir wollen Autos nicht verbannen, sondern mit dem blossen, unüberlegten Autobesitz konkurrieren. In ländlicheren Gegenden ist das Auto oft der Mobilitätsesel, der keine Alternative kennt. Welche Lösungen haben Sie hier? Wie so oft bei technischen Entwicklungen – wie zum Beispiel beim 3G- oder 4G-Mobilfunknetz – haben wir auch mit Whim zunächst im dichteren, urbanen Raum begonnen. Von dort ausgehend wollen wir ver breiten. Sie sprechen von abgelegenen Orten, die mit der Zeit ebenfalls vermehrt mit Dienstleistungen und Infrastruktur versorgt werden sollten – dafür braucht es generell Unterstützung des Staates. Das A uto wird ganz vielen ganz sicher noch lange Zeit die gewisse Sicherheit geben. Und es ist auch klar, dass wir nicht das primäre Ziel haben, dass jeder ein Whim- Benutzer wird. Der Gedanke von «alles inklusive» verlockt zu unnötiger Mobilität. Statt ein Auto zu besitzen und Benzinkosten abzuwägen, fahren alle plötzlich doppelt so weite Strecken im Taxi. Was dann? Ich habe einmal gelesen, dass der Mensch schon seit Langem durchschnittlich neunzig Minuten am Tag unterwegs ist. Diese
Zahl ist konstant. Wenn ich Ihnen ein Taxi zur freien Verfügung stelle, fahren Sie dann wirklich mehr als nötig? Viele haben einen Firmenwagen zur freien Benutzung, aber auch sie fahren nicht unnötig herum. Vielleicht gibt es zu Beginn, wie am Buffet, diese Einstellung: «Na, wenn ich schon dafür bezahlt habe!» Aber mit der Zeit vergeht dieses Phänomen. Was macht Sie da so sicher? Als Spotify und Netflix aufkamen, befürchtete man auch, dass die Menschen sie jetzt so viel wie möglich «konsumieren» würden. Aber nach einer Weile war die übertriebene Euphorie vorbei. Zeit ist dem Menschen wichtig.
SAMPO HIETANENS RECHNUNG Wenn Sampo Hietanen loslegt, kommt man ins Grübeln und Rechnen. Auf 10 000 bis 20 000 Milliarden Dollar schätzt er den globalen Transportmarkt. Davon möchte er sich mit seinem finnischen Unternehmen MaaS Global einen kleinen Teil abschneiden. Die Inves toren glauben ihm, eben hat er wieder eine weitere Finanzierungs runde des durch die EU preisge krönten Start-ups zu Ende gebracht. Dabei trägt er einiges an Risiko. Anders als zum Beispiel Airbnb ist er nicht bloss ein Durchlauferhitzer und eine Verkaufsplattform für andere Anbieter. Sein Unternehmen handelt mit jedem Transportanbieter die Volumina aus, die bezahlt werden. Hietanen verkauft die erworbenen Volumina selber an die Endkunden, und er bestimmt damit auch den Preis. Wer in Helsinki zum Beispiel für einen Monat Geltungsdauer 500 Euro hinblättert, kann innerhalb der definierten Nutzungsbedingungen ÖV, Velo, Taxi oder Mietwagen gebrauchen – und das Abo gilt auch in Antwerpen und in Birmingham. Skaleneffekt heisst Hietanens unternehmerischer Traum. maas.global.ch
37
Nehmen Sie diesen Fall: Ich habe mit einer Kollegin abgemacht. Da ich in diesem Monat noch einige Kilometer Taxifahrt unverbraucht habe, hole ich sie mit dem Taxi ab, was aber angesichts der Distanz völlig u nnötig ist. Keine Angst davor? Na gut. Das wird aber weniger interessant sein, wenn auch Ihre Kollegin Whim benutzt. Und doch, diese Problematik ist uns bewusst, und wir haben Möglichkeiten geschaffen, unnötige Fahrerei zu beschränken und andere Mobilität zu fördern. Wir motivieren die Menschen zu nachhaltigem Verhalten. Wie machen Sie das? In Helsinki ist zum Beispiel der Taxi-Radius auf fünf Kilometer beschränkt. Wer will, kann das Auto jeden Tag benutzen. An einem solchen Tag aber ist die Benutzung von ÖV ausgeschlossen. Also steht das Auto zur Verfügung, wenn man es wirklich braucht. Anderseits haben wir Anreize geschaffen wie zum Beispiel sogenannte Green Days: An solchen autofreien Tagen sammelt man Punkte, das nächste Monatsabo wird dadurch günstiger. Oder dies: Wer mit dem Zug fährt, auf den wartet ein Kaffee am Perron. Oder noch verrückter: Wer sich schon immer nach einem Ferrari gesehnt hat, sammelt dank autofreien Tagen FerrariPunkte. Hat man dann am Wochenende das «Hot-Date», nimmt man den coolen Ferrari und geniesst die Freiheit dieses Autos.
CasineumInserat_Ü30_Sep-Dez2018_190x136mm.indd 1
21.08.2018 10:37:55
Ozapf is und Leinen los, die Wiesn auf dem Schiff!
