Rum
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Rum - Rhum - Ron N째 1/2015
Eine Publikation der
Rolandstrasse 19 8004 Z체rich w w w. b a r 6 3 . c h - i n f o @ b a r 6 3 . c h
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RUM - RHUM - RON Ausgabe N° 1
Impressum: Copyright © 2015 Bar 63 GmbH & Labat GmbH Pascal Kählin, Jonas Schwarz Alle Rechte vorbehalten Herausgeber: Bar 63 GmbH, Rolandstrasse 19 8004 Zürich www.bar63.ch / info@bar63.ch J.B. Labat / Labat GmbH, Spezialitäten & Spirituosen, Brauerstrasse 51 8004 Zürich www.labat.ch / info@labat.ch Preis: 18.- Fr. Texte: Pascal Kählin Druck: Ebner & Spiegel 4
Inhalt
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Zucker Rum Barbados Trinidad und Tobago Jamaika St. Lucia Grenada Antigua British Virgin Islands (Tortola) U. S. Virgin Islands (St. Croix) Anguilla Bermuda Kuba Dominikanische Republik Haiti Martinique Guadeloupe Marie-Galante Guyana Brasilien Peru Kolumbien Panama Costa Rica Nicaragua Guatemala Mexiko Madagaskar La RĂŠunion Mauritius Philippinen Japan Nepal Indien Australien Spanien 5
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Ausgepresstes Zuckerrohr
Zucker
Der Zucker fand seinen Weg nach Europa mit den zurückkehrenden Kreuzfahrern. Er war ein neues, völlig anderes Gewürz, mit welchem in diesen Zeiten neben Gebäck auch Suppen oder Fleisch gewürzt wurden. Das erste Mal in der Literatur erwähnt wurde Zucker in England um 1099. 1319 kostete er «two shilling a pound», was umgerechnet heute etwa 130 Franken pro Kilo entspricht. Im 15. Jahrhundert wurde Zucker in Venedig raffiniert, die Portugiesen bauten die Pflanze auf Madeira an, und Christoph Kolumbus nahm sie mit auf seiner zweiten Reise in die Karibik. Die Pflanze gedieh hier so prächtig, dass alsbald eine richtige Industrie zu entstehen begann, die später gleich noch den Dreieckshandel und die Sklaverei mit sich brachte. In Europa wurde derweil ein Ersatz gesucht welcher auch in den kühleren Regionen wächst. 1590 entdeckte Olivier de Serres den süssen Geschmack einer bis anhin kaum beachteten Rübe – der Zuckerrübe. Bis allerdings daraus Zucker gewonnen werden konnte, sollten noch einmal fast zwei Jahrhunderte vergehen. Andreas Sigismund Marggraf schaffte dies 1747 als Erster. Napoleon forcierte den Anbau der Zuckerrübe später stark und leitete damit den langsamen Niedergang der westindischen Zuckerindustrie ein.
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Destillerie J.M - Martinique
Rum
Bevor also irgendjemand auf die Idee kam, Rum zu brennen, musste der Zucker entdeckt werden. Als Kolumbus 1493 zu seiner zweiten Fahrt nach Westindien aufbrach, nahm er mit seiner Flotte einige Zuckerrohrschösslinge von den Kanarischen Inseln mit. Die daraus entstehende Zuckerindustrie bildete die Grundlage für die karibische Rumproduktion, deren Ausgangsprodukt immer Zuckerrohr sein muss. Die Plantagenbesitzer merkten bald, dass sie mit dem Abfall des ohnehin schon ungeheuer einträglichen Zuckergeschäfts auch noch billigsten Alkohol für die Ärmsten und die Sklaven herstellen konnten. Der Rum war geboren. Bei der Zuckerherstellung bleibt eine dicke, klebrige, schwarzbraune Masse zurück – die Melasse. Sie wird mit Wasser verdünnt, mit Hefe angereichert und dann vergärt. Bei der nun folgenden Destillation gibt es unzählige technische Möglichkeiten, die allesamt unterschiedliche Rum-Stile ergeben. Der fertige Brand kann weiss und hochprozentig bleiben, mit Wasser auf Trinkstärke eingestimmt werden, oder er wird in einem Fass gelagert. Diese Lagerung kann in kühlen Kellern oder in extrem warmen Blechschuppen stattfinden, im Solera-System oder einzeln, in der Karibik oder in Europa. Aus den unterschiedlichsten Fässern wählt der Blender die besten Kombinationen aus und kreiert so den dunklen, gereiften Rum. In den Anfangszeiten der Rumherstellung war von fassgelagerten Edelspirituosen natürlich noch keine Rede. Der Rum 9
wurde nur in Fässern gelagert, wenn er nicht sofort verkauft werden konnte. Sehr lange galt Rum aber als Sklaven-, Piraten- und Arme-Leute-Getränk. Seine alten Namen wie «Rumbullion» (Aufruhr, Tumult) oder «Kill Devil» (weil er so stark war) lassen seinen Stellenwert erkennen. Auch als er bei der britischen Royal Navy ab 1655 das bisher gereichte Bier ersetzte, war er vorerst den einfachen Matrosen vorbehalten. Die höheren Ränge tranken weiter ihren Brandy. Die Navy half mit ihrem immensen Konsum bei der Verbreitung dieser Spirituose mit. Pro Tag erhielt jeder Matrose «half a pint» (ca. 2,84 dl). Ab 1740 wurde dieser gute Viertelliter in zwei Rationen aufgeteilt, mit Wasser verdünnt und mit einer Zitrone angereichert. Damit war der Grog erfunden, neben dem Punch und dem Julep einer der ältesten Cocktails der Welt. Traditionell kommen von den spanischsprachigen Inseln eher leichte («light body») Rums, allen voran aus Kuba, einer der wichtigsten Zuckerinseln, wo dieser Stil dank Facundo Bacardi erfunden wurde. «Leicht» und fruchtig wird der Rum unter anderem wegen einer Aktivkohle-Filtration, die er nach der Destillation durchläuft. Die spanischsprachigen Länder in Lateinamerika belassen den Rum etwas schwerer und meist sehr süss. Sie besitzen die kürzeste Tradition und haben einen modernen Stil geprägt, der in den letzten Jahren sehr erfolgreich geworden ist. Barbados ist die zweite der ganz wichtigen Zuckerinseln. Sie steht für den «medium Body»-Stil Pate, der auch auf einigen anderen englischsprachigen Inseln gepflegt wird. Die schwersten Rums der Welt produzieren noch immer Jamaika, die dritte grosse Zucker-Insel, und Guyana, das einst 10
über 150 Zuckerrohrplantagen und ebenso viele Brennereien besass. Oft reine Pot-Still-Brände ergeben «heavy body»-Rum, der vor allem für den britischen Navy-Stil seit jeher von grosser Bedeutung ist. Auf den französischsprachigen Inseln sowie in Brasilien und einigen wenigen anderen Destillerien wird der Rum aber nicht aus Melasse, sondern direkt aus dem Zuckerrohrsaft destilliert. Dieser Rum nennt sich dann Rhum agricole – oder in Brasilien: Cachaça. Im Geschmack ist vor allem der weisse Rhum agricole meistens etwas schärfer und vegetabiler als der süssere Melasse-Rum. Sie ergeben gereift wunderbare, sehr charaktervolle Getränke, und der weisse eigne sich perfekt für einen «Ti Punch». Die verschiedenen Rum-Stile zu ordnen, ist nicht ganz einfach, denn sie sind zahlreich und mannigfaltig. In den älteren Büchern ist meist von «light-», «medium-» und «heavy-body» die Rede, an anderer Stelle von spanischem, französischem oder britischem Stil. Bei der länderspezifischen Klassifizierung kann sehr vereinfacht gesagt werden, dass sich die Spanier am Brandy (eher leicht, süsslich; geradlinige Aromatik), die Franzosen am Cognac (eher schwer; komplexe Aromatik) und die Briten am Whisky (schwer, kräftig, fassbetont) orientiert haben. Wie überall gibt es natürlich bei jeder Form der Klassifizierung Ausnahmen oder Rums, die sich nirgends so richtig einordnen lassen. Zum Verständnis: Alkohol wird durch mehrfache Destillation «sauberer» und erhält damit eine Textur, die sich leichter anfühlt. Wodka zum Beispiel ist sehr sauberer Alkohol. Meistens werden leichtere Rumsorten in kontinuierlich arbeitenden Kolonnenapparaten («column still») hergestellt. Je sauberer 11
der Alkohol, desto weniger aromatisch wird er. Schwere Rumsorten werden typischerweise in diskontinuierlichen Brennblasen («pot stills») hergestellt. Sie enthalten noch gewisse Anteile an Fuselölen, Aromen und anderen Alkoholen als Ethanol und haben zum Teil eine fast schon ölige Textur. Schottische Single-Malt-Whiskys werden ausschliesslich auf «pot still»-Geräten gebrannt. Beim Rum kann Jamaika die aromatischsten und schwersten Rums produzieren. Die mittelschweren Rums sind oft Mischungen aus «pot still»und «column still»-Bränden. Ich habe versucht, die Rums mit Hilfe einiger Angaben zu sortieren, indem ich jeweils die Schwere, die Süsse , das Ausgangsmaterial und die Art des Destillationsgerätes angebe. Die Schwere von leicht = 1/ bis sehr Schwer = 5/ Die Süsse von nicht Süss = /1 bis sehr Süss = /5 M = Melasse Z = Zuckerrohrsaft P = Pot Still C = Column Still
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Destillerie DĂŠpaz - Martinique
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Barbados Diese flache Insel gilt für viele als so etwas wie der Geburtsort des Rums. Jedenfalls fing hier vieles an, was mit Zucker und Rum zu tun hat. Die Portugiesen landeten 1536 auf dem Weg nach Brasilien auf Barbados und fanden eine menschenleere Insel vor. Sie nannten sie «Los Barbados», nach der weitverbreiteten Banyan-Feige, einem Baum der mit seinen gigantischen Luftwurzeln bärtig aussieht. Die ursprünglichen Ureinwohner, die Siboneys wurden zuvor von den Arawak vertrieben, diese wiederum von den kriegerischen Kariben, welche die Insel später wieder verliessen. Nachdem die Portugiesen nach Brasilien weitergezogen waren, erschien 1627 der Engländer Sir William Curteen mit einer handvoll ausgewählten Siedlern, um die Insel wieder zu beleben. Zuerst wurde nach dem Vorbild der englischen Kolonie Virginia Tabak angebaut. Doch die nordamerikanischen Kolonien machten Druck auf London, woraufhin der Barbados-Tabak mit massiven Steuern belegt wurde. Also stiegen die Siedler um auf Zucker und sollten damit viel Erfolg haben. Schon bald einmal wurde die Melasse fermentiert und gebrannt. Der nun noch «Kill Devil» genannte Alkohol wurde vor allem von Sklaven und armen Weissen getrunken. Die vermögenderen Engländer tranken damals noch Brandy und Madeira. Er wurde den Sklaven und Arbeitern auch als Medizin gegen «Schwäche und Zerfall in Geist oder Körper» verabreicht, so der Autor und Zeitzeuge Richard Ligon. Auch der Name Rum könnte in Barbados entstanden sein. Das Connecticut House of Assembly nennt die Brände 1657 in einem Gesetz zu dessen Konfiszierung «whatsoever Barba16
dos liquors, commonly called Rum, Killdevil, or the like». Im 1639 erschienenen Buch «The Distiller of London» findet man das Rezept für Barbados Water, ein Gemisch aus verschiedenen Gewürzen, Alkohol und Zucker. Mit etwas Fantasie kann man diese Spirituose als Vorfahre des Rums sehen. Barbados produziert heute mit modernen Anlagen und traditionellen «pot stills» den klassischen, britischen «medium body»-Stil, der ausgewogen und elegant ist. R. L. Seale & Co. Ltd.
Dies ist einer der letzten Rumbetriebe, der sich ganz in den Händen eines Barbadiers befindet. Gebrannt wird in der Foursquare Distillery. Sie wurde im 17. Jahrhundert gegründet und ging später in den Besitz von R. L. Seale & Co. über, welche sie 1996 komplett renovierten und zu einer der modernsten Brennereien der Karibik machten.
Doorly’s xo 40% (3/3 M C & P) Der Name dieses Rums geht zurück auf die Familie Doorly. Sie bestand aus Kaufleuten aus Bridgetown, welche verschiedene Rums kauften, verschnitten und ihr eigenes Etikett auf die Flasche setzten. In Whisky- und abschliessend Sherryfässern gelagert. Ausgewogener «medium Body»-Rum mit Charakter. Honig, Mango, Walnuss, Orange, Holz, Karamell. W. I. R. D.
In der West Indian Rum Distillery wird unter anderem auch der weltberühmte Malibu herstellt. Diese Tatsache täuscht leicht darüber hinweg, dass W. I. R. D. auch dazu imstande ist, extrem schwere Rums zu produzieren. Die im Volksmund auch Black Rock Distillery genannte Brennerei besitzt neben vier «column stills», auch noch zwei alte «pot stills». Von diesen stammen die schweren, charaktervolle Destillate.
Rockley Still 1986 46% / Bristol Spirits (5/2 M P) Ganze 22 Jahre verbrachte dieser Rum in Fässern, die letzten 17
Monate davon in ehemaligen Madeira-Fässern; abgefüllt durch einen der innovativsten «rum bottler»: Bristol Spirits. Viel Holz, Sherry, medizinische Noten, aber rund mit einem sehr langen Abgang. Der Islay Malt unter den Rums. Mount Gay Rum Refinery
Seit 1663 wird in der Mount Gilboa Distillery Rum gebrannt. Nach eigenen Angaben ist sie die älteste Rumbrennerei der Welt. Verschiedene Produzenten brannten hier, bis man sich zusammenschloss und die Brennerei in Mount Gay umbenannte. Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb Aubrey Ward, der über 90 Kinder gehabt haben soll, die Destillerie, und er ist verantwortlich für den grossen Namen, den sie heute trägt. 1989 verkaufte die Familie Ward die Firma und damit die Markenrechte an den Rémy-Cointreau-Konzern, nicht aber die Brennerei. Sie brennen heute also in erster Linie für den Mount Gay Rum, den zwischenzeitlich sogar James Bond trank. Gebrannt wird auf zwei «pot stills» und einer doppelten Kolonnenanlage. Frank Ward ist ein Nachkomme von Aubrey Ward und hat seit einigen Jahren wieder einen eigenen unabhängigen Rum auf den Markt gebracht. Produziert in der Mount Gay Rum Refinery, heisst er so, wie er ganz früher schon mal hiess: Mount Gilboa. In der Zwischenzeit sind diese Informationen schon wieder veraltet. Die Brennerei kam in finanzielle Schieflage und der Betrieb wurde im September 2013 eingestellt. Da Rémy-Cointreau den Rum mit dem Hinweis auf die «älteste Rumbrennerei der Welt» vermarktet kamen sie in Erklärungsnot und kauften 2014 auch die Brennerei, um wieder an dieser Stelle zu produzieren. Dies bedeutete gleichzeitig das Aus für den Mount Gilboa Rum von Frank Ward. Dieser war dem französischen Konzern seit der Markteinführung ein Dorn im Auge, da er den Mount Gay Rum direkt konkurenzierte.
