West-Eastern Divan Orchestra

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DANIEL BARENBOIM

WEST- EASTERN

DIVAN ORCHESTRA MICHAEL BARENBOIM KIAN SOLTANI

WALDBÜHNE BERLIN SAMSTAG, 14. AUGUST 2021



SAMSTAG, 14. AUGUST 2021, 19.00 UHR WALDBÜHNE BERLIN

WEST-EASTERN DIVAN ORCHESTRA Daniel Barenboim Musikalische Leitung Michael Barenboim Violine Kian Soltani Violoncello West-Eastern Divan Orchestra

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Ouvertüre zu Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 (1800/01) Adagio – Allegro molto e con brio Johannes Brahms (1833–1897) Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-moll op. 102 (1887) I. Allegro II. Andante III.Vivace non troppo César Franck (1822–1890) Symphonie d-moll (1887/88) I. Lento – Allegro non troppo II. Allegretto III. Allegro non troppo Keine Pause


Liebe Freundinnen und Freunde des West-Eastern Divan Orchestra, nachdem uns die Pandemie in eine lange Zeit des Wartens und der Unsicherheit gezwungen hat, freue ich mich außerordentlich, Sie wieder zu unserem traditionellen Sommerkonzert in der Waldbühne begrüßen zu dürfen. Dass das West-Eastern Divan Orchestra inzwischen auf eine 22-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Seit seiner Gründung in Weimar 1999 hat sich das Orchester zu einem international renommierten Ensemble entwickelt und seine Botschaft des Dialogs und der Verständigung in Konzertsäle rund um die Welt getragen. Das erfüllt mich immer wieder mit großer Dankbarkeit. Ebenso wenig ist es selbstverständlich, dass wir heute für Sie spielen dürfen. Umso glücklicher macht es uns alle auf der Bühne, dass die Musik allen Herausforderungen zum Trotz an diesem Abend einen Weg zu Ihnen finden kann. Auf Beethovens Prometheus-Ouvertüre – mit der wir, stellvertretend für die vielen abgesagten Veranstaltungen, noch einmal dem Jubilar des vergangenen Jahres unsere Reverenz erweisen – folgt mit dem Doppelkonzert von Johannes Brahms ein Höhepunkt und Fixstern des romantischen Repertoires. Seltener im Konzert zu erleben ist die d-moll-Symphonie von César Franck – ein meisterhaftes und fantasiereiches Werk, das mir seit Jahren besonders am Herzen liegt. Wir hoffen, dass Ihnen dieser Konzertabend lange in Erinnerung bleibt und blicken voller Vorfreude und Zuversicht auf die kommende Saison und auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Daniel Barenboim und die Mitglieder des West-Eastern Divan Orchestra

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Dear Friends of the West-Eastern Divan Orchestra, After a long period of waiting and uncertainty that the pandemic forced upon us, I am overjoyed to welcome you back to our traditional summer concert at the Waldbühne. It was by no means self-evident that the West-Eastern Divan Orchestra would get to look back on a 22-year history. Since its inception in Weimar in 1999, the orchestra has developed into an internationally acclaimed ensemble that has brought its message of dialogue and understanding to concert halls all over the world. This never ceases to fill me with profound gratitude. Neither was it self-evident that we would be allowed to play for you tonight. All of us on stage are all the more pleased that in spite of all the challenges, our music can find its way to you this evening. We open the program with Beethoven’s Prometheus Overture—a belated tribute to the composer’s anniversary and a small substitute for the many events that had to be canceled during the 2020 Beethoven Year. It is followed by Brahms’s Double Concerto, a beloved work and highlight of the Romantic repertoire, and the D-minor Symphony by César Franck—a masterful and richly inventive piece that may not be heard in concert all too frequently, but has been especially dear to me for many years. We hope that the memory of tonight’s concert will stay with you for a long time, and we are excited to look forward to the new season and to welcoming you back next year!

Daniel Barenboim and the Members of the West-Eastern Divan Orchestra

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Unter freiem Himmel Werke von Beethoven, Brahms und Franck Die Macht der Musik Am 28. März 1801 wurde im alten Wiener Burgtheater das heroisch-allegorische Ballett Die Geschöpfe des Prometheus uraufgeführt: nach der „Erfindung und Ausführung“ des italienischen Choreographen Salvatore Viganò und mit der Musik Ludwig van Beethovens. Die Partitur war sogar eigens für diesen Anlass entstanden – keine Selbstverständlichkeit, denn normalerweise pflegte Viganò, der bei seinem Onkel Luigi Boccherini Komposition studiert hatte, eigene und fremde Werke bedarfsgerecht zu einem Pasticcio zu vermischen. Viganòs tänzerische Allegorie zeigte den mythologischen Titelhelden als „einen erhabenen Geist“, der „die Menschen zu seiner Zeit in einem Zustande von Unwissenheit antraf, sie durch Wissenschaften und Kunst verfeinerte und ihnen Sitten beybrachte“. So steht es auf dem Theaterzettel der Wiener Premiere.

Ludwig van Beethoven Portrait von Isidor Neugaß (1806)

Das Original-Szenarium ist zwar nicht erhalten geblieben, doch eine recht genaue Erzählung des Bühnengeschehens aus der Feder des Viganò-Biographen Carlo Ritorni schließt diese Lücke. Er zitiert die Überschrift des Balletts vollständig: „Die Geschöpfe des Prometheus oder Die Macht der Musik und des Tanzes“. Denn darum geht es: Prometheus formt Menschen aus Ton, Mann und Frau, und hält ihnen die „himmlische Fackel“, das geraubte Feuer, ans Herz. Das Leben allerdings, das die erwachenden Kreaturen zeigen, ist nicht mehr als ein dumpfes, vernunft- und empfindungsloses Umhertappen. Prometheus steht im Begriff, seine missratenen Geschöpfe zu zerstören, als eine „höhere Stimme“ ihm Einhalt gebietet und ihm den Weg zum Parnass weist. Apoll und die Musen sollen die fühllosen Menschen aus ihrem rohen, unbewussten Naturzustand befreien.

