Mai 2018 INDUSTRIEPOLITIK DOSSIER
Industriebericht Industrieproduktion und Handel nach Branchen
Wir erwarten für das Jahr 2018 einen Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um 2 ½ Prozent. Die deutsche Industrie partizipiert in großem Maße an der konjunkturellen Erholung in Europa. Darüber hinaus profitiert das stark exportorientierte Verarbeitende Gewerbe von der Belebung des Welthandels.
Die weltweite Industrieproduktion ist im Jahr 2017 um insgesamt 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Produktionsplus von 3,1 Prozent war das stärkste seit dem Jahr 2010. Gleichzeitig hat sich das Wachstum in den Schwellenländern um 3,9 Prozent erhöht.
Die deutschen Warenausfuhren dürften 2018 um drei Prozent steigen. Inklusive Warenhandel und Dienstleistungsexporten erwarten wir in realer Rechnung einen Anstieg der Exporte um fünf Prozent.
Die weltweiten Exporte haben im Jahr 2017 um 4,4 Prozent zugenommen. Erstmals seit 2011 trugen die entwickelten Volkswirtschaften stärker zum Exportwachstum bei als die Schwellenländer.
Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Inhaltsverzeichnis Industrieproduktion weltweit .................................................................................................................. 3 Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften ................................................................... 4 Industrieproduktion in den Schwellenländern ....................................................................................... 5 Vereinigte Staaten ................................................................................................................................. 6 China ..................................................................................................................................................... 7 Japan ..................................................................................................................................................... 8 Südkorea ............................................................................................................................................... 9 Europäische Union .............................................................................................................................. 10 Deutschland......................................................................................................................................... 12 Frankreich............................................................................................................................................ 13 Italien ................................................................................................................................................... 14 Spanien ............................................................................................................................................... 15 Vereinigtes Königreich ........................................................................................................................ 16 Welthandel........................................................................................................................................... 17 Industriebranchen in Deutschland ....................................................................................................... 19 Aluminiumindustrie: Produktion 2017 insgesamt positiv ..................................................................... 19 Automobilindustrie ............................................................................................................................... 20 Bauindustrie: Wachstum am Bau setzt sich 2018 fort ........................................................................ 21 Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie ................................................................................................. 22 Chemieindustrie: Gute Geschäfte im Jahr 2017 – Rückenwind für 2018 ........................................... 22 Deutsche Elektroindustrie: Nach Rekordjahr weiteres Wachstum in Aussicht ................................... 23 Gießerei-Industrie in fortgeschrittener Hochkonjunktur ...................................................................... 24 Glasindustrie: Positiver Konjunktur-Trend bestätigt sich .................................................................... 25 Immobilienwirtschaft ............................................................................................................................ 26 Keramische Industrie ........................................................................................................................... 27 Maschinenbau: 2017- Ein erstes Aufschwungsjahr ............................................................................ 28 Nichteisen-Metallindustrie ................................................................................................................... 28 Stahl- und Metallverarbeitung: Erfolgreiches Jahr 2017 mit sechs Prozent Produktionsplus; Start in 2018 mit plus 5,7 Prozent ebenfalls erfreulich .................................................................................... 29 Textil- und Bekleidungsindustrie ......................................................................................................... 30 Impressum ........................................................................................................................................... 32
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Industrieproduktion weltweit Die weltweite Industrieproduktion ist nach Berechnungen des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB) im dritten Quartal 2017 um 3,9 Prozent und im vierten Quartal um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Diese kräftigen Quartalswachstumsraten wurden zuletzt im Jahr 2011 erzielt. Die Jahreswachstumsrate von 3,6 Prozent war somit die höchste seit sechs Jahren. In den Schwellenländern stieg die Produktion in den ersten drei Quartalen um mehr als vier Prozent. Aufgrund des schwächeren vierten Quartals ergab sich für das gesamte Jahr nur ein Produktionsplus von 3,9 Prozent. In den entwickelten Volkswirtschaften erhöhte sich die Industrieproduktion erst in der zweiten Jahreshälfte deutlich. Im vierten Quartal 2017 war das Produktionsplus von 4,2 Prozent sogar höher als das der Schwellenländer. Die Jahreswachstumsrate von 3,2 Prozent war die höchste seit dem Jahr 2010. Im Jahr 2018 dürfte sich die Produktionsausweitung in ähnlichem Tempo fortsetzen. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres stieg die weltweite Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorzeitraum. Der Vorjahresvergleich knüpft mit plus 3,9 Prozent an die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate des Vorjahres an. Der Verlauf des weltweiten Einkaufsmanagerindex für die Industrie deutet für das laufende Quartal ebenfalls eine solide Wachstumsbeschleunigung an. Die ersten drei Werte des Jahres 2018 liegen sowohl über dem Jahresdurchschnitt des Vorjahres als auch im Expansionsbereich.
Welt: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex Schwellenländer entwickelte Volkswirtschaften Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
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8 54
6 52 4 50 2
48 0
-2
46 2014
2015
2016
2017
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*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, eigene Berechnungen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften Die Industrieproduktion der entwickelten Volkswirtschaften steigt seit dem zweiten Quartal 2017 kontinuierlich mit Wachstumsraten von vier Prozent und mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Am kräftigsten erfolgte die Produktionsausweitung in der japanischen Industrie, die ihren Ausstoß um 6,7 Prozent erhöhen konnte. Mit plus 4,1 Prozent entwickelte sich auch die Industrieproduktion der USA überdurchschnittlich. Im Euroraum lag das Produktionsplus mit 3,8 Prozent zwar leicht unter dem Durchschnitt. Dafür expandiert die Industrie bereits das achte Jahr in Folge. Die Gruppe der restlichen entwickelten Volkswirtschaften, die sich ebenfalls im achten Aufschwungsjahr befindet, weist ein Produktionsplus von 3,4 Prozent aus. Im Januar und Februar 2018 setzte sich die Produktionssteigerung in den entwickelten Volkswirtschaften fort. Saison- und kalenderbereinigt war ein Anstieg um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Der kräftige Zuwachs erstreckte sich auf nahezu alle Regionen. Die japanische Industrie expandierte nach dem starken Produktionsplus aus dem Vorjahr mit 0,6 Prozent nur schwach. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie hat im Januar 2018 mit 56,3 Punkten noch den Jahreshöchststand vom Vorjahr übertroffen. In den beiden Monaten darauf ist er zwar mit 1,4 Indexpunkten auf einen Wert von 54,9 Punkten gesunken. Dieser signalisiert aber weiterhin eine Produktionsausweitung.
Entwickelte Volkswirtschaften: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex restliche entw. Volkswirtschaften Euroraum Japan USA Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
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4
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1
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0
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-1
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50 2014
2015
2016
2017
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*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), eigene Berechnungen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Industrieproduktion in den Schwellenländern Die Schwellenländer haben ihre Industrieproduktion in den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 jeweils um mehr als vier Prozent ausgeweitet. Im vierten Quartal hat die Wachstumsdynamik etwas nachgelassen. Die Produktion wurde nur noch um 3,4 Prozent ausgeweitet, so dass mit einem Jahresergebnis von plus 3,9 Prozent das dritte Jahr in Folge die vier vor dem Komma verfehlt wurde. Wie in den Jahren zuvor gaben die asiatischen Volkswirtschaften, in denen knapp 57 Prozent der Industrieproduktion der Schwellenländer stattfindet, den Takt an. Mit einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate von 5,7 Prozent wurden diese Länder im Jahr 2017 erneut ihrer Rolle als Wachstumsmotor gerecht. In den zentral- und osteuropäischen Ländern stieg die Industrieproduktion nach einem Plus von 1,1 Prozent im Jahr 2017 um 1,7 Prozent. Die Industrien in den Ländern Afrikas und des Mittleren Ostens befinden sich nunmehr im vierten Jahr des Aufschwungs. Mit plus 1,6 Prozent fiel die Produktionsausweitung deutlich schwächer aus als noch 2016 (plus 2,9 Prozent). Die Industrie in Lateinamerika hatte im nunmehr vierten Jahr in Folge Wachstumsverluste zu verkraften. Mit minus 0,8 Prozent war der Rückgang deutlich schwächer als in den beiden Jahren zuvor. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres erhöhte sich die Industrieproduktion in den Schwellenländern saison- und kalenderbereinigt um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allen in den asiatischen Schwellenländern stieg die Industrieproduktion mit plus 6,2 Prozent kräftig. Während die Industrien in Zentral- und Osteuropas sowie Afrikas und des Mittleren Ostens mit über zwei Prozent stärker als im Vorjahresdurchschnitt expandierten, verzeichnete die Industrie in Lateinamerika Produktionseinbußen von 0,8 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in den Schwellenländern sank im März 2018 um 0,6 Indexpunkte auf einen Wert von 51,3 Punkten, der weiterhin eine Produktionsausweitung anzeigt.
Schwellenländer: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex Afrika/Mittlerer Osten Lateinamerika Zentral- und Osteuropa Asien Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
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2
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48 2014
2015
2016
2017
2018
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB),eigene Berechnungen
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Vereinigte Staaten Nach zwei Jahren Flaute befindet sich US-amerikanische Industrieproduktion (Die Angaben beziehen sich auf das Produzierende Gewerbe ohne Bau) wieder auf Wachstumskurs. Der Aufwärtstrend setzte bereits im ersten Quartal 2017 mit einer leichten Produktionsausweitung von 0,2 Prozent ein und endete im vierten Quartal mit einem Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Hieraus resultiere eine Jahreswachstumsrate von 1,6 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe der USA konnte dagegen nur ein Produktionsplus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes konnte der Maschinenbau seine Produktion nach Rückgängen von 7,9 bzw. 7,7 Prozent in den zwei Jahren zuvor um 6,5 Prozent deutlich steigern. Die Ernährungsindustrie verzeichnete im fünften Jahr ihres Aufschwungs ein Plus von 4,1 Prozent. Während das Produktionsplus der Elektroindustrie dem Durschnitt entsprach, verlief das Chemiegeschäft mit plus 0,6 Prozent eher schwach, zusammen mit Herstellung pharmazeutischer Produkte sogar enttäuschend (minus 1,7 Prozent). Der Fahrzeugbau reduzierte erstmals seit sieben Jahren in Folge seinen Ausstoß leicht um 0,9 Prozent. Die US-Industrie ist gut in das Jahr 2018 gestartet und weist für das erste Quartal ein Produktionsplus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Im Verarbeitenden Gewerbe war der Anstieg mit 2,2 Prozent nicht ganz so kräftig. Der Anstieg betraf alle größeren Branchen, wobei wie im Vorjahr, der Maschinenbau und die Ernährungsindustrie an der Spitze standen. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe übertraf in den ersten drei Monaten den Jahreshöchststand aus dem Vorjahr, was die dynamische Entwicklung zum Jahresbeginn nochmals deutlich unterstreicht.
