SHWirtschaft 1/2022

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CHF 8.–

MÄRZ 2022

Das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin

ÖKOSYSTEM EINZELUNTERNEHMEN

Rasch und risikobewusst in die Selbstständigkeit

AUFBRUCH INS BUSINESS

GENERATION Z IM VISIER

PLUS

Nähatelier, Bauhandwerk, Holzkohlefabrikation – Einzelunternehmen boomen.

Yannick Blättler sagt Banken, Behörden und Organisationen, wie die Jungen ticken.

Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen


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Ein neues Unternehmen aufbauen? Stefan Hafner, Kundenberater Firmenkunden

«Wollen Sie Ihre Geschäftsidee umsetzen? Wir begleiten Sie beim Gründungsprozess und zeigen Ihnen auf, wie Sie die Startphase finanzieren. Im Rahmen unserer KMU-Initiative sind wir bereit, temporär höhere Risi Risiken einzugehen.» Ich be berate Sie gerne: +4 +41 52 635 22 46

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I N H A LT

E D I T O R I A L

ÖKOSYSTEM EINZELUNTERNEHMEN 05 Wer ein Einzelunternehmen gründet, geht auch Risiken ein – ein Businessplan hilft

14 Die Zukunft beginnt auf dem Land 21

RSE-News Überregionale Vernetzung als Chance für die Regionalentwicklung

22 Firmennews Wirtschaftspraktikum für Lehrpersonen PRONATEC kurz vor Produktionsstart IWC kooperiert mit Skidestination 23

Finanzen Die (E-)Mobilität der Zukunft

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ITS-News Loslösen von hierarchischen Strukturen

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KGV-News Das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik

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IVS-News Nachhaltiger Energiemix bringt Versorgungssicherheit

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IVS-Mitglieder Rhenus Logistics AG FERROFLEX AG

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Geschäft mit Generation Z Yannick Blättler gibt mit seiner Kommunikationsagentur Neoviso AG sein Wissen über die Jungen weiter

Liebe Leserinnen und Leser Zuweilen sind es die Gegensätze, die das Wirtschaftsleben so interessant machen: Das vergangene Jahr zeichnete sich trotz des Lockdowns zum Jahresbeginn durch eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung aus. In keinem Kanton war das prozentuale Wachstum bei den Neugründungen höher als im Kanton Schaff­ hausen. Zahlreiche Menschen haben den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit gemacht. Die Ursachen für diesen unterneh­ merischen «Boom» sind unterschiedlich, wie Sie in unserer neusten Ausgabe «SH Wirtschaft» lesen können. Der Bioholz­ kohle-Produzent zum Beispiel entdeckte ein innovatives Geschäfts­ modell, die Schneiderin setzte auf Altbewährtes und übernahm ein etabliertes Nähatelier, und der Handwerker baute auf seine Stärke, einen treuen Kundenstamm zu pflegen. Sie alle trugen sich als Einzelunternehmen im Jahr 2021 ins Handelsregister ein – und wagten den Schritt ins Unternehmertum. Wir haben dieses Ökosystem Einzelunternehmen unter die Lupe genom­ men und zeigen Ihnen, was diese Rechtsform für Chancen und Tücken mit sich bringt. Die erhöhte Gründungstätigkeit und eine positive Dynamik spürt auch die Wirtschaftsförderung, wie Sie im diesjährigen Rück- und Ausblick lesen können. Das zeigt sich etwa in den erfreulichen Ansiedlungszahlen oder den diversen Ausbaupro­ jekten. Um wirtschaftlich noch erfolgreicher zu werden, posi­ tioniert sich der Kanton Schaffhausen seit einigen Jahren als Anwendungsregion – und schafft dabei die nötigen Freiräume, um zukunftsweisende Technologien im Bereich Mobilität, Ernäh­ rung oder Landwirtschaft zu erproben. Nicht in dichten Städten, sondern in ländlichen Regionen, wo Freiräume möglich sind, werden neue Konzepte entwickelt, getestet und umgesetzt. Das haben Trendforscher ausgemacht. Zahlreiche Firmen profitieren bereits von diesen Freiräumen im Kanton Schaffhausen und tragen dazu bei, dass sich dieser weiter positiv entwickelt. Beat Rechsteiner

Christoph Schärrer

Leitung Verlag «Schaffhauser Nachrichten»

Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen

I M P R E S S U M ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH, 8. JAHRGANG, AUSGABE NR. 1, MÄRZ 2022 HERAUSGEBER «SH WIRTSCHAFT» MEIER + CIE AG SCHAFFHAUSEN, VORDERGASSE 58, 8201 SCHAFFHAUSEN REDAKTION DANIELA PALUMBO GRAFIKKONZEPT UND PRODUKTION FR ANZISKA RÜTSCHI TITELBILD JASMIN SCHÜPBACH, I-TÜPFLI; FOTO: MELANIE DUCHENE HERAUSGEBER «NEWSLETTER» WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG KANTON SCHAFFHAUSEN, FREIER PLATZ 10, 8200 SCHAFFHAUSEN REDAKTION PASCAL SCHMIDLIN GESTALTUNG UND PRODUKTION BBF COMMUNICATION + DESIGN; TRIX BRUNNER VERLAG VERLAG «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», BEAT RECHSTEINER ANZEIGENVERKAUF «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», TELEFON 052 633 32 77, E-ANZEIGEN@SHN.CH ABONNEMENTE JÄHRLICH FR. 28.–, EINZELNUMMER FR. 8.–, TELEFON 052 633 33 66, ABOSERVICE@SHN.CH. DAS ABONNEMENT IST IN DEN MITGLIEDERBEI­T RÄGEN DES KANTONALEN GEWERBEVERBANDES KGV UND DER INDUSTRIE- & WIRTSCHAFTS-VEREINIGUNG IVS REGION SCHAFFHAUSEN SOWIE IM ABONNEMENT DER «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN» ENTHALTEN. AUFLAGE 22 000 EXPL. ISSN 2297-5276 DRUCK STAMM+CO, SCHLEITHEIM

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Ökosystem Einzelunternehmen

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Jedes Jahr entscheiden sich in der Region Schaffhausen viele Menschen für die berufliche Selbstständigkeit. Einzelunternehmen sind rasch gegründet und registriert, je nach Branche lauern dabei aber erhebliche Gefahren. TEX T DA NIEL A PA LUMBO BILDER MEL A NIE DUCHENE


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Ö K O S Y S T E M

E I N Z E L U N T E R N E H M E N

Holzkohle aus hiesigem Holz Stefan Schopper aus Schaffhausen hat sich mit seiner Selbstständigkeit einen alten Traum verwirklicht. Das finanzielle Risiko hält sich in Grenzen, denn er arbeitet in seinem angestammten Beruf weiter. TEX T Vincent Fluck Ursprünglich studierte Stefan Schopper Forstingenieur. Doch kurz nach seiner Ausbildung wechselte er die Richtung und wurde Informatiker. Als solcher arbeitet er heute noch und zwar bei der Schaffhauser Staatsanwaltschaft zu 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent gehören seinem Einzelunternehmen, das er im Januar vor einem Jahr gegründet hat. «Ich bin zu meinen Wurzeln zurückgekehrt», sagt er. Denn seine Geschäftsidee hat indirekt wieder mit Wald zu tun. Sein Ziel: Hochwertige Holzkohle herstellen, die rauchlos und funkenfrei ist und über einen hohen Brennwert verfügt. Als Rohstoff dient einheimisches Holz. «99 Prozent der in der Schweiz verbrauchten Holzkohle stammen aus dem Ausland», sagt der Stadtschaffhauser, «vor allem aus Osteuropa, Afrika und Amerika.» So gesehen sieht er für sein Produkt Potenzial. «Es besteht aus einem regionalen Rohstoff, und die Transportwege sind kurz.» Der Regionale Naturpark hat für das Erzeugnis denn auch sein Label in Aussicht gestellt. Die Idee der Holzkohle aus heimischem Holz trägt Stefan Schopper schon lange mit sich herum. Der leidenschaftliche Freizeitgrilleur hat für sein Unternehmen bis jetzt ein paar Zehntausend Franken seines Ersparten ausgegeben. Der grösste Teil floss in eine sogenannte Biokohlenretorte, eine etwa mannshohe, silbrige Metalltonne, in der Holz in einem mehrstündigen, 800 Grad heissen Pyrolyseprozess zu Kohle umgewandelt wird. Dieses Gerät hat der Teilzeitunternehmer von einer unlängst gegründeten Firma gekauft und damit

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chweizweit grösster Zuwachs», «Boom», titelten Ende 2021 die «Schaffhauser Nachrichten» zur hohen Zahl an neu registrierten Einzelunternehmen im Kanton. Angesichts dieser bemerkenswerten Eintragungsrate ins Handelsregister lohnt es sich, das Ökosystem Einzelunternehmen näher zu betrachten. Zunächst die Fakten: Im Kanton Schaffhausen verzeichnete das Handelsregisteramt für das Jahr 2021 insgesamt 135 neue Einträge. Ein Drittel mehr als im Jahr 2020 (102). Unternehmerische Auf bruchstimmung herrschte in allen Branchen: Nicht nur Coiffeure und Kosmetikerinnen wagten offiziell den Schritt in die Selbstständigkeit, sondern auch Händler zum Beispiel von Waschmaschinen und Handwerker wie Dachdecker, Fassadenbauer, Polsterer, ebenso Archi-

bereits mehrmals Kohle hergestellt. Noch ist er in der Phase, wo er Erfahrungen sammelt, den Produktionsprozess optimiert und auch Verbesserungen an der Biokohlenretorte vornimmt. Bis zum Beginn der Grillsaison will er startklar sein. An zwei Nachmittagen pro Woche arbeitet der 52-Jährige für seine Firma. Seine Retorte steht unter freiem Himmel auf dem Areal des Holzmagazins Enge von Grün Schaffhausen. Von hier bezieht er auch sein Holz. Zum Konzept gehört, dass die einmal hergestellte Kohle mit einem elektrischen Transportvelo ausgeliefert wird – zumindest in die Stadt und in die angrenzenden Ortschaften. Ein solches Fahrrad ist bereits angeschafft. Stefan Schopper ist froh, hat er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Die Arbeit an der frischen Luft ist für ihn ein guter Ausgleich zu seinem anderen Job. Er geht davon aus, dass es mit seiner Kohlenproduktion eines Tages auch möglich sein wird, sich einen Lohn auszuzahlen. Sollten sich seine Pläne, die er in einem schriftli-

tektinnen, Zahnärzte, IT-Leute, Kreative und Konzepterinnen, Berater und Betreiberinnen von Kleiderläden, Glacé- oder Crêpeständen. Gar manche setzten einen lang gehegten Traum in die Realität um, andere ergriffen eine Gelegenheit und übernahmen ein bereits bestehendes Geschäft, wieder andere ermöglichten sich so ein zweites Standbein oder wagten diesen Schritt mangels Alternativen. Anschauliche Beispiele finden sich in diesem Heft.

DIE SPITZE DES EISBERGS Dieser Fülle an Neueinträgen steht allerdings eine fast ebenso grosse Fülle von Löschungen gegenüber. Im Jahr 2021 wurden 127 Einzelunternehmen aus


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chen Konzept festgehalten hat, wider Erwarten zerschlagen, kann er das finanzielle Risiko verkraften. Auch sonst setzt er sich nicht unnötig unter Druck. Er ist offen für alle neuen Entwicklungen, die sein Projekt mit sich bringt. «Es kann sich in alle Richtungen bewegen», sagt er. Eine solch unerwartete Richtung könnte das Angebot sein, das ihm die Herstellerfirma der Retorte gemacht hat. Sie hat gefragt, ob

er technischen Support für die Kunden auf dem Schweizer Markt leisten möchte. Denn wie Stefan Schopper sagt, besteht eine steigende Nachfrage für Geräte dieser Art. So seien etwa Bauern interessiert, Kohle selber herzustellen, um sie als Futterzusatz fürs Vieh oder zur Verbesserung der Ackerböden einzusetzen.

dem Handelsregister gelöscht. Einige gaben das Geschäft auf, andere gingen Konkurs oder die Inhaber verstarben. Vergleicht man also die Einzelunternehmen, die eingetragen und gelöscht wurden, zeichnet sich ein weniger aufregendes Bild ab. Der Kanton Schaffhausen verzeichnet einen Nettozuwachs von nur sieben eingetragenen Einzelunternehmen. Doch die im Handelsregister eingetragenen Einzelunternehmen sind nur die Spitze des Eisbergs. Alle Menschen, die von sich aus geschäftlich tätig werden, sind Inhaber einer Firma. Ein Eintrag ins Handelsregister ist erst zwingend, wenn die gewerbliche Tätigkeit einen Umsatz von 100 000 Franken

Seine Grillkohle fährt Stefan Schopper mit einem Transportrad aus – zumindest in der Stadt und den angrenzenden Orten.

