Schubert-Woche
Kuratiert von / Curated by Thomas Hampson
Kuratiert von / Curated by Thomas Hampson
Montag 16. Januar 2023 20.00 Uhr
Thomas Hampson Bariton Wolfram Rieger KlavierCarl Loewe (1796–1869)
Die Überfahrt op. 94 Nr. 1 (Uhland)
Du schönes Fischermädchen op. 9 Heft VII Nr. 5 (Heine)
Über allen Gipfeln ist Ruh’ op. 9 Heft I Nr. 3 (Goethe)
Der du von dem Himmel bist op. 9 Heft I Nr. 4 (Goethe)
Ich denke dein op. 9 Heft III Nr. 1 (Goethe)
Franz Schubert (1797–1828)
Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine aus Schwanengesang D 957
Das Fischermädchen D 957/10
Die Stadt D 957/11
Am Meer D 957/12
Der Doppelgänger D 957/13
Ihr Bild D 957/9
Der Atlas D 957/8
Pause
Gustav Mahler (1860–1911)
Lied des Verfolgten im Turm (1898) (Des Knaben Wunderhorn) Alexander Zemlinsky (1871–1942)
Mit Trommeln und Pfeifen op. 8 Nr. 3 (Liliencron)
Gustav Mahler
Revelge (1899) (Des Knaben Wunderhorn)
Paul Hindemith (1895–1963)
O, nun heb du an, dort in deinem Moor op. 14 Nr. 2 (Whitman)
Charles Ives (1874–1954)
Tom Sails Away (1917) (Ives) In Flanders Fields (1917/19) (McCrae)
Michael Daugherty (*1954)
Letter to Mrs. Bixby (Lincoln) aus Letters from Lincoln (2009)
Leonard Bernstein (1918–1990)
To What You Said (Whitman) aus Songfest (1977)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
Dienstag 17. Januar 2023 20.00 Uhr
Susan Zarrabi Mezzosopran Gerold Huber KlavierCarl Loewe (1796–1869)
aus Frauenliebe op. 60 (Chamisso)
VII. An meinem Herzen
Johannes Brahms (1833–1897) Therese op. 86 Nr. 1 (Keller)
aus Frauenliebe op. 60
IX. Traum der eignen Tage
Franz Schubert (1797–1828) Phidile D 500 (Claudius)
Robert Franz (1815–1892)
Rote Äuglein op. 23 Nr. 6 (Des Knaben Wunderhorn)
Die junge Nonne D 828 (Craigher)
Emilie Mayer (1812–1883)
Das Schlüsselloch im Herzen (Nathusius)
Hugo Wolf (1860–1903)
Die Kleine (1887) (Eichendorff)
Daphne am Bach D 411 (Stolberg)
Richard Strauss (1864–1949)
Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei op. 36 Nr. 3 (Des Knaben Wunderhorn)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Seltsam, Mutter, geht es mir (um 1825) (Casper)
Rat einer Alten (1888) (Mörike)
aus Frauenliebe op. 60 III. Ich kann’s nicht fassen, nicht glauben Meine Ruh’ ist hin op. 9 Heft III Nr. 2 (Goethe)
Kurt Weill (1900–1950)
Wie lange noch? (1944) (Mehring)
Liebesklage des Mädchens op. 48 Nr. 3 (Des Knaben Wunderhorn)
Szene aus Faust „Ach neige, du Schmerzenreiche“ op. 9 Heft IX Nr. 1 (Goethe)
Ellens Gesang III „Ave Maria“ D 839 (Scott)
Nannas Lied (1939) (Brecht)
Das verlassene Mägdelein (1888) (Mörike)
Der Abschiedsbrief (1933) (Kästner)
Die Tochter der Heide (1884) (Mörike)
Friedrich Hollaender (1896–1976) Die Kleptomanin (1931) (Hollaender)
Wir bitten, die beiden Konzerthälften nicht durch Applaus zu unterbrechen.