Vereinigte Staaten: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 4
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3 57 2 54 1 0
51
-1 48 -2 45 -3 -4
42 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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China Die chinesische Industrie konnte ihr Expansionstempo im Frühjahr 2017 deutlich beschleunigen. Nach annualisierten Wachstumsraten auf 6,1 und 6,3 Prozent zum Jahreswechsel 2016/2017 waren im Februar und März 2017 bereits Wachstumsraten von 6,5 Prozent zu verzeichnen. Zum Ende des ersten Halbjahres expandierte Chinas Industrie mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 6,6 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte hat dann die Wachstumsdynamik kontinuierlich nachgelassen. Von Juli 2017 bis Dezember 2017 verringerten sich die Wachstumsraten von 6,45 Prozent auf 6,2 Prozent. Zum Jahresbeginn 2018 hat sich das Produktionswachstum wieder beschleunigt. Nach einer Steigerung von 6,35 Prozent im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat nahmen die Produktionsaktivitäten im Februar und März 2018 um 6,5 Prozent zu. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar im März 2018 gegenüber dem Höchstwert vom Februar 0,6 Indexpunkte abgegeben. Mit 51,0 Punkten ist der Wert noch hoch genug, so dass eine Produktionsausweitung im Frühjahrsquartal zu erwarten ist. erhöhen.
China: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 8
52
51 7
50 6 49
5 48
4
47 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Japan In Japan ist die Produktion in der Industrie seit dem dritten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahr kontinuierlich gestiegen. Im zweiten Quartal 2017 wurde mit einer Quartalswachstumsrate von plus 5,5 Prozent das kräftigste Produktionsplus seit dem Jahr 2014 erreicht. Auch in der zweiten Jahreshälfte waren noch robuste Produktionsausweitungen von plus 4,4 Prozent im dritten und plus 4,1 Prozent im vierten Quartal zu verzeichnen. Im Ergebnis stand nach zwei Jahren Rückgang für das Jahr 2017 mit plus 4,4 Prozent die höchst Jahreswachstumsrate seit dem Jahr 2010. Unter den einzelnen Branchen verzeichnete die chemische Industrie mit plus 7,1 Prozent den stärksten Zuwachs. Zusammen mit der Herstellung pharmazeutischer Produkte stieg die Jahresproduktion 2017 mit plus 5,9 Prozent nicht ganz so kräftig. Der Maschinenbau erzielte nach zwei Jahren Produktionsrückgang mit einem kräftigen Plus von 6,5 Prozent das beste Ergebnis seit 2010. Ähnlich gut, mit plus 6,1 Prozent verlief die Entwicklung im Fahrzeugbau. Die Erholung in der Elektroindustrie im Jahr 2016 nach fünf Jahren Rezession war nur von kurzer Dauer. Zum Jahresende 2017 war ein Produktionsrückgang um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Zum Jahresbeginn 2018 hat die japanische Industrie ihre Produktion nochmals leicht erhöht. Das Produktionsplus der ersten beiden Monate von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reicht aber nicht mehr an die kräftigen Wachstumsraten des Vorjahres heran. Abgesehen von der Elektroindustrie konnten alle größeren Branchen ihre Produktion erhöhen. Im Fahrzeugbau konnte mit plus 6,8 Prozent und in der Chemischen Industrie mit plus 5,7 Prozent an die kräftigen Wachstumsraten des Vorjahres angeknüpft werden. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar im März 2018 gegenüber dem Spitzenwert vom Jahresanfang 1,7 Prozentpunkte abgegeben, zeigt aber mit 53,1 Punkten immer noch eine Produktionsausweitung im Frühjahrsquartal an.
Japan: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 8
60
6
57
4 54 2 51 0 48 -2 45
-4 -6
42 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Südkorea Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes in Südkorea hat nach dem starken Jahresauftakt mit plus fünf Prozent im ersten Quartal im weiteren Jahresverlauf an Dynamik eingebüßt. Zur Jahresmitte stand zwar noch eine Produktionsausweitung von 1,9 Prozent im zweiten und 2,1 Prozent im dritten Quartal. Zum Jahresende gab die Produktion im Vergleich zum Vorjahr sogar nach. Alles in allem fiel das Produktionsplus des Jahres 2017 mit 2,2 Prozent doch noch ein Zehntel Prozentpunkt höher aus als im Vorjahr. Unter den Schlüsselbranchen entwickelten sich die Elektroindustrie mit einem Plus von 3,9 Prozent und die Chemische Industrie mit plus 3,4 Prozent überdurchschnittlich. Zusammen mit der Herstellung pharmazeutischer Produkte stieg die Jahresproduktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sogar 3,8 Prozent. Für Südkoreas Maschinenbauer deutete sich nach kräftigen Produktionssteigerungen in der ersten Jahreshälfte ein Ende der seit dem Jahr 2013 anhaltenden Flaute an. Nach einem schwachen zweiten Halbjahr wurde aber das Vorjahresergebnis um 0,2 Prozentpunkte verfehlt. Auch der Fahrzeugbau verfehlte mit minus 1,3 Prozent das Ergebnis aus dem Vorjahr. Zu Jahreswechsel 2017/2018 war in der südkoreanischen Industrie eine deutliche Abschwächung der Aktivitäten zu beobachten. Seit drei Monaten in Folge ist in der Zweimonatsbetrachtung ein Produktionsrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu beobachten. Fahrzeugbau und Maschinenbau verzeichnen am aktuellen Rand deutliche Einbußen, die nicht durch die guten Daten aus der Chemischen Industrie und der Elektroindustrie kompensiert werden. Dementsprechend oszilliert der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe auch seit längerem um die Expansionsschwelle von 50 Indexpunkten. Der März-Wert von 49,1 deutet einen weiteren Produktionsrückgang an.
Südkorea: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 53
6
4
51 2
49 0
47 -2
45
-4
2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Europäische Union In der Europäischen Union ist die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) im gesamten Jahresverlauf kontinuierlich gestiegen. Nach einem Plus von zwei Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreswert erhöhten sich die Quartalswachstumsraten auf bis zu 4,3 Prozent im vierten Quartal. Damit hat sich die Industrieproduktion in der EU 28 um insgesamt 3,2 Prozent erhöht. Dies war nach dem Plus von 1,6 Prozent im Jahr 2016 bereits der vierte Anstieg in Folge. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes stieg die Produktion in der Elektroindustrie mit plus 5,4 Prozent am stärksten an. Der Fahrzeugbau entwickelte sich mit plus 4,9 Prozent ähnlich gut wie der Maschinenbau, der mit einem Plus von 4,8 Prozent seine seit nunmehr drei Jahre anhaltenden Seitwärtsbewegung beenden konnte. Die Chemische Industrie entwickelte sich mit plus 3,6 Prozent nicht ganz so stark. Zusammen mit den nicht ganz so günstig verlaufenden Pharmageschäft stand am Jahresende sogar nur ein Plus von 2,8 Prozent.
Europäische Union: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 5
60
4
58
3
56
2
54
1
52
0
50 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
In allen fünf großen Volkswirtschaften der Europäischen Union hat sich die Industrieproduktion im Jahr 2017 deutlich erhöht. Den stärksten Anstieg in dieser Ländergruppe verzeichnete die deutsche Industrie mit plus 3,6 Prozent, was auch dem Produktionsanstieg der Industrie in der EU 28 entsprach. In Spanien konnte die Industrie ihre Produktion um 3,2 Prozent ausweiten, und damit ebenso stark wie der gesamte Euroraum. In Italien hat sich das Wachstumstempo der Industrie im Vergleich zum Vorjahr mit plus 2,9 Prozent nahezu verdoppelt. Das Verarbeitende Gewerbe in Großbritannien erhöhte
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
seinen Ausstoß um 2,8 Prozent und erreichte damit erstmals wieder das Produktionsniveau aus dem Jahre 2008, was bisher nur Deutschland im Jahr 2011 gelang. Frankreichs Industrie bildet zwar das Schlusslicht dieser Fünfergruppe, konnte aber das Wachstumstempo des Vorjahres mit plus 2,7 Prozent deutlich übertreffen. Wir rechnen im laufenden Jahr mit einer Fortsetzung des Aufschwungs in der europäischen Industrie, wenn auch nicht mit dem kräftigen Wachstumstempo vom Jahresende 2017. In der Zweimonatsbetrachtung Januar/Februar 2018 stieg die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent, nach plus 4,3 Prozent in den beiden Monaten zuvor. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in der Europäischen Union hat im März 2018 gegenüber dem letzten Höchststand vom November 2017 zwar 3,3 Indexpunkte abgegeben. Mit nunmehr 56,3 Punkten zeigt er sich aber immer noch eine Ausweitung der Produktion an.
