HS Nesenbach - Eine Suche

Page 1

manual



MANUAL HS Nesenbach - Eine Suche Seminar Landschaftslabor Stadt | ILPĂ– Sommersemester 2011

Marius Ege Yza Hunsinger Lisa Kobuch Juliane Zindel


F체r Nachahmungst채ter:

Der HS- Nesenbachdetektor zum Selberbauen:

Der erste Schritt:

2


wichtige Hinweise:


Beispielobjekt:


Man nehme:


Die Einzelteile:

Was Nun?




documentation



DOCUMENTATION HS Nesenbach - Eine Suche Seminar Landschaftslabor Stadt | ILPĂ– Sommersemester 2011

Marius Ege Yza Hunsinger Lisa Kobuch Juliane Zindel


HS Nesenbach - ein Spaziergang Beginn Neckarmündung Am 9.6.2011 um 14 Uhr trafen sich die Teilnehmer des Seminars Landschaftslabor Stadt vor dem Mineralbad Leuze, um sich auf die erste einer ganzen Reihe von Stadttouren zu begeben: diese Tour führte sie auf die Spuren des Stuttgarter Nesenbachs. Da dieser mit bloßem Auge an kaum einer Stelle mehr sichtbar ist, sollten sie dabei Hilfe von einem durch zahlreiche technische Applikationen wie einem GPS- Gerät, einem Tiefen- und Geschichtsdiaprojektor, einem Fakometer sowie einem Informationsapparat umgerüsteten Einkaufswagen, dem Nesenbachdetektor, erhalten. Bei dessen Anblick reagierte die Gruppe zunächst überrascht, jedoch neugierig. Anhand der ausgeteilten Handzettel wurde die Funktionsweise des Detektors erklärt. Nach dieser kurzen Einweisung wurde ein „freiwilliger“ Maschinenführer benannt und dann konnte die NS- Nesenbachtour auch schon starten. Von Tour- Beginn an war das GPS- Gerät gefragt: um überhaupt dem Verlauf des Baches folgen zu können, musste die Gruppe auf den vom Gerät vorgezeichneten Weg vertrauen, was sie anfangs zögerlich, dann jedoch immer überzeugter tat.

#1 Schlosspark Nach kurzem Marsch durch den Schlossgarten wurde die Gruppe durch das Klingeln des InfoApparats zum Halten veranlasst. Durch Abheben aktiviert, erhielt die Gruppe nun einige Informationen darüber, welche Rolle der Nesenbach bei der Entstehung der Stadt Stuttgart gespielt hatte. So diente der Nesenbach den Tieren des Stutengartens als Tränke. Nicht nur durch den französischen Akzent der Sprecherstimme, auch durch laute Hintergrundgeräusche war die Gruppe zu aufmerksamem Lauschen angehalten. Nachdem der Zeitregler auf das Jahr 950 n. Chr. und der Tiefenregler auf „Oberfläche“ eingestellt worden war, produzierte der Projektor passend zu den erhaltenen Informationen ein Dia, das die geschichtliche Bedeutung des Bach für die Stadt Stuttgart nochmals verdeutlichte. Ein weiteres Dia, nach der Neujustierung des Zeitreglers auf „Heute“ und des Tiefenreglers auf „5m“, zeigte die heutige Nutzung des Baches und stellte somit den Wandel der Bachgestalt und dessen Nutzung dar.


Ode an den Nesenbachx Irgendwie war das Schicksal des Nesenbachs im Untergrund, ohne den sich hier einst nie etwas entwickelt hätte und der diese Stadt einst geprägt hatte, wie ein Symbol für die Entwicklung unserer Zivilisation. Er hatte seine Zeit in der Vergangenheit, doch er ist nicht tot. Er fließt weiter und findet seinen Weg, auch wenn es in der Kanalisation ist und nur Dolendeckel ihn hier und da verraten. Und selbst wenn an der Oberfläche längst nichts mehr stehen sollte - diese Quelle wird weiterhin sprudeln und das Wasser seinen Weg zum nächsten Strome finden. Es geschieht still und leise, im Kontrast zu unserem Alltag, aber trägt das Mysterium von etwas Wahrem und von so vielem anderen, was ansonsten nur in unseren Köpfen Platz findet ...

