Quartalsbericht Deutschland I/2018

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QI-2018 QUARTALSBERICHT DEUTSCHLAND

Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort Aussichten für 2018 günstig

 Die deutsche Wirtschaft war auch zum Jahresende 2017 weiter auf Wachstumskurs. Im vierten Quartal gingen die Wachstumsimpulse nahezu vollständig von den außenwirtschaftlichen Aktivitäten aus. Bei den Investitionen wurde der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen durch den Rückgang bei den Bauinvestitionen neutralisiert. Der Staatskonsum erhöhte sich kräftig, der private Konsum kaum.  Damit stieg die Wirtschaftsleistung im Jahr 2017 um insgesamt 2,2 Prozent. Das war das stärkste Wachstum seit sechs Jahren.  2018 wird die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland vor allem von den binnenwirtschaftlichen Faktoren bestimmt. Der anhaltende Beschäftigungsaufbau und Lohnzuwächse oberhalb der Inflationsrate dürften mit dazu beitragen, die private Kaufkraft und den Konsum zu stärken. Vor allem bei den Ausrüstungsinvestitionen dürften die hohe Kapazitätsauslastung und die weltweite konjunkturellen Belebung nicht nur Ersatz-, sondern zunehmend auch Erweiterungsinvestitionen nach sich ziehen.  Wir rechnen für das Jahr 2018 mit einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung gegenüber dem Vorjahr um real 2 ¼ Prozent. Kalendereffekte beeinträchtigen das Ergebnis in diesem Jahr nicht.


Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Inhaltsverzeichnis Konjunktur in Deutschland ................................................................................................................ 3 Deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs ................................................................................... 3 Starke Exporttätigkeit im vierten Quartal ............................................................................................... 4 Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter............................................................ 5 Industriekonjunktur ............................................................................................................................. 6 Auftragslage in der Industrie: Großaufträge sorgen für kräftigen Anstieg zum Jahresende ................. 6 Industrieproduktion: Dynamische Entwicklung verliert zum Jahresende etwas an Schwung .............. 8 Industrieproduktion 2017: stärkster Anstieg seit sechs Jahren ............................................................. 9 Kapazitäten zum Jahresbeginn 2018 stark ausgelastet ..................................................................... 10 Aussichten für 2018 weiterhin gut ....................................................................................................... 10 Perspektiven ...................................................................................................................................... 12 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................ 15 Impressum ......................................................................................................................................... 15 Grunddaten zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ............................................................. 16

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Konjunktur in Deutschland Deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs Die deutsche Wirtschaft war auch zum Jahresende 2017 auf einem stabilen Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im vierten Quartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Für das dritte Quartal ergab sich nach einer leichten Abwärtsrevision ein Anstieg um 0,7 Prozent und für das zweite Quartal ein Plus von 0,6 Prozent. Der Vorjahresvergleich weist für das dritte Quartal 2,2 Prozent und für das vierte Quartal 2,3 Prozent Wachstum aus. Bereinigt um Kalendereffekte stiegen die jährlichen Veränderungsraten von 2,1 Prozent im ersten Quartal auf 2,9 Prozent im vierten Quartal kontinuierlich an. Für das gesamte Jahr 2017 ergibt sich daraus eine Wachstumsrate von 2,2 Prozent bzw. eine um Kalendereffekte bereinigte Rate von 2,5 Prozent. Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2017 wurde nach vorläufigen Berechnungen von 44,7 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 642.000 Personen oder 1,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zum Beschäftigungsaufbau trugen im Wesentlichen die Bereiche öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit (plus 211.000 Erwerbstätige), Unternehmensdienstleister (plus 164.000 Erwerbstätige) sowie Handel, Verkehr und Gastgewerbe (plus 111.000 Erwerbstätige) bei. In der Industrie fiel der Beschäftigungsaufbau mit einem Zuwachs von 58.000 Stellen bzw. plus 0,8 Prozent unterdurchschnittlich aus.

Entwicklung des realen BIP 4

3 2,2 1,6

2

1,9

1,7

1

0

-1 I

II

III

IV

I

2014

II

III

IV

I

II

2015

III 2016

IV

I

II

III

IV

2017

Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt Veränderung ggü. Vorjahr Quelle: Statistisches Bundesamt

In der entstehungsseitigen Betrachtung des BIP hat sich - abgesehen vom Finanzsektor - in allen Wirtschaftsbereichen die Bruttowertschöpfung im vierten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöht. Die stärksten Zuwächse verzeichnete das Verarbeitende Gewerbe mit plus 4,4 Prozent und der Informations- und Kommunikationssektor mit einem Anstieg der Bruttowertschöpfung um

