Industriepolitik Dossier 11/2017

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INDUSTRIEPOLITIK DOSSIER

Industriebericht

November 2017

Wir erwarten für das Jahr 2017 einen Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um drei Prozent. Die deutsche Industrie partizipiert in großem Maße an der konjunkturellen Erholung in Europa. Darüber hinaus profitiert das stark exportorientierte Verarbeitende Gewerbe von der Belebung des Welthandels.

Die Industrieproduktion in der Europäischen Union (EU28) wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur das vierte Jahr in Folge weiter steigen. Das Produktionswachstum von rund drei Prozent wäre damit das stärkste seit sechs Jahren.

Die weltweite Industrieproduktion dürfte im Jahr 2017 um mehr als drei Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Dies wäre das stärkste Wachstum seit dem Jahr 2014. Im Jahr 2017 dürfte sich auch das Expansionstempo in den entwickelten Volkswirtschaften beschleunigen.

Der weltweite Handel wird im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent steigen und damit so stark wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr. Die deutschen Exporte dürften auf Basis der Einschätzung der BDI-Mitgliedsverbände ähnlich stark zunehmen.


Industriebericht 13/11/2017

Inhaltsverzeichnis Industrieproduktion weltweit .............................................................................................................................. 3 Kontinuierliche Produktionsausweitung seit dem Frühjahr .................................................................................... 3 Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften .................................................................................... 4 Industrieproduktion in den Schwellenländern ........................................................................................................ 5 Vereinigte Staaten ................................................................................................................................................. 6 China ..................................................................................................................................................................... 7 Japan ..................................................................................................................................................................... 8 Südkorea ............................................................................................................................................................... 9 Europäische Union .............................................................................................................................................. 10 Industrieproduktion regional ................................................................................................................................ 11 Deutschland ......................................................................................................................................................... 12 Frankreich ............................................................................................................................................................ 13 Italien ................................................................................................................................................................... 14 Spanien ............................................................................................................................................................... 15 Vereinigtes Königreich ......................................................................................................................................... 16 Außenhandel ....................................................................................................................................................... 17

Industriebranchen in Deutschland ................................................................................................................... 19 Deutsche Aluminiumindustrie: Produktionsentwicklung insgesamt positiv .......................................................... 19 Anlagebau und Industrieservice .......................................................................................................................... 19 Automobilindustrie ............................................................................................................................................... 20 Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: Wachstumsdynamik setzt sich fort ......................................................... 21 Bauindustrie ......................................................................................................................................................... 22 Chemieindustrie: Gute Geschäfte im Jahr 2017 für die deutsche Chemie .......................................................... 23 Deutsche Elektroindustrie: Umsatzrekord im Visier ............................................................................................. 24 Gießerei-Industrie mit aufgehellter Perspektive ................................................................................................... 25 Keramische Industrie ........................................................................................................................................... 26 Maschinenbau: 2017 – Ein erstes Aufschwungsjahr ........................................................................................... 26 Nichteisen-Metallindustrie.................................................................................................................................... 27 Lage der Stahlindustrie im Sommer 2017 ............................................................................................................ 28 Stahl- und Metallverarbeitung .............................................................................................................................. 29 Textil- und Bekleidungsindustrie: Aktuelle Lage .................................................................................................. 30 Impressum ......................................................................................................................................................... 31

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Industriebericht 13/11/2017

Industrieproduktion weltweit Kontinuierliche Produktionsausweitung seit dem Frühjahr Erstmals seit dem Jahr 2014 könnte die weltweite Industrieproduktion wieder um mehr als drei Prozent wachsen. Nach den vom Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) veröffentlichten Daten stieg die Industrieproduktion in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um 2,7 Prozent. Die zum Jahresbeginn 2016 eingesetzte Belebung hat sich im laufenden Jahr deutlich verstärkt. Seit März 2017 wächst die weltweite Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahr Monat für Monat um mehr als drei Prozent. Der aktuelle Verlauf des weltweiten Einkaufsmanagerindex deutet für das Jahresendquartal eine weitere Wachstumsbeschleunigung an. Der Index kletterte von August bis Oktober 2017 auf jeweils einen neuen Jahreshöchstwert aus dem November des Jahres 2013. Sollte bis zum Jahresende das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden, dürfte die Produktion in diesem Jahr um insgesamt drei Prozent steigen. Während in den vergangenen zwei Jahren die Impulse nahezu ausschließlich von den Schwellenländern ausgingen, ist in diesem Jahr das Wachstum regional breiter aufgestellt. Die Industrieproduktion in den Schwellenländern stieg in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres mit plus 3,2 Prozent zwar stärker als in den entwickelten Volkswirtschaften. Letztere konnten ihre Produktion immerhin um etwas mehr als zwei Prozent steigern, was zuletzt im Jahr 2013 der Fall war.

Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** entwickelte Volkswirtschaften Industrieländer Schwellenländer Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse) 5

55 54

4 53 3 52 2

51 50

1 49 0 48 -1

47 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen

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Industriebericht 13/11/2017

Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften Aufschwung hat eine breite Basis In den entwickelten Volkswirtschaften ist nach zwei Jahren mit nahezu Null-Wachstum wieder mit einer kräftigen Belebung der Industrieproduktion zu rechnen. Die zum Jahreswechsel 2016/2017 begonnene Wachstumsbeschleunigung hat sich im Jahresverlauf 2017 kontinuierlich fortgesetzt. Im Ergebnis stieg die Produktion in den ersten acht Monaten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent. Während in den beiden Jahren zuvor die Industrien in den Vereinigten Staaten und Japan noch mit Produktionsrückgängen zu kämpfen hatten, die das Gesamtergebnis belasteten, hat der aktuelle Aufschwung eine breitere Basis. Die Industrien im Euroraum konnten das Expansionstempo des Vorjahres halten, die US-Industrie wuchs im gleichen Tempo mit, die japanische doppelt so stark und in den restlichen entwickelten Volkswirtschaften war in der Summe eine Wachstumsbeschleunigung zu beobachten. Am aktuellen Rand dürfte sich die kräftige Aufwärtsbewegung fortsetzen. Seit Mai 2017 steigt die Industrieproduktion (2-Monats-Durchschnitt, bereinigt um Saisoneffekte) in den entwickelten Volkswirtschaften im Vergleich zum Vorzeitraum um mehr als drei Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für diese Ländergruppe kletterte im August auf das bisherige Jahreshoch vom Januar 2017 und im Oktober auf jeweils einen neuen Jahreshöchstwert. Sollte bis Jahresende das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften im Jahr 2017 um 2,4 Prozent steigen und damit so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** restliche entw. Volkswirtschaften Euroraum Japan USA

4

56

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse) 3

55

2 54 1 53 0 52 -1 51

-2

-3

50 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), eigene Berechnungen

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Industriebericht 13/11/2017

Industrieproduktion in den Schwellenländern Expansion nur noch moderat, dafür regional ausgewogener Die Industrieproduktion in den Schwellenländern wird aller Voraussicht nach so stark expandieren wie im Vorjahr. Dies dürfte vor allem der Entwicklung in den asiatischen Schwellenländern geschuldet sein, in denen der Anstieg der Produktion im Verlaufe des Jahres an Dynamik eingebüßt hat. Auch die Industrieproduktion Afrikas und des Mittleren Ostens ist in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres nicht so stark gestiegen wie im vergangenen Jahr. Deutlich verbessert hat sich dafür die Situation in Mittel- und Osteuropa. In diesen Ländern ist die Industrieproduktion nunmehr das sechste Quartal in Folge gestiegen. Darüber hinaus scheint sich in Lateinamerika ein Ende der Rezession abzuzeichnen. Der seit dem Jahr 2014 anhaltende Rückgang der Industrieproduktion dürfte zum Ende kommen. Für das dritte Quartal 2017 deutet sich erstmals eine Produktionsausweitung im Vorjahresvergleich an. In der Summe stieg die Produktion in den Schwellenländern in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent. Die Produktionsausweitung ist zwar nicht mehr ganz so dynamisch wie in der Vergangenheit, dafür aber regional ausgewogener. Für die verbleibenden vier Monate des Jahres erwarten wir keine Wachstumsbeschleunigung mehr. Der Einkaufsmanagerindex für diese Ländergruppe lag zwar im Oktober über dem Niveau der Sommermonate, verfehlte aber zuletzt das bisherige Jahreshoch von August 2017. Sollte bis Jahresende das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion in den Volkswirtschaften der Schwellenländer im Jahr 2017 um 3,5 Prozent steigen und damit so stark wie im Vorjahr.

Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa Asien 6

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

5

54

53

4 52

3 2

51

1

50

0 49

-1 -2

48 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), eigene Berechnungen

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Industriebericht 13/11/2017

Vereinigte Staaten Nicht „great again“, aber Schwächephase überwunden Die US-amerikanische Industrie ist noch nicht „great again“, hat aber eine zweijährige Schwächephase hinter sich gelassen. Bereits im vierten Quartal des Jahres 2016 war im Verarbeitenden Gewerbe ein leichter Produktionsanstieg zu verzeichnen. Im ersten Quartal 2017 traf dies unter Hinzurechnung des Energie- und Bergbausektors auch auf das Produzierende Gewerbe zu. In den ersten drei Quartalen stieg die Produktion sowohl im Verarbeitenden als auch in Produzierenden Gewerbe jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes war der Maschinenbau bestimmend, der seine Produktion seit dem vierten Quartal 2016 kontinuierlich ausweiten konnte. Dem ging aber eine über zwei Jahre anhaltende Schwächephase voraus, so dass die aktuelle starke Phase zum Teil auf die niedrige Ausgangsbasis zurückzuführen ist. Auch die Ernährungsindustrie entwickelte sich überdurchschnittlich gut, kann dabei aber auf einen drei Jahre anhaltenden Aufschwung zurückblicken. Ebenfalls positiv entwickelte sich die Elektroindustrie, die ihre Produktion nach einem schwachen Jahresstart erst im zweiten und dritten Quartal des laufenden Jahres wieder ausweiten konnte. In der chemischen Industrie führten die starken Werte des Vorjahres dazu, dass das Ergebnis der pharmazeutischen Industrie am aktuellen Rand eher schwach aussieht. Gleichzeitig darf das gute Bild über die Erzeugung in der Basischemie nicht darüber hinweg täuschen, dass dem ein dreijähriger Produktionsrückgang vorausgegangen war. Der Fahrzeugbau dürfte in diesem Jahr das Vorjahresergebnis leicht verfehlen. Nach sieben Jahren Produktionsausweitung in Folge besteht allerdings kein Grund zur Sorge.