übersteigt. Dabei kann der Unternehmer oder die Unternehmerin hauptsächlich zwischen drei Rechtsformen wählen: AG, GmbH und Einzelunternehmen (siehe Kasten S. 13). Im Kanton Schaffhausen liegen Einzelunternehmen lediglich an dritter Stelle. Die Mehrheit entscheidet sich für eine GmbH, gefolgt von der AG.

VORZÜGE UND RISIKEN Ein Einzelunternehmen ist einfach zu gründen. Die Gründung ist unbürokratisch, rasch umsetzbar und verursacht kaum Kosten. Trotzdem sollten bei der Registrierung einige Bedingungen eingehalten werden, sonst muss der Eintrag erneut erfolgen, was zusätzliche Kosten verursacht. Beim Firmennamen zum Beispiel brauchen Gründer oder Gründerinnen


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In ihrem Neuhauser Atelier stellt Jasmin Schüpbach neue Kleider her oder passt bestehende an.

zunächst mal Fantasie. Der Familienname muss im Firmennamen enthalten sein. So entstehen hie und da lustige und skurrile Wortkombinationen wie etwa «thom ist trust4you – Ledermann», weil der Inhaber mit Vorname Thomas heisst und ein Unternehmen im Bereich Work-Life-Balance betreibt. In der Region bleibt der gewählte Firmenname geschützt. Ausserhalb der Region ist dieser Schutz aufgehoben. Allerweltsnamen wie Müller und Meier haben den grossen Vorteil, dass die Inhaber nicht eindeutig identifizierbar sind, wenn etwas schief läuft. Mit einem Eintrag ins Handelsregister verlässt man nämlich die Anonymität. Die Besitzverhältnisse werden bekannt. Ein allfälliges Scheitern ebenfalls. Günstig kann sich auswirken, dass der Gewinn nur

privat versteuert wird und eine einfache Buchführung genügt.

SCHEITERN ALS EINZELUNTERNEHMEN Zu den Schattenseiten einer Registrierung im Handelsregister gehört die persönliche Haftung bei Zahlungsunfähigkeit. Wer also den vorgeschriebenen Umsatz von 100 000 Franken nicht erreicht, sollte einen Eintrag möglichst vermeiden. Je nach Branche geraten Unternehmer und Unternehmerinnen allerdings in Zugzwang. Lieferanten verlangen beispielsweise einen Eintrag ins Handelsregister ebenso Banken, weil sie erst dann Kredit gewähren. Dabei gehen Inhaber von Einzelunternehmen ein folgenschweres Risiko ein. Sie haften


Ö K O S Y S T E M

E I N Z E L U N T E R N E H M E N

Kleider auf Kundenwunsch In gewissen Berufen kann man sich nicht anstellen lassen. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als sich selber eine Stelle zu schaffen. Das war auch bei Jasmin Schüpbach so, die mit 20 Jahren eine eigene Firma hat. TEX T Vincent Fluck Seit dem 1. Juli des vergangenen Jahres ist Jasmin Schüpbach ihre eigene Chefin. Sie hat längere Zeit überlegt, ob sie das Wagnis eingehen soll. Zur Beruhigung sagte sie zu sich: «Wenn es nicht funktioniert, habe ich ja nichts verloren. Ich kann dann etwas anderes machen.» Aufgewachsen ist die 20-Jährige in Neuhausen. Die dreijährige Lehre zur Schneiderin beziehungsweise zur Bekleidungsgestalterin, wie es offiziell heisst, machte sie in Zürich. Dann hängte sie ein einjähriges Praktikum in einer Schaffhauser Modeboutique an. Und nun, seit bald einem Jahr, hat sie ihr eigenes Unternehmen. «In unserer Branche eine Stelle zu finden, ist schwierig», begründet sie den Schritt. Dazu komme, dass die Löhne nicht sehr berauschend seien. «Sich selbstständig machen ist das Beste, was man machen kann.» Den Schritt hat Jasmin Schüpbach keine Sekunde bereut. «Ich müsste es bereuen, wenn ich es nicht gewagt hätte», sagt sie. Als grossen Pluspunkt bezeichnet sie, dass sie keine Vorgesetzte über sich hat. «Ich habe alles in der Hand, ich kann alles selber steuern», sagt sie. Die Arbeitstage seien zwar länger als im Angestelltenverhältnis. «Aber ich mache die Arbeit ja gerne.» Ihre Dienstleistung

besteht im Ändern, aber auch im Neuanfertigen aller Arten von Kleidungsstücken. Hose, Jupe, T-Shirt, Mantel: Alles ist möglich. Mit Stolz erwähnt sie ein Kleid, das sie einer Kundin für ein Hochzeitsfest machte. Nebst Schneiderarbeiten bietet sie in ihrem Laden Mercerieartikel zum Verkauf an, unter anderem Wolle, Garne, Stickfaden, Nähnadeln und Reissverschlüsse. Der Schritt zur Einzelunternehmerin zwang Jasmin Schüpbach dazu, sich mit Buchhaltung zu befassen. «Es war aufwendig, dies zu lernen», sagt sie. Eine Bekannte gab ihr eine Einführung in die Software, mit der sie die Einnahmen und Ausgaben festhalten kann. Diese Arbeit macht sie selber und sieht so jederzeit, wo sie finanziell steht. Mit dem Geschäftsverlauf ist sie zufrieden. «Es läuft sehr gut», sagt sie. Zu erwähnen ist, dass die Jungunternehmerin ihr Geschäft übernehmen konnte. Mehr als 30 Jahre lang war es vorher von Trudy Bührer geführt worden, welche es aus Altersgründen abgegeben hat. Jasmin Schüpbach hat von ihrer Vorgängerin das Inventar übernommen und auch den Geschäftsnamen «i-Tüpfli». Für die Räumlichkeiten an der Neuhauser Poststrasse, die bei der Übergabe renoviert wurden, zahlt sie Miete. Ob der Bauboom, den Neuhausen seit ein paar Jahren erlebt, für zusätzliche Kundschaft sorgen wird, kann die junge Frau nicht sagen. Als Vorteil empfindet sie, dass ihr Geschäft über ein paar Parkplätze verfügt und gut erreichbar ist. Vor allem die ältere Kundschaft schätze dies. Wie es die heutige Zeit will, spricht die Neuhauserin die jüngeren Generationen mit elektronischen Medien an. In ihrem Fall bedeutete Selbstständigkeit auch, eine Homepage zu gestalten und auf Facebook und Instagram Präsenz zu zeigen. Die aufgeschalteten Bilder geben einen Eindruck von den Arbeiten, die im Schneideratelier entstehen.

sozusagen mit Haut und Haar. Die persönliche Haftung ist unbeschränkt. Im Kanton Schaffhausen wurden im Jahr 2019 gemäss Zahlen des Konkursamts insgesamt 21 Konkursverfahren gegen Inhaber von Einzelunternehmen eröffnet, im Jahr 2020 waren es 13, ein Jahr später 17. «Jeder Konkurs ist einer zu viel», sagt dazu Benno Krüsi, Leiter des Konkursamts. Wer ein Einzelunternehmen eingetragen hat und Rechnungen nicht bezahlen kann, unterliegt einer strengeren Betreibungsart: der Betreibung auf Konkurs und nicht der Betreibung auf Pfändung. Gläubiger wie Krankenkassen oder Sozialversicherungen dürfen Konkurs beantragen. In diesem Fall können Inhaber von einem Tag auf den anderen vor ihrem vom Kon-

kursbeamten verriegelten Geschäft oder Restaurant stehen, weil das Kantonsgericht Schaffhausen den Konkurs eröffnet hat.

BUSINESSPLAN IST EIN MUSS In die Konkursfalle läuft oft, wer sein Einzelunternehmen ohne Geschäftskonzept gegründet hat. Es braucht einen Businessplan. Selbstständige sollten durchrechnen, ob ihr Geschäft funktioniert. Versicherungen oder die Altersvorsorge müssen einberechnet werden. Kostentransparenz ist entscheidend. Insbesondere, wer Personal beschäftigt, muss etwa AHV und Mehrwertsteuer bei den Kosten einkalkulieren. Manche gründen ihr Unternehmen blauäugig oder kennen wie etwa Ausländer, die in ihrer Heimat bereits ein Business hatten, die hiesigen Gesetze

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Ö K O S Y S T E M

E I N Z E L U N T E R N E H M E N

Gute Kommunikation auf dem Bau Zufriedene Kunden waren schon immer ein grosses Anliegen von Baufachmann Werner Meier. Seit er selbstständig ist, geht dies viel besser. Er kann sich mehr Zeit nehmen, um ihre Wünsche richtig zu erfassen. TEX T Vincent Fluck Den Anstoss für die Selbstständigkeit gab ein guter Kollege. Als Kunde hatte er Werner Meier bei der Arbeit erlebt und seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten schätzen gelernt. Er riet ihm, sich selbstständig zu machen, denn nur so kämen seine Qualitäten richtig zur Geltung. Andere rieten zwar zur Vorsicht, denn seit ein paar Monaten lähmte das Coronavirus das öffentliche Leben. Doch Meier liess sich nicht beirren und wagte den Schritt im Dezember 2020. «Wenn nicht jetzt: Wann dann?», sagte der heute 56-Jährige. Ein gutes Jahr später möchte er nicht mehr zurück in sein früheres Leben. «Es war das einzig Richtige», sagt er. Die Auftragslage sei gut. «Bis Ende September bin ich ausgelastet.» Er deckt die ganze Region Schaffhausen ab und geht auch mal bis nach Zürich. Werner Meier macht das, was er schon fast sein ganzes Berufsleben lang und zum Teil am eigenen Haus macht: Bauen und renovieren, hauptsächlich im Wohnbereich. Dabei deckt er fast alle Handwerksrichtungen ab. Zum Beispiel Mauern abbrechen oder neu auf bauen, isolieren, Dächer neu decken, Bodenheizungen und Bodenbeläge verlegen, Küchen einbauen, Wände malen. Einzig von Elektriker- und Sanitärarbeiten lässt er die Finger. «Dafür ziehe ich Fachpersonal bei.» Externe Hilfe holt er ausserdem, wenn der Terminplan es erfordert. Als seine grosse Kompetenz erachtet der Guntmadinger den Umgang mit den Kundinnen und Kunden. «Normalerweise wird viel geredet, aber nicht zugehört», sagt er. Letzteres sei

Checkliste für die Gründung eines Einzelunternehmens Gründungskosten budgetieren Steuerberatung und -berechnung im Zusammenhang mit der Gründung Firmennamen festlegen (Abklärung beim kantonalen Handelsregisteramt) Anmeldung beim Handelsregisteramt (sofern vorgeschrieben)

bei ihm gross geschrieben. Die Bedürfnisse richtig erfassen und zur vollen Zufriedenheit erfüllen, das sei sein Ziel. «Wenn ich die Person später wieder einmal treffe, will ich nicht die Strassenseite wechseln müssen, sondern ihr ins Gesicht lachen können.» Ein glücklicher Kunde sei Teil seines Lohnes. Damit das gelinge, müsse man während der ganzen Bauphase konstant im Gespräch bleiben. Der erfolgreichen Kommunikation ist auch das Firmenlogo untergeordnet. Es enthält die Farben Braun und Beige, die das gegenseitige Vertrauen fördern sollen. In Kleidern dieser Farben geht der Firmeninhaber auch auf die Baustelle. Für sein Geschäft, das den Namen «Meier Bauen & Renovieren» trägt, wählte Werner Meier die Rechtsform der Einzelunternehmung. Er ist sich bewusst, dass er mit seinem ganzen Vermögen für seine Arbeit haftet. Eine GmbH gründen wäre für ihn aber nicht richtig gewesen. Es hätte sich angefühlt, als möchte er sich vor der Verantwortung drücken. Die Anschaffungen für das Unter-

nicht genug. Dabei bietet der Bund auf dem KMUPortal für kleine und mittlere Unternehmen alle wichtigen Informationen und eine Checkliste an, die man vor der Gründung eines Einzelunternehmens konsultieren sollte (siehe Kasten) oder man holt sich professionelle Beratung zur Starthilfe. Die Wirtschaftsförderung etwa unterstützt Menschen, die in die Selbstständigkeit gehen wollen mit kostenlosen Erstberatungen oder Informationsveranstaltungen.

Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse Falls Sie Personal beschäftigen: Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse und Abschluss der obligatorischen Versicherungen BVG und UVG Mehrwertsteuerpflicht abklären: Falls ja, Anmeldung bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung Quelle: KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen

BEGLEITUNG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT Am Anfang ist ein Coaching sicher hilfreich, um Fehler zu vermeiden. Einige Treuhandunternehmen wie zum Beispiel Startups.ch im Raum Schaffhausen werben mit Rabatten für die Unterstützung bei der Gründung einer «Einzelfirma», wie sie um-


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nehmen, etwa den Occasions-Lieferwagen oder die Werkzeuge, hat Werner Meier mit eigenen Mitteln getätigt. Die Buchhaltung macht Ehefrau Marlies und ist somit ebenfalls in das Geschäft eingebunden. Auch Sohn Cedric ist eingestiegen. Der gelernte Metallbauer arbeitet seit letztem September als

Angestellter mit. «Sollte er das Unternehmen eines Tages übernehmen wollen, wäre das für mich das Schönste», sagt der Vater. Einen Beitrag an die Firma geleistet hat auch der Schwiegersohn: Er hat die Homepage gestaltet, die sehr profes­sionell daherkommt.

gangssprachlich bezeichnet wird. Bei den Rabatten handelt es sich primär um ein Marketing-Instrument, um neue Kunden zu kontaktieren. Denn mehrheitlich rät Jonas Keller, der für Startups.ch im Raum Schaff hausen tätig ist, von der Rechtsform eines Einzelunternehmens ab. «Inhaber eines Einzelunternehmens haften mit dem gesamten Vermögen, was nachteilig ist. Wer 20 000 Franken für eine GmbH nicht auf bringen kann, sollte nicht in eine Vollzeitselbstständigkeit starten», sagt Keller, Partner bei Mäder und Baumgartner Treuhand AG in Neuhausen. Mit der Rechtsform der GmbH sei das Einzelunternehmen in den Hintergrund geraten. Die Gründung eines Einzelunternehmens bleibe allerdings barrierefrei und einfacher, ebenso wie deren Löschung. «Die GmbH ist eher wie eine

Beim Bau oder der Renovation eines Hauses macht Werner Meier aus Guntmadingen fast alles selber.

Ehe. Man kann innerhalb weniger Wochen heiraten, aber die Scheidung dauert mehr als ein Jahr.» Nur etwa 5 Prozent von Kellers Kundschaft wählen schliesslich die Rechtsform Einzelunternehmen, die meisten aus dem Dienstleistungsbereich und in Branchen, in denen das Haftungsrisiko tief sei wie zum Beispiel Grafiker oder Coiffeusen oder FitnessCoaches. «Bei einem Handwerker hingegen ist das Haftungsrisiko hoch», sagt Keller. Insbesondere, wenn dieser komplexe Verträge eingehe etwa mit einem Generalunternehmen. Für Händler sei ein Einzelunternehmen ebenso weniger geeignet. «Beim Handel ist die Haftung zwar nicht hoch», sagt Keller, «aber dafür gibt es Nachteile bei den Steuern.» Einzelunternehmen bezahlen die AHV auf den komplet-


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Ö K O S Y S T E M

E I N Z E L U N T E R N E H M E N

Beliebteste Rechtsformen Einzelunternehmen

AG (Aktiengesellschaft)

GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)

Anzahl

1624*

1720*

1927*

Rechtsnatur

Alleineigentum des Firmeninhabers

Juristische Person; Körperschaft

Juristische Person; Körperschaft

Grundkapital

Keine Auflagen

Fr. 100 000.– (davon mindestens Fr. 50 000.– einbezahlt)

Fr. 20 000.–

Eignung

Kleinunternehmen mit personenbezogenen Tätigkeiten

Gewinnorientierte Unternehmen

Geschäfte jeder Art und Grösse

Haftung

Unbeschränkte Haftung des Inhabers mit dem persönlichen Vermögen

Ausschliessliche Haftung des Gesellschaftsvermögens

Ausschliessliche Haftung des Gesellschaftsvermögens

Vorteile

• Einfachheit • Unabhängigkeit • Flexibilität • Geringe Gründungskosten

• Kapitalbeschaffung • Beschränkte Haftung • Anonymität • Einfache Anteilsübertragung

• Kapitalbeschaffung • Beschränkte Haftung • Geringes Mindestkapital

Nachteile

• Unbeschränkte Haftung • Fehlende Anonymität

• Kosten • Doppelbesteuerung

• Fehlende Anonymität • Erschwerte Anteilsübertragung • Geringe Flexibilität der Struktur

*Zahlen für den Kanton Schaffhausen gemäss Statistik EHRA auf Zefix.ch

ten Gewinn, da dieser identisch mit dem Lohn ist. Weil Handel ein stark skalierbares Geschäft sei, mit teilweise hohen Gewinnen, fahre man mit einem Einzelunternehmen aus steuerlichen Gründen nicht so gut. «Ich empfehle Einzelunternehmen grossmehrheitlich Personen, die unter 500 000 Franken Umsatz machen, da in dieser Rechtsform eine einfache Ausgaben-Einnahmen-Rechnung genügt und nur, wenn das Haftungsrisiko überschaubar ist.»

FÖRDERUNG AUF DEM ARBEITSAMT Begleitung bei der Gründung eines Unternehmens erhalten Stellensuchende auch beim Kantonalen Arbeitsamt. Im Rahmen der Arbeitsmarktlichen Massnahmen fördert es die Selbstständigkeit. Dabei unterstützt die Arbeitslosenversicherung (ALV) beim RAV angemeldete Personen in der Planungsphase. Sie bekommen weiterhin Taggelder, sind jedoch von der Stellensuche befreit. Zudem kann die ALV einen Teil des Verlustrisikos übernehmen und dabei behilflich sein, Mikrokredite zu beantragen. «Generell braucht es auch für ein Einzelunternehmen ein gut ausgearbeitetes Konzept als Grundlage», so Gülsah Cyril, Ressortleiterin Arbeitsmarktliche Massnahmen. «Versicherte Personen müssen eine detaillierte Finanzplanung einreichen, und die finanziellen Risiken werden in den Beratungen thematisiert.» Inhaber eines Einzelunternehmens haben im Konkursfall grundsätzlich keinen Anspruch auf ALV-Taggelder, da er oder sie keine

Quelle: Aymo Brunetti. Grundkenntnisse Wirtschaft und Recht. hep Verlag.

Arbeitslosenbeiträge zahlt. «Selbstständig Erwerbende sind nicht gegen Arbeitslosigkeit und nicht obligatorisch gegen Unfall versichert.» Ausser sie haben innerhalb der Rahmenfrist Beiträge aus einer unselbstständigen Tätigkeit geleistet. Wer selbstständig wird, bevor alle Taggelder bezogen sind, erhält bei einer Wiederanmeldung beim RAV eine verlängerte Rahmenfrist von vier Jahren. Ganz fallengelassen werden Selbstständige, wenn sie ihr Geschäft aufgeben, indes nicht. Sie können sich beim RAV bei der Stellensuche beraten lassen. Ausserdem, so Ressortleiterin Cyril: «In begründeten Fällen können auch einzelne Bildungs- oder Beschäftigungsmassnahmen finanziert werden.»

SCHUTZ FÜR SELBSTSTÄNDIGE Dieses löchrige Auffangnetz für die zunehmende Anzahl Selbstständiger, die ein unternehmerisches Risiko eingehen und es dann allein tragen, stösst auf Unbehagen, denn Scheiternde finden bei schlechter Wirtschaftslage nicht so schnell eine Anstellung auf dem Arbeitsmarkt. Die Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt derzeit im Auftrag der Gewerkschaft Syndicom das Modell einer obligatorischen Auftragslosenversicherung für Selbstständige. Damit diejenigen, die vorübergehend in Schwierigkeiten geraten, in Zukunft vielleicht nicht mehr Konkurs gehen und mühevoll etwas Neues auf bauen müssen.

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newsletter Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen


DOCH ZAHLREICHE PIONIERPROJEKTE HABEN IHREN URSPRUNG IN LÄNDLICHEN REGIONEN. SINNBILDLICH STEHT DAFÜR DER KANTON SCHAFFHAUSEN. OB IM BEREICH MOBILITÄT, DROHNEN ODER LANDWIRTSCHAFT, FÜR VERSCHIEDENE NEUE TECHNOLOGIEN, UNTERNEHMEN SOWIE GRÜNDERINNEN UND GRÜNDER BEGINNT HIER IHR WEG IN DEN ALLTAG. DIE STANDORTENTWICKLUNG VERLÄUFT POSITIV. DER AUSBAU VON PRODUKTIONSKAPAZITÄTEN, ERFREULICHE ANSIEDLUNGEN UND FORTLAUFENDE VERBESSERUNGEN STEIGERN DIE ATTRAKTIVITÄT. DIES ZEIGEN DIE ERGEBNISSE DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG. TEXT PASCAL SCHMIDLIN | LAYOUT BBF

Der Kanton Schaffhausen ist für innovative Unternehmen und Personen, welche die Zukunft gestalten wollen und dadurch nachhaltig zu einer erfolgreichen Wirtschaft und Gesellschaft beitragen, der bevorzugte Standort – zum «Leben», «Arbeiten» und «Besuchen». Diese Vision verfolgt die Wirtschaftsförderung des Kantons im Einklang mit den Zielen des Regierungsrates. Was bedeutet das? Schaffhausen soll zu einer Schwarmregion werden. Einem Ort, der Menschen und Unternehmen anzieht, an dem Neues entsteht und Aufbruchstimmung herrscht. Schwarmregionen sind dynamische, wirtschaftlich-pulsierende Regionen. Meist denkt man dabei an grosse Städte, an die urbanen Zentren, die den Takt vorgeben und wo Neues entsteht. Googelt man im Internet danach, wie die Zukunft aussehen könnte, liefert es in Sekundenbruchteilen über 139 Millionen Ergebnisse. Ein Klick auf die Bildsuche bringt sogleich futuristische Visualisierungen auf den Bildschirm. Riesige Metropolen mit begrünten Hochhäusern, zwischen denen Drohnen herumfliegen und autonome Fahrzeuge herumfahren. Die Zukunft wird fast immer mit Megastädten assoziiert. Das erstaunt nicht: Die Urbanisierung ist global auf dem Vormarsch. Auch in der Schweiz schreitet sie voran. Heute leben fast 85 Prozent aller Menschen in der Schweiz in einem urbanen Umfeld. Doch schaut man genauer hin, stellt man fest: Die meisten Personen leben in Kleinstädten und kleinen Gemeinden, viele davon eher dörflich anmutend denn grossstädtisch. Wenn es um die Vorstellung der Zukunft geht, werden kleinstädtische und ländliche Gebiete oft vergessen. Das ist falsch: Das deutsche Zukunftsinstitut erkennt eine Trendwende und zeigt auf, dass ländliche Gebiete zum neuen Zukunftsraum werden. In diesen Regionen ausserhalb der urbanen Zentren – wie es etwa der Kanton Schaffhausen ist – lassen sich die Trends erkennen. «Hier entstehen technologische und soziale Innovationen, die weit über die Region hinauswirken – und auch die Städte prägen werden», schreibt das Zukunftsinstitut und spricht von «Progressiven Provinzen». Ländliche

Regionen, die sich als Orte der Lebensqualität positionieren – und der Innovation. Während Städte immer enger und dichter werden, bieten ländliche Regionen einen grossen Vorteil: Freiraum – zum Leben und Denken.

«In ländlichen Gebieten entstehen Innovationen, die auch die Städte prägen.» Deutsches Zukunftsinstitut Gepaart mit Innovationswillen schaffen Freiräume die ideale Grundlage für pulsierende Regionen, in denen Neues entsteht. Die Strategie des Regierungsrates und die Aktivitäten der Wirtschaftsförderung setzen hier an: Sie sehen den Kanton Schaffhausen als führende Region in der Anwendung zukunftsweisender Technologien an der Schnittstelle von Industrie und Digitalisierung.

Freiräume schaffen Innovation Bis heute sind dank dieser Ausrichtung bereits mehrere Erfolgsgeschichten entstanden – und andere am Entstehen. Ob im Bereich der Mobilität, Ernährung oder Landwirtschaft – Unternehmen nutzen die Freiräume im Kanton Schaffhausen, um neue und innovative Konzepte zu entwickeln, zu testen und umzusetzen. Ergänzt wird die Positionierung als Anwendungsregion durch die bewährte aktive Wirtschaftsförderungspolitik. Die Strategie, internationale Dienstleister und Headquarter-Funktionen anzusiedeln, hat den Kanton Schaffhausen zu einem der stärksten Headquarter-Standorte innerhalb der Schweiz gemacht. Diese Erfolgsgeschichte wird auch in Zukunft fortgesetzt und der Fokus weiter auf global tätige Firmen gerichtet. Diese Strategie ist zusammen mit der Bestandspflege der ansässigen Unternehmen, der Betreuung und Begleitung von Start-ups sowie der Vermarktung der Wohn- und Arbeitsregion Schaffhausen seit mittlerweile 25 Jahren ausschlaggebend für den anhaltenden Erfolg der Wirtschaftsförderung im Kanton Schaffhausen.