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„Der gesetzlose Sprung der Freude wird zum Tanz, die ungestalte Geste zu einer anmutigen, harmonischen Gebärdensprache, die verworrenen Laute der Empfindung entfalten sich, fangen an, dem Takt zu gehorchen und sich zum Gesange zu biegen“ – so beschreibt und fordert Friedrich Schiller im letzten seiner Briefe Über die ästhetische Erziehung die kulturelle Wandlung und Vervollkommnung des „innern Menschen“. Von nichts anderem aber handeln das allegorische Ballett des Salvatore Viganò und die Komposition Ludwig van Beethovens – buchstäblich vom Fanal der ersten Takte an. Die heroische Tat des Prometheus, die flammende Idee der Freiheit, den feurigen Elan einer Welt und Menschheit begeisternden Mission übersetzt Beethoven sinnbildlich, anschaulich und tatkräftig in seine festliche, freudestrahlende C-Dur-Ouvertüre: in die Macht einer Musik, die den Verstand erhellt und die Herzen entzündet. Das Ende der Musik Armer Komponist! Schreibt er viel, ein Werk ums andere, Dutzende, ja Hunderte von Kompositionen, so gerät er leicht in den hässlichen Verdacht, Klasse durch Masse zu ersetzen – ein Vielschreiber im wahrsten, keineswegs schmeichelhaften Sinne des Wortes. Doch schreibt er wenig, alle paar Jahre nur etwas Neues (nach mehrfach verschobener Uraufführung), dann ist es auch wieder nicht recht, und die Zweifel werden laut, ob der Meister sein Metier überhaupt beherrsche. Beispiele für füllhornartige Produktivität und selbstquälerischen Perfektionismus finden sich zahlreich und prominent in der Musikgeschichte, aber äußerst selten in einer Person, in einem Lebenswerk vereint – wie bei Johannes Brahms. Denn dieser Komponist schrieb viel und wenig zugleich. Oder besser gesagt, er schrieb viel und veröffentlichte wenig. Vier Symphonien hat Brahms komponiert. Um genau zu sein: Vier Symphonien hat er vollendet, denn niemand weiß, wie viele Manuskripte und symphonische Studien er in alten Koffern verschwinden ließ, zum Tapezieren benutzte, von Brücken in Flüsse und Bäche streute oder in leere Fabrikhallen brachte und dort verbrannte, wie er es erklärtermaßen mit anderen Werken, Entwürfen und Skizzen tat – auf Nimmerwiederhören. Nur vier Symphonien publizierte er, nur drei Klaviersonaten, drei Streichquartette, drei Violinsonaten, zwei Cellosonaten, ein einziges Violinkonzert, trotz der Freundschaft mit dem Geiger Joseph Joachim. Mehr musste er nicht schreiben (im Gegensatz zu den Hofmusikern früherer Jahrhunderte, die serienweise „liefern“ mussten). Vor allen Dingen aber: Mehr wollte er nicht schreiben. Auch der gute Schluss, das Aufhören-Können, zählt zur hohen Kunst des Komponierens. „Brahms-Zeit ist Endzeit, zusammenfassend, retrospektiv, die Vergangenheit fortschreibend, aber auf der Höhe des Augenblicks“, befand der Schriftsteller Martin Gregor-Dellin. „In Brahms kommt die Musik des 19. Jahrhunderts zum letztenmal zu sich selbst, in ihrem Melos, das alsbald sein gutes Gewissen verliert.“

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Nachdem Brahms im Sommer 1887 das Konzert für Violine, Violoncello und Orchester vollendet hatte, sein einziges Doppelkonzert, informierte er seinen Verleger Fritz Simrock mit beinahe verschämten Worten über das neue Opus: „Dann muß ich Ihnen doch meine letzte Dummheit melden. Das ist nämlich ein Konzert für Geige und Cello!“ Seine Bedenken erwuchsen vor allem aus der Sorge, die Violine und das Cello nicht genau genug zu kennen: „Es ist doch etwas anderes, für Instrumente zu schreiben, deren Art und Klang man nur so beiläufig im Kopf hat, die man nur im Geiste hört.“ Clara Schumann versuchte den Komponisten in einem Brief zu beruhigen, und sie verstand es, mit ihrer Antwort auf die Selbstzweifel zugleich die Vorgeschichte und Voraussetzung des Doppelkonzerts beim Namen zu nennen: „Ich denke, wer solche Symphonien geschrieben, solche Sonaten für Violine und Violoncell, der kennt die Instrumente bis in ihre feinste Charakteristik, entlockt ihnen ungeahnte Klänge!“

Johanns Brahms Portrait von Ludwig Michalek (1891)

Das Doppelkonzert beschließt die erlesene Reihe der Orchesterwerke von Johannes Brahms. Danach widmete er, der kompromisslose und unzeitgemäße Musiker, sein letztes Lebensjahrzehnt dem Chorgesang, dem Lied und vor allem der Kammer- und Klaviermusik. Und seine Stimmung war von Abschiedsgedanken beherrscht, von Wehmut, Skepsis, Pessimismus: „Ich weiß wirklich nicht, wohin noch die Musik kommt. Mir scheint, sie hört ganz auf!“

