Globaler Wachstumsausblick 2/2018

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Februar 2018 GLOBALER WACHSTUMSAUSBLICK

Zurück zur Vier. Das Wachstum der Welt zieht an, die Finanzrisiken steigen ebenfalls

Das weltwirtschaftliche Wachstum wird 2018 auf vier Prozent anziehen. Das Wachstum war seit sieben Jahren nicht mehr so kräftig.

Die Steuerreform wird das Wachstum in den USA erhöhen. Diese wird in den nächsten zwei Jahren das reale Wachstum um etwa 0,4 Prozentpunkte erhöhen. Wir rechnen mit 2¾ Prozent Wachstum in den USA, 6¾ Prozent in China, wenigstens 2¼ Prozent in Europa und gut einem Prozent in Japan.

Der globale Aufschwung treibt in diesem Jahr die Investitionstätigkeit und den Welthandel an. Er dürfte mit einer Rate von über vier Prozent zulegen. Auch die Industrieproduktion wächst kräftig.

Die weltweite Nachfrage nach deutschen Produkten wird stark bleiben und die Produktion der deutschen Industrie stützen. Die deutschen Exporte werden um fünf Prozent zulegen.

Regional hellen sich die Wachstumsperspektiven ebenfalls auf. Die Wirtschaftsaktivität in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Sub-Sahara Afrika wird deutlich anziehen.

Erhebliche politische Risiken bleiben bestehen. Gravierende Belastungen für die Weltwirtschaft sind Protektionismus, ein ungeordneter Brexit, die Abkehr vieler Staaten von demokratischen Staatsordnungen, unsolide Finanzierungen sowie der Vertrauensverlust in Freihandel und offene Märkte.


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Inhaltsverzeichnis Weltwirtschaftliches Wachstum wird auf vier Prozent ansteigen .......................................................... 3 Preisauftrieb, Lohnentwicklung und Produktivität ................................................................................. 4 Makroökonomische Politik ..................................................................................................................... 6 Finanzmärkte und Wechselkurse .......................................................................................................... 8 Welthandel und Ölpreise ....................................................................................................................... 9 Ausländische Direktinvestitionen......................................................................................................... 10 USA: US-Steuerreform sorgt für zusätzliches Wachstum – doch wie dauerhaft ist der Effekt? ......... 10 BIP-Prognosen für 2018 und 2019 nach Steuerreform nach oben angepasst ................................... 10 US-Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nahe ..................................................................................... 12 Fortsetzung der restriktiveren Geldpolitik der FED auch für 2018 erwartet ........................................ 12 China: Wachstum überraschend gut ................................................................................................... 13 Stabilität, Reformen und neue Wachstumsimpulse ............................................................................ 14 Verschuldung nur in Teilbereichen ein Problem ................................................................................. 14 Marktwirtschaftliche Reformen bleiben aus ........................................................................................ 14 Risikofaktor USA ................................................................................................................................. 14 Europas Wachstum verstärkt sich weiter ............................................................................................ 15 Aufschwung verbreitert sich und erfasst alle Mitgliedstaaten und BIP-Komponenten........................ 15 Inflation bleibt verhalten und Normalisierung des Arbeitsmarkts verläuft langsam ............................ 16 Kurzfristige Risiken nehmen ab, Mittelfristperspektive bleibt verhalten .............................................. 16 Leichte Abschwächung in Japan ......................................................................................................... 17 Regionaler Ausblick: Mehr Licht in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Sub-Sahara Afrika ......... 17 Globale Industrieproduktion gewinnt an Dynamik ............................................................................... 19 Produktion zieht in der zweiten Jahreshälfte deutlich an .................................................................... 19 Industrieproduktion der entwickelten Volkswirtschaften ..................................................................... 19 Industrieproduktion in den Schwellenländern ..................................................................................... 20 Finanzstabilität festigt sich mit dem Aufschwung ................................................................................ 21 Banken bauen Risiken ab und Spreads von Staatsanleihen sinken................................................... 22 Die Jagd nach Renditen führt zu Blasenbildungen ............................................................................. 22 Konsequenzen für Deutschland .......................................................................................................... 23 Quellenverzeichnis .............................................................................................................................. 24 Impressum ........................................................................................................................................... 25

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Weltwirtschaftliches Wachstum wird auf vier Prozent ansteigen Das weltwirtschaftliche Wachstum hat 2017 erneut leicht zugelegt und dürfte bei 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr liegen; endgültige Daten liegen noch nicht vor. Für 2018 rechnen wir mit einer weiteren Belebung um einen guten Viertelprozentpunkt des BIP auf dann vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Industrieländer werden mit gut 2¼ Prozent kräftig wachsen, während die Entwicklungsund Schwellenländer leicht auf knapp fünf Prozent zulegen dürften (IWF 2018: 4,9 Prozent).

Prognoseübersicht: Wachstum der realen Wirtschaftsleistung 2016/17/18 in Prozent 2017

2018

2019

IWF1

OECD2

EUKOM3

IWF1

OECD2

EUKOM3

IWF1

Welt

3,7

3,64

3,5

3,9

3,74

3,7

3,9

3,64

3,7

USA

2,3

2,2

2,2

2,7

2,5

2,3

2,5

2,1

2,1

China

6,8

6,8

6,8

6,6

6,6

6,5

6,4

6,4

6,2

Japan

1,8

1,5

1,6

1,2

1,2

1,2

0,9

1,0

1,0

EU

2,3

OECD2

2,1

EUKOM3

1,9

Eurozone

2,4

2,4

2,2

2,2

2,1

2,1

2,0

1,9

1,9

Deutschland

2,5

2,5

2,2

2,3

2,3

2,1

2,0

1,9

2,0

Frankreich

1,8

1,8

1,6

1,9

1,8

1,7

1,9

1,7

1,6

Italien

1,6

1,6

1,5

1,4

1,5

1,3

1,1

1,3

1,0

Spanien

3,1

3,1

3,1

2,4

2,3

2,5

2,1

2,1

2,1

Großbritannien

1,7

1,5

1,5

1,5

1,2

1,3

1,5

1,1

1,1

Indien

6,75

6,7

6,6

7,45

7,0

7,5

7,85

7,4

7,6

Brasilien

1,1

0,7

0,7

1,9

1,9

1,8

2,1

2,3

2,0

Russland

1,8

1,9

1,7

1,7

1,9

1,6

1,5

1,5

1,5

1: IWF (2018). Stand Januar. 2: OECD (2017). Stand November. 3: Europäische Kommission (2017). Stand November. 4: Prognose auf Grundlage von 70 Prozent des Welt-BIP (in Kaufkraftparitäten von 2013) 5: Angaben zu Indien für das Fiskaljahr und in laufenden Preisen

Daher wird die Weltwirtschaft erstmals seit 2012 wieder an den Vor-Krisen-Durchschnitt heranreichen (1987-2007: vier Prozent). Der IWF hat in seiner jüngsten Aktualisierung eine Prognose von 3,9 Prozent für die Jahre 2018 und 2019 vorgelegt, die Entwicklung in Europa jedoch noch etwas verhaltener eingeschätzt als wir dies für richtig halten (IWF 2018). Die Prognosen der anderen internationalen Organisationen sind bereits etwas älter und spiegeln weder die Dynamik in den Daten der letzten Monate noch die jüngsten Entscheidungen in der US-Steuerpolitik wider. Insofern ist nun eine Situation

