Innovationsindikator 2018

Page 1

SCHWERPUNKT: OFFENHEIT DER INNOVATIONSSYSTEME


Inhalt 3 Vorwort 4 Auf einen Blick: Zentrale Ergebnisse 6 Zusammenfassung 10 Empfehlungen an die Politik Ergebnisse 15

Ăœber den Innovationsindikator Methoden und Indikatoren

18

Singapur erstmals an der Spitze

35 Volkswirtschaften im Innovationsvergleich

Fokus 33

Offenheit von Innovationssystemen Warum Kooperation und Austausch wichtig – und wie die Volkswirtschaften darauf eingestellt sind

49

Projektpartner

50

Impressum


Vorwort Platz vier im Gesamtranking – das ist das Ergebnis des aktuellen BDI-Innovationsindikators, der Deutschlands Innovationsleistung mit weiteren 34 Nationen vergleicht. Das ist zwar auf den ersten Blick derselbe Platz wie im Vorjahr für unser Land, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Der Abstand zur Spitze wächst. Chinas Innovationsleistung etwa steigt dreimal schneller als die der EU. Gerade kleine und mittlere Unternehmen müssen sich wieder intensiv am Innovationsgeschehen beteiligen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Außerdem müssen Innovationsprozesse in Universitäten, Forschungsorganisationen und Unternehmen offener werden und mehr wachstumsstarke innovative Start-ups in Deutschland Karriere machen. Kurz: Wir brauchen mehr Dynamik als die Konkurrenz. Der Innovationsindikator zeigt klar auf, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss: Die Bundesregierung muss endlich die steuerliche Forschungsförderung einführen und die digitale Infrastruktur ausbauen. Der Schlüssel zum Erfolg der Digitalisierung ist die Kombination unserer industriellen Stärke mit den Möglichkeiten künst­ licher Intelligenz (KI). Nur mit deutlich mehr Investitionen in innovative KI-Anwendungen lässt sich die Durchschlagkraft von KI für die Industrie erhöhen. Zusätzlich sollte sie die Förderung von HightechGründungen anschieben sowie den Technologietransfer in den Mittelstand beschleunigen. Wichtig ist, den Kulturwandel zu offenen Innovationsprozessen zu unterstützen, zum Beispiel durch den sogenannten Transfer über Köpfe – den persönlichen fachlichen Austausch über Disziplin- und Unternehmensgrenzen hinweg. Dafür sind im Arbeits- und Sozialrecht bestehende Barrieren für einen temporären Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in beide Richtungen abzubauen.

Zur Eroberung neuer Technologiefelder und ­deren Wertschöpfungspotenziale sind mehr Freiräume nötig: Experimentierräume oder Real­ labore, in denen Pioniere das Neue erproben und für die Nutzung im Markt vorbereiten. Helfen würde vielen Unternehmen die von der Bundes­ regierung angekündigte Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen. Die Forscher des Fraunhofer Instituts für Systemund Innovationsforschung (ISI) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die den Innovationsindikator erstellt haben, sehen die relative Abnahme der Innovationskraft der deutschen Wirtschaft als größtes Manko. Lag Deutschland im Subindikator Wirtschaft 2012 noch unter den Top-Drei-Standorten, reicht es heute nur noch für Platz neun. Seither sind einige Länder an uns vorbeigezogen, deren Wirtschaft sich dynamischer entwickelt hat als unsere. Nach vorn ging es zum Beispiel für Belgien, Israel und Irland. Das kontinuierlich schlechtere Abschneiden hierzulande bietet durchaus Anlass zur Sorge. Diesen Trend gilt es zu stoppen. Wir wollen wieder an die Spitze – mit erfolgreichen Innovationen, die auf den Weltmärkten neue Kunden finden. Es fehlt nicht an Erkenntnis und Umsetzungsplänen. Die Politik darf jetzt keine Zeit mehr verlieren und muss die Weichen für künftige Innovationen stellen – sie bedeuten Wachstum und Wohlstand, bringen Chancen auf Aufstieg und Teilhabe, ­sichern und schaffen Beschäftigung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Prof. Dieter Kempf Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie

3

BDI_Innovationsindikator 2018


Auf einen Blick Zentrale Ergebnisse

Innovationsindikator Deutschland gehört zu den innovationsstärksten Ländern der Welt und belegt mit einem Indexwert von 55 unverändert Rang vier im Innovations­indikator. Allerdings erreicht das deutsche Innovationssystem in keinem der fünf untersuchten Teilbereiche Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft eine Topplatzierung.

Deutschland im Vergleich zu ausgewählten Volkswirtschaften und zum Benchmark Singapur. Ein Ranking

73

aller 35 Volkswirtschaften finden Sie auf Seite 19.

Singapur Rang 1  Benchmark

55 Deutschland Rang 4

39 Japan Rang 20

52

52

USA Rang 6

Großbritannien Rang 7

46 Frankreich Rang 14

14 China Rang 25

BDI_Innovationsindikator 2018

4


Offenheitsindikator Unter den größten Volkswirtschaften der Welt hat Deutschlands Innovationssystem zwar die größte Offenheit. Aber im Gesamtvergleich landet die Bundesrepublik abgeschlagen auf Rang 21. Die Schweiz macht es besser: Sie hat zwar im Innovationsindikator ihre Spitzenposition eingebüßt, aber beim Offenheitsindikator die Nase vorn.

Deutschland im Vergleich zu ausgewählten Volkswirtschaften und zum Benchmark Schweiz. Ein Ranking aller 35 Volkswirtschaften finden Sie

68

auf Seite 34.

Schweiz Rang 1  Benchmark

Großbritannien Rang 7

47 Frankreich Rang 11

34 Deutschland Rang 21

14 China Rang 35

5

56

31 USA Rang 24

17 Japan Rang 31

BDI_Innovationsindikator 2018


01

Zusammenfassung

Deutschland behauptet sich als eines der inno-

des Innovationsindikators fällt die Alpenrepublik

vationsstärksten Länder der Welt auf Rang vier –

von Platz 9 auf Platz 11 zurück. In Bezug auf

erreicht allerdings erneut in keinem der Teilbe-

die Subsysteme weist Österreich eine ähnliche

reiche Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat

Struktur wie Deutschland auf, da es in allen Sub-

und Gesellschaft eine Topplatzierung.

systemen solide aber keine Spitzenwerte erzielt.

Singapur übernimmt den Spitzenplatz und

Norwegen fällt im Innovationsindikator zurück

liegt erstmalig vor der Schweiz. Singapur er-

und erreicht mit Platz 17 nur noch einen hin-

reicht im diesjährigen Innovationsindikator

teren Rang. Das rohstoffreiche skandinavische

73 Punkte, einen Punkt mehr als die Schweiz.

Land ist sich der mangelnden Nachhaltigkeit seiner ölbasierten Wirtschaftsstruktur bewusst

Deutschland ist mit 55 Punkten unverändert

und hat politische Maßnahmen eingeleitet, die

auf Platz 4 hinter Belgien. Der Abstand zum

die Wirtschaft neu ausrichten sollen. Bislang

kleinen Nachbarn im Westen hat sich dabei

fruchten diese Maßnahmen aber noch nicht.

punktemäßig auf nun fünf Zähler vergrößert. Grund für den größeren Abstand zur Spitze ist

Nach Verlusten in den letzten Jahren kann

eine fehlende Dynamik in einigen Subindikato-

sich Schweden, das nun mit 54 Punkten

ren. So erreicht Deutschland im Subindikator

hinter Deutschland Platz 5 belegt, wieder

Wirtschaft nur noch den 9. Rangplatz.

steigern. Gute Werte erzielt das Land dabei vor allen Dingen im Subindikator Gesellschaft

Die BRICS-Staaten, denen in den 2000er-

(71 Punkte) und im Subindikator Wissenschaft

Jahren noch eine goldene Zukunft prophezeit

(75 Punkte). Schwedens größte Schwäche

wurde, belegen weiterhin die hinteren Plätze

liegt in der Bildung, wo es nur 40 Punkte

im Innovationsindikator. Am besten schneidet

erreicht. Hier besteht mittlerweile dringender

noch China ab, das von 35 Nationen auf Platz

Handlungsbedarf für die Skandinavier.

25 kommt. Wenig Bewegung ist bei den südlichen Euro-

BDI_Innovationsindikator 2018

Die USA konnten sich nach jahrelanger Tal-

staaten, die stark von der Eurokrise betroffen

fahrt auf Platz 6 verbessern. Dabei ist unklar,

waren, zu verzeichnen. Italien gewinnt zwei

inwieweit diese Verbesserung mit der aktuellen

Rangplätze – nun Platz 24 – liegt aber wei-

politischen Situation oder den zeitverzögerten

terhin hinter Portugal (Platz 22) und Spanien

positiven Effekten der ambitionierten Innova­

(Platz 23), die sich nicht verändert haben. Grie-

tionspolitik unter Obama zu tun hat.

chenland verharrt mit 5 Punkten auf Platz 29.

Für Österreich scheint der Aufholprozess der

Irland kann sich deutlich um drei Plätze ver-

letzten Jahre zunächst gestoppt. Im Ranking

bessern und erreicht nun den neunten Rang.

6


Teilbereiche des Innovationsindikators Deutschland und ausgewählte Volkswirtschaften im Vergleich  Benchmark  69

100

60

54

48

44

42 16

50

0

Schweiz

USA

Deutschland

Japan

GB

Frankreich

China

Rang 1

Rang 4

Rang 9

Rang 13

Rang 15

Rang 16

Rang 23

63

60

56

Indexwert Wirtschaft

99 100

49 29

50

3 0

Singapur

Deutschland

Frankreich

GB

USA

Japan

China

Rang 1

Rang 10

Rang 12

Rang 15

Rang 18

Rang 21

Rang 29

63

60

56

84

Indexwert Wissenschaft

100

49 29

50

3 0

Singapur

Deutschland

Frankreich

GB

USA

Japan

China

Rang 1

Rang 10

Rang 12

Rang 15

Rang 18

Rang 21

Rang 29

55

54

50

Indexwert Bildung

100 100

46

45

28

50

0

Singapur

Frankreich

Deutschland

USA

GB

Japan

China

Rang 1

Rang 7

Rang 8

Rang 10

Rang 14

Rang 15

Rang 22

82

80 57

52

100

50

35

50

1 0

7

Indexwert Staat

Australien

GB

Frankreich

Deutschland

USA

Japan

China

Rang 1

Rang 2

Rang 10

Rang 12

Rang 13

Rang 20

Rang 26

Indexwert Gesellschaft

BDI_Innovationsindikator 2018


Der ehemalige Krisenstaat trumpft heute

größten Volkswirtschaften der Erde – neben

mit guten Werten im Subsystem Wirtschaft

Deutschland sind dies die USA, Japan und

(55 Punkte) auf. Weniger gute Ergebnisse er-

China – über den gesamten Zeitverlauf mit

zielt Irland beim Subindikator Staat und beim

Ausnahme des Jahres 2013 die größte Offen-

Subindikator Gesellschaft.

heit erreicht.

Der Subindikator Wirtschaft wird von der

Die deutsche Wissenschaftspolitik ist seit jeher

Schweiz mit 69 Zählern angeführt. In den Sub­

auf Kooperation und Austausch ausgerichtet.

indikatoren Wissenschaft, Bildung und Staat

Diese Politikmaßnahmen leiten sich aus der

liegt Singapur mit 99, 84 und 100 Punkten

Strategie der Bundesregierung zur Internati-

vorne. Im Subindikator Gesellschaft rangiert

onalisierung von Bildung, Wissenschaft und

Australien mit 84 Punkten auf dem ersten Platz.

Forschung ab. Allerdings erreicht Deutschland lediglich den 21. Rang und gehört somit, ähn-

Die deutsche Wissenschaftspolitik ist seit jeher auf Kooperation und Austausch ausgelegt.

Der Austausch über Institutionen- und Länder-

lich wie beispielsweise die USA und Australien,

grenzen hinweg ist ein Mittel, um dem stark

zum hinteren Mittelfeld. Gegenüber dem Jahr

steigenden Bedürfnis nach immer komplexer

2007 hat sich Deutschland um sieben Index-

werdendem Wissen im Innovationsprozess zu

punkte und um sechs Rangplätze verschlech-

begegnen. Offene Innovationssysteme machen

tert. Andere Länder sind offensichtlich noch

diesen Austausch möglich. Sie entscheiden

stärker in der Offenheit engagiert.

auch immer mehr über die Leistungsfähigkeit von Innovationssystemen. Der Innovationsin-

Das deutsche Wissenschaftssystem befindet

dikator stellt daher die Offenheit von Innova­

sich in der unteren Hälfte der Verteilung, trotz

tionssystemen vergleichend dar.

hoher Anteile internationaler Ko-Publikationen. Demgegenüber ist die deutsche Wirtschaft

Open science und open data sind wichtige

vergleichsweise offen. Deutschland erreicht

Bausteine eines offenen Innovationssystems,

hier mit Rang 17 seine beste Platzierung unter

sind aber nicht mit Offenheit gleichzusetzen.

den Subsystemen.

Beim Offenheits-Indikator liegen die Schweiz

Die Ergebnisse legen insgesamt die Schluss-

(68 Punkte) und Irland (67 Punkte) an der

folgerung nahe, dass die Offenheit in Deutsch-

Spitze, gefolgt von den Niederlanden, Öster-

land in allen Teilbereichen des Innovationssys-

reich, Singapur, Schweden, Großbritannien,

tems noch deutlich ausbaufähig ist. Für eine

Belgien und Dänemark.

durchgreifende Öffnung ist in vielen Bereichen ein Kulturwandel notwendig.

Kleine Volkswirtschaften sind zur Offenheit quasi gezwungen. Dies ist insbesondere dann

Die Analysen belegen, dass offene Innova­

der Fall, wenn sie sich thematisch spezia-

tionssysteme tendenziell wirtschaftlich erfolg-

lisieren und daher nicht alle Wissens- und

reicher sind bzw. erfolgreiche Innovations-

Innovationsfelder selbst abdecken. Größere

systeme eine höhere Offenheit aufweisen.

Volkswirtschaft können und wollen oft das

Zwischen Offenheit und wissenschaftlicher

gesamte Spektrum an Wissenschaftsdiszipli­

Leistungsfähigkeit besteht dagegen kaum ein

nen und Innovationsthemen abdecken und

Zusammenhang.

haben daher weniger Druck, externes Wissen zu beschaffen.

Das chinesische Innovationssystem hat sich in den Jahren seit 2001 so schnell und intensiv

BDI_Innovationsindikator 2018

Hinsichtlich des Gesamtindikators zeigt

gewandelt wie kein zweites. Einen wichtigen

sich, dass Deutschland im Vergleich der vier

Beitrag leistete dabei die Öffnung des Systems.

8


Die Entwicklung des Offenheitsindex weist für

Zwar werden eine Öffnung und ein internatio-

China rückläufige Werte auf, das heißt: die

naler Austausch in zahlreichen Politikpapieren

Öffnung des Landes in wissenschaftlicher,

und -programmen angekündigt. Diesbezüg-

wirtschaftlicher und auch gesellschaftlicher

liche Taten fehlen noch bzw. reichen derzeit

Hinsicht nimmt im Zeitverlauf ab. Die Hinweise

nicht aus, um den negativen Trend in der

auf eine weitere Schließung oder Abkapselung

Bewertung umzukehren.

des Landes zeigen sich über die komplette Bandbreite der hier verwendeten Indikatoren.

Teilbereiche des Offenheitsindikators Deutschland und ausgewählte Volkswirtschaften im Vergleich  Benchmark  75

100

63 41

27

23

22

50

7 0

Schweiz

GB

Frankreich

Deutschland

China

USA

Japan

Rang 1

Rang 3

Rang 14

Rang 26

Rang 27

Rang 30

Rang 34

100

74 43

31

30

29

19

13

50

0

Schweiz

Frankreich

GB

Japan

Deutschland

USA

China

Rang 1

Rang 6

Rang 14

Rang 16

Rang 17

Rang 25

Rang 33

69

62

61

56

Indexwert Markt

100

30

24

16

50

0

9

Indexwert Wissenschaft/Forschung

Österreich

Frankreich

GB

USA

Deutschland

China

Japan

Rang 1

Rang 8

Rang 9

Rang 13

Rang 26

Rang 27

Rang 33

Indexwert Staat/Gesellschaft

BDI_Innovationsindikator 2018


02

Empfehlungen an die Politik Schneller zum 3,5-Prozent-Ziel gelangen

Einbindung von kleinen und mittleren Unter-

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt,

Innovationen im Bereich der gesellschaftli-

die gesamtwirtschaftlichen Aufwendungen für

chen Herausforderungen brauchen nicht nur

Forschung und Entwicklung bis 2025 auf 3,5 Pro-

Forschungsfördermittel für neue Technologien,

zent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Die

sondern auch die richtigen rechtlichen und

Erreichung dieses Ziels wäre ein wichtiger Beitrag,

politischen Rahmenbedingungen. Technolo-

um Deutschland näher an die Spitzengruppe der

gieförderung muss daher mit einer Förderung

innovativsten Länder heranzuführen. Die neue

innovativer Märkte und der Nutzerakzeptanz

Hightech-Strategie 2025 setzt den Rahmen, um

gegenüber Innovationen einhergehen.

nehmen (KMU), Transfer über Köpfe.

dieses Ziel zu erreichen. Sie enthält wichtige und richtige Ansatzpunkte, wie die Orientierung an großen gesellschaftlichen Herausforderungen, einen breiten Blick auf die notwendigen Rahmen­

Exzellenz in der Wissenschaft ernstnehmen

bedingungen – insbesondere die Fachkräfte­ basis – und neue Impulse für Forschung und

Trotz nicht unerheblicher Reformbemühungen

Innovation. Entscheidend ist, dass die Umsetzung

lässt sich eine positive Dynamik im Wissen-

rasch und schwungvoll erfolgt, ansonsten wird

schaftsbereich kaum erkennen. Zwar erreicht

das Ziel verfehlt:

Deutschland mit 63 Punkten im Subindikator Wissenschaft einen passablen Wert, allerdings liegt

Die Förderung von Spitzenforschung und

Deutschland damit nur auf Platz 10. Ein wichtiger

wissenschaftlicher Exzellenz darf sich nicht in

Schritt zur Verbesserung des Wissenschafts-

kleinteiligen Projekten verlieren. Globale Sicht-

systems war die Implementierung der Exzellen-

barkeit erfordert große Investitionen in ausge-

zinitiative 2005/2006 und ihre Verlängerung ab

wählte Spitzeneinrichtungen.

2011/2012. Ab 2019 wird sie durch die Exzellenzstrategie abgelöst. Die verausgabten Mittel in der

Die Innovationsdynamik der Wirtschaft wird

Exzellenzinitiative erscheinen mit 2,7 Milliarden

derzeit von den mittelständischen Unterneh-

Euro zunächst hoch. Allerdings relativiert sich die-

men gebremst. Eine ausreichend ausgestattete

ses Bild sehr schnell, wenn man berücksichtigt,

steuerliche Förderung von Forschung und

dass diese Mittel sich auf die gesamte Laufzeit

Entwicklung kann im Zusammenwirken mit

von 2012 bis 2017 beziehen. Verglichen mit dem

einer effektiven Projektförderung die nötigen

Jahresbudget der ETH Zürich von umgerechnet

Impulse setzen.

circa 1,6 Milliarden Euro beziehungsweise des MIT mit circa 2,9 Milliarden Euro scheint das ge-

BDI_Innovationsindikator 2018

Der Wissens- und Erkenntnistransfer zwischen

samte Fördervolumen doch sehr kleinteilig. Einige

Wissenschaft und Wirtschaft ist in Deutschland

Untersuchungen scheinen zu belegen, dass die

bereits gut etabliert. Neue Initiativen müssen

Finanzierung aus der Exzellenzinitiative in den

daher an den wenigen Schwachstellen anset-

geförderten Universitäten zwar die Quantität,

zen: Hightech-Startups aus der Wissenschaft,

nicht aber die Qualität der Forschungsleistungen

10


substanziell gesteigert hat.1 Für ein Programm,

Die seit vielen Jahren diskutierte steuerliche

das sich die Schaffung von weltweit sichtbaren

FuE-Förderung muss endlich kommen, und

Leuchttürmen zum Ziel gesetzt hat, ist das zu

zwar in einem Umfang, der auch merkliche

wenig. Verbesserungen, die über das Halten des

Wirkungen erwarten lässt. Mit homöopathi-

derzeitigen Niveaus spürbar hinausgehen, werden

schen Dosen wird weder der nachlassenden

nur erzielbar sein, wenn die Förderung volumen-

Innovationstätigkeit im Mittelstand noch der

mäßig deutlich ausgeweitet wird. Dabei sollte

schwachen Forschungs-und-Entwicklungs-

insbesondere auch die stärkere Differenzierung

Dynamik der KMU begegnet.

der Hochschulen nach ihrer Leistungsfähigkeit ein starkes Gewicht haben. Es steht zu vermuten,

Die Innovationsförderung muss die Entwick-

dass die kontinuierliche Ausweitung der Anzahl

lung und Diffusion von Geschäftsmodellen bis

der sogenannten „Exzellenzuniversitäten“ auf 11

hin zur Etablierung gänzlich neuer Marktseg-

in der letzten Förderperiode in Bezug auf dieses

mente oder Märkte stärker adressieren. Hier

Ziel kontraproduktiv gewirkt hat. Leuchttürme

verspricht der Ansatz der „Sprunginnovatio-

zumindest lassen sich so nicht erzeugen.

nen“ in Kombination mit einer nachfrageorientierten Innovationspolitik neue Anstöße.