Vereinigte Staaten: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 5

60

4 57 3 2

54

1 51 0 -1

48

-2 45 -3 -4

42 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quelle: Macrobond

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Industriebericht 13/11/2017

Am aktuellen Rand hat das Expansionstempo etwas nachgelassen. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2017 gegenüber dem Vorzeitraum nahm die Industrieproduktion leicht ab. Der Vorjahresvergleich weist aber weiter einen Produktionsanstieg aus. Der Einkaufmanagerindex für die Industrie zeigte zuletzt eine Ausweitung der Produktion an. Nach einem leichten Anstieg im September sprang er im Oktober um 1,5 Indexpunkte auf einen Wert von 54,6 und verfehlte damit den Jahreshöchstwert vom Januar 2017. Selbst wenn im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals nur gehalten wird, dürfte die Industrieproduktion in den USA im Jahr 2017 um ein Prozent steigen. Wir erwarten einen leicht darüber hinausgehenden Produktionsanstieg von 1 ½ Prozent. China Die Wertschöpfung in der chinesischen Industrie – es stehen in diesem Fall nur Daten über die Industrie inklusive Bauwirtschaft zur Verfügung – ist im Januar 2017 zunächst um 6,3 Prozent und den darauffolgenden beiden Monaten um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. In den Frühjahresmonaten hat sich das Wachstumstempo nochmals leicht beschleunigt, in der Spitze auf eine Wachstumsrate von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte hat das Wachstumstempo leicht abgenommen. Expansionsraten von etwas mehr als sechs Prozent waren jedoch weiter zu beobachten. Der Einkaufmanagerindex für Chinas Industrie hat von Mai bis August zwei Indexpunkte hinzugewonnen und signalisiert seither eine expandierende Produktionstätigkeit. Das Zwischenhoch von August konnte allerdings nicht gehalten werden. Im September gab es eine leichte Korrektur nach unten. Nach einer Produktionsausweitung von knapp sechs Prozent im Vorjahr dürfte Chinas Industrie in diesem Jahr ihren Ausstoß um etwas mehr als sechs Prozent erhöhen.

China: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 9

52

8 51

7 6

50 5 4 49 3 2

48

1 0

47 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quelle: Macrobond

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Industriebericht 13/11/2017

Japan Industrie kurz vor einem Zehnjahreshoch Der Ausstoß der japanischen Industrie dürfte nach zwei Jahren Produktionsrückgang im Jahr 2017 erstmals wieder zulegen, und mit aller Voraussicht sogar so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres wurde die Industrieproduktion deutlich ausgeweitet. Wachstumsraten von 3,7 Prozent im ersten und 5,5 Prozent im zweiten Quartal jeweils im Vergleich zum Vorjahr versprechen für das Produzierende Gewerbe ohne Bauwirtschaft ein gutes Jahresergebnis. Die Daten für das Verarbeitende Gewerbe sehen sogar noch besser aus. Unter den einzelnen Branchen dürfte die Produktionsausweitung im Fahrzeugbau mit etwas mehr als sechs Prozent am kräftigsten ausfallen, obwohl dieser bereits in der zweiten Jahreshälfte 2016 seinen Ausstoß deutlich erhöhen konnte. Japans Maschinenbauer verzeichneten in den ersten drei Quartalen jeweils Wachstumsraten im oberen einstelligen Bereich und rechnen mit einem ähnlich guten Ergebnis wie im Fahrzeugbau. Auch in der Chemieindustrie deutet sich ein überdurchschnittliches Wachstum an. Die Basischemie dürfte mit einem etwas besseren Produktionsplus das Jahr beenden als der Pharma-Bereich. Die Elektroindustrie wird aller Voraussicht nach das Vorjahresergebnis deutlich verfehlen. Der Anstieg der Produktion hat sich am aktuellen Rand weiter fortgesetzt. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich Juli/August 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion um fünf Prozent an, nach einem Plus von 5,1 Prozent. Der Einkaufmanagerindex zeigt im Oktober 2017 seit nunmehr dreizehn Monaten eine Ausweitung der Produktion an. Der Jahreshöchststand vom Februar 2017 wurde allerdings verfehlt. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion in Japan um etwas mehr als vier Prozent steigen, und damit so stark wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr.

Japan: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 10

60

8 57 6 4

54

2 51 0 -2

48

-4 45 -6 -8

42 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quelle: Macrobond

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Industriebericht 13/11/2017

Südkorea Industrie weiter auf Expansionskurs Südkoreas Industrieproduktion dürfte im Jahr 2017 aller Voraussicht nach das zweite Jahr in Folge expandieren. Nach einem starken ersten Quartal, in dem die Produktion um vier Prozent anstieg, konnte zur Jahresmitte das Niveau des Vorjahres zwar nicht gehalten werden. Im dritten Quartal war wieder eine Produktionsausweitung zu beobachten, so dass in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres bereits ein Produktionsplus von 1,7 Prozent zu verzeichnen war. Unter den einzelnen Branchen stieg die Produktion in der Basischemie mit 5,7 Prozent in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres am stärksten. Inklusive des Pharma-Bereiches, der ähnlich wie in Japan das Gesamtergebnis negativ beeinträchtigte, weist die chemische Industrie für diesen Zeitraum noch ein Plus von 3,3 Prozent aus. Nach vier Jahren Rezession freuen sich Südkoreas Maschinenbauer über eine deutliche Belebung ihres Geschäfts. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres stieg deren Produktion um 2,8 Prozent. Dafür dürfte der Fahrzeugbau im laufenden Jahr nur unterdurchschnittlich expandieren. Für die Elektroindustrie deutet sich ein weiterer Produktionsrückgang an. Das Vorjahresniveau wurde im September noch nicht erreicht. Der Verlauf am aktuellen Rand spricht für eine weitere Belebung. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion um 2,3 Prozent an, nach einem Plus von 1,3 Prozent davor. Der Einkaufmanagerindex zeigt erstmals seit zwei Monaten wieder eine Ausweitung der Produktion an und kletterte auf ein neues Jahreshoch. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion in Südkorea im laufenden Jahr mit rund 1,5 Prozent in etwa so stark steigen wie zuletzt im Jahr 2012.

Südkorea: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 6

52

5

51

4 50 3 2

49

1

48

0 47 -1 46

-2 -3

45 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quelle: Macrobond

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Europäische Union Viertes Jahr in Folge Produktionsanstieg Die Industrieproduktion in der Europäischen Union (EU28) wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur das vierte Jahr in Folge weiter steigen. Das Produktionswachstum könnte zudem das stärkste seit sechs Jahren sein. Nach einem Produktionsplus von zwei Prozent im ersten und 2,8 Prozent im zweiten Quartal 2017 zeichnet sich für das dritte Quartal eine weitere Wachstumsbeschleunigung ab. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres stieg die Produktion in Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent. Die Daten für das Verarbeitende Gewerbe sehen sogar noch besser aus. Unter den einzelnen Branchen dürfte die Produktionsausweitung im Fahrzeugbau und in der Elektroindustrie mit Wachstumsraten von jeweils mehr als vier Prozent am stärksten ausfallen, dicht gefolgt vom Maschinenbau, der zum Jahresende ein Produktionsplus von knapp unter vier Prozent ausweisen dürfte. Die Basischemie dürfte mit einem Produktionsplus von rund drei Prozent das Jahr beenden. Aufgrund der etwas schwächeren Entwicklung im Pharma-Bereich dürfte das Ergebnis für die gesamte chemische Industrie mit plus zwei Prozent unterdurchschnittlich ausfallen. Die Entwicklungen am aktuellen Rand versprechen für den restlichen Jahresverlauf eine deutliche Wachstumsbeschleunigung. In der Zweimonatsbetrachtung Juli/August 2017 gegenüber dem Vorzeitraum stieg die Industrieproduktion in den EU-28-Staaten saison- und kalenderbereinigt um 3,6 Prozent, nach plus 3,2 Prozent im Monat zuvor. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie kletterte in den letzten beiden Monaten jeweils auf einen neuen Jahreshöchstwert. Wir rechnen im vierten Quartal mit einer ähnlich starken Expansion wie im Vorquartal, so dass die Industrieproduktion in der EU im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Prozent steigen dürfte.

Europäische Union: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 4 58 3 56 2 54 1 52 0

50

-1

48

-2

46

-3

44

-4

42 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Industrieproduktion regional Starke Erholung in Italien; Großbritannien noch nicht verloren Der konjunkturelle Aufschwung in der europäischen Industrie erstreckt sich über nahezu alle größeren Volkswirtschaften der Europäischen Union. Das Verarbeitende Gewerbe Italiens wird in dieser Fünfergruppe aller Voraussicht nach in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr am stärksten expandieren und ebenso wie im vergangenen Jahr stärker als das auf Platz zwei liegende deutsche. Trotz der starken Expansion der letzten zwei Jahre liegt die Produktion in Italien noch immer zehn Prozent unter dem Niveau des Jahres 2008, während die Industrie in Deutschland inzwischen sieben Prozent mehr produziert wird als vor zehn Jahren. Das Verarbeitende Gewerbe in Frankreich dürfte 2017 seine Produktion mit 2,3 Prozent so stark erhöhen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Das Vorkrisenniveau wird jedoch um sieben Prozent verfehlt. In Großbritannien dürfte die Industrieproduktion im Jahr 2017 um etwas mehr als zwei Prozent steigen und damit erstmals das Produktionsvolumen aus dem Jahr 2008 überschreiten. Spaniens Industrie wird nach zwei wachstumsstarken Jahren etwas an Dynamik einbüßen, aber mit einem Produktionsanstieg in einer Größenordnung von 2,5 Prozent weiter auf Wachstumskurs bleiben.