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4,2 Prozent. Auch bei den Unternehmensdienstleistern stieg die Wertschöpfung mit einem Plus von 2,7 Prozent überdurchschnittlich an. Beim letztgenannten Sektor ging dies einher mit einem deutlichen Beschäftigungsaufbau um 164.000 Personen. In den Bereichen öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit (plus 212.000 Erwerbstätige) und bei Handel, Verkehr und Gastgewerbe (plus 111.000 Erwerbstätige) fand ebenfalls ein starker Beschäftigungsaufbau statt. Im Verarbeitenden Gewerbe (plus 58.000 Erwerbstätige) sowie im Informations- und Kommunikationssektor (plus 32.000 Erwerbstätige) fiel der Beschäftigungsaufbau wesentlich schwächer aus. In der verwendungsseitigen Betrachtung des BIP kamen die Wachstumsimpulse im vierten Quartal nahezu vollständig von den außenwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Exporte legten preis-, saison- und kalenderbereinigt im Vergleich zum Vorquartal um 2,7 Prozent zu. Die Importe stiegen im gleichen Zeitraum um zwei Prozent. Der daraus resultierende Wachstumsbeitrag des Außenhandels von 0,5 Prozentpunkten trug damit im Wesentlichen zum Quartalswachstum von 0,6 Prozent bei. Bei den privaten Konsumausgaben gab es im vierten Quartal keine Veränderungen zum Vorquartal. Dafür erhöhten sich die Konsumausgaben des Staates wie bereits im Quartal zuvor um 0,5 Prozent. Hieraus ergibt sich für den Konsum ein Wachstumsbeitrag von einem Zehntel Prozentpunkt. Bei den Bruttoanlageinvestitionen gab es keine Veränderung. Es stiegen zwar die Ausrüstungsinvestitionen im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 Prozent. Der Anstieg wurde aber durch den Rückgang bei den Bauinvestitionen (minus 0,4 Prozent) und den Investitionen in sonstige Anlangen (minus 0,1 Prozent) wieder neutralisiert. Starke Exporttätigkeit im vierten Quartal Im vierten Quartal 2017 sind die Exporte von Waren und Dienstleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (saisonbereinigte Werte mit Länderdifferenzierungen sind nicht verfügbar) um insgesamt 19,2 Milliarden Euro oder 6,3 Prozent gestiegen. Mehr als 40 Prozent der Zuwächse stammen aus Lieferungen in Länder des Euroraums. So erhöhten sich die Ausfuhren in die Niederlande um 2,68 Milliarden Euro, nach Italien um 1,35 Milliarden Euro und nach Frankreich um 1,04 Milliarden Euro. Auch in EU-Staaten, die nicht zum Euroraum gehören, wurden deutlich mehr Waren und Dienstleistungen ausgeführt. Ausfuhren nach Polen stiegen um 1,7 Milliarden Euro, in die Tschechische Republik um 777 Millionen Euro und nach Ungarn um 603 Millionen Euro. Die Ausfuhren nach China stiegen im vierten Quartal um 2,26 Milliarden Euro oder elf Prozent, die in die USA um 1,41 Milliarden Euro oder 5,2 Prozent. Nennenswert zurück gingen die Ausfuhren nach Hongkong (minus 726 Millionen Euro) und in die Vereinigten Arabischen Emirate (minus 1,33 Milliarden Euro oder 30,5 Prozent). Die deutschen Importe sind im dritten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 17,6 Milliarden Euro oder 7,2 Prozent ebenfalls kräftig gestiegen. Die nominal stärksten Zuwächse stammten dabei aus den Einfuhren aus den Niederlanden mit plus 2,57 Milliarden Euro und aus Italien mit plus 1,34 Milliarden Euro. Die Einfuhren von unseren östlichen Nachbarn Tschechien (plus 1,02 Milliarden Euro bzw. 9,3 Prozent) und Polen (plus 1,59 Milliarden Euro bzw. 13,2 Prozent) sind nicht nur absolut, sondern auch in Relation zum Vorjahreszeitraum überdurchschnittlich gestiegen. Leicht unterdurchschnittlich stiegen die Importe aus den China (plus vier Prozent), den USA und Frankreich (jeweils plus 4,2 Prozent). Kräftig zulegen konnten auch die Einfuhren aus rohstoffliefernden Ländern wie Norwegen (plus 27,1 Prozent), Libyen (plus 290 Prozent) und Russland (plus 8,4 Prozent). Die Importe aus der Schweiz dürften in nominaler Rechnung auch aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Wertes des Euros gegenüber dem Schweizer Franken gesunken sein.