Mount Gay Silver 40% (3/3 M C & P) Der weisse Mount Gay ist in Europa selten zu erhalten, dabei ist er ein wunderbarere Rum für Cocktail oder «on the rocks». Karamell, Zitrusnoten. 18
Mount Gay Eclipse 40% (3/3 M C & P) Das Zugpferd des Betriebes. Verschnitt von zirka zwei Jahre altem Rum aus beiden Anlagen. Perfekt ausbalancierter «medium body». Die Referenz für diesen Stil. Mandeln, Vanille, Walnuss, Karamell.
Mount Gay extra old 43% (3/3 M C & P) Die etwas schwerere und süssere Variante. Verschnitt von siebenbis zehnjährigen Rums, die zum grösseren Teil vom «pot still» stammen. Schokolade, Eiche, Tabak, Mandeln, Karamell. Mount Gilboa 40% (3/3 M P) Der Mount Gilboa ist, im Gegensatz zum Mount Gay, ein reiner, dreifach destillierter «pot still»-Rum. Er wird für vier Jahre in gebrauchten amerikanischen Eichenfässern gelagert. Haselnuss, Vanille, Karamell, reife Früchte.
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trinidad und Tobago Die beiden Inseln Trinidad und Tobago, nahe vor Venezuela gelegen, sind die Heimat von Calypso, Steelbands und schwerem Rum. Sie sind nicht, wie die meisten karibischen Inseln, vulkanischen Ursprungs, sondern waren einst Teil des südamerikanischen Festlands. Dementsprechend interessant ist auch ihre Artenvielfalt. Aus Trinidad stammt auch eines der berühmtesten Lieder zum Rum. Als der Calypso-Sänger Lord Invader 1943 die amerikanischen G. I. ihr Coca-Cola mit Trinidad-Rum vermischen sah, schrieb er den Text zum späteren Millionen-Hits «Rum and Coca-Cola». Berühmt wurde der Song erst durch die Andrew Sisters. Die zwei Urheberrechtsklagen, die folgten, verewigten erst recht Trinidads Version des Cuba Libre. In der Rum-Welt ist Trinidad eine der ganz wichtigen Stützen für die britischen Navy-Rum-Verschnitte. Die Rums aus Trinidad, Jamaika und Guyana bildeten seit jeher deren Grundlage, denn diese Länder beherrschen die Kunst der Herstellung extrem schwerer «heavy body»-Rums wie sonst niemand. Leider sind mit den Jahren viele Brennereien verschwunden, und es blieb nur der Produzent des weltberühmten Angostura-Bitters übrig, das auf Rum-Basis hergestellt wird. Angostura Ltd.
Für die Bars dieser Welt ist das Wichtigste, was uns diese Brennerei bietet, das weltberühmte Angostura Bitter. Der deutsche Arzt Dr. Johann Siegert entwickelte es 1820 – im Alter von 24 – in Venezuela. Es diente als Medizin gegen die fiebrigen Infektionen, unter denen die Truppen Simón Bolívars litten, in dessen Dienst er stand. Siegerts Söhne verlagerten das Geschäft 1875 nach Trinidad. Da Angostura-Bitter auf Rum-Basis hergestellt wird, fing Robert W. Siegert 1936 auch an, eigenen Rum zu brennen. Heute vertreibt Angostura Ltd. eine ganze Reihe Rums ver20
schiedenster Qualitätsstufen und ist ein grosser Produzent von offenem Rum (Bulk Rum) der in die ganze Welt verkauft wird.
Angostura No.1 40% (3/4 M C) Dieser Rum ist der erste einer neu lancierten Reihe limitierter Abfüllungen. Nach zehn bis zwölf Jahren in gebrauchten Bourbon-Fässern erhält er ein Finish in «first fill»-Bourbon-Fässern. 9600 Flaschen gibt es davon weltweit. Karamell, Melasse, Pfeffer, Nelken, Zimt und Eichenfass. Trinidad Distillers Ltd.
Trinidad Distillers ist eine Abteilung von Angostura – und zwar die Brennerei. Hier werden alle Rumsorten gebrannt, die unter dem Dach von Angostura Ltd. vertrieben werden. Diese Kolonnenbrennerei ist hochmodern und fähig, die verschiedensten Rum-Stile zu produzieren. Neben den Rums für Angostura werden nochmals 18 bis 20 Millionen Liter Alkohol gebrannt, die an Produzenten und Abfüller gehen, die nicht selber brennen.
Cadenhead’s TMAH 19 yo 68.3% (5/2 M C) Cadenhead’s kauft von ausgewählten Brennereien einzelne Fässer oder Tanks und lässt sie in Schottland zu Ende reifen. Dieser Rum wurde 1991 gebrannt und 19 Jahre im kalten Schottland gelagert. Hier wird einem sofort klar, was «heavy-body» bedeutet: extrem aromatischer Rum in Fassstärke. Holz, Sherry, Karamell, Teer, Schokolade. Einmalig! Zaya Gran Reserva Rum 12 yo 40% (3/4 M C) Dieser Rum wurde ursprünglich in Guatemala gebrannt. Als der Grosskonzern Diageo aber Marketing und Vertrieb des heute international bekannten Zacapa-Rum übernahm, wurde diese Marke aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Die Produktion ging zu Trinidad Distillers und zeigt schön auf, wie eine moderne Destillerie verschiedene Stile produzieren kann. Der Zaya schmeckt, als würde er noch immer aus Lateinamerika 21
kommen: süsslich mild. Viel Vanille und Karamell, Marzipan, Holz, reife Früchte. Caroni Distillers Ltd.
Caroni war die Rum-Abteilung der staatlichen Zuckerfabrik und produzierte bis 2002. Nachdem die Brennerei geschlossen wurde, kam die vom Staat geplante Auktion der Lagerbestände nie zustande – zum Glück, denn so konnten unabhängige Abfüller Fässer kaufen und sie zum Teil bis heute in Europa lagern.
Caroni 1998 Bristol Spirits 40% (4/1 M C) John Barrett von Bristol Spirits ist einer dieser Abfüller, die uns mit grossem Sachverstand das Erbe dieser geschlossenen Destillerie zugänglich machen. Schwerer, noch etwas ungestümer, aber komplexer Rum. Kokosnuss, Zitrone, weisse Schokolade, Früchte, Teer, Gummi. Caroni 1974 Bristol Spirits 46% (5/2 M C) Von diesem Jahrgang sind nur noch wenige Flaschen weltweit zu haben. Gebrannt in einer Zeit, als Trinidad noch eine Monarchie unter Elisabeth II. war. Ultrakomplex und doch geschmeidig. Von frischem Asphalt bis Sultaninen ist hier alles drin. Caroni 1997–2011 Silver Seal 46% (5/2 M C) Der Abfüller Silver Seal kommt aus dem Rumliebhaberland Nummer eins – Italien. Gelagert werden die Fässer jedoch in Glasgow. Schwerer, komplexer Rum mit viel Wucht. Karamell, Holz, Tabak, Früchte, Teer. Caroni 1997 Barangài Rum 52% (4/2 M C) Auch dieser Abfüller kommt aus dem Italien und heisst Pellegrini. für einen Caroni ist dieser fast schon leicht. Die lagerung in ehemaligen Sherry Fässern hat ihn geglättet. Für Caroni-Puristen zu «smooth», für Liebhaber ausgewogener Rums aber perfekt. 22
Trozt allem, schwerer Rum mit klaren Sherry Noten und der ganzen Komplexität von dieser Brennerei Rum Nation Caroni 1998 16yo 55% (4/2 M C) Gleich noch ein italienischer Abfüller - Rum Nation. Diese Abfüllung kam 2014 auf den Markt. Ein sehr ausgewogener Rum der alles beinhaltet wofür Caroni steht. Kraftvoll und komplex. Kaffee, Holz, Kräuter, Karamell.
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If you ever go down Trinidad They make you feel so very glad Calypso sing and make up rhyme Guarantee you one real good fine time Drinkin' rum and Coca-Cola Go down Point Koomahnah Both mother and daughter Workin' for the Yankee dollar Oh, beat it man, beat it Since the Yankee come to Trinidad They got the young girls all goin' mad Young girls say they treat 'em nice Make Trinidad like paradise Drinkin' rum and Coca-Cola Go down Point Koomahnah Both mother and daughter Workin' for the Yankee dollar Oh, you vex me, you vex me From Chicachicaree to Mona's Isle Native girls all dance and smile Help soldier celebrate his leave Make every day like New Year's Eve
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Drinkin' rum and Coca-Cola Go down Point Koomahnah Both mother and daughter Workin' for the Yankee dollar It's a fact, man, it's a fact In old Trinidad, I also fear The situation is mighty queer Like the Yankee girl, the native swoon When she hear der Bingo croon Drinkin' rum and Coca-Cola Go down Point Koomahnah Both mother and daughter Workin' for the Yankee dollar Out on Manzanella Beach G. I. romance with native peach All night long, make tropic love Next day, sit in hot sun and cool off Drinkin' rum and Coca-Cola Go down Point Koomahnah Both mother and daughter Workin' for the Yankee dollar It's a fact, man, it's a fact Rum and Coca-Cola Rum and Coca-Cola Workin' for the Yankee dollar Lord Invader 25
Jamaika Jamaika ist das Land mit der grössten Bar-Dichte der Welt, und die illegalen sind in dieser Statistik noch gar nicht mitgezählt. Hier wird also viel getrunken und nicht wenig davon ist Rum. Neben Reggae und Rastafari-Ideologie ist vor allem Jamaika-Rum noch heute ein Begriff. Besonders in Deutschland. Dies kommt daher, dass hier im 18. Jahrhundert sehr hohe Einfuhrzölle auf ausländische Spirituosen erhoben wurden. So wurde der Rum mit deutschem Neutralalkohol und Wasser verschnitten. In der Mischung mussten (und müssen bis heute) nur fünf Prozent Jamaika-Rum enthalten sein, was die Einfuhrzölle niedrig hielt und für den Namen «JamaikaRum-Verschnitt» verantwortlich war. Der jamaikanische Rum eignete sich dazu hervorragend, da die Jamaikaner es besser als alle anderen verstehen, sogenannten Hoch-Ester-Rum zu destillieren. Das ist extrem konzentrierter, hocharomatischer Rum, der in reiner Form ziemlich ungeniessbar sein soll, sich aber zum Verschneiden perfekt eignet. Dieser Stil nennt sich dann in Jamaika auch «Continental Flavored Rum» oder «German Style». Danach kommen die etwas weniger intensiven Stile «Wedderburn», «Plummer» und «Common Clean» – abgestuft nach dem Gehalt der Ester-Anteile (Aldehyde) im Rum. Das tönt (und ist) alles ein bisschen kompliziert, eröffnet jedoch eine grosse Bandbreite an Kombinationen von verschiedenen Stile. Jamaika-Rum ist aber in jeder Kombination sehr aromatisch und charakteristisch.
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J. Wray & Nephew Ltd.
Wray & Nephews ist in Jamaika eine Institution. Zur Firma gehört auch das Appleton Estate, das 1655 zum ersten Mal erwähnt wird und dessen Brennerei 1749 zum ersten Mal nachweislich Rum produziert hat. John Wray besass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kingston eine Taverne und brannte dafür seinen eigenen Rum. Als sein Neffe Charles J. Ward zur Firma stiess, fingen sie an im grösseren Stil Rum zu brennen und zu blenden und gewannen schon bald die ersten drei Goldmedaillen an der Great London Exhibition. Nachdem sie 1916 auch noch Appleton dazukauften, wurden sie zum grössten Produzenten auf Jamaika und sind es auch heute noch. An drei Brennereistandorten auf der Insel produzieren sie neben den Appleton- und Wray & Nephew-Rums zum Beispiel auch für die Basler Firma Coruba Rum.
Wray & Nephew Overproof 62,8 % (4/3 M C) In Jamaika wird dieser Rum an jeder Strassenecke getrunken, oft wie Wasser, manchmal mit Wasser. Empfohlen wird ein Verhältnis 1:4. Aber probieren Sie selbst, denn auch pur oder auf Eis ist dieser sauber gebrannte Rum zu geniessen, wenigstens für jene, die es gern «kräftig» haben. Einst hatte Rum in der Karibik den Übernamen «Kill Devil» - bei diesem Overproof kann man verstehen, warum. Sehr gehaltvoll, reife Früchte, Banane, Melasse. Appleton 12 yo 43% (4/3 M C) Mindestens zwölf Jahre in verschiedenen Fässern (Bourbon, Cognac, Sherry,Wein) geben diesem kräftigen Rum viel Finesse. Honig, Tabak, Schokolade, Eiche, reife Früchte. Appleton 21 yo 43% (4/3 M C) Das Spitzenprodukt von Appleton. Liegt mindestens 21 Jahre in kleinen Eichen- und Sherryfässern. Alles sehr ausgewogen, rund und voll. grosser Rum. Vanille, Marzipan, Kakao, Schokolade. 27
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Appleton 50 yo 45% (4/3 M C) Zum 50. Unabhängigkeitstag Jamaikas lanciert. Offiziell der am längsten gelagerte Rum der Welt. Ein Blend aus drei «überlebenden» Sherry-Fässern. Die Flasche kostet um die 5000 Franken. Sherry, medizinische Noten, Karamell, Butter, Schokolade, Holz. Monymusk Distillery / W. D. J. Marketing
Bei Monymusk wird seit dem 17. Jahrhundert destilliert. Ihr Rum findet sich in den verschiedensten Blends wieder. Unter dem eigenem Namen gibt es in Jamaika nur weissen OverproofRum, der heute jedoch in der Clarendon-Destillerie hergestellt wird. Wir haben hier die letzten Flaschen, abgefüllt von W. D. J. Marketing, einem britischen Abfüller, den es schon länger nicht mehr gibt.
Monymusk 9 yo 46 % (4/2 M C) Ein sehr klassischer Vertreter des jamaikanischen Stils. Ein komplexer, beeindruckender Rum.Vanille, Kokos, überreife Früchte, Banane, Holz, Grüntee. Long Pond Distillery
Diese Brennerei an der Nordküste Jamaikas hat eine interessante Geschichte hinter sich. Wie im Hampden Estate, das auch im Bezirk Trelawny liegt, werden hier traditionelle, schwere, aromatische Rums produziert. 1944 begann der Mischkonzern Seagram mit der Produktion des Captain-Morgan-Rum. Sie kauften dazu die Long Pond Distillery und gaben, nach dem Rezept einer Apotheke aus Kingston, Gewürze in den Rum –Captain Morgan Spiced Rum war geboren. In den 1950er Jahren verkaufte Seagram die Brennerei an die Serralles Group, die Marke Captain Morgan gehört seit 2001 Diageo und wird heute wahrscheinlich auf der Insel Saint Croix (US Virgin Islands) gebrannt. Long Pond selber gehört heute dem Staat Jamaika und verkauft viel offenen Rum zu Verschnitt-Zwecken. Es gibt aber einige Abfüllungen von der Destillerie selber oder von unabhängigen «bottlers».
