SCHWERPUNKT WIRTSCHAFTSRÄUME
Indikator als App Den Innovationsindikator gibt es in einer englischsprachigen Kurzfassung als kostenlose App für Tablet-PC. Neben den zentralen Ergebnissen enthält die App ein interaktives Tool, mit dem individuelle Stärken-Schwächen-Profile der Länder erstellt werden können.
App Store
Google Play
Inhalt 4
Vorwort
6
Zentrale Ergebnisse
8
Handlungsempfehlungen
10
Einleitung Der Innovationsindikator 2014 in Kürze
Ergebnisse 14
Von Aufsteigern und schwächelnden Platzhirschen 35 Länder im Innovationsvergleich
24
Fünf Faktoren für den Erfolg Subsysteme der Innovationsleistung im Ländervergleich
Fokus 36
Dynamik der Märkte Die Wirtschaftsräume Europa, Nordamerika und Asien im Vergleich
Anhang 50
Wie aus Werten Rankings werden Die Methodik des Innovationsindikators
54
Projektpartner
55
Website: Mehr Indikator geht nicht
58
Impressum
Titelmotiv Die Skyline von Frankfurt am Main: Deutschland hat seinen 6. Platz im Innovationsindikator verteidigt. Dazu trägt unter anderem eine starke Wirtschaftkraft bei, wie es sie zum Beispiel in der Region Rhein-Main gibt.
3
Vorwort Weltmeister! Wer erinnert sich nicht gerne zurück an das Finale der Fußball-WM. Rio, Maracanã-Stadion, 113. Minute: Das Tor zum Titel fällt – herrlich. Und plötzlich überschlugen sich vor allem auch die ausländischen Medien mit Lobeshymnen über Deutschland. Es ging dabei nicht nur um unsere fußballerische Klasse. Ob Elternzeit, Agenda 2010, die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, der starke Mittelstand – die Bundesrepublik machte einen glänzenden Eindruck. Und zu Recht können wir auf vieles in diesem Land stolz sein. Anlass dazu gibt auch der aktuelle Innovationsindikator. Im harten weltweiten Innovationswettbewerb haben wir unseren sechsten Platz aus dem Vorjahr behauptet. Damit sind wir noch lange kein Weltmeister, unterstreichen aber unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit. Erfreulich: Der Staat hat durch seine Aktivitäten für einen fruchtbareren Boden gesorgt, auf dem Innovationen wachsen können. Seine Nachfrage nach fortschrittlichen technologischen Gütern ist gestiegen, ebenso die Bildungsausgaben. Auch die stärkere finanzielle Ausstattung der öffentlichen Forschung wirkt sich positiv aus. So muss es weitergehen. Aber es gibt nach wie vor Handlungsbedarf: Insbesondere die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft müssen auf Dauer günstig bleiben. Damit der Strom innovativer Unternehmen nicht versiegt, ist unter anderem eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung wichtig. Unsere Wirtschaft ist Weltspitze und muss es bleiben. Diese Zugkraft darf uns nicht verloren gehen. Lichtblicke gibt es endlich auch im Bildungssystem. Erstmals seit langer Zeit hat die Bundesrepublik in diesem Ranking einen guten Sprung nach vorne gemacht. Grund dafür ist unter anderem das gestiegene Leistungsniveau im jüngsten PISA-Vergleich. Aber die Entwicklung stimmt uns nur verhalten optimistisch. Denn immer noch haben sich Bund und Länder an ganz zentrale Stellen nicht – oder insgesamt nur ganz zaghaft – herangewagt: zum Beispiel an das Kooperationsverbot. Das muss weg. Dabei bleiben wir! Wenn wir dann auch noch in Wissenschaft und Gesellschaft Fortschritte machen, die laut dieser Studie nötig sind, können wir Deutschlands Innovationsfähigkeit viel stärker untermauern. Und vielleicht bald wieder auf einen Titel hoffen: den der innovativsten Volkswirtschaft weltweit.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
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Dr. Klaus Kinkel, Vorsitzender der Deutsche
Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der
Telekom Stiftung
Deutschen Industrie
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Zentrale Ergebnisse Deutschland im internationalen Innovationswettbewerb Deutschland befindet sich im Innovationsindi-
Im Bildungsbereich verbesserte sich der
kator 2014 auf dem sechsten Platz. Mit einem
Indikatorwert Deutschlands im zweiten Jahr
Indikatorwert von 56 Zählern liegt es deut-
in Folge. Dies lag primär an besseren PISA-
lich hinter den führenden Ländern Schweiz
Ergebnissen, einer weiteren Internationali-
(76 Punkte) und Singapur (65 Punkte). Der
sierung der Hochschulausbildung und mehr
Abstand zu den unmittelbar vor Deutschland
Promovierten in natur- und ingenieurwissen-
liegenden Ländern Schweden (56), Belgien
schaftlichen Fächern. Gleichwohl bleibt
(58) und Finnland (60) ist relativ gering.
die Bildung mit einem elften Rang und nur 48 Punkten der Schwachpunkt Deutschlands
Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Indika-
im Innovationsindikator.
torwert Deutschlands kaum verändert, auch die Rangplatzierung ist dieselbe. Im länger-
Der Beitrag des Staats zur deutschen Inno-
fristigen Vergleich konnte Deutschland seinen
vationsleistung hat sich ebenfalls verbessert.
Aufholprozess, der 2005 startete, absichern,
Damit wurde der seit 2002 andauernde posi-
aber nicht fortführen. Nach 2010 fand keine
tive Trend fortgesetzt. Mit 55 Punkten erreicht
Verbesserung der deutschen Innovationsleis-
Deutschland hier den achten Rang im interna-
tung im Vergleich zu den wichtigsten Wettbe-
tionalen Vergleich. Dieses Ergebnis wurde auf-
werbern statt.
grund der verstärkten Bildungsanstrengungen und der erhöhten Finanzierung der wissen-
Die deutsche Wirtschaft hat im Vergleich zum
schaftlichen Forschung erreicht, während sich
Vorjahr einen Punkt eingebüßt und fiel vom
die deutsche Regierung bei der Unterstützung
dritten auf den fünften Rang zurück. Neben
der Forschungstätigkeit von Unternehmen
der Schweiz schnitten Südkorea, Taiwan und
weiterhin stark zurückhält.
Norwegen besser als Deutschland ab. Wesentliche Ursachen für die leichte Verschlech-
Im Bereich Gesellschaft liegt Deutschland
terung der Innovationsleistung der Wirtschaft
auf Rang 11 und damit im Mittelfeld der in-
sind vergleichsweise geringe Wagniskapitalin-
novationsorientierten Volkswirtschaften. Die
vestitionen, eine wenig dynamische Entwick-
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für
lung der internationalen Patentanmeldungen,
Innovationen zählen damit sicher nicht zu den
ein verhaltenes Wachstum der Beschäftigung
besonderen Stärken, auf die das deutsche
in den wissensintensiven Dienstleistungen
Innovationssystem aufbauen kann.
sowie ein langsamerer Zuwachs der FuEAusgaben der Unternehmen. Die deutsche Wissenschaft konnte ihre Innovationsleistung im Innovationsindikator 2014 im Vorjahresvergleich verbessern, blieb aber hinter dem bis 2009/10 erreichten Niveau zurück. Mit einem neunten Rang im internationalen Vergleich ist noch erheblich Luft nach oben. Höheren Inputs durch die Ausweitung des wissenschaftlichen Personals standen Rückgänge bei den Patentanmeldungen aus der Wissenschaft und eine Verschlechterung der Publikationsoutputs im Vergleich zu den anderen wichtigen Wissenschaftsnationen gegenüber.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
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Position anderer Länder und Regionen Die Schweiz konnte ihre Position als innova-
Frankreich, das wie Deutschland ab Mitte der
tivste Volkswirtschaft der Welt auch im Jahr
2000er-Jahre Jahre seine Innovationspolitik
2014 verteidigen und erreicht 76 von 100
an wesentlichen Stellen grundlegend geändert
möglichen Punkten. Die Alpenrepublik liegt
hat, kann aus den Reformanstrengungen im
bei Wirtschaft und Wissenschaft klar in Front
internationalen Vergleich weiterhin keine Positi-
und leistet sich auch bei Bildung, Staat und
onsverbesserung erzielen.
Gesellschaft keine wesentlichen Schwächen. Der Abstand zum zweitplatzierten Singapur
Unverändert schwach ist die Leistung von
(65 Punkte) hat sich erhöht. Gegenüber dem
Japan. Der hohen Innovationskraft der japa-
Vorjahresbericht werden vor allem die gesell-
nischen Wirtschaft stehen eine wenig leis-
schaftlichen Rahmenbedingungen für Inno-
tungsfähige und kaum international orientierte
vationen in Singapur kritischer beurteilt. Auch
Wissenschaft, ein starres Bildungssystem und
nahm die Innovationsperformance der Wirt-
eine insgesamt wenig innovationsorientierte
schaft ab.
Gesellschaft gegenüber.
Finnland liegt an dritter Stelle des Innova-
Mit der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas
tionsrankings. Es punktet vor allem bei den
besteht erstmals die Chance für Asien, dass
Subindikatoren Staat und Wissenschaft. Aber
sich ein eigener Wirtschaftsraum herausbildet,
auch Bildung und Gesellschaft zählen zu den
der eine regionale Dynamik entfachen und
Stärken des finnischen Innovationssystems.
auf weitere Länder in der Region ausstrahlen
Die Wirtschaft hat nach der Nokia-Krise ihre
könnte.
Innovationsleistung jüngst wieder gesteigert. Im Vergleich der drei großen Wirtschaftsräume Belgien schneidet mit Rang 4 erneut sehr gut
Asien, Europa und Nordamerika hat Europa
ab. Auch wenn es seine Schwerpunkte nicht
seit dem Jahr 2000 seine Innovationsleistung
im gut sichtbaren Hightech-Bereich hat, stellt
langsam, aber stetig verbessert. 2010 hat der
Belgien viele der „Hidden Champions“ in klei-
alte Kontinent das bis dahin führende Nord-
nen industriellen Zuliefermärkten. Außerdem
amerika als innovationsstärkste Region abge-
Er bewertet die Innovations-
ist das belgische Innovationssystem sehr aus-
löst. Von den 20 weltweit innovationsstärksten
fähigkeit von Ländern in einer
gewogen. Es leistet sich in keinem Teilbereich
Nationen liegen zwölf in Europa. Eine beson-
zukunftsgerichteten Perspek-
Schwächen, wenngleich es auch nirgends zur
dere Stärke Europas ist die Wissenschaft.
tive – dadurch können die
Spitze gehört.
Asien hat sich zwar deutlich verbessert, liegt
Ergebnisse deutlich von Ran-
aber noch merklich hinter den beiden anderen
kings abweichen, die primär
Was misst der Innovationsindikator?
Die USA haben weiter an Boden verloren und
Regionen. Dies liegt nicht nur an den großen
auf die Wirtschaftskraft eines
erreichen 2014 nur den 13. Platz. 2005 lagen
Schwellenländern China, Indien und Indone-
Landes abzielen.
die Vereinigten Staaten noch unter den Top 3.
sien, sondern auch an der insgesamt schwa-
In absoluten Zahlen sind die USA zwar weiter-
chen Leistung von Japan und Südkorea.
Er vergleicht die Position
hin der größte Innovationsstandort weltweit.
Deutschlands gegenüber den
Doch gemessen an der Landesgröße entwi-
wichtigsten Wettbewerbern im
ckeln sich die für Forschung und Innovation
Innovationsgeschäft, Maßstab ist
bereitgestellten Ressourcen und die erzielten
die Weltspitze.
Ergebnisse schlechter als in vielen anderen Ländern.
Er betrachtet das gesamte Innovationssystem und legt Wert auf das gute Zusammenspiel der einzelnen Elemente – Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Politik und Gesellschaft.
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Handlungsempfehlungen Allgemein Frischzellenkur für eine stringente Innovationspolitik
Wirtschaft Nicht auf dem Vorsprung ausruhen
Deutschland belegt im Innovationsindikator Rang
Die starke internationale Stellung der deutschen
6. Dies ist im internationalen Vergleich gut. Doch
Wirtschaft beruht wesentlich auf ihrer Innovations-
zuletzt konnte sich die Bundesrepublik nicht weiter
kraft. Eine hohe Innovationsleistung der Unterneh-
verbessern und verlor sogar leicht an Boden.
men ist jedoch kein Selbstläufer. Andere Länder
Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand be-
investieren kräftig in Forschung und Entwicklung
ruhen aber ganz wesentlich auf der Fähigkeit,
und haben dabei gerade auch die traditionellen
Innovationen hervorzubringen und zu nutzen. Um
deutschen Stärken – Fahrzeuge, Maschinen- und
die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen
Anlagenbau, Chemie, Umwelttechnik – im Visier.
zu meistern – von der Digitalisierung vieler Lebens-
Der verstärkte Wettbewerb zeigt sich darin, dass
und Arbeitsbereiche über die Energiewende bis
Deutschlands Indikatorwert im Teilbereich Wirt-
hin zu einer hochwertigen und leistbaren Ge-
schaft im vierten Jahr in Folge leicht zurückge-
sundheitsversorgung für alle – sind eine ständige
gangen ist. Zwar ist die Wirtschaft weiterhin eine
Erneuerung der wirtschaftlichen Strukturen sowie
der weltweit innovativsten. Doch um den Innovati-
Innovationsanstrengungen aller Akteure notwendig.
onsanstrengungen der Unternehmen wieder mehr
Der Strukturwandel hin zu Hochtechnologiebran-
Schwung zu verleihen, müssen die Rahmenbedin-
chen und wissensintensiven Dienstleistungen ist in
gungen an mehreren Stellen verbessert werden:
Deutschland in den vergangenen Jahren allerdings
Der Zuwachs der FuE-Ausgaben der Wirt-
ins Stocken geraten. Und die Innovationsleistung
schaft blieb jüngst hinter der globalen Dynamik
der Wirtschaft konzentriert sich immer mehr auf
zurück. Gleichzeitig liegt Deutschland bei der
wenige Branchen und große Unternehmen. Die
staatlichen Kofinanzierung des Innovationsrisi-
von der Bundesregierung neu aufgelegte Hightech-
kos der Unternehmen weit zurück. Eine steuer-
Strategie weist in die richtige Richtung:
liche FuE-Förderung könnte hier entscheidende
Der Fokus auf sechs Zukunftsaufgaben (digitale
Anreize geben, damit sich mehr Unternehmen
Wirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften, innova-
kontinuierlich mit der Entwicklung neuer Tech-
tive Arbeitswelt, gesundes Leben, intelligente
nologien und innovativer Lösungen befassen.
Mobilität, zivile Sicherheit) muss stärker mit den
Gleichzeitig sichert eine steuerliche Besserstel-
Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbe-
lung von FuE-Ausgaben die Position Deutsch-
dingungen und zur Erhöhung der Innovations-
lands im internationalen Standortwettbewerb.
dynamik verknüpft werden. Für den Erfolg in
Eine inkrementelle Förderung, die sich am
den Zukunftsfeldern sind eine größere Offen-
Zuwachs der FuE-Ausgaben orientiert, kann
heit gegenüber Neuem in der Gesellschaft,
verhindern, dass große Unternehmen ihre Inno-
ein innovationsorientierter rechtlicher Rahmen
vationspotenziale primär an Auslandsstandor-
sowie ausreichende private und öffentliche In-
ten ausweiten.
vestitionen notwendig. Dies erfordert die enge,
Der Wagniskapitalmarkt ist weiterhin ein
konstruktive Zusammenarbeit vieler Bundes-
Schwachpunkt des Innovationssystems. Trotz
ressorts. Hierfür sollte die Bundesregierung in
verschiedener Einzelmaßnahmen ist die Dyna-
ihren Reihen verbindliche Aufgaben verteilen.
mik der Frühphasenfinanzierung von jungen
Sie sollte für jede Zukunftsaufgabe einen res-
Unternehmen deutlich niedriger als in vielen
sortübergreifenden Aktionsplan erstellen und
anderen Ländern. Hier müssen sich zum einen
umsetzen.
die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für
Die Wirkung der Hightech-Strategie hängt an
Risikokapital verbessern (Stichwort: Verrech-
der zügigen und kraftvollen Umsetzung der Plä-
nung von Anlaufverlusten bei Start-ups). Zum
ne. Dabei sind auch zusätzliche Investitionen
anderen braucht es mehr neue Unternehmer,
des Staats notwendig.
die innovative Ideen im Markt umsetzen wollen. Dazu sollte auch das unternehmerische Potenzial von Zuwanderern genutzt werden.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
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Wissenschaft Höheren Investitionen muss ein höherer Output folgen
Bildung Mehr Einsatz für die schulische Ausbildung
Mit der Exzellenzinitiative, dem Pakt für Forschung
In der Bildung hat sich Deutschland in den ver-
und Innovation, dem Hochschulpakt 2020 sowie
gangenen Jahren ein wenig verbessert. Die Bun-
einzelnen Reformbemühungen und Fördermaß-
desrepublik erzielte zum Beispiel im PISA-Ranking
nahmen der Länder sind die finanziellen Rahmen-
akzeptable Ergebnisse und steigerte die Zahl der
bedingungen in der Wissenschaft in den vergange-
Hochschulabsolventen und der Promovierten
nen zehn Jahren spürbar verbessert worden. Die
deutlich. Dennoch ist der Abstand zu den führen-
Anzahl der Wissenschaftler im deutschen For-
den Ländern weiterhin groß. Der Fortbestand des
schungssystem stieg merklich an. Dass die Inves-
Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern
titionen nicht zu einem noch stärkeren Vorrücken
bei gleichzeitigem Spardruck der Länder aufgrund
im Ranking geführt haben, liegt an der teilweise
der vereinbarten Schuldenbremse behindert wich-
schwachen Entwicklung beim wissenschaftlichen
tige strukturelle Erneuerungen. Zugleich haben
Output, insbesondere der Anzahl wissenschaftli-
die unterschiedlichen bildungspolitischen Ansätze
cher Veröffentlichungen und der Patentanmeldun-
der Länderregierungen bisher nicht dazu geführt,
gen durch Wissenschaftseinrichtungen. Für die
Chancengerechtigkeit im Bildungszugang für alle
Wissenschaftspolitik ergeben sich aus Innovations-
zu erreichen. Dies ist angesichts der zentralen
systemsicht folgende Ansatzpunkte:
Bedeutung der Bildung für die Innovationskraft
Die teilweise Lockerung des Kooperationsver-
enttäuschend. Denn gerade in der schulischen
bots zwischen Bund und Ländern sollte unmit-
Ausbildung sind Reformen und höhere Anstren-
telbar genutzt werden, um durch dauerhafte
gungen dringend notwendig:
Programme Forschung und Lehre an Hoch-
Eine Stärke des Bildungssystems ist die duale
schulen zu stärken. Dabei ist insbesondere da-
Berufsausbildung. Damit auch in Zukunft eine
rauf zu achten, dass sich der wissenschaftliche
ausreichende Zahl gut qualifizierter junger
Output steigert. Bei den Hochschulpatenten
Menschen diesen beruflichen Karriereweg
sollte die derzeitige Struktur mit den Patentver-
beschreiten kann, sind in der Schule bereits
wertungsagenturen kritisch auf ihre Anreizwir-
die Grundlagen zu legen. Der hohe Anteil von
kung hin überprüft werden. Außerdem sollte
Schülern mit unzureichenden Lernergebnis-
das System der Verwertung von Erfindungen
sen muss durch eine rechtzeitige individuelle
flexibler werden, insbesondere was die Gemein-
Förderung weiter gesenkt werden. Gleichzeitig
schaftsforschung mit Unternehmen betrifft.
brauchen besonders talentierte junge Men-
Für die große Zahl an jungen Wissenschaftlern,
schen eine stärkere Förderung. Beides bedeu-
die in den vergangenen Jahren Beschäftigungs-
tet, dass mehr Ressourcen für die schulische
möglichkeiten an Hochschulen oder außeruni-
Ausbildung bereitgestellt werden müssen. Ein
versitären Wissenschaftseinrichtungen gefun-
entscheidender Hebel ist die Lehrerbildung.
den haben, sind planbare Karriereperspektiven
Die Qualitätsoffensive ist ein wichtiger erster
zu eröffnen, damit sie ihre Fähigkeiten auch
Schritt, dem weitere folgen müssen – auch an
langfristig in wissenschaftlichen Output umset-
den Hochschulen selbst.
zen. An allen Wissenschaftseinrichtungen soll-
Da die Länder größere Bildungsanstrengun-
ten Tenure-Track-Systeme eingerichtet werden,
gen nicht alleine – auch und gerade finan-
die es leistungsstarken jungen Wissenschaftlern
ziell – stemmen können, sollte das Koopera-
erlauben, in eine dauerhafte Stellung zu wech-
tionsverbot für das gesamte Bildungssystem,
seln. Außerdem brauchen alle Hochschulange-
also auch für die Schulen, so schnell wie
hörigen flexiblere Beschäftigungsmodelle.
möglich fallen. Bund und Länder sollten die Bildungspolitik als Gemeinschaftsaufgabe verstehen. Sie benötigen dafür effektivere Koordinierungsmechanismen.