Entwicklung der Industrieproduktion* seit 2014 114
112 Spanien 110 Deutschland Vereinigtes Konigreich
108
Italien 106 Frankreich 104
102
100
98 2014
2015
2016
2017
2018
*Produktionsindex: 6-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt (2013=100) Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Deutschland In Deutschland ist die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Bau) im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Nach einem noch moderaten Wachstum von einem Prozent im ersten Quartal 2017 legte das Wachstumstempo im Jahresverlauf deutlich zu. Nach plus drei Prozent im zweiten Quartal erhöhte es sich bis zum vierten Quartal auf plus fünf Prozent. Für das gesamte Jahr 2017 ergab sich daraus ein Zuwachs von 3,3 Prozent. Dies waren der vierte Anstieg in Folge und der stärkste seit dem Jahr 2011. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes stieg die Produktion in der Elektroindustrie mit plus 6,2 Prozent am stärksten, gefolgt vom Fahrzeugbau, der seine Produktion mit plus 3,8 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich ausweiten konnte. Das gleiche Produktionsplus wies auch die chemische Industrie inclusive der Herstellung von pharmazeutischen Produkten aus. In der Basischemie stieg die Produktion nach drei Jahren Produktionseinbußen mit 2,5 Prozent unterdurchschnittlich. Der Maschinenbau konnte seine seit fünf Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung mit einem kräftigen Produktionsplus von 3,6 Prozent beenden. Zum Jahresbeginn 2018 konnte das Wachstumstempo aus dem vierten Quartal 2017 nicht gehalten werden. Die Grippewelle und eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Streiktagen dürften hierzu nicht unerheblich beigetragen haben. Das Produzierende Gewerbe und das Verarbeitende Gewerbe weisen für die ersten beiden Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber immer noch ein Produktionsplus von über vier Prozent aus. Auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gegenüber den Höchstständen zum Jahresende an Boden verloren, zeigt aber weiter Wachstum an. Für das gesamte Jahr 2018 erwarten wir auf Basis der Einschätzungen der einzelnen Branchen für das Verarbeitende Gewerbe einen Anstieg der Produktion um 2,5 Prozent. Deutschland: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 8
64 62
6 60 58
4
56 2
54 52
0 50 -2
48 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Frankreich In Frankreich ist die Industrieproduktion im gesamten Jahresverlauf kontinuierlich gestiegen. Nach einem Plus von 0,8 Prozent im ersten Quartal (Vorjahresvergleich) erhöhten sich die Wachstumsraten bis zum vierten Quartal auf plus 4,9 Prozent. Damit hat sich Frankreichs Industrieproduktion nach dem Plus von 0,4 Prozent im Jahr 2016 und plus 2,7 Prozent im Jahr 2017 bereits das dritte Jahr in Folge erhöht. Unter den einzelnen Branchen war wie bereits im Jahr 2016 der Fahrzeugbau bestimmend, der mit einem Plus von sechs Prozent seine Produktion das vierte Jahr in Folge ausweiten konnte. Die Erzeugung in der Basischemie erhöhte sich mit 5,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Zusammen mit der Herstellung pharmazeutischer Produkte stieg die Jahresproduktion 2017 mit 5,6 Prozent sogar noch etwas stärker. Die Elektroindustrie konnte ihre Produktion um 3,8 Prozent ausweiten, nachdem im Jahr zuvor nur ein kleines Plus von 0,1 Prozent erreicht wurde. Ebenfalls positiv war die Entwicklung im Maschinenbau. Dieser konnte seine Seitwärtsbewegung nach dem marginalen Produktionsrückgang um 0,6 Prozent im Vorjahr und Stagnation im Jahr 2015 nun mit einem Produktionsplus von 2,3 Prozent beenden. Zum Jahresbeginn 2018 hat sich die Aufwärtsbewegung in Frankreichs Industrie weiter fortgesetzt, wenn auch nicht mehr in dem Tempo vom Jahresende 2017. Während das Produzierende Gewerbe ohne Bau für die Monate Januar/Februar 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 2,6 Prozent ausweist, stieg der Ausstoß im Verarbeitenden Gewerbe im gleichen Zeitraum mit drei Prozent sogar noch etwas stärker an. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe signalisiert zwar weiter eine Produktionsausweitung. Im Vergleich zum Dezember 2018 hat er aber fünf Indexpunkte abgegeben. Mit 53,7 Punkten wird aber weiterhin eine Produktionsausweitung signalisiert. Frankreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 6
59 57
4 55 2
53 51
0
49 -2 47 -4
45 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Italien Italiens Industrie befindet sich seit nunmehr drei Jahren im Aufschwung. Nach einem Plus von 1,8 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreswert erhöhten sich die Quartalswachstumsraten bis zum dritten Quartal 2017 auf 3,9 Prozent. Im letzten Quartal ging das Wachstumstempo dann auf 3,4 Prozent zurück. Insgesamt stieg die Industrieproduktion im Jahr 2017 um 3,1 Prozent. Unter den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes ist der Fahrzeugbau seit nunmehr drei Jahren in Folge Wachstumstreiber Nummer eins. 2017 stieg die Produktion mit plus 6,9 Prozent am stärksten an, gefolgt von der chemischen Industrie inklusive der Herstellung pharmazeutischer Produkte mit plus 5,5 Prozent. Die Erzeugung in der Basischemie erhöhte sich jedoch nur um 3,1 Prozent. Der Maschinenbau konnte seine Produktion ähnlich stark wie im Vorjahr um 3,7 Prozent ausweiten. Nachdem sich die Elektroindustrie im Vorjahr nur unterdurchschnittlich entwickelte, verfehlte sie 2017 das Ergebnis des Vorjahres. Der Produktionsrückgang in der Branche lag bei 1,9 Prozent. Die konjunkturelle Belebung dürfte sich im Jahr 2018 weiter fortsetzen. Das Produzierende Gewerbe ohne Bau weist für die Monate Januar/Februar 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Produktionsplus von 3,5 Prozent aus, das Verarbeitende Gewerbe sogar ein Plus von 5,1 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar in den Monaten Februar und März etwas an Boden verloren. 55,1 Indexpunkte sprechen aber weiter für eine Produktionsausweitung.
Italien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 6
60 58
4 56 2 54 0
52 50
-2 48 -4 46 -6
44 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
2017
2018
Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Spanien In Spanien ist die Industrieproduktion bereits das 17. Quartal in Folge gestiegen. Auch im vergangenen Jahr kannte der Produktionsverlauf nur eine Richtung: nach oben. Nach einem Plus von 1,8 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreswert erhöhten sich die Quartalswachstumsraten bis zum vierten Quartal auf plus fünf Prozent. Für das Jahr 2017 ergab sich damit eine Produktionssteigerung um 3,1 Prozent. Unter den einzelnen Industriebranchen stieg die Produktion im Maschinenbau mit plus 6,5 Prozent am stärksten an. Das reine Chemiegeschäft schloss mit plus 4,5 Prozent ebenfalls sehr gut ab, zusammen mit dem Pharmageschäft ergab sich ein Plus von 4,3 Prozent. In der Elektroindustrie ging es nach dem Minus im Vorjahr mit plus 3,6 Prozent wieder aufwärts. Der Fahrzeugbau musste erstmals nach drei Jahren leicht Produktionseinbußen hinnehmen. Nach den kräftigen Wachstumsraten in den letzten drei Jahren dürfte dies eher für eine Normalisierung als für ein Abflachen der Konjunktur sprechen. Für Spaniens Industrie stehen die Zeichen weiter auf Wachstum, wenn auch nicht mehr ganz so kräftig wie noch vor einem Jahr. Das Produzierende Gewerbe ohne Bau weist für Monate Januar/Februar 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Produktionsplus von 1,9 Prozent aus, das Verarbeitende Gewerbe sogar ein Plus von 3,2 Prozent. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe signalisiert weiterhin eine steigende Produktion. So wurde im Februar 2018 der Jahreshöchststand des Vorjahres mit 56 Indexpunkten nur knapp verfehlt. Im März gab der Index zwar etwas mehr als einen Indexpunkt ab. Er signalisiert aber weiterhin eine Produktionsausweitung.
Spanien: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 6
58
56 4
54 2 52
0 50
-2
48 2014
2015
Industrieproduktion (linke Achse)
2016
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender-und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Vereinigtes Königreich Im Vereinigten Königreich ist die Industrieproduktion (produzierendes Gewerbe ohne Bau) im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent gestiegen. Damit hat sich das Wachstumstempo im Vergleich zum Vorjahr deutlich beschleunigt. Im Verarbeitenden Gewerbe konnte die Produktion mit plus 2,8 Prozent sogar noch stärker ausgeweitet werden. Unter den größeren Branchen schloss der Maschinenbau mit einer außerordentlich starken Produktionsausweitung um 7,7 Prozent am besten ab. Dies war die stärkste Steigerung seit sechs Jahren. Die Elektroindustrie steigerte nach zwei mageren Jahren ihre Produktion um 4,8 Prozent. Die chemische Industrie konnte dank des reinen Chemiegeschäfts das Vorjahresergebnis um 3,5 Prozent übertreffen. Zusammen mit dem Pharmageschäft fiel das Plus mit 0,4 Prozent allerdings deutlich niedriger aus. Der Fahrzeugbau schloss das Jahr 2017 quasi mit einer schwarzen Null ab. Auch zum Jahresbeginn 2018 befindet sich die Industrie Großbritanniens weiter auf Wachstumskurs. In der gesamten Industrie stieg die Produktion in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe war das Wachstum im gleichen Zeitraum mit 2,4 Prozent sogar noch stärker. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe hat zwar im Vergleich zum Jahresende 2017 etwas an Höhe verloren, bewegt sich aber seit drei Monaten stabil auf einem Niveau, das eine Ausweitung der Produktion anzeigt.
Vereinigtes Königreich: Industrieproduktion*, Einkaufsmanagerindex 6
60
58 4 56
2
54
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-2
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Industrieproduktion (linke Achse)
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Einkaufsmanagerindex saisonbereinigt (rechte Achse)
*Produktionsindex: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quelle: Macrobond
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Welthandel Handelsaktivitäten so stark gestiegen wie seit sechs Jahren nicht mehr Die weltweiten Handelsaktivitäten sind im Jahr 2017 so stark gestiegen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Nach Angaben des CPB stieg das weltweite Handelsvolumen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent. Die zum Jahresbeginn 2017 eingesetzte Belebung mit einem Plus von 3,9 Prozent im ersten Quartal hat sich im weiteren Jahresverlauf bis zum dritten Quartal auf plus 5,1 Prozent verstärkt. Zum Jahresende konnte das hohe Wachstumstempo zwar nicht ganz gehalten werden. Es lag aber mit plus 4,7 Prozent noch über dem Jahresdurchschnitt. Die Schwellenländer steigerten im Jahr 2017 ihre Exporte um 4,9 Prozent. Von den einzelnen Ländergruppen konnten die Volkswirtschaften aus Mittel- und Osteuropa ihre Ausfuhren mit 9,8 Prozent am stärksten ausweiten. Die asiatischen Schwellenländer erhöhten ihre Exporte mit plus 5,9 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Während aus Lateinamerika 3,6 Prozent mehr Waren exportiert wurden, sanken die Ausfuhren aus Afrika und dem Mittleren Osten erstmals seit drei Jahren (minus 1,2 Prozent). Die entwickelten Volkswirtschaften erhöhten ihre Exporte um insgesamt vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies war der stärkste Anstieg seit dem Jahr 2011 mit einer Wachstumsrate von 5,1 Prozent. Vor allem Japan konnte seine Ausfuhren mit plus 6,7 Prozent deutlich steigern. Nach zweijähriger Schwächephase stiegen auch die Exporte aus den USA mit einem Plus von 4,1 Prozent überdurchschnittlich an. Der Euroraum exportierte 3,8 Prozent und die restlichen entwickelten Volkswirtschaften 3,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Dank des höheren Anteils an den weltweiten Exporten war der Wachstumsbeitrag der entwickelten Volkswirtschaften erstmals seit dem Jahr 2011 wieder höher als der der Schwellenländer.
