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ZWEI BAUGRUBEN für den Bornapark
Im Januar 2023 haben in Rothrist die Arbeiten für die beiden Neubauten «Werkstatt» und «Wohnheim» der Arbeits- und Wohngemeinschaft Borna begonnen. Aufgrund des lehmigen Baugrundes werden die beiden Gebäude auf Pfähle grundiert. Beim Wohnheim kommt zudem eine Grundwasserabsenkung mit Wellpoint Verfahren zum Einsatz.
TEXT/BILDER: Anita Bucher
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Alles neu bei Borna. Die Arbeits- und Wohngemeinschaft an der Gländstrasse 24 in Rothrist baut. Am 19. Januar erfolgte der Spatenstich für die beiden Neubauten «Wohnheim» und «Werkstatt». Diesem gingen eingehende geologische Abklärungen voraus. Denn der Baugrund ist sandig, steinig und aufgrund der Nähe zum Bach Pfaffnern bei der Baugrube «Wohnheim» auch matschig.
Grundwasserabsenkung mittels Vakuums
«Damit die Bauleute trotzdem sicher auf trockenem Grund arbeiten können, kommt bei dieser Baugrube ein Wellpoint-Verfahren zum Einsatz, das den Grundwasser- spiegel während der Bauzeit so lange wie nötig temporär absenkt» erklärt Franz Ineichen vom BFB Baubüro für Bauökologie, der hier die Bauleitung inne hat. Rund um die Baugrube wurden auf acht Metern Tiefe schwarze Filterschläuche eingesetzt, die das vorhandene Grundwasser mittels Vakuums und zwei Pumpen permanent abführen. So können die Bauleute auf trockenem Grund arbeiten, bis die Kanalisation eingebaut ist: Denn: «Wenn der Boden so «lebendig» ist wie hier, ist es aufwendig und gefährlich», so Ineichen.
Von zweierlei Bohrungen
Die Filter für das Wellpoint-Verfahren wurden in zuvor gebohrte Löcher versenkt und mit Splitt verfüllt. «Bei dem aktuell regne- rischen Wetter, das wir haben ist dies definitiv die richtige Lösung» wie Ineichen erklärt. Rund 170 Filter wurden innert einer Woche versenkt. Dann hiess es abwarten: Denn «Das Wellpoint-Verfahren muss erst mal ungefähr eine Woche laufen», bis man in der Baugrube arbeiten kann. Gleichzeitig mit der Installation der Grundwasserspezialisten waren auch die Spezialtiefbauer der Implenia vor Ort. Sie versenkten innert zwei Wochen rund 140 Pfähle in ungefähr 13 Metern Tiefe. Diese werden auf die im Erdreich verborgenen Moränen gestellt.
Bohrungen wetzen Bohrköpfe ab Während in der Baugrube des künftigen Wohnheims der Tiefbauer die Magerbetonsohle erstellt und die Schalungen für den
Fundamentriegel der Aussenwände gemacht werden, wird dort, wo die künftige Werkstatt entsteht, noch immer gepfählt. Polier Eric Mladenko ist gerade dran mit seiner Crew die Schneidzähne am Bohrkopf zu wechseln.
Diese sind bereits nach zwei Bohrungen so sehr abgewetzt, dass sie ersetzt werden müssen. «Aktuell machen wir 18 Pfähle pro Tag» erzählt der Polier. Pro Bohrpfahl rechnet er rund 30 Minuten, wenn nichts Ausserordentliches dazwischenkommt oder kaputt geht. Und das kommt doch ab und zu mal vor: Letztens ging die Betonpumpe kaputt und es musste zuerst Ersatz beschafft werden. Danach musste die Crew Überzeit machen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Eric Mladenko zuckt die Schultern. So ist es halt. – Problematisch wird es auch, wenn ein grosser Stein beim Bohren im Weg ist. «Dann drückt es den Deckel weg und das Rohr füllt sich mit Dreck. Das heisst sie müssen dann nochmals von vorne anfangen» erklärt Ineichen.
Beim Andrehen der grossen Maschine hängt die Crew am Bohrgerät mit zwei Haken einen gusseisernen Deckel rein, der von der Maschine in die Erde bis auf felsigen Grund gedreht wird. Beim Zurückdrehen des Bohrgerätes hängt sich der Deckel aus und bleibt unten. Das offene Rohr wird von oben mit einem Armierungskorb und Pumpbeton verfüllt. Während des Zurückdrehens türmt sich neben dem Bohrkopf dunkle mit Beton vermischte Erde wie ein Maulwurfhügel auf. Die so kontaminierte Erde wird von Eric mit dem Bagger säuberlich weggetragen. Sie muss speziell entsorgt werden.
Bereits steuert die Bohrmaschine das nächste Loch an. Kurz wird noch manövriert, bis die angezeichnete Stelle erreicht ist, dann wird der «Deckel» eingesetzt und die Bohrung beginnt. Langsam drückt sich das Bohrgerät in den lehmigen Boden. Der Pumpbeton aus einem Fahrmischer reiche für vier Pfähle, so Eric. Danach muss der Mischer neues Material holen. «Dann müssen wir darauf warten, bis er wieder kommt», so
Eric. – Am Anfang habe man versucht mit einem zweiten Mischer zu arbeiten, aber das habe nicht wirklich funktioniert. Der Beton wurde hart. Nun arbeite man nur noch mit einem Fahrmischer und nutze die Wartezeit zum Ausmessen und Anzeichnen der noch zu bohrenden Pfähle.
Der Hochbau startet in Kürze Während die Pfahlbauer auf Platz Vollgas geben, ist es für Bauleiter Franz Ineichen noch eine eher ruhige Zeit: «Derzeit bin ich als Bauleiter viel mit Devisieren der nächsten Arbeiten beschäftig. Ich messe aber auch laufend aus und bin da, falls es Probleme vor Ort zu lösen gibt.» Jeden Dienstag hat er Bausitzung mit den am Bau beteiligten Unternehmen. In Kürze startet bereits der Hochbau beim Wohnheim. Bislang läuft alles nach Plan, bestätigt Ineichen. Ende Juni sind die Spezialtiefbauarbeiten am Borna beendet, die Kanalisation beim Wohnheim ist verlegt und das Wellpoint-Verfahren kann abgebaut werden. Ab da geht’s mit dem Bau in die Höhe und für Franz Ineichen heisst es: Neue Heraufforderungen stehen an.
Schalung für den Pfahlriegel auf dem die späteren Aussenwände des Gebäudes zu stehen kommen. Die schwarzen Filterschläuche des Wellpoint-Verfahrens sind gut sichtbar.
WEITERE INFORMATIONEN: www.bornapark.ch