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Entwicklung von Ex- und Importen im 4. Quartal 2017 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal Exporte Zu- (+) bzw. Abnahme (-) in Million Euro

Importe Zu- (+) bzw. Abnahme (-) in %

in Million Euro

in %

Niederlande

22 531

+ 2 676

+ 13,5

Niederlande

24 096

+ 2 568

+ 11,9

China

22 846

+ 2 259

+ 11,0

Polen

13 595

+ 1 585

+ 13,2

Polen

15 519

+ 1 731

+ 12,6

Italien

14 507

+ 1 338

+ 10,2

USA

28 575

+ 1 413

+ 5,2

Tschechien

12 008

+ 1 023

+

9,3

Italien

16 842

+ 1 345

+ 8,7

China

26 387

+ 1 014

+

4,0

Frankreich

26 518

+ 1 146

+ 4,5

Norwegen

4 147

+

884

+ 27,1

Österreich

16 113

+ 1 043

+ 6,9

Österreich

10 473

+

774

+

Russland

6 375

+

861

+ 15,6

Libyen

926

+

688

+ 290,9

Belgien

11 003

+

782

+ 7,6

Mexiko

2 212

+

681

+ 44,5

Tschechien

10 502

+

777

+ 8,0

Frankreich

16 594

+

671

-

4,2

Türkei

5 590

+

605

+ 12,1

Russland

8 131

+

630

-

8,4

V.A. Emirate

3 026

- 1 329

- 30,5

Schweiz

11 100

-

855

-

7,2

325 004

+ 19 202

+ 6,3

Insgesamt

+ 17 642

+

7,2

Insgesamt

264 303

8,0

Quelle: Statistisches Bundesamt

Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter Nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im Januar 2018 auf 44,28 Millionen Personen gestiegen. Damit gingen rund 625.000 oder 1,4 Prozent mehr Personen einer Erwerbstätigkeit nach als im Januar 2017. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich weiter erhöht. Nach letzten Hochrechnungen der Bundesagentur waren im November 2017 (letzter verfügbarer Wert) insgesamt 32,56 Millionen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 711.200 Personen oder 2,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. In fast allen Wirtschaftszweigen war im Vergleich zum Vorjahr ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Den absolut größten Stellenzuwachs verzeichneten die Unternehmensdienstleister mit 103.300 Stellen oder 4,4 Prozent. Im Bereich Heime und Sozialwesen wurden 75.500 oder 3,3 Prozent mehr Stellen registriert. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern entstanden 66.700 neue Stellen

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(plus 4,6 Prozent) und im Bereich Verkehr und Lagerei 66.100 (plus 3,9 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe belief sich der Stellenzuwachs auf 81.400 bzw. 1,2 Prozent. Eine nennenswerte Abnahme gab es bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (minus 16.000 Stellen oder 1,6 Prozent).

Arbeitsmarkt in Deutschland* 33

4 Arbeitslose (rechte Achse)

32 3 31 2 30

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse) 1

29

2

28 2012

2013

2014

2015

2016

2017

0

2018

Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Vorjahresmonat (rechte Achse)

*saisonbereinigt in Million Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit haben gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im vierten Quartal 2017 um 25.000 oder 0,6 Prozent auf 4,27 Millionen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat sich nach Berechnungen der Bundesagentur im Dezember 2017 um 63.000 oder 1,3 Prozent auf 4,73 Millionen verringert. Im Februar 2018 registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,55 Millionen arbeitslose Personen. Das waren 216.200 oder 7,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug nach Systematik der Bundesagentur im Februar 2018 5,4 Prozent.

Industriekonjunktur Auftragslage in der Industrie: Großaufträge sorgen für kräftigen Anstieg zum Jahresende Im Dezember 2017 sind die Auftragseingänge in der deutschen Industrie nach vorläufigen Berechnungen preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 3,8 Prozent kräftig gestiegen. Der starke Zuwachs ist einem überdurchschnittlichen Eingang von Großaufträgen geschuldet. Ohne diese hätte sich der Auftragseingang nur um 0,8 Prozent erhöht. Die Inlandsaufträge stiegen

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im Vergleich zum Vormonat mit 0,7 Prozent nur leicht an. Bei den Bestellungen aus dem Ausland gab es im Dezember ein deutliches Plus von 5,9 Prozent, wobei die Impulse vor allem aus der Eurozone kamen (plus 11,2 Prozent). Aus Ländern außerhalb der Eurozone wurden 2,7 Prozent mehr Industriegüter geordert.

Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe 126

10

122

8

118

6 3,7

114 110

4,1 4 2

0,8 106

0 -1,1

102

-2

98

-4 2014

2015

2016

2017

Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse) Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt

Die weniger schwankungsanfällige Zweimonatsbetrachtung weist für den Zeitraum November/Dezember 2017 gegenüber September/Oktober ein Auftragsplus von 2,2 Prozent aus. Der verhaltene Verlauf der Auftragseingänge aus dem Inland mit plus 0,5 Prozent und die kräftige Auslandsnachfrage (plus 3,3 Prozent) spiegeln sich auch in diesen Werten wider. Unter den einzelnen Hauptgütergruppen stieg bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im vierten Quartal 2017 der Auftragseingang im Vergleich zum Vorquartal um 2,4 Prozent. Dies war der fünfte Quartalsanstieg in Folge. Die Nachfrage aus dem Inland stieg zwar das zweite Mal in Folge. Der Anstieg um 0,9 Prozent war im Vergleich zur Auslandsnachfrage, die das siebte Quartal in Folge und zuletzt um vier Prozent zulegen konnte, deutlich schwächer. Die Nachfrage nach Investitionsgütern erhöhte sich im vierten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorquartal um 5,5 Prozent. Das war das kräftigste Quartalsplus seit dem Frühjahr 2010. Vor allem ausländische Unternehmen bestellten zuletzt wieder kräftig Investitionsgüter aus Deutschland. Nach einem Plus von 4,9 Prozent im dritten Quartal folgte ein Anstieg um 7,2 Prozent zum Jahresende. Inländische Unternehmen erhöhten ihre Bestellungen mit plus 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal nunmehr das dritte Quartal in Folge.

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Bei den Konsumgüterproduzenten stiegen die Bestellungen im vierten Quartal 2017 im Vergleich zum dritten Quartal um 1,3 Prozent. Dies war der fünfte Quartalsanstieg in Folge. Alles in allem stieg die Nachfrage nach Konsumgütern in diesem Zeitraum zwar kontinuierlich, allerdings nur mit geringen Wachstumsraten. Inlands- und Auslandsnachfrage stiegen mit 1,1 Prozent und 1,5 Prozent ähnlich stark. Insgesamt hat sich der Auftragseingang in der Industrie in der zweiten Jahreshälfte 2017 überaus kräftig entwickelt. Seit Juli stiegen die Auftragseingänge in der Zweimonatsbetrachtung im Vergleich zum Vorjahr Monat für Monat um mehr als fünf Prozent. Während in den Sommermonaten noch die Nachfrage aus dem Inland dominierte, war ab September die Auslandsnachfrage deutlich stärker. Steigende Auftragseingänge in einer Größenordnung von über fünf Prozent über einen Zeitraum von einem halben Jahr oder mehr gab es zuletzt zum Jahreswechsel 2013/2014 und nach der globalen Finanzkrise in den Jahren 2010 und 2011. Für das gesamte Jahr 2017 verzeichnete die deutsche Industrie ein Auftragsplus von 3,3 Prozent. Industrieproduktion: Dynamische Entwicklung verliert zum Jahresende etwas an Schwung Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe ist im Dezember 2017 nach vorläufigen Angaben preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat zwar um 0,6 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang dürfte nach dem kräftigen Produktionsplus von 3,1 Prozent im November nicht im Widerspruch zur derzeit günstigen konjunkturellen Lage stehen. Am aktuellen Rand wurde nur die Energieerzeugung (plus 1,4 Prozent) ausgeweitet. Die Aktivitäten im Bau- und Bauhauptgewerbe nahmen dagegen ab. Auch die Industrie drosselte ihre Produktion leicht (minus 0,8 Prozent). Während die Hersteller von Vorleistungsgütern ihre Produktion im Dezember um 1,5 Prozent ausweiten konnten, nahm die Herstellung von Konsum- und Investitionsgütern leicht ab. Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe Vergleich zum Vorjahr 2016 2017 Q1 Q2 Q3 Q4 Ursprungswert kalenderbereinigt

