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500 JAHRE BAYERISCHES STAATSORCHESTER Das Jubiläumsjahr steht vor der Tür

Glänzen auf der großen Bühne wie im Graben: die Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters.

EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINES

Zuerst mag man an Fußball denken, doch die Parole „Einer für alle …“ stammt wohl aus Alexandre Dumas’ d. Ä. unverwüstlichem Roman Die drei Musketiere, und somit aus der Zeit vor der Erfi ndung des Kicksports. Es meint das rückhaltlose Eintreten des Individuums für sein Kollektiv, das Hintanstellen des Eigenen zugunsten des Allgemeinen, und man kann diesen schönen Gedanken mit sogar mehr Berech tigung auf das Musikmachen im Ensemble beziehen. Beim Fußball zählen am Ende ja doch die Tore, es ist nicht gleichgültig, wer getroff en hat, und auch das Degenfechten ist wohl zuallererst eine solistische Disziplin.

Beim gemeinsamen Musizieren gilt eine tiefere Weisheit: Die eigene Exzellenz als Teil eines größeren Ganzen zu erkennen. Zuhören können, auch: sich, wo es sein muss, zurücknehmen. Das macht den Künstler im Kollektiv aus, an diesem heiklen Punkt entscheidet sich die Qualität eines Klang-Körpers. Was den Reiz und das Prinzip kontrapunktischer Vielstimmigkeit nun eben nicht ausschließt.

Es steht prominent am Anfang der langen und ruhmreichen Geschichte des heutigen Bayerischen Staatsorchesters, der früheren Münchner Hofkapelle und, fünfhundert

Das Bayerische Staatsorchester feiert 2023 seinen 500. Geburtstag. Seine lange Geschichte beweist: Ein Orchester ist mehr als die Summe seiner Instrumente.

Jahre ist es her, der Münchner Kantorei. Denn mit der Be rufung des glänzenden Polyphonikers Ludwig Senfl zum „Musicus intonator“ nach München beginnt 1523, was eine der längsten Orchestergeschichten der Welt werden sollte. Von Kunstsinn und Weitsicht geleitet dann die Initiative des als Melancholiker geltenden Herzogs Albrecht V., einen weltläufi gen Flamen namens Roland de Lassus, italia nisiert Orlando di Lasso, 1556 als „Tenor secundus, Maestro della musica di camera“ und Hofkomponisten in die Hofkantorei zu holen, Meister einer neuen vokalen und in strumentalen Kunst, die schon den Blick auf die fernen Horizonte der symphonischen Kunst öff net, eine lange Linie bis zum Mischklangideal der Wagner-Musik. Der Münchner Hofkapelle gebührt der Ruhm, nicht nur Mozarts Idomeneo, sondern auch die musikgeschichtliche Zeitenwende der Urauff ührung von Tristan und Isolde, der ersten Meistersinger von Nürnberg vollzogen zu haben.

Auch die zu einer bürgerlich geprägten Musikkultur. Auf 1811 datiert der Anfang der Tradition von „Akademie“-Konzerten symphonischer Musik, die das Orchester selbständig organisiert, bis heute. Sie können ja nicht nur Oper. Es begann mit der D-Dur-Symphonie eines damals noch nicht sehr bekannten Komponisten namens Beethoven. Die Reihe großer und größter Namen derer, die dieses so besondere und langlebige Künstlerkollektiv leiteten, seit 1918 nun als „Bayerisches Staatsorchester“, ist lang, von Franz Lachner, Hans von Bülow, Hermann Levi, Richard Strauss bis zu Bruno Walter und Hans Knappertsbusch, zu Georg Solti, Rudolf Kempe, Joseph Keilberth, Wolfgang Sawallisch, Zubin Mehta, zu Kent Nagano, Kirill Petrenko und jetzt Vladimir Jurowski: eine schon einschüchternde Ehrentafel der Chefs, über Jahrhunderte, mit ihrem Fluchtpunkt Orlando di Lasso.