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Vale Royal 2002 8 yo Bristol Spirits 43 % (4/2 M C) Eine schöne Abfüllung von Bristol Spirits, die acht Jahre reifen durfte. Leicht süsslich, Apfel, Banane, Aprikose, Teer, Eiche. Cadenhead’s Green Label Rum 15 yo 46 % (4/2 M C) Wie bei allen Green-Label-Abfüllungen von Cadenhead’s kann nur darüber spekuliert werden, aus welcher Destillerie sie genau kommt, denn der Abfüller selber macht dazu keine Angaben. In diesem Fall soll es Long Pond sein. Ananas, Banane, Karamell, etwas Rauch, Holz. Hampden Estate
Das Hampden Estate an der Nordküste Jamaikas ist eine von nur zwei Destillerien, die überlebt haben in dieser Gegend, in der einst über hundert Brennereien zu Hause waren. 2003 wurde die Destillerie verstaatlicht und kurze Zeit später geschlossen. 2009 kaufte die Familie Hussey die Brennerei und baute sie wieder auf. Hampden ist bekannt dafür, sehr gehaltvollen Rum zu produzieren, der meist als Verschnitt-Rum nach Europa gelangt. Seit einiger Zeit haben sie mit dem Rum Fire wieder eine eigenes weisses Overproof-Produkt auf dem Markt und seit neustem mit dem Hampden Gold auch einen 40-prozentigen goldenen Rum. Beide sind eher zum Einsatz in Cocktails gedacht.
Hampden Estate Gold Rum 40 % (4/2 M C) Mehrjährige Lagerung und der tiefe Alkoholgehalt machen ihn verhältnismässig weich und auch pur trinkbar. Er bleibt aber ein sehr guter Rum für kräftige Cocktails und «Punches». Etwas süsse, reife Früchte, wenig Holz, Karamell, Teer. Hampden 8 yo Cadenhead’s 63,2 % (5/2 M C) Der Abfüller Cadenhead’s hat immer wieder alte Rums von Hampden auf den Markt gebracht, die in Schottland in aller Ruhe reifen durften. Dieser Rum stammt aus der Zeit vor der Schliessung der Destillerie. Unverdünnt und in voller Fassstär30
ke kommt hier die ganze, fast schon krasse, aromatische Vielfalt Jamaikas ins Glas. Extrem intensiv und sehr stark – diesen Rum darf man ohne schlechtes Gewissen mit etwas Wasser verdünnen. Erdige Noten, Vanille, Karamell, Banane, Ananas, leichte alkoholische Schärfe. Hampden 12 yo Cadenhead’s 62,1 % (5/3 M C) Hier gilt dasselbe, wie beim achtjährigen, oben beschriebenen Rum. Einzig die Lagerzeit ist vier Jahre länger. Dies macht sich aber sofort bemerkbar. Die alkoholische Schärfe tritt etwas in den Hintergrund, dafür macht sich das Holz besser bemerkbar. Etwas angenehmer zu trinken. Cadenhead’s Green Label Jamaican Rum 14 yo 46 % (4/2 M C)
Die Green-Label-Reihe von Cadenhead’s ist die etwas einfacher zu trinkende Linie des Abfüller, da die Rums auf 46 % verdünnt werden. Leider werden hier die Destillerien nicht angegeben, sodass jeweils ein grosses Rätselraten darüber losgeht, woher die jeweiligen Abfüllungen wohl stammen. Beim Jamaican 14 yo hat sich die Rumgemeinde auf Hampden geeinigt. Dies ist eine Annahme, die nicht bestätigt ist. Vollmundig, Banane, Karamell, Früchte.
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St. Lucia Der erste Europäer, der hier sesshaft wurde, war der Pirat François le Clerc, genannt «Jambe de Bois» (Holzbein). Durch die vulkanische Gebirgslandschaft und den undurchdringlichen Regenwald konnten die Kariben den danach konkurrierenden Kolonialmächten lange Widerstand leisten. 1605 strandeten 67 englische Siedler auf dem Weg nach Guyana in St. Lucia. Nach einem Monat lebten nur noch 19 von ihnen und konnten in einem Kanu fliehen. Trotzdem heisst das Staatsoberhaupt heute Königin Elisabeth II. Es soll aber noch einige wenige Nachfahren der Kariben auf St. Lucia geben. Von einst drei Destillerien blieb nur eine übrig, und das Zuckerrohr wurde von den Bananen verdrängt. Deshalb wird die Melasse heutzutage eingeführt, was aber nichts an der sehr guten Qualität der Rums ändert. St. Lucia Distillers
Laurie Barnard, der die Destillerie seit 1972 führt, ist ein sehr innovativer Manager. Nicht weniger als 21 Produkte werden hier hergestellt. Barnards Grossvater leitete die heute stillgelegte Destillerie in Dennery. Seit Dennery 1972 aufhörte Rum zu produzieren, führt sein Enkel in der alten Destillerie in Roseau das Familienerbe weiter, der die St. Lucia Distillers Group of Companies gründete. Heute stehen in der Brennerei zwei verschiedene «pot stills» sowie eine Kolonnenanlage, um eine ganze Bandbreite an Rumstilen produzieren zu können.
Chairman’s Reserve 40% (3/3 M C & P) Dieser Rum enthält Anteile aus allen drei Brennapparaten der Destillerie. Sie werden separat in Bourbonfässern von Jim Beam, Jack Daniel’s und Buffalo Trace ausgebaut und nach mindestens fünf Jahren vermählt. Ein sehr ausgewogener, perfekt gemachter «medium body»-Rum. Gewürze, Vanille, Banane, Erde, Tabak. 32
Chairman’s Reserve The Forgotten Casks 40% (3/3 M C & P)
2007 wurden grosse Teile der Destillerie bei einem Feuer zerstört. Da einige Lagerhäuser niederbrannten, mussten für die Fässer andere Plätze auf der Insel gefunden werden. Einige davon gingen vergessen und wurden erst später wieder gefunden. Aus diesem Missgeschick resultierte eine intensivere, etwas süssere Variante des Chairman’s Reserve. Nach der Vermählung der drei verschiedenen Fasstypen lag der Rum nochmals für zirka fünf Jahre im vergessenen Lagerhaus. Wunderschöne Mahagoni-Farbe. Sehr gut ausbalanciert und komplex. Intensive Noten von Rosinen, Vanille und etwas Tabak. Süsse Früchte und Gewürze. Cadenhead’s St. Lucia 9 yo 70.8% (5/2 M P) Dies ist ein reiner «pot still»-Rum, abgefüllt von Cadenhead’s. Er wurde 1999 destilliert und durfte neun Jahre in Eichenholzfässern reifen, bevor er im November 2008 abgefüllt wurde. Über 70 % Fassstärke! Mit ein paar Tropfen Wasser werden viele neue Aromen freigesetzt. Eine unglaubliche Geschmacksfülle mit fast endlosem Abgang.
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Der ÂŤconcentration roomÂť bei River Antoine
Grenada Grenada geniesst in der Karibik den Übernahmen «Spice Island». Die Insel ist berühmt für ihre hervorragenden Kakaobohnen und Muskatnüsse. Auf der Insel selber wird auch mit Muskatnuss gewürzter Rum angeboten, der in der Schweiz leider nicht erhältlich ist. Er eignet sich sehr gut für einen Rum Punch. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Grenada-Rums. Es existieren vier kleinere Produzenten, die sehr unterschiedlichen, aber guten Rum herstellen. Westerhall Estate
Seit 1800 wird hier Rum hergestellt. Die Familie Williams, welcher das Gut gehört, pflanzt auch heute noch Kakao, Zitrusfrüchte, Bananen und Zuckerrohr an. Westerhall Estate liegt im Süden Grenadas, und der Plantation gilt als einer der edelsten Rums der Insel. Er ist selbst auf Grenada nicht immer erhältlich, umso seltener ist er es in Europa. Wir haben dank unseren Beziehungen auf Grenada den Import gleich selber organisiert und konnten diesen Rum lange Zeit exklusiv anbieten.
12 Degrees White Rum 40% (1/3 M C) Auch der weisse Rum von Westerhall verbringt zwei Jahre in Eichenfässern. Danach wird er kohlefiltriert, um die aufgenommene Farbe zu entfernen und ihn besonders mild zu machen. Leicht süsslich, perfekter Mix-Rum. Westerhall Light Rum 40% (2/3 M C) Dieser Rum bleibt drei Jahre in den Eichenfässern. Sehr ausgewogener «medium body»-Rum mit einer guten Balance von Süsse und Würzigkeit. Pur oder zum mixen. Westerhall Plantation 43% (3/3 M C) Der Plantation ist mit seinen fünf Jahren im Fass ein sogenannter 35
«sipping rum», also zum Purtrinken gedacht. In der Nase noch leicht alkoholisch, ist er im Mund sehr mild und geschmeidig – jedoch mit einem starken Charakter. Langer Abgang. Karamell, Vanille, Gewürze, Schokolade, Holz. Westerhall Vintage 40% (3/4 M C) Das Flaggschiff der Range wurde 10 Jahre in Fässern gelagert. Vollmundig, sehr mild und ausgewogen. Karamell, Gewürze, Tabak, Holz, Schokolade. River Antoine Distillery
Die River-Antoine-Destillerie müsste eigentlich sofort zum Unesco-Welterbe erklärt werden. Sie wurde 1785 errichtet, und seither wurde hier sehr wenig verändert. Strom gibt es hier nur im Büro, denn angetrieben und gearbeitet wird noch immer mit Wasserkraft, Holz oder «Bagasse» – den getrockneten Resten des ausgepressten Zuckerrohrs. Das mächtige Wasserrad ist mit der oben erwähnten Jahreszahl gekennzeichnet und treibt die Zuckerrohrpresse sowie ein ebenso altes Förderband an. Der Saft läuft dann in den «concentration room», in dem er in fünf verschiedenen aufeinanderfolgenden Becken immer weiter aufgeheizt wird. Hier wird mit den Abfällen des Zuckerrohrs (Bagasse) geheizt. In einem weiteren Becken wird der Saft mit fünf bis zehn Prozent Melasse (zum Süssen) vermischt und danach acht Tage lang offen vergärt. Dies geschieht seit wenigen Jahren nicht mehr in Fässern, sondern in Betontanks – die einzige grössere Neuerung, die hier in den letzten 250 Jahren stattfand. Gebrannt wird in zwei «pot stills», die mit Holz beheizt werden und denen zwei Verstärker angehängt sind. Der Rum erreicht so einen Mindestalkoholgehalt von 75 Prozent, ansonsten geht er zurück zur Destillation, um erneut gebrannt zu werden. Hat er 75 Prozent erreicht, wird er abgefüllt und sofort lokal verkauft. Es gibt einzig noch eine 69-Prozent-Version für die Touristen, da Alkohol über 70 Prozent nicht in einem Flugzeug transportiert werden darf.
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Rivers Royale Grenadian Rum 75% Dieser Rum ist ein Unikum in der Rumwelt: gebrannt aus reinem, handgeschnittenen lokalen Zuckerrohr in uralten «pot stills», ein Anteil von fünf bis zehn Prozent Melasse – und das alles völlig «overprooved». Diese Kombination habe ich so noch nie kennengelernt und lässt an höchst dubiose Hinterhofbrennereien denken. Was hier rausgekommen ist, ist für den verwöhnten mitteleuropäischen Rumtrinker fast nicht geniessbar, denn es erinnert im ersten Moment an Feuerzeugbenzin, Pinselreiniger oder Nagellack. Es gibt wohl keinen anderen Rum, der so nahe am sagenumwobenen Piratenschnaps von früher dran ist. Wer sich erst mal daran gewöhnt hat, findet aber sehr schöne fruchtige Noten. Zudem ist der extrem hohe Alkoholgehalt weniger präsent als befürchtet. Trotzdem ist ein «Rivers» unbedingt auf Eis zu empfehlen, und dieses darf auch ruhig ein wenig schmelzen. Im Norden Grenadas ist er für die lokale Bevölkerung absolut unverzichtbar – das Synonym für Rum ist hier «Rivers». Auf den Punkt gebracht hat es dann auch ein «local», mit dem ich bei einem Besuch in Grenada Rivers trank: «It’s the best rum in the world but it stinks.» Leider in ganz Europa fast nie erhältlich, doch ich arbeite daran.
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Eine Bar in St. Georges, Grenada
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Antigua 1632 besiedelten die Briten Antigua und blieben bis zur Unabhängigkeitserklärung 1981 die Kolonialmacht. Danach bildete Antigua mit den Inseln Barbuda und Redonda einen Staatenbund. Im Süden des Landes liegt der sogenannte English Harbour. Der ehemalige Kriegshafen der Royal Navy ist durch seine natürliche Lage einer der wenigen tropensturmsicheren Häfen und gab auch dem lokalen Rum seinen Namen. Antigua Distillery Ltd
Die Rums dieser 1932 gegründeten Distellerie heissen auf St. Lucia «Cavalier»; für den Export haben sie den touristisch besser zu vermarktenden Namen der Hauptsehenswürdigkeit angenommen.
English Harbour 10 yo 40% (3/3 M P) Mindestens 10 bis 25 Jahre in kleinen Eichenfässern gereift. Trockenfrüchte, Honig, etwas Vanille, Gewürze, Holz.
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British Virgin Islands (Tortola) Auf den British Virgin Islands ist Rum ein Teil der Geschichte und der Tradition. Auf den 30 Inselchen sind die Erinnerungen an die mit Rum getränkten Tage der Marine noch lebendig. Ab 1680 übernahm England, nach einem kurzen Intermezzo von Holland, endgültig die Kontrolle über die Inseln. Die Engländer machten weiter, womit die Holländer begonnen hatten: Zucker anzubauen und Rum zu produzieren. Auf der Hauptinsel Tortola entstehen noch immer einige Destillate, die im Gegensatz zum benachbarten St.-CroixRum kräftig und wild sind. Leider ist davon fast nichts zu erhalten, dafür erreicht der Pusser’s-Rum die Schweiz, und mit ihm kann ein Stück britische Geschichte getrunken werden. Pusser’s West Indies Ltd.
Weil früher das Trinkwasser auf den Schiffen oft verunreinigt war, wurden die im Wasser befindlichen Bakterien mit Rum neutralisiert. Admiral Edward Vernon (Übername: Old Grog) befahl, den Viertelliter pro Tag in zwei Rationen aufzuteilen, mit Wasser zu verdünnen und – gegen Skorbut – eine Zitronenscheibe beizugeben. Damit war der Grog erfunden. So bekam über 300 Jahre lang jeder Matrose der Royal Navy seine tägliche Ration Rum vom sogenannten «pusser» gereicht. Diese Praxis wurde 1970 abgeschafft und als Entschädigung ein Fonds für Seeleute eingerichtet. Mit jeder verkauften Kiste Pusser’s Rum geht bis heute ein Beitrag an diesen Fonds.