Neue Dynamik in der Wirtschaft entfachen

Regelungen in der öffentlichen Beschaffung und bei gesetzlich festgeschriebenen Standards und Normen sollten innovationsfreund-

Die Innovationsleistung der deutschen Wirtschaft

licher, das heißt: flexibler ausgestaltet werden.

hat in den vergangenen Jahren an Kraft eingebüßt.

Auch die Projektförderung sollte näher an

Im Jahr 2010 lag der Indexwert des Subsystems

den Markt herangeführt werden, sei es durch

Wirtschaft noch bei 59, bis 2017 fiel er auf 54

Demonstrationsvorhaben, Pilot- oder Modell-

Punkte zurück. Damit ist der deutsche Unter-

projekte.

Die steuerliche FuE-Förderung muss endlich kommen.

nehmenssektor nur mehr auf Rang 9 im globalen Innovationsvergleich. 2012 zählte er noch zu den

Unternehmensgründungen sind ein weiterer

Top-Drei-Standorten auf der Welt. Der Rückgang

wichtiger Weg, um neue Themen und Märkte

hat viele Ursachen. Eine ist die nachlassende

zu erschließen. Dabei sollte die Förderung von

Innovationsneigung unter den KMU, die wiederum

wachstumsorientierten innovativen Gründun-

unter anderem auf Fachkräfteknappheit, begrenzte

gen im Zentrum stehen. Die Förderinstrumente

Innenfinanzierungsmittel und geringe Gründungs-

im Gründungsbereich sollten auf diese Gruppe

zahlen bei wachstumsorientierten innovativen

von Gründungen fokussiert werden.

Startups zurückzuführen ist. Gleichzeitig gibt es Schwächen in besonders dynamischen Innovationsfeldern, wie etwa digitalen Dienstleistungen und digitalen Geschäftsmodellen außerhalb der

Anreize zum Wissens- und Technologietransfer fördern

Industrie. Die Innovationspolitik in Deutschland ist sich dieser Herausforderungen bewusst. Was aber

Der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirt-

fehlt, ist eine beherzte Umsetzung und die Be-

schaft im Innovationsprozess ist in Deutschland

reitstellung ausreichender Mittel, die die notwen-

insgesamt gut entwickelt. Im Innovationsindikator

dige Richtungsänderung auch wirklich erreichen

zählen die Indikatoren zu den Interaktionen zwi-

können.

schen Unternehmen und öffentlicher Forschung zu den Stärken Deutschlands.

11

BDI_Innovationsindikator 2018


In der Wissenschaft müssen stärkere Anreize

Open innovation ist nicht zu verwechseln mit

für Transferaktivitäten geschaffen werden. In

open source. Open innovation ist kein Plädoyer für

die Evaluation von Einrichtungen und die Fest-

einen unkontrollierten und vor allem ungewollten

legung der Mittelausstattung von Lehrstühlen

Wissensabfluss. Im Gegenteil: Die Zusammenar-

und Instituten müssen neben Forschungs­

beit basiert auf klaren Regeln und einem Schutz

exzellenz und Lehrtätigkeit auch Transferaktivi­

des intellektuellen Eigentums. Nur wenn die Ei-

täten prominent einfließen.

gentums-, Nutzungs- und Verwertungsrechte von Anfang an klar sind, sind effiziente und zielorien-

Die Einbindung von KMU in den Transfer

tierte Kooperationen möglich. Der Staat ist dabei

scheitert oft an unzureichenden personellen

ein entscheidender Akteur beim Festlegen und

und zeitlichen Ressourcen in den KMU und

Überwachen dieser Regeln. Ein starkes System

einer Innovationsstrategie, die zu wenig auf

zum Schutz von geistigem Eigentum und ein ver-

grundlegende Neuerungen setzt, für die eine

lässliches ordnungspolitisches System insgesamt,

Zusammenarbeit mit der Wissenschaft not-

wie sie in Deutschland derzeit bereits bestehen,

wendig wäre. Daher sollte gezielt die Transfer-

sind wichtige Voraussetzungen. Anpassungen des

fähigkeit von KMU erhöht werden.

bestehenden Systems sind aber überlegenswert. So könnte beispielsweise eine Neuheitsschonfrist

Die Erhöhung der Anzahl von Hightech-Star-

im deutschen Patentrecht Wissen schneller dif-

tups aus der Wissenschaft erfordert Modelle,

fundieren lassen, ohne die Schutzmöglichkeiten

die den Übergang von Forschung in die Exis-

zu beeinträchtigen.

tenzgründung begleiten. Hier sind neue Ini­ tiativen nötig, die auf den Erfahrungen früherer

Der offene Zugang zu Veröffentlichungen von

Programme im Bereich der Hochschulen und

Forschungsergebnissen (open access) und auch

außeruniversitären Einrichtungen aufbauen

der Zugang zu Forschungsdaten (open data) zur

können.

Steigerung der Reproduzierbarkeit, der Überprüfbarkeit und der Effizienz im Wissenschaftssystem,

Der Transfer über Köpfe gilt als der effektivste

aber auch die Bürgerbeteiligung an wissenschaft-

Weg des Wissensaustausches. Um ihn voran-

lichen Prozessen (citizen science) sind Bausteine

zubringen, sollten im Arbeits- und Sozialrecht

auf dem Weg zu einer offenen Innovationskultur

bestehende Barrieren für einen temporären

in Deutschland. Viel wichtiger ist es aber, einen

Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirt-

Kulturwandel bei allen Akteuren im Innovations-

schaft in beide Richtungen abgebaut werden.

prozess herbeizuführen und so das Geben und Nehmen von Wissen und technologischen Lösun-

Mehr Offenheit wagen

BDI_Innovationsindikator 2018

gen über Institutionengrenzen hinweg schneller und leichter zu machen.

Der Austausch von Wissen und Ideen zur Unter-

Ein Kulturwandel hin zu offenen Innovations-

stützung der eigenen Innovationsprozesse und

prozessen kann nur durch Vertrauen und somit

zur Verwertung von Innovationen durch andere

durch aufklärende und vertrauensbildende Maß-

(open innovation) wird in Zukunft noch stärker

nahmen erreicht werden. Die Vorbehalte gera-

über Erfolg und Misserfolg von Unternehmen und

de bei KMU müssen am besten durch positive

ganzen Innovationssystemen entscheiden. Offene

Erfahrungen in konkreten Kooperationen und

Innovationsprozesse bieten für viele Unterneh-

Austauschprozessen ausgeräumt werden. Hier

men neue Marktchancen durch eine höhere

können einerseits Plattformen und co-creation

Innovationskraft und eine höhere Innovations­

labs, die sowohl staatlich organisiert als auch

geschwindigkeit.

privatwirtschaftlich realisiert werden können,

12


wesentliche Beiträge leisten. Andererseits sind die

Zukunftscluster) sind im Kern bereits Maßnahmen

Erfahrungen von Kooperationsprojekten zwischen

zur Beförderung von offenen Innovationsprozessen.

wissenschaftlichen Einrichtungen und KMU nahe-

Sie könnten aber noch gezielter um Aspekte der

zu durchweg positiv. Die Bundesregierung sollte

Öffnung von Prozessen und des Einbezugs weiterer

gerade mit Blick auf offene Innovationsprozes-

Akteure und Gruppen erweitert werden.

se auch größere Verbundprojekte mit mehreren industriellen und gegebenenfalls auch mehreren

Die Analysen haben auch gezeigt, dass Deutsch-

wissenschaftlichen Partnern intensiv fördern.

land im Vergleich zu anderen Ländern weniger in

Auch bilaterale und internationale Verbundprojek-

der Lage ist, ausländische Talente anzuziehen und

te (2+2) sind für den Wissensaustausch essenziell

ausländische Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt

und bieten für die Zukunft weitere Potenziale.

und die Gesellschaft zu integrieren. Eine diesbezüglich klare Strategie und eine wissens- und

Open innovation ist eine Chance, auch jene Un-

innovationsorientierte Ausrichtung der Migrations-

ternehmen – insbesondere KMU – wieder stärker

und Arbeitsmarktpolitik sind längst überfällig.

einzubinden, die sich in den vergangenen Jahren aus Innovationsaktivitäten zurückgezogen haben.

Offene Systeme enden nicht an Landesgrenzen.

Viele Unternehmen, die selbst keine interne for-

Wissens- und Verwertungsprozesse sind heute

malisierte FuE-Tätigkeit aufweisen, verfügen über

durch internationale Arbeitsteilung geprägt wie nie

Prozesswissen, das für die Umsetzung und Dif-

zuvor in der Weltgeschichte. Das Einholen und

fusion von Wissen und Ideen entscheidend sein

Abgeben von Wissen beschränkt sich nicht nur

kann. Mit open innovation können sie einerseits

auf wissenschaftliche Zusammenarbeit, son-

dieses Wissen einbringen und andererseits an

dern schließt die gegenseitige Verwertung und

Wissen partizipieren, das sie alleine nicht vorhal-

Nutzung von Wissen ein. Abgeschottete Märkte

ten oder erarbeiten könnten. Insofern sollte die

und protektionistische Verfahren sind diesem

Forschungsförderung gerade von Verbund- und

gegenseitigen Austausch abträglich. Länder wie

Kooperationsprojekten den engen technologi-

China und die USA müssen daher auf die eigenen

schen Fokus von Forschung und Entwicklung ein

Versprechen und Zusagen aus internationalen

wenig lockern und stärker die Entwicklung von

Verträgen wie bspw. die WTO verpflichtet werden.

Geschäftsmodellen und Dienstleistungen unter-

Und hierzu gibt es überzeugende Argumente,

stützen.

denn offene (Wirtschafts-)Systeme sind tenden-

Offene Innovationssysteme bieten neue Marktchancen.

ziell – das zeigen unter anderem die diesjährigen Co-creation-labs, Ideenwettbewerbe und themen­

Untersuchungen im Innovationsindikator – auch

offene Programme sind wesentliche Merkmale

erfolgreichere Innovationssysteme. Regierungs-

einer missionsorientierten Innovationspolitik. Die

konsultationen auf höchster politischer Ebene

Förderung von Interdisziplinarität und Chancen für

ebenso wie Forschungs- und Verbundprojekte

Andersdenkende jenseits des wissenschaftlich-

im Kleinen sind Wege, um auf die internationalen

technologischen Mainstreams in öffentlichen

Partner zuzugehen. Die Formulierung eigener

Förderprogrammen sind Beispiele für Maßnahmen,

Interessen – die Öffnung der Märkte und der

die politische und unternehmerische Ansatzpunkte

Zugang zu Wissen gehören zu diesen Interessen –

für eine Öffnung des Innovationssystems bieten. Be-

und die Erarbeitung von Strategien zur Erreichung

stehende Maßnahmen wie Forschungscampus oder

dieser Interessen sind dabei wichtige und legitime

auch der Spitzencluster-Wettbewerb (neuerdings

Voraussetzungen.

1 Frietsch, R.; Schubert, T.; Rothengatter, O. (2017): An Analysis of the Excellence Initiative and its Effects on the Funded Universities, Studien zum deutschen Innovationssystem, Berlin: EFI.

13

BDI_Innovationsindikator 2018



03

Über den Innovationsindikator

Neue Produkte, Prozesse und Dienstleistungen,

de ebenso wie die Politik oder öffentliche Organi-

die sich auf Märkten durchsetzen, oder auch die

sationen die Position Deutschlands im weltweiten

qualitative Verbesserung bestehender Produk-

Innovationswettbewerb einschätzen und verorten

te und Prozesse werden in volkswirtschaftlicher

können. Nur so können sie Maßnahmen ergreifen,

Hinsicht als Innovationen bezeichnet. Innovatio-

die die Situation sichern oder verbessern. Dazu

nen sind für die meisten Unternehmen und ganze

sind eine differenzierte Analyse und ein internatio-

Branchen der Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit

naler Vergleich unumgänglich.

und Wachstum. Deutschland ist auf besondere Weise auf Innovationen angewiesen, um im Ange-

Der Innovationsindikator hat genau das zum Ziel.

sicht des demografischen Wandels das Wachstum

Im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen

von Wirtschaft und Wohlstand sowie die Hand-

Industrie (BDI) werden 35 Volkswirtschaften da-

lungsfähigkeit der öffentlichen Hand zu sichern.

raufhin untersucht, wie innovationsorientiert und

35 Volkswirtschaften im Blick: Wie wettbewerbsfähig, wachstumsstark und innovationsfähig sind sie? Diese Studie gibt eine Antwort.

-fähig sie sind. Der Innovationsindikator wird vom Aus ökonomischer Perspektive gibt es eine Viel-

Fraunhofer-Institut für System- und Innovations-

zahl von Faktoren und Einflüssen, die die private

forschung (ISI) in Karlsruhe in Zusammenarbeit

Innovationstätigkeit fördern oder gar erst ermög-

mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-

lichen. Die sogenannten user-led innovations

schung (ZEW) in Mannheim erstellt. Er vergleicht

werden zum Beispiel von zahlreichen Akteuren

die Innovationsleistung von 35 Ländern anhand

vorangetrieben – etwa den Unternehmen, den

von 38 Einzelindikatoren.

Forschungseinrichtungen, den Forschungsförderern, den Bildungsinstitutionen, aber auch den

Grundprinzipien des Innovationsindikators sind:

Innovationsfinanzierern sowie den Abnehmern

1. Modellgestützter Ansatz bei der Indikatoren-

und Nutzern von Innovationen, die Dienstleistun-

auswahl: Jeder einzelne der 38 Indikatoren

gen und Produkte häufig selbst verbessern und

wurde auf Basis seines statistisch überprüften

anpassen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren,

Erklärungswerts für die nationalen Innova­

Einflüsse und Akteure bildet das nationale Innova-

tionsleistungen ausgewählt. Auf diese Weise

tionssystem.

werden sowohl eine Übersichtlichkeit als auch die Relevanz der Ergebnisse sichergestellt.

Ein gut funktionierendes Innovationssystem

2. Unterteilung der Indikatoren nach Input/

ermöglicht, dass Unternehmen innovativ sein kön-

Output und Subsystemen (Wirtschaft, Bil-

nen, und sichert so Arbeitsplätze und Wohlstand.

dung, Wissenschaft, Staat, Gesellschaft): Dies

Allerdings befinden sich die Unternehmen als

ermöglicht detaillierte Analysen der Stärken

Anbieter von innovativen Gütern und Dienstleis-

und Schwächen einzelner Länder und somit

tungen im Wettbewerb – und das gilt im weiteren Sinn somit auch für die Innovationssysteme. Dabei ist es wichtig, dass Unternehmen und Verbän-

15

zielgerichtete Handlungsempfehlungen. 3. Einbeziehung harter und weicher Indikatoren: Innovationstätigkeiten hängen sowohl von

BDI_Innovationsindikator 2018


direkt messbaren Faktoren wie zum Beispiel

um Innovationssysteme in ihrer Gesamtheit

den zur Verfügung stehenden finanziellen

abzubilden. Das unterscheidet ihn von vielen

und personellen Ressourcen ab als auch von

ähnlich gelagerten Indikatorensystemen.

eher weichen, nicht unmittelbar messbaren

4. Hohe Aktualität der Ergebnisse durch Verwen-

Faktoren wie etwa gesellschaftlichen Einstel-

dung von Prognose und Hochrechnungsver-

lungen. Der Innovationsindikator sammelt

fahren (nowcasting) für die Einzelindikatoren:

auch relevante Daten dieser weichen Faktoren,

Alle Indikatoren beziehen sich auf 2017.

Liste der Einzelindikatoren des Innovationsindikators Beschreibung Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden Beschäftigte mit mind. Sekundarstufe II, ohne Hochschulabschlüsse als Anteil an allen Beschäftigten Promovierte (ISCED 6) in den MINT-Fächern als Anteil an der Bevölkerung Hochschulabsolventen in Relation zu den hochqualifizierten Beschäftigten im Alter 55+ Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Bildung an allen Beschäftigten Jährliche Bildungsausgaben (Tertiärstufe einschl. FuE) je Studierenden Qualität des Erziehungssystems (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Qualität der mathematisch-naturwissenschaftlichen Erziehung (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) PISA Index: Wissenschaft, Lesekompetenz, Mathematik (auf offener Skala mit Mittelwert 500 und Standardabweichung 100) Anteil Postmaterialisten (Inglehardt) an der Bevölkerung

Akteur/Subsystem Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Gesellschaft

Lebenserwartung Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen Nachrichten über FuE Staatliche Nachfrage nach fortschrittlichen technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Nachfrage der Unternehmen nach technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Für die Frühphase eingesetztes Venture Kapital in Relation zum Bruttoinlandsprodukt

Gesellschaft Gesellschaft Gesellschaft Staat

Ausmaß von Marketing (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Anteil der internationalen Co-Patente an allen Anmeldungen von transnationalen Patenten Anteil der Wertschöpfung in der Hochtechnologie an der gesamten Wertschöpfung Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungen an allen Beschäftigten Intensität des einheimischen Wettbewerbs (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung Transnationale Patentanmeldungen je Einwohner Patentanmeldungen am USPTO je Einwohner Wertschöpfung pro Arbeitsstunde (in konstanten PPP-$) Handelsbilanzsaldo bei Hochtechnologien gemessen an der Bevölkerung Anteil der von Unternehmen finanzierten FuE-Ausgaben der Hochschulen Interne FuE-Ausgaben der Unternehmen als Anteil am BIP B-Index der steuerlichen FuE-Förderung: Anteil der FuE-Ausgaben der Unternehmen, die durch eine steuerliche FuE-Förderung finanziert werden Anteil der staatlich finanzierten FuE-Ausgaben der Unternehmen am BIP Anzahl der Forschenden in Vollzeitäquivalenten pro 1.000 Beschäftigte Zahl der wissenschaftlich-technischen Artikel im Verhältnis in Relation zur Bevölkerung

Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft/Staat

Qualität der wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Zahl der Zitate pro wissenschaftlich-technischer Publikation Anzahl der Patente aus der öffentlichen Forschung je Einwohner Anteil von internationalen Co-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln Anteil der FuE-Ausgaben in staatlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen am BIP Anteil eines Landes an den 10 Prozent am häufigsten zitierten wissenschaftlich-technischen Publikationen

Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft/Staat Wissenschaft

BDI_Innovationsindikator 2018

Wirtschaft Wirtschaft

Wirtschaft/Staat Wissenschaft Wissenschaft

Quelle OECD ILO OECD ILO ILO OECD World Economic Forum World Economic Forum PISA/OECD World Value Survey; Flash Eurobarometer OECD Worldbank LexisNexis World Economic Forum World Economic Forum Invest Europe, OECD, versch. nationale Quellen World Economic Forum EPO – PATSTAT WIOD WIOD World Economic Forum Weltbank/WDI EPO – PATSTAT EPO – PATSTAT OECD/STAN UN – COMTRADE OECD/MSTI OECD/MSTI OECD OECD/MSTI OECD/MSTI Clarivate – WoS, Weltbank World Economic Forum Clarivate – WoS EPO – PATSTAT Clarivate – WoS OECD/MSTI Clarivate – WoS

16


renansatz immer durch qualitative Einschätzun-

verwendet dabei eine Gleichgewichtung, um die

gen ergänzt werden, die darauf abzielen, Entwick-

Berechnung transparent und nachvollziehbar zu

lungen zu antizipieren, die sich möglicherweise

halten. Dennoch wären auch andere Gewich-

erst in Jahren in Zahlen messbar niederschlagen.

tungsverfahren denkbar und sind in vergleichba-

Aus diesen Gründen folgt der Innovationsindikator

ren Analysen zum Einsatz gekommen. Um die

dem Ansatz, die quantitativen Ergebnisse gezielt

Robustheit der Ergebnisse gegenüber abweichen-

um qualitative Einschätzungen zu ergänzen, die

den Gewichtungen zu analysieren, bedienen sich

explizit sowohl den aktuellen Politikkontext als

die Autoren der Studie moderner statistischer

auch mögliche zukünftige Entwicklungen zu be-

Simulationsmethoden. Dabei zeigen sich die Er-

rücksichtigen suchen.

gebnisse als äußerst robust und die Einordnungen der Analyse somit als verlässlich.

INPUT GESELLSCHAFT

OUTPUT

INPUT

INPUT

WISSENSCHAFT

OUTPUT

WIRTSCHAFT

INPUT

OUTPUT

BILDUNG

OUTPUT

Zum anderen muss der rein quantitative Indikato-

zahl verdichtet werden. Der Innovationsindikator

Gewichtung zu einer zusammenfassenden Maß-

Innovationssystem relevante Teilindikatoren durch

Hauptelemente des Innovationsindikator-Modells Hauptelemente des Innovationsindikator-Modells

Angemessenheit der verwendeten Indikatoren.

eine ständige kritische Auseinandersetzung mit der

Kompositindikator, bei dem einzelne, für das

Der Innovationsindikator ist ein sogenannter

INPUT

Struktur des Berichts

STAAT

OUTPUT

So führen zwar unterschiedliche Gewichtungs­

Quelle: eigene Darstellung

verfahren zu geringfügigen Unterschieden im

Der folgende Abschnitt fasst die Ergebnisse

konkreten Abschneiden der Länder. Allerdings

zusammen und weist auf einige Zukunftsheraus-

bilden sich weitgehend unabhängig von der

forderungen für die Innovationspolitik beziehungs-

jeweiligen Gewichtung deutlich erkennbare

weise das Innovationssystem hin.

Quelle: Eigene Darstellung

Zuordnungen zu gewissen Gruppen an Volkswirtschaften heraus. Es lässt sich also mit großer

Das Fokusthema des Innovationsindikators 2018

Sicherheit sagen, dass ein Land zum Beispiel

beschäftigt sich mit der Offenheit von Innovations­

zu der ­Verfolger- oder der Spitzengruppe zählt.

systemen. Zunächst wird das Konzept der Offen­

Dementsprechend wird sich die Interpretation der

heit vorgestellt sowie auf politische Ansätze in

Rangplätze im Wesentlichen auf diese Gruppen-

Deutschland zur Erhöhung der Offenheit einge-

zugehörigkeit und stabile langfristige Entwick-

gangen. Die Ergebnisse eines Offenheitsindikators

lungstrends konzentrieren. Kleinere Veränderun-

werden anschließend dargestellt und für die 35

gen zu den Vorjahren sowie geringe Abstände

Länder im Innovationsindikator diskutiert. Abschlie-

zwischen einzelnen Ländern sollten dabei nicht

ßend wird die zeitliche Entwicklung der Offenheit in

überinterpretiert werden.

den vier größten ­Volkswirtschaften – USA, ­China, Japan, Deutschland – ­erörtert und insbesondere

Dynamisches Umfeld Innovationssysteme sind hochgradig dynamisch:

die Entwicklung in China kommentiert.

Website mit mehr Informationen

Sie verändern sich unablässig und häufig in schwer vorhersehbarer Weise. Diese Veränderun-

Der vorliegende Bericht fasst die Hauptergebnis-

gen können einen gravierenden Einfluss auf die

se der für das Referenzjahr 2017 durchgeführten

Funktionsweise des Innovationssystems ausüben.

Analysen zusammen. Profile für einzelne Länder,

Dies stellt wiederum Messmodelle wie den Inno-

die Entwicklung von Einzelindikatoren sowie Ver-

vationsindikator vor große Herausforderungen, da

gleiche zwischen verschiedenen Ländern können

dieser die volkswirtschaftlichen Innovationsfähig-

auf der Internetseite selbst erstellt werden. Dort

keiten auf Basis eines vorneweg definierten Indika-

findet sich auch eine ausführliche Dokumentation

torensets erfasst. Unerwartete Entwicklungen so-

der Methoden und der verwendeten Indikatoren

wie strukturelle Veränderungen, wie sie beispiels-

im elektronisch verfügbaren Methodenbericht.

weise im Zuge der digitalen Transforma­tion der Wirtschaft zu erwarten sind, erfordern zum einen

17

www.innovationsindikator.de

BDI_Innovationsindikator 2018


04

Singapur erstmals an der Spitze

Die Schweiz verliert nach 17 Jahren die Führung, während Belgien und Deutschland ihre Vorjahresplätze verteidigen.

Die Referenzjahre

Im Jahr 2017 hat Singapur erstmals die Schweiz

ihrer Fähigkeiten, Innovationen hervorzubringen

vom ersten Platz im Innovationsindikator ver-

und zu nutzen. Er berücksichtigt dabei sowohl

drängt. Auch wenn beide Nationen bezogen auf

Investitionen in das Innovationssystem (Input) als

die Punktzahl mit 73 (Singapur) und 72 (Schweiz)

auch Ergebnisse innovationsorientierter Aktivitä-

nahezu gleichauf liegen, wird Singapur dadurch

ten (Output). Er besteht aus mehreren einzelnen

für einen kontinuierlichen Aufholprozess belohnt.

Indikatoren, deren jeweiliger Erklärungsbeitrag in

Deutschland verteidigt den vierten Platz, wobei

einem ökonomischen Modell auf den Prüfstand

der Abstand zum drittplatzierten Belgien zunimmt.

gekommen ist – eine besondere Stärke des Inno-

Die USA verbessern sich bezogen auf den Rang-

vationsindikators. Durch die besondere Herange-

platz deutlich und liegen 2017 auf Platz 6. Diese

hensweise lässt sich zum einen die Entwicklung

positive Entwicklung ist überwiegend noch auf die

einzelner Länder über die Zeit verfolgen, zum

innovationspolitischen Veränderungen unter der

anderen lassen sich Länder miteinander verglei-

Regierung von Präsident Barack Obama zurückzu-

chen. Allerdings: Die Messungen unterliegen

führen. Ob sich der Trend auch unter Amtsnach-

statistischer Unsicherheit – daher sind Rangplatz-

folger Trump fortsetzen kann, bleibt abzuwarten.

unterschiede eng beieinanderliegender Volkswirtschaften schwer interpretierbar.

Zwischen Deutschland und den USA landet Schweden auf Platz 5, das gegenüber 2015 drei

Die Ausgabe 2018 des Innovationsindikators stellt die Innovationsleistung

Rangplätze gutmachen kann. Hinter den USA

Spitzengruppe zieht davon

platzieren sich Großbritannien, Dänemark, Irland,

von 35 Ländern im Referenzjahr

Südkorea, Österreich und die Niederlande auf

Die Schweiz konnte ihre Spitzenposition 2017

2017 dar. Die Vorjahresausgabe des

den Plätzen 7 bis 12. Finnland, das 2014 noch

nicht mehr behaupten und fällt im Ranking

auf Rang 4 und 2015 immerhin noch auf Rang 5

hinter Singapur zurück. Es kommt damit erst-

lag, erreicht nur noch den 13. Platz und fällt damit

malig zu einer „Wachablösung“ im Ranking der

das Referenzjahr 2015. Für Vergleiche

deutlich zurück. Diese negative Entwicklung ist

innovativsten Länder weltweit. Während 2015

zwischen dem aktuellen und den

dabei auch auf die seit Jahren schwierige wirt-

die Schweiz noch auf 75 Punkte kam und damit

zuletzt veröffentlichten Ergebnissen

schaftliche Lage zurückzuführen, die durch die

fünf Zähler vor Singa­pur lag, erreicht sie 2017

wird auf die beiden Referenzjahre

Neuorientierung und den Umbau des wirtschaftli-

nur noch 72 Punkte und liegt damit einen Punkt

Bezug genommen. Zusätzlich wird

chen Hauptakteurs Nokia eingeläutet wurde. Chi-

hinter Singa­pur. Die Schweiz ist dabei unter

im Inno­vationsindikator 2018 auch

na verliert nach einer Periode der kontinuierlichen

anderem bei einzelnen Bildungsindikatoren und

der Referenzwert für das Jahr 2016

Aufwärtsentwicklung Punkte und erreicht 2017

beim Indikator „Beschäftigte in wissensintensi-

ausgewiesen.

nur noch 14 Punkte (2015: 19). Bezogen auf die

ven Dienstleistungen“ zurückgefallen. In beiden

Rangplätze verändert sich das Land aber kaum.

Fällen hat sich die Leistung der Schweiz nicht

Innovationsindikators, die im Frühjahr 2017 erschienen ist, bezog sich auf

wirklich verschlechtert. Allerdings haben andere

BDI_Innovationsindikator 2018

Der Innovationsindikator misst die Leistungs-

Länder zum Teil stark aufgeholt und den großen

fähigkeit von 35 Volkswirtschaften hinsichtlich

Vorsprung der Schweiz dahinschmelzen lassen.

18


Außerdem haben die vom World Economic Forum

USA vor ungewisser Zukunft

(WEF) befragten Experten auch die Schweizer Leistungsfähigkeit von Bildung, Wissenschaft und

Die USA haben nach vielen Jahren rückläufiger

Staat schlechter bewertet. Singapur konnte unter

Entwicklung zuletzt wieder besser abgeschnit-

anderem bei der Verfügbarkeit von Wagniskapital,

ten. Nach einer kurzen Zwischenpause im Jahr

der staatlichen Förderung von Forschung und

2015 konnten sie den Aufwärtstrend zumindest

Entwicklung sowie der Arbeitsproduktivität stark

bezogen auf den Rangplatz 2016 und 2017 fort-

zulegen. Zudem fielen Experteneinschätzungen

setzen. Im Jahr 2017 erreichen die USA Platz 6

beim WEF günstiger aus und auch die Indikato-

im Innovationsindikator und können sich damit

ren zur gesellschaftlichen Einstellung gegenüber

gegenüber 2015 um fünf Plätze verbessern.

Innovationen zeigten nach oben.

Noch unter der Regierung von Präsident Barack ­Oba­ma hat das Weiße Haus 2015 seine strategy

Beide Länder haben einen deutlichen Vorsprung

for american innovation aktualisiert und damit das

vor einem breiten Mittelfeld, das von Belgien angeführt wird. Belgien kann sich dabei erneut um einen Zähler auf 59 Punkte verbessern und setzt sich leicht von Deutschland ab, das weiterhin auf 55 Punkte kommt. Deutschland und Belgien schneiden in allen fünf Teilsystemen des Innova­tionsindikators – Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft – gut ab, auch wenn sie nirgends spitze sind. Belgien belegt bei vier der fünf Subindikatoren den sechsten Rang und in der Wissenschaft Rang 5. Deutschland platziert sich zwischen Rang 8 (Staat) und Rang 12 (Gesellschaft) stets im oberen Drittel, aber in keinem Teilsystem sehr gut. Da aber für ein funktionierendes Innovationssystem gute Leistungen in allen für Innovation wichtigen Bereichen notwendig sind, schneiden Länder mit guten Systemkomponenten besser ab als Länder mit großen Schwächen in einzelnen Teilsystemen. Der vierte Platz Deutschlands ist sicherlich ein respektables Ergebnis. Allerdings vergrößert sich der Abstand Deutschlands zur Spitzengruppe weiter. Verbesserungen unter anderem im Bereich der Hochschulbildung, der Anzahl der Forschenden und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung der Unternehmen standen Verschlechterungen bei Sekundarabschlüssen und Promotionen, Bildungsausgaben, PISA-Ergebnissen sowie der Beschäftigung in wissensintensiven Dienstleistungen gegenüber. Die Politik sollte dringend Impulse setzen, um eine neue Innovationsdynamik zu entfachen.

Gesamtergebnis des Innovationsindikators Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

Indexwert Singapur Schweiz Belgien Deutschland Schweden USA Großbritannien Dänemark Irland Südkorea Österreich Niederlande Finnland Frankreich Taiwan Israel Norwegen Kanada Australien Japan Tschechien Portugal Spanien Italien China Ungarn Polen Russland Griechenland Indonesien Südafrika Türkei Mexiko Indien Brasilien

73 72 59 55 54 52 52 51 51 51 50 50 49 46 46 44 44 43 43 39 26 20 19 17 14 10 10 7 5 2 0 0 0 0 0 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Die Indexwerte sind in der Publikation durchgängig gerundet.

19

BDI_Innovationsindikator 2018


Unter Barack Obama haben die USA ihr Innovationssystem modernisiert und einen progressiveren Weg eingeschlagen. Das kommt ihnen im aktuellen Innovationsindikator zugute. Doch die Aussichten sind düster.

Papier aus dem Jahr 2009 weiterentwickelt. Bei

Verständnis von Innovation. In Anlehnung an das

der Beurteilung dieser Strategie hilft es, den inno-

EU-Programm „Grand Societal Challenges“ sollte

vationspolitischen Kontext zu kennen. Traditionell

die Innovationspolitik der USA nun auch Schwer-

setzen die USA auf ein eher lineares Verständnis

punktthemen setzen – unter anderem im Bereich

von Innovation. Danach macht themenunabhän-

der fortgeschrittenen Produktionstechnologien,

gige Forschung (vor allen Dingen in den Univer-

Medizin, Smart Cities und sauberen Energie-

sitäten) Technologieentwicklung möglich, die

technologien. Außerdem lag nun ein zusätzlicher

kommerziell genutzt werden kann. Das Unterneh-

Schwerpunkt auf der Steigerung der Innovations-

mertum ist dabei der zentrale Mechanismus der

fähigkeit des öffentlichen Sektors und der öf-

Kommerzialisierung. Eine Politik, die von diesen

fentlichen Verwaltung. Heraus kam eine deutlich

Grundannahmen ausgeht, setzt auf eine starke

progressivere Innovationspolitik, die zum einen auf

institutionalisierte Förderung der Wissenschaft.

den traditionellen Stärken der USA in der Spitzen-

Diese sollte – abgesehen von der in den USA

forschung und dem Unternehmertum beruht. Zum

wichtigen Verteidigungsforschung – themenoffen

anderen aktiviert sie auch strategische und zuvor

sein. Ergänzend ist eine Innovationsförderung der

nur unzureichend genutzte Potenziale im Bereich

Unternehmen möglich, um finanzielle Mittel für

der großen gesellschaftlichen Herausforderungen

Innovationen bereitzustellen. Dafür flossen in den

und Innovationen im öffentlichen Sektor.

USA, insbesondere bei den Gründungen in der IT-Branche der letzten 30 Jahre, deutlich mehr

Die Zugewinne der USA im Innovationsindikator

private als staatliche Mittel.

lassen sich mit dieser Modernisierung der Innovationsstrategien unter Obama erklären. Unklar

BDI_Innovationsindikator 2018

Die Regierung unter Barack Obama ergänzte

ist allerdings, inwieweit diese Entwicklungen

nun in ihrer Strategierevision von 2015 dieses

unter seinem Nachfolger Donald Trump Bestand

20


haben werden. Die USA sind zunehmend natio-

Zudem schätzen Experten die qualitativen

nal isoliert, das Innovationssystem ist nachhaltig

­Aspekte des österreichischen Innovations­systems

geschwächt – das sind mittelfristig eher düstere

seit Kurzem schlechter ein. Das Land will ­seine

Aussichten. Zusätzlich schwächt eine zunehmen-

Ausgaben für Forschung und Entwicklung deut-

de und offen ausgetragene politische Feindselig-

lich erhöhen, für 2020 strebt es eine Quote von

keit gegenüber bestimmten wissenschaftlichen

3,76 Prozent an. Die jüngste Erhöhung der steu-

Fakten wie dem Klimawandel vermutlich mittel-

erlichen Förderung von Forschung und Entwick-

fristig auch den Wissenschaftsstandort USA. Die

lung auf 14 Prozent seit dem 1. Januar 2018 soll

zukünftige Entwicklung ist schwer vorhersagbar,

Österreich auf diesem Weg voranbringen. Eine

die derzeitige politische Ausrichtung gibt aber

offene Herausforderung bleibt, wie zusätzlich zu

wenig Anlass zu Optimismus.

den Inputs auch die Innovationsoutputs gesteigert werden können – insbesondere im Bereich

Südkorea verbessert sich merklich

anspruchsvoller Innovationen und Innovationen jenseits der traditionellen Industriebranchen.

Irland und Südkorea erreichen jeweils 51 Index-

Im Mittelfeld liegen dicht gedrängt Frankreich

punkte. Während Irland leicht zurückgefallen

(46 Punkte), Taiwan (46 Punkte) und ­Israel

ist, verbesserte sich Südkorea gegenüber 2015

(44 P ­ unkte), sowie Norwegen (44 Punkte),

merklich und rückte um drei Ränge vor. Dahinter

­Kanada (43 Punkte) und Australien (43 Punkte).

folgen Österreich, die Niederlande und Finnland

Interessant ist hier insbesondere Norwegen. Das

mit 50 beziehungsweise 49 Punkten. Das Ab-

rohstoffreiche Land bemüht sich seit Langem um

schneiden Österreichs dürfte für die österreichi-

eine Modernisierung und eine stärkere Innova-

sche Bundesregierung nicht zufriedenstellend

tionsorientierung seiner Wirtschaft. Dies bleibt

sein. Schließlich hat sich das Land in seiner

jedoch bis heute ohne messbaren Erfolg. Norwe-

Forschungs- und Technologiestrategie zum Ziel

gen gehört zu den reichsten Ländern der Welt –

gesetzt, in die Gruppe der innovationsstärksten

gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.

Länder der Welt (innovation leaders) vorzudrin-

Allerdings gilt die große Abhängigkeit von einigen

gen. Die Regierungen der vergangenen 15 Jahre

wenigen Sektoren als Gefahr für die ­zukünftige

haben ihre Anstrengungen zur Förderung von

Wettbewerbsfähigkeit. Zu diesen Sektoren gehö-

Wissenschaft, Forschung und Innovation erheb-

ren neben der Fischerei und den Aquakulturen

lich ausgeweitet.

vor allen Dingen auch der öl- und gasproduzieren-

Hohe Investitionen in Forschung und ­Entwicklung zahlen sich für Österreich bislang nicht aus.

de Sektor sowie die auf günstige Energie angeIm Bereich der Innovationsindikatoren schlug sich

wiesene Grundstoffindustrie (zum Beispiel die

dies insbesondere in der gesamtwirtschaftlichen

Aluminiumproduktion). Weil Öl- und Gasvorkom-

Forschungs- und Entwicklungsquote nieder. Hier

men allmählich zur Neige gehen, kann diese Wirt-

zählt Österreich mittlerweile zu den Top-Nationen

schaftsstruktur nicht dauerhaft das ökonomische

(2017: Rang 7) und hat mit seinen Ausgaben in

Rückgrat der norwegischen Gesellschaft bilden.

dem Bereich in Relation zum BIP von 3,09 Prozent Deutschland (2,94 Prozent) hinter sich ge-

Die norwegische Regierung weiß um die Endlich-

lassen. In den vergangenen 15 Jahren hat global

keit der fossilen Ressourcen, weswegen ein er-

nur Südkorea seine Forschungs- und Entwick-

heblicher Teil der Erdöleinnahmen in den Staat-

lungsquote stärker erhöht als Österreich. Doch die

lichen Pensionsfonds des Königreichs Norwegen

höheren finanziellen Inputs haben (noch) nicht

fließt. Dieser Fonds hatte Ende 2017 einen

zu merklichen Steigerungen bei vielen Out­put­

Wert von über 800 Milliarden Euro und dient im

indikatoren geführt. Weder bei Patenten noch bei

Wesentlichen als Versorgungsfonds für die Zeit

wissenschaftlichen Publikationen zählt Österreich

nach dem Erdöl. Er ist ein ­konsumorientierter

zu den Top-Nationen. Und auch im Bildungs­

Vorsorge­fonds und keine Investition in die Ent-

bereich gibt es noch Defizite – etwa bei der

wicklung von Zukunftstechnologien, welche die

Anzahl der Hochschulabsolventen und bei den

Wirtschaft langfristig tragen könnten. Innova-

Bildungsausgaben.

tionspolitische Impulse sind daher von diesem

21

BDI_Innovationsindikator 2018


Fonds nicht zu erwarten. Im Jahr 2014 hat die

setzungsfrist zu beurteilen. Gleichwohl deuten

norwegische Regierung einen strategischen

einige Indizien bereits heute darauf hin, dass der

Plan für Forschung und Bildung vorgelegt, der

Plan erhebliche Probleme des norwegischen In-

in der Periode 2015 bis 2024 umgesetzt werden

novationssystems nicht effektiv beseitigen kann.

soll. Dessen Ziele: der Gefahr einer einseitigen

Einige Maßnahmen hätten beispielsweise die

Abhängigkeit vom Öl- und Erdgasgeschäft be-

Fragmentierung des Wissenschaftssystems ver-

gegnen und die Innovationskraft der heimischen

ringern sollen. Dazu zählte vor allen Dingen die

Wirtschaft steigern. Kernpunkte dieses Plans

Zusammenlegung verschiedener Universitäten

beziehen sich vor allen Dingen auf die unzurei-

und Hochschulen. Dies trug aber primär dazu

chende Exzellenz der Wissenschaft, die Fokus-

bei, die bisher gut funktionierende Aufgabentei-

sierung der Innovationsförderung auf aufeinander

lung zwischen Volluniversitäten und Fachhoch-

aufbauende statt radikaler Innova­tionen sowie

schulen zu stören. Außerdem ist zu bemängeln,

die Adressierung spezifischer gesellschaftlicher

dass die Innovationsförderung nach wie vor ein

Herausforderungen. Zwar ist es schwierig, den

lineares Innovationsverständnis zugrunde legt

Erfolg dieses Plans deutlich vor Ablauf der Um-

und nicht ausreichend Wert auf themenoffene, koopera­tionsbasierte Innovationsmodi legt. Ein besonders großes Problem vieler Förder­

Gesamtranking der Länder 2000–2017 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

2000 Schweiz Schweden USA Finnland Belgien Singapur Israel Kanada Frankreich Deutschland Niederlande Dänemark Großbritannien Norwegen Japan Australien Österreich Irland Südkorea Taiwan Tschechien Russland Ungarn Spanien Indien Italien Polen Indonesien China Griechenland Portugal Brasilien Mexiko Türkei Südafrika

2005 Schweiz Schweden USA Finnland Singapur Niederlande Kanada Dänemark Belgien Deutschland Norwegen Großbritannien Österreich Israel Frankreich Australien Irland Japan Südkorea Taiwan Tschechien Spanien Ungarn Indien Italien China Russland Polen Portugal Griechenland Südafrika Indonesien Brasilien Mexiko Türkei

2010 Schweiz Singapur Schweden Deutschland Finnland Niederlande Norwegen Österreich USA Belgien Kanada Taiwan Dänemark Frankreich Großbritannien Australien Irland Südkorea Israel Japan Tschechien Ungarn Spanien Portugal China Italien Indien Russland Polen Griechenland Indonesien Südafrika Brasilien Mexiko Türkei

2015 Schweiz Singapur Belgien Deutschland Finnland Großbritannien Dänemark Schweden Österreich Niederlande USA Irland Südkorea Norwegen Frankreich Australien Israel Kanada Taiwan Japan Tschechien Portugal Spanien Ungarn China Italien Russland Polen Griechenland Südafrika Türkei Indonesien Brasilien Indien Mexiko

mechanismen ist die Kurzfristigkeit in der Ziel­ 2017 Singapur Schweiz Belgien Deutschland Schweden USA Großbritannien Dänemark Irland Südkorea Österreich Niederlande Finnland Frankreich Taiwan Israel Norwegen Kanada Australien Japan Tschechien Portugal Spanien Italien China Ungarn Polen Russland Griechenland Indonesien Südafrika Türkei Mexiko Indien Brasilien

setzung. Zu häufig stehen unmittelbare ­Renditeund Profitabilitätsziele vor der langfristigen Entwicklung neuer Technologien, die eine nachhaltige Erneuerung der norwegischen Wirtschaft ermög­ lichen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass die Profitabilität der auf Energiequellen basierenden Sektoren immer noch so hoch ist, dass ein bedeutender Teil des Humankapitals hier gebunden ist. Viele innovative, aber derzeitig noch weniger profitable Unternehmen leiden daher unter erheblichem Fachkräftemangel. Japan schließt mit 39 Punkten so wie in den Vorjahren das breite Mittelfeld der innovations­ orientierten Länder ab. Das schlechte Abschneiden Japans im Innovationsindikator liegt vor allem an der geringen Offenheit des japanischen Innovationssystems und der japanischen Gesellschaft im Allgemeinen (siehe hierzu auch das Fokuskapitel). Hinzu kommt, dass die Innovationsleistung der japanischen Wirtschaft sehr stark auf die relativ kleine Zahl an multinationalen Konzernen konzentriert ist. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen sind dagegen wenig innovations­orientiert. Gerade im Wissenschaftsbereich sowie beim Human­kapital macht sich die geringe Offenheit negativ bemerkbar. Japan sieht sich ­vermutlich stärker als alle anderen hoch entwickelten Industrie­länder einer demografisch bedingten Fachkräfteknappheit gegenüber. Dieser nur mit

BDI_Innovationsindikator 2018

22


Exkurs

Chinas Rolle im Blickpunkt Warum wird China bei einigen Technologien und

China befindet sich im Übergang von einem

in einigen Sektoren bereits als starker Wettbewer-

Low-Cost- zu einem Hightech-Anbieter, was

ber wahrgenommen, schneidet aber im Innova­

gesamtwirtschaftlich zunächst mit Transak­

tionsindikator nicht gut ab? Hier einige Erklärun-

tionskosten verbunden ist.

gen und Hintergründe:   Chinas Innovationssystem ist nach wie vor sehr   Der Innovationsindikator betrachtet ausschließlich die 35 innovativsten Volkswirtschaften,

inputlastig; der Output wird erst zeitverzögert sichtbar.

unter denen China immerhin Platz 25 erreicht.   Chinas Effizienz bei der Umsetzung des Inputs   Im Innovationsindikator wird China als Gan-

in Output erreicht noch nicht das Niveau

zes bewertet und nicht nur die wirtschafts-

der meisten anderen innovationsorientierten

starken Ostküsten­regionen.

­L änder.

Chinesische Unternehmen sind im Wesent-

Unbestritten ist jedoch, dass China ...

lichen lediglich auf dem chinesischen Markt wettbewerbsfähig.

... sich in den vergangenen Jahren nochmals deutlich weiterentwickelt und gesteigert hat.

Nur in wenigen Branchen und auf wenigen Technologiefeldern besteht auch eine inter-

... sich schneller entwickelt hat als viele Be-

nationale Wett­bewerbsfähigkeit bei innovativen

obachter das erwartet oder gar für möglich

Produkten und Dienstleistungen.

gehalten hatten.

Weite Teile des wirtschaftlichen Erfolgs von

... in den vergangenen zwei bis drei Jahren

China beruhen (noch) nicht auf Innovation,

den politischen Willen gezeigt hat, sich wirt-

sondern auf Preisführerschaft und Infrastruk-

schaftlich von der „Werkbank der Welt“ gezielt

turinvestitionen.

zu einer Innovationsnation zu entwickeln.

der Mobilisierung interner Potenziale, vor allem

(20 Punkte), Spanien (19 Punkte) und Italien (17

mit einer höheren Zahl von Frauen mit technisch-

Punkte) liegt. Hinter Italien folgt China (14 Punkte),

naturwissenschaftlichen Qualifikationen, zu

das noch Anschluss an die Nachzüglergruppe hält,

begegnen, erscheint wenig realistisch. Gleichzei-

während Ungarn, Polen, Russland, Griechenland

tig hat aber Japan kaum Ansätze entwickelt, um

und Indonesien bereits deutlicher zurückbleiben.

Hochqualifizierte aus dem Ausland anzuziehen

Gänzlich ohne Punkte stehen Südafrika, die Türkei,

und vor allem in die japanische Wirtschaft und

Mexiko, Indien und Brasilien am Ende der Rang-

Gesellschaft zu inte­grieren. Dieses Defizit kann

ordnung der 35 Länder, da sie bei keinem der In-

Japan auf lange Sicht teuer zu stehen kommen.

dikatoren besser als das schlechteste Land in der Benchmark-Gruppe (Deutschland, USA, Japan,

Das untere Drittel im Länderranking des Innova­

Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Italien) sind.

tionsindikators führt wie schon im Jahr 2015 Tschechien an, das mit 26 Indexpunkten vor Portugal

23

BDI_Innovationsindikator 2018


Die Subindikatoren

zurück. Wie schon 2015 erreicht Deutschland 54 Indexpunkte. Belgien, Israel und Irland sind allerdings vorbeigezogen und haben ihren Index auf Werte zwischen 55 und 57 verbessert. Wie auch

Der Innovationsindikator zeichnet sich auch da-

in anderen Teilbereichen des Innovationsindika-

durch aus, dass er ein differenziertes Bild der In-

tors stagniert Deutschlands Entwicklung bedenk-

novationslandschaft in den untersuchten Ländern

lich – ein Trend, der sich bei anderen ­Nationen

zeichnen kann. Dazu bewertet er die fünf Subsys-

nicht zeigt. Im sich verschärfenden internationa-

teme Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und

len Wettbewerb bedeutet Stagnation Rückschritt.

Gesellschaft. Die Wirtschaft ist davon das wich-

Die Schweiz bleibt beim Subindikator Wirtschaft weiter an der Spitze, Deutschland ist nur noch Neunter.

tigste. Daher wird es auch mit der größten Anzahl

Die relative Abnahme der Innovationskraft der

an Indikatoren im Innovationsindikator erfasst.

deutschen Wirtschaft ist auch in einigen ande-

Innovationen sind marktfähige Produkte, Prozes-

ren wissenschaftlichen Studien dokumentiert. So

se und Dienstleistungen, die in der Wirtschaft

zeigt sich, dass zwar die Innovationsausgaben

entwickelt und kommerzialisiert werden. Erst hier

der deutschen Wirtschaft insgesamt seit den

entstehen Innovationen. Eine erfolgreiche Wirt-

1990er-Jahren kontinuierlich steigen, die Inno-

schaft benötigt jedoch gute Rahmenbedingungen

vationsbeteiligung aber immer weiter zurückgeht.

(Staat), qualifiziertes Personal, ein gutes System

Insbesondere viele kleine und mittlere Unterneh-

der Wissensweitergabe (Bildung) sowie ein star-

men ziehen sich komplett zurück. Die steigenden

kes Wissenschaftssystem, in dem grundlegendes

Innovationsausgaben werden somit immer stärker

und anwendungsnahes Wissen entsteht. Letztlich

von einigen wenigen Großunternehmen geschul-

ist auch ein gesellschaftliches Umfeld nötig, das

tert. So betrug der Anteil der Ausgaben, die von

Inno­vationen begünstigt und diese nachfragt.

Großunternehmen getragen wurden, im Jahr 1995 nur 57 Prozent. Heute liegt dieser Wert bei

Wirtschaft

77 Prozent.2 Eine zunehmende Fokussierung auf wenige Großunternehmen führt jedoch zu einer zunehmenden Abhängigkeit von einigen Schlüs-

Die Schweiz steht anders als im Gesamtranking

selindustrien. Im Extremfall von Nokia in Finnland

beim Subindikator Wirtschaft an der Spitze und

zeigt sich, wie stark die nachteiligen Effekte einer

zeichnet sich damit wie schon 2015 durch beson-

zu großen A ­ bhängigkeit sein können.

ders innovationsfähige Unternehmen, eine hohe Umsetzungskompetenz und den höchsten Inno-

Hinter Deutschland reihen sich Schweden (52

vationsoutput – gemessen an der Landesgröße –

Punkte), die Niederlande (50 Punkte), Österreich

aus. Nachdem die Schweiz 2015 ihren Vorsprung

(49 Punkte) und Japan (48 Punkte) ein. Öster-

etwas eingebüßt und 66 Punkte erreicht hat, konn-

reich erreicht dabei bei vielen Einzelindikatoren

te das Land den Vorsprung 2016 und 2017 wieder

nur mittlere oder untere Werte. Das trifft zum

leicht ausbauen und erreichte 68 beziehungsweise

Beispiel auf den Anteil der Beschäftigten in den

69 Punkte. Hinter der Schweiz liegt in diesem Jahr

wissensintensiven Industrien, für die Frühphase

erstmalig Taiwan auf Platz 2, das seine Punktzahl

eingesetztes Risikokapital sowie den Handels-

von 56 im Jahr 2015 auf 64 im Jahr 2017 deutlich

bilanzsaldo bei Gütern der Hochtechnologien

gesteigert hat. Zulegen konnten auch Singapur

zu. Spitzenwerte erreicht Österreich nur beim

und die USA von 57 (2015) auf 62 (2017) bezie-

Anteil der vom Staat finanzierten Ausgaben für

hungsweise von 56 (2015) auf 60 (2017) Zähler.

Forschung und Entwicklung der Unternehmen

Südkorea, das 2015 noch auf Platz 2 lag, fällt auf

gemessen am Bruttoinlandsprodukt.

Platz 5 zurück, da es seine Punktzahl anders als die USA und Singapur nicht steigern konnte.

Dänemark führt das hintere Mittelfeld mit 45 Punkten an, Tschechien schließt es mit 24 Punk­

BDI_Innovationsindikator 2018

Während Deutschland die Verfolgergruppe im

ten ab. In diese Gruppe reihen sich unter anderem

Jahr 2015 noch anführte, fällt es in diesem Jahr

Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Finn-

zumindest bezogen auf die Rangplätze deutlich

land ein. Norwegen beispielsweise verfügt aber

24


neben vielen schlechten Werten, etwa bei den

nicht mehr neuen und innovativen Unternehmen

internationalen Ko-Patenten sowie den Wertschöp-

in anderen Branchen zur Verfügung.

fungsanteilen in der Hochtechnologie, auch über ausgeprägte Stärken. Hierzu zählen zum Bei-

Spanien und China liegen mit jeweils 16 ­Punkten

spiel – ähnlich wie bei Österreich – der Anteil der

nahezu gleichauf. China erreicht bei vielen Indi­

staatlich finanzierten Forschung und Entwicklung

ka­toren nur sehr schlechte Werte. Dies betrifft

der Unternehmen, der Umfang der steuerlichen

beispielsweise die technologische Qualität der

Forschungs- und Entwicklungsförderung sowie

heimischen Nachfrage, die Anmeldungen von

die hohe Nachfrage der heimischen Unternehmen

­US-Patenten sowie die Wertschöpfung je Arbeits-

nach technologisch hochwertigen Produkten.

stunde. Allerdings hat China auch klare Stärken. Unter anderem ist der Anteil der von Unternehmen

Es lässt sich also sagen, dass die Innovations-

finanzierten Forschung und Entwicklung an Hoch-

schwäche der norwegischen Wirtschaft vermut-

schulen höher als in allen Benchmark-Ländern.

lich wenig mit unzureichenden staatlichen Finanzierungsanreizen für Innovation zu tun hat. Sie ist

Hinter China folgen Ungarn (15), Italien (10) sowie

eher eine systemische Schwäche, Innovationen

Russland (10). Besonders besorgniserregend ist da-

hervorzubringen. Die Stärke der norwegischen

bei das Abschneiden von Italien. In vielen zen­tralen

Ölindustrie und ihre nachgelagerten Branchen

Indikatoren wie dem Anteil der Beschäftigten in den

scheint dabei Fluch und Segen zugleich: Sie ga-

wissensintensiven Dienstleistungen oder den trans-

rantiert auf der einen Seite einen hohen jetzigen

nationalen Patentanmeldungen weist Italienden

ökonomischen Wohlstand, bindet aber auf der an-

niedrigsten Wert unter den Benchmark-Ländern

deren Seite durch sehr hohe Löhne einen bedeu-

auf und erhält daher null Punkte. Über ausgeprägte

tenden Teil des Humankapitals. Dieses steht dann

Stärken verfügt das einst hochindustrialisierte Land

An Ideenreichtum mangelt es in Deutschland nicht: Das 2016 gegründete Start-up Franka Emika hat ein Robotersystem entwickelt, das sich über Apps bedienen lässt und dem auch ohne RobotikKenntnisse innerhalb weniger Minuten neue Aufgaben beigebracht werden können. 2017 gab es dafür den Deutschen Zukunftspreis.

25

BDI_Innovationsindikator 2018


auch nicht mehr. Den besten Indikatorwert erzielt

Wissenschaft

Italien mit 57 beim Anteil der staatlich finanzierten Ausgaben für Forschung und Entwicklung der

Im Bereich Wissenschaft hat Singapur Dänemark

Unternehmen am Bruttoinlandsprodukt. Hinzu

überholt und steht nun mit 99 Punkten unange-

kommt, dass die politische Lage nicht optimis-

fochten an der Spitze. Besonders stark ist das

tisch stimmt. Der einstige Hoffnungsträger Matteo

Land bei der Anzahl der Forscher pro 1.000

Renzi scheiterte bereits 2016 mit einem Verfas-

Beschäftige sowie bei den qualitätsbezogenen

sungsreferendum, das die politischen Entschei-

bibliometrischen Indikatoren wie den Zitaten pro

dungsprozesse deutlich vereinfachen sollte. Die

Publikation (Zitatrate) sowie dem Anteil des Lan-

Niederlage läutete Neuwahlen und einen langen

des unter den 10 Prozent am häufigsten zitier-

Prozess der politischen Unsicherheit ein, die letzt-

ten wissenschaftlich-technischen Publikationen

lich in der Regierungsbildung von Lega Nord und

(Exzellenzrate). Noch vor wenigen Jahren waren

die Italiens Wirtschaft wieder stärken könnten, ist

nalen Vergleich nur Mittelmaß. Gelungen ist diese

Gesamtergebnis des Innovationsin Gesamtergebnis des Innovationsindikators Fünf-Sterne-Bewegung mündete. Von Reformen, die Veröffentlichungen aus Singapur im internatioseitdem keine Rede mehr. Rang

Indikatorenwerte der fünf Subindikatoren

AT (Österreich), AU (Australien), BE (Belgien), BR (Brasilien), CA (Kanada), CH (Schweiz), CN (China), CZ (Tschechien), DE (Deutschland), DK (Dänemark), ES (Spanien), FI (Finnland), FR (Frankreich), GB (Großbritannien), GR (Griechenland), HU (Ungarn), ID (Indo­nesien), IE (Irland), IL (Israel), IN (Indien), IT (Italien), JP (Japan), KR (Südkorea), MX (Mexiko), NL (Niederlande), NO (Norwegen), PL (Polen), PT (Portugal), RU (Russland), SE (Schweden), SG (Singapur), TR (Türkei), TW (Taiwan), US (USA), ZA (Südafrika)

BDI_Innovationsindikator 2018

Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

Steigerung in so kurzer Zeit durch das gezielte

Rang

Indexwert Wirtschaft

Rang

Indexwert Wirtschaft CH TW SG US KR BE IL IE DE SE NL AT JP DK GB FR NO CA FI AU CZ ES CN HU IT RU PT ZA TR PL MX ID IN GR BR

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

69 64 62 60 60 57 57 55 54 52 50 49 48 45 44 42 37 31 31 28 24 16 16 15 10 10 9 8 7 4 2 1 0 0 0 0

20

40

Indexwert Wirtschaft

60

80

100

Indexwert Wissenschaft SG DK CH FI BE SE NL NO AT DE AU FR IE IL GB CA KR US PT CZ JP TW GR ES IT ZA HU ID CN TR RU PL MX IN BR

99 93 90 76 76 75 73 68 66 63 62 60 58 56 56 52 51 49 37 33 29 29 27 25 21 10 10 7 3 0 0 0 0 0 0 0

20

40

60

80

100

26


Anwerben ausländischer Spitzenkräfte –gerade

beit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unter-

auch im Wissenschaftssektor sowie durch hohe

stützen. Darüber hinaus konnte Singapur einen für

staatliche Investitionen in das Innovationssystem.

das Land idealen regulatorischen Rahmen entwi-

Außerdem verfolgt das Land eine ausgeprägte

ckeln, was – dies muss zugestanden werden – in

internationale Ausrichtung mit intensiven Ko-

einem kleinen Stadtstaat leichter umsetzbar und

operationsbeziehungen innerhalb der asiatisch-

steuerbar ist als in einer großen und politisch plu-

pazifischen Region, aber vor allem auch mit den

ralistischen Volkswirtschaft wie Deutschland oder

USA. Die Wissenschaftseinrichtungen in Singapur

sehr großen Ländern wie den USA oder China.

haben mit staatlicher Unterstützung bereits sehr früh auf Exzellenz in der Forschung gesetzt und

Dänemark (93 Punkte) und die Schweiz (90 Punk-

die Strukturen darauf ausgerichtet. Das System ist

te) folgen hinter Singapur. Beide Länder zeichnen

ähnlich organisiert wie das US-amerikanische Wis-

sich durch ein stark international orientiertes

sitäten und intermediären Einrichtungen, die den

dem Ausland in manchen Disziplinen und Einrich-

Gesamtergebnis des Innovationsindikators Gesamtergebnis des Innovationsin Gesamtergebnis des Innovationsindikators senschaftssystem mit starken ForschungsuniverWissenschaftssystem aus, in dem Forscher aus Transfer der Ergebnisse sowie die Zusammenar-

Rang

Indexwert Bildung

Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

27

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

84 69 59 57 55 54 53 53 52 50 49 43 43 40 38 38 37 37 36 33 31 23 22 14 13 10 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0

20

40

Indexwert Wirtschaft

Rang

Indexwert Bildung SG CH FI KR GB BE CA TW IE DE AT FR AU SE JP US DK NL NO CZ PL PT RU IL IT HU ES CN ZA TR MX IN ID GR BR

tungen die Mehrheit bilden. Die drei führenden

Rang

60

80

100

Rang

Indexwert Staat SG FI NO CH NL BE FR DE CA US SE KR AT GB JP DK IE PT AU TW CZ CN ES RU PL IN IL IT HU ID TR ZA MX GR BR

Rang 100 66

59 58 57 55 55 54 54 50 50 49 48 46 45 41 38 35 34 34 29 28 27 24 21 20 14 12 8 1 1 0 0 0 0 0

20

Indexwert Wirtschaft

40

60

80

100

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

Indexwert Gesellschaft AU GB FI SE CH BE CA NO IL FR DK DE US AT IT IE NL ES SG JP PT GR KR CZ PL CN ZA TW TR RU MX IN ID HU BR

82 80 73 71 70 70 69 58 58 57 53 52 50 49 46 45 44 44 37 35 35 29 27 14 5 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

20

40

60

80

100

BDI_Innovationsindikator 2018


Länder haben einen deutlichen Vorsprung auf das

darüber hinwegtäuschen, dass die USA viele der

vordere Mittelfeld aus Finnland (76), Belgien (76),

weltweit führenden Universitäten stellen. Aller-

Schweden (75) und den Niederlanden (73). Die

dings existieren neben den Leuchttürmen auch

Wissenschaftssysteme in Norwegen, Australien,

viele Universitäten, die nur äußerst bescheidene

Österreich und Deutschland erreichen 62 bis 68

Ergebnisse erzielen und somit den Durchschnitt

Punkte. Dahinter landen Frankreich (60), Irland

des Landes drücken.

(58), Israel (56) und Großbritannien (56). Es folgen Kanada, Südkorea sowie die USA mit 49 bis

Hinter den USA folgen Portugal (37 Punkte),

52 Punkten.

Tschechien (33 Punkte) und Japan (29). Wie in den Vorjahren schneidet das japanische Wissen­

Die USA, die als führende Wissenschaftsnation

schaftssystem insbesondere bei den publikations­

gilt, bleiben somit immer noch hinter den Erwar-

basierten Indikatoren sehr schlecht ab. Beson­

tungen zurück. Dies rührt zum einen daher, dass

ders bei der Exzellenzrate und der Zitatrate

sie zwar in absoluten Zahlen die größte Wissen-

erreicht Japan jeweils nur null Punkte und somit

schaftsnation sind. Bezogen auf die Größe reichen

die schlechtesten Werte unter den Benchmark-

sie an die Werte kleiner offener Volkswirtschaften

Ländern. Wirklich gut ist Japan hingegen bei der

aber nicht ansatzweise heran. Hinzu kommt, dass

Anzahl der Forscher pro 1.000 Beschäftigte.

selbst bei reinen Qualitätsindikatoren die USA

Dieser Gegensatz zwischen vielen Forschern und

zwar solide, aber keine herausragenden Werte er-

geringem Output deutet auf erhebliche Produktivi-

zielen. Ihre Exzellenzrate, die ein Maß für das Vor-

tätsprobleme hin, die auf eine weiterhin bestehen-

kommen besonders relevanter Artikel ist, erreicht

de Versäulung im Wissenschaftssystem und eine

einen Wert von 63, die Zitate pro Artikel liegen mit

geringe Kooperationsneigung sowohl international

54 ebenfalls nur im Mittelfeld. Dies sollte nicht

als auch national zurückzuführen sind. Die geringe

Hier verschmelzen Kunst und Wissenschaft: im lotusförmigen ArtScience-Museum in Singapur. Wissenschaft hat zu Recht einen hohen Stellenwert in dem asiatischen Land, denn sie ist dort so stark wie nie. Die Folge: Singapur löst Dänemark im Innovationsindikator als wissenschaftsstärkstes Land ab.

BDI_Innovationsindikator 2018

28


Dynamik des Wissenschaftssystems zeigt sich

kationen in der Bevölkerung. Damit wird auch die

aber auch bei den wissenschaftlichen Veröffent-

Bedeutung des dualen Systems für die deutsche

lichungen. Japan ist das einzige Land unter den

Wirtschaft gewürdigt. Beim PISA-Index, der unter-

hoch industrialisierten Ländern im Innovationsin-

schiedliche thematische Kompetenzen von Schü-

dikator, das in den letzten 10 bis 15 Jahren seinen

lern systematisch erfasst, kommt Deutschland

wissenschaftlichen Output nicht steigern konnte,

mit 54 nur auf mittelmäßige Werte. Hier gab es

sondern auf einem Niveau verharrt, das bereits zu

einige Jahre lang Verbesserungen, die sich jüngst

Beginn der 2000er-Jahre erreicht war.

aber nicht fortgesetzt haben. Für Deutschland bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Heraus-

Punktgleich mit Japan folgt Taiwan. Es verfügt im

forderung, zumal sich akademische und mittlere

Gegensatz zu seiner starken Wirtschaft nur über

Qualifikationen im Bildungs- und Arbeitsmarkt wie

ein unterdurchschnittlich leistungsfähiges Wissen-

korrespondierende Röhren verhalten.

schaftssystem. Deutliche Schwächen liegen hier – wie bei Japan – in sämtlichen qualitätsbezogenen,

Ein interessantes Bild zeigt sich bei Deutschland,

bibliometrischen Indikatoren. Griechenland, Spa-

wenn man die Entwicklung der Personen mit

nien, Italien, Südafrika und Ungarn erreichen ein

sekundärer Ausbildung mit Personen mit tertiärer

Niveau von 10 bis 27 Punkten, wobei sich Grie-

Ausbildung – jeweils gemessen an den Beschäf-

chenland gegenüber 2015 von 22 auf 27 Punkte

tigten – gegenüberstellt. Bezüglich des ersten

deutlich verbessern konnte. Bei den Qualitätsin-

Indikators ist Deutschland seit 2015 von 100 auf

dikatoren Exzellenzrate (53 Punkte) und Zitatrate

85 Zähler zurückgefallen. Im Gegenzug ist der In-

(86) schneidet Griechenland besonders gut ab.

dikator, der die Personen mit tertiärer Hochschul-

Italien erreicht zwar eine solide Qualität der wis-

bildung erfasst, von 0 auf 23 Punkte gestiegen.

senschaftlichen Publikationen, fällt aber bei den

Es lässt sich also eine deutliche Verschiebung

anderen Indikatoren wie öffentliche Aufwendun-

weg von der sekundären Bildung hin zur tertiären

gen für Forschung und Entwicklung oder Patente

feststellen. Dies ist beziehungsweise war poli-

aus dem öffentlichen System deutlich hinter die

tisch gewollt, wird aber auch unter dem Stichwort

meisten anderen Länder zurück. China erreicht

„Akademisierungswahn“ kontrovers diskutiert. In

mit drei Punkten gerade noch positive Werte. Die

der Praxis birgt die zunehmende Akademisierung

Türkei, Russland, Polen, Mexiko, Indien und Bra-

sowohl Chancen als auch Risiken. Zwar werden

silien erreichen dagegen gar keine Punkte.

in einer technisch komplexer werdenden Welt

Japan verharrt bei seinem wissenschaftlichen Output auf dem Niveau vom Beginn des neuen Jahrtausends.

Hochschulabschlüsse immer wichtiger. Durch die

Bildung

fortschreitende Akademisierung verknappt sich aber das Angebot an Facharbeitern, deren Tätigkeiten gerade im industriellen Innovationsprozess

Beim Subindikator Bildung steht Singapur (84

ebenfalls von großer Bedeutung sind.

Punkte) mit großem Abstand vor der Schweiz (69 Punkte) an der Spitze. Finnland, das in diesem

In das breite Mittelfeld fallen auch Österreich (49

Bereich traditionell gute Werte erzielt, liegt zwar

Punkte), Frankreich (43 Punkte), die USA (38

noch auf Platz 3, erreicht 2017 aber nur noch

Punkte) und Norwegen (36 Punkte). Hinter dem

59 Punkte. Dies sind fünf weniger als 2015. Mit

Mittelfeld reihen sich die Nachzügler ein, die viele

Südkorea (57 Punkte) beginnt ein breites Mittel-

südeuropäische Länder wie Portugal (23 Punkte),

feld, das auch Deutschland einschließt und bei

Italien (13 Punkte) und Spanien (9) umfassen.

Polen (31 Punkte) endet. Deutschland erreicht wie

Darunter findet sich aber auch Israel, das ansons-

schon 2015 50 Indexpunkte und hat sich somit

ten im Innovationsindikator solide bis gute Werte

leicht verbessern können, nachdem die Bildung

erzielt. Besonders schlecht schneidet das Land

über einen sehr langen Zeitraum zu den größten

im PISA-Index, beim Anteil ausländischer Studie-

Schwächen im deutschen Innovationssystem

render sowie bei der Qualität der mathematisch-

zählte. Gute Werte erzielt Deutschland bei der Ein-

naturwissenschaftlichen Erziehung ab. Gänzlich

schätzung der Qualität des deutschen Bildungs-

ohne Punkte bleiben Südafrika, die Türkei, Mexiko,

systems sowie beim Anteil der mittleren Qualifi-

Indien, Indonesien, Brasilien und Griechenland.

29

BDI_Innovationsindikator 2018


Wenn es darum geht, wo die glücklichsten Menschen der Welt leben, ist Australien oft vorne mit dabei. Die Einwohner sind aber auch besonders offen Neuem gegenüber. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Innovationsfähigkeit des Landes aus.

Staat

überlässt die Schweiz trotz starker Finanzierung des Bildungsbereichs deutlich mehr den Unter-

BDI_Innovationsindikator 2018

Der Staat greift zwar selten direkt ins Innovations-

nehmen selbst. So gibt es zum Beispiel kaum eine

geschehen ein, setzt aber maßgebliche Rahmen-

staatliche Finanzierung von privater Forschung

bedingungen. Dies betrifft sowohl die Finanzie-

und Entwicklung, weder über Subventionen noch

rung des Bildungs- und Wissenschaftssystems

über Steuernachlässe. Hinter der Schweiz folgen

als auch die staatliche Nachfrage nach technolo-

die Niederlande (57 Punkte), Belgien (55 Punkte),

gisch hochwertigen Gütern. Außerdem kann der

Frankreich (55 Punkte), Deutschland (54 Punkte)

Staat im Rahmen des Steuersystems Anreize für

und ­Kanada (54 Punkte). Die deutschen Schwä-

Innovationsaktivitäten in Unternehmen geben. Am

chen im inter­nationalen Vergleich offenbaren sich

größten sind die staatlichen Beiträge zum Innova-

bei der fehlenden steuerlichen Förderung von

tionssystem nach den hier verwendeten Indikato-

Forschung und Entwicklung sowie bei der ver-

ren in Singapur, das in diesem Bereich die volle

gleichsweise geringen direkten Förderung dieses

Punktzahl erreicht. Finnland, das in diesem Sub-

Bereichs in Unternehmen durch Zuschüsse oder

system auf Platz 2 landet, kommt auf 66 Punkte.

Aufträge der öffentlichen Hand. Demgegenüber

Die Schweiz, die sonst immer mit Singapur um

ist Deutschland besonders stark in der staatli-

den Spitzenplatz konkurriert, erreicht lediglich 58

chen Nachfrage nach technologisch hochwertigen

Zähler und kommt damit nur auf Platz 4. Gegen-

Gütern, kann jedoch im Rahmen einer nachfrage­

über 2015 ist dies ein Rückgang um immerhin

orientierten Innovationspolitik seinen Aktions-

sechs ­Punkte. Das gute Abschneiden Singapurs

radius durchaus erweitern. Die USA liegen mit

lässt sich in diesem Indikator sehr gut im Ver-

50 Punkten zwei Plätze hinter Deutschland und

gleich zur Schweiz verdeutlichen. Während es in

erreichen somit den zehnten Rang. Gute Werte er-

Singapur starke Eingriffe seitens des Staats gibt,

zielen die USA beim Anteil der privaten Forschung

30


und Entwicklung, die durch den Staat finanziert

gen beim Anteil der Einwohner mit postmateria-

wird. Dahinter stehen zu einem guten Teil Aufträ-

listischen Wertemustern, also Personen, die eher

ge für die Rüstungsindustrie. Bei der steuerlichen

immaterielle Werte anstreben.

Förderung von Forschung und Entwicklung liegen die USA dagegen weit zurück. Die dort derzeit an-

Deutlich hinter Norwegen folgt Deutschland

gewendeten Fördersätze liegen weit hinter denen

mit 52 Punkten auf Platz 12. Gute Werte erzielt

anderer Benchmark-Länder (insbesondere Frank-

Deutschland dabei lediglich beim Erwerbsanteil

reichs) zurück. Das hintere Mittelfeld besteht bei

der Frauen. Bei allen anderen Indikatoren liegt

diesem Subindikator aus Tschechien, China, Spa-

Deutschland unterhalb von 50 Punkten. Dies

nien, Russland, Polen und Indien. Italien liegt mit

trifft auch auf einen zentralen Indikator zu, der

zwölf Punkten in etwa gleichauf mit Israel, das auf

die Häufigkeit von Nachrichten über Themen aus

14 Punkte kommt. Südafrika, Mexiko, Griechen-

Forschung und Entwicklung erfasst. Hier kommt

land und Brasilien erreichen null Punkte.

Deutschland auf 42 Punkte. Gerade das schlechte Abschneiden in diesem Bereich ist problematisch.

Gesellschaft

In dem niedrigen Indikatorwert spiegelt sich nämlich auch ein eher mittelmäßiges Interesse an wissenschafts- und innovationsrelevanten ­Themen in

Auch gesellschaftliche und kulturelle Einstellun-

der Gesamtbevölkerung wider.

gen können für das Entstehen und die Verbreitung von Innovationen wichtige Rahmenbedingungen

Hinter Deutschland folgen die USA, Österreich

bilden. Dabei spielt zum einen die Offenheit und

und Italien. Italien kommt hier mit 46 Punkten

Affinität gegenüber Neuerungen eine große Rolle.

wie in den Vorjahren auf sein bestes Teilergebnis.

Sie bestimmt wesentlich die Akzeptanz und ra-

Gute Werte erreicht es dabei vor allen Dingen bei

sche Verbreitung von Innovationen (siehe hierzu

den Postmaterialisten sowie der Lebenserwar-

auch das Fokuskapitel). Zum anderen schlagen

tung. Bei den Nachrichten über Forschungs- und

die grundlegenden Kompetenzen und Interessen

Entwicklungsthemen erzielt es aber null Punkte.

Viele Deutsche haben nur mäßiges Interesse an Nachrichten über Wissenschaft und Innovation.

einer Gesellschaft indirekt auf die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft durch. Denn ob sich

Singapur, das sonst weit vorne liegt, erreicht bei

die Menschen für ein Innovationsthema interes-

den Gesellschaftsindikatoren nur 37 Punkte.

sieren, sich ihm aktiv zuwenden und dafür auch

Besonders dürftig ist dabei der Anteil der Postma-

gezielt Qualifikationen erwerben oder naturwis-

terialisten. Bei den Nachrichten über Forschung

senschaftlich-technische Berufe ergreifen – das

und Entwicklung erzielt das Land dagegen Spit-

hängt unter anderem vom Ansehen dieser The-

zenwerte. Ebenfalls im hinteren Mittelfeld reihen

men in der Gesellschaft ab.

sich Japan (35 Punkte), Portugal (35 Punkte), sowie Griechenland (29 Punkte) und Südkorea

Australien (82 Punkte) führt zusammen mit

(27 Punkte) ein. Ganz ohne Punkte bleiben Südaf-

Großbritannien (80 Punkte) erneut das Ranking

rika, Taiwan, die Türkei, Russland, Mexiko, Indien,

bei diesem Subindikator an. Es folgt eine Gruppe

Indonesien, Ungarn und Brasilien. Das schlechte

bestehend aus Finnland, Schweden, der Schweiz,

Abschneiden Taiwans ist dabei aber auch auf

Belgien und Kanada, die zwischen 73 und 69

fehlende Indikatorwerte zurückzuführen. So lagen

Punkten erreicht und sich dadurch deutlich vom

hier nur Werte zum Anteil der Postmaterialisten

Mittelfeld absetzt, das von Norwegen (58 Punk-

vor – und der fällt in südostasiatischen Kulturen

te) angeführt wird. Norwegen weist dabei insbe-

traditionell gering aus.

sondere bei der Erwerbsbeteiligung der Frauen gute Werte auf, die auch in anderen nordischen Ländern hoch ist. Schlecht ist Norwegen hinge-

2 Rammer, C., Schubert, T. (2018): Concentration on the few: mechanisms behind a falling share of innovative firms in Germany. Research Policy, 47(2), 379–389.

31

BDI_Innovationsindikator 2018



05

Offenheit von Innovationssystemen

Wissen ist die Grundlage aller Innovationen – ob

vationsprozesse hin zu einer Öffnung und damit

technische Produktinnovationen, Prozessinnova­

auch zu Ansatzpunkten für einen Austausch, wo

tionen oder auch Dienstleistungsinnovationen. Die

bisher Verschlossenheit vorherrschte.

Komplexität des Wissens und schlichtweg auch die Menge des notwendigen Wissens für Innova-

Eric von Hippel 4 hatte bereits in den 1990er-

tionen steigen deutlich an – bisweilen exponen-

Jahren die Einbeziehung von Nutzern und Kun-

tiell. Hinzu kommt, dass neue und interessante

den sowie später dann auch von Zulieferern und

Anwendungen insbesondere an der Schnittstelle

weiteren Partnern in den Innovationsprozess

von spezialisiertem Wissen in einzelnen Diszi­

als kritische Erfolgsfaktoren identifiziert. Darauf

plinen entstehen. Interdisziplinarität ist hier das

aufbauend hat auch er ein Konzept von offener

Stichwort. Einzelne Unternehmen oder auch For-

Innovation entwickelt. Dabei bildet ein möglichst

schungseinrichtungen können aber häufig weder

freier Austausch von Wissen die zentrale Grundla-

diese Menge an aktuellem Wissen noch die nötige

ge des Fortschritts. Zentral sind hier insbesondere

große disziplinäre Vielfalt bereitstellen. Deshalb

eine offene Wissenschaft (open science) und der

sind die Kooperation und der Austausch von

freie Zugang zu Daten (open data) sowie insge-

Wissen mit anderen Unternehmen oder Organi­

samt ein freier Austausch und die freie Nutzung

sationen essenziell.

von Wissen (open source).

Austausch statt Verschlossenheit

Kooperation und Austausch fördern Innovation: Spitzenreiter Schweiz und die Verfolger aus Irland und den Niederlanden haben das bisher am besten begriffen.

Während von Hippel also das Gesamtsystem betrachtet und die freie Nutzung des Wissens propagiert, setzt Chesbrough bei den einzelnen

Auf der Ebene von Unternehmen hat Henry Ches-

Akteuren und Kooperationen an und versucht,

brough 3 bereits 2003 ein Konzept vorgelegt, wel-

sie für die jeweiligen Akteure zu optimieren. Für

ches das Innovationsmanagement in zahlreichen

Chesbrough ist der Schutz des geistigen Eigen-

Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich

tums eine wichtige Voraussetzung, damit Koope-

beeinflusst hat. Danach sind solche Unternehmen

rationen gut funktionieren können und man sich

besonders erfolgreich, die einen offenen Innovati-

nicht darüber streiten muss, wem was gehört

onsprozess (open innovation) implementieren. Au-

und wer was verwerten darf. Von Hippel sieht im

ßerdem sind sie offen dafür, externes Wissen im

Gegensatz dazu in den Regimen des geistigen

Unternehmen zu nutzen (outside-in beziehungs­

Eigentums eine Hürde für den Austausch und

weise inward openness) und eigenes, nicht oder

den freien Zugang zu Wissen. Zwar kann diese

nicht vollständig genutztes Wissen nach außen

Diskussion an dieser Stelle nicht vertieft werden,

abzugeben (inside-out beziehungsweise outward

die beiden Ansätze besitzen aber wesentliche

openness). Henry Chesbrough propagiert damit

Gemeinsamkeiten. Einerseits leistet ein offenes

einen Wandel der Unternehmenskultur weg von

und auf Austausch und Transfer ausgerichtetes

einer Geheimhaltung der Forschungs- und Inno­

­Wissenschaftssystem in beiden Konzepten positi-

33

BDI_Innovationsindikator 2018


ve Beiträge zur Innovations­leistung. Andererseits

die beiden Konzepte deutlich über klassische

ist beiden gemein, dass eine möglichst weite

Ansätze des Wissens- und Technologietransfers

Verbreitung des Wissens (und des Wissens über

hinausreichen. In beiden Ansätzen geht es um

das Wissen) sowie eine Zusammenarbeit von un-

einen Kulturwandel – einerseits auf der Unterneh-

terschiedlichen Wissensträgern über Institutionen-

mensebene, andererseits gesamtgesellschaftlich

grenzen hinaus oft zum Erfolg führt. Wichtig ist

hinsichtlich der Einstellung gegenüber Offenheit

dabei die Zusammenarbeit (co-creation), sodass

und Innovation. Offene Innovationssysteme leben von einem Geben und Nehmen auf allen Seiten – bei Unternehmen, der öffentlichen Forschung, bei Kunden, Zulieferern und Produzenten. In der Version von Henry Chesbrough gibt es dabei klare

Vergleich des Offenheitsindikators zwischen 2007 und 2017 für alle untersuchten Länder Rang Schweiz

2

Irland

3

Niederlande

4

Österreich

5

Singapur

6

Schweden

7

Großbritannien

8

Belgien

9

Dänemark

10

Ungarn

11

Frankreich

den freien Austausch von Wissen und Ideen. 68 69 67 67

Finnland

14

Tschechien

15

Kanada

16

Israel

17

Spanien

18

Portugal

19

Griechenland

20

Polen

21

Deutschland

22

Italien

23

Taiwan

42

44

29

Russland

30

Indien

31

Japan

32

Brasilien

33

Südkorea

34

Türkei

35

China

und zuverlässige Aussage erlauben. Offenheit hat viele Facetten. Sie speist sich aus verschiedenen

49

Quellen beziehungsweise sie wirkt in verschiedene Richtungen. Insofern drängt sich die Methode

51

22 20 21 18

14 12

2007

BDI_Innovationsindikator 2018

Indikatoren zur Bewertung von Systemen. Offenheit kann verschiedene Dimensionen und Zielrich-

41

indikator für die Offenheit auch eine Bewertung von Teilaspekten beziehungsweise Subsystemen

39

angeboten.

39 37

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Modellen und Operationalisierungen von open innovation. Die

28

hier verwendeten Dimensionen orientieren sich an

25

den Teilbereichen des Innovationssystems, wie sie im Innovationsindikator insgesamt betrachtet wer-

24

den. Sie unterscheiden drei Subsysteme: Wissen-

23

17

schaft und Forschung, Markt und Wirtschaft sowie

17

16 13 14

10

sammenführung und Aggregation von einzelnen

25 23

17

des Innovationsindikators auch hier auf – die Zu-

61

33

30

0 2017

jedoch für sich alleine genommen keine stabile

tungen haben. Darum wird neben einem Gesamt-

34

19

Südafrika

ein, die Offenheit und Austausch abbilden, die

36

USA

Indonesien

tung. Es fließen verschiedene Indikatoren mit

37

27

32

28

Innovationsfähigkeit von immer größerer Bedeu-

39 39 37

33

31

27

men im Vergleich darzustellen. Diese ist für die

42

36

26

Mexiko

hat zum Ziel, die Offenheit von Innovationssyste-

45

39

25

Australien

international. Das hier vorliegende Fokuskapitel

47 45 47

39

26

fähigkeit von ausgewählten Innovationssystemen

59 60 58 58 56 55 56 58 53 56

41

25

Der Innnovationsindikator vergleicht die Leistungs-

63 62 62 62

Norwegen

13

24

von Eric von Hippel eher niedrige Barrieren für

Indexwert

1

12

Grenzen und eigene Strategien und in der Version

20

Staat und Regulation. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analysen auf dieser Basis vorgestellt 23

30

40

50

60

70

80

90

100

und erörtert. Am Anfang steht jedoch ein kurzer Überblick über die Politikmaßnahmen in Deutschland im Kontext „offenes Innovationssystem“.

34


Offene Wissenschaftspolitik in Deutschland

ab. Diese erstmals im Jahr 2008 veröffentlichte und 2017 überarbeitete Strategie strebt innerhalb von fünf Zielfeldern an, die internationale Vernet-

Die deutsche Wissenschaftspolitik setzt von

zung und die länderübergreifende Zusammenar-

jeher auf Kooperation und Austausch. Sie folgt

beit in Wissenschaft und Innovation zu intensivie-

damit dem Diskursansatz in der Wissenschaft

ren. Dabei wird auch der Unternehmenssektor in

und letzten Endes auch dem Ideal Wilhelm von

seinen Innovationsaktivitäten durch die Interna-

Humboldts einer breit angelegten Bildung sowie

tionalisierungsstrategie unterstützt. Bezogen auf

der Verbindung von Lehre und Forschung. Die

die Wissenschaft will die Strategie die Kooperation

Offenheit des deutschen Wissenschaftssystems

mit den international Besten voranbringen und

bezieht sich dabei zum einen auf die Offenheit

so die wissenschaftliche Exzellenz in Deutsch-

nach innen – durch Kooperationen zwischen Wis-

land befördern. Bezogen auf die Wirtschaft will

senschaft und Wirtschaft, zwischen Hochschulen

sie Innovationspotenziale international heben und

und außeruniversitären Forschungsorganisationen

die Wettbewerbsfähigkeit unterstützen, und zwar

oder auch zwischen Einrichtungen aus unter-

durch die weitere Einbettung in den weltweiten

schiedlichen Organisationen –, zum anderen auf

Wissensaustausch und globale Wertschöpfungs-

die Offenheit nach außen – durch internationale

ketten und -netzwerke. Weitere Säulen adres-

Projekte und darauf aufbauend internationale

sieren den internationalen Austausch in der

Ko-Publikationen, Wissenschaftlermobilität sowie

beruflichen Bildung und die Zusammenarbeit mit

Forschungskooperationen mit ausländischen Un-

Schwellen- und Entwicklungsländern. Das fünfte

ternehmen im Inland wie im Ausland.

Zielfeld schließlich ist auf die gemeinsame Lösung

Deutschland will sich in der Wissenschaft mit seiner Strategie stärker international vernetzen.

von globalen Herausforderungen ausgerichtet. In der vergangenen Legislaturperiode wurde beispielsweise die Internationalisierung der Spitzen-

Seit 2016 gibt es darüber hinaus zusätzliche

cluster vorangebracht. Der Pakt für Forschung

Ansatzpunkte zur weiteren Öffnung des Wissen-

und Innovation, der die außeruniversitären

schaftssystems (open science), sowohl natio-

Forschungsorganisationen und die Deutsche

nal als auch international. Die aus öffentlicher

Forschungsgemeinschaft (DFG) adressiert, will

Programmförderung erzielten Ergebnisse wissen-

sowohl das nationale Wissenschaftssystem als

schaftlicher Forschung sollen durch den unent-

auch Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

geltlichen, digitalen Zugriff auf wissenschaftliche

vernetzen sowie die internationale Zusammenar-

Veröffentlichungen (open access) allen Interes-

beit fördern. Die Mobilität von Talenten von und

sierten jederzeit kostenfrei offenstehen. Das soll

nach Deutschland ist in der Wissenschaftspolitik

einerseits eine moderne, innovative Wissenschaft

bereits seit Längerem ein wichtiges Anliegen.

fördern und andererseits die Innovationskraft

Deutsche Forschungseinrichtungen beteiligen

Deutschlands stärken.6 Die Bundesregierung und

sich deshalb an den europäischen Forschungs-

beispielsweise auch die DFG unterstützen die

rahmenprogrammen, internationale Forschungs-

Forschenden finanziell dabei, ihre Ergebnisse via

kooperationen werden in öffentlichen Projekten

open access bereitzustellen. Die außeruniversi-

gefördert. Deutschland unterstützt beispielsweise

tären Forschungsorganisationen haben eigene

Unternehmen über internationale Verbundpro-

Programme aufgelegt, um die Wissenschaftle-

jekte (sogenannte 2+2-Projekte) oder auch durch

rinnen und Wissenschaftler bei open-access-

bilaterale Ausschreibungen mit ausgewählten

Veröffentlichungen zu unterstützen. Ebenfalls in

Ländern im Rahmen des Zentralen Innovations-

diesem Zusammenhang stehen die Initiativen zu

programms Mittelstand (ZIM) und will damit die

open data – also dem freien und unentgeltlichen

Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit

Zugang zu wissenschaftlichen Daten. Hier sind

mit ausländischen Partnern fördern.

unter anderem lizenzrechtliche und datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten. Ziel der open-

Diese Politikmaßnahmen leiten sich aus der

data-Politik ist es, Redundanzen in der Daten-

Strategie 5 der Bundesregierung zur Internationali-

erhebung zu verringern und damit die Effizienz

sierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung

zu erhöhen, aber auch eine Nachprüfbarkeit

35

BDI_Innovationsindikator 2018


Die Europäische Kommission wird im nächsten Forschungsrahmenprogramm einen stärkeren Fokus auf Open Innovation legen.

von Ergebnissen zu ermöglichen und somit eine

gergruppe (Singapur, Belgien und Dänemark).

höhere Transparenz im Wissenschaftssystem zu

Allerdings sind die Werte für die neun erstplatzier-

erreichen.

ten Länder im Zehn-Jahres-Vergleich recht stabil.

In der jüngst veröffentlichten Hightech-Strategie

Es findet sich ein breites Mittelfeld, in dem im

2025 nimmt das Thema Offenheit einen ­breiten

Zeitvergleich deutlichere Veränderungen zutage

Raum ein. Die Bundesregierung will sich für

treten als in der Spitzengruppe. Angeführt wird

„größtmögliche Vernetzung und Kooperation“

das Mittelfeld von Ungarn (47 Punkte) und reicht

einsetzen, indem sie beispielsweise den Transfer

bis Spanien auf Rang 17 (39 Punkte). Israel, das

aus der öffentlichen Forschung in die Wirtschaft

ebenfalls dieser Gruppe angehört, verzeichnet

stärken oder auch offene Innovationsformen

im Zeitvergleich die größte Veränderung beim

unterstützen will.7 Die Zusammenarbeit zwischen

Offenheitsindikator. Im Jahr 2007 hatte das Land

Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch zwischen

noch Tuchfühlung zur Spitze. Im Jahr 2017 ist

verschiedenen wirtschaftlichen Akteuren will

es mit einem Indexwert von 39 deutlich weniger

sie beispielsweise durch neue „Campusmodel-

offen. Verschlechtert hat sich Israel in erster Linie

le, Demonstrationsvorhaben, Innovationslabore,

bei der Importquote, beim Index des Investoren-

‚Reallabore‘ und kommunale Experimentierräu-

schutzes und auch beim Anteil von Open-Access-

me“ vergrößern.8 Insgesamt soll ein Kulturwan-

Publikationen. Andere Indikatoren wie beispiels-

del herbeiführt werden, der zu einem offeneren

weise die Lizenzeinnahmen und -ausgaben aus

System führt.

Rechten an geistigem Eigentum sind im Zeitverlauf ebenfalls leicht gesunken. Bei allen Subindi-

Auch die Europäische Kommission spricht das

katoren sind die Effekte eines Rückgangs in Israel

Thema open innovation in ihren strategischen

zu bemerken, aber besonders bei Wissenschaft

Überlegungen an und wird im kommenden

und Forschung erreicht das Land 2017 nur einen

Forschungsrahmenprogramm einen stärkeren

der hinteren Plätze hinsichtlich der Offenheit des

Schwerpunkt auf Politikmaßnahmen in diesem

Systems. Dies ist zu einem Teil sicherlich dem

Bereich legen. In dem Ansatz der Europäischen

hohen Anteil der Verteidigungsforschung geschul-

Kommission stehen einerseits die Nutzer im

det, die im Allgemeinen wenig Offenheit mit sich

Mittelpunkt. Andererseits soll es in Zukunft ein

bringt. Für ein Land wie Israel, das sich in einigen

sogenanntes Innovationsökosystem geben. Es soll

der neuen Technologien wie künstliche Intelli-

auf der Basis offener Innovationsprozesse neue

genz oder autonomes Fahren als Systemzulieferer

Produkte und Prozesse hervorbringen, die neue

etablieren will, ist das allerdings sicher nicht der

Märkte begründen, es soll aber auch eine stärke-

richtige Weg, um einerseits notwendiges Wissen

re Unternehmerkultur befördern und damit eine

einzuholen und andererseits Erfahrungen in der

„Umsetzung von Wissen in sozio-ökonomische

Anwendung in einem breiten Umfeld zu machen.

Wertschöpfung“ ermöglichen.9 Hinter Spanien reiht sich ab Rang 18 eine Gruppe

Was zeigen die Ergebnisse?

von Ländern ein, die im unteren Drittel der Indexskala angesiedelt ist. Sie erreichen Werte zwischen 37 und 30 Indexpunkten und nehmen die

Beim Offenheitsindikator liegen die Schweiz (mit

Rangplätze 18 bis 25 ein. Dazu gehören Portugal,

68 Punkten) und Irland (67 Punkte) an der Spitze

Griechenland, Polen, Italien, Taiwan, die USA und

mit etwas Abstand zu einem breiten Verfolgerfeld,

Australien. Auch Deutschland auf Rang 21 gehört

angeführt von den Niederlanden, denen Öster-

zu diesen hinter dem Mittelfeld zurückliegenden

reich, Singapur, Schweden, Großbritannien, Bel-

Ländern. Gegenüber dem Jahr 2007 ist das eine

gien und Dänemark dicht folgen. Die Länder der

Verschlechterung um sieben Indexpunkte und um

Verfolgergruppe erreichen Werte zwischen 63 und

sechs Rangplätze.

53 Indexpunkten. Die Schweiz hat im Vergleich

BDI_Innovationsindikator 2018

zu 2007 geringfügig an Indexpunkten eingebüßt,

Hohe Indexwerte erreicht Deutschland beim Anteil

ebenso wie einige andere Länder aus der Verfol-

der internationalen Ko-Publikationen, beim ­Bestand

36


Methode

So funktioniert der Offenheitsindikator Ähnlich wie beim Innovationsindikator insgesamt

sparen. Für einzelne ausgewählte Indikatoren,

wurde zunächst eine Reihe von einzelnen Indi-

die sowohl inhaltlich als auch empirisch als

katoren identifiziert, die im Kontext von Offenheit

eng verbunden identifiziert wurden, wurde eine

von Relevanz stehen könnten. Entscheidend bei

Faktorenanalyse durchgeführt. Für diejenigen In-

der Auswahl dieser Indikatoren war einerseits,

dikatoren, die auf einem Faktor besonders hoch

dass sie für eine größere Zahl von Ländern gut

lagen, wurde anschließend ein Durchschnittswert

vergleichbar und möglichst auch für einen Zeit-

über die einzelnen Indikatoren berechnet.

raum von mindestens zehn Jahren vorliegen.

Auf diese Art und Weise wurden 23 Indikatoren

Andererseits waren die theoretisch-konzeptio-

zur Berechnung der Offenheit von Innovations-

nellen Überlegungen aus der wissenschaftlichen

systemen im internationalen Vergleich ausge-

Literatur handlungsleitend. Es wurden solche

wählt. Die Liste der Indikatoren und ihre Quellen

Indikatoren zusammengetragen, die Aspekte des

finden sich in Tabelle 1. Die Indikatoren wurden

Wissenserwerbs, Wissensaustauschs, der Zusam-

nachträglich den drei Gruppen Wissenschaft und

menarbeit oder der internationalen Ausrichtung

Forschung, Markt und Wirtschaft sowie Staat und

abbilden.

Gesellschaft zugeordnet. Somit können neben der Offenheit insgesamt auch die Werte für diese

Zur Auswahl der für den Offenheitsindikator

Gruppen berechnet und diskutiert werden. Der

letztlich verwendeten Einzelindikatoren wurden

gesamte Offenheitsindikator errechnet sich als

in einem ersten Schritt knapp 40 Indikatoren für

Durchschnitt aus allen 23 Indikatoren.

möglichst viele der 35 untersuchten Länder erhoben, wie das auch beim Innovationsindikator üb-

Voraussetzung für die Ermittlung eines Gesamt-

lich ist. Hierin enthalten sind sowohl rein quan-

index ist die Normierung der Einzelindikatoren,

titative als auch qualitative Indikatoren aus un-

wofür dasselbe Verfahren wie im Innovations-

terschiedlichen Quellen. In einem zweiten Schritt

indikator zur Anwendung kam. Dabei werden

wurden diese Indikatoren empirisch bewertet,

zunächst alle Indikatoren gleich ausgerichtet,

erstens nach der Verfügbarkeit und Abdeckung,

sodass höhere Werte eine größere Offenheit

zweitens nach der Stabilität der Ausprägungen

anzeigen, während niedrige Werte entsprechend

innerhalb der Länder und drittens nach der Kor-

eher Geschlossenheit abbilden. Anschließend

relation der einzelnen Indikatoren untereinander.

wird für jeden Einzelindikator die minimale und

Der letzte Schritt ist deswegen notwendig, um

die maximale Ausprägung unter den sieben

solche Indikatoren zu identifizieren, die ähnliche

Benchmark-Ländern (Deutschland, Frankreich,

Faktoren oder Dimensionen abbilden.

Großbritannien, Italien, Japan, Schweiz, USA)

Die Offenheit der Länder errechnet sich aus dem Durchschnitt von 23 einzelnen Indikatoren.

des Innovationsindikators bestimmt und mit den Im Sinne einer sparsamen Modellierung wurden

Werten null beziehungsweise 100 bewertet. Alle

jene Indikatoren ausgeschlossen, die mit einem

anderen Länder werden anhand ihrer Werte dann

anderen Indikator hoch korreliert sind, damit

anhand dieser Skala eingeordnet. Werte unterhalb

keiner der Faktoren oder Dimensionen mehr-

des Benchmarks wurden auf null gesetzt, ebenso

fach abgebildet wird oder darüber eine indirekte

wie Werte oberhalb des Benchmarks auf den Wert

Gewichtung stattfindet. Anders formuliert: Wenn

100 gekappt wurden.

zwei Indikatoren dasselbe messen, dann kann man sich einen der beiden in der Modellierung

37

BDI_Innovationsindikator 2018


Daten & Fakten Kennziffern zur Offenheit Deutschlands

39,7

%

12,0

Importquote (Güter und Dienstleistungen am Bruttoinlandsprodukt) %

Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden

40,4 Die abgebildeten Werte sind den Offenheitsindikatoren entnommen. Eine Übersicht dieser Indikatoren und deren Quellen finden Sie auf Seite 47.

BDI_Innovationsindikator 2018

%

Anteil der ausländischen Investitionen am Bruttoinlandsprodukt

38


14,8

%

Anteil von Open-AccessPublikationen an allen Publikationen

6,2

55,2

%

Anteil von internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichtechnischen Artikeln

%

Anteil der gesamten vom Ausland finanzierten FuE-Ausgaben

15,1

%

Anteil an Personen ausländischer Herkunft in der BevÜlkerung

39

BDI_Innovationsindikator 2018


Deutschland hat bei der Öffnung des Innovationssystems noch Nachholbedarf. Ein Grund für das schlechte Abschneiden: Die Zuwanderungs­ regeln sind wenig attraktiv für Talente aus dem Ausland.

an ausländischen Investitionen (net assets), bei der

Geborenen am unteren Ende rangiert. Außerdem

in Deutschland durchgeführten Forschung und

sind die deutschen Zuwanderungsregeln und der

Entwicklung ausländischer Unternehmen sowie der

bürokratische Umgang mit Zugewanderten nur

Importquote. Hinsichtlich der beiden erstgenannten

wenig attraktiv für ausländische Talente. Bemer-

Indikatoren sowie beim Investorenschutz haben

kenswert ist, dass Deutschland im Bereich der

die Werte Deutschlands gegenüber 2007 allerdings

Lizenzzahlungen für geistiges Eigentum aus dem

am deutlichsten abgenommen und sind somit

Ausland und an das Ausland eher im unteren

wesentlich für die Verschlechterung der deutschen

Bereich der Skala angesiedelt ist. Auch beim Sub-

Position verantwortlich.

indikator Staat und Regulation schneidet Deutschland nicht sehr gut ab.

Das deutsche Wissenschaftssystem befindet sich

BDI_Innovationsindikator 2018

in der unteren Hälfte der Verteilung – trotz hoher

Die Ergebnisse legen insgesamt die Schlussfolge-

Anteile internationaler Ko-Publikationen. Doch

rung nahe, dass die Offenheit in Deutschland in

bei den meisten Indikatoren dieses Subsystems

allen Teilbereichen des Innovationssystems noch

erreicht Deutschland nur Werte zwischen 30 und

deutlich ausbaufähig ist. Die Politik in den Bun-

50. Demgegenüber ist der deutsche Markt ver-

des- und Landesregierungen ist gerade im Wis-

gleichsweise offen. Deutschland erreicht hier mit

senschaftssystem seit langer Zeit auf Kooperation

Rang 17 seine beste Platzierung unter den Sub-

und Austausch ausgerichtet. Allerdings sind hier

systemen. Das ist neben der hohen Importquote

andere Länder noch stärker engagiert. Zwar fin-

insbesondere auf den Bestand an ausländischen

den Einrichtungen in kleineren Ländern häufiger

Investitionen zurückzuführen, während Deutsch-

gar keine oder keine adäquaten Kooperationspart-

land im Vergleich der Benchmark-Länder hinsicht-

ner im eigenen Land und sind somit zur internati-

lich der Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland

onalen Kooperation gezwungen, die Landesgröße

40


oder der wissenschaftliche Entwicklungsstand

Interessanterweise ist der Indexwert der USA bei

reichen als alleinige Erklärungen für Deutschlands

der Migrationspolitik demgegenüber am unteren

Abschneiden allerdings nicht aus. Offensichtlich

Ende der Skala angesiedelt. Die veränderte Politik

sind die Anstrengungen der Politik, das deutsche

unter Präsident Donald Trump ist dabei in diesen

Innovationssystem zu öffnen, noch zu gering, um

Kennzahlen noch gar nicht abgebildet.

überdurchschnittliche Effekte zu erzielen. Hinter den USA und Australien erreichen Mexiko

Kulturwandel für mehr Offenheit

und Indonesien 25 beziehungsweise 23 Punkte. Daran anschließend findet sich eine Gruppe, die auch die sogenannten BRICS-Länder einschließt.

Folgerichtig hat die Bundesregierung in der neu-

Vorne liegt Südafrika (22 Punkte) vor Russland

esten Fassung ihrer Hightech-Strategie das The-

(20 Punkte), Indien (18 Punkte), Brasilien (17

ma Offenheit explizit aufgenommen. Dabei wer-

Punkte) und China (14 Punkte), das den letzten

den die Politikansätze der jüngeren Vergangenheit

Platz im Ranking einnimmt. Mit 17 beziehungs-

fortgeführt und ein offenes Wissenschaftssys-

weise 16 Indexpunkten befinden sich auch Japan

tem – also open science, im Wesentlichen getrie-

(Platz 31), Südkorea (33) und die Türkei (34) in

ben durch open access und open data – sowie die

dieser Gruppe. Die schlechte Platzierung Japans

Transparenz durch Bürgerbeteiligungen (citizen

begründet sich zum einen durch ein wenig offenes

science) hervorgehoben. Um das Innovationssys-

Wissenschaftssystem – dies wurde im Innovations-

tem weiter zu öffnen, wird der Austausch zwi-

indikator in den vergangenen Jahren immer wieder

schen Wissenschaft und Wirtschaft als wichtige

hervorgehoben. Andererseits gibt es in Japan eine

Aufgabe weiter intensiviert – beispielsweise über

vergleichsweise geringe Offenheit von Staat und

die Zukunftscluster, die Forschungs­campus oder

Gesellschaft. Demgegenüber präsentieren sich

auch die Weiterführung des Pakts für Forschung

Markt und Wirtschaft mit einem Indexwert von 30

und Innovation. Für eine durchgreifende Öffnung

Punkten und einer mittleren Rangplatzierung (Platz

ist aber ein Kulturwandel notwendig, der nicht von

16 in 2017) als durchschnittlich offen. Japan stellt

heute auf morgen zu erreichen sein wird. Aus-

nur bei den Nettoeinnahmen aus dem Ausland in

tauschplattformen wie beispielsweise co-creation-

Relation zum gesamten Bruttoinlandsprodukt den

labs sind in der Hightech-Strategie ebenfalls ange-

Benchmark und erreicht bei diesem Einzelindika-

dacht, wobei hier eine Aufgabenteilung zwischen

tor 100 Punkte. In zahlreichen anderen Bereichen

der öffentlichen Hand und privaten Akteuren für

stellt Japan allerdings den unteren Benchmark und

einen Erfolg unumgänglich ist.

bekommt somit null Punkte zugewiesen. Ausnahmen bilden einige Indikatoren, die dem Subin-

Die USA belegen im Gesamtindex den 24. Platz

dikator Markt und Wirtschaft zugerechnet wer-

von 35 Ländern. Auch sie haben über die Jahre

den. Dazu zählen beispielsweise der Bestand an

Indexpunkte eingebüßt, in erster Linie bei den

ausländischen Investitionen (net foreign assets), die

Open-Access-Publikationen, wo die USA Vorreiter

Einschätzung der WEF-Experten zur Attraktivität

waren. Mittlerweile sind aber die meisten Länder

für ausländische Talente und die Lizenzzahlungen

weit vorbeigezogen. Auch in Bezug auf Lizenzein-

für geistiges Eigentum aus dem Ausland.

nahmen aus Rechten an geistigem Eigentum als Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben die USA Punkte verloren. Deutliche Stärken in Hinblick auf die hier definierte Offenheit haben die USA

Der Zusammenhang von Offenheit und Innovationsfähigkeit

Aktuell sind die USA noch sehr offen – die Politik unter Präsident Donald Trump lässt allerdings für die Zukunft eine negative Entwicklung erwarten.

bei der Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland geborenen Menschen, bei den gesellschaftlichen

Die Erwartungen an die Offenheit von Innova­

Einstellungen gegenüber Minderheiten und beim

tionssystemen, wie sie in den politischen Papieren

Index der Arbeitsmarktpolitik. Darin reflektiert sich

und den wissenschaftlichen Arbeiten zu finden

die Rolle der USA als klassisches Einwanderungs-

sind, sollten sich auch empirisch begründen las-

land. Das bestimmt zu einem großen Teil die Of-

sen. Es finden sich jedoch nur wenige quantitative

fenheit und interkulturelle Ausprägung des Landes.

Analysen, die einen Einfluss der Offenheit eines

41

BDI_Innovationsindikator 2018


Innovationssystems auf die aggregierte Innova-

Wissenschaftssystem realisiert haben, sodass die

tionsleistung des Systems nachweisen.10 Zwar

Unterschiede in der wissenschaftlichen Offenheit

gibt es viele mikro-ökonomische Arbeiten, die

weniger markant sind als im Bereich von Markt

einen solchen Zusammenhang insbesondere für

und Wirtschaft. Kaum ein Wissenschaftler wird

wissensintensive Hochtechnologie-Unternehmen

bestreiten, dass nationale wie internationale Ko-

zeigen können.11 Auf der Ebene ganzer Volkswirt-

operationen wichtig sind. Außerdem befindet man

schaften oder gar international vergleichend findet

sich hier im Allgemeinen im vorwettbewerblichen

sich hingegen so gut wie kein empirischer Beleg.

Bereich, weshalb Kooperationen häufig auch auf keine Vorbehalte stoßen. Nur selten sind Rechte

Unter den größten Volkswirtschaften der Erde hat Deutschland die größte Offenheit erreicht.

Aus diesem Grund wird an dieser Stelle der Zu-

an geistigem Eigentum – jenseits des Urheber-

sammenhang zwischen den Werten des Offen-

rechts der Publikationen – betroffen und selten

heitsindikators und des Innnovationsindikators

entstehen direkt wirtschaftlich verwertbare Ergeb-

untersucht. Dabei kann allerdings kein kausaler

nisse. Hürden bauen sich hingegen meist durch

Zusammenhang abgebildet werden, denn dies

unterschiedliche regulatorische Rahmenbedin-

erlauben einerseits die vorliegenden Daten nicht.

gungen und durch mangelnde finanzielle Förde-

Andererseits ist es plausibel anzunehmen, dass

rung von nationalen und internationalen Koopera-

die Offenheit des Systems über leichtere und

tionen auf. Auch sind kulturelle – darunter sprach-

umfassendere Wissensflüsse einen positiven

liche – Hürden, nicht selten ein Hinderungsgrund

Einfluss auf die Innovationsfähigkeit ausübt. So

für intensive internationale Zusammenarbeit.

unterstellen es auch die meisten innovationspolitischen Ansätze. Gleichzeitig kann man aber auch

Anders sieht dies bei Unternehmen und teilweise

erwarten, dass die Innovationsfähigkeit positiv auf

auch bei anwendungsnaher Forschung aus. Hier

die Offenheit wirkt, denn mit steigender Wissens-

herrscht weithin Geheimhaltung – bisweilen sogar

und Innovationsorientierung einer Volkswirtschaft

Geheimniskrämerei – vor. Da die Komplexität und

steigen auch der Bedarf und die Nachfrage nach

die Menge des notwendigen Wissens zum Errei-

verfügbarem und einsetzbarem Wissen, was zur

chen einer „marginalen Einheit an Innovation“

Öffnung dieser Prozesse führen kann. Man kann

deutlich angestiegen sind, benötigen die Unterneh-

also Wirkungen in beide Richtungen unterstellen.

men verstärkt Wissen von außerhalb ihrer Organisationsgrenzen. Die Volkswirtschaften, die diesen

Im Jahr 2017 findet sich für die 35 untersuchten

Prozess am besten organisieren und unterstützen,

Länder ein als stark zu bezeichnender Zusam-

sind wirtschaftlich tendenziell erfolgreicher als

menhang (R2 = 0,470) der Innovationsleistung,

Länder, denen das nicht gelingt. Herausragende

gemessen durch den Innovationsindikator, und

Beispiele sind die Schweiz, Singapur, Irland oder

der Offenheit eines Innovationssystems, gemes-

die Niederlande.

sen durch den Offenheitsindikator. Interessant ist, dass im Bereich von Wissenschaft und Forschung

Allerdings sind auch einige Volkswirtschaften

der Zusammenhang zwischen der Leistungsfä-

bei der Innovationsleistung ihres Wirtschafts-

higkeit und der Offenheit geringer ist (R2 = 0,218),

systems erfolgreich, die eine geringere Offenheit

während er im Bereich von Markt und Wirtschaft

erreichen, beispielsweise Taiwan, Südkorea, die

vergleichsweise hoch ist (R2 = 0,392). Dies bedeu-

USA und auch Deutschland. Glaubt man jedoch

tet, dass offene Innovationssysteme tendenziell

der wissenschaftlichen Literatur und unterstellt

wirtschaftlich erfolgreicher sind beziehungsweise

man eine weitere Entwicklung entlang der Trends

erfolgreiche Innovationssysteme eine höhere Of-

der vergangenen Jahre, dann sind globale Wert-

fenheit zur Folge haben.

schöpfungsketten, notwendiges Spezialwissen in einzelnen Bereichen, Interdisziplinarität oder auch

BDI_Innovationsindikator 2018

Demgegenüber hängt die Offenheit mit der wis-

einfach eine weitere Steigerung der Bedeutung

senschaftlichen Leistungsfähigkeit kaum zusam-

von Wissen im Innovationsprozess deutliche Trei-

men. Dies lässt sich damit erklären, dass die

ber eines gesteigerten Bedarfs an leicht realisier-

meisten Länder ein mehr oder weniger offenes

baren und intensiveren Wissensflüssen.

42


Deutschland unter den Ländern mit großer Offenheit Volkswirtschaften mit kleinen Ländern ist insofern

Entwicklung des Offenheitsindikators und der Marktoffenheit ausgewählte Länderund der Entwicklung desfürOffenheitsindikators Marktoffenheit für ausgewählte Länder Gesamtindikator, Indexwert

ein wenig schief, da kleine Volkswirtschaften zur

Gesamtindikator, Indexwert 45

Ein Vergleich der Offenheit von sehr großen

Offenheit quasi gezwungen sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sich kleine Länder thematisch spezialisieren und daher nicht alle Wissens- und Innovationsfelder selbst abdecken. Eine solche Strategie ist angesichts der knappen Ressourcen kleiner Länder und der Notwendigkeit von kritischen Massen, um in einem Thema international relevante Beiträge zu leisten, völlig rational. Die Spezialisierung bedeutet aber, dass sowohl Wissen als auch Güter, die nicht im Land produziert werden, im Ausland nachgefragt werden müssen. Das bedingt eine hohe Offenheit. Größere Volkswirtschaften können und wollen oft auch das gesamte Spektrum an Wissenschaftsdisziplinen und Innovationsthemen abdecken und haben daher weniger Druck, externes Wissen zu

45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 5

beschaffen. Deshalb liegen größere Volkswirt-

5 0

schaften beim Offenheitsindikator eher in der

0

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

geren Gruppe der großen Volkswirtschaften und

2007 2008 2009 Offenheitsindikators 2010 2011 2012 2013und 2014 2016 Entwicklung des der 2015 MarktDeutschland Japan Offenheit für Deutschland, China, Japan und die USA China USA Deutschland Japan

vor allem anhand der eigenen Entwicklung über

Markt, Indexwert China

die Zeit deutlich aussagekräftiger. Aus diesem

40

unteren Hälfte der Rangverteilung. Eine Bewertung dieser Länder ist daher innerhalb der en-

2017 2017

USA

Grund werden in diesem Abschnitt (siehe Grafiken rechts) die vier größten Volkswirtschaften der

35

Erde, die USA, China, Japan und Deutschland, im zeitlichen Verlauf gegenübergestellt.

30

Hinsichtlich des Gesamtindikators zeigt sich, dass

25

Deutschland im Vergleich der vier Länder über den gesamten Zeitverlauf mit Ausnahme des Jahres 2013 die größte Offenheit erreicht, gefolgt von den USA. Diese müssen in den Jahren seit 2014 jedoch einen deutlicheren Rückgang hinnehmen und fallen somit hinter Deutschland zurück, ­nachdem sie seit 2007 nahezu konstante Werte

20 15 10 5

erreichen konnten. An dritter Stelle rangiert bei diesem Index derzeit Japan, das aber auf einem ähnlichen Niveau wie China agiert und in der

0 2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts hinter China zurückgefallen war. Am Ende steht dann China,

Deutschland

Japan

das aufgrund des leichten Aufwärtstrends Japans

China

USA

in den vergangenen Jahren zurückbleibt.

43

BDI_Innovationsindikator 2018


Der Vergleich der Einzelindikatoren zeigt, dass

Skala. Und auch die gesellschaftlichen Einstellun-

die vier Länder sehr unterschiedliche Stärken

gen und die staatliche Regulierung befördern die

und Schwächen hinsichtlich der Offenheit ihres

Offenheit des Innovationssystems in Japan nicht.

Innovationssystems haben. Deutschland und Japan sowie in Teilen auch China sind deutlich auf internationale Märkte und den internationalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen aus-

Chinesische Patentanmeldungen verdoppeln sich alle zwei Jahre

gerichtet. Die USA sind als Einwanderungsland gegenüber ausländischem Wissen und insbeson-

Das chinesische Innovationssystem ist nicht nur

dere ausländischen Arbeitskräften sehr offen. Die

aufgrund seiner mittlerweile erreichten Größe und

USA regulieren den Markt darüber hinaus eher

der ausgeprägten wirtschaftlichen Dynamik der

wenig, sodass ein vergleichsweise hoher Inves-

jüngeren Vergangenheit ein besonderer Fall. Auch

torenschutz besteht und der grenzüberschrei-

machen sich die Unterschiede im politischen und

tende Handel bisher wenig behindert wird. Die

wirtschaftlichen System bemerkbar. Außerdem

Migrations- und Handelspolitik unter Präsident

ist die Rolle Chinas in der Region sowohl für die

Trump wird aber gerade bei den relativen Stärken

wissenschaftliche als auch die wirtschaftliche

hinsichtlich der Offenheit am deutlichsten in die

Entwicklung von besonderer Bedeutung. Aus

entgegengesetzte Richtung wirken. Deshalb ist

diesem Grund wird im folgenden Abschnitt auf die

zu erwarten, dass der Gesamtindex für die USA

chinesische Entwicklung und ausgewählte Politik­

in naher Zukunft deutlich nach unten gehen wird.

ansätze separat eingegangen. Das chinesische In-

Japan hat ein recht geschlossenes Wissenschafts-

novationssystem hat sich seit 2001 so schnell und

und Forschungssystem – es liegt über den

intensiv entwickelt wie kein zweites. Ein wichtiger

gesamten Analysezeitraum am unteren Ende der

Aspekt bei dieser Entwicklung war die Öffnung

Chinas wirtschaftliche Entwicklung profitiert von ausländischen Direktinvestitionen, Joint Ventures und intensiven Handelsbeziehungen.

BDI_Innovationsindikator 2018

44


beziehungsweise die Offenheit des Systems.

schungsrahmenprogramms finanziert. Im derzeit

Ausländische Direktinvestitionen, Joint Ventures

laufenden achten Rahmenprogramm (Horizont

und intensive Handelsbeziehungen mittels Import

2020) wird eine eigenständige Finanzierung auf

von Wissen und Gütern haben die wirtschaftliche

beiden Seiten erwartet. Das kommt nicht zuletzt

Entwicklung in den 2000er-Jahren entscheidend

dem Prinzip der Gleichbehandlung und der „Ko-

geprägt. Sie spielen auch heute noch eine wichti-

operation auf Augenhöhe“ entgegen. Chinesische

ge Rolle für die wirtschaftliche Stabilität und das

Akteure müssen eigenständig für die Finanzierung

Vorankommen Chinas. Der wissenschaftliche Aus-

sorgen. Die chinesische Regierung hat hierfür

tausch über gemeinsame Publikationen, Konfe-

eigene Programme (matching funds) aufgelegt.

renzen und Workshops sowie die Entsendung von

Auch mit Deutschland gibt es in verschiedenen

wissenschaftlichem Personal beispielsweise nach

Programmen (wie etwa „2+2“) und Projekten

Deutschland, aber auch in andere Länder – allen

gemeinsame Wissenschafts- und Forschungs-

voran die USA – haben China in einigen Fachbe-

projekte mit beiderseitiger Finanzierung. So wird

reichen schnell zur Weltspitze aufschließen lassen.

nicht nur die „Augenhöhe“ sichergestellt, sondern

Wissenschaft und Innovation öffnen sich in China nur auf dem Papier.

auch das aktive Interesse der beteiligten Partner. Etwa seit Ende des vergangenen Jahrzehnts

Das führt zu Forschungsoutputs zum beiderseiti-

haben sich zahlreiche chinesische Unternehmen

gen Nutzen.

und Forschungseinrichtungen in nicht wenigen Bereichen national und teilweise auch inter-

Die Entwicklung des Offenheitsindex weist für

national an die Spitze gesetzt – mit staatlicher

China rückläufige Werte auf. Die Öffnung des

Unterstützung, aber insbesondere um die staat-

Landes in wissenschaftlicher, wirtschaftlicher

lichen Erwartungen in Form von Planzahlen zu

und auch gesellschaftlicher Hinsicht nimmt im

erfüllen. Die chinesischen Patentanmeldungen in

Zeitverlauf – gemessen an der Entwicklung in

China (am CNIPA, ehemals SIPO) kommen seit

den Benchmark-Ländern – ab. Dies ist für ein

2008 überwiegend und in den letzten Jahren zum

auf internationale Märkte und den internationalen

klar dominierenden Teil von chinesischen Paten-

Austausch ausgerichtetes Land wie China keine

tanmeldern. Vor 2008 überwog dagegen die An-

günstige Entwicklung. Es birgt die Gefahr der

zahl der Anmeldungen von ausländischen Unter-

verringerten Beteiligung am Wissensaustausch

nehmen. Diese haben ihre Patentanmeldezahlen

und an Wissens- und Kompetenznetzwerken, was

auf dem hohen Niveau dieser Zeit gehalten und

schließlich auch auf die Wertschöpfungsketten

sogar noch leicht ausgebaut, während die chine-

durchschlagen könnte. Die negative Entwicklung

sischen Anmelder die Anzahl ihrer Anmeldungen

des Gesamtindex zur Offenheit wird im Fall Chinas

etwa alle zwei Jahre verdoppeln. Entsprechend

maßgeblich durch diejenigen Einzelindikatoren

haben sich die Relationen deutlich verschoben.

bestimmt, die am Bruttoinlandsprodukt normiert

Patentanmeldungen aus dem Ausland sind aber

werden. Diese weisen allesamt nach unten – das

weiterhin eine Form des Imports von technolo-

heißt, das BIP ist schneller gewachsen als die

gischem Wissen, das noch dazu auf die Bedarfe

Öffnung nach ­außen. Dies gilt beispielsweise für

und Entwicklungsmöglichkeiten des nationalen

die ausländischen Investitionen oder die vom Aus-

Marktes ausgerichtet ist. Auch wissenschaftliche

land finanzierte Forschung und Entwicklung. Hier

Ko-Publikationen oder gemeinsame Projekte sind

hatte China bereits recht hohe Werte erreicht, die

eine Form des Wissensimports und insbesondere

zuletzt gesunken sind.

ein wichtiger Weg des Wissensaustauschs, der beiden Seiten Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Bei zahlreichen anderen Indikatoren weist China hingegen über den gesamten Analysezeitraum

Kooperation auf Augenhöhe

niedrige Werte im Vergleich zu den BenchmarkLändern auf. Dies gilt für die Migration ebenso wie für die technologische Zahlungsbilanz oder den

Gemeinsame wissenschaftliche Projekte mit China

Anteil von Open-Access-Publikationen. Die Antei-

hat beispielsweise die EU-Kommission noch in

le der internationalen Ko-Publikationen waren in

zahlreichen Fällen innerhalb des siebten For-

China, gemessen an der Größe und dem Entwick-

45

BDI_Innovationsindikator 2018


lungsstand des Landes, bereits eher niedrig. Sie

ländische Unternehmen, wie es im WTO-Vertrag

liegen meist deutlich unter denen der anderen

festgelegt ist, oder die weitere Öffnung einzelner

ostasiatischen Länder und sind in längerer Sicht

Branchen für Investitionen aus dem Ausland, wie

zwar in den letzten Jahren leicht angestiegen,

sie bereits angekündigt wurden.

stagnieren aktuell jedoch. Auch die USA, die in

China sieht den Staat auch künftig als einen starken Akteur auf dem Markt.

absoluten Zahlen eine vergleichbare Größe des

Die chinesische Regierung unter Staatspräsident

Wissenschaftssystems bezogen auf den Publika-

Xi Jinping betont immer wieder die Offenheit und

tionsoutput haben, liegen hier deutlich vor China.

die Öffnung des Landes. „Die Tür ist weit offen

Im hier gemessenen Indexwert schlägt sich der

und wird sich weiter öffnen“ ist eine viel bemühte

leicht angestiegene Anteil an internationalen

Metapher der chinesischen Staatsführung. Die

Ko-Publikationen nicht nieder, da China deutlich

berühmte Rede von Xi beim Weltwirtschafts-

unter dem unteren Benchmark-Wert liegt. Die

forum in Davos im Januar 2017, bei der er den

leicht ansteigenden Anteile können aber auch

freien Welthandel hervorhob, unterstreicht dies

nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst im

ebenso wie die Aufhebung des Joint-Venture-

Wissenschaftssystem die Offenheit rückläufig ist.

Zwangs im Automobilsektor. Zu den wichtigsten

So führen unter anderem die Reisebestimmungen

innovationspolitischen Strategien zählen „Made

der Kommunistischen Partei gemeinsam mit den

in China 2025“ (MIC2025), die dem deutschen

Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung dazu,

Industrie-4.0-Ansatz nachempfunden ist, oder

dass der Austausch mit ausländischen Part-

auch die Internet-Plus-Strategie für eine weitrei-

nern deutlich abgenommen hat. Wissenschaftler

chende Digitalisierung zahlreicher Branchen und

müssen mit Sanktionen rechnen und agieren nun

die Etablierung neuer Geschäftsmodelle. Dabei

sehr zurückhaltend. Zwar mögen die Regelungen

werden Kooperationen zwischen Wissenschaft

gerechtfertigt sein und auch die negativen Aus-

und Wirtschaft, aber auch mit dem Ausland stets

wüchse des Systems reduzieren. Es werden aber

betont. Bei diesen Themen, allen voran Industrie

auch die positiven Effekte reduziert.

4.0, wird neben Kooperation und Austausch auch

12

der Wettbewerb zwischen den InnovationssysteDie Hinweise auf eine weitere Schließung oder

men deutlicher zutage treten.

Abkapselung des Landes zeigen sich also über die komplette Bandbreite der hier verwendeten Indi-

China plant, mit seiner MIC2025-Strategie in den

katoren. Eine stärkere Öffnung jedenfalls ist derzeit

Kernkompetenz-Feldern der deutschen Industrie

nicht in den Maßzahlen abbildbar. Was dies mittel-

eigene Kompetenzen aufzubauen. Mehr noch als

bis längerfristig für das chinesische Wissenschafts-

bei anderen Themen gilt hier, dass die Zusam-

und Innovationssystem bedeutet, lässt sich derzeit

menarbeit zum Vorteil beider Seiten stattfinden

nicht abschätzen. Der Vergleich beispielsweise mit

muss, denn sonst hat einer der beiden Koopera-

Deutschland belegt aber, dass das Thema Offen-

tionspartner kein echtes und langfristiges Inter-

heit von den Regierungen und Unternehmen aktiv

esse an der Zusammenarbeit. Offenheit bedeutet

angegangen werden muss. Selbst dann stellen sich

in diesem Zusammenhang daher auch, auf die

nur langsam und mäßig Veränderungen ein.

Bedenken und Bedürfnisse des Partners einzugehen. Die derzeitigen Reformen des Wissen-

„Made in China“ à la Industrie 4.0

schaftssystems, etwa der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) mit ihrer Strategie „Innovation 2020“ oder die angekündigten Refor-

BDI_Innovationsindikator 2018

China sollte dringend Programme und Maßnah-

men zur Steigerung der Effizienz und der Qualität

men zur Intensivierung der internationalen Ko-

des Outputs des Wissenschaftssystems und der

operationen und des internationalen Austauschs

staatlichen Unternehmen, können eigentlich nur

auflegen. Einige davon existieren bereits, wie

bei einer Öffnung nach innen wie nach außen

beispielsweise die Beteiligung an Großforschungs-

gelingen. Denn gerade mit Blick auf Effektivität

Infra­strukturen (ITER, CERN und weitere). Zu die-

und Effizienz versprechen offene Systeme einen

sen Maßnahmen gehört aber beispielsweise auch

Vorteil gegenüber geschlossenen System, wie

die Öffnung der öffentlichen Beschaffung für aus-

an dieser Stelle bereits mehrfach betont wurde.

46


Das wichtigste politische Ziel im Bereich von

dern sieht den Staat auch in Zukunft als starken

Wirtschaft, Wissenschaft und Innovation ist der

Akteur auf den Märkten.

Umbau Chinas zu einer innovationsgetriebenen Wirtschaft, was die Führung des Landes im Mai

Das Paradigma eines geschlossenen Innovations-

201613 erneut unterstrichen hat. Seine Umsetzung

systems auf der Basis von Forschung und Ent-

kann nur durch eine aktive Zusammenarbeit mit

wicklung, wie es noch in den 1980er- und 1990er-

anderen Volkswirtschaften zum Erfolg gebracht

Jahren die grundlegende Basis in den allermeisten

werden. Entsprechend sind Ansatzpunkte in

Ländern war, hat sich spätestens seit Beginn des

diesen Strategien auch explizit genannt. Doch

neuen Jahrtausends deutlich gewandelt. Für China

sind derzeit die konkreten Maßnahmen noch nicht

galt im schnellen Aufholprozess des vergangenen

in allen Bereichen formuliert und implementiert.

Jahrzehnts, dass eine Technikzentrierung das

Die Öffnung des Marktes und die Stärkung von

Aufschließen zu den hoch industrialisierten Volks-

Marktkräften wird an vielen Stellen immer wieder

wirtschaften beschleunigt, wenn nicht gar erst

hervorgehoben, so auch innerhalb der wesent-

ermöglicht hat. Um seinem Anspruch der innova-

lichen Strategien MIC2025 oder Internet Plus.

tionsgetriebenen Wirtschaft aber gerecht werden

Auch beim Parteikongress im Oktober 2017 oder

zu können, muss sich China nun in den Reigen der

beim Volkskongress im März 2018 betonten die

anderen Innovationsnationen einfinden und kann

Verantwortlichen dies immer wieder. Eines sollte

nicht die globalen Trends von Wissens- und Wert-

allerdings westlichen Regierungs- und Unterneh-

schöpfungsnetzwerken ignorieren.

mensvertretern klar sein: Die chinesische Regierung meint mit dem Verweis auf eine stärkere Rolle des Marktes keine Marktliberalisierung im kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Sinne, son-

Quellen für Offenheitsindikatoren und die Zuordnung zu den drei Subindikatoren Beschreibung

Quelle

Anteil der internationalen Ko-Patente an allen Anmeldungen von transnationalen Patenten Anteil von internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden Gesamt-FuE-Ausgaben (GERD) finanziert vom Ausland (in % des BIP) Von ausländischen Niederlassungen durchgeführte FuE (in % des BIP) Technologische Zahlungsbilanz (in % der gesamten FuE-Ausgaben) Anteil von Open-Access-Publikationen an allen Publikationen eines Landes Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland Geborenen Importquote (Güter und Dienstleistungen) Attraktivität für ausländische Talente, 2012–2016 Zahlungen an das Ausland für geistiges Eigentum (in % des BIP) Einnahmen aus dem Ausland für geistiges Eigentum (in % des BIP) Nettoeinnahmen aus dem Ausland (in % des BIP) Anteil der internationalen PCT-Patentanmeldungen an allen nationalen Patentanmeldungen eines Landes Bestand an ausländischen Investitionen (in % des BIP) Index: „Möchte nicht als Nachbar haben …“ (Menschen mit anderer Rasse, Immigranten/­­ Gast­arbeiter, Homosexuelle, Menschen anderer Religion)

EPO-PATSTAT Clarivate – WoS OECD – EAC OECD/MSTI OECD/MSTI OECD/MSTI Elsevier – Scopus OECD Weltbank WEF Weltbank Weltbank Weltbank EPO-PATSTAT Weltbank World Value Survey

Grenzüberschreitender Handel Stärke des Investorenschutzes Index zur Migrationspolitik Index zur Arbeitsmigrationspolitik Index zur Stärke des Schutzes von geistigem Eigentum (Ginarte-Park) Bestand an Migranten (in % der Bevölkerung) Steuern auf internationalen Handel (in % des Gewinns)

Weltbank Weltbank IMPIC IMPIC Park14 Weltbank Weltbank

47

Wissenschaft und Forschung

Markt

Staat und Gesellschaft

x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x

BDI_Innovationsindikator 2018


Worten müssen Taten folgen

gerecht werden können – auch China nicht, selbst wenn es hier einen „chinesischen Weg“ finden

Anlässlich der deutsch-chinesischen Regierungs-

sollte. Eine Öffnung und offene Prozesse ergeben

konsultationen im Sommer 2018, bei denen

sich allerdings nicht von selbst. Sie müssen aktiv

sowohl die gegenseitige Öffnung als auch die

betrieben werden. Die chinesische Regierung

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirt-

tut gut daran, mit ihrer Politik die Vernetzung zu

schaft auf höchster politischer Ebene Thema war,

erhöhen und möglichst ungehinderte Wissens-

betonte Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäfts-

flüsse zu ermöglichen – ­übrigens ebenso wie die

führung des Bundesverbands der Deutschen

Regierungen in allen anderen innovationsbasierten

Industrie (BDI): „China hat sich bewegt, aber darf

Volkswirtschaften, allen voran Japan, aber auch

nun nicht wieder erstarren. Den Worten müssen

Deutschland oder die USA. Wie bei Unternehmen

Taten folgen. Nur durch große Reformen und

im Kleinen gilt auch für Volkswirtschaften, dass

echte Öffnung wird Peking die eigene Wirtschaft

open innovations – sowohl outside-in als auch

so aufstellen, dass sie mit markt- und regelba-

inside-out – erst den Erfolg ermöglichen. Sowohl

sierten Systemen kompatibel ist.“15 Wenn China

die Aufnahme neuer Ideen und neuen Wissens

als Marktwirtschaft und als gleichberechtigter

als auch die Abgabe an Dritte – und damit oft eine

Partner dauerhaft akzeptiert werden will, dann ist

bessere, schnellere und umfassendere Verwer-

eine Anpassung an die globalen Veränderungen

tung – sind Schlüsselfaktoren für die Realisierung

auch beim Wissens- und Ideenaustausch un-

eines offenen Innovationssystems. Nach den hier

umgänglich. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass

vorgestellten Analysen sind für die Leistungsfähig-

in Zukunft abgeschottete Volkswirtschaften dem

keit von Innovationssystemen offene Märkte sogar

Anspruch einer innovationsgetriebenen Wirtschaft

noch wichtiger als offene Wissenschaftssysteme.

3 Chesbrough, H. W. (2003): Open innovation: The new imperative for creating and profiting from technology, ­Boston: Harvard Business School Press.   4 Hippel, E. von (1998): The sources of innovation, Oxford: Oxford University Press; Hippel, E. von, Krogh, G. (2011): Open innovation and the private-collective model for innovation incentives, in: Dreyfuss, R., Strandburg, K. (Hrsg.): The law and theory of trade secrecy: A handbook of contemporary research, Cheltenham: Edward Elgar, 201–221.   5 BMBF (Hrsg.) (2008): Deutschlands Rolle in der globalen Wissensgesellschaft stärken. Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung, Berlin: BMBF; BMBF (Hrsg.) (2017): Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung. Strategie der Bundesregierung, Berlin: BMBF.   6 BMBF (2016): Open Access in Deutschland. Die Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin: BMBF.   7 BMBF (2018): Forschung und Innovation für die Menschen. Die Hightech-Strategie 2025, Berlin: BMBF, S. 4   8 BMBF (2018): Forschung und Innovation für die Menschen. Die Hightech-Strategie 2025, Berlin: BMBF, S. 48   9 European Commission (2016): Open innovation, open science, open to the world – a vision for Europe, Luxemburg: Publications Office of the European Union. 10 Hetze, P., Meyer, M. (2018): Was bringt die Öffnung von Wissenschaft und Innovation? Diskussionspapier, Essen: Stifterverband; www.stifterverband.org/initiative-offene-wissenschaft-innovation 11 Laursen, K., Salter, A. (2006): Open for innovation: the role of openness in explaining innovation performance among U.K. manufacturing firms. Strategic Management Journal 27(2), 131–150; Aschhoff, B., Schmidt, T. (2008): Empirical evidence on the success of R&D cooperation – happy together? Review of Industrial Organization 33 (1), 41–62; Czarnitzki, D., Ebersberger, B., Fier, A. (2007): The relationship between R&D collaboration, subsidies and R&D performance: Empirical evidence from Finland and Germany. Journal of Applied Economics 22(7), 1347–1366; Aslam, A., Coelli, F., Eugster, J., Ho, G., Jaumotte, F., Buitron, C., Piazza, R. (2018): Is productivity growth shared in a globalized world?, in: International Monetary Fund (2018): World economic outlook: Cyclical upswing, structural change, Washington, DC, April. 12 http://www.nhfpc.gov.cn/renshi/jdgw/201503/9434f41a98c94a3fbc95c5bb0347466e.shtml 13 http://english.gov.cn/policies/latest_releases/2016/05/20/content_281475353682191.htm 14 Park, W.G. (2008): International patent protection: 1960–2005, in: Research Policy, 37(4), S. 761–766. 15 https://bdi.eu/#/artikel/news/china-hat-sich-bewegt-aber-darf-nun-nicht-wieder-erstarren/

BDI_Innovationsindikator 2018

48


Projektpartner

Bundesverband der Deutschen Industrie

Fraunhofer-Institut für Systemund ­Innovationsforschung

Zentrum für Europäische Wirtschafts­forschung

Der BDI ist die Spitzenorganisation

Das Fraunhofer-Institut für System- und

Das Zentrum für Europäische Wirt-

im Bereich der Industrieunternehmen

Inno­vationsforschung analysiert Ent-

schaftsforschung (ZEW) ist ein gemein-

und industrienahen Dienstleister. Als

stehung und Auswirkungen von Inno-

nütziges wirtschaftswissenschaftliches

Interessenvertretung der Industrie trägt

vationen. Es erforscht die kurz- und

Forschungsinstitut und Mitglied in der

der BDI bei seinen Mitgliedern zur

langfristigen Entwicklungen von Inno­

Leibniz-Gemeinschaft. Die zentralen

Meinungsbildung und Entscheidungs-

vationsprozessen und die gesellschaft-

Aufgaben des ZEW sind die wirtschafts-

findung bei. Er bietet Informationen für

lichen Auswirkungen neuer Technolo-

wissenschaftliche Forschung, die

alle Bereiche der Wirtschafts­politik an.

gien und Dienstleistungen. Auf dieser

wirtschaftspolitische Beratung und der

Der BDI unterstützt so die Unterneh-

Grundlage stellt das Institut seinen Auf-

Wissenstransfer. Im Zentrum der Arbei-

men im intensiven Wettbewerb, den

traggebern aus Wirtschaft, Politik und

ten steht die Analyse und das Design

die Globalisierung mit sich bringt.

Wissenschaft Handlungsempfehlungen

von funktionstüchtigen Märkten und

und Perspektiven für wichtige Entschei-

Insti­tutionen in Europa.

www.bdi.eu

dungen zur Verfügung. www.zew.de www.isi.fraunhofer.de

49

BDI_Innovationsindikator 2018


Impressum Herausgeber

Druck

Bundesverband der

Druckerei Schmidt, Lünen

Deutschen Industrie e. V. (BDI) Breite Straße 29

Fotos

10178 Berlin

Em Campos/iStock, Joel Carillet/iStock,

www.bdi.eu

Deutscher Zukunftspreis/Ansgar Pudenz, FangXiaNuo/iStock, fotografixx/iStock,

Autoren

Christian Kruppa, olaser/iStock

Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert, Alexander Feidenheimer (alle Fraunhofer ISI),

Illustrationen

Dr. Christian Rammer (ZEW)

Daniel Matzenbacher

Verantwortlich

Stand

Iris Plöger (BDI)

Dezember 2018

Redaktion

Copyright

Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert

Bundesverband der

(ISI), Dr. Christian Rammer (ZEW)

Deutschen Industrie e. V. (BDI)

Dr. Carsten Wehmeyer (BDI) Grafik und Layout SeitenPlan GmbH Corporate Publishing, Dortmund

BDI_Innovationsindikator 2018

50


Notizen


Auf der Website zum Innovationsindikator finden Sie einen ausführlichen Methodenbericht sowie weiteres Hintergrundmaterial. Außerdem können Sie dort mit „Mein Indikator“ individuell Volkswirtschaften vergleichen. Die Website ist auf allen Endgeräten vom Desktop-PC bis zum Smartphone nutzbar. www.innovationsindikator.de

Scannen Sie den QR-Code ein und gelangen Sie direkt zur Website.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.