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Einleitung Der Innovationsindikator 2014 in Kürze Innovationen sichern Arbeitsplätze und Wohlstand. Diese Erfolgsformel kennen Unternehmen weltweit. In vielen Ländern versuchen die politisch Verantwortlichen, die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Innovationen gedeihen. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland seine eigene Position im weltweiten Innovationswettbewerb realistisch einschätzen kann. Denn nur, wer die eigenen Stärken und Schwächen kennt, kann erfolgreich handeln. Der Innovationsindikator ermöglicht genau das: Er bietet eine differenzierte Bewertung der Ausgangslage und leitet fundierte Handlungsempfehlungen ab.
Im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung und
und Schwächen einzelner Länder und trägt so
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
zur Erarbeitung zielgerichteter Handlungsemp-
vergleicht der Innovationsindikator jährlich, wie leistungsfähig die Innovationssysteme ver-
fehlungen bei. 4. Einbeziehung harter und weicher Indikatoren:
schiedener Volkswirtschaften sind. Die aktuelle
Innovationstätigkeiten hängen sowohl von
Erhebung umfasst 35 Länder, die anhand von 38
direkt messbaren Faktoren wie den zur Verfü-
Einzelindikatoren bewertet worden sind. Der In-
gung stehenden finanziellen und personellen
novationsindikator wird seit 2005 veröffentlicht.
Ressourcen als auch von eher weichen, nicht
Seit 2011 wird er von einem Konsortium beste-
unmittelbar messbaren Faktoren wie zum Bei-
hend aus dem Fraunhofer-Institut für System-
spiel gesellschaftlichen Einstellungen ab. Der
und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe, dem
Innovationsindikator sammelt auch relevante
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
Daten für diese weichen Faktoren, um Inno-
(ZEW) in Mannheim und dem Maastricht Eco-
vationssysteme in ihrer Gesamtheit abbilden
nomic and Social Research Institute on Innova-
zu können. Das unterscheidet ihn von vielen
tion and Technology (MERIT) an der Universität
anderen Innovationsrankings.
Maastricht erstellt. Die komplexe Methodik, die der Auswertung zugrunde liegt, wird dabei behutsam, aber kontinuierlich weiterentwickelt,
Neuerungen
um den sich verändernden Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.
Der Innovationsindikator 2014 unterscheidet sich von den Vorjahresberichten durch zwei wesentliche Veränderungen: Die Zahl der analysierten
Zentrale Grundprinzipien des Innovationsindikators:
Länder wurde ausgeweitet und die Indikatoren für
1. Hohe Aktualität der Ergebnisse durch Verwen-
Der Innovationsindikator hat weitere Länder in
das Subsystem Gesellschaft überarbeitet.
dung von Prognose und Hochrechnungsver-
den Vergleich einbezogen. Zum einen werden nun
fahren („Now-Casting“) für die Einzelindikato-
auch solche Volkswirtschaften erfasst, die an der
ren: Alle Indikatoren werden auf das Jahr 2013
Schwelle zur Innovations- oder Industrienation
bezogen.
stehen. Zum anderen sind Länder hinzugekom-
2. Modellgestützter Ansatz bei der Indikator-
men, die in der jüngeren Vergangenheit weniger
auswahl: Jeder einzelne der 38 Indikatoren
im Fokus standen, die mittlerweile jedoch ein
wurde auf Basis seines statistisch überprüften
Niveau bei Forschung und Innovation erreicht
Erklärungswertes für die nationalen Innova-
haben, das einen genaueren Blick lohnt. Die 2014
tionsleistungen ausgewählt. Auf diese Weise
neu aufgenommenen Volkswirtschaften sind Grie-
wird sowohl die Übersichtlichkeit als auch die
chenland, Portugal, Tschechien und Ungarn, die
Relevanz der Ergebnisse sichergestellt.
den Kreis der europäischen Länder erweitern. Als
3. Unterteilung der Indikatoren nach Input/
außereuropäische Länder sind Indonesien, Israel
Output und Subsystemen (Wirtschaft, Bil-
und Mexiko zum ersten Mal in den Innovationsin-
dung, Wissenschaft, Staat, Gesellschaft): Dies
dikator einbezogen.
ermöglicht detailreiche Analysen der Stärken
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
10
großes EU-Land und wichtigster Handelspartner
abbilden. Hier wurden bisher vier Indikatoren
Deutschlands wird mit seiner Innovationspolitik
verwendet, von denen drei sich in den vergan-
der letzten Jahre einer eingehenden Betrachtung
genen Jahren als immer weniger aussagekräftig
unterzogen. Im dann folgenden Kapitel werden
erwiesen haben, da sich kaum noch Unterschie-
die Ergebnisse für die einzelnen Teilbereiche des
de zwischen den betrachteten Ländern ergaben.
Innovationssystems – Wirtschaft, Wissenschaft,
Diese Indikatoren waren die Einschätzung der
Bildung, Staat und Gesellschaft – dargestellt.
Wahrscheinlichkeit von Unternehmensgründun-
Es folgt ein Kapitel zum Schwerpunktthema des
gen, die Anzahl der Computer pro 100 Einwohner
diesjährigen Innovationsindikators, das sich mit
und die E-Readiness – ein Index zur Verbreitung
der Frage beschäftigt, ob durch die wirtschaftli-
elektronischer Behördengänge. Dies war Anlass,
chen, wissenschaftlichen und technologischen
die gesellschaftlichen Indikatoren auf den Prüf-
Entwicklungen in China zu erwarten ist, dass sich
stand zu stellen.
Asien zum dritten großen Wirtschaftsraum der Welt entwickelt.
OUTPUT
INPUT
INPUT
INPUT
WISSENSCHAFT
OUTPUT
WIRTSCHAFT OUTPUT
BILDUNG OUTPUT
INPUT
STAAT
Die Analyse einer großen Zahl möglicher In-
OUTPUT
dikatoren hat letztlich drei neue Indikatoren hervorgebracht, die sich als aussagekräftig für
INPUT
GESELLSCHAFT
berücksichtigten Länder. Auch Frankreich als
Auseinandersetzung der Gesellschaft mit Neuem
Rahmenbedingungen für Innovationen und die
Hauptelemente des Innovationsindikator-Modells
Position und Entwicklung der neu im Indikator
Weitere Schwerpunkte der Analyse liegen auf der
also jener Kennzahlen, die die gesellschaftlichen
Aufmerksamkeit gilt dabei natürlich Deutschland.
passung der Indikatoren im Bereich Gesellschaft,
Die zweite wesentliche Veränderung ist die An-
Quelle: eigene Darstellung
Website mit Zusatzangeboten
die Bewertung der Innovationsorientierung von Gesellschaften gezeigt haben: die Lebenserwar-
Der vorliegende Bericht fasst Hauptergebnisse der
tung der Bevölkerung, die Erwerbsbeteiligung
im Jahr 2014 durchgeführten Analysen zusam-
von Frauen und die Presseveröffentlichungen zu
men. Profile für einzelne Länder, die Entwicklung
Forschung und Wissenschaft. Als vierter Indikator
von Einzelindikatoren sowie Vergleiche zwischen
zur Gesellschaft ist der Anteil der Postmateria-
verschiedenen Ländern können auf der Internet-
listen im Indikatorenset verblieben. Der Index
seite www.innovationsindikator.de selbst erstellt
bildet die Verbreitung von Bedürfnissen jenseits
werden. Dort findet sich auch eine ausführliche
der grundlegenden ab. Alle vier Gesellschaftsin-
Dokumentation der Methoden und der verwende-
dikatoren – auch der Postmaterialismus-Index –
ten Indikatoren im elektronisch verfügbaren Me-
haben sich in empirischen Untersuchungen als
thodenbericht. Die Website bietet darüber hinaus
untereinander weitgehend überschneidungsfrei
regelmäßig Hintergrundartikel zu ausgewählten
und gleichzeitig als Maßzahlen bewährt, die mit
Innovationsthemen. Eine englischsprachige App
dem Bruttoinlandsprodukt und der Wertschöp-
für Tablet-PCs gibt es im App-Store (für iOS) und
fung eng zusammenhängen. Sie wurden daher
im Google Play Store (für Android). Sie bietet wei-
aus einer Vielzahl möglicher und geprüfter Indi-
tere Inhalte in Form von Interviews oder interak-
katoren ausgewählt.
tiven Grafiken sowie mit „My Indicator“ auch ein interaktives Tool zur Datenanalyse.
Struktur Der Innovationsindikator beginnt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse sowie einem Überblick über die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft. Anschließend folgt der Hauptteil. Das erste Kapitel stellt die Indikatorergebnisse der 35 Länder in der Gesamtperspektive vor und diskutiert die Positionen ausgewählter Länder – besondere
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Von Aufsteigern und schwächelnden Platzhirschen 35 Länder im Innovationsvergleich
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
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Keine Wachablösung an der Spitze des Innovationsindikators: Die Schweiz bleibt auch in diesem Jahr Spitzenreiter im Gesamtranking. Deutschland hat sich im vorderen Feld etabliert, während die Entwicklung in den USA, Frankreich und Polen Grund zur Sorge bietet. Erfreuliche Signale kommen dagegen aus Portugal, Spanien und Tschechien.
Obwohl der Innovationsindikator in diesem Jahr
Hierzu zählt zum Beispiel die innovationsorientier-
methodisch überarbeitet wurde, kann die Schweiz
te Politikausgestaltung. So versucht das Land über
ihren ersten Platz mit 76 Punkten verteidigen.
die Innovationsagentur Tekes die innovationsrele-
Bereits nach einer ersten konzeptionellen Über-
vante Förderung zentral zu bündeln, um so eine
arbeitung 2011 hatte die Alpenrepublik keine
ganzheitliche Innovationspolitik zu gewährleisten.
Schwächen gezeigt. Methodische Revisionen sind regelmäßig notwendig, um die sich wandelnden Rahmenbedingungen für Innovation abzubilden und so die Aussagekraft der Berechnungen zu gewährleisten. Zwei wesentliche Änderungen haben sich diesmal ergeben: Zum einen wurde
Gesamtergebnis des Innovationsindikators
die Zahl der untersuchten Länder auf 35 ausge-
Rang
weitet, zum anderen wurden die Indikatoren im Subsystem Gesellschaft aktualisiert (siehe auch Einleitung auf S. 10). Singapur fällt im aktuellen Innovationsindikator nach einem starken Abschneiden im Vorjahr um acht Punkte zurück, bleibt aber mit 65 Zählern auf Platz 2. Zwar hat dies teilweise mit neu verwendeten Indikatoren im Gesellschaftsbereich zu tun, allerdings wäre Singapur auch innerhalb des alten Indikatorensets nur auf 68 Punkte gekommen. Interessante Veränderungen ergeben sich für die Folgeplätze: Rang 3 wird nun von Finnland belegt, das damit den positiven Trend der vergangenen Jahre fortsetzt. Dies ist bemerkenswert, da die öffentliche Berichterstattung über die volkswirtschaftliche Lage in Finnland im Wesentlichen von den ökonomischen Schwierigkeiten der Firma Nokia dominiert wurde und somit auf den ersten Blick ein anderes Ergebnis erwarten ließ. Doch die Innovationsstärke der finnischen Volkswirtschaft hängt nicht nur von einem Unternehmen ab, sondern beruht auf einer Vielzahl von Faktoren.
< Abendstimmung am Containerhafen in Singapur: Das Land zählt zu den Top-Platzierten im Innova-
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Schweiz Singapur Finnland Belgien Schweden Deutschland Norwegen Niederlande Irland Großbritannien Taiwan Dänemark USA Österreich Kanada Australien Frankreich Südkorea Israel Japan Tschechien Spanien Portugal China Ungarn Italien Russland Griechenland Polen Südafrika Indonesien Türkei Indien Brasilien Mexiko
76 65 60 58 56 56 54 53 53 53 53 53 52 51 51 51 50 49 47 40 32 32 31 29 26 20 17 12 12 10 9 7 7 4 1 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
tionsindikator.
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Dieses Konzept scheint sich auszuzahlen. Die
Platz 1 und 2 zu finden war, ist dabei als äußerst
Ergebnisse des diesjährigen Innovationsindikators
bedenklich zu bewerten. Denn die Ergebnisse las-
für Finnland zeigen, dass eine Volkswirtschaft ihre
sen darauf schließen, dass es sich hier nicht um
Innovationskraft auch dann aufrechterhalten und
eine vorübergehende Positionsverschlechterung
sogar verbessern kann, wenn die ökonomischen
handelt. Vielmehr zeichnet sich eine kontinuierli-
Rahmenbedingungen temporär ungünstig sind.
che und deutliche Erosion der früheren guten Position im Ranking ab. Dieser Trend sollte auch die
Trotz langjähriger Reformversuche erzielt Frankreich keine Erfolge.
Auf dem vierten und fünften Platz folgen Belgien
US-amerikanische Politik alarmieren, die eine im
und Schweden. Deutschland schließlich nimmt
Wesentlichen passive Innovationspolitik verfolgt.
wie im Vorjahr den sechsten Rang ein. Die Bun-
Auch Österreich fällt leicht zurück und erreicht in
desrepublik hat sich mittlerweile fest im vorderen
diesem Jahr den 14. Platz.
Feld etabliert. Großbritannien konnte sich verbessern und findet sich nun auf dem zehnten Rang wieder. Besonders bei den neuen Gesellschaftsin-
Frankreich verliert an Boden
dikatoren kann sich Großbritannien profilieren. Negativ dagegen sieht die Dynamik für die USA
Weiter abwärts geht es auch für Frankreich. Nach
aus. Sie verlieren weiter an Boden und belegen
einem bereits enttäuschenden 16. Platz im Vor-
aktuell nur noch den 13. Platz, auch wenn sie
jahr rutscht die Grande Nation nochmals um ei-
in absoluten Zahlen weiterhin das innovations-
nen Rang nach hinten. Ähnlich wie in den USA ist
stärkste Land sind. Die Entwicklung des einstigen
hier eine kontinuierliche Verschlechterung festzu-
Technologieführers, der im Innovationsindikator
stellen. In den frühen 2000er-Jahren war Frank-
bis in die frühen 2000er-Jahre regelmäßig auf
reich noch unter den Top 10. Letztlich spiegelt diese Entwicklung Schwächen der dortigen Wirtschaftssituation wider. Trotz langjähriger Reformversuche seitens der Politik gibt es keine Erfolge. Eine Steigerung der Innovationsleistung und der Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft konnten die politisch Verantwortlichen bisher nicht anstoßen. Vielmehr hat sich die interventionistische Grundausrichtung der französischen Industriepolitik rückblickend eher als hinderlich erwiesen. Die Forschungs- und Innovationsförderung wurde lange Jahre auf große etablierte Konzerne, die sogenannten nationalen Champions, konzentriert. Aus innovationspolitischer Perspektive ist dieser Ansatz gescheitert. Er hat sich als wenig ausgewogen und effektiv herausgestellt. Ein Grund: Bei genauerem Hinsehen verbergen sich hinter den nationalen Champions zwar oft große Konzerne mit besten Verbindungen in Regierungskreise. Diese sind ansonsten aber nur selten ausreichend innovativ, um die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Der Fall Alstom, bei dessen Verkauf die Regierung massiv interveniert hat, verdeutlicht exemplarisch, dass in Frankreich nach wie vor eine zentralstaatliche und interventionistische Grundhaltung vorherrscht. Diese wirkt auf die Innovationsleistung allerdings kontraproduktiv: Statt
Die USA sind zwar die Geburtsstätte vieler hochinnovativer Unternehmen, in der Breite weist ihr
notwendige Reformen zu fördern, behindert sie
Innovationssystem jedoch immer mehr Schwächen auf.
diese und verhindert sie schlimmstenfalls sogar.