Ticket
Ticket
Lederhosenkapitäne
Dirndlmatr osen
iff Eintritt aufs Sch hrt dfa 2.5-stündige Run atz in Exklusiver Sitzpl ft der Festwirtscha chtl mit 1 Paar Weisswürs Brezel süssem Senf und mit Bierkrustenbraten Kartoffelsalat r Bie pen 2 Grosse Hum Oktoberfest-Musig son CHF 95.- pro Per
Eintritt aufs Schiff 2.5-stündige Rundfahrt Stehplatz an Stehtischen 1 Paar Weisswürschtl mit süssem Senf und Brezel 1 grosser Humpen Bier Oktoberfest-Musig CHF 55.- pro Person
oktoberfestschiff.ch PARTNER
MEDIENPARTNER
Swiss Candy House SNG - St. Niklausen Schiffgesellschaft
l
Alpenquai 11
Heuschnaps - das Original
l
6005 Luzern
l
Tel. +41 (0)41 368 08 08
l
info@sng.ch
l
sng.ch
KREATIV
DER HERR DER FÄSSER Noch in den Vierzigerjahren existierten über 1500 Küfereien in der Schweiz. Heute sind es noch deren drei. Roland Suppiger übt seinen Beruf seit über 35 Jahren mit Leib und Seele aus und leitet die Küferei Suppiger bereits in vierter Generation. Mit seinem Sohn Marco steht die fünfte Generation in den Startlöchern. TEXT ANGEL GONZALO BILDER ANGEL GONZALO
R
oland Suppiger, 54, strahlt Gelassenheit aus. Nichts scheint ihn aus der Ruhe und schon gar nicht aus der Fassung zu bringen. Das liegt zum Teil wohl auch daran, dass dieses Jahr ein ganz gutes zu werden verspricht: «Es ist ein frühes Jahr in Bezug auf die Vegetation. Die Blüte war an manchen Orten bis zu drei Wochen früher als üblich und glücklicherweise gab es keinen Kälteeinbruch.» Das seien geradezu ideale Voraussetzungen für die Traubenernte, der Ertrag sehe erfreulich aus, die Qualität des Saftes könnte für die Weinproduktion gar ausserordentlich werden. Für Suppigers Küferei in Küssnacht am Rigi sind das ebenfalls willkommene Nachrichten. Renaissance der Grossfässer
Bereits in vierter Generation führt die Familie Suppiger eine Küferei, seit der Urgrossvater Josef Suppiger 1895 in Buttisholz damit
begann, Fässer für die umliegenden Bauernhöfe herzustellen. Heute ist der Betrieb in Küssnacht eine von lediglich drei Küfereien in der Schweiz. Das Handwerk ist nicht vom Aussterben bedroht. Im Gegenteil: Die Nachfrage an hochwertigen Barriques für Wein und Spirituosen oder Einzelanfertigungen von grossen Fässern nach Mass sei nach wie vor solide, betont Roland Suppiger und weist auf eine veritable «Renaissance» der Grossfässer hin, die vor allem in den letzten Jahren begonnen habe. Immer mehr setze sich die Erkenntnis durch, dass im Ge-
39
gensatz zu den Stahlbehältern der Wein darin besser «atme»: «In einem Holzfass verdunsten zwischen drei und sechs Prozent des reifenden Saftes. Das steigert die Qualität massgeblich.» Im Laufe der Jahre hat sich Roland Suppiger ein fundiertes Wissen rund um die Weinherstellung angeeignet. Das bringt der Beruf des Küfers mit sich. Weder in der Romandie noch im Tessin gibt es Küfereien. Das überrascht, denn der Bedarf an Fässern ist in diesen traditionellen Weingegenden nach wie vor gross. Hier findet die Küferei Suppiger viele ihrer Kunden, aber nur, weil der Chef sich persönlich ums Geschäft kümmert und fliessend italienisch und französisch spricht. Das sei unabdingbar: «Einem Tessiner Winzer verkaufe man keinen «Barile», wenn man mit ihm nicht auf Italienisch fachsimple. Dasselbe gilt für den Romand und das Französische.»
