QUARTALSBERICHT DEUTSCHLAND
Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr Quartal IV / 2017
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich im dritten Quartal 2017 deutlich beschleunigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal nach plus 0,6 Prozent im zweiten Quartal.
Unternehmen investieren wieder mehr in Deutschland: Die Bruttoanlageinvestitionen stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. Investitionen in Ausrüstungen stiegen um 1,5 Prozent und in sonstige Anlagen um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Bauinvestitionen gaben auf hohem Niveau etwas nach.
Überraschung beim Konsum: Konsumausgaben der privaten Haushalte sanken preis-, saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent nach starkem Anstieg im zweiten Quartal.
Der Außenbeitrag hat im dritten Quartal 2017 ebenso stark zum BIPWachstum beigetragen wie die Binnenwirtschaft. Die Exporte stiegen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal mit plus 1,7 Prozent fast doppelt so stark wie die Importe.
Wir erwarten einen Anstieg der realen Wirtschaftsleistung um 2 ¼ Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht einem um Kalendereffekte bereinigtem jahresdurchschnittlichen BIP-Wachstum von 2 ½ Prozent.
Inhaltsverzeichnis Konjunktur in Deutschland ................................................................................................................................. 1 Außenhandel: Starke Exporttätigkeit im dritten Quartal ......................................................................................... 2 Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter ............................................................................. 4
Industriekonjunktur ............................................................................................................................................. 5 Auftragseingang in der Industrie: deutlicher Anstieg im dritten Quartal 2017 ........................................................ 5 Industrieproduktion beschleunigt sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte kräftig ................................................ 6 Kapazitäten in der Industrie stark ausgelastet ....................................................................................................... 7
Perspektiven ........................................................................................................................................................ 9
Impressum ......................................................................................................................................................... 11
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen .................................................................... 12
Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Konjunktur in Deutschland Aufschwung nimmt kräftig Fahrt auf Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich im dritten Quartal deutlich beschleunigt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal, nach plus 0,6 Prozent im Quartal zuvor. Der Wert für das erste Quartal 2017 wurde aufwärts revidiert und beträgt nunmehr plus 0,9 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist das BIP im dritten Quartal um 2,3 Prozent gestiegen. Rechnet man Kalendereffekte heraus, betrug der Anstieg sogar 2,8 Prozent, nach zuvor plus 2,3 Prozent im zweiten Quartal. Die Wirtschaftsleistung wurde nach vorläufigen Berechnungen im dritten Quartal von 44,5 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 668.000 Personen oder 1,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Entwicklung des realen BIP in Prozent
4
3 2,2 (1.-3. Quartal) 1,9 1,7
2
1,6
1
0
-1 I
II
III
IV
2014
I
II
III
IV
2015
I
II
III 2016
IV
I
II
III
IV
2017
Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt Veränderung ggü. Vorjahr Quelle: Statistisches Bundesamt
In der entstehungsseitigen Betrachtung ist die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal in nahezu allen Wirtschaftsbereichen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die stärksten Zuwächse verzeichnete der Informations- und Kommunikationssektor mit einem Anstieg der Bruttowertschöpfung um 3,6 Prozent, der auch einen entsprechenden Beschäftigungsaufbau nach sich zog. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Bruttowertschöpfung mit plus 3,4 Prozent zwar überdurchschnittlich. Der damit einher gehende Beschäftigungsaufbau fiel aber mit plus 0,9 Prozent vergleichsweise gering aus. Der Sektor Handel, Verkehr, Gastgewerbe als drittes Mitglied der Spitzengruppe steigerte seine Wertschöpfung um 3,1 Prozent. In diesem Sektor waren 128.000 Erwerbstätige mehr beschäftigt als vor einem Jahr. Durchschnittlich entwickelte sich die Wertschöpfung bei den Unternehmensdienstleistern und im Baugewerbe. In diesen beiden Sektoren ging die gestiegene Wertschöpfung einher mit einem entsprechend starken Beschäftigungsaufbau. In der Landwirtschaft, im Grundstücks- und Wohnungswesen und bei den sonstigen Dienstleistern nahm die Bruttowertschöpfung nur unterdurchschnittlich zu, im Finanz-