Pusser’s Rum Blue Label 40% (4/2 M C & P) Dieser Rum ist ein Verschnitt nach Originalrezept von sechs verschiedenen Rums aus Guyana und Trinidad. Er ist sehr kräftig und würzig, aber doch süsser, als die Nase vermuten lässt. Ein Klassiker. Die Eigenwerbung der Firma lautet: «Der Single Malt des Rums». Das trifft es ziemlich gut. 41
U. S. Virgin Islands (St. Croix) Die heutigen amerikanischen Virgin Islands gehören zur grösseren westlichen Gruppe dieser Inseln. Sie haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich, denn die Kolonialmächte gaben sich hier die Klinke in die Hand. Nicht weniger als sieben Nationen haben in der Vergangenheit geherrscht: Spanien, England, Holland, Frankreich, Malta, Dänemark und schliesslich die USA, die den Grundbesitz 1917 für 25 Millionen Dollar erwarben. Die Rumherstellung begann im frühen 17. Jahrhundert mit den Franzosen, gewann aber erst an Bedeutung, als die ersten britischen Pflanzer auf die Insel St. Croix kamen. Der damalige Stil soll dem schweren jamaikanischen sehr ähnlich gewesen sein und genoss hohes Ansehen. Heute haben die Cruzan-Rums einen eher leichten, eleganten Körper, der an den spanischen Stil erinnert. Cruzan Rum Distillery
Diese Destillerie ist eine der grössten in der Karibik und wird von der Familie Nelthropp geführt. Seit 1760 wird hier Rum gebrannt. Angehalten wurden die Maschinen einzig während der Prohibition in den USA. Da die letzte Zuckermühle auf St. Croix auch noch geschlossen wurde, kommt die Melasse heute aus anderen Ländern. Der damit hergestellte Rum ist sauber und eher leicht.
Cruzan Single Barrel 40% (2/3 M C) Der Single Barrel ist ein Verschnitt aus verschiedenen, bis 12 Jahre lang gereiften Rums und erhält seinen Finish in einem grossen, neuen Eichenfass. Sehr rund, mild und harmonisch. Fruchtnoten, Karamell, Vanille, Holz. 42
Anguilla In Anguilla vertritt der Gouverneur als Staatsoberhaupt den britischen Monarchen, derzeit Königin Elisabeth II. Die Insel ist sogenanntes britisches Überseegebiet. Wirtschaftlich lebt die Insel vor allem von Luxustourismus, Hummerfang und Offshore-Banking. Bis zur Gründung der Anguilla Rum Company waren Zucker und Rum auf dieser Insel kein grosses Thema. Anguilla Rum Company
Die Anguilla Rum Company wurde erst 1995 gegründet mit dem Ziel, Rum im Premium-Sektor anzubieten. Eine Destillerie existiert nicht, es werden Rums verschiedenster Provenienz geblendet.
Pyrat XO Reserve Planters Gold 40% (3/5 M C) Likörartiger, sehr süsser Rum. Passionsfrucht, Marzipan und viel Orange.
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Bermuda Bermuda ist britisches Überseegebiet, das Staatsoberhaupt ist derzeit Königin Elisabeth II. Entdeckt wurde die Insel 1503 vom Spanier Juan de Bermudez, der aber wegen der gefährlichen Riffe erst gar nicht an Land ging. Auf einem dieser Riffe liefen dann 1609 150 englische Kolonialisten auf und wurden damit unfreiwillig zu den ersten Siedlern. Heute lebt Bermuda vor allem vom Tourismus und seinem Ruf als Steueroase. Viele internationale Firmen verlegten ihren Sitz hierhin. Auch Bacardi hat hier seinen Hauptsitz in einem sehr schönen Mies-van-der-Rohe-Haus. Es gibt hier weder Zuckerrohr noch eine Destillerie, und trotzdem ist das mengenmässig wichtigste Exportprodukt der National-Rum Gosling’s Black Seal. Gosling Brother Ltd.
Im Jahr 1806 landete James Gosling auf Bermuda und eröffnete einen Laden. Als James zurück nach London ging, führte sein Bruder Ambrose den Laden weiter, doch erst dessen Söhne fingen ab 1857 an, Rum zu blenden und zu verkaufen. Bis zum Ersten Weltkrieg war Gosling nur offen ab Fass erhältlich. Weltberühmt wurde Gosling’s Black Seal erst wegen des Dark & Stormy: Gosling besitzt die Namensrechte an diesem Cocktail – wird er nicht mit Black Seal gemixt, darf er nicht so genannt werden.
Gosling’s Black Seal 40% (4/5 M C) Ein Verschnitt aus drei gereiften Rums der Karibik. Der Rum wird auf Bermuda verschnitten und abgefüllt, aber nicht hergestellt. Der einzig zugelassene Rum für einen Dark & Stormy. Zum Purgenuss nur bedingt geeignet. Sehr würzig, schwer und doch süss. Kaffee, Karamell, Vanille, Gewürze. 44
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Kuba Kuba deckte einst einen Drittel des Weltbedarfs an Rohrzucker, da liegt es nahe, dass hier schon immer viel Rum gebrannt wurde. Facundo Bacardí gebührt die Ehre, dem Rum die Verruchtheit, die ihm lange Zeit zugeschrieben wurde, ausgetrieben zu haben. Mittels Filtration durch Aktivkohle wurde sein Rum mild und leicht. Erst in dieser Form trat er seinen ersten Siegeszug in Form von Cocktails an. Die Klassiker unter den Rum-Cocktails kommen denn auch fast alle aus Kuba. Da der kubanische Rum wenig aromatisch ist, eignet er sich bestens für die fruchtig-frischen kubanischen Cocktails. Während der Zeit der Prohibition reisten viele Amerikaner nach Kuba, um den leichten Genüssen des Lebens zu frönen. Später trank Hemingway in den legendären Bars wie dem Floridita oder der Bodeguita del Medio Unmengen von Daiquiris und Mojitos. Es gibt auf der Insel nach wie vor einige Destillerien, doch die Unterschiede sind nicht riesig, und vieles davon gelangt gar nie in die Schweiz. Havana Club International
Der erste Rum mit dem Namen Havana Club kam 1935 auf den Markt, gebrannt und als Marke lanciert in der Brennerei von José Arechabala, die seit 1878 in Cardenas existierte. Nach der Revolution durch Fidel Castro und seine Mitstreiter wurde die Firma enteignet, und die Familie setzte sich, wie auch die Bacardís, ins Exil ab. Die Namensrechte gingen 1973 an den kubanischen Staat. 1993 ging die Firma Pernod Ricard ein Joint Venture mit dem kubanischen Staat ein und lancierte den Rum weltweit (mit Ausnahme der U. S. A), sehr zum Missfallen des Marktleaders Bacardi, der nach jahrelangem Rechtsstreit heute in den U. S. A. einen Rum verkauft, der ebenfalls Havana Club heisst und, 47
wie Bacardi selbst, auf Puerto Rico produziert wird. Havana Club vertritt den typischen kubanischen Stil sehr gut. Der ist leicht, weich und eher süsslich.
Havana Club Añejo Blanco 37.5% (1/4 M C) Frisch, süsslich, Zitrusnoten, Vanille. Ein sehr guter Rum für viele Cocktails. Havana Club Añejo 7 Años 40% (1/4 M C) Guter, milder, dunkler Rum zum Mixen oder Purtrinken. Kaffee, Muskatnuss, Holz, Tabak. Destileria Paraiso (Sancti Spiritus)
Diese Brennerei wird meistens nur Sancti Spiritus genannt, benannt nach der Stadt im Zentrum Kubas, in der sie liegt; eigentlich aber heisst sie Paraiso. Sie produziert zum Beispiel den Santero- und den Mulata-Rum und ist wahrscheinlich die einzige Destillerie, die auch ganze Fässer an Abfüller verkauft. Wie bei allen kubanischen Destillerien ist sonst aber sehr wenig zu erfahren.
Fine Cuban Rum 2003 Bristol Spirits 43% (1/3 M C) Die Eichenfässer, in welchen der Rum sieben Jahre lagerte, gelangten nach Grossbritannien, wo sie von Bristol Spirits abgefüllt wurden. Mild, fruchtig, aber mit guter Würze. Vanille und florale Noten. Ein sehr schöner Rum. Zuckerfabrik C. A. I. Balino / Brennerei Humbel
Aus biologischer Melasse der Zuckerraffinerie C. A. I. Balino in Cuba brennt die Brennerei Humbel im Aargau einen Rum im kubanischen Stil. Wie auch in Kuba üblich, wird er durch Aktivkohle filtriert.
Guajira blanco 40% (1/4 M C) Ein sauber gebrannter weisser Rum mit süsslichem Geschmack. Perfekt für klassische kubanische Cocktails. Mild, fruchtig, süss48
lich, Zitrusnoten, etwas Vanille. Guajira añejo 40% (1/4 M C) Mindestens zwei Jahre in «first fill» Eichenfässern bei Humbel im Aargau gelagert. Mild, fruchtig, süsslich, etwas Vanille und Holz. Guajira Añejo Barril No. 8 48.2% (1/3 M C & P) Da ich persönlich an diesem Projekt beteiligt bin, konnte ich von den ersten fassgelagerten Qualitäten – nachdem diese ein Jahr im neuen Eichenfass lagen – auswählen, was mir am besten schmeckte. Einmalige sechs Flaschen aus Fass Nr. 8. Unfiltriert und unberührt, direkt aus dem Fass. Mild und doch würzig mit starken fruchtigen Anklängen. Sehr frisch, aber auch mit Vanille, Holz und leichter Rauchnote.
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Dominikanische Republik Die Insel Hispaniola gehört zu den grossen Antillen und ist seit der Kolonialzeit in zwei Staaten geteilt. Den grösseren Teil bildet die Dominikanische Republik, den kleineren Haiti. Sie war eine der ersten Inseln, die Zuckerrohr anbaute; die erste Zuckermühle arbeitete hier schon 1516. Wahrscheinlich wurde damals auch schon eine Art Rum hergestellt. Heute wird sie von den Rum-Trinkern gerne übersehen, denn vor allem die Rums der Dominikanischen Republik haben keine klingenden Namen. Das rührt auch daher, dass Hispaniola, im Gegensatz zu den anderen grossen Zuckerinseln, nie einen eigenen prägnanten Rumstil hervorbrachte. Die drei grossen Rumproduzenten des Landes – Brugal, Barcelo und Bermúdez – waren alle spanische Einwanderer und pflegten somit den spanisch-kubanischen Stil: weiche, in amerikanischer Eiche gereifte Spirituosen von sanfter Eleganz mit spürbarer Holznote. J. Armando Bermúdez & Co.
Im Gebirgsstädtchen Santiago produziert dieser Familienbetrieb seit 1852 Rum. Auf der Insel bestens bekannt, sind die beiden anderen grossen Bs international präsenter.
Bermúdez Aniversario 40% (1/3 M C) Schöner, eleganter und sanfter Rum. Ein sehr gutes Beispiel eines milden gelagerten Rums- Honig, Holz, Datteln, Nüsse.
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Haiti Die Insel Hispaniola gehört zu den grossen Antillen und ist seit der Kolonialzeit in zwei Staaten geteilt. Den grösseren Teil bildet die Dominikanische Republik, den kleineren Haiti. Sie war eine der ersten Inseln, die Zuckerrohr anbaute; die erste Zuckermühle arbeitete hier schon 1516. Wahrscheinlich wurde damals auch schon eine Art Rum hergestellt. Haiti war die erste unabhängige Republik der Welt, geführt von Schwarzen und Mulatten. Beim Sklavenaufstand unter der Führung von Nationalheld Toussaint Louverture wurde sogar die eigens von Napoleon gesandte Armee geschlagen, sodass Haiti am 1. Januar 1804 seine Unabhängigkeit erlangte. Die andauernde politische Unstabilität und die schwache Wirtschaft machen Haiti heute zu einem sehr armen Land. Der berühmteste Rum des Landes geniesst aber seit über 200 Jahren höchstes Ansehen und ist in seiner Art sehr französisch geprägt. Rhum Barbancourt
Dupré Barbancourt aus der Charente (dem Cognac-Gebiet) brachte 1800 die Cognac-Technologie auf die Insel. Bis heute wird in der von ihm gegründeten Destillerie ein Rum aus Zuckerrohrsaft mit sehr viel Finesse gewonnen. Gebrannt wird zuerst in einer stählernen «column still» und danach auf kupfernen «pot stills», oder wie sie in diesem Fall heissen: «alambic charentaise». Die Rums werden danach in Fässern aus Limousin-Eiche in verschiedensten Grössen (bis zu 70 Hektoliter) ausgebaut. Gebrannt wird gemäss alter Tradition nur in den Monaten Dezember bis Mai: In der trockenen Jahreszeit weist das Zuckerrohr den höchsten Zuckergehalt auf.
Rhum Barbancourt 4 ans (3 stars) 40% (3/2 Z P & C) Der jüngste der gealterten Barbancourt-Rums hat die typische 51
Schärfe junger Rhums agricoles. Ihm fehlt noch die Eleganz, dafür ist da viel Frische. Rhum Barbancourt 8 ans (5 stars) 43% (3/3 Z P & C) Ein ganz grosser Rum in perfekter Balance – wegen ihm zählt Barbancourt zu den ganz wichtigen Häusern. Honig, Apfel, Sauternes, Nougat, Zuckerrohrsaft, Ingwer. Rhum Barbancourt 15 ans (Réserve du Domaine) 43% (3/3 Z P & C)
Der 15-jährige Barbancourt ist nur sehr limitiert erhältlich. Das ist grosse Eleganz mit perfekter Süsse.