Entwicklung der Industrieproduktion* seit 2013

110 Spanien 108 Deutschland 106

Italien Vereinigtes Königreich

104

Frankreich 102

100

98 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 6-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt (2013=100) Quelle: Macrobond

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Deutschland In Deutschland wird die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bauwirtschaft) das fünfte Jahr in Folge steigen. Es zeichnet sich ein Produktionsplus in einer Größenordnung von über zwei Prozent ab. Nach schwachem Jahresauftakt stieg die Produktion im zweiten Quartal mit drei Prozent gegenüber dem Vorjahr recht deutlich. Im dritten Quartal dürfte der Anstieg ähnlich hoch ausfallen. Auf Basis der vorliegenden Daten stieg die Produktion in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel der Anstieg im gleichen Zeitraum sogar noch etwas kräftiger aus. Mit Blick auf die einzelnen Branchen verzeichnete die Elektroindustrie mit einem Plus von über fünf Prozent den kräftigsten Produktionsanstieg. Für den Maschinenbau scheint es nach vier Jahren Seitwärtsbewegung mit einer Produktionsausweitung von etwas mehr als zwei Prozent wieder aufwärts zu gehen. Dank guter Daten aus der pharmazeutischen Industrie dürfte auch die Chemieindustrie das Vorjahresergebnis um etwas mehr als zwei Prozent übertreffen. Für den Fahrzeugbau zeichnet sich ein ähnlich gutes Ergebnis ab. Zum Jahresende dürfte das hohe Wachstumstempo anhalten. In der Zweimonatsbetrachtung Juli/August 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 4,3 Prozent. In den beiden Monaten davor lagen die entsprechenden Wachstumsraten jeweils über drei Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie kletterte im September und Oktober auf 60,6 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit sechs Jahren. Selbst bei einer stagnierenden Produktion im vierten Quartal würde das Vorjahresergebnis um mehr als zwei Prozent übertroffen. Wir rechnen auf Basis des bisherigen Jahresverlaufs und der aktuellen Stimmungsindikatoren mit einem Produktionsplus von rund drei Prozent.

Deutschland: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 5 60 4 58 3 56 2

54

1

52

0

50

-1

48

-2

46

-3

44 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Frankreich Die französische Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bauwirtschaft) wird in diesem Jahr ihre Produktion deutlich ausweiten. Nach nunmehr fünf Jahren des Rückgangs und der Stagnation dürfte 2017 ein Produktionsplus in einer Größenordnung von 1,5 bis zwei Prozent möglich sein. Nach schwachem erstem Quartal, in dem die Produktion nur um 0,6 Prozent zulegte, fiel der Vorjahresvergleich im darauffolgenden Quartal mit 1,6 Prozent deutlich besser aus. Für das dritte Quartal zeichnet sich eine weitere Wachstumsbeschleunigung ab. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres stieg die Produktion in Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe war im gleichen Zeitraum eine Produktionsausweitung um 1,8 Prozent zu verzeichnen. Wachstumstreiber war dabei die chemische Industrie, die ihre Produktion um etwas mehr als fünf Prozent steigern konnte. Die etwas schwächere Entwicklung im Pharma-Bereich hat das Ergebnis für die gesamte chemische Industrie dabei kaum beeinträchtigt. Mit Wachstumsraten von über drei Prozent konnten der Fahrzeugbau und die Elektroindustrie aufwarten. Mit einem Plus von nur einem Prozent entwickelte sich der Maschinenbau hingegen unterdurchschnittlich. Zum Jahresende deutet sich eine deutliche Wachstumsbeschleunigung an. In der Zweimonatsbetrachtung Juli/August 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 2,5 Prozent. In den beiden Monaten davor lagen die Wachstumsraten mit 2,6 bzw. 3,1 Prozent ebenfalls deutlich über denen der ersten Jahreshälfte. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zeigt seit Oktober 2016 eine Ausweitung der Produktion an. In den letzten fünf Monaten ist er kontinuierlich gestiegen. In drei Monaten wurde dabei ein neuer Jahreshöchststand markiert. Eine stagnierende Produktion im vierten Quartal ergäbe ein Jahresergebnis von 1,8 Prozent. Wir erwarten angesichts der Aufwärtsbewegung in den letzten Monaten ein Produktionsplus von 2 ¼ Prozent.

Frankreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 5 56

4 3

54

2 52 1 50

0 -1

48

-2 46 -3 -4

44 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Industriebericht 13/11/2017

Italien Die Industrieproduktion in Italien wird 2017 das dritte Jahr in Folge stärker wachsen als im Vorjahr. Dem Produktionsplus (Produzierendes Gewerbe ohne Bauwirtschaft) von 1,9 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum folgte eine Ausweitung der Produktion um 3,4 Prozent im zweiten Quartal 2017. Dieser Trend dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Nach nunmehr acht Monaten ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Produktionsanstieg um 3,1 Prozent zu verzeichnen. Das Verarbeitende Gewerbe weist für diesen Zeitraum eine ähnlich hohe Produktionsausweitung aus. Der Fahrzeugbau konnte dabei das dritte Jahr in Folge überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten erzielen. Nach plus sieben Prozent im vergangenen Jahr ist per August 2017 eine Steigerung der Produktion um 6,8 Prozent zu verzeichnen. Die chemische Industrie weist aufgrund des guten Pharma-Geschäfts ein Plus von 5,6 Prozent aus. Doch auch ohne die Pharma-Produktion steht die italienische Chemieindustrie mit einem Plus von 2,6 Prozent gut da. Der Maschinenbau hat im Vergleich zum Vorjahr etwas an Schwung verloren, dürfte aber dennoch in einer Größenordnung von zwei Prozent wachsen. Allein die Elektroindustrie konnte nicht von der konjunkturellen Belebung profitieren. Nach einem Jahr der Stagnation sind 2017 Produktionseinbußen um rund zwei Prozent zu erwarten. Für die verbleibenden vier Monate des laufenden Jahres deutet sich eine weitere Wachstumsbeschleunigung an. In der Zweimonatsbetrachtung Juli/August 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 1,4 Prozent. In den beiden Monaten zuvor fielen die Wachstumsraten im Schnitt noch leicht höher aus. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zeigt seit Oktober 2016 eine Ausweitung der Produktion an. In den letzten fünf Monaten ist er kontinuierlich gestiegen. Drei Mal wurde dabei ein neuer Jahreshöchststand markiert. Da selbst bei einer stagnierenden Entwicklung im Schlussquartal für das gesamte Jahr eine Produktionsausweitung von drei Prozent erreicht wird, erwarten wir angesichts der guten Stimmungswerte ein Plus von 3,5 Prozent.

Italien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 6

58 56

4 54 2 52 0

50 48

-2 46 -4 44 -6

42 2013

2014

2015

2016

2017

Industrieproduktion (linke Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse) *Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Industriebericht 13/11/2017

Spanien Spaniens Industrie befindet sich im vierten Jahr der konjunkturellen Erholung. Im ersten Quartal des laufenden Jahres konnte die Industrie (Produzierendes Gewerbe ohne Bauwirtschaft) ihre Produktion um zwei Prozent ausweiten. Im darauffolgenden Quartal betrug der Anstieg bereits 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im dritten Quartal dürfte das Wachstumstempo ähnlich hoch sein. Für die ersten acht Monate des laufenden Jahres steht nunmehr ein Produktionsplus von 2,1 Prozent in den Büchern. Unter den Leitbranchen des Verarbeitenden Gewerbes konnte erstmals seit sechs Jahren der Maschinenbau mit plus fünf Prozent das stärkste Wachstum vorweisen. Die chemische und die pharmazeutische Industrie sowie die Elektroindustrie konnten ihre Produktion in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um etwas mehr als drei Prozent ausweiten. Produktionseinschränkungen in Höhe von etwas mehr als drei Prozent musste der Fahrzeugbau hinnehmen, was nach einem Anstieg von mehr als 38 Prozent in den vergangenen vier Jahren verkraftbar ist. Die zuletzt verfügbaren Daten sprechen zwar für eine weitere konjunkturelle Belebung, die aber etwas an Schwung verliert. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich Juli/August 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion um 2,2 Prozent, nach zuvor plus 2,7 Prozent. Der Einkaufmanagerindex für Spaniens Industrie zeigt eine deutliche Ausweitung der Produktion zum Jahresende an. Im September war ein Anstieg von zunächst 0,9 und im Oktober von 1,5 Indexpunkten zu verzeichnen, der gleichzeitig ein neues 29-Monats-Hoch markierte. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte Spaniens Industrieproduktion 2017 im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent steigen. Wir rechnen angesichts der guten Stimmungsindikatoren und des bisherigen Produktionsverlaufs mit einem Plus von 2,5 Prozent.

Spanien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex**

6

58

5

56

4 54

3 2

52

1 0

50

-1

48

-2 46

-3 -4

44

-5 42

-6 -7

40 2013

2014

Industrieproduktion (linke Achse)

2015

2016

2017

Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Industriebericht 13/11/2017

Vereinigtes Königreich Großbritanniens Industrie hat das vierte Jahr in Folge ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Im ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichnete das Produzierende Gewerbe (ohne Bauwirtschaft) mit einem Plus von 2,6 Prozent das höchste Quartalswachstum seit fast sieben Jahren. Im darauffolgenden Quartal konnte das Produktionsniveau gehalten werden und im dritten Quartal dürfte die Produktion nochmals leicht steigen. Für die ersten acht Monate ergibt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Produktionsanstieg von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Verarbeitende Gewerbe konnte im gleichen Zeitraum seinen Ausstoß um zwei Prozent erhöhen. Unter den Schlüsselbranchen hat der Fahrzeugbau nach drei Jahren seine Führungsrolle an den Maschinenbau abgegeben, der erstmals seit dem Jahr 2010 wieder die höchste Wachstumsrate in dieser Gruppe ausweisen konnte. Nach zwei Jahren Produktionsrückgang wird die Elektroindustrie im Jahr 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben. Die chemische Industrie vermeldet nach einem Jahr Stagnation einen Produktionsanstieg, der vorwiegend aus der Basischemie stammt. Im Fahrzeugbau fiel das Produktionsplus von 1,8 Prozent per August 2017 zwar mager aus. Dem ging aber eine seit sieben Jahren anhaltende kräftige Expansionsphase voraus. Am aktuellen Rand ist über alle größeren Industriezweige hinweg ein Produktionsanstieg zu beobachten. Im kalender- und saisonbereinigten Zweimonatsvergleich August/September 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Industrieproduktion um 1,4 Prozent nach einem Plus von einem Prozent im Monat zuvor. Im Verarbeitenden Gewerbe waren die Daten sogar noch etwas besser. Der Einkaufmanagerindex für die Industrie zeigt seit mehr als einem Jahr eine Ausweitung der Produktion an. Die in den letzten drei Monaten erzielten Werte lagen alle deutlich über dem Jahresdurchschnitt. Bisher scheint die Entscheidung Großbritanniens, die EU verlassen zu wollen, den konjunkturellen Verlauf in der britischen Industrie nicht merklich zu beeinträchtigen. Sollte im vierten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals gehalten werden, dürfte die Industrieproduktion 2017 ähnlich wie im Vorjahr um etwas mehr als ein Prozent steigen. Angesichts des eher ansteigenden Produktionsverlaufs rechnen wir mit einem etwas besseren Ergebnis als noch 2016.