Welt: Exporte nach Herkunftsregionen entwickelte Volkswirtschaften
6
Schwellenländer 5
4
3
2
1
0
-1 2014
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2016
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Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Entwicklung der deutschen Exporte Mit plus 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die deutschen Exporte im 1. Quartal 2017 so stark gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Im weiteren Jahrverlauf erhöhten sich die Wachstumsraten kontinuierlich auf 8,2 Prozent. Daraus resultierte für das gesamte Jahr 2017 ein saison- und kalenderbereinigter Anstieg der Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent. Mit Blick auf die Zielregionen trugen die Ausfuhren in die Eurozone, die um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnten, mit 2,8 Prozentpunkten am stärksten zum Exportwachstum bei. Die Exporte in die restlichen Mitgliedstaaten der EU stiegen mit 5,8 Prozent nur unterdurchschnittlich, ebenso die Ausfuhren in die USA mit 5,5 Prozent. Die Asienexporte legten um sieben Prozent zu. Das war zugleich der stärkste Anstieg seit dem Jahr 2012. Für den Rest der Welt war ein Ausfuhrplus von 8,1 Prozent zu verzeichnen. Nach zwei Jahren Rückgang und zwei weiteren Jahren Stillstand dürfte der Basiseffekt eine Erklärung für den starken Anstieg sein. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres hat das Wachstumstempo etwas nachgelassen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Ausfuhren mit plus 4,9 Prozent nicht mehr ganz so kräftig wie zum Jahresauftakt 2017. Die Ausfuhren nach Asien und in die Eurozone stiegen überdurchschnittlich, die in die restlichen EU-Staaten leicht unterdurchschnittlich. In die USA wurde sogar 4,4 Prozent weniger ausgeführt als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2018 dürften die deutschen Warenausfuhren auf Basis der Einschätzung der BDI-Mitgliedsverbände um drei Prozent steigen. Inklusive Warenhandel und Dienstleistungsexporten erwarten wir einen Anstieg der Exporte um fünf Prozent in realer Rechnung.
Deutschland: Exporte nach Zielregionen restliche Länder Asien USA Nicht Euroraum Euroraum
12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 2014
2015
2016
2017
2018
Index: 2-Monatsdurchschnitt, kalender- und saisonbereinigt in Prozent zum Vorjahr Quellen: Macrobond, Deutsche Bundesbank
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Industriebranchen in Deutschland Aluminiumindustrie: Produktion 2017 insgesamt positiv In Deutschland wurden im Jahr 2017 rund 1.313.000 Tonnen Aluminium erzeugt. Damit liegt die Produktion um 3,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die Erzeugung teilt sich hierbei in die Bereiche Recyclingaluminium (58 Prozent) sowie Hüttenaluminium (42 Prozent) auf. Während die Hüttenproduktion mit 0,6 Prozent leicht zulegen konnte, konnte die Recyclingproduktion mit 5,6 Prozent deutlich ausgeweitet werden. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug (Walzprodukte, Strangpressprodukte, Leitmaterial sowie Draht) gab im Jahr 2017 mit 0,5 Prozent minimal nach und betrug 2.467.000 Tonnen. Abnehmer sind alle wichtigen Industriebranchen sowie die Bauwirtschaft. Positiv entwickelte sich vor allem der Transportsektor. Der mengenmäßig größte Teil der deutschen Halbzeugproduktion entfällt auf die Aluminiumwalzwerke. Die Produktion von Walzprodukten aus Aluminium betrug im Jahr 2017 insgesamt 1.861.000 Tonnen. Dies ist ein Rückgang um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Produzenten von Strangpressprodukten meldeten eine Produktionssteigerung um 2,4 Prozent (584.000 Tonnen). Die Unternehmen der Aluminiumweiterverarbeitung produzierten im Jahr 2017 insgesamt 347.000 Tonnen. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent. Hergestellt werden Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol- und sonstige Dosen sowie Metallpulver. Der Hauptmarkt in der Weiterverarbeitung ist der Verpackungssektor. Damit blickt die deutsche Aluminiumindustrie auf einen insgesamt positiven Konjunkturverlauf im Jahr 2017 zurück. Vorsichtiger Optimismus 2018 - Risiken steigen Die Unternehmen beurteilen ihre derzeitige konjunkturelle Situation (erstes Quartal 2018) als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate als positiv. Jedoch nehmen insbesondere die handelspolitischen Risiken spürbar zu. Ausgelöst durch die immer neuen Interventionen durch US-Präsident Trump. Beispielhaft seinen Einfuhrzölle von zehn Prozent auf Aluminium, Strafzölle gegen China und die jüngsten Sanktionen gegen Russland genannt. Die Unternehmen brauchen Planbarkeit und offene Märkte, um im Wettbewerb die besten Lösungen anbieten zu können. Dies wird durch die derzeitige Handelspolitik nicht gerade erleichtert. Im Gegenteil: die Versorgungssicherheit der gesamten Branche kann hierdurch gefährdet werden. Trotz dieser Unsicherheiten sind die Aussichten für das Gesamtjahr 2018 derzeit noch von vorsichtigem Optimismus geprägt. Insgesamt wird mit einem leichten Produktionsplus gerechnet. Exporte Der Export war im Jahr 2017 eine konjunkturelle Stütze für die Unternehmen der deutschen Aluminiumbranche. Dies gilt in erster Linie für die Hersteller von Aluminiumhalbzeug. So nahmen die Ausfuhren in diesem Bereich um insgesamt 1,3 Prozent zu. Positiv entwickelten sich insbesondere die Exporte in die EFTA (plus 33 Prozent), Afrika (plus 58 Prozent) und Mittel-/Südamerika (plus 37 Prozent). Weitgehend stabil zeigte sich das Exportgeschäft innerhalb der EU28.
Ansprechpartner: Dr. Andreas Postler; Tel.: +49 211 4796 118; E-Mail: andreas.postler@aluinfo.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Automobilindustrie Produktion Im Jahr 2017 haben die deutschen Hersteller ihre globale Produktion um sieben Prozent auf den neuen Rekord von 16,5 Millionen Pkw ausgeweitet. Damit gehört rund jedes fünfte Auto weltweit zu einer deutschen Konzernmarke. Die Inlandsproduktion erreichte ein Volumen von 5,65 Millionen Pkw, das entsprach einem leichten rein mengenmäßigen Rückgang um zwei Prozent, der vor allem aus einer Modellverlagerung ins Ausland herrührt. Gleichzeitig stiegen die Umsätze der Automobilhersteller um fünf Prozent auf 331 Milliarden Euro. Gründe für das hohe Umsatzwachstum sind die dynamische Entwicklung im Nutzfahrzeugbereich und die Tendenz zu höherwertigen Fahrzeugen. So sorgten neue Modellgenerationen für Zuwächse der Stückzahlen in der Oberklasse (plus 14 Prozent) und der oberen Mittelklasse (plus sieben Prozent). Für 2018 gehen wir bei der Inlandsproduktion derzeit von einem Rückgang um zwei Prozent auf 5,53 Millionen Pkw aus. Neben der auf regionaler Ebene veränderten Wertschöpfungsstruktur eines Modells spielt für diese Einschätzung die verhaltene Exportentwicklung eine Rolle, was auch mit der Abkühlung des Marktes im Vereinigten Königreich zusammenhängt. Die positive gesamtwirtschaftliche Konjunktur generiert zusätzlichen Güterverkehr. Die deutschen Märkte für schwere und leichte Nutzfahrzeuge dürften dieses Jahr voraussichtlich um zwei Prozent wachsen. Der florierende Onlinehandel sowie neue Modelle kurbeln insbesondere die Transporternachfrage an. In Westeuropa stiegen die Neuzulassungen von Lastkraftwagen bis sechs Tonnen in den ersten beiden Monaten um sechs Prozent. Die aktuelle Lage in der Nutzfahrzeugindustrie wird von den deutschen Unternehmen weiter als exzellent eingeschätzt, die Erwartungen sind gedämpft positiv. Mit 95 Prozent liegt die Kapazitätsauslastung deutlich oberhalb des langjährigen Durchschnitts. Der Dieselanteil bei der Produktion ist im bisherigen Jahresverlauf um elf Prozentpunkte auf 35 Prozent gefallen. Einen großen Schub bekamen hierdurch die Benziner, die ihren Anteil um acht Prozentpunkte auf knapp 60 Prozent ausbauen konnten. Jeder dreißigste von deutschen Montagebändern laufende Pkw war im Jahresverlauf ein Elektrofahrzeug; in absoluten Zahlen stiegen die Elektroneuzulassungen um über ein Drittel. Damit legt die deutsche Automobilindustrie bei diesem wichtigen Zukunftsthema vor, der Elektromarktanteil in Westeuropa liegt mit 2,1 Prozent derzeit noch deutlich niedriger. Export Der Außenhandel bleibt für die deutsche Automobilindustrie auch im Jahr 2018 der wichtigste Erfolgsfaktor. Die Exportquote wurde im ersten Quartal noch einmal leicht auf über 77 Prozent gesteigert. Die Exporte bleiben auch aufgrund der früheren Osterfeiertage um sechs Prozent hinter dem Vorjahr zurück. In den ersten beiden Monaten gaben die Pkw-Ausfuhren in die wichtigsten beiden Partnerländer Großbritannien (minus fünf Prozent) und USA (minus zwölf Prozent) nach. Diese Rückgänge konnten nicht durch die Zuwächse in Asien (plus 24 Prozent) aufgefangen werden. Gründe für die verhaltene Entwicklung sind der starke Euro, die expandierenden Vorortfertigungen der deutschen Hersteller sowie der Brexit. Unter der Maßgabe, dass es keine protektionistischen Maßnahmen jenseits des Atlantiks geben wird, sehen wir einen leichten Rückgang der Exporte im Jahr 2018 auf 4,29 Millionen Einheiten. In dieses Bild passt, dass die Exporterwartungen der Unternehmen der Automobilindustrie zwar seit zwei Monaten rückläufig sind, zuletzt jedoch immer noch etwas besser als neutral waren.