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Die Antwort der Musik César Franck war ein Wahl-Franzose aus Liège, geboren am 10. Dezember 1822, Sohn eines Börsenmaklers, der ihn jahrelang als klavierspielendes Wunderkind vermarktete. Nachdem Franck jedoch nicht länger bereit war, den Ambitionen und Karriereplanungen seines Vaters zu gehorchen, kam es zum folgenschweren Bruch. Franck senior hätte den Sohn beinahe wirtschaftlich ruiniert, als er ihm zur Strafe sämtliche Auslagen und Aufwendungen in Rechnung stellte, die das Klavierstudium und die Tourneen verlangt hatten. 1848 vollzog César Franck die unwiderrufliche Abkehr vom sensationsgierigen Virtuosendasein – gewiss nicht zufällig im selben Jahr wie sein Idol und Mentor Franz Liszt, der ihn auch für die Lehren des katholischen Priesters Félicité Robert de Lamennais begeisterte: für ein schwärmerisches, freisinniges Christentum, das offen gegen Herrschaft und Kirche opponiert und namentlich dem Künstler die Mission eines Predigers und Trösters auferlegt. Radikale Schlussfolgerungen lagen Franck allerdings fern, er trat als pflichtbewusster Organist in den Dienst der Kirche und suchte keineswegs den Konflikt mit der von Lamennais scharf kritisierten Institution. Dennoch bewahrte er sich seine geistige Unabhängigkeit und neigte zu einem gefühlsbetonten, undogmatischen Katholizismus. 1857 wurde Franck als „maître de chapelle“ an die im selben Jahr geweihte Pariser Kirche Sainte-Clotilde berufen, zwei Jahre danach zum Hauptorganisten an der neuen Orgel bestimmt. Und obgleich Franck später eine Orgelprofessur am Pariser Conservatoire übernahm, blieb er der Kirche treu bis an sein Lebensende. Nach seinem Tod am 8. November 1890 in Paris wurde auf Initiative seiner Schüler Ernest Chausson und Vincent d’Indy vor der Basilika Sainte-Clotilde ein Denkmal errichtet, das Franck an der Orgel zeigt, in sich gekehrt, mit verschränkten Armen, während sich ein Engel über ihn beugt – ein Sendbote der göttlichen Inspiration? Noch in seinen irdischen Tagen war Franck mit dem Ehrentitel eines „Pater Seraphicus“ bedacht und zum musikalischen Mittler zwischen Himmel und Erde verklärt worden, im vertrauten Zwiegespräch mit den Seraphim vor dem Throne Gottes. 131 Jahre später lässt sich allerdings kaum verkennen, dass diese wohlmeinenden Heiligenlegenden dem „père Franck“ mehr geschadet als genutzt haben, und durchaus nicht erst auf längere Sicht. Schon 1903 verriet Claude Debussy seinen Zwiespalt der Gefühle, als er in diskret ironischem Ton bemerkte: „César Franck steht in immerwährender Andacht vor der Musik, daran ist nicht zu rütteln. Keine Macht der Welt könnte ihn dazu bewegen, eine musikalische Periode abzubrechen, die er für richtig und notwendig hält; man muss sie durchstehen, so lang sie auch sei.“ Da lag der Vorwurf des langweiligen Akademismus bereits zum Greifen nahe.

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Und gerade mit diesem Vorurteil erweist man Franck das größte Unrecht. Denn der vermeintlich ahistorisch entrückte „Pater Seraphicus“ schwang sich im Alter noch einmal zu einem Spätwerk fundamental durchdachter und philosophisch tiefsinniger Instrumentalmusik auf – mit dem Klavierquintett, den Variations symphoniques, dem Streichquartett, der Violinsonate und der 1888 vollendeten Symphonie in d-moll. Diese Musik umfasst alles, was Musik nur bieten kann für Hirn, Herz und Sinne: Passion, Eleganz, erlesenen Klangreiz und betörende melodische Schönheit (bis zum unentrinnbaren „Ohrwurm“Effekt). César Franck bewies in seiner Symphonie ein untrügliches Gespür für logische Formen und musikalische Architektur. Er gestaltete die Partitur nach einem zyklischen Modell, gab ihr ein Motto-Thema mit auf den Weg durch die drei Sätze – wobei der zentrale Satz gleich zwei in einem umfasst, Andante und Scherzo, im Wechsel und vereint. Franck verdient den Nachruhm eines Pioniers und Wegbereiters, musste er doch im opern- und theaterbesessenen Frankreich gegen zählebige Vorurteile ankämpfen: gegen die Geringschätzung des Publikums für die reine Instrumentalmusik, die obendrein dem Verdacht der Deutschtümelei ausgesetzt war. Sein Komponistendasein entfaltete sich unter wechselndem Glück, von langen Schaffenskrisen und schöpferischen Trockenzeiten erschwert. Erst am Ende seines Lebens schrieb er jene Werke, mit denen vor allem sich sein Name verbindet. Wenn er in der d-moll-Symphonie, im einleitenden Lento, das Fragemotto aus Beethovens letztem Streichquartett zitiert, die bohrende Tonfolge der mitgedachten Worte „Muss es sein?“, gibt seine Musik die alles überstrahlende Antwort: „Es muss sein!“ Oder noch besser: So soll es sein! Wolfgang Stähr

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Under an Open Sky Works by Beethoven, Brahms, and Franck The Power of Music On March 28, 1801 Vienna’s old Burgtheater saw the world premiere of the heroicallegorical ballet Die Geschöpfe des Prometheus. It was based on the “idea and staging” of the Italian choreographer Salvatore Viganò and featured music by Ludwig van Beethoven. The score had been written expressly for the occasion—not at all par for the course, as usually Viganò, who had studied composition with his uncle Luigi Boccherini, would combine his own works with those of other composers in a pastiche for each new ballet. Viganò’s allegory in dance showed the mythological hero of the title as “a sublime spirit” who “at his time encountered humankind languishing in a state of ignorance, refined them through science and art, and taught them mores.” So said the playbill of the Viennese premiere. While the original scenario has not been preserved, that gap is filled by a rather accurate recounting of the action on stage by Viganò’s biographer Carlo Ritorni. He quotes the ballet’s title in its entirety: “The Creatures of Prometheus, or The Power of Music and Dance.” For that is the subject: Prometheus forms humans from clay, man and woman, and holds the “heavenly torch,” the fire he stole, to their hearts. The life, however, that the awakening creatures display, is no more than torpid stumbling, bereft of reason and emotion. Prometheus is about to destroy the misshapen fruit of his labors when a “higher voice” bids him desist, showing him the path to Parnassus. Apollo and the muses are to liberate these insentient humans from their raw, unconscious natural state. “The lawless leap of joy becomes dance, the unformed gesture a graceful, harmonic sign language, the inchoate utterances of feeling unfold, begin to obey meter and bend into song”—that is how Friedrich Schiller describes and postulates the cultural transformation and perfection of “inner man” in the last of his letters Über die ästhetische Erziehung (“On Aesthetic Education”). And this is precisely what Salvatore Viganò’s ballet and Ludwig van Beethoven’s composition are about—starting with the signal flare of the first measures. Beethoven takes the heroic deed of Prometheus, the flaming idea of freedom, the fiery spirit of a mission that would take world and humanity by storm and translates them symbolically, vividly, actively into his festive, joyful overture in C major: into the power of music that enlightens the mind and ignites the heart. The End of Music Pity the composer! If he writes a lot, one work after another, amassing dozens, even hundreds of compositions, he is quickly suspected of substituting quantity for quality—of being prolific to the point of randomness. If, on the other hand, he writes little, releasing a new work only every couple of years (having duly postponed every premiere several times), that is unlikely to win him accolades either, and doubts are voiced whether the master truly 10