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und Versicherungssektor sogar ab. Im letztgenannten Sektor ging auch die Zahl der Erwerbstätigen zurück. Dafür stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit um 207.000 oder 1,9 Prozent. Auf der Verwendungsseite des BIP gab es innerhalb der binnenwirtschaftlichen Komponenten ein paar Überraschungen. So gingen die Konsumausgaben der privaten Haushalte preis-, saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurück, nachdem im zweiten Quartal noch ein deutliches Plus von 0,9 Prozent zu verzeichnen war. Die Konsumausgaben des Staates blieben auf dem Niveau des Vorquartals, was im Ergebnis zu einem negativen Wachstumsbeitrag der Konsumausgaben führte. Die Bruttoanlageinvestitionen haben sich im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent erhöht. Während die Investitionen in Ausrüstungen (plus 1,5 Prozent) und in sonstige Anlagen (plus 0,6 Prozent) im Vergleich zum Vorquartal stiegen, gaben die Bauinvestitionen etwas nach. Inklusive der Vorratsveränderungen ergibt sich für die Bruttoinvestitionen ein Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten. Der Wachstumsbeitrag für die inländische Verwendung beträgt somit 0,4 Prozentpunkte. Der Außenbeitrag hat im dritten Quartal 2017 ebenso stark zum BIP-Wachstum beigetragen wie die Binnenwirtschaft. Die Exporte stiegen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal mit plus 1,7 Prozent fast doppelt so stark wie die Importe, woraus ein Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten resultierte. Außenhandel: Starke Exporttätigkeit im dritten Quartal Im dritten Quartal 2017 sind die Exporte von Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (saisonbereinigte Werte mit Länderdifferenzierungen sind nicht verfügbar) um insgesamt 19,6 Milliarden Euro oder 6,6 Prozent gestiegen. Nahezu ein Drittel der Zuwächse stammt aus Lieferungen in die Länder des Euroraums. So erhöhten sich die Ausfuhren in die Niederlande um 1,4 Milliarden Euro, nach Frankreich um 1,26 Milliarden Euro und nach Italien um 1,08 Milliarden Euro. Auch der Handel mit EU-Staaten, die nicht zum Euroraum gehören, hat sich belebt. Ausfuhren nach Polen stiegen um 1,3 Milliarden Euro, in die Tschechische Republik um 749 Millionen Euro und nach Schweden um 529 Millionen Euro. Den in absoluten Zahlen gemessenen höchsten Zuwachs gab es bei den Ausfuhren nach China. Dorthin wurden Waren im Wert von etwas mehr als drei Milliarden Euro (plus 15,7 Prozent) ausgeführt. Auch die Lieferungen nach Hongkong stiegen um 626 Millionen Euro oder knapp 40 Prozent ebenfalls kräftig. Neben Großbritannien, das im dritten Quartal seine Einfuhren aus Deutschland um 776 Millionen Euro oder 3,6 Prozent reduzierte, gingen die Ausfuhren nach Ägypten um 202 Millionen Euro und in die Vereinigten Arabischen Emirate 223 Millionen Euro zurück. Die deutschen Importe sind im dritten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahr mit plus 7,7 Prozent ebenfalls kräftig gestiegen. Die nominal stärksten Zuwächse stammten aus dem Handel mit China (plus 2,08 Milliarden Euro), den Niederlanden plus 1,54 Milliarden Euro), Spanien (plus 1,2 Milliarden Euro) und Südkorea (plus 1,04 Milliarden Euro). Auch die Einfuhren von den östlichen Nachbarn Tschechien (plus 964 Millionen Euro) und Polen (plus 960 Millionen Euro) sind nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Vergleich zu den gesamten Importen überdurchschnittlich gestiegen. Abnehmende Einfuhrzahlen wie aus den rohstoffliefernden Ländern Algerien (minus 131 Millionen Euro oder Aserbaidschan (minus 196 Millionen Euro) blieben die Ausnahme. Am aktuellen Rand stiegen die Exporte im Oktober 2017 gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,8 Prozent. Der Anstieg bei den Einfuhren fiel mit plus 8,3 Prozent noch etwas stärker aus. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 6,3 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen ausgeführt als im Vorjahreszeitraum. Mit plus 6,6 Prozent entwickelten sich die Ausfuhren in die Eurozone etwas stärker als in die EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören (plus 4,8 Prozent). Die Ausfuhren in Drittländer stiegen mit 7,3 Prozent sogar noch etwas stärker an. Bei den Importen war in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres ein Anstieg um insgesamt 8,7 Prozent zu beobachten. Aus den EU-Ländern wurden 7,9 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen eingeführt als vor einem Jahr. Dabei erhöhten sich die Einfuhren aus den Ländern, die nicht zum Euroraum gehörten mit 9,8 Prozent etwas stärker als die aus der Eurozone (plus sieben Prozent). Aus Drittländern kamen im gleichen Zeitraum 10,2 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen.