Ansprechpartner: Dr. Manuel Kallweit; Tel.: +49 30 8978 423 30; E-Mail: Kallweit@vda.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Bauindustrie: Wachstum am Bau setzt sich 2018 fort Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für 2018 ein nominales Wachstum der Umsätze im Bauhauptgewerbe von gut fünf Prozent, real von etwa 1,5 Prozent. Zwar wird damit das Wachstumsniveau des Vorjahres (2,5 Prozent) nicht ganz gehalten, dennoch markiert 2018 das sechste aufeinanderfolgende Jahr mit einem preisbereinigten Wachstum. Diese Prognose spiegelt sich auch in der Stimmung in der Branche wieder. Im ersten Quartal 2018 wurden die Rekordwerte des Vorjahres beim Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe nochmals übertroffen. Wichtig ist dabei vor allem, dass trotz der anhaltend guten Geschäftslage auch die Geschäftserwartungen für 2018 mehrheitlich als positiv eingestuft werden. Wie in den Vorjahren wird der Wohnungsbau die höchste Wachstumsrate aufweisen. Die positiven Rahmenbedingungen im Neubau (niedrige Hypothekenzinsen, hohe Zuwanderung in die Ballungsgebiete, steigende verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, hohe Mietrendite) lesen sich wie in den Vorjahren. 2017 gab es ein Auftragsplus von fünf Prozent, das zu Jahresbeginn 2018 sogar noch deutlich übertroffen wurde. Der Umsatz im Wohnungsbau dürfte im laufenden Jahr nochmals um nominal sechs Prozent zunehmen. Der Wirtschaftsbau hat 2017 seine Schwächephase überwunden, dieser Trend dürfte auch im laufenden Jahr mit einem nominalen Wachstum von gut vier Prozent anhalten. Ein Nachfrageüberhang bei Büroimmobilien, hohe Auslastungsgrade in der Industrie und ein stabiles Wirtschaftswachstum führten im Vorjahr zu einer Steigerung beim Auftragseingang von 6,9 Prozent. Der Auftragsbestand zum Jahresende lag sogar um 16 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Öffentlichen Bau erwarten wir ebenfalls eine Fortsetzung des Wachstumskurses, die nominalen Umsätze dürften wie im Wirtschaftsbau um gut vier Prozent zunehmen. Durch den Investitionshochlauf des Bundes stehen 2018 bei den Investitionen in die Verkehrswege nochmals 900 Millionen Euro mehr zur Verfügung als im Vorjahr. Nach stockendem Beginn wird sich im laufenden Jahr der Kommunalinvestitionsförderungsfonds positiv auf die Baumaßnahmen auf kommunaler Ebene auswirken. Der Öffentliche Bau verzeichnete im Vorjahr mit 7,2 Prozent die höchste Steigerungsrate im Auftragseingang, der Auftragsbestand zum Jahresende lag sogar um 20 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Äußerst positiv entwickelt sich seit Jahren auch der Bauarbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbstätigen im Bauhauptgewerbe lag 2017 deutlich über unseren Erwartungen, im Jahresdurchschnitt wurde mit 812.000 Erwerbstätigen das Niveau des Vorjahres um nahezu vier Prozent übertroffen. Seit dem Tiefpunkt 2009 hat die Branche damit mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Für das laufende Jahr erwarten wir vor dem Hintergrund der prognostizierten Produktionssteigerung eine weitere Beschäftigungszunahme um 16.000 Personen auf dann 828.000 Erwerbstätige.
Ansprechpartner: Heinrich Weitz; Tel.: +49 30 2128 6144; E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie 2017 war für die Baustoff-, Steine-und-Erden-Industrie ein insgesamt erfolgreiches Jahr: Die Produktion ist um real 3,2 Prozent gestiegen. Dabei wirkten sich insbesondere die hohe Nachfrage im Wohnungsbau sowie die deutlich gestiegenen Investitionen der öffentlichen Hand in die Infrastruktur aus. Besonders positiv entwickelte sich unter anderem die Nachfrage in den Bereichen Naturstein, Kies und Sand sowie in den betonnahen Branchen (Zement, Betonfertigteile, Transportbeton). Angesichts der überproportional gestiegenen Neubautätigkeit haben sich sanierungsnahe Branchen schwächer entwickelt. Die immer noch gute Geschäftslage wird durch den ifo-Konjunkturtest für den Bereich Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden bestätigt, der sich bei den Lagebeurteilungen mit einem Saldo von plus 41 Punkten aktuell nur leicht unterhalb seines Allzeithochs befindet. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den positiven Produktionszahlen am aktuellen Rand (Januar/Februar 2018: real plus 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) wider. Die konjunkturellen Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf sind weiterhin positiv, auch wenn sich die Nachfragedynamik abschwächen dürfte. So entwickeln sich die Baugenehmigungen in den meisten Bausparten bereits seit einigen Monaten schwächer. Entsprechend sind auch die vom ifo-Institut abgefragten Geschäftserwartungen der Steine-Erden-Industrie deutlich zurückgegangen (Saldo aktuell: plus 13 Punkte; Oktober 2017: plus 22 Punkte). Alles in allem geht der bbs für 2018 derzeit von einem Produktionszuwachs von real bis zu zwei Prozent aus. Für die künftige Entwicklung in der Bauwirtschaft und der Baustoffindustrie ist allerdings auch entscheidend, ob – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – die politischen Rahmenbedingungen insbesondere im Wohnungsbau verbessert und gesetzliche Maßnahmen zur Beschleunigung von Bauprojekten ergriffen werden. Zur positiven Produktionsentwicklung dürfte auch der Außenhandel leicht beitragen, da sich die europäische Baukonjunktur weiterhin auf Erholungskurs befindet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Außenhandel angesichts hoher Transportkosten und relativ bedarfsnaher Versorgung lediglich für einen Teil der Steine-Erden-Industrie von größerer Bedeutung ist. Im Branchendurchschnitt liegt der Anteil des im Ausland erzielten Umsatzes bei rund 14 Prozent. Die insgesamt weiterhin freundlichen Konjunkturaussichten in der Steine-Erden-Industrie werden voraussichtlich auch 2018 zu einer moderaten Ausweitung der Investitionen führen, wobei Erweiterungen als Investitionsmotiv im Vordergrund stehen. Bei der Beschäftigung ist ebenfalls von einem leichten Zuwachs auszugehen.
Ansprechpartner: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de
Chemieindustrie: Gute Geschäfte im Jahr 2017 – Rückenwind für 2018 Das Gesamtjahr 2017 war für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Nach schwachem Jahresbeginn beschleunigte sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte unerwartet kräftig. Insbesondere das Schlussquartal fiel stark aus. Insgesamt wuchs die Produktion in 2017 um 2,9 Prozent und die Preise lagen 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dadurch konnte der Branchenumsatz um gut sechs Prozent auf über 195 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Nahezu alle Branchen trugen zu dieser Entwicklung bei.
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
In den ersten Monaten des Jahres 2018 setzte sich die positive Entwicklung des Schlussquartals fort. Die Produktion konnte in den ersten beiden Monaten das Vorjahr um sieben Prozent übertreffen. Die gute Nachfrage im In- und Ausland machte es den Unternehmen möglich, steigende Kosten an die Kunden weiterzugeben. Die Erzeugerpreise zogen kräftig an. Und auch die Umsätze erholten sich weiter. Chemieprodukte „made in Germany“ waren überall gefragt. Insbesondere die Nachfrage aus dem Heimatmarkt der Branche – der EU – zog noch einmal an. Ausblick: Mit Rückenwind ins Jahr 2018 Angesichts der anhaltend guten Weltkonjunktur und des stabilen Aufschwungs in Europa sind die Unternehmen bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung optimistisch. Sie rechnen bis in die zweite Jahreshälfte hinein mit guten Geschäften. Diese Zuversicht zeigt sich auch bei Beschäftigung und Investitionen. Insbesondere die gute Industriekonjunktur in Deutschland und Europa befeuert das deutsche Chemiegeschäft. Die Industrie sowohl in Deutschland als auch in der EU als Ganzes dürfte ihre Produktion 2018 erneut kräftig ausweiten. Vor diesem Hintergrund wird das Inlandsgeschäft der deutschen Chemie ebenso wie das Europageschäft kräftig zulegen können. Auch die Aussichten für das Exportgeschäft nach Übersee sind positiv: In den Vereinigten Staaten hat die Konjunktur zuletzt wieder Fahrt aufgenommen. Der japanische Wirtschaftsmotor läuft nach wie vor rund. Chinas Wirtschaft zeigt sich ebenfalls robust. Und auch aus den Schwellenländern kommen positive Impulse: Brasilien scheint sich aus der Rezession befreit zu haben. Die Aussichten für die übrigen lateinamerikanischen und asiatischen Länder sind gut. Unter dem Strich dürfte damit in diesem Jahr die Nachfrage nach Chemikalien kräftig zulegen. Risiken für die weitere Entwicklung bestehen allerdings fort. Sie liegen hauptsächlich in den politischen Risiken eines harten Brexits, stärker werdendem Protektionismus und den geopolitischen Krisenherden. Insgesamt dürfte sich aber im deutschen Chemiegeschäft der Aufwärtstrend in 2018 fortsetzen. Der VCI geht davon aus, dass die Chemieproduktion mit einem Plus von 3,5 Prozent erneut kräftig zulegen wird. Die Chemikalienpreise werden angesichts stabiler Rohstoffpreise nur noch leicht steigen (plus ein Prozent). Der Branchenumsatz dürfte angesichts der guten Nachfrage um 4,5 Prozent auf 204,5 Milliarden Euro steigen. Inlandsgeschäft und Auslandsumsatz weisen dabei eine ähnliche Dynamik auf.