commands his craft. Music history is full of examples of overflowing productivity and self-castigating perfectionism, but the two are rarely found in one person, one oeuvre— Johannes Brahms being a rare exception. Here is a composer who wrote much and little at the same time. Or rather, he wrote much and published little. Brahms composed four symphonies. More accurately, he completed four symphonies, for no one knows how many manuscripts and symphonic studies he disposed of in old suitcases, used as wallpaper, dropped into streams and rivers from bridges, or took to empty factory halls to burn, as he declared to have done with other works, drafts, and sketches, never to be heard again. He published only four symphonies, only three piano sonatas, three string quartets, three violin sonatas, two cello sonatas, and a single violin concerto, despite his friendship with the violinist Joseph Joachim. That is all he Johannes Brahms had to write (unlike the court musicians of Photograph, 1896 earlier centuries, who had to “deliver” reams of music). Most importantly, however, that is all he wanted to write. The proper finale, knowing when to stop, is also part of the high art of composition. “Brahms’s era is an end time, summary, retrospective; continuing the past, but at the height of the present moment,” according to the writer Martin Gregor-Dellin. “In Brahms, 19th-century music gains selfawareness for the last time, in all its melos, which would soon lose its clear conscience.” After Brahms had completed the Concerto for Violin, Cello, and Orchestra, his only double concerto, in the summer of 1887, he informed his publisher Fritz Simrock of this new opus almost bashfully: “And then I must report my latest silliness to you. It is a concerto for the violin and cello!” His worries arose mainly from the fear of being insufficiently familiar with these two instruments: “It is indeed something else to write for instruments whose nature and sound one only knows in passing, which one only hears in one’s mind.” Clara Schumann tried to reassure the composer in a letter, and her response to his self-doubt reveals both the history and preconditions of the Double Concerto: “I think that anyone who has written such symphonies, such sonatas for violin and cello, knows the instruments down to their most subtle characteristics, and knows to coax from them unimagined sounds!” 11


The Double Concerto completes the exquisite series of Johannes Brahms’s orchestral works. Afterwards, the uncompromising musician who felt out of step with his times dedicated the last decade of his life to choral music, song, and especially chamber and piano music. And his mood was dominated by thoughts of farewell, of melancholy, skepticism, pessimism: “I truly do not know where music is heading. It seems to me it will end altogether!” The Answer of Music César Franck was from Liège but chose to live in France. Born on December 10, 1822, he was the son of a stockbroker who paraded him about as a piano-playing prodigy for many years.After Franck was no longer willing to bow to his father’s ambitions and career planning, their break was consequential. Franck senior almost ruined his son economically, billing him for all expenditures and costs of his studies and concert tours, by way of punishment. In 1848, César Franck irrevocably left behind the virtuoso life and its need for sensationalism —surely it was no coincidence that this happened in the same year when a similar decision was made by his idol and mentor Franz Liszt, who also awakened his enthusiasm for the teachings of the Catholic priest Félicité Robert de Lamennais. The latter promulgated a rhapsodic, liberal Christianity, openly opposing government and church, and viewing the artist’s role in particular as one of preacher and consoler. Radical consequences, however, were far from Franck’s mind; he entered the service of the church as a dutiful organist and in no way sought out conflict with the institution Lamennais attacked. Yet he maintained his spiritual independence, tending toward an emotional, undogmatic Catholicism. In 1857, Franck was appointed “maître de chapelle” at the Parisian church SainteClotilde, which was consecrated the same year; two years later he took up the position of chief organist at its new organ. Even though Franck later became professor of organ at the Paris Conservatoire, he remained faithful to the church until the end of his life. After his death in Paris on November 8, 1890, a monument was erected outside the Basilica Sainte-Clotilde at the initiative of his students Ernest Chausson and Vincent d’Indy: it shows Franck sitting at the organ, introspective, arms crossed, with an angel bending over him— a messenger of divine inspiration? Even during his earthly days, the honorific “Pater Seraphicus” had been bestowed on Franck, and he had been glorified as the musical messenger between heaven and earth, intimately conversing with the seraphim at the foot of God’s throne. 131 years later, it is hard to ignore the fact that these well-intentioned saintly legends harmed “père Franck” more than they helped him, and not just in the longer term. As early as 1903, Claude Debussy revealed ambivalent feelings when he remarked with discreet irony that “César Franck stands before music in eternal devotion, that is incontrovertible. No power on earth could move him to shorten a musical phrase that he considers right and necessary; one must bear it, no matter how long it may be.” It is a short step from this to the accusation of being a boring academic.

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And yet it is this prejudice that does Franck the greatest injustice. For in his old age, the supposedly ahistorical “Pater Seraphicus,” lost in devotion, created a body of work of highly sophisticated and philosophically profound instrumental music—including the Piano Quintet, the Variations symphoniques, the String Quartet, the Violin Sonata, and the Symphony in D minor, completed in 1888. It contains everything music has to offer the mind, heart, and senses: passion, elegance, exquisitely alluring sound, and enchanting melodic beauty (all the way to the haunting tunes that stay with the listener for days). In his symphony, César Franck showed an unfailing instinct for logical form and musical architecture. He designed the score on a cyclical model, giving it a mottolike theme that runs through all three movements—the central movement containing two in one, Andante and Scherzo, alternating yet unified.