Wirtschaftsförderung

MEGASTÄDTE STEHEN OFT SINNBILDLICH FÜR FORTSCHRITT UND INNOVATION.

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Ob im Bereich der Mobilität, Ernährung oder Landwirtschaft: Unternehmen nutzen die Freiräume im Kanton Schaffhausen, um neue und innovative Konzepte zu entwickeln, zu testen und umzusetzen. Wir geben einen Einblick in einige Erfolgsgeschichten. Kompetenzzentrum für Smart Farming Neue Technologien ermöglichen eine nachhaltigere und effizientere Landwirtschaft. In einem Testversuch 2021 zeigte die GVS Agrar zusammen mit dem dänischen Start-up Agrointelli, wie ein Agrarroboter automatisiert und pestizidfrei ein Feld von Unkraut befreien kann.

Standort für Drohnentechnologie Die Schweiz gehört zu den führenden Ländern im Bereich der Forschung und Entwicklung innovativer Drohnentechnologien. Den Unternehmen fehlen aber Freiräume, um ihre Technologien in einem realen Umfeld weiterzuentwickeln und zu testen. Der Kanton Schaffhausen bietet auf dem Schmerlat dieses Testumfeld – und das nutzen verschiedene Start-ups. So etwa das US-Unternehmen Matternet, das Tests mit seiner Transportdrohne flog. Die Wichtigkeit einer solchen Drohnen-Testinfrastruktur betonte auch die «Neue Zürcher Zeitung» in einem Beitrag – und verwies dabei auf das Angebot im Klettgau. Deshalb wird die weitere Verbesserung der Infrastruktur von der Wirtschaftsförderung und seinen Partnern vorangetrieben, um mit den von Bundesgeldern unterstützten Standorten in der Süd- und Westschweiz konkurrieren zu können.

Solche Projekte werden in Zukunft häufiger auf Schaffhauser Feldern und Höfen sichtbar werden. 2021 startete der Kanton Schaffhausen gemeinsam mit Agroscope, dem Kanton Thurgau sowie der Beratungszentrale AGRIDEA die neue Versuchsstation «Smarte Technologien». Die Wirtschaftsförderung ist in das Projekt eingebunden. Der Fokus liegt auf ressourcenund klimaschonenden Produktionssystemen bei pflanzlichen Kulturen und in der Tierhaltung. Ein neues Projekt der GVS in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Landwirtschaftsamt sowie dem Kanton Thurgau im Weinbau ist bereits in Planung.


Der Kanton Schaffhausen ist einer der bedeutendsten Standorte innerhalb der Kunststoffindustrie. Zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Verpackung, Spritzguss und Formenbau bilden ein international bedeutendes Cluster mit zahlreichen Schnittstellen zu Industriezweigen wie der Medizinaltechnik oder dem Werkzeug- und Maschinenbau. In einer 2021 veröffentlichten Untersuchung betont die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, dass der Kanton Schaffhausen dank seiner hohen Materialkompetenz über ideale Voraussetzungen für den Aufbau eines Ökosystems mit Fokus auf Kunststoffe verfügt. Neue Technologien wie antimikrobielle Oberflächen für den Bau, öffentliche Räume oder den Medizinalbereich, intelligente Materialien in der Medizintechnik und Lebensmittelverpackung oder Bioplastikprodukte für die medizinische Anwendung werden so in Zukunft am Standort Schaffhausen entwickelt und produziert.

Hub für Foodtechnologien Die Lebensmittelbranche ist in Bewegung. Gesundheitsund Ernährungstrends, nachhaltige Produktion oder Fleischersatzprodukte sorgen für neuen Schwung und neue Produkte auf dem Markt. Davon kann der Kanton Schaffhausen mit seiner langen Tradition in der Nahrungsmittelproduktion profitieren. In den kommenden Jahren entsteht auf dem Knorr-Areal in Thayngen ein Food-Competence-Center mit Räumlichkeiten und Angeboten für Food-Tech-Start-ups. In einer Analyse ortet die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW verschiedene Potenziale für ein umfassendes Food-Tech-Ökosystem. Mit dem Fokus auf Novel Food, wie etwa alternative Proteinquellen, hat Schaffhausen die Chance, einen neuen Ernährungstrend in der Anfangsphase aufzunehmen. Vom Feld bis auf den Teller kann der Kanton Schaffhausen über die gesamte Wertschöpfungskette ein zentraler Standort sein. Schon heute werden in diesen Bereichen durch die Wirtschaftsförderung Akzente gesetzt.

Vorreiter in Mobilitätsfragen Als eine der ersten Regionen in der Schweiz setzen die Verkehrsbetriebe in Schaffhausen auf Elektrobusse. Dieses Pionierprojekt im öffentlichen Verkehr schreitet voran und hat eine positive Aussenwirkung. Die Entwicklungen in der Mobilität gehen dank dem Swiss Transit Lab (STL) in Schaffhausen noch weiter, denn das STL treibt neue Mobilitäts- und Smart-City-Lösungen voran. Ende 2021 startet am Bahnhof Schaffhausen das Projekt «Open Doors», bei dem ein Lift in der Bahnhofsunterführung mit dem Bus interagiert. Dies erleichtert Menschen mit Einschränkungen die Nutzung des öffentlichen Verkehrs. In den nächsten Monaten startet mit der Linie 13 das nächste Projekt: Zum ersten Mal in der Schweiz wird ein dual betriebenes Fahrzeug eingesetzt. Dieses kann sowohl autonom als auch herkömmlich mit dem Steuerrad und den Gas- und Bremspedalen bewegt werden und verbindet künftig den Bahnhof mit der Stahlgiesserei. Dieses Grossprojekt sorgt für Aufmerksamkeit und wird weitere Projektpartner nach Schaffhausen ziehen.

Wirtschaftsförderung

Materialtechnologie

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3 Infoveranstaltungen für mehr als 100 Gründerinnen und Gründer

R Ü C K B L I C K

Nachfrage nach Produktionsmöglichkeiten gestiegen 145 Gespräche mit ansässigen Unternehmen geführt

42 kostenlose Erstgespräche mit Jungunternehmen Höchster Zuwachs an Neugründungen schweizweit: 25,9%

3500 Arbeitsplätze erhalten und geschaffen 20 internationale Ansiedlungen

Erfreuliche Ansiedlungszahlen

Hohe Gründungsdynamik

Die Attraktivität des Standorts und die Arbeit der Wirtschaftsförderung wird im Jahr 2021 durch die erfreuliche

Zusätzlich zur Durchführung von drei Infoveranstaltungen für angehende Gründerinnen und Gründer mit

Anzahl von 20 ausländischen sowie neun innerschweizerisch realisierten Ansiedlungen unterstrichen (2020: 24 Ansiedlungen). Die Standortverlegungen innerhalb der

mehr als 100 Teilnehmenden hat die Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr auch 42 Jungunternehmen in einem kostenlosen Erstgespräch beraten.

Schweiz gewinnen damit weiter an Bedeutung, weshalb die Wirtschaftsförderung auch künftig interessierte Unternehmen aktiv und eng begleiten wird. Auffallend ist, dass

Die Gründungsdynamik hat im Kanton spürbar zugenommen. Dies zeigen auch die Zahlen der Neugründungen, die im Kanton Schaffhausen 2021

die Nachfrage nach Produktionsmöglichkeiten steigt und damit auch die Frage nach der Verfügbarkeit von Arbeitszonen – und Fachkräften. Im Rahmen der Bestandspflege – der Unterstützung von lokalen Firmen mit Beratungen, Kontaktvermittlung und vielem mehr – wurden mit 145 in Schaffhausen ansässigen Unternehmen The-

mit 25,9 Prozent den grössten Zuwachs in der ganzen Schweiz zu verzeichnen hatten.

men bearbeitet und mehrere Ausbau- und Entwicklungsvorhaben begleitet und unterstützt. Wie wichtig diese Bestrebungen für die regionale Wirtschaft sind, zeigt die Anzahl der beschäftigten Personen: Rund 2500 Personen arbeiten bei einem der mehr als 550 Unternehmen, die seit 1997 im Kanton Schaffhausen angesiedelt wurden. Mehr als 3500 Arbeitsplätze konnten dank der Bestandspflegeaktivitäten im Kanton Schaffhausen erhalten oder durch Ausbauprojekte geschaffen werden.

Fortschrittliches Schaffhausen Diesen positiven Schwung nimmt die Entwicklungsstrategie 2030 auf, siehe nächste Seite. Sie zeigt: Nicht die Grösse oder Urbanität einer Region sind wichtig, damit sie sich erfolgreich entwickelt – sondern das Mindset und Selbstvertrauen. Ganz im Sinne eines progressiven Kantons Schaffhausen.

GESTÄRKT AUS DER PANDEMIE

Eingeschlagene Wege weiterverfolgen Das vergangene Jahr stand erneut im Zeichen der Coronapandemie. Diese wirkte sich besonders zum Jahresbeginn 2021 stark auf die lokale Wirtschaft aus. Aufgrund rekordhoher Fallzahlen galt ab Dezember 2020 Dino Tamagni Volkswirtschaftsdirektor Kanton Schaffhausen

ein Lockdown. Dieser war für viele Gewerbe- und Detailhandelsbetriebe einschneidend. Dank den finanziellen Unterstützungsleistungen konnten die schlimmsten Folgen abgewendet werden. Die Wirtschaftsförderung hat dabei mit ihrer Beratungstätigkeit wertvolle Dienste geleistet. Mittlerweile blicken wir optimistischer in die Zukunft – und so auch eine Vielzahl der Unternehmen. Dies zeigte auch der Konjunkturbericht 2021, der vergangenen November vom Kantonalen Gewerbeverband Schaffhausen (KGV), der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen (IVS) und der Schaffhauser Kantonalbank herausgegeben wurde.


Thurgau setzt auf Schaffhauser Erfolgsmodell

Entwicklungsstrategie mit partizipativem Prozess gestartet Ideen für Tourismus, Verkehr, Bildung und ländliche Regionen

Innovation fördern

Neue Entwicklungen anstossen

Ein erfolgreicher Standort benötigt eine innovative Unternehmenslandschaft. Hier hat Schaffhausen noch Aufholbedarf, wie eine aktuelle Studie der Grossbank UBS zeigt. Besonders KMU fehlen oft die Zeit oder Ressourcen, um Innovationsprojekte anzustossen und voranzutreiben. Seit mehr als 15 Jahren unterstützen die Wirtschaftsförderung und das ITS Industrie- und Technozentrum Schaffhausen deshalb Unternehmen im Innovationsprozess. Auf dieses Erfolgsmodell setzt neu auch der Kanton Thurgau und unterstützt seine KMU mit Schaffhauser Kompetenz. Damit die KMU aus den ländlichen Ostschweizer Kantonen an Innovationskraft gewinnen, gründeten diese das Ostschweizer Innovationsnetzwerk INOS. Dank kostenloser Unterstützung durch erfahrene Coaches werden Innovationen angestossen und vorhandene Ideen zu neuen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen entwickelt.

Wie soll Schaffhausen im Jahr 2030 aussehen? Der Kanton Schaffhausen ist 2030 eine dynamische «Schwarmregion», die Menschen und Unternehmen anzieht. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2020 mit der Entwicklungsstrategie ein partizipativer Prozess gestartet. Rund 200 Schaffhauserinnen und Schaffhauser haben dafür neue Konzepte und Projektideen erarbeitet, die das «nächste Schaffhausen» prägen werden. Ob neue Ideen für den Tourismus, Projekte, um das Leben auf dem Land bequemer und attraktiver zu gestalten, oder Konzepte aus den Bereichen Verkehr oder Bildung – gemeinsam werden Veränderungen vorangetrieben und der Pioniergeist hochgehalten. Die Resultate dieses Prozesses werden in diesem Jahr vorliegen. Seien Sie gespannt!