Nach dem Wechsel des Maschinenführers wurde die Tour bis zum nächsten Haltepunkt fortgesetzt; einer kleinen Brücke, die über einen kleinen, künstlich angelegten Bachlauf führt. Um der Gruppe nochmals das Ziel der Tour zu verdeutlichen, nämlich die Art und Weise, wie mit Natur in der Stadt umgegangen wird am Beispiel des Nesenbachs zu analysieren, wurden sie dazu aufgefordert, den Bach genau zu betrachten und zu überlegen, woher dieses oberirdisch laufende Wasser eigentlich kommt. Wie das vorherige Dia ja gezeigt hatte, handelt es sich nicht um den eigentlichen Bach: dieser verläuft zum Abwasserkanal umfunktioniert unterirdisch. Zu sehen ist ein künstlich angelegter, mit Trinkwasser gespeister Bach, der jedoch immerhin den ursprünglichen Verlauf nachzuzeichnen versucht. In der anschließenden Diskussion bewertete die Gruppe den Umgang mit diesem Wasserlauf deshalb mit dem Fakefaktor 3, mittelhoher Ausschlag.


Ode an den Nesenbach 2 Stuagert ghört zom Nesabach, / So ists ond so wirds sei, Wia Heidelberg zom Necker ghört / ond Offe’bach zom Mai’, Bei Vaih’ng uf de Fildra, / Do lauf r aus em Quell, ond nonterwärts durchs “Kalte TAl” / zom Necker ziahts en schnell. Friahr ist r uf sei’m ganza Weg, / ond au durch d Altsstadt, offa, Als Bach mit Gäns ond Enta dren / gemütlich a’ne gloffa Er sei zwor macnhmol au, so hoißt’s / ganz wild durch Stuagert braust Häb d Gassa kniahoch überschwemmt / ond übel-übel ghaust. Ond drom und weil im Lauf dr Zeit / e bissle häb er gschmeckt, hent se sei Bett en Boda glegt / ond hent am d Sicht verdeckt: Von “Häslich” bis em “Stöckach” zua / Doch ehm ist dees egal schempf mer’n doch nemme “Welzimdreck”!/ lauft r jetz so durchs Tal. Dr necker nemmt n mit an Rhei’ / en d NOrdsee führt en der ond manches, was dort romschwemmt, kommt / direkt von stuagert her!

#4 Gerberstraße Nach einem erneuten kurzen Marsch gab es in der Gerberstraße eine verdiente Pause. Zu Nesenbach- Fischli und Fröschli gab es nochmals Infos zur historischen Nutzung des Bachs im Gerberviertel Waschplatz für Leder. Anschließend wurde die neuangelegte Straßengestaltung diskutiert: eine Rinne in Straßenmitte soll in diesem Abschnitt den Nesenbach symbolisch wiederspiegeln, sie führt jedoch kein Wasser. Dazu äußerte sich die Gruppe einheitlich negativ, die Rinne wurde gar als „längliche Mülltonne ohne Wasser“ bezeichnet.


Verlauf des Nesenbachs in Stuttgart

Der Nesenbach fließt von Vaihingen durchs Kaltental über Heslach und quer durch die Innenstadt, entlang dem Schlosspark in den Neckar. Diesen Lauf haben wir rückwärts, also vom Neckarzufluss an der Karlsbrücke neben dem „Leuze“ zurück verfolgt.


#2 Altes Schloss Weiter ging es durch den Park, am Landtag vorbei bis zum alten Schloss. Bei diesem Stopp erhielt die Gruppe neuen Input: Informationen und ein Dia über das historische Wasserschloss sollten nochmals die Bedeutung des Bachs für die Stuttgarter Stadtgeschichte verdeutlichen. Fragen der Teilnehmer zum Zusammenhang von Informationen, Dias und Strecke zeigten, dass das Ziel der Tour immer noch nicht ganz verstanden war, sodass dies nochmals erklärt wurde: die Strecke folgt dem Originalverlauf des Baches, Informationen und Dias aus unterschiedlichen Zeiten und Tiefen sollen den Umgang mit dem Bach aufzeigen und der Fakometer soll die Ergebnisse der Gruppendiskussionen darüber festhalten.