César Franck Undated photograph

Franck deserves posthumous glory as a pioneer and trailblazer, as he struggled against persistent prejudice in France, a country obsessed with opera and theater: the audience’s disregard for purely instrumental music, which was additionally tarred by the brush of suspected pro-German tendencies. His life as a composer unfolded unevenly, hindered by long creative crises and periods of drought. Only toward the end of his days did he write those works most commonly associated with his name. If, in its introductory Lento, the D-minor Symphony quotes the questioning motif from Beethoven’s last string quartet, the relentless sequence of the unspoken words, “Muss es sein?—Must it be?,” then his music gives the resplendent answer: “It must be!” Or, better yet: This is how it should be! Wolfgang Stähr Translation: Alexa Nieschlag

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Daniel Barenboim Daniel Barenboim wurde 1942 in Buenos Aires geboren, wo er im Alter von sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert gab. 1952 zog er mit seinen Eltern nach Israel. Als Elfjähriger nahm er in Salzburg an den Dirigierkursen von Igor Markevitch teil; später studierte er bis 1956 Harmonielehre und Komposition bei Nadia Boulanger in Paris. Im Alter von zehn Jahren gab er sein Solodebüt als Pianist in Wien und Rom, an das sich in rascher Folge Auftritte in Paris, London und New York anschlossen. Seitdem unternimmt er regelmäßig Tourneen in Europa und den USA sowie in Südamerika, Asien und Australien. Als Liedbegleiter hat er mit den bedeutendsten Sängerinnen und Sängern unserer Zeit zusammengearbeitet, insbesondere mit Dietrich Fischer-Dieskau. Seit seinem Debüt als Dirigent 1967 mit dem Philharmonia Orchestra in London ist Daniel Barenboim mit allen führenden Orchestern der Welt aufgetreten. Von 1975 bis 1989 war er Chefdirigent des Orchestre de Paris, von 1991 bis 2006 musikalischer Leiter des Chicago Symphony Orchestra, das ihn nach Ende seiner Amtszeit zum Ehrendirigenten ernannte. Zwischen 2007 und 2014 bekleidete er Führungspositionen am Teatro alla Scala in Mailand, seit 2011 die des musikalischen Leiters. Seinen Einstand als Operndirigent gab er 1973 beim Edinburgh Festival. 1981 trat er erstmals bei den Bayreuther Festspielen auf, wo er fast zwei Jahrzehnte lang jeden Sommer tätig war. Seit 1992 ist er Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden; acht Jahre später wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. Sowohl im Opern- als auch im Konzertrepertoire haben Daniel Barenboim und die Staatskapelle die großen Werke und Werkzyklen der Klassik, Romantik und klassischen Moderne in Berlin und auf weltweiten Gastspielreisen präsentiert. Darüber hinaus widmen sie sich regelmäßig zeitgenössischen Komponisten wie Elliott Carter, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann und Pierre Boulez. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren diese außerordentliche künstlerische Partnerschaft. 2016 gründete Daniel Barenboim gemeinsam mit dem Geiger Michael Barenboim und dem Cellisten Kian Soltani ein Trio, das erstmals im Teatro Colón in Buenos Aires zu hören war. In der Spielzeit 2017/18 brachte das Ensemble im Berliner Pierre Boulez Saal sämtliche Klaviertrios von Beethoven zur Aufführung, kombiniert mit zeitgenössischen Werken. Im Jahr 1999 rief Daniel Barenboim zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward W. Said das West-Eastern Divan Orchestra ins Leben, das junge Musikerinnen und Musiker aus Israel, Palästina und anderen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas vereint. Das Orchester, das jeden Sommer eine internationale Konzerttournee unternimmt, hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens durch die Erfahrung gemeinsamen Musizierens zu ermöglichen. Aus diesem Projekt ging die Barenboim-Said Akademie in Berlin hervor, die 2015 den Betrieb aufnahm und seit Herbst 2016 einen vierjährigen Bachelor-Studiengang in Musik und Geisteswissenschaften für Studierende vor allem aus dem Nahen Osten anbietet. Die Akademie befindet sich im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper und beherbergt außerdem den Pierre Boulez Saal. Das von Daniel Barenboim gegründete Boulez Ensemble hat hier seine künstlerische Heimat. 14


Daniel Barenboim ist Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, Knight Commander of the British Empire, Commandeur de la Légion d’Honneur und UN-Friedensbotschafter. Die Universität Oxford verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen die Autobiographie Musik – Mein Leben (1992, Neuauflage 2002), Parallelen und Paradoxien (gemeinsam mit Edward W. Said, 2004), Klang ist Leben: Die Macht der Musik (2008), Dialoghi su musica e teatro: Tristano e Isotta (gemeinsam mit Patrice Chéreau, 2008) und Musik ist alles und alles ist Musik: Erinnerungen und Einsichten (2014). danielbarenboim.com

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Daniel Barenboim Daniel Barenboim was born in 1942 in Buenos Aires, where he gave his first public concert at the age of seven. In 1952 he moved to Israel with his parents. He participated in Igor Markevitch’s conducting classes in Salzburg when he was 11 years old and went on to study harmony and composition with Nadia Boulanger in Paris until 1956. His solo debut as a pianist in Vienna and Rome at the age of ten was quickly followed by appearances in Paris, London, and New York. Since then, he has regularly toured Europe, the United States, South America, Asia, and Australia. As a lied accompanist, he has collaborated with some of the most acclaimed singers of our time, most notably Dietrich Fischer-Dieskau. Since making his conducting debut in 1967 with London’s Philharmonia Orchestra, Maestro Barenboim has appeared with all major orchestras around the world. From 1975 to 1989 he was chief conductor of the Orchestre de Paris; from 1991 to 2006 he served as music director of the Chicago Symphony Orchestra, which named him honorary conductor at the end of his tenure. Between 2007 and 2014 he held leading positions at Milan’s Teatro alla Scala, including that of music director beginning in 2011. He conducted his first operatic performance in 1973 at the Edinburgh Festival and in 1981 made his debut at the Bayreuth Festival, where he went on to appear every summer for almost two decades. In 1992, he was named general music director of the Staatsoper Unter den Linden; eight years later, the Staatskapelle Berlin appointed him chief conductor for life. In opera and concert, Daniel Barenboim and the Staatskapelle have performed the great works and work cycles of the Classical, Romantic, and classic 20th-century repertoire in Berlin and on tour around the world. They also regularly perform the music of contemporary composers such as Elliott Carter, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann, and Pierre Boulez. Their extraordinary artistic partnership is reflected in a number of acclaimed CD and DVD recordings. In 2016, Daniel Barenboim founded a trio with violinist Michael Barenboim and cellist Kian Soltani. The ensemble first appeared at the Teatro Colón in Buenos Aires and in the 2017–18 season performed the complete piano trios of Beethoven, combined with contemporary works, at Berlin’s Pierre Boulez Saal. In 1999, Daniel Barenboim and Palestinian literary scholar Edward W. Said established the West-Eastern Divan Orchestra, which brings together young musicians from Israel, Palestine, and other countries of the Middle East and Northern Africa. The goal of the orchestra, which tours internationally every summer, is to open up a dialogue between the different cultures of the Middle East through the experience of playing music together. The project led to the founding of the Barenboim-Said Akademie in Berlin, which began operations in 2015 and since fall 2016 has been offering a four-year bachelor program in music and the humanities for students primarily from the Middle East. The Akademie is located in the former storage building of the Staatsoper and also houses the Pierre Boulez Saal. The Boulez Ensemble, which was founded by Daniel Barenboim, has its artistic home there.

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Daniel Barenboim was awarded the Great Cross of Merit of the Federal Republic of Germany; he is also a Knight Commander of the British Empire, a Commandeur de la Légion d’Honneur, and a UN Messenger of Peace, and holds an honorary doctorate from the University of Oxford. His books include his autobiography, A Life in Music (1991, second edition 2002), Parallels and Paradoxes (with Edward W. Said, 2002), Everything Is Connected:The Power of Music (2008), Dialoghi su musica e teatro:Tristano e Isotta (with Patrice Chéreau, 2008), and La musica è un tutto: Etica ed estetica (2012). danielbarenboim.com

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Michael Barenboim

Michael Barenboim – geboren in Paris, aufgewachsen in Berlin – studierte Violine bei Axel Wilczok an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sowie Philosophie an der Pariser Sorbonne. Neben seiner Beschäftigung mit dem klassisch-romantischen Repertoire widmet er sich insbesondere der zeitgenössischen Musik. Ihn verband eine langjährige künstlerische und persönliche Freundschaft mit Pierre Boulez, dessen Anthèmes 1 und 2 und Dérive 2 er 2015 zum 90. Geburtstag des Komponisten u.a. in Berlin, London, Paris und bei den Salzburger Festspielen aufführte. Er trat mit renommierten Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Mahler Chamber Orchestra und dem

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Israel Philharmonic Orchestra auf und arbeitete dabei mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Christoph Eschenbach, David Zinman und Lorin Maazel zusammen. Auch als Kammermusiker ist Michael Barenboim weltweit zu erleben. Zu seinen künstlerischen Partnern zählen dabei u.a. Guy Braunstein, Frans Helmerson, Sir András Schiff und das Erlenbusch Quartett, dessen Gründungsmitglied er ist. Im vergangenen Jahr übernahm er die Position des Bratschers im Michelangelo String Quartet. Außerdem tritt er regelmäßig gemeinsam mit seinen Eltern Daniel Barenboim und Elena Bashkirova auf. Er ist Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra und leitet seit Juli 2020 als Dekan die Barenboim-Said Akademie in Berlin, an der er auch eine Professur für Violine und Kammermusik innehat.

Born in Paris and raised in Berlin, Michael Barenboim studied violin with Axel Wilczok at the Hochschule für Musik und Theater in Rostock and philosophy at the Sorbonne in Paris. In addition to his interpretations of the Classical and Romantic repertoire, he is an avid champion of contemporary music. He enjoyed a long artistic and personal friendship with Pierre Boulez and in 2015 performed his Anthèmes 1 and 2 and Dérive 2 for the composer’s 90th birthday celebrations in Berlin, London, Paris, and at the Salzburg Festival, among other cities. He has appeared with leading orchestras such as the Berliner Philharmoniker, Bavarian Radio Symphony, Chicago Symphony, Mahler Chamber Orchestra, and Israel Philharmonic, collaborating with conductors including Zubin Mehta, Christoph Eschenbach, David Zinman, and Lorin Maazel. An internationally acclaimed chamber musician, Michael Barenboim regularly collaborates with artists such as Guy Braunstein, Frans Helmerson, and Sir András Schiff, is a founding member of the Erlenbusch Quartett, and frequently performs with his parents, Daniel Barenboim and Elena Bashkirova. Last year, he took over the position of violist with the Michelangelo String Quartet. He is concertmaster of the West-Eastern Divan Orchestra, and since July 2020 has served as dean of the Barenboim-Said Akademie in Berlin, where he also teaches as a professor of violin and chamber music.

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Kian Soltani

Kian Soltani wurde im österreichischen Bregenz als Sohn einer persischen Musikerfamilie geboren und begann sein Cellostudium im Alter von zwölf Jahren bei Ivan Monighetti an der Musik-Akademie Basel. Er vervollständigte seine Ausbildung an der Kronberg Academy bei Frans Helmerson und war außerdem Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung. Weltweite Aufmerksamkeit erregte er 2013 mit dem Gewinn des Ersten Preises beim Internationalen Paulo Cello Wettbewerb in Finnland, und seitdem ist er als Solist und Kammermusiker gleichermaßen gefragt. Höhepunkte der letzten Jahre waren u.a. Konzerte mit den Wiener Philharmonikern, der Staatskapelle Berlin, dem London Philharmonic

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Orchestra, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Boston Symphony Orchestra und dem Chicago Symphony Orchestra sowie Auftritte in der Berliner Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg, der Alten Oper Frankfurt, der Philharmonie de Paris, dem Wiener Konzerthaus, der Royal Festival Hall und der Wigmore Hall in London sowie bei den Festivals in Salzburg, Verbier, Luzern und Aix-en-Provence. Im Jahr 2018 debütierte er im Rahmen einer Tournee mit Daniel Barenboim und dem West-Eastern Divan Orchestra in der New Yorker Carnegie Hall und der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles. Dem Pierre Boulez Saal in Berlin ist er seit der Eröffnung eng verbunden. Gemeinsam mit Michael und Daniel Barenboim interpretierte er hier u.a. sämtliche Klaviertrios von Ludwig van Beethoven, die auch als Live-Mitschnitt veröffentlicht wurden. Seine Diskographie umfasst außerdem eine Solo-CD mit Werken für Cello und Klavier von Schubert, Schumann und dem persischen Komponisten Reza Vali, Klaviertrios von Tschaikowsky und Dvo ák mit Lahav Shani und Renaud Capuçon sowie Dvo áks Cellokonzert mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin.