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Entwicklung von Ex- und Importen im 3. Quartal 2017 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal Exporte Zu- (+) bzw. Abnahme (-)
Importe Zu- (+) bzw. Abnahme (-)
in Million Euro
in %
China
22 237
+ 3 026
+
15,7
Niederlande
21 232
+ 1 398
+
Polen
15 012
+ 1 304
Frankreich
25 264
Italien USA
in Million Euro
in %
China
25 527
+ 2 084
+
8,9
7,0
Niederlande
22 112
+ 1 539
+
7,5
+
9,5
Spanien
7 497
+ 1 203
+ 19,1
+ 1 261
+
5,3
Südkorea
2 892
+ 1 043
+ 56,4
15 697
+ 1 080
+
7,4
Tschechien
11 107
+
964
+
9,5
27 365
+
977
+
3,7
Polen
12 622
+
960
+
8,2
Russland
6 808
+
819
+
13,7
9 915
+
858
+
9,5
Katar
1 449
+
773
+ 114,4
Österreich
10 417
+
694
+
7,1
Spanien
10 215
+
768
+
8,1
Italien
13 456
+
657
+
5,1
Tschechien
10 090
+
749
+
8,0
Singapur
1 786
+
596
+ 50,1
2 040
+
694
+
51,5
671
+
568
+ 552,5
Österreich
15 604
+
642
+
4,3
Rumänien
3 846
+
562
+ 17,1
Hongkong
2 197
+
626
+
39,8
Mexiko
1 720
+
490
+ 39,8
Schweden
6 384
+
529
+
9,0
Großbritannien
9 237
+
462
+
Mexiko
3 380
+
463
+
15,9
Schweden
3 851
+
356
+ 10,2
Ungarn
6 184
+
447
+
7,8
Malaysia
2 255
+
347
+ 18,2
Finnland
2 685
+
420
+
18,5
Ungarn
6 597
+
346
+
5,5
Chile
549
-
158
-
22,3
Bermuda
0
-
111
-
99,8
Ägypten
750
-
202
-
21,2
Algerien
185
-
131
- 41,5
2 669
-
223
-
7,7
Aserbaidschan
215
-
196
- 47,7
20 746
-
776
-
3,6
Frankreich
15 262
-
313
-
2,0
+
6,6
Insgesamt
253 562
+ 18 109
+
7,7
Irland
V. A. Emirate Großbritannien Insgesamt
317 029
+ 19 613
Belgien
Libyen
5,3
Quellen: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
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Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter Die Zahl der Erwerbstätigen ist nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Oktober 2017 auf 44,74 Millionen Personen gestiegen. Damit gingen rund 348.000 oder 1,5 Prozent mehr Personen einer Erwerbstätigkeit nach als noch vor einem Jahr. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich zuletzt deutlich erhöht. Nach letzten Hochrechnungen der Bundesagentur standen im September 2017 (letzter verfügbarer Wert) insgesamt 32,74 Millionen Personen in einem solchen Beschäftigungsverhältnis. Das waren 727.000 Personen oder 2,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Arbeitsmarkt in Deutschland* 33
4 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse)
32 31
3
30 29
Arbeitslose (rechte Achse) 2
28 27 1
26 25 2
24
0
Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Vorjahresmonat (rechte Achse) *saisonbereinigt in Million Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Nach Branchen war vor allem im Dienstleistungssektor ein deutlicher Stellenaufbau zu beobachten. Der absolut größte Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen erfolgte, anders als noch im vergangenen Jahr, bei den qualifizierten Unternehmensdienstleistern, die 101.000 neue Stellen (plus 4,3 Prozent) schufen. Im Bereich Pflege und Soziales, wo in der Vergangenheit in absoluten Zahlen stets der stärkste Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen war, entstanden binnen Jahresfrist 83.000 oder 3,7 Prozent mehr Stellen. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um 69.000, bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern um 66.000 (plus 4,5 Prozent) und im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrtzeugen um 65.000 (plus 1,5 Prozent). Eine nennenswerte Abnahme gab es bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern mit minus 17.000 Stellen oder 1,7 Prozent. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im dritten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahr um 26.000 oder 0,6 Prozent auf 4,33 Millionen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten nahm nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im September 2017 um 63.000 oder 1,3 Prozent auf 4,71 Millionen ab.