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eingetreten, in der die allermeisten fortgeschrittenen Industrieländer in Europa, Amerika und Japan alle deutlich über ihrem Produktionspotenzial wachsen und in diesem und im nächsten Jahr sehr kräftige Zuwachsraten aufweisen werden. Die meisten Produktions-, Stimmungs- und Umsatzindikatoren sind im Trend alle sehr positiv ausgerichtet. Zudem hat 2017 gezeigt, dass die chinesischen Politikimpulse aus dem Jahr 2016 sich positiv auf die Rohstoff- und Hypothekenmärkte in Ostasien und auf die Wiederbelebung des Handels und der Investitionstätigkeit ausgewirkt haben. Die Investitionstätigkeit ist aber nicht in dem Maße gestiegen, wie dies zu erwarten gewesen wäre. Finanzierungsschwierigkeiten in einigen Ländern, unbereinigte Unternehmensbilanzen und geringe Impulse aus der Wettbewerbs- und Außenhandelspolitik mögen dazu beigetragen haben (OECD 2017). Zudem dürften die demografische Eintrübung, das schwache Wachstum der Faktorproduktivität und das geringe Maß an Strukturreformen in fast allen Ökonomien für geringere Dynamik gesorgt haben. Die größte Veränderung seit dem Sommer stellt die Aufhellung der konjunkturellen Perspektiven in Europa und die Verabschiedung der Steuerreform in den USA dar. Während die konjunkturelle Aufhellung in Europa nun auch die Investitionstätigkeit erfasst, dürften in den USA vor allem die kurzfristigen Impulse für den privaten Verbrauch, die Investitionstätigkeit und die Repatriierung von Auslandsaktiva von US-Unternehmen für eine deutlich stärkere Entwicklung des realen Wachstums sorgen. Wir erwarten ein Wachstum von 2,7 Prozent in diesem Jahr (siehe auch IWF 2018, Deutsche Bank Research 2018). Auch Japan sollte erneut ein wirtschaftlich gutes Jahr erleben. Ob in China dagegen die von der Regierung angestrebte Dämpfung der Wirtschaftsdynamik tatsächlich schon in diesem Jahr in ausreichendem Maß erreicht werden wird, ist fraglich. Das Jahr 2017 schloss mit 6,9 Prozent unerwartet stark ab. Einige der großen anderen Schwellenländer wie Indien, Russland und Brasilien haben sich zudem wie erwartet stabilisiert und sehen zumindest zufriedenstellenden Aussichten entgegen. Auch der Blick auf das Jahr 2019 ist nach nahezu einhelliger Auffassung von einem weiterhin starken Wachstum geprägt. Zwar müssten vor allem die Vereinigten Staaten und China in der mittleren Sicht der nächsten fünf Jahre zu einem niedrigeren Wachstumspfad übergehen, gleichwohl wird vor allem in den USA die Politik zumindest bis 2020 Impulse für ein Wachstum über Potenzial setzen, während die allmähliche Dämpfung in China noch nicht wirklich absehbar ist. Bei Europa dagegen spricht viel dafür, dass es – mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs – auch 2019 noch sehr kräftiges Wachstum aufweisen dürfte. Preisauftrieb, Lohnentwicklung und Produktivität Trotz der anwachsenden wirtschaftlichen Dynamik in nahezu allen Regionen der Welt hält sich der Preisauftrieb noch in engen Grenzen. Insbesondere die Kernraten in den Industrieländern haben sich kaum bewegt. In den USA hat sich die Kernrate letztlich seitwärts entwickelt, in der Eurozone ist sie im Jahresverlauf etwas angestiegen, aber noch zu niedrig, in Japan wieder auf fast null gefallen. Nur im Vereinigten Königreich angesichts der Pfundabwertung angestiegen. Sinkende Ölpreise bis zur Jahresmitte 2017 trugen dazu bei und in der Summe entwickelten sich die Reallöhne in etwa im Einklang mit der Produktivität, so dass kaum Preisdruck entstand. Auch in kleineren Industrieländern wie Australien, Kanada, Korea, Norwegen oder Taiwan sowie in wichtigen Schwellenländern trugen Währungsaufwertungen gegenüber dem Dollar und sinkende Preise für Öl oder Nahrungsmittel zu einem schwachen Inflationsbild bei. Selbst in China kam es trotz des hohen Wachstums der Kreditvergabe kaum zu inflationären Spannungen, die Kernrate verharrte bei rund zwei Prozent. In den wichtigsten

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Schwellen- und Entwicklungsländer sind die Inflationsraten 2017 im Schnitt auf unter drei Prozent gefallen (IWF 2017). Seit dem Sommer 2017 zogen die den Markt bestimmenden Ölpreise für Nordseeoder texanisches Öl um mehr als 20 Prozent an, dies wird zumindest die Inflationsraten erhöhen. Die Aussichten für eine stärkere Entwicklung von Preisen und Löhnen sind mittlerweile vor allem in den USA gegeben. Dort wächst die Volkswirtschaft über Potenzial, der Arbeitsmarkt weist eine niedrige Arbeitslosenquote von nur vier Prozent auf und die Finanzpolitik wird expansiv eingesetzt, obwohl dies konjunkturell nicht angezeigt wäre. Lohnsteigerungen von bis zu vier Prozent in den nächsten beiden Jahren sind wahrscheinlich. Insofern dürften die Vereinigten Staaten das erste Land sein, in dem sich nennenswerter Preisdruck aufbaut. In welchem Umfang dies geschehen wird und ob der Arbeitsmarkt bereits so leergeräumt ist, dass sich Knappheit bei den Löhnen zeigt, ist alles andere als ausgemacht, zumal die Erwerbspersonenbeteiligungsquote im Vergleich zu früheren Höchstständen noch deutlich Luft nach oben hat. In Europa ist dagegen in den meisten Ländern noch genügend Spielraum für eine stärkere Entwicklung der Produktion, bevor die Preisdynamik anziehen wird. Doch selbst in Ländern mit starkem Wachstum über Potenzial, wie in Deutschland, ist die Entwicklung noch recht verhalten. Die Kernrate im Euroraum lag im Januar 2018 bei nur einem Prozent, während die Inflationsrate bei 1,3 Prozent lag. In den letzten Monaten sind zudem ansteigende Produzenten- und Energiepreise in Dollar teils aufgrund der Aufwertung des Euro, teils aufgrund sinkender Margen nicht auf die Inflationsraten durchgeschlagen (EZB 2017). Die Preistrends weisen international einige Gemeinsamkeiten auf. Die Güterpreise sind in manchen großen Volkswirtschaften wie den USA und Japan sogar gefallen, im Euroraum jedoch immerhin leicht gestiegen. Die Preise für Informations- und Telekommunikationstechnik und einige Dienste sind ebenfalls in vielen Ländern gesunken, in den USA zuletzt auch die Preise für Gesundheits- und Finanzdienstleistungen, in Europa für Immobiliendienste. Insofern überrascht es kaum, dass die Prognosen einen Anstieg der Kerninflationsraten auf zufriedenstellende Niveaus von etwa zwei Prozent erst 2019 für die USA und ggf. ab Ende 2019 auch für den Euroraum vorsehen (OECD 2017). In den Lohnentwicklungen lag in den Jahren 2015/16 Japan vor dem Euroraum und den USA, in den drei Folgejahren dürften die USA nun vor Japan und dem Euroraum liegen. Zwar zieht die Beschäftigung im Euroraum und in Europa nun stetig an, während in Japan und den USA bereits annähernd Vollbeschäftigung herrscht, aber ein starker Anstieg der verfügbaren Einkommen ist bislang in keiner Region erfolgt. Eine Reihe von strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt hat zudem Druck aus dem Lohnkessel genommen: ein Rückgang der Vollzeittätigkeit bei Männern, unfreiwillige Arbeitslosigkeit bzw. Teilzeittätigkeit, ein Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit und ein überdurchschnittliches Wachstum bei den geringqualifizierten Tätigkeiten (OECD 2017). Die Entwicklung der Investitionstätigkeit wiederum zieht zwar weltweit an, hat aber bislang noch keine starken Effekte auf die Wiederbelebung der Produktivität gezeitigt. Die OECD (2017) erwartet daher, dass die Investitionen weiterhin in zu starkem Maß in Finanzaktiva und zu wenig in produktivitätssteigernde Realinvestitionen fließen und angesichts eines allgemeinen Mangels an politischen Weichenstellungen zugunsten von höherem Produktmarktwettbewerb, freierem Handel und höherer realer Investitionstätigkeit die tragfähige Steigerung des Lebensstandards breiter Bevölkerungskreise in den Industrie- wie den Schwellenländern deutlich hinter den Möglichkeiten zurückbleiben wird.

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Stattdessen steigen die Finanzrisiken vor allem in ausgewählten Schwellenländern wie China oder der Türkei weiter an, aber auch in einigen Vermögensmärkten der Industrieländer. Indikatoren, die die Volatilität an den Märkten messen, verharren seit Monaten auf Tiefstständen, während insbesondere das zyklisch korrigierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shillers CAPE-Index) in den USA bereits wieder einen Wert von 33 erreicht hat, was in den Jahren 1929, 1981 und 2000 von größeren Korrekturen begleitet war. Die lange Phase der niedrigen Zinsen und Veränderungen in der Unternehmensfinanzierung, insbesondere der starke Trend zu Aktienrückkäufen, verändern gleichwohl das Bild. Ähnlich riskant ist die Lage auf dem Anleihemarkt, auf dem unerwartete Inflationsentwicklungen oder Zinsschritte der führenden Notenbanken rasch Probleme aufwerfen könnten (IWF 2017, Shiller 2018, Frenkel 2017).