In einigen Branchen hat die Pandemie hingegen tiefe Spuren hinterlassen – etwa in der Gastronomie, in Teilen des Detailhandels, aber auch in der Reisebranche und im Sport- und Kulturbereich. Für das Jahr 2022 hat der Regierungsrat deshalb wiederum einen Schwerpunkt auf die Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus gelegt. Dadurch soll den unverschuldet in Not geratenen Betrieben des Kantons Schaffhausen die Wiedererlangung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ermöglicht werden. Ziel des Regierungsrates ist es, dass die Schaffhauser Volkswirtschaft in der Summe gestärkt aus der Pandemie hervorgeht und sich weiter positiv entwickelt. Eine aktive Wirtschaftsförderungspolitik gehört dabei ebenso dazu wie die konsequente Positionierung des

Kantons Schaffhausen als «Anwendungsregion» für zukunftsgerichtete Vorhaben. Diese Strategie verhilft zu guten Ergebnissen, die sich in einer spürbaren Gründungs- und Investitionsdynamik sowie auch den Ansiedlungszahlen niederschlagen. Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Erhöhung der Attraktivität und Anziehungskraft Schaffhausens für Fachkräfte und junge Familien zur Verbesserung der soziodemografischen Struktur. Dafür werden ausgewählte Kampagnenelemente von «Bock auf Schaffhausen» im Rahmen des Wohnortmarketings weitergeführt. Damit wird der Schwung des erfolgreichen Olma-Auftritts von 2021 in die Zukunft mitgenommen und noch mehr Lust auf Schaffhausen gemacht – sei es zum Wohnen, Arbeiten oder um die Freizeit bei uns zu verbringen.

Wirtschaftsförderung

Innovative Unternehmenslandschaft fördern

Schaffhausen als Schwarmregion mit hoher Dynamik

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R S E - N E W S

Nach zwei aussergewöhnlichen Jahren zieht die Geschäftsstelle der Regional- und Standortentwicklung Zwischenbilanz über das bis 2023 gültige Umsetzungsprogramm der Neuen Regionalpolitik des Kantons Schaffhausen. Die regionalen Akteure zeigten sich wie bis anhin engagiert und umsetzungsfreudig. Neue Wirkung entfaltete die interkantonale Zusammenarbeit, gleich mehrere vielversprechende überregionale Projekte wurden initiiert. Von LEANDRO ROBUSTELLI Die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu stärken, ist das Ziel der Regional- und Standortentwicklung des Kantons Schaffhausen (RSE). Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) des Bundes bietet das aktuelle kantonale Umsetzungsprogramm lokalen Initianten die Möglichkeit, den Aufbau ihrer Projektvorhaben in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sowie Tourismus durch eine Anschubfinanzierung öffentlich fördern zu lassen. Diese müssen sich dabei primär durch einen innovativen und wertschöpfungsorientierten Charakter auszeichnen. Die RSE-Geschäftsstelle unterstützt die Projektanten bei der Entwicklung ihrer Projekte und der Ausarbeitung allfälliger Antragsunterlagen als Informations-, Beratungs- und Anlaufstelle. In den vergangenen zwei Jahren konnten insgesamt zehn neue Projekte unterstützt werden.

die Tat umsetzen, fördert der Kanton auch in den kommenden zwei Jahren regionale Initiativen auf dem Weg zu einer «Schwarmregion».

Tourismusangebot mit überregionaler Ausstrahlung Mehr Besuchende in die Region bringen und für einen bleibenden Eindruck zu sorgen, ist das Ziel eines attraktiven, touristischen Gesamtangebots. Die erste audio-visuelle Attraktion der immersiven Kunst in Europa, Rhyality, ergänzt geschickt das Erlebnis und Angebot bei der beliebtesten Schaffhauser Sehenswürdigkeit, dem Rheinfall. Die Region Schaffhausen entdecken, darauf fokussieren auch zwei neu lancierte interkantonale Projekte. Die «E-Bike RheinGenussRoute» schafft neue

Mit Fachkräften die eigene Innovationskraft stärken Dabei rückte der Mensch bei einem Grossteil der gestarteten Projektinitiativen ins Zentrum. So etwa mit Blick auf die Verfügbarkeit von Fachkräften, welche für den kurzfristigen und nachhaltigen Erfolg der lokalen Wirtschaft essenziell ist. Deshalb lancierten die Verbände Swiss Mechanics Sektion Schaffhausen und die IVS gemeinsam das Projekt «Handlungsanalyse Fachkräftemangel». Mit verschiedenen betroffenen Akteuren werden dabei neue Lösungen erarbeitet und Ansätze für mehr Fachkräftenachwuchs vorangetrieben. Der nachhaltigen Verfügbarkeit von Fachkräften und zukunftsweisenden Kompetenzen widmet sich auch das ambitionierte Projekt Schaffhausen Institute of Technology (SIT). Das SIT möchte ein Innovations- und Bildungssystem rund um ihren Hochschulbetrieb aufbauen, das Studierende und Die «E-Bike RheinGenussRoute» umfasst zahlreiche Tourismusdestinationen in sechs verschiedenen Kantonen – darunter auch das Schaffhauser BlauJungunternehmen aus der ganzen Welt nach Schaffhauburgunderland. sen zieht – und somit sowohl einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel als auch für eine höhere Innovationskraft in der Region Schaffhausen leistet. Erlebnisse entlang des Rheins und positioniert und vermarktet gemeinAuch das Innovationsnetzwerk Ostschweiz (INOS) hat zum Ziel, die sam das bestehende Angebot von der Rheinquelle bis in die NordwestInnovationskraft zu erhöhen. Damit regionale Unternehmen ihre eigenen schweiz mit Fokus auf E-Bike-Tourismus. Mit dem Projekt «Destination. Ideen optimal umsetzen können, bietet INOS ein breites Portfolio an Data» stärken die Tourismusorganisationen der Ostschweiz gemeinsam Angeboten und Dienstleistung für KMU an. Zu diesem Unterstützungs- ihre Vermarktungskompetenzen im virtuellen Raum durch den Einsatz portfolio gehören Innovationsbegleitungen durch Fachexperten und von künstlicher Intelligenz und OpenData-Systemen. ausgewiesene Personen aus der Praxis, eine aktive Vernetzung über Ob für die Attraktivierung des regionalen Tourismusangebots oder die die regionale Anlaufstelle des ITS und Innovationsimpulse zu zukunfts- Förderung des Wissenstransfers in der Industrie, die RSE-Geschäftsstelle weisenden Technologien und Themenfeldern. unterstützt Sie gerne bei der Entwicklung Ihrer Projektidee. Damit Sie Die Verfügbarkeit von Fachkräften sowie eine spürbare regionale Inno- noch heute handeln und das nächste Schaffhausen mitentwickeln können. vationskraft sind heute Standortfaktoren für unternehmerisch denkende Personen. Damit genau diese Personen in Schaffhausen ihre Ideen in www.rse.sh.ch

Wirtschaftsförderung

Überregionale Vernetzung als Chance für die Regionalentwicklung

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F I R M E N N E W S

Vom Schulzimmer auf die Baustelle Einblick bekommen in die Baustelle eines Gartenbauers, Arbeitserfahrung in der Gastronomie sammeln oder die Industrie kennenlernen: Im Wirtschaftspraktikum für Lehrpersonen haben im Februar und März 2022 zehn Lehrkräfte aus der Primar- und Sekundarstufe den Arbeitsplatz gewechselt. Von JULIA DESCH Wie läuft ein Arbeitstag im Gartenbau ab? Den ganzen Tag draussen sein – bei jedem Wetter – und dabei körperlich hart arbeiten: Pflastersteine setzen, Halden von Unkraut und Wurzeln säubern oder Waldwege pflegen. Für ihr Praktikum schlüpfen Lehrpersonen, wie Karin Longhitano, die normalerweise eine 6. Klasse unterrichtet, für zwei bis vier Wochen in den Alltag eines Betriebs. Longhitano arbeitete in ihrem Praktikum bei FREI THAYNGEN AG, in Thayngen. Spätestens seit sie das Schulzimmer gegen die Baustelle getauscht hat, weiss sie, wie viel Wahrheit im Sprichwort «es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung» steckt. Sie hat in ihrem Praktikum erlebt, wie wichtig im Gartenbau Teamarbeit, Durch-haltewillen und auch Kompetenzen wie das räumliche Vorstellungsver-mögen oder Mathematik für das Planen der Arbeiten sind. Etwas, das sie ihrer Klasse auf jeden Fall weitergeben wird. Auch ihr Praktikumsbetreuer Matthias Frei, Geschäftsführer der FREI THAYNGEN AG, findet es wertvoll, dass die Lehrpersonen einen Betrieb aus Mitarbeitersicht kennenlernen. So sehen sie gleich selbst, welches die wichtigen Anforderungen sind. Gleichzeitig gibt er in die Schule gerne weiter, wie sie als Betrieb mit den Lernenden unterwegs sind: «Worauf es wirklich ankommt und was unsere besten Mitarbeiter ausmacht, sind ihre Einsatzbereitschaft, Durchhalte-vermögen, Teamfähigkeit und vor allem Freude an der Tätigkeit.»

Karin Longhitano im Einsatz während des Praktikums bei FREI THAYNGEN AG.

Neustart für «Wirtschaftspraktikum» Zehn Schaffhauser Lehrpersonen tauschen zwischen Mitte Februar und Mitte März 2022 während zwei bis vier Wochen ihr Klassenzimmer mit einem Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft. Im Rahmen des Projekts «Lehrpersonen in die Wirtschaft» erhalten sie die Möglichkeit, einen anderen Arbeitsalltag kennenzulernen – einen Arbeitsalltag, wie ihn ihre Schülerinnen und Schüler als Auszubildende auch haben werden. Das Programm «Lehrpersonen in die Wirtschaft» wird unter dem Patronat des Erziehungsdepartements mit Unterstützung von IVS Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung der Region Schaffhausen sowie dem Kantonalen Gewerbeverband KGV und der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen organisiert. Die Idee des Wirtschaftspraktikums stammt aus dem Jahr 2008. Nach einem Unterbruch findet das neu lancierte Wirtschaftspraktikum 2022 mit einigen Anpassungen wieder statt. Im nächsten Jahr ist voraussichtlich die nächste Runde des Projekts geplant. Haben Sie Interesse, einen Praktikumsplatz anzubieten oder als Lehrperson am Praktikum teilzunehmen? Dann melden Sie sich unter: info@standort.sh.ch

Kakaofabrik nimmt Betrieb bald auf Seit rund einem Jahr baut das Schweizer Lebensmittelunternehmen PRONATEC in Beringen die erste Schweizer Produktionsanlage zur Verarbeitung von Kakaobohnen. Das Projekt ist auf Kurs. 20 Personen arbeiten bereits in der Fabrik, die im Juni ihren Betrieb aufnehmen wird. Von PASCAL SCHMIDLIN

Im PRONATEC-Labor laufen bereits erste Qualitätstests.

Die Arbeiten in der neuen Produktionsstätte des Lebensmittelunternehmens PRONATEC im Beringerfeld schreiten voran. Dort entsteht die erste Fabrik zur Verarbeitung von Kakaobohnen in der Schweiz. Ein Jahr nach Beginn der Umbauarbeiten sind bereits sämtliche Maschinen für die PRONATEC-Kakaoverarbeitung installiert. «Die ersten Kakaobohnen sind bereits in Beringen eingetroffen und gereinigt worden», sagt David

Yersin, CEO des Unternehmens. Im Februar wurde die Überprüfung der rund 7 000 Steuerungssignale abgeschlossen. Eine wichtige Fleissarbeit, damit später alle Maschinen nahtlos miteinander kommunizieren und über das zentrale Automationssystem ansprechbar sind, wie Yersin erklärt. Anfang März nahm PRONATEC die Rösterei in Betrieb und die weiteren Anlagen wie Presse, Mühle und Abpackung werden bis Mitte Juni folgen, so Yersin. Auch im Personalrecruiting hat sich einiges getan. Bereits 20 Personen arbeiten mittlerweile in der neuen Fabrik, bis im Frühling 2023 werden es zirka 30 Mitarbeitende sein, so der Geschäftsführer. Aktuell würden vor allem weitere Fachkräfte in den Bereichen Produktion und Technik gesucht, so Yersin. Komplett ist hingegen das Qualitätssicherungsteam. Im neuen Labor führt es bereits die ersten Bohnensensoriktests durch, damit schon bald die erste hochwertige Kakaomasse produziert werden kann. www.pronatec.com


F I N A N Z E N

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Die IWC kooperiert mit Skidestination Diesen Winter ist die Schaffhauser Luxusuhrenmarke IWC omnipräsent im Bündner Skigebiet Laax. Als Teil einer nachhaltigen Werbekampagne prangt die Fliegeruhr «Big Pilot» auf zahlreichen Gondeln und Skilift-Stationen. Von PASCAL SCHMIDLIN Schaffhausen ist in diesem Winter im bekannten Bündner Skigebiet Flims-Laax-Falera omnipräsent. Genauer gesagt, die IWC Schaffhausen und ihre Big-Pilot-Uhr. Von der Talstation Laax bis hinauf zum Crap Sogn Gion begleitet die ikonische Fliegeruhr die Wintergäste, die auf Ski oder Snowboard über die weissen Pisten brettern. Sei es die Unterseite der grossen Luftseilbahn, zahlreiche kleinere Gondeln oder gleich eine komplette Bergstation am Crap Sogn Gion – die Schaffhauser Uhrenmanufaktur ist nicht zu übersehen. «Sowohl IWC Schaffhausen als auch Laax engagieren sich mit grossem Einsatz und viel Leidenschaft für die Nachhaltigkeit», liess sich Franziska Gsell, CMO von IWC Schaffhausen, in einer Medienmitteilung zitieren. «Es freut mich deshalb ganz besonders, dass wir für die grosse Big-Pilot-Kampagne in Laax konsequent innovative und umweltfreundliche Materialien verwenden», so Gsell, die auch Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses der Marke ist.