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16
Exkurs
Reformen in der französischen Innovationspolitik Mitte der 2000er-Jahre hat Frankreich seine Inno-
Forscher bei der Arbeit am Institut für Therapie-
vationspolitik deutlich verändert. Die bisher erziel-
forschung (IRT) in Nantes. Das Institut vereint
ten Effekte, dies zeigen die langfristigen Trends im
300 Wissenschaftler des Inserm und der Uni-
Innovationsindikator, sind allerdings ernüchternd.
versität von Nantes in den Forschungsbereichen
Mit dem Pacte pour la Recherche wurde das
Onkologie, Herz-Kreislauf-Krankheiten und
Wissenschaftssystem reformiert. Er sollte zu mehr
genetische Therapien.
Kooperationen, einer stärkeren internationalen Ausrichtung und einer höheren Anwendungsorientierung in der Forschung führen. Der Erfolg ist dürftig. Ähnlich wie bei der wirtschaftspolitischen Orientierung an den nationalen Champions sind es im Wissenschaftssystem nach wie vor die großen Organisationen wie beispielsweise das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung
Beim Spitzenclusterwettbewerb ist dagegen die
(CNRS), das Nationale Institut für Gesundheit und
Exzellenz das entscheidende Auswahlkriterium.
medizinische Forschung (Inserm) oder die Be-
Ob in Frankreich daher immer jene Cluster geför-
hörde für Atomenergie und alternative Energien
dert wurden, für die die Erfolgsperspektiven am
(CEA), die vor allem auf Basis institutioneller Mittel
größten waren, dürfte fraglich sein. Dementspre-
Forschung fördern und meistens auch selbst in
chend stellen erste Evaluationen auch einen sehr
erheblichem Umfang Forschung betreiben.
gemischten Erfolg der einzelnen Pôles fest.
Die Forschungs- und Wissenschaftspolitik wur-
Auch eine stärkere Dezentralisierung beziehungs-
de über Jahre in den sogenannten Grands Pro-
weise Regionalisierung war Teil der neuen Politik.
grammes festgeschrieben. Mit Gründung der
In Frankreich gibt es bereits seit Langem eine
Agence Nationale de la Recherche (ANR) hat
einer der oben genannten großen Einrichtungen
steuerliche Forschungsförderung, die insbeson-
man versucht, diese Strukturen aufzubrechen
weiterhin bestehen blieb. Carnot ist damit keine
dere neu gegründeten Technologieunternehmen
und eine stärkere Projektförderung statt einer
eigene Forschungsorganisation, sondern bloß ein
zugutekommt. So wurde beispielsweise der
institutionellen Förderung im System zu veran-
neues Label im bisherigen System, von dem so
steuerrechtliche Status des Jeune Entreprise
kern. Die neu gegründeten Carnot-Institute sollten
keine wesentlichen Innovationsimpulse zu erwar-
Innovante (junges Technologieunternehmen)
gleichzeitig eine stärkere Anwendungsorientierung
ten sind.
eingeführt. Damit wollte die Regierung weg von
in das Wissenschafts- und Forschungssystem
der Strategie der nationalen Champions und
einbringen. Hier wurde die Kooperation mit der
Mit den Pôles de Compétitivité – regionalen
neu gegründeten, innovationsorientierten Unter-
deutschen Fraunhofer-Gesellschaft gesucht, die in
Zusammenschlüssen von Unternehmen, For-
nehmen förderpolitisch unter die Arme greifen.
vielen Bereichen als Vorbild diente. Allerdings hat
schungs- und Bildungseinrichtungen – wollte
Insgesamt wird dieses Instrument in Frankreich
Frankreich die Fraunhofer-Prinzipien nur teilwei-
die Politik die Zusammenarbeit zwischen den
positiv bewertet, konnte allerdings bisher eben-
se übernommen und stark an die französischen
Akteuren vorantreiben und wirtschaftlich nutzba-
falls keine volkswirtschaftlich relevanten Effekte
Rahmenbedingungen angepasst.
re Forschungsergebnisse erzielen. Organisation
erzielen. Als eine der großen Volkswirtschaften
und Förderung laufen dabei ähnlich ab wie beim
neben Deutschland, Großbritannien, Spanien
Was zunächst sinnvoll erscheint, hat allerdings
deutschen Spitzencluster-Wettbewerb. Das För-
und Italien ist Frankreich für die wirtschaftliche
dazu geführt, dass nur wenige der derzeit 34
dervolumen belief sich zwischen 2005 und 2013
und politische Entwicklung in Europa essenziell.
Carnot-Institute tatsächlich ihre angestrebten
auf über zwei Milliarden Euro. Problematisch und
Die deutsche Regierung muss daher sicher mit
Ziele erreicht haben. Ein Grund dafür ist, dass die
ein wesentlicher Unterschied zum deutschen
Sorge zur Kenntnis nehmen, dass die Reformen
Institute in die bestehende Systemstruktur integ-
Modell: Die politische Einflussnahme zielte dabei
des Innovationssystems in Frankreich zumindest
riert wurden und die institutionelle Anbindung zu
in Richtung einer geografischen Gleichverteilung.
bis dato keine Erfolge zeigen.
17
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Innovationsland Israel
osteuropäischen Staaten, auf die Entwicklung zu reagieren, dass international agierende Großkon-
Auf dem 19. Platz ist mit Israel (47 Punkte) das
zerne, die in den 1990er-Jahren einfache Tätig-
erste Land zu finden, das in diesem Jahr neu in
keiten nach Osteuropa verlegt hatten, ihre Fabri-
den Innovationsindikator aufgenommen wurde.
ken jetzt in noch billigere Länder abziehen (siehe
Die Platzierung ist zwar einerseits ein Achtungs-
auch Exkurs auf S. 21). Auf den Plätzen 22 und
erfolg, da sich Israel mit dieser Position eindeutig
23 folgen Spanien und Portugal. Ersteres konnte
in die Riege der weltweit erfolgreichsten Innova-
seinen leichten Aufwärtstrend aus dem vergange-
tionsnationen einreiht. Durch die Rückrechnung
nen Jahr bestätigen und erreicht wie im Vorjahr
des Innovationsindikators wird allerdings auch ein
32 Punkte. Auch Portugal, das in diesem Jahr
Blick auf die Dynamik ermöglicht. Hier zeigt sich,
zum ersten Mal im Innovationsindikator betrachtet
dass Israel in den vergangenen Jahren deutlich an
wird, steht mit Platz 23 und ebenfalls 31 Punkten
Boden verloren hat. So wurden in der ersten Hälf-
gut da. Dies ist umso beachtlicher, berücksichtigt
te der 2000er-Jahre noch Plätze unter den Top 10
man die schlechten Ergebnisse des Landes in
erreicht. Von diesen Spitzenpositionen hat sich
den 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Hier lag
Israel spätestens seit 2005 wegbewegt.
der Indikatorwert noch kontinuierlich bei unter 5 Punkten. Die Entwicklung, die seither und trotz
Dennoch ist das Land weiter zu den weltweit for-
der aktuellen Krisensituation stattgefunden hat, ist
schungsintensivsten Volkswirtschaften zu zählen.
daher erheblich – und ermutigend zugleich.
Es werden pro Jahr derzeit noch knapp 4 Pro-
Viele Krisenländer in Europa haben ihre Innovationskraft wieder gesteigert.
zent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung
China erreicht wie im Vorjahr Rang 24, hat aller-
und Entwicklung ausgegeben. Bis vor wenigen
dings massiv an Punkten zugelegt. Der langsame
Jahren überschritten die Investitionen diese
Aufholprozess, der sich in früheren Jahren bereits
Marke jedoch noch deutlich. Ein großer Teil der
andeutete, scheint sich also zu bestätigen. Leicht
Forschungsinvestitionen fließt in die militärische
verbessert hat sich auch Italien, das – obwohl es
Forschung. Die wirtschaftlichen Effekte halten
von China überholt wurde – seine Punktzahl nach
sich daher in Grenzen. Sie ergeben sich nur aus
Jahren der Stagnation von 19 auf 20 steigern
den Fällen, in denen militärische Innovationen
konnte. Auf Platz 28 folgt das neu hinzugekom-
gleichzeitig zivil genutzt („Dual Use“) oder in
mene Griechenland, das mit zwölf Zählern einen
denen militärische Forschungen im Laufe der
eher schlechten Einstand hat. Dennoch lässt sich
Zeit auf zivile Einsatzgebiete übertragen werden
für die vergangenen drei Jahre im Bereich Inno-
(Spill-over-Effekt). Israel kann nur wenig Out-
vation ein deutlicher Aufwärtstrend ausmachen.
put aus den massiven Investitionen generieren.
Der Indikatorwert konnte sich bis heute mehr als
Allerdings weist das Land doch in einigen zivilen
verdoppeln. Allerdings hat Griechenland in den
Bereichen Stärken auf, beispielsweise in der
vergangenen Jahren insbesondere bei den In-
Genforschung oder auch bei Umwelt- und Ener-
putfaktoren verloren, wobei der Output gesteigert
gietechnologien.
werden konnte. Bleibt dieses Ungleichgewicht bestehen, ist längerfristig mit negativen Konse-
Ein weiterer Neuzugang im Innovationsindikator
quenzen zu rechnen.
ist Tschechien. Es erreicht mit 32 Punkten Platz 21 und platziert sich damit noch vor den südeu-
Direkt hinter Griechenland reiht sich Polen ins
ropäischen Ländern. Berücksichtigt man, dass in
Ranking ein, das zwar aus rein ökonomischer Per-
dem Land marktwirtschaftliche Strukturen erst
spektive deutlich solider eingestuft werden kann,
seit 25 Jahren existieren, ist das Ergebnis als po-
aber im Bereich Innovation noch als Newcomer
sitiv zu bewerten. Tschechien scheint verstanden
zu bezeichnen ist. Unter den drei osteuropäischen
zu haben, dass das langfristige Wohlergehen so-
Ländern im Innovationsindikator (Tschechien, Un-
wie ein dauerhaft hohes Einkommensniveau nur
garn, Polen) ist Polen mit Abstand das schwächs-
durch technologischen Vorsprung gegenüber den
te Land. Polen sollte die aktuelle wirtschaftliche
Konkurrenten erreicht werden können. Zudem
Dynamik daher dringend nutzen, um eine inno-
gelingt es dem Land besser als vielen anderen
vationsorientierte Politik zu etablieren, die die
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
18
Shoppingcenter im Park der Nationen in Lissabon. Portugal, erstmals im Innovationsindikator vertreten, befindet sich im Aufschwung. Das südeuropäische Land folgt einem anhaltenden Trend sozioökonomischer Modernisierung.
langfristige technologische Modernisierung der
hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Auf den
Wirtschaftsstrukturen anstrebt (siehe auch Exkurs
letzten drei Plätzen befinden sich Indien, Brasili-
auf S. 21).
en und Mexiko. Trotz der mittlerweile 20-jährigen Geschichte der NAFTA, des nordamerikanischen
Indonesien folgt auf Platz 31, wobei hier in den
Freihandelsabkommens zwischen den USA, Ka-
vergangenen Jahren wenig Dynamik erkennbar
nada und Mexiko, ist Mexiko weit davon entfernt,
war. Auf Platz 32 folgt die Türkei, die gegenüber
zur Gruppe der modernen, innovationsorientier-
dem Vorjahr erheblich verliert. Im Innovations-
ten Länder zu zählen. Bis einschließlich 2012
indikator 2013 wurde bereits die wirtschaftliche
erreichte Mexiko sogar nur Nullwerte. Erst 2013
Entwicklung gelobt, aber gemahnt, dass in der
bewegte sich der Gesamtindex mit 0,5 Punkten
Türkei die gesellschaftliche Entwicklung nicht
in den positiven Bereich. Für Mexiko bleibt noch
vernachlässigt werden dürfe. Diese Einschätzung
viel zu tun.
19
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Die Eurokrise – ein Licht am Ende des Tunnels?
Besonders positiv fallen Spanien und Portugal auf, wobei insbesondere Portugal einem lang anhaltenden Trend der sozioökonomischen Moder-
Mit Blick auf die Auswirkungen der Wirtschafts-
nisierung folgt, der für die gesamte vom Innova-
krise in der Eurozone ist es mit Sicherheit zu früh,
tionsindikator untersuchte Periode gilt. Die Werte
Entwarnung zu geben – dies wird durch die nach
bewegen sich in beiden Ländern mit 32 bezie-
wie vor schwierige Kreditsituation der Unterneh-
hungsweise 31 Punkten sicherlich (noch) nicht im
men in Südeuropa unterstrichen. Doch viele der
internationalen Spitzenfeld, geben aber dennoch
Krisenländer haben ihre Innovationskraft mit un-
Anlass zu maßvollem Optimismus. Bergauf ging
terschiedlicher Intensität wieder steigern können.
es auch für Griechenland, das allerdings immer noch auf einem nur marginal über den Schwellenländern anzusiedelnden Niveau liegt. Auch Italien konnte seine Situation leicht verbessern. Irland, das in diesem Jahr ebenfalls nach oben kletterte, war zumindest aus innovationspolitischer Sicht ohnehin nie ein Problemfall.
Ranking des Innovationsindikators, 2000–2013 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
2000 Schweiz Schweden USA Finnland Belgien Singapur Israel Kanada Frankreich Deutschland Niederlande Dänemark Großbritannien Norwegen Japan Australien Österreich Irland Südkorea Taiwan Tschechien Russland Ungarn Spanien Indien Italien Polen Indonesien China Griechenland Portugal Brasilien Mexiko Türkei Südafrika
2005 Schweiz Schweden USA Finnland Singapur Niederlande Kanada Dänemark Belgien Deutschland Norwegen Großbritannien Österreich Israel Frankreich Australien Irland Japan Südkorea Taiwan Tschechien Spanien Ungarn Indien Italien China Russland Polen Portugal Griechenland Südafrika Indonesien Brasilien Mexiko Türkei
2010 Schweiz Singapur Schweden Deutschland Finnland Niederlande Norwegen Österreich USA Belgien Kanada Taiwan Dänemark Frankreich Großbritannien Australien Irland Südkorea Israel Japan Tschechien Ungarn Spanien Portugal China Italien Indien Russland Polen Griechenland Indonesien Südafrika Brasilien Mexiko Türkei
2012 Schweiz Singapur Belgien Niederlande Schweden Deutschland Finnland Dänemark Norwegen USA Österreich Kanada Großbritannien Australien Taiwan Frankreich Südkorea Irland Japan Israel Spanien Tschechien Ungarn Portugal Italien China Türkei Polen Russland Indien Griechenland Indonesien Südafrika Brasilien Mexiko
Auch wenn sich Ökonomen über geeignete Maß2012* Schweiz Singapur Finnland Belgien Schweden Deutschland Taiwan Norwegen Dänemark Niederlande Großbritannien USA Österreich Kanada Irland Australien Frankreich Südkorea Israel Japan Spanien Tschechien Ungarn China Portugal Italien Russland Griechenland Polen Indonesien Südafrika Türkei Indien Brasilien Mexiko
2013 Schweiz Singapur Finnland Belgien Schweden Deutschland Norwegen Niederlande Irland Großbritannien Taiwan Dänemark USA Österreich Kanada Australien Frankreich Südkorea Israel Japan Tschechien Spanien Portugal China Ungarn Italien Russland Griechenland Polen Südafrika Indonesien Türkei Indien Brasilien Mexiko
nahmen zur Bekämpfung der Eurokrise uneins waren, herrschte doch Einvernehmen darüber, dass nur eine langfristig ausgerichtete, wettbewerbsorientierte Politik zielführend sein kann. Die aktuellen Ergebnisse sind sicherlich ermutigende Zeichen, dass die strukturellen Reformen der vergangenen Jahre Früchte tragen. Aber nicht nur die ökonomischen Zahlen sprechen dafür, auch die politischen Innovationsbemühungen stützen die Entwicklung. Beispielsweise hat die Europäische Union mit dem 7. Forschungsrahmenprogramm hierzu einen Beitrag geleistet und die deutliche Ausweitung der Mittel für das Nachfolgeprogramm Horizon 2020 wird sicherlich weitere Impulse liefern. Dafür spricht, dass der Fokus des Programms von einer reinen Erhöhung der FuEQuote hin zu einer individualisierten Regionalentwicklung (Smart Specialisation) verändert wurde.
* Ergebnis mit revidiertem Subindikator Gesellschaft
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
20
Exkurs
Innovationsleistung der neuen EU-Mitgliedsländer Bereits im vergangenen Jahr wurde Polen wegen
Obwohl etwas weniger ausgeprägt, zählt auch
Defizite auf. Hier erreicht Polen 0 Punkte, denn es
seiner enormen wirtschaftlichen Dynamik in den
Ungarn zu den Ländern, die seit der politischen
erzielt in keinem Einzelindikator ausreichend hohe
Innovationsindikator aufgenommen. Allerdings
Wende erhebliche ökonomische Fortschritte
Werte, um sie im Indikator abzubilden. Wieder
blieben und bleiben die Ergebnisse noch erheb-
gemacht haben. Wie sich die wenig solide Finanz-
sind die Nachbarstaaten Tschechien (36) und
lich hinter denen der führenden Nationen zurück.
politik der derzeitigen Regierung auswirkt, bleibt
Ungarn (28) deutlich besser aufgestellt.
Die Wirtschaft ist zu wenig auf Forschung und
allerdings abzuwarten.
Innovation ausgerichtet.
Betrachtet man die analysierten Subsysteme, lässt Beide Neueinsteiger, Tschechien und Ungarn,
sich festhalten, dass es Ungarn und insbesondere
Dieses Jahr wurden zusätzlich Tschechien und
können sich in puncto Innovation überraschend
Tschechien gelungen ist, seit 1990 relativ solide
Ungarn ins Ranking einbezogen. Insbesondere
deutlich vor Polen ins Ranking einreihen. Dies
Innovationssysteme aufzubauen. Die Wirtschaft
Tschechien hatte ähnliche wirtschaftliche Erfolge
liegt vor allem an der Innovationsstärke der Wirt-
ist dabei zu einem tragenden Pfeiler geworden.
wie Polen zu verzeichnen. Dies liegt vor allem an
schaft. In diesem Subindikator erzielt Polen nur
Freilich reicht es international noch nicht für Spit-
einer traditionell starken Industrie, die auch in der
einen Wert von 9, während sowohl Tschechien als
zenplätze, aber in Anbetracht der kurzen Periode
Zeit nach dem Zusammenbruch des Ostblocks
auch Ungarn weit über 30 liegen. Im Bereich Bil-
seit dem Zusammenbruch des Ostblocks und den
Bestand hatte. Der heute zum VW-Konzern ge-
dung erreicht Polen mit 39 Punkten dagegen ei-
Beitritten zur EU sind die Erfolge beachtlich. Die
hörende Autobauer Skoda ist ein eindrucksvolles
nen akzeptablen Wert. Doch in der wissenschaft-
Ergebnisse sind eine gute Basis für einen weiteren
Beispiel für die tschechische Wirtschaftsstärke.
lichen Leistungsfähigkeit tun sich wieder große
kontinuierlichen Aufholprozess. In Polen hingegen ist zwar das Bildungssystem auf einem akzeptablen Niveau, aber gerade Wissenschaft und Wirtschaft bieten Anlass zur Sorge. Die große Herausforderung für Polen wird darin bestehen, die Ungleichgewichte im Innovationssystem – also insbesondere die Schwächen von Wirtschaft und Wissenschaft – abzubauen. Die derzeitigen ökonomischen Erfolge und die solide Haushaltspolitik in Polen bieten die dafür erforderlichen Spielräume. Diese Herausforderung sollte in Polen als Chance verstanden werden. Denn alle Länder, die sich erfolgreich modernisiert haben, zum Beispiel Südkorea, Japan oder Taiwan, haben ihren neuen Wohlstand maßgeblich der Innovationsleistung in den verschiedenen Subsystemen zu verdanken.