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Alter Zug von Saint James, Martinique
Martinique In Martinique wird heute fast ausschliesslich Rum aus Zuckerrohrsaft, sogenannter Rhum agricole, hergestellt. Das war aber längst nicht immer so. Früher wäre es niemandem in den Sinn gekommen, dieses kostbare Rohprodukt nur für Alkohol zu verwenden. Um 1880 gab es auf der Insel etwa 500 Destillerien, die alle Melasse-Rum produzierten, und ein Grossteil ihres Absatzes ging ins Mutterland Frankreich. Dort war gerade die Reblaus am Wüten, und der Wein wurde knapp. Die Nachfrage nach alkoholischen Getränken war aber immer noch gross, und so erlebte der Rum aus den Überseedepartementen seine Blütezeit. Die Zeit verging, der Wein kam zurück, und gleichzeitig stellte Frankreich auch immer mehr Zucker aus der heimischen Zuckerrübe her, anstatt ihn aus den Überseedepartementen zu importieren. Den Ruin vor Augen, verlegten sich die Zuckerpflanzer darauf, den Rum direkt aus dem Saft des Zuckerrohrs zu brennen. Es war ein kluger Entscheid, denn heute ist der Rhum agricole aus Martinique ein berühmtes französisches Spitzenprodukt und unterliegt strengen A. O. C.-Vorschriften. Die besten Produzenten orientieren sich an den Wein-Chateaux und beachten die Jahrgänge, das Terroir und die Auswahl der Fässer. Die weissen Rhums agricoles sind erdig, vegetabil und etwas scharf. Sie eignen sich perfekt für einen Ti Punch, ein Verwandter des Caipirinhas und Daiquiris und der «Nationaldrink» auf den französischen Inseln. Mit der Lagerung im Fass werden die Rhums agricoles sehr elegant und erreichen eine grosse Aromenvielfalt und Komplexität. Die besten Martinique-Rums brauchen den Vergleich mit dem berühmten Cognac in keiner Weise zu scheuen. Im 55
Gegensatz zu vielen populären Rum aus aller Welt sind sie nie lieblich, leicht, sanft und süss. Ist man aber erst einmal auf den Geschmack gekommen, lassen sie einen nicht mehr los. Da im letzten Jahrhundert viele Brennerein geschlossen wurden, deren Marken aber weiterleben, habe ich hier eine kurze Zusammenstellung gemacht, wo welche Rums heute gebrannt werden. Dazu muss aber gesagt werden, dass die Fasswahl und Lagerung einen sehr wichtigen Einfluss hat, und in einigen Brennereien stehen sogar noch die originalen Brennanlagen der alten Standorte. Distillerie des Plantation Saint James: Saint James / Maniba / Bally / Dillon / G. Hardy
Distillerie Depaz: Depaz / Dillon
Distillerie La Mauny: La Mauny / Trois Rivières / Duquesne
Distillerie Neisson: Neisson
Distillerie Simon: Saint Etienne (HSE)/ Monna / Clément
Distillerie J. M: J. M
Distillerie La Favorite: La Favorite 56
Usine du Galion: Grand Arôme / Grand Fond Galion (Stand Sommer 2014)
Distillerie J. M
J. M ist die kleinste und nördlichste Destillerie auf Martinique und zudem die wohl wichtigste Adresse, wenn es um gereifte Rhums agricoles geht. Das Zuckerrohr stammt ausschliesslich aus dem eigenen Anbau in unmittelbarer Nähe zur Brennerei, und die Fässer werden alle auf dem Gelände gelagert. Hier wird mit sehr gutem Rohmaterial sehr sauber gearbeitet – ansonsten sind keine der grossen Geheimnisse zu erahnen, die diesen Rum so einzigartig machen.
J. M blanc (4/1 Z C) Für einen Ti Punch oder «on the rocks». Zuckerrohr, weisser Pfeffer, Lilien, Ananas. J. M elévée sous bois 50% (4/1 Z C) Ein Jahr im neuen Eichenfass. Für Ti Punch, mit Eis, für Cocktails oder pur. Erdig, Iris, Gras, Holz, Pfeffer. J. M vieux V. S. O. P. 43% (4/1 Z C) Vier Jahre im Eichenfass. Mit Eis, für Cocktails oder pur. Vanille, Zimt, Gewürze, Früchte, Kaffee, Pfeffer. J. M très vieux X. O. 47% (4/2 Z C) Sechs Jahre im Eichenfass. Pur als Digestif. Verschiedenste Früchte und Gewürze, Vanille, Zimt, Holz. J. M très vieux 10 ans 46.3% (4/2 Z C) Mindestens zehn Jahre alter Rum, in Fassstärke abgefüllt («brut de fut»). Immer mit der Jahreszahl gekennzeichnet. Sehr elegant mit einem breiten Spektrum an exotischen 57
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Destillerie J.M, Martinique
Früchten und Gewürzen. Langer Abgang. Einer der ganz grossen Rums. J. M très vieux 15 ans 44.8% (4/2 Z C) Mindestens 15 Jahre alter Rum, in Fassstärke abgefüllt («brut de fut»). Immer mit der Jahreszahl gekennzeichnet. Über 70 % dessen, was einst im Fass landete, verdunstet! Sehr rar. Der 15-Jährige von J. M gehört zu den allerbesten Rhums agricoles weltweit. J. M cuvée du fondateur 45% (4/2 Z C) Ein Cuvée aus mindestens zehn Jahre altem Rum, mit 45% abgefüllt. Die etwas rundere, harmonischere Version des Zehnjährigen. J. M cuvée prestige 48.2% (4/2 Z C) Ein Cuvée der allerbesten Fässer, eigenhändig ausgewählt vom Kellermeister. Weltweit limitiert auf 500 Stück. Distillerie Depaz
Im Städtchen St. Pierre, das ganz im Norden von Martinique liegt, gab es einst sehr viele Destillerien. St. Pierre war eine blühende Stadt und galt als «das Paris der Karibik». Sie liegt am Fusse des Vulkans Montagne Pelée, der 1907 ausbrach und alles unter seiner Lava begrub. Seine fruchtbaren Hänge gelten auch heute noch als die beste Lage für Zuckerrohr, doch fast alle Brennereien zogen nach der Katastrophe an sicherere Plätze auf der Insel. Depaz ist die einzige Brennerei, die alles wieder neu aufbaute – darum ist sie heute der Stolz der Gegend. Hier wird ein sehr eleganter, fast schon filigraner Rhum agricole hergestellt, der gelagert neben J. M zum Besten zählt, was Martinique zu bieten hat.
Depaz V. S. O. P. 45% (3/2 Z C) Apfel, trockenes Gras, Zitrusfrüchte, Zuckerrohr, Pfeffer, Eiche. Sehr ausgewogen. 60
Depaz X. O. 45% (3/2 Z C) Zwölf Jahre im kleinen Eichenfass. Einer der ganz grossen Martinique-Rums. Plantation Saint James
An der anderen Hangseite des eben erwähnten Vulkans lag einst das Stammhaus von St. James, das den Ausbruch von 1902 wie durch ein Wunder fast unbeschadet überstand. Seit 1974 wird trotzdem am neuen Standort in Saint Marie produziert. Saint James hatte die weltweit erste eckige Flasche, was für die Lagerung und Verpackung viele Vorteile mit sich brachte. Auch der Name wurde bewusst anglophil gewählt, um in den englischsprachigen Märkten bessere Chancen zu haben. Obwohl Saint James heute ein sehr grosser Produzent ist, beruht vieles auf den alten Traditionen, die bis 1765 zurückreichen. Seit 1885 werden hier Millésime-Abfüllungen gemacht, und im Keller lagern von allen Jahrgängen noch je mindestens sechs Flaschen.
Saint James Millésime 2000 43% (4/2 Z C) Der erste Jahrgangsrum des neuen Jahrtausends. Ausgesprochen rund, mit vollem Körper, Aromen von Rosinen, reifen Pflaumen, Kaffeenoten, Kakao, Vanille, Muskatnuss, etwas Zimt – die Aromenvielfalt ist beeindruckend! J. Bally
Auch bei J. Bally-Rum werden viereckige Flaschen verwendet, und auch hier ist man stolz auf seine Tradition von MillésimeAbfüllungen. Gebrannt wird heute nicht mehr am alten Standort bei Carbet, sondern in der oben beschriebenen Saint-JamesBrennerei. Die Rums sind meist etwas fruchtiger als diejenigen von Saint James.
Bally Millésime 2000 43% (3/2 Z C) Sieben Jahre in kleinen Cognac-Fässern gereift. Kräftig, fruchtig, weisser Pfeffer, Zuckerrohr. 61
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Distillerie Dillon
Arthur Dillon war mit 16 Jahren bereits Oberst in einer der irischen Brigaden unter Louis XIV. Er kämpfte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und landete 1779 auf Martinique. Dort heiratete eine Cousine der zukünftigen Kaiserin und Ehefrau Napoleons, Joséphine de Beauharnais. Die Zuckerplantage, welche der Familie gehörte, nahm den Namen von Dillon an und damit auch der Rum. Da sich das Gelände in Fort-de-France, der Hauptstadt Martiniques, befindet, wurde es von der wachsenden Stadt immer mehr bedrängt und die Produktion 2006 geschlossen. Die Marke besteht noch, doch der Rum kommt heute von den Destillerien Depaz und Saint James.
Dillon V. S. O. P. 43% (3/3 Z C) Schöne Noten von Bananen, Kokosnuss, Pflaumen und Vanille. Habitation Clément
Die Destillerie Habitation Clément fungiert heute als Museum, Touristenatraktion und als wunderschöner Park. Ihren Namen kennt man auf ganz Martinique, und wer das Ansehen besucht, kann erahnen, was für ein Reichtum einst mit Zucker und Rum zu erwirtschaften war. Gebrannt wird heutzutage in der Distillerie du Simon, wo auch die Kolonnenanlage der abgebrannten Brennerei Habitation Saint-Etienne steht. Clément hat auf seinem Gelände aber riesige Lager mit Tausenden von Fässern und bietet eine grosse Bandbreite an gelagerten Rums an.
Clément 10 ans 44% (3/2 Z C) Ein Vorzeige-Rhum-agricole. Perfekt gereift. Zimt, Vanille, Mandeln, Eiche, weisser Pfeffer.
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LĂŠopold Reimonenq
Guadeloupe Wie Martinique gehört auch Guadeloupe als eigenständiges Département zu Frankreich und damit auch zur EU. Auf der Insel wird der Ti Punch so selbstverständlich getrunken wie der Pastis in der Provence. Der erste grosse Aufschwung kam auch hier mit der fernen Reblausplage im Mutterland. Die Umstellung auf Rhum agricole war aber nicht so radikal, und so wird auch heute noch Melasse-Rum erzeugt. Dieser geniesst keine so hohe Achtung wie die Agricole-Produkte. Allgemein steht Guadeloupe etwas im Schatten von Martinique mit seinen AOC-System. Die Rums aus Guadeloupe haben meist ein bisschen weniger Raffinement, dafür einen etwas volleren Körper. Distillerie Carrère (Montebello)
Bei Montebello in der Nähe von Petit-Bourg wird nicht im französischen Standardstil produziert. Neben einer untypischen Säulenanlage wird auch deutlich länger fermentiert als sonst, wodurch die Destillate etwas leichter werden als sonst in Guadeloupe üblich. Die Brennerei besteht seit 1930.
Montebello 6 ans 42% (3/3 Z C) Mindestens sechs Jahre in gebrauchten Bourbon-Fässern gelagert. Süss, vollmundig und doch leicht für einen Guadeloupe-Rum. Sehr gelungen. Karamell, getrocknete Früchte, etwas Holz, Gewürze. Distillerie Reimonenq (Musée du Rhum)
Joseph Reimonen zog einst von Finnland nach Guadeloupe und begann, Rum zu brennen. Um seinen Namen etwas frankophiler zu gestalten, hängte er einfach ein q hinten an. Drei Generationen später führt Léopold sein Werk weiter und das besser als alle vor ihm. Mit einer selbstentworfenen, in Frankreich hergestell67
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Destillerie Reimonenq
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ten einzigartigen Kolonnenbrennerei bringt er eine Vielfalt an Rumstilen zustande, die seinesgleichen suchen. Léopold Reimonenq ist ein Spinner, der an jeder einzelnen Anlage rumbastelt, bis sie einzigartig und in seinen Augen perfekt ist. Neben der Brennerei können auch das Musée du Rhum, die riesige Insektensammlung, die Guadeloupe-Ausstellung und die Schiffsmodellsammlung besucht werden.
J. R on the rocks 40% (3/3 Z C) Léopolds Antwort auf den Rat seines Arztes, weniger zu trinken. Ein leichterer, «gesünderer» Rum, den man «on the rocks» trinken soll. Auch ohne Eis geht natürlich hervorragend, denn leicht ist das bei weitem nicht, aber perfekt gemacht. Reimonenq 6 ans 40% (4/3 Z C) Das Flaggschiff unter Reimonenqs «vieux rhums». Genau so schmeckt ein ausgewogener Rhum agricole aus Guadeloupe. Distillerie Mon Repos / Longueteau
Für den lokalen Markt wird der Rhum agricole unter dem Namen Mon Repos abgefüllt, für den internationalen wird der Famillienname Longueteau gebraucht. Auch die Rums der Marke Karukera stammen aus den Beständen von Mon Repos (und Reimonenq). Gebrannt wird hier seit 1895. Elektrisches Licht gibt im Brennschuppen auch heute noch genauso wenig wie elektrische Pumpen für die Maische. Es ist alles noch wie in der «guten alten Zeit»; einer der wenigen kleinen Familienbetriebe, die für ihren Rhum agricole nur eigenes Zuckerrohr verwenden.
Longueteau 6 ans 42% (4/3 Z C) Relativ süss für einen Rhum agricole. Floral, fruchtig, wenig Holz, wenig Pfeffer.
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Domaine de Courcelles
Die Courcelles-Destillerie schloss im Jahr 1964 ihre Tore. Da, wo sie einst stand, befinden sich heute ein paar Häuser und eine Lagerhalle. Das Brenngerät wurde aber zur Brennerei von SainteMarthe gebracht. Da wurde noch weitere acht Jahre Rhum Courcelles produziert, bis auch sie schloss. Danach lagerte der letzte Rum dieser Brennerei über 35 Jahre bei der Distillerie Poisson auf Marie-Galante im Fass. Die Marke wird heute vom Besitzer der Distillerie Poisson, Jean Brot, wieder benutzt. Allerdings wird wohl Rum aus seiner Destillerie verwendet.
Courcelles 1972 47% (4/4 Z C) Dieser Rum aus Melasse ist ein Zeuge aus einer vergangenen Zeit. Er entstand bei der allerletzten Destillation auf den alten Geräten. Über 38 Jahre im Fass gelegen. Absolut einmalig. Fast likörartig. Süsse Früchte, Beeren, Honig, Fass. Der Abgang scheint endlos. Extrem rar.
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Marie-Galante 1493 entdeckte Kolumbus diese kleine Nachbarinsel von Guadeloupe. Eines seiner Schiffe trug den Namen «Maria Galanda», und so kam das 15 Kilometer Durchmesser grosse Inselchen zu seinem Namen. Sie war und ist bis heute mit Zuckerrohrfeldern übersät. Einst fanden sich hier fast hundert Windmühlen als Antrieb für die Zuckermühlen. Heute ist nicht mehr Zucker, aber noch immer Rum das wichtigste Produkt der Insel. Trotz ihren lediglich 13’000 Einwohnern sind hier immer noch drei Erzeuger tätig. Sie sind bekannt für exzellente Qualität. Distillerie Bielle
Beim Spitzenproduzenten auf Marie-Galante kann man miterleben, wie Rum seit Ewigkeiten produziert wird. Unzählige Kleinbauern bringen zweimal wöchentlich ihr frisch und von Hand geerntetes Zuckerrohr mit kleinen Wagen zur Brennerei. Oftmals besitzen sie sogar bloss einen Ochsenkarren. Frischer und sauberer als hier kann Rum fast nicht hergestellt werden, und vom Umgang mit Fässern verstehen Besitzer Dominique Thierry und sein Neffe mehr als manch anderer. Der allergrösste Teil der Produktion ist aber weisser 59-Prozent-Rum, der direkt auf der Insel konsumiert wird. Das herausragende Renommee, welches sich die Brennerei erarbeitet hat, stammt aber von ihren «rhums vieux», die meist in Fassstärke abgefüllt werden. Seit 2005 stehen hier auch noch zwei kleine deutsche Obstbrandhäfen. Sie gehören dem hochdotierten italienischen Fruchtbrand- und Grappabrenner Vittorio Capovilla. Er produziert hier zusammen mit Bielle einen Rum nach «europäischer» Art, was sich in einer längeren und kühleren Fermentation sowie einem zweiten Brenndurchgang «pot stills» äussert.