Mittwoch 18. Januar 2023 20.00 Uhr
Zhuohan Sun Tenor Malcolm Martineau Klavier
Franz Schubert (1797–1828)
Der Einsame D 800 (Lappe)
Willkommen und Abschied D 767 (Goethe) Nacht und Träume D 827 (Collin)
Auf dem See D 543 (Goethe)
Der Schiffer „Im Winde, im Sturme“ D 536 (Mayrhofer) Lied eines Schiffers an die Dioskuren D 360 (Mayrhofer) Ständchen „Leise flehen meine Lieder“ D 957/4 (Rellstab)
Die Taubenpost D 965a (Seidl) Lied „Des Lebens Tag ist schwer und schwül“ D 788 (Stolberg)
Pause
Holender Bariton Malcolm Martineau KlavierAn die Leier D 737 (Bruchmann)
Der zürnenden Diana D 707 (Mayrhofer) Sehnsucht „Ach, aus dieses Tales Gründen“ D 636 (Schiller) Über Wildemann D 884 (Schulze)
Der Winterabend D 938 (Leitner) Nachtstück D 672 (Mayrhofer)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
LiviuBEATRIZ MIRANDA & KATRĪNA PAULA
mit GRAHAM JOHNSON
Donnerstag 19. Januar 2023 20.00 Uhr
Beatriz Miranda Mezzosopran
Graham Johnson Klavier
Franz Schubert (1797–1828)
Pensa che questo istante D 76 (Metastasio)
Son fra l’onde D 78 (Metastasio)
Der König in Thule D 367 (Goethe)
Der Schmetterling D 633 (F. Schlegel)
Nachtstück D 672 (Mayrhofer)
Die Vögel D 691 (F. Schlegel)
Dass sie hier gewesen D 775 (Rückert)
Geheimes D 719 (Goethe)
Du liebst mich nicht D 756 (Platen)
Abendstern D 806 (Mayrhofer)
Ihr Bild D 957/9 (Heine)
Die Männer sind méchant D 866/3 (Seidl)
Pause
Katrīna Paula Felsberga Sopran
Graham Johnson Klavier
Widerschein „Fischer harrt am Brückenbogen“ D 639 (Schlechta)
Schwestergruß D 762 (Bruchmann)
Das Echo D 990c (Castelli)
Auflösung D 807 (Mayrhofer)
Heimliches Lieben D 922 (Klenke)
Am See „In des Sees Wogenspiele“ D 746 (Bruchmann)
Gretchen im Zwinger D 564 (Fragment) (Goethe)
An mein Klavier D 342 (Schubart)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
In Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling Liedzentrums und der Hampsong Foundation
Freitag 20. Januar 2023 15.00 Uhr
Thomas Hampson Künstlerische Leitung
Mira Alkhovik Sopran
Lyla Levy-Jordan Sopran
Birita Poulsen Sopran
Nadine Süssenbach Mezzosopran
Josua Bernbeck Bariton
Gerrit Illenberger Bariton
David Kennedy Bariton
Jonas Müller Bariton
Jakob Schad Bassbariton
Alla Belova Klavier
Elitsa Desseva Klavier
Cole Knutson Klavier
Yuriko Watanabe Klavier
In Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling Liedzentrums und der Hampsong Foundation
Der Workshop wird per Videostream live übertragen. boulezsaal.de/online heidelberger-fruehling.de hampsongfoundation.org
Freitag 20. Januar 2023 20.00 Uhr
Manuel Walser Bariton Jonathan Ware KlavierFranz Schubert (1797–1828)
Der Wanderer an den Mond D 870 (Seidl) Abendstern D 806 (Mayrhofer)
Die Taubenpost D 965a (Seidl)
Du bist die Ruh D 776 (Rückert)
Bei dir allein D 866/2 (Seidl)
Des Fischers Liebesglück D 933 (Leitner) Aufenthalt D 957/5 (Rellstab)
Auf der Bruck D 853 (Schulze) Frühlingsglaube D 686 (Uhland)
Im Walde „Ich wandre über Berg und Tal“ D 834 (Schulze)
Im Abendrot D 799 (Lappe)
Der Zwerg D 771 (Collin) Nachtstück D 672 (Mayrhofer) Totengräbers Heimwehe D 842 (Craigher)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
Samstag 21. Januar 2023 15.00 Uhr
Thomas Hampson Künstlerische Leitung
Mira Alkhovik Sopran
Lyla Levy-Jordan Sopran
Birita Poulsen Sopran
Nadine Süssenbach Mezzosopran
Josua Bernbeck Bariton
Gerrit Illenberger Bariton
David Kennedy Bariton
Jonas Müller Bariton
Jakob Schad Bassbariton
Alla Belova Klavier
Elitsa Desseva Klavier
Cole Knutson Klavier
Yuriko Watanabe Klavier
In Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling Liedzentrums und der Hampsong Foundation
Der Workshop wird per Videostream live übertragen. boulezsaal.de/online heidelberger-fruehling.de hampsongfoundation.org
Samstag 21. Januar 2023 20.00 Uhr
Nikola Hillebrand Sopran Helmut Deutsch Klavier
Richard Strauss (1864–1949)
Mädchenblumen op. 22 (Dahn)
I. Kornblumen
II. Mohnblumen
III. Efeu
IV. Wasserrose
Franz Schubert (1797–1828)
Romanze „Der Vollmond strahlt“ D 797 (Chézy)
Die Rose D 745 (F. Schlegel)
Die Blumensprache D 519 (Platen)
Die Liebe hat gelogen D 751 (Platen)
Du liebst mich nicht D 756 (Platen)
Heimliches Lieben D 922 (Klenke)
Die Liebende schreibt D 673 (Goethe)
Versunken D 715 (Goethe)
Pause
Johannes Brahms (1833–1897)
Des Liebsten Schwur op. 69 Nr. 4 (Wenzig)
Treue Liebe op. 7 Nr. 1 (Ferrand) Liebestreu op. 3 Nr. 1 (Reinick)
Es träumte mir op. 57 Nr. 3 (Daumer) Salome op. 69 Nr. 8 (Keller)
Begegnung TrV 98 (Gruppe)
Die erwachte Rose TrV 90 (Sallet) Das Rosenband op. 36 Nr. 1 (Klopstock)
Ich schwebe op. 48 Nr. 2 (Henckell) Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei op. 36 Nr. 3 (Des Knaben Wunderhorn) Schlagende Herzen op. 29 Nr. 2 (Bierbaum) Schlechtes Wetter op. 69 Nr. 5 (Heine)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
Sonntag 22. Januar 2023 15.00 Uhr
Franz Schubert (1797–1828)
Ausgewählte Lieder
Das detaillierte Programm wird kurzfristig bekanntgegeben.
In Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling Liedzentrums und der Hampsong Foundation
Das Konzert wird per Videostream live übertragen. boulezsaal.de/online heidelberger-fruehling.de hampsongfoundation.org
Sonntag 22. Januar 2023 20.00 Uhr
Kieran Carrel Tenor Jonathan Ware Klavier
Franz Schubert (1797–1828)
Auf der Bruck D 853
Der liebliche Stern D 861
Im Walde „Ich wandre über Berg und Tal“ D 834 Um Mitternacht D 862
Lebensmut „O wie dringt das junge Leben“ D 883 (Schulze)
Franz Liszt (1811–1886)
Vergiftet sind meine Lieder S 289 (Heine)
Oh! quand je dors S 282/2 (Hugo) Comment, disaient-ils S 276/2 (Hugo)
Freudvoll und leidvoll S 280/1 (Goethe)
Freudvoll und leidvoll S 280/2 (Goethe)
Die Loreley S 283/1 (Heine)
Pause
Der Einsame D 800 (Lappe) Der Winterabend „Es ist so still“ D 938 (Leitner) Herbst D 945 (Rellstab)
Im Frühling D 882 An mein Herz D 860 Über Wildemann D 884 Im Jänner 1817 D 876 O Quell, was strömst du D 874 (Fragment vervollständigt von Reinhard Van Hoorickx) (Schulze)
Benjamin Britten (1911–1976)
Wir bitten, die Liedgruppen nicht durch Applaus zu unterbrechen.
Herr Hampson, vor fünf Jahren haben wir uns über das erste Schubert-Wochenende im Pierre Boulez Saal unterhalten. Inzwischen liegen mehrere Schubert-Wochen hinter uns, und das Repertoire hat sich dabei kontinuierlich erweitert auf die Jahrzehnte unmittelbar vor und nach Schubert. In dieser Saison reicht die Perspektive aber zum ersten Mal bis weit ins 19. und 20. Jahrhundert hinein. Wie kam diese Programmgestaltung zustande?
Thomas Hampson Schubert ist unsere Leitfigur, unsere Muse, das ist überhaupt keine Frage. Seine Musik ist der Inbegriff dessen, was Lied und insbesondere das deutsche Kunstlied ausmacht, und ich glaube, wir haben hier in den letzten fünf Jahren viel entdeckt. Ich möchte aber auch vermeiden, dass diese Woche zu einer Art „Schubert-Club“ wird. Natürlich wäre es eine Möglichkeit, jedes Jahr einen anderen Aspekt seines Liedschaffens in den Mittelpunkt zu stellen – Repertoire gibt es genug. Von dort aus könnte man sich langsam an Schumann herantasten, an Brahms, und irgendwann käme Liszt dazu... Das haben wir in den letzten Jahren ja teilweise schon getan. Ich glaube auch nicht, dass es so wichtig ist, wirklich alle 600 Schubert-Lieder auf die Bühne zu bringen. Mir geht es viel eher darum zu zeigen, was die künstlerische Essenz eines Liedes ausmacht. Musik braucht keinen Text und Text braucht keine Musik, aber wenn beides zusammenkommt, entsteht eine neue Kunstform – das sage ich immer wieder. Lied ist Zeugnis und Tagebuch menschlichen Daseins, es ist nicht dazu da, die Leute zu unterhalten. Es beginnt mit einem Gedanken oder einem Gefühl, einer Metapher, einem außermusikalischen Kontext, der in Worte gefasst ist und einen Komponisten oder eine Komponistin zu einer musikalischen Umsetzung inspiriert. All das, was wir in
dieser Musik hören, ob das ein rauschender Strom ist, ein galoppierendes Pferd oder ein Spinnrad, bringt uns nur tiefer in das menschliche Geschehen, in die Psychologie des Moments hinein. Das ist für mich der Kern eines Kunstlieds. Aus all diesen Überlegungen heraus haben wir uns entschlossen, das Repertoire dieses Jahr musikhistorisch weiter zu fassen, bis zum Bruch mit der Tonalität in der Zeit direkt vor dem Ersten Weltkrieg und sogar darüber hinaus. Wir werden sehen, in welche Richtungen wir in den kommenden Jahren gehen können. Aber Schubert bleibt unser Spiritus rector, schon allein deshalb, weil alle ihn bewundert und vergöttert haben, von Mahler bis Schönberg. Jede Veranstaltung in dieser Woche hat einen engen Bezug zu ihm. Es sind übrigens auch drei reine Schubert-Programme dabei.
Ihren eigenen Abend beginnen Sie mit Liedern von Carl Loewe und den HeineVertonungen aus Schuberts Schwanengesang. Die zweite Konzerthälfte steht dann unter dem Motto „Freiheit“, mit Werken ganz unterschiedlicher Komponisten.
