Baukultur Exkursion 2017 nach Bayern Ablauf
Unsere Baukultur Exkursion führt dieses Jahr nach Bayern. Wir werden in erster Linie Gemeinden besuchen, die es geschafft haben den Problemen, die auch wir in der Steiermark kennen etwas entgegen zu setzen: Abwanderung der Bevölkerung in Randlagen, Zersiedelung, Wildwuchs von Einkaufs- und Gewerbegebieten, Leerstand in den Ortszentren usw. Themen also, die uns einerseits im täglichen Arbeiten mit und in den Gemeinden betreffen, die auf der anderen Seite auch in den baupolitischen Leitsätzen des Landes bzw. im Zusammenhang mit der Baukulturenquete des Landtages behandelt wurden. Für die Lösung keines der oben genannten Probleme gibt es ein Patentrezept. Umso mehr macht es Sinn, sich gelungene Beispiele anzuschauen und von diesen zu lernen. Die Bausteine die zu einem Gelinge beitragen sind zumeist privates Engagement, Mut und Weitsicht von Seiten der Politik, Unterstützung aus der Verwaltung, sowie umsetzbare Visionen aus dem kreativen, planenden Umfeld.
Baukultur Exkursion 2017
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Perlesreut
Bauhütte Perlesreut Marktplatz von Perlesreut
Die Gemeinde mit etwa 2.900 Einwohnern liegt im Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Österreich. Hier, tief im bayrischen Wald ist nicht gerade eines der pulsierenden Wirtschaftszenten Deutschlands. Um dem demografischen Wandel sowie den zunehmenden finanziellen und personellen Engpässen etwas entgegen zu stellen, haben sich 9 Gemeinden zusammengeschlossen. Außerdem engagieren sich über 400 Bürger in 6 Netzwerken (Jugend, Senioren, Unternehmer, Verwaltung, Demographie und Tourismus). Die Region „Ilzer Land“ wird als Pilotprojekt der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Niederbayerns gefördert. Ein weiterer Aspekt des gemeinsamen Handelns ist ein interkommunales Flächenmanagement, das u.a. zu einem gemeinsamen Gewerbegebiet geführt hat. Baulich manifestiert sich das gemeinsame Tun in einem Gebäude am Marktplatz von Perlesreut. Das denkmalgeschütze, ehemals leer stehende Objekt wurde über zwei Jahre saniert, und steht nun unter dem Namen „Bauhütte“ als Informations- und Begegnungszentrum für die Gemeinde sowie die Ilzer Land Allianz zur Verfügung. Auch betreutes Wohnen findet – finanziert über einen Privaten - im hofseitigen Teil des Gebäudes statt. Für die Umsetzung sind neben Eigenmitteln der Gemeinde auch Mittel der Städtebauförderung, des Landesamts für Denkmalpflege und von LEADER eingesetzt worden. Das Engagement ist nicht nur vor Ort sicht- und spürbar, sondern wird auch auf Bundesebene wahrgenommen: Mehrere Auszeichnungen wurden mittlerweile an Perlesreut vergeben, so etwa Gold im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.