Ansprechpartnerin: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: ckellermann@vci.de
Deutsche Elektroindustrie: Nach Rekordjahr weiteres Wachstum in Aussicht Die deutsche Elektroindustrie ist mit Zuwächsen bei sämtlichen Konjunkturindikatoren in das neue Jahr gestartet. Die preisbereinigte Produktion legte zwischen Januar und Februar 2018 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die nominalen Erlöse übertrafen ihren Vorjahreswert im selben Zeitraum um 8,1 Prozent, wobei Inlands- und Auslandsumsatz im Gleichschritt zunahmen. Bei den Auftragseingängen konnte in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ein Plus von 8,9 Prozent verbucht werden (Inland: plus 4,2 Prozent, Ausland: plus 12,9 Prozent). Die Kapazitätsauslastung in der heimischen Elektroindustrie lag zu Beginn des zweiten Quartals 2018 bei 87,8 Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung und damit fast fünf Prozentpunkte über ihrem
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langjährigen Mittel. Die Reichweite der Auftragsbestände betrug zuletzt 4,1 Produktionsmonate. Die Beschäftigtenzahl notiert mit aktuell 872.000 auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Im vergangenen Jahr erhöhte sie sich um 21.000. Das Geschäftsklima signalisiert zudem eine nach wie vor gute Stimmung in der Branche. Im letzten Jahr war die reale Elektroproduktion um 4,5 Prozent gestiegen. Die Branchenerlöse hatten um 7,3 Prozent zugelegt und mit insgesamt 191,5 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Bei den Auftragseingängen hatte ein Plus von elf Prozent zu Buche gestanden. Die zuletzt gute Branchenkonjunktur sollte sich auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen können. Der neuesten ZVEI-Konjunkturumfrage zufolge rechnen sechs von zehn Branchenunternehmen für 2018 mit einem Umsatzwachstum von mehr als vier Prozent, nahezu alle anderen befragten Firmen immerhin mit einem Plus von mehr als zwei Prozent. Der ZVEI erwartet für das Gesamtjahr 2018 ein preisbereinigtes Produktionswachstum von drei Prozent. Elektroexporte erreichen neuen Höchststand Auch die Exporte der deutschen Elektroindustrie sind schwungvoll in das Jahr 2018 gestartet. Sie legten in den ersten beiden Monaten zusammen um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 33 Milliarden Euro zu. Im gesamten vergangenen Jahr hatten die Branchenausfuhren (einschließlich der ReExporte) mit insgesamt 199,5 Milliarden Euro (plus 9,6 Prozent) das vierte Jahr in Folge einen neuen Rekord markiert. Die Exporte nach China – der Nummer eins im Abnehmerranking – waren um kräftige 17,4 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro gestiegen. Die USA und Frankreich auf den Positionen zwei und drei hatten Elektroerzeugnisse im Wert von 17,1 Milliarden Euro (plus 5,6 Prozent) bzw. 12,9 Milliarden Euro (plus 7,6 Prozent) nachgefragt. Die Exporterwartungen der deutschen Elektrounternehmen haben in den letzten Monaten keine klare Tendenz gezeigt. Im März sind sie – wohl nicht zuletzt vor dem Hintergrund sich verschärfender weltweiter Handelskonflikte und des überraschend starken Anstiegs im Monat zuvor – spürbar gefallen, im April haben sie schon wieder kräftig zugenommen. Per Saldo befinden sie sich aber weiter deutlich im positiven Bereich. Der ZVEI geht davon aus, dass der neuerliche Exportrekord aus 2017 im laufenden Jahr ein weiteres Mal übertroffen werden kann, sofern das weltwirtschaftliche Umfeld insgesamt weiter freundlich bleibt.
Ansprechpartner: Jochen Schäfer; Tel.: +49 69 6302 332; E-Mail: schaeferj@zvei.org
Gießerei-Industrie in fortgeschrittener Hochkonjunktur Bei den deutschen Gießereien zeigt sich die Stimmungslage Ende März 2018 zweigeteilt: Die Lagebewertung fällt sehr positiv aus. In dem meisten als „gussintensiv“ eingestuften Fachzweigen des Maschinenbaus, sei es z.B. die Landtechnik oder der Werkzeugmaschinenbau zeigt sich die Nachfrage unverändert sehr dynamisch. Weitere Sparten, wie die Hydraulik oder Robotik und Automation schließen sich dem an. Beim Hauptkunden der Gießereien, dem Straßenfahrzeugbau bewegt sich die Nachfrage noch auf hohem Niveau. Wie schon im letzten Industriebericht angedeutet, wird es in Teilbereichen zunehmend schwieriger noch zuzulegen. Die Produktion von Gusskomponenten insgesamt stieg 2017 um fast vier Prozent. In den ersten zwei Monaten 2018 ergibt sich kalender- und saisonbereinigt ein Plus von ca. sieben Prozent gegenüber
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dem 2017er Vergleichsniveau. Auch ein Vergleich der letzten drei Monate zur Vorperiode signalisiert Zuwächse. Alle Werkstoffgruppen konnten für den Jahresstart 2018 im Vergleich zum Vorjahr die Produktion ausweiten. In knapp 600 Unternehmen (BDG Erhebung) sind aktuell rund 80 000 Personen beschäftigt. Neueinstellungen werden nur begrenzt mit deutlichem Augenmaß vorgenommen. Bei der Erwartungshaltung auf Sicht der nächsten sechs Monate hat es Dämpfer gegeben (Stand März 2018). Dies ist vor dem Hintergrund der gestiegenen Rohstoffpreise sowie der Diskussion über protektionistische Maßnahmen in Übersee zu sehen. Für das Gesamtjahr 2018 bestehen gute Chancen, dass die Gussfertigung nochmals leicht höher ausfällt als im Jahr 2017. Exportchancen von Gusskomponenten zeigen sich grundsätzlich positiv Im Jahr 2017 legte der Umsatz der Gießereien um über sechs Prozent auf 13,2 Milliarden Euro zu. Der Auslandsumsatz zeigte sich mit einem Plus von knapp neun Prozent (ca. 4,5 Milliarden Euro) dynamischer. Der Umsatz mit Kunden außerhalb des Euro Gebiets zeigte ein zweistelliges Wachstum. Die Exportquote lag unverändert bei 34 Prozent. Die Exporterwartungen, Stand März 2018, haben sich seit den Sommermonaten 2017 kontinuierlich verbessert. Allerdings gehen aktuell nur noch 20 Prozent von weiteren Steigerungen aus. Gut zwei Drittel stellen sich auf eine Stabilisierung auf dem gegenwärtigen Niveau ein. Nicht vernachlässigt werden darf allerdings unverändert, dass ca. 80 Prozent der in Deutschland gefertigten Gusskomponenten ihre Endverwendung im Ausland finden. Der indirekte Export über den deutschen Fahrzeug- und Maschinenbau bildet einen großen Hebel. Limitierende Effekte ergeben sich aus Verlagerungstendenzen bei den Fahrzeugbau OEMs sowie durch dämpfende Effekte im Umfeld der Strafzoll-Diskussionen.
Ansprechpartner: Heiko Lickfett; Tel.: +49 211 6871 214; E-Mail: heiko.lickfett@bdguss.de
Glasindustrie: Positiver Konjunktur-Trend bestätigt sich Die konjunkturelle Entwicklung der Glasindustrie verlief im Jahr 2017 positiv. Der Produktionswert stieg preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent. Ferner nahm der Umsatz der Gesamtbranche um 3,4 Prozent zu, wobei die Wachstumsimpulse überwiegend aus dem europäischen Ausland kamen. Der gesamte Auslandsumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent, wobei 2,8 Prozent der Steigerung aus dem Umsatz mit der EURO-Zone resultieren, während die Nicht-EuroZone sogar eine Steigerung um 12,1 Prozent beitragen konnte. Das Inland entwickelte sich ebenfalls positiv aber schwächer als das Ausland. Das Inlandsgeschäft konnte einen Zuwachs um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Von der stabilen konjunkturellen Lage profitierten nahezu alle Branchen der Glasindustrie, insbesondere die Flachglas-Veredlung-, Behälterglas-, Glasfaser- und Spezialglasindustrie. Der positive Auslandsumsatz findet sich ebenfalls im Außenhandelsergebnis wieder. Der Handel mit Glas und Glaswaren erwirtschaftete in 2017 einen Exportüberschuss von 988.000 Tonnen bzw. 1.152 Millionen Euro. Die Exporte nahmen um 2,5 Prozent bei der Tonnage bzw. um 5,6 Prozent beim Warenwert zu. Hingegen nahmen die Importe bei der Tonnage um 3,7 Prozent ab und im Warenwert um 3,2 Prozent zu. Dieser scheinbare Widerspruch deutet darauf hin, dass zunehmend höherwertige Produkte importiert werden. Das Jahr 2018 begann erneut stark sowohl im Inland- als
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auch im Auslandsgeschäft. In der Gesamtbetrachtung ergibt sich für die Glasindustrie ein sehr stabiles und positives Bild. Dafür spricht auch, dass die Frühindikatoren der Kundenbranchen (Bau, Automobil, Ernährung, Pharmazie, Kosmetik) im Wesentlichen positiv sind.