TH Loewe ist mir ein echtes Anliegen. Ich finde seine Lieder unglaublich ansprechend, und die Verbindung mit Goethe und Heine ist mir besonders wichtig. Schuberts Heine-Vertonungen sind vielleicht die stilistisch fortschrittlichsten Lieder, die er geschrieben hat. Wenn man sie hört und studiert, denkt man unwillkürlich: Mein Gott, was wäre, wenn er nur fünf Jahre länger gelebt hätte … Und Gedichte wie Goethes Über allen Gipfeln ist Ruh’ oder Ich denke dein gehören einfach zu den schönsten in der deutschen Sprache. Das sind Momente, in denen die Zeit stillsteht und man es genießt, Mensch zu sein. Sie bilden für mich das Sprungbrett zum zweiten Teil des Programms, der diesen intimen Rahmen sprengt und eine Art Weltanschauungsperspektive eröffnet. Ich habe in den letzten Jahren mehrmals Liedprogramme unter der Überschrift „Freiheit“ gesungen. Dabei schwingt natürlich eine gewisse Zweideutigkeit mit: Um welche Freiheit geht es? Was bedeutet Freiheit, wenn sie die Freiheit eines anderen einschränkt? Das bezieht sich nicht nur auf den Krieg, um den es in vielen dieser Werke geht. Freiheit in diesem Sinne ist eigentlich das Recht auf Selbstbestimmung des Individuums, das in diesen Liedern in der einen oder anderen Form in Frage steht: als Opfer wie bei Zemlinsky, als Getriebener wie in Mahlers Revelge, als Verlorener bei Hindemith. Deshalb ende ich mit diesem gewaltigen Stück von Walt Whitman und Leonard Bernstein, To What You Said. In diesem Text betrachtet Whitman eigentlich sein ganzes Leben und das, was Freiheit ausmacht – nicht nur in Bezug auf sexuelle Selbstbestimmung, sondern überhaupt darauf, was es bedeutet, sich selbst zu erkennen und in der Welt frei zu agieren. Um eine ganz ähnliche psychologische Selbsterkenntnis geht es auch in den Heine-Liedern von Schubert. Ich glaube ohnehin, dass zwischen Heine und Whitman durchaus Parallelen bestehen, aber das ist ein anderes Thema
Susan, auch Ihr Programm schlägt stilistisch einen weiten Bogen, von Loewe und Schubert über Wolf und Strauss bis zu Kurt Weill. Thematisch ist es aber enger begrenzt. Welcher Gedanke steckt dahinter?
Susan Zarrabi Mir ist es immer sehr wichtig, dass ein Liederabend einen dramaturgischen roten Faden hat – das muss gar nicht so sehr musikalisch oder harmonisch sein, sondern vor allem, was die
Gedichte betrifft. Salopp gesagt könnte man diesem Programm die Überschrift „Das Weib“ geben. Ich wollte verschiedene Frauenfiguren beleuchten, sozusagen von der Heiligen bis zur Hure. Meine erste Idee war, alle Schubert-Lieder zusammenzustellen, deren Titel nur aus einem Frauennamen besteht, aber das hätte ein sehr einseitiges Bild ergeben, deshalb habe ich es kombiniert mit anderen Komponisten und einer Komponistin, Emilie Mayer. In ihrem Lied Das Schlüsselloch im Herzen geht es darum, dass die Liebe doch einen Weg ins Herz hinein findet. Es passt inhaltlich sehr schön zwischen Schuberts Die junge Nonne und Die Kleine von Hugo Wolf, die beide mit Zweifeln und Begierden und Sehnsüchten zu tun haben. Ich eröffne das Programm mit Frauenliebe von Loewe –dort haben wir die Mutterfigur, die einem Kind weise Worte mitgeben möchte, damit wollte ich beginnen. So wird das Programm zu einer Art Lebensgeschichte: Wo kann ein Lebensfaden hinführen? Welche Abzweigungen wählt man? Wo findet man Halt? Das Ganze endet mit Weills Abschiedsbrief und der Kleptomanin von Friedrich Hollaender. Ein bisschen Augenzwinkern muss auch sein!
Die Schubert-Woche hat von Anfang an in Zusammenarbeit mit der Liedakademie des Heidelberger Frühling stattgefunden. Susan, im Pierre Boulez Saal waren Sie beim ersten Workshop im Januar 2018 dabei, drei Jahre später dann im Rahmen der Young Singers-Reihe. Thomas Hampson haben Sie aber schon 2016 in Heidelberg kennengelernt …
SZ Ich weiß es noch sehr genau, denn es war das erste Mal, dass ich wirklich aus der Hochschule herausgekommen bin und ein bisschen über den Tellerrand geschaut habe. Es war mein allererster Meisterkurs und ich war schwer beeindruckt.