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Blaibach
Konzerthaus Blaibach Bürgerhaus Blaibach
Auch dieser Ort liegt naher der Tschechischen Grenze. Mit etwa 2.000 Einwohnern und dem Phänomen der Abwanderung konfrontiert, passierte dort etwa zwischen 2000 und 2014 das, worüber in den Medien unter dem Titel „Das Wunder von Blaibach“ berichtet wurde. Das ehrgeizige Ortsentwicklungsprojekt wird vor allem durch ein Förderprogramm der Staatsregierung namens „Ort schafft Mitte“ ermöglicht. Aber ohne die engagierten Bürger, Gemeinderäte, Hausbesitzer und den Architekten wäre die positive Entwicklung in dieser Art auch nicht möglich gewesen. A propos Architekt: Peter Haimerl ist der deutsche Shooting Star seiner Generation, der im Bayrischen Wald zahlreiche Bauten realisierte, und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Ich hoffe sehr, dass unsere Vereinbarung halten wird, und wir ihn persönlich kennen lernen können. Falls es unser Zeitmanagement zulässt, werden wir – neben dem Ortszentrum Blaibach - das eine oder andere seiner Projekte besichtigen. Die Umkehr des Trends zum Leerstand in der Ortsmitte wurde von der Gemeinde initiiert. Sie kaufte eine ungenutzte Immobilie und ließ diese zum „Bürgerhaus“, also zum Gemeindeamt umbauen. Im Drehbuch zum „Wunder von Blaibach“ spielt ein weiterer Akteur eine wichtige Rolle: der Opernsänger Thomas E. Bauer. Er suchte für sein „Kulturwald – Festival“ eine neue Spielstätte. Dabei wurde er in Blaibach fündig, wo neben einem barocken Schloss, einer malerischen Kirche und einem traditionellen Waldlerhaus im Ortskern Platz für ein Konzerthaus auszumachen war. Dieses Konzerthaus wurde dann tatsächlich (von Peter Haimerl) geplant, gebaut und im September 2014 eröffnet. Selbstverständlich ist der „Blaibach – Effekt“ nicht überall kopierbar. Trotzdem ist es wohl eine der möglichen Strategien für periphere Regionen. Anstelle des Akzeptierens der Tatsache „der Mensch geht der Wolf kommt“, den frei werdenden Platz für Kultur zu nutzen. Kreativität auf dem Land bietet Möglichkeiten, die im urbanen Kontext nicht vorhanden sind. Das Phänomen der „smart rural areas“ ist nur eines der Schlagworte unter denen derartige Entwicklungen untersucht bzw. gefördert werden.
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Regensburg
Altstadt Regensburg Besucherzentrum Weltkulturerbe
Auf unserer Reise ist dies die größte Stadt die wir besuchen werden. Regensburg war einst blühende Handelsmetropole und politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reichs, und ist heute mit seinen etwa 145.465 Einwohnern nicht nur die viertgrößte Stadt Bayerns, sondern auch deutschlandweit die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt. Die lange Geschichte bringt es mit sich, dass es auch im Bauen eine gewachsene Tradition gibt, auf der es anzuknüpfen und die es weiterzuentwickeln gilt. Regensburg ist 2006 mit seiner Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben worden. Eine Auszeichnung übrigens, die ja auch unsere Landeshauptstadt Graz trägt. Wie überall dort, wo es gilt Neues in geschützter, historischer Umgebung zu bauen, wird auch in Regensburg über die Qualität des Bauens intensiv nachgedacht. Als beratendes Gremium, das sowohl Bauherren als auch die Stadtverwaltung dabei unterstützt gibt es seit knapp 20 Jahren einen Gestaltungsbeirat. Wir werden nicht nur das Besucherzentrum des Weltkulturerbes besuchen, sondern auch von der städtischen Bauverwaltung über die Erfahrungen mit dem Gestaltungsbeirat erfahren. Eine der drei Hochschulen in Regensburg ist die Ostbayrische Technische Hochschule, an deren Architekturfakultät der Grazer Architekt Erich Prödl als Professor für „Entwerfen und Konstruieren im Kontext“ tätig ist. Wir werden auch ihn treffen, und mit ihm Vergleiche zwischen Bayern und der Steiermark anstellen können. Da wir in Regensburg übernachten, wird der Besuch eines traditionellen Bierlokals Teil des Abendprogramms sein.