Facharbeiter im Skoda-Werk in Kvasiny. Der Automobilkonzern ist ein eindrucksvolles Beispiel für die tschechische Wirtschaftsstärke.
21
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Daten & Fakten Kennziffern zur Bundesrepublik Deutschland
Anzahl der Forscherinnen und Forscher je 1.000 Besch채ftigte
8,2
Anteil der von Unternehmen finanzierten FuE-Ausgaben der Hochschulen
13,9 % Lebenserwartung in Jahren
80,8 Anteil der ausl채ndischen Studierenden an allen Studierenden
9,9 % J채hrliche Bildungsausgaben (Terti채rstufe einschl. FuE) je Student
15.711 $ Quelle: Innovationsindikator
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Infografik: SeitenPlan
22
Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss an allen Beschäftigten
19,3 %
Anzahl der Patente aus der öffentlichen Forschung je Million Einwohner
17 Anzahl der Presseveröffentlichungen zu Wissenschaft und Forschung je Million Einwohner
195 Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung
45.085 $ Anteil der staatlich finanzierten FuE-Ausgaben der Unternehmen an den gesamten FuE-Ausgaben der Unternehmen
4,35 %
Die abgebildeten Werte sind eine Auswahl von der Studie zugrunde liegenden Einzelindikatoren. Eine Übersicht dieser Einzelindikatoren finden Sie auf S. 51.
23
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Fünf Faktoren für den Erfolg Subsysteme der Innovationsleistung im Ländervergleich
24
Innovationssysteme sind komplexe Gebilde. Der Innovationsindikator erhebt das Gesamtergebnis für ein Land daher nicht als unteilbares Ganzes, sondern ermittelt es aus Werten für fünf Subsysteme. Er analysiert Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft. Der Ländervergleich zeigt, wer wo seine Stärken hat – und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Wirtschaft
das erste, in dem sich die Verschlechterung auch deutlich im Bereich Wirtschaft niederschlägt. Für
Wie im vergangenen Jahr führt die Schweiz den
Finnland, das im Vorjahr noch Platz 15 erreich-
Subindikator Wirtschaft mit deutlichem Abstand
te, geht es dagegen deutlich bergauf – bis auf
vor den anderen Nationen an. Die Eidgenossen
Platz 8. Dieser Effekt ist dabei vor allem auf die
erreichen in diesem Jahr 69 Punkte und damit einen Punkt mehr als 2013. Dahinter zeigen sich zum Teil deutliche Veränderungen. Auf Platz 2 folgt dieses Jahr Taiwan mit 59 Punkten, das sich damit um zwei Punkte und vier Rangplätze nach vorne arbeiten konnte. Auf dem dritten
Gesamtergebnis des Subindikators Wirtschaft, 2013
Platz liegt Südkorea, das sogar um sieben Punkte
Rang
zugelegt hat. Platz 4 und 5 belegen Norwegen und Deutschland. Die Skandinavier haben vier Punkte gutgemacht und im Vergleich zum Vorjahr (Platz 9) deutlich aufgeholt. Die Bundesrepublik hingegen hat einen Punkt eingebüßt – und damit zwei Rangplätze gegenüber dem Vorjahr verloren. Für Deutschlands Innovationsleistungen ist die Wirtschaft das zentrale Zugpferd. Bei einem stärker werdenden Konkurrenzdruck im Bereich Innovation rächen sich auch schon kleinere Einbußen. Trotz einer insgesamt eher ernüchternden Gesamtleistung kann sich Japan in der Spitzengruppe im Subindikator Wirtschaft behaupten und erreicht Platz 6, nach Platz 7 im Vorjahr. Noch stärker als für Deutschland ist für Japan die Wirtschaft die Basis seiner Innovationskraft. Auf den Rängen 7 bis 10 folgen die USA, Finnland, Belgien und Schweden. Für die USA bedeutet dies einen weiteren Verlust von drei Plätzen in diesem zentralen Feld des Innovationsindikators. In den vergangenen Jahren ist schon mehrmals auf die Erosion der US-amerikanischen Position hingewiesen worden. Dieses Jahr ist allerdings
< London zählt zu den dynamischsten Metropolen der Welt. Die Menschen dort und anderswo in Großbritannien sind Innovationen gegenüber sehr
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Schweiz Taiwan Südkorea Norwegen Deutschland Japan USA Finnland Belgien Schweden Irland Israel Österreich Niederlande Singapur Dänemark Frankreich Großbritannien Kanada Australien Ungarn Tschechien China Spanien Portugal Türkei Indien Russland Südafrika Indonesien Italien Mexiko Griechenland Brasilien Polen
69 59 58 58 57 57 56 55 55 54 52 52 52 50 49 48 47 45 42 38 37 36 32 31 29 21 20 20 17 16 16 16 13 7 5 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
aufgeschlossen.
25
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Verbesserung im Bereich der steuerlichen Förde-
Auf Platz 15 folgt Singapur, das im vergangenen
rung von Forschung und Entwicklung zurückzu-
Jahr noch den zweiten Platz belegte. Hauptursa-
führen.
che für diese Verschlechterung sind Rückgänge bei den internen Ausgaben der Unternehmen für
Im Wissenschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland ist die erhoffte Dynamik ausgeblieben.
Irland konnte sich erheblich verbessern, rückt von
Forschung und Entwicklung, bei Patenten am
Rang 18 auf 11 vor. Nach der schweren Finanz-
US-Patentamt und beim Handelsbilanzsaldo im
und Wirtschaftskrise hat die irische Wirtschaft fast
Bereich der Hochtechnologie. Hinter Singapur
wieder zu ihrer alten Innovationsstärke zurückge-
reihen sich auf den Plätzen 16 bis 20 Dänemark,
funden. Damals, im Jahr 2000, lag das Land im
Frankreich, Großbritannien, Kanada und Australi-
Subsystem Wirtschaft auf Platz 9. Hinter Irland
en ein. Für alle diese Länder, die ihren Wohlstand
folgt auf Platz 12 mit Israel das erste Land, das
aus der Innovativität ihrer Volkswirtschaften ablei-
2014 neu in den Innovationsindikator aufgenom-
ten, dürften dies enttäuschende Ergebnisse sein.
men wurde. Dabei sind 52 Punkte ein durchaus
Das gilt auch deshalb, da auf den Plätzen 21 bis
gutes Ergebnis, in den frühen 2000er-Jahren hat-
23 mit Ungarn, Tschechien und China noch relativ
te Israel allerdings schon bessere Werte erreicht,
neue Player im Innovationswettbewerb folgen. Alle
wie eine Rückrechnung belegt. Auch wenn hierfür
drei Länder konnten, zurückgerechnet, insbeson-
zyklische Schwankungen verantwortlich sein kön-
dere ab Mitte der 2000er-Jahre ihre Ergebnisse
nen, sollte Israel diese Entwicklung ernst nehmen.
auch punktemäßig deutlich ausweiten. Hinter
Österreich und die Niederlande belegen die Plätze
dieser Gruppe folgen mit Spanien und Portugal
13 und 14, wobei sich Österreich leicht verbes-
zwei südeuropäische Länder, die sich mit deutli-
sert, die Niederlande sich etwas verschlechtert
chem Abstand vor der Türkei, Indien, Russland
haben.
und Südafrika platzieren. Den 30. Platz belegt dann mit Indonesien ein klassisches Schwellenland, das im Subindikator Wirtschaft trotz eines eher schlechten Gesamtergebnisses auf immerhin 16 Punkte kommt. Der Trend zeigt hier trotz einiger Schwankungen im Zeitverlauf klar nach oben. Anders sieht die Entwicklung in Italien aus, das mit nur 16 Punkten auf Platz 31 des Rankings liegt. Das Ergebnis ist nicht nur eindeutig zu wenig für ein so bedeutendes Industrieland, der Trend zeigt auch weiterhin eher nach unten. Dahinter folgen als Schlusslichter Mexiko, Griechenland, Brasilien und Polen. Aus europäischer Sicht sollte dabei als Warnzeichen angesehen werden, dass auch zwei EU-Mitgliedstaaten zu dieser Gruppe gehören. Vor allem in Polen zeigen sich trotz einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung noch erhebliche Innovationsdefizite in der Wirtschaft (siehe auch Exkurs auf S. 21).
Wissenschaft Gerade für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft Die Schweiz besitzt das beste Wissenschaftssystem unter allen untersuchten Volkswirtschaften. Ein
spielen die Vorleistungen aus dem Wissenschafts-
Beispiel für die Leistungsfähigkeit ist unter anderem die Monte-Rosa-Hütte in den Alpen, ein Bauprojekt
system, insbesondere die Zahl hoch qualifizierter
mit Vorbildcharakter im Bereich der Energie- und Ressourceneffizienz.
Wissenschaftler und damit einhergehend die
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
26
Quantität und Qualität wissenschaftlicher Erkennt-
nicht verschwiegen werden. Zweitens betrachtet
nisse, eine zentrale Rolle. Die Schweiz führt das
der Innovationsindikator alle Kenngrößen bezogen
Ranking auch in diesem Schlüsselbereich an und
auf die Größe eines Landes. So gesehen tun die
konnte ihr Ergebnis mit jetzt 97 Punkten sogar
USA zu wenig. Sie sind ohne Frage ein großer wis-
noch einmal steigern. Der Alpenrepublik dicht auf
senschaftlicher Akteur. Bezogen auf ihre Bevölke-
den Fersen bleibt Dänemark, das sich ebenfalls
rungszahl investieren andere Länder aber deutlich
weiter verbessern konnte und jetzt 92 Punkte
mehr und erzielen auch mehr Output.
erreicht. Auf Platz 3 liegt wie im Vorjahr Singapur, dicht gefolgt von Finnland, Schweden und Belgi-
Hinter den USA reihen sich Irland, Israel, Süd-
en, die jeweils mehr als 70 Punkte für sich verbu-
korea und Taiwan ein, die ähnliche Rangplätze
chen können. Mit immer noch passablen Werten
einnehmen wie in den Vorjahren. Dahinter folgen
liegen auf den Plätzen 7 bis 9 die Niederlande,
Tschechien, Spanien, Japan und Ungarn.
Norwegen und Deutschland. Neben der Schweiz sind vor allem die nordeuropäischen Staaten zu loben, die ausnahmslos sehr gute Werte im Bereich Wissenschaft erzielen. Deutschland erreicht zwar ebenfalls keine
Gesamtergebnis des Subindikators Wissenschaft, 2013
schlechten Werte, allerdings ist die nach den
Rang
Ergebnissen vergangener Jahre erhoffte Dynamik ausgeblieben. Angesichts der erfolgten Investitionen, auch in Zusammenhang mit der HightechStrategie, ist das Ergebnis eine Enttäuschung, denn besonders beim wissenschaftlichen Output konnte Deutschland noch keine nennenswerten Erfolge erzielen. Hinter Deutschland folgen Australien, Österreich und Frankreich. Für die Franzosen gehört damit die Wissenschaft zu den stärksten Bereichen. Hinter Kanada und Großbritannien belegt Portugal einen guten 15. Platz und erreicht 51 Punkte. Hervorzuheben ist dabei die kontinuierliche positive Entwicklung, die der kleine Nachbar Spaniens genommen hat. Noch in den 1990er-Jahren lagen Portugals Werte nur im Bereich um zehn Punkte. Die USA enttäuschen dagegen mit 51 erreichten Punkten, sind sie doch eigentlich für ihr leistungsfähiges Wissenschaftssystem bekannt. Der gute Ruf verdeckt jedoch zwei Wahrheiten, die das mäßige Abschneiden im Ranking erklären: Erstens ist es zwar richtig, dass die USA in der Spitze besonders stark sind. Doch neben den bekannten Zentren wie Harvard, Stanford oder dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) existieren zahlreiche eher mittelmäßige Universitäten, die in der öffentlichen Wahrnehmung häufig gar nicht auftauchen. Viele europäische Länder haben ein solch großes Gefälle nicht. Dass sie oft allerdings
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Schweiz Dänemark Singapur Finnland Schweden Belgien Niederlande Norwegen Deutschland Australien Österreich Frankreich Kanada Großbritannien Portugal USA Irland Israel Südkorea Taiwan Tschechien Spanien Japan Ungarn Italien Indonesien Griechenland Südafrika Brasilien China Indien Mexiko Polen Russland Türkei
97 92 87 77 73 72 69 64 63 63 62 59 57 54 51 51 49 45 41 38 36 34 32 28 17 16 15 12 0 0 0 0 0 0 0 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
auch keine Leuchttürme vorweisen können, soll
27
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Exkurs
Leistungsfähigkeit der Wissenschaft in den USA Die Ergebnisse des Innovationsindikators zeichnen
Erstens nimmt der Innovationsindikator eine
95.000 Publikationen. Die Schweiz mit dem
insgesamt ein schwaches Bild des US-amerikani-
relative Perspektive ein und bezieht alle Indikato-
(relativ gesehen stärksten Wissenschaftssystem)
schen Wissenschaftssystems. Diesem Befund ste-
ren auf die Größe eines Landes. Absolut gesehen
brachten es mit knapp 25.000 Publikationen auf
hen die internationalen Leuchttürme wie Harvard,
sind die USA natürlich nach wie vor die größte
nur 7 Prozent des US-Werts. Also selbst wenn die
Stanford oder das MIT gegenüber, die bei Hoch-
Wissenschaftsnation der Welt. So kamen im Jahr
USA relativ gesehen in den letzten Jahren ein-
schulvergleichen wie dem Schanghai-Ranking weit
2012 beinahe 340.000 natur- oder ingenieur-
gebüßt haben, werden sie absolut gesehen auch
oben stehen. Doch es gibt Erklärungen für diese
wissenschaftliche Publikationen aus den USA. In
langfristig die international führende Forschungs-
auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse.
Deutschland waren es im gleichen Jahr nur knapp
nation bleiben. Zweitens muss beachtet werden, dass der Innovationsindikator im Subsystem Wissenschaft nicht
Forschungsexzellenz im Vergleich, 2013 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
nur Indikatoren wissenschaftlicher Forschungsexzellenz in der Spitze berücksichtigt, sondern
Indexwert Schweiz Großbritannien Niederlande Belgien Singapur USA Dänemark Israel Australien Deutschland Finnland Irland Schweden Frankreich Kanada Österreich Norwegen Portugal Japan Ungarn Spanien Taiwan Südafrika Tschechien Italien Griechenland Südkorea China Indien Türkei Russland Polen Mexiko Indonesien Brasilien
100
nicht unbedingt gut. So erreichen die USA zum
83 82
Beispiel bei den durchschnittlichen Zitatraten
78
aller Artikel nur in etwa das Niveau Deutschlands.
73 72
Fokussiert man aber nicht auf den Durchschnitt, sondern auf die Indikatoren, die die Leistungsspit-
68 68 68
ze abbilden (Anteil der nationalen Publikationen unter den 10 Prozent am häufigsten zitierten
63 63 61
Publikationen sowie Einschätzung der Qualität der wissenschaftlichen Einrichtungen), sieht das
55 54 51
Bild für die USA positiver aus. Die USA erreichen bezüglich dieser beiden Indikatoren einen durchschnittlichen Wert von 73 Punkten und kommen
46
damit im internationalen Vergleich auf den sechs-
35 34 34
ten Platz. Dies ist deutlich besser als der Subindikator für das Wissenschaftssystem insgesamt.
27 24 23 22 22
Es bleibt also festzuhalten, dass die USA zwar im Subsystem Wissenschaft insgesamt nicht zu überzeugen wissen, allerdings bei einer isolierten
16 15
Betrachtung der Exzellenz der wissenschaftlichen Grundlagenforschung die USA weiterhin
11 2 0 0 0 0 0 0 0
häufig auf den Mittelwert für das Wissenschaftssystem insgesamt abstellt. Und hier sind die USA
87
gute Ergebnisse erzielen. Die negative Tendenz, die der Innovationsindikator über die letzten 20 Jahre für die USA festgestellt hat, bleibt aber auch im Bereich der Exzellenz als messbare Tatsache bestehen. 10
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Auch im Bereich Wissenschaft – ähnlich wie im Subindikator Wirtschaft – können sich also die beiden osteuropäischen Länder Ungarn und Tschechien akzeptabel positionieren. Die Plätze 25 bis 28 belegen Italien, Indonesien, Griechenland und Südafrika. Während die Ergebnisse für Indonesien und Südafrika durchaus Achtungserfolge darstellen, sollten sie für die beiden EUMitgliedstaaten, die sich als moderne Industriestaaten begreifen, deutlich negativer eingeschätzt werden. Immerhin lässt sich für Griechenland zumindest ein leichter Aufwärtstrend feststellen. Alle anderen im Innovationsindikator berücksichtigten Länder verfügen über so schwach ausgeprägte wissenschaftliche Strukturen, dass sie keine Werte oberhalb der Nullpunktegrenze erreichen.
