Frontera Ein Magazin über Grenzen

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FRONTERA

Zeitschrift f체r Grenzg채nger August 2011

ein Magazin 체ber Grenzen

GRENZE ?

Der Park als Grenze auf der Suche nach Grenzen im Stadtpark


Impressum

Seminar Landschaftslabor Stadt

Frontera, Zeitschrift für Grenzgänger

Seminar - Exkursion SoSem 2011

Herausgeber Frontera Magazine Patrick Müller Florian Lindenberg

Institut für Landschaftsplanung und Ökologie Professorin Antje Stokman Betreuer Moritz Bellers

Internet www.frontera-magazine.com

Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen Professor Gerd de Bruyn Betreuer Ferdinand Ludwig

Redakteure Patrick Müller Florian Lindenberg Texte Patrick Müller Florian Lindenberg Markus Wehrle Max Schetle Teresa Real Yifan Zhang Fotos Max Schetle Patrick Müller Florian Lindenberg Seminarteilnehmer Korrektur Florian Lindenberg Layout Patrick Müller Abonnement Inland € 40, Ausland € 50 (nur gegen Vorauszahlung) Rechte Die Redaktion behält sich alle Rechte, einschließlich der Übersetzung und der fotomechanischen Wiedergabe vor. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, oder auch nicht und Eigentum des Frontera Magazine ISSN 1982 – 1988

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Seminarteilehmer Patrick Müller Florian Lindenberg Markus Wehrle Max Schetle Teresa Real Yifan Zhang


Inhaltsverzeichniss 2

Vorwort zum Thema Grenze

4 Thematische Auseinandersetzung mit dem Seminar Reader “Landschaft slabor Stadt” 17 Der Park und seine Grenzen auf der Suche nach Grenzen im Stadtpark 20

Katalogisierung der Parkgrenzen

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Über den Versuch die Grenzen des Stadtparks zu entdecken

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Ein Versuch den Spaziergang nach Lucius Burckhardt promenadologisch zu deuten

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Cartes Psychogeographique ein Rückblick

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Das Stuttgarter U Stuttgart und seine Parks

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“Was man die Grenzen der Dinge nennt, fängt da an, wo die Dinge aufhören und hört da auf, wo die Dinge anfangen.” Dschuang Dsi

Die Grenze - abgeleitet vom gleichbedeutenden polnischen Wort grancia - ist der Rand eines Raumes und damit ein Trennwert, eine Trennlinie oder eine Trennfläche. Diese Begriffsdefinition findet man, wenn man nach dem Wort Grenze sucht. Neben politischen-, wirtschaftlichen- oder Eigentumsgrenzen findet man auch Grenzen die durch Landschaft und Kultur definiert sind. Grenzen findet man überall, sei es die Grundstücksgrenze im heimischen Garten, der Grenzverlauf zwischen zweier Staaten oder imaginäre Grenzen. Die aktuelle Frontera-Ausgabe befasst sich mit den Grenzen in und an der Parklandschaft des „Stuttgarter U“. Anhand einer Route durch die Parkbereiche galt es die dort angrenzenden Über- und Durchgänge zu entdecken und zu katalogisieren. Aber warum Grenzen? Was macht Grenzen so interessant? Die meisten Grenzen versuchen einen Raum oder einen Bereich zu definieren. Die öffentlichen Naherholungsflächen sind für alle frei zugänglich, sind aber dennoch, wenn man sie näher betrachtet durch Grenzen definiert. Dies hängt einerseits mit der umliegenden Landschaft und der angrenzenden Bebauung zusammen. Doch wie wirken diese Schnittstellen auf uns? In welchen urbanen Kontext kann man diese Grenzen setzen? Die Wirkung einer Grenze kann teilweise beeinflusst werden, wie beispielsweise die ehemalige innerdeutsche Grenze zur DDR. Diese Grenze wirkte bedrohlich, da mittels Stacheldraht und Selbstschussanlagen versucht wurde, die Menschen innerhalb der DDR daran 2 FRONTERA

zu hindern, diesen definierten Raum zu verlassen. Ein anderes Beispiel ist der Grenzverlauf zwischen Mexiko und den USA, wo ein extrem hoher Aufwand betrieben wird diese Grenzen zu überwachen – von Seiten der USA. Aber auch in der Landschaft entdecken wir Grenzen. Manche Grenzen sind natürlichen Ursprungs, wie zum Beispiel der Rhein. Im Laufe der Zeit und mit der Entwicklung der Großstädte wurde die Landschaft immer weiter eingegrenzt. Parkanlagen wurden künstlich angelegt und in den Stadtraum eingebettet. An vielen Orten wurde der Park definiert und der Rest der Stadt entwickelte sich um den Park herum, wie man an dem Central Park in New York erkennen kann. Jede Parklandschaft benötigt Grenzen und muss es dem Menschen ermöglichen sich den Raum zu erschließen. Es gibt inszenierte Eingänge, die klar definieren wo der Übergang von Parkzu Stadtraum ist, aber auch Nischen und Durchgänge die von Menschen entdeckt und als Zu- und Ausgang genutzt wurden und kontinuierlich Ausgebaut werden. Bei manchen Situationen ist es nicht eindeutig, wo genau der Grenzverlauf zwischen Park und Stadt, oder der angrenzenden urbanen Fläche ist. Diese Räume wirken anders auf den Betrachter als ein schön ausgestaltetes Parktor. Welche Übergänge lassen sich auf einer Tour durch den Park entdecken und wie wirken sie auf uns? Diese Frage stellten sich sechs Studenten im Seminar „Landschaftslabor Stadt“ und wagten ein Experiment mit dem Ziel Grenzen zu erkunden.


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Thematische Auseinandersetzung mit dem Seminar Reader “Landschaftslabor Stadt”

Im Zuge der Seminarausarbeitung setzte sich unsere Arbeitsgruppe ein weiteres Mal mit dem Seminar Reader “Landschaftslabor Stadt“ auseinander und versuchte innerhalb der einzelnen Texte Auszüge im Bezug auf Grenzen herauszuarbeiten, zu analysieren und sie in den Bezug des Stadtspaziergangs zu setzen. Wo dies aufgrund der Texte nicht möglich war erstellten die Teilnehmer eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes.

Die totale Landschaft Rolf P. Sieferle Sieferle erklärt in seinem Text Definitionen für den Landschaftsbegriff, die er durch den menschlichen Eingriff und Faktoren wie lokale Anpassung und Tradition beschreibt. Von Naturlandschaft spricht er, wenn die Landschaft vollkommen ohne den Einfluss des Men4 FRONTERA

schen, ergo interventionsfrei, entsteht und besteht. Sie ist das ursprüngliche, ist < harmonisch, gleichgewichtig und schön >. Dem entgegen setzt er die Kulturlandschaft. Diese muss stets gehegt und gepflegt werden, um sie zu erhalten erfordert es regelmäßiger und intensiver Arbeit - Kultivierung. Sie grenzt sich daher bewusst von der Natur ab und ist < artifiziell und zerrissen, instabil und arbeitsbedürftig >, bietet aber auch Schutz und Nutzen. Den Kulturprozess, also die Erschaffung der Kulturlandschaft, versteht Sieferle als einen historischen Vorgang, bei dem nach und nach die Natur verdrängt und entstellt wird. Er differenziert weiterhin zwischen Kulturlandschaft und Agrikulturlandschaft. Letzteres sieht er als kleineres Übel, die Agrikulturlandschaft besitzt teilweise Eigenschaften der Natur. Sie entspringt einer Evolution, beeinflusst durch ortsgebundene Kriterien. Industrialisierung und Homogenisierung der Landschaft gehen in ihrer Entwicklung Hand in Hand und zerstören mit Hilfe des erstarkten Informationsfluss die Agrarkulturlandschaft. Eine flächendeckende Gleichförmigkeit setzt ein, bei der sich die Gebäude immer stärker von ihrem Ort emanzipieren, also an beliebiger stelle ohne Rücksicht auf den Kontext errichtet werden können. Heimatschutzstil und die Moderne, die Eindeutigkeit erzeugen wollen, scheitern daran, der Homogenisierung entgegenzuwirken und bieten stattdessen lediglich eine Erweiterung seiner Formsprache. Als Verflüchtigung, Kurzlebigkeit der Stile, die sich global zu einem Brei vermischen, charakterisiert Sieferle die Entwicklung des 20 Jahrhunderts. Stilbildung ist nicht mehr möglich, das ständige erschaffen und zerstören führt zu der einzigen konstanten Eigenschaft eben nicht von Dauer zu sein Paradox. Gleichzeitig kann jedoch die Kreativität des Flüchtigen mit der von früheren großen Baumeistern der Gotik mithalten. Moderne Bauten <verlangen selbst nach ihrem Abriss>, sie setzen keine Patina an, werden mit dem Alter also nicht schöner, sondern verrotten einfach nur. In der totalen Landschaft sieht er durch die zukünftig erstarkenden Faktoren Energieknappheit und Informationsüberfluss


Überraschungspotential, da es in der Vergan- neue abgelöst werden. Das Untersuchungsfeld genheit eine solche Konstellation bisher nicht der verstädterten/verlandschafteten Stadt darf gegeben hat. Yifan Zang nicht vorschnell in Begriffe wie Zwischenstadt, Netzstadt, Stadtlandschaft gefasst werden. Es muss in seinen Widersprüchen, in seiner Komplexität und seinen Problemen offen geSieben einfache Zugänge zum Begreifen und zum halten werden für neue Betrachtungsweißen und Gestaltungszugänge. Umgang mit der Zwischenstadt Thomas Sieverts Bei der Auseinandersetzung mit der Stadt proThomas Sieverts befasst sich in seinem Text bierte Sieverts unterschiedliche Methoden, Wege „Sieben einfache Zugänge zum Begreifen und und Perspektiven die Stadt zu begreifen. Im zum Umgang mit der Zwischenstadt“ mit dem Laufe der Zeit setzte er sich mit unterschiedliThema der verstädterten Landschaft/verland- chen Ansätzen, Theorien und Gruppen auseinschafteten Stadt. Diese Begrifflichkeit wird erst ander. seit kurzem im deutschsprachigen Raum als Im nachfolgenden Text werden seine sieben, eigenes Thema wahrgenommen und diskutiert. von ihm als grundlegende, Zugänge zum VerSieverts untersucht diesen neuen Typus der ständnis der gegenwärtigen Stadtformen betraStadtstruktur und zeigt die Ursachen, die zur chtet: Entwicklung der Zwischenstadt geführt haben, Das Ränder suchende Siedlungsverhalten: auf. Die Evolution der Menschen war in ihrer Frühzeit Nach und nach wird in Fachkreisen erkannt, auch durch das Leben in Savannenlandschafdass die Zwischenstadt eine neuzeitliche En- ten geprägt. Dort wurde bevorzugt an lockeren twicklung ist und es wird jetzt schon über Waldrändern gesiedelt. Diese frühgeschichtliche die Nutzungen der Potentiale der Zwischenstadt Entwicklung erklärt womöglich, dass der Mensch diskutiert. Bis die Zwischenstadt in der breiten auch heute noch ein Rand suchendes LebewMasse erkannt und wann deren Potentiale ge- esen ist. Andere Faktoren lassen das Siednutzt werden ist noch ungewiss, so Sieverts. Er lungsverhalten des Menschen einfacher erklären: behauptet, dass der Mainstream in Europa noch Im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten immer in einer alten Betrachtung der Stadtland- suchen Menschen nach Wohnstandorten am Rande offener Landschaften. Zugleich muss schaft befangen sei. Diese Betrachtungsweiße vergleicht Sieverts mit die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten oder Schuden USA. Dort gibt es ebenfalls Stadtvorstel- len gewährleistet sein. Dies gelingt über gute lungen, welche aber durch ihre Entstehungs- öffentliche Verkehrsmittel und leistungsfähige geschichte wesentlich unbefangener und of- Strassenanschlüsse. fener ist. Begriffe wie der „Urban Sprawl“, Dadurch wird versucht einen größtmöglichen deren Gegenbewegung „New Urbansim“ oder Gewinn an frei verfügbaren Raum für ein Pridie neue Idee von „Urban Landscape“ werden vatleben zu gewinnen, in dem möglichst wenig in Verbindung mit den Stadtvorstellungen der persönliche Rücksicht genommen werden muss. Im städtischen Raum, wo alles komprimierter ist, USA gebracht. Solch ein Diskurs im europäischen Raum könnte ist die schnelle Erreichbarkeit der unterschiedlidas Verständnis der neuen Stadtlandschaft chen Dienstleistungen hoch, aber man hat Einvorantreiben, aber setzt voraus, dass sich die schränkungen des persönlichen Freiraumes. Dies ältere Generation der Städtebauer von ihren al- wird durch eine bessere Erreichbarkeit mittels ten Leitbildern lösen und ein neues Verständnis guter Straßenanschlüsse an offene Landschaften von Stadt entwickeln. Wichtig ist, so Sieverts, kompensiert. dass nicht vorschnell neue Bilder an die Stelle Dort wird dem Mensch bei gleichbleibender Erder alten Bilder treten und Konventionen durch reichbarkeit der Einrichtungen, im Rahmen ihres FRONTERA