Plakate, Gondeln und sogar eine ganze Sesselliftstation werben diesen Winter für die Big-Pilot-Uhr der IWC im Skigebiet Laax.

Nachhaltige Materialien verwendet Die Inhaberin der Bergbahnen, die Weisse Arena Gruppe, setzt bereits seit längerer Zeit auf eine nachhaltige Strategie. Ihr Ziel ist es, die weltweit erste selbstversorgende alpine Destination zu werden. Somit sei es für die IWC die optimale Destination gewesen, um zum ersten Mal eine sogenannte «Out of Home»-Kampagne in einem alpinen Gebiet komplett mit PVC-freien Materialien zu realisieren und hat auf nachhaltige Tinte beim Druck gesetzt.

Besucherinnen und Besucher des Skiresorts können noch bis zum Ende der Wintersaison am Osterwochenende Mitte April ein Stück Schaffhausen in den Bündner Bergen erleben. Ob die Kooperation auch im kommenden Winter fortgeführt wird, ist derzeit nicht bekannt. www.iwc.com

Die (E)-Mobilität der Zukunft Die Nachfrage nach Elektromobilität ist in den zwei letzten Jahren weiter rasant gestiegen. Dabei haben gleich mehrere Faktoren den Trend hin zu elektrisch angetriebenen Fahrzeugen beschleunigt. Von BEAT RÜEDI Strengere Emissionsnormen und regulatorischer sowie politischer Druck in Bezug auf die Kohlenwasserstoff-Nutzung zur Erreichung von Neutralitätszielen. Dies sind nur zwei von vielen Gründen, die eine e-mobile Zukunft immer wahrscheinlicher machen. Auch bei der Batterie – dem Herzstück des Elektroautos – hat sich im letzten Jahrzehnt viel getan. Lange Zeit war sie Kostentreiber, der das E-Auto nicht zuletzt auch in seiner Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt hat. Im Vergleich zu 2010 sind die Kosten jedoch aufgrund von Skaleneffekten und verbesserter Technologien um 89 Prozent gesunken und auch bei den Betriebskosten schneidet ein batteriebetriebenes E-Auto besser ab als ein PKW mit Verbrennungsmotor. Dies gilt insbesondere in Ländern mit hohen Benzinkosten.

E-Mobilität setzt sich durch – auch im ÖV Neben jungen, innovativen Anbietern planen auch etablierte Hersteller, ihre Produktpallette weiter zu elektrifizieren. Die Ziele dürften klar sein: kürzere Akku-Ladezeit, grössere Reichweite sowie höhere Leistung zu gleichzeitig attraktiven Preisen. Für 2022 werden über 30 neue Modelle erwartet. Auch im öffentlichen Verkehr gewinnt Elektromobilität zunehmend an Bedeutung. Konkretes Beispiel dafür sind die Verkehrsbetriebe Schaffhausen und die Schaffhauser Bevölkerung, welche sich vor rund zwei Jahren für eine Umstellung der Stadtbusse auf E-Busse ausgesprochen hat. Die Flotte der Verkehrsbetriebe wird seitdem sukzessive auf Elektroantrieb umgestellt und voraussichtlich bis 2027 vollständig erneuert sein. Damit entspricht Schaffhausen dem globalen Trend, wonach bereits 40 Prozent aller verkauften Busse elektrobetrieben sind. Quelle: Credit Suisse Research, Beneficiaries of the EV boom in a Smart Mobility World (Januar 22) BEAT RÜEDI Stv. Niederlassungsleiter, Private Banking, Credit Suisse (Schweiz) AG, Schaffhausen

Wirtschaftsförderung

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Flexibler, komplexer, schneller – die Arbeitswelt hat sich zuletzt stark gewandelt. Das bringt hierarchische Organisationsstrukturen an ihre Grenzen. Eine Vielzahl an neuen Modellen ist entstanden. Diese bringen Vorteile mit sich – aber auch neue Herausforderungen. Von PASCAL SCHMIDLIN Selten waren Unternehmen so stark gefordert, sich mit Organisationsund Führungsformen auseinanderzusetzen wie heute. Vielfältige Arbeitsformen wie Vollzeit, Teilzeit, im Büro oder dem Homeoffice prägen unseren Arbeitsalltag – und haben durch die Coronapandemie an Bedeutung gewonnen. In einer kürzlich durchgeführten ITS-Veranstaltung standen deshalb Fragen rund um das Thema «New Work» im Zentrum. Gemeint ist damit ein neues Verständnis von Arbeit in einer globalisierten und digitalisierten Welt, in der Werte wie Freiheit, Selbständigkeit oder Gemeinschaft zentral sind – und flache Hierarchien und Flexibilität erfordern. Während moderne und agile Organisationsformen bei Start-ups, Software- und Dienstleistungsunternehmen immer mehr Verbreitung finden, sind sie für Unternehmen in der Industrie noch eine Neuheit. Viele Firmen stehen deshalb jetzt vor der Frage: «Welches ist die richtige Struktur für unser Unternehmen?»

Flexibler auf Kundenbedürfnisse reagieren Die agile Organisationsform ist ein mögliches Modell, das diesen Ansprüchen gerecht wird. «Aber einfach zu sagen, dass man jetzt als Firma bis Ende Jahr agil sei, reicht nicht», so Cloots. Agilität sei ein Mindset und rücke den Menschen in den Fokus. Es müsse nun auch nicht jede Organisation agil werden. Allerdings haben diese sogenannten Netzwerkorganisationen einen grossen Vorteil: «Sie erlauben uns, viel flexibler auf Kundenbedürfnisse und Wandel zu reagieren», so Cloots.

KMU setzt auf organische Organisation

Bereits vor fünf Jahren hat sich das verarbeitende Zürcher Traditionsunternehmen Burri public elements AG eine neue Organisationsform gegeben. Auslöser waren Frust, Missverständnisse und fehlende Wertschätzung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer – ausgelöst durch eine starre Organisationsstruktur. Die Firma entwickelte sich daraufhin zu einer sogenannten organischen Organisation, wie Stephan Bachmannn, Mitinhaber der BURRI public elements AG, an der Veranstaltung aufzeigte. Statt Hierarchien gebe es Autoritäten – also Wissensträger –, statt Vorgesetzte «Ermöglicher» und die Geschäftsleitung ist sogenannten Ausschüssen gewichen, die sich mit Themen wie Lohn, Finanzen oder Controlling beschäftigen. Das hat etwa dazu geführt, dass der Werkstattchef, der ein Faible für Zahlen und Tabellen hat, im Controlling-Ausschuss sitze, während Bachmann als Mitinhaber nicht Teil des Controllings ist – was im hierarchischen Organisationsmodell undenkbar gewesen wäre. «Die UmstelDank neuer Arbeitsmodelle mit flachen Hierarchien können Firmen schneller und flexibler lung hat unsere Entscheide besser geauf Kundenbedürfnisse reagieren. macht», so Bachmann. Denn heute Sinnstiftend und innovationsfördernd würden sie von denjenigen Personen im Unternehmen gefällt, die über Mit dieser Frage beschäftigt sich auch Alexandra Cloots, die als Referen- die höchste Kompetenz im jeweiligen Bereich verfügten. Während sich tin auftrat. Sie ist Professorin für New Work & Diversity an der OST – die Vernetzung, Wertschätzung und Innovationskraft im Unternehmen Ostschweizer Fachhochschule. Und sagt sogleich: «Die eine richtige seither spürbar erhöht hätten, sei die Umstellung nicht reibungslos verStruktur gibt es nicht.» Denn heute gebe es eine Vielzahl an Organisati- laufen, sagt Bachmann. «Man muss aufpassen, dass man Personen, onsformen – und jedes Unternehmen müsse für sich selbst herausfinden, die vorher viel Macht hatten, nicht verliert, denn diese seien oft auch die was für sie am besten funktioniere. Allerdings, so Cloots, hat sich unser Autoritäten.» Zudem seien gewisse Mitarbeitende den Weg nicht mitVerhältnis zur Arbeit verändert, weshalb sich auch Organisationsmodelle gegangen, da sie sich in der organischen Organisation nicht zurechtverändern müssten. «Wie wir über Organisationen denken, kommt noch gefunden hätten. Für Bachmann fällt das Fazit nach fünf Jahren alleraus der Zeit der industriellen Revolution», so die New-Work-Expertin. dings eindeutig aus: «Ich möchte nie mehr in einer hierarchischen Damals seien Kreativität und Initiative wenig gefragt gewesen. Viel mehr Organisation arbeiten.» stand ein möglichst reibungsloses Funktionieren der Prozesse im Vordergrund – und verweist dabei auf die ikonische Szene von Charlie Chaplins Sind auch Sie interessiert, welche Organisationsform für Ihr Unternehmen «Modern Times», wo eine störende Fliege die Fliessbandarbeit durchei- in Frage kommt? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf – wir unterstützen nanderbringt. Doch heute soll Arbeit sinnvoll, selbstbestimmt, flexibel, und vernetzen Sie gerne. individualisiert und lebensphasenorientiert sein. Und aus Sicht der Unternehmen günstige Voraussetzungen für Innovation schaffen. www.its.sh.ch

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Loslösen von hierarchischen Strukturen

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K G V - N E W S

In einer komplexen Welt, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert, geht es der Schweiz trotz Corona sehr gut. Ob Lebensstandard, Lebenserwartung, soziale Ausgeglichenheit, demokratische Mitspracherechte oder Standortqualität: In allen Bereichen sind wir Spitzenreiter. Von MARCEL FRINGER Ein erfolgreicher Staat muss im Wesentlichen vier Kriterien erfüllen: Freiheit, Wohlstand, Stabilität und Sicherheit. Aber nur, wer über einen hinreichenden Wohlstand verfügt, ist auch wirklich unabhängig und frei. Die vier Kriterien stehen leider oft in einem Spannungsverhältnis zueinander, und keines ist abschliessend realisierbar. Nur ein ausgeglichenes Zusammenspiel der verschiedenen Elemente kann zum Erfolg führen. MARCEL FRINGER Präsident des Kantonalen Gewerbeverbands Schaffhausen

Tiefe Risikobereitschaft

Die Schweizer Bevölkerung hat ein enormes Bedürfnis, sich überall abzusichern. Wir sind so hoch versichert wie kaum ein anderes Land. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Sicherheit ist ein legitimes Bedürfnis, aber übertriebene Sicherheit ist auch kein guter Begleiter für einen guten Unternehmer. Diese führt zu einer tiefen Risikobereitschaft und einer Gesellschaft, die keine Risiken mehr eingeht und stehen bleibt. «Nicht alles, was man riskiert, gelingt, aber alles, was gelingt, wurde einmal riskiert.»

Schwarze Schafe Mit diesen Vorzeichen kommen immer mehr unnötige Regulierungen zustande und immer mehr Aufgaben werden dem Staat auferlegt. In einer Demokratie ist es die Politik, die darüber entscheidet, über wie viele Freiräume eine Wir ts c h a f t ve r f ü g t. Diese Freiräume werden ihr aber nur gewährt, wenn die Menschen das Vertrauen haben, dass die Wirtschaft ihre Freiheiten mit Verantwortung nutzt. Leider wird das Ansehen der Unternehmer immer wieder durch schwarze Schafe in ein schlechtes Licht gerückt, obwohl viele Unternehmer um einiges sozialer unterwegs sind als viele linke Politiker. Man könnte gar den Eindruck bekommen, die Haltung des Schweizervolks zu seiner Wirtschaft werde immer kritischer.