Bildung Neben der Wissenschaft liefert das Bildungssystem wichtige Beiträge für die Innovationskraft eines Landes. Hier spielt zum einen das mittlere Qualifikationsniveau im Rahmen der beruflichen Bildung, zum anderen der Grad der höheren Ausbildung im Rahmen der tertiären Bildung eine Rolle. Der Innovationsindikator fasst beide Bereiche im Subindikator Bildung zusammen. Traditionell haben hier vor allem die ostasiatischen Staaten ihre Stärken, so auch in diesem Jahr. Das Ranking wird von Singapur mit 85 Punkten und
Gesamtergebnis des Subindikators Bildung, 2013 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Singapur Taiwan Schweiz Irland Finnland Südkorea Australien Kanada Großbritannien Belgien Deutschland Frankreich Österreich USA Niederlande Schweden Norwegen Dänemark Polen China Tschechien Russland Spanien Japan Israel Portugal Italien Ungarn Griechenland Indien Brasilien Indonesien Mexiko Türkei Südafrika
Taiwan mit 78 Punkten angeführt. Danach folgt
85 78 74 66 64 58 57 55 55 54 48 48 45 44 44 44 41 41 39 37 36 31 30 28 26 24 22 19 8 6 0 0 0 0 0 0
die Schweiz, die mit 74 Punkten nur unwesentlich
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dahinter liegt. Wie im Vorjahr sind Finnland und Irland die beiden stärksten EU-Mitgliedstaaten. Leicht verbessern konnte sich Südkorea, das sich vom achten auf den sechsten Platz vorschiebt.
verhaltener Optimismus durchaus angebracht,
Dahinter liegen Australien, Kanada und Großbri-
obwohl die Abstände zu den davor platzierten
tannien.
Ländern noch groß sind. Bereits zum neuntplatzierten Großbritannien klafft eine Lücke von
Deutschland folgt auf Platz 11 hinter Belgien, das
sieben Punkten; zur drittplatzierten Schweiz sind
drei Plätze eingebüßt hat. Zwar bleibt Deutschland
es sogar 26 Punkte.
mit 48 Punkten immer noch hinter dem eigenen Anspruch zurück. Doch die positive Entwicklung
Hinter Deutschland reihen sich Frankreich,
der vergangenen Jahre kann zuversichtlich stim-
Österreich, die USA und die Niederlande ein,
men. Im Vorjahr lag Deutschland mit 46 Punkten
von denen allesamt mehr zu erwarten gewesen
noch auf Platz 15. Für die Verbesserung ist nicht
wäre. Dies gilt insbesondere auch für Schwe-
zuletzt das gestiegene Leistungsniveau im jüngs-
den auf Platz 16, das im Laufe der vergangenen
ten PISA-Vergleich verantwortlich. Insgesamt ist
Jahre massiv Punkte eingebüßt hat. Die deutlich
29
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
schwächeren PISA-Ergebnisse haben bei den
damit nur knapp vor Polen, China und Tschechien
Skandinaviern in diesem Jahr zu einer breiten
liegen. Finnland ist somit das einzige skandina-
öffentlichen Diskussion über Ursachen und mög-
vische Land, das im Bereich Bildung wirklich er-
liche Maßnahmen geführt. Es bleibt zu hoffen,
folgreich ist. Beim Abschneiden von China ist zu
dass aus den Trends der vergangenen Jahre die
berücksichtigen, dass einige Werte wie beispiels-
richtigen Schlüsse gezogen werden und effektive
weise die PISA-Rankings aufgrund der Auswahl
Maßnahmen folgen, um die schwedische Position
der teilnehmenden Schulen als möglicherweise
im Bildungsbereich wieder zu stabilisieren. Hinter
nicht repräsentativ einzustufen sind. Schwache
Schweden folgen Norwegen und Dänemark, die
Ergebnisse erzielt abermals Japan, das gegenüber dem Vorjahr weitere drei Punkte verliert und nur noch auf 28 Punkte kommt. In der Gruppe der entwickelten ostasiatischen Staaten ist Japan klarer Ausreißer nach unten. Ebenfalls deutlich hinter seinen Möglichkeiten bleibt Israel, das den 25. Platz belegt. Ähnlich wie für Japan sind diese Ergebnisse für eine entwickelte Volkswirtschaft nicht akzeptabel. Dahinter reihen sich mit Portu-
Gesamtergebnis des Subindikators Staat, 2013 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
gal, Italien, Ungarn und Griechenland vier Länder aus der Europäischen Union ein. Wieder konnte
Indexwert Singapur Finnland Niederlande Schweiz Kanada Taiwan Belgien Deutschland Frankreich Norwegen Österreich USA Südkorea Schweden Irland Dänemark Japan Großbritannien Australien China Spanien Tschechien Portugal Ungarn Polen Indien Türkei Israel Russland Italien Indonesien Brasilien Griechenland Mexiko Südafrika
Portugal seine Werte deutlich steigern. Anders
94
als in Wissenschaft und Wirtschaft kann es aller-
85 63 61 59 59 57 55 55 55 54 53 53 50
dings – absolut gesehen – im internationalen Vergleich noch nicht mithalten. Hier werden in den kommenden Jahren noch größere Anstrengungen erfolgen müssen. Dies gilt auch für Griechenland, das bei einer ohnehin schon schlechten Vorjahresplatzierung nochmals deutlich verloren hat und jetzt nur noch acht Punkte erreicht. Auf Platz 30 liegt Indien mit sechs Punkten. Das Land kann sich vor Brasilien, Indonesien, Mexiko, Türkei und Südafrika einreihen. Diese Länder er-
46 44 42 40 39 38
reichen bei keinem Einzelindikator im Subsystem Bildung den Wert des am schlechtesten platzierten Landes aus der Referenzgruppe und erhalten somit in diesem Subindikator null Punkte.
34 34 34
Staat
25 23 20 20 20 19
Der Subindikator Staat erhebt die Rahmenbedingungen für Innovation, die die Regierungen durch ihre Aktivitäten setzen, und bewertet ihre Qualität. Untersucht werden zum Beispiel die staatliche
12 10
Nachfrage nach innovativen Gütern, aber auch die Investitionen und die Ergebnisse im Bereich des
0 0 0 0 0
öffentlichen Bildungssektors. Insofern ist der Subindikator Staat auch nicht überschneidungsfrei mit dem Subindikator Bildung. Auch im aktuellen 10
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Ranking belegen die ersten drei Plätze die Länder Singapur, Finnland und die Niederlande. Gerade
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
30
Der Reichstag in Berlin: Deutschland hat sich im Subindikator Staat gegenüber dem Vorjahr stark gesteigert. Die Regierung hat durch vielfältige Aktivitäten bessere Rahmenbedingungen für Innovationen geschaffen.
in Singapur und Finnland sind sowohl Impulse,
Irland kaum verändert haben, während Südkorea
die der Staat als Nachfrager setzt, als auch die
seine Position deutlich verbessern konnte. Dies
Unterstützung des Bildungssektors hervorragend
liegt vor allem an der verbesserten Position bei
ausgeprägt. Auf Platz vier hat es dagegen eine
den Bildungsindikatoren. Hinter Dänemark, Ja-
Änderung gegenüber dem Vorjahr gegeben. Hier
pan, Großbritannien und Australien auf den Plät-
liegt jetzt die Schweiz, die Kanada einen Platz
zen 16 bis 19 reiht sich bereits China auf Platz 20
nach hinten verdrängt hat. Danach folgen Taiwan
ein – eine deutliche Verbesserung. Im vergange-
und Belgien, die ihre Plätze aus dem Vorjahresver-
nen Jahr lag die Volksrepublik noch auf dem 25.
gleich bestätigen.
Platz. Verantwortlich für die Aufwärtsentwicklung ist weniger eine gestiegene Qualität der staatlichen
Deutschland konnte sich dagegen deutlich
Nachfrage, da diese sich schon vorher auf hohem
verbessern. Vom 13. Platz im Vorjahr ist es auf
Niveau befand. Vielmehr war es die Verbesserung
den achten Rang vorgerückt. Ein bemerkens-
des Bildungssystems, die diesen Sprung ermög-
werter Sprung um ganze fünf Plätze. Dabei spielt
lichte. Trotz allem ist es für die Volksrepublik noch
nicht nur die bessere Bewertung der staatlichen
ein langer Weg bis ins obere Mittelfeld.
Ein stärkeres Bildungssystem bringt China weiter nach vorne.
Nachfrage nach innovativen Gütern eine Rolle, auch verbesserte Ergebnisse im Bildungsbereich
Auf den Plätzen 21 bis 25 folgen die fünf EU-
wirken sich hier positiv aus. Hinter Deutschland
Mitgliedsländer Spanien, Tschechien, Portugal,
folgen Frankreich, Norwegen, Österreich und die
Ungarn und Polen. Diese mäßigen Platzierungen
USA. Auch bei diesem Subindikator setzt sich
spiegeln im Wesentlichen Defizite im Bildungsbe-
der Abstieg der USA fort, die im Vorjahr noch auf
reich wider. Doch auch der Staat als Nachfrager
dem nun von Deutschland besetzten achten Platz
innovativer Güter schwächelt in allen diesen Län-
lagen. Darauf folgen Südkorea, Schweden und
dern und ist dort weniger stark aktiv als in vielen
Irland, wobei sich die Werte für Schweden und
führenden Industrieländern. Dieses Potenzial
31
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
könnte noch stärker gehoben werden. Es folgen
macht, wenn Innovation gelingen soll. Ein Beispiel
Indien und die Türkei sowie Israel, das an dieser
hierfür ist die strukturierte Innovationsförderung.
Stelle als eher schwach einzustufen ist. Denn
Zum israelischen Ergebnis muss zudem ein-
noch schlechter als im Bildungssystem schneidet
schränkend ergänzt werden, dass die staatlichen
die einzige stabile Demokratie des Nahen Ostens
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im
im Staatssektor ab. Israel mit seiner traditionell
militärischen Bereich nicht erfasst sind, da hierzu
eher liberalen Wirtschaftspolitik bleibt dabei zwar
keine verlässlichen Informationen vorliegen. Diese
seiner Linie auch im Bereich Innovation treu.
hätten möglicherweise zu einem besseren Ergeb-
Allerdings gilt mittlerweile als gesichert, dass die
nis geführt. Auf den letzten Plätzen befinden sich
systemimmanente Unvollkommenheit der Markt-
neben den Schwellenstaaten Russland (Platz 29),
wirtschaft staatliche Interventionen notwendig
Brasilien (Platz 32), Mexiko (Platz 34) und Südafrika (Platz 35) wieder Italien und Griechenland. Die schlechte Platzierung von Griechenland war angesichts der dortigen desolaten Finanzsituation zu erwarten. Für Italien als einem der wichtigsten europäischen Industrieländer ist das Ergebnis jedoch besorgniserregend. Die italienische Politik
Gesamtergebnis des Subindikators Gesellschaft, 2013 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
engagiert sich zu wenig. Reformpläne sind in den vergangenen Jahren zwar oft verkündet worden,
Indexwert Großbritannien Schweiz Australien Kanada Schweden Finnland Frankreich Belgien Israel Norwegen Deutschland Dänemark Österreich USA Niederlande Irland Italien Spanien Portugal Singapur Japan Griechenland China Südkorea Russland Brasilien Südafrika Tschechien Polen Ungarn Indonesien Indien Mexiko Türkei Taiwan
umgesetzt dagegen wurde zumeist nur wenig.
77 76 75 73
Gesellschaft
65 59 58 58 57
Der Gesellschaftsindikator wurde in diesem Jahr einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen (siehe auch Methodenkapitel, S. 50). Drei der vier
51 49 48 47 46 46 43 42 40
Indikatoren wurden ersetzt, da sie für die aktuelle Bewertung der Innovationsfähigkeit nicht mehr aussagekräftig genug waren. Nur der Anteil der Postmaterialisten wurde beibehalten, ein Indikator, der die Verbreitung technologiefreundlicher und progressiver Einstellungen misst. Neu hinzugekommen sind stattdessen die Lebenserwartung (als
36
Indikator für eine anspruchsvolle Nachfrage sowie
30 28 26 24 21 19
für die Qualität und Erhaltung von Humankapital), die Beteiligungsquote von Frauen am Arbeitsmarkt (sowohl als Maß für die Ausschöpfung innovativer Potenziale als auch für die Offenheit und Gleichheit der Gesellschaft insgesamt) und schließlich die An-
16 13
zahl der Pressemeldungen im Bereich Forschung und Entwicklung (die die öffentliche Rezeption
8 2 0 0 0 0 0 0 0
von innovationsrelevanten Themen widerspiegelt). Aufgrund dieser Neuausrichtung ist der Vergleich mit den alten Werten nur sehr bedingt sinnvoll. Für viele Länder ergeben sich neue Positionen. Angeführt wird das Ranking nun mit 77 Punkten 10
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von Großbritannien, das in allen Gesellschaftsindikatoren gute Werte erreicht, seine Stärken aber
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
32
insbesondere im Bereich der Nachrichten über
besonders schwach ausgeprägt. Es ist zu konsta-
Forschung und Entwicklung und in der Erwerbs-
tieren, dass Italien bei der postmaterialistischen
beteiligung von Frauen hat. Danach folgen die
Einstellung durchaus Positives zu vermelden hat.
Schweiz, Australien und Kanada, punktemäßig
Im Bereich des Interesses an Technik und For-
beinahe gleichauf mit Großbritannien, auf den
schung bleibt es aber hinter den führenden Inno-
Plätzen 2 bis 4. Mit einem Abstand von acht
vationsnationen zurück.
Punkten schließt sich Schweden mit 65 Punkten an. Es punktet besonders bei der Erwerbs-
Direkt dahinter folgen mit Spanien und Portugal
beteiligung von Frauen und der Lebenserwar-
zwei weitere südeuropäische Staaten, die bei der
tung. Schlecht dagegen sind die Ergebnisse für
Lebenserwartung und zum Teil bei der Erwerbs-
forschungsbezogene Nachrichten, die mit 31
beteiligung von Frauen punkten, aber nicht bei
Punkten deutlich unterdurchschnittlich sind. Es
relevanten Nachrichtenbeiträgen zu Forschung
folgen Finnland, Frankreich und Belgien. Auf Platz
und Entwicklung. Gleiches gilt für Griechenland
9 liegt Israel, das mit 57 Punkten einen durchaus
auf Platz 22. Ein ähnliches Profil hat überraschen-
guten Wert erzielt. Besonders stark sind dabei die
derweise auch Japan (Platz 21). Weder im Bereich
Werte für die Erwerbsbeteiligung von Frauen, die
der auf Forschung und Entwicklung bezogenen
traditionell in Israel wesentlich stärker ausgeprägt
Nachrichten noch bei der Verbreitung von postma-
ist als in vielen westeuropäischen Staaten, und die
terialistischen Einstellungen kann es Zählbares vor-
Nachrichten über Forschung und Entwicklung.
weisen. Die viel zitierte Technikaffinität der Japaner
Trotz einiger vorgetragener Bedenken in anderen
scheint sich also im Wesentlichen auf eine konsum-
Bereichen besteht in Israel also eine sehr positive
orientierte Technikanwendung, aber kaum auf ein
Wahrnehmung von technischem Fortschritt.
breiteres Interesse an den Wirkungsmechanismen
Großbritannien punktet mit der Erwerbsbeteiligung der Frauen und der Nachrichtendichte zu Forschung und Entwicklung.
zu beziehen. Dies ist natürlich nur ein bedingt Hinter Norwegen auf Platz 10 folgt dann Deutsch-
positives Umfeld für kontinuierliche Innovation,
land auf Platz 11. Dieses Ergebnis ist noch ak-
geschweige denn bahnbrechende Erfindungen.
zeptabel, aber mit Blick auf die Punktzahl von 49 besteht doch ein deutlicher Abstand zu den
Hinter Griechenland liegt China auf Platz 23, das
führenden Nationen, die alle mehr als 70 Punkte
insbesondere bei der Erwerbsbeteiligung von
erreichen. Dabei ist es nicht die Erwerbsbeteiligung
Frauen gute Werte einfährt. Nachrichten über
von Frauen, die das mäßige Ergebnis verursacht.
Forschung und Entwicklung spielen dagegen nur
Sie ist mit 70 Punkten relativ stark ausgeprägt.
eine untergeordnete Rolle. Ebenso sind postma-
Schwächen zeigen sich vielmehr in der Nachrich-
terialistische Einstellungen nur in geringem Maß
tendichte bezüglich Forschung und Entwicklung
vertreten. Südkorea auf Platz 24 weist hier ein
(35 Punkte). Für ein Land, das sich wie wenige an-
ähnliches Profil auf, wobei die Lebenserwartung
dere seiner innovativen Leistungsfähigkeit rühmt,
allerdings höher ausfällt und die Erwerbsbeteili-
ist dieses Ergebnis mehr als nur bescheiden. Ein
gung von Frauen relativ gering ist. Auf den Plät-
schwacher Trost: Die USA müssen sich hinter
zen 28 bis 30 reihen sich Tschechien, Polen und
Dänemark und Österreich noch drei Plätze hinter
Ungarn ein. Alle drei ehemaligen Ostblockländer
Deutschland einordnen. Während die USA bei den
teilen Schwächen in den Indikatoren zu Postma-
Nachrichten über Forschung und Entwicklung gute
terialisten und beim Interesse an Nachrichten
Werte erreicht, macht die vergleichsweise niedrige
zu Forschung und Entwicklung. Die kulturellen
Lebenserwartung den USA einen Strich durch die
Rahmenbedingungen für Innovation sind hier also
Rechnung. Hinter den Niederlanden und Irland
weiterhin nur wenig ausgeprägt. Auf den letzten
folgt dann Italien mit seinem besten Teilbereichs-
drei Plätzen folgen Mexiko, die Türkei und Tai-
ergebnis auf Platz 17. Dafür sind vor allem der
wan. Der schlechte Platz von Taiwan ist dadurch
hohe Anteil der Postmaterialisten (67 Punkte) und
zu erklären, dass hier nur Werte für die Postma-
die Lebenserwartung (sogar 100 Punkte) verant-
terialisten vorliegen. Der Postmaterialismus ist
wortlich. Hingegen sind die Erwerbsbeteiligung von
allerdings eine Einstellung, die, wie im Vergleich
Frauen sowie die auf Forschung und Entwicklung
offenkundig wird, in keinem südostasiatischen
bezogenen Nachrichten mit jeweils null Punkten
Land eine große Rolle spielt.
33
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Dynamik der Märkte Die Wirtschaftsräume Europa, Nordamerika und Asien im Vergleich
36
Regionale Verflechtungen spielen auch in einer globalisierten Wirtschaft nach wie vor eine wichtige Rolle. Starke Einzelstaaten wirken als Magneten und Katalysatoren für Innovationsgeschehen in benachbarten Ländern. Zudem strahlen die entstehenden Kooperationen auf Wirtschaft und Wissenschaft der Region oder sogar des ganzen Kontinents aus.
Im Folgenden werden die wirtschaftlichen Aus-
Know-how und unterhalten Standorte und Nieder-
wirkungen insbesondere mit Blick auf die Inno-
lassungen in Asien. Diese forschen und entwi-
vationsleistung nicht nur der einzelnen Volks-
ckeln gezielt für den dortigen Markt und fungieren
wirtschaften, sondern der jeweiligen Gruppen
umgekehrt als Brückenkopf für Entwicklungen in
beziehungsweise Regionen Nordamerika, Europa,
Asien zur Nutzung in anderen Teilen der Welt.