TH Du kamst mit dieser schönen Stimme und einem sehr charismatischen Zugang zum Singen. Das ist eine Gabe, das kann man niemandem beibringen. Aber ich glaube, du hast dich damals selbst noch gar nicht richtig wahrgenommen. Ich erinnere mich, das erste Stück, an dem wir gearbeitet haben, war Rheinlegendchen von Mahler, und als wir anfingen, etwas ins Detail zu gehen, war deine Reaktion: Wow, das ist viel mehr Arbeit, als ich dachte! (lacht)
SZ (lacht) Ich würde sagen, ich habe viel gelernt! Allein diese Atmosphäre zu spüren, mit den Kollegen zusammen, diesen ganz bestimmten Spirit, der dort herrschte, das war für mich wirklich unbeschreiblich. Genauso ist es hier im Pierre Boulez Saal. Es geht nie darum, die Ellenbogen auszufahren, wie es in diesem Beruf ja leider oft auch sein kann. Es ist immer ein Austausch. Man sieht
sich oft, die Branche ist so klein, und es ist sehr schön, das zu verfolgen. Viele von denen, die ich damals in Heidelberg kennengelernt habe, leben hier in Berlin, und man unterstützt sich, geht gegenseitig in Konzerte und wird zu einer Community. Ich finde das sehr wichtig.
TH Vor allem ist es ein stetiger Prozess. You can’t become a singer unless you sing. Für mich als Pädagoge und Mentor besteht die größte Herausforderung darin, diese unterstützende Arbeit zu leisten, denn alles, was wir im Unterricht tun, muss dann auch zur Entfaltung kommen. Ich freue mich sehr, an deiner Entwicklung Anteil zu haben, aber zusammensetzen musst du es letztlich selbst, und ich bin sehr stolz darauf, wie du das gemacht hast. Unsere Aufgabe ist es, euch jungen Kolleginnen und Kollegen eine Plattform zu geben und euch zu ermöglichen zu singen. Und das Schönste und Gesündeste für eine junge Sängerin sind nun mal Lieder, denn Gedanke und Ton stehen hier sehr dicht nebeneinander.
SZ Es gibt diesen berühmten Ausspruch, an den ich immer denken muss: Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Und das ist für mich Thomas Hampson. Du brennst wirklich dafür, und für mich persönlich hat es einfach unglaublich gut funktioniert, diese Leidenschaft für Liedgesang zu wecken und sie über die Jahre auch wachsen zu lassen, so dass man sich immer wieder gerne damit auseinandersetzt. Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, die unterschiedlichsten Facetten herauszuarbeiten, gerade auch im Vergleich zur Oper, wo ich inzwischen die meiste Zeit verbringe. Die Chance zu haben, das alles nicht nur auszuprobieren, sondern es dann auch erfahren zu dürfen an einem Ort wie dem Pierre Boulez Saal, ist ein sehr großes Geschenk.
Dem Publikum hier in Berlin ist diese enge Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Frühling, wo es seit 2016 auch ein eigenes Liedzentrum gibt, womöglich gar nicht bewusst. Wie kam es eigentlich dazu?
TH Ich bin seit 2011 künstlerischer Leiter der Liedakademie des Heidelberger Frühling und arbeite dort eng mit dem Intendanten Thorsten Schmidt und seinem Team zusammen. Als Daniel Barenboim einige Jahre später und kurz vor der Eröffnung des Pierre Boulez Saals die Idee hatte, hier ein langfristiges Liedprojekt zu beginnen und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, zu singen und zu unterrichten, war mein erster Gedanke, die beiden Institutionen irgendwie zu verbinden. Ich freue mich sehr darüber, wie sich diese Partnerschaft entwickelt hat.
Man kann sich das Ganze in etwa wie eine aufsteigende Spirale vorstellen: Jedes Jahr gibt es einen Bewerbungsprozess, in dem wir etwa 40 oder 45 junge Leute auswählen, die wir im Herbst zu einem Vorsingen nach Heidelberg einladen. Nach einer Vorauswahl arbeite ich dann mit einigen von ihnen etwas intensiver, und am Ende bleiben acht bis zehn Sängerinnen und Sänger und drei oder vier Pianisten bzw. Pianistinnen übrig, die gleich im Anschluss einen ersten Workshop absolvieren – wir nennen sie Stipendiaten. Die nächste Phase ist dann die Woche hier im Pierre Boulez Saal, bei der das Repertoire zu 95 Prozent aus Schubert besteht. Im April kommen wir noch einmal für drei Tage in Heidelberg zusammen, und im Juni enden wir dort mit einer Arbeitsphase beim Heidelberger Frühling Liedfestival, die teilweise öffentlich ist. Das ergibt ein sehr intensives Jahr. Aus dieser Gruppe von Stipendiaten, die das Programm durchlaufen haben oder gelegentlich auch ein
zweites Mal dabei sind, kommen dann die Fellows, die in Berlin als Teil der Young Singers-Konzerte ein halbes Liederabendprogramm singen. Die Idee dabei ist nicht, dass es kein ganzes Konzert sein darf, sondern dass wir so eine größere Vielfalt an unterschiedlichen Stimmen präsentieren können. Das Schöne ist, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen dadurch die Möglichkeit bekommen, mit Spitzenpianisten zu arbeiten, wie in diesem Jahr Malcolm Martineau und Graham Johnson. Ich vergleiche es gern damit, dass wir ihnen den Schlüssel zum Rolls-Royce geben und sagen: Hier, fahr übers Wochenende damit durch die Gegend. Das ist einfach eine unbezahlbare Erfahrung.