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Im November 2017 registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,37 Millionen arbeitslose Personen. Die Zahl der Arbeitslosen ging damit im Vergleich zum Vorjahr um 164.000 Personen oder um 6,5 Prozent zurück. Die Arbeitslosenquote sank nach Systematik der Bundesagentur im November 2017 auf 5,3 Prozent, was einer ILO-Erwerbslosenquote von 3,6 Prozent entspricht.
Industriekonjunktur Auftragseingang in der Industrie: deutlicher Anstieg im dritten Quartal 2017 Der Auftragseingang in der Industrie ist im dritten Quartal 2017 gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 3,6 Prozent gestiegen. Der Vorjahresvergleich ist mit plus 7,8 Prozent deutlich höher ausgefallen. Die Inlandsnachfrage stieg im dritten Quartal 2017 saison- und kalenderbereinigt um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der Wert des Vorjahres wurde um 7,7 Prozent übertroffen.
Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe
122
9
120
8
118
7 6
116
5
114 3,6
4
112 2,6
3
110 2 108
0,8
106
1 0
104
-1 -1,0
102
-2
100
-3 2014
2015
2016
2017
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse) Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Auslandsnachfrage stieg im dritten Quartal 2017 um vier Prozent (saison- und kalenderbereinigt) ebenfalls deutlich. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im gleichen Zeitraum sogar 7,9 Prozent mehr Aufträge eingesammelt. Während die Aufträge aus der Eurozone mit plus 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und plus 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ganz so kräftig gestiegen sind, zog die Nachfrage aus Drittländern zuletzt wieder kräftig an. Im Vergleich zum Vorquartal war ein Auftragsplus von 6,3 Prozent zu verzeichnen. Der Vorjahresvergleich lag bei plus 9,4 Prozent und war der stärkste Orderzuwachs seit dem Jahr 2011.
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Bei den einzelnen Hauptindustriegütergruppen erhielten die Hersteller von Vorleistungsgütern im dritten Quartal 2017 4,6 Prozent mehr Aufträge als im Quartal zuvor. Die Nachfrage aus dem Inland stieg mit plus 5,6 Prozent etwas stärker als die aus dem Ausland mit plus 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Auftragseingang für Vorleistungsgüter um 9,8 Prozent. Die Nachfrage nach Investitionsgütern stieg im Quartalsvergleich um 3,6 Prozent. Die inländische Investitionsgüternachfrage erhöhte sich gegenüber dem zweiten Quartal um 1,2 Prozent. Das Ausland fragte im gleichen Zeitraum 4,9 Prozent mehr Investitionsgüter nach. Im Vergleich zum Vorjahr wurden insgesamt 6,6 Prozent mehr Investitionsgüter bestellt. Bei den Konsumgüterproduzenten gingen nahezu gleich viele Bestellungen ein wie im zweiten Quartal (plus 0,1 Prozent). Die Nachfrage aus dem Inland stieg im dritten Quartal um 2,4 Prozent. Dafür reduzierten sich die Bestellungen aus dem Ausland um 1,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Konsumgüterhersteller ein Auftragsplus von insgesamt 6,4 Prozent. Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes sind die Auftragseingänge in der Industrie im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen. Dabei war der Anteil an Großaufträgen für einen Oktober unterdurchschnittlich. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland war in etwa gleich stark. Die Auftragslage für die deutsche Industrie hat sich im Laufe des Jahres kontinuierlich verbessert. Für die Nachfrage aus dem Inland, aus der Eurozone und aus Drittländern wiesen sowohl der Vorquartals- als auch der Vorjahresvergleich in den letzten beiden Quartalen positive Wachstumsraten aus. Dies war zuletzt im Aufschwung nach der Rezession im Jahr 2009 der Fall. Die Unternehmen dürften angesichts der robusten Ordereingänge und der hohen Auslastung der Kapazitäten kaum in der Lage sein, diese bis Endes des Jahres komplett abzuarbeiten. Industrieproduktion beschleunigt sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte kräftig Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ist im dritten Quartal 2017 saison- und kalenderbereinigt um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Das war nicht nur der fünfte Quartalsanstieg in Folge. In diesem Zeitraum hat sich auch das Produktionswachstum kontinuierlich erhöht. Der Vergleich zum Vorjahr weist für das dritte Quartal 2017 eine Ausweitung der Industrieproduktion um 4,7 Prozent aus. Damit befindet sich die Industrie nicht nur das siebte Quartal in Folge auf Wachstumskurs. Dies war gleichzeitig der kräftigste Produktionsanstieg seit sechs Jahren. Unter den industriellen Hauptgruppen war die Entwicklung ausgewogen. Der Produktionsanstieg bei Vorleistungsgütern war im dritten Quartal 2017 mit plus 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal etwas kräftiger als der Durchschnitt. Dies war bereits der sechste Quartalsanstieg in Folge. Die Hersteller von Investitionsgütern konnten ihre Produktion im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent ausweiten. Das war der siebte Quartalsanstieg in Folge und der kräftigste Anstieg seit dem Jahr 2012. Bei den Konsumgüterherstellern stieg die Produktion im dritten Quartal mit plus 3,6 nicht ganz so stark wie im Durchschnitt der gesamten Industrie. Dennoch steigerten auch die Hersteller von Konsumgütern ihre Produktion nunmehr das siebte Quartal in Folge.
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Produktion, Verarbeitendes Gewerbe
118
6
116
5
114
4
112 3 110
1,8 1,3
108
2
1,4
1 106 0
104
-1
102 -1,8 100
-2 2014
2015
2016
2017
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt
Am aktuellen Rand gab es einen Rückgang der Industrieproduktion im Oktober 2017 um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Der Rückgang erstreckte sich dabei über alle industriellen Hauptgruppen. Bedingt durch die Lage der Feiertage im Oktober (zwei Feiertage fielen auf einen Dienstag) dürften Brückentageffekte einen Teil des Rückganges erklären. Außerdem kam es für den Monat September zu einer kräftigen Aufwärtsrevision. Der Vergleich zum Vorjahresmonat weist hingegen noch immer ein Plus von 2,7 Prozent aus. Die Industriekonjunktur hat in der zweiten Jahreshälfte deutlich Fahrt aufgenommen. Der aktuelle Verlauf beim Auftragseingang, die hohen Auftragsbestände und die weiterhin günstigen Geschäftserwartungen in der Industrie sprechen dafür, dass dieser Schwung auch in das Jahr 2018 mitgenommen werden kann. Kapazitäten in der Industrie stark ausgelastet Die kräftige Produktionsausweitung am aktuellen Rand hat zu einem weiteren Anstieg der Kapazitätsauslastung geführt. Im vierten Quartal 2017 stieg der Auslastungsgrad in der Industrie das sechste Mal in Folge und erreichte einen Wert von 87,1 Prozent. Damit sind die Kapazitäten um nunmehr 4,1 Prozentpunkte stärker ausgelastet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. In dieser Höhe hat es eine solche Abweichung nach oben noch nicht gegeben. Auch der Auftragsbestand in der Industrie ist im vierten Quartal 2017 nochmals leicht gestiegen. Mit durchschnittlich 3,3 Produktionsmonaten liegt er nur noch knapp unter dem Allzeithoch aus dem Jahre 2008 mit 3,4 Monaten. Mit 0,4 Produktionsmonaten über dem zehnjährigen Durchschnitt ist die Auftragslage derzeit so gut wie in den Jahren 2007 und 2008.