Asien dargestellt. Regionale Verflechtungen und regionale Wirtschaftskraft rücken dabei stärker in
Im Vergleich der drei Regionen zeigt sich, dass
den Fokus als die weltweite Perspektive, die der
der nordamerikanische Raum bis Mitte der
Innovationsindikator in seinen übrigen Analysen
2000er-Jahre die stärkste Innovationsleistung
einnimmt. Besonderes Augenmerk wird auf die
erreichen konnte. Die EU, inklusive der euro-
Entwicklung des asiatischen Wirtschaftsraums
päischen Freihandelszone EFTA, konnte in den
und dabei wiederum auf die wirtschaftlichen
vergangenen Jahren allerdings nicht nur aufho-
Chancen gerade im Bereich der Hochtechnologien
len, sondern hat Nordamerika 2010 sogar über-
durch die Entwicklungen in China gelegt, dem im
holt. Demgegenüber bleibt der asiatische Raum
Vergleich zu Japan oder Südkorea eine stärkere
hinter der Innovationskraft der beiden anderen
integrative beziehungsweise impulsgebende Rolle
Wirtschaftsregionen deutlich zurück und konnte
bei der Entstehung eines neuen und innovations-
bisher – entgegen den Erwartungen Vieler – nicht
orientierten Wirtschaftsraums neben Nordamerika
nachhaltig aufholen. Zwar ging es in den 2000er-
und Europa zugeschrieben werden kann. Für Deutschland hätte das Entstehen eines solchen starken asiatischen Wirtschaftsraums bis hin zu einem transnationalen Innovationssystem eher positive Effekte, weil trotz aller Bedeutung der regionalen Märkte für den Absatz der deut-
Entwicklung des Innovationsindikators für die drei Wirtschaftsregionen, 1995 – 2013
schen Hochtechnologie auch die globalen Märkte weiterhin relevant bleiben. Zudem profitieren in-
Indexwert
novationsorientierte Unternehmen in Deutschland
50
davon, wenn sich in Asien neue technologische Kompetenzen entwickeln, die sie in ihre eigenen Produktions- und Innovationsketten integrieren
40
können. Denn die eigene Wettbewerbsfähigkeit kann auch dadurch gesteigert werden, dass Komponenten, die andere günstiger oder besser anbie-
30
ten können, zur Erweiterung oder Veredelung der eigenen Produkte eingesetzt werden. Schon heute nutzen deutsche Unternehmen das asiatische Asien
20
NAFTA
< Times Square, New York: Der nordamerikanische Wirtschaftsraum hat in den vergangenen
EU
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Jahr
Jahren an Innovationskraft verloren.
37
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Jahren bis zur Krise 2008 aufwärts, aber 2013
Allerdings lässt sich anhand einiger Einzelindi-
wurde das Vorkrisenniveau noch nicht wieder
katoren, insbesondere jenen zu Forschung und
erreicht.
Entwicklung, ablesen, dass asiatische Länder ihre Anstrengungen intensivieren und aufholen. Damit bestätigt der Innovationsindikator andere Untersu-
Innovationsrückstand in Asien
chungen, die bereits auf diese Entwicklung hingewiesen haben. Gerade was die Aufwendungen der
Für die Mehrheit der asiatischen Länder bleibt die
Wirtschaft für Forschung und Entwicklung betrifft
Herausforderung, die hohen Investitionen in Wis-
stehen Südkorea und Japan im internationalen
senschaft und Forschung und damit die starken
Vergleich ganz vorne. Zusätzlich konnte China
Steigerungen beim Innovationsinput in Zukunft
in den vergangenen Jahren beim Input ins Inno-
auch in messbaren Output zu verwandeln. Zwar
vationssystem insgesamt, aber auch beim Input
sind in allen Regionen absolute Steigerungen
der Wirtschaft, deutlich zulegen. Hinzu kommen
sowohl von Input wie auch Output erkennbar, im
Taiwan und Singapur, die für den gesamten asiati-
Gesamtindikator spiegelt sich dies jedoch noch
schen Raum allerdings weniger ins Gewicht fallen,
nicht in verbesserten Platzierungen wider. Selbst
jedoch ebenfalls beachtliche Inputwerte erreichen.
wenn man nur die Inputseite betrachtet, zeigt sich (noch) keine Verlagerung der Innovationsstärke
Wissenschaft bremst Asien
Richtung Asien.
Betrachtet man ausschließlich diejenigen Innovationsindikatoren, die die Wirtschaft charakterisieren, dann liegt die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA nach wie vor im internationalen Vergleich an der Spitze. Sie konnte zuletzt den Abstand zu Europa wieder vergrößern, wenngleich Europa seinen Wert beim Subindikator Wirtschaft im vergangenen Jahrzehnt steigern konnte. Die asiatischen Länder weisen hier – verglichen mit den Ergebnissen für die übrigen Subindikatoren –
Entwicklung des Subindikators Wirtschaft für die drei Wirtschaftsregionen, 1995 – 2013
den geringsten Abstand zu Nordamerika und Europa auf und konnten schneller als in den anderen Bereichen einen steigenden Trend erreichen. Die Wirtschaft ist also auch in Asien das Zugpferd im
Indexwert
Innovationssystem.
50
Beim Subindikator Wissenschaft bleibt Asien dagegen deutlich zurück. Auch die Dynamik ist
40
gering. Besonders interessant: Europa hatte die nordamerikanischen Länder bereits 2005 beim Subindikator Wissenschaft überflügelt und baut
30
seitdem seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Dies ist einerseits einer positiven Entwicklung in Europa geschuldet, andererseits auch den ab 2008
Asien
20
deutlich rückläufigen Werten Nordamerikas. Trotz dieser Einschränkung können der europäische
NAFTA
Forschungsraum (European Research Area) und EU
die einzelstaatlichen Investitionen in die Wissen-
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Jahr
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schafts- und Forschungssysteme in Europa insgesamt als Erfolg betrachtet werden.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
38
Erfolg und Misserfolg von Freihandelsabkommen und europäischem Binnenmarkt lassen sich besonders gut am Warenexport ablesen. Ein deutliches Plus beim Welthandel ist seit 2000 insbesondere bei Hochtechnologiegütern zu erkennen.
Welthandel mit Hochtechnologie
kommen, ist der Anteil Europas am Welthandel mit Hochtechnologiegütern rückläufig, obwohl das
Die Effekte der Freihandelsabkommen und des
Handelsvolumen in absoluten Zahlen weiter steigt.
europäischen Binnenmarktes lassen sich am
Der Anteil des Binnenhandels in der NAFTA war
besten in den Exportstatistiken ablesen. Bezogen
seit 2000 ebenfalls rückläufig, stieg zuletzt aber
auf Hochtechnologiewaren, also forschungsin-
wieder leicht an. Er erreicht jedoch nur einen
tensive Produkte und Güter, hat der Welthandel
Wert von 7,8 Prozent am gesamten Welthandel.
zwischen 2000 und 2012 um durchschnittlich 7,3
Der Handel mit Hochtechnologiegütern innerhalb
Prozent pro Jahr zugenommen. Dieses Gesamt-
Asiens macht mittlerweile 20 Prozent des Welt-
wachstum kommt zuallererst durch die gestiegene
handels aus und ist ab 2009 nochmals deutlich
Nachfrage nach solchen Gütern in und aus Asien
angestiegen. Demgegenüber machen die Exporte
zustande. Die weltweiten Exporte von Hochtech-
Asiens nach Europa nur rund 5 Prozent und in
nologiegütern aus Asien sind zwischen 2002 und
die NAFTA nur knapp 7 Prozent des Welthandels
2012 um 9,8 Prozent angewachsen, also stärker
aus. Die Exporte Europas nach Asien und in die
als der Welthandel insgesamt. Der Handel mit
NAFTA erreichen dabei ein Niveau von jeweils
Hochtechnologiegütern innerhalb der drei Regio-
knapp 5 Prozent des weltweiten Handels mit
nen ist in Nordamerika um 3,2 Prozent, in Europa
Hochtechnologiegütern.
Der europäische Binnenmarkt spielt für innovationsorientierte Güter eine wichtige Rolle.
um 6,1 Prozent und in Asien um stattliche 12,1 Prozent gestiegen. Bezieht man den Anteil des
Der Welthandel mit Hochtechnologiegütern wird
Binnenhandels (Exporte) in den drei Regionen auf
somit wesentlich durch den Handel innerhalb der
den gesamten Welthandel mit Hochtechnologie-
drei Regionen bestimmt. Die Handelsabkommen,
gütern, dann zeigt sich folgendes Bild: Zeitweise
beziehungsweise der europäische Binnenmarkt,
fand sogar ein Drittel, mittlerweile findet etwa ein
spielen gerade auch bei den innovationsorien-
Viertel der weltweiten Exporte von Hochtechnolo-
tierten Gütern eine wichtige Rolle. Die globale
giegütern innerhalb Europas statt – also zwischen
Wettbewerbsfähigkeit definiert sich zuerst über
Ländern der EU oder der EFTA. Da sich die Han-
die regionale Wettbewerbsfähigkeit und erst im
delsströme deutlich nach Asien verschoben ha-
zweiten Schritt über den darüber hinausreichen-
ben, beziehungsweise Importe verstärkt aus Asien
den Aktionsradius.
39
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Daten & Fakten Kennziffern zu den Wirtschaftsräumen
Jährliche Steigerungsraten des Handels mit Hochtechnologiegütern, 2000 – 2012
Patentanmeldungen aus Asien: Anzahl der Anmeldungen am US-Patentamt je Anmeldung am Europäischen Patentamt, 2010 – 2012
3
+12,1 %
1
+7,3 %
5
1
+9,8 % Welthandel
China
+7,0 %
3
+6,1 %
+3,2 %
+3,0 %
Singapur
1 Japan
6-7
1
Indien
14 Nordamerika
Europa
Asien
Nordamerika
Binnenhandel
Europa
Asien
4
1
1
Exporte
Südkorea
Taiwan
USA
Europa
Regionale Wirtschaftsräume im Überblick
NAFTA Gründung 1994
EFTA Gründung 1960
USA, Kanada, Mexiko
Norwegen, Liechtenstein, Schweiz und Island
EU Gründung 1957 Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern
ASEAN+ChinaFreihandelsabkommen Gründung 2010 Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, China ASEAN Gründung 1967 Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam
Quelle: Innovationsindikator
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
40
Regionale Verteilung des Handels mit Hochtechnologiegütern (als Anteil am Welthandel), 2012
Anteil der wissenschaftlichen Publikationen aus China, die gemeinsam mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern veröffentlicht wurden, 2010 – 2012
24,9 %
19 %
Binnenhandel
4,6 %
Chinesische Publikationen
5,1 %
Europa
Kopublikationen mit internationalen Partnern
Asien
Nordamerika
2,3 %
Europa
4,7 %
Nordamerika
Europa
Europa
Europa
Asien
Zunahme der Anmeldung von Kopatenten am chinesischen Patentamt nach Herkunftsland des Partners, 2006 – 2011
20 %
Binnenhandel
2,4 %
7,8 %
+46,4 %
Nordamerika
Binnenhandel
Südkorea
Asien
Asien
6,8 %
Nordamerika
+52,2 %
Asien Nordamerika
Japan
Anteile wissenschaftlicher Kopublikationen mit Partnern aus China an allen wissenschaftlichen Kopublikationen des jeweiligen Landes, 2010 – 2012
+52,6 %
16,3 % Taiwan
8,7 % 5,6 %
+68 %
4,9 %
4,8 %
3,0 %
1,2 %
2,7 % Singapur
Singapur
Philippinen
Vietnam Asien
Taiwan
Indien
USA
Deutschland Frankreich
Europa und Nordamerika
Infografik: SeitenPlan
41
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
territoriale Fragen ungewiss. Eine solche Freihandelszone hätte das Potenzial, anders als ASEAN, auch weltwirtschaftlich zu spürbarer Bedeutung zu gelangen.
Patente in China im Aufschwung Obwohl Japan und Südkorea bereits seit mehreren Jahrzehnten zu den industriell hoch entwickelten Ländern und zu den Volkswirtschaften mit der stärksten Forschungs- und Innovationsorientierung zählen, konnten sie kaum Ausstrahleffekte auf andere Länder in Asien und damit kaum Dynamik in der Region hervorrufen. Dies lag auch daran, dass beide Länder sehr deutlich auf den nordamerikanischen und teilweise auch auf den europäischen Markt ausgerichtet sind – nicht zuletzt, weil in Asien bis vor wenigen Jahren kaum interessante Wachstumsmärkte für Hochtechnologiegüter existierten. Ähnliches gilt auch für Taiwan und Singapur, die beide sehr stark auf den nordamerikanischen Markt ausgerichtet sind. Dies lässt sich unter anderem an der Anzahl der Patentanmeldungen ablesen, die am US-amerikanischen Chinesische Wissenschaftler sind international gut vernetzt. Die Volksrepublik ist auch deshalb ein
Patentamt aus diesen Ländern getätigt werden.
beliebter Partner für Forschungskooperationen.
Taiwanesische Unternehmen melden beispielsweise 14-mal so viele Patente in den USA an wie in Europa. Bei Unternehmen aus Singapur ist die Relation etwa fünf zu eins. Sogar indische Erfinder
Hintergrund: Freihandelsabkommen in Asien
melden sechs- bis siebenmal mehr Patente in den USA als in Europa an. Die stärkere europäische Orientierung von Südkorea und Japan spiegelt sich
Während in Nordamerika und Europa niedrige
ebenfalls in den Patentanmeldungen: Südkorea
Handelsschranken bereits seit Langem etabliert
tätigt diese nur viermal und Japan dreimal häufi-
sind, ist dies innerhalb Asiens erst in jüngerer
ger in den USA als in Europa. Auch China meldet
Zeit der Fall. Zwar besteht der Zusammenschluss
knapp dreimal mehr Patente am US-Patentamt
der sogenannten ASEAN-Staaten bereits seit
an als am Europäischen Patentamt. Die Differenz
1967, aufgrund der geringen Wirtschaftskraft der
ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken,
beteiligten südostasiatischen Länder konnte er
was die wachsende Bedeutung Europas für chine-
jedoch keine große weltwirtschaftliche Bedeu-
sische Technolgieunternehmen belegt.
tung entwickeln. Mit dem ab 2010 schrittweise in Kraft getretenen Freihandelsabkommen zwischen
Die Größe und Attraktivität des chinesischen
ASEAN und China könnte sich dies ändern, zumal
Marktes und sein Wachstum in den vergange-
solche bilateralen Abkommen bereits mit Südko-
nen Jahren zieht auch Unternehmen aus ande-
rea und Japan bestehen. Allerdings befinden sich
ren asiatischen Ländern an. Mittlerweile melden
diese drei großen Akteure in Asien untereinander
viele Unternehmen aus asiatischen Ländern eine
noch in Verhandlungen um eine Freihandelszo-
große Zahl von Patenten nicht nur in Nordameri-
ne. Ob diese bald zum Abschluss kommen, ist
ka, sondern auch in China beim State Intellectual
angesichts der zunehmenden Spannungen um
Property Office (SIPO) an. Zwischen 2006 und
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
42
2011 lagen die durchschnittlichen jährlichen
Das führt dazu, dass Unternehmen aus Singapur
Zuwachsraten der meisten asiatischen Länder
in eigene Forschungseinrichtungen in China und
am chinesischen Patentamt zwischen 20 und
umgekehrt chinesische Unternehmen in den
50 Prozent. Spitzenreiter ist hier Taiwan, dessen
Standort Singapur investieren. Taiwan, das nicht
Patentanmeldungen in China jährlich um durch-
nur sprachlich, sondern auch kulturell eine große
schnittlich 49 Prozent gewachsen sind. Mittler-
Nähe zu Festland-China aufweist, patentiert etwa
weile liegen die dortigen Patentanmeldungen etwa
die Hälfte seiner Erfindungen in Kooperation mit
auf dem Niveau von einem Viertel der Anmeldun-
Festland-Chinesen. Auch die kleineren Länder wie
gen in den USA. Auch Indien hat die Zahl seiner
Malaysia oder Thailand entwickeln mittlerweile
Patentanmeldungen am SIPO seit 2006 deutlich
substanzielle Teile ihrer patentierten Technologien
ausgeweitet und bis 2011 nahezu vervierfacht. Al-
gemeinsam mit chinesischen Partnern. Südkorea
lerdings bleiben die Zahlen mit weniger als 1.000
und Indien hingegen steigerten zwar ebenfalls die
Anmeldungen 2011 vergleichsweise bescheiden.
Zahl der in Kooperationen entstandenen Patente –
Sie erreichen lediglich das Niveau des deutlich
Südkorea konnte seine Zahlen versechsfachen –,
kleineren Singapurs. Dass Japan und Südkorea
beide Länder erreichen aber deutlich niedrigere
bereits in den 1990er-Jahren eine substanzielle
Anteile, die auf einem ähnlichen Niveau wie die
Anzahl an Patentanmeldungen in China vorzu-
Japans (2011: 4,4 Prozent) liegen. Diese drei Län-
weisen hatten, zahlt sich nun aus. Beide Länder
der bevorzugen also offensichtlich noch Standorte
verzeichnen zwar nur geringere Wachstumsraten,
außerhalb Chinas oder die Kooperation mit Part-
liegen aber in absoluten Zahlen auf einem umso
nern in anderen Ländern – auch bei Technologien
höheren Niveau. Aus Südkorea stammten 2011
für den chinesischen Markt.
Europas Bedeutung für chinesische Technologieunternehmen wächst.
etwa 4.200 Patentanmeldungen am SIPO, aus Japan sind es sogar knapp 40.000.