KÜFER
ROLAND SUPPIGER
KREATIV
Praktisch mit allen seinen Kunden pflege er ein kollegiales Verhältnis, das mache seinen Beruf besonders attraktiv und erzeuge eine Loyalität, die sich über Generationen halte. Das Küferhandwerk hat sich in den letzten 150 Jahren kaum verändert. Technische Hilfsmittel wie Bandsäge oder Hobelmaschine erleichtern zwar die Arbeit, das meiste beruht aber immer noch auf der traditionellen Technik, die viel handwerkliches Geschick und jahrelange Erfahrung verlangt. Ein Küfer, flachst Suppiger mit einem Augenzwinkern, könne jederzeit einen Tisch anfertigen, wogegen ein Schreiner nicht imstande sei, ein Fass herzustellen. Der Küfer brauche ein gutes Auge, viel Gefühl für das Material Holz, das es sorgfältig zu biegen und anzupassen gelte und nicht zuletzt auch die Fähigkeit, kräftig anzupacken. Die Zukunft kann kommen
In den Vierzigerjahren Jahren war das Küferhandwerk ein weitverbreiteter Beruf in unserem Land. Mehr als 1500 Küfereien
stellten Fässer in allen Grössen und Formen her. Heute gibt es gerade noch drei Betriebe, allesamt in der Deutschschweiz. Roland Suppiger sagt dezidiert: «Früher war der Bedarf an Holzfässern viel grösser, nur schon für die Bauern, die Mostbetriebe und die Brauereien, die stark regional verankert waren. Erst mit der Zeit, als der Werkstoff Plastik erschwinglich wurde, ging die Nachfrage dramatisch zurück.» Der Grossvater riet denn auch in den Siebzigerjahren seinem Enkel davon ab, die Familientradition fortzusetzen und einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen. Roland Suppiger liess sich trotzdem nicht davon abhalten, den Küferberuf von der Pike auf zu erlernen. Zum Glück setze die Weinbranche nach wie vor auf Holz, davon könne man gut leben, sagt er heute. Suppigers Kunden befinden sich vorwiegend in der Schweiz, im Piemont, in der Toskana und im Elsass. Neben Weinfässern fertigt er auch für den Wellnessbereich originelle Wannen, Hot-Pots und Schwimmbecken aus edlem Holz. Hier sieht er noch Potenzial, doch bleibe der Weinsektor auch
40 |
in Zukunft dominant. Die Küferei Suppiger produziert pro Jahr serienmässig gegen 300 Barriques (225-Liter-Eichenfässer). Suppigers Spezialität sind aber die Einzelanfertigungen von Spezialfässern mit gros sem Fassungsvermögen von 800 bis zu 20 000 Litern. Diese werden nach Mass in seiner Werkstatt gefertigt, danach wieder auseinandergenommen und erst vor Ort im Weinkeller erneut zusammengebaut. Eine Herkulesarbeit. Sein 19-jähriger Sohn Marco arbeitet heute als Küferlehrling im Familienbetrieb. Er soll langsam und sorgfältig ins Metier eingeführt werden, sagt der Vater nicht ohne Stolz. Nach dem obligatorischen Militärdienst im nächsten Jahr kann die nächste Küfergeneration loslegen. Es wird die fünfte sein.
KREATIV
IM WETTBEWERBSMODUS Mario Garcia ist sich Wettbewerb gewohnt. Seit zehn Jahren kocht er auf internationalen Schauplätzen gegen die Besten ihres Fachs um Ruhm und Ehre. Sein Palmarès ist ebenso eindrücklich wie seine Konsequenz, alles dem Erfolg unterzuordnen. Eine Annäherung an einen «Besessenen der Kochkunst». TEXT ANGEL GONZALO BILDER ANGEL GONZALO / ZVG
MARIO GARCIA
MEISTERKOCH
41
KREATIV
D
er innovative spanische Koch und Erfinder der Molekularküche, Ferran Adrià, liess einst Tomaten mit einer Velopumpe zerplatzen. Dies möglicherweise zum Gaudi aller, aber vielleicht auch nur zur Empörung seiner Bewunderer. Solche Extravaganzen liegen dem gebürtigen Krienser Mario Garcia nicht. Adrià gilt als «Picasso der Köche». Müsste man für Garcia ein analoges Attribut finden, so wäre für ihn vielleicht «Federer der Köche» angebracht. Ähnlich wie «unser Roger» zeichnet sich der 28-Jährige durch einen unbändigen Ehrgeiz und einen ausgeprägten Hang zur Perfektion aus. Die grosse Anspannung
Wettkämpfe liegen Mario Garcia. Er misst sich gerne mit anderen, mag den Adrenalinkick nach errungenen Kochtiteln. Das läuft bereits eine ganze Weile so, seit zehn Jahren, als er im zweiten Kochlehrjahr den begehrten «Gusto-Wettbewerb» für Nachwuchsköche auf Anhieb für sich entschied. Was danach folgte, war eine lange Karriere als Captain und Teamchef der beiden
Schweizer Kochnationalteams, von den Junioren bis zu den Erwachsenen. Sein Palmarès ist beeindruckend: zweimaliger Juniorenkochweltmeister, dritter Rang an der Kocholympiade 2016 und in diesem Jahr die Qualifikation für den Bocuse d’Or, um nur einige zu nennen. Derzeit bereitet er sich mit seinem Team auf einen weiteren Höhepunkt in seiner Karriere vor. Im Januar 2019 messen sich die besten Kochteams der Welt am Bocuse d’Or in Lyon, dem Mekka der Gourmets und der Heimstatt des legendären Paul Bocuse. Ein WM-Titel auf diesem Niveau wäre wohl der ultimative Ritterschlag. Teams aus skandinavischen Ländern gelten als Favoriten, zumal bei der europäischen Ausscheidung des Bocuse d’Or im Juni in Turin die Länder Norwegen, Schweden und Dänemark die Podestplätze unter sich ausmachten. Die Vorbereitungen für dieses Gipfeltreffen der Kochvirtuosen laufen seit Mitte September auf Hochtouren. Zuerst ersinnt Garcia ein Menü aufgrund der Vorgaben und dann folgt eine intensive Zeit der Pla-
Mario Garcia: bald frei für neue Projekte.