Vereinigtes Königreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex** 5

63

4 58

3 2

53 1 0 48 -1 -2

43

-3 -4

38 2013

2014

2015

2016

2017

Industrieproduktion (linke Achse) Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse) *Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr **ab Januar 2014 Quellen: Macrobond, Eurostat

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Außenhandel Weltweite Handelsaktivitäten so stark gestiegen wie seit 2011 nicht mehr Der Welthandel hat seit dem Jahreswechsel 2016/2017 deutlich an Schwung gewonnen. Nach Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) nahmen die weltweiten Handelsaktivitäten in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahrszeitraum um 4,4 Prozent zu. Die zum Jahresende 2016 eingesetzte Belebung mit einem Plus von etwas mehr als zwei Prozent hat sich im ersten Quartal 2017 deutlich beschleunigt. Der weltweite Handel nahm mit vier Prozent fast doppelt so stark zu. Im zweiten Quartal stiegen die Handelsaktivitäten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent. Selbst wenn der Welthandel bis zum Jahresende stagnierte, würde aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs der Handel im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent steigen und damit so stark wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr. Die entwickelten Volkswirtschaften haben in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres insgesamt 3,6 Prozent mehr exportiert als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem Japan konnte seine Ausfuhren mit knapp sieben Prozent deutlich steigern. Nach zweijähriger Schwächephase stiegen auch die Exporte aus den USA mit einem Plus von etwas mehr als vier Prozent an. Aus dem Euroraum wurden 2,8 Prozent mehr Waren ausgeführt und aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften 3,9 Prozent. Die Schwellenländer exportierten im gleichen Zeitraum knapp fünf Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Unter den einzelnen Ländergruppen steigerten die Volkswirtschaften aus Mittel- und Osteuropa ihre Ausfuhren um knapp zehn Prozent am stärksten. Die Exporte aus den asiatischen Schwellenländern stiegen mit 5,8 Prozent ebenfalls kräftig. Während aus Lateinamerika 3,4 Prozent mehr Waren exportiert wurden, gingen die Ausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten um ein Prozent zurück.

Welt: Exporte nach Herkunftsregionen entwickelte Volkswirtschaften Industrieländer

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Schwellenländer 5 4 3 2 1 0 -1 2013

2014

2015

2016

2017

Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis

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Entwicklung der deutschen Exporte Die Exporttätigkeit der deutschen Unternehmen hat zum Jahreswechsel 2016/2017 mit plus 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich zugenommen. Im ersten Quartal 2017 sind vor allem die Ausfuhren nach Asien mit plus 9,3 Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Auch der Handel mit den Vereinigten Staaten hat sich nach der schwachen Entwicklung im Vorjahr im ersten Quartal 2017 wieder erholt. Im zweiten und dritten Quartal hat sich auch der Handel mit den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union deutlich belebt. Während bis in die Mitte des vergangenen Jahres die Ausfuhren in die Nicht Eurozone bestimmend waren, ist seither die Eurozone treibende Kraft für deutsche Exporte innerhalb der Europäischen Union. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres stiegen die gesamten deutschen Exporte um insgesamt 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit plus 6,4 Prozent stiegen die Exporte in das gemeinsame Währungsgebiet stärker als in die Nicht Eurozone (plus 4,4 Prozent). Die Ausfuhren in Drittländer stiegen im gleichen Zeitraum um 7,3 Prozent. Für das gesamte Jahr 2017 dürften die Exporte auf Basis der Einschätzung der BDI-Mitgliedsverbände um mindestens vier Prozent steigen.

Deutschland: Exporte nach Zielregionen restliche Länder 12

Asien USA

10

Nicht Euroraum Euroraum

8 6 4 2 0 -2 -4 2013

2014

2015

2016

2017

Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Deutsche Bundesbank

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Industriebranchen in Deutschland Deutsche Aluminiumindustrie: Produktionsentwicklung insgesamt positiv In Deutschland wurden von Januar bis September 2017 rund 987.600 Tonnen Aluminium erzeugt. Damit liegt die Produktion um drei Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die Erzeugung teilt sich hierbei in die Bereiche Recyclingaluminium (59 Prozent) sowie Hüttenaluminium (41 Prozent) auf. Während die Hüttenproduktion nur leicht zulegen konnte, gab es einen deutlich Anstieg beim Recycling. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug (Walzprodukte, Strangpressprodukte, Leitmaterial sowie Draht) lag bis September mit 1.882.800 Tonnen um ein Prozent unter dem Vorjahr. Im bisherigen Rekordjahr 2014 lag die Produktion in diesem Zeitraum bei 1.948.000 Tonnen. Abnehmer sind alle wichtigen Industriebranchen sowie die Bauwirtschaft. Positiv entwickelte sich vor allem der Transportsektor. Der mengenmäßig größte Teil der deutschen Halbzeugproduktion entfällt auf die Aluminiumwalzwerke. Die Produktion von Walzprodukten aus Aluminium betrug insgesamt 1.414.300 Tonnen. Dies ist ein Rückgang um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produzenten von Strangpressprodukten meldeten von Januar bis September 2017 eine um 1,4 Prozent höhere Produktion (451.700 Tonnen). Die Unternehmen in der Aluminiumweiterverarbeitung produzierten in diesem Zeitraum insgesamt 264.000 Tonnen. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent. Hergestellt werden Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol- und sonstige Dosen sowie Metallpulver. Hierbei entwickelten sich alle Bereiche positiv. Der Hauptmarkt in der Weiterverarbeitung ist der Verpackungssektor. Damit blickt die deutsche Aluminiumindustrie auf einen in großen Teilen positiven Konjunkturverlauf zurück. In den Unternehmen ist die Stimmung bezüglich der kommenden Monate von vorsichtigem Optimismus geprägt. Insgesamt wird für das Jahr 2017 mit einem Produktionsplus gerechnet. Aluminiumausfuhr leicht positiv Der Export war im Zeitraum von Januar bis August 2017 eine nur leichte konjunkturelle Stütze für die Unternehmen der deutschen Aluminiumbranche. So nahmen die Ausfuhren der stark exportorientierten Aluminiumhalbzeug-Industrie um insgesamt 1,1 Prozent zu. Positiv entwickelten sich hier insbesondere die Exporte außerhalb Europas (insbesondere nach Afrika sowie Süd- und Mittelamerika). Unter den Partnern in der EU28 kam es hingegen zu einen Rückgang der Exporte um 1,7 Prozent. Der wichtigste europäische Handelspartner ist mit einem Anteil von über 20 Prozent das Vereinigte Königreich. Die Lieferungen hierhin gingen knapp ein Prozent zurück.

Ansprechpartner: Dr. Andreas Postler; Tel.: +49 211 4796 118; E-Mail: andreas.postler@aluinfo.de

Anlagebau und Industrieservice Anlagenbau und Industrieservice sind eng miteinander verbunden: Der Industrieservice trägt eigenständig zur Wertschöpfung im Anlagenbau und anderen Sektoren bei und greift auf Know-how in diesen Sektoren zurück. Anlagenbauer wiederum drängen in Zeiten ungenügender Ersatz- oder Neuinvestitionen zunehmend in das Servicegeschäft. Anlagenbauer aus Deutschland sind seit Jahrzenten Technologieführer im Markt für Energie- und Prozessanlagen. Das schwierige Marktumfeld und ein wachsender internationaler Wettbewerbsdruck erschweren es ihnen jedoch zunehmend, Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

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Die Energiewende in Deutschland macht Instandhaltungs- oder gar Neuinvestitionen im Energiesektor und in den energieintensiven Industrien kaum kalkulierbar. Unsicherheiten – verbunden mit dem Brexit in Europa, der Lage im mittleren Osten oder der Außenwirtschaftspolitik der USA – erschweren Investitionsentscheidungen in wichtigen Auslandsmärkten. Eine Trendwende ist weder im Inland noch auf den Auslandsmärkten absehbar. Dabei ist der Weltmarkt seit etwa einem Jahrzehnt im Wesentlichen von einer konstanten, in wichtigen Exportbranchen – wie dem konventionellen Energieanlagenbau – sogar rückläufigen Nachfrage gekennzeichnet. Anlagenbauer in Deutschland stehen dabei mit Anbietern im globalen Wettbewerb, die technologisch weniger anspruchsvolle, d.h. preisgünstigere Projekte abwickeln. Die Weltmarktanteile im Anlagenbau insgesamt haben sich so zulasten deutscher Unternehmen verschoben (2016: 15 Prozent gegenüber 2008: 20 Prozent). Folglich hat sich der Wettbewerbsdruck für deutsche Anlagenbauer stark erhöht. Das Verhältnis erhaltener Aufträge zu abgegebenen Angeboten sank in den vergangenen fünf Jahren um fünf Prozentpunkte auf 25 Prozent. Zugleich verschiebt sich die Nachfrage zu kleineren, flexibleren, modularen Anlagen. Geringere Losgrößen erhöhen den Kostendruck zusätzlich. Im beschriebenen Investitionsumfeld konzentriert sich der Anlagenbau auf die Optimierung bestehender Anlagen und umwelttechnische Nachrüstungen. Dabei rückt der Anlagenservice immer stärker in den Fokus. Betriebsnahe Dienstleistungen für den Anlagenbau und -betrieb bilden bereits 16 Prozent des Gesamtumsatzes im Anlagenbau. Die Industriedienstleister unterstützen die Industrieunternehmen in hochqualifizierter und -spezialisierter Partnerschaft, stetig steigende Qualitäts- und Effizienzstandards zu erfüllen. Der Industrieservice wächst auch in einem schwierigen Umfeld – im Jahr 2016 vornehmlich durch Einzelakquisitionen mittelständischer Unternehmen um 1,8 Prozent. Dieses seit 2012 sehr moderate Wachstum ist wesentlich auf das ungünstige Investitionsumfeld zurückzuführen: Die Energiewende wird laut einer aktuellen Branchenbefragung von 20 Prozent der Serviceunternehmen als Risiko oder sogar hohes Risiko bezeichnet. Jedoch zwei Drittel der Serviceunternehmen erwarten ein Umsatzwachstum in Deutschland. Die Auslandsmärkte werden vorsichtiger bewertet: nur etwa die Hälfte der Unternehmen rechnet dort mit einem Umsatzwachstum. Die starke Sorge der Serviceleister vor Produktionsverlagerungen der deutschen Industrie ins Ausland bleibt dabei ein untrügliches Anzeichen für das insgesamt schwierige Investitionsumfeld in Deutschland. Die Energiewende und Industrie 4.0 bieten generell gute Wachstumspotenziale: Die notwendige Effizienzsteigerung, Flexibilisierung und Digitalisierung bestehender Anlagen schaffen neue Geschäftsfelder, in denen Anlagenbau und -service immer mehr miteinander verschmelzen.