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Budgets, mehr persönlicher Freiraum geboten. Zwischenstadt als Feld der sich ausdifferenzierenden Funktionssysteme: Fast alle Elemente der Stadt dienten mehreren Aufgaben und waren mehrfach kodiert. So schmückte beispielsweiße die Fassade des Bürgerhauses gleichzeitig den öffentlichen Raum. Fast jedes Element hatte im Stadtraum mindestens zwei Funktionen. Im Laufe der Zeit setzte die raumfunktionale Arbeitsteilung ein, aufgrund der benötigten Kapazität lösten sich viele Systeme von der „Mutterstadt“ (Lagerhäuser, Wohnsiedlungen). Vor der Stadt war der Entwicklung keine Grenzen gesetzt, allerhöchstens aufgrund der Topografie. Das Handwerk entwickelte sich zum industriellen Großbetrieb, das Strassensystem spezialisierte sich im Suburbanen Umfeld, die Eisenbahn erschuf sich Raum in- und ausserhalb der Städte. Durch diese Ausdifferenzierung kommt es zu einer Abgrenzung nach aussen. Kleine Läden werden zum Shoppingcenter, Klosterspitale zu Großkrankenhäuser. Diese Institutionen betrachtet Sieverts als „Maker and Breaker“: Sie verkörpern die dynamische Stadtentwicklung und widersetzen sich den Grenzen des alten Stadtgefüges. Mit dem Auszug bleibt zwar das alte Stadtbild bestehen aber die umliegende Landschaft muss diesem Platz weichen. Diese Entwicklung wurde hingenommen, da ausreichend Platz vorhanden war und es Rückbezüge zur „Mutterstadt“ gab. Inzwischen ist der Platz knapp geworden, die Systeme stoßen aneinander, weil sie funktionale, aber keine gestalterischen Beziehungen untereinander aufgenommen haben. Ein „Systemwirrwar“ bietet sich dem Betrachter, so Sieverts. Für zukünftige Planungen und Verbesserungen muss die Stadt als Ganzes betrachtet werden, nicht nur die Zwischenstadt. Es gilt die Verknüpfungen zu verbessern, Systeme zu überlagern und sie wieder mehrfach zu kodieren, damit jedes Element im Stadtraum wieder mehr Funktionen aufweist.

Die Entwicklung der Funktionssysteme basiert auf der Unterwerfung der Natur. Topografie wird verändert, Gewässersysteme werden neu strukturiert, Landwirtschaft entwickelt sich zu einem technisch-industriellen System - „Die totale Landschaft“ nach Rolf Sieferle. Durch die Unterwerfung der Natur verändert sich die Umwelt und das Klima. Dies begann schon Anfang des 19. Jahrhunderts. Sieverts betrachtet den Naturzustand, der durch diese Unterwerfung entstanden ist und stellt fest, dass das Artenreichtum der Zwischenstadt höher ist, als in der umgebenden Landschaft. Bei der Planung der Zwischenstadt ist demnach wichtig einen vielfältigen und reichhaltigen Lebensraum nicht nur für Menschen, sondern auch für Pflanzen und Tiere zu entwickeln, bis hin zu neuen Formen von Hybriden. Bereiche die unentschieden bleiben könnten, ob sie mehr Reich der Natur, der Kultur oder der Technik angehören, so Sieverts. Die Emanzipation der Zeit von Arbeit und Raum und die Bedeutung der gewachsenen, freier verfügbaren Zeitbudgets: Die funktional nicht gebundenen, frei verfügbaren Zeitbudgets haben auf die Struktur der Zwischenstadt große Auswirkungen. Seit der industriellen Revolution hat sich für die Mehrheit der Bevölkerung in den Industrieländern die Arbeitszeit verkürzt. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Das führte dazu, dass sich das persönliche Zeitbudget in der Lebensspanne enorm vergrößert hat. Dies wirkt sich auch auf die Entwicklung und Nutzung der Stadt aus: Flexiblere Wohnstandortwahl. Um die freie Zeit sinnvoll zu nutzen benötigt der Mensch frei verfügbare Flächen für Wohnen, aber auch für die vielen freizeitlichen Beschäftigungen, die ihm durch das größere Zeitbudget zur Verfügung gestellt werden. Die Wahl des Standortes wird zu einem wichtigen Faktor und bietet ein großes Potential in zukünftigen Planungsaufgaben.

Ort und Sphäre: die Eigenheit des „Glokalen“: Durch die Lockerung der Ortsbindung, mehr Unterwerfung und Widerständigkeit der Natur in Zeitbudget, verbesserte Verkehrsnetze ist den der Zwischenstadt: Menschen eine räumliche Nähe zu wichtigen 6 FRONTERA


Faktoren nicht mehr nötig. Die Eingrenzungen durch schlechte Infrastruktur, der Standpunkt des Ortes oder durch wenig Zeit wird aufgelöst. Die Grenzen der Entfernungen können dadurch überwunden werden und es werden Beziehungen über weite Entfernungen ermöglicht. Das Örtliche bleibt zwar als Basislager vorhanden, wird aber nur noch durch schwache soziale Kräfte zusammengehalten, haben aber auch Vorteile: Sie machen uns sozial und professionell beweglich, so Sieverts. Obwohl man sich heutzutage problemlos über die lokalen Grenzen hinaus bewegen kann, benötigt der globale Mensch stabile Orte, die er als einen Rückzugsort aufsuchen kann.

Wahrnehmung der Zwischenstadt auf den Menschen aus? Wahrnehmung ist immer von der Intensität abhängig, vom ungerichteten Sehen bis hin zum konkreten Erkennen. Überträgt man dies auf die Zwischenstadt, gibt es dort Bereiche die man zwar sehen kann, aber eigentlich nicht versteht und damit auch nicht wirklich Wahrnehmen kann. Hier bilden sich optische Wahrnehmungsgrenzen aus, die je nach Betrachter und dessen Methoden unterschiedlich wahrgenommen werden. Wichtig ist es, sich der Zwischenstadt zuzuwenden und umfassend Gebrauch von ihr machen. Für Thomas Sieverts sind diese sieben, unterschiedlichen Zugänge unverzichtbar auf dem Weg zu einem komplexen Verständnis von Zwischenstadt. Diese sieben Annäherungsversuche entsprechen unterschiedlichen Erkenntnisinteressen und haben verschiedene wissenschaftliche Wurzeln, stehen aber in Wechselwirkung untereinander und verweisen aufeinander. Die Entwicklung der Zwischenstadt basiert auf dem gewollten übertreten der Grenzen des traditionellen Stadtraums, die Ausgestaltung der Zwischenstadt ist eher ungewollt und willkürlich. Einerseits durchbricht die Zwischenstadt vorhandene Grenzen, erzeugt andererseits aber durch ihre Entwicklung neue Grenzen in Form der unterschiedlichen Wahrnehmung auf ästhetischer Ebene oder Nutzungsräume deren Aufgaben nicht klar definiert sind. Viele Faktoren führten dazu, dass sich die Zwischenstadt so entwickelte wie wir sie heute versuchen zu begreifen und zu nutzen.

Die Bedeutung des Anarchischen als Gegenwelt des beherrschten Raums: Hier beschreibt Sieverts sein Interesse an dem ungeplanten, anarchischen Teil der Stadt. Schon in den Sechzigerjahren suchte er mit Architekturstudenten gezielt solche Räume, die Beispielhaft für eine räumliche Selbstorganisation stehen. Er nennt dies eine „Architektur ohne Architekten“. Durch die Stadtspaziergänge seines Sohnes Boris Sieverts, der gezielte Führungen durch städtischen Peripherielandschaften macht, entwickelte er diesen Zugang weiter. Er betrachtet die Zwischenstadt als Raum, in dem Platz und Ort für unangepasste Lebensweisen ist. Die Gegenwelt zum geordneten ist die räumliche Anarchie, so Sieverts. Für die Zwischenstadt bedeutet dies, dass solche Räume aufgenommen werden müssen damit sich gezielte Bereiche durch Nichtbeachtung entfalten können. Sieverts besteht auf die „New Frontiers“, jene Experimentierfelder für gesellschaftli- Aus heutiger Sicht ist die Zwischenstadt ein che, künstlerische und technische Versuche. System, dass bei Betrachtung von Stadtraum nicht mehr ausgegrenzt werden kann. Viel Wahrnehmung, Ästhetik und Anästhetik: wichtiger ist es, sich auf die Zwischenstadt Die Techniken zur Wahrnehmung und grafischen einzulassen, sie versuchen zu begreifen und Darstellung einer Stadt wurden von Kevin Lynch ihre Potentiale in Zukunft positiv zu nutzen. beeinflusst und geprägt. Die Zwischenstadt ist Durch Thomas Sieverts sieben Zugänge wird im Gegensatz zur kompakten traditionellen Stadt uns ein „Werkzeug“ in die Hand gelegt, dass unanschaulich. Hier benötigt man mehr bild- uns die Lesbarkeit der Zwischenstadt vereinhafte, einprägsame Orientierungsbilder. facht. Wichtig für die Zukunft ist nur, dass die Für Sieverts ergeben sich hier zwei Frages- Zwischenstadt in kommende Planungsprozesse tellungen: Wie wird die Zwischenstadt wah- aufgenommen und als eigenes System betrargenommen und wie wirkt sich die Art der chtet wird. Florian Lindenberg FRONTERA

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Ästhetik der Agglomeration Susanne Hauser u. Christa Kamleithner

Aspekte: einen sozialen, einen sinnlichen und einen funktionalen.

Dieses Buch behandelt erste Erklärungsmodelle zur Ästhetik gegenwärtiger Stadtlandschaften, indem die Autorinnen sich einer Diskussion um das Modell der Zwischenstadt unter ästhetischen Gesichtspunkten stellen. Der Begriff Zwischenstadt wird in diesem Buch auf den Begriff der Agglomeration, die Verbindung von Stadt und Land mit neuen räumlichen Qualitäten, ausgedehnt. Unter einem kulturwissenschaftlichen Blickwinkel untersuchen die Autorinnen die Wahrnehmung sowie die ästhetischen Aspekte des Phänomens Agglomeration. Sie zeigen neue offene Raumqualitäten der verstädterten Metropolregionen.

Bei dem Aspekt der sozialen Distanzierung handelt es sich um gesellschaftliche Schichten die die Landschaft unterschiedlich Wahrnehmen. Es geht aber auch um gezielte Einblicke in die Landschaft, wie man sie beispielsweise aus der Tourismusbranche kennt.