nung und Kreation. 3-D-Drucker kommen zum Einsatz, Materialien zur Präsentation werden evaluiert, wieder verworfen und neu erdacht. Der Prozess wird zeit- und bisweilen auch nervenaufreibend sein, weiss Garcia. Doch das gehöre dazu, ebenso wie die Anspannung, das Ringen um die vollendete Präsentation, das intensive Training, bis jeder Griff, jedes Details sitzt. Perfektion um der Perfektion willen. Nur so habe man eine Chance, aufs begehrte Podest zu kommen, ist Garcia überzeugt. Heute blickt er ohne Wehmut zurück in eine Zeit, die von viel Hektik und Stress geprägt war. Er bezeichnet diese Zeit als «mental extrem herausfordernd», möchte aber nichts davon missen. Als junger Koch musste er lernen, ein Team im Wettbewerbsmodus zu führen. Er habe «on the job» gelernt, aus eigenen Unzulänglichkeiten die Schlüsse ziehen müssen. Vor allem sein Hang zur Perfektion und sein Ehrgeiz hätten einige seiner Teamkollegen vielleicht etwas genervt. Doch das gehöre einfach zu seiner Biografie, zu seinem Charakter. Der in Kriens aufgewachsene Garcia hat einen spanischen Vater und eine Schweizer Mutter. Sein Temperament ist weniger iberisch geprägt. Er strahlt Ruhe aus, wirkt wohltuend unaufgeregt. Das täusche aber, meint er, der durchaus aufbrausend sein könne, wenn etwas nicht nach seinem Gusto funktioniere. Er fordere viel, von sich und von den anderen. Das sei schon immer so gewesen. Die Zeit danach
Bald ist die Zeit reif für eine Änderung. Garcia möchte sich zwar nicht neu erfinden, aber seinen beruflichen Werdegang auf andere Schienen legen. Derzeit tüftelt er als Produktentwickler an einer neuartigen Suppenlinie mit dem programmatischen Label «Swoups», in Anlehnung an Swiss made Soups. Ab Januar 2019, nach dem Bocuse d’Or in Lyon, wird die Zeit reif und sein Geist frei sein für neue Projekte. Ein Popup-Restaurant in Luzern schwebt ihm vor. In Luzern ortet er einen Bedarf an solchen Lokalen, die sich frisch und innovativ nach dem Geschmack der Gäste richten sollen. Als hochdekorierter Kochkünstler fehlen ihm die Angebote nicht, dennoch sieht er sich nicht als Chefkoch in einem renommierten Haus. Immer wieder was Neues müsse es sein. Projekte, in denen er weiter an Ingredienzen und Kompositionen tüfteln kann. Bis zur Perfektion, mit letzter Konsequenz.
42 |
ADVERTORIAL
ALLES FÜR DIE CITY CARD – DIE GESCHENKS- UND SHOPPINGKARTE IN LUZERN
AMERON Luzern Hotel Flora wird Anlaufstelle für die City-Vereinigung Wer seine City Card – das Produkt der City-Vereinigung Luzern – an zentraler Stelle kaufen, neu laden, den aktuellen Kontostand überprüfen oder einfach sich informieren möchte, der ist künftig an der Réception des AMERON Luzern an der richtigen Adresse. Jessica Ternes, Direktorin von AMERON Schweiz, und Josef Williner, Präsident der City-Vereini gung, haben schon im August die unge wöhnliche Zusammenarbeit gestartet. «Wir sind schon lange Partner in der City-Vereinigung, und wir zeigen damit, dass Hotels nicht nur Touristen vorbehal ten sind», sagt Jessica Ternes, die von einer «Öffnung des Hotels» spricht. Für Josef Williner geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: «Die City Card und alle ihre Benutzer profitieren künftig im AMERON Luzern Hotel Flora von Öffnungszeiten rund um die Uhr. Die
Réception wird dies garantieren.» Über haupt, so sind sich die beiden einig, sei der mit Terminal ausgerüstete Hotelemp fang der richtige Ort für die City Card: «Unser Personal ist geschult, auf die Anliegen der Gäste einzugehen», sagt Ternes. «Und wir geben damit das richti ge Signal: Nur zusammen geht es, der Detailhandel braucht den Tourismus und umgekehrt», ergänzt Williner. Der Clou kommt zum Schluss: Wer im AMERON Luzern aufkreuzt, City Cards kaufen möchte und Fragen hat, kriegt zuallererst kostenlos einen Kaffee. Gastfreund schaft will gelebt sein. Zudem kann im ganzen Hotel- und Restaurantbereich die City Card als Zahlungsmittel einge setzt werden. Die Réception des AMERON Luzern Hotel Flora ist während 365 Tagen rund um die Uhr geöffnet. City Card Benutzer sind an der Seidenhofstrasse 5 in Luzern stets willkommen.
CityCard Luzern – die Erlebnis- und Geschenkkarte.