Ansprechpartner: Hendrik Franke; Tel.: +49 211 4987 039; E-Mail: h.franke@set-online.de

Automobilindustrie Produktion In den ersten zehn Monaten haben die deutschen Hersteller 4,69 Millionen neue Pkw in Deutschland hergestellt. Dies ist etwas weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der wichtigste Grund hierfür ist eine Modellverlagerung ins Ausland, zudem hat sich zuletzt die Verlängerung der Inventurtage ausgewirkt. Man darf außerdem nicht verkennen, dass es dieses Jahr einen Shift hin zu werthaltigeren Fahrzeugen gegeben hat, der sich nicht

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in den Stückzahlen widerspiegelt. Neue Modellgenerationen sorgten für Zuwächse in der Oberklasse (plus sieben Prozent), oberen Mittelklasse (plus sechs Prozent), auch die Geländewagen (plus vier Prozent) und die Utilities (plus drei Prozent) konnten zulegen. Darüber hinaus sollte berücksichtigt werden, dass die Produktionsentwicklung bei den Zulieferern derzeit über dem Branchenschnitt liegt. Sie profitieren dabei von einem florierenden Auslandsgeschäft, dem Trend hin zu einer zunehmenden Elektrifizierung sowie den immer breiteren Ausstattungspaletten mit Fahrerassistenzsystemen und anderen Komfortfeatures. Das Wirtschaftswachstum sorgt für zusätzlichen Güterverkehr, der zu einer Ankurbelung der Nutzfahrzeugbranche in Deutschland sowie den anderen europäischen Märkten führt. Aufgrund des boomenden Onlinehandels zieht vor allem die Nachfrage nach Transportern weiter an; in den ersten drei Quartalen stiegen die Neuzulassungen von Lkw bis sechs Tonnen in Westeuropa um vier Prozent. In den vergangenen vier Jahren hat es hier einen Sprung um 44 Prozent gegeben. Die aktuelle Lage in der Nutzfahrzeugindustrie wird von den deutschen Unternehmen als exzellent eingeschätzt, die Erwartungen sind gedämpft positiv. Mit 95 Prozent liegt die Kapazitätsauslastung deutlich oberhalb des langjährigen Durchschnitts. Der Dieselanteil ist bei der Inlandsproduktion in den ersten neun Monaten auf 43 Prozent gesunken und liegt damit auf dem Niveau des Jahres 2009. Gleichzeitig ist der Anteil der Benziner an der Produktion auf 53 Prozent, den höchsten Wert seit 2012 gestiegen. Deutschland ist ein führender Standort der Elektromobilität. Im Jahresverlauf sind bereits 128.800 Elektro-Pkw (inkl. Plug-In-Hybride), das entspricht einem Anteil von drei Prozent, von den Montagebändern gelaufen. Damit legt die Automobilindustrie bei diesem wichtigen Zukunftsthema vor, während der deutsche Markt mit einem gerade einmal halb so hohen Anteil hier noch Nachholbedarf hat. Export Die Pkw-Exporte sind von Januar bis Oktober um zwei Prozent auf 3,62 Millionen Stück leicht gesunken. Dahinter verbirgt sich wie bei der Produktion ein qualitatives Wachstum hin zu höheren Segmenten. Insbesondere die obere Mittelklasse verzeichnete ein Plus von zwölf Prozent. Die Exportquote übertrifft nun erstmals die 77 Prozentmarke. Autos Made in Germany bleiben der wichtigste Exportschlager der deutschen Industrie. Als Treiber erwies sich mit einem Zuwachs von vier Prozent in den ersten drei Quartalen die Eurozone, in die 30 Prozent aller deutschen Pkw-Ausfuhren gehen. Sogar um elf Prozent stiegen die Exporte nach China, dem zweitwichtigsten außereuropäischen Markt nach den USA (minus elf Prozent aufgrund einer Modellverlagerung). Ebenfalls schwach entwickelten sich die Exporte in das wichtigste Partnerland Großbritannien, die aufgrund des schwachen Pfundes und der insgesamt sinkenden Automobilnachfrage um fünf Prozent nachließen. Die Unternehmen schätzen die Exporterwartungen für die nächsten Monate weiterhin mehrheitlich optimistisch ein. Auch die Auslandsorders sind zuletzt noch einmal klar angezogen und deuten auf einen positiven Jahresausklang hin.

Ansprechpartner: Dr. Manuel Kallweit; Tel.: +49 30 8978 423 30; E-Mail: Kallweit@vda.de

Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie: Wachstumsdynamik setzt sich fort Nach einem dynamischen Jahresbeginn 2017 hat die gute Baukonjunktur auch im Sommerhalbjahr 2017 die Nachfrage nach Baustoff-, Steine-und-Erden-Erzeugnissen angetrieben. Bis einschließlich September stieg die Produktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,8 Prozent. Entsprechend ist auch die Stimmung in der Branche sehr gut: Laut ifo-Konjunkturtest wird die derzeitige Geschäftslage im Bereich Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden mit einem Saldo von plus 45 Prozentpunkten ausgesprochen positiv eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich zuletzt ebenfalls deutlich verbessert, der Saldo lag Ende Oktober bei plus 28 Punkten.

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Angesichts der nach wie vor hohen Baunachfrage ist bis zum Jahresende von einer Fortsetzung der skizzierten Entwicklung auszugehen. Für 2017 insgesamt rechnet der bbs mit einem Produktionswachstum in der Größenordnung von real plus drei Prozent. Da die Baunachfrage in allen Sparten des Bauhauptgewerbes relativ stark ist, dürften sowohl eher hochbaunahe Steine-Erden-Bereiche wie die Mauerwerksindustrie als auch tiefbaunahe Bereiche wie die Natursteinindustrie profitieren. Etwas schwächer ist die Nachfrageentwicklung allerdings im Ausbausektor, da die Baukapazitäten zum großen Teil eher im Neubau gebunden sind. Auch die industriellen Abnehmerbereiche der Steine-Erden-Industrie dürften sich im Vergleich etwas weniger dynamisch entwickeln. Die insgesamt erfreuliche konjunkturelle Entwicklung im Baustoffsektor wird sich 2017 voraussichtlich auch in einem leichten Zuwachs bei der Beschäftigung niederschlagen. Bei den Investitionen ist ebenfalls mit einer Zunahme zu rechnen. Zu berücksichtigen ist, dass die erwarteten Produktionszuwächse innerhalb Deutschlands stark variieren, da die Baunachfrage ebenfalls große regionale Unterschiede aufweist und sich insbesondere auf die Metropol- und Wachstumsregionen und deren Umland konzentriert. Bezogen auf den Außenhandel erwartet der bbs 2017 bei Im- und Exporten eine Seitwärtsentwicklung. Dabei ist der Außenhandel für eine Reihe von Steine-Erden-Subsektoren angesichts hoher Transportkosten und relativ bedarfsnaher Versorgung lediglich im grenznahen Bereich von Bedeutung. Ausblick 2018 Die Frühindikatoren im Bauwesen lassen für 2018 eine weiterhin positive Nachfrageentwicklung bei etwas nachlassender Dynamik erwarten. Dabei sind allerdings auch Sondereffekte wie die rückläufige Nachfrage nach Flüchtlingsunterkünften sowie die hohe Kapazitätsauslastung am Bau zu berücksichtigen. Die Expansion in der Steine-Erden-Industrie dürfte im Vergleich zum bauausführenden Gewerbe etwas geringer ausfallen, da ein Teil der Baunachfrage in weniger materialintensiven Bereichen wie etwa reinen Erhaltungsmaßnahmen im Straßenbau stattfindet. Aus heutiger Sicht ist für die Steine-Erden-Industrie von einem Produktionszuwachs in der Größenordnung von real zwei Prozent auszugehen.

Ansprechpartner: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de

Bauindustrie Die Bauwirtschaft ist weiter im Sommerhoch und setzt damit den guten Start in das zweite Halbjahr auch im August fort: Die Betriebe des Bauhauptgewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten meldeten im August eine Umsatzplus (im Vergleich zum Vorjahresmonat) von nominal 10,1 Prozent. Damit liegt der Umsatz in den ersten acht Monaten dieses Jahres um nominal 10,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Entsprechend positiv bewerten die Bauunternehmen ihre Geschäftslage: 97 Prozent der im Rahmen der Herbst-Umfrage des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) befragten Bauunternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut bzw. befriedigend, so viele wie noch nie. Die Unternehmen sind auch für die Zukunft optimistisch: Immerhin erwarten 93 Prozent der Befragten für die kommenden zwölf Monate eine bessere bzw. gleichbleibende Geschäftslage. Entsprechend positiv ist die Umsatzprognose des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, der für 2018 weiterhin ein Plus von 5,5 Prozent erwartet. Dies ist auch auf die nach wie vor gute Auftragslage zurückzuführen: Die Bauunternehmen meldeten für August im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Orderplus von nominal 4,6 Prozent, für den gesamten Zeitraum von Januar bis August ergibt sich ein Anstieg von 5,6 Prozent. Die Reichweite der Auftragsbestände lag laut ifo Institut im September bei 3,9 Monaten, ein historisch hoher Wert. Die gute Entwicklung spiegelte sich allerdings nicht in dem vom Statistischen Bundesamt berechneten (preis-, saison- und arbeitstäglich) bereinigten Auftragseingang

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Industriebericht 13/11/2017

wider: Er lag im August um 3,2 Prozent unter dem Vormonat. Der Rückgang ist aber weiterhin nicht Ausdruck einer Trendwende der Baukonjunktur, sondern nur Ergebnis des mittlerweile erreichten hohen Auftragsniveaus. Um die Aufträge auch in Zukunft zeitnah abarbeiten zu können, planen die Unternehmen, mehr Beschäftigte einzustellen: Immerhin gab im Rahmen der DIHK-Umfrage jeder sechste Baubetrieb an, seinen Personalbestand in den kommenden zwölf Monaten aufzustocken. 78 Prozent der Befragten wollen ihren Bestand halten und nur sechs Prozent planen eine Einschränkung, so wenige wie noch nie. Entsprechend positiv ist die Beschäftigtenprognose des Hauptverbandes: 2018 soll die Marke von 800.000 überschritten werden, das sind 100.000 Beschäftigte mehr als zum Ende der großen Baukrise im Jahre 2006. Neben der Aufstockung ihres Personals planen die Bauunternehmen – aufgrund der mittlerweile erreichten, vergleichsweise hohen Kapazitätsauslastung – in den kommenden zwölf Monaten ihre Investitionen zu erhöhen: Immerhin gab dies jedes fünfte Unternehmen an. Demgegenüber plant nur jedes zehnte, seine Investitionen einschränken. Dabei gewinnt das Motiv der Kapazitätserweiterung zunehmend an Bedeutung: 27 Prozent der Bauunternehmen gaben dies als Motiv für ihre Investitionen an, zu Beginn des Bauaufschwungs lag der Anteil lediglich bei 13 Prozent.