Ständiger Abwehrkampf Echte oder vermeintlich schlechte Leistungen von Unternehmern werden in den Medien unverhältnismässig gepuscht und politisch ist die Wirtschaft in einen andauernden und zermürbenden Abwehrkampf gegen ein negatives Image verwickelt. Das ist nur schwer verständlich, da doch die Wirtschaft im Mittel einen hervorragenden Job macht, denn sonst ginge es dem Land nicht so gut. Doch Achtung, die Anzahl jener, die vom Staat profitieren, steigt gegenüber denjenigen, die dafür sorgen, dass dem Staat überhaupt Mittel zur Verfügung stehen. «Während in den Neunzigerjahren rund 18 Prozent der Erwerbstätigen in staatsnahen Bereichen arbeiteten, waren es im Jahr 2020 schon 27 Prozent.» Dies, ohne alle Sozialleistungen, Prämienverbilligungen oder Subventionen vom Staat einzurechnen.

«Nicht alles, was man riskiert, gelingt, aber alles, was gelingt, wurde einmal riskiert.» Aktiver in die politischen Prozesse einbringen In der Politik hat es immer mehr Leute, die Reden über die Wirtschaft halten, aber noch nie auch nur einen Franken an die nationale Wertschöpfung beigetragen haben. Sie machen nicht zuerst Karriere und stellen ihre Erfahrung der Politik zur Verfügung, sondern sie streben in die Politik, um Karriere zu machen. Das ist nicht der Grundsatz des Milizsystems. Um diese Situation zu verbessern, müssen Menschen, die wir tschaf tskompetent sind, sich vermehrt aktiv in die politischen Prozesse einbringen.

Wohlstand erhalten Unser Wohlstand ist nicht einfach da oder wurde durch die Politik erschaffen. Und ihn zu erhalten, bedeutet harte Arbeit. Alle Gewerbetreibenden leisten unverzichtbare wirtschaftliche Beiträge an unseren Wohlstand. Ich ermutige Sie, im Schulterschluss mit gleichgesinnten Kräften diese Verantwortung weiter wahrzunehmen!

Alle Gewerbetreibenden leisten unverzichtbare wirtschaftliche Beiträge an unseren Wohlstand. Ich ermutige Sie, diese Verantwortung weiter wahrzunehmen!

Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe-sh.ch

Wirtschaftsförderung

Das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik

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I V S - N E W S

Nachhaltiger Energiemix bringt Versorgungssicherheit Jeder spricht über Versorgungssicherheit. Wegen Corona denken wir dabei zuerst an Schutzmasken, medizinische Betreuung oder Lieferengpässe von Gütern. Langfristig von grosser Bedeutung ist aber auch unsere Versorgungssicherheit bezüglich Energie. Denn eine Mangellage oder sogar ein Blackout sind Horrorszenarien für Private, Kommunen und Betriebe. Von THOMAS KELLENBERGER Vereinfacht gesagt bedeutet Versorgungssicherheit bezüglich Energie, dass sowohl die Energie-Produktion als auch die Energie-Verteilung gleichermassen sichergestellt sein müssen. Das allein genügt aber nicht mehr. Denn mit den bereits festgelegten Klimazielen steigen die Ansprüche an die Nachhaltigkeit von Gewinnung, Speicherung und Verteilung. Viele Fach- und Interessengruppen nehmen für sich in Anspruch, dass sie den richtigen Weg zum gemeinsamen Ziel kennen – und somit auch den Energieträger der Zukunft. Ideologisch getriebene, polarisierende Aussagen sind zwar populär, dienen der Zielerreichung aber nur bedingt. Denn die Praxis ist wesentlich komplexer.

Die eine «richtige» Energieform existiert nicht Die verschiedenen Energieformen, wie Bewegungsenergie, Energie der Lage oder elektrische Energie, haben in der Physik unterschiedliche Wertigkeiten. Strom gilt als hochwertige Energieform, welche mit kleinen Verlusten für alle Bereiche und Anwendungen einfach eingesetzt werden kann. Bei der elektrischen Energie ist lediglich die direkte Speicherung noch nicht nachhaltig gelöst. Eine indirekte Speicherung, beziehungsweise eine Speicherung der Energie vor einer Umwandlung in Strom,

Wasserstoff hat das Potenzial, in Zukunft eine wesentliche Rolle als Zwischenspeicher zu übernehmen. Deutschland hat für die entsprechende Forschung ein «Förderprogramm Wasserstoff» mit 700 Mio. Euro aufgesetzt. Die EU setzt gleichzeitig Milliarden in die «EU-Strategie zur Integration des Energiesystem» ein. In der Schweiz liegt die Initiative bei THOMAS KELLENBERGER Unternehmen, welche sich in Unternehmer und Vorsitzender der Fördervereinen zusammenIVS Energie- und Umweltkommission schliessen, zielgerichtet und erfolgreich agieren. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich einen Wasserstoff-LKW auf unseren Strassen sehe und bin überzeugt, dass diese Technologie Zukunft hat.

Verbote – der falsche Weg der Schweiz Die Schweiz hat sich ein ambitioniertes Klimaziel gesetzt, welches in der breiten Bevölkerung Anklang findet. Sowohl der Souverän als auch die Wirtschaft streben einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und den Ausbau der erneuerbaren Energien an. Doch statt diese Ziele konsequent und mit vereinten Kräften anzustreben, wurde viel Energie für Moratorien und Verbote aufgewendet. Fakt ist, dass in der Schweiz der Bau neuer AKW verboten ist, während die EU die Atomenergie neu sogar als «grüne Energie» einstuft. Ein solches Hin und Her bei der Einstufung je nach aktueller Lage bringt weder Versorgungssicherheit noch einen Mehrwert für die Umwelt. Kernenergie geniesst in der Schweiz bei der Bevölkerung kaum Akzeptanz und es wird sich auch wirtschaftlich niemand finden, der hier in diese Technologie investiert.

Der Energiemix macht es aus

Die erfolgreiche Energiezukunft der Schweiz ist nachhaltig und vielfältig.

ist seit Langem bekannt und funktioniert hervorragend. Ein Beispiel dafür ist das Wasser in einem Stausee. Die Verwendung der richtigen Energieform für eine bestimmte Anwendung soll also wohl überlegt werden. Je höher die Wertigkeit einer Energieform ist, desto genauer sollte überprüft werden, ob die Anwendung auch mit einer Energieform von tieferer Wertigkeit möglich wäre.

So vielschichtig die Schweiz ist, muss auch unser Energiemix sein. Dezentrale Anlagen brauchen Platz, werden sichtbar und kosten Geld. Damit diese Anlagen trotzdem zeitnah gebaut werden können, sollte daher ein Katalog mit Anreizen und Durchsetzungskraft geschaffen werden. Immer neue Vorschriften, Auflagen und unzählige Einsprachemöglichkeiten bringen weder der Versorgung noch der Umwelt einen Mehrwert.

Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen Die Wirtschaftskammer der Region www.ivs.ch


I V S - M I T G L I E D E R

Bei der Rhenus Logistics AG in Schaffhausen werden täglich Dutzende LKW mit Hunderten Paletten und Paketen empfangen, umgeschlagen oder eingelagert. Vom Standort Schaffhausen aus werden Kunden in der ganzen Welt beliefert. Von HANS-RUDOLF WERNER Rund 100 Mitarbeiter meistern täglich die anfallenden, logistischen Herausforderungen im Logistikzentrum Schaffhausen sowie den Zollbüros in Thayngen und in Bargen. Mit den auf drei Stockwerken und zwei Gebäuden verteilten 40 000 m2 Lagerfläche ist es Rhenus nicht nur möglich, Güter für den LKW-Transport umzuschlagen, zusätzlich können auch Waren über längere Zeit gelagert, kommissioniert und für den weltweiten Transport per See- oder Luftfracht vorbereitet werden. Der 2015 eröffnete Neubau im Herblinger Industriegebiet an der Solenbergstrasse wurde exakt für diesen Zweck konzipiert.

über KMU bis hin zu Grosskonzernen, für alle Kunden findet sich das passende Dienstleistungspaket. Neben den lokal geprägten Dienstleistungen ist es durch die Vernetzung in der Rhenus Gruppe auch möglich, Kunden schweizweit, europaweit und global zu unterstützen. www.rhenus.ch

Internationale Märkte effizient vernetzen Doch nicht nur Lagerlogistik und Transporte gehören zu den Dienstleistungen von Rhenus. Darüber hinaus werden auch mehr als 1 Million Zollabfertigungen pro Jahr durchgeführt, die für reibungslose, internationale Transporte unverzichtbar sind. Dank der Nähe zu den Grenzübergängen in Thayngen und Bargen ist es möglich, Verzollungen effizient und kostenoptimiert vor Ort abwickeln zu können. Von Start-ups

HandwerkCenter, Stahltechnik und Gartenmöbel unter einem Dach Die FERROFLEX AG in Schaffhausen ist ein innovatives, modernes Stahl- und HandwerkCenter und beliefert Bau, Industrie und Handwerker sowie den Heimwerker mit einem breiten Sortiment und umfangreichen, professionellen Dienstleistungen. Von ANTONIO PALELLA Die FERROFLEX AG befindet sich mitten im Schaffhauser Herblingertal. Auf einer Gesamtfläche von 17 000 Quadratmetern ist es unser oberstes Ziel, unsere Kunden stets zur vollen Zufriedenheit zu bedienen. Sei es persönlich im HandwerkCenter oder unserem GartenmöbelCenter, am Telefon, vor Ort durch unsere Aussendienstberater oder in unserem Online-Shop. Wir heben uns insbesondere durch unsere professionelle Beratung über alle Kanäle von unseren Mitbewerbern ab. Viele unserer Fachberater kommen aus handwerklichen Berufen und kennen die Anliegen und Wünsche unserer Kunden bestens.

In unserem umfangreichen Warenlager bewirtschaften wir rund 200 000 Artikelpositionen und zusätzlich 3 Millionen Schrauben. Sollten wir dennoch ein gewünschtes Produkt nicht an Lager haben, können wir es dank insgesamt acht weiteren FERROFLEX HandwerkCentern schweizweit innert kürzester Frist besorgen.

Ihr Profi für Gartenmöbel Bei Gartenmöbeln geht es nicht nur um den Kauf von Gartenstühlen und Gartentischen. Es geht auch darum, die richtige Gartenlounge, den richtigen Gartentisch oder Sonnenschirm zu finden, um einen perfekten Platz im Freien für Sie und Ihre Familie zu schaffen! Bei FERROFLEX bieten wir eine grosse Auswahl an Gartenmöbeln, die für jeden Geschmack etwas bereithält. Egal, ob Sie auf der Suche nach modernen Gartenmöbeln wie unserer Gartenlounge oder unserem Gartentisch sind, oder nach Sonnenschirmen, wir haben sie alle! Ein Besuch lohnt sich immer. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in unserem HandwerkCenter, unserer Stahlhalle oder in unserem Webshop.

Von der Schraube bis zum Stahlträger bietet die FERROFLEX AG ein riesiges Sortiment für Bau, Industrie sowie Hand- und Heimwerker.

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Wirtschaftsförderung

Von Logistik fasziniert – seit 1912

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Zielgruppe Generation

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Der 28-Jährige Yannick Blättler weiss, wie man junge Menschen ansprechen muss, um mit ihnen erfolgreich ins Geschäft zu kommen. Eines seiner Projekte ist das Generationenhaus «Silver Ox» in Wagenhausen. Mit einer ungewöhnlichen Wette sorgt es immer wieder für Schlagzeilen. TEX T V INCEN T FLUCK BILDER SIMONE GLOOR

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eine Agentur hat Yannick Blättler noch während seines Wirtschaftsstudiums an den Universitäten Zürich und St. Gallen im Jahr 2016 gegründet. Anfänglich machte er alles alleine. Doch schon bald konnte er Mitarbeitende anstellen, mittlerweile sind es mehr als zwanzig. Die Kernkompetenz seiner Neoviso AG mit Sitz im Luzerner Vorort Kriens ist die Generation Z. Das sind junge Menschen, die in den Jahren 1995 bis 2010 geboren sind (siehe Kasten S. 34). Blättler weiss, was sie bewegt und wie sie ihr Leben gestalten. Dieses Wissen bietet er Firmen und Organisationen an, damit sie die Vertreter der Generation Z als Kunden oder als Arbeitnehmer gewinnen können. Der junge Firmenchef ist viel beschäftigt und oft auf Achse. Fürs Interview trifft ihn das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin am Zürcher Paradeplatz. Dort hat er einen Vormittag lang mit seinem Team ein banknahes Unternehmen beraten und gleichzeitig Videoaufnahmen für eine digitale Werbekampagne gemacht. Bevor er zum nächsten Termin eilt, hat der 28-Jährige einen freien Moment. Gleich bei der Begrüssung stellt er sich mit Vornamen vor. Wir duzen uns. Auf einem kleinen Spaziergang zum Zürichsee und wieder zurück, gibt er bereitwillig Auskunft. Er wirkt unkompliziert und nahbar. In seiner innerschweizerisch und zürcherisch gefärbten Mundart verwendet er viele englische Wörter.