CAPE-Index* 50

18 2000

45

16

1981 40

14

35

1929

12

Kurs-Gewinn-Verhältnis (linke Achse)

30

10

1901

1966

25

8 20 6 15

Langfristige Zinssätze (rechte Achse)

10

4

2

5 1921 0 1860

1880

1900

1920

1940

1960

1980

2000

2020

0 2040

*Cyclically Adjusted Price-Earnings-Ratio bzw. Shiller-Index für zyklisch korrigiertes zehnjähriges Kurs-GewinnVerhältnis des S&P Composite-Aktienindex Quelle: Yale Universität

Makroökonomische Politik 2015 und 2016 war die Finanzpolitik mit ganz wenigen Ausnahmen unter den großen Volkswirtschaften weitgehend neutral ausgerichtet. Die OECD erwartet, dass in den großen Volkswirtschaften in der Summe die Finanzpolitik in den Jahren 2017-19 leicht expansiv orientiert werden wird, mit Impulsen in Höhe von etwa einem halben zusätzlichen Punkt der Wirtschaftsleistung. Diese generelle Entwicklung wird 2018 durch eine etwas größere Heterogenität abgelöst werden. Die Vereinigten Staaten haben den Hebel auf Expansion gesetzt, in Deutschland sind ebenfalls in der Summe expansive Impulse über

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die Legislatur hinweg zu erwarten. In China wirkten die Maßnahmen 2017 noch stimulierend. Zugleich wurde 2017 jedoch in der Finanzmarktpolitik restriktiv gegengesteuert. Dieses Jahr wird die Finanzpolitik neutral ausgerichtet werden. Japan, Frankreich und Spanien werden dagegen einen etwas restriktiveren Kurs einschlagen. In einer Vielzahl der kleineren Ökonomien wird es dagegen leicht expansiv vorangehen. In der Geldpolitik bleibt die Welt insgesamt auf einem moderat expansiven Kurs, zumal die wesentlichen Notenbanken auch weiterhin ihre Inflationsziele 2018 nicht erreichen werden. Die geldpolitische Anpassung an die verbesserte Konjunkturlage bei fortwährenden Schwierigkeiten mit der Erreichung des Inflationsziels ist jedoch in vielen großen Ökonomien auf dem Wege. Insbesondere die Federal Reserve in den Vereinigten Staaten hat im Laufe des Jahres 2017 wichtige zinspolitische Entscheidungen treffen und zugleich im Oktober 2017 den Ausstieg aus den unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen einleiten können, ohne Marktverwerfungen auszulösen. Der vollständige Ausstieg wird möglicherweise einige Jahre dauern und im Übergang von fortwährenden Debatten über die Orientierungen in der Geldpolitik geprägt sein (OECD 2017). Angesichts der Vollbeschäftigung, zusätzlicher fiskalischer Impulse und anziehender Löhne dürfte die FED ihre Politik der geldpolitischen Straffung in diesem Jahr fortsetzen und möglicherweise den Markt auch auf dem strengen Ende überraschen, drei Zinsschritte sind bereits seitens der FED signalisiert. Angesichts erheblicher analytischer Unsicherheiten über die Inflationstreiber und die Phillipskurve lässt sich über den Kurs der neuen FED-Führung trefflich streiten. Die Europäische Zentralbank hat wiederum trotz heftiger Debatten die Erwartungen über eine sehr allmähliche Drosselung des geldpolitischen Impulses festigen können und ebenfalls die Dosierung der unkonventionellen Maßnahmen zurückgenommen. Ende Januar hat Präsident Draghi nochmals betont, dass angesichts höherer Wechselkursvolatilität, unveränderter Inflationserwartungen und sich aufhellender Konjunkturperspektiven der Kurs zunächst gehalten werden solle (Draghi 2018). Im März wird die EZB anhand neuer Projektionen den Kurs erneut prüfen. In Anbetracht der immer noch hohen Arbeitslosigkeit im Euroraum sind reale kurzfristige Renditen von minus zwei Prozent und reale langfristige Renditen von knapp unter null weiterhin zielführend, um die Finanzierungsbedingungen der Realwirtschaft so lange zu stützen, bis sich der Arbeitsmarkt richtig gefestigt und die Preisentwicklungen normalisiert haben werden (siehe auch Europäische Kommission 2017). Die japanische Notenbank hält weiter an ihrem Kurs fest, zumal die Inflationierung der japanischen Wirtschaft angesichts noch zu verhaltener Lohnentwicklungen nicht ausreichend vom Fleck gekommen ist. Die Kritik an der Zielverfehlung trotz massiver quantitativer Maßnahmen und ebenso massiver fiskalpolitischer Stimuli (in Höhe von sechs Prozent des BIP) nimmt jedoch zu. Japans Wachstum liegt nun schon einige Jahre gut einen Prozentpunkt über Potenzial, doch die Kerninflationsrate (ohne volatile frische Lebensmittel und Energie) ist jüngst wieder auf 0,3 Prozent gesunken (Deutsche Bank Research 2018b,Ito 2018). Ob die Großunternehmen den Aufforderungen der Abe-Regierung folgen und die Löhne um drei Prozent anheben werden, bleibt abzuwarten. Die „forward guidance“ der Marktteilnehmer über die zukünftigen Inflationsraten ist auch nicht übermäßig erfolgreich gewesen. Immerhin hilft die steigende Weltnachfrage dabei, den Druck zu erhöhen. China ist geldpolitisch eher restriktiv ausgerichtet und hat die Versorgung des Geschäftsbankensystems angesichts erheblicher Überhitzungsprobleme im Kreditwesen massiv zu drosseln versucht. Dieser Kurs dürfte 2018 fortgeführt werden, zumal 2017 die gesamte Finanzierung der Wirtschaft noch immer mit gut 25 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr davonstürmte. Partielle Lockerungen in

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der Kreditversorgung der Immobilienwirtschaft sind zugleich vorstellbar, sollte die Konsolidierung dort voranschreiten. Die anderen großen Schwellenländer können dagegen allmählich geldpolitische Lockerungen zulassen. Finanzmärkte und Wechselkurse Die Finanzmärkte sind im letzten Halbjahr keinen großen Veränderungen unterworfen gewesen. An den Anleihemärkten dürften die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA und Europa im Laufe des Jahres weiter anziehen und sich in den USA der Drei-Prozent-Marke nähern, während im Euroraum der Anstieg in Richtung der Ein-Prozent-Marke laufen wird. Im Euroraum und in Japan rentieren jedoch noch immer mehr als die Hälfte der Anleihen unter null. Im Euroraum sind zudem die Risikoaufschläge stark gesunken, was sicherlich teilweise auf die Käufe der EZB zurückzuführen ist. Zudem wurden im letzten Halbjahr weltweit Unternehmensanleihen mit sehr geringen Risikoaufschlägen gehandelt, und in den USA ist das Volumen an neu begebenen Anleihen in den letzten drei Jahren deutlich angestiegen und hat mittlerweile 4,5 Prozent des BIP erreicht. Im Euroraum und in Japan liegt das Volumen seit 2009 bei rund zwei Prozent des BIP, in Europa hat sich der Anteil der direkten Finanzierung von Unternehmen am Markt seit 2009 verdoppelt (Europäische Kommission 2017). Auf den Aktienmärkten haben in der Entwicklung der Hauptindizes im letzten Jahr Amerika (S&P500: plus 20 Prozent, NASDAQ: plus 30 Prozent) und Japan (Nikkei: plus 19 Prozent) Europa (EuroStoxx50: plus sechs Prozent, Stoxx Europa 600: plus sieben Prozent) und China mit Zuwächsen unter zehn Prozent (Shanghai Composite: plus acht Prozent) deutlich abgehängt. Das Aufwärtspotenzial in den nächsten Monaten wird angesichts der steigenden Politikimpulse in den USA bei reduziertem Stimulus in China wohl anders aussehen. In Europa dürfte die positive Konjunkturentwicklung Impulse setzen. Insgesamt sind die Bewertungsniveaus in Europa und Asien noch nicht auf klar überdurchschnittlichem Niveau, während in den USA mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von knapp 25 sehr hohe Bewertungen erreicht sind. Auf den Devisenmärkten sind insbesondere die Unsicherheiten über die US-Politik im letzten Jahr deutlich zu spüren gewesen. Dies hat auch zu deutlichen Anpassungen der Währungsrelationen geführt. Der Dollar wertete 2017 handelsgewichtet um sieben Prozent ab, und zuletzt tat sich US-Schatzminister Mnuchin schwer damit, einem starken Dollar das Wort zu reden. Angesichts guter Konjunkturdaten, höherer politischer Stabilität und Markterwartungen über EZB-Entscheidungen ist der Außenwert des Euro im letzten halben Jahr um etwa sieben Prozent gegenüber dem Dollar angestiegen und erreichte Ende Januar ein Drei-Jahres-Hoch mit einem Wert von 1,25 zum US-Dollar. Auch der Yen hat seit Jahresanfang 2018 bereits um vier Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt. Der Renminbi hat seit Mai 2017 um acht Prozent zum Dollar aufgewertet. Auch handelsgewichtet verzeichneten der kanadische Dollar, der Euro und der Renminbi Aufwertungen, während das britische Pfund, der japanische Yen, die indische Rupie und der US-Dollar leichter notierten. Der zentrale Euro-Dollar-Kurs könnte zudem im nächsten halben Jahr angesichts der sich nun zugunsten der USA umkehrenden Wachstums- und Renditevorsprünge und der Repatriierungs-Kapitalströme wieder mit einer leichten Dollaraufwertung korrigieren, aber die Unsicherheit über die Entwicklung der zentralen Devisenrelation bleibt absehbar hoch. Sollte der Außenwert des Euro noch weiter und deutlich zulegen, schwächt dies den ohnehin geringen Preisdruck in der Eurozone zusätzlich und gefährdet die mittelfristige Erreichung der geldpolitischen Ziele der EZB.

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Entwicklung der Wechselkurse zum US-Dollar

1,30

0,85

1,25

0,80

125

7,0

120

6,9 6,8

115

1,20 0,75

6,7 110

1,15

6,6

0,70 105

1,10 1,05 1,00

Euro (linke Achse) Pfund Sterling (rechte Achse)

6,5

0,65

100

6,4

0,60

95

6,3

Renminbi (rechte Achse) Yen (linke Achse)

Quelle: Macrobond

Insgesamt gesehen haben die internationalen Organisationen zuletzt verstärkt darauf hingewiesen, dass anfängliche Anzeichen von einer Unterschätzung von Risiken auf einigen Marktsegmenten festzustellen sind und die damit verbundenen Rückschlagpotenziale und Konjunkturrisiken, v.a. bei einer Rückführung des Expansionsgrads der Geldpolitik, größer werden. In China betrifft dies v.a. das Schattenbanksystem und die noch immer zu hohe Ausweitung der Kreditvergabe an Firmen und Haushalte.

Welthandel und Ölpreise Die weltweite Stärkung der Produktion und der Investitionstätigkeit hat bereits im Jahr 2017 zu einer sehr deutlichen Erholung des Welthandels insbesondere in Zwischenprodukten beigetragen. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds hat der Welthandel im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt, im laufenden Jahr soll er um weitere 4,7 Prozent wachsen – und damit um 0,6 Prozentpunkte stärker als vom IWF noch im Herbst prognostiziert. Im dritten Quartal 2017 hatte der Welthandel laut vorläufiger Angaben des Netherlands Bureau for Economic Policy noch um kräftige 1,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt. Dieses Wachstum im dritten Quartal war vor allem getrieben durch die steigende Importnachfrage in den Schwellenländern und wachsende Exporte, die ebenfalls vorwiegend von den Schwellenländern ausgingen. Der RWI/ISLContainerumschlag-Index, mit dem die Entwicklung des Welthandels auf Grundlage der Auslastung der weltweit wichtigsten Containerhäfen prognostiziert wird, erreichte im Dezember 2017 einen hohen Wert (130,6) nachdem er im gesamten Jahresverlauf um 5,4 Prozent gestiegen war. Die relative

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Schwächephase des Welthandels, die der Index für die Jahre 2015 und 2016 ausgewiesen hatte, wurde damit überwunden. Auch die Europäische Kommission erwartet für die Exporte der EU ein Wachstum von zwischen vier und viereinhalb Prozent in den Jahren 2017-19 und von 4,4 bis 4,7 Prozent bei den Importen. Dies spiegelt ihrer Meinung nach vor allem eine starke Weltnachfrage wider, die zu einer guten Mengenkonjunktur bei etwas schrumpfenden Exportmargen führen dürfte, zumal sie eine nominale handelsgewichtete Aufwertung des Euro um sechs Prozent über den Zweijahreszeitraum 2017/18 erwartet (Europäische Kommission 2017). Dies geht einher mit sehr moderaten Entwicklungen der Produzentenpreise und der erwarteten Ölpreise, die im Jahresverlauf trotz der guten Konjunktur aufgrund hohen Angebots leicht nachgeben dürften.

Ausländische Direktinvestitionen Im Jahr 2017 sind die weltweiten grenzüberschreitenden Investitionsströme laut UNCTAD um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,5 Billionen US-Dollar zurückgegangen. Die Investitionsströme haben sich damit gegenläufig zu anderen globalen volkswirtschaftlichen Indikatoren entwickelt, wie etwa dem BIP-Wachstum oder dem Welthandel. Ausschlaggebend für den Rückgang war insbesondere der Einbruch der Investitionsströme in die Industrieländer um mehr als ein Viertel des Vorjahresniveaus (minus 27 Prozent). Sowohl die Investitionen nach Europa (minus 27 Prozent) also auch in die USA (minus 33 Prozent) waren stark rückläufig. Besonders auffällig war der Rückgang der Investitionsströme nach Großbritannien um 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Investitionen in die Schwellenländer haben hingegen im Jahr 2017 um elf Prozent angezogen. Dennoch blieben die USA weltweit der größte Magnet für ausländische Investitionen (311 Milliarden US-Dollar), gefolgt von China (229 Milliarden US-Dollar) und den Niederlanden (68 Milliarden US-Dollar).

USA: US-Steuerreform sorgt für zusätzliches Wachstum – doch wie dauerhaft ist der Effekt? BIP-Prognosen für 2018 und 2019 nach Steuerreform nach oben angepasst 2017 wuchs das US-BIP insgesamt um 2,3 Prozent und somit deutlich stärker als im Jahr zuvor (1,6 Prozent). Die Konjunktur zog nach einem schwachen ersten Quartal an. Im vierten Quartal 2017 betrug das Wachstum nach der ersten Schätzung des U.S. Bureau of Economic Analysis 2,6 Prozent. Private Konsumausgaben, Anlageinvestitionen, Exporte und Investitionen in Immobilien trugen positiv zum Wachstum im vierten Quartal bei, während private Lagerinvestitionen und höhere Importe das Wachstum dämpften. Insgesamt war der private Konsum die treibende Kraft hinter dem Wachstum 2017. Die Investitionsquote, also der Anteil der privaten Investitionen am BIP, stieg im Jahresverlauf von 16,4 Prozent (erstes Quartal 2017) auf 16,5 Prozent im zweiten und 16,7 Prozent im dritten sowie vierten Quartal.

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Für das Jahr 2018 hatte der IWF noch im Herbst 2017 mit einem Wachstum von 2,3 Prozent gerechnet. Die Aussichten verändern sich nun durch die US-Steuerreform, welche Anfang Dezember 2017 verabschiedet wurde. Der IWF und die Deutsche Bank Research gehen nunmehr von 2,7 Prozent Wachstum aus. Auch für 2019 rechnet der IWF noch mit einem deutlichen Plus durch die Reform: Während die Prognose im Oktober 2017 noch 1,9 Prozent betragen hatte, wurde sie im Januar auf 2,5 Prozent angepasst.

USA: Wachstumsbeiträge* zum Bruttoinlandsprodukt in Prozentpunkten

5

4 3,1

3,2 3

2,7

3,2

2,8 2,6 2,2

2

1,8

1,6 1,2

1

0,6

0,5

0

-1

-2 I

II

III

IV

I

2015 Privater Konsum

II

III

IV

I

2016 Investitionen

Außenbeitrag

II

III

IV

2017 Staatsverbrauch

BIP Wachstum

*annualisierte Quartalswerte Quelle: U.S. Bureau for Economic Analysis

Die Steuerreform stimuliert kurzfristig vor allem den privaten Konsum und die Investitionen der Unternehmen. Darüber hinaus führt sie zur Repatriierung von Auslandsaktiva von US-Unternehmen. Dies erklärt das für die nächsten Jahre prognostizierte stärkere BIP-Wachstum. Längerfristig ist jedoch zu erwarten, dass die USA wieder niedrigere Wachstumsraten verzeichnen werden. Denn die Steuerreform sorgt auch dafür, dass das Haushaltsdefizit und das Leistungsbilanzdefizit des Landes weiter steigen. Die positiven Wachstumseffekte der Steuerreform nicht mitgerechnet, erhöht die Steuerreform das Haushaltsdefizit in den nächsten zehn Jahren laut DB Research um geschätzte 1,5 Billionen USDollar. Darüber hinaus kommt die Steuerreform vor allem wohlhabenderen Haushalten zugute, die das zusätzliche verfügbare Einkommen eher sparen als damit ihren Konsum zu steigern. Gleichzeitig dürfte die Steuerreform für eine Aufwertung des aktuell eher schwachen US-Dollar sorgen, was sich wiederum negativ auf die Handelsbilanz auswirken dürfte.

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US-Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nahe Die Arbeitslosigkeit sank in den vergangenen Monaten weiter. Seit Oktober 2017 liegt sie bei 4,1 Prozent. Der US-Arbeitsmarkt hat somit annähernd Vollbeschäftigung erreicht. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen – also derjenigen, die seit mindestens 27 Wochen arbeitslos sind –, sank in der zweiten Jahreshälfte 2017 weiter auf 1,52 Millionen im Dezember. Ein Jahr zuvor, im Dezember 2016, waren es noch 1,87 Millionen. Langzeitarbeitslose machten im Dezember 2017 22,9 Prozent aller Arbeitslosen aus. Die durchschnittliche Arbeitslosendauer lag bei 23,6 Wochen. Im Dezember 2016 hatte sie noch 25,9 Wochen betragen. Durch die annähernde Vollbeschäftigung ist ein Anstieg der Löhne zu erwarten, der wiederum einen Preisanstieg nach sich ziehen würde. Jedoch ist trotz der niedrigen Arbeitslosigkeit nicht ganz klar, wie knapp das Angebot auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich ist. Die Partizipationsrate (auch Erwerbsbeteiligungsquote genannt), also der Anteil derjenigen, die einen Arbeitsplatz haben oder aktiv auf Arbeitssuche sind, lag im Dezember 2017 bei 62,7 Prozent. Im Gegensatz zur Arbeitslosenquote, die seit Jahren rückläufig ist, ist die Partizipationsrate seit Jahren relativ stabil und liegt weiterhin deutlich unter ihrem Vorkrisenniveau von rund 66 Prozent (2007). Dies ist ein Hinweis darauf, dass es einen Teil der Bevölkerung gibt, der sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hat und nicht vom aktuellen Aufschwung profitiert. Fortsetzung der restriktiveren Geldpolitik der FED auch für 2018 erwartet Die FED hat den Leitzins im vergangenen Jahr dreimal leicht erhöht, zuletzt im Dezember 2017 um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,25 bis 1,5 Prozent. Zudem hat sie im Oktober 2017 begonnen, die seit der Krise aufgekauften Anleihen nach und nach zu verkaufen. Im Januar 2018 stimmte der US-Senat der Nominierung von Jerome Powell als künftigem FED-Chef zu. Janet Yellens Amtszeit endete am 3. Februar 2018. Powell ist bereits seit 2012 Mitglied des Direktoriums der FED. Es wird erwartet, dass Powell den geldpolitischen Kurs seiner Vorgängerin fortführt und die FED den Leitzins unter seiner Leitung weiter behutsam anheben wird. Noch nicht vollständig abzusehen sind die Entwicklungen in der Haushaltspolitik und deren Effekte auf die Konjunktur. Das Haushaltsjahr 2018 begann bereits am 1. Oktober 2017. Im Normalfall muss der Kongress die jährliche Verwendung des Bundeshaushaltes rechtzeitig bis zu Beginn des neuen Haushaltsjahres am 1. Oktober beschließen. Jedoch konnten sich der Kongress und der US-Präsident bisher nicht auf die Verwendung des Bundeshaushalts für das laufende Haushaltsjahr einigen, sondern lediglich auf Zwischenfinanzierungen per „Continuing Resolution“ – zunächst bis zum 8. Dezember 2017, dann bis zum 19. Januar 2018 und aktuell bis zum 8. Februar 2018. Vom 20. Januar bis zur erneuten Einigung am 22. Januar kam es kurzzeitig zu einem „Government Shutdown“: Bundesbehörden und weitere bundesstaatliche Einrichtungen mussten ihre Arbeit einstellen, da ihre Finanzierung ausgelaufen war. Die Demokraten verknüpften ihre Zustimmung zu einer erneuten Zwischenfinanzierung mit einer Lösung im Streit um die Zukunft des „Deferred Action for Childhood Arrivals“-Programms (DACA). Dieses gewährte jungen Erwachsenen, die als Kinder illegaler Einwanderer in die USA gekommen sind, bisher ein begrenztes Aufenthaltsrecht in den USA (sogenannte „Dreamer“). Präsident Trump hatte im September 2017 die Beendigung des DACA-Programms angekündigt. Ihre Zustimmung zur aktuellen Zwischenfinanzierung gaben die Demokraten, nachdem der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, ihnen zugesichert hatte, dass der Senat in den nächsten Wochen ein separates Einwanderungsgesetz auf den Weg bringen würde. Am Morgen des 22. Januar war der „Government Shutdown“ beendet. Der Kongress muss sich zusammen mit dem Bundeshaushalt auch auf eine

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Anhebung der Schuldenobergrenze einigen. Diese wurde im Herbst zunächst bis zum 8. Dezember ausgesetzt und am 9. Dezember auf den damaligen Stand angehoben. Seitdem nutzt das US-Finanzministerium sogenannte „extraordinary measures“ zur Finanzierung der Regierung. US-Finanzminister Steven Mnuchin hat die republikanische Führung im Kongress aufgefordert, die Schuldengrenze bis Ende Februar anzuheben. Das Congressional Budget Office (CBO) hatte im November geschätzt, dass das Finanzministerium die Finanzierung noch bis etwa Ende März/Anfang April 2018 sicherstellen könnte. Wenn eine langfristige Lösung im Haushaltsstreit erreicht ist, könnte dies auch eine Anhebung der Staatsausgaben für Verteidigung und andere Posten mit sich bringen und so das BIP in die Höhe treiben. Auch Investitionen in die Infrastruktur sind für 2018 geplant. Gefährlich wäre es, wenn die aktuelle Fiskalpolitik – also Steuerreform und mögliche Ausgabensteigerungen zusammengenommen – die gesamtwirtschaftliche Nachfrage so stark ankurbelt, nicht jedoch das Angebot, dass es zu deutlichen Lohn- und Preissteigerungen kommt. Dies würde die FED dazu zwingen, den Leitzins schneller als geplant anzuheben, und so die Wahrscheinlichkeit einer neuen Krise auf den Finanzmärkten erhöhen.

China: Wachstum überraschend gut Im letzten Jahr verzeichnete China, auch aufgrund von starken geld- und finanzpolitischen Stimuli, ein überraschend gutes Wachstum von 6,9 Prozent und übertraf die meisten Prognosen. Auf dem Parteitag wurde beschlossen, das qualitative Wachstum, basierend auf Binnennachfrage und Dienstleistungen, weiter zu forcieren. Dies wird mit Kapazitätsabbau im Kohle- und Stahlbereich, strengeren Regulierungen im Finanzbereich sowie einem sukzessiven Zurückfahren der staatlichen Investitionen bei Immobilien und Infrastruktur einhergehen und könnte 2018 zu einer Wachstumsdämpfung führen. Real dürfte die Wirtschaftsleistung mit leichtem Abwärtspotenzial um gut 6¾ Prozent wachsen und sich mittelfristig bei 6½ Prozent einpendeln, vorausgesetzt externe Effekt bleiben aus. Geldpolitische Reaktionen sind dieses und nächstes Jahr nicht auszuschließen. Sollten sich in den USA weitere Zinserhöhungen abzeichnen, müsste China entsprechend reagieren. Auch die meisten Indikatoren waren positiv. Investitionen im Staatssektor stiegen um 10,1 Prozent. Der Privatsektor, der über 60 Prozent des Investitionsvolumens ausmacht, behauptet sich mit einem Wachstum von sechs Prozent. Das Geschäftsklima ist weiterhin gut. Im Dezember lag der offizielle Purchasing Managers Index (PMI) der verarbeitenden Industrie bei 51,6 Punkten, im Dienstleistungssektor bei 55 Prozentpunkten, was auf eine Ausweitung der Geschäftstätigkeit hindeutet. Die Industrieproduktion stieg um 6,6 Prozent, darunter die Produktion von Industrierobotern mit beachtlichen 68,1 Prozent und die von sog. New Energy Vehicles (NEV) um 51,1 Prozent. Die nominalen Einzelhandelsumsätze stiegen um 10,2 Prozent, davon wuchsen allein die Onlineumsätze um 32,2 Prozent. Mit 1,6 Prozent lag die Inflationsrate deutlich unterhalb des Inflationszieles von drei Prozent, was teilweise auf sinkende Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Für 2018 wird wieder mit einem stärkeren Anstieg gerechnet. Die Produzentenpreise sind 2017 um 6,3 Prozent gestiegen, treibender Faktor waren hier vor allem steigende Rohstoffpreise. Der Immobilienmarkt kühlt sich derzeit weiter ab, regulatorische Maßnahmen und höhere Zinsen für Darlehen wirken hier dämpfend. Im Außenhandel (gerechnet in US-Dollar) stiegen die Importe um 15,9 Prozent, die Exporte legten um knapp acht Prozent

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zu. Für 2018 ist mit politischen Störfaktoren zu rechnen, der anhaltend hohe Exportüberschuss gegenüber den USA belastet die Handelsbeziehungen. Stabilität, Reformen und neue Wachstumsimpulse Im Zuge der „Neuen Normalität“ sind die Sorgen einer harten Landung mittlerweile verstummt. Nachdem ein großer Infrastrukturstimulus dieses Jahr auslaufen wird, nimmt die „Belt and Road“-Initiative, trotz kleinerer Rückschläge, langsam an Fahrt auf. Durch neue Exportmärkte könnten weitere Wachstumsimpulse entstehen. Tiefgreifende Reformen müssen dennoch vorangetrieben werden. Unter dem Begriff „Angebotsseitige Strukturreformen“ konzentriert man sich auf den Abbau von Überkapazitäten, von Wohnungsüberbeständen und Unternehmensschulden. Die Produktion soll effizienter und stärker auf komplexe Zulieferprodukte sowie High-End Produkte ausgeweitet werden. Die Reformen in den Staatsunternehmen machen aufgrund der möglichen sozialen Folgen nur mäßige Fortschritte und Überkapazitäten konnten bisher nicht fundamental abgebaut werden. Bei den Staatsbetrieben führte eine Reihe von Fusionen zu leichter Konsolidierung und im Zuge höherer Auflagen wurden umweltbelastende Betriebe stillgelegt bzw. die Produktion verringert. Verschuldung nur in Teilbereichen ein Problem Trotz regulatorischer Eingriffe steigt die Gesamtverschuldung weiter und liegt bei über 250 Prozent des BIP. Bis 2022 könnten die Schulden auf 300 Prozent steigen. Da sich ein Großteil der Schulden auf den Binnenmarkt konzentriert und der Staat gleichzeitig Kreditgeber und Kreditnehmer ist, bestehen entsprechende Eingriffsmöglichkeiten. Deswegen halten sich die Risiken im Staatssektor und bei den Kommunen noch in Grenzen. Im Privatsektor könnten sich notleidende Kredite und daraus entstehende Schneeballeffekte jedoch zum Systemrisiko entwickeln und so auch ausländische Wirtschafts- und Finanzströme tangieren. Weiterhin positiv wirken sich die hohen Fremdwährungsreserven aus, die Ende des Jahres wieder auf über drei Billionen US-Dollar gewachsen sind. Marktwirtschaftliche Reformen bleiben aus Die Kommunistische Partei (KP) hat beim letzten Parteitag betont, ihren Einfluss auf die Wirtschaft zu verstärken und die Hoffnung auf marktwirtschaftliche Reformen weiter gedämpft. Ob sich staatliche Eingriffe in den Markt und auf Unternehmensentscheidungen negativ auf das Investitionsklima auswirken, bleibt abzuwarten. Auf die Versprechungen der Regierung für mehr Freihandel und weitere Öffnung sind immer noch keine fundamentalen Schritte gefolgt. Für ausländische Unternehmen hat sich die Situation teilweise sogar verschlechtert, nicht-tarifäre Handelshemmnisse haben zugenommen. Risikofaktor USA Aktuell mehren sich die Zeichen einer Neuausrichtung der US Politik gegenüber China. Auch 2017 ist das Handelsdefizit weiter gestiegen. Die größten Kritikpunkte der USA an China sind der intervenierende Staatskapitalismus, erzwungener Technologietransfer als Bedingung für Marktzugang sowie ein merkantilistischer Ansatz beim Außenhandel. Härtere Maßnahmen der US-Regierung könnten sich negativ auf Handel und Investitionen, aber auch auf in China investierte ausländische Unternehmen auswirken und unter Umständen zu Verschiebungen von Handels- und Finanzströmen führen.

