Pablo Ferrández & Denis Kozhukhin

Page 5

Schattierungen des Lyrischen Cellosonaten von Brahms, Rachmaninow und Prokofjew

Gavin Plumley

Mstislaw Rostropowitsch, der Sergej Prokofjew den Anstoß zu seiner heute abend zu hörenden Cellosonate gab und sie später auch uraufführte, hat die besondere Klangqualität seines Instruments am besten in Worte zu f­assen ­gewusst: Der Cello-Ton, so befand er, sei einer Tenorstimme vergleichbar und damit zutiefst „heroisch“ im C ­ harakter. Tatsächlich ist das Cello in einer sehr vollen, ja der menschlichsten aller Tonlagen zuhause, die – wie das Programm von Pablo Ferrández und Denis Kozhukhin zeigt – eine Fülle an außerordentlich lyrischen Werken i­nspiriert hat. Doch diesen Lyrismus nur mit der Natur des Instruments zu erklären, wäre zu einfach – seine Ursprünge sind ­komplexer. Immerhin ist das musikalische Idiom etwa in Prokofjews Cellosonate aus dem Jahr 1949 wohl auch das Ergebnis von vorsichtiger Zurückhaltung angesichts der kulturpolitischen Erlässe Andrej Schdanows aus den späten 1940er Jahren, in denen Stalins Mann für die Kultur eine Liste „musikalischer Vergehen“ spezifiziert hatte, die ­Prokofjew und seine Komponistenkollegen von nun an zu unterlassen hatten. Johannes Brahms und Sergej Rachmaninow komponierten glücklicherweise in – zumindest politisch – unbeschwerteren Zeiten. Die lyrische Qualität von Brahms’ Sonate für Cello und Klavier in F-Dur, entstanden 1886 während eines Sommeraufenthalts am Thuner See in der Schweiz, verrät 5


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.