Ansprechpartner: Heinrich Weitz; Tel. +49 30 2128 6144; E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de

Chemieindustrie: Gute Geschäfte im Jahr 2017 für die deutsche Chemie Das Geschäftsjahr 2017 verspricht für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie positiv zu verlaufen. Nach einem starken Jahresauftakt musste die Branche zwar im zweiten Quartal einen Dämpfer bei der Produktion hinnehmen, konnte aber im dritten Quartal wieder mit einem Produktionsplus aufwarten. Von Januar bis August lag die Produktion um 2,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Bis auf die Petrochemikalien konnten alle Chemiesparten ihre Produktion ausweiten. Die Hersteller Fein- und Spezialchemikalien profitierten dabei insbesondere von der guten Industriekonjunktur in Deutschland. Insgesamt profitierte die Branche aber auch von der wieder stärkeren Nachfrage aus dem Ausland. Die Preise für chemische und pharmazeutische Erzeugnisse gingen nach einem kräftigen Anstieg am Jahresanfang zwar wieder zurück, lagen aber bis September noch immer 3,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit legte auch der Branchenumsatz kräftig zu. Im Vergleich zum Vorjahr betrug das Umsatzplus bis August 5,6 Prozent. Sowohl Inlands- als auch Auslandsumsätze trugen zu dieser positiven Entwicklung bei. Vor diesem Hintergrund zeigten sich die Unternehmen mit der aktuellen Geschäftslage mehr als zufrieden. Ausblick: Wachstum trotz Risiken Für die kommenden Monate rechnet die Branche mehrheitlich damit, dass sich die gute Geschäftslage fortsetzen wird. Allerdings hat die Liste potenzieller Risiken zuletzt weiter zugenommen. Hierzu zählen unter anderem die ins Stocken geratenen Brexit-Verhandlungen, die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens, die Befürchtung einer weiteren Destabilisierung der EU, die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik einer möglichen Jamaika-Koalition sowie die von der US Politik ausgehenden Risiken. Alles in Allem spricht aber vieles für ein gutes Auslandsgeschäft der deutschen Chemieindustrie in den kommenden Monaten. Auch ohne die versprochenen Investitionsprogramme und Steuersenkungen befindet sich die US Wirtschaft im Aufschwung. Mit dem Überwinden der Rezession in Brasilien besteht die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Belebung Lateinamerikas. Aus Asien kommen ebenfalls positive Nachrichten. Japans Wirtschaft überraschte zuletzt mit starkem Wachstum. In China haben zwar die konjunkturellen Risiken zuletzt wieder zugenommen. Kurzfristig spricht aber vieles für eine Fortsetzung des stabilen Wachstums. Dies wird auch andere Volkswirtschaften Asiens beleben. In Europa dürfte sich die wirtschaftliche Erholung ungeachtet der politischen Turbulenzen fortsetzen.

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Für das Inlandsgeschäft sind die Aussichten ebenfalls gut. In Deutschland bleibt der Aufschwung, vor allem getragen von der Binnennachfrage, intakt. Die Industrie entwickelt sich weiterhin positiv. Die Nachfrage nach Chemikalien nimmt daher weiter zu. Dies gilt aber auch für den Importdruck – vor allem bei Grundstoffchemikalien. Große Sprünge sind daher nicht zu erwarten. Nach dem unerwartet starken dritten Quartal, rechnet der VCI für das Gesamtjahr 2017 nun mit einem Anstieg der Chemieproduktion in Höhe von zwei Prozent. Das führt gemeinsam mit hohen Chemikalienpreisen (plus drei Prozent) zu einem Anstieg des Branchenumsatzes um fünf Prozent auf rund 194 Milliarden Euro. Der Umsatz mit ausländischen Kunden dürfte sich noch positiver entwickeln als das Inlandsgeschäft.

Ansprechpartnerin: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: ckellermann@vci.d

Deutsche Elektroindustrie: Umsatzrekord im Visier Die deutsche Elektroindustrie hat im bisherigen Jahresverlauf 2017 kräftige Zuwächse verzeichnen können. Die preisbereinigte Produktion stieg in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent. Die nominalen Erlöse legten im selben Zeitraum sogar um 6,9 Prozent auf 140,5 Milliarden Euro zu. Der Inlandsumsatz wuchs dabei um 4,6 und der Auslandsumsatz um 8,9 Prozent. Die Auftragseingänge lagen zwischen Januar und September – vor allem auch durch Großaufträge getrieben – 10,2 Prozent über dem Vorjahr. Dabei legten die Inlands- und Auslandsorders mehr oder weniger im Gleichschritt zu. Die Kapazitätsauslastung lag zu Beginn des vierten Quartals bei 88,1 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung und damit deutlich über ihrem langjährigen Mittel. Die Reichweite der Auftragsbestände notiert aktuell bei 2,7 Produktionsmonaten. Die Beschäftigtenzahl in der Elektroindustrie ist im August 2017 auf 862.000 geklettert. Damit hat die Branche seit Jahresbeginn fast 16.000 zusätzliche Stellen geschaffen. Nicht zuletzt befindet sich das Geschäftsklima nach wie vor auf hohem Niveau. Vor dem Hintergrund der bislang über den Erwartungen liegenden positiven Branchenkonjunktur, aber auch nach wie vor zahlreicher (globaler) Abwärtsrisiken, hat der ZVEI seine Prognose für das diesjährige Wachstum der realen Produktion Anfang September um einen Prozentpunkt auf plus 2,5 Prozent angehoben. Darüber hinaus sollte der nominale Umsatz seinen 2008er Höchstwert von 181,9 Milliarden Euro in diesem Jahr merklich übertreffen können. Elektroexporte wachsen zweistellig Die Ausfuhren der deutschen Elektroindustrie steuern auf ihren vierten Jahresrekord in Folge zu. Von Januar bis August 2017 stiegen die Exporte (inklusive der Re-Exporte) im Vorjahresvergleich um 10,7 Prozent auf insgesamt 129,8 Milliarden Euro. Die Lieferungen in die Industrieländer wuchsen dabei um 9,7 Prozent auf 85,3 Milliarden Euro. Die Ausfuhren in die Schwellenländer konnten sogar um 12,5 Prozent auf 44,5 Milliarden Euro zulegen. China hat seine Position als größtes Abnehmerland für deutsche Elektroexporte im bisherigen Jahresverlauf festigen können. Die Branchenausfuhren in die Volksrepublik stiegen in den ersten acht Monaten um kräftige 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12,3 Milliarden Euro. Die Exporte in die zweitplatzierten USA legten im selben Zeitraum um 8,8 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zu. In die Eurozone wurden Elektroerzeugnisse im Wert von 38,6 Milliarden Euro geliefert (plus 9,6 Prozent).

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Die Exporterwartungen der deutschen Elektrounternehmen liegen – auch angesichts eines aktuell breiten weltwirtschaftlichen Aufschwungs – weiterhin deutlich im positiven Bereich. Für das Gesamtjahr 2017 rechnet der ZVEI damit, dass der bisherige Exportrekord von 182,1 Milliarden Euro aus dem Jahr 2016 nochmals deutlich übertroffen werden kann.

Ansprechpartner: Jochen Schäfer; Tel.: +49 69 6302 332; E-Mail: schaeferj@zvei.org

Gießerei-Industrie mit aufgehellter Perspektive Bei den deutschen Gießereien zeigt sich die Stimmungslage Ende Oktober 2017 deutlich positiver als ein Jahr zuvor. In Teilbereichen der wichtigsten gussrelevanten Maschinenbausparten, wie der Landtechnik und dem Werkzeugmaschinenbau zeigen sich die eingehenden Orders sehr lebhaft. Auch die Hydraulik, quasi Frühindikator wesentlicher Maschinenbaubereiche entwickelt sich dynamisch. Das gilt auch für weitere Sparten, wie den Kunststoff- und Kautschukmaschinen sowie den Nahrungs- und Verpackungsmaschinen oder der Robotik und Automation. Beim Hauptkunden der Gießereien, dem Straßenfahrzeugbau bewegt sich die Nachfrage auf hohem Niveau. Hier spürbar zuzulegen dürfte schwierig werden. Die Produktion von Gusskomponenten insgesamt konnte in den ersten acht Monaten 2017 kalender- und saisonbereinigt um knapp zwei Prozent gegenüber dem 2016er Vergleichsniveau auskommen. Eine Differenzierung nach den dominierenden Werkstoffen verdeutlicht dennoch eine heterogene Branchenkonjunktur. Legten die Eisen- und Leichtmetallgießereien zu, so mussten die Stahlgießereien sowie die Buntmetallgießereien Einbußen registrieren. In knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 80.000 Personen beschäftigt. Die Erwartungen bzgl. der Entwicklung der Geschäftslage auf Sicht von sechs Monaten weisen, Stand Oktober 2017, bis zum Frühjahrsbeginn eine gedämpft optimistische Richtung aus. Dahinter verbirgt sich ein deutlicher Realismus Bezug: Es stehen zu viele Fragezeichen im Raum, sei es auf nationaler, sei es auf internationaler Ebene. Bzgl. der Koalitionsgespräche in Deutschland ist zumindest nach außen immer noch kein Signal zu vernehmen, welches eine Einschätzung der künftigen wirtschafts- und vor allem energiepolitischen Prägung ermöglicht. Neue “Brandherde“ wie die Entwicklung in Spanien verdeutlichen zudem wie fragil eine konjunkturelle Erholung sein kann. Daran hängen auch Investitionsentscheidungen und in der Folge Aufträge für die Zulieferindustrie! Exporte von Gusskomponenten unter dem Einfluss des internationalen Investitionsklimas Im Jahr 2016 sank der Auslandsumsatz der Gießereien um knapp drei Prozent auf knapp 12,4 Milliarden Euro. Die Exportquote lag wie im Jahr zuvor bei 34 Prozent. In den ersten acht Monaten 2017 legte der Umsatz (nach Umsatzindex) um fast drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Entscheidenden Anteil hatte der Auslandsumsatz mit einem überproportionalen Anstieg um vier Prozent. Die Exporterwartungen, Stand Oktober 2017, sind zwar im Saldo leicht positiv, aber dennoch eher gedämpft: Fast dreiviertel der Gießereien erwarten ein Stabilisierung der Auslandsnachfrage auf dem gegenwärtigen Niveau. Nicht vernachlässigt werden sollte allerdings, dass ca. 80 Prozent der in Deutschland gefertigten Gusskomponenten ihre Endverwendung im Ausland finden. Der indirekte Export über den deutschen Fahrzeug- und Maschinenbau bildet einen großen Hebel.