attraktives Angebot mit über 200 Luzerner Geschäften, Restaurants und Dienstleister einfaches Zahlungsmittel – mit beliebigem Guthaben ab Fr. 20.– aufladbar jederzeit online bestellbar – praktische Online-Saldoabfrage Informationen über die Annahme- und Verkaufsstellen finden Sie unter www.city-luzern.ch
www.citycard-luzern.ch 43
WAS SIE NOCH NICHT ÜBER DAS VERKEHRSHAUS DER SCHWEIZ WUSSTEN In Rain schlummern wahre Preziosen, eingelagert in geräumigen, ehemaligen Lagerhallen der Armee. Es handelt sich um mehr als 5000 Objekte und Exponate, die nur zeitweise ausgestellt werden. Ein musealer Schatz sondergleichen. TEXT UND BILDER ANGEL GONZALO
1
D
aniel Geissmann, Leiter Samm lung und Ausstellungen im Verkehrshaus Luzern, wirkt zu frieden auf dem riesigen Vorplatz des Zeughauses in Rain. Die ehemaligen Lagerhallen der Schweizer Armee standen während fünf Jahren leer. «Das war ein Glücksfall für unser Muse um», meint er: «Früher war unsere Reservesammlung in zwei verschiede nen Lagern im Kanton Schwyz verteilt. Nun haben wir ein richtiges Aussenlager zur Verfügung.» Die über 5000 2Dund 3D-Objekte und Exponate lagern in den ehemaligen Zeughäusern. Modelle von Flugzeugen, Schiffen, Landschaf ten, Eisenbahnen sind sorgfältig in Holzkisten verpackt. Anfragen für Schenkungen oder Leihga ben kommen wöchentlich rein. Das Kuratorenteam des Verkehrshauses
2
unterzieht sämtliche angebotenen Objekte einer strengen Prüfung nach ganz bestimmten Kriterien. Erst wenn diese Schwelle überwunden ist, kommt das Objekt in die Sammlung, wo es konserviert und bei Bedarf restauriert wird. Schliesslich handelt es sich um nationale Kulturgüter. Zeitweise werden diese Objekte im Verkehrshaus im Rahmen von Sonderausstellungen gezeigt und stehen für die Forschung zur Verfügung. STADTSICHT hat sich in Rain um geschaut und ein paar Objekte näher betrachtet. Gerahmte Bergaufnahme (1) Gerahmte Luftaufnahme vom Ballon Spelterinis aus auf das Gspaltenhorn. Rechts erkennt man das Bietschhorn.
44 |
Der Schweizer Eduard Spelterini (1852 – 1931) gilt als grosser Pionier der Luftaufnahme. Bekannt wurde er mit Fotograf ien aus dem Ballon. 1895 über flog er mit internationalen Medienver tretern zum zweiten Mal den Vesuv. Von seinen belichteten Glasplatten liess er kolorierte Glasdias anfertigen. Diese zeigte er auf Vortragstourneen in ganz Europa. Lenkbares Laufrad (4) Diese Laufmaschine, ein Zweirad aus Holz, wurde von Karl Freiherr von Drais 1817 konstruiert. Der badische Forst meister von Drais baute als Erster ein lenkbares Laufrad. In der Folge wurde seine «Draisine» vielfach abgewandelt und als Sportgerät in Tausenden von Exemplaren hergestellt. Das Laufrad verfügt über einen ungefederten
4
3
Holzrahmen sowie «Wagenräder» ohne Kugellager, mit Holzspeichen und Laufflächen aus Eisen. Ein Bijou! Seltenes Motorrad (5) Die italienische Firma Rumi stellte Roller, Motorräder und Seitenwagen her. Die Motorradproduktion begann 1949. Die Motoren waren überwiegend Zwei takter. Die letzten Maschinen stellte Rumi 1962 her. Die Motorräder sind heute äusserst selten und unter Ken nern sehr gefragt. Das Bild zeigt das Modell Super-Sport 125 ccm, mit liegen dem 2-Zylindermotor und Kettenantrieb. Zuverlässige Materialbahn (2) Die Standseilbahn «Châtelard», Kabine FB Nr. 2, wurde 1919 bis 1921 im Auftrag der SBB für den Bau der Staumauer Barberine (Lac d'Emosson) von Séche
5
STADTSICHTWETTBEWERB Machen Sie mit.
Beantworten Sie folgende Frage: In welcher Luzerner Gemeinde liegt das Aussenlager des Verkehrshauses? Senden Sie die richtige Antwort an ruoranen@bamedia.ch und gewinnen Sie mit ein bisschen Glück 1 x 4 Museumseintritte im Gesamtwert von 128 Franken. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Gewinner, die Gewinnerin wird persönlich benachrichtigt.
45
ron und von Roll gebaut. Der Dreh strommotor mit 80 PS stammt von der BBC (heute ABB). Die Inbetriebnah me erfolgte 1921 als Materialbahn im Zweiwagenbetrieb. Die Standseil bahn ist beispielhaft für die Kraftwerkbau-Bahn, die zum Ausbau der Elektrifizierung der Schweizer Eisenbahnen diente. Rigoroses Fahrzeug (3) Gepanzerte Fahrzeuge gehören zum Wagenpark der Polizei. Sie kommen bei gewalttätigen Demonstrationen zum Einsatz. Das Anti-Meuten-Fahrzeug der Marke Magirus-Deutz überzeugt durch seine robuste Bauweise. Es ist eine Schenkung der Polizeiakademie von Savatan in St-Maurice, Kanton Wallis.
ADVERTORIAL
WIR SIND ALLE TOURISTEN Das Luzerner Familienunternehmen CASAGRANDE mit seinen sechs Verkaufslokalen in der Stadt weiss, was Reisende mögen. Weil wir alle immer wieder Touristen sind, hat die grösste Souvenirfirma Luzerns kürzlich einen grossen China-Wettbewerb für Einheimische lanciert. Die Gewinner des Preises im Wert von 7500 Franken stehen fest.
S
usi und Renato Garlando aus Luzern haben die grosse Abenteuerreise durch China gewonnen und sie aus den Händen von Raffael (Foto oben, ganz links) und Fabrice Casagrande (ganz rechts) in Empfang nehmen dürfen. Sie haben herausgefunden, welches Souvenir CASAGRANDE in seinen sechs Shops am meisten verkauft: den Sparschäler der Schwyzer Marke Victorinox. Bei CASAGRANDE kaufen Touristen und Einheimische gerne ein – und dies seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1948. Dieses ist familien geführt und in Luzern mitten in der Stadt zu Hause. Es pflegt den lokalen Standort und ist in der Luzerner Gesellschaft eng vernetzt. Luzern ist die Stadt mit der hohen Lebensqualität, die alles bietet, was das Herz begehrt. Schon deshalb sind wir alle Touristen – #wirsindalletouristen. Geniessen wir unser Zuhause und tragen wir dafür Sorge. CASAGRANDE hilft mit. www.wirsindalletouristen.ch
CASAGRANDE Grendel 6 6004 Luzern T +41 41 418 60 60 F +41 41 418 60 65 info@ casagrande.ch casagrande.ch
46 |
KULTURTIPPS
Herbst – jetzt richtig Theaterspass Das Luzerner Theater steht in der dritten Saison unter der Intendanz von Benedikt von Peter. STADTSICHT gibt Tipps und schaut voraus.
TIPP 1
TIPP 2
TIPP 3
TANZ: New Waves zum Jubiläum Für die Tanz-Compagnie des Luzerner Theaters ist diese Spielzeit eine ganz besondere. Ihre künstlerische Leiterin, Kathleen Mc Nurney feiert ihr ZehnJahr-Jubiläum, und wer Kathleen kennt, weiss, dass sie zusammen mit ihren Tänzerinnen und Tänzern für diese Saison nochmals etwas ganz Spezielles ausgeheckt hat. Das lässt sich bereits anhand der ersten Aufführung ablesen. Drei in einer, gewissermassen. In «Let’s Bowie» lässt Georg Reischl David Bowies Musik vertanzen. Neben den Songs kommt man in den Genuss einer schillernden, sich stets verwandelnden Performance. Stilbruch zum zweiten Akt, der in fünf Minuten das Lebensschicksal nachzeichnet. «Sortijas» ist ein Duett von Cayetano Soto zur Musik von Lhasa de Sela. Den Abschluss macht ein zweites Stück des spanischen Choreographen, der den Meerestanker und das unaufhörliche Wellenschlagen einfängt. Neue Wellen zum Zehnten.
OPEN FESTIVAL: Verein zur Aufhebung des Notwendigen Was braucht man wirklich? Schwierige Frage. Dafür sollten wir einen Verein gründen. Und dann erst einmal richtig essen. Vielleicht auch deshalb verwandelt sich die Box vor dem Theater in eine offene Küche. Ein «Festival in 5 Gängen» ist geplant, mit verschiedenen Inszenierungen. Der Schweizer Künstler Christophe Meierhans eröffnet den Reigen und lädt 100 Menschen zum gemeinsamen Kochen ein. Kann das gut gehen? Wer würzt nach? Wer schneidet die Zwiebeln? Wer schmeckt ab? Welcher Geschmack setzt sich durch? Und: Wer räumt auf? Klingt nach einem Experiment – und ist auch eines. Es wird kompliziert in der kleinsten Zelle der Demokratie, in der Küche. Das Gute: Man sieht das Schauspielensemble am Werk, neue Regisseure, die erst noch ans Luzerner Theater kommen werden, und zum Schluss gibt es noch zu essen.
ZUHAUSE: Biedermann und die Brandstifter Das legendäre Stück, in dem der Biedermann bei sich zu Hause zwei offenkundige Brandstifter aufnimmt, stammt von Max Frisch, der Regisseur heisst Franz von Strolchen. So viel ist gewiss. Mehr aber nicht. Ach, noch dies: Das Publikum kauft jeweils im Theater die Tickets und spaziert dann zusammen mit dem Ensemble und dem für den jeweiligen Abend gemeldeten Biedermann zu diesem nach Hause. Ja, richtig gelesen, die Aufführungen finden in den vier privaten Wänden statt. Eine sensationelle Idee, die dem weiterhin aktuellen Stück eine neue authentische Kraft vermittelt, die aber leider auch einen Haken hat. Man weiss nie, ob es echte Brandstifter sind, und ob am Ende das Haus nicht doch noch niederbrennt. Gedanklich wenigstens. Ein wunderschönes Spiel mit dem Feuer und den eigenen Ansichten und Urteilen.
Spieldaten: 1 3./20./21./26./27.10./3./10./14./
Spieldaten: 20.10./3.11. Alles ausessen!
Spieldaten: Ab 17.11. auf Anmeldung bzw. Ankündigung.
17./23.11./25./26.1.
L
Im Amt für Todesange -legenheiten
041 228 14 44 luzernertheater.ch
Ab 07 Sep
Eine Slapstick-Oper von Klaus von Heydenaber für das 21st Century Orchestra
Inszenierung: Viktor Bodó Bühne ←
47
T
THINKTANK SERIE
JETZT GEHT DAS KREDITGESCHÄFT IN DIE FABRIK Das in Luzern gegründete Unternehmen «Kreditfabrik» möchte das Kreditgeschäft in der Schweiz revolutionieren. Dabei behilft es sich digitaler Tools und automatisierter Prozesse. Der Sitz des jungen Start-ups ist «standesgemäss» in einer ehemaligen Fabrik in Horgen. Die Technologie stammt aus der Surseer IT-Firma Base-Net AG. TEXT ANGEL GONZALO BILDER ZVG
D
er amerikanische Ökonom Frederick W. Taylor (1856 – 1915) erkannte als erster die Produktionssteigerung, die mittels Aufspaltung und Zerlegung von Arbeitstätigkeiten in den Betrieben als Folge der fortschreitenden Technisierung gegeben war. Der Begriff Taylorismus machte in den aufstrebenden Indus triestaaten die Runde und wurde zum Inbegriff der wissenschaftlichen Betriebsführung in den Produktionsfabriken. Tempi passati. Heute ist die Technologie weit fortgeschritten, doch die Fabrik kommt wieder. Genauer: die Kreditfabrik. Das Luzerner StartupUnternehmen mit dem programmatischen Namen will der Partner sein für das Outsourcing von Dienstleistungen im Hypothe karbereich, und dies komplett digitalisiert, in Prozesse zerstückelt und automatisiert. Mit der Suva ist bereits ein namhafter Kunde in der operativen Pipeline. Weitere werden bald folgen.