Q2

Vergleich zum Vorzeitraum Q3 Q4 Okt Nov saison- und kalenderbereinigt

Dez

Produzierendes Gewerbe

0,9

2,8

1,1

3,5

4,3

4,9

1,9

1,1

0,7

-1,2

3,1

-0,6

Industrie

1,4

3,0

1,2

3,1

4,7

5,5

1,4

1,8

1,0

-1,9

4,4

-0,8

Vorleistungsgüter

1,2

3,7

1,5

3,8

5,4

6,7

1,8

1,6

2,0

-0,7

3,0

1,5

Investitionsgüter

1,5

2,8

0,9

2,9

4,9

5,4

1,5

2,0

0,5

-2,6

6,1

-2,6

Konsumgüter

1,5

2,1

1,5

2,0

3,6

3,6

0,8

1,7

-0,1

-2,6

3,1

-0,5

Energie

-1,1

-0,4

-0,6

2,7

-1,7

-0,6

3,5

-2,7

0,9

5,2

-5,3

1,4

Baugewerbe

2,6

3,4

2,1

6,5

4,3

4,5

3,1

-1,1

-1,0

-1,1

0,9

-1,7

Bauhauptgewerbe

4,2

5,9

4,7

9,6

6,8

5,8

5,1

-0,8

-2,7

-2,6

2,7

-5,6

Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Die Dezemberwerte komplettieren das Ergebnis für das vierte Quartal 2017, das für das Produzierende Gewerbe nunmehr ein Produktionsplus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal ausweist. Dies war gleichzeitig der sechste Quartalsanstieg in Folge. Allerdings hat die zuletzt dynamische Entwicklung etwas an Schwung verloren. Ursache hierfür war vor allem die rückläufige Bauproduktion, die bereits das zweite Quartal in Folge etwas gedrosselt wurde. Dafür konnte die Erzeugung von Energie leicht steigen. Im Verarbeitenden Gewerbe war ein Produktionsplus von einem Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Industrie ihre Produktion um 5,5 Prozent ausweiten. Unter den industriellen Hauptgruppen erhöhten die Hersteller von Vorleistungsgütern ihre Produktion um zwei Prozent. Dies war bereits der sechste Anstieg in Folge. Bei den Investitionsgüterproduzenten fiel die Produktionsausweitung mit plus 0,5 Prozent deutlich geringer aus. Die Hersteller von Konsumgütern drosselten ihre Produktion im vierten Quartal leicht um 0,1 Prozent. Industrieproduktion 2017: stärkster Anstieg seit sechs Jahren Dank der starken Produktionsausweitung in der zweiten Jahreshälfte ergibt sich für das gesamte Jahr 2017 ein Anstieg der Industrieproduktion von drei Prozent. Diese war die kräftigste Produktionssteigerung seit sechs Jahren. Sie entspricht unserer Produktionsprognose von November 2017 (Industriebericht II/2017). Unsere Wachstumsprognose zu Beginn des Jahres 2017 von einem halben Prozent wurde deutlich übertroffen. Unter den industriellen Hauptgruppen fiel das Produktionsplus bei den Herstellern von Vorleistungstütern mit 3,7 Prozent am kräftigsten aus. Die Investitionsgüterhersteller konnten ihre Produktion um 2,8 Prozent ausweiten. Die Konsumgüterproduktion stieg mit plus 2,1 Prozent ebenfalls beachtlich.

Produktion, Verarbeitendes Gewerbe 120

8

118

7

116

6

114

5

112

4

110

3 1,8

108

1,3

1,4

106

2 1,0

1

104

0

102

-1

100

-2 2014

2015

2016

2017

Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt

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Kapazitäten zum Jahresbeginn 2018 stark ausgelastet Die kräftig gestiegene Industrieproduktion der vergangenen drei Quartale ging einher mit einer deutlich höheren Kapazitätsauslastung. So stieg der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des ersten Quartals des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozentpunkte auf nunmehr 87,9 Prozent. Die Produktionskapazitäten waren damit um 4,9 Prozentpunkte höher ausgelastet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Dies war gleichzeitig die höchste Abweichung von einem langjähren Durchschnitt. Ohne Berücksichtigung von Ernährungsgewerbe und Tabakverarbeitung war der Auslastungsgrad in der Industrie mit 88,7 Prozent zwar noch höher, verfehlte aber um etwas mehr als einen Prozentpunkt den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2007. Mit durchschnittlich 3,5 Produktionsmonaten stieg der Auftragsbestand in der gesamten Industrie auf einen neuen Höchstwert. Unter den einzelnen industriellen Hauptgruppen benötigen die Hersteller von Vorleistungsgütern 2,9 Produktionsmonate, um ihre Aufträge abzubauen. Das ist ein neuer Rekord. Die Konsumgüterhersteller verfehlten den Spitzenwert aus dem ersten Quartal 2016 nur knapp. Die Hersteller von Investitionsgütern haben mittlerweile Aufträge für 4,3 Produktionsmonate in ihren Büchern stehen. Das Allzeithoch aus den Jahren 1991 und 1992, das dem hohen Investitionsbedarf kurz nach der Wiedervereinigung geschuldet war, wurde nicht erreicht. Aussichten für 2018 weiterhin gut Anders als im vergangenen Jahr startet das Verarbeitende Gewerbe dieses Mal in allen industriellen Hauptgruppen mit einem statistischen Überhang in das neue Jahr. Eine stagnierende Produktion auf dem Niveau des vierten Quartals würde auf Jahressicht immer noch ein Produktionsanstieg von zwei Prozent im Verarbeitenden Gewerbe bedeuten. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern beträgt der statistische Überhang 2,7 Prozent, bei den Investitionsgüterherstellern 1,7 Prozent. Die Konsumgüterproduzenten starten mit einem statistischen Überhang von einem Prozent in das Jahr 2018. Die Industriekonjunktur befindet sich zum Jahresbeginn 2018 weiter auf Wachstumskurs. Der Auftragseingang in den letzten zwei Quartalen war so kräftig, dass diese zum Jahresende 2017 noch nicht vollständig abgearbeitet werden konnten. Trotz der zu Jahresanfang 2018 kräftig gestiegenen Kapazitätsauslastung dürfte das Auftragspolster im Verarbeitenden Gewerbe noch bis zum Frühjahr die Beschäftigung sichern. Der Einkaufmanagerindex für die Industrie ist zwar in den ersten beiden Monaten des Jahres 2018 gesunken. Die Werte von jeweils über 60 Punkten liegen deutlich über der Schwelle von 50 Indexpunkten, ab der eine Expansion angezeigt wird.

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Geschäftsklima: Rückgang nach Rekordwerten zum Jahresende Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresbeginn eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex gab im Februar gegenüber dem Vormonat 2,2 Prozentpunkte ab.

ifo Konjunktur-Uhr Deutschland ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe* Aufschwung

Boom

25 Jan 2018

Erwartungen für die nächsten 6

Jan 2014 Jan 2011

15 Jan 2010

Februar 2018

5

Jan 2016 Jan 2015

-5

Jan 2017 Jan 2012

Jan 2013

-15 Rezession

Abschwung

-25 -30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

Beurteilung der Geschäftslage *Salden, saisonbereinigt Quelle: ifo Institut

Die Stimmungseintrübung fiel damit zwar stärker aus als nach dem Brexit-Votum vor zwei Jahren. Der Geschäftsklimaindex ist allerdings in den letzten Monaten von Rekordwert zu Rekordwert gestiegen, so dass es sich in diesem Fall eher um eine technische Korrektur als um einen Stimmungsumschwung handeln dürfte. Die befragten Unternehmen beurteilten sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate schlechter als noch im Januar. Dennoch bewertet die Mehrheit der befragten Unternehmen die aktuelle Lage und die Geschäftsaussichten positiv. Auch im Groß- und Einzelhandel hat sich das Geschäftsklima verschlechtert. Die Einschätzungen zur Lage und die Erwartungen wurden zurückgenommen. Im Einzelhandel etwas stärker als im Großhandel. Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex aufgrund der deutlich schlechteren Geschäftserwartungen gesunken, während gleichzeitig die aktuelle Lage so gut beurteilt wurde wie noch nie. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima ebenfalls eingetrübt. Die Erwartungskomponente gab im Februar das dritte Mal in Folge nach. Darüber hinaus schätzten die befragten Industrieunternehmen ihre aktuelle Lage nicht mehr ganz so gut ein wie im Monat zuvor. Die Exporterwartungen der Unternehmen trübten sich auch den dritten Monat in Folge leicht ein.

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Perspektiven Die konjunkturelle Dynamik zum Jahresende 2017 dürfte sich im laufenden Jahr weiter fortsetzen. Die deutsche Wirtschaft startet mit einem statistischen Überhang von einem Prozentpunkt in das laufende Jahr, was bedeutet, dass selbst bei Stagnation die Wirtschaftsleistung um ein Prozent zulegen dürfte. Nach diesem Szenario sieht es derzeit aber nicht aus. Die Mehrzahl der Konjunktur- und Stimmungsindikatoren signalisieren eher eine expandierende Wirtschaftstätigkeit. Insgesamt zeichnet sich weltweit eine deutliche konjunkturelle Belebung ab. Der Internationale Währungsfond (IWF 2018) rechnet in nur sechs Ländern mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten (IWF 2017a). Insgesamt dürfte das vom IWF prognostizierte weltwirtschaftliche Wachstum 2018 mit 3,9 Prozent sogar noch etwas stärker ausfallen als im vergangenen Jahr. Wir rechnen nach den jüngsten Entwicklungen zur Fiskalpolitik in den USA mit vier Prozent weltwirtschaftlichem Wachstum. Der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen wird in diesem Jahr mit 4,6 Prozent ebenfalls spürbar zunehmen (Globaler Wachstumsausblick 2018) Die 12 wichtigsten Exportmärkte deutscher Unternehmen im Jahr 2017 Ausfuhren