Susan, wie haben Sie diesen Prozess über die Jahre erlebt?
SZ Es war von Anfang an wahnsinnig intensiv, vor allem, als ich 2018 zum ersten Mal im Pierre Boulez Saal dabei war. Wir saßen alle zusammen und es war wie in einem Labor – sehr inspirierend und auf eine gewisse positive Art auch überwältigend. Ich war danach völlig erschöpft. Man bekommt so viel Input und versucht, alles mitzunehmen und für künftige Dinge zu nutzen. Das ist beim Singen ja oft so: Man erarbeitet etwas und die Früchte erntet man erst Monate später.
Inwiefern unterscheidet sich eine Meisterkurssituation von dem, was an der Musikhochschule passiert?
SZ Es liegen Welten dazwischen, es ist ein komplett anderer Kosmos. Hier haben wir die Chance, zusammenzukommen, um uns mit den schönen Dingen des Lebens zu beschäftigen und sie zu erforschen. Das ist eine Form von Selbstfindung, die für mich als Künstlerin sehr wichtig ist. Woher will man eine Interpretation nehmen, wenn man nicht sagen kann: Das ist meine Meinung zu diesem Thema. Sonst ist es ein Nachsingen, ein bloßes Kopieren. Es geht darum, das Handwerk bis zu einem gewissen Grad zu beherrschen, um damit der höheren Idee gerecht zu werden oder es zumindest zu versuchen. Aber wenn man es schafft, an diesen Punkt zu kommen, an dem man merkt, ich kann den Text und die Noten sicher, ich habe einen Interpretationsgedanken und einen Interpretationswillen – sich dann auf dieser Ebene zu begegnen und mit jemandem wie Thomas zu arbeiten, ist unvorstellbar bereichernd. Das gilt nicht nur aktiv praktizierend, sondern auch passiv im Meisterkurs beim Zuhören, wenn es z.B. um ein Lied geht, das man selbst gesungen hat und bei dem man vielleicht denkt, das hätte ich ganz anders gemacht …
TH Das ist ein wichtiger Aspekt – es sind zwei ganz unterschiedliche Situationen. Ich sage immer wieder: Ich bin nicht euer Gesangslehrer. Wenn es um heiklere Punkte geht, stimmlich oder technisch, kommt es darauf an, das Ganze in Relation zu sehen dazu, was der- oder diejenige im Unterricht macht. Dann frage ich auch manchmal: Wie weit ist das entfernt von dem, was du von zuhause gewohnt bist? Hat dich schon mal jemand darauf aufmerksam gemacht? Gesangspädagogik hat viel mit Semantik und persönlicher Perspektive zu tun. Aber auch wenn wir Dinge unterschiedlich verstehen oder sie anders ausdrücken, bleibt unser Ziel dasselbe. Vor allem ist es ein lebendiger Prozess und ich genieße diese Zusammenarbeit sehr. In jeder Unterrichtssituation, aber besonders im Gesang, geht es ja nie darum, vom Parnass herunterzusteigen und zu sagen: So funktioniert es. Jede Stimme, jede Persönlichkeit ist einzigartig. Ich glaube nicht an eine Gesangsmethode. Ich glaube daran, wie unser Körper anatomisch gebaut ist. Und diesen Körper müssen wir so effizient und so ehrlich wie möglich mit dem Gesang in Einklang bringen. Den Instinkt zu singen haben wir alle, die wir diesen Beruf ergreifen. Das lässt sich nicht lehren. Ich kann nur helfen, eine Stimme, die schon da ist, zum Leuchten zu bringen – ein bisschen wie ein Diamantenschleifer. Das ist eine Herausforderung, aber ich tue es schon viele Jahre und werde auch so bald nicht aufhören. Es macht mir unglaublich viel Spaß. Und ab und zu einen echten Aha-Moment mitzuerleben – das ist einfach sehr erfüllend.
Die Fragen stellte Philipp Brieler.
Philipp Brieler ist leitender Dramaturg am Pierre Boulez Saal. Nach einem Studium der Musikwissenschaft arbeitete er am Thalia Theater in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen und für Thomas Hampsons Hampsong Foundation. Von 2007 bis 2016 war er Managing Editor an der Metropolitan Opera in New York.
Mr. Hampson, five years ago we talked about the Pierre Boulez Saal’s firstever Schubert Weekend. There have been several Schubert Weeks since then, and the repertoire has continuously expanded to include the decades immediately before and after Schubert. This season, for the first time, the perspective opens up far into the 19th and 20th centuries. How did this program come about?
