Kirchenfenster 4 / 2013

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kirchenfenster

Winter 2013 Erscheint viermal jährlich Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Binningen-Bottmingen

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Sehnsucht nach Licht Der Advent fällt in die dunkelste Jahreszeit. Durch Kerzen und Lichterketten versuchen die Menschen Licht ins Dunkel zu bringen. Aber Licht und Schatten prägen nicht nur äusserlich diese Zeit, sondern häufig auch innerlich. Obgleich der Advent eine Zeit des Lichts sein will, wird er oft anders erlebt und empfunden, ist durchzogen von Licht und Schatten, von Dunkelheit sogar. So sehr wir uns alle nach Licht, Wärme und Geborgenheit für uns und die ganze Welt sehnen, so wissen wir doch, dass es in diesem Leben immer Licht und Schatten geben wird. Die Welt ist geprägt von Dunkelheit. Oft regieren Schmerz und Trauer nicht nur in fernen Ländern, sondern auch mitten in unserer Umgebung und im persönlichen Leben. Viele unserer Mitmenschen leiden in diesen Tagen an schweren Schicksalsschlägen, an Krankheit und unter Alltagskämpfen. Sie fragen sich: «Können wir in einer solchen Zeit Weihnachten feiern?» Die Christenheit gibt mit der jahreszeit-

lichen Zuordnung von Weihnachten eine gewagte Antwort: Mitten in die dunkelste Zeit des Jahres setzt sie die Feier des Lichtes. Das Wechselspiel von Licht und Dunkel verbindet die Bibel mit der Ankunft Gottes in dieser Welt. Die tiefen Glaubenserfahrungen unzähliger Menschen durch die Jahrtausende hindurch unterstreichen es: Gerade im Dunkel leuchtet das Licht besonders hell auf. Hier entfaltet die Botschaft vom Kommen Gottes in unserer dunklen Welt ihre volle Strahlkraft. In Jesaja, Kapital 9 lesen wir: «Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind», und in Johannes, Kapitel 1: «Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.» Gott setzt Zeichen. Gott arbeitet mit und durch unvollkommene Menschen, verletzliche Menschen wie wir. Gott macht immer wieder Menschen bereit Hände zu halten, Wahrheit zu suchen, Schönheit zu lieben, das Gute zu wol-

len und das Bestmögliche zu tun. Es liegt an uns, uns anstecken zu lassen von den wunderbaren Flammen der Liebe Gottes. Gott stärkt uns und gibt uns Mut, kleine erste Schritte zu tun, um Licht in diese Welt zu bringen. Wir Menschen sehnen uns nach Licht. Wir suchen das, was unsere Leben hell macht. Gott will Licht in unser Leben bringen. Gott will, dass wir im Lichte leben und Licht weitergeben. Gott will, dass unser Leben gelingt, aber auch die Gemeinschaft in der wir leben. Lasst uns in dieser dunklen Jahreszeit mit Liebe und Leidenschaft, eine bejahende Flamme sein. Und mit Freude und Zuversicht die Weihnachtskerzen anzünden. Kim Marie, Pfarrerin Der englische Dichter W.H. Auden, der zu den grossen Lyrikern des 20. Jahrhunderts gehört, schrieb von Licht in der Dunkelheit seiner Zeit. Über den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dichtete er die folgenden Verse:

Wehrlos im Dunkel der Nacht liegt benommen unsere Welt; dennoch, ein Aufblitzen überall, Lichtpunkte ungeahnt und unverzagt, dort, wo die Gerechten ihre Botschaften austauschen: Lass mich, wie sie, Geschöpf aus Leidenschaft und Staub, bedrängt von Ablehnung und Verzweiflung, Zeichen einer bejahenden Flamme sein.


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