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
ifo Konjunktur-Uhr Deutschland ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe*
Aufschwung
Boom November 2017
Erwartungen für die nächsten 6 Monate
25 Jan 2014 15
Jan 2011
Jan 2010 5 Jan 2015
Jan 2017 Jan 2012
-5
Jan 2013
-15
Rezession
Abschwung
-25 -30
-20
-10
0
10
20
30
40
50
Beurteilung der Geschäftslage * Salden, saisonbereinigt Quelle: ifo Institut
Geschäftsklima auf neuem Allzeithoch Von einer hervorragenden Stimmung in der gewerblichen Wirtschaft berichtet das ifo-Institut. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im November 2017 um 0,7 Punkte auf einen neunen Rekordwert von 117,5 Punkten. Für den Anstieg war die deutlich verbesserte Erwartungshaltung verantwortlich, denn die Unternehmen bewerteten die aktuelle Geschäftslage nicht mehr ganz so positiv wie noch im Oktober. Mit Blick auf die einzelnen Sektoren war der Großhandel wohl am positivsten gestimmt. Die Großhändler waren nicht nur mit ihrer aktuellen Lage deutlich zufriedener. Sie gehen auch davon aus, dass sich die Geschäftsaussichten in den nächsten sechs Monaten weiter verbessern. Im Einzelhandel war die Stimmung etwas verhaltener. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage hatten sich merklich eingetrübt. Dafür blicken die Unternehmen weiter optimistisch auf die nächsten sechs Monate. Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex auf hohem Niveau gesunken. Einschätzung der Lage und Erwartungen sind nach wie vor positiv, wurden aber etwas zurück genommen. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg der Geschäftsklimaindex trotz schwächerer Lagebeurteilung im November 2017 auf ein neues Allzeithoch. Dies war nach Juli, August und Oktober bereits das vierte Mal in diesem Jahr. Das letzte Allzeithoch vor 2017 wurde vor elf Jahren im Dezember 2006 erzielt. Laut ifo wollen immer mehr Unternehmen die Preise anheben. Die Exporterwartungen haben sich im November 2017 zum dritten Mal in Folge verbessert und markierten den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren.
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Perspektiven Je nach Sichtweise befindet sich die deutsche Wirtschaft seit mindestens fünf Jahren auf Wachstumskurs. In diesem Jahr hat sich das Wachstumstempo nochmals deutlich erhöht. In den ersten drei Quartalen ist die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als zwei Prozent gestiegen. Nahezu alle Konjunkturindikatoren deuten darauf hin, dass es im verbleibenden vierten Quartal 2017 eher zu einer Beschleunigung denn zu einer Verlangsamung des Wachstums kommen dürfte. Aufgrund dieser Entwicklungen ist eine erneute Korrektur unserer Wachstumsprognose für das Jahr 2017 erforderlich. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte dabei zu großen Teilen vom Privaten Konsum geprägt sein. Wir beobachten eine weiter steigende Erwerbstätigkeit, vor allem durch den Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, aus denen wiederkehrende Einkommen resultieren. Die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte mit dazu beitragen, dass Löhne und Gehälter steigen werden und sich die Jobsicherheit erhöht. Dementsprechend günstig hat sich das von der Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte Konsumklima entwickelt, das im November 2017 nur knapp den Spitzenwert aus dem Vormonat verfehlte. Dies dürfte die Privaten Konsumausgaben in diesem Jahr nunmehr um 2,3 Prozent statt bisher 1,8 Prozent steigen lassen. Bei den Konsumausgaben des Staates rechnen wir angesichts der Ergebnisse für die ersten drei Quartale für das gesamte Jahr nur noch mit einem Anstieg um 1,5 Prozent. In der Summe dürften die Konsumausgaben um 2,1 Prozent zulegen. BDI-Prognose 2017 und Vergleich: Reale Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr
BDI
Bundesregierung
Europäische Kommission
Bruttoinlandsprodukt, real
2,2
1,4
2,2
Konsumausgaben
2,1
-
-
