Zu neuen Ufern Streichquartette von Mozart, Bartók und Sibelius
Har r y Haskell
Alle drei Streichquartette des heutigen Programms waren richtungsweisende Werke im Schaffen ihrer Autoren. Mozarts d-moll-Quartett, eines der sechs „Haydn-Quartette“, die er seinem hochgeschätzten älteren Kollegen widmete, blickt zurück in die musikalische Vergangenheit und lässt gleichzeitg die Zukunft erahnen. Es ist sowohl Hommage an Haydns klassische Ausgewogenheit und seinen geistvollen Witz als auch Vorahnung auf die stärker dramatisch geprägte Musik Beethovens und Schuberts. Béla Bartóks Suche nach Wegen, seine Musik formal organischer zu gestalten, führte zu so innovativen Konstruktionen wie der Bogenstruktur seines Vierten Streichquartetts, dessen fünf thematisch mit einander verwobene Sätze symmetrisch um den zentralen langsamen Satz angeordnet sind, wie um den Kern einer Nuss. Jean Sibelius wiederum hatte sich zu Beginn seiner Laufbahn einen Ruf als musikalischer Nationalist erworben mit Werken, die vom Geist der freien Natur und von der Dichtung des finnischen Nationalepos Kalevala inspiriert waren. Mit dem grüblerischen d-moll-Quartett von 1908/09 schlug er jedoch einen radikal neuen Weg ein, der ihn in die karge, postromantische Landschaft seiner späten Schaffensperiode führte. Mozarts lyrisches Moll Anfang der 1780er Jahre hatte Wolfgang Amadeus Mozart seine Lehrzeit als Streichquartett-Komponist bei Haydn abgeschlossen. Der hatte das klassische Streichquartett zu voller Reife gebracht – Mozart sollte es mit ungekannter emotionaler Tiefe und Komplexität bereichern. Nirgendwo wird das ohrenfälliger als in den sechs Quartetten, die Mozart zwischen 1782 und 1785 komponierte und die heute als „Haydn-Quartette“ bekannt sind. Mit der 5