Zur Reichweite des „BSO“ tragen längst auch seine Reisen bei, ausführliche Tourneen etwa durch Europa und Asien; das besondere Zusammenspiel von langer Tradition und entschiedener Gegenwart ist in den großen Musikorten der Welt zu hören, von der Carnegie Hall bis zur Elbphilharmonie und Luzern. Auch im Jubiläumsjahr ist eine Tournee geplant. Zum achten Mal in Folge und zum zehnten Mal insgesamt wurde der Klangkörper kürzlich bei der jährlichen Umfrage der Fachzeitschrift Opernwelt von 50 internationalen Musikkritikerinnen und -kritikern zum Orchester des Jahres gewählt. Und naheliegend ist der Wunsch, das glücklich Gelungene auch festzuhalten, auf dem eigenen Label Bayerische Staatsoper Recordings, dessen erste Veröff entlichungen gleich mit renommierten Preisen bedacht wurden, darunter allein vier Gramophone Awards. Konserven mit Resonanz.

Wir sollten darüber nicht vergessen, dass die Wahrheit auch beim Musikmachen „auf dem Platz“ liegt. Wenn die Einzelnen sich dem Einen hinzugeben verstehen. Zumindest solange die Musik spielt.

Holger Noltze

Preisgekrönter Klang: Die Veröff entlichungen des Labels Bayerische Staatsoper Recordings

Im Herzen Klang

Jubiläumsfest mit Strahlkraft

Im Jahr 2023 feiert das Bayerische Staatsorchester seine ersten 500 Jahre und blickt aus der Perspektive dieser ehrwürdigen Tradition in die Zukunft. Begangen wird das Jubiläum mit vielen verschiedenen Formaten und Veranstaltungen. Natürlich erhalten die etablierten Reihen wie die symphonischen Akademiekonzerte, die Kammerkonzerte in der Allerheiligen Hofkirche und die Festspiel-Kammerkonzerte im Cuvilliés-Theater einen besonderen Akzent. Neben dem amtierenden Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski sind seine Vorgänger eingeladen, ihr ehemaliges Orchester zu dirigieren; den Anfang macht Zubin Mehta. Für die verschiedenen kammermusikalischen Formate haben sich die Orchestermitglieder prägnante Epochen und Künstlerpersönlichkeiten ausgewählt, mit denen sie bedeutende Kapitel der Ensemblegeschichte beleuchten. Ein Festakt im Nationaltheater wird das Jubiläumsjahr eröff nen, gefolgt von Sonderkonzerten unter freiem Himmel und in glanzvollen Sälen. Die Kraft der Musik soll ausstrahlen in die nähere und weitere Welt, mit einer Tournee durch europäische Musikmetropolen ebenso wie bei Kooperationspartnern in der Stadt München und im Umland, um möglichst viele Menschen zu bereichern – Musik für alle auf höchstem Niveau.

500 JAHRE BAYERISCHES STAATSORCHESTER Nationaltheater

FESTAKT 500 JAHRE BAYERISCHES STAATSORCHESTER Vladimir Jurowski

So., 08.01.2023, 11:00 Uhr (PREISE G) EXKLUSIVER VVK AB 01.12.2022

3. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI

Mo., 09.01.2023, 20:00 Uhr (PREISE G) EXKLUSIVER VVK AB 02.12.2022 Di., 10.01.2023, 19:00 Uhr (PREISE G) EXKLUSIVER VVK AB 05.12.2022

4. AKADEMIEKONZERT: ZUBIN MEHTA

Mo., 06.02.2023, 20:00 Uhr (PREISE G) EXKLUSIVER VVK AB 30.12.2022 Di., 07.02.2023, 19:00 Uhr (PREISE G) EXKLUSIVER VVK AB 02.01.2023 Preise G: ab 47,60 € bis 81,20 €

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