Thomas Hampson Schubert is our guide, our muse, no question. His music embodies the quintessence of song, and of German lied in particular, and I think we’ve explored a lot of things over the last five years. But I also don’t want this week to turn into a kind of “Schubert club.” One option of course would be to focus on a specific aspect of his lied output each year—there’s certainly more than enough repertoire. From there you could slowly make your way to Schumann, to Brahms, and eventually to Liszt… We’ve actually done that to a certain extent over the last few years. I also don’t think it’s that important to really perform all 600 of Schubert’s songs. I’m more interested in discovering and showing what the artistic essence of a song or a lied is. Music doesn’t need words, and words don’t need music, but when they merge, a new art form is created—I’ve talked about that many times. Song is the testament and the diary of human existence, not something to entertain people. It starts with a thought or an emotion, a metaphor, an extramusical context that is expressed in words, which then inspires a composer to transform it into a musical setting. Anything we hear in that music, whether it’s a galloping horse or a gurgling stream or a spinning wheel, just takes us deeper into the human dimension, into the psychology of the moment. To me, that’s the essence of an art song. For all these different reasons, we decided to go a little further with the repertoire this year, up to the dissolution of tonality in the years just before World War I, and even beyond. We’ll see where this will lead us over the next couple of years. But Schubert remains our guiding star, not least because everyone admired and idolized him, from Mahler to Schoenberg. Each event this week has a strong connection to his work. By the way, there are also three all-Schubert programs.
You open your recital with songs by Carl Loewe and the Heine settings from Schubert’s Schwanengesang. The program’s second half takes the idea of “freedom” as a motto and includes works by a range of composers.
TH Loewe is very important to me. I’m really drawn to his songs, and I find the connection with Goethe and Heine especially meaningful.
Schubert’s Heine settings may be the most forward-looking songs he ever wrote. When you listen to them and study them, it really strikes you and you wonder where he might have gone if he had lived just another five years… And poems like Goethe’s Über allen Gipfeln ist Ruh’ or Ich denke dein are simply among the most beautiful in all of German literature. These are moments when time stops and we get to glory in our shared humanity. These pieces provide a sort of springboard, a jumping-off point for the second part of the program, which goes beyond these intimate moments and opens up a perspective of Weltanschauung, if you will. I’ve done several recitals inspired by the “freedom” theme in recent years. There’s obviously a certain ambiguity to it: which freedom are we talking about? What does freedom mean if it limits somebody else’s freedom? This doesn’t just relate to a situation of war, which many of these songs deal with. Freedom in that sense really means the individual right of self-determination, which in one way or another is threatened in these songs: we see a victim in the Zemlinsky, someone who is haunted and pursued in Mahler’s Revelge, or a lost soul in the Hindemith. That’s why I end the program with this tremendous piece by Walt Whitman and Leonard Bernstein, To What You Said. In the poem, Whitman really examines his entire life and the question of what freedom means—not just regarding sexual identity but also the challenge of recognizing yourself and acting freely as an individual in this world. This kind of psychological self-recognition is also an important part of Schubert’s Heine songs. In fact I think there are certain parallels between Heine and Whitman, but that’s another subject…
Susan, your program similarly includes a wide range of musical styles, from Loewe and Schubert to Wolf and Strauss, to Kurt Weill. What’s the idea behind it?
Susan Zarrabi With any recital, it’s always essential to me to have a thread that weaves through it—not necessarily musically or harmonically, but especially in terms of the poems. If I had to find a headline for this program, it could simply be called “Women.” I wanted to examine different female characters, “from saint to whore,” if you want to put it that way. My initial idea was to take all of Schubert’s songs that have a woman’s name as their title, but the result would have been a very one-dimensional picture. So I decided to combine this with other composers, including a woman, Emilie Mayer. Her song Das Schlüsselloch im Herzen, “The Keyhole in the Heart,”
is about how love eventually finds a way into one’s heart. It fits very well between Schubert’s Die junge Nonne and Wolf’s Die Kleine, which both deal with doubt and desire and longing. I begin with Loewe’s Frauenliebe, “A Woman’s Love”—there we have the figure of a mother who speaks words of advice to her child. I wanted to open with that, so the program becomes a sort of life story: Where can your life’s path lead you? Which roads do you take? Where do you find guidance? At the end, we have Weill’s Der Abschiedsbrief and Die Kleptomanin by Friedrich Hollaender. There needs to be a bit of humor and irony as well!
From its inception, the Schubert Week has been a collaboration with the Lied Academy of the Heidelberger Frühling festival. Susan, you were part of the first workshop at the Pierre Boulez Saal in January 2018 and three years later returned to perform in the Young Singers series. But you first met Thomas Hampson in Heidelberg in 2016…
SZ I remember it very well because it was the first time I really got out of the conservatory and started looking beyond my own nose. It was my very first masterclass and it made a huge impression on me.
TH You came with this beautiful voice and a very charismatic approach to singing. That’s something you can’t teach. But I think in a way you hadn’t really started recognizing yourself. I remember the first piece we worked on was Mahler’s Rheinlegendchen, and as we got into some of the details, your initial reaction was, Wow, this is a lot more work that I thought! (laughs)
SZ (laughs) I learned a lot—let me put it that way! Just to feel the atmosphere together will all the colleagues, to take in the spirit of that place and situation was truly indescribable. And it’s the same here at the Pierre Boulez Saal. It’s never about elbowing your way through, which unfortunately, as we know, also happens quite a bit in our field. It’s always an exchange. Ours is such a small world, you see each other often and I love that. Many of the people I met in Heidelberg live here in Berlin and we get to support each other, go to each other’s concerts, and form a community. I think that’s important.