- Private Konsumausgaben
2,3
1,4
2,1
- Staatsverbrauch
1,5
2,3
1,8
3,8
1,7
3,8
- Bauinvestitionen
4,0
1,9
-
- Ausrüstungsinvestitionen
3,5
1,2
2,6
- Sonstige Anlagen
3,7
2,2
-
Exporte
4,0
2,8
3,6
Importe
5,0
3,8
4,6
-0,1
-0,1
-0,1
Bruttoanlageinvestitionen
Außenbeitrag, Wachstumsleistung
Quellen: Bundesregierung, Europäische Kommission (November 2017), eigene Berechnungen
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Die Investitionstätigkeit hat sich entgegen unseren bisherigen Einschätzungen deutlich besser entwickelt. Vor allem durch die Aufwärtsrevision des ersten Quartals 2017 hat sich die Datenlage erheblich verändert. Bei den Ausrüstungsinvestitionen halten wir jetzt einen Zuwachs in einer Größenordnung von 3,5 Prozent für möglich. Dies ist ein Prozentpunkt mehr als noch im September 2017 erwartet. Die zuletzt stark gestiegenen Auftragseingänge, die weiter gestiegene Kapazitätsauslastung und die verbesserten Exporterwartungen dürften im verbleibenden vierten Quartal weitere Investitionen nach sich ziehen. In den ersten drei Quartalen sind die Bauinvestitionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um 3,7 Prozent gestiegen. Angesichts der hohen Kapazitätsauslastung und des starken Beschäftigungsaufbaus im Baugewerbe rechnen wir für das gesamte Jahr mit einem Anstieg der Bauinvestitionen um vier Prozent. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) haben sich im bisherigen Jahresverlauf so kräftig entwickelt, dass wir nunmehr einen Anstieg um 3,7 Prozent erwarten. Unsere Einschätzungen hinsichtlich der außenwirtschaftlichen Entwicklung haben sich seit dem September nicht verändert. Die deutschen Exporte von Gütern und Dienstleistungen dürften angesichts der weltweiten konjunkturellen Erholung in einer Größenordnung von vier Prozent steigen. Bei den Importen rechnen wir mit einem Anstieg um fünf Prozent. Aufgrund der stärker steigenden Importe dürfte der Wachstumsbeitrag des Außenhandels leicht negativ ausfallen. In der Summe rechnen wir für das Jahr nunmehr mit einem Anstieg der realen Wirtschaftsleistung um 2 ¼ Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht einem um Kalendereffekte bereinigtem jahresdurchschnittlichem BIP-Wachstum von 2,5 Prozent.
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu Autor Thomas Hüne T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu Redaktion/Grafiken Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu Marta Gancarek T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu
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Deutsche Wirtschaft wächst über zwei Prozent. Unternehmen investieren wieder mehr 11/12/2017
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen **
Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent 2016 2015
2016
Q3
2,2
2,5
0,3
-Private Konsumausgaben
2,0
2,0
- Konsumausgaben Staat
2,7
Bruttoanlageinvestitionen
2017 Q3
Q2
Q3
0,6
0,7
0,7
-0,1
0,4
0,6
0,8
0,9
-0,1
4,0
0,2
0,5
0,2
0,2
-0,0
1,7
2,3
0,5
-0,0
2,9
1,5
0,4
-Ausrüstungsinvestitionen
3,7
1,1
0,7
-1,3
2,3
3,3
1,5
-Bauinvestitionen
0,3
3,0
0,2
1,0
3,5
0,5
-0,4
-Sonstige Anlagen
1,9
2,6
0,9
-0,4
2,0
0,9
0,6
Inländische Verwendung
1,6
2,3
0,8
0,8
0,3
1,2
0,4
Exporte
5,2
2,6
-0,2
1,3
1,7
1,0
1,7
Importe
5,5
3,7
0,7
2,5
0,4
2,4
0,9
Insgesamt
1,7
1,9
0,3
0,4
0,9
0,6
0,8
Konsumausgaben
Q4
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten) Konsumausgaben
1,6
1,8
0,2
0,4
0,5
0,5
-0,1
-Private Konsumausgaben
1,1
1,1
0,2
0,3
0,5
0,5
-0,1
-Konsumausgaben Staat
0,5
0,8
0,0
0,1
0,1
0,0
0,0
Bruttoanlageinvestitionen
0,3
0,5
0,1
0,0
0,6
0,3
0,1
-Ausrüstungsinvestitionen
0,2
0,1
0,1
-0,1
0,2
0,2
0,1
-Bauinvestitionen
0,0
0,3
0,0
0,1
0,3
0,1
0,0
-Sonstige Anlagen
0,1
0,1
0,0
0,0
0,1
0,0
0,0
Vorratsveränderungen u. Ä.
0,0
-0,2
0,4
0,3
-0,8
0,2
0,4
Inländische Verwendung
1,5
2,1
0,7
0,8
0,3
1,1
0,4
Außenbeitrag
0,2
-0,2
-0,4
-0,4
0,6
-0,4
0,4
Quelle: Destatis
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