Ein Kapitel in dem Buch „Ästhetik der Agglomeration“ befasst sich mit der Sichtbarkeit der Landschaft. Dort untersucht die Autorin Susanne Hauser den Blick auf die schöne Landschaft, als eine Technologie ihrer Konstruktion und äußert sich skeptisch im Hinblick auf ihre Verwendbarkeit bei der Qualifizierung heutiger Agglomerationen. Zunächst beschreibt die Autorin die Entwicklung der Betrachtungsweißen in die Landschaft. Beginnend im 15. Jahrhundert, wo das Konzept der Landschaft als ein Blick als charakteristische Einheit ausgezeichneter und erzeugter Naturausschnitt aufgefasst wird. Landschaften seien nicht in einem ästhetischen Sinn als Objekte in der Welt vorhanden, sondern sie verlangen einen ästhetisierenden Blick. Dies manifestiert sich zuerst als gezeichnetes, oder gemaltes Bild. Diesem Bild folgend, entwickelten sich im Laufe der Zeit die Landschaftsparks. Diese wurden als ideale Landschaft betrachtet. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man sich von der künstlerischen Gestaltung, sei es gemalt oder gebaut, abzuwenden. Für die Kunstwelt wird die Landschaft trivial. Durch die Abstraktion verschwindet der landschaftliche Blick mitsamt der Innerlichkeit. Susanne Hauser gliedert die Technologie des Blicks, die in Malerei und Umwelt, Landschaften erzeugt, als Verfahren zur Distanzierung vom Wahrnehmungsgegenstand. Es gibt drei 8 FRONTERA

Der zweite, in Bezug auf die Distanzierung vom Wahrnehmungsgegenstand zu nennende Aspekt, der sinnliche, besteht in dem Umstand, dass Landschaft das Produkt des Auges sei, der sich auf einen bestimmten Gegenstand richtet. Anfangs erschienen die Bezüge in der Landschaft in sublimierter Form, später wird mehr Wert auf den Nahsinn und das leibliche Erfahren der Landschaft gelegt. Dies hängt vor allem mit Einzug des Hygienediskurs zusammen, die Landschaft soll eine heilende Wirkung entfachen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Technik der Wahrnehmung immer weiter, man betrachtete die Landschaft nicht nur als Ablenkung für heilende Zwecke, sondern begann mit der Landschaft zu interagieren, um sie Beispielsweise für sportliche Aktivitäten zu nutzen. Der dritte Aspekt bezieht sich auf die funktionellen Distanzen. Hierbei handelt es sich um die These, dass der Blick in die Landschaft nie eine Anschauung der kompletten Natur sein kann. Man betrachtet die Landschaft selektiv, da man gezielt Bereiche beim Betrachten auslässt oder aussondert. Diese Betrachtungsweiße bestätigt die Auffassung des landschaftlichen Blicks als Technologie, so Hauser. Im Bezug auf die Zwischenstadt, lässt sich diese Art der Distanzierung gezielt anwenden, da sie eine ganz normale Bedingung der alltäglichen Raumerfahrung ist. Florian Lindenberg


Landscape of Infrastructure Elizabeth Mossop und Stadtgrün - Geschichte und Ökologie Wolfgang Haber At the beginning, the life of the humans was directly linked with the nature: They lived between the animals and the vegetation and they were able to share the nature. That was their primary habitat, the primary habitat of the prehistoric man. Actually, the cities are the primary habitat of modern man. It’s an artificial, no-biological, urban environment: an urban habitat that is not able to fully satisfy the biological and ecological need of its inhabitants. Needs that come from their original nature life. Throughout history of the urbanism, appear different reflexions around this theme: the humans, the nature, the city, the ecology... and what is the relation between them. Appears the necessity to regain the nature in the city and the awareness of develop a new relationship with the nature. The research of new systems involving human and natural processes and the research of new strategies for the application of ecological ideas in the urban design. The aim of the urban green planning and the landscape architects will be to try to make the urban environment more biologically tolerable for humans. And the art of landscape design will be based in the creation of spaces for the accommodation of human activity. In the other hand, the idea of “Man versus Nature” is also present. The worldview of separate the works of humans from the natural world. The issue of the boundaries, the physical and psychological barriers that make present the separation of humans from nature. The construction of the urban landscapes with nature or naturalness; or the unnaturalness of the landscape with constructed landscapes. In this point the urban infrastructure, generator of public landscape, transforms also in a kind of “instrument of separation”, specially the in-

frastructure of the movement. It’s an essential presence in the developed world: it’s required to perform multiple functions of the public spaces and to connect to other functioning urban systems of public transit and public facilities. But, how we can integrate it in the urban environment? What is the relationship between natural systems and the public infrastructure of the city? What is the relationship with the human scale? The most of them are barriers, boundaries within the city. These are lines of separation, bars that limit the continuity of the urban route and condition their adjacent spaces. Edges that man is unable to cross alone, without help from other urban infrastructure. These features are particularly evident in the fifth part of our tour: it is located between Mittlerer Rosensteinpark Schloßgarten and is bounded by the railway to the north and Cannstatter Straße to the south. The route becomes a walk between the “walls” that prevent the zigzag path that characterizes our tour. At this point, the zigzag is focused on reaching the walls and on to be aware of physical limits, “like a ball bouncing off a wall.” The train tracks are contained within a high wall and the roads are separated by an undulating wall of concrete blocks. The only connection for pedestrians in the urban area is reduced to an overpass that crosses the road, at the end of this part of the tour. We also found a locked door, which links directly to Cannstatter Straße. At this point another reflection back to us, we really project the green spaces within cities? Or they simply appear in the residual urban spaces that are conditioned by other factors? Perhaps the keys focus in the recognition of the importance of place and connection to natural systems; in the landscape as an underlying infrastructure in other urban systems; and in the relationship between natural systems and public infrastructure of the city as a means to develop urban strategies through the development of infrastructure networks in the landscape in relation to ecological systems. Teresa Real FRONTERA

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Hybride Morphologien Marc Angélin u. Anna Klingmann

als sich gegenseitig beeinflussende Komponenten eines Systems betrachtet. Darüber hinaus unterliegt eine Stadt einem permanenten StrukZu beginn des Textes wird ein Ausschnitt aus turellen Wandel und kann somit nicht statisch Rem Koolhaase’s Essay „What Ever Happened geplant werden. Dies fordert dynamische ineinto Urbanism“ zitiert. Er behandelt den Begriff ander verflechtete Strukturen die ohne sichtbare des „neuen Urbanismus“ und sagt aus, dass Grenzen ineinandergreifen. eine moderne Stadt nicht klar strukturiert in verschiedene Nutzungsgebiete eingeteilt werden Moderne Ansätze, diese Ziele zu erreichen finkann. Vielmehr setzt sie sich aus verschiedenen, det man bei Adriaan Geuze, Zaha Hadid und sich gegenseitig überlagernden Feldern zusam- Rem Koolhaas, die durch hybride Strukturen men, deren Grenzen sich auflösen und inein- versuchen konventionelle Grenzen aufzubrechen ander verlaufen sollten. und neuartige Typologien zu entwickeln. Dieser Prozess wird häufig „Infrastrukturalisierung“ oder Bei Robert Smithson geht es in seinem Text „Landschaftifizierung“ genannt. Dieses Prinzip „The Crystal Land“ weniger um die lokale unbestimmter Grenzen und ineinandergreifender Trennung von Gebieten, als viel mehr um die Schichten findet sich zum Beispiel bei Zaha Wahrnehmung eines Ortes. Er prägt das Beg- Hadids Peakclub in Hongkong, der durch seine riffspaar Site vs. Non-Site, welche den Gegen- offenen Felder und seine einzelnen Ebenen mit satz zwischen der materiellen Realität und der der Landschaft verschmilzt. abstrahierten Darstellung eines Ortes aufzeigt. Dies erlaubt ihm eine vielschichtigere Analyse Die traditionelle Stadt grenzt sich deutlich von und zeigt verschiedene Grenzen der Wahrneh- ihrer umgebenden Landschaft ab, wohingegen heutige Überzeugungen dahin gehen, dass die mung auf. Stadt und ihr Umland ineinanderfließen und Der Begriff SCAPE, welcher von Rem Kol- keine harten Grenzen ausbilden sollten. Dies haas eingeführt wurde, bezeichnet die „rand- versteht man als Fluide Morphologie, die inlose Stadt“, die keine klaren Grenzen zur einanderfließende Übergänge ausbildet und die Landschaft ausbildet. SCAPE entstand aus der Grenzen zwischen Architektur, Infrastruktur und Patrick Müller Verknüpfung der Begriffe town-scape und land- Landschaft auflöst. scape. Die innere Struktur einer solchen Stadt folgt keiner strikten Ordnung, vielmehr überlagern sich verschiedene Felder und schaffen neue hybride Formen die keiner konventionellen Großstadtgrün - Ein Kurzpsychogramm Typologie entsprechen. In „The Generic City“ Ulrich Maximilian Schumann versucht Rem Koolhaas die einzelnen Bestandteile einer Stadt zu erfassen und die tradierte Ulrich Maximilian Schumann behandelt in seinem Wahrnehmung dieser aufzulösen. Er betrachtet Text die Fragestellung nach dem Sinn und Infrastruktur, Architektur und Landschaft als Zweck von städtischem Grün. Er beschreibt den Einheit und sprengt die Grenzen der gewöhn- Diskurs am Anfang der Moderne über die verlichen Betrachtungsweise. Diese Verschmelzung schiedenen Aspekte des innerstädtischen Grün, der Komponenten benennt Koolhaas mit dem von sozialen über gesundheitlichen und ästheBegriff MERGE. Dieses durchmischte Gefüge, tischen Faktoren. Seiner Meinung nach werden dass sich gegenseitig beeinflusst und ausgleicht diese Gesichtspunkte in aktuellen Diskussionen nicht mehr behandelt, oder aussen vor genennt er den „glatten Raum“. lassen. Jedoch steht fest, dass der Bedarf Diese Betrachtungsweise findet sich bereits bei an Stadtgrün immer noch vorhanden ist, auch Hans Scharoun, der ebenfalls alle Elemente wenn die präzise Nutzung dieser Grünräueiner Stadt, er spricht von einer Stadtlandschaft, me nicht genau bestimmt werden kann. Seiner 10 FRONTERA


Meinung nach erfordert die neue Stadt, deren Grenzen zwischen urbanen und landschaftlichen Räumen immer mehr verschwimmen, eine neue Generation von Planern, die sich nicht nur auf Stadtplanung oder Landschaftsarchitektur versteifen sondern ihren Beruf als Freiraumplanung verstehen.

erfüllt. Dem modernen Mensch, der kaum aus der mineralen Welt seiner Stadt heraus kommt, bedarf es unterbewusst nach organischen Strukturen. Diese unbewussten Bedürfnisse werden scheinbar schon durch vereinzelte Pflanzen im Alltag befriedigt.

Abgeschlossen wird sein Essay mit dem Vergleich verschiedener Kunstfiguren, die die Entfremdung des Menschen in der Natur widerspiegeln und wie das heute vorherrschende Naturbild der Menschen nichts mit der wahren Natur zu tun hat. Heutige Naturinterpretationen, wie Parks und Gärten, werden häufig von Menschen als reale Natur betrachtet, was gesamtgesellschaftlich zu großen Problemen führen Im weiteren betrachtet er Martin Wagner, den kann. Patrick Müller Stadtbaurat Berlins, unter dessen Leitung die Hufeisensiedlung von Bruno Taut und der Volkspark Rehberge von Erwin Barths entstanden. Wagner erkannte früh den gesundheitlichen Landschaft entwerfen Einfluss von Grünflächen und Grünanlagen auf Martin Prominski den Menschen. Interessant ist, dass Wagner in seiner Arbeit Der Auszug aus dem Buch von Martin Promdas dekorative Grün völlig ausklammert und inski “Landschaft entwerfen” befasst sich mit andererseits sich auf den Wiener Architek- dem Begriff Landschaft. Zuerst zeigt der Autor ten Camillo Sitte bezieht. Dieser jedoch den die Entwicklung des Begriffes Landschaft. Meisten als Erfinder des malerischen, „de- Schon im Mittelalter benutzten die Menschen korativen“ Städtebaus bekannt ist. Setzt man den Begriff Landschaft um eine Region zu besich allerdings näher mit Sittes Schriften über schreiben; in einer althochdeutschen ÜbersetStadtgrün auseinander, so wird schnell klar das zung von 830, steht die Landschaft für “einen auch er klar zwischen dekorativem und san- von Menschen besiedelten Raum mit gewissen itärem Grün unterscheidet. einheitlichen rechtlichen und sozialen Normen” Sitte spricht sich allerdings klar gegen unmo- (Müller 1977 zit. n. Piepmeier 1980: 10). tivierte Begrünung von Restflächen aus. Be- M. Prominski nennt diese Landschaftsauffaspflanzungen sollten immer in einem Kontext sung REGIO. stehen, wo sie auch Sinn ergeben. Sitte ist Mit dem Fortschritt der Malerei entsteht ein sehr konkret und fast dogmatisch in seinen neuer Begriff - die SZENERIE. Dabei wird die Aussagen, wo nach ein Garten keiner ist, wenn Landschaft als ein im Bild dargestellter Natuer nicht geschlossen sei. Seiner Meinung nach rausschnitt betrachtet. kann sich nur in einem geschlossenen Garten Diese Betrachtung ermöglicht es die Gegender abgeschottet von Lärm und Witterung ist stände nicht nur auf einer Fläche, sondern Erholung einstellen. Nur dann hat das sanitäre auch im Raum anzuordnen und zu begreifen. Grün in seinen Augen einen Sinn, dass de- Die etwas später ansetzende Aufteilung der korative Grün erfüllt andere Zwecke, es dient Natur durch die unterschiedlichen Naturwisneben der Verschönerung der Stadt auch der senschaften in bestimmte Bereiche, ist eine Orientierung innerhalb der Stadt. Notwendigkeit entstanden nach einem neuNeben den physischen sieht Sitte auch die en Landschaftsbegriff. Hier verbreitet sich der psychischen Faktoren, die innerstädtisches Grün ÄSTHETISCHE LANDSCHAFTSBEGRIFF von Im weiteren wird die Differenzierung zwischen sanitärem und dekorativem Grün diskutiert, wobei klar wird das sich keine scharfe Grenze zwischen beiden ziehen lässt. Sowohl dekoratives grün kann zur Erholung beitragen, sowie auch sanitäres Grün immer einen dekorativen Charakter enthält.

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Ritter: “Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden und empfindenden Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist. Naturelemente werden erst dann zu Landschaft, wenn sich der Mensch ihnen ohne praktischen Zweck in freier genießender Anschauung zuwendet, um als er selbst in der Natur zu sein.” Beeinflusst durch diese vorangegangene Entwicklungen, weist die Landschaft in der Alltagssprache heute eine stabile Bedeutung auf: “Eine Landschaft(...) ist still, schön, ländlich, grün, gesund und erholsam, harmonisch, mannigfaltig und ästhetisch. Sie ist zudem immer noch von einem Schwarm arkadischer Assoziationen umgeben: Glück, Liebe, Muße, Frieden, Freiheit, Geborgenheit, Heimat (...) Sie symbolisiert gewachsen-verwurzelte Kultur gegen falschen Fortschritt und leere Zivilisation, und sie ist zugleich der Gegenstand, das ideale Gegenüber für das (Natur-)Erleben eines gemüt- und seelenvollen modernen Subjekts.” (Hard 1991: 14). Diese romantische Vorstellung von einer Landschaft ist jedoch veraltet. Um sich von dieser Vorstellung zu lösen ist ein neuer Begriff notwendig. Dazu untersucht Martin Prominski unterschiedliche Ansätze die Landschaft zu begreifen: Rainer Piepmeier mit seiner Landschaft als menschlicher Möglichkeitsraum: “Landschaft ist der durch menschliche Arbeit und menschliches Handeln angeeignete Raum menschlichen Lebens. Es ist der natürliche Raum, in dem der Mensch lebt und der die Natur umfasst, von dessen Ressourcen er lebt. Dieser Landschaftsbegriff konzeptualisiert also die natürlichen Grundgegebenheiten und die Auswirkungen der historischen Bedingungen, unter denen die Ressourcen angeeignet werden.“ John Brinckerhoff Jackson mit Landschaft als menschgemachtes, dynamisches Gefüge: „J. B. Jackson bezeichnet die beiden oben als REGIO bzw. SZENERIE bezeichneten Begriffsstränge von Landschaft in seinen Schriften als LANDSCHAFT EINS bzw. LANDSCHAFT ZWEI (…) und entwickelt eine neue Definition für die zeitgenössische Landschaft, die er 12 FRONTERA

LANDSCHAFT DREI nennt: Landschaft ist nicht Szenerie, sie ist nicht eine politische Einheit; sie ist nicht mehr als eine Sammlung, ein System von Menschen gemachte Räume auf der Erdoberfläche. Egal, welche Form oder Größe sie hat, sie ist niemals nur ein natürlicher Raum, ein Bestandteil der natürlichen Umwelt; sie ist immer künstlich, immer synthetisch, immer unvorhersehbaren Veränderungen unterworfen. Wir gestalten und brauchen sie, denn jede Landschaft ist der Ort, wo wir unsere eigene, menschliche Organisation von Raum und Zeit etablieren. Dort werden die langsamen, natürlichen Prozesse von Wachstum, Reife und Verfall bewusst untergeordnet und durch menschliche Geschichte ersetzt. Eine Landschaft ist der Ort, wo wir das kosmische Programm beschleunigen, verlangsamen oder auseinander dividieren und damit unser eigenes Programm aufstellen.“ Rolf Peter Sieferle mit „Totale Landschaft“: „R. P. Sieferle identifiziert drei verschiedene Phasen des kulturellen Einflusses, die er Naturlandschaft, Agri-Kulturlandschaft und Totale Landschaft nennt. In der Naturlandschaft, die sich durch den Nicht- Einfluss des Menschen auszeichnet, schalten sich die Jäger- und Sammlergesellschaften in die natürlichen Energieflüsse ein, ohne sie nennenswert zu modifizieren.(…) Agri-Kulturlandschaft, die durch Nutzpflanzenanbau und Nutzung von Wind- und Wasserkraft Energieüberschüsse produzieren kann. (…) Auf sie folgt, ungefähr vor zweihundert Jahren beginnend, eine lange Transformationsphase, die durch Industrialisierung und Modernisierung gekennzeichnet ist. (…) Mit zunehmender Beschleunigung und Ausweitung überzieht dieser Industrialisierungs- und Modernisierungsprozess sowohl Stadt und Land, die alten Bestandteile verflüchtigen sich. Es entsteht ein homogener Landschftstypus, die Totale Landschaft.“ Andre Corboz mit Territorium: „Der Schweizer Architekturhistoriker Andre Corboz führt den Begriff Territorium ein, der für das umfassende physische und mentale Gebilde steht, das Stadt und Land übergreift.“ (Corboz 2001: 143)


Thomas Sieverts mit Zwischenstadt: „Die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Landschaft beschreibt Sieverts anhand der Analyse der Luftbilder der Siedlungsräume. War das Gegenüber der Stadt früher deutlich erkennbar- die Stadt als Insel im grünen Meer – ist die Siedlungsfläche heute so ausgeweitet, dass aus dem grünen Meer mehr oder weniger kleine Teiche im Siedlungsbrei geworden sind. Diese Teiche sind wie der Siedlungsbrei menschliche Konstrukte. Es besteht zwischen Landschaft und Stadt das ökologische und kulturelle Kontinuum einer gebauten Struktur. Dieses Kontinuum der Zwischenstadt nennt er Cultura in der ursprünglichen lateinischen Bedeutung des Be- und Gebauten, d.h. der Begriff umfasst sowohl Felder, Wälder oder Gärten sowie Bebauung.“

twickelt werden, der keinen semantischen Altlasten dualistischer, romantischer Art hat und unbelastet in die Alltagssprache eingehen kann. Diesen Begriff gibt es allerdings noch nicht. Die oben diskutierten, begrifflich nicht überzeugenden Vorschläge wie Totale Landschaft, Territorium, Zwischenstadt oder Scape zeigen die Schwierigkeiten. 3. Der alte Begriff Landschaft wird im Sinne der Landschaft Drei weiter verwendet und so weiterentwickelt, dass das neue, umfassendere Verständnis langsam in die Alltagssprache einsickern kann. Max Schetle

Diese Ansätze zeigen eine neue abstraktere und systematischere Auffassung des Begriffes Landschaft und fanden ihre Anwendung in den anderen Wissensbereichen wie Biologie oder Architektur. Doch ihre Verwendung als allgemeingültiger Landschaftsbegriff sieht M. Prominski problematisch: „ Ein Dilemma bahnt sich an: Die Landschaft Drei scheint den realen Prozessen wie der Verwischung der Gegensätze natürlich/künstlich oder Stadt/Landschaft zu entsprechen, ist aber mit ihrer Weite und systemischen Charakter kaum greifbar. Dagegen ist der ästhetische Landschaftsbegriff der Landschaft Zwei immer noch fest in den Köpfen verankert und funktioniert in der Alltagssprache, verliert aber angesichts der realen Prozesse seine Berechtigung.“ Als Lösung für dieses Problem schlägt er am Ende drei Wege vor: 1. Die neue Definition der Landschaft Drei wird verworfen und Landschaft wird gemäß des aktuellen, alltagssprachlichen Verständnisses für die dualistisch-romantische Vorstellung des ästhetischen Landschaftsbegriffes reserviert. Landschaft kann damit auch weiterhin als etwas tendenziell Natürliches oder von Bebauung Freies verstanden werden. 2. Ein neuer Begriff für das dynamische Gefüge menschgemachter Räume muss en-

In seinem Text “Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft” beschreibt Lucius Burckhardt die Faktoren, die auf das Empfinden des Menschen in verschiedenen Umgebungen einwirken. Wie ist es möglich, dass Menschen heute über eine “Verhässlichung” unserer Umwelt klagen, obwohl die Städte, in denen ein Großteil lebt, im Laufe der Zeit immer grüner wurden? Entsteht diese Meinung vielleicht nicht nur aus dem reinen Wahrnehmen unserer Umwelt, sondern durch die Abfolge mehrerer Eindrucke während der Bewegung durch den Raum? Falls dies zutrifft, müsste man sich viel intensiever auf die aufeinander folgenden Sequenzen der Wahrnehmung konzentrieren. Wenn ein Spazierganger zum Beispiel einen städtischen Park besucht, wird sein Eindruck von diesem nicht nur von der Gestaltung des Parks selbst definiert, sondern auch durch die Wahrnemung auf dem Weg zum Park. Dieser Weg hin zum Park hat sich im Laufe der Zeit durch eine Wandlung unserer Form der Mobilität stark verändert. Ob wir uns auf den Park zubewegen, indem wir zu Fuss durch die Stadt laufen, oder ob wir mit der U-Bahn fahren und erst direkt neben dem Park wieder an die Oberflache kommen, hat auf unser

Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft” Lucius Burckhardt

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Empfinden des Parks goßen Einfluss. Diese Erkenntniss lässt die Zonen des Übergangs zwischen verschiedenen Typologien in das Interesse von Planern und Forschern rücken. Die Beschleunigung der Mobilität hat nicht nur Auswirkungen auf die Zeit, die wir benötigen, um von A nach B zu gelangen, sie wirkt sich auch auf den Charakter der Mobilität selbst aus. Heute wird der Weg, also die Landschaft, meißt nur noch als forbei fliegender Hintergrund wahrgenommen. Die Mobilität wurde also zielgerichteter und die in gleicher Zeit erlebten Landschaftseindrücke zahlreicher, da viel weitere Wege zurückgelegz werden können. Wenn früher noch die Sequenz der Eindrücke dem Spaziergänger vermittelt hat wie er nach diesen Landschaftserlebnissen seinen Zielpunkt wahrnimmlt, muss dies heute der Zielpunkt alleine leisten. Der Weg als Erlebnis fällt weg, enn man zum Beispiel in eine U-Bahn einsteigt und durch einen dunklen Schacht direkt neben oder vielleicht sogar in den Park transportiert wird. Wie sich diese Veränderungen auf den Menschen und seine Wahrnehmung von seiner Umgebung und in Folge dessen auch auf die zukünftige Planung von öffentlichem Raum auswirkt erforscht Lucius Burckhardt in seinem Text die Promenadologie. Markus Wehrle

Walkscapes – Gehen als ästhetische Praxis Francesco Careri Careri erklärt in seinem Artikel die Kunst des Spazierengehens, als Promenadologie von Burkhardt, Déambuler von Dada, Deambulation der Surrealisten und Dérives der Lettristen. Burkhardt begründete die Spaziergangswissenschaft 1980, dabei geht es ihm insbesondere um die Wahrnehmung der Umwelt, die abhängig vom Betrachter zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dabei geht es auch um die beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen von Stadtgestaltung, die durch Befragung der teilnehmenden Spaziergänger herausge14 FRONTERA

funden werden sollen. Der Spaziergang im dadaistischen Sinne markiert den Umbruch von der Darstellung von Bewegung zum ausgeführten, praktischen gehen und umherstreifen. Inspiriert oder auch ausgelöst von dem beschleunigtem Leben in den Städten sollten diese neustrukturierten Räume erkundet werden. Dada erhob das bereits existierende Flaneur, eine gegen die Moderne rebellierende Tradition, zur echten Kunst, die sich durch Bewegung im Raum artikuliert, während zuvor die Kunst in Städten sich rein dekorativ dargestellt hat. Auch war es nun möglich, die subjektive Interpretation durch die reine Darstellung von Räumen zu umgehen und sein Publikum direkt an den Ort führen konnte. Das erste Photo, dass ein Deambuler dokumentiert hat, wurde auf einer brachliegenden Fläche geschossen. Der Ort war von einer Banalität und Nutzlosigkeit geprägt, was auch für die Alltäglichkeit der ausgewählten Spaziergangsrouten spricht. Die surrealistische Deambulation beschäftigt sich mit der literarischen Erfassung von Wahrnehmung, die während zielloser Streifzüge, durch jegliche Landschaften niedergeschrieben werden. Im Gegensatz zur Dada – Flanerie findet die Deambulation nicht nur im städtischen Raum, sondern beliebig und ohne Planung auch auf ländlichen Gebiet statt. Die Desorientiertheit bewirkt bei den Teilnehmern einen hypnotischen Zustand, bei dem der Raum aktiv Impulse an die Wahrnehmenden aussendet. 1924 publiziert Louis Aragon „Le Paysan de Paris“. Dabei wird aus der Sicht eines Landmenschen die moderne Großstadt Paris mit all ihren Alltagswundern beschrieben, also eine Umkehrung der vorangegangenen Deambulation. Die Deambulationen führten zur Erfindung von „ cartes influentielle“, die die wahrgenommen Impulse des Raums dokumentieren. Sie ähneln der Vision der „flüssigen Stadt“. Die Lettristen sahen das Spazierengehen, diesmal aber Derivé, als ein ästhetisch, politisches Mittel um sich dem kapitalistischem System der Nachkriegszeit entgegenzusetzen. Das Ziel war, eine psychogeographische Karte zu erstellen, welche die psychischen Auswirkungen auf den


Einzelnen unter dem Einfluss von städtischen Raum kartiert. Die Lettristen transformierten die subjektive Wahrnehmung der Surrealisten zu einer objektiven Methode der Stadterkundung. Die wahrgenommene Stimmung des Stadtraumes spielte eine wichtige Rolle bei den Visionen, so sollten Stadtteile ihre Namen je nach Stimmung ändern. Die Stadt besteht aus Strömungen und Fixpunkten, die auf die psychische Wahrnehmung des Menschen Einfluss nehmen und dadurch Grenzen erschaffen, durch die der Spaziergänger Areale meidet oder betritt. Das Derivé soll von zwei bis drei Personen gleichen Bweusstseinsniveaus erfolgen, um zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen. Auf Bretons „Cartes influentielles“ folgten Debords Metagraphien, in denen er die inneren Impulse von Städten wie Kopenhagen und Paris kartographierte und dabei die Bildersprache des Tourismus verwendete. „The Naked City: Illustration de l´hypothèse des plaques tornantes en psychogéographique beschäftigt sich mit der Nacktheit der Stadt, ausgelöst durch das Derivé. Die isolierten Stadtviertel treiben in einem großen Meer, von Wanderungen zerfurcht. Die situationistische Internationale, die aus der lettristischen Bewegung entstand, distanzierte sich von der völlig zufälligen Arbeitsweise der Surrealisten und erschuf Spielregeln, um durch politische und ästhetische Aktionen die soziokulturellen Grenzen zu überschreiten. Dabei fassten sie die gesteigerte Produktion durch die Industrialisierung ins Auge, die ihrer Meinung nach zu mehr Freizeit der Arbeiter führen sollte. Die gewonnene Freizeit sollte nicht wie bisher von kapitalistischem Konsum geprägt werden, sondern frei von dem sinnlosen Verschleudern des Arbeitergehalts sein und auf die Grundbedürfnisse des Menschen eingehen und damit den künstlich erzeugten Bedürfnissen, zur Ankurbelung der Produktion, entgegenwirken. Die Situationisten experimentierten mit neuen, dynamischen Nutzungen der Stadt, in der sich der Mensch, überall wo er hingeht sich zu Hause fühlt. Yifan Zang FRONTERA

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Der Park und seine Grenzen auf der Suche nach Grenzen im Stadtpark Im Rahmen des Seminars „Landschaftslabor Stadt“ an der Universität Stuttgart befassten sich die Studenten mit dem genaueren Betrachten urbaner Stadt- und Landschaftsräume. Inspiriert von den Spaziergängen Boris Sieverts, die nicht wie herkömmliche Touren durch den urbanen Raum funktionieren, führten die studentischen Gruppen des Seminars, Stadtspaziergänge mit einem besonderen Schwerpunkt im Bezug auf den urbanen Raum und die Landschaft durch. Jede Gruppe entwickelte ein eigenes Konzept und nahm die anderen Gruppen, die Betreuer und die Professoren mit auf ihre Tour. Für alle Gruppen waren die Spaziergänge ein Experiment, da Anfangs keiner so genau wusste, in welche Richtung sich der jeweilige Spaziergang und deren Erkenntnis entwickelt. Durch eine gezielte Wahrnehmung wurde versucht den urbanen Raum zu lesen und Material gesammelt, um die eigenen Thesen und Gedanken zu evaluieren und zu überprüfen. Unsere Gruppe befasste sich bei dem Spaziergang mit dem Thema: „Der Park als Grenze“. Der nachfolgende Artikel beschreibt die Entwicklung einer Betrachtungsweiße im Stadtpark mit dem Schwerpunkt der Grenzen, deren Ränder und der Übergänge. Erkundet man die Grünflächen der Stadt Stuttgart, stellt man fest, dass dem Bewohner ein großes Areal an grünen Rückzugsflächen geboten wird. Das bekannteste Gelände ist das „Stuttgarter U“, bestehend aus Oberer -, Mittlerer und Unterer Schlossgarten, dem Rosensteinpark, der Wartberg und der Höhenpark Killesberg. Doch wie sieht es am Rand der jeweiligen Parkanlagen aus? Wie ist dort der Raum definiert? Gibt es dort klar definierte Grenzen oder fliessende Übergänge zum städtischen Raum? Aus dieser Betrachtungsweiße entwickelte sich der Gedanke, den Park auf seine Grenzen zu untersuchen. Das Konzept bestand darin, die Gruppen durch den Killesbergpark über Wartberg, Rosensteinpark bis zum Mittleren Schlossgarten zu führen und

sie an Durch- und Übergänge vorbeizuführen. Die Aufgabe der Gruppen bestand darin, auf Grenzen, Über- und Durchgänge, sowie besondere urbane Schnittstellen zu dokumentieren. Die Dokumentation erfolgte durch das Fotografieren der jeweiligen Situation und dem Markieren auf einer Parkkarte. Um sicherzustellen, dass die Gruppen nicht unkontrolliert oder permanent alles fotografieren, bekamen die Gruppen Einwegkameras. Dadurch konnten die Gruppen selbst entscheiden, ob es sich um eine wichtige oder besondere Situation handelt die sie dokumentieren wollen und kurz begründen warum sie diese Situation gewählt haben. Den Gruppen war der Verlauf der Tour nicht bekannt, auf der Karte war keine Route eingezeichnet. Der Gedanke war dabei, dass die Gruppen eine Eigendynamik entwickeln und nach interessanten Grenzen, Verläufen oder Übergängen zwischen Stadt und Park, entlang der geführten Parkroute zu suchen. Dieses Szenario birgt Risiken, da man das Verhalten der Gruppen und deren Bereitschaft sich selbst aktiv zu engagieren nicht voraussehen kann. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist das Wetter. Da der Termin der Tour im voraus fest stand, konnte in diesem Fall keine Rücksicht auf die lokalen Wetterverhältnisse genommen werden – welche am Tag der Tour mehr als bescheiden waren. Dennoch waren die Gruppen bemüht die ihnen gestellte Aufgabe zu bearbeiten.

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DIE ROUTE Die Tourleiter, bestehend aus sechs Personen, unterteilten die Route in sechs Bereiche. Jeder Tourleiter bekam ein Gebiet zugeteilt und musste sich im Vorfeld mit seinem Bereich befassen und dort nach einer geeigneten Route suchen. So konnte innerhalb kürzester Zeit eine Route durch den Park ausgearbeitet werden. Die Teilnehmer der Tour wurden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekam ein Klemmbrett, eine Parkkarte, ein Stift und eine Einwegkamera. Der Startpunkt war der Turm von Jörg Schla-

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ich im Killesbergpark, dort konnten sich alle Teilnehmer einen groben Überblick über die zu untersuchende Fläche verschaffen. Der Endpunkt der Tour war der Mittlere Schlossgarten am Hauptbahnhof. Die Aufgabe bestand darin, dass die Gruppen nach einer kurzen Einweisung, die Grenzen, Übergänge und Durchgänge, die ihnen wichtig erschienen mittels Einwegkamera zu fotografieren und auf der Karte zu markieren, mit einer kurzen Begründung, warum dieser Punkt gewählt wurde. Jeder Punkt musste mit zwei Fotos dokumentiert werden, jeweils ein Foto aus Sicht des Parks und ein Foto nach dem Durchgang, sofern dies möglich war.


DIE ARBEITSMITTEL

Ăœbersichtskarte

Klemmbrett

Stift

Einwegkamera

DAS ERGEBNIS

bearbeitete Karte einer Gruppe FRONTERA

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DIE GRENZEN Am Ende der Tour, mit erreichen des Hauptbahnhofs, wurden die Arbeitsunterlagen der vier Gruppen wieder eingesammelt. Damit war die Tour offiziell beendet und die Unterlagen wurden von den Organisatoren des Spaziergangs gesichtet. Bei der Auswertung lässt sich feststellen, dass sich die markierten Bereiche der einzelnen Gruppen ähneln. Am häufigsten wurden im Bereich Killesbergpark, dem Übergang von Killesbergpark und Rosensteinpark und vom Rosensteinpark zum Unteren Schlossgarten Übergänge und Grenzen dokumentiert. Oftmals wählten die Gruppen die gleichen Ausschnitte und Motive, die deshalb bei der spä-

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teren Betrachtung zusammengefasst werden können. Bei der Auswertung der Bilder stellte man fest, dass viele Bilder nicht entwickelt wurden und einige Motive nicht das gewünschte Ergebnis lieferten und somit für eine weitere Auswertung unbrauchbar sind. Um dennoch genügend Material für eine Auswertung zu bekommen, wurden die Punkte, die von den einzelnen Gruppen auf der Karte markiert wurden, erneut aufgesucht und fotografiert. Somit konnte nachträglich genügend Bildmaterial für die Auswertung des Spaziergangs gesammelt werden. Die von den Gruppen markierten Grenzen und Übergänge wurden auf einer Übersichtskarte aufgezeigt und, dem Verlauf der Route folgend, nach ihren charakteristischen Merkmalen beschrieben und deren Lage beschrieben.


Killesbergturm

Durchgang Innenseite

Sandsteinwände

Durchgang Außenseite

Art der Grenze Rand, harte Grenze Wirkung Der ehemalige Steinbruch definiert den Rand zur angrenzenden, höhergelegenen Siedlung. Durch die Abstufung gibt es in diesem Bereich keinerlei Durch- oder Übergänge. Man kann hier von einer harten Grenze sprechen, die durch die Tafeln, die vor Steinschlag warnen, verstärkt wird. Gleichzeitig wirkt dieser Rand harmonisch in die Parklandschaft integriert.

Art der Grenze Durchgang, innerhalb des Parks Wirkung Dieser Durchgang befindet sich an einem befestigten Weg innerhalb des Parkgeländes. Er trennt den Park zwischen dem freizügigen Gelände an dem Areal des ehemaligen Steinbruchs und dem verdichteteren Parkbereich. Dieser Bereich des Parks wirkt unüberschaubar und wird hauptsächlich zur Erschliessung beider Bereiche genutzt. FRONTERA

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Ausblick Ein- Ausgang

Einblick Durchgang

Einblick Ein- Ausgang

Rückblick Durchgang

Art der Grenze Ein- Ausgang, harte Grenze Wirkung Dieser Bereich ist klar als Ein- und Ausgang in den Park definiert und ist ein Nebeneingang zum Höhenpark Killesberg, der primär zur Erschließung dient. Der Park wird durch eine Straße, mit Besucherparkplätzen, von der angrenzenden Wohnsiedlung am Killesberg getrennt. Durch die Schranke wirkt der Durchgang zudem auch als eine Grenze.

Art der Grenze Durchgang, Verbindungsweg Wirkung Dieser Verbindungsweg beginnt am Ende eines Straßenstichs einer Wohnsiedlung und endet an einem großen Parkplatz, der von den Parkbesuchern genutzt wird. Der Durchgang ist stark bewachsen und wirkt dunkel. Der Durchgang ist als ein öffentlicher Weg markiert. Dennoch wirkt er als ein privater Durchgang und bietet wenig Aufenthaltsqualität.

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Einblick Ein- Ausgang

Ausblick Ein- Ausgang

Ausblick Ein- Ausgang

Einblick Ein- Ausgang

Art der Grenze Ein- Ausgang, halböffentlicher Weg Wirkung Dieser Eingang in den Park befindet sich auf dem Areal des Friedhofs-und Parkpflegeamt der Stadt Stuttgart. Der Park grenzt direkt an das Privatgelände an und der Eingang ist eher ein Nebenweg in den Park, dessen Nutzung zwar nicht untersagt ist, aber durch die Lage von der Straße aus, leicht übersehen werden kann.

Art der Grenze Ein- Ausgang, harte Grenze Wirkung Bei diesem Eingang handelt es sich um einen Haupteingang in den Höhenpark Killesberg. Der Eingang ist durch die Lage und Gestaltung klar definiert. Er wirkt einladend und informiert den Besucher über den Park. Vor dem Durchgang befindet sich eine Straßenkreuzung und ist nur zu Fuß erreich- und passierbar. FRONTERA

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Ausblick Übergang

Ausblick Ein- Ausgang

Rückblick Übergang

Einblick Ein- Ausgang

Art der Grenze Übergang, Verbindungsbrücke Wirkung Diese Fußgängerbrücke verbindet den Höhenpark Killesberg mit dem Wartbergareal. Die grenzwirkung der darunterliegenden Straße wird dadurch komplett umgangen. Die Brücke funktioniert als ein fliessender Übergang, die Grenzwirkung zwischen den Parks wird beim überqueren der Brücke kaum wahrgenommen.

Art der Grenze Ein- Ausgang Wirkung Dieser Erschließungsweg führt direkt an den oberen Rand des Wartbergpark. Verlässt man den Park hat man die Möglichkeit der Stresemannstraße zu folgen, oder parallel entlang des Parks, in die angrenzende Wohnsiedlung zu gelangen. Verlässt der Besucher den Park befindet er sich in einer Zwischenzone.

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Außenseite Park

Ausblick Ein- Ausgang

Innenseite Park

Einblick Ein- Ausgang

Art der Grenze Durchgang, versteckt Wirkung Durch eine große Hecke wird in diesem Bereich das Wartbergareal komplett von der angrenzenden Wonbebauung abgeschirmt. Es bestehen von beiden Seiten keine Blickbezüge, die Hecke funktioniert zusätzlich als eine optische Grenze. Nur ein kleines Schlupfloch ermöglicht das betreten des Parks in diesem Bereich. Die Hauptwege in den Park werden umgangen.

Art der Grenze Ein- Ausgang Wirkung Dieser Nebeneingang in den Wartbergpark gleicht einem inszenierten Durchblick. Auf der einen Seite befindet sich eine Straße mit Wohnbebauung, blickt man durch den Durchgang in den Park, kann man sofort das Hauptelement des Parks, den Egelsee, erblicken. Die Haupterschließung, weiter oberhalb, ermöglicht den direkten Zugang über die Jörg Schlaich Brücke. FRONTERA

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Ausblick Übergang

Ausenseite Löwentor

Rückblick Übergang

Innenseite Löwentor

Art der Grenze Übergang, Verbindungsbrücke Wirkung Die Verbindungsbrücke verknüpft den besiedelten Zwischenraum mit dem Rosensteinpark. Auch hier wird die grenzwirkung der Straße umgangen und sorgt für einen fliessenden Übergang der beiden Räume. Bei der Überquerung der Brücke fühlt man sich jedoch komplett außerhalb des Parks.

Art der Grenze Ein- Ausgang, ehemaliger Haupteingang Wirkung Das Löwensteintor ist ein repräsentativer Eingang in den Rosensteinpark und liegt an der stark befahrenen Pragstraße. Durchquert man das Löwentor, befindet man sich direkt im Hauptbereich des Rosensteinparks. Fußgänger überqueren die stark befahrene Straße über eine Brücke, die sich daneben befindet, das Löwentor dient nicht mehr der Haupterschließung.

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Ausblick Ein- Ausgang

Innenseite Durchgang

Einblick Ein- Ausgang

Außenseite Duchgang

Art der Grenze Ein- Ausgang, Nebeneingang Rosensteinpark Wirkung Eine Infotafel macht auf diesen kleinen Nebeneingang in den Rosensteinpark aufmerksam. Direkt neben dem Park befindet sich eine stark befahrene Straße. Der Durchgang ist schmal und bietet beim Betreten in das Parkgelände keinen direkten Einblick in das Areal. Der Parkbereich ist zur Straße hin stark begrünt und schirmt dadurch Einblicke in den Park ab.

Art der Grenze Durchgang, versteckt Wirkung Entlang der Erschließungsstraße des Post-Depots findet man immer wieder kleine Schlupflöcher in den Park. Diese Durchgänge sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Durch den direkten Durchgang von Straßen- und Parkraum lassen sich die Haupteingänge umgehen, wirken aber wenig einladend da sie stark verschmutzt sind. FRONTERA

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Aublick Ein- Ausgang

Einblick Ein- Ausgang

Oberer Eingang Wilhelma

Art der Grenze Ein- Ausgang, harte Grenze Wirkung Der Durchgang wird als harte Grenze empfunden, da man sich, nach verlassen des Parks, direkt an der starkbefahrenen Pragstraße wiederfindet. Der Durchgang dient dazu, die UBahnhaltestelle mit dem Park und dem Gewerbegebiet zu verknüpfen. Der Durchgang wirkt gefährlich, da es keine Pufferzone zwischen dem Park und der starkbefahrenen Straße gibt.

Art der Grenze Ein- Ausgang, privater Eingang Wirkung In dem oberen Bereich, zwischen Pragstraße und Park, ist die Wilhelma in den Rosensteinpark eingebettet. Durch Zäune ist sie vom Rosensteinpark getrennt, bietet dem Besucher im Park dennoch genügend Einblick auf das Wilhelmagelände, da sich viele Tiergehege an der Parkgrenze befinden. Die Wilhelma wirkt als transparente Grenze im Rosensteinpark.

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Aublick Durchgang

Einblick Durchgang

Einblick Durchgang

Ausblick Durchgang

Art der Grenze Durchgang Wirkung Dieser Nebenweg in den Park befindet sich in unmittelbarer nähe des Postdepots. Von Parkbesuchern wird dieser Durchgang kaum genutzt, er wirkt verlassen. Der dahinterliegende Raum wirkt surreal, als eine Schnittfläche zwischen Park und Industriefläche, die man vom Park aus kaum wahrnimmt, sich ihr aber auch leicht wieder entziehen kann.

Art der Grenze Durchgang Wirkung Durch diesen Nebenweg gelangt man vom Park direkt zum angrenzenden Postdepot. Dieser Durchgang wird als Nebenweg betrachtet, da er kaum von Parkbesuchern genutzt wird. Er bietet keine besonderen Durchgangsqualitäten, ermöglicht aber den Blick auf die darunterliegende Gleisstrasse und hat einen urbanen Stadtcharakter. FRONTERA

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Ausblick Ein- Ausgang

Einblick Ein- Ausgang

Einblick Ein- Ausgang

Ausblick Ein- Ausgang

Art der Grenze Ein- Ausgang, offener Raum Wirkung Das Areal am Mineralbad und den dort installierten Brunnen ist sehr offen und durchlässig. Man nimmt dort kaum Grenzen wahr. Es handelt sich um einen fliessenden Übergang von Park- und Stadtraum. Aufgrund der U-Bahnhaltestelle, des Mineralbads und der Parkplätze ist dieser Raum stark frequentiert.

Art der Grenze Ein- Ausgang Wirkung In diesem Bereich bekommt man den Eindruck, nicht mehr in einer Großstadt zu sein, sondern in einer ländlichen Gegend. Durch die Bebauung ist der Park für den Betrachter abgeschirmt. Am Ende der Straße gibt es wieder einen Durchgang in den Park. Man hat das Gefühl, den Vorort durch den angrenzenden Wald zu verlassen- befindet sich aber im Park.

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Lärmschutzwand Innenseite

Gleise der U-Bahn

Lärmschutzwand Außenseite

Art der Grenze Grenzlinie durch Bahngleise, weiche Grenze Wirkung Eine weitere Grenze im Park sind die UBahngleise der U-14. Sie führend durch den Rosensteinpark. Obwohl das überqueren der Gleise problemlos wäre, wirken die Gleise als Grenze, da sie ein Gefahrenbereich darstellen. Aufgrund ihrer Lage werden sie optisch nicht als störend wahrgenommen und verstärkern den urbanen Charakter.

Art der Grenze Rand an der B14, harte Grenze Wirkung Im Unteren Schlossgarten befindet sich an der B14 eine Lärmschutzwand, die jegliche Ausund Einblicke verhindert. Die Lärmschutzwand wirkt als unüberwindbarer Rand und wird somit als eine harte Grenze wahrgenommen. Der Bereich an der Lärmschutzwand im Park ist wenig attraktiv und bietet keine Aufenthaltsqualität. FRONTERA

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Gleistrasse Innenseite

Ausblick Übergang

Gleistrasse Außenseite

Rückblick Übergang

Art der Grenze Rand an der Gleistrasse, harte Grenze Wirkung Gegenüber der Lärmschutzwand befindet sich die Bahntrasse, welche höher als der Park liegt. Dadurch wird die Schlauchfunktion des Parks verstärkt. Es gibt keine Übergänge, der Rand ist stark bewachsen, dunkel und abweisend. Optisch ansprechend sind die Züge, die am Parkrand entlang fahren.

Art der Grenze Übergang, Park-Stadt Wirkung Dieser Übergang ist die einzige Verbindung zwischen Unterem Schlossgarten und den angrenzenden Wohnquartieren, und aufgrund ihrer Lage sehr stark genutzt. Durch die Brücke kann die B14 problemlos überquert werden, es wird keine Grenzwirkung wahrgenommen. Man gelangt direkt in den Park oder in die parallal zur B14 verlaufende Neckarstraße.

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Durchblick Zwischenraum

Ein- Ausgang Zwischenraum

Wolframstraße

Art der Grenze Durchgang, Randbereich an der Gleisstrasse Wirkung Der Zwischenraum der angrenzenden Bahntrasse und dem bewachsenen Parkbereich wird als rechtsfreier Raum genutzt. Dieser Raum bietet vor allem Schutz vor Einblicken, da er sehr dunkel ist und abschreckend wirkt. Er wird normalerweise nicht als Erschließungsweg genutzt.

Art der Grenze Ein-Ausgang, Verbindung zw. Park-Park Wirkung In diesem Bereich wird der Untere und der Mittlere Schlossgarten durch die Wolframstraße geteilt. Diese liegt zwischen den beiden Parkbereichen. Verlässt man den Park steht man direkt an der Straße. Dieser Raum bietet keinerlei Qualität und erschwert die Verknüpfung beider Parkareale. Hier bildet sich eine harte Grenze. FRONTERA

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Aublick Übergang

Zaun Innenseite

Rückblick Übergang

Zaun Außenseite

Art der Grenze Übergang, Verbindung zw. Stadt-Park Wirkung Die Fußgängerüberquerung verbindet den Mittleren und den Unteren Schlossgarten, sowie den Stadtraum am Neckartor. Alle Bereiche sind von starkbefahrenen Straßen eingegrenzt. Die Überquerung ist eine der wenigen Verknüpfungen des Stadtraums mit dem Park.

Art der Grenze Rand an der B14, harte Grenze Wirkung Am Rand der B14 des Mittleren Schlossgarten befindet sich ein Zaun, der Durchblicke ermöglicht, aber sehr stark bewachsen ist. Wie im Unteren Schlossgarten wirkt der Zaun als eine Grenze am Rand. Der Raum am Zaun ist sehr düster und wird von den Parkbesuchern eher gemieden, auch durch die nichtvorhandene Lärmabschirmung. Sie verstärkt die Grenze.

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Aublick Ein- Ausgang

Ausblick Haupteingang

Einblick Ein- Ausgang

Einblick Haupteingang

Art der Grenze Ein- Ausgang, Park- U-Bahnhaltestelle Wirkung In diesem Abschnitt des Parks grenzen das Planetarium und die Haltestelle Staatsgallerie, die auch als Verbindung in den Park genutzt wird, an. Dort gibt es keine klare Abgrenzung zwischen den einzelnen Räumen. Der Durchgang ist fliessend.

Art der Grenze Ein- Ausgang, Park- Arnulf-Klett-Passage Wirkung Der Übergang zwischen Park und Stadtraum ist fliessend. Beide Bereiche öffnen sich gleich stark dem Gegenüber. Verlässt man die Passage befindet man sich direkt im Park, verlässt man den Park befindet man sich direkt im Stadtraum. Hier greifen beide Räume ineinander, eine Grenzwirkung wird kaum wahrgenommen. FRONTERA

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Über den Versuch die Grenzen des Stadtparks zu entdecken Inspiriert von den untypischen Stadtspaziergängen von Boris Sieverts durch die Peripherie der Stadtlandschaft entwickelte die sechsköpfige Studentengruppe eine Tour durch das „Stuttgarter U“, bestehend aus dem Höhenpark Killesberg, dem Wartberg, dem Rosensteinpark und dem Schlossgarten. Angelehnt an den Techniken die Landschaft zu betrachten nach Susanne Hauser begab sich die Gruppe in die „Landschaft“ um in selektiver Betrachtungsweiße die urbanen Schnittstellen von Park- und Stadtraum zu erkunden. Um diese Bereiche zu erfassen wurde die Fotokamera als Arbeitsmittel zur Dokumentation gewählt, da man mit ihr am besten selektiv Blicke festhalten kann. Damit man ein bestmögliches Ergebnis erzielen kann, muss der Fotograf gezielt nach den Motiven suchen und sich aktiv an der Tour beteiligen. Die Gruppe nur auf einer Route durch die Landschaft zu führen würde einem normalen Ausflug gleichen, der nicht den Zweck der gestellten Aufgabe erfüllen würde. Durch das Dokumentieren der Bereiche, auf einer Parkkarte und mittels Fotokamera, kann nachträglich eine weitere Karte

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erstellt werden, die die gefundenen und markierten Grenzen aufzeigen (Karte auf Seite 20). Durch die gewählten Bildmotive lassen sich die gefunden Grenzen erfassen und sie nach ihrer Art und Erscheinung untersuchen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten die Grenzen zu betrachten. Handelt es sich hierbei um einen Durch- oder Übergang, ist es ein öffentlicher Übergang von Parkraum zum angrenzenden Stadtraum, wie ist die Erschließung und wie ist der Raum nach dem Passieren der Grenze definiert, welche Qualität bietet der Raum vor und nach dem Übergang. Nach diesen Kriterien wurden alle gefundenen Bereiche aufgelistet und beschrieben. Dadurch erhält man einen Katalog von den unterschiedlichen urbanen Schnittstellen, entlang der auswählten Parkroute. Jeder Mensch beginnt im Laufe der Zeit seine Umgebung zu erkunden. In unserem Fall betrachteten wir die Landschaft nach einem besonderen Kriterium und suchten gezielt nach Antworten. Alle anderen Faktoren, die man bei einem normalen Besuch eher wahrnimmt, wurden gezielt in den Hintergrund gestellt.


In der Stadt gibt es zum einen den städtischen Raum, der überwiegend durch Gebäude und Straßen definiert ist. Die städtischen Rückzugsflächen für die Naherholung sind, wie in Stuttgart der Fall, meistens in diesen städtischen Raum eingebettet. Dadurch entstehen automatisch Grenzen. Das Interessante ist hierbei die Art der Grenze. Manche Parkbereiche wirken geöffnet, bieten durch eine gute Erschließung und Übersicht einen leichten Zugang in den Raum. Neben der fest angelegten Infrastruktur in und an dieser Landschaft finden sich auch Erschließungswege, die von Menschenhand geschaffen wurden. Meistens um die vorhandene Infrastruktur zu umgehen oder sie abzukürzen. Stellt man sich die Frage, wie der Raum hinter der Parklandschaft definiert ist, findet man verschiedene Antworten, bei näherem Betrachten des Raumes. In Stuttgart sind die meisten Parks in den Stadtraum eingebettet. Das beste Beispiel ist der Schlossgarten. Dieser ist in drei Bereiche unterteilt, welche man beim durchwandern der Parkanlage erkennen kann. Verlässt man die Arnulf-Klett-Passage am Hauptbahnhof in Richtung Osten, so befindet man sich direkt im Mittleren Schlossgarten. Dort gibt es noch viele Übergänge in den angrenzenden Stadtraum. Verlässt man den Mittleren Schlossgarten und betritt die Unteren Schlossgarten, bemerkt man schnell, wie eingeengt der Park zwischen Bahntrasse und der stark befahrenen Cannstat-

ter Straße liegt. Der Park ist durch diese zwei harten Faktoren eingegrenzt. Zur Straße hin befindet sich eine Lärmschutzwand, die nur über Brücken überwunden werden kann, an der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Bahntrasse. Deren Überwindung soll komplett untersagt bleiben, da dies schlichtweg Lebensgefährlich ist. Der Park wird zum Schlauch und bietet dem Besucher nur zwei Richtungen. Läuft man weiter Richtung Rosensteinpark, öffnet sich der Park wieder und bietet dem Entdecker mehrere Möglichkeiten den Park zu verlassen. In großen Teilen des Rosensteinparks hat der Besucher das Gefühl sich direkt in der Landschaft zu befinden, da man in einigen Bereichen des Parks den suburbanen Lärm nicht mehr wahrnimmt und auch keine Gebäude mehr sieht. Dort wächst und gedeiht eine, nennen wir sie „natürliche“ Landschaft. Vergleicht man dies mit dem Wartberg, einem Gelände, dass komplett neugestaltet und mit unterschiedlichen Kunstinstallationen und künstlichen Seen versehen wurde, fällt es einem leicht die beiden Parks zu unterscheiden. Dennoch finden sich in beiden Parklandschaften Schnittstellen, Grenzen und Übergänge zu dem angrenzenden Raum, die sich von ihrer Art nicht groß unterscheiden. Gleiches gilt auch für den Höhenpark Killesberg. Dort erwarten den Besucher ebenfalls Attraktionen und Kunstwerke, an deren Betrachtung er sich erheitern und ergötzen kann. Kennt man die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Parkanlagen fällt einem die Differenzierung noch

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leichter. Der Rosensteinpark wurde, inspiriert zur damaligen Zeit, als englischer Landschaftsgarten gestaltet. Der Wartberg und der Höhenpark Killesberg sind viel jüngerem Ursprungs. Dies wirkt sich auch auf die angrenzenden Gebiete aus. Im Rosensteinpark liegt der zoologisch-botanische Garten der Wilhelma, das Naturkundemuseum und das Museum am Löwentor. Eine weitere Grenze bildet das Rangier-und Lokgelände der Deutschen Bundesbahn. Im nördlicheren Bereich des Rosensteinparks findet man Wohnbebauung und die Pragstraße, die Aufgrund ihrer Anbindung nur mit Gewerblichen– und Industrieeinrichtungen versehen ist. Der Höhenpark Killesberg ist hingegen nur von Wohnbebauung umgeben. Beim Areal des Wartbergs findet man auch überwiegend Wohnbebauung, aber auch die angrenzende Heilbronner Straße die zum Pragsattel führt, sie grenzt als Schneise zum Parkgelände an. Im Laufe der Zeit bildeten sich in den einzelnen Bereichen unterschiedliche Räume aus, sei es das Brachland des Bahngeländes und seine Gleisanlagen, Schrebergärten oder die wild diskutierte Zwischenstadt. Manchmal grenzt nur Infrastruktur an die Parklandschaft an, oder man befindet sich in einer Wohnsiedlung wo alles ruhig und geordnet wirkt. Ohne jegliche Vorbereitung und nur durch eine kurze Einweisung wurde dieses Experiment der Entdeckung der unterschiedlichen Grenzen und deren Verhalten im Raum mit den Exkur38 FRONTERA

sionsteilnehmern gewagt. Ob die gesammelten Ergebnisse für eine spätere Auswertung brauchbar sind, war nicht vorauszusehen. Es gab eine Route durch die Parklandschaft, an der es galt, auf diese besonderen Bereiche zu achten und sie zu dokumentieren. Nachträglich konnten die gewonnen Erkenntnisse mit dem angelesenen Wissen aus dem Reader des „Landschaftslabor Stadt“ und den dort aufgezeigten Techniken die Landschaft zu betrachten, in der Landschaft zu spazieren, sich auf sie einzulassen und zu verstehen in Zusammenhang gesetzt werden. Die gesammelten Informationen und Bilder mussten nochmals aufgesucht und neu dokumentiert werden, da aufgrund der Wetterverhältnisse und dem gewagten Einsatz der Einwegkameras leider wenig Material zusammen kam, um die gefundenen Grenzen der Tour ausreichend aufzuzeigen. Die nachfolgenden Bilder des Artikels sind daher als Fotodokumentation der Tour zu betrachten. Es handelt sich um Aufnahmen der teilnehmenden Gruppen. Man kann dennoch erkennen, dass sich die Gruppen mit dem Thema auseinander gesetzt und versucht haben, mittels der selektiven Arbeitstechnik, die gefundenen Situationen zu dokumentieren. Diese Exkursion durch die Parklandschaft kann als ein Experiment betrachtet werden, bietet aber genug Potential diese Exkursion zu wiederholen oder auf andere Bereiche und Themen, wie beispielsweise der gezielten Suche nach Zwischenstadt, anzuwenden.


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Ein Versuch den Spaziergang nach Lucius Burckhardt promenadologisch zu deuten

sind die Grenzen durchweg recht stark ausgeprägt, da immer versucht wurde, die Stadlandschaft mit ihrem Lärm und ihrer Hektik auszusperren. Jedoch kann der aufmerksame Spaziergänger kleine Veränderungen der GrenDer einfachste Weg, unseren Startpunkt auf dem zcharakteristika feststellen. Dies möchte ich nun Killesbergturm zu erreichen, war das Fahren en einigen Beispielen verdeutlichen. mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Killesberg und ein kurzer Fußweg vorbei an Brachflächen Der Eingang in den Park vom Hauptbahnhof und Baustellen, bis wir schließlich den ersten aus, ist zwar ebenfalls sehr kontrastreich, da Eingang zum Park erreichten. Es sollten an man aus dem Untergrund eines Bahnhofes in diesem Tag noch einige folgen. Aber schon den grünen Park gelangt. Es fehlt jedoch eine an dieser ersten Grenze des Parks kann man definierte Grenze. Die relativ große geteerte erläutern, warum gerade der Killesbergturm als Eingangsfläche verdrängt das Empfinden des Spaziergängers “jetzt bin ich im Park”. Erst Startpunkt gewählt wurde. Der kontrastreiche Übergang von Brachfläche wenn er weiterläuft und sich schließlich ganz im und Baustellen hin zur Umgebung des Höhen- Park befindet stellt sich dieses Gefühl langsam parks Killesberg durch eine starke Grenze in ein. Der großen Übergangszone fehlt es somit Form eines Durchgangs in einer ansonsten un- sehr an definierter Qualität, was dazu führt, durchdringbaren Hecke lässt den Spaziergänger dass sich hier fast niemand länger aufhalten sehr stark spüren, dass er sich jetzt in einer möchte. Fehlt also die erkennbare definierte Grenze, Parklandschaft befindet. Das Erlebnis Park wird so intensiver wah- beeinflusst dies das Parkerlebnis insgesamt. rgenommen, als wenn der Park durch ein- Wenn nun dieser Übergang vorhanden ist, en weniger kontrastreichen Eingang betreten stattdessen aber der Kontrast von Stadt und Park fehlt, stellt sich ebenso ein seltsames worden wäre. Der kurze Anstieg zum Killesbergturm und seine Gefühl beim betreten des Parks ein. Wenn Besteigung lassen nun einen Blick auf die ge- man den Park bei den Mineralbädern über die samte Größe des Parks zu. Jetzt deckt sich U-Bahn Schienen betritt, die hier als Grenze die Vorstellung des Spaziergängers von “Park” dienen, aber schon aus einer parkähnlichen mit dem gerade Gesehenen und er fühlt sich Umgebung kommt, weiß man trotz Grenze nicht nun wirklich im Park angekommen. Einerseits genau, wann man sich wirklich zur Gänze im die Bewegung durch eine Stadtlandschaft hinein Park befindet. in die nun völlig andere Parklandschaft durch Es ist also wichtig, dass eine definierte Greneine physische Grenze in Form der Hecke und zsituation und ein kontrastreicher Übergang andererseits der Überblick über den großen zusammenkommen, um eine für den Spagrünen Park machen das Erlebnis des Betreten ziergänger angenehme Eingangssituation zu schaffen und ihm das Gefühl zu geben “jetzt des Parks greifbar. Nachdem der Spaziergänger nun vom Turm aus bin ich im Park und kann mich erholen”. Das das vor ihm Liegende gesehen hat, wird die Betreten und das Erleben des Parks sind somit Strecke für ihn real erlebbar, indemer sich auf untrennbar miteinander verbunden. den Weg macht, um den Park aus der Nähe zu sehen. Die von uns geplante Strecke, die immer wieder aus dem Park hinaus fürt, um ihn dann wieder duch verschiedene räumliche Situationen zu betreten, soll dem Spaziergänger die Möglichkeit geben, die unterschiedlichen Grenzqualitäten vergleichen zu können. Durch die zentrale Lage des Parks in der Stadt FRONTERA

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Cartes Psychogeographique ein Rückblick

Ergebnisse liefern konnte. Die kurze Vorbereitungszeit bot nicht die Möglichkeit alle theoretischen Texte zum Thema Die einzelnen Parks verknüpfen sich zu einem Stadtgrenzen und Promenadologie zu lesen und breiten linearen begrünten Streifen inmitten der zu verstehen. So erfolgt jetzt im Nachhinein dicht besiedelten Stadt. Schon anfangs war klar, eine teilweise überraschende Interpretation des dass sich bei näherer Untersuchung des Gebi- Spaziergangs. Das Photographieren einzelner, ets markante urbane Grenzen aufzeigen werden. wahrgenommener Situationen lässt natürlich nur An die jeweiligen Parks grenzen teilweise sehr eine zerstückelte Dokumentation und Analyse

stark frequentierte Autoverkehrswege, die typisch für Stuttgart sind. An diesen Übergängen sind deutliche Signale für Abgrenzung zu erkennen. Durch gezielte Penetration der Grenzen war es das Ziel, der Gruppe schon einige markante Beispiele aufzuzeigen. Die Dauer der Tour belief sich auf etwa vier Stunden reiner Erkundungszeit und etwa 45 minütiger durch das Wetter bedingte Zwangspause. Der Starke Regenfall beeinflusste auch Arbeit und Wahrnehmung der Spaziergänger durch empfundene Kälte und minder passablen Untergrund. Zudem gab es einige spontane Änderungen der geplanten Route, um weitere interessante und gerade entdeckte Grenzen näher zu betrachten. Gleichzeitig bereicherte die Anzahl der Spaziergänger den Fundus an Grenzen, da bekanntlich 40 Augen mehr sehen als 10 und die spezifische Wahrnehmung des Individuums verschiedene 44 FRONTERA


zu, die vergleichbar mit der Annahme der lettristischen und situationistischen Internationalen ist. Auch bei diesem Experiment lag die Auswahl des Motivs in der Hand jeder Gruppe, also im Diskurs zwischen Individuen, die untereinander ihre persönliche Wahrnehmung diskutiert haben. Der Spaziergang stellt sich als eine Mischung aus geplanter, durchdachter Aktion heraus, die Momente der spontanen Zufälligkeit in sich aufnimmt. Die Tour fand in einer künstlichen, von Menschenhand begrenzten und gepflegten Natur statt. Die Grünflächen sind Stadtparks, die regelmäßig gepflegt und im Zaun gehalten werden, aber klar durch ihre Nutzung als Erholungs- und Rückzugsraum für Flora und Fauna definiert sind. Abschließend bleibt noch zu sagen, dass die Route stark von der Gruppengröße und der Art von Veranstaltung abhängig ist. Alleine oder zu zweit waren viele Abschnitte weniger gefährlich zu betreten und zu Überqueren, als in einer Gruppe von zwanzig Studenten, wenn eine Universität die volle Verantwortung trägt.

“Psychogeographie, die sich der Methode des Umherschweifens bedient, ist die Erforschung der genauen unmittelbaren Wirkungen, seien sie bewusst gestaltet oder nicht, des geographischen Milieus auf das emotionale Verhalten der Individuen.”

Juri Steiner FRONTERA

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Das Stuttgarter U

Stuttgart und seine Parks 46 FRONTERA


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Höhenpark Killesberg

Der Höhenpark Killesberg ist ein rund 50 Hektar großer Park im Stuttgarter Norden und grenzt an des ehemalige Messegelände an. Der Ursprung der Anlage geht auf die Reichsgartenschau im Jahr 1939 zurück. Nach Plänen des Landschaftsarchitekten Hermann Mattern wurde das einst als Steinbruch genutzte Areal zu einem Park und Ausstellungsgelände umgestaltet. Von 1941 bis 1942 wurde das Gelände als Sammlungsort der württembergischen Juden für die Transporte in die Konzentrationslager genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Park Schauplatz von Gartenbauausstellungen, Hermann Mattern plante im Jahre 1950 die erste Nachkriegs-Gartenschau auf dem gleichen Areal. Im Rahmen der Internationalen Gartenschau 1993 wurde der Höhenpark Killesberg ein Bestandteil des Stuttgarter „Grünen U“. Auf dem höchsten Punkt des Parks wurde 2001 ein 42 Meter hoher Aussichtsturm von Jörg Schlaich im Auftrag des Verschönerungsvereins Stuttgart errichtet. Im Park findet man zahlreiche plastische Kunstwerke, einen kleinen Jahrmarkt und Tiergehege.

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Wartberg - Kunststation Egelsee Der Wartberg ist ein Talmuldengelände östlich des Killesbergs. Erschlossen wird das Areal von der Stresemannstraße und der Heilbronner Straße. Anfangs war der Wartberg eine Kleingartenanlage, welche in den 1990er-Jahre umgestaltet und für die Internationale Gartenbauausstellung 1993 neu parzelliert wurde. Zwei Serpentinenwege schlängeln sich den Hang entlang, dazwischen gibt es zahlreiche Mauern und Treppen, die noch aus der Zeit des Weinanbaus stammen. In der Mitte des Geländes befindet sich das Gebäude des Ökologiezentrums, nördlich davon das Naturfreudenhaus. Auf dem Gelände sind verschiedene Kunstinstallationen und der eigens für die IGA gestaltete Egelsee. FRONTERA

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Rosensteinpark Der Rosensteinpark in Stuttgart-Bad Cannstatt gilt als größter englischer Landschaftspark Südwestdeutschlands. Unter Anordnung von König Wilhelm I. wurde der Park in den Jahren von 1824 bis 1940 von Johann Bosch angelegt. In der Mitte des Parks wurde von 1822 bis 1830 das Schloss Rosenstein erbaut. Ebenfalls befindet sich im Rosensteinpark das Museum am Löwentor und der zoologischbotanische Garten Wilhelma. Der „Staatliche Park“ steht unter Denkmalschutz. Zusammen mit dem Schlossgarten, Leibfriedschen Garten, dem Wartberg und dem Höhenpark Killesberg bildet er das „Grüne U“ Stuttgarts. 50 FRONTERA


Schlossgarten Stuttgart

Der Stuttgarter Schlossgarten ist eine 600 Jahre alte Parkanlage in Stuttgart. Sie beginnt im Stadtzentrum und folgt dem ehemaligen Verlauf des Nesenbachs bis zum Neckar. Der Park wird in Oberer-, Mittlerer- und Unterer Schlossgarten untergliedert, die durch mit Fußgängerstegen überbrückte Straßen getrennt sind. Am östlichen Ende, in der nähe des zoologisch-botanischen Garten Wilhelma, geht der Schlossgarten direkt in den Rosensteinpark über. Beide Parks sind Bestandteil des Stuttgarter „Grünen U“. Erstmalig wurde im Jahre 1350 ein „gräflicher Garten“ direkt am Alten Schloss in Stuttgart erwähnt. Fortan wurde der Garten vergrößert und ausgebaut. Um 1800 wurde mit dem Bau der „Königlichen Anlagen“ begonnen, die von Anfang an auch für die Bevölkerung geöffnet waren. 1807 wurden der Bau der „Oberen Königlichen Anlagen“ unter König Friedrich I. und zwischen 1813 bis 1817 die „Unteren Königlichen Anlagen“ verwirklicht. Ab 1908 wurden für den neuen Hauptbahnhof Umbauten am Mittleren Schlossgarten vorgenommen. 1961 wurde der Obere Schlossgarten wegen der Bundesgartenschau komplett umgestaltet, 1977 erfolgte wegen der zweiten Bundesgartenschau die Umgestaltung der Unteren Anlagen.

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