#3 Breuninger Über holpriges Kopfsteinpflaster und unter erstaunten Blicken der Passanten bewegte sich die Gruppe nun weiter durch die Innenstadt, bis sie zu dem Punkt gelangte, an dem man dem Nesenbach am nahesten kommt: dem Kaufhaus Breuninger. Da der Kanal genau zwischen den zwei Häusern des Kaufhauses verläuft, musste er, als diese verbunden werden sollten, umbaut werden. Und so führt heute eine Rolltreppe die Kunden nach unten, direkt unter dem Kanal durch und auf der anderen Seite wieder nach oben. Wegen der Nähe wurde diese Stelle gewählt, um ein das Gedicht „Ode an den Nesenbach“ vorzutragen, in original schwäbischer Mundart, wodurch die Stimmung und Motivation der Gruppe deutlich angehoben wurde. Auch das Entdecken der kleinen Nesenbach- Aufschrift an einer Tür machte die Nähe zum Bach deutlich. Vor dem Breuninger dann wurde der Detektor wieder aktiviert und nach Einstellung des Zeitreglers auf das Jahr 1970 ein neues Dia produziert: damals war der Nesenbach symbolisch in Form eines Aquariums im Kaufhaus sichtbar gemacht worden. Ein klarer Fall für den Fakometer: die Gruppe legte die höchste Stufe für das Jahr 1970 fest, da ein Trinkwassergespeistes Aquarium nichts mit dem eigentlichen Bach zu tun hat. Die heutige Zeit bewertete sie mit der niedrigsten Stufe, da es heute kein Aquarium mehr gibt, der Fake also vollständig revidiert wurde. Erstmals zeigte sich auch reges Interesse bei den Passanten, die stehen blieben, um Informationen mitzubekommen und den Diadetektor zu nutzen.


#5 Kaltental Szenenwechsel. Mit der U- Bahn ging es nun samt Detektor nach Heslach, von der lauten Stadt also ins geruhsame Grün, was von allen Teilnehmern als Erholung empfunden wurde. Dort wurde die Suche nach dem Nesenbach wieder aufgenommen. Beim Einbiegen auf den Rad-und Wanderweg gegenüber der U- Bahnstation entdeckte die Gruppe einen über ein kurzes Stück offenen, wasserführenden Kanal, sollte das nun endlich der „echte“ Nesenbach sein? Nur wenig weiter oben ist von diesem Kanal schon nichts mehr zu sehen, dafür schlängelt sich ein dünnes Rinnsal oberirdisch entlang. Diesem folgte die Gruppe, bis sie kurz vor der Haltestelle Kaltental zu einer Nesenbachinfotafel gelangte, die auch das Ende der HS- Nesenbachtour markierte. Ein letztes Mal kam der Fakometer zum Einsatz: für den unteren Teil einigte sich die Gruppe nach längerer Diskussion auf die Fakestufe 1, da an dieser Stelle erstmals die heutige Nutzung des Bachs als Kanal offen gelegt wird, für den oberen Teil allerdings wurde Stufe 3 festgelegt, da das Rinnsal nicht der eigentliche Bach ist, jedoch immerhin dessen Verlauf wiederspiegelt und außerdem mit Wasser aus dessen Einzugsgebiet gespeist wird.

Quelle Aus Motivations-und Zeitgründen wurde auf eine Fortführung der Tour bis zur eigentlichen Quelle des Bachs in Vaihingen verzichtet.



layers



LAYERS HS Nesenbach - Eine Suche Seminar Landschaftslabor Stadt | ILPĂ– Sommersemester 2011

Marius Ege Yza Hunsinger Lisa Kobuch Juliane Zindel


40

m

etz

en

g we

s he

ün

gr

c

tis

e sth

ä

n

he

c rflä

se

as

c

tis

he

ic stl

e sth

w he

n

äs

the

tisc

he

inf

ras

tru

ktu

r

abbild

s

HS

sa

nit

2

äre

inf

ras

tru

20

ktu

r

h

ac

b en

m

Ne


#1 Schlosspark Im Zuge der Gartenschau IGA 1973 wurden viele kleine Bachläufe im Rosensteinpark angelegt, die “Nesenbächle”. Diese sollen den Lauf des Nesenbachs widerspiegeln.