Im traditionell in der Hochtechnologie starken Japan kann das Patentamt dagegen keine Entwicklung vergleichbar mit der am chinesischen
China ist beliebter Partner für Forschungskooperationen
Patentamt vorweisen. Das gilt für die Dynamik der nationalen Patentanmeldungen wie für die Zahl der Kopatente. Das heißt: Der japanische Markt
Die Patentanmeldungen in China spiegeln zunächst
bot und bietet nicht dieselben Anreize für Patente
die Interessen der ausländischen Unternehmen am
wie der chinesische Markt.
chinesischen Markt für Hochtechnologieprodukte wider. Sie zeigen aber auch, dass Erfinder in inter-
Indien nimmt in der Frage der Patente für Hoch-
nationalen Unternehmen standort- und damit län-
technologien derzeit eine Sonderstellung ein. Es
derübergreifend zusammenarbeiten und sich auch
tritt weder am japanischen noch am chinesischen
Erfinder verschiedener Unternehmen zusammen-
Patentamt deutlich in Erscheinung. Umgekehrt ist
schließen. Dies zeigt sich am Anteil der Kopatente,
auch der indische Markt für Hochtechnologiegüter
also der Patente, an denen Erfinder aus wenigstens
bisher so wenig dynamisch, dass er für Unterneh-
zwei unterschiedlichen Ländern beteiligt sind. Hier
men aus anderen asiatischen Volkswirtschaften
spielt China eine zentrale Rolle.
von geringem Interesse ist.
Japanische Unternehmen haben die Anzahl ihrer jährlichen Kopatente mit chinesischen Erfindern zwischen 2006 und 2011 mehr als versechsfacht.
Chinesische Wissenschaft beflügelt die Region
Taiwan hat die Anzahl sogar auf das Achtfache gesteigert, Singapur mehr als verzwölffacht.
Ein wichtiger Bestandteil eines jeden Innovations-
Bemerkenswert: Zuletzt waren knapp 80 Prozent
systems ist die Leistungsfähigkeit der öffentlichen
aller in China angemeldeten Patente mit einem
Forschungseinrichtungen. Sowohl die weniger
Erfinder aus Singapur gleichzeitig auch von einem
entwickelten als auch die führenden Wissen-
Erfinder aus China erarbeitet worden. Die gemein-
schaftssysteme sind dabei auf die internationale
same Sprache spielt sicherlich eine große Rolle.
Zusammenarbeit angewiesen. Die einen, um von
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
den Besseren zu lernen. Die anderen, weil bei
genen Jahren zwar durchschnittlich etwas weniger
immer komplexer werdenden Herausforderungen
gewachsen als die Zahl der wissenschaftlichen
das notwendige Spezialwissen nur selten national
Publikationen Chinas insgesamt. Angesichts der
vorhanden, sondern meist im internationalen Ver-
Größe des Landes und des mittlerweile erreichten
bund zu finden ist.
Entwicklungsstandes der Wissenschaft kommt dieser Trend aber nicht allzu überraschend. Ein
Chinesische Wissenschaftler sind international gut
besonders ausgeprägtes Wachstum der gemein-
vernetzt. Das gilt für Bereiche, in denen China im
samen Zeitschriftenbeiträge findet sich zwischen
internationalen Vergleich zurückliegt, aber auch
2001 und 2012 mit den Ländern Südkorea,
für solche, in denen China weltweit führt, wie
Singapur, Taiwan, aber auch mit Vietnam und
beispielsweise in der Materialforschung oder der
Indien. Allerdings gehören die USA zu den Part-
Genetik. Dabei ist es keineswegs so, dass aus-
nerländern Chinas, die am stärksten an Bedeutung
schließlich mit Nordamerika kooperiert wird, auch
gewonnen haben. Deutschland hingegen kann
wenn dies – wie bei vielen anderen Ländern – die
das Wachstumstempo der Publikationen in China
häufigste Kooperationsregion ist. Chinas Wis-
nicht mitgehen und ist etwas zurückgefallen. Die
senschaftsleistungen strahlen vielmehr auf die
Bundesrepublik ist schlichtweg zu klein, um noch
gesamte Region aus, und seine Forscher arbeiten
mehr Kopublikationsrechte mit dem Riesenreich
mit Partnern in ganz Asien zusammen.
zu erreichen. Aus diesem Grund stehen hierzulande andere Themen stärker im Mittelpunkt, die im
Heute ist China hinter den USA die zweitgröß-
gemeinsamen strategischen Interesse liegen.
te Wissenschaftsnation mit nahezu 240.000 im renommierten Science Citation Index (SCI) erfass-
Auch Japan, das über einen langen Zeitraum
ten Zeitschriftenbeiträgen im Jahr 2012. Knapp
vergleichsweise niedrige Kopublikationszahlen
19 Prozent davon werden in Koautorenschaft mit
aufwies, hat in diesem Bereich vor allem in den
wenigstens einem ausländischen Partner verfasst.
vergangenen drei bis fünf Jahren deutlich zuge-
Die Anzahl der Kopublikationen ist in den vergan-
legt. Heute entsteht mehr als ein Viertel der Veröf-
Einkaufsmeile in Peking. Unter anderem hier blüht der chinesische Markt, den viele Experten als kommenden Gravitationspunkt für einen neuen asiatischen Handelsraum sehen.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
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fentlichungen in Zusammenarbeit mit mindestens einem internationalen Partner. Dabei sind die Anteile mit allen asiatischen Ländern stärker gewachsen als die Kopublikationen insgesamt. Mit den
Entwicklung des Subindikators Wissenschaft für die drei Wirtschaftsregionen, 1995 – 2013
USA und Deutschland hingegen sind sie weniger Indexwert
stark angestiegen als im Gesamtdurchschnitt. Es
50
scheint also, als würde sich Japan sogar noch stärker als China in der Region wissenschaftlich vernetzen, beispielsweise mit Malaysia, Taiwan,
40
Indonesien oder Vietnam. 30
Asiens Status quo der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Die regionale Verflechtung der Wirtschaft ist
20
Asien 10
eine große Chance und ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften.
NAFTA
Dies ist angesichts der absoluten Bedeutung des regionalen Warenverkehrs wenig verwunderlich. Der Wegfall von Handelsbarrieren spielt für die
EU
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erfolgreiche Nutzung regionaler Wirtschaftsbeziehungen also eine wichtige Rolle. Während in Nordamerika und Europa bereits seit Langem gut funktionierende regionale Wirt-
bei der Herstellung von Hochtechnologiegütern.
schaftsverflechtungen bestehen, waren solche
Das heißt: Die Entwicklung und Produktion von
innerhalb Asiens bisher weniger ausgeprägt be-
Hightech-Komponenten findet primär in Japan
ziehungsweise weniger bedeutend. Es hatten sich
und Südkorea statt, das Assembling von Konsum-
beispielsweise mit den ASEAN-Staaten lediglich
gütern wird unter Nutzung dieser Hightech-Kom-
wirtschaftlich kleinere Nationen zusammenge-
ponenten in anderen asiatischen Ländern durch-
schlossen. Südkorea und Japan haben trotz ihrer
geführt, darunter auch China. Der chinesische
höheren Wirtschaftskraft bisher nicht auf das
Markt hat jedoch darüber hinaus die Chance, als
Entstehen einer integrierten regionalen bezie-
Gravitationspunkt für die Entwicklung eines asiati-
hungsweise kontinentalen Wirtschaft in Asien hin-
schen Handelsraums zu wirken. Hierfür sprechen
gewirkt. Ein Grund ist sicherlich, dass die Märkte
einerseits die Größe und Dynamik des Landes.
der anderen asiatischen Länder gerade für Hoch-
Andererseits suchen die chinesische Regierung
technologiegüter als nicht groß genug angesehen
und die chinesischen Unternehmen aktiv die
werden. Vielmehr setzen Japan und Südkorea vor
Zusammenarbeit und den Austausch mit Partnern
allem auf den nordamerikanischen Markt sowie
in der Region. Es sind vor allem die technologisch
auf Europa. Noch ausgeprägter zeigt sich diese
weit entwickelten Länder wie Japan, Südkorea,
Tendenz für Taiwan, Singapur und auch Indien,
Taiwan oder Singapur, die in besonderem Maße
die ihre Exportstrategien für Hochtechnologiegüter
die Möglichkeit haben, den chinesischen Markt
auf Märkte außerhalb Asiens ausrichten.
zu bearbeiten und mit chinesischen Partnern in
Die regionale Verflechtung der Wirtschaft spielt eine große Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften.
Wissenschaft und Technologie zusammenzuarbeiBereits seit Längerem gibt es zwischen einzel-
ten. Doch auch andere Länder profitieren von den
nen Ländern – insbesondere Japan und Südko-
Entwicklungen in verschiedenen Bereichen des
rea auf der einen Seite und die kostengünstigen
Wirtschafts- und Innovationssystems. Ein Beispiel
Produktionsstandorte China und Südostasien auf
sind die kleineren, an die prosperierenden chine-
der anderen Seite – eine vertikale Arbeitsteilung
sischen Provinzen angrenzenden Länder.
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
In Asien ist mit einem transnationalen Innovationssystem zu rechnen.
Sie sind nicht unmittelbar technologie- oder inno-
Da sich der Austausch innerhalb Asiens längst
vationsorientiert, können die eigene wirtschaftli-
nicht mehr allein auf den Handel mit Waren und
che Entwicklung durch den Austausch mit dem
Gütern beschränkt, sondern sich die Verflechtun-
Reich der Mitte jedoch klar steigern. So melden
gen auch auf Wissenschaft und Technologieent-
Unternehmen aus Myanmar oder Laos zwar so
wicklung erstrecken, ist mit dem Entstehen eines
gut wie keine Patente in China an – übrigens
transnationalen Innovationssystems zu rechnen,
auch sonst nirgends in der Welt –, kommen aber
in dem die verschiedenen Akteure ihre jeweiligen
beispielsweise in den Genuss von Infrastruktur-
Stärken einbringen.
investitionen. China braucht für die Rohstoffe und Vorprodukte aus diesen Ländern wie auch für
Chancen eines asiatischen Innovationssystems
den Absatz der eigenen Produkte in diese Ländern eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur. Chinesische Investitionen in den Ausbau des grenznahen Schienennetzes werden in Laos
Die Entwicklung des chinesischen Marktes bietet
genau aus diesem Grund getätigt. Doch es gibt
zunächst eine Chance für Innovationen sowohl in
auch asiatische Staaten, die nicht von den Innova-
Asien als auch im Rest der Welt, die jedoch auch
tionszentren profitieren. Indien spielt beispielswei-
politisch und insbesondere handelspolitisch er-
se weder als Markt noch als Wissenschafts- oder
griffen werden muss. Ein erster Schritt ist sicher-
Technologieakteur derzeit eine relevante Rolle für
lich das Freihandelsabkommen Chinas mit den
die Entwicklung einer Regionalwirtschaft und ei-
ASEAN-Staaten. Eine weitere Komponente sind die
nes transnationalen Innovationssystems. Auch die
ASEAN+3-Gespräche sowie die bilateralen Abkom-
westlich an China angrenzenden Länder können
men zwischen ASEAN und Japan sowie Südkorea.
sowohl aus politischen wie auch wirtschaftlichen
Es bleiben aber auch Herausforderungen, die sich
Gründen derzeit kaum von der chinesischen
unter anderem aus der Geschichte ergeben. Die
Entwicklung profitieren.
schwierigen Beziehungen zwischen China und Japan, die sich beispielsweise im Streit um die Senkaku-Inseln offen zeigen, sind eine schwere Belastung für die gesamte Region. Es gibt Ressentiments auf beiden Seiten, die sich beispielsweise im Boykott von Produkten bis hin zu Übergriffen auf
Anteil des Binnenhandels in den drei Wirtschaftsregionen am Welthandel, 2000 – 2012
Einrichtungen von Unternehmen niederschlagen. Auch andere Länder der Region haben ähnliche Hürden zu überwinden. Die wirtschaftlichen Interessen bieten aber die Chance, diese Barrieren zum
Prozent 35
Vorteil aller Beteiligten hinter sich zu lassen.
30
Zentral wird sein, dass sich zunächst die drei großen Akteure China, Japan und Südkorea – idealerweise gemeinsam mit den ASEAN-Staaten – auf
25
eine Linie einigen. Die übrigen könnten dann nach und nach folgen. Der momentan eingeschlagene
20
Weg von Freihandelsabkommen zwischen ASEAN und den drei Ländern China, Japan und Südkorea
15
geht in die richtige Richtung. Eine Einigung im
Asien
Rahmen des Freihandelsabkommens zwischen 10
China, Japan und Südkorea untereinander, wie es
NAFTA
seit 2012 verhandelt wird, wäre auf diesem Weg EU
zur Etablierung einer regionalen Wirtschaftszone
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Jahr
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und eines transnationalen Innovationssystems in Asien ein bedeutender Schritt.
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
46
Exkurs
Gemeinsame Wirtschaftsräume Seit Jahrzehnten versuchen Staaten weltweit, ihre
die nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA),
Zu den kleineren, weniger entwickelten Ländern
wirtschaftliche Entwicklung über Abkommen und
der die USA, Kanada und Mexiko angehören. Die
zählen Brunei, Kambodscha, Vietnam, Thailand,
Verträge mit Nachbarstaaten positiv zu beeinflus-
asiatische Freihandelszone (AFTA) und insbeson-
Myanmar und die Philippinen. In jüngerer Zeit
sen. In Deutschland hatte bereits der Zollverein
dere die ab 2010 schrittweise in Kraft getretene
wurden im Rahmen der ASEAN+3-Vereinbarung
von 1834 das Ziel, Handelsbarrieren innerhalb
Freihandelszone zwischen den ASEAN-Staaten
Gespräche mit China, Japan und Südkorea aufge-
des fragmentierten Landes abzubauen, eine
und China verfolgen ebenfalls das Ziel, durch in-
nommen, also den wirtschaftlich großen Nationen
einheitliche Handelspolitik zu erreichen und damit
tensiveren Handel die wirtschaftliche Entwicklung
im südost- und ostasiatischen Raum. Hierdurch
die wirtschaftliche Entwicklung anzustoßen.
in der Region anzustoßen.
soll eine stärkere Kooperation in wirtschaftlichen
Auf europäischer Ebene sollte ab 1957 die Eu-
Die ASEAN-Staaten selbst, die weitere bilaterale
ropäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) die
Abkommen auch mit Japan und Südkorea haben,
Schaffung eines gemeinsamen Marktes und den
sind ein Zusammenschluss wirtschaftlich klei-
Abbau von Handelshemmnissen sicherstellen.
nerer Nationen im südostasiatischen Raum. Zu
Aus ihr sind die Europäische Gemeinschaft (EG)
seinen wirtschaftlich bedeutenden Mitgliedstaa-
und anschließend mit dem Vertrag von Maastricht
ten gehören Indonesien, Malaysia und Singapur.
Fragen ermöglicht werden, ähnlich wie in Nordamerika oder in Europa.
die Europäische Union (EU) hervorgegangen, die diesem Ziel weiterhin verpflichtet ist. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) ging mit dem Euro und der Angleichung der Währungspolitik sogar noch einen Schritt weiter. Trotz ökonomischer Probleme infolge der aktuellen Wirtschaftskrise steht außer Frage, dass dieser Zusammenschluss in Europa einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamik in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat. Auch in anderen Regionen der Welt wird seit Jahrzehnten versucht, über Freihandelsabkommen und andere Maßnahmen der ökonomischen Integration die wirtschaftliche Entwicklung zu befeuern. Im Unterschied zur EG oder gar der EU, die neben Gesetzgebungskompetenzen beispielsweise auch die freie Wahl des Wohnorts und des Arbeitsplatzes beinhaltet, haben Freihandelsabkommen im Allgemeinen jedoch lediglich das Ziel, Handelsströme zu erleichtern. Die Europäische Freihandelszone (EFTA), die aufgrund des Beitritts einiger Mitglieder zur Europäischen Gemeinschaft seit den 1970erJahren heute lediglich die Länder Norwegen, Liechtenstein, Schweiz und Island umfasst, hat beispielsweise genau eine solche wirtschaftliche
Über Abkommen und Verträge versuchen Staaten seit Jahrzehnten, den Warenverkehr untereinander zu
Zusammenarbeit zum Ziel. Ähnliches gilt auch für
erleichtern. Die Häfen der Welt sind dabei wichtige Schnittstellen in diesem globalen Handelsstrom.
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BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
Wie aus Werten Rankings werden Die Methodik des Innovationsindikators Um die Vielschichtigkeit von Innovationen bestmöglich zu reflektieren, ist der Innovationsindikator als sogenannter Kompositindikator angelegt. Das heißt: Er trägt 38 einzelne Indikatoren für Teilbereiche von Innovationssystemen zusammen und verdichtet schließlich die enthaltenen Informationen zu einer einzelnen Maßzahl.
Die 38 Einzelindikatoren des Innovationsindikators werden über ein empirisches Modell bestimmt,
Mehr Volkswirtschaften im internationalen Vergleich
das jene Indikatoren identifiziert, die die höchste Erklärungskraft für die Innovationsfähigkeit von
Mit dem Innovationsindikator 2014 wurde der
Volkswirtschaften haben. Auf Basis eines fixen
Kreis der europäischen Länder um Griechen-
Sets an Referenzländern (USA, Japan, Deutsch-
land, Portugal, Tschechien und Ungarn erweitert.
land, Großbritannien, Frankreich, Italien, Schweiz)
Außerdem sind Indonesien, Israel und Mexiko
werden die einzelnen Indikatoren auf das Intervall
zum ersten Mal beim Innovationsindikator dabei.
0-100 normiert, um sie vergleichbar zu machen.
Hintergrund dieser Ausweitung ist, dass immer
Anschließend werden die Einzelwerte gleichge-
mehr Länder auf Innovationen und technologische
wichtet aufsummiert. Die detaillierte Darstellung
Wettbewerbsfähigkeit setzen, um ihr Bruttoin-
ist online im Methodenbericht zum Innovationsin-
landsprodukt zu steigern. Damit treten auch neue
dikator zu finden.
potenzielle Konkurrenten in Technologiemärkte ein. Außerdem werden nicht nur die Produktion, sondern zusehends auch Forschung und Innova-
Die Subindikatoren
tion in neu entstehende Märkte verlagert. Durch die Aufnahme weiterer europäischer Länder kann
Die Aufnahme neuer Länder hat das Ziel, ein besseres Bild von Europa zu zeichnen.
Zusätzlich zum Gesamtindikator werden die Er-
ein besseres Bild von Europa insgesamt gezeich-
gebnisse getrennt nach den Subsystemen Wirt-
net werden, gerade mit Blick auf die divergierende
schaft, Bildung, Wissenschaft, Staat und Gesell-
wirtschaftliche Entwicklung in Europa.
schaft ausgewiesen, um so innovationspolitische Handlungsfelder besser identifizieren zu können. Dabei ist die Methodik zur Berechnung identisch mit der für den Gesamtindikator. Die Einzelindika-
Die Überarbeitung des Gesellschaftsindikators
toren werden innerhalb der Subsysteme gleichgewichtet aggregiert. Zu beachten ist, dass sich die
Die Indikatorenauswahl für den Innovationsin-
Subsystemindikatoren nicht zum Gesamtindikator
dikator beruht auf einer Modellrechnung, die
verrechnen lassen, da einige Indikatoren mehre-
den Datenstand des Jahres 2009 widerspiegelt.
ren Subsystemen zugerechnet werden.
Gerade die Indikatoren zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Innovationen müssen dabei heute in Teilen als überholt angesehen wer-
Vorausberechnungen bis 2013
den. Bisher wurde der gesellschaftliche Einfluss auf die Innovationsfähigkeit anhand der folgenden
Alle Daten, auf denen der Innovationsindikator
vier Indikatoren bewertet: die Einschätzung der
beruht, beziehen sich auf das Referenzjahr 2013.
Erfolgswahrscheinlichkeit von Unternehmens-
Damit ist die Aktualität des Innovationsindikators
gründungen, die Anzahl der Computer pro 100
sichergestellt und die Vergleichbarkeit der Werte
Einwohner, die E-Readiness (ein Index zur Ver-
für einzelne Länder garantiert. Für Indikatoren
breitung elektronischer Behördengänge) sowie der
und Länder, deren Datenstand nicht bis 2013
Anteil der Postmaterialisten. Die Verbreitung von
reicht, werden Prognoseverfahren aus der Zeitrei-
Computern ist aber mittlerweile so hoch, dass die
henökonometrie angewendet, um die Werte bis
Anzahl kein Abbild der Bereitschaft der Bevölke-
zum aktuellen Stand fortzuschreiben.
rung ist, neue Technologien aufzunehmen. Auch elektronische Behördengänge und entsprechende Funktionalitäten auf den Internetseiten von Behör-
BDI_Deutsche Telekom Stiftung _ Innovationsindikator 2014
50
den und Ämtern sind heute vielerorts zur Selbst-
Dies war Anlass, die gesellschaftlichen Indikato-
verständlichkeit geworden. Für den Indikator zur
ren auf den Prüfstand zu stellen. Wir haben dabei
Erfolgswahrscheinlichkeit von Unternehmens-
eine große Zahl möglicher neuer – und auch
gründungen wurden seit einiger Zeit keine neuen
alter – Indikatoren daraufhin analysiert, ob sie
Daten erhoben.
sich als aussagekräftig für die Bewertung der
Liste der Einzelindikatoren des Innovationsindikators Beschreibung Anteil der ausländischen Studenten an allen Studenten Beschäftigte mit mind. Sekundarstufe II, ohne Hochschulabschlüsse, als Anteil an allen Beschäftigten Promovierte (ISCED 6) in den MINT-Fächern als Anteil an der Bevölkerung Hochschulabsolventen in Relation zu den hoch qualifizierten Beschäftigten im Alter 55+ Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Bildung an allen Beschäftigten Jährliche Bildungsausgaben (Tertiärstufe einschl. FuE) je Student Qualität des Erziehungssystems (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Qualität der mathematisch-naturwissenschaftlichen Erziehung (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) PISA-Index: Wissenschaft, Lesekompetenz, Mathematik (auf offener Skala mit Mittelwert 500 und Standardabweichung 100) Lebenserwartung in Jahren Frauenerwerbsbeteiligung in Prozent der Erwerbspersonen Anzahl der Presseveröffentlichungen zu Wissenschaft und Forschung je Einwohner Anteil Postmaterialisten (Inglehardt) an der Bevölkerung Staatliche Nachfrage nach fortschrittlichen technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Nachfrage der Unternehmen nach technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Für die Frühphase eingesetztes Venturecapital in Relation zum Bruttoinlandsprodukt Ausmaß von Marketing (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Anteil der internationalen Kopatente an allen Anmeldungen von transnationalen Patenten Anteil der Wertschöpfung in der Hochtechnologie an der gesamten Wertschöpfung Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungen an allen Beschäftigten Intensität des einheimischen Wettbewerbs (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung Patentanmeldungen von transnationalen Patenten Patentanmeldungen am USPTO je Einwohner Wertschöpfung pro Arbeitsstunde (in konstanten PPP-$) Handelsbilanzsaldo bei Hochtechnologien gemessen an der Bevölkerung Anteil der von Unternehmen finanzierten FuE-Ausgaben der Hochschulen Interne FuE-Ausgaben der Unternehmen als Anteil am BIP Anteil der FuE-Ausgaben der Unternehmen, die durch eine steuerliche FuE-Förderung finanziert werden Anteil der staatlich finanzierten FuE-Ausgaben der Unternehmen am BIP Anzahl der Forscherinnen und Forscher in Vollzeitäquivalenten pro 1.000 Beschäftigte Zahl der wissenschaftlich-technischen Artikel im Verhältnis zur Bevölkerung Qualität der wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Zahl der Zitate pro wissenschaftlich-technischer Publikation in Relation zum weltweiten Durchschnitt (gemessen am Durchschnitt der jeweiligen Disziplin) Anzahl der Patente aus der öffentlichen Forschung je Einwohner Anteil von internationalen Kopublikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln Anteil der FuE-Ausgaben in staatlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen am BIP Anteil eines Landes an den 10 Prozent am häufigsten zitierten wissenschaftlich-technischen Publikationen
51
Akteur/Subsystem Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Gesellschaft Gesellschaft Gesellschaft Gesellschaft Staat Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft/Staat Wirtschaft/Staat Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft
Input/Output Input Output Output Input Output Input Input Input Input Input Input Input Input Input Input Input Input Input Output Input Input Output Output Output Output Output Input Input Input Input Input Output Input Output
Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft/Staat Wissenschaft
Output Input Input Input
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Innovationsorientierung von Gesellschaften zeigen.
einer höheren Frauenerwerbsbeteiligung werden
Mithilfe eines Expertenworkshops wurden jene
die gesamten Produktiv- und Kreativkräfte einer
gesellschaftlichen Strukturen und Einstellungen
Gesellschaft besser genutzt. Außerdem kann die
bestimmt, die für die Innovationsfähigkeit von Ge-
Frauenbeteiligung auch als Indikator für die Offen-
sellschaften relevant sind. Für zehn mögliche neue
heit und die Entwicklungsstufe einer Gesellschaft
Gesellschaftsindikatoren wurden erneut Modell-
interpretiert werden. Beides sind Faktoren, die für
rechnungen durchgeführt, um deren statistische
das Hervorbringen von Innovationen von großer
Eignung zu überprüfen. Letztlich erwiesen sich
Bedeutung sind.
drei neue Indikatoren als konzeptionell relevant: die
Bildung und Erfahrung sind entscheidende Faktoren der individuellen Produktivität.
Lebenserwartung der Bevölkerung, die Erwerbs-
Die Anzahl der Pressemeldungen zu wissen-
beteiligung von Frauen und die Presseveröffent-
schaftlichen und technologischen Themen als
lichungen zu Forschung und Wissenschaft. Als
weiterer neuer Indikator reflektiert das Interesse
vierter Indikator zur Gesellschaft verblieb der Anteil
an solchen Fragestellungen. Dabei kann an-
der Postmaterialisten im Indikatorenset. Alle vier
genommen werden, dass Presse und Medien
Indikatoren – auch der Postmaterialismus-Index –
entsprechend mehr solcher Meldungen veröffent-
haben sich in empirischen Untersuchungen sowohl
lichen, wenn das Interesse groß ist. Das Beson-
als untereinander weitgehend überschneidungsfrei
dere an diesem Indikator: Er umgeht Probleme,
und gleichzeitig als mit Ergebnisgrößen von Innova-
die üblicherweise auftreten, wenn die Einstellung
tionsanstrengungen wie dem Bruttoinlandsprodukt
von Personen gegenüber Innovationen gemes-
pro Kopf und der Wertschöpfung je Arbeitsstunde
sen wird. Der Indikator muss sich weder mit der
eng zusammenhängende Maßzahlen bewährt.
Diskrepanz zwischen Einstellungen und tatsächlichem Handeln auseinandersetzen, noch der ge-
Die Lebenserwartung ist dabei auf den ersten
nerellen Schwierigkeit stellen, Einstellungen über
Blick ein Faktor, der nicht nur die gesellschaftliche
Befragungen zu erfassen. Allerdings misst der
Innovationsfähigkeit erhöht, sondern auch durch
neue Indikator nicht unmittelbar die Technikaffi-
die Wirtschaftskraft eines Landes positiv beein-
nität, sondern nur die allgemeine Aufmerksamkeit
flusst wird. Der Hauptgrund für die Verwendung
gegenüber Wissenschaft und Technik, die durch-
der Lebenserwartung als relevanter Indikator ist
aus auch kritisch motiviert sein kann. Doch auch
der enge Zusammenhang mit der Produktivität als
dies kann förderlich für die Innovationsfähigkeit
wichtige Outputgröße von Innovationen. Dieser
sein, wenn eine kritische Auseinandersetzung zu
Zusammenhang lässt sich mit Argumenten aus
besseren Innovationslösungen führt.
der Humankapitaltheorie in Einklang bringen. Sie besagt, dass nicht nur Bildung und Erfahrung
Insgesamt sind die drei neuen Indikatoren sta-
wichtige Faktoren der individuellen Produktivität
tistisch gesehen eher als „harte“ Indikatoren zu
sind, sondern auch die Gesundheit, die nicht nur
bezeichnen, weil sie unabhängig vom zu unter-
kurzfristige, sondern über das ganze (Arbeits-)Le-
suchenden Konstrukt gemessen und erhoben
ben betrachtete positive Effekte auf die Produktivi-
werden. Sie sind aber aus inhaltlicher Sicht als
tät ausübt. Eine hohe Lebenserwartung steigert die
„weiche“ Indikatoren zu bezeichnen, da sie
Leistungsfähigkeit einer Wirtschaft beziehungswei-
indirekte Effekte beziehungsweise Konstrukte
se einer Gesellschaft insgesamt und bietet Anreize
für die Innovationsleistung von Volkswirtschaften
für langfristig wirkende Investitionen. Dazu zählen
abbilden.
insbesondere Investitionen in Wissen, Forschung und neue Technologien. Hinzu kommt, dass der Indikator Lebenserwartung die Qualitätsanforde-
Sensitivitätsanalysen
rungen der Nachfrage („Demand Sophistication“) im internationalen Vergleich gut abbildet.
Robustheit ist bei Kompositindikatoren von großer Bedeutung, da die Ergebnisse und Rankings von
Die Frauenerwerbsbeteiligung als zweiter neuer
den gewählten Aggregationsgewichten abhängen.
Gesellschaftsindikator gibt ebenfalls Hinweise auf
Indikatorensysteme wie der Innovationsindika-
die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft. Denn bei
tor müssen also transparent machen, inwieweit
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die Ergebnisse von den konkreten Gewichten abhängen. Hierfür werden Sensitivitätsanalysen durchgeführt, bei denen anstelle einer Gleichgewichtung die Gewichte über Zufallsgeneratoren bestimmt werden. Hierdurch ergeben sich zufällige Gewichtskonstellationen, die zu einem jeweils spezifischen Ranking der Länder führen. Das Ranking, welches sich bei einer bestimmten zufälligen Gewichtung ergibt, wird aufgezeichnet und der Vorgang vielmals wiederholt. Am Ende erhält man simulierte Schwankungsintervalle für die Rankings der einzelnen Länder, die es ermöglichen, die Robustheit der Ergebnisse zu untersuchen (siehe Abbildung). Es ergeben sich drei Hauptgruppen von Ländern: Hauptgruppe ist der Rangplatz eines Landes in
Ergebnisse der Sensitivitätsanalysen zur Gewichtung der Einzelindikatoren des Innovationsindikators
der Regel wenig robust gegenüber Veränderun-
Land
Spitze, Mittelfeld und Nachzügler. Innerhalb einer
gen der Gewichte, während die Zugehörigkeit zu einer Hauptgruppe sehr wohl robust gegenüber Veränderungen der Gewichtung ist. Das bedeutet, dass die konkrete Position eines Landes in der Rangfolge durch eine etwas andere Gewichtung verändert werden kann, nicht aber die Zuordnung zu einer der drei Gruppen. Beispielsweise kann für Deutschland nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass es als Sechster besser als Norwegen auf Platz 7 ist. Man kann aber sehr wohl festhalten, dass Deutschland hinter der Schweiz liegt. Auch im Idealfall einer für Deutschland besonders günstigen Gewichtung der Einzelindikatoren würde es keinen besseren als den vierten Rang erreichen, allerdings auch keinen schlechteren als den elften Rang.
Schweiz Singapur Finnland Belgien Schweden Deutschland Norwegen Niederlande Irland Großbritannien Taiwan Dänemark USA Österreich Kanada Australien Frankreich Südkorea Israel Japan Tschechien Spanien Portugal China Ungarn Italien Russland Griechenland Polen Südafrika Indonesien Türkei Indien Brasilien Mexiko Rang
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Projektpartner Der Innovationsindikator wird von einem Konsortium aus drei Instituten erarbeitet. Die Federführung des Projekts liegt beim Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI). Unterstützt wird das Institut vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und vom Maastricht Economic and Social Research and Training Centre on Innovation and Technology, Maastricht University (MERIT). Herausgeber der Studie sind die Deutsche Telekom Stiftung und der Bundesverband der Deutschen Industrie.
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Es erforscht die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellt das Institut seinen Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. www.isi.fraunhofer.de
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist ein gemeinnütziges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut. Es wurde 1990 auf Initiative der baden-württembergischen Landesregierung, der Wirtschaft des Landes und der Universität Mannheim gegründet und nahm im April 1991 die Arbeit auf. Seitdem hat sich das ZEW als eines der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute mit hoher europäischer Reputation etabliert. www.zew.de
UNU-MERIT UNU-MERIT ist ein Forschungs- und Trainingszentrum der United Nations University (UNU) und der Maastricht University (UM) im Südosten der Niederlande. UNU-MERIT erforscht die sozialen, politischen und ökonomischen Faktoren, die technologische Innovationen vorantreiben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Zugang zu Wissen, dessen Erzeugung und Verbreitung. www.merit.unu.edu
Deutsche Telekom Stiftung Mit ihrem Stiftungskapital von 150 Millionen Euro gehört die Deutsche Telekom Stiftung zu den großen Unternehmensstiftungen in Deutschland. Dies ermöglicht es, wirkungsvolle Projekte zur Verbesserung der MINT-Bildung entlang der gesamten Bildungskette ins Leben zu rufen: von der frühkindlichen Bildung über schulisches und außerschulisches Lernen bis hin zur Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften. www.telekom-stiftung.de
Bundesverband der Deutschen Industrie Der BDI ist die Spitzenorganisation im Bereich der Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleister. Als Interessenvertretung der Industrie trägt der BDI bei seinen Mitgliedern zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung bei. Er bietet Informationen für alle Bereiche der Wirtschaftspolitik an. Der BDI unterstützt so die Unternehmen im intensiven Wettbewerb, den die Globalisierung mit sich bringt. www.bdi.eu
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Website: Mehr Indikator geht nicht
www.innovationsindikator.de
Folgende thematische Ergänzungen zur Studie finden Sie bald auf der Website:
Mit der Website zum Innovationsindikator steht eine abwechslungsreiche Informationsplattform
Neue Technologien (Januar 2015)
zum Innovationssystem Deutschlands zur Verfü-
In der Untersuchung wird beleuchtet, wie gut (oder schlecht) Deutschland in der
gung. Sie finden dort die Ergebnisse der aktuel-
Lage ist, auf neue Technologiepfade einzuschwenken. Daneben wird auch erörtert,
len Studie sowie News, Experteninterviews und
wie dieser Strukturwandel im Vergleich beispielsweise zu den USA, Großbritannien
fundierte Hintergrundberichte zu verschiedenen
oder auch Japan abläuft. Ein wichtiger Bestandteil dieser Erörterung wird dabei die
Innovationsthemen. Ein besonderer Service der
deutsche Innovationskultur sein, die sich unter anderem mit den Begriffen Adaption
Website ist „Mein Indikator“: Auf Knopfdruck
und Absorption neuer Technologien in Zusammenhang bringen lässt.
können Sie dort individuell Länder und Themen der Studie miteinander vergleichen.
Innovationsführer (März 2015) Ziel dieser Untersuchung ist die Darstellung und der internationale Vergleich der
Scannen Sie diesen QR-Code
Zahl und Leistungsfähigkeit der deutschen Marktführer. Wo bestehen ausgeprägte
mit ihrem Smartphone oder
Stärken – beispielsweise hinsichtlich Marktwachstum – und in welchen Sektoren
Tablet-PC ein. Dann gelangen
und Bereichen finden sich hohe Marktanteile? Diese Analyse wird sich sowohl auf
Sie direkt zur Website.
Deutschland insgesamt als auch auf ausgewählte Sektoren beziehen.
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Notizen
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Impressum
Herausgeber
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53262 Bonn Tel. 0228 181-92001
Fotos
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Bundesverband der
Telekom Stiftung (S. 3 li.), Robin MacDougall/
Deutschen Industrie e. V. (BDI)
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Breite Straße 29
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10178 Berlin
tics/E+/Getty Images (Titel), pio3/Shutterstock.com
www.bdi-online.de
(S. 19), S-F/Shutterstock.com (S. 31), Siemens AG (S. 26), Skoda Auto Deutschland GmbH (S. 21),
Verfasser
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Prof. Dr. Torben Schubert, Dr. Christian Rammer,
(S. 36), TonyV3112/Shutterstock.com (S. 44),
Dr. Rainer Frietsch
urtix/Shutterstock.com (S. 16), vovan/Shutterstock.com (S. 55), xPACIFICA/Iconica/Getty
Projektteam
Images (S. 14), 41/Shutterstock.com (S. 42)
Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl (Fraunhofer ISI), Dr. Rainer Frietsch (Fraunhofer
Stand
ISI), Dr. Hugo Hollanders (UNU-MERIT),
Oktober 2014
Dr. Christian Rammer (ZEW), Prof. Dr. Torben Schubert (Fraunhofer ISI)
Copyright Deutsche Telekom Stiftung
Verantwortlich
ISBN: 978-3-9813300-4-5
Dr. Ekkehard Winter, Deutsche Telekom Stiftung Dieter Schweer, BDI Redaktion Dr. Rainer Frietsch, Dr. Gerd Hanekamp, Sandra Heidemann, Konrad Hünerfeld, Dr. Christian Rammer, Prof. Dr. Torben Schubert, SeitenPlan GmbH, Dr. Carsten Wehmeyer Gestaltung und Produktion
Hinweis
SeitenPlan GmbH
In diesem Bericht wird der Lesbarkeit halber
Corporate Publishing
die männliche Form auch als Synonym für die
Dortmund
weibliche Form verwendet.
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