TH And it’s a constant process. You can’t become a singer unless you sing. As a teacher and mentor, the greatest challenge for me is to lend this kind of support because everything we do in class has to come out somewhere. I’m very pleased to have been part of your development as an artist, but at the end of the day it’s you who has to put it all together, and I’m very proud of the way
you’ve done that. Our job is to provide a platform for our young colleagues, to give you the chance to sing. And for any young singer, the healthiest and most beautiful thing are songs, because they demand a very close connection between thought and sound.
SZ There’s this famous quote I’m always reminded of: tradition is not the worship of ashes but the preservation of fire. That’s Thomas Hampson to me. You’re so incredibly passionate about it, and you really inspired that love for singing this music in me—not just for singing it but also for coming back to it again and again and keep exploring these pieces. There’s an infinite number of details to
bring out, especially compared to opera, where I spend most of my time these days. Having the opportunity to not only work on this but to perform this repertoire in a place like the Pierre Boulez Saal is a wonderful gift.
Part of the audience here in Berlin may not be aware that all of this is happening in cooperation with the Heidelberger Frühling, which established its own Lied Center in 2016. How did this collaboration start?
TH I’ve been artistic director of the Heidelberger Frühling’s Lied Academy since 2011, where I work closely with their intendant Thorsten Schmidt and his team. A few years later, when Daniel Barenboim had the idea of establishing a long-term lied project at the Pierre Boulez Saal—which hadn’t even opened at the time— my first thought was to somehow bring these two institutions together. I’m very happy with the way this partnership has evolved. You have to imagine it as a kind of rising spiral: every year there’s an application process, from which we select approximately 40 or 45 young musicians who are invited to audition in Heidelberg in the fall. After a first round I work with some of them in more detail, and from that group we eventually choose eight to ten singers and three or four pianists who get to participate in a workshop— we call them the scholars. The next period is the week here at the Pierre Boulez Saal, where the repertoire is 95 % Schubert. In April we meet again in Heidelberg for another three days, and in June we end there with the Heidelberger Frühling Lied Festival, which includes a working period part of which is open to the public. It makes for a very intense year. From this group of scholars who have gone through the program—there have been a few who came back for a second year—we select the fellows who get to perform half of a recital program here in Berlin as part of the Young Singers concerts. This isn’t because we don’t want it to be a full recital, but because that way we’re able to present a wider range of different voices. The wonderful thing is that these young colleagues get the opportunity to work with some of the best pianists in the world, including Malcolm Martineau and Graham Johnson this year. I like to compare it with handing them the keys to the Rolls-Royce and to tell them to go for a ride over the weekend. It’s a priceless experience for them.
Susan, what has this process been like for you over the course of several years?
SZ It’s been incredibly intense from the very beginning, especially
when I first came to the Pierre Boulez Saal in 2018. Working so closely with everyone almost felt like being in a laboratory— very inspiring and also overwhelming in a good way. I was completely exhausted afterward. You get so much input and try to internalize it all and preserve it so you can come back to it. With singing, that’s often how it happens: you work on something but only get to reap the benefits months later.
How does a masterclass situation compare to what happens at a music conservatory?
SZ They are worlds apart, it’s a whole different cosmos. Here we have the chance to come together and explore the beautiful things in life, to really devote ourselves to them. It’s a form of self-discovery that’s very important to me as an artist. How are you going to come up with an interpretation if you can’t say: This is what I think about this particular subject. Otherwise you’re just repeating things and copying them. It’s about mastering the technical side to a certain degree and to then do justice to the higher idea, or at least to try. When you manage to reach that point at which you realize, I know the text, I know the music, I have a thought and the will to express it—to meet on that level and work with someone like Thomas is incredibly enriching. And that’s true not only in terms of being actively involved but also as you listen to others during a masterclass, for example if someone is working on a song you’ve performed yourself and you might think: I would have done this completely differently…
TH This is an important aspect—we’re looking at two distinct situations. I always make it clear to say: I’m not your voice teacher. When you’re working on a sensitive issue, vocally or technically, you have to approach it in relation to what that person has been doing in their regular studies. That’s why I’ll sometimes ask: How far is this from what you’re used to? Has anyone ever mentioned this to you? To teach singing has a lot to do with semantics and personal perspective. But even if we understand or express things differently, the goal is always the same. First and foremost, it’s a process that’s flexible and alive, and I really enjoy this kind of collaboration. In any teacher-student setting, but especially in singing, it’s never about climbing down from Mount Parnassus and saying: This is how it works. Each voice, each personality is unique. I don’t believe in any specific
method of singing. I believe in the way our bodies are built anatomically, and our job is to align that body as efficiently and as honestly as we can with the act of singing. Anyone who decides to pursue this profession has the instinct to sing. You can’t teach that. I can only help to make a voice shine that already exists—somewhat like a diamond cutter. It’s a challenge, but I’ve been doing it for many years now and I’m not planning on stopping anytime soon. It’s an incredible joy. And occasionally getting to witness a real aha moment—that’s the most fulfilling thing of all.
Interview: Philipp Brieler