„Was dem naiven Betrachter als Natur gilt, entpuppt sich so als Produkt der Natur…“ Sieferle, Rolf: die totale Landschaft, Naturlandschaft vs. Kulturlandschaft

3


40

m

r.

.ch

n 00

15

ne

se

nb

ac

ha

ls d

efe

ns

iva

hr.

.c 0n

0

nla

20

ge

indikator

hs

ne

se

nb

hr.

ac

h

0

20

20

4

.c 0n

m


#2 Altes Schloss Das Alte Schloss wurde ca. im Jahre 950 als Wasserschloss zum Schutze des Stutengartens errichtet. Im 13. Jhd erhielt Stuttgart unter dem Grafen Eberhard dem Erlauchten eine Stadtmauer mit vorgelagertem Stadtgraben, der vom Nesenbach gespeist wird.

In diesem Zuge wurde auch der Lustgarten errichtet. Dieser wurde mit zahlreichen Wasserspielen ausgestattet, die auch alle vom Wasser des Nesenbach gespeist wurden.

„Der Kulturprozess kann daher als ein geschichtlicher Vorgang bezeichnet werden, in dessen Verlauf die Natur verdrängt und überformt wurde.“ Sieferle, Rolf: die totale Landschaft, Naturlandschaft vs. Kulturlandschaft

5


40

ge

sc

h채

fts

m

ha

us

Bre

un

ing

er

indikator

un

ter

f체h

run

gh

sn

es

en

ba

ch

10

6

m


#3 Breuninger So hat sich der Umgang mit dem Nesenbach - neben dem rein praktischen Abwasserkanal - zu einem symbolischen entwickelt. Den Anfang machte das Kaufhaus Breuninger. Seit 1929 floss der Bach, eingepackt in eine Betonhülle, durch den Keller.

Als in den 60er-Jahren die beiden Breuninger Gebäude miteinander verbunden werden sollten, war der Kanal im Weg. Man unterquerte ihn mit 2 Rolltreppen. Fischbesetzte Aquarien und etnsprechende Hinweisschilder machten die Passanten darauf aufmerksam.

„fluide Morphologien: Landschaft und gebaute Substanz greifen in zunehmender Weise in einander.“ Aus: hybride Morphologien- Infrastruktur, Architektur, Landschaft

7


20

m

r

se

as

w en

reg

ge

reg

en

wa

sse

rrin

ne

abbild

hs

ne

se

nb

ac

h 20

8

m

Ă&#x;e

ra

rst

e rb


#4 Gerberstraße „Dekoratives oder sanitäres Grün? Nesenbach ist beides: Dekorativ: zur Verschönerung des öffentlichen Raumes. Sanitär: zur aktiven Aneignung, Nutzung und Erholung.“

“ Die Rinnen warten heute noch auf Wasser” Bis 2020: Auf 6,7km Länge (von der Gerberstraße bis zum Neckar) soll der “Stadtbach Nesenbach” entstehen, der bis zu 60% oberirdisch verläuft. In diesem Zuge wurde auch im Jahre 2007 die Gerberstraße renoviert.

9


20

m

ck

rr端

se

s wa

en

ck

be

u sta

en

reg

ren

atu

rie

run

gk

alt

ss flu g zu un er rier s s tu wa na en re reg ach nb se

en

tal ne

abbild

hs

ne

se

nb

ac

h

20

10

m


#5 Kaltental Im 18. Jhd beginnt man einzelne Teile des Nesenbachs zu überwölben. Dies geschieht aus zwei Gründen: um die Stadt vor Hochwasser zu schützen und andererseits um den üblen Geruch zu übertünchen. FACTS: Das Einzugsgebiet des HS Nesenbach ist 3850 Hektar groß.

„Kulturlandschaft (…) ist vom Naturzustand entfernt, daher artifiziell und zerrissen, instabil und arbeitsbedürftig, vielleicht auch nützlich und sicher.“ Sieferle, Rolf: die totale Landschaft, Naturlandschaft vs. Kulturlandschaft

11


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.