Yannick, zu welcher Generation gehörst du? Vom Mindset her bin ich ganz klar Generation Z. Vom Alter her bin ich aber in der Generation Y. Ich bin in der Übersetzerfunktion und erkläre unseren Kundinnen und Kunden, wie die Generation Z genau tickt. Wie tickt sie denn? Das sind Leute, die komplett digital aufgewachsen sind. Ein Smartphone ist für sie eine absolute Selbstverständlichkeit. Sie verbringen pro Tag drei bis fünf Stunden auf Social Media. Sie machen alles per Knopfklick, sind superflexibel in Bezug auf die Produkte und Dienstleistungen, die sie in Anspruch nehmen. Andererseits gehören sie einer Generation an, die versucht, etwas zu bewegen. Sie sind sehr laut bei Themen, die ihnen wichtig sind, etwa beim Klimawandel oder der Gleichberechtigung. Die Generation Z ist jung, das müssen wir unseren Kunden immer wieder klar machen. Sie ist nicht so belesen, wie ältere Generationen das häufig glauben. Banken zum Beispiel denken, dass die Jungen mit 19, 20 Jahren alle ihre Dienstleistungsangebote verstehen. Aber das ist nicht der Fall. Bei der Dritten Säule zum Beispiel? Ja genau. Dritte Säule, Wertschriften, Steuern. Es gibt sehr viele Themen, die den Jungen nicht so geläufig sind und die sie auch gar nicht so interessieren. Was muss man tun, damit sie sich dafür interessieren? Es geht darum, eine Relevanz zu schaffen. Sie müssen Leute in ihrem eigenen Alter erleben, die das Angebot nutzen. Sie

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müssen merken: Die anderen setzen sich auch damit auseinander, die wollen auch wissen, was die Dritte Säule genau ist. Es geht nicht darum, die Vorteile der Dritten Säule schwarz auf weiss aufzuzeigen, sondern das Ganze in eine Story, in eine Lebensgeschichte hineinzupacken – mit sehr viel Bild, sehr viel Video und sehr viel Social Media. Meistens sind die älteren Generationen viel zu technisch. Sie sagen etwa: «Du musst nur 50 Prozent der Ausgabekommission bezahlen.» Doch das interessiert die Jungen nicht, die wissen ja gar nicht, was die Dritte Säule ist. Man muss ihnen das erklären – es braucht Content, der informativ, snackable, kurz, prägnant und spannend ist. Das funktioniert recht gut.

«Es geht darum, das Ganze in eine Story zu packen – mit sehr viel Bild und Video.»

Erreicht man die Generation Z auch mit Plakaten und Zeitungsreklamen? Ein Plakat ist okay, aber für viele Firmen viel zu teuer. Deshalb muss man digital gehen, spezifisch Social Media nutzen und seine Website anpassen. Die Generation Z fordert das auch. Ich sage immer: Es muss instant sein, es muss flexibel sein und es muss klar sein.

Was heisst instant? Es muss im Moment, schnell, sofort gehen. Will ich etwas, muss es mit wenigen Klicks abruf bar sein. Die junge Generation hat keine Geduld, sie kann nicht warten … Nein, sie hat keine Geduld. Wieso auch? Sie ist sich das gewohnt von anderen Dienstleistungen. Sie kann zum Beispiel ein Taxi per Knopfdruck bestellen. Bei Digitec macht sie zwei, drei Klicks und das gewählte Produkt wird schon am nächsten Morgen geliefert.

Die Firma Neoviso hat Kunden in verschiedensten Branchen. Da ist etwa die Schwyzer Weinkellerei Schuler, die wissen wollte, wie Getränke verpackt sein müssen, damit junge Leute darauf ansprechen. Die Luzerner Kantonalbank wendete sich mit dem Thema Vorsorge an die junge Agentur. Die im ­S anitärbereich tätige Firma Geberit wollte ein Dusch-WC vermarkten und die FDP Nidwalden für die diesjährige Regierungs- und Landratswahl einen

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Yannick Blättler sieht sich als Übersetzer zwischen der Generation Z und den älteren Semestern.

digitalen Wahlkampf führen. Je nach Auftrag macht die Neoviso Marktanalysen, erstellt Konzepte und stellt Inhalte her, das heisst: Sie macht Video-, Foto- und Audioproduktionen. In jüngster Zeit arbeitet die Innerschweizer Firma auch vermehrt mit Blaulichtorganisationen zusammen – Feuerwehr, Zivilschutz, Polizei. Da geht es unter anderem um Bereiche der Cyberkriminalität wie etwa Mobbing und Pornografie, die junge Leute betreffen. Aber auch die Rekrutierung von Nachwuchs ist auf der Wunschliste. Yannick Blättler schätzt die Vielfalt an Aufträgen. Er findet, dass die Abwechslung auch seinem Team guttut.

«Mein Wunsch ist, dass sich mehr Firmen der Generation Z annehmen.»

Ein Projekt, das in der Region Schaffhausen-Thurgau für viel mediale Aufmerksamkeit sorgte, war das Generationenprojekt «Silver Ox». Die Steckborner Ärztin Eveline Herzer kaufte vor ein paar Jahren den Gasthof Ochsen in Wagenhausen und baute ihn mit dem Architekten und früheren Gemeindepräsidenten Harry Müller um. Ziel war, einen Begegnungsort für Generationen zu schaffen. So entstanden sechs Wohnungen für die erfahrene Silver-Generation, die aktuell alle vermietet sind. Eine weitere Wohnung steht für eine junge Person (oder ein Team) zur Verfügung. Darin kann sie zwischen 33 und 100 Tagen gratis leben und in der ehemaligen Gaststube an einem Projekt arbeiten. In regelmässigen Abständen stellt sie den Hausbewohnern ihre Arbeit vor und profitiert so von deren Lebenserfahrung. Die Silvers schätzen es, ihr Wissen teilen zu können. Ein Patronat beurteilt, ob die zu Beginn festgelegten Projektziele erreicht wurden. Falls nicht, verpflichtet sich die junge Person zu einem Freiwilligeneinsatz zugunsten einer gemeinnützigen Institution. Das Ganze trägt die Bezeichnung «100 Day Challenge». Zwei

Frauen sind die Wette bisher eingegangen. Die eine entwickelte während ihres Aufenthalts eine Dating App, die andere eine Wissensplattform über nachhaltige Textilien. Bei der Ideenfindung und der Umsetzung der «100 Day Challenge» war Yannick Blättler massgeblich mitbeteiligt. Über einen Unternehmensberater, der im Projekt mitwirkt und den er aus seiner Studienzeit kennt, stiess er dazu. Er hat auch den Namen «Silver Ox» mitentwickelt, der aus der Marketingbezeichnung für lebenserfahrene Menschen, den Silvers, und der englischen Übersetzung für Ochse entstand. Zu Beginn ging es auch darum, die Challenge an Schweizer Hochschulen bekannt zu ­m achen, was laut Blätter einiges an Aufwand ­bedeutete. Er und sein Team betreuen weiterhin die ­Social-Media-Aktivitäten des Projekts und in virtuellen Sitzungen die jeweiligen Kandidaten. Bei der «100 Day Challenge» könne er nur einen Teil seiner Kosten decken, sagt Blättler. Aber er mache mit, weil es eine coole Sache sei. Eveline Herzer schätzt die Zusammenarbeit mit dem 28-Jährigen. «Er ist ein aufgestellter junger Mann», sagt sie. Er habe ein gesundes Selbstvertrauen und gute Ideen. Yannick, wir sprachen vorhin von der Generation Z. Welche Generation kommt als Nächstes? Mein Wunsch ist natürlich, dass sich erst einmal mehr Firmen der Generation Z und generell der digitalen Welt annehmen. Wir merken immer wieder, dass dies für unsere Kunden ein Changepro-


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jekt ist, bei dem sie ihr Mindset ändern müssen, damit sie sich moderner, zukunftsorientierter, ­effizienter darstellen und auch so arbeiten und verkaufen. Aber zur Frage: Nach der Generation Z kommt die Generation Alpha, das sind die, die jetzt zwischen fünf und zwölf Jahre alt sind. Lässt sich über diese Generation schon etwas Allgemeines sagen? Während ich selber in meiner Jugend nicht im Internet gegamt habe, ist das eine Generation, die zum Teil schon mit Virtual-Reality-Brillen gamt. Facebook ist ja an dem Thema, Metaverse genannt, daran. Die Generation Alpha wird diese Dinge als Selbstverständlichkeit ansehen und irgendwann auch einfordern. Dann wird also die virtuelle Realität ein neuer Trend sein? Es ist aktuell ein Hype, noch sehr aufgeblasen. Aber es ist definitiv ein Trend. Ich habe bereits die ersten Meetings in Metaverse abgehalten. Das heisst: Man sieht dann die andere Person auch in der virtuellen Welt; es funktioniert viel besser, als man denkt. Ich kann mir vorstellen, dass Meetings – gerade die längeren –, die über Zoom und über den Bildschirm zu langweilig sind, auf diese Weise abgehalten

Packt Firmenbotschaften in Filme und Töne: Yannick Blättler. Er führt ständig Kopfhörer, einen Laptop und auch eine Kamera mit sich.

Die Generationen X, Y und Z • Die Menschen, die zwischen 1922 bis 1954 auf die Welt gekommen sind, werden als Traditionalisten bezeichnet. Viele sind kriegsbedingt ohne Vater aufgewachsen und lernten früh, selbstständig zu sein.

• In der Zeitspanne zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Verbreitung der Antibabypille stieg die Geburtenrate stark an. Die in den Jahren 1955 bis 1964 Geborenen werden entsprechend Babyboomer genannt.

• A ls Generation X werden die Jahrgänge bezeichnet, die auf die Babyboomer folgten. In der häufigsten Definition umfasst sie die 1965 bis 1980 Geborenen.

• Die Menschen, die um die Jahrtausendwende ihre prägende Teenagerund Kindheitstage erlebten, werden Millennials oder Generation Y genannt. Zu ihnen gehören die Jahrgänge 1981 bis 1994.

• Die Jahrgänge 1995 bis 2010 werden zur Generation Z zusammengefasst.

werden. Mann kann virtuell zum Beispiel ans Whiteboard gehen und gewisse Dinge am Bildschirm gemeinsam anschauen. Also muss man die Leute vielleicht in zehn Jahren nicht mehr mit Social Media sondern mit virtuellen Realitäten ansprechen? Ja. Hotels könnten sich im virtuellen Raum platzieren: Vor der Buchung macht ihr Gast noch schnell eine virtuelle Tour durchs Zimmer. H&M hat bereits einen ersten Laden virtuell kreiert. Noch ist die Grafik nicht so weit, wie sie sein sollte, aber das wird sich schnell ändern und hoffentlich unser Leben, ich sag mal, «ef f izienter» machen. Es geht aber immer dar um, die Balance zwischen digital und detox zu finden – mal offline sein, das Leben geniessen, ein Buch lesen, sonnenbaden, mit Leuten Zeit verbringen, in den Wald gehen. Das wird immer mehr ein Bedürfnis werden und als Gegentrend hoffentlich auch so bleiben. Ist das auch ein Bedürfnis der Generation Z? Ja, die Generation Z sagt selber oft, wenn sie abends ausgeht: «Hey, wir sollten viel öfters das Handy weglegen und uns auf uns selber fokussieren.» Im Ausgang lernt sie Frauen kennen, Männer oder was auch immer. Da bekommt das echte Leben plötzlich eine ganz andere Bedeutung.

Yannick Blättler, dessen Mutter aus den Niederlanden stammt, ist in einem unternehmerisch geprägten Umfeld gross geworden. So ist sein Vater Inhaber der Innerschweizer Stellenvermittlungsfirma Chrampfcheibe, für die Yannick Blättler seit Kurzem als Verwaltungsrat tätig ist. Ursprünglich wollte Blättler Schlagzeug oder Trompete an der Jazzschule Luzern studieren, entschied sich aber für einen anderen Weg. Bei seiner Firma Neoviso sieht er noch Wachs-

tumspotenzial. Denkbar ist für ihn, dass die Mitarbeiterzahl auf bis zu 250 steigt. Schön fände er, Büros im europäischen Ausland zu haben, etwa in Kopenhagen, Barcelona oder im trendigen Berlin. Denkbar ist für ihn auch, dass seine Firma nicht nur Dienstleistungen anbietet, sondern ein, zwei handfeste Produkte vermarktet. Wichtig bei alledem sei aber, dass es Spass mache. Ganz im Sinn der Generation Z, die ihn auf Trab hält.



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