Veränderung

Anteil

zum Vorjahr in Mrd. Euro

in Prozent

BIP-Prognose in Prozent zum Vorjahr

in Prozent

IWF 2018

EU-KOM 2018

USA

111,5

4,3

8,7

2,7*

2,3

Frankreich

105,2

3,8

8,2

1,9*

2,0**

China

86,2

13,3

6,7

6,6*

6,5

Niederlande

85,9

8,6

6,7

2,6

2,9**

Großbritannien

84,4

-2,0

6,6

1,5*

1,4**

Italien

65,6

6,7

5,1

1,4*

1,5**

Österreich

62,8

5,1

4,9

1,9

2,9**

Polen

59,5

8,6

4,7

3,3

4,2**

Schweiz

54,0

7,3

4,2

1,3

1,8

Belgien

44,3

6,0

3,5

1,6

1,8**

Spanien

43,0

5,9

3,4

2,4*

2,6**

Tschechien

41,6

8,7

3,3

2,6

3,2**

844,1

6,0

66,0

1.279,0

6,0

100,0

3,9*

3,7

Top 12 Welt

Quellen: Statistisches Bundesamt, IWF (Oktober 2017; *Januar 2018), Europäische Kommission (November 2017; **Februar 2018)

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Auch mit Blick auf die Inlandsnachfrage sind die Aussichten für das Jahr 2018 günstig. Wir rechnen im laufenden Jahr mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung, der vor allem durch den Zuwachs von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen geprägt sein dürfte. Hierfür sprechen das insgesamt hohe gesamtwirtschaftliche Stellenangebot sowie die sich immer mehr abzeichnenden Engpässe in einzelnen Berufen. Zudem dürften Lohnzuwächse oberhalb der Inflationsrate in den großen Branchen mit dazu beitragen, die private Kaufkraft zu stärken. So lag der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie mit ein Plus von 4,3 Prozent in nominaler Rechnung deutlich über der für 2018 prognostizierten Inflationsrate von 1,8 Prozent (SVR 2017). Noch nicht beendet sind die Tarifrunden für den öffentlichen Dienst (Bund und Kommunen), die Bauindustrie und die chemische Industrie. Dieses außenwirtschaftliche Umfeld dürfte auch die deutsche Exporttätigkeit begünstigen. So zeichnet sich in den wichtigsten Zielländern und -regionen für deutsche Exporte nicht nur eine stabile konjunkturelle Entwicklung ab. In der Industrie sind die Auftragseingänge aus dem Ausland im vierten Quartal mit etwas mehr als zehn Prozent deutlich stärker gestiegen als die Inlandsorder. Wir rechnen daher für das Jahr 2018 mit einem Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen in einer Größenordnung von fünf Prozent. Da steigende Exporte auch einen entsprechenden Bezug von Vorleistungsgütern nach sich ziehen und gleichzeitig die Konsum- und Investitionsgüternachfrage im Inland steigt, dürften die Importe sogar noch etwas stärker steigen. In der Summe werden daher vom Außenbeitrag kaum Wachstumsimpulse auf das Bruttoinlandsprodukt ausgehen. Auch die Senkung des Rentenversicherungsbeitrages um 0,1 Prozentpunkte dürfte die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte ein klein wenig erhöhen. Einige steuerliche Änderungen zum Jahreswechsel wie die Anhebung des Grundfreibetrages sowie der Kinderfreibeträge und ein höheres Kindergeld dürften nach Angabe des Bundesfinanzministeriums die Steuerpflichtigen um insgesamt vier Milliarden Euro entlasten. Dies alles sind gute Voraussetzungen für eine Belebung des Privaten Konsums, was sich auch in dem von der Gesellschaft für Konsumforschung ermittelten Konsumklima widerspiegelt. So haben sich im Januar 2018 Einkommens- und Konjunkturerwartungen ebenso verbessert wie die Bereitschaft unter den Konsumenten, neue Anschaffungen zu tätigen. Wir rechnen für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Privaten Konsumausgaben um zwei Prozent. Beim Staatsverbrauch erwarten wir in diesem Jahr einen Anstieg in einer Größenordnung von real 1,5 Prozent. Die Investitionstätigkeit dürfte im laufenden Jahr weiter zunehmen. Insbesondere bei den Ausrüstungsinvestitionen erwarten wir in diesem Jahr eine deutliche Belebung. Die anhaltend hohe Kapazitätsauslastung in der Industrie und die weltweite konjunkturelle Belebung dürften nicht nur Ersatz-, sondern zunehmend auch Erweiterungsinvestitionen nach sich ziehen. In den vergangenen Aufwärtszyklen lagen die Investitionen in Maschinen und Anlagen stets im oberen einstelligen oder im unteren zweistelligen Bereich. Daher rechnen wir bei den Ausrüstungsinvestitionen mit einem Anstieg um real 7,5 Prozent. Trotz hoher Beschäftigung und Auslastung in der Bauindustrie dürfte dieser Sektor an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen sein. Dementsprechend begrenzt sind daher die Wachstumsmöglichkeiten bei den Bauinvestitionen. Wir erwarten hier nur einen Zuwachs in einer Größenordnung von 2,5 Prozent. Bei den Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) erwarten wir einen Anstieg um 4,5 Prozent, was der durchschnittlichen Entwicklung der vergangenen vier Jahre entspricht. Hieraus ergibt sich ein Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr von 4,5 Prozent. Alles in allem dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um real 2 ¼ Prozent steigen. Das Jahresergebnis wird durch Kalendereffekte weder über- noch unterzeichnet.