Die Zeit ist reif
Gerhard Gfeller verfügt über mehr als 40 Jahre Bankerfahrung. Er war jahrelang Abteilungsleiter des Kreditservicecenters und seit 2015 Verantwortlicher für Support und Entwicklung der Sparte «Finanzieren» bei der Schaffhauser Kantonalbank. Seine Dozententätigkeit in Banking Operation Services an der Uni St. Gallen sowie die Affinität zur IT runden sein Profil ab. Das sind denkbar beste Voraussetzungen für seine Funktion bei der Kreditfabrik AG. Was bewegt einen bestens vernetzten Bankmanager mit einem ebenso spannenden wie sicheren Job dazu, bei ei-
48 |
nem Start-up einzusteigen, und das mit allen Risiken, die ein solches Unterfangen impliziert? Die Antwort kommt wie geschossen: «Die Idee, die Kreditverarbeitung grundlegend neu zu gestalten, hat mich von Anfang an fasziniert. Der Ansatz eines durchgehenden, vollständig automatisierten Verarbeitungsprozesses stellt eine neue Dimension dar.» In der Schweiz gebe es bereits Ansätze für durchgehende Prozesse. Dazu Gfeller: «Meines Wissens ist unser Ansatz mit einer vollständigen Automatisierung, bei welcher manuelle Eingriffe nur noch im Bereich von Exception Handling erfolgen, noch nirgends realisiert und im Einsatz.» Exception Handling, das ist Neudeutsch für den menschlichen Eingriff, wenn das System nicht mehr weiter weiss. Das Regelwerk und die Gesetzesgrundlagen im Hypothekargeschäft sind so mannigfaltig wie unser föderalistisches System. Daher sind Finanz- und Kreditspezialisten notwendig, welche die Justierung der Parameter garantieren. Für Gfeller ist die Zeit endgültig reif für die Automatisierung von Finanzprozessen. «Viele Bankinstitute haben in den letzten Jahren die Wertschriftenverarbeitung und den Zahlungsverkehr ausgelagert», weiss er aus eigener Erfahrung. Für ihn sei es nur eine Frage der Zeit, bis das Outsourcing von Kreditprozessen salonfähig wird. Die Anzeichen sind vielversprechend. Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Onboarding einer neu gegründeten Anlagestiftung, welche künftig auch Anlagen in Hypotheken anbieten wird. Gfeller führt zudem mit verschiedenen Banken Gespräche über das
Gerhard Gfeller in den Produktionshallen der Kreditfabrik in Horgen.
Auslagern von Kreditabwicklungstätigkeiten an die Kreditfabrik. Das Interesse auf dem Markt steigt.
tin mit Erfahrung als Kundenberaterin und Kreditabwicklerin sowie ein Spezialist in Finanz- und Rechnungswesen. Ergänzt wird das Team durch einen jungen Mann mit einem Masterabschluss in Wirtschaft mit Ausrichtung auf Controlling und Beratung. Als ideale Abrundung zu den fachlichen Experten stammt der CEO aus der Seite Informatik und Organisation. Diese Kombination ist ideal um das Ziel der Automatisierung der Kreditprozesse zu erreichen. Ein schneller Ausbau um weitere 30 bis 40 Arbeitsplätze ist logistisch vorbereitet. Machbar ist eine Aufstockung des Personals einerseits um Finanzierungsspezialisten und anderseits primär um Mitarbeitende in der Datenerfassung und -kontrolle. Das wird sicher dann spruchreif, wenn die Fabrik so richtig ins Laufen kommt und der Datenfluss durch die Produktionshalle strömt. Die Daten der verschiedenen Kunden sind bei einem externen Hosting-Unternehmen in der Schweiz sicher gelagert. Das sei eine unabdingbare Voraussetzung, meint Gfeller. Die Prozesstechnologie hinter der Kreditfabrik stammt aus dem Surseer Unternehmen Base-Net Informatik AG, das auf die Entwicklung und Einführung von Softwarelösungen im Banken- und Versicherungsumfeld spezialisiert ist. Der technologische Einstieg ist geglückt, die Fabrik wird immer automatisierter. COO Gerhard Gfeller freut sich auf die kommenden Entwicklungs- und Produktionszyklen.