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Bielle blanc 59% (4/2 Z C) Intensiver, vollmundiger weisser Rum mit deutlichem Zuckerrohrgeschmack. Bielle blanc Premium 59% (3/2 Z K & P) Sehr sauberer und etwas leichterer weisser «rhum blanc». Sehr schöne, saubere Frucht. Bielle brut de fût 2003 53.2% (4/2 Z C) Edler Rum mit dem Duft feiner Hölzer, Veilchen, Kakao, Vanille, Gewürze, Schokolade. Sehr gehaltvoll. Einmalig gut gelungen und sehr limitiert. Bielle 2006 42% (4/2 Z C) Etwas leichter als der 2003er, sonst sehr ähnlich. Distillerie Poisson
Der Rum dieser Destillerie ist nach dem Dominikanerpriester Père Labat aus Paris benannt. Er wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf die Insel geschickt, um dort ein Armenhospital zu errichten. Zu diesem Zweck brachte er modernste Gerätschaften für die Produktion von reinem Alkohol mit, die bald auch in der Rumproduktion Verwendung fanden. Das bedeutete einen Wendepunkt für die französischen Inseln, da man nun über ein hohes technisches Wissen verfügte und so eine bessere Wirtschaftlichkeit in der Herstellung erreichen konnte. Noch heute lassen sich viele Traditionen in der Rumerzeugung auf «Vater Labat» zurückführen.
Père Labat 6 ans 42% (4/3 Z C) Ein sehr eigenständiger Rhum agricole mit viel fruchtigen Aromen. Dunkle Beeren, weisser Pfeffer, Zuckerrohr, Karamell. Kräftig und rund.
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Guyana Guyana liegt an der Ostküste des nördlichen Südamerika gelegen und erlebte in seiner Geschichte verschiedene Kolonialmächte. Das heutige Guyana bestand im 17. und 18. Jahrhundert aus den durch die Niederlanden gegründeten Kolonien Essequibo, Demerara und Berbice. Diese drei Kolonien wurden am Wiener Kongress 1815 offiziell an Grossbritannien und Irland übertragen, von denen das Land erst 1966 wieder unabhängig wurde. Der Rum aus Guyana wird denn auch bis heute als Demerara-Rum bezeichnet. Lange Zeit stammte der Löwenanteil für britische Rumsorten aus Guyana. Von ehemals 200 Destillerien blieb bis heute aber nur eine einzige übrig. Im 18. Jahrhundert exportierte jede Plantage ihren eigenen Rum und kennzeichnete diesen mit einem Kürzel («mark»). Das Spezielle daran war, dass die grossen Brennereien komplett verschiedene Brenntechniken anwandten und es somit sehr unterschiedliche Rumstile in Guyana gibt. Es gab hier einfache und doppelte Kolonnen aus Metall oder aus Holz. Ebenso einfache und doppelte «pot» und «vat stills». Für die hölzernen Brennanlagen, die sehr heissen Temperaturen standhalten müssen, wurden extrem harte Tropenhölzer verwendet. Demerara Distillers Ltd.
Im Jahr 1983 fusionierten die Destillerien Uitvlugt, Enmore und Diamond zum Unternehmen Demerara Distillers. Die verschiedenen «vat», «Coffey» und «column stills» der Brennereien wurden also zu Demerara Distillers gebracht und stehen heute noch da. Die Destillerie ist somit eine Art lebendiges Rummuseum, denn alle diese uralten Anlagen sind noch immer in Betrieb und produzieren grosse Mengen Rum. Die weltweit wohl letzte hölzerne «Coffey still» (Kolonnenanlage) steht da, ebenso eine einfache sowie eine doppelte «vat still». Diese sind eigentlich «pot 78
Destillerie J.M, Martinique
still's», deren unterer Teil, in dem die Melasse aufgeheizt wird, aus Holz wie ein Fass gebaut ist. Dazu kommen eine vierfache Kolonnenanlage und eine metallene «Coffey still». Mit all diesen Geräten ist die Brennerei einer der mengenmässig grössten und auch vielfältigsten «bulk rum»-Hersteller. Damit gemeint ist Rum, der offen verkauft wird und in die verschiedensten «Blends» auf dieser Welt gelangt. In unseren Breitengraden ist meist nur ihr Flaggschiff, der El Dorado-Rum, zu erhalten. Durch unabhängige Abfüller, die Fässer der einzelnen «stills» kaufen, sind die verschiedenen Stile aber immer wieder erhältlich. Eine kleine Übersicht der «stills» die heute bei Demerara Distillers in Gebrauch sind und die Namen und «marks» dazu:
Doppelter hölzerner «vat still»: Original Sugar Estate: Port Mourant Original Distillery: Albion Marks: PM, AW, MPM
Einfacher hölzerner «vat Still»:
Original Sugar Estate: Versailles & Lusignan Original Distillery: Versailles & Enmore Marks: VSG, KFM, SXG
Hölzerner «Coffey Still»:
Original Sugar Estate: Enmore Original Distillery: Enmore Marks: EHP, ELCR, MD
Metallene vierfache Kolonne «Savalle still»: Original Sugar Estate: Uitvlugt Original Distillery: Uitvlugt Marks: ICBU, AN, LBI, B, SWR, GS
Metallener «Coffey still»:
Original Sugar Estate: Diamond Original Distillery: Diamond Marks: SVW, SV
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El Dorado 12 yo 40% (4/3 M C) Dieser Rum ist süsslich und doch schwer mit Anteilen aus zwei Brennanlagen, nämlich: EHP und SVW (fettgedruckt = dominantere Anteile). Karamell, Leder, Kaffee, Eiche, Zitrusnote. El Dorado 15 yo 43% (4/3 M P & C) Dies ist ein süsser und sehr reichhaltiger Rum, mit Anteilen aus vier verschiedenen Brennanlagen, nämlich: EHP, PM, VSG, SVW. Das ergibt einen perfekt ausbalancierten Rum, der fast immer als Referenz für gealterten schwerer Rum gilt. Karamell, Vanille, Leder, Kaffee, karamellisierte Früchte, Eiche, Zitrusnote. El Dorado 21 yo 43% (4/3 M P & C) Noch etwas süsser und voller, mit Anteilen aus drei Brennanlagen, nämlich: EHP, VSG, AN. Karamell, Vanille, Kaffee, karamellisierte Früchte, Eiche. Uitvlugt Distillery
Die Uitvlugt Distillery (sprich: «eyeflat») befand sich westlich von Georgetown und wurde im Jahr 2000 definitiv geschlossen. Ursprünglich wurde in dieser Brennerei, wie oben erwähnt, eine «French Savalle still» verwendet. Bei Uitvlugt stand aber auch eine doppelte «vat still» von Port Mourant, bis sie nach der Schliessung zur Diamond Distillery kam, dem Standort der Demerara Distillers Ldt.
Uitvlugt 14 yo Cadenhead’s 70.7% (5/1 M P) Dieser Rum vom unabhängigen Abfüller Cadenhead’s ist mit dem «mark» «PM» gekennzeichnet. Das heisst also, dass er von der «Port Mourant still» stammt, die zu dieser Zeit bei Uitvlugt stand. Er ist in Fassstärke abgefüllt, was in diesem Fall 70,7 % bedeutet und für einen Rum mit 14-jähriger Lagerung ein ziem80
lich stolzer Wert ist. Hier ist ein leichtes Verdünnen mit Wasser sicher angebracht, um die vielen Aromen perfekt zur Geltung kommen zu lassen. Extrem schwerer, vollaromatischer, «dreckiger» Rum im britischen Stil. Viel Eiche, reife tropische Früchte, Teer, Gummi, Tabak, Leder. Enmore Distillery
Der ursprüngliche Stil von Enmore ist mittelschwer und kam von einer hölzernen «Coffey still» («column still»). Das Gerät ist mehr oder weniger identisch mit der ersten Kolonnenanlage die der Ire Aeneas Coffey 1832 erfand. Als 1966, nach der Unabhängigkeit Guyanas, die Versailles Distillery geschlossen wurde, kam auch deren berühmte «single vat still» zu Enmore. Diese beiden legendären «Stills» kamen dann 1995 zu den Demerara Distillers.
Enmore Distillery 11 yo W. D. J. Marketing 46% (5/1 M P)
W. D. J. Marketing ist ein unabhängiger Abfüller, der nicht mehr existiert. Dies ist also ein Rum aus einer geschlossenen Brennerei von einem «geschlossenen» Abfüller. Da die Etikette mit keinem «mark» versehen ist, bleibt alles ein wenig vage. Anstelle eines «marks» steht da aber «pot still». Es müsste also ein Rum sein, der von einer «Versailles vat still» kommt, und er könnte noch vor 1995 und somit am Original-Standort gebrannt worden sein. Dieser Rum hat extreme Holzaromen, die fast schon an den Korkgeruch bei einem Wein erinnern. Ansonsten schwer, komplex und in seiner Art ziemlich einmalig. Port Mourant Distillery
Die Port-Mourant-Destillerie wurde irgendwann im frühen 19. Jahrhundert gegründet und zwischen 1954 und 1958 geschlossen – wahrscheinlich im Jahr 1955, doch ganz genau belegbar ist das nicht. Ihr Brenngerät war eine doppelte hölzerne «pot still», also eigentlich eine «vat still». Diese hat ein sehr eigenes unverkennbares Aromaprofil und produziert einige der schwersten und interessantesten Rums der Welt. Die «still» wurde nach der 81
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Schliessung zur Albion-Destillerie gebracht und lief dort weiter bis zu deren Ende irgendwann zwischen 1966 und 1969. Danach kam sie zur Uitvlugt Distillery und schliesslich zu Demerara Distillers, wo sie bis heute steht und produziert.
Port Mourant 1974 Velier 54.5% (5/1 M P) Eine uralte Abfüllung von Velier. Von diesen Flaschen existieren nicht mehr sehr viele weltweit, und sie sind sehr gesucht. Hier wird Geschichte getrunken! Einmalige, extrem konzentrierte Aromenvielfalt mit starkem Holzeinschlag. Trinken, solange er noch erhältlich ist. Port Mourant 1999 Portwood Bristol Spirits 46% (5/2 M P)
Diese Abfüllung erhielt einen «finish» in einem Portweinfass. Das hält den teils extremen Aromen dieses Rumstils eine gewisse Süsse entgegen und macht ihn (für eine Port Mourant) etwas harmonischer. Sehr ausgewogen und gelungen.
Brasilien 84
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Für die Rumherstellung ist Brasilien heute sehr wichtig. Nicht wenige karibische Produzenten beziehen Melasse aus diesem Land, denn Brasilien ist mit Abstand der grösste Zuckerrohranbauer der Welt. Seit einigen Jahren kennt wohl fast jeder und jede den Caipirinha, ein Getränk, das die Bars in Europa derart überrollt hat, dass es fast nicht mehr vorurteilslos bestellt werden kann. Eigentlich ist der Caipirinha die brasilianische Version des kubanischen Daiquiris oder des französischen Ti Punch: Zucker, Limetten, Rum. Der Rum wird in Brasilien Cachaça genannt und wird, wie der Rhum agricole, aus Zuckerrohrsaft gebrannt. Agroecològica Marumbi
Seit 1700 wird in Morettes, am Fuss des Pico do Marumbi, Cachaça produziert. Es ist ein biologischer «artesanal Cachaça», der hier entsteht, was bedeutet, dass das Zuckerrohr von Hand geerntet wird und der Cachaça in kupfernen «pot stills» gebrannt wird.
Iguaçu 40% (3/2 Z P) Die Brennerei Humbel aus dem Aargau importiert diesen Cachaça roh aus Brasilien und brennt ihn in der Schweiz ein zweites Mal, wodurch er sehr sauber und fruchtig wird. Dieser Cachaça ergibt einen hervorragenden Caipirinha, kann aber von Liebhabern dieses Geschmacks auch pur getrunken werden.
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Das alkoholische Nationalgetränk in Peru ist, wie im Nachbarland Chile, der Pisco. In den Andentälern wird aber auch Zucker angebaut, und somit ist da auch Melasse. Einen hohen Stellenwert in der Welt des Rums hat dieses Land jedoch nicht. Die Schweiz allerdings ist ein sehr wichtiger Wirtschaftspartner von Peru, denn elf Prozent aller peruanischen Exporte kommen in unser Land. Es ist dies zum allergrössten Teil Gold. Sinnigerweise heisst denn auch der hierzulande bekannteste Rum aus Peru Millonario. Ron Millonario Distillery
Die Millonario-Brennerei im Norden Perus gehört zur italienischen Firma Rossi & Rossi S. R. I., welche mit der «Rum Nations»Linie den Rummarkt mitprägt. Die Brennerei besitzt drei alte schottische Kolonnenanlagen und baut ihre Rums in vier SoleraReihen aus. Die Fässer sind aus amerikanischer und slowenischer Eiche, die Melasse kommt ausschliesslich aus Peru.
Ron Millonario 15 años 40% (2/5 M C) Sehr guter, sehr süsser Rum, der typisch ist für den lateinamerikanischen Stil. Sehr voll. Gewürze, viel Karamell, kandierte Früchte, etwas Holz. Destilerias Unidas S. A. C.
Die grösste Destillerie des Landes wurde 1929 gegründet. Sie produziert verschiedenste Alkoholika, ist international jedoch vor allem für ihre gelagerten Rums bekannt. Zum 75-jährigen Jubiläum wurde sie komplett renoviert und modernisiert.
Cartavio 12 años Solera 40% (2/3 M C) Dieser Rum wurde zum 75-jährigen Bestehen der Destillerie lanciert. Produziert im spanischen Solera-System, ist er in Fässern aus slowenischer Eiche mindestens zwölf Jahre gealtert. Weich und rund. Gewürze, Kakao, Kaffee, Dörrobst, Holz. 88
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Kolumbien Der Name dieses Landes im Norden Südamerikas wurde direkt vom Namen Christoph Kolumbus’ abgeleitet. Ansonsten verbinden wir mit dem Land aber eher Drogenkartelle oder den berühmten Kaffee als Rum. Vielbedeutende Exportartikel sind aber Zuckerrohr und Zucker, und damit ist es auch nicht mehr weit zum Rum. Die grossen Weltmarken sind hier zwar nicht zu Hause, dafür aber beispielsweise eine Anisvariation, die von der lokalen Bevölkerung grosszügig konsumiert wird. Industria Licorera de Caldas
Der Betrieb wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. Neben dem erfolgreichen Aguardiente Cristal wird hier auch der Ron Viejo de Caldas gebrannt. Im Herbst 2011 brannten die Lagerhallen für den dreijährigen Rum nieder.