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Europas Wachstum verstärkt sich weiter Das Wachstum hat mit 2,3 Prozent in der EU und 2,2 Prozent in der Eurozone im vergangenen Jahr weiter stark an Fahrt aufgenommen (Europäische Kommission, 2017). Ende 2016 waren die Erwartungen für 2017 mit 1,6 Prozent für die EU bzw. 1,7 Prozent für die Eurozone deutlich geringer (Europäische Kommission, 2016). Die europäische Konjunktur hat sich damit erstaunlich unbeeindruckt von Unsicherheitsfaktoren wie dem britischen Referendum und Wahlen in großen Mitgliedstaaten gezeigt. Auch im Jahr 2018 werden Wachstumsraten von 2,1 Prozent für EU und Eurozone erwartet. Die OECD (2017) sieht für das Euro-Währungsgebiet ebenfalls 2,1 Prozent, die EZB (2017b) erwartet 2,3 Prozent und die jüngste Prognose des IWF (2018) steht bei 2,2 Prozent. Für 2019 sehen die Institutionen eine leichte Abschwächung auf rund zwei Prozent Wachstum. Die letzten verfügbaren Wachstumsdaten zeigen eine Fortsetzung der Dynamik. Sowohl in der EU als auch in der Eurozone ist das BIP im vierten Quartal um jeweils 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. In den beiden vorhergehenden Quartalen betrugen die Wachstumsraten 0,7 Prozent.

Entwicklung des realen BIP in der EU in Prozent 4 3,0 3

1

2,0

1,8

1,7

2

2,3

2,3

2,1

0,3

0,4

0 -0,4

-1 -2 -3 -4 -4,3

-5 -6

I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2007

2008

2009

2010

Veränderung ggü. Vorjahresquartal

2011

2012

2013

2014

Veränderung ggü. Vorquartal

2015

2016

2017

Veränderung ggü. Vorjahr

Quelle: Macrobond

Aufschwung verbreitert sich und erfasst alle Mitgliedstaaten und BIP-Komponenten Getragen wird der Aufschwung im Jahr 2017 von der weiteren Erholung der Weltwirtschaft und der anhaltend soliden Binnennachfrage. Der Private Konsum ist um rund zwei Prozent gewachsen und der öffentliche Konsum um 1,2 Prozent. Es zeichnet sich auch ein weiterer Anstieg der Investitionen ab. Während EU-weit die Investitionen von 2008 bis 2013 sogar zurückgingen, dann von 2014 bis

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2016 um rund drei Prozent jährlich wuchsen, sollte es im Jahr 2017 zu einem Wachstum von knapp vier Prozent gekommen sein (Europäische Kommission, 2017). Die Exporte der EU dürften 2017 etwas unter fünf Prozent gestiegen sein. Die zuletzt ansteigende Aufwertung des Euro hat sich bisher aufgrund der günstigen Weltwirtschaftslage als relativ unproblematisch erwiesen. Insgesamt ist die Stimmungslage der europäischen Wirtschaft sehr positiv. Das ifo-Wirtschaftsklima in der Eurozone und der Einkaufsmanagerindex liegen Ende 2017 mit Werten von 37 bzw. 60,6 auf neuen Rekordhöhen. Der Aufschwung ist im Jahr 2017 in allen Mitgliedstaaten angekommen und erstmals seit der Krise sind alle EU-Länder gewachsen. Während Griechenlands Wirtschaft im Jahr 2016 noch leicht schrumpfte, ist sie nun um 1,6 Prozent angestiegen. Wachstumskaiser in der EU waren Malta und Rumänien mit über fünf Prozent Steigerung. Schlusslicht ist das Vereinigte Königreich mit einem Plus von 1,3 Prozent. Inflation bleibt verhalten und Normalisierung des Arbeitsmarkts verläuft langsam Gestützt wird der Ausschwung in Europa auch von der expansiven Geldpolitik der EZB und günstigen Finanzierungsmöglichkeiten. Trotz beträchtlicher monetärer Impulse bleiben Preisauftrieb und Lohnanstiege jedoch vorerst schwach. Die Inflation in der Eurozone lag im Jahr 2017 bei 1,5 Prozent und wird im Jahr 2018 voraussichtlich leicht auf 1,4 Prozent sinken. Die Produktionslücke wird nach einem leichten Minus im Jahr 2017 ab 2018 positiv sein. Im Oktober 2017 hat die EZB ihr Anleihen-Ankaufprogramm von monatlich 60 auf 30 Mrd. Euro reduziert und zeitlich vorerst bis September 2018 begrenzt. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv, ist jedoch noch nicht auf das Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Die Arbeitslosigkeit lag 2017 in der EU bei 8,2 Prozent und dürfte dieses Jahr um einen halben Prozentpunkt zurückgehen. Die schwachen Reallohnzuwächse von 0,3 Prozent in 2017 und prognostizierten 0,9 Prozent in 2018 spiegeln einerseits die niedrigen Produktivitätszuwächse von nur einem knappen Prozent sowie die teils noch sehr hohe Arbeitslosigkeit in einigen Staaten wider (Europäische Kommission, 2017). Kurzfristige Risiken nehmen ab, Mittelfristperspektive bleibt verhalten Kurzfristige Risiken haben in Blick auf den breiten Aufschwung abgenommen. Die mittelfristige Risikobetrachtung ist hingegen konstant geblieben. Angesichts der positiven Konjunkturlage ist die Bereitschaft für Strukturreformen in vielen EU-Ländern nach wie vor gering. Vor allem Reformen des Arbeitsmarkts und des Insolvenzrechts sowie Deregulierungen in Dienstleistungssektoren müssten enthusiastischer implementiert werden. Die Fortschritte bei der Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion halten sich ebenso in Grenzen. Die langwierigen Koalitionsverhandlungen in Deutschland haben wichtige Entscheidungen auf EU-Ebene verzögert. Mittelfristige Risiken für die EU-Wirtschaft bestehen in einer schrittweisen Normalisierung der Geldpolitik, die mehrere Zentralbanken forcieren. Protektionistische Tendenzen wichtiger Handelspartner bleiben weiterhin Bedrohungsszenarien für die sehr offene EU-Wirtschaft. Die derzeitige Ungewissheit über den Ausgang der Austrittsverhandlungen vom Vereinigten Königreich aus der EU birgt weiterhin Gefahren, auch wenn im Dezember 2017 offiziell die zweite Verhandlungsrunde eingeleitet worden ist.

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Leichte Abschwächung in Japan Japans wirtschaftliche Entwicklung hatte die letzten beiden Jahre positiv überrascht. Dieses Jahr dürfte sich eine gewisse Normalisierung einstellen, da insbesondere die inländische Dynamik abnimmt, der private Verbrauch kaum zulegen wird, die öffentlichen Investitionen zurückgehen werden und die private Investitionstätigkeit etwas an Schwung verlieren wird. Auch haben sich Löhne und Preise nicht sehr stark entwickelt. Dagegen bleiben die Industrieproduktion und die Exportwirtschaft auf gutem Wachstumskurs. Die internationalen Organisationen und wir rechnen mit einem Wachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr.