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

BDI-Prognose 2017/18 und Vergleich: Reale Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr IST 2017

2018

2018

Europäische Kommission 2018

Bundesregierung

BDI 2017*

Bruttoinlandsprodukt

2,2

1,5

2,4

2,1

Konsumausgaben

1,8

1,8

1,9

-

-

-Private Konsumausgaben

1,9

1,5

2,0

1,9

1,9

-Staatsverbrauch

1,6

2,8

1,5

1,8

2,3

3,3

2,8

4,5

3,8

3,6

- Ausrüstungsinvestitionen

4,0

2,5

7,5

5,0

3,7

- Bauinvestitionen

2,7

3,0

2,5

2,8

-

- Sonstige Anlagen

3,5

2,7

4,5

4,2

-

Exporte

4,7

2,0

5,0

5,3

4,0

Importe

5,1

3,0

6,0

5,8

5,0

Außenbeitrag, Wachstumsleistung

0,2

-0,4

0,0

0,2

-0,1

Bruttoanlageinvestitionen

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesregierung, Europäische Kommission (November 2017), eigene Berechnungen (*Prognose im Quartalsbericht I / 2017; März 2017)

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Quellenverzeichnis BDI. Globaler Wachstumsausblick (2018). Zurück zur Vier. Das Wachstum der Welt zieht an, die Finanzrisiken steigen ebenfalls. Februar. Berlin. Europäische Kommission (2018). Winterprognose. Februar. Brüssel. IWF (2018). World Economic Outlook Update. Januar. Washington, D.C. --- (2017a). World Economic Outlook. Oktober. Washington, D.C. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2017). Jahresgutachten 2017/18 „Für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik“. 8. November. Wiesbaden.

Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu Autor Thomas Hüne T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu Redaktion/Grafiken Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu Marta Gancarek T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu

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Die konjunkturelle Dynamik setzt sich fort | Aussichten für 2018 günstig 01/03/2018

Grunddaten zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent 2016

2017

2016

2017

Q3

Q4

Q1

Q2

Q3

Q4

Konsumausgaben

2,5

1,8

0,3

0,6

0,7

0,8

-0,0

0,1

Private Konsumausgaben

2,0

1,9

0,4

0,6

0,8

0,9

-0,2

0,0

Konsumausgaben des Staates

4,0

1,6

0,2

0,5

0,3

0,3

0,5

0,5

Bruttoanlageinvestitionen

2,3

3,3

0,5

-0,0

2,6

1,5

0,4

0,0

Ausrüstungsinvestitionen

1,1

4,0

0,7

-1,3

2,6

3,3

1,3

0,7

Bauinvestitionen

3,0

2,7

0,2

1,0

2,9

0,5

-0,3

-0,4

sonstige Anlagen

2,6

3,5

0,9

-0,4

2,0

0,9

0,6

-0,1

Inländische Verwendung

2,3

2,2

0,8

0,8

0,3

1,2

0,4

0,1

Exporte

2,6

4,7

-0,2

1,3

1,7

1,0

1,8

2,7

Importe

3,7

5,1

0,7

2,5

0,4

2,4

1,1

2,0

insgesamt

1,9

2,2

0,3

0,4

0,9

0,6

0,7

0,6

Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten) Konsumausgaben

1,8

1,3

0,2

0,4

0,5

0,6

-0,0

0,1

Private Konsumausgaben

1,1

1,0

0,2

0,3

0,4

0,5

-0,1

0,0

Konsumausgaben des Staates

0,8

0,3

0,0

0,1

0,1

0,1

0,1

0,1

Bruttoanlageinvestitionen

0,5

0,7

0,1

0,0

0,5

0,3

0,1

0,0

Ausrüstungsinvestitionen

0,1

0,3

0,1

-0,1

0,2

0,2

0,1

0,0

Bauinvestitionen

0,3

0,3

0,0

0,1

0,3

0,1

-0,0

-0,0

sonstige Anlagen

0,1

0,1

0,0

0,0

0,1

0,0

0,0

0,0

Vorratsveränderungen u. Ä.

-0,2

0,1

0,4

0,3

-0,7

0,0

0,0

-0,0

Inländische Verwendung

2,1

2,0

0,7

0,8

0,3

1,1

0,4

0,1

Außenbeitrag

-0,2

0,2

-0,4

-0,4

0,6

-0,5

0,4

0,5

Quelle: Destatis

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