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Baukultur Exkursion 2017
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Weyarn
Kloster in Weyarn Altbürgermeister Pelzer
Die verkehrsgünstige Lage in der Mitte zwischen München und Rosenheim, jeweils ca. eine halbe Stunde entfernt, birgt so manche Verlockung. Wohnen am Land und arbeiten in der Hauptstadt, hat jedoch schon so manche Gemeinde ruiniert. Das wurde per Volksentscheid also abgelehnt. Und ein klares Bekenntnis dazu, Landgemeinde bleiben zu wollen. Das bedeutete also: kein Ausverkauf von Grund und Boden, restriktives Wachstum, kontrollierter Bautätigkeit, und vor allem massive Einbindung der Bevölkerung in unterschiedlichsten Gremien, Vereinen, Beteiligungsprozessen usf. Langjähriger Bürgermeister von Weyarn war der gelernte Jurist Michael Pelzer. Es mag mit seiner Profession zu tun haben, dass er sich intensiv mit der Geschichte von Boden – und Landnutzungsrechten beschäftigte. Daraus entwickelte er das Erbbaurecht, wie es also nun in Weyarn gelebt wird, und das international auf große Anerkennung stößt. Es versteht sich von selbst, dass in einer Gemeinde mit derartig intensivem Engagement von Seiten der Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit, auch das Zentrum intakt ist, die soziale Infrastruktur gepflegt wird, und Aufmerksamkeit auf die Qualität des Bauens gelegt wird. Altbürgermeister Pelzer, der ja schon mehrfach in Österreich vorgetragen hat, wird uns persönlich empfangen und durch seine Gemeinde führen.
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Kolbermoor
Spinnerei Kolbermoor Rathaus Kolbermoor
Zuerst wurde im Moor Torf gestochen. Dieser Brennstoff war am Beginn der Industrialisierung, bevor Kohle in großer Menge gefördert wurde wichtig. Als dann die Bahn im Jahre 1859 hier einen Halt einrichtete, bedeutete dies den Aufschwung der relativ jungen Stadt. Aus der Torfproduktion wurde – in Verbindung mit der Wasserkraft des Flusses Mangfall - eine Baumwollspinnerei, die ihre Produktion 1993 einstellte. Auch Ziegeln wurden gebrannt. Aus dem Tonwerk wurde später eine Betonindustrie, heute ist dort eine Zweigstelle einer österreichischen Firma, die zementgebundene Faserplatten fertigt. Es gab in Kolbermoor auch eine Strumpffabrik mit mehr als 400 Mitarbeitern. Kolbermoor hat heute etwa 18 000 Einwohner. Die Stadt wächst einwohnermäßig ständig, die Industrie- und Gewerbebetriebe haben sich laufend verändert. Wir werden sehen, was aus ehemaligen Industriebrachen geworden ist, wie die Stadt sich verändert hat und sich ständig neu erfindet. Als gewachsene Industriestadt ist hier auch das Thema „Wohnen“ als Kontrast zu landwirtschaftlich strukturierten Gemeinden ganz anders abgehandelt worden. Fortschrittliche Arbeitersiedlungen, mit allen damals denkbaren Qualitäten bildeten lange Zeit den Rückhalt für industrielles Wachstum und sozialen Ausgleich.
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Baukultur Exkursion 2017
Weblinks Bauh端tte Perlesreut http://www.bda-preis-bayern.de/teilnehmer/detail-bauen-im-bestand/preis/bauhuette-perlesreut.html Marktplatz von Perlesreut http://www.perlesreut.de/galerie.html?Galerie=9 Konzerthaus Blaibach http://www.detail.de/fileadmin/_migrated/pics/konzerthaus-blaibach-haimerl-14_02.jpg B端rgerhaus Blaibach https://de.wikipedia.org/wiki/Blaibach#/media/File:B端rgerhaus_Blaibach.jpg Altstadt Regensburg http://www.bauwerk.de/de/objekt/georgenhof-01/lage Besucherzentrum Weltkulturerbe https://tourismus.regensburg.de/gruppenreisen/stadtfuehrungen/welterbe/ besucherzentrum-welterbe.html
Kloster in Weyarn http://muenchen.neubaukompass.de/Weyarn/Bauvorhaben-Wohnen-am-Kloster-Weyarn/ Altb端rgermeister Pelzer https://www.merkur.de/lokales/region-holzkirchen/pelzer-tritt-gemeinderat-zurueck-4609716.html Spinnerei Kolbermoor https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Spinnereiinsel_3_Kolbermoor-8.jpg Rathaus Kolbermoor http://www.muenchenarchitektur.com/architekturhighlights/20-gewerbe-undverwaltungsbauten/20775-rathaus-kolbermoor-mit-buecherei-und-volkshochschule
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