Ansprechpartner: Heiko Lickfett; Tel.: +49 211 6871 214; E-Mail: heiko.lickfett@bdguss.de

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Keramische Industrie Die Feinkeramische Industrie als Ganzes hatte im Jahr 2016 ein äußerst heterogenes Jahr hinter sich. Insgesamt musste man zum Jahresende einen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent hinnehmen. Auch in diesem Jahr entwickeln sich die im Bundesverband Keramische Industrie e.V. organisierten feinkeramischen Teilbranchen sehr unterschiedlich. Der Gesamttrend ist dieses Jahr jedoch positiv. Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016, konnte der Teilbereich der Technischen Keramik wieder zur gewohnten Stärke zurückfinden. Hierbei gilt jedoch die äußerst heterogene Aufstellung der Technischen Keramik zu berücksichtigen. Während Bereiche wie Elektrokeramik, Chemie- und Verfahrenstechnik und Medizinprodukte gut abschneiden, gibt es Probleme in den Bereichen Isolatoren oder Verschleißschutz. Bisher liegt der Umsatz der Gesamtbranche um 3,1 Prozent oberhalb der Vorjahresperiode. Besonders im 2016 schwächelnden Exportgeschäft konnten wieder zusätzliche Umsätze erwirtschaftet werden. Das Inlandsgeschäft hingegen bleibt etwa auf Vorjahresniveau. Die Auftragslage ist weiterhin sehr gut, sodass sich das Gesamtjahresergebnis noch weiter verbessern könnte. Die Geschirrhersteller blicken bisher auf ein schwieriges Jahr zurück. Trotz guter Konsumlaune in Deutschland profitieren die Geschirr- und Zierporzellanhersteller nicht von der guten konjunkturellen Lage. Der Gesamtumsatz liegt bisher um drei Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Sowohl im Inlands- als auch im Auslandsgeschäft konnte man bisher nicht an die Vorjahreswerte anknüpfen. Anders als letztes Jahr, war die Entwicklung des herkömmlichen Haushaltsgeschirrs in diesem Jahr besser als beim Geschirr für den professionellen Einsatz („HoReCa“). Das nun anstehende Weihnachtsgeschäft könnte noch positive Impulse für den (Haushalts-)Geschirrbereich liefern. Die Manufakturen bewegen sich in etwa auf Vorjahresniveau. Während sich das Auslandsgeschäft wieder etwas belebt hat, ging in etwa gleichem Maße die Inlandsnachfrage zurück. Der traditionell starke russische Markt bleibt eine Ausnahme und ist noch nicht wieder aus den Startlöchern gekommen. Hier gibt es weiterhin ein großes Potenzial. Im Inland kämpft man mit dem Rückgang der Fachhandelsgeschäfte. Die Zahl der Gesamtauftragseingänge scheint gegenwärtig zwar nicht optimistisch zu stimmen, allerdings können schon wenige Großaufträge ausreichen, um hier in die komplett entgegengesetzte Richtung umzuschwenken. Unsere Ofenkachelhersteller bewegen sich weiterhin in einem schwierigen und schrumpfenden Marktsegment. Nachdem im letzten Jahr eine gewisse Marktbereinigung stattgefunden hatte, von der unsere Ofenkachelhersteller profitieren konnten, müssen sie dieses Jahr wieder mit Umsatzrückgängen kämpfen. Der Umsatz liegt bisher um 5,9 Prozent hinter dem Vorjahresergebnis. Die Auftragslage zeigt, dass es bis zum Ende des Jahres keine große Trendumkehr geben wird. Insgesamt erzielt die Feinkeramische Industrie als Ganzes und getrieben durch die gute Entwicklung im Bereich Technische Keramik einen Umsatzzuwachs in Höhe von 1,2 Prozent.

Ansprechpartner: Philipp Pickelmann; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: pickelmann@keramverband.de

Maschinenbau: 2017 – Ein erstes Aufschwungsjahr Das Jahr 2017 ist für den Maschinenbau besser gelaufen als die VDMA-Volkswirte ursprünglich erwartet hatten. Die erste Prognose vom Oktober 2016, die auf ein Prozent Plus lautete, konnte im Juni dieses Jahres auf drei Prozent Wachstum erhöht werden. Die ungewöhnlich lange Phase von 2012 bis 2016, in der die Produktion zwar nur einmal leicht zurückgegangen, aber in den anderen Jahren auch nur sehr gemächlich gewachsen war, scheint zu Ende zu sein. Leider kamen die Wachstumsimpulse wieder fast ausschließlich aus dem Ausland. Für

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das Investieren in neue Maschinen und Anlagen fehlten im Inland die Impulse. Das liegt nicht zuletzt auch an der wenig wirtschaftsfreundlichen Politik. Die Exporte wuchsen auf breiter regionaler Basis. Insgesamt steht in den ersten acht Monaten ein Plus von real 5,4 oder nominal von 6,6 Prozent in den Büchern. Das größte Wachstum kam aus China (plus 25 Prozent) und aus den USA (plus neun Prozent). Das Plus bei der Ausfuhr sorgte dafür, dass die Produktion von Maschinen und Anlagen in Deutschland in den ersten acht Monaten des Jahres real um drei Prozent zulegen konnte. Das schlug auch auf die Kapazitätsauslastung durch. Im Oktober lag sie bei 87,9 Prozent nach dem sie seit Herbst 2012 fast immer unter dem mittleren Wert von 85,9 Prozent verharrt hatte. Zwölf Prozent der Unternehmen leiden unter Materialknappheit. Außerdem haben 24 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, was sicherlich auch an der demographischen Entwicklung liegt. Dass der Aufschwung längst nicht alle Maschinenbauer erreicht hat, wird daran deutlich, dass immer noch 16 Prozent der Unternehmen mehr produzieren könnten, wenn sie mehr Aufträge hätten.

Verhaltener Optimismus für 2018 Im Idealfall gewinnt ein Aufschwung im zweiten Jahr an Kraft. Doch für 2018 rechnen die VDMA-Volkswirte nicht mit einer konjunkturellen Beschleunigung. Auch für das kommende Jahr lautet die Prognose auf drei Prozent Wachstum. Der Grund dafür sind regionale Wachstumsverschiebungen. Für die Exporte in die USA und in die EU-Partnerländer ohne das Vereinigte Königreich erwartet der VDMA eine etwa gleich hohe Wachstumsrate wie in diesem Jahr. Die Lieferungen nach UK allerdings könnten auch mit einer zweistelligen Rate sinken. Schließlich sind die Unsicherheit und der mangelnde Verhandlungsfortschritt Gift für das Investieren. Die Maschinenausfuhr nach China dürfte wohl auch im kommenden Jahr weiterwachsen, allerdings ist hier ein Tempoverlust wahrscheinlich. Für das Minus im UK-Geschäft und die Entschleunigung im China-Handel bedarf es also einer Kompensation, wenn das Wachstumstempo insgesamt gehalten werden kann. Das ist möglich, wenn das Inlandsgeschäft endlich anspringt. Die Chancen dafür sind durchaus gegeben. Die Fertigung beim Hauptkunden, der Industrie, ist inzwischen wieder gut ausgelastet. Doch noch ist ungewiss, ob die Inlandsorders wirklich Fahrt aufnehmen werden und der Ausgleich gelingt.

Ansprechpartner: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org

Nichteisen-Metallindustrie Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie blickt zuversichtlich ins Jahr 2018. Im Zeitraum Januar bis September 2017 erwirtschaftete die Branche voraussichtlich mit 112.000 Beschäftigten in rund 650 Unternehmen eine Produktion von 6,5 Millionen Tonnen (plus 0,5 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum). Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 39 Milliarden Euro. Maßgeblich hierfür war der Metallpreisanstieg an der Börse. 54 Prozent des Umsatzes wurden im Inland erzielt, dem wichtigsten Absatzmarkt. Die NE-Metallindustrie gliedert sich in die Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Die Aluminiumindustrie produzierte im Zeitraum Januar bis September 2017 etwa 988.000 Tonnen Rohaluminium, drei Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Aluminiumhalbzeughersteller verzeichneten demgegenüber ein Minus von einem Prozent auf gut 1,9 Millionen Tonnen. Die Ausbringungsmenge der Aluminiumweiterverarbeitung stieg um drei Prozent auf 264.000 Tonnen. In der Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn) wuchs die Produktion der Rohmetallerzeuger im selben Zeitraum um drei Prozent auf 696.000 Tonnen. Die Buntmetallhalbzeugindustrie wies dagegen einen Produkti-

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onsrückgang um zwei Prozent auf 1,4 Millionen Tonnen aus. Die NE-Metallgießereien produzierten in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 954.000 Tonnen Gussteile, zwei Prozent mehr als im selben Zeitraum 2016. Für 2017 erwartet die NE-Metallindustrie weiter eine stabile bis leicht steigende Produktion gegenüber dem Vorjahr. Großbritannien blieb der wichtigste Exportmarkt, die USA folgten auf Rang zehn Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie belief sich im Zeitraum Januar bis September 2017 auf 18 Milliarden Euro. Das entsprach einer Exportquote von 46 Prozent. Der deutsche Außenhandel von Rohmetall und Halbzeug unterscheidet sich grundlegend. So wird erheblich mehr Rohmetall importiert als exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Importen einiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle wider. Die Rohmetalleinfuhr sank im ersten Halbjahr 2017 um drei Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 2,1 Millionen Tonnen. Die Ausfuhr von Rohmetall stieg um ein Prozent auf 463.000 Tonnen. Die ausfuhrstarke Halbzeugindustrie exportierte im selben Zeitraum 1,5 Millionen Tonnen, ein Prozent mehr als im Vorjahreshalbjahr. Dem standen Einfuhren von 985.000 Tonnen gegenüber (plus ein Prozent). Ausgehend von einem noch niedrigen Niveau wiesen Importe von Halbzeug aus China vereinzelt hohe Wachstumsraten aus. Großbritannien blieb im ersten Halbjahr 2017 der bedeutendste Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. 13 Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Das war sogar ein Prozentpunkt mehr als im ersten Halbjahr 2016, vor dem Brexit-Votum. Großbritannien fragte insgesamt 256.000 Tonnen der deutschen Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug nach. Das sind zehn Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Ein Großteil davon war Halbzeug und davon überwiegend Aluminium. Die Vereinigten Staaten blieben im ersten Halbjahr des laufenden Jahres auf Rang zehn der wichtigsten Exportmärkte für Rohmetall und Halbzeug und zugleich die bedeutendste Zielregion außerhalb Europas. Drei Prozent der Ausfuhr von Rohmetall und Halbzeug ging dorthin. Mit 64.000 Tonnen im ersten Halbjahr 2017 war das jedoch 1,5 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2016. Etwa die gleiche Menge lieferte die deutsche NE-Metallindustrie an inländische Abnehmerindustrien, die ihrerseits in die Vereinigten Staaten exportierten.