Ansprechpartner: Dr. Johann Overath; Tel.: +49 211 4796 134; E-Mail: overath@bvglas.de
Immobilienwirtschaft Die Immobilienwirtschaft bietet drei Millionen Erwerbstätigen in Deutschland einen sicheren Arbeitsplatz. Sie erwirtschaftet rund 18 Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung und verwaltet in Deutschland ein Immobilienvermögen von 11,2 Billionen Euro inklusive Grund und Boden. Die Branche war auch im vergangenen Jahr der stabile Anker der deutschen Wirtschaft und einer der größten und wichtigsten Sektoren in Deutschland. Trotz der zunehmenden Verknappung bei Wohn- und Wirtschaftsimmobilien und einer historisch hohen Nachfrage nach Immobilieninvestments haben sich die Immobilienmärkte in Deutschland anhaltend stabil entwickelt. Laut dem Frühjahrsgutachten des ZIA wurden auf dem gewerblichen Immobilienmarkt Deutschlands nach vorläufigen Ergebnissen im vergangenen Jahr 58,1 Milliarden Euro umgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr spiegelt das Ergebnis einen signifikanten Anstieg von 9,8 Prozent wider. Erneut floss der Großteil des investierten Kapitals (42 Prozent) in Büroimmobilien und unterstrich damit die große Bedeutung dieses Segments für die heimische Immobilienbranche. Die Wohnungsmieten sind im vergangenen Jahr mit 4,3 Prozent etwas stärker als im Vorjahr angestiegen (2016: plus 3,1 Prozent), während der Anstieg der Kaufpreise für Wohnimmobilien mit 7,9 Prozent geringer ausfiel als im Vorjahr (2016: plus 8,8 Prozent). Im Jahr 2018 ist die Immobilienwirtschaft auf verbesserte politische Rahmenbedingungen angewiesen, um die hohe Wohnungsnachfrage in den Ballungsregionen in den Griff zu bekommen. Noch immer stehen einem erhöhten Wohnungsangebot langwierige Genehmigungsprozesse und bürokratische Hürden im Weg. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Neubauoffensive ist daher ein wichtiger Schritt, die Immobilienmärkte zu entlasten. Gleichzeitig darf der Blick nicht zu einseitig auf die Wohnungsmärkte gerichtet sein. Denn das Frühjahrsgutachten hat ebenso aufgezeigt, dass die Büroflächen in vielen Ballungsregionen und Großstädten dramatisch knapp werden. Nachdem die Standorte München, Stuttgart und Berlin faktisch vollvermietet sind, steuern die Büromärkte in Köln und Hamburg auf die Drei-Prozent-Grenze für die Vollvermietung zu. Die Politik ist dazu angehalten, auch Büroimmobilien bei der Stadtentwicklung zu berücksichtigen. Andernfalls folgt auf den Wohnungsmangel schon bald ein dramatischer Büromangel, der für die wirtschaftliche (Strahl-)kraft deutscher Städte negative Auswirkungen mit sich bringt. Insgesamt gilt es auch im Jahr 2018, die Rahmenbedingungen für Wirtschaftsimmobilien zu verbessern. Insbesondere die City-Logistik muss zukünftig stärker im Fokus stehen. Die TA Lärm und die Ungleichbehandlung von Verkehrs- und Gewerbelärm sind ein entscheidender Hemmschuh bei der Entwicklung innerstädtischer Logistik und dem Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe. Aber auch auf Handelsimmobilien muss der Blick gelenkt werden. Diese sind etwa durch starre Sortimentsbeschränkungen und ebenso langwierige Planungs- und Genehmigungsprozesse dem Online-Handel im
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Wettbewerb gegenüber deutlich benachteiligt. Städte brauchen ganzheitliches Wachstum – dies ist der Schlüssel für eine moderne und nachhaltige Stadtentwicklungspolitik.
Ansprechpartner: André Hentz; Tel.: +49 30 2021 585 23; E-Mail: andre.hentz@zia-deutschland.de
Keramische Industrie Die im Bundesverband Keramische Industrie e.V. organisierte Feinkeramik hat das Jahr 2017 mit einem Umsatzwachstum in Höhe von 1,9 Prozent abgeschlossen. Auffällig dabei war die große heterogene Entwicklung zwischen den einzelnen feinkeramischen Teilbranchen. Die Geschirr- und Zierporzellanindustrie mussten 2017 Umsatzrückgänge von etwa drei Prozent verkraften. Insbesondere im wichtigen europäischen Heimatmarkt blieb die Nachfrage recht schwach. Die positiven Entwicklungen in anderen Märkten, wie beispielsweise in Asien (Südkorea) oder den arabischen Golfstaaten, konnten nicht den schwachen Heimatmarkt ausgleichen. Die bisherigen Auftragseingänge zeigen, dass die Nachfrage nach professionellem Porzellan im Gastronomiebereich derzeit eine bessere Dynamik aufweist als das klassische Haushaltsporzellan. Insgesamt liegt die Zahl des Auftragseingangs leicht hinter dem entsprechenden Vorjahreswert zurück, sodass wir bisher mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Vorjahr rechnen. Die klassischen Geschirrmanufakturen verzeichneten im letzten Jahr ein geringes Umsatzminus. Klassische Märkte wie zum Beispiel Russland haben dabei noch nicht wieder ihr volles Potential entwickelt. Das Jahr 2018 startete bisher recht erfreulich, die Auftragseingänge waren jedoch zuletzt leicht rückläufig. Eine fundierte Prognose über die weitere Entwicklung in diesem Jahr ist bisher noch nicht möglich. Der Bereich der Technischen Keramik konnte seine Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent steigern. Dabei verlief das Geschäftsjahr zwischen den einzelnen Bereichen der Technischen Keramik sehr unterschiedlich. Während sich beispielsweise die keramischen Medizinprodukte seit Jahren auf Expansionskurs befinden, hatte der Isolatorenbereich ein eher schwieriges Jahr hinter sich. Die bisherigen Zahlen des Auftragseingangs für den Gesamtbereich Technische Keramik deuten auf einen expansiven Kurs hin, sodass man für die nächsten Monate weiterhin mit einer kontinuierlich guten Entwicklung rechnen kann. Prinzipiell lauern für die Feinkeramische Industrie eine Vielzahl von Konjunkturrisiken, die den weiteren Geschäftsverlauf im Jahr 2018 negativ beeinflussen können. Mit einer Exportquote von deutlich über 50 Prozent sorgt sich auch die Feinkeramik über die zunehmenden protektionistischen Tendenzen im Welthandel. Die hohen Energie- und Arbeitskosten hierzulande verschaffen der ausländischen Konkurrenz einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil. Nur aufgrund von Innovation, Zuverlässigkeit und hoher Qualität ist es möglich sich im scharfen internationalen Wettbewerb erfolgreich zu behaupten. Im Wesentlichen angetrieben durch die wirtschaftliche Dynamik im Bereich der Technischen Keramik, gehen wir von leichten Umsatzzuwächsen für die Feinkeramische Industrie als Ganzes aus.
Ansprechpartner: Philipp Pickelmann; Tel.: +49 9287 808 25; E-Mail: pickelmann@keramverband.de
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Industriebericht | Industrieproduktion und Handel nach Branchen 02/05/2018
Maschinenbau: 2017- Ein erstes Aufschwungsjahr Das Jahr 2017 ist für den Maschinenbau besser gelaufen als die VDMA-Volkswirte ursprünglich erwartet hatten. Die reale Produktion konnte im Vergleich zu 2016 um 3,9 Prozent zulegen. Die ungewöhnlich lange Phase von 2012 bis 2016, in der die Nachfrage nur lustlos dahindümpelte, ist vorbei. Allerdings kamen auch im letzten Jahr die Wachstumsimpulse ausschließlich aus dem Ausland. Die Exporte wuchsen auf breiter regionaler Basis. Insgesamt steht für 2017 ein Plus von real 6,7 oder nominal 7,9 Prozent in den Büchern. Die größten Wachstumsimpulse kamen aus China (plus 23 Prozent), aus den USA (plus zwölf Prozent) und – nicht zuletzt dank des hohen Gewichts – auch aus den EU-Partnerländern (plus fünf Prozent). Das schlug auch auf die Kapazitätsauslastung durch. Im Januar lag sie bei 87,9 Prozent nach dem sie seit Herbst 2012 bis zum April 2017 fast immer unter dem mittleren Wert von 85,9 Prozent verharrt hatte. 21 Prozent der Unternehmen leiden inzwischen unter Materialknappheit. Das ist durchaus typisch für ein erstes Aufschwungsjahr. Allerdings haben auch 22 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, was sicherlich nicht nur an der guten Konjunktur liegt. Dass der Aufschwung längst nicht alle Maschinenbauer erreicht hat, wird daran deutlich, dass – immer noch – 13 Prozent der Unternehmen mehr produzieren könnten, wenn sie mehr Aufträge hätten. Fünf Prozent Produktionsplus für 2018 Der VDMA hat seine Produktionsprognose für das laufende Jahr von plus drei auf plus fünf Prozent revidiert. Der Auftragseingang läuft seit geraumer Zeit sehr gut. Im vergangenen Jahr hat er im Vergleich zu 2016 um acht Prozent zugelegt. Für die ersten beiden Monate des Jahres errechnet sich sogar ein Plus von 13 Prozent. Diese hohe Dynamik kommt auch deswegen zu Stande, weil die Inlandsorders endlich Fahrt aufgenommen haben. Im letzten Quartal 2017 übertrafen sie ihr Vorjahresniveau um 13 Prozent, in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ebenfalls um 13 Prozent. Damit hat sich die Hoffnung der VDMA-Volkswirte erfüllt, dass das Inlandsgeschäft endlich zum Wachstum beiträgt. Die Nachfrage übertrifft sogar die Erwartungen. Aber auch die Auslandsorders – sowohl aus den Euro-Partnerländern als auch die aus den Nicht-Euroländern – laufen ungebremst gut weiter. Da die Aufträge nicht nach einzelnen Ländern unterteilt gemeldet werden, kann hier nur spekuliert werden, aus welchen Ländern die guten Zahlen kommen. Die Bestellungen aus den USA, dem größten Exportmarkt, dürften weiterhin auf Expansionskurs sein. Die Einkommensteuerreform und nicht zuletzt auch die Möglichkeit, Ausrüstungen sofort zu 100 Prozent abschreiben zu können, wird die Nachfrage nach Maschinen zusätzlich zur guten Konjunktur in den USA beflügeln. Aller guten Nachrichten zum Trotz gibt es auch Risiken für die auf fünf Prozent erhöhte Produktionsprognose. Dazu zählen vor allem geopolitische Probleme. Eine zweifelsohne enorm große Gefahr stellen die protektionistischen Tendenzen dar.
Ansprechpartner: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org
Nichteisen-Metallindustrie Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie blickt weiter optimistisch ins Jahr 2018. 2017 erzielte die Branche mit 108.000 Beschäftigten in 655 Unternehmen eine Produktion von 8,6 Millionen Tonnen (plus 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Der Umsatz wuchs um zehn Prozent auf 51 Milliarden
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Euro. Maßgeblich hierfür war der Metallpreisanstieg an der Börse. 53 Prozent des Umsatzes wurden im Inland erwirtschaftet, dem bedeutendsten Absatzmarkt. Die NE-Metallindustrie gliedert sich in die Wertschöpfungsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung (Folien, dünne Bänder, Tuben, Aerosol-, sonstige Dosen und Pulver), Guss und Feuerverzinkung. Die Aluminiumindustrie erzeugte 2017 rund 1,3 Millionen Tonnen Rohaluminium, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aluminiumhalbzeugindustrie wies demgegenüber ein Minus von 0,5 Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen aus. Die Produktion der Aluminiumweiterverarbeitung legte um drei Prozent auf 347.000 Tonnen zu. In der Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn) stieg die Fertigung der Rohmetallerzeuger im selben Zeitraum um drei Prozent auf 1,3 Millionen Tonnen. Die Hersteller von Buntmetallhalbzeug verbuchten dagegen einen Produktionsrückgang um ein Prozent auf knapp 1,9 Millionen Tonnen. Die NE-Metallgießerei-Industrie produzierte im neuen Rekordjahr 2017 1,3 Millionen Tonnen Gussteile, ein Prozent mehr als 2016. Für 2018 rechnet die NEMetallindustrie mit einem Produktionswachstum von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr oder knapp darüber. Großbritannien blieb der wichtigste Exportmarkt, die USA folgten auf Rang zehn Der Auslandsumsatz der NE-Metallindustrie lag 2017 bei 24 Milliarden Euro. Das entsprach einer Exportquote von 47 Prozent. Deutschland ist Nettoimporteur von Rohmetall und Nettoexporteur von Halbzeug. So wird erheblich mehr Rohmetall importiert als exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Einfuhren einiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Ausland wider. Der Import von Rohmetall ging 2017 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,2 Millionen Tonnen zurück. Die Rohmetallausfuhr wuchs um fünf Prozent auf 917.000 Tonnen. Die exportstarke Halbzeugindustrie hielt ihre Ausfuhren 2017 annähernd stabil gegenüber 2016 bei 3,3 Millionen Tonnen. Dem stand ein Import von 2,2 Millionen Tonnen gegenüber (plus zwei Prozent). Die Aluminiumindustrie sieht die aktuellen protektionistischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten mit Sorge. Diese können zu erheblichen Marktverzerrungen führen. Großbritannien blieb 2017 nach dem Inland der zweitgrößte Absatzmarkt und gleichzeitig der bedeutendste Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Elf Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Großbritannien bezog insgesamt 474.000 Tonnen der deutschen Exporte von Rohmetall und Halbzeug. Ein Großteil davon war Halbzeug und davon überwiegend Aluminium. Die Vereinigten Staaten folgten 2017 als bedeutendste Zielregion außerhalb Europas auf Platz zehn im Exportländerranking der Branche. Vier Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug gingen dorthin. Mit 159.000 Tonnen im vergangenem Jahr war das nur wenig mehr als ein Jahr zuvor (plus 0,5 Prozent). Etwa die gleiche Menge lieferte die deutsche NE-Metallindustrie an inländische Abnehmerindustrien, die ihrerseits in die Vereinigten Staaten exportierten.
Ansprechpartner: Oliver Eisenberg; Tel.: +49 30 7262 071 67; E-Mail: eisenberg@gdb-online.org
Stahl- und Metallverarbeitung: Erfolgreiches Jahr 2017 mit sechs Prozent Produktionsplus; Start in 2018 mit plus 5,7 Prozent ebenfalls erfreulich Das Jahr 2017 ist für die Stahl und Metall verarbeitenden Unternehmen mit einem Produktionszuwachs von sechs Prozent sehr erfreulich verlaufen. Auch der Start in das Jahr 2018 ist mit einem Plus von
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5,7 Prozent nach den ersten beiden Monaten gelungen. Während der Nachfragezuwachs im vergangenen Jahr ausgewogen von In- und Ausland getragen war, entwickeln sich die Umsätze mit inländischen Kunden (plus sieben Prozent) derzeit besser als die Exporte, die im Zeitraum Januar bis Februar um drei Prozent gestiegen sind. Dennoch lassen die Auftragseingänge eine mindestens stabile ausländische Nachfrage im weiteren Jahresverlauf erkennen. Die Produktion dürfte daher auch im Jahr 2018 nochmals um vier Prozent expandieren. Die Stimmung in der Branche ist angesichts der aktuellen Umsatzentwicklung sehr gut. Die Einschätzung der Geschäftslage stabilisiert sich auf einem Rekordniveau um 60 Saldenpunkte. Dagegen sind die Unternehmer hinsichtlich der nächsten sechs Monate zunehmend skeptisch oder zumindest vorsichtig. Zuletzt ging die Mehrheit davon aus, dass sich die Geschäfte nicht weiter verbessern werden. Ein Grund für den erneut vorsichtigeren Blick in die Zukunft dürfte die Bedrohung des freien Welthandels durch die angekündigten einseitigen Importzölle der USA auf Stahl und Aluminium sein, die sich in einen Handelskonflikt auszuwachsen drohen. Die EU hat bereits eine Untersuchung eingeleitet, um ihren Stahlmarkt gegen möglicherweise umgelenkte Importströme zu schützen. Das könnte sich massiv nachteilig für die Verarbeitungsindustrien auswirken. Die Vorsicht der Unternehmer könnte zu einer Zurückhaltung bei anstehenden Investitionen führen. Zwar ist die Auslastung der Produktionskapazitäten auf über 87 Prozent angestiegen, dennoch investiert man derzeit eher in Personal als in Maschinen und Anlagen, um langfristige Kapitalbindungen angesichts der Erfahrungen aus der letzten Krise zu vermeiden. Die Beschäftigtenzahl ist im letzten Jahr um 1,8 Prozent gestiegen, das entspricht rund 8.000 Arbeitsplätzen.
Ansprechpartner: Holger Ade; Tel.: +49 233 1958 821; E-Mail: hade@wsm-net.d
Textil- und Bekleidungsindustrie Das Jahr 2017 schließt mit einer Umsatzsteigerung von insgesamt plus 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Insgesamt wurden die Umsatzerwartungen damit erfüllt, allerdings ergibt sich ein differenziertes Bild, wenn die Segmente Textil und Bekleidung einzeln betrachtet werden: Der Bekleidungsumsatz hat nach einem eher schwachen Vorjahr in 2017 mit plus 2,5 Prozent deutlich ins Plus gedreht, die ursprüngliche Erwartung lag bei plus 1,5 Prozent. Zum Jahresende konnten besonders hohe Steigerungen erzielt werden, teilweise trotz sehr guter Vorgaben aus den Vorjahresmonaten. Der Textilumsatz des vergangenen Jahres konnte das hohe Niveau der Vorjahre hingegen nicht halten. Auch die ursprüngliche Erwartung von plus zwei Prozent konnte mit plus 1,3 Prozent nicht erreicht werden. Die Umsatzsteigerungen bewegten sich seit Ende 2016 nur noch knapp im positiven Bereich, allerdings mit einer leicht steigenden Tendenz am Ende des vergangenen Jahres. Die Segmententwicklung Textil zeigt, dass bis auf die technischen Textilien und insbesondere die Teppichherstellung sämtliche Segmente, zum Teil deutlich zulegen konnten. Die hohen Steigerungsraten der vergangenen Jahre bei den Technischen Textilien konnten 2017 nicht fortgeschrieben werden, und auch das Wachstumssegment Vliesstoffe hat im vergangen Jahr nur durchschnittlich zulegen können.
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Sowohl bei Textil als auch bei Bekleidung ist im abgelaufenen Jahr der Umsatzbeitrag des Auslands höher als der des Inlands. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung des Auslandsmarktes für die gesamte Branche. Besonders deutlich war der Unterschied bei Textil, hier war der Umsatzbeitrag des Inlands 2017 sogar leicht negativ. Auch wenn Bekleidung von der weiterhing guten Inlandskonjunktur profitieren konnte und der inländische Markt in hohem Maß zum guten Umsatzergebnis beigetragen hat, bleibt sowohl die EU als auch das übrige Ausland entscheidend. Die Beschäftigung in Deutschland steigt 2017 an, und zwar um 0,8 Prozent. Damit sind allein in Deutschland etwa 119.00 Mitarbeiter in der Textil- und Modeindustrie beschäftigt, das sind ca. 1.000 mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigung hat sich in den vergangenen Jahren tendenziell positiver entwickelt. Seit drei Jahren war im Inland nun insgesamt ein leichter, aber stetiger Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen, und zwar gegen den langjährigen Trend. Die Exporte entwickelten sich außergewöhnlich positiv, was an außerordentlichen Steigerungen bei Bekleidung mit einem Plus von 17,7 Prozent liegt; hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein großer Teil der Steigerungen auf eine rein statistisch begründete Veränderung in der Erfassung zurückzuführen ist. Aber auch Textil konnte mit plus 2,6 Prozent die Exporte steigern. Auch ohne diese Sondereffekte stiegen die Bekleidungsexporte in die wichtigen Länder und Regionen an; Sorgen bereitet dabei in erster Linie wiederum die Türkei. Allerdings scheinen sich die Exportaussichten nach Russland nun wieder zu erholen. Bisher krisenfest erwiesen sich auch die Exportmärkte USA und Vereinigtes Königreich. Der EU – Binnenmarkt bleibt der wichtigste Absatzmarkt. Perspektiven Der leichte, aber stabile Aufwärtstrend bei Bekleidung setzt sich aktuell noch fort. Textil scheint dem gegenüber der allgemein guten Konjunkturlage nur zögerlich folgen zu können, jedoch ist die Stimmung bei den Textilunternehmen im Vergleich zu 2016 deutlich verbessert. Insgesamt ist die Branche für das laufende Jahr 2018 vorsichtig optimistisch.
Ansprechpartner: Marcus Jacoangeli; Tel.: +49 30 7262 2024; E-Mail: mjacoangeli@textil-mode.de
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