Suva als erster Grosskunde
Ein erster Erfolg ist bereits gebucht: Die Suva hat sich bei der Kreditverarbeitung für ein Outsourcing entschieden. Der Hintergrund: Das öffentlich-rechtliche Unternehmen will seine Ressourcen künftig stärker auf die Kundengewinnung und Kunden betreuung ausrichten und setzt auf die Auslagerung der Verar beitungsprozesse. «Die Konzentration auf das Kerngeschäft, das ist der springende Punkt», ist Gfeller überzeugt. Hier ortet er die Chancen für die Kreditfabrik: «Die meisten Institutionen sind wohl nicht bereit, das Kerngeschäft und somit die Kundenhoheit aus der eigenen operativen Kontrolle zu geben. Bei den Prozessen hingegen erlaubt eine Automatisierung konkret messbare Effizienzgewinne. Das ist attraktiv.» Bereits seit dem 1. Januar 2018 erfolgt die Verarbeitung der Suva Personalhypotheken vollumfänglich durch die Kreditfabrik AG. Im Weiteren betreut die Kreditfabrik für die Suva administrativ auch deren Dritthypotheken und Darlehen. Sitz in Horgen
Die Räumlichkeiten der Kreditfabrik in Horgen sind grosszügig bemessen, bieten Platz für Expansion. Derzeit sind erst wenige Mitarbeitende in Horgen, mit dabei eine Finanzierungsspezialis-
49
AUSSICHTEN
NASTY QUESTIONS Wer sich für die Zukunft vorbereiten will, stellt sich jenen heiklen Fragen, denen man in der Regel lieber ausweichen möchte, als sie zu beantworten. Unsere nicht abgeschlossene Liste der Nasty Questions:
Warum existieren eigentlich keine Geschwindigkeitskontrollen für E-Bikes? Und warum ist es in der Tat möglich, dass am ersten Schultag in Luzern in der Dreissiger-Zone viele E-Biker über fünfzig fahren und vor den, am Fussgängerstreifen wartenden Schulkindern nicht abbremsen? Wie kann es sein, dass dem beobachtenden und den Schulweg sichernden Polizisten die Hände gebunden sind – mangels Beweisen?
Weshalb tritt der Luzerner Stadtpräsident am Wirtschafts empfang des Lucerne Festivals mit einer pessimistischen Rede auf – mitten in der Tiefzinsperiode und den Rekordge meindeüberschüssen? Warum setzt er den Tourismus mit Cars und Gruppenreisen den gleich? Macht er denselben Fehler wie einige Medien, die gerne Einzelgruppen als grossflächige Überschwemmung darstellen und entsprechende Kamera- und Blickwinkel dafür suchen – im Sinne von: Suchen wir das passende Bild zur Theorie?
Weshalb überlässt man in Luzern ein in eine saisonale «Leerzeit» fallendes, populäres, unerhört erfolgreiches Festival seiner selbst und lässt die Nachfolge- oder künftige Finanzie rungsfragen ungehört verhallen? Hat der «Blue-Balls»-Gründer einfach zu oft und zu viel gejammert, als dass er von Luzern noch ernst genommen würde, jetzt, da es ernst gilt? Wer hilft, eine Stiftung als künftige Trägerin zu gründen?
Wann tritt die Stadt Luzern wieder in den Gemeindeverband ein, statt weiterhin selbstverschuldet isoliert abseits zu stehen?
50 |
Wann begraben Kantons- und Stadtregierung ihr, vor allem wegen Verkehrsfragen (Spange Nord) und Finanzanliegen ausgegrabenes Kriegsbeil und verzichten auf verzögernde Spielchen auf ganz anderen Feldern, die den Steuerzahlern im Endeffekt kosten? Wer genau treibt eigentlich diese unseligen Spielchen immer weiter? Weshalb raufen sich nicht alle Beteiligten und Interessierten im Tourismus zusammen und investieren ihr Geld in einen einzigen, grossen Studienauftrag und schaffen so den grossen Modellfall Luzern-Rigi, das weltweit erste Frequenzen-, Wirtschaft- und Bevölkerung-Datenmodell, das eine Stadt und die Agglo sowie eine Bergdestination erfasst? Warum wollen einige ihre eigenen Studien machen? Warum trauen auch in dieser Sache fast alle niemanden? Wann legen alle ihre Karten auf den Tisch und sagen, was sie wirklich wollen? Warum meinen wir alle, wir müssten unsere Rechte immer bis zum Äussersten durchsetzen? Wann haben wir – bildlich gesprochen – begonnen, dem Linksverkehr den Weg abzuschneiden, nur weil wir von rechts kommen, ohne Rücksicht auf Verluste? Kann es sein, dass eine Gemeinschaft besser funktioniert, wenn man nicht alle Rechte einverlangt? Hat das möglicherweise mit dem Respekt vor dem anderen und mit Vernunft zu tun?
Lassen Sie uns über diese Themen streiten! STADTSICHT geht den Fragen nach und sucht nach Antworten. In den kommenden Ausgaben beleuchten wir unter anderem diese Themen. Diskutieren können Sie ab sofort: Auf Facebook (stadtsicht.ch) oder per E-Mail direkt an uns: stadtsicht@bamedia.ch.
INSERAT
«ALLRAD. DAS WÄRS.»
ERFÜLLEN SIE IHREN WUNSCH BEI DER KURT STEINER AG IN LUZERN UND KRIENS.
www.dockland.eu
abgebildet Modell EVI Eigenmarke LIGALICHT Produktion Rothenburg Schweiz
N°1.
Für gestaltetes Licht. Rothenburg | Luzern www.lichtteam.ch