Aguardiente Cristal 30% (1/5 M C) Obwohl man davon nicht mehr viel schmeckt, ist das Ausgangsprodukt Rum. Halb Rum, halb Likör – und riechen tut’s wie ein Sambuca. Eigentlich ist das aber gar nicht so aussergewöhnlich. Es ist schlicht ein aromatisierter Rum, wie es ihn auch von vielen namhaften Produzenten gibt (z. B. Malibu, Captain Morgan). In diesem Falle ist Anis der Aromageber. Wenig Rum, viel Anis. Gekühlt zu empfehlen. Viejo de Caldas 3 años 37.5% (1/4 M C) Der Klassiker aus Kolumbien, bei dem es wegen des Feuers 2011 immer wieder mal zu Engpässen kommen kann. Fruchtig, süss und mild, mit deutlicher Karamellnote.
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Venezuela Venezuela hat für die Rumherstellung einen wichtigen Stellenwert. Viele karibische Brennereien greifen heute auf venezolanische Melasse zurück, da die eigene Zuckerindustrie zu klein geworden ist. Doch auch die eigenen Produkte können sich sehen lassen. Als eines der wenigen südamerikanischen Länder produziert Venezuela Rum meist mit «pot stills». Destilerias Unidas S. A.
Die Destilerias Unidas sind ein venezolanischen Konglomerat diverser Hersteller. Gegründet wurden sie 1959 von Seagram’s, und die Firma gehörte zwischenzeitlich auch mal Diageo. Unter anderem werden hier auch der Cacique-Rum und diverse andere Spirituosen hergestellt.
Diplomatico Reserva Exclusiva 40% (3/5 M P) Als einer der besten im «pot still»-Verfahren hergestellten Rums gilt der Diplomatico Reserva. Ein sehr typischer Vertreter des süssen Kontinentalstils.Voll, schwer und süss. Rosinen, Pfeffer, Vanille, getrocknete Bananen. Diplomatica Single Vintage 2000 43% (3/5 M P) Das Jahr 2000 bescherte Venezuela eine der süssesten Zuckerrohrernten seit langem. Darum wurde dieser Single Vintage lanciert. Er wurde während zwölf Jahren in Bourbon- und Single-MaltFässern gelagert und dann mit einem Sherry-Finish veredelt. Sehr rar und exklusiv. Voll, schwer und süss mit langem Abgang. Rosinen, kandierte Früchte, Vanille, Zimt, Karamell.
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Panama Der Panamakanal und den Panamahut kennen wir hier alle. Panama-Rum ist bei uns noch ziemlich unwichtig - wohl auch weil in der Schweiz lange fast kein Rum aus Panama zu erhalten war. So langsam ändert sich dies jedoch, und sogar Bacardi hat in Panama investiert und eine grosse Rumfabrik erstellt. Die Rums sind zum Teil ein bisschen weniger süss und gehaltvoll als die meisten anderen Lateinamerikaner. Varela Hermanos S. A.
Die Wurzeln dieser Brennerei gehen zurück bis 1908, sie ist damit die älteste in Panama. Obwohl sie der grösste Produzent des Landes ist und verschiedenste Alkoholika herstellt, wird nur eigenes Zuckerrohr verwendet, das noch immer von Hand geschnitten wird.
Ron Abuelo 7 años 40% (3/4 M C) Der Abuelo 7 años gilt als einer der besten Rums des Landes. Vanille, getrocknete Früchte, Karamell und ein sanft-rauchiger Abgang. Rum Nation Panama 18 yo 40% (3/3 M C) Dieser Rum wurde abgefüllt von Rum Nation, einem Abfüller der gute Rums aus verschiedenen Ländern anbietet, aber leider keinerlei Angaben zur Destillerie macht. Ein sehr gehaltvoller Rum mit Charakter. Sanft, weich, leicht ölig. Honig, Kakao, Gewürze, Nüsse, Holz, Muskat, Pfeffer.
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Costa Rica Dieses kleine Land zwischen Panama und Nicaragua wird oft die «Schweiz Zentralamerikas» genannt. Es hat sich 1983 selber als «dauerhaft und aktiv unbewaffnet neutral» erklärt und blieb in seiner Geschichte – untypisch für die Region – von sozialen Unruhen und Bürgerkriegen weitgehend verschont. Kolumbus landete hier bereits 1502, und ab 1560 wurde das Land systematisch kolonialisiert. Da es aber strategisch uninteressant liegt und arm an Bodenschätzen ist, blieb Costa Rica stets eine unterentwickelte Kolonie und wurde bereits 1821 unabhängig. Zucker und damit auch Rum spielen hier keine so wichtige Rolle wie in vielen anderen Ländern. Hauptexportgut sind Bananen, danach folgen, noch vor dem Zucker, Ananas und Kaffee. Centenario Internacional S. A.
1969 gründete der Grosskonzern Seagram’s in Costa Rica einen Ableger, der sich seit 2002 CISA nennt und seit 2003 zur WISAGruppe aus Panama gehört. Die Brennerei arbeitet mit Zuckerrohr aus Costa Rica auf grossen Kolonnenanlagen. Die Reifung erfolgt in Eichenfässern und im Solera-System.
Centenario 20 40% (3/5 M C) Süss und vollmundig. Honig, Karamell, etwas Lakritze und Holz. Eine Alternative zum berühmten Zacapa.
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Nicaragua In Nicaragua wird seit 1890 kommerziell Rum erzeugt. Es ist üblich, dass alle Rums lange Reifezeiten haben, sogar die weissen bleiben einige Jahre im Fass. Der bekannteste und mehrfach ausgezeichnete Rum des Landes ist der Flor de Caña. Untypisch für Lateinamerika ist die Lagerung: Während fast überall das Solera-System angewandt wird, lagert hier der Rums tatsächlich so lange in kleinen Eichenfässern, wie auf der Flasche angegeben. Compañia Licorera de Nicaragua
Die Destillerie bietet verschiedene Rums an. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihre Reifezeit, die zwischen vier und 25 Jahren liegt. Noch heute lagern die Fässer im Originalgebäude, das ohne Klimaanlage, Temperaturgeräte oder Luftbefeuchter auskommt. Dieses «slow-aged» genannte Verfahren gilt hier als essenziell, um den Rum ungestört reifen zu lassen.
Flor de Caña 7 años 40% (2/3 M C) Geröstete Nüsse, Gewürze, Karamell, weisser Pfeffer, Fass. Flor de Caña 12 años 40% (2/3 M C) Geröstete Nüsse, Gewürze, Karamell, weisser Pfeffer, Fass.
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Guatemala Während der Kolonialzeit hat sich Guatemala vor allem als Kaffeeproduzent hervorgetan. Damals wurde zwar schon Rum erzeugt, doch die erste kommerzielle Destillerie entstand erst 1914. Heute geniesst vor allem der Zacapa berechtigten Weltruhm und gewinnt internationale Preise. Alle guatemaltekischen Rums kommen aus derselben Destillerie und werden aus «virgin sugar cane honey» gebrannt. Dabei wird der Saft von ausschliesslich guatemaltekischem Zuckerrohr erhitzt, sodass sich der Wasseranteil verringert und der Zuckeranteil mindestens 72 Prozent beträgt. Für die Fermentation muss der Saft allerdings wieder mit Wasser verdünnt werden, da sonst die Hefe abstirbt. Durch die Erhitzung wird der Zuckerohrsaft aber besser haltbar. Licorera Zacapaneca
Der Produzent der Zacapa-Rums ist die Licorera Zacapaneca, welche zur Industrias Licoreras de Guatemala gehört, die auch die Botran-Rums herstellt. Die Marke Zacapa gehört wiederum dem multinationalen Spirituosenkonzern Diageo. Hier wird weder Melasse noch Zuckerrohrsaft verwendet, sondern «virgin sugar cane honey», was ungefähr so viel bedeutet wie pasteurisierter Zuckerrohrsaft. Die Reifung erfolgt dann auf 2332 Meter Höhe in einer sogenannten doppelten Solera, wie sie bei Sherry angewendet wird.
Zacapa 23 Solera 40% (3/5 Zp C) Der Rum wird aus verschiedenen Fässern verschnitten, in welchen Rum zwischen drei und 23 Jahren lagerte. Dieser Rum gewann schon sehr viele Preise und ist die Referenz für moderne lateinamerikanische Rums. Sehr dicht, rund, voll, süss. Schokolade, Kaffee, Karamell, Honig. 101
Mexiko Mit Mexiko verbindet man natürlich die berühmteste Spirituose des Landes, den Tequila. Dank der langen Karibikküste hat Mexiko auch karibischen Einfluss, und so wird auch hierzulande guter Rum gebrannt. Von den zahlreichen Destillerien, die in den letzten Jahren entstanden sind, hat allerdings noch keine den grossen Durchbruch geschafft. Licores Veracruz
Dieser Familienbetrieb an der Küste des Golfs von Mexiko stellt diverse Spirituosen her. Seit über 60 Jahren produziert die Familie Villanueva mit Kolonnen- und «pot still»-Anlagen Tequila, Mezcal, Liköre, Wodka, aber auch die Rums Mocambo und Los Valientes – lange Zeit jedoch nur für den mexikanischen Markt. Seit einigen Jahren werden aber auch einzelne Spirituosen exportiert.
Los Valientes 10 años 40% (3/3 M & Z P & C) Dieser Rum ist in seiner Beschaffenheit ziemlich einmalig. Er wird aus Melasse (30 %) und Zuckerrohrsaft hergestellt (70 %), was ihm ein interessantes Aromenspektrum verleiht. Die grasigen, frischen Noten vom Saft sowie die süssen, schweren der Melasse kommen gut zur Geltung. Das Zuckerrohrsaftdestillat wird in «pot stills» gebrannt, das Melassedestillat auf einer Kolonnenanlage. Etwas Karamell, Schokolade, viel Holz, Zuckerrohr. Charaktervoll und eigen.
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Madagaskar Madagaskar ist die viertgrösste Insel der Welt und wird manchmal auch «der sechste Kontinent» genannt. Dies hat vor allem auch mit der einzigartigen Flora und Fauna zu tun, die sich über Millionen von Jahren völlig eigenständig entwickeln konnte. Die Insel liegt vor der Ostküste Mosambiks im Indischen Ozean. Neben Vanille, Nelken und anderen Gewürzen ist Zucker ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt. Pro Jahr werden 40’000 Tonnen davon produziert. Compagnie Vidzar
Die Destillerie wurde 1982 im Ort Dzamandzar gegründet. Dieser liegt auf der kleinen Insel Nosy Be, die der Nordwestküste Madagaskars nur wenige Kilometer vorgelagert ist. Dunkle, gereifte Rums werden hier erst seit 1996 produziert, doch sie sind sehr gelungen und ihrer Art schwer einzustufen. Relativ süss, spürt man aber förmlich die Gewürze, die in Madagaskar die Luft bereichern.
Rhum vieux Dzama 1998 45% (3/4 M C) Bernsteinfarbener Rum, der für mindestens zehn Jahre in französischen Limousin-Eichenfässern gelagert wurde. Kaffee, Schokolade, Nüsse, Gewürze, Cassis, Vanille, Karamell.
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La Réunion Die «Ile de la Réunion» ist französisches Überseegebiet und somit bemächtigt, «echten» Rhum agricole herzustellen, denn dieser darf nur in Frankreich so genannt werden. Auf dieser Insel im Indischen Ozean wird seit 1704 Rum produziert. Schon zuvor haben allerdings die Sklaven ein vergorenes Zuckerrohrsaftgetränk namens Fangourin getrunken. Da heute die grossen Rumerzeuger der Zuckerindustrie angeschlossen sind, wird viel «rhum traditionnel» (aus Melasse) hergestellt, aber auch Rhum agricole wird gepflegt. Bei beiden Stilen werden eher die Liebhaber der strengen, würzig-aromatischen Rums angesprochen. Rhumerie Rivière du Mât
In dieser Brennerei wird die Melasse zweier grosser Zuckerfabriken verarbeitet. Sie ist die grösste Produzentin von Rum und Alkohol auf der Insel und brennt auch Rhum agricole aus Zuckerrohrsaft.
Rhum agricole vieux cuvée spéciale 45% (3/2 Z C) Fünf bis acht Jahre Fasslagerung. Wild und doch elegant. Gebrannter Zucker, Banane, Curry, Pfeffer, florale Noten. Rhum traditionnel vieux 45% (3/3 M C) Getrocknete Früchte, Gewürze, mineralisch und fruchtig. Ein kräftiger Rum mit viel Charakter. Distillerie de Vue Belle
Seit 1998 gehört die Vue-Belle-Destillerie zur 1907 gegründeten Chatel-Gruppe, die einige Betriebe auf La Réunion zusammenfasst.
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Vue Belle 5 ans 49% (3/2 Z C) Gebrannter Zucker, Gew端rze, Pfeffer, Holz.
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Mauritius Mauritius liegt im Indischen Ozean, 900 Kilometer östlich von Madagaskar und in der Nähe der Insel La Réunion und dem Inselstaat Seychellen. Seit 1968 ist die Inselgruppe unabhängig und Mitglied des Commonwealth. Noch vor den Engländern waren die Portugiesen, Holländer und die Franzosen an der Macht. In der französischen Zeit (1715–1810) liess die «Französische Ostindienkompanie», welche bis 1767 Besitzerin der Insel war, von afrikanischen Sklaven Zuckerrohrplantagen anbauen und bewirtschaften. Heute sind über 90 Prozent der Landesfläche mit Zuckerrohr bepflanzt. Vor 2008 durfte auf Mauritius kein Rum hergestellt werden, der auch als solcher bezeichnet werden durfte. Es gab bloss «sugar cane spirit» mit weniger als 37,5 Prozent Alkohol. Seit 2008 wird die Qualität mit jedem Jahr besser, und es entstanden auch einige neue Marken und Brennereien. Rhumerie Chamarel
Die Rhumerie Chamarel steht mitten in einem Nationalpark und existiert erst seit 2008. Sie stellt auf einer kleinen kupfernen Kolonnenanlage und einem «pot still» ausschliesslich Rhum agricole her. Es werden vier Varianten von Zuckerrohr verwendet, die alle auf dem eigenen Land wachsen. Die Besitzerfamilie kommt aus der Luxushotellerie und betreibt die Brennerei fast wie ein Resort. Die Führungen machen «Hostessen», im Restaurant kocht ein französischer Spitzenkoch, das Fleisch stammt von Wild, das auf dem eigenen Gelände lebt und in der eigenen Metzgerei verarbeitet wird. Somit lebt die Rhumerie zu einem beträchtlichen Teil von Touristen und Restaurantbesuchern. Das alles soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier sehr guter Rum hergestellt wird.
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Chamarel blanc 50% (3/2 Z C) Einer der besten Rums, um einen Ti Punch zu machen. Sehr würzig, kräftig, mit klarem Zuckerrohrsaftaroma. Chamarel V. O. 46% (3/2 Z C) Der erste gelagerte Rum von Chamarel verbrachte zwei bis drei Jahre im frischen Limousin-Fass. In Mauritius selber schon längst ausverkauft. Karamell, Vanille, Gewürze, Holz. Chamarel V. S. O. P. 46% (3/2 Z C & P) Mindestens vier Jahre in Limousin-Fässern. Mit Anteilen vom doppelt gebrannten Rum. Karamell, Vanille, Gewürze, Holz. International Distillers Mauritius Ltd.
