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JONAH COOK
Mit seiner Choreographie balanciert er Wagnis und Perfektion, Individualität und Gemeinschaft – und schafft zauberhafte Vergänglichkeit.
Der Titel Ihres Erstlingswerkes für das Bayerische Staatsballett lautet Played. Was spielen Sie gerne? Von meinen Kindern habe ich gelernt, wie wichtig Spielen ist. Durch das Spielen entdecken wir die Welt, lernen wir zu leben, erfahren, wie weit wir gehen können. Es gibt so viele Formen und Varianten des Spielens. Privat spiele ich am liebsten alles, was mit Sport zu tun hat. Und was mein Stück betrifft: Das möchte ich tatsächlich ein bisschen wie ein Spiel konzipieren. Die Tänzer bekommen Freiräume, können an bestimmten Stellen selber entscheiden, wie sie auf der Bühne agieren, spielen also tatsächlich mit der Bewegung, dem Raum, der Interaktion. Das finde ich sehr spannend, es ist ein Experiment.
Welche Musik haben Sie für Ihr Stück gewählt? Es steht noch nicht alles fest, auf jeden Fall aber wird Musik von Neil Young dabei sein. Also vor allem Rockmusik aus den 1970er und 1980er Jahren. Und vielleicht ein bisschen Jazz.
Das Werk wird im Rahmen von Heute ist morgen im Prinzregententheater gezeigt – was bedeuten das Gestern und das Heute für das Morgen? Für mich ist die Vergangenheit ein wichtiger Referenzpunkt. Nur mit dem Wissen um das Gestern können wir wirklich verstehen, was wir heute sehen, auf der Bühne und im Leben. Das Heute ist für mich eher ein Durchgangsstadium. Es ist schon vorbei, wenn wir darüber sprechen, also in kürzester Zeit ein Gestern. Dabei kann dieses Heute durchaus zukunftsweisend sein. Das finde ich auch am Theater so spannend. Theater ist flüchtig. Eine Vorstellung wird gespielt, und am Ende ist sie schon wieder Vergangenheit. Niemand wird sie jemals wieder genau so sehen können.
Welche Rolle als Tänzer hat Sie persönlich am meisten beeindruckt oder vielleicht sogar verändert? Das ist nicht eine einzige. Man lernt von jeder Rolle, jedem Stück, jeder Musik, zu der choreographiert wird. Wenn man etwas neu mit einem Choreographen einstudiert, ist das immer wie eine Reise, die du mit jemand anderem unternimmst. Man lernt permanent dazu und verändert sich. Und das ist auch das Spannende am Selbst-Choreographieren: Jetzt bin ich es, der die Tänzer mit auf die Reise nimmt.
Unternehmen wir eine Zeitreise: Mit welchem Choreographen der Vergangenheit hätten Sie sich gerne einmal auf einen Drink getroffen? Gerne mit Vaslav Nijinsky in Paris, in der Zeit, als er Le Sacre du Printemps choreographiert hat. Und natürlich mit Pina Bausch. Vor allem hätte ich gerne erlebt, wie sie gearbeitet hat.
Wer ist Ihr Lieblingschoreograph? Oh, da gibt es mehrere. Und dabei geht es nicht um den persönlichen Geschmack, Geschmäcker sind ja verschieden. Das sind Menschen, die den Tanz oder zumindest das klassische Ballett mit ihrer Arbeit weiterentwickelt haben. William Forsythe gehört dazu, Pina Bausch auch. Total unterschiedlich, aber beide Pioniere auf ihrem Gebiet.
Tänzern wird oft nachgesagt, abergläubisch zu sein. An was glauben Sie? Ich bin kein abergläubischer Mensch. Aberglaube macht einen immer auch ängstlich. Und ich bin auch nicht gläubig im konfessionell-religiösen Sinne. Doch der Glaube gibt den Dingen eine Bedeutung und hilft so den Menschen. Zu glauben ist auch eine Möglichkeit, sich zu beruhigen.
Was war Ihr glücklichster (Bühnen-)Moment im Leben? Der glücklichste Moment im Leben: Ganz klar die Geburt meiner beiden Kinder. Auf der Bühne: Das waren sehr viele. Wenn ich auf der Bühne stehe und tanze, bin ich immer glücklich.
Festgehaltener Augenblick: Jonah Cook ist als Erster Solist und Choreograph beim Bayerischen Staatsballett tätig.
Das Gespräch führte Annette Baumann.
HEUTE IST MORGEN Zeitgenössische Choreographien
Prinzregententheater
Fr., 24.06.2022, 19:30 Uhr (PREISE PDD) Sa., 25.06.2022, 19:30 Uhr (PREISE PE) So., 26.06.2022, 19:30 Uhr (PREISE PE) Mo., 27.06.2022, 19:30 Uhr (PREISE PE)
Preise PDD: ab 29,68 € bis 75,60 €, Preise PE: ab 26,32 € bis 67,76 €