Born in Bregenz, Austria, to a Persian family of musicians, Kian Soltani began his cello studies at the age of 12 with Ivan Monighetti at the Music Academy in Basel and completed his education at the Kronberg Academy with Frans Helmerson. A recipient of a scholarship from the Anne-Sophie Mutter Foundation, he first attracted worldwide attention in 2013 with his first-prize win at Finland’s International Paulo Cello Competition and has been in demand both as a soloist and chamber musician ever since. Highlights of recent seasons have included concerts with the Vienna Philharmonic, Staatskapelle Berlin, London Philharmonic, Orchestre Philharmonic de Radio France, and the Boston and Chicago Symphony Orchestras, as well as appearances at the Berlin Philharmonie, Frankfurt’s Alte Oper, Hamburg’s Elbphilharmonie, Philharmonie de Paris,Vienna Konzerthaus, London’s Royal Festival Hall and Wigmore Hall, and at the festivals of Salzburg,Verbier, Lucerne, and Aix-en-Provence. In 2018, he made debuts at New York’s Carnegie Hall and Walt Disney Concert Hall in Los Angeles as part of a tour with Daniel Barenboim and the West-Eastern Divan Orchestra. He has been closely associated with Berlin’s Pierre Boulez Saal since its opening. Among his most recent performances there have been Beethoven’s complete piano trios with Michael and Daniel Barenboim, which were released as a live recording, His discography also includes a solo album of works for cello and piano by Schubert, Schumann, and Persian composer Reza Vali, piano trios by Dvo ák and Tchaikovsky with Lahav Shani and Renaud Capuçon, as well as Dvo ák’s Cello Concerto, together with Maestro Barenboim and the Staatskapelle Berlin.

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West-Eastern Divan Orchestra Seit mehr als 20 Jahren ist das West-Eastern Divan Orchestra eine feste Größe in der internationalen Musikwelt. 1999 rief Daniel Barenboim gemeinsam mit dem 2003 verstorbenen palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward W. Said ein Orchester für junge Musikerinnen und Musiker ins Leben mit dem Ziel, durch die Erfahrungen gemeinsamen Musizierens und des Zusammenlebens einen Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens zu ermöglichen. Sie benannten Orchester und Workshop nach Johann Wolfgang von Goethes Gedichtsammlung West-östlicher Divan, einem zentralen Werk für die Entwicklung des Begriffs der Weltkultur. Die ersten Arbeitsphasen fanden in Weimar und Chicago statt. Das Orchester besteht zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern sowie einigen spanischen, türkischen und iranischen Mitgliedern. Sie kommen jeden Sommer zu Probenphasen zusammen, die mit Vorträgen und Diskussionen erweitert werden, bevor sie auf eine internationale Konzerttournee gehen. Der einzige politische Aspekt in der Arbeit des West-Eastern Divan Orchestra ist die Überzeugung, dass es keine militärische Lösung des Nahostkonfliktes geben kann und dass die Schicksale von Israelis und Palästinensern untrennbar miteinander verbunden sind. Musik gibt jeder einzelnen Person das Recht und die Verpflichtung, sich selbst vollständig auszudrücken und dabei auch dem Gegenüber Gehör zu schenken. Auf der Grundlage dieser Auffassung von Gleichheit, Zusammenarbeit und Gerechtigkeit stellt das Orchester ein alternatives Modell zur aktuellen Situation im Nahen Osten dar und beweist immer wieder, dass Musik Brücken bauen und Barrieren beseitigen kann, die zuvor als unüberwindlich galten. In den 22 Jahren seines Bestehens hat sich das West-Eastern Divan Orchestra zu einem international renommierten Ensemble entwickelt, das in Konzertsälen und bei Festivals weltweit regelmäßiger Gast ist. Zu diesen zählen u.a. die Salzburger Festspiele, die BBC Proms, die Carnegie Hall und das Teatro Colón in Buenos Aires. Das Orchester ist gemeinsam mit international gefragten Solistinnen und Solisten aufgetreten, darunter Anne-Sophie Mutter, Yo-Yo Ma und Martha Argerich, die inzwischen zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden. Darüber hinaus bleibt der Wunsch des Orchesters, in den Heimatländern seiner Mitglieder zu spielen, eines der wichtigsten Ziele. Auftritte in Rabat, Doha und Abu Dhabi sowie das symbolträchtige Konzert in Ramallah 2005 waren Schritte zur Umsetzung dieses Vorhabens. Zu den weiteren besonders wichtigen Ereignissen zählen das Abschiedskonzert zu Ehren von UN-Generalsekretär Kofi Annan in der UN-Generalversammlung in New York 2006 sowie ein Konzert an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea im Jahr 2011. Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ernannte Daniel Barenboim 2007 zum UN-Friedensbotschafter und das West-Eastern Divan Orchestra 2016 zum UN-Botschafter für kulturelle Verständigung. Das Orchester ist in den Medien durch verschiedene internationale Fernsehübertragungen sowie eine Reihe hochgelobter CDs und DVDs vertreten, darunter auch preisgekrönte Dokumentarfilme. 22


West-Eastern Divan Orchestra For more than 20 years, the West-Eastern Divan Orchestra has been a significant presence on the international music scene. In 1999, Daniel Barenboim and the late Palestinian literary scholar Edward W. Said created an orchestra for young musicians to promote dialogue between the different cultures of the Middle East through music-making and co-existence. They named the orchestra and workshop after Johann Wolfgang von Goethe’s collection of poetry West-Eastern Divan, a central work for the development of the concept of world culture. The orchestra’s first rehearsal sessions took place in Weimar and Chicago. An equal number of Israeli and Arab musicians form the base of the ensemble, together with a group of members from Spain,Turkey, and Iran.They meet each summer for a workshop, where rehearsals are complemented by lectures and discussions, followed by an international concert tour. The only political aspect that prevails in the work of the West-Eastern Divan Orchestra is the conviction that there is no military solution to the Arab-Israeli conflict and that the destinies of Israelis and Palestinians are inextricably linked. Music grants the individual the right and the obligation to express him- or herself fully while listening to their neighbor. Based on this notion of equality, co-operation, and justice for all, the orchestra represents an alternative model to the current situation in the Middle East, proving time and again that music can built bridges and break down barriers previously considered insurmountable. Through its 22 years of existence, the West-Eastern Divan Orchestra has developed into an internationally renowned ensemble that is at home at the world’s most prestigious festivals and concert halls such as the Salzburg Festival, the BBC Proms, Carnegie Hall, and Teatro Colón in Buenos Aires.The orchestra has shared the stage with internationally sought-after soloists, including Anne-Sophie Mutter,Yo-Yo Ma, and Martha Argerich, who have since been named honorary members. In addition to these appearances, one of the orchestra’s most important goals is to perform in the members’ home countries. Appearances in Rabat, Doha, and Abu Dhabi and the landmark concert in Ramallah in 2005 have been important steps toward fulfilling this aspiration. Other emblematic performances have included the farewell concert in honor of UN Secretary-General Kofi Annan at the UN General Assembly in New York in 2006 as well as a concert at the border between North and South Korea in 2011. Former UN Secretary-General Ban Ki-moon named Daniel Barenboim a UN Messenger of Peace in 2007 and designated the West-Eastern Divan Orchestra a UN Global Advocate for Cultural Understanding in 2016. The orchestra has been represented in the media through several international TV broadcasts and a number of highly acclaimed CDs and DVDs, including award-winning documentaries.

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Ihre Unterstützung ist wertvoll! Die im Jahr 2008 gegründete Daniel Barenboim Stiftung ist die Dachorganisatoin für das West-Eastern Divan Orchestra und die Barenboim-Said Akademie mit dem Pierre Boulez Saal in Berlin. Sie fördert den transkulturellen Dialog durch musikalische Bildung und Aufführungspraxis. Musik spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie ist eine universelle Sprache, die dabei helfen kann, gegenseitige Akzeptanz zwischen Menschen mit unterschiedlichem kulturellen, nationalen oder politischen Hintergrund zu fördern, sie stellt aber auch ein intuitives Kommunikationsmittel dar, das für die Vermeidung und Beilegung von Konflikten von zentraler Bedeutung sein kann. Um unsere Mission auch in Zukunft realisieren und weiterentwickeln zu können, sind wir bei der Umsetzung vieler Projekte auf die Großzügigkeit von privaten Spendern und Unternehmen angewiesen. Auch Sie können mit Ihrer Spende einen wichtigen Beitrag leisten.

Your support makes a difference! The Daniel Barenboim Foundation, established in 2008, is the umbrella organization for the West-Eastern Divan Orchestra and the Barenboim-Said Akademie with the Pierre Boulez Saal in Berlin. The Foundation promotes transcultural dialogue through music education and performance. Music plays a key role in this: it is a universal language that can help promote mutual acceptance between people from different cultural, national, or political backgrounds, but it is also an intuitive means of communication that can be central in avoiding and resolving conflicts. In order to maintain and further develop our mission in the future, we rely on the generosity of both private and corporate donors to implement many projects. You too can make an important contribution with your donation.

Spenden Sie online unter / Please donate online at daniel-barenboim-stiftung.org Oder unter / Or at IBAN DE08 1007 0000 0761 8929 00 BIC DEUTDEBBXXX Vielen Dank für Ihre Unterstützung! / Thank you for your support! Für weitere Informationen: / For further information: Daniel Barenboim Stiftung Lisa Hogrebe l.hogrebe@daniel-barenboim-stiftung.org / +49 30 2096 717-16

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Wir sind stolz darauf, Partner des West-Eastern Divan Orchestra zu sein, einem außergewöhnlichen humanitären und künstlerischen Projekt, das junge MusikerInnen aus der gesamten Nahostregion zusammenbringt und so den Dialog und das gegenseitige Verständnis fördert. Wir glauben daran, dass das Berücksichtigen verschiedener Standpunkte und der Blick aus unterschiedlichen Perspektiven zu besseren Ergebnissen führen. Als eine Privatbank für Menschen, die die Welt anders sehen, beziehen wir Vielfältigkeit im weitesten Sinne in unsere Art, zu arbeiten und Vermögen zu betreuen, mit ein. Und wir streben wie ein Orchester danach, die verschiedenen Standpunkte und Perspektiven zusammenzubringen, um einen kraftvollen und verbindenden Klang zu erschaffen. Stefan Ludwig, unser Leiter der Niederlassungen Hamburg und Berlin, und das gesamte Team laden Sie herzlich zu einem Gespräch ein. Persönlich für Sie vor Ort in Berlin.


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Wall unterstützt das West-Eastern Divan Orchestra. Sichtbar.



Herausgeber Daniel Barenboim Stiftung Tabaré Perlas, CEO Französische Straße 33d, 10117 Berlin daniel-barenboim-stiftung.org Redaktion Gestaltung Administration

Philipp Brieler Propaganda B Ruth Schwarz

Konzertproduktion

Eleanor Salter, Projektleitung Oliver Klühs, Technische Leitung

Herstellung Druckhaus Sportflieger, Berlin Redaktionsschluss 4. August 2021 Text- und Bildnachweise

Der Einführungstext von Wolfgang Stähr und das Grußwort von Daniel Barenboim sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.

Beethoven-Haus Bonn, reproduziert in Ernst Herttrich, Ludwig van Beethoven. Eine Biographie in Bildern. Bonn 2000 (S. 4) • Dieter Boeck, Johannes Brahms. Ein Lebensbericht mit Bildern und Dokumenten. Kassel 1998 (S. 6) • Manuel Vaca (S. 9, 17) • Renate und Kurt Hofmann, Johannes Brahms privat. Heide 2002 (S. 11) • Creative Commons (S. 13) • Monika Rittershaus (S. 15) • Marcus Höhn (S. 18) • Juventino Mateo (S. 20)


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