Ansprechpartner: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 7262 071 67; E-Mail: eisenberg@gdb-online.org

Lage der Stahlindustrie im Sommer 2017 Die Stahlnachfrage in Deutschland befindet sich auf einem moderaten Erholungskurs: Nach dem Rückgang der Auftragseingänge im zweiten Quartal haben sich diese in den Sommermonaten wiederbelebt und erreichen für die ersten acht Monate beinah wieder das Niveau des Vorjahres. Zudem ist das ifo-Geschäftsklima im Trend aufwärtsgerichtet. Im weiteren Jahresverlauf könnte der Erholungstrend durch den Lagerzyklus weiter gestützt werden. Auch die Rohstahlproduktion ist im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht aufwärtsgerichtet. Der Stahlbedarf dürfte in diesem Jahr um drei Prozent auf 41,6 Millionen Tonnen wachsen, für die Rohstahlproduktion gehen wir weiterhin von einem moderaten Wachstum von rund 1,5 Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen aus. Unterstützend wirkt sich die langsame Erholung der globalen Stahlnachfrage aus. Die deutschen Walzstahl-Auftragseingänge aus dem Ausland sind in den ersten acht Monaten des Jahres um sieben Prozent gestiegen. Die Stahl-Exporte haben um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugelegt. Haupttreiber waren die Drittländer, während für die EU nur leichte Steigerungen zu verzeichnen waren. Risiken bleiben vorhanden: Die Stahlnachfrage in der EU hat sich zwar stabilisiert, liegt in vielen Ländern jedoch auf niedrigem Niveau. Die Importkrise in der EU ist noch nicht überwunden. In den ersten acht Monaten des

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Jahres steigerten sich die Walzstahleinfuhren nochmals um drei Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016. Rückläufige Einfuhren aus China werden ersetzt durch Indien, Südkorea oder die Türkei. In vielen Ländern werden neue Produktionskapazitäten errichtet, oftmals mit staatlicher Unterstützung.

Ansprechpartner: Dr. Martin Theuringer; Tel.: +49 211 6707 105, E-Mail: martin.theuringer@wvstahl.de

Stahl- und Metallverarbeitung Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie hat ihre Produktion im bisherigen Jahresverlauf um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der August hat mit einem Plus von 8,3 Prozent positiv überrascht und veranlasst den Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. seine Prognose von plus ein Prozent auf plus vier Prozent anzuheben. Wenn die Nachfrage weiterhin so stabil bleibt, kann es sogar noch besser kommen. Allerdings weiß man aus der Erfahrung der vergangenen Jahre, dass die Unternehmen bei vergleichbar hoher Auslastung nicht notwendigerweise die besten Ergebnisse erzielen. Der Kostendruck von der Stahl- und Energieseite bleibt immens hoch und der Preisdruck der Kunden ebenfalls. Die von der Gewerkschaft geforderte Lohnanpassung kann in dieser Situation von mittelständischen Betrieben nicht geschultert werden. Zumal die weitere konjunkturelle Entwicklung derzeit nicht absehbar ist. Die Umsätze der Branche sind im August um 9,1 Prozent über das Vormonatsniveau gestiegen. Die Inlandslieferungen verlieren mit plus 7,8 Prozent wieder etwas an Boden gegenüber dem Export, der im August nochmals kräftig um 11,7 Prozent ausgeweitet worden ist. Im Zeitraum Januar bis August haben die Umsätze um 5,5 Prozent zugelegt. Auch nach der Bundestagswahl bleibt die Stimmung der Stahl und Metall verarbeitenden Unternehmen gut. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage steigt im Oktober gegenüber dem Vormonat um 4,1 auf 48,8 Saldenpunkte und liegt nur noch knapp unter dem Rekordwert 50,2 aus dem Mai 2007. Die Beurteilung der zukünftigen Geschäftsentwicklung fällt gegenüber dem September um 8,6 Punkte vorsichtiger aus, allerdings war der Indikator im Vormonat ungewöhnlich stark angestiegen. Neben der langwierigen Regierungsbildung könnte der Ausblick auf möglicherweise im Jahr 2018 steigende Personal- und Rohstoffkosten zu dem insgesamt leicht rückläufigen Geschäftsklima geführt haben. Die Unternehmen haben im Jahresverlauf kontinuierlich Beschäftigung aufgebaut. Im August lag die Anzahl der Mitarbeiter zwei Prozent über dem Vorjahresmonat. Damit ist auch die Auslastung der Produktionskapazitäten deutlich angestiegen von 83,5 Prozent auf 86,0 Prozent. Es ist vor diesem Hintergrund zu erwarten, dass die Investitionszurückhaltung allmählich aufgegeben wird und die Produktionskapazitäten in den nächsten Monaten vorsichtig erhöht werden. Die globalen Konjunkturrisiken scheinen angesichts der aktuell positiven Kennzahlen und Nachrichten auch aus anderen Industriebereichen in der Wahrnehmung in den Hintergrund zu treten. Dennoch bleiben sie virulent. Für die heute beginnenden Sondierungsgespräche der möglichen Koalitionspartner bleibt zu hoffen, dass sich ein liberaler, wirtschaftsfreundlicher Kurs für die neue Bundesregierung durchsetzt. Es ist unbedingt ein nationaler Alleingang bei den kontrovers diskutierten Energie- und Klimaschutzthemen zu vermeiden. Nur mit einem international wettbewerbsfähigen Industriekern kann der Wohlstand erhalten werden, der letztlich auch die Basis für einen ambitionierten Klimaschutz bildet.

Ansprechpartner: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821, E-Mail: hade@wsm-net.d

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Textil- und Bekleidungsindustrie: Aktuelle Lage Die Umsätze steigen insgesamt etwas an (plus 0,6 Prozent im Monat August), allerdings allein aufgrund der weiterhin positiven Entwicklung bei Textil (plus 1,9 Prozent). Bei Bekleidung fällt im aktuellen Monat August der Umsatz um minus 0,9 Prozent. Damit liegen die kumulierten Umsätze des Jahres 2017 per August unverändert um plus 0,7 Prozent über denen des Vorjahres. Das Muster der vergangenen Monate setzt sich dabei fort: Positive Impulse kommen im Textilsektor derzeit vor allem von den Vorstufen, während die Umsatzträger der Vergangenheit wie Vliesstoffe und technische Textilien sich kaum entwickeln. Im Bekleidungsbereich verbuchen die Hersteller insbesondere von Arbeits- und Berufskleidung, aber auch von Strumpfwaren, Zuwächse. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2017 lag für die gesamte Branche bei plus 1,7 Prozent (Textil plus zwei Prozent, Bekleidung plus 1,5 Prozent). Dieses Umsatzziel kann, gute Zahlen zum Jahresende vorausgesetzt, noch erreichbar sein. Die Beschäftigung in der Branche ist jedoch weiterhin sehr stabil. Sie steigt per Ende August in beiden Segmenten an (Textil plus ein Prozent, Bekleidung plus 0,4 Prozent). Insgesamt sind in der Branche plus 0,8 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr beschäftigt. Die inländische Produktion steigt im Jahresverlauf im Textilsektor an und sinkt im Bekleidungsbereich, auch wenn hier die Produktion am aktuellen Rand wieder etwas zunimmt. In den ersten acht Monaten wurden plus 3,3 Prozent mehr Textilprodukte im Inland hergestellt, im Bekleidungssegment war es minus ein Prozent weniger. Der Außenhandel steigt auch im August, wie schon in den Vormonaten, besonders im Bekleidungssegment insgesamt deutlich an (Exporte per August: Bekleidung plus 13,6 Prozent, Textil plus 1,8 Prozent, insgesamt plus 8,6 Prozent) und hier besonders sprunghaft die Exporte in die Schweiz. Auch die Einfuhren steigen in der Bekleidungsindustrie (plus 2,4 Prozent per August) an. In der Textilindustrie sinken die Einfuhren hingegen um minus 0,1 Prozent. Der Einfuhrüberschuss sinkt um minus 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Perspektiven Bei den Aufträgen ist die Lage unterschiedlich: Bei Textil deuten die Zahlen auf eine relativ stabile Umsatzentwicklung hin, dem gegenüber war bisher die Auftragslage im Bereich Bekleidung eher angespannt. Im aktuellen Monat verbessert sich allerdings die Auftragslage sehr deutlich. Dem Stimmungshoch der deutschen Industrie insgesamt können Textil und Bekleidung nur eingeschränkt folgen. Während sich bei Bekleidung – nach großen Schwankungen in den zurückliegenden Perioden – aktuell die Konjunktureinschätzungen wieder positiv entwickeln, ist die Stimmungslage der Textilunternehmen, auch über die vergangenen Monate hinweg. Insgesamt kaum verändert, so dass sich insbesondere bei Textil kein eindeutiger Trend ausmachen lässt. Bei Bekleidung bleibt ein vorsichtig optimistischer Ausblick auf die Konjunkturzahlen der kommenden Monate. Auch der leichte, aber stetige Beschäftigungsaufbau in beiden Segmenten stimmt optimistisch. Eine dynamischere Entwicklung in den kommenden Monaten vorausgesetzt, können die Umsatzziele für 2017 (plus 1,7 Prozent insgesamt) jedoch erreicht werden.

Ansprechpartner: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de

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Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29, 10178 Berlin www.bdi.eu T: +49 30 2028-0 Autoren Thomas Hüne T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu Dr. Christoph Sprich T: +49 30 2028-1525 c.sprich@bdi.eu Redaktion/Grafiken Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu Marta Gancarek T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu*

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