Die International Distillers Mauritius Ltd. entstand 1972 aus einem Joint Venture der Development Bank of Mauritius und dem englischen Grosskonzern International Distillers & Vintners. Die Brennerei stellt auch den beliebten Green-Island-Rum her.
Flamboyant 40% (2/4 M C) Mindestens vier Jahre in Limousin-Fässern gelagert. Mit Anteilen vom doppelt gebrannten Rum. Karamell, Vanille, Gewürze, Holz.Viel Süsse.
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Trou d‘eau douce, Mauritius
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Philippinen Christoph Kolumbus gebührt die Ehre, das Zuckerrohr von den Kanarischen Inseln mit in den karibischen Raum gebracht zu haben. Die ursprüngliche Heimat der Pflanze ist jedoch Ostasien. Die Philippinen sind einer dieser Orte, an denen dieses Riesengras schon seit Urzeiten heimisch ist. In Ostasien wird aus Melasse meist Arrak (bekannt als «Rum der Asiaten») gebrannt, doch auf den Philippinen gibt es eine gute Auswahl an echtem Rum, wovon der Tanduay der bekannteste ist. Das Land ist einer der grössten Rumproduzenten und absatzmässig der drittgrösste Markt der Welt. Dass die Spanier auf den Philippinen 1565 koloniale Ansprüche geltend machten, hinterliess auch beim Rumstil seinen Eindruck. Die philippinischen Rums sind eher mild und süss und somit ein wenig vergleichbar mit den Rums des spanischsprachigen Lateinamerika. Tanduay Distillers Inc.
Die Ursprünge dieser Firma gehen bis 1854 zurück. Drei spanische Kaufleute gründeten ein Handelsunternehmen, welches die lokale Dampfschiffgesellschaft kaufte. Später kam eine Destillerie dazu, und heute ist Tanduay in Bezug auf die hergestellte Menge eine der grössten Rumbrennereien der Welt.
Tanduay 12 yo 40% (1/4 M C) Einfacher süsslicher Rum. Nüsse, Karamell, geringe Rauchnote. Bleeding Heart Rum Company
Auf der Insel Negros ist Zuckerrohr seit Jahrhunderten heimisch. Die Melasse, welche für den Rum verwendet wird, stammt ausschliesslich von der Insel. Gebrannt wird in einer grossen Brennerei in Manila. Danach reift der Rum während sieben Jahren, wieder auf Negros, in Fässern aus amerikanischer Eiche. Lan112
ciert wurde dieser Rum von einem Engländer. Stephen Carroll war zuvor im Marketingbereich von Diageo, Remy Cointreau und LVMH tätig – drei der ganz grossen Spirituosenhersteller.
Don Papa 40% (2/5 M C) Ein sehr schönes Dessert. Aromen von Orangen, kandierten Früchten, Zimt und Vanille.
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Japan Über die japanische Rumproduktion ist im Westen noch sehr wenig bekannt. In Europa sind im Moment drei Sorten zu erhalten, eine davon wird aus Zuckerrohrsaft gebrannt. Dass Japan sehr gute Kenntnisse über das Brennen besitzt, beweist die grosse Whiskytradition des Landes. Ebenfalls schon lange wird sogenannter Shōchū aus Melasse gebrannt. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Rums zu probieren, denn sie haben schon jetzt ihren eigenen Stil. Kikusui Shuzo Rum Distillery
Auf der Insel Shikoku, in Kuroshio, befindet sich die Kikusui-Destillerie. Sie gehört dem ältesten Zuckerrohrverarbeiter Japans und ist auch für ihren Sake bekannt.
Ryoma 7 yo 40% (2/2 M C) Der sieben Jahre im Eichenfass gelagerte Ryoma-Rum ist im Geschmack komplex, mundfüllend, leicht fruchtig. Vanille, Karamell, Kakao, Getreide, Hefe. Sehr eigen und interessant.
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Nepal Dass auch Nepal Rum produziert, wissen die wenigsten. Doch wo immer die Engländer mal waren, hinterliessen sie ihre Spuren. Aus diesem Land kennt man die Sherpas, den Mount Everest, das Himalayagebirge. Von seinen Hängen hinunter fliesst dann auch das Wasser, welches in der Nepal Distillery gebraucht wird, um ihren Rum auf Trinkstärke zu verdünnen. Im kalten Nepal wird der Rum oft mit heissem Wasser getrunken oder anderen warmen Getränken beigegeben. In einer geheizten, mitteleuropäischen Bar ist der Genuss aber pur zu empfehlen, denn der Khukri fällt nicht nur durch seine Flasche auf, sondern auch durch seinen Geschmack. Nepal Distilleries Pvt. Ltd.
Die Nepal Distilleries wurde 1959 gegründet. Sie hat ihren Sitz in Kathmandu, am Fusse des Himalayas. Früher wurde hier im «pot still»-Verfahren destilliert, heute kommt eine kontinuierliche Brennanlage zum Einsatz. Das Flaggschiff der Firma ist der Coronation Khukri.
Coronation Khukri 42.8% (2/5 M C) Was zuerst auffällt, ist seine eigenwillige Flasche. Sie hat die Form einer traditionellen nepalesischen Waffe und wird in Handarbeit hergestellt. Der Rum selbst kommt ganz anders daher als seine karibischen Verwandten. Die speziellen Himalaya-Holzfässer mögen das Ihrige beitragen – oder vielleicht doch das HimalayaWasser? Die spezielle Coronation-Flasche wurde 1974 eingeführt, um der Krönung des neuen Königs zu gedenken: «Shree Panch Birendra Bir Bikram Shah Dev.» Süss und mild. Holzig, dunkle Früchte, Gewürze, Karamell.
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Indien Indien ist hinter China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Der lokale Alkoholmarkt ist immens. Einige der grössten Whiskymarken der Welt sind hier beheimatet, nur werden die meisten noch nie was von ihnen gehört haben. Da die Engländer sehr lange grossen Einfluss hatten, geniessen neben dem Whisky auch Gin und Rum ihren jeweiligen Stellenwert; Zuckerrohr ist jedenfalls mehr als genug vorhanden. Indien ist nach Brasilien das zweitgrösste Anbauland für das Riesengras. Mohan Meakin Ltd.
Dieses Unternehmen ist im Bundesstaat Uttar Pradesh beheimatet und produziert noch viel mehr als nur den Old-Monk-Rum. Angefangen hat alles mit Bier. Heute kommen, neben dem bereits erwähnten Rum, verschiedenste Whisky-, Brandy-, und Ginmarken dazu.
Old Monk Gold Reserve 12 yo 40% (2/5 M C) Weltweit einer der meistverkauften Rums, da sein heimischer Absatzmarkt riesig ist und die Menschen in Indien trinkfreudig sind. Süss, mit viel Vanille und viel Karamell, etwas Holz, Röstaromen.
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Australien Australien produziert pro Jahr mehr als 30 Millionen Tonnen Zuckerrohr. Grund genug, um auch einen Rum aus diesem Kontinent ins Sortiment aufzunehmen. Die Colonial Sugar Refining Company (CSR) wurde bereits 1855 gegründet und erstellte Zuckerraffinerien auf Australien, Neuseeland und den Fidschiinseln. Zwischen 1890 und 1901 eröffnete die CSR Destillerien in verschiedenen Landesteilen. In der frühen Kolonialzeit diente Rum in Australien teilweise als Zahlungsmittel, mit dem Sträflinge für ihre Arbeit entlöhnt wurden. Marktleader ist der Bundaberg-Rum, der 95 Prozent des Konsums von dunklem Rum in Australien abdeckt. Es gibt aber auch noch andere, sehr hochstehende Produkte. Holey Dollar Rum Distilling Company
Diese Brennerei wurde erst 2008 gegründet, und zwar mit dem Ziel, zum 200-jährigen Jubiläum der Rum-Rebellion (einem erfolgreichen Aufstand gegen die Regierung von 1808) einen Rum im «alten Stil» herzustellen. Der Gründer und Master Distiller Stuart Gilbert hat im Rumgeschäft einen grossen Namen. Er reaktivierte schon den anderen grossartigen und nun leider selten erhältlichen australischen Rum – den Inner Circle. Da diese Firma aber eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich hat und 2007 erneut verkauft wurde, gründete er seine eigene Marke – Holey Dollar. Die Produktionsweise blieb die gleiche wie beim Inner Circle. Das Zuckerrohr kommt von den Fidschiinseln, gebrannt wird in «pot stills», und der Ausbau erfolgt in kleinen Eichenfässern. Innert kürzester Zeit hat dieser Rum die verschiedensten Auszeichnungen gewonnen.
Holey Dollar Silver 40% (4/2 M P) Ein kräftiger Rum, der an Jamaika und Demerara-Rum erinnert. Hocharomatisch, kräftig und sehr nachhaltig. Rosinen, Banane, Holz, Melasse. 120
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Spanien Spanien ist nicht berühmt für seine Rums, obwohl mit Kolumbus und dem Zuckerrohr aus Mallorca hier einst alles begann. Kolumbus brachte das Riesengras nach Westindien und legte damit den Grundstein für die gesamte karibische Rumproduktion. Der Einfluss Spaniens auf die Rumgeschichte ist also immens, doch es sind nur noch wenige Zuckerrohrfelder an der Costa Tropical übriggeblieben. Früher reichten die Felder von Valencia bis Gibraltar, doch die Verlockungen der Immobilienindustrie waren im Vergleich zum immer weniger einträglichen Zuckerrohr zu gross. Rum gebrannt wird in Spanien aber auch heute noch, auch Bacardi hat hier eine Fabrik für den europäischen Markt. Der spanische Stil ist mild, und natürlich erfolgt die Reifung hier in sogenannten Bodegas und im Solera-System. Ron Montero S. L.
Die Bodega Montero besteht seit 1963. Francisco Montero Martin produzierte zuerst Wodka, dann Gin, am Schluss entschied er sich doch für den Rum, das traditionelle Getränk aus der Gegend von Motril, wo die Bodega und die Brennerei stehen. Vor einigen Jahren sollte der Betrieb verkauft werden. Interessenten gab es genug, unter anderem auch Bacardi. Doch die Firma blieb in Familienhänden; die nächste Generation übernahm. Der Alkohol wird auf einer kontinuierlichen Brennanlage gebrannt und kommt dann in die Bodega. Hier reift er in neuen 500-LiterFässern aus amerikanischer Eiche – im traditionellen Solera-System, wie es auch beim Sherry angewandt wird. Während Jahren wandert er von Fass zu Fass, um dann abgefüllt zu werden. Den Ron Montero Gran Reserva importierten wir selber.
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Ron Montero Gran Reserva 40% (1/3 M C) Mindestens vier Jahre im traditionellen Solera-System gereift. Mild und rund, aber mit kr채ftigem Holzton. Etwas Brandy채hnlich.
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Cocktails
Punch Das Rezept für den Rum-Punch hatten die Engländer aus Indien in die neuen Kolonien der Karibik mitgebracht. Das Hindi-Wort für „fünf“ heisst „panch“ und beziffert die Anzahl der Zutaten, die für einen Punch verwendet werden. In Indien wurde der Drink wahrscheinlich noch mit Arrak gemixt, auf den Inseln der „West indies“ wurde natürlich der lokale Rum verwendet..
One of sour Two of sweet Three of strong Four of weak Five drops of bitters and nutmeg spice Serve well chilled with lots of ice
Der saure Teil ist meistens Limettensaft, der süsse Zucker, der starke ein lokaler Rum. Beim schwachen Teil ist es traditionell Tee, meistens aber ein Fruchtsaft, Ginger Ale oder eine andere Limonade. Der in der Bar 63 servierte Punch 63 funktioniert, genau wie viele berühmte Tiki-Drinks, nach diesem System. Die Fruchtsäfte, die verwendeten Rums und verschiedene Zuckersirups machen das Geheimnis aus.
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Cocktails
Ti Punch Der Ti Punch (von Petit Punch) ist die Punch-Variante der französischen Kolonien. Durch das Weglassen des «schwachen» Teils bleibt der Geschmack der Spirituose deutlicher im Vordergrund. Eng verwandt mit dem kubanischen Daiquiri und dem brasilianischen Caipirinha, ist es wohl die beste Art, einen weissen Rhum agricole zu trinken. Rezepte gibt es so viele wie Rumtrinker in den französischen Überseegebieten. Meist werden aber einfach ein paar Limetten, eine Flasche Rhum agricole und Zuckersirup auf den Tisch gestellt. Das geflügelte Wort dazu: Chacun prépare sa propre mort.
Als Anhaltspunkt ein Rezept: 1/4 sirop de canne 3/4 de rhum blanc 1 pièce citron vert glaçons
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Grog
Admiral Edward Vernon trug oft einen warmen Umhang aus Grogram, einem starken Stoff aus Seide und Wolle. Dies brachte ihm den Spitznamen Old Grog ein. Da seine Matrosen von der staatlich verordneten täglichen Rumportion oft etwas belustigt waren, befahl er, den Viertelliter pro Tag in zwei Rationen aufzuteilen, mit Wasser zu verdünnen und – gegen Skorbut – eine Zitronenscheibe beizugeben. Damit war der Grog erfunden. Wer nun beim Landgang etwas zu viel davon getrunken hatte und nur noch durch den Hafen torkelte, wurde mit einem «He’s groggy» belächelt. So hat Admiral Vernon neben einem guten Getränk für kalte Tage auch noch unbewusst ein Wort erfunden, welches vor allem im Boxsport noch heute sehr geläufig ist.
2 parts water 1 part Navy rum lime juice to taste dark cane sugar to taste
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Quellen- und Literaturnachweis: Bücher: HAMILTON, EDWARD. Das Rum Buch. München: Lichtenberg, 1998 CURTIS, WAYNE. and a BOTTLE of RUM. New York: Three Rivers Press, 2006 BROOM, DAVE. Rum. München: Christian Verlag, 2004 COULOMBE, CHARLES A. Rum. New York: Citadel Press, 2005 VINGTIER, ALEXANDRE. 101 rhums à découvrier. Paris: Dunod 2014 TRADER, VIC. Bartender‘s Guide. New York: Garden City 1948 CAMPOAMO, FERNANDO G. El hijo alegre de la caña de azucar. Havana: Cientifico Técnica 1993 LABAT, JEAN-BAPTISTE. Pater Labats Sklavenbericht. Stuttgart: Thienemann1984 Internet: http://barrel-aged-thoughts.blogspot.ch http://www.ministryofrum.com http://www.diffordsguide.com http://www.rumportal.com http://www.jamaicasugar.org/FactoryHistory/FactoryHistory.html sowie die jeweiligen offiziellen Firmen-Homepages Fotos: Pascal Kählin, Jonas Schwarz 130
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