Regionaler Ausblick: Mehr Licht in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Sub-Sahara Afrika Die weltwirtschaftliche Erholung verlief auch im zweiten Halbjahr 2017 in der Mehrzahl der Entwicklungs- und Schwellenländer etwas besser als im ersten Halbjahr (IWF 2017, 2018, OECD 2017, Deutsche Bank Research 2018c). Eine deutliche Belebung ist jedoch nur in Südamerika und im Nahen Osten zu erwarten. Regionaler Konjunkturausblick* 2018 Südamerika

1,6

Zentralamerika

3,9

Karibik

4,4

Asien-Pazifik, Fortgeschrittenen Volkswirtschaften1

1,7

Asien-Pazifik, Entwicklungsländer2

6,5

GUS-Staaten3

2,2**

Naher Osten, Nordafrika, Afghanistan, Pakistan

3,6**

Israel

3,4

Sub-Sahara Afrika

3,3**

1Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur, Hongkong, Australien, Neuseeland, Macau 2 inklusive China und Indien 3 Russland, Ukraine, Georgien, Turkmenistan, kaukasische und zentralasiatische Staaten * Wachstum des realen BIP ggü. Vorjahr in Prozent Quelle: IWF (Oktober 2017 und **Januar 2018)

Dies gilt zunächst vor allem für Südamerika, Zentralamerika, die Karibik und Mexiko. In der Region sieht der IWF eine Verbesserung des Wachstumsausblicks um mehr als einen halben Prozentpunkt

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von etwa 1,3 Prozent 2017 pro Jahr auf 1,9 Prozent dieses Jahr und 2,6 Prozent 2019. Insbesondere Brasilien sollte mindestens zwei Prozent in beiden Jahren erreichen. Schon 2017 haben eine Rekordernte und Stimuli für den privaten Verbrauch Schwung in die Wirtschaft zurückgebracht, obwohl die fortwährenden politischen Querelen belasten. In Argentinien ist der Aufschwung gefestigt, alle Komponenten treiben das Wachstum an, obwohl hohe Zinssätze zur Inflationskontrolle und eine strenge Finanzpolitik dämpfend wirken. In Venezuela ist mit einem fortgesetzten Verfall der Wirtschaftsaktivität zu rechnen, dies zieht das regionale Bild sehr ins Negative. Chile und Peru sollten dagegen kräftig zulegen (Chile mit über drei Prozent, Peru mit gut vier Prozent) und Kolumbien hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum zu steigern, 2½ Prozent sind gut denkbar. Das nordamerikanische Mexiko scheint mit den Risiken aus dem Verhältnis zu den USA nun wieder besser zurechtzukommen und wird wohl 2018 mit gut 2¼ Prozent wieder etwas an Tempo zulegen. Die Exporte und die Investitionen treiben die mexikanische Wirtschaft, während der private Verbrauch aufgrund einer etwas hohen Inflation schwächelt. Auch wirkt sich die Finanzpolitik bremsend aus, da die mexikanische Regierung den Staatshaushalt konsolidieren muss (OECD 2017). Kanada durchlief eine zweijährige Phase der wirtschaftlichen Belebung. Die Wirtschaft wuchs 2017 mit wohl drei Prozent sehr kräftig, wird sich aber in diesem und nächstem Jahr eher wieder bei leicht über zwei Prozent einpendeln. In den meisten asiatisch-pazifischen Ländern ist der Ausblick für die Wirtschaft jedoch eher seitwärts gerichtet, wenn auch auf hohem Niveau von 6½ Prozent. 2017 dürfte Indien mit 6,7 Prozent gewachsen sein, die ASEAN-Staaten mit 5,3 Prozent, die Entwicklungs- und Schwellenländer in der AsienPazifik-Region wohl mit gut 6½ Prozent. Indien lag damit leicht unter den Erwartungen, dürfte infolge von Strukturreformen aber in diesem und im nächsten Jahr wieder auf über sieben Prozent zulegen. Eine starke Nachfrage nach Gütern aus der ASEAN-Region dürfte den Wachstumsausblick aufrechterhalten, so dass gut 5¼ Prozent in 2018/19 möglich bleiben. Der Ausblick für Vietnam und Malaysia liegt dabei über dem Durchschnitt, während Indonesien, die Philippinen und Thailand etwas darunter liegen dürften. Unter den Industrieländern dürfte die australische Wirtschaft nach einem wetter- und bergbaubedingt schwachem Jahr 2017 nun wieder auf über 2½ Prozent anziehen; auch Neuseeland zieht an. Süd-Korea sieht dagegen einer Verlangsamung der Aktivität auf rund zwei Prozent Wachstum entgegen. Hongkong, Singapur und Taiwan profitierten 2017 von der recht starken Entwicklung in China, werden sich aber 2018/19 wohl mit Wachstumsraten um die zwei bis drei Prozent zufriedengeben müssen. Die Entwicklung in Russland und den GUS-Staaten verläuft weitgehend seitwärts. Russlands Ökonomie dürfte keine zusätzliche Dynamik entfachen, aber in den kleineren kaukasischen und zentralasiatischen Staaten hellt sich das Bild ein wenig auf. Der IWF rechnet mit guten zwei Prozent Wachstum in diesem und im nächsten Jahr. Immerhin hat Russland seinen Staatshaushalt nun auf einen Ölpreis von 40 US-Dollar ausgerichtet und führt Mehreinnahmen dem staatlichen Vermögensfonds zu. Der private Verbrauch wird von einer wachsenden Kreditvergabe der Banken gestützt, aber die Investitionstätigkeit bleibt schwach. Möglicherweise hilft eine zu erwartende geldpolitische Lockerung im Laufe des Jahres. Einen deutlich stärkeren Wirtschaftsverlauf werden der Nahe Osten, Nordafrika, Pakistan und Afghanistan in diesem Jahr aufweisen. Das Wachstum dürfte IWF-Schätzungen zufolge um gut einen Prozentpunkt auf 3,6 Prozent ansteigen und auch 2019 bei diesem Tempo bleiben. Dies wird vor allem an der stärkeren Binnennachfrage bei den Nettoölimporteuren getrieben, während bei den Nettoexporteuren in der Region keine deutliche Belebung wegen der Verlängerung der zwischen der OPEC

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und Russland verabredeten Produktionsgrenzen bis zum Jahresende zu erwarten ist. Saudi-Arabien wird jedoch nur mit gut 1½ Prozent wachsen. Pakistan wird durch chinesische Investitionen und rasche Kreditvergabe angetrieben und dürfte um über fünf Prozent wachsen, während Ägypten über vier Prozent zulegen wird. Auch die Staaten in Sub-Sahara Afrika dürften nach einem schwachen Vorjahr mit 2,7 Prozent Wachstum um einen guten halben Punkt schneller vorankommen und in diesem und im nächsten Jahr mit rund 3½ Prozent Wachstum wieder deutlich zulegen. Südafrikas Wirtschaft kommt jedoch kaum vom Fleck und dürfte unter einem Prozent Wachstum verharren. Nigeria dagegen sollte nach einem schwachen Jahr 2017 zu über zwei Prozent zurückkehren.

Globale Industrieproduktion gewinnt an Dynamik Produktion zieht in der zweiten Jahreshälfte deutlich an Erstmals seit dem Jahr 2014 dürfte die weltweite Industrieproduktion wieder um mehr als drei Prozent expandieren. Nach den vom Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) veröffentlichten Daten stieg die Industrieproduktion in den ersten elf Monaten des Jahres 2017 im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um 3,4 Prozent. Die zum Jahresbeginn 2017 eingesetzte Belebung hat sich in der zweiten Jahreshälfte nochmals beschleunigt. So stieg in der zweiten Jahreshälfte 2017 die weltweite Industrieproduktion Monat für Monat um deutlich mehr als drei Prozent. Der Aufwärtstrend dürfte sich auch im laufenden Jahr fortsetzen. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zeigt weiterhin eine Wachstumsbeschleunigung an. Der Index ist zuletzt sieben Mal in Folge gestiegen und erreichte in den letzten fünf Monaten jeweils einen neuen Jahreshöchststand. Sollte bis zum Jahresende das aktuelle Produktionsniveau gehalten werden, dürfte die Produktion im Jahr 2017 um insgesamt 3,5 Prozent gestiegen sein. In den vergangenen zwei Jahren gingen die Wachstumsimpulse ausschließlich von den Schwellenländern aus, während die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften nahezu stagnierte. Zur Jahresmitte 2017 setzte eine Trendwende ein. Auch in den entwickelten Volkswirtschaften wurde die Industrieproduktion deutlich gesteigert. Im Jahresergebnis dürfte das Produktionsplus mit knapp unter drei Prozent so stark ausfallen wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr. In den Schwellenländern ist die Industrieproduktion in den Jahren nach 2014 jeweils um etwas mehr als drei Prozent gestiegen. Im Jahr 2017 hat sich das Wachstum zwar noch etwas beschleunigt. Aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs dürfte das Produktionsplus im Jahr 2017 unterhalb von vier Prozent bleiben. Industrieproduktion der entwickelten Volkswirtschaften Aufschwung auf breiter Basis In den entwickelten Volkswirtschaften ist nach zwei Jahren mit nahezu Null-Wachstum eine kräftige Belebung der Industrieproduktion zu beobachten. Seit der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2016 befindet sich die Industriekonjunktur in einer kontinuierlichen Aufwärtsbewegung, die sich zur Jahresmitte 2017 nochmals deutlich beschleunigte. Seither steigt die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich Monat für Monat um mehr als drei Prozent. Für die ersten elf Monate des Jahres 2017 ergibt sich daraus im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 2,8 Prozent. Während die Industrien in den Vereinigten Staaten und in Japan in den Jahren 2015 und 2016 noch mit Produktionsrückgängen zu kämpfen hatten, hat der Aufschwung inzwischen eine breitere Basis.

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Die Industrien im Euroraum konnten ihre Produktion in der zweiten Jahreshälfte um mehr als drei Prozent ausweiten. Aufgrund der starken Wachstumsraten aus den letzten beiden Quartalen ist für das gesamte Jahr mit einem Produktionsanstieg von 2,6 Prozent zu rechnen. In den USA ist die Industrieproduktion vier Quartale in Folge im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gestiegen. Für das gesamte Jahr 2017 rechnen wir mit einem Produktionsanstieg von nicht ganz zwei Prozent. In Japan dürfte die Industrieproduktion im Jahr 2017 sogar um mehr als vier Prozent gestiegen sein. Insbesondere im zweiten und dritten Quartal 2017 expandierte die japanische Industrieproduktion kräftig. Damit wird Japans Industrie – obwohl nur halb so groß – einen ähnlich hohen Wachstumsbeitrag leisten wie die US-Industrie. In den restlichen entwickelten Volkswirtschaften ist die Industrieproduktion nunmehr 18 Quartale in Folge im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit einem Plus von 3,8 Prozent dürfte die Jahreswachstumsrate die der japanischen Industrie nur knapp verfehlen.

Industrieproduktion* in entwickelten Volkswirtschaften restliche entw. Volkswirtschaften 5

Euroraum Japan

4

USA

3

2

1

0

-1

-2

-3 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), eigene Berechnungen

Industrieproduktion in den Schwellenländern Wachstumstreiber Asien, Industrien in Lateinamerika enttäuschen In den Schwellenländern wird die Industrieproduktion aller Vorrausicht nach stärker steigen als in den beiden Jahren zuvor. Auf Basis der Daten für die ersten elf Monate des Jahres 2017 erwarten wir einen Anstieg um insgesamt 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die asiatischen Schwellenländer dürften mit ihrer Produktionsausweitung um 5,4 Prozent zu mehr als 90 Prozent zum Wachstum beitragen.

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Die Industrieproduktion Afrikas und des Mittleren Ostens befindet sich ebenfalls auf Wachstumskurs. Das Produktionsplus von 1,5 Prozent fällt aber nur halb so stark aus wie 2016. Am aktuellen Rand war sogar ein leichter Produktionsrückgang zu verzeichnen. In Mittel- und Osteuropa wurden die hohen Wachstumsraten aus der ersten Jahreshälfte 2017 deutlich verfehlt, so dass für das Gesamtjahr nur noch ein Produktionsplus von 1,8 Prozent zu erwarten ist. In Lateinamerika hatte sich aufgrund der gestiegenen Produktion zur Jahresmitte ein Ende der Rezession abgezeichnet. Der Schwung aus den Sommermonaten konnte allerdings nicht genutzt werden. Im vierten Quartal ging die Industrieproduktion sogar wieder leicht zurück, so dass im Ergebnis die Produktion im Jahr 2017 um 0,1 Prozent leicht sinken wird.

Industrieproduktion* in Schwellenländern

Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa

14

Asien

12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 2013

2014

2015

2016

2017

*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), eigene Berechnungen

Finanzstabilität festigt sich mit dem Aufschwung Die niedrige Volatilität an den Finanzmärkten ist größtenteils das Resultat verbesserter Erwartungen über zukünftige realwirtschaftliche Entwicklungen. Die weiterhin expansive Geldpolitik vieler Zentralbanken trägt zur Stabilisierung von Anleihe- und Aktienmärkten bei. Aktien- und Anleihekurse sind vielerorts auf neue (Nachkrisen-)Höchstwerte angestiegen. Zeitweilige Turbulenzen an den Märkten

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Zurück zur Vier. Das Wachstum der Welt zieht an, die Finanzrisiken steigen ebenfalls 07/02/2018

lassen sich auch durch den Anstieg börsengehandelter Fonds (exchange-traded funds, ETFs) begründen, die im Laufe des letzten Jahres um 27 Prozent zulegten und fünf Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung ausmachen. Diese indexierten Papiere verstärken Fluktuationen, wenn die zugrundeliegenden Wertpapiere weniger liquide sind als die ETFs selbst (OECD 2017). Banken bauen Risiken ab und Spreads von Staatsanleihen sinken Der Bankensektor in der Eurozone konnte im vergangenen Jahr leichte Fortschritte bei der Konsolidierung machen. Weiterhin bleibt jedoch der Anteil notleidender Kredite in der Eurozone mit 5,7 Prozent im Jahr 2017 hoch (IWF 2017a). Die Konzentration auf einige Länder, allen voran Italien, ist nach wie vor enorm. Das Hauptrisiko für viele entwickelte Länder wird zunehmend die hohe private Verschuldung, die in zahlreichen Ländern weiter angestiegen ist. In Relation zum BIP liegt die private Verschuldung in der Eurozone, den USA und Japan bei 150 bis 160 Prozent (EZB, 2017c). In China ist die Situation dramatischer: die private Verschuldung ist in den letzten zehn Jahren von 120 auf über 210 Prozent des BIPs angestiegen. Das muss keine direkte Auswirkung auf die Finanzstabilität dieser Länder haben, macht sie aber anfälliger für Schocks. Die Entwicklungen auf dem Markt für Staatsanleihen waren gemischt. Die Renditen in Deutschland und Japan blieben stabil, während sie im Vereinigten Königreich leicht stiegen und in Frankreich, Spanien und Italien fielen, Die Spreads im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen haben sich durchwegs verringert. Besonders markant war dieser Effekt in Frankreich nach der Präsidentschaftswahl. Die Jagd nach Renditen führt zu Blasenbildungen Eine niedrige Profitabilität könnte auf eine Überbewertung vieler Wertpapiere im Euroraum und den Vereinigten Staaten hinweisen (OECD, 2017). Zukünftige Kurskorrekturen stellen damit ein latentes Risiko dar. Aktuell liegt der globale Anteil von Anleihen mit anlagewürdiger Bonität (investment grade) mit Renditen von über vier Prozent bei lediglich fünf Prozent.

Tägliche Rendite von Bitcoin, Dow Jones, Euro-Dollar-Wechselkurs 60 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50

Bitcoin

Dow Jones

Euro-Dollar-Wechselkurs

Quelle: Macrobond

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Vor der Krise waren es noch 80 Prozent (IWF, 2017b). Die Jagd nach Renditen könnte zu beträchtlichen Blasenentwicklungen führen. Ein interessantes Beispiel dafür sind etwa die Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Litecoin. Bitcoin hatte sich in den letzten drei Monaten im Jahr 2017 im Wert verdreifacht. Anfang 2018 fiel der Kurs danach wieder um die Hälfte. Die Volatilität dieser Anlage ist um ein Vielfaches höher als jene des Dow-Jones oder des Euro-Dollar-Kurses. Die aktuellen Schwankungen der täglichen Bitcoin-Rendite sind dabei wesentlich höher als jene des Dow-Jones und des Euro-Dollar-Kurses zu Beginn der Krise 2008.

Konsequenzen für Deutschland Die weltweite konjunkturelle Belebung dürfte positiv auf die Entwicklung in Deutschland ausstrahlen und sich unter anderem in einem kräftigen Anstieg der deutschen Exporte niederschlagen. So sind im letzten Jahr die Auftragseingänge in der Industrie aus dem Ausland stärker gestiegen als die Inlandsorders. Für das Jahr 2018 ist auch ein Anstieg der Exporte in einer Größenordnung von fünf Prozent zu erwarten, zumal in der Vergangenheit die deutschen Exporte immer dann im höheren einstelligen Bereich und auch darüber hinaus gestiegen sind, wenn sich der Welthandel um mehr als vier Prozent belebte. Angesichts der hohen Kapazitätsauslastung in der Industrie, die im Januar 2018 um 0,7 Prozentpunkte auf ein neues Zehnjahreshoch von 87,9 Prozent gestiegen ist, werden auch Erweiterungsinvestitionen immer wahrscheinlicher. Die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft sind alles in allem sehr gut, zumal sich auch der Private Konsum angesichts der guten Beschäftigungslage robust entwickeln dürfte. Wir rechnen daher für das Jahr 2018 mit einem Anstieg des realen BIP um 2¼ Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Quellenverzeichnis Deutsche Bank Research (2018a). US Economic Perspectives. 17. Januar. ---(2018b). Data Flash. Japan. December CPI. 26. Januar. Draghi, Mario (2018). Press Conference. Introductory Statement. Frankfurt/M. 25. Januar. Europäische Kommission (2017). European Economic Forecast. Autumn. Brüssel. November. --- (2016). Herbstprognose. Brüssel. Europäische Zentralbank (2017a). Economic Bulletin. Dezember. --- (2017b). Von Experten des Eurosystems erstellte gesamtwirtschaftliche Projektionen für das Euro-Währungsgebiet. Frankfurt. Dezember. --- (2017c). Financial Stability Review. Frankfurt. Frankel, Jeffrey (2017). Why Financial Markets Underestimate Risk. Project syndicate. 25. September. Ito, Takatoshi (2018). The Bank of Japan’s Moment of Truth. Project Syndicate. 26. Januar. IWF (2018a). The Current Economic Sweet Spot is Not the ʺNew Normalʺ. Blog. 22. Januar. --- (2018a). World Economic Outlook Update. Washington, D.C.. --- (2017a). World Economic Outlook. November. Washington, D.C.. --- (2017b). Global Financial Stability Report. Washington, D.C.. OECD (2017). Economic Outlook. November. Paris. Shiller, Robert J. (2018). The World’s Priciest Stock Market. Project Syndicate. 23. Januar.

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