SCHWERPUNKT: OFFENHEIT DER INNOVATIONSSYSTEME
Inhalt 3 Vorwort 4 Auf einen Blick: Zentrale Ergebnisse 6 Zusammenfassung 10 Empfehlungen an die Politik Ergebnisse 15
Ăœber den Innovationsindikator Methoden und Indikatoren
18
Singapur erstmals an der Spitze
35 Volkswirtschaften im Innovationsvergleich
Fokus 33
Offenheit von Innovationssystemen Warum Kooperation und Austausch wichtig – und wie die Volkswirtschaften darauf eingestellt sind
49
Projektpartner
50
Impressum
Vorwort Platz vier im Gesamtranking – das ist das Ergebnis des aktuellen BDI-Innovationsindikators, der Deutschlands Innovationsleistung mit weiteren 34 Nationen vergleicht. Das ist zwar auf den ersten Blick derselbe Platz wie im Vorjahr für unser Land, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Der Abstand zur Spitze wächst. Chinas Innovationsleistung etwa steigt dreimal schneller als die der EU. Gerade kleine und mittlere Unternehmen müssen sich wieder intensiv am Innovationsgeschehen beteiligen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Außerdem müssen Innovationsprozesse in Universitäten, Forschungsorganisationen und Unternehmen offener werden und mehr wachstumsstarke innovative Start-ups in Deutschland Karriere machen. Kurz: Wir brauchen mehr Dynamik als die Konkurrenz. Der Innovationsindikator zeigt klar auf, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss: Die Bundesregierung muss endlich die steuerliche Forschungsförderung einführen und die digitale Infrastruktur ausbauen. Der Schlüssel zum Erfolg der Digitalisierung ist die Kombination unserer industriellen Stärke mit den Möglichkeiten künst licher Intelligenz (KI). Nur mit deutlich mehr Investitionen in innovative KI-Anwendungen lässt sich die Durchschlagkraft von KI für die Industrie erhöhen. Zusätzlich sollte sie die Förderung von HightechGründungen anschieben sowie den Technologietransfer in den Mittelstand beschleunigen. Wichtig ist, den Kulturwandel zu offenen Innovationsprozessen zu unterstützen, zum Beispiel durch den sogenannten Transfer über Köpfe – den persönlichen fachlichen Austausch über Disziplin- und Unternehmensgrenzen hinweg. Dafür sind im Arbeits- und Sozialrecht bestehende Barrieren für einen temporären Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in beide Richtungen abzubauen.
Zur Eroberung neuer Technologiefelder und deren Wertschöpfungspotenziale sind mehr Freiräume nötig: Experimentierräume oder Real labore, in denen Pioniere das Neue erproben und für die Nutzung im Markt vorbereiten. Helfen würde vielen Unternehmen die von der Bundes regierung angekündigte Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen. Die Forscher des Fraunhofer Instituts für Systemund Innovationsforschung (ISI) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die den Innovationsindikator erstellt haben, sehen die relative Abnahme der Innovationskraft der deutschen Wirtschaft als größtes Manko. Lag Deutschland im Subindikator Wirtschaft 2012 noch unter den Top-Drei-Standorten, reicht es heute nur noch für Platz neun. Seither sind einige Länder an uns vorbeigezogen, deren Wirtschaft sich dynamischer entwickelt hat als unsere. Nach vorn ging es zum Beispiel für Belgien, Israel und Irland. Das kontinuierlich schlechtere Abschneiden hierzulande bietet durchaus Anlass zur Sorge. Diesen Trend gilt es zu stoppen. Wir wollen wieder an die Spitze – mit erfolgreichen Innovationen, die auf den Weltmärkten neue Kunden finden. Es fehlt nicht an Erkenntnis und Umsetzungsplänen. Die Politik darf jetzt keine Zeit mehr verlieren und muss die Weichen für künftige Innovationen stellen – sie bedeuten Wachstum und Wohlstand, bringen Chancen auf Aufstieg und Teilhabe, sichern und schaffen Beschäftigung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Prof. Dieter Kempf Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie
3
BDI_Innovationsindikator 2018
Auf einen Blick Zentrale Ergebnisse
Innovationsindikator Deutschland gehört zu den innovationsstärksten Ländern der Welt und belegt mit einem Indexwert von 55 unverändert Rang vier im Innovationsindikator. Allerdings erreicht das deutsche Innovationssystem in keinem der fünf untersuchten Teilbereiche Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft eine Topplatzierung.
Deutschland im Vergleich zu ausgewählten Volkswirtschaften und zum Benchmark Singapur. Ein Ranking
73
aller 35 Volkswirtschaften finden Sie auf Seite 19.
Singapur Rang 1 Benchmark
55 Deutschland Rang 4
39 Japan Rang 20
52
52
USA Rang 6
Großbritannien Rang 7
46 Frankreich Rang 14
14 China Rang 25
BDI_Innovationsindikator 2018
4
Offenheitsindikator Unter den größten Volkswirtschaften der Welt hat Deutschlands Innovationssystem zwar die größte Offenheit. Aber im Gesamtvergleich landet die Bundesrepublik abgeschlagen auf Rang 21. Die Schweiz macht es besser: Sie hat zwar im Innovationsindikator ihre Spitzenposition eingebüßt, aber beim Offenheitsindikator die Nase vorn.
Deutschland im Vergleich zu ausgewählten Volkswirtschaften und zum Benchmark Schweiz. Ein Ranking aller 35 Volkswirtschaften finden Sie
68
auf Seite 34.
Schweiz Rang 1 Benchmark
Großbritannien Rang 7
47 Frankreich Rang 11
34 Deutschland Rang 21
14 China Rang 35
5
56
31 USA Rang 24
17 Japan Rang 31
BDI_Innovationsindikator 2018
01
Zusammenfassung
Deutschland behauptet sich als eines der inno-
des Innovationsindikators fällt die Alpenrepublik
vationsstärksten Länder der Welt auf Rang vier –
von Platz 9 auf Platz 11 zurück. In Bezug auf
erreicht allerdings erneut in keinem der Teilbe-
die Subsysteme weist Österreich eine ähnliche
reiche Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat
Struktur wie Deutschland auf, da es in allen Sub-
und Gesellschaft eine Topplatzierung.
systemen solide aber keine Spitzenwerte erzielt.
Singapur übernimmt den Spitzenplatz und
Norwegen fällt im Innovationsindikator zurück
liegt erstmalig vor der Schweiz. Singapur er-
und erreicht mit Platz 17 nur noch einen hin-
reicht im diesjährigen Innovationsindikator
teren Rang. Das rohstoffreiche skandinavische
73 Punkte, einen Punkt mehr als die Schweiz.
Land ist sich der mangelnden Nachhaltigkeit seiner ölbasierten Wirtschaftsstruktur bewusst
Deutschland ist mit 55 Punkten unverändert
und hat politische Maßnahmen eingeleitet, die
auf Platz 4 hinter Belgien. Der Abstand zum
die Wirtschaft neu ausrichten sollen. Bislang
kleinen Nachbarn im Westen hat sich dabei
fruchten diese Maßnahmen aber noch nicht.
punktemäßig auf nun fünf Zähler vergrößert. Grund für den größeren Abstand zur Spitze ist
Nach Verlusten in den letzten Jahren kann
eine fehlende Dynamik in einigen Subindikato-
sich Schweden, das nun mit 54 Punkten
ren. So erreicht Deutschland im Subindikator
hinter Deutschland Platz 5 belegt, wieder
Wirtschaft nur noch den 9. Rangplatz.
steigern. Gute Werte erzielt das Land dabei vor allen Dingen im Subindikator Gesellschaft
Die BRICS-Staaten, denen in den 2000er-
(71 Punkte) und im Subindikator Wissenschaft
Jahren noch eine goldene Zukunft prophezeit
(75 Punkte). Schwedens größte Schwäche
wurde, belegen weiterhin die hinteren Plätze
liegt in der Bildung, wo es nur 40 Punkte
im Innovationsindikator. Am besten schneidet
erreicht. Hier besteht mittlerweile dringender
noch China ab, das von 35 Nationen auf Platz
Handlungsbedarf für die Skandinavier.
25 kommt. Wenig Bewegung ist bei den südlichen Euro-
BDI_Innovationsindikator 2018
Die USA konnten sich nach jahrelanger Tal-
staaten, die stark von der Eurokrise betroffen
fahrt auf Platz 6 verbessern. Dabei ist unklar,
waren, zu verzeichnen. Italien gewinnt zwei
inwieweit diese Verbesserung mit der aktuellen
Rangplätze – nun Platz 24 – liegt aber wei-
politischen Situation oder den zeitverzögerten
terhin hinter Portugal (Platz 22) und Spanien
positiven Effekten der ambitionierten Innova
(Platz 23), die sich nicht verändert haben. Grie-
tionspolitik unter Obama zu tun hat.
chenland verharrt mit 5 Punkten auf Platz 29.
Für Österreich scheint der Aufholprozess der
Irland kann sich deutlich um drei Plätze ver-
letzten Jahre zunächst gestoppt. Im Ranking
bessern und erreicht nun den neunten Rang.
6
Teilbereiche des Innovationsindikators Deutschland und ausgewählte Volkswirtschaften im Vergleich Benchmark 69
100
60
54
48
44
42 16
50
0
Schweiz
USA
Deutschland
Japan
GB
Frankreich
China
Rang 1
Rang 4
Rang 9
Rang 13
Rang 15
Rang 16
Rang 23
63
60
56
Indexwert Wirtschaft
99 100
49 29
50
3 0
Singapur
Deutschland
Frankreich
GB
USA
Japan
China
Rang 1
Rang 10
Rang 12
Rang 15
Rang 18
Rang 21
Rang 29
63
60
56
84
Indexwert Wissenschaft
100
49 29
50
3 0
Singapur
Deutschland
Frankreich
GB
USA
Japan
China
Rang 1
Rang 10
Rang 12
Rang 15
Rang 18
Rang 21
Rang 29
55
54
50
Indexwert Bildung
100 100
46
45
28
50
0
Singapur
Frankreich
Deutschland
USA
GB
Japan
China
Rang 1
Rang 7
Rang 8
Rang 10
Rang 14
Rang 15
Rang 22
82
80 57
52
100
50
35
50
1 0
7
Indexwert Staat
Australien
GB
Frankreich
Deutschland
USA
Japan
China
Rang 1
Rang 2
Rang 10
Rang 12
Rang 13
Rang 20
Rang 26
Indexwert Gesellschaft
BDI_Innovationsindikator 2018
Der ehemalige Krisenstaat trumpft heute
größten Volkswirtschaften der Erde – neben
mit guten Werten im Subsystem Wirtschaft
Deutschland sind dies die USA, Japan und
(55 Punkte) auf. Weniger gute Ergebnisse er-
China – über den gesamten Zeitverlauf mit
zielt Irland beim Subindikator Staat und beim
Ausnahme des Jahres 2013 die größte Offen-
Subindikator Gesellschaft.
heit erreicht.
Der Subindikator Wirtschaft wird von der
Die deutsche Wissenschaftspolitik ist seit jeher
Schweiz mit 69 Zählern angeführt. In den Sub
auf Kooperation und Austausch ausgerichtet.
indikatoren Wissenschaft, Bildung und Staat
Diese Politikmaßnahmen leiten sich aus der
liegt Singapur mit 99, 84 und 100 Punkten
Strategie der Bundesregierung zur Internati-
vorne. Im Subindikator Gesellschaft rangiert
onalisierung von Bildung, Wissenschaft und
Australien mit 84 Punkten auf dem ersten Platz.
Forschung ab. Allerdings erreicht Deutschland lediglich den 21. Rang und gehört somit, ähn-
Die deutsche Wissenschaftspolitik ist seit jeher auf Kooperation und Austausch ausgelegt.
Der Austausch über Institutionen- und Länder-
lich wie beispielsweise die USA und Australien,
grenzen hinweg ist ein Mittel, um dem stark
zum hinteren Mittelfeld. Gegenüber dem Jahr
steigenden Bedürfnis nach immer komplexer
2007 hat sich Deutschland um sieben Index-
werdendem Wissen im Innovationsprozess zu
punkte und um sechs Rangplätze verschlech-
begegnen. Offene Innovationssysteme machen
tert. Andere Länder sind offensichtlich noch
diesen Austausch möglich. Sie entscheiden
stärker in der Offenheit engagiert.
auch immer mehr über die Leistungsfähigkeit von Innovationssystemen. Der Innovationsin-
Das deutsche Wissenschaftssystem befindet
dikator stellt daher die Offenheit von Innova
sich in der unteren Hälfte der Verteilung, trotz
tionssystemen vergleichend dar.
hoher Anteile internationaler Ko-Publikationen. Demgegenüber ist die deutsche Wirtschaft
Open science und open data sind wichtige
vergleichsweise offen. Deutschland erreicht
Bausteine eines offenen Innovationssystems,
hier mit Rang 17 seine beste Platzierung unter
sind aber nicht mit Offenheit gleichzusetzen.
den Subsystemen.
Beim Offenheits-Indikator liegen die Schweiz
Die Ergebnisse legen insgesamt die Schluss-
(68 Punkte) und Irland (67 Punkte) an der
folgerung nahe, dass die Offenheit in Deutsch-
Spitze, gefolgt von den Niederlanden, Öster-
land in allen Teilbereichen des Innovationssys-
reich, Singapur, Schweden, Großbritannien,
tems noch deutlich ausbaufähig ist. Für eine
Belgien und Dänemark.
durchgreifende Öffnung ist in vielen Bereichen ein Kulturwandel notwendig.
Kleine Volkswirtschaften sind zur Offenheit quasi gezwungen. Dies ist insbesondere dann
Die Analysen belegen, dass offene Innova
der Fall, wenn sie sich thematisch spezia-
tionssysteme tendenziell wirtschaftlich erfolg-
lisieren und daher nicht alle Wissens- und
reicher sind bzw. erfolgreiche Innovations-
Innovationsfelder selbst abdecken. Größere
systeme eine höhere Offenheit aufweisen.
Volkswirtschaft können und wollen oft das
Zwischen Offenheit und wissenschaftlicher
gesamte Spektrum an Wissenschaftsdiszipli
Leistungsfähigkeit besteht dagegen kaum ein
nen und Innovationsthemen abdecken und
Zusammenhang.
haben daher weniger Druck, externes Wissen zu beschaffen.
Das chinesische Innovationssystem hat sich in den Jahren seit 2001 so schnell und intensiv
BDI_Innovationsindikator 2018
Hinsichtlich des Gesamtindikators zeigt
gewandelt wie kein zweites. Einen wichtigen
sich, dass Deutschland im Vergleich der vier
Beitrag leistete dabei die Öffnung des Systems.
8
Die Entwicklung des Offenheitsindex weist für
Zwar werden eine Öffnung und ein internatio-
China rückläufige Werte auf, das heißt: die
naler Austausch in zahlreichen Politikpapieren
Öffnung des Landes in wissenschaftlicher,
und -programmen angekündigt. Diesbezüg-
wirtschaftlicher und auch gesellschaftlicher
liche Taten fehlen noch bzw. reichen derzeit
Hinsicht nimmt im Zeitverlauf ab. Die Hinweise
nicht aus, um den negativen Trend in der
auf eine weitere Schließung oder Abkapselung
Bewertung umzukehren.
des Landes zeigen sich über die komplette Bandbreite der hier verwendeten Indikatoren.
Teilbereiche des Offenheitsindikators Deutschland und ausgewählte Volkswirtschaften im Vergleich Benchmark 75
100
63 41
27
23
22
50
7 0
Schweiz
GB
Frankreich
Deutschland
China
USA
Japan
Rang 1
Rang 3
Rang 14
Rang 26
Rang 27
Rang 30
Rang 34
100
74 43
31
30
29
19
13
50
0
Schweiz
Frankreich
GB
Japan
Deutschland
USA
China
Rang 1
Rang 6
Rang 14
Rang 16
Rang 17
Rang 25
Rang 33
69
62
61
56
Indexwert Markt
100
30
24
16
50
0
9
Indexwert Wissenschaft/Forschung
Österreich
Frankreich
GB
USA
Deutschland
China
Japan
Rang 1
Rang 8
Rang 9
Rang 13
Rang 26
Rang 27
Rang 33
Indexwert Staat/Gesellschaft
BDI_Innovationsindikator 2018
02
Empfehlungen an die Politik Schneller zum 3,5-Prozent-Ziel gelangen
Einbindung von kleinen und mittleren Unter-
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt,
Innovationen im Bereich der gesellschaftli-
die gesamtwirtschaftlichen Aufwendungen für
chen Herausforderungen brauchen nicht nur
Forschung und Entwicklung bis 2025 auf 3,5 Pro-
Forschungsfördermittel für neue Technologien,
zent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Die
sondern auch die richtigen rechtlichen und
Erreichung dieses Ziels wäre ein wichtiger Beitrag,
politischen Rahmenbedingungen. Technolo-
um Deutschland näher an die Spitzengruppe der
gieförderung muss daher mit einer Förderung
innovativsten Länder heranzuführen. Die neue
innovativer Märkte und der Nutzerakzeptanz
Hightech-Strategie 2025 setzt den Rahmen, um
gegenüber Innovationen einhergehen.
nehmen (KMU), Transfer über Köpfe.
dieses Ziel zu erreichen. Sie enthält wichtige und richtige Ansatzpunkte, wie die Orientierung an großen gesellschaftlichen Herausforderungen, einen breiten Blick auf die notwendigen Rahmen
Exzellenz in der Wissenschaft ernstnehmen
bedingungen – insbesondere die Fachkräfte basis – und neue Impulse für Forschung und
Trotz nicht unerheblicher Reformbemühungen
Innovation. Entscheidend ist, dass die Umsetzung
lässt sich eine positive Dynamik im Wissen-
rasch und schwungvoll erfolgt, ansonsten wird
schaftsbereich kaum erkennen. Zwar erreicht
das Ziel verfehlt:
Deutschland mit 63 Punkten im Subindikator Wissenschaft einen passablen Wert, allerdings liegt
Die Förderung von Spitzenforschung und
Deutschland damit nur auf Platz 10. Ein wichtiger
wissenschaftlicher Exzellenz darf sich nicht in
Schritt zur Verbesserung des Wissenschafts-
kleinteiligen Projekten verlieren. Globale Sicht-
systems war die Implementierung der Exzellen-
barkeit erfordert große Investitionen in ausge-
zinitiative 2005/2006 und ihre Verlängerung ab
wählte Spitzeneinrichtungen.
2011/2012. Ab 2019 wird sie durch die Exzellenzstrategie abgelöst. Die verausgabten Mittel in der
Die Innovationsdynamik der Wirtschaft wird
Exzellenzinitiative erscheinen mit 2,7 Milliarden
derzeit von den mittelständischen Unterneh-
Euro zunächst hoch. Allerdings relativiert sich die-
men gebremst. Eine ausreichend ausgestattete
ses Bild sehr schnell, wenn man berücksichtigt,
steuerliche Förderung von Forschung und
dass diese Mittel sich auf die gesamte Laufzeit
Entwicklung kann im Zusammenwirken mit
von 2012 bis 2017 beziehen. Verglichen mit dem
einer effektiven Projektförderung die nötigen
Jahresbudget der ETH Zürich von umgerechnet
Impulse setzen.
circa 1,6 Milliarden Euro beziehungsweise des MIT mit circa 2,9 Milliarden Euro scheint das ge-
BDI_Innovationsindikator 2018
Der Wissens- und Erkenntnistransfer zwischen
samte Fördervolumen doch sehr kleinteilig. Einige
Wissenschaft und Wirtschaft ist in Deutschland
Untersuchungen scheinen zu belegen, dass die
bereits gut etabliert. Neue Initiativen müssen
Finanzierung aus der Exzellenzinitiative in den
daher an den wenigen Schwachstellen anset-
geförderten Universitäten zwar die Quantität,
zen: Hightech-Startups aus der Wissenschaft,
nicht aber die Qualität der Forschungsleistungen
10
substanziell gesteigert hat.1 Für ein Programm,
Die seit vielen Jahren diskutierte steuerliche
das sich die Schaffung von weltweit sichtbaren
FuE-Förderung muss endlich kommen, und
Leuchttürmen zum Ziel gesetzt hat, ist das zu
zwar in einem Umfang, der auch merkliche
wenig. Verbesserungen, die über das Halten des
Wirkungen erwarten lässt. Mit homöopathi-
derzeitigen Niveaus spürbar hinausgehen, werden
schen Dosen wird weder der nachlassenden
nur erzielbar sein, wenn die Förderung volumen-
Innovationstätigkeit im Mittelstand noch der
mäßig deutlich ausgeweitet wird. Dabei sollte
schwachen Forschungs-und-Entwicklungs-
insbesondere auch die stärkere Differenzierung
Dynamik der KMU begegnet.
der Hochschulen nach ihrer Leistungsfähigkeit ein starkes Gewicht haben. Es steht zu vermuten,
Die Innovationsförderung muss die Entwick-
dass die kontinuierliche Ausweitung der Anzahl
lung und Diffusion von Geschäftsmodellen bis
der sogenannten „Exzellenzuniversitäten“ auf 11
hin zur Etablierung gänzlich neuer Marktseg-
in der letzten Förderperiode in Bezug auf dieses
mente oder Märkte stärker adressieren. Hier
Ziel kontraproduktiv gewirkt hat. Leuchttürme
verspricht der Ansatz der „Sprunginnovatio-
zumindest lassen sich so nicht erzeugen.
nen“ in Kombination mit einer nachfrageorientierten Innovationspolitik neue Anstöße.
Neue Dynamik in der Wirtschaft entfachen
Regelungen in der öffentlichen Beschaffung und bei gesetzlich festgeschriebenen Standards und Normen sollten innovationsfreund-
Die Innovationsleistung der deutschen Wirtschaft
licher, das heißt: flexibler ausgestaltet werden.
hat in den vergangenen Jahren an Kraft eingebüßt.
Auch die Projektförderung sollte näher an
Im Jahr 2010 lag der Indexwert des Subsystems
den Markt herangeführt werden, sei es durch
Wirtschaft noch bei 59, bis 2017 fiel er auf 54
Demonstrationsvorhaben, Pilot- oder Modell-
Punkte zurück. Damit ist der deutsche Unter-
projekte.
Die steuerliche FuE-Förderung muss endlich kommen.
nehmenssektor nur mehr auf Rang 9 im globalen Innovationsvergleich. 2012 zählte er noch zu den
Unternehmensgründungen sind ein weiterer
Top-Drei-Standorten auf der Welt. Der Rückgang
wichtiger Weg, um neue Themen und Märkte
hat viele Ursachen. Eine ist die nachlassende
zu erschließen. Dabei sollte die Förderung von
Innovationsneigung unter den KMU, die wiederum
wachstumsorientierten innovativen Gründun-
unter anderem auf Fachkräfteknappheit, begrenzte
gen im Zentrum stehen. Die Förderinstrumente
Innenfinanzierungsmittel und geringe Gründungs-
im Gründungsbereich sollten auf diese Gruppe
zahlen bei wachstumsorientierten innovativen
von Gründungen fokussiert werden.
Startups zurückzuführen ist. Gleichzeitig gibt es Schwächen in besonders dynamischen Innovationsfeldern, wie etwa digitalen Dienstleistungen und digitalen Geschäftsmodellen außerhalb der
Anreize zum Wissens- und Technologietransfer fördern
Industrie. Die Innovationspolitik in Deutschland ist sich dieser Herausforderungen bewusst. Was aber
Der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirt-
fehlt, ist eine beherzte Umsetzung und die Be-
schaft im Innovationsprozess ist in Deutschland
reitstellung ausreichender Mittel, die die notwen-
insgesamt gut entwickelt. Im Innovationsindikator
dige Richtungsänderung auch wirklich erreichen
zählen die Indikatoren zu den Interaktionen zwi-
können.
schen Unternehmen und öffentlicher Forschung zu den Stärken Deutschlands.
11
BDI_Innovationsindikator 2018
In der Wissenschaft müssen stärkere Anreize
Open innovation ist nicht zu verwechseln mit
für Transferaktivitäten geschaffen werden. In
open source. Open innovation ist kein Plädoyer für
die Evaluation von Einrichtungen und die Fest-
einen unkontrollierten und vor allem ungewollten
legung der Mittelausstattung von Lehrstühlen
Wissensabfluss. Im Gegenteil: Die Zusammenar-
und Instituten müssen neben Forschungs
beit basiert auf klaren Regeln und einem Schutz
exzellenz und Lehrtätigkeit auch Transferaktivi
des intellektuellen Eigentums. Nur wenn die Ei-
täten prominent einfließen.
gentums-, Nutzungs- und Verwertungsrechte von Anfang an klar sind, sind effiziente und zielorien-
Die Einbindung von KMU in den Transfer
tierte Kooperationen möglich. Der Staat ist dabei
scheitert oft an unzureichenden personellen
ein entscheidender Akteur beim Festlegen und
und zeitlichen Ressourcen in den KMU und
Überwachen dieser Regeln. Ein starkes System
einer Innovationsstrategie, die zu wenig auf
zum Schutz von geistigem Eigentum und ein ver-
grundlegende Neuerungen setzt, für die eine
lässliches ordnungspolitisches System insgesamt,
Zusammenarbeit mit der Wissenschaft not-
wie sie in Deutschland derzeit bereits bestehen,
wendig wäre. Daher sollte gezielt die Transfer-
sind wichtige Voraussetzungen. Anpassungen des
fähigkeit von KMU erhöht werden.
bestehenden Systems sind aber überlegenswert. So könnte beispielsweise eine Neuheitsschonfrist
Die Erhöhung der Anzahl von Hightech-Star-
im deutschen Patentrecht Wissen schneller dif-
tups aus der Wissenschaft erfordert Modelle,
fundieren lassen, ohne die Schutzmöglichkeiten
die den Übergang von Forschung in die Exis-
zu beeinträchtigen.
tenzgründung begleiten. Hier sind neue Ini tiativen nötig, die auf den Erfahrungen früherer
Der offene Zugang zu Veröffentlichungen von
Programme im Bereich der Hochschulen und
Forschungsergebnissen (open access) und auch
außeruniversitären Einrichtungen aufbauen
der Zugang zu Forschungsdaten (open data) zur
können.
Steigerung der Reproduzierbarkeit, der Überprüfbarkeit und der Effizienz im Wissenschaftssystem,
Der Transfer über Köpfe gilt als der effektivste
aber auch die Bürgerbeteiligung an wissenschaft-
Weg des Wissensaustausches. Um ihn voran-
lichen Prozessen (citizen science) sind Bausteine
zubringen, sollten im Arbeits- und Sozialrecht
auf dem Weg zu einer offenen Innovationskultur
bestehende Barrieren für einen temporären
in Deutschland. Viel wichtiger ist es aber, einen
Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirt-
Kulturwandel bei allen Akteuren im Innovations-
schaft in beide Richtungen abgebaut werden.
prozess herbeizuführen und so das Geben und Nehmen von Wissen und technologischen Lösun-
Mehr Offenheit wagen
BDI_Innovationsindikator 2018
gen über Institutionengrenzen hinweg schneller und leichter zu machen.
Der Austausch von Wissen und Ideen zur Unter-
Ein Kulturwandel hin zu offenen Innovations-
stützung der eigenen Innovationsprozesse und
prozessen kann nur durch Vertrauen und somit
zur Verwertung von Innovationen durch andere
durch aufklärende und vertrauensbildende Maß-
(open innovation) wird in Zukunft noch stärker
nahmen erreicht werden. Die Vorbehalte gera-
über Erfolg und Misserfolg von Unternehmen und
de bei KMU müssen am besten durch positive
ganzen Innovationssystemen entscheiden. Offene
Erfahrungen in konkreten Kooperationen und
Innovationsprozesse bieten für viele Unterneh-
Austauschprozessen ausgeräumt werden. Hier
men neue Marktchancen durch eine höhere
können einerseits Plattformen und co-creation
Innovationskraft und eine höhere Innovations
labs, die sowohl staatlich organisiert als auch
geschwindigkeit.
privatwirtschaftlich realisiert werden können,
12
wesentliche Beiträge leisten. Andererseits sind die
Zukunftscluster) sind im Kern bereits Maßnahmen
Erfahrungen von Kooperationsprojekten zwischen
zur Beförderung von offenen Innovationsprozessen.
wissenschaftlichen Einrichtungen und KMU nahe-
Sie könnten aber noch gezielter um Aspekte der
zu durchweg positiv. Die Bundesregierung sollte
Öffnung von Prozessen und des Einbezugs weiterer
gerade mit Blick auf offene Innovationsprozes-
Akteure und Gruppen erweitert werden.
se auch größere Verbundprojekte mit mehreren industriellen und gegebenenfalls auch mehreren
Die Analysen haben auch gezeigt, dass Deutsch-
wissenschaftlichen Partnern intensiv fördern.
land im Vergleich zu anderen Ländern weniger in
Auch bilaterale und internationale Verbundprojek-
der Lage ist, ausländische Talente anzuziehen und
te (2+2) sind für den Wissensaustausch essenziell
ausländische Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt
und bieten für die Zukunft weitere Potenziale.
und die Gesellschaft zu integrieren. Eine diesbezüglich klare Strategie und eine wissens- und
Open innovation ist eine Chance, auch jene Un-
innovationsorientierte Ausrichtung der Migrations-
ternehmen – insbesondere KMU – wieder stärker
und Arbeitsmarktpolitik sind längst überfällig.
einzubinden, die sich in den vergangenen Jahren aus Innovationsaktivitäten zurückgezogen haben.
Offene Systeme enden nicht an Landesgrenzen.
Viele Unternehmen, die selbst keine interne for-
Wissens- und Verwertungsprozesse sind heute
malisierte FuE-Tätigkeit aufweisen, verfügen über
durch internationale Arbeitsteilung geprägt wie nie
Prozesswissen, das für die Umsetzung und Dif-
zuvor in der Weltgeschichte. Das Einholen und
fusion von Wissen und Ideen entscheidend sein
Abgeben von Wissen beschränkt sich nicht nur
kann. Mit open innovation können sie einerseits
auf wissenschaftliche Zusammenarbeit, son-
dieses Wissen einbringen und andererseits an
dern schließt die gegenseitige Verwertung und
Wissen partizipieren, das sie alleine nicht vorhal-
Nutzung von Wissen ein. Abgeschottete Märkte
ten oder erarbeiten könnten. Insofern sollte die
und protektionistische Verfahren sind diesem
Forschungsförderung gerade von Verbund- und
gegenseitigen Austausch abträglich. Länder wie
Kooperationsprojekten den engen technologi-
China und die USA müssen daher auf die eigenen
schen Fokus von Forschung und Entwicklung ein
Versprechen und Zusagen aus internationalen
wenig lockern und stärker die Entwicklung von
Verträgen wie bspw. die WTO verpflichtet werden.
Geschäftsmodellen und Dienstleistungen unter-
Und hierzu gibt es überzeugende Argumente,
stützen.
denn offene (Wirtschafts-)Systeme sind tenden-
Offene Innovationssysteme bieten neue Marktchancen.
ziell – das zeigen unter anderem die diesjährigen Co-creation-labs, Ideenwettbewerbe und themen
Untersuchungen im Innovationsindikator – auch
offene Programme sind wesentliche Merkmale
erfolgreichere Innovationssysteme. Regierungs-
einer missionsorientierten Innovationspolitik. Die
konsultationen auf höchster politischer Ebene
Förderung von Interdisziplinarität und Chancen für
ebenso wie Forschungs- und Verbundprojekte
Andersdenkende jenseits des wissenschaftlich-
im Kleinen sind Wege, um auf die internationalen
technologischen Mainstreams in öffentlichen
Partner zuzugehen. Die Formulierung eigener
Förderprogrammen sind Beispiele für Maßnahmen,
Interessen – die Öffnung der Märkte und der
die politische und unternehmerische Ansatzpunkte
Zugang zu Wissen gehören zu diesen Interessen –
für eine Öffnung des Innovationssystems bieten. Be-
und die Erarbeitung von Strategien zur Erreichung
stehende Maßnahmen wie Forschungscampus oder
dieser Interessen sind dabei wichtige und legitime
auch der Spitzencluster-Wettbewerb (neuerdings
Voraussetzungen.
1 Frietsch, R.; Schubert, T.; Rothengatter, O. (2017): An Analysis of the Excellence Initiative and its Effects on the Funded Universities, Studien zum deutschen Innovationssystem, Berlin: EFI.
13
BDI_Innovationsindikator 2018
03
Über den Innovationsindikator
Neue Produkte, Prozesse und Dienstleistungen,
de ebenso wie die Politik oder öffentliche Organi-
die sich auf Märkten durchsetzen, oder auch die
sationen die Position Deutschlands im weltweiten
qualitative Verbesserung bestehender Produk-
Innovationswettbewerb einschätzen und verorten
te und Prozesse werden in volkswirtschaftlicher
können. Nur so können sie Maßnahmen ergreifen,
Hinsicht als Innovationen bezeichnet. Innovatio-
die die Situation sichern oder verbessern. Dazu
nen sind für die meisten Unternehmen und ganze
sind eine differenzierte Analyse und ein internatio-
Branchen der Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit
naler Vergleich unumgänglich.
und Wachstum. Deutschland ist auf besondere Weise auf Innovationen angewiesen, um im Ange-
Der Innovationsindikator hat genau das zum Ziel.
sicht des demografischen Wandels das Wachstum
Im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen
von Wirtschaft und Wohlstand sowie die Hand-
Industrie (BDI) werden 35 Volkswirtschaften da-
lungsfähigkeit der öffentlichen Hand zu sichern.
raufhin untersucht, wie innovationsorientiert und
35 Volkswirtschaften im Blick: Wie wettbewerbsfähig, wachstumsstark und innovationsfähig sind sie? Diese Studie gibt eine Antwort.
-fähig sie sind. Der Innovationsindikator wird vom Aus ökonomischer Perspektive gibt es eine Viel-
Fraunhofer-Institut für System- und Innovations-
zahl von Faktoren und Einflüssen, die die private
forschung (ISI) in Karlsruhe in Zusammenarbeit
Innovationstätigkeit fördern oder gar erst ermög-
mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-
lichen. Die sogenannten user-led innovations
schung (ZEW) in Mannheim erstellt. Er vergleicht
werden zum Beispiel von zahlreichen Akteuren
die Innovationsleistung von 35 Ländern anhand
vorangetrieben – etwa den Unternehmen, den
von 38 Einzelindikatoren.
Forschungseinrichtungen, den Forschungsförderern, den Bildungsinstitutionen, aber auch den
Grundprinzipien des Innovationsindikators sind:
Innovationsfinanzierern sowie den Abnehmern
1. Modellgestützter Ansatz bei der Indikatoren-
und Nutzern von Innovationen, die Dienstleistun-
auswahl: Jeder einzelne der 38 Indikatoren
gen und Produkte häufig selbst verbessern und
wurde auf Basis seines statistisch überprüften
anpassen. Das Zusammenspiel dieser Faktoren,
Erklärungswerts für die nationalen Innova
Einflüsse und Akteure bildet das nationale Innova-
tionsleistungen ausgewählt. Auf diese Weise
tionssystem.
werden sowohl eine Übersichtlichkeit als auch die Relevanz der Ergebnisse sichergestellt.
Ein gut funktionierendes Innovationssystem
2. Unterteilung der Indikatoren nach Input/
ermöglicht, dass Unternehmen innovativ sein kön-
Output und Subsystemen (Wirtschaft, Bil-
nen, und sichert so Arbeitsplätze und Wohlstand.
dung, Wissenschaft, Staat, Gesellschaft): Dies
Allerdings befinden sich die Unternehmen als
ermöglicht detaillierte Analysen der Stärken
Anbieter von innovativen Gütern und Dienstleis-
und Schwächen einzelner Länder und somit
tungen im Wettbewerb – und das gilt im weiteren Sinn somit auch für die Innovationssysteme. Dabei ist es wichtig, dass Unternehmen und Verbän-
15
zielgerichtete Handlungsempfehlungen. 3. Einbeziehung harter und weicher Indikatoren: Innovationstätigkeiten hängen sowohl von
BDI_Innovationsindikator 2018
direkt messbaren Faktoren wie zum Beispiel
um Innovationssysteme in ihrer Gesamtheit
den zur Verfügung stehenden finanziellen
abzubilden. Das unterscheidet ihn von vielen
und personellen Ressourcen ab als auch von
ähnlich gelagerten Indikatorensystemen.
eher weichen, nicht unmittelbar messbaren
4. Hohe Aktualität der Ergebnisse durch Verwen-
Faktoren wie etwa gesellschaftlichen Einstel-
dung von Prognose und Hochrechnungsver-
lungen. Der Innovationsindikator sammelt
fahren (nowcasting) für die Einzelindikatoren:
auch relevante Daten dieser weichen Faktoren,
Alle Indikatoren beziehen sich auf 2017.
Liste der Einzelindikatoren des Innovationsindikators Beschreibung Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden Beschäftigte mit mind. Sekundarstufe II, ohne Hochschulabschlüsse als Anteil an allen Beschäftigten Promovierte (ISCED 6) in den MINT-Fächern als Anteil an der Bevölkerung Hochschulabsolventen in Relation zu den hochqualifizierten Beschäftigten im Alter 55+ Anteil der Beschäftigten mit tertiärer Bildung an allen Beschäftigten Jährliche Bildungsausgaben (Tertiärstufe einschl. FuE) je Studierenden Qualität des Erziehungssystems (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Qualität der mathematisch-naturwissenschaftlichen Erziehung (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) PISA Index: Wissenschaft, Lesekompetenz, Mathematik (auf offener Skala mit Mittelwert 500 und Standardabweichung 100) Anteil Postmaterialisten (Inglehardt) an der Bevölkerung
Akteur/Subsystem Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Bildung/Staat Gesellschaft
Lebenserwartung Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen Nachrichten über FuE Staatliche Nachfrage nach fortschrittlichen technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Nachfrage der Unternehmen nach technologischen Produkten (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Für die Frühphase eingesetztes Venture Kapital in Relation zum Bruttoinlandsprodukt
Gesellschaft Gesellschaft Gesellschaft Staat
Ausmaß von Marketing (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Anteil der internationalen Co-Patente an allen Anmeldungen von transnationalen Patenten Anteil der Wertschöpfung in der Hochtechnologie an der gesamten Wertschöpfung Anteil der Beschäftigten in wissensintensiven Dienstleistungen an allen Beschäftigten Intensität des einheimischen Wettbewerbs (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung Transnationale Patentanmeldungen je Einwohner Patentanmeldungen am USPTO je Einwohner Wertschöpfung pro Arbeitsstunde (in konstanten PPP-$) Handelsbilanzsaldo bei Hochtechnologien gemessen an der Bevölkerung Anteil der von Unternehmen finanzierten FuE-Ausgaben der Hochschulen Interne FuE-Ausgaben der Unternehmen als Anteil am BIP B-Index der steuerlichen FuE-Förderung: Anteil der FuE-Ausgaben der Unternehmen, die durch eine steuerliche FuE-Förderung finanziert werden Anteil der staatlich finanzierten FuE-Ausgaben der Unternehmen am BIP Anzahl der Forschenden in Vollzeitäquivalenten pro 1.000 Beschäftigte Zahl der wissenschaftlich-technischen Artikel im Verhältnis in Relation zur Bevölkerung
Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft/Staat
Qualität der wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen (Skala von 1 bis 7 auf Basis von Experteneinschätzungen) Zahl der Zitate pro wissenschaftlich-technischer Publikation Anzahl der Patente aus der öffentlichen Forschung je Einwohner Anteil von internationalen Co-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln Anteil der FuE-Ausgaben in staatlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen am BIP Anteil eines Landes an den 10 Prozent am häufigsten zitierten wissenschaftlich-technischen Publikationen
Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft Wissenschaft/Staat Wissenschaft
BDI_Innovationsindikator 2018
Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft/Staat Wissenschaft Wissenschaft
Quelle OECD ILO OECD ILO ILO OECD World Economic Forum World Economic Forum PISA/OECD World Value Survey; Flash Eurobarometer OECD Worldbank LexisNexis World Economic Forum World Economic Forum Invest Europe, OECD, versch. nationale Quellen World Economic Forum EPO – PATSTAT WIOD WIOD World Economic Forum Weltbank/WDI EPO – PATSTAT EPO – PATSTAT OECD/STAN UN – COMTRADE OECD/MSTI OECD/MSTI OECD OECD/MSTI OECD/MSTI Clarivate – WoS, Weltbank World Economic Forum Clarivate – WoS EPO – PATSTAT Clarivate – WoS OECD/MSTI Clarivate – WoS
16
renansatz immer durch qualitative Einschätzun-
verwendet dabei eine Gleichgewichtung, um die
gen ergänzt werden, die darauf abzielen, Entwick-
Berechnung transparent und nachvollziehbar zu
lungen zu antizipieren, die sich möglicherweise
halten. Dennoch wären auch andere Gewich-
erst in Jahren in Zahlen messbar niederschlagen.
tungsverfahren denkbar und sind in vergleichba-
Aus diesen Gründen folgt der Innovationsindikator
ren Analysen zum Einsatz gekommen. Um die
dem Ansatz, die quantitativen Ergebnisse gezielt
Robustheit der Ergebnisse gegenüber abweichen-
um qualitative Einschätzungen zu ergänzen, die
den Gewichtungen zu analysieren, bedienen sich
explizit sowohl den aktuellen Politikkontext als
die Autoren der Studie moderner statistischer
auch mögliche zukünftige Entwicklungen zu be-
Simulationsmethoden. Dabei zeigen sich die Er-
rücksichtigen suchen.
gebnisse als äußerst robust und die Einordnungen der Analyse somit als verlässlich.
INPUT GESELLSCHAFT
OUTPUT
INPUT
INPUT
WISSENSCHAFT
OUTPUT
WIRTSCHAFT
INPUT
OUTPUT
BILDUNG
OUTPUT
Zum anderen muss der rein quantitative Indikato-
zahl verdichtet werden. Der Innovationsindikator
Gewichtung zu einer zusammenfassenden Maß-
Innovationssystem relevante Teilindikatoren durch
Hauptelemente des Innovationsindikator-Modells Hauptelemente des Innovationsindikator-Modells
Angemessenheit der verwendeten Indikatoren.
eine ständige kritische Auseinandersetzung mit der
Kompositindikator, bei dem einzelne, für das
Der Innovationsindikator ist ein sogenannter
INPUT
Struktur des Berichts
STAAT
OUTPUT
So führen zwar unterschiedliche Gewichtungs
Quelle: eigene Darstellung
verfahren zu geringfügigen Unterschieden im
Der folgende Abschnitt fasst die Ergebnisse
konkreten Abschneiden der Länder. Allerdings
zusammen und weist auf einige Zukunftsheraus-
bilden sich weitgehend unabhängig von der
forderungen für die Innovationspolitik beziehungs-
jeweiligen Gewichtung deutlich erkennbare
weise das Innovationssystem hin.
Quelle: Eigene Darstellung
Zuordnungen zu gewissen Gruppen an Volkswirtschaften heraus. Es lässt sich also mit großer
Das Fokusthema des Innovationsindikators 2018
Sicherheit sagen, dass ein Land zum Beispiel
beschäftigt sich mit der Offenheit von Innovations
zu der Verfolger- oder der Spitzengruppe zählt.
systemen. Zunächst wird das Konzept der Offen
Dementsprechend wird sich die Interpretation der
heit vorgestellt sowie auf politische Ansätze in
Rangplätze im Wesentlichen auf diese Gruppen-
Deutschland zur Erhöhung der Offenheit einge-
zugehörigkeit und stabile langfristige Entwick-
gangen. Die Ergebnisse eines Offenheitsindikators
lungstrends konzentrieren. Kleinere Veränderun-
werden anschließend dargestellt und für die 35
gen zu den Vorjahren sowie geringe Abstände
Länder im Innovationsindikator diskutiert. Abschlie-
zwischen einzelnen Ländern sollten dabei nicht
ßend wird die zeitliche Entwicklung der Offenheit in
überinterpretiert werden.
den vier größten Volkswirtschaften – USA, China, Japan, Deutschland – erörtert und insbesondere
Dynamisches Umfeld Innovationssysteme sind hochgradig dynamisch:
die Entwicklung in China kommentiert.
Website mit mehr Informationen
Sie verändern sich unablässig und häufig in schwer vorhersehbarer Weise. Diese Veränderun-
Der vorliegende Bericht fasst die Hauptergebnis-
gen können einen gravierenden Einfluss auf die
se der für das Referenzjahr 2017 durchgeführten
Funktionsweise des Innovationssystems ausüben.
Analysen zusammen. Profile für einzelne Länder,
Dies stellt wiederum Messmodelle wie den Inno-
die Entwicklung von Einzelindikatoren sowie Ver-
vationsindikator vor große Herausforderungen, da
gleiche zwischen verschiedenen Ländern können
dieser die volkswirtschaftlichen Innovationsfähig-
auf der Internetseite selbst erstellt werden. Dort
keiten auf Basis eines vorneweg definierten Indika-
findet sich auch eine ausführliche Dokumentation
torensets erfasst. Unerwartete Entwicklungen so-
der Methoden und der verwendeten Indikatoren
wie strukturelle Veränderungen, wie sie beispiels-
im elektronisch verfügbaren Methodenbericht.
weise im Zuge der digitalen Transformation der Wirtschaft zu erwarten sind, erfordern zum einen
17
www.innovationsindikator.de
BDI_Innovationsindikator 2018
04
Singapur erstmals an der Spitze
Die Schweiz verliert nach 17 Jahren die Führung, während Belgien und Deutschland ihre Vorjahresplätze verteidigen.
Die Referenzjahre
Im Jahr 2017 hat Singapur erstmals die Schweiz
ihrer Fähigkeiten, Innovationen hervorzubringen
vom ersten Platz im Innovationsindikator ver-
und zu nutzen. Er berücksichtigt dabei sowohl
drängt. Auch wenn beide Nationen bezogen auf
Investitionen in das Innovationssystem (Input) als
die Punktzahl mit 73 (Singapur) und 72 (Schweiz)
auch Ergebnisse innovationsorientierter Aktivitä-
nahezu gleichauf liegen, wird Singapur dadurch
ten (Output). Er besteht aus mehreren einzelnen
für einen kontinuierlichen Aufholprozess belohnt.
Indikatoren, deren jeweiliger Erklärungsbeitrag in
Deutschland verteidigt den vierten Platz, wobei
einem ökonomischen Modell auf den Prüfstand
der Abstand zum drittplatzierten Belgien zunimmt.
gekommen ist – eine besondere Stärke des Inno-
Die USA verbessern sich bezogen auf den Rang-
vationsindikators. Durch die besondere Herange-
platz deutlich und liegen 2017 auf Platz 6. Diese
hensweise lässt sich zum einen die Entwicklung
positive Entwicklung ist überwiegend noch auf die
einzelner Länder über die Zeit verfolgen, zum
innovationspolitischen Veränderungen unter der
anderen lassen sich Länder miteinander verglei-
Regierung von Präsident Barack Obama zurückzu-
chen. Allerdings: Die Messungen unterliegen
führen. Ob sich der Trend auch unter Amtsnach-
statistischer Unsicherheit – daher sind Rangplatz-
folger Trump fortsetzen kann, bleibt abzuwarten.
unterschiede eng beieinanderliegender Volkswirtschaften schwer interpretierbar.
Zwischen Deutschland und den USA landet Schweden auf Platz 5, das gegenüber 2015 drei
Die Ausgabe 2018 des Innovationsindikators stellt die Innovationsleistung
Rangplätze gutmachen kann. Hinter den USA
Spitzengruppe zieht davon
platzieren sich Großbritannien, Dänemark, Irland,
von 35 Ländern im Referenzjahr
Südkorea, Österreich und die Niederlande auf
Die Schweiz konnte ihre Spitzenposition 2017
2017 dar. Die Vorjahresausgabe des
den Plätzen 7 bis 12. Finnland, das 2014 noch
nicht mehr behaupten und fällt im Ranking
auf Rang 4 und 2015 immerhin noch auf Rang 5
hinter Singapur zurück. Es kommt damit erst-
lag, erreicht nur noch den 13. Platz und fällt damit
malig zu einer „Wachablösung“ im Ranking der
das Referenzjahr 2015. Für Vergleiche
deutlich zurück. Diese negative Entwicklung ist
innovativsten Länder weltweit. Während 2015
zwischen dem aktuellen und den
dabei auch auf die seit Jahren schwierige wirt-
die Schweiz noch auf 75 Punkte kam und damit
zuletzt veröffentlichten Ergebnissen
schaftliche Lage zurückzuführen, die durch die
fünf Zähler vor Singapur lag, erreicht sie 2017
wird auf die beiden Referenzjahre
Neuorientierung und den Umbau des wirtschaftli-
nur noch 72 Punkte und liegt damit einen Punkt
Bezug genommen. Zusätzlich wird
chen Hauptakteurs Nokia eingeläutet wurde. Chi-
hinter Singapur. Die Schweiz ist dabei unter
im Innovationsindikator 2018 auch
na verliert nach einer Periode der kontinuierlichen
anderem bei einzelnen Bildungsindikatoren und
der Referenzwert für das Jahr 2016
Aufwärtsentwicklung Punkte und erreicht 2017
beim Indikator „Beschäftigte in wissensintensi-
ausgewiesen.
nur noch 14 Punkte (2015: 19). Bezogen auf die
ven Dienstleistungen“ zurückgefallen. In beiden
Rangplätze verändert sich das Land aber kaum.
Fällen hat sich die Leistung der Schweiz nicht
Innovationsindikators, die im Frühjahr 2017 erschienen ist, bezog sich auf
wirklich verschlechtert. Allerdings haben andere
BDI_Innovationsindikator 2018
Der Innovationsindikator misst die Leistungs-
Länder zum Teil stark aufgeholt und den großen
fähigkeit von 35 Volkswirtschaften hinsichtlich
Vorsprung der Schweiz dahinschmelzen lassen.
18
Außerdem haben die vom World Economic Forum
USA vor ungewisser Zukunft
(WEF) befragten Experten auch die Schweizer Leistungsfähigkeit von Bildung, Wissenschaft und
Die USA haben nach vielen Jahren rückläufiger
Staat schlechter bewertet. Singapur konnte unter
Entwicklung zuletzt wieder besser abgeschnit-
anderem bei der Verfügbarkeit von Wagniskapital,
ten. Nach einer kurzen Zwischenpause im Jahr
der staatlichen Förderung von Forschung und
2015 konnten sie den Aufwärtstrend zumindest
Entwicklung sowie der Arbeitsproduktivität stark
bezogen auf den Rangplatz 2016 und 2017 fort-
zulegen. Zudem fielen Experteneinschätzungen
setzen. Im Jahr 2017 erreichen die USA Platz 6
beim WEF günstiger aus und auch die Indikato-
im Innovationsindikator und können sich damit
ren zur gesellschaftlichen Einstellung gegenüber
gegenüber 2015 um fünf Plätze verbessern.
Innovationen zeigten nach oben.
Noch unter der Regierung von Präsident Barack Obama hat das Weiße Haus 2015 seine strategy
Beide Länder haben einen deutlichen Vorsprung
for american innovation aktualisiert und damit das
vor einem breiten Mittelfeld, das von Belgien angeführt wird. Belgien kann sich dabei erneut um einen Zähler auf 59 Punkte verbessern und setzt sich leicht von Deutschland ab, das weiterhin auf 55 Punkte kommt. Deutschland und Belgien schneiden in allen fünf Teilsystemen des Innovationsindikators – Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft – gut ab, auch wenn sie nirgends spitze sind. Belgien belegt bei vier der fünf Subindikatoren den sechsten Rang und in der Wissenschaft Rang 5. Deutschland platziert sich zwischen Rang 8 (Staat) und Rang 12 (Gesellschaft) stets im oberen Drittel, aber in keinem Teilsystem sehr gut. Da aber für ein funktionierendes Innovationssystem gute Leistungen in allen für Innovation wichtigen Bereichen notwendig sind, schneiden Länder mit guten Systemkomponenten besser ab als Länder mit großen Schwächen in einzelnen Teilsystemen. Der vierte Platz Deutschlands ist sicherlich ein respektables Ergebnis. Allerdings vergrößert sich der Abstand Deutschlands zur Spitzengruppe weiter. Verbesserungen unter anderem im Bereich der Hochschulbildung, der Anzahl der Forschenden und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung der Unternehmen standen Verschlechterungen bei Sekundarabschlüssen und Promotionen, Bildungsausgaben, PISA-Ergebnissen sowie der Beschäftigung in wissensintensiven Dienstleistungen gegenüber. Die Politik sollte dringend Impulse setzen, um eine neue Innovationsdynamik zu entfachen.
Gesamtergebnis des Innovationsindikators Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Singapur Schweiz Belgien Deutschland Schweden USA Großbritannien Dänemark Irland Südkorea Österreich Niederlande Finnland Frankreich Taiwan Israel Norwegen Kanada Australien Japan Tschechien Portugal Spanien Italien China Ungarn Polen Russland Griechenland Indonesien Südafrika Türkei Mexiko Indien Brasilien
73 72 59 55 54 52 52 51 51 51 50 50 49 46 46 44 44 43 43 39 26 20 19 17 14 10 10 7 5 2 0 0 0 0 0 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Die Indexwerte sind in der Publikation durchgängig gerundet.
19
BDI_Innovationsindikator 2018
Unter Barack Obama haben die USA ihr Innovationssystem modernisiert und einen progressiveren Weg eingeschlagen. Das kommt ihnen im aktuellen Innovationsindikator zugute. Doch die Aussichten sind düster.
Papier aus dem Jahr 2009 weiterentwickelt. Bei
Verständnis von Innovation. In Anlehnung an das
der Beurteilung dieser Strategie hilft es, den inno-
EU-Programm „Grand Societal Challenges“ sollte
vationspolitischen Kontext zu kennen. Traditionell
die Innovationspolitik der USA nun auch Schwer-
setzen die USA auf ein eher lineares Verständnis
punktthemen setzen – unter anderem im Bereich
von Innovation. Danach macht themenunabhän-
der fortgeschrittenen Produktionstechnologien,
gige Forschung (vor allen Dingen in den Univer-
Medizin, Smart Cities und sauberen Energie-
sitäten) Technologieentwicklung möglich, die
technologien. Außerdem lag nun ein zusätzlicher
kommerziell genutzt werden kann. Das Unterneh-
Schwerpunkt auf der Steigerung der Innovations-
mertum ist dabei der zentrale Mechanismus der
fähigkeit des öffentlichen Sektors und der öf-
Kommerzialisierung. Eine Politik, die von diesen
fentlichen Verwaltung. Heraus kam eine deutlich
Grundannahmen ausgeht, setzt auf eine starke
progressivere Innovationspolitik, die zum einen auf
institutionalisierte Förderung der Wissenschaft.
den traditionellen Stärken der USA in der Spitzen-
Diese sollte – abgesehen von der in den USA
forschung und dem Unternehmertum beruht. Zum
wichtigen Verteidigungsforschung – themenoffen
anderen aktiviert sie auch strategische und zuvor
sein. Ergänzend ist eine Innovationsförderung der
nur unzureichend genutzte Potenziale im Bereich
Unternehmen möglich, um finanzielle Mittel für
der großen gesellschaftlichen Herausforderungen
Innovationen bereitzustellen. Dafür flossen in den
und Innovationen im öffentlichen Sektor.
USA, insbesondere bei den Gründungen in der IT-Branche der letzten 30 Jahre, deutlich mehr
Die Zugewinne der USA im Innovationsindikator
private als staatliche Mittel.
lassen sich mit dieser Modernisierung der Innovationsstrategien unter Obama erklären. Unklar
BDI_Innovationsindikator 2018
Die Regierung unter Barack Obama ergänzte
ist allerdings, inwieweit diese Entwicklungen
nun in ihrer Strategierevision von 2015 dieses
unter seinem Nachfolger Donald Trump Bestand
20
haben werden. Die USA sind zunehmend natio-
Zudem schätzen Experten die qualitativen
nal isoliert, das Innovationssystem ist nachhaltig
Aspekte des österreichischen Innovationssystems
geschwächt – das sind mittelfristig eher düstere
seit Kurzem schlechter ein. Das Land will seine
Aussichten. Zusätzlich schwächt eine zunehmen-
Ausgaben für Forschung und Entwicklung deut-
de und offen ausgetragene politische Feindselig-
lich erhöhen, für 2020 strebt es eine Quote von
keit gegenüber bestimmten wissenschaftlichen
3,76 Prozent an. Die jüngste Erhöhung der steu-
Fakten wie dem Klimawandel vermutlich mittel-
erlichen Förderung von Forschung und Entwick-
fristig auch den Wissenschaftsstandort USA. Die
lung auf 14 Prozent seit dem 1. Januar 2018 soll
zukünftige Entwicklung ist schwer vorhersagbar,
Österreich auf diesem Weg voranbringen. Eine
die derzeitige politische Ausrichtung gibt aber
offene Herausforderung bleibt, wie zusätzlich zu
wenig Anlass zu Optimismus.
den Inputs auch die Innovationsoutputs gesteigert werden können – insbesondere im Bereich
Südkorea verbessert sich merklich
anspruchsvoller Innovationen und Innovationen jenseits der traditionellen Industriebranchen.
Irland und Südkorea erreichen jeweils 51 Index-
Im Mittelfeld liegen dicht gedrängt Frankreich
punkte. Während Irland leicht zurückgefallen
(46 Punkte), Taiwan (46 Punkte) und Israel
ist, verbesserte sich Südkorea gegenüber 2015
(44 P unkte), sowie Norwegen (44 Punkte),
merklich und rückte um drei Ränge vor. Dahinter
Kanada (43 Punkte) und Australien (43 Punkte).
folgen Österreich, die Niederlande und Finnland
Interessant ist hier insbesondere Norwegen. Das
mit 50 beziehungsweise 49 Punkten. Das Ab-
rohstoffreiche Land bemüht sich seit Langem um
schneiden Österreichs dürfte für die österreichi-
eine Modernisierung und eine stärkere Innova-
sche Bundesregierung nicht zufriedenstellend
tionsorientierung seiner Wirtschaft. Dies bleibt
sein. Schließlich hat sich das Land in seiner
jedoch bis heute ohne messbaren Erfolg. Norwe-
Forschungs- und Technologiestrategie zum Ziel
gen gehört zu den reichsten Ländern der Welt –
gesetzt, in die Gruppe der innovationsstärksten
gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.
Länder der Welt (innovation leaders) vorzudrin-
Allerdings gilt die große Abhängigkeit von einigen
gen. Die Regierungen der vergangenen 15 Jahre
wenigen Sektoren als Gefahr für die zukünftige
haben ihre Anstrengungen zur Förderung von
Wettbewerbsfähigkeit. Zu diesen Sektoren gehö-
Wissenschaft, Forschung und Innovation erheb-
ren neben der Fischerei und den Aquakulturen
lich ausgeweitet.
vor allen Dingen auch der öl- und gasproduzieren-
Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung zahlen sich für Österreich bislang nicht aus.
de Sektor sowie die auf günstige Energie angeIm Bereich der Innovationsindikatoren schlug sich
wiesene Grundstoffindustrie (zum Beispiel die
dies insbesondere in der gesamtwirtschaftlichen
Aluminiumproduktion). Weil Öl- und Gasvorkom-
Forschungs- und Entwicklungsquote nieder. Hier
men allmählich zur Neige gehen, kann diese Wirt-
zählt Österreich mittlerweile zu den Top-Nationen
schaftsstruktur nicht dauerhaft das ökonomische
(2017: Rang 7) und hat mit seinen Ausgaben in
Rückgrat der norwegischen Gesellschaft bilden.
dem Bereich in Relation zum BIP von 3,09 Prozent Deutschland (2,94 Prozent) hinter sich ge-
Die norwegische Regierung weiß um die Endlich-
lassen. In den vergangenen 15 Jahren hat global
keit der fossilen Ressourcen, weswegen ein er-
nur Südkorea seine Forschungs- und Entwick-
heblicher Teil der Erdöleinnahmen in den Staat-
lungsquote stärker erhöht als Österreich. Doch die
lichen Pensionsfonds des Königreichs Norwegen
höheren finanziellen Inputs haben (noch) nicht
fließt. Dieser Fonds hatte Ende 2017 einen
zu merklichen Steigerungen bei vielen Output
Wert von über 800 Milliarden Euro und dient im
indikatoren geführt. Weder bei Patenten noch bei
Wesentlichen als Versorgungsfonds für die Zeit
wissenschaftlichen Publikationen zählt Österreich
nach dem Erdöl. Er ist ein konsumorientierter
zu den Top-Nationen. Und auch im Bildungs
Vorsorgefonds und keine Investition in die Ent-
bereich gibt es noch Defizite – etwa bei der
wicklung von Zukunftstechnologien, welche die
Anzahl der Hochschulabsolventen und bei den
Wirtschaft langfristig tragen könnten. Innova-
Bildungsausgaben.
tionspolitische Impulse sind daher von diesem
21
BDI_Innovationsindikator 2018
Fonds nicht zu erwarten. Im Jahr 2014 hat die
setzungsfrist zu beurteilen. Gleichwohl deuten
norwegische Regierung einen strategischen
einige Indizien bereits heute darauf hin, dass der
Plan für Forschung und Bildung vorgelegt, der
Plan erhebliche Probleme des norwegischen In-
in der Periode 2015 bis 2024 umgesetzt werden
novationssystems nicht effektiv beseitigen kann.
soll. Dessen Ziele: der Gefahr einer einseitigen
Einige Maßnahmen hätten beispielsweise die
Abhängigkeit vom Öl- und Erdgasgeschäft be-
Fragmentierung des Wissenschaftssystems ver-
gegnen und die Innovationskraft der heimischen
ringern sollen. Dazu zählte vor allen Dingen die
Wirtschaft steigern. Kernpunkte dieses Plans
Zusammenlegung verschiedener Universitäten
beziehen sich vor allen Dingen auf die unzurei-
und Hochschulen. Dies trug aber primär dazu
chende Exzellenz der Wissenschaft, die Fokus-
bei, die bisher gut funktionierende Aufgabentei-
sierung der Innovationsförderung auf aufeinander
lung zwischen Volluniversitäten und Fachhoch-
aufbauende statt radikaler Innovationen sowie
schulen zu stören. Außerdem ist zu bemängeln,
die Adressierung spezifischer gesellschaftlicher
dass die Innovationsförderung nach wie vor ein
Herausforderungen. Zwar ist es schwierig, den
lineares Innovationsverständnis zugrunde legt
Erfolg dieses Plans deutlich vor Ablauf der Um-
und nicht ausreichend Wert auf themenoffene, kooperationsbasierte Innovationsmodi legt. Ein besonders großes Problem vieler Förder
Gesamtranking der Länder 2000–2017 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
2000 Schweiz Schweden USA Finnland Belgien Singapur Israel Kanada Frankreich Deutschland Niederlande Dänemark Großbritannien Norwegen Japan Australien Österreich Irland Südkorea Taiwan Tschechien Russland Ungarn Spanien Indien Italien Polen Indonesien China Griechenland Portugal Brasilien Mexiko Türkei Südafrika
2005 Schweiz Schweden USA Finnland Singapur Niederlande Kanada Dänemark Belgien Deutschland Norwegen Großbritannien Österreich Israel Frankreich Australien Irland Japan Südkorea Taiwan Tschechien Spanien Ungarn Indien Italien China Russland Polen Portugal Griechenland Südafrika Indonesien Brasilien Mexiko Türkei
2010 Schweiz Singapur Schweden Deutschland Finnland Niederlande Norwegen Österreich USA Belgien Kanada Taiwan Dänemark Frankreich Großbritannien Australien Irland Südkorea Israel Japan Tschechien Ungarn Spanien Portugal China Italien Indien Russland Polen Griechenland Indonesien Südafrika Brasilien Mexiko Türkei
2015 Schweiz Singapur Belgien Deutschland Finnland Großbritannien Dänemark Schweden Österreich Niederlande USA Irland Südkorea Norwegen Frankreich Australien Israel Kanada Taiwan Japan Tschechien Portugal Spanien Ungarn China Italien Russland Polen Griechenland Südafrika Türkei Indonesien Brasilien Indien Mexiko
mechanismen ist die Kurzfristigkeit in der Ziel 2017 Singapur Schweiz Belgien Deutschland Schweden USA Großbritannien Dänemark Irland Südkorea Österreich Niederlande Finnland Frankreich Taiwan Israel Norwegen Kanada Australien Japan Tschechien Portugal Spanien Italien China Ungarn Polen Russland Griechenland Indonesien Südafrika Türkei Mexiko Indien Brasilien
setzung. Zu häufig stehen unmittelbare Renditeund Profitabilitätsziele vor der langfristigen Entwicklung neuer Technologien, die eine nachhaltige Erneuerung der norwegischen Wirtschaft ermög lichen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass die Profitabilität der auf Energiequellen basierenden Sektoren immer noch so hoch ist, dass ein bedeutender Teil des Humankapitals hier gebunden ist. Viele innovative, aber derzeitig noch weniger profitable Unternehmen leiden daher unter erheblichem Fachkräftemangel. Japan schließt mit 39 Punkten so wie in den Vorjahren das breite Mittelfeld der innovations orientierten Länder ab. Das schlechte Abschneiden Japans im Innovationsindikator liegt vor allem an der geringen Offenheit des japanischen Innovationssystems und der japanischen Gesellschaft im Allgemeinen (siehe hierzu auch das Fokuskapitel). Hinzu kommt, dass die Innovationsleistung der japanischen Wirtschaft sehr stark auf die relativ kleine Zahl an multinationalen Konzernen konzentriert ist. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen sind dagegen wenig innovationsorientiert. Gerade im Wissenschaftsbereich sowie beim Humankapital macht sich die geringe Offenheit negativ bemerkbar. Japan sieht sich vermutlich stärker als alle anderen hoch entwickelten Industrieländer einer demografisch bedingten Fachkräfteknappheit gegenüber. Dieser nur mit
BDI_Innovationsindikator 2018
22
Exkurs
Chinas Rolle im Blickpunkt Warum wird China bei einigen Technologien und
China befindet sich im Übergang von einem
in einigen Sektoren bereits als starker Wettbewer-
Low-Cost- zu einem Hightech-Anbieter, was
ber wahrgenommen, schneidet aber im Innova
gesamtwirtschaftlich zunächst mit Transak
tionsindikator nicht gut ab? Hier einige Erklärun-
tionskosten verbunden ist.
gen und Hintergründe: Chinas Innovationssystem ist nach wie vor sehr Der Innovationsindikator betrachtet ausschließlich die 35 innovativsten Volkswirtschaften,
inputlastig; der Output wird erst zeitverzögert sichtbar.
unter denen China immerhin Platz 25 erreicht. Chinas Effizienz bei der Umsetzung des Inputs Im Innovationsindikator wird China als Gan-
in Output erreicht noch nicht das Niveau
zes bewertet und nicht nur die wirtschafts-
der meisten anderen innovationsorientierten
starken Ostküstenregionen.
L änder.
Chinesische Unternehmen sind im Wesent-
Unbestritten ist jedoch, dass China ...
lichen lediglich auf dem chinesischen Markt wettbewerbsfähig.
... sich in den vergangenen Jahren nochmals deutlich weiterentwickelt und gesteigert hat.
Nur in wenigen Branchen und auf wenigen Technologiefeldern besteht auch eine inter-
... sich schneller entwickelt hat als viele Be-
nationale Wettbewerbsfähigkeit bei innovativen
obachter das erwartet oder gar für möglich
Produkten und Dienstleistungen.
gehalten hatten.
Weite Teile des wirtschaftlichen Erfolgs von
... in den vergangenen zwei bis drei Jahren
China beruhen (noch) nicht auf Innovation,
den politischen Willen gezeigt hat, sich wirt-
sondern auf Preisführerschaft und Infrastruk-
schaftlich von der „Werkbank der Welt“ gezielt
turinvestitionen.
zu einer Innovationsnation zu entwickeln.
der Mobilisierung interner Potenziale, vor allem
(20 Punkte), Spanien (19 Punkte) und Italien (17
mit einer höheren Zahl von Frauen mit technisch-
Punkte) liegt. Hinter Italien folgt China (14 Punkte),
naturwissenschaftlichen Qualifikationen, zu
das noch Anschluss an die Nachzüglergruppe hält,
begegnen, erscheint wenig realistisch. Gleichzei-
während Ungarn, Polen, Russland, Griechenland
tig hat aber Japan kaum Ansätze entwickelt, um
und Indonesien bereits deutlicher zurückbleiben.
Hochqualifizierte aus dem Ausland anzuziehen
Gänzlich ohne Punkte stehen Südafrika, die Türkei,
und vor allem in die japanische Wirtschaft und
Mexiko, Indien und Brasilien am Ende der Rang-
Gesellschaft zu integrieren. Dieses Defizit kann
ordnung der 35 Länder, da sie bei keinem der In-
Japan auf lange Sicht teuer zu stehen kommen.
dikatoren besser als das schlechteste Land in der Benchmark-Gruppe (Deutschland, USA, Japan,
Das untere Drittel im Länderranking des Innova
Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Italien) sind.
tionsindikators führt wie schon im Jahr 2015 Tschechien an, das mit 26 Indexpunkten vor Portugal
23
BDI_Innovationsindikator 2018
Die Subindikatoren
zurück. Wie schon 2015 erreicht Deutschland 54 Indexpunkte. Belgien, Israel und Irland sind allerdings vorbeigezogen und haben ihren Index auf Werte zwischen 55 und 57 verbessert. Wie auch
Der Innovationsindikator zeichnet sich auch da-
in anderen Teilbereichen des Innovationsindika-
durch aus, dass er ein differenziertes Bild der In-
tors stagniert Deutschlands Entwicklung bedenk-
novationslandschaft in den untersuchten Ländern
lich – ein Trend, der sich bei anderen Nationen
zeichnen kann. Dazu bewertet er die fünf Subsys-
nicht zeigt. Im sich verschärfenden internationa-
teme Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und
len Wettbewerb bedeutet Stagnation Rückschritt.
Gesellschaft. Die Wirtschaft ist davon das wich-
Die Schweiz bleibt beim Subindikator Wirtschaft weiter an der Spitze, Deutschland ist nur noch Neunter.
tigste. Daher wird es auch mit der größten Anzahl
Die relative Abnahme der Innovationskraft der
an Indikatoren im Innovationsindikator erfasst.
deutschen Wirtschaft ist auch in einigen ande-
Innovationen sind marktfähige Produkte, Prozes-
ren wissenschaftlichen Studien dokumentiert. So
se und Dienstleistungen, die in der Wirtschaft
zeigt sich, dass zwar die Innovationsausgaben
entwickelt und kommerzialisiert werden. Erst hier
der deutschen Wirtschaft insgesamt seit den
entstehen Innovationen. Eine erfolgreiche Wirt-
1990er-Jahren kontinuierlich steigen, die Inno-
schaft benötigt jedoch gute Rahmenbedingungen
vationsbeteiligung aber immer weiter zurückgeht.
(Staat), qualifiziertes Personal, ein gutes System
Insbesondere viele kleine und mittlere Unterneh-
der Wissensweitergabe (Bildung) sowie ein star-
men ziehen sich komplett zurück. Die steigenden
kes Wissenschaftssystem, in dem grundlegendes
Innovationsausgaben werden somit immer stärker
und anwendungsnahes Wissen entsteht. Letztlich
von einigen wenigen Großunternehmen geschul-
ist auch ein gesellschaftliches Umfeld nötig, das
tert. So betrug der Anteil der Ausgaben, die von
Innovationen begünstigt und diese nachfragt.
Großunternehmen getragen wurden, im Jahr 1995 nur 57 Prozent. Heute liegt dieser Wert bei
Wirtschaft
77 Prozent.2 Eine zunehmende Fokussierung auf wenige Großunternehmen führt jedoch zu einer zunehmenden Abhängigkeit von einigen Schlüs-
Die Schweiz steht anders als im Gesamtranking
selindustrien. Im Extremfall von Nokia in Finnland
beim Subindikator Wirtschaft an der Spitze und
zeigt sich, wie stark die nachteiligen Effekte einer
zeichnet sich damit wie schon 2015 durch beson-
zu großen A bhängigkeit sein können.
ders innovationsfähige Unternehmen, eine hohe Umsetzungskompetenz und den höchsten Inno-
Hinter Deutschland reihen sich Schweden (52
vationsoutput – gemessen an der Landesgröße –
Punkte), die Niederlande (50 Punkte), Österreich
aus. Nachdem die Schweiz 2015 ihren Vorsprung
(49 Punkte) und Japan (48 Punkte) ein. Öster-
etwas eingebüßt und 66 Punkte erreicht hat, konn-
reich erreicht dabei bei vielen Einzelindikatoren
te das Land den Vorsprung 2016 und 2017 wieder
nur mittlere oder untere Werte. Das trifft zum
leicht ausbauen und erreichte 68 beziehungsweise
Beispiel auf den Anteil der Beschäftigten in den
69 Punkte. Hinter der Schweiz liegt in diesem Jahr
wissensintensiven Industrien, für die Frühphase
erstmalig Taiwan auf Platz 2, das seine Punktzahl
eingesetztes Risikokapital sowie den Handels-
von 56 im Jahr 2015 auf 64 im Jahr 2017 deutlich
bilanzsaldo bei Gütern der Hochtechnologien
gesteigert hat. Zulegen konnten auch Singapur
zu. Spitzenwerte erreicht Österreich nur beim
und die USA von 57 (2015) auf 62 (2017) bezie-
Anteil der vom Staat finanzierten Ausgaben für
hungsweise von 56 (2015) auf 60 (2017) Zähler.
Forschung und Entwicklung der Unternehmen
Südkorea, das 2015 noch auf Platz 2 lag, fällt auf
gemessen am Bruttoinlandsprodukt.
Platz 5 zurück, da es seine Punktzahl anders als die USA und Singapur nicht steigern konnte.
Dänemark führt das hintere Mittelfeld mit 45 Punkten an, Tschechien schließt es mit 24 Punk
BDI_Innovationsindikator 2018
Während Deutschland die Verfolgergruppe im
ten ab. In diese Gruppe reihen sich unter anderem
Jahr 2015 noch anführte, fällt es in diesem Jahr
Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Finn-
zumindest bezogen auf die Rangplätze deutlich
land ein. Norwegen beispielsweise verfügt aber
24
neben vielen schlechten Werten, etwa bei den
nicht mehr neuen und innovativen Unternehmen
internationalen Ko-Patenten sowie den Wertschöp-
in anderen Branchen zur Verfügung.
fungsanteilen in der Hochtechnologie, auch über ausgeprägte Stärken. Hierzu zählen zum Bei-
Spanien und China liegen mit jeweils 16 Punkten
spiel – ähnlich wie bei Österreich – der Anteil der
nahezu gleichauf. China erreicht bei vielen Indi
staatlich finanzierten Forschung und Entwicklung
katoren nur sehr schlechte Werte. Dies betrifft
der Unternehmen, der Umfang der steuerlichen
beispielsweise die technologische Qualität der
Forschungs- und Entwicklungsförderung sowie
heimischen Nachfrage, die Anmeldungen von
die hohe Nachfrage der heimischen Unternehmen
US-Patenten sowie die Wertschöpfung je Arbeits-
nach technologisch hochwertigen Produkten.
stunde. Allerdings hat China auch klare Stärken. Unter anderem ist der Anteil der von Unternehmen
Es lässt sich also sagen, dass die Innovations-
finanzierten Forschung und Entwicklung an Hoch-
schwäche der norwegischen Wirtschaft vermut-
schulen höher als in allen Benchmark-Ländern.
lich wenig mit unzureichenden staatlichen Finanzierungsanreizen für Innovation zu tun hat. Sie ist
Hinter China folgen Ungarn (15), Italien (10) sowie
eher eine systemische Schwäche, Innovationen
Russland (10). Besonders besorgniserregend ist da-
hervorzubringen. Die Stärke der norwegischen
bei das Abschneiden von Italien. In vielen zentralen
Ölindustrie und ihre nachgelagerten Branchen
Indikatoren wie dem Anteil der Beschäftigten in den
scheint dabei Fluch und Segen zugleich: Sie ga-
wissensintensiven Dienstleistungen oder den trans-
rantiert auf der einen Seite einen hohen jetzigen
nationalen Patentanmeldungen weist Italienden
ökonomischen Wohlstand, bindet aber auf der an-
niedrigsten Wert unter den Benchmark-Ländern
deren Seite durch sehr hohe Löhne einen bedeu-
auf und erhält daher null Punkte. Über ausgeprägte
tenden Teil des Humankapitals. Dieses steht dann
Stärken verfügt das einst hochindustrialisierte Land
An Ideenreichtum mangelt es in Deutschland nicht: Das 2016 gegründete Start-up Franka Emika hat ein Robotersystem entwickelt, das sich über Apps bedienen lässt und dem auch ohne RobotikKenntnisse innerhalb weniger Minuten neue Aufgaben beigebracht werden können. 2017 gab es dafür den Deutschen Zukunftspreis.
25
BDI_Innovationsindikator 2018
auch nicht mehr. Den besten Indikatorwert erzielt
Wissenschaft
Italien mit 57 beim Anteil der staatlich finanzierten Ausgaben für Forschung und Entwicklung der
Im Bereich Wissenschaft hat Singapur Dänemark
Unternehmen am Bruttoinlandsprodukt. Hinzu
überholt und steht nun mit 99 Punkten unange-
kommt, dass die politische Lage nicht optimis-
fochten an der Spitze. Besonders stark ist das
tisch stimmt. Der einstige Hoffnungsträger Matteo
Land bei der Anzahl der Forscher pro 1.000
Renzi scheiterte bereits 2016 mit einem Verfas-
Beschäftige sowie bei den qualitätsbezogenen
sungsreferendum, das die politischen Entschei-
bibliometrischen Indikatoren wie den Zitaten pro
dungsprozesse deutlich vereinfachen sollte. Die
Publikation (Zitatrate) sowie dem Anteil des Lan-
Niederlage läutete Neuwahlen und einen langen
des unter den 10 Prozent am häufigsten zitier-
Prozess der politischen Unsicherheit ein, die letzt-
ten wissenschaftlich-technischen Publikationen
lich in der Regierungsbildung von Lega Nord und
(Exzellenzrate). Noch vor wenigen Jahren waren
die Italiens Wirtschaft wieder stärken könnten, ist
nalen Vergleich nur Mittelmaß. Gelungen ist diese
Gesamtergebnis des Innovationsin Gesamtergebnis des Innovationsindikators Fünf-Sterne-Bewegung mündete. Von Reformen, die Veröffentlichungen aus Singapur im internatioseitdem keine Rede mehr. Rang
Indikatorenwerte der fünf Subindikatoren
AT (Österreich), AU (Australien), BE (Belgien), BR (Brasilien), CA (Kanada), CH (Schweiz), CN (China), CZ (Tschechien), DE (Deutschland), DK (Dänemark), ES (Spanien), FI (Finnland), FR (Frankreich), GB (Großbritannien), GR (Griechenland), HU (Ungarn), ID (Indonesien), IE (Irland), IL (Israel), IN (Indien), IT (Italien), JP (Japan), KR (Südkorea), MX (Mexiko), NL (Niederlande), NO (Norwegen), PL (Polen), PT (Portugal), RU (Russland), SE (Schweden), SG (Singapur), TR (Türkei), TW (Taiwan), US (USA), ZA (Südafrika)
BDI_Innovationsindikator 2018
Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Steigerung in so kurzer Zeit durch das gezielte
Rang
Indexwert Wirtschaft
Rang
Indexwert Wirtschaft CH TW SG US KR BE IL IE DE SE NL AT JP DK GB FR NO CA FI AU CZ ES CN HU IT RU PT ZA TR PL MX ID IN GR BR
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
69 64 62 60 60 57 57 55 54 52 50 49 48 45 44 42 37 31 31 28 24 16 16 15 10 10 9 8 7 4 2 1 0 0 0 0
20
40
Indexwert Wirtschaft
60
80
100
Indexwert Wissenschaft SG DK CH FI BE SE NL NO AT DE AU FR IE IL GB CA KR US PT CZ JP TW GR ES IT ZA HU ID CN TR RU PL MX IN BR
99 93 90 76 76 75 73 68 66 63 62 60 58 56 56 52 51 49 37 33 29 29 27 25 21 10 10 7 3 0 0 0 0 0 0 0
20
40
60
80
100
26
Anwerben ausländischer Spitzenkräfte –gerade
beit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unter-
auch im Wissenschaftssektor sowie durch hohe
stützen. Darüber hinaus konnte Singapur einen für
staatliche Investitionen in das Innovationssystem.
das Land idealen regulatorischen Rahmen entwi-
Außerdem verfolgt das Land eine ausgeprägte
ckeln, was – dies muss zugestanden werden – in
internationale Ausrichtung mit intensiven Ko-
einem kleinen Stadtstaat leichter umsetzbar und
operationsbeziehungen innerhalb der asiatisch-
steuerbar ist als in einer großen und politisch plu-
pazifischen Region, aber vor allem auch mit den
ralistischen Volkswirtschaft wie Deutschland oder
USA. Die Wissenschaftseinrichtungen in Singapur
sehr großen Ländern wie den USA oder China.
haben mit staatlicher Unterstützung bereits sehr früh auf Exzellenz in der Forschung gesetzt und
Dänemark (93 Punkte) und die Schweiz (90 Punk-
die Strukturen darauf ausgerichtet. Das System ist
te) folgen hinter Singapur. Beide Länder zeichnen
ähnlich organisiert wie das US-amerikanische Wis-
sich durch ein stark international orientiertes
sitäten und intermediären Einrichtungen, die den
dem Ausland in manchen Disziplinen und Einrich-
Gesamtergebnis des Innovationsindikators Gesamtergebnis des Innovationsin Gesamtergebnis des Innovationsindikators senschaftssystem mit starken ForschungsuniverWissenschaftssystem aus, in dem Forscher aus Transfer der Ergebnisse sowie die Zusammenar-
Rang
Indexwert Bildung
Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
27
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
84 69 59 57 55 54 53 53 52 50 49 43 43 40 38 38 37 37 36 33 31 23 22 14 13 10 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0
20
40
Indexwert Wirtschaft
Rang
Indexwert Bildung SG CH FI KR GB BE CA TW IE DE AT FR AU SE JP US DK NL NO CZ PL PT RU IL IT HU ES CN ZA TR MX IN ID GR BR
tungen die Mehrheit bilden. Die drei führenden
Rang
60
80
100
Rang
Indexwert Staat SG FI NO CH NL BE FR DE CA US SE KR AT GB JP DK IE PT AU TW CZ CN ES RU PL IN IL IT HU ID TR ZA MX GR BR
Rang 100 66
59 58 57 55 55 54 54 50 50 49 48 46 45 41 38 35 34 34 29 28 27 24 21 20 14 12 8 1 1 0 0 0 0 0
20
Indexwert Wirtschaft
40
60
80
100
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Indexwert Gesellschaft AU GB FI SE CH BE CA NO IL FR DK DE US AT IT IE NL ES SG JP PT GR KR CZ PL CN ZA TW TR RU MX IN ID HU BR
82 80 73 71 70 70 69 58 58 57 53 52 50 49 46 45 44 44 37 35 35 29 27 14 5 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
20
40
60
80
100
BDI_Innovationsindikator 2018
Länder haben einen deutlichen Vorsprung auf das
darüber hinwegtäuschen, dass die USA viele der
vordere Mittelfeld aus Finnland (76), Belgien (76),
weltweit führenden Universitäten stellen. Aller-
Schweden (75) und den Niederlanden (73). Die
dings existieren neben den Leuchttürmen auch
Wissenschaftssysteme in Norwegen, Australien,
viele Universitäten, die nur äußerst bescheidene
Österreich und Deutschland erreichen 62 bis 68
Ergebnisse erzielen und somit den Durchschnitt
Punkte. Dahinter landen Frankreich (60), Irland
des Landes drücken.
(58), Israel (56) und Großbritannien (56). Es folgen Kanada, Südkorea sowie die USA mit 49 bis
Hinter den USA folgen Portugal (37 Punkte),
52 Punkten.
Tschechien (33 Punkte) und Japan (29). Wie in den Vorjahren schneidet das japanische Wissen
Die USA, die als führende Wissenschaftsnation
schaftssystem insbesondere bei den publikations
gilt, bleiben somit immer noch hinter den Erwar-
basierten Indikatoren sehr schlecht ab. Beson
tungen zurück. Dies rührt zum einen daher, dass
ders bei der Exzellenzrate und der Zitatrate
sie zwar in absoluten Zahlen die größte Wissen-
erreicht Japan jeweils nur null Punkte und somit
schaftsnation sind. Bezogen auf die Größe reichen
die schlechtesten Werte unter den Benchmark-
sie an die Werte kleiner offener Volkswirtschaften
Ländern. Wirklich gut ist Japan hingegen bei der
aber nicht ansatzweise heran. Hinzu kommt, dass
Anzahl der Forscher pro 1.000 Beschäftigte.
selbst bei reinen Qualitätsindikatoren die USA
Dieser Gegensatz zwischen vielen Forschern und
zwar solide, aber keine herausragenden Werte er-
geringem Output deutet auf erhebliche Produktivi-
zielen. Ihre Exzellenzrate, die ein Maß für das Vor-
tätsprobleme hin, die auf eine weiterhin bestehen-
kommen besonders relevanter Artikel ist, erreicht
de Versäulung im Wissenschaftssystem und eine
einen Wert von 63, die Zitate pro Artikel liegen mit
geringe Kooperationsneigung sowohl international
54 ebenfalls nur im Mittelfeld. Dies sollte nicht
als auch national zurückzuführen sind. Die geringe
Hier verschmelzen Kunst und Wissenschaft: im lotusförmigen ArtScience-Museum in Singapur. Wissenschaft hat zu Recht einen hohen Stellenwert in dem asiatischen Land, denn sie ist dort so stark wie nie. Die Folge: Singapur löst Dänemark im Innovationsindikator als wissenschaftsstärkstes Land ab.
BDI_Innovationsindikator 2018
28
Dynamik des Wissenschaftssystems zeigt sich
kationen in der Bevölkerung. Damit wird auch die
aber auch bei den wissenschaftlichen Veröffent-
Bedeutung des dualen Systems für die deutsche
lichungen. Japan ist das einzige Land unter den
Wirtschaft gewürdigt. Beim PISA-Index, der unter-
hoch industrialisierten Ländern im Innovationsin-
schiedliche thematische Kompetenzen von Schü-
dikator, das in den letzten 10 bis 15 Jahren seinen
lern systematisch erfasst, kommt Deutschland
wissenschaftlichen Output nicht steigern konnte,
mit 54 nur auf mittelmäßige Werte. Hier gab es
sondern auf einem Niveau verharrt, das bereits zu
einige Jahre lang Verbesserungen, die sich jüngst
Beginn der 2000er-Jahre erreicht war.
aber nicht fortgesetzt haben. Für Deutschland bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Heraus-
Punktgleich mit Japan folgt Taiwan. Es verfügt im
forderung, zumal sich akademische und mittlere
Gegensatz zu seiner starken Wirtschaft nur über
Qualifikationen im Bildungs- und Arbeitsmarkt wie
ein unterdurchschnittlich leistungsfähiges Wissen-
korrespondierende Röhren verhalten.
schaftssystem. Deutliche Schwächen liegen hier – wie bei Japan – in sämtlichen qualitätsbezogenen,
Ein interessantes Bild zeigt sich bei Deutschland,
bibliometrischen Indikatoren. Griechenland, Spa-
wenn man die Entwicklung der Personen mit
nien, Italien, Südafrika und Ungarn erreichen ein
sekundärer Ausbildung mit Personen mit tertiärer
Niveau von 10 bis 27 Punkten, wobei sich Grie-
Ausbildung – jeweils gemessen an den Beschäf-
chenland gegenüber 2015 von 22 auf 27 Punkte
tigten – gegenüberstellt. Bezüglich des ersten
deutlich verbessern konnte. Bei den Qualitätsin-
Indikators ist Deutschland seit 2015 von 100 auf
dikatoren Exzellenzrate (53 Punkte) und Zitatrate
85 Zähler zurückgefallen. Im Gegenzug ist der In-
(86) schneidet Griechenland besonders gut ab.
dikator, der die Personen mit tertiärer Hochschul-
Italien erreicht zwar eine solide Qualität der wis-
bildung erfasst, von 0 auf 23 Punkte gestiegen.
senschaftlichen Publikationen, fällt aber bei den
Es lässt sich also eine deutliche Verschiebung
anderen Indikatoren wie öffentliche Aufwendun-
weg von der sekundären Bildung hin zur tertiären
gen für Forschung und Entwicklung oder Patente
feststellen. Dies ist beziehungsweise war poli-
aus dem öffentlichen System deutlich hinter die
tisch gewollt, wird aber auch unter dem Stichwort
meisten anderen Länder zurück. China erreicht
„Akademisierungswahn“ kontrovers diskutiert. In
mit drei Punkten gerade noch positive Werte. Die
der Praxis birgt die zunehmende Akademisierung
Türkei, Russland, Polen, Mexiko, Indien und Bra-
sowohl Chancen als auch Risiken. Zwar werden
silien erreichen dagegen gar keine Punkte.
in einer technisch komplexer werdenden Welt
Japan verharrt bei seinem wissenschaftlichen Output auf dem Niveau vom Beginn des neuen Jahrtausends.
Hochschulabschlüsse immer wichtiger. Durch die
Bildung
fortschreitende Akademisierung verknappt sich aber das Angebot an Facharbeitern, deren Tätigkeiten gerade im industriellen Innovationsprozess
Beim Subindikator Bildung steht Singapur (84
ebenfalls von großer Bedeutung sind.
Punkte) mit großem Abstand vor der Schweiz (69 Punkte) an der Spitze. Finnland, das in diesem
In das breite Mittelfeld fallen auch Österreich (49
Bereich traditionell gute Werte erzielt, liegt zwar
Punkte), Frankreich (43 Punkte), die USA (38
noch auf Platz 3, erreicht 2017 aber nur noch
Punkte) und Norwegen (36 Punkte). Hinter dem
59 Punkte. Dies sind fünf weniger als 2015. Mit
Mittelfeld reihen sich die Nachzügler ein, die viele
Südkorea (57 Punkte) beginnt ein breites Mittel-
südeuropäische Länder wie Portugal (23 Punkte),
feld, das auch Deutschland einschließt und bei
Italien (13 Punkte) und Spanien (9) umfassen.
Polen (31 Punkte) endet. Deutschland erreicht wie
Darunter findet sich aber auch Israel, das ansons-
schon 2015 50 Indexpunkte und hat sich somit
ten im Innovationsindikator solide bis gute Werte
leicht verbessern können, nachdem die Bildung
erzielt. Besonders schlecht schneidet das Land
über einen sehr langen Zeitraum zu den größten
im PISA-Index, beim Anteil ausländischer Studie-
Schwächen im deutschen Innovationssystem
render sowie bei der Qualität der mathematisch-
zählte. Gute Werte erzielt Deutschland bei der Ein-
naturwissenschaftlichen Erziehung ab. Gänzlich
schätzung der Qualität des deutschen Bildungs-
ohne Punkte bleiben Südafrika, die Türkei, Mexiko,
systems sowie beim Anteil der mittleren Qualifi-
Indien, Indonesien, Brasilien und Griechenland.
29
BDI_Innovationsindikator 2018
Wenn es darum geht, wo die glücklichsten Menschen der Welt leben, ist Australien oft vorne mit dabei. Die Einwohner sind aber auch besonders offen Neuem gegenüber. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Innovationsfähigkeit des Landes aus.
Staat
überlässt die Schweiz trotz starker Finanzierung des Bildungsbereichs deutlich mehr den Unter-
BDI_Innovationsindikator 2018
Der Staat greift zwar selten direkt ins Innovations-
nehmen selbst. So gibt es zum Beispiel kaum eine
geschehen ein, setzt aber maßgebliche Rahmen-
staatliche Finanzierung von privater Forschung
bedingungen. Dies betrifft sowohl die Finanzie-
und Entwicklung, weder über Subventionen noch
rung des Bildungs- und Wissenschaftssystems
über Steuernachlässe. Hinter der Schweiz folgen
als auch die staatliche Nachfrage nach technolo-
die Niederlande (57 Punkte), Belgien (55 Punkte),
gisch hochwertigen Gütern. Außerdem kann der
Frankreich (55 Punkte), Deutschland (54 Punkte)
Staat im Rahmen des Steuersystems Anreize für
und Kanada (54 Punkte). Die deutschen Schwä-
Innovationsaktivitäten in Unternehmen geben. Am
chen im internationalen Vergleich offenbaren sich
größten sind die staatlichen Beiträge zum Innova-
bei der fehlenden steuerlichen Förderung von
tionssystem nach den hier verwendeten Indikato-
Forschung und Entwicklung sowie bei der ver-
ren in Singapur, das in diesem Bereich die volle
gleichsweise geringen direkten Förderung dieses
Punktzahl erreicht. Finnland, das in diesem Sub-
Bereichs in Unternehmen durch Zuschüsse oder
system auf Platz 2 landet, kommt auf 66 Punkte.
Aufträge der öffentlichen Hand. Demgegenüber
Die Schweiz, die sonst immer mit Singapur um
ist Deutschland besonders stark in der staatli-
den Spitzenplatz konkurriert, erreicht lediglich 58
chen Nachfrage nach technologisch hochwertigen
Zähler und kommt damit nur auf Platz 4. Gegen-
Gütern, kann jedoch im Rahmen einer nachfrage
über 2015 ist dies ein Rückgang um immerhin
orientierten Innovationspolitik seinen Aktions-
sechs Punkte. Das gute Abschneiden Singapurs
radius durchaus erweitern. Die USA liegen mit
lässt sich in diesem Indikator sehr gut im Ver-
50 Punkten zwei Plätze hinter Deutschland und
gleich zur Schweiz verdeutlichen. Während es in
erreichen somit den zehnten Rang. Gute Werte er-
Singapur starke Eingriffe seitens des Staats gibt,
zielen die USA beim Anteil der privaten Forschung
30
und Entwicklung, die durch den Staat finanziert
gen beim Anteil der Einwohner mit postmateria-
wird. Dahinter stehen zu einem guten Teil Aufträ-
listischen Wertemustern, also Personen, die eher
ge für die Rüstungsindustrie. Bei der steuerlichen
immaterielle Werte anstreben.
Förderung von Forschung und Entwicklung liegen die USA dagegen weit zurück. Die dort derzeit an-
Deutlich hinter Norwegen folgt Deutschland
gewendeten Fördersätze liegen weit hinter denen
mit 52 Punkten auf Platz 12. Gute Werte erzielt
anderer Benchmark-Länder (insbesondere Frank-
Deutschland dabei lediglich beim Erwerbsanteil
reichs) zurück. Das hintere Mittelfeld besteht bei
der Frauen. Bei allen anderen Indikatoren liegt
diesem Subindikator aus Tschechien, China, Spa-
Deutschland unterhalb von 50 Punkten. Dies
nien, Russland, Polen und Indien. Italien liegt mit
trifft auch auf einen zentralen Indikator zu, der
zwölf Punkten in etwa gleichauf mit Israel, das auf
die Häufigkeit von Nachrichten über Themen aus
14 Punkte kommt. Südafrika, Mexiko, Griechen-
Forschung und Entwicklung erfasst. Hier kommt
land und Brasilien erreichen null Punkte.
Deutschland auf 42 Punkte. Gerade das schlechte Abschneiden in diesem Bereich ist problematisch.
Gesellschaft
In dem niedrigen Indikatorwert spiegelt sich nämlich auch ein eher mittelmäßiges Interesse an wissenschafts- und innovationsrelevanten Themen in
Auch gesellschaftliche und kulturelle Einstellun-
der Gesamtbevölkerung wider.
gen können für das Entstehen und die Verbreitung von Innovationen wichtige Rahmenbedingungen
Hinter Deutschland folgen die USA, Österreich
bilden. Dabei spielt zum einen die Offenheit und
und Italien. Italien kommt hier mit 46 Punkten
Affinität gegenüber Neuerungen eine große Rolle.
wie in den Vorjahren auf sein bestes Teilergebnis.
Sie bestimmt wesentlich die Akzeptanz und ra-
Gute Werte erreicht es dabei vor allen Dingen bei
sche Verbreitung von Innovationen (siehe hierzu
den Postmaterialisten sowie der Lebenserwar-
auch das Fokuskapitel). Zum anderen schlagen
tung. Bei den Nachrichten über Forschungs- und
die grundlegenden Kompetenzen und Interessen
Entwicklungsthemen erzielt es aber null Punkte.
Viele Deutsche haben nur mäßiges Interesse an Nachrichten über Wissenschaft und Innovation.
einer Gesellschaft indirekt auf die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft durch. Denn ob sich
Singapur, das sonst weit vorne liegt, erreicht bei
die Menschen für ein Innovationsthema interes-
den Gesellschaftsindikatoren nur 37 Punkte.
sieren, sich ihm aktiv zuwenden und dafür auch
Besonders dürftig ist dabei der Anteil der Postma-
gezielt Qualifikationen erwerben oder naturwis-
terialisten. Bei den Nachrichten über Forschung
senschaftlich-technische Berufe ergreifen – das
und Entwicklung erzielt das Land dagegen Spit-
hängt unter anderem vom Ansehen dieser The-
zenwerte. Ebenfalls im hinteren Mittelfeld reihen
men in der Gesellschaft ab.
sich Japan (35 Punkte), Portugal (35 Punkte), sowie Griechenland (29 Punkte) und Südkorea
Australien (82 Punkte) führt zusammen mit
(27 Punkte) ein. Ganz ohne Punkte bleiben Südaf-
Großbritannien (80 Punkte) erneut das Ranking
rika, Taiwan, die Türkei, Russland, Mexiko, Indien,
bei diesem Subindikator an. Es folgt eine Gruppe
Indonesien, Ungarn und Brasilien. Das schlechte
bestehend aus Finnland, Schweden, der Schweiz,
Abschneiden Taiwans ist dabei aber auch auf
Belgien und Kanada, die zwischen 73 und 69
fehlende Indikatorwerte zurückzuführen. So lagen
Punkten erreicht und sich dadurch deutlich vom
hier nur Werte zum Anteil der Postmaterialisten
Mittelfeld absetzt, das von Norwegen (58 Punk-
vor – und der fällt in südostasiatischen Kulturen
te) angeführt wird. Norwegen weist dabei insbe-
traditionell gering aus.
sondere bei der Erwerbsbeteiligung der Frauen gute Werte auf, die auch in anderen nordischen Ländern hoch ist. Schlecht ist Norwegen hinge-
2 Rammer, C., Schubert, T. (2018): Concentration on the few: mechanisms behind a falling share of innovative firms in Germany. Research Policy, 47(2), 379–389.
31
BDI_Innovationsindikator 2018
05
Offenheit von Innovationssystemen
Wissen ist die Grundlage aller Innovationen – ob
vationsprozesse hin zu einer Öffnung und damit
technische Produktinnovationen, Prozessinnova
auch zu Ansatzpunkten für einen Austausch, wo
tionen oder auch Dienstleistungsinnovationen. Die
bisher Verschlossenheit vorherrschte.
Komplexität des Wissens und schlichtweg auch die Menge des notwendigen Wissens für Innova-
Eric von Hippel 4 hatte bereits in den 1990er-
tionen steigen deutlich an – bisweilen exponen-
Jahren die Einbeziehung von Nutzern und Kun-
tiell. Hinzu kommt, dass neue und interessante
den sowie später dann auch von Zulieferern und
Anwendungen insbesondere an der Schnittstelle
weiteren Partnern in den Innovationsprozess
von spezialisiertem Wissen in einzelnen Diszi
als kritische Erfolgsfaktoren identifiziert. Darauf
plinen entstehen. Interdisziplinarität ist hier das
aufbauend hat auch er ein Konzept von offener
Stichwort. Einzelne Unternehmen oder auch For-
Innovation entwickelt. Dabei bildet ein möglichst
schungseinrichtungen können aber häufig weder
freier Austausch von Wissen die zentrale Grundla-
diese Menge an aktuellem Wissen noch die nötige
ge des Fortschritts. Zentral sind hier insbesondere
große disziplinäre Vielfalt bereitstellen. Deshalb
eine offene Wissenschaft (open science) und der
sind die Kooperation und der Austausch von
freie Zugang zu Daten (open data) sowie insge-
Wissen mit anderen Unternehmen oder Organi
samt ein freier Austausch und die freie Nutzung
sationen essenziell.
von Wissen (open source).
Austausch statt Verschlossenheit
Kooperation und Austausch fördern Innovation: Spitzenreiter Schweiz und die Verfolger aus Irland und den Niederlanden haben das bisher am besten begriffen.
Während von Hippel also das Gesamtsystem betrachtet und die freie Nutzung des Wissens propagiert, setzt Chesbrough bei den einzelnen
Auf der Ebene von Unternehmen hat Henry Ches-
Akteuren und Kooperationen an und versucht,
brough 3 bereits 2003 ein Konzept vorgelegt, wel-
sie für die jeweiligen Akteure zu optimieren. Für
ches das Innovationsmanagement in zahlreichen
Chesbrough ist der Schutz des geistigen Eigen-
Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich
tums eine wichtige Voraussetzung, damit Koope-
beeinflusst hat. Danach sind solche Unternehmen
rationen gut funktionieren können und man sich
besonders erfolgreich, die einen offenen Innovati-
nicht darüber streiten muss, wem was gehört
onsprozess (open innovation) implementieren. Au-
und wer was verwerten darf. Von Hippel sieht im
ßerdem sind sie offen dafür, externes Wissen im
Gegensatz dazu in den Regimen des geistigen
Unternehmen zu nutzen (outside-in beziehungs
Eigentums eine Hürde für den Austausch und
weise inward openness) und eigenes, nicht oder
den freien Zugang zu Wissen. Zwar kann diese
nicht vollständig genutztes Wissen nach außen
Diskussion an dieser Stelle nicht vertieft werden,
abzugeben (inside-out beziehungsweise outward
die beiden Ansätze besitzen aber wesentliche
openness). Henry Chesbrough propagiert damit
Gemeinsamkeiten. Einerseits leistet ein offenes
einen Wandel der Unternehmenskultur weg von
und auf Austausch und Transfer ausgerichtetes
einer Geheimhaltung der Forschungs- und Inno
Wissenschaftssystem in beiden Konzepten positi-
33
BDI_Innovationsindikator 2018
ve Beiträge zur Innovationsleistung. Andererseits
die beiden Konzepte deutlich über klassische
ist beiden gemein, dass eine möglichst weite
Ansätze des Wissens- und Technologietransfers
Verbreitung des Wissens (und des Wissens über
hinausreichen. In beiden Ansätzen geht es um
das Wissen) sowie eine Zusammenarbeit von un-
einen Kulturwandel – einerseits auf der Unterneh-
terschiedlichen Wissensträgern über Institutionen-
mensebene, andererseits gesamtgesellschaftlich
grenzen hinaus oft zum Erfolg führt. Wichtig ist
hinsichtlich der Einstellung gegenüber Offenheit
dabei die Zusammenarbeit (co-creation), sodass
und Innovation. Offene Innovationssysteme leben von einem Geben und Nehmen auf allen Seiten – bei Unternehmen, der öffentlichen Forschung, bei Kunden, Zulieferern und Produzenten. In der Version von Henry Chesbrough gibt es dabei klare
Vergleich des Offenheitsindikators zwischen 2007 und 2017 für alle untersuchten Länder Rang Schweiz
2
Irland
3
Niederlande
4
Österreich
5
Singapur
6
Schweden
7
Großbritannien
8
Belgien
9
Dänemark
10
Ungarn
11
Frankreich
den freien Austausch von Wissen und Ideen. 68 69 67 67
Finnland
14
Tschechien
15
Kanada
16
Israel
17
Spanien
18
Portugal
19
Griechenland
20
Polen
21
Deutschland
22
Italien
23
Taiwan
42
44
29
Russland
30
Indien
31
Japan
32
Brasilien
33
Südkorea
34
Türkei
35
China
und zuverlässige Aussage erlauben. Offenheit hat viele Facetten. Sie speist sich aus verschiedenen
49
Quellen beziehungsweise sie wirkt in verschiedene Richtungen. Insofern drängt sich die Methode
51
22 20 21 18
14 12
2007
BDI_Innovationsindikator 2018
Indikatoren zur Bewertung von Systemen. Offenheit kann verschiedene Dimensionen und Zielrich-
41
indikator für die Offenheit auch eine Bewertung von Teilaspekten beziehungsweise Subsystemen
39
angeboten.
39 37
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Modellen und Operationalisierungen von open innovation. Die
28
hier verwendeten Dimensionen orientieren sich an
25
den Teilbereichen des Innovationssystems, wie sie im Innovationsindikator insgesamt betrachtet wer-
24
den. Sie unterscheiden drei Subsysteme: Wissen-
23
17
schaft und Forschung, Markt und Wirtschaft sowie
17
16 13 14
10
sammenführung und Aggregation von einzelnen
25 23
17
des Innovationsindikators auch hier auf – die Zu-
61
33
30
0 2017
jedoch für sich alleine genommen keine stabile
tungen haben. Darum wird neben einem Gesamt-
34
19
Südafrika
ein, die Offenheit und Austausch abbilden, die
36
USA
Indonesien
tung. Es fließen verschiedene Indikatoren mit
37
27
32
28
Innovationsfähigkeit von immer größerer Bedeu-
39 39 37
33
31
27
men im Vergleich darzustellen. Diese ist für die
42
36
26
Mexiko
hat zum Ziel, die Offenheit von Innovationssyste-
45
39
25
Australien
international. Das hier vorliegende Fokuskapitel
47 45 47
39
26
fähigkeit von ausgewählten Innovationssystemen
59 60 58 58 56 55 56 58 53 56
41
25
Der Innnovationsindikator vergleicht die Leistungs-
63 62 62 62
Norwegen
13
24
von Eric von Hippel eher niedrige Barrieren für
Indexwert
1
12
Grenzen und eigene Strategien und in der Version
20
Staat und Regulation. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analysen auf dieser Basis vorgestellt 23
30
40
50
60
70
80
90
100
und erörtert. Am Anfang steht jedoch ein kurzer Überblick über die Politikmaßnahmen in Deutschland im Kontext „offenes Innovationssystem“.
34
Offene Wissenschaftspolitik in Deutschland
ab. Diese erstmals im Jahr 2008 veröffentlichte und 2017 überarbeitete Strategie strebt innerhalb von fünf Zielfeldern an, die internationale Vernet-
Die deutsche Wissenschaftspolitik setzt von
zung und die länderübergreifende Zusammenar-
jeher auf Kooperation und Austausch. Sie folgt
beit in Wissenschaft und Innovation zu intensivie-
damit dem Diskursansatz in der Wissenschaft
ren. Dabei wird auch der Unternehmenssektor in
und letzten Endes auch dem Ideal Wilhelm von
seinen Innovationsaktivitäten durch die Interna-
Humboldts einer breit angelegten Bildung sowie
tionalisierungsstrategie unterstützt. Bezogen auf
der Verbindung von Lehre und Forschung. Die
die Wissenschaft will die Strategie die Kooperation
Offenheit des deutschen Wissenschaftssystems
mit den international Besten voranbringen und
bezieht sich dabei zum einen auf die Offenheit
so die wissenschaftliche Exzellenz in Deutsch-
nach innen – durch Kooperationen zwischen Wis-
land befördern. Bezogen auf die Wirtschaft will
senschaft und Wirtschaft, zwischen Hochschulen
sie Innovationspotenziale international heben und
und außeruniversitären Forschungsorganisationen
die Wettbewerbsfähigkeit unterstützen, und zwar
oder auch zwischen Einrichtungen aus unter-
durch die weitere Einbettung in den weltweiten
schiedlichen Organisationen –, zum anderen auf
Wissensaustausch und globale Wertschöpfungs-
die Offenheit nach außen – durch internationale
ketten und -netzwerke. Weitere Säulen adres-
Projekte und darauf aufbauend internationale
sieren den internationalen Austausch in der
Ko-Publikationen, Wissenschaftlermobilität sowie
beruflichen Bildung und die Zusammenarbeit mit
Forschungskooperationen mit ausländischen Un-
Schwellen- und Entwicklungsländern. Das fünfte
ternehmen im Inland wie im Ausland.
Zielfeld schließlich ist auf die gemeinsame Lösung
Deutschland will sich in der Wissenschaft mit seiner Strategie stärker international vernetzen.
von globalen Herausforderungen ausgerichtet. In der vergangenen Legislaturperiode wurde beispielsweise die Internationalisierung der Spitzen-
Seit 2016 gibt es darüber hinaus zusätzliche
cluster vorangebracht. Der Pakt für Forschung
Ansatzpunkte zur weiteren Öffnung des Wissen-
und Innovation, der die außeruniversitären
schaftssystems (open science), sowohl natio-
Forschungsorganisationen und die Deutsche
nal als auch international. Die aus öffentlicher
Forschungsgemeinschaft (DFG) adressiert, will
Programmförderung erzielten Ergebnisse wissen-
sowohl das nationale Wissenschaftssystem als
schaftlicher Forschung sollen durch den unent-
auch Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
geltlichen, digitalen Zugriff auf wissenschaftliche
vernetzen sowie die internationale Zusammenar-
Veröffentlichungen (open access) allen Interes-
beit fördern. Die Mobilität von Talenten von und
sierten jederzeit kostenfrei offenstehen. Das soll
nach Deutschland ist in der Wissenschaftspolitik
einerseits eine moderne, innovative Wissenschaft
bereits seit Längerem ein wichtiges Anliegen.
fördern und andererseits die Innovationskraft
Deutsche Forschungseinrichtungen beteiligen
Deutschlands stärken.6 Die Bundesregierung und
sich deshalb an den europäischen Forschungs-
beispielsweise auch die DFG unterstützen die
rahmenprogrammen, internationale Forschungs-
Forschenden finanziell dabei, ihre Ergebnisse via
kooperationen werden in öffentlichen Projekten
open access bereitzustellen. Die außeruniversi-
gefördert. Deutschland unterstützt beispielsweise
tären Forschungsorganisationen haben eigene
Unternehmen über internationale Verbundpro-
Programme aufgelegt, um die Wissenschaftle-
jekte (sogenannte 2+2-Projekte) oder auch durch
rinnen und Wissenschaftler bei open-access-
bilaterale Ausschreibungen mit ausgewählten
Veröffentlichungen zu unterstützen. Ebenfalls in
Ländern im Rahmen des Zentralen Innovations-
diesem Zusammenhang stehen die Initiativen zu
programms Mittelstand (ZIM) und will damit die
open data – also dem freien und unentgeltlichen
Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit
Zugang zu wissenschaftlichen Daten. Hier sind
mit ausländischen Partnern fördern.
unter anderem lizenzrechtliche und datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten. Ziel der open-
Diese Politikmaßnahmen leiten sich aus der
data-Politik ist es, Redundanzen in der Daten-
Strategie 5 der Bundesregierung zur Internationali-
erhebung zu verringern und damit die Effizienz
sierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung
zu erhöhen, aber auch eine Nachprüfbarkeit
35
BDI_Innovationsindikator 2018
Die Europäische Kommission wird im nächsten Forschungsrahmenprogramm einen stärkeren Fokus auf Open Innovation legen.
von Ergebnissen zu ermöglichen und somit eine
gergruppe (Singapur, Belgien und Dänemark).
höhere Transparenz im Wissenschaftssystem zu
Allerdings sind die Werte für die neun erstplatzier-
erreichen.
ten Länder im Zehn-Jahres-Vergleich recht stabil.
In der jüngst veröffentlichten Hightech-Strategie
Es findet sich ein breites Mittelfeld, in dem im
2025 nimmt das Thema Offenheit einen breiten
Zeitvergleich deutlichere Veränderungen zutage
Raum ein. Die Bundesregierung will sich für
treten als in der Spitzengruppe. Angeführt wird
„größtmögliche Vernetzung und Kooperation“
das Mittelfeld von Ungarn (47 Punkte) und reicht
einsetzen, indem sie beispielsweise den Transfer
bis Spanien auf Rang 17 (39 Punkte). Israel, das
aus der öffentlichen Forschung in die Wirtschaft
ebenfalls dieser Gruppe angehört, verzeichnet
stärken oder auch offene Innovationsformen
im Zeitvergleich die größte Veränderung beim
unterstützen will.7 Die Zusammenarbeit zwischen
Offenheitsindikator. Im Jahr 2007 hatte das Land
Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch zwischen
noch Tuchfühlung zur Spitze. Im Jahr 2017 ist
verschiedenen wirtschaftlichen Akteuren will
es mit einem Indexwert von 39 deutlich weniger
sie beispielsweise durch neue „Campusmodel-
offen. Verschlechtert hat sich Israel in erster Linie
le, Demonstrationsvorhaben, Innovationslabore,
bei der Importquote, beim Index des Investoren-
‚Reallabore‘ und kommunale Experimentierräu-
schutzes und auch beim Anteil von Open-Access-
me“ vergrößern.8 Insgesamt soll ein Kulturwan-
Publikationen. Andere Indikatoren wie beispiels-
del herbeiführt werden, der zu einem offeneren
weise die Lizenzeinnahmen und -ausgaben aus
System führt.
Rechten an geistigem Eigentum sind im Zeitverlauf ebenfalls leicht gesunken. Bei allen Subindi-
Auch die Europäische Kommission spricht das
katoren sind die Effekte eines Rückgangs in Israel
Thema open innovation in ihren strategischen
zu bemerken, aber besonders bei Wissenschaft
Überlegungen an und wird im kommenden
und Forschung erreicht das Land 2017 nur einen
Forschungsrahmenprogramm einen stärkeren
der hinteren Plätze hinsichtlich der Offenheit des
Schwerpunkt auf Politikmaßnahmen in diesem
Systems. Dies ist zu einem Teil sicherlich dem
Bereich legen. In dem Ansatz der Europäischen
hohen Anteil der Verteidigungsforschung geschul-
Kommission stehen einerseits die Nutzer im
det, die im Allgemeinen wenig Offenheit mit sich
Mittelpunkt. Andererseits soll es in Zukunft ein
bringt. Für ein Land wie Israel, das sich in einigen
sogenanntes Innovationsökosystem geben. Es soll
der neuen Technologien wie künstliche Intelli-
auf der Basis offener Innovationsprozesse neue
genz oder autonomes Fahren als Systemzulieferer
Produkte und Prozesse hervorbringen, die neue
etablieren will, ist das allerdings sicher nicht der
Märkte begründen, es soll aber auch eine stärke-
richtige Weg, um einerseits notwendiges Wissen
re Unternehmerkultur befördern und damit eine
einzuholen und andererseits Erfahrungen in der
„Umsetzung von Wissen in sozio-ökonomische
Anwendung in einem breiten Umfeld zu machen.
Wertschöpfung“ ermöglichen.9 Hinter Spanien reiht sich ab Rang 18 eine Gruppe
Was zeigen die Ergebnisse?
von Ländern ein, die im unteren Drittel der Indexskala angesiedelt ist. Sie erreichen Werte zwischen 37 und 30 Indexpunkten und nehmen die
Beim Offenheitsindikator liegen die Schweiz (mit
Rangplätze 18 bis 25 ein. Dazu gehören Portugal,
68 Punkten) und Irland (67 Punkte) an der Spitze
Griechenland, Polen, Italien, Taiwan, die USA und
mit etwas Abstand zu einem breiten Verfolgerfeld,
Australien. Auch Deutschland auf Rang 21 gehört
angeführt von den Niederlanden, denen Öster-
zu diesen hinter dem Mittelfeld zurückliegenden
reich, Singapur, Schweden, Großbritannien, Bel-
Ländern. Gegenüber dem Jahr 2007 ist das eine
gien und Dänemark dicht folgen. Die Länder der
Verschlechterung um sieben Indexpunkte und um
Verfolgergruppe erreichen Werte zwischen 63 und
sechs Rangplätze.
53 Indexpunkten. Die Schweiz hat im Vergleich
BDI_Innovationsindikator 2018
zu 2007 geringfügig an Indexpunkten eingebüßt,
Hohe Indexwerte erreicht Deutschland beim Anteil
ebenso wie einige andere Länder aus der Verfol-
der internationalen Ko-Publikationen, beim Bestand
36
Methode
So funktioniert der Offenheitsindikator Ähnlich wie beim Innovationsindikator insgesamt
sparen. Für einzelne ausgewählte Indikatoren,
wurde zunächst eine Reihe von einzelnen Indi-
die sowohl inhaltlich als auch empirisch als
katoren identifiziert, die im Kontext von Offenheit
eng verbunden identifiziert wurden, wurde eine
von Relevanz stehen könnten. Entscheidend bei
Faktorenanalyse durchgeführt. Für diejenigen In-
der Auswahl dieser Indikatoren war einerseits,
dikatoren, die auf einem Faktor besonders hoch
dass sie für eine größere Zahl von Ländern gut
lagen, wurde anschließend ein Durchschnittswert
vergleichbar und möglichst auch für einen Zeit-
über die einzelnen Indikatoren berechnet.
raum von mindestens zehn Jahren vorliegen.
Auf diese Art und Weise wurden 23 Indikatoren
Andererseits waren die theoretisch-konzeptio-
zur Berechnung der Offenheit von Innovations-
nellen Überlegungen aus der wissenschaftlichen
systemen im internationalen Vergleich ausge-
Literatur handlungsleitend. Es wurden solche
wählt. Die Liste der Indikatoren und ihre Quellen
Indikatoren zusammengetragen, die Aspekte des
finden sich in Tabelle 1. Die Indikatoren wurden
Wissenserwerbs, Wissensaustauschs, der Zusam-
nachträglich den drei Gruppen Wissenschaft und
menarbeit oder der internationalen Ausrichtung
Forschung, Markt und Wirtschaft sowie Staat und
abbilden.
Gesellschaft zugeordnet. Somit können neben der Offenheit insgesamt auch die Werte für diese
Zur Auswahl der für den Offenheitsindikator
Gruppen berechnet und diskutiert werden. Der
letztlich verwendeten Einzelindikatoren wurden
gesamte Offenheitsindikator errechnet sich als
in einem ersten Schritt knapp 40 Indikatoren für
Durchschnitt aus allen 23 Indikatoren.
möglichst viele der 35 untersuchten Länder erhoben, wie das auch beim Innovationsindikator üb-
Voraussetzung für die Ermittlung eines Gesamt-
lich ist. Hierin enthalten sind sowohl rein quan-
index ist die Normierung der Einzelindikatoren,
titative als auch qualitative Indikatoren aus un-
wofür dasselbe Verfahren wie im Innovations-
terschiedlichen Quellen. In einem zweiten Schritt
indikator zur Anwendung kam. Dabei werden
wurden diese Indikatoren empirisch bewertet,
zunächst alle Indikatoren gleich ausgerichtet,
erstens nach der Verfügbarkeit und Abdeckung,
sodass höhere Werte eine größere Offenheit
zweitens nach der Stabilität der Ausprägungen
anzeigen, während niedrige Werte entsprechend
innerhalb der Länder und drittens nach der Kor-
eher Geschlossenheit abbilden. Anschließend
relation der einzelnen Indikatoren untereinander.
wird für jeden Einzelindikator die minimale und
Der letzte Schritt ist deswegen notwendig, um
die maximale Ausprägung unter den sieben
solche Indikatoren zu identifizieren, die ähnliche
Benchmark-Ländern (Deutschland, Frankreich,
Faktoren oder Dimensionen abbilden.
Großbritannien, Italien, Japan, Schweiz, USA)
Die Offenheit der Länder errechnet sich aus dem Durchschnitt von 23 einzelnen Indikatoren.
des Innovationsindikators bestimmt und mit den Im Sinne einer sparsamen Modellierung wurden
Werten null beziehungsweise 100 bewertet. Alle
jene Indikatoren ausgeschlossen, die mit einem
anderen Länder werden anhand ihrer Werte dann
anderen Indikator hoch korreliert sind, damit
anhand dieser Skala eingeordnet. Werte unterhalb
keiner der Faktoren oder Dimensionen mehr-
des Benchmarks wurden auf null gesetzt, ebenso
fach abgebildet wird oder darüber eine indirekte
wie Werte oberhalb des Benchmarks auf den Wert
Gewichtung stattfindet. Anders formuliert: Wenn
100 gekappt wurden.
zwei Indikatoren dasselbe messen, dann kann man sich einen der beiden in der Modellierung
37
BDI_Innovationsindikator 2018
Daten & Fakten Kennziffern zur Offenheit Deutschlands
39,7
%
12,0
Importquote (Güter und Dienstleistungen am Bruttoinlandsprodukt) %
Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden
40,4 Die abgebildeten Werte sind den Offenheitsindikatoren entnommen. Eine Übersicht dieser Indikatoren und deren Quellen finden Sie auf Seite 47.
BDI_Innovationsindikator 2018
%
Anteil der ausländischen Investitionen am Bruttoinlandsprodukt
38
14,8
%
Anteil von Open-AccessPublikationen an allen Publikationen
6,2
55,2
%
Anteil von internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichtechnischen Artikeln
%
Anteil der gesamten vom Ausland finanzierten FuE-Ausgaben
15,1
%
Anteil an Personen ausländischer Herkunft in der BevÜlkerung
39
BDI_Innovationsindikator 2018
Deutschland hat bei der Öffnung des Innovationssystems noch Nachholbedarf. Ein Grund für das schlechte Abschneiden: Die Zuwanderungs regeln sind wenig attraktiv für Talente aus dem Ausland.
an ausländischen Investitionen (net assets), bei der
Geborenen am unteren Ende rangiert. Außerdem
in Deutschland durchgeführten Forschung und
sind die deutschen Zuwanderungsregeln und der
Entwicklung ausländischer Unternehmen sowie der
bürokratische Umgang mit Zugewanderten nur
Importquote. Hinsichtlich der beiden erstgenannten
wenig attraktiv für ausländische Talente. Bemer-
Indikatoren sowie beim Investorenschutz haben
kenswert ist, dass Deutschland im Bereich der
die Werte Deutschlands gegenüber 2007 allerdings
Lizenzzahlungen für geistiges Eigentum aus dem
am deutlichsten abgenommen und sind somit
Ausland und an das Ausland eher im unteren
wesentlich für die Verschlechterung der deutschen
Bereich der Skala angesiedelt ist. Auch beim Sub-
Position verantwortlich.
indikator Staat und Regulation schneidet Deutschland nicht sehr gut ab.
Das deutsche Wissenschaftssystem befindet sich
BDI_Innovationsindikator 2018
in der unteren Hälfte der Verteilung – trotz hoher
Die Ergebnisse legen insgesamt die Schlussfolge-
Anteile internationaler Ko-Publikationen. Doch
rung nahe, dass die Offenheit in Deutschland in
bei den meisten Indikatoren dieses Subsystems
allen Teilbereichen des Innovationssystems noch
erreicht Deutschland nur Werte zwischen 30 und
deutlich ausbaufähig ist. Die Politik in den Bun-
50. Demgegenüber ist der deutsche Markt ver-
des- und Landesregierungen ist gerade im Wis-
gleichsweise offen. Deutschland erreicht hier mit
senschaftssystem seit langer Zeit auf Kooperation
Rang 17 seine beste Platzierung unter den Sub-
und Austausch ausgerichtet. Allerdings sind hier
systemen. Das ist neben der hohen Importquote
andere Länder noch stärker engagiert. Zwar fin-
insbesondere auf den Bestand an ausländischen
den Einrichtungen in kleineren Ländern häufiger
Investitionen zurückzuführen, während Deutsch-
gar keine oder keine adäquaten Kooperationspart-
land im Vergleich der Benchmark-Länder hinsicht-
ner im eigenen Land und sind somit zur internati-
lich der Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland
onalen Kooperation gezwungen, die Landesgröße
40
oder der wissenschaftliche Entwicklungsstand
Interessanterweise ist der Indexwert der USA bei
reichen als alleinige Erklärungen für Deutschlands
der Migrationspolitik demgegenüber am unteren
Abschneiden allerdings nicht aus. Offensichtlich
Ende der Skala angesiedelt. Die veränderte Politik
sind die Anstrengungen der Politik, das deutsche
unter Präsident Donald Trump ist dabei in diesen
Innovationssystem zu öffnen, noch zu gering, um
Kennzahlen noch gar nicht abgebildet.
überdurchschnittliche Effekte zu erzielen. Hinter den USA und Australien erreichen Mexiko
Kulturwandel für mehr Offenheit
und Indonesien 25 beziehungsweise 23 Punkte. Daran anschließend findet sich eine Gruppe, die auch die sogenannten BRICS-Länder einschließt.
Folgerichtig hat die Bundesregierung in der neu-
Vorne liegt Südafrika (22 Punkte) vor Russland
esten Fassung ihrer Hightech-Strategie das The-
(20 Punkte), Indien (18 Punkte), Brasilien (17
ma Offenheit explizit aufgenommen. Dabei wer-
Punkte) und China (14 Punkte), das den letzten
den die Politikansätze der jüngeren Vergangenheit
Platz im Ranking einnimmt. Mit 17 beziehungs-
fortgeführt und ein offenes Wissenschaftssys-
weise 16 Indexpunkten befinden sich auch Japan
tem – also open science, im Wesentlichen getrie-
(Platz 31), Südkorea (33) und die Türkei (34) in
ben durch open access und open data – sowie die
dieser Gruppe. Die schlechte Platzierung Japans
Transparenz durch Bürgerbeteiligungen (citizen
begründet sich zum einen durch ein wenig offenes
science) hervorgehoben. Um das Innovationssys-
Wissenschaftssystem – dies wurde im Innovations-
tem weiter zu öffnen, wird der Austausch zwi-
indikator in den vergangenen Jahren immer wieder
schen Wissenschaft und Wirtschaft als wichtige
hervorgehoben. Andererseits gibt es in Japan eine
Aufgabe weiter intensiviert – beispielsweise über
vergleichsweise geringe Offenheit von Staat und
die Zukunftscluster, die Forschungscampus oder
Gesellschaft. Demgegenüber präsentieren sich
auch die Weiterführung des Pakts für Forschung
Markt und Wirtschaft mit einem Indexwert von 30
und Innovation. Für eine durchgreifende Öffnung
Punkten und einer mittleren Rangplatzierung (Platz
ist aber ein Kulturwandel notwendig, der nicht von
16 in 2017) als durchschnittlich offen. Japan stellt
heute auf morgen zu erreichen sein wird. Aus-
nur bei den Nettoeinnahmen aus dem Ausland in
tauschplattformen wie beispielsweise co-creation-
Relation zum gesamten Bruttoinlandsprodukt den
labs sind in der Hightech-Strategie ebenfalls ange-
Benchmark und erreicht bei diesem Einzelindika-
dacht, wobei hier eine Aufgabenteilung zwischen
tor 100 Punkte. In zahlreichen anderen Bereichen
der öffentlichen Hand und privaten Akteuren für
stellt Japan allerdings den unteren Benchmark und
einen Erfolg unumgänglich ist.
bekommt somit null Punkte zugewiesen. Ausnahmen bilden einige Indikatoren, die dem Subin-
Die USA belegen im Gesamtindex den 24. Platz
dikator Markt und Wirtschaft zugerechnet wer-
von 35 Ländern. Auch sie haben über die Jahre
den. Dazu zählen beispielsweise der Bestand an
Indexpunkte eingebüßt, in erster Linie bei den
ausländischen Investitionen (net foreign assets), die
Open-Access-Publikationen, wo die USA Vorreiter
Einschätzung der WEF-Experten zur Attraktivität
waren. Mittlerweile sind aber die meisten Länder
für ausländische Talente und die Lizenzzahlungen
weit vorbeigezogen. Auch in Bezug auf Lizenzein-
für geistiges Eigentum aus dem Ausland.
nahmen aus Rechten an geistigem Eigentum als Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben die USA Punkte verloren. Deutliche Stärken in Hinblick auf die hier definierte Offenheit haben die USA
Der Zusammenhang von Offenheit und Innovationsfähigkeit
Aktuell sind die USA noch sehr offen – die Politik unter Präsident Donald Trump lässt allerdings für die Zukunft eine negative Entwicklung erwarten.
bei der Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland geborenen Menschen, bei den gesellschaftlichen
Die Erwartungen an die Offenheit von Innova
Einstellungen gegenüber Minderheiten und beim
tionssystemen, wie sie in den politischen Papieren
Index der Arbeitsmarktpolitik. Darin reflektiert sich
und den wissenschaftlichen Arbeiten zu finden
die Rolle der USA als klassisches Einwanderungs-
sind, sollten sich auch empirisch begründen las-
land. Das bestimmt zu einem großen Teil die Of-
sen. Es finden sich jedoch nur wenige quantitative
fenheit und interkulturelle Ausprägung des Landes.
Analysen, die einen Einfluss der Offenheit eines
41
BDI_Innovationsindikator 2018
Innovationssystems auf die aggregierte Innova-
Wissenschaftssystem realisiert haben, sodass die
tionsleistung des Systems nachweisen.10 Zwar
Unterschiede in der wissenschaftlichen Offenheit
gibt es viele mikro-ökonomische Arbeiten, die
weniger markant sind als im Bereich von Markt
einen solchen Zusammenhang insbesondere für
und Wirtschaft. Kaum ein Wissenschaftler wird
wissensintensive Hochtechnologie-Unternehmen
bestreiten, dass nationale wie internationale Ko-
zeigen können.11 Auf der Ebene ganzer Volkswirt-
operationen wichtig sind. Außerdem befindet man
schaften oder gar international vergleichend findet
sich hier im Allgemeinen im vorwettbewerblichen
sich hingegen so gut wie kein empirischer Beleg.
Bereich, weshalb Kooperationen häufig auch auf keine Vorbehalte stoßen. Nur selten sind Rechte
Unter den größten Volkswirtschaften der Erde hat Deutschland die größte Offenheit erreicht.
Aus diesem Grund wird an dieser Stelle der Zu-
an geistigem Eigentum – jenseits des Urheber-
sammenhang zwischen den Werten des Offen-
rechts der Publikationen – betroffen und selten
heitsindikators und des Innnovationsindikators
entstehen direkt wirtschaftlich verwertbare Ergeb-
untersucht. Dabei kann allerdings kein kausaler
nisse. Hürden bauen sich hingegen meist durch
Zusammenhang abgebildet werden, denn dies
unterschiedliche regulatorische Rahmenbedin-
erlauben einerseits die vorliegenden Daten nicht.
gungen und durch mangelnde finanzielle Förde-
Andererseits ist es plausibel anzunehmen, dass
rung von nationalen und internationalen Koopera-
die Offenheit des Systems über leichtere und
tionen auf. Auch sind kulturelle – darunter sprach-
umfassendere Wissensflüsse einen positiven
liche – Hürden, nicht selten ein Hinderungsgrund
Einfluss auf die Innovationsfähigkeit ausübt. So
für intensive internationale Zusammenarbeit.
unterstellen es auch die meisten innovationspolitischen Ansätze. Gleichzeitig kann man aber auch
Anders sieht dies bei Unternehmen und teilweise
erwarten, dass die Innovationsfähigkeit positiv auf
auch bei anwendungsnaher Forschung aus. Hier
die Offenheit wirkt, denn mit steigender Wissens-
herrscht weithin Geheimhaltung – bisweilen sogar
und Innovationsorientierung einer Volkswirtschaft
Geheimniskrämerei – vor. Da die Komplexität und
steigen auch der Bedarf und die Nachfrage nach
die Menge des notwendigen Wissens zum Errei-
verfügbarem und einsetzbarem Wissen, was zur
chen einer „marginalen Einheit an Innovation“
Öffnung dieser Prozesse führen kann. Man kann
deutlich angestiegen sind, benötigen die Unterneh-
also Wirkungen in beide Richtungen unterstellen.
men verstärkt Wissen von außerhalb ihrer Organisationsgrenzen. Die Volkswirtschaften, die diesen
Im Jahr 2017 findet sich für die 35 untersuchten
Prozess am besten organisieren und unterstützen,
Länder ein als stark zu bezeichnender Zusam-
sind wirtschaftlich tendenziell erfolgreicher als
menhang (R2 = 0,470) der Innovationsleistung,
Länder, denen das nicht gelingt. Herausragende
gemessen durch den Innovationsindikator, und
Beispiele sind die Schweiz, Singapur, Irland oder
der Offenheit eines Innovationssystems, gemes-
die Niederlande.
sen durch den Offenheitsindikator. Interessant ist, dass im Bereich von Wissenschaft und Forschung
Allerdings sind auch einige Volkswirtschaften
der Zusammenhang zwischen der Leistungsfä-
bei der Innovationsleistung ihres Wirtschafts-
higkeit und der Offenheit geringer ist (R2 = 0,218),
systems erfolgreich, die eine geringere Offenheit
während er im Bereich von Markt und Wirtschaft
erreichen, beispielsweise Taiwan, Südkorea, die
vergleichsweise hoch ist (R2 = 0,392). Dies bedeu-
USA und auch Deutschland. Glaubt man jedoch
tet, dass offene Innovationssysteme tendenziell
der wissenschaftlichen Literatur und unterstellt
wirtschaftlich erfolgreicher sind beziehungsweise
man eine weitere Entwicklung entlang der Trends
erfolgreiche Innovationssysteme eine höhere Of-
der vergangenen Jahre, dann sind globale Wert-
fenheit zur Folge haben.
schöpfungsketten, notwendiges Spezialwissen in einzelnen Bereichen, Interdisziplinarität oder auch
BDI_Innovationsindikator 2018
Demgegenüber hängt die Offenheit mit der wis-
einfach eine weitere Steigerung der Bedeutung
senschaftlichen Leistungsfähigkeit kaum zusam-
von Wissen im Innovationsprozess deutliche Trei-
men. Dies lässt sich damit erklären, dass die
ber eines gesteigerten Bedarfs an leicht realisier-
meisten Länder ein mehr oder weniger offenes
baren und intensiveren Wissensflüssen.
42
Deutschland unter den Ländern mit großer Offenheit Volkswirtschaften mit kleinen Ländern ist insofern
Entwicklung des Offenheitsindikators und der Marktoffenheit ausgewählte Länderund der Entwicklung desfürOffenheitsindikators Marktoffenheit für ausgewählte Länder Gesamtindikator, Indexwert
ein wenig schief, da kleine Volkswirtschaften zur
Gesamtindikator, Indexwert 45
Ein Vergleich der Offenheit von sehr großen
Offenheit quasi gezwungen sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sich kleine Länder thematisch spezialisieren und daher nicht alle Wissens- und Innovationsfelder selbst abdecken. Eine solche Strategie ist angesichts der knappen Ressourcen kleiner Länder und der Notwendigkeit von kritischen Massen, um in einem Thema international relevante Beiträge zu leisten, völlig rational. Die Spezialisierung bedeutet aber, dass sowohl Wissen als auch Güter, die nicht im Land produziert werden, im Ausland nachgefragt werden müssen. Das bedingt eine hohe Offenheit. Größere Volkswirtschaften können und wollen oft auch das gesamte Spektrum an Wissenschaftsdisziplinen und Innovationsthemen abdecken und haben daher weniger Druck, externes Wissen zu
45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 5
beschaffen. Deshalb liegen größere Volkswirt-
5 0
schaften beim Offenheitsindikator eher in der
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
geren Gruppe der großen Volkswirtschaften und
2007 2008 2009 Offenheitsindikators 2010 2011 2012 2013und 2014 2016 Entwicklung des der 2015 MarktDeutschland Japan Offenheit für Deutschland, China, Japan und die USA China USA Deutschland Japan
vor allem anhand der eigenen Entwicklung über
Markt, Indexwert China
die Zeit deutlich aussagekräftiger. Aus diesem
40
unteren Hälfte der Rangverteilung. Eine Bewertung dieser Länder ist daher innerhalb der en-
2017 2017
USA
Grund werden in diesem Abschnitt (siehe Grafiken rechts) die vier größten Volkswirtschaften der
35
Erde, die USA, China, Japan und Deutschland, im zeitlichen Verlauf gegenübergestellt.
30
Hinsichtlich des Gesamtindikators zeigt sich, dass
25
Deutschland im Vergleich der vier Länder über den gesamten Zeitverlauf mit Ausnahme des Jahres 2013 die größte Offenheit erreicht, gefolgt von den USA. Diese müssen in den Jahren seit 2014 jedoch einen deutlicheren Rückgang hinnehmen und fallen somit hinter Deutschland zurück, nachdem sie seit 2007 nahezu konstante Werte
20 15 10 5
erreichen konnten. An dritter Stelle rangiert bei diesem Index derzeit Japan, das aber auf einem ähnlichen Niveau wie China agiert und in der
0 2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts hinter China zurückgefallen war. Am Ende steht dann China,
Deutschland
Japan
das aufgrund des leichten Aufwärtstrends Japans
China
USA
in den vergangenen Jahren zurückbleibt.
43
BDI_Innovationsindikator 2018
Der Vergleich der Einzelindikatoren zeigt, dass
Skala. Und auch die gesellschaftlichen Einstellun-
die vier Länder sehr unterschiedliche Stärken
gen und die staatliche Regulierung befördern die
und Schwächen hinsichtlich der Offenheit ihres
Offenheit des Innovationssystems in Japan nicht.
Innovationssystems haben. Deutschland und Japan sowie in Teilen auch China sind deutlich auf internationale Märkte und den internationalen Austausch von Gütern und Dienstleistungen aus-
Chinesische Patentanmeldungen verdoppeln sich alle zwei Jahre
gerichtet. Die USA sind als Einwanderungsland gegenüber ausländischem Wissen und insbeson-
Das chinesische Innovationssystem ist nicht nur
dere ausländischen Arbeitskräften sehr offen. Die
aufgrund seiner mittlerweile erreichten Größe und
USA regulieren den Markt darüber hinaus eher
der ausgeprägten wirtschaftlichen Dynamik der
wenig, sodass ein vergleichsweise hoher Inves-
jüngeren Vergangenheit ein besonderer Fall. Auch
torenschutz besteht und der grenzüberschrei-
machen sich die Unterschiede im politischen und
tende Handel bisher wenig behindert wird. Die
wirtschaftlichen System bemerkbar. Außerdem
Migrations- und Handelspolitik unter Präsident
ist die Rolle Chinas in der Region sowohl für die
Trump wird aber gerade bei den relativen Stärken
wissenschaftliche als auch die wirtschaftliche
hinsichtlich der Offenheit am deutlichsten in die
Entwicklung von besonderer Bedeutung. Aus
entgegengesetzte Richtung wirken. Deshalb ist
diesem Grund wird im folgenden Abschnitt auf die
zu erwarten, dass der Gesamtindex für die USA
chinesische Entwicklung und ausgewählte Politik
in naher Zukunft deutlich nach unten gehen wird.
ansätze separat eingegangen. Das chinesische In-
Japan hat ein recht geschlossenes Wissenschafts-
novationssystem hat sich seit 2001 so schnell und
und Forschungssystem – es liegt über den
intensiv entwickelt wie kein zweites. Ein wichtiger
gesamten Analysezeitraum am unteren Ende der
Aspekt bei dieser Entwicklung war die Öffnung
Chinas wirtschaftliche Entwicklung profitiert von ausländischen Direktinvestitionen, Joint Ventures und intensiven Handelsbeziehungen.
BDI_Innovationsindikator 2018
44
beziehungsweise die Offenheit des Systems.
schungsrahmenprogramms finanziert. Im derzeit
Ausländische Direktinvestitionen, Joint Ventures
laufenden achten Rahmenprogramm (Horizont
und intensive Handelsbeziehungen mittels Import
2020) wird eine eigenständige Finanzierung auf
von Wissen und Gütern haben die wirtschaftliche
beiden Seiten erwartet. Das kommt nicht zuletzt
Entwicklung in den 2000er-Jahren entscheidend
dem Prinzip der Gleichbehandlung und der „Ko-
geprägt. Sie spielen auch heute noch eine wichti-
operation auf Augenhöhe“ entgegen. Chinesische
ge Rolle für die wirtschaftliche Stabilität und das
Akteure müssen eigenständig für die Finanzierung
Vorankommen Chinas. Der wissenschaftliche Aus-
sorgen. Die chinesische Regierung hat hierfür
tausch über gemeinsame Publikationen, Konfe-
eigene Programme (matching funds) aufgelegt.
renzen und Workshops sowie die Entsendung von
Auch mit Deutschland gibt es in verschiedenen
wissenschaftlichem Personal beispielsweise nach
Programmen (wie etwa „2+2“) und Projekten
Deutschland, aber auch in andere Länder – allen
gemeinsame Wissenschafts- und Forschungs-
voran die USA – haben China in einigen Fachbe-
projekte mit beiderseitiger Finanzierung. So wird
reichen schnell zur Weltspitze aufschließen lassen.
nicht nur die „Augenhöhe“ sichergestellt, sondern
Wissenschaft und Innovation öffnen sich in China nur auf dem Papier.
auch das aktive Interesse der beteiligten Partner. Etwa seit Ende des vergangenen Jahrzehnts
Das führt zu Forschungsoutputs zum beiderseiti-
haben sich zahlreiche chinesische Unternehmen
gen Nutzen.
und Forschungseinrichtungen in nicht wenigen Bereichen national und teilweise auch inter-
Die Entwicklung des Offenheitsindex weist für
national an die Spitze gesetzt – mit staatlicher
China rückläufige Werte auf. Die Öffnung des
Unterstützung, aber insbesondere um die staat-
Landes in wissenschaftlicher, wirtschaftlicher
lichen Erwartungen in Form von Planzahlen zu
und auch gesellschaftlicher Hinsicht nimmt im
erfüllen. Die chinesischen Patentanmeldungen in
Zeitverlauf – gemessen an der Entwicklung in
China (am CNIPA, ehemals SIPO) kommen seit
den Benchmark-Ländern – ab. Dies ist für ein
2008 überwiegend und in den letzten Jahren zum
auf internationale Märkte und den internationalen
klar dominierenden Teil von chinesischen Paten-
Austausch ausgerichtetes Land wie China keine
tanmeldern. Vor 2008 überwog dagegen die An-
günstige Entwicklung. Es birgt die Gefahr der
zahl der Anmeldungen von ausländischen Unter-
verringerten Beteiligung am Wissensaustausch
nehmen. Diese haben ihre Patentanmeldezahlen
und an Wissens- und Kompetenznetzwerken, was
auf dem hohen Niveau dieser Zeit gehalten und
schließlich auch auf die Wertschöpfungsketten
sogar noch leicht ausgebaut, während die chine-
durchschlagen könnte. Die negative Entwicklung
sischen Anmelder die Anzahl ihrer Anmeldungen
des Gesamtindex zur Offenheit wird im Fall Chinas
etwa alle zwei Jahre verdoppeln. Entsprechend
maßgeblich durch diejenigen Einzelindikatoren
haben sich die Relationen deutlich verschoben.
bestimmt, die am Bruttoinlandsprodukt normiert
Patentanmeldungen aus dem Ausland sind aber
werden. Diese weisen allesamt nach unten – das
weiterhin eine Form des Imports von technolo-
heißt, das BIP ist schneller gewachsen als die
gischem Wissen, das noch dazu auf die Bedarfe
Öffnung nach außen. Dies gilt beispielsweise für
und Entwicklungsmöglichkeiten des nationalen
die ausländischen Investitionen oder die vom Aus-
Marktes ausgerichtet ist. Auch wissenschaftliche
land finanzierte Forschung und Entwicklung. Hier
Ko-Publikationen oder gemeinsame Projekte sind
hatte China bereits recht hohe Werte erreicht, die
eine Form des Wissensimports und insbesondere
zuletzt gesunken sind.
ein wichtiger Weg des Wissensaustauschs, der beiden Seiten Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
Bei zahlreichen anderen Indikatoren weist China hingegen über den gesamten Analysezeitraum
Kooperation auf Augenhöhe
niedrige Werte im Vergleich zu den BenchmarkLändern auf. Dies gilt für die Migration ebenso wie für die technologische Zahlungsbilanz oder den
Gemeinsame wissenschaftliche Projekte mit China
Anteil von Open-Access-Publikationen. Die Antei-
hat beispielsweise die EU-Kommission noch in
le der internationalen Ko-Publikationen waren in
zahlreichen Fällen innerhalb des siebten For-
China, gemessen an der Größe und dem Entwick-
45
BDI_Innovationsindikator 2018
lungsstand des Landes, bereits eher niedrig. Sie
ländische Unternehmen, wie es im WTO-Vertrag
liegen meist deutlich unter denen der anderen
festgelegt ist, oder die weitere Öffnung einzelner
ostasiatischen Länder und sind in längerer Sicht
Branchen für Investitionen aus dem Ausland, wie
zwar in den letzten Jahren leicht angestiegen,
sie bereits angekündigt wurden.
stagnieren aktuell jedoch. Auch die USA, die in
China sieht den Staat auch künftig als einen starken Akteur auf dem Markt.
absoluten Zahlen eine vergleichbare Größe des
Die chinesische Regierung unter Staatspräsident
Wissenschaftssystems bezogen auf den Publika-
Xi Jinping betont immer wieder die Offenheit und
tionsoutput haben, liegen hier deutlich vor China.
die Öffnung des Landes. „Die Tür ist weit offen
Im hier gemessenen Indexwert schlägt sich der
und wird sich weiter öffnen“ ist eine viel bemühte
leicht angestiegene Anteil an internationalen
Metapher der chinesischen Staatsführung. Die
Ko-Publikationen nicht nieder, da China deutlich
berühmte Rede von Xi beim Weltwirtschafts-
unter dem unteren Benchmark-Wert liegt. Die
forum in Davos im Januar 2017, bei der er den
leicht ansteigenden Anteile können aber auch
freien Welthandel hervorhob, unterstreicht dies
nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst im
ebenso wie die Aufhebung des Joint-Venture-
Wissenschaftssystem die Offenheit rückläufig ist.
Zwangs im Automobilsektor. Zu den wichtigsten
So führen unter anderem die Reisebestimmungen
innovationspolitischen Strategien zählen „Made
der Kommunistischen Partei gemeinsam mit den
in China 2025“ (MIC2025), die dem deutschen
Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung dazu,
Industrie-4.0-Ansatz nachempfunden ist, oder
dass der Austausch mit ausländischen Part-
auch die Internet-Plus-Strategie für eine weitrei-
nern deutlich abgenommen hat. Wissenschaftler
chende Digitalisierung zahlreicher Branchen und
müssen mit Sanktionen rechnen und agieren nun
die Etablierung neuer Geschäftsmodelle. Dabei
sehr zurückhaltend. Zwar mögen die Regelungen
werden Kooperationen zwischen Wissenschaft
gerechtfertigt sein und auch die negativen Aus-
und Wirtschaft, aber auch mit dem Ausland stets
wüchse des Systems reduzieren. Es werden aber
betont. Bei diesen Themen, allen voran Industrie
auch die positiven Effekte reduziert.
4.0, wird neben Kooperation und Austausch auch
12
der Wettbewerb zwischen den InnovationssysteDie Hinweise auf eine weitere Schließung oder
men deutlicher zutage treten.
Abkapselung des Landes zeigen sich also über die komplette Bandbreite der hier verwendeten Indi-
China plant, mit seiner MIC2025-Strategie in den
katoren. Eine stärkere Öffnung jedenfalls ist derzeit
Kernkompetenz-Feldern der deutschen Industrie
nicht in den Maßzahlen abbildbar. Was dies mittel-
eigene Kompetenzen aufzubauen. Mehr noch als
bis längerfristig für das chinesische Wissenschafts-
bei anderen Themen gilt hier, dass die Zusam-
und Innovationssystem bedeutet, lässt sich derzeit
menarbeit zum Vorteil beider Seiten stattfinden
nicht abschätzen. Der Vergleich beispielsweise mit
muss, denn sonst hat einer der beiden Koopera-
Deutschland belegt aber, dass das Thema Offen-
tionspartner kein echtes und langfristiges Inter-
heit von den Regierungen und Unternehmen aktiv
esse an der Zusammenarbeit. Offenheit bedeutet
angegangen werden muss. Selbst dann stellen sich
in diesem Zusammenhang daher auch, auf die
nur langsam und mäßig Veränderungen ein.
Bedenken und Bedürfnisse des Partners einzugehen. Die derzeitigen Reformen des Wissen-
„Made in China“ à la Industrie 4.0
schaftssystems, etwa der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) mit ihrer Strategie „Innovation 2020“ oder die angekündigten Refor-
BDI_Innovationsindikator 2018
China sollte dringend Programme und Maßnah-
men zur Steigerung der Effizienz und der Qualität
men zur Intensivierung der internationalen Ko-
des Outputs des Wissenschaftssystems und der
operationen und des internationalen Austauschs
staatlichen Unternehmen, können eigentlich nur
auflegen. Einige davon existieren bereits, wie
bei einer Öffnung nach innen wie nach außen
beispielsweise die Beteiligung an Großforschungs-
gelingen. Denn gerade mit Blick auf Effektivität
Infrastrukturen (ITER, CERN und weitere). Zu die-
und Effizienz versprechen offene Systeme einen
sen Maßnahmen gehört aber beispielsweise auch
Vorteil gegenüber geschlossenen System, wie
die Öffnung der öffentlichen Beschaffung für aus-
an dieser Stelle bereits mehrfach betont wurde.
46
Das wichtigste politische Ziel im Bereich von
dern sieht den Staat auch in Zukunft als starken
Wirtschaft, Wissenschaft und Innovation ist der
Akteur auf den Märkten.
Umbau Chinas zu einer innovationsgetriebenen Wirtschaft, was die Führung des Landes im Mai
Das Paradigma eines geschlossenen Innovations-
201613 erneut unterstrichen hat. Seine Umsetzung
systems auf der Basis von Forschung und Ent-
kann nur durch eine aktive Zusammenarbeit mit
wicklung, wie es noch in den 1980er- und 1990er-
anderen Volkswirtschaften zum Erfolg gebracht
Jahren die grundlegende Basis in den allermeisten
werden. Entsprechend sind Ansatzpunkte in
Ländern war, hat sich spätestens seit Beginn des
diesen Strategien auch explizit genannt. Doch
neuen Jahrtausends deutlich gewandelt. Für China
sind derzeit die konkreten Maßnahmen noch nicht
galt im schnellen Aufholprozess des vergangenen
in allen Bereichen formuliert und implementiert.
Jahrzehnts, dass eine Technikzentrierung das
Die Öffnung des Marktes und die Stärkung von
Aufschließen zu den hoch industrialisierten Volks-
Marktkräften wird an vielen Stellen immer wieder
wirtschaften beschleunigt, wenn nicht gar erst
hervorgehoben, so auch innerhalb der wesent-
ermöglicht hat. Um seinem Anspruch der innova-
lichen Strategien MIC2025 oder Internet Plus.
tionsgetriebenen Wirtschaft aber gerecht werden
Auch beim Parteikongress im Oktober 2017 oder
zu können, muss sich China nun in den Reigen der
beim Volkskongress im März 2018 betonten die
anderen Innovationsnationen einfinden und kann
Verantwortlichen dies immer wieder. Eines sollte
nicht die globalen Trends von Wissens- und Wert-
allerdings westlichen Regierungs- und Unterneh-
schöpfungsnetzwerken ignorieren.
mensvertretern klar sein: Die chinesische Regierung meint mit dem Verweis auf eine stärkere Rolle des Marktes keine Marktliberalisierung im kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Sinne, son-
Quellen für Offenheitsindikatoren und die Zuordnung zu den drei Subindikatoren Beschreibung
Quelle
Anteil der internationalen Ko-Patente an allen Anmeldungen von transnationalen Patenten Anteil von internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlich-technischen Artikeln Anteil der ausländischen Studierenden an allen Studierenden Gesamt-FuE-Ausgaben (GERD) finanziert vom Ausland (in % des BIP) Von ausländischen Niederlassungen durchgeführte FuE (in % des BIP) Technologische Zahlungsbilanz (in % der gesamten FuE-Ausgaben) Anteil von Open-Access-Publikationen an allen Publikationen eines Landes Arbeitsmarktbeteiligung von im Ausland Geborenen Importquote (Güter und Dienstleistungen) Attraktivität für ausländische Talente, 2012–2016 Zahlungen an das Ausland für geistiges Eigentum (in % des BIP) Einnahmen aus dem Ausland für geistiges Eigentum (in % des BIP) Nettoeinnahmen aus dem Ausland (in % des BIP) Anteil der internationalen PCT-Patentanmeldungen an allen nationalen Patentanmeldungen eines Landes Bestand an ausländischen Investitionen (in % des BIP) Index: „Möchte nicht als Nachbar haben …“ (Menschen mit anderer Rasse, Immigranten/ Gastarbeiter, Homosexuelle, Menschen anderer Religion)
EPO-PATSTAT Clarivate – WoS OECD – EAC OECD/MSTI OECD/MSTI OECD/MSTI Elsevier – Scopus OECD Weltbank WEF Weltbank Weltbank Weltbank EPO-PATSTAT Weltbank World Value Survey
Grenzüberschreitender Handel Stärke des Investorenschutzes Index zur Migrationspolitik Index zur Arbeitsmigrationspolitik Index zur Stärke des Schutzes von geistigem Eigentum (Ginarte-Park) Bestand an Migranten (in % der Bevölkerung) Steuern auf internationalen Handel (in % des Gewinns)
Weltbank Weltbank IMPIC IMPIC Park14 Weltbank Weltbank
47
Wissenschaft und Forschung
Markt
Staat und Gesellschaft
x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x
BDI_Innovationsindikator 2018
Worten müssen Taten folgen
gerecht werden können – auch China nicht, selbst wenn es hier einen „chinesischen Weg“ finden
Anlässlich der deutsch-chinesischen Regierungs-
sollte. Eine Öffnung und offene Prozesse ergeben
konsultationen im Sommer 2018, bei denen
sich allerdings nicht von selbst. Sie müssen aktiv
sowohl die gegenseitige Öffnung als auch die
betrieben werden. Die chinesische Regierung
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirt-
tut gut daran, mit ihrer Politik die Vernetzung zu
schaft auf höchster politischer Ebene Thema war,
erhöhen und möglichst ungehinderte Wissens-
betonte Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäfts-
flüsse zu ermöglichen – übrigens ebenso wie die
führung des Bundesverbands der Deutschen
Regierungen in allen anderen innovationsbasierten
Industrie (BDI): „China hat sich bewegt, aber darf
Volkswirtschaften, allen voran Japan, aber auch
nun nicht wieder erstarren. Den Worten müssen
Deutschland oder die USA. Wie bei Unternehmen
Taten folgen. Nur durch große Reformen und
im Kleinen gilt auch für Volkswirtschaften, dass
echte Öffnung wird Peking die eigene Wirtschaft
open innovations – sowohl outside-in als auch
so aufstellen, dass sie mit markt- und regelba-
inside-out – erst den Erfolg ermöglichen. Sowohl
sierten Systemen kompatibel ist.“15 Wenn China
die Aufnahme neuer Ideen und neuen Wissens
als Marktwirtschaft und als gleichberechtigter
als auch die Abgabe an Dritte – und damit oft eine
Partner dