5 minute read

Verliebt in schöne Orte

«Verliebt in schöne Orte» Schwerpunkt: KULTURERBE

Das Bundesinventar ISOS enthält viele Orte mit grossem touristischem Potenzial. Um sie bekannter zu machen, haben Schweiz Tourismus und das Bundesamt für Kultur (BAK) «Verliebt in schöne Orte» gestartet. Das Projekt will das vielfältige Kulturerbe der Schweiz bekannter machen und die Aufmerksamkeit auf Orte lenken, die abseits der wohlbekannten Tourismusdestinationen liegen.

Advertisement

Text: Anita Bucher Fotos: ©BAK, Bern

Falls ihr jetzt Lust bekommen habt neue Orte der Schweiz kennen zu lernen, die zum Schweizer Kulturerbe zählen, dann nichts wie los: Sechs der zwanzig ausgewählten Orte stellen wir euch näher vor. Diese liegen alle an der bekannten Grand Tour of Switzerland.

ERMATINGEN TG: Das Fischer- und Weinbauerndorf Ermatingen liegt zwischen Kreuzlingen und Steckborn und ist das erste urkundlich erwähnte Dorf im Kanton Thurgau. Einst war Ermatingen in die zwei Teile Stad und Ausserdorf aufgeteilt. Stad ist eine ehemalige Fischereisiedlung mit einer dichten Bebauung direkt am Seeufer, die eine eindrückliche und für den Ort einheitliche Front mit grosser Fernwirkung bildet. Das Ausserdorf am schwach geneigten Hang ist hingegen von eng beieinander stehenden Fachwerkbauten sowie herrschaftlichen Häusern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert geprägt. Diese ursprüngliche Zweiteilung des Ortes wird heute nur noch von der Eisenbahnlinie Kreuzlingen-Etzwilen sowie einer Fabrikanlage aufrechterhalten.

BAUEN UR: Bananen, Aprikosen und Kiwi Das idyllische Dorf liegt auf 436 m ü.M. in einer geschützten Bucht am Westufer des Urnersees, am Fuss des Ober- und Niederbauens. Gäste und Einwohner geniessen die wohltuende Wirkung des südlichen Klimas. Dank der idealen Lage gedeihen hier Bananen, Feigen, Aprikosen, Kaki, Kiwi und viele andere exotischen Gewächse. Einst war die bäuerliche Gemeinde Bauen nur über den See oder einen schmalen Fussweg erreichbar. 1875 erhielt das kleine Dorf eine regelmässige Schiffsverbindung und erst 1956 wurde eine Zufahrtsstrasse von Isleten nach Bauen gebaut. Der kleine historische Ortskern besteht aus Wohnhäusern und Gaststätten, die mehrheitlich der Form von traditionellen Innerschweizer Bauernhäusern folgen und ihre Giebel zum See richten. Die Bauten umschliessen einen kleinen Platz mit einem Denkmal für Alberik Zwyssig. Er ist in Bauen geboren und der Komponist der Schweizer Landeshymne «Trittst im Morgenrot daher». Oberhalb vom Denkmal steht sein Geburtshaus, das heutige Gourmet-Restaurant «Zwyssighaus».

MORCOTE TI: Mittelalterliches Dorf am Luganer See Entlang des Seeufers reihen sich zahlreiche herrschaftliche Bauten wie der Palazzo Paleari neben einfachen Gebäuden. Die Häuserfront am See mit ihren prächtigen Arkaden ist eines der markantesten Erkennungszeichen Morcotes und prägt die Ansicht vom See her. Gleich dahinter entspinnen sich die verwinkelten und gepflästerten Gassen des

Dorfkerns, der seine Mittelalterliche Herkunft bis heute klar zu erkennen gibt. Von hier führt ein spektakulärer Kreuzweg über rund 400 Stufen hinauf zur Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso. Ein schöner Brunnen und mehrere Bildstöcke begleiten den Aufstieg. Oben angekommen thront die Kirche wie eine Patronin über dem Ort, daneben befindet sich eine achteckige Kapelle sowie ein monumentaler Friedhof, wo internationale Prominenz bestattet ist. In der Wallfahrtskirche sind Fresken aus verschiedenen Epochen, eine schöne Steinkuppel sowie eine Orgel, die um 1700 gebaut wurde, zu bestaunen. Zudem geniessen Besucher von hier oben eine wunderschöne Aussicht über Dorf und See.

PLEUJOUSE JU: Obstplantagen und ein mittelalterliches Schloss Pleujouse befindet sich abseits der grossen Verkehrsachsen mitten in einer hügeligen Landschaft am Eingang zu einem schmalen Tal, das einen wunderschönen bewaldeten Hintergrund bildet. Ein befestigter Felssporn thront über einigen Obstplantagen. Diese erinnern daran, dass die traditionelle lokale Wirtschaft im Wesentlichen auf dem Anbau der Damasson beruht – einer kleinen Pflaumensorte mit rot-violetter Farbe, aus der man einen regionalen Schnaps, den Da

Ermatingen, TG

Bauen, UR

Sent, GR

massine AOP, gewinnt. Das Schloss, besteht aus einem runden Wachturm aus dem 13. und einer Wohnstätte aus dem 16. Jahrhundert. Weiter unten befinden sich die kleine Kapelle Notre-Dame de Lourdes und die alte Schule. Entlang der Strasse reihen sich mehrere Bauernhöfe aus dem 18. und 19. Jahrhundert aneinander. Der Ort hat sich seit dem 19. Jahrhunderts kaum verändert. Die Bevölkerung ist sogar bis in die 1990erJahre kontinuierlich zurückgegangen, steigt aber seit Ende des letzten Jahrhunderts wieder etwas an.

SENT GR: Ein malerisches Unterengadiner Bergdorf Sent liegt in sonniger und aussichtsreicher Lage hoch über dem Talboden und ist eine Hochburg des Rätoromanischen. Das Ortsbild von Sent ist unter anderem durch die Auswanderung geprägt, die eine wirtschaftlich grosse Rolle ab dem 17. Jahrhundert spielte. Wie in vielen Bergregionen emigrierten zahlreiche Senter ins Ausland, vor allem ins nahe Italien. Als Söldner, Zuckerbäcker oder Geschäftsleute kamen einige von ihnen zu Vermögen und bauten in der Heimat stattliche Häuser. Die Bauherren zeigten in eleganten Wohnhäusern mit klassizistischen Formen und vornehmen Zeltdächern ihren Wohlstand. In diesem Sinne ist auch der sogenannte «Senter-Giebel» zu verstehen, ein geschwungener Mittelgiebel, der viele der vornehmen Häuser ziert. Als lokale Besonderheit prägt er das Ortsbild, kommt aber vereinzelt auch in anderen Dörfern der Region vor. Sent wurde im Laufe der Zeit Opfer von mehreren Dorfbränden. Die Brandka

Pleujouse, JU

tastrophen erklären auch, weshalb sich hier nur wenige typische Engadiner Bauernhäuser finden, die berühmt sind für ihre kleinen Trichterfenster und ihre mit Sgraffitotechnik dekorierten Fassaden. Am westlichen Dorfende liegt die markante Kirchruine San Peder, die heute in privatem Besitz und das Wahrzeichen des Dorfes ist.

SAINT-SAPHORIN VD: Das Winzerdorf am Genfersee Im Herzen der Weinberge des Lavaux, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, direkt am Fusse des ersten Hanges des Mont Pèlerin, befindet sich das bezaubernde Winzerdörfchen Saint-Saphorin. Da einst Erdrutsche das Dorf bedrohten, beschloss die Behörde, Arkaden zu bauen, auf denen die Häuserfassaden errichtet wurden. Daher wird Saint-Saphorin auch als befestigtes Dorf bezeichnet.

Der Dorfkern ist geprägt von engen Passagen und gepflasterten Gassen. Entlang der Gassen reihen sich Winzerhäuser und einfache Wohnbauten-, die zum grössten Teil nach der charakteristischen Typologie der Region gebaut wurden. Kalkbedeckte Mauerwerkstrukturen sowie symmetrische und farbenfrohe Fassaden zeichnen diese regionaltypischen Häuser aus. Am unteren Ende des Dorfes liegt der Hafen, der durch die Eisenbahnlinie vom See getrennt wird. Saint-Saphorin war auch ein Zufluchtsort für viele Künstler, die den Ort in ein kleines Kulturzentrum verwandelten. Beispielsweise wohnte der berühmteste Waadtländer Chansonnier, Jean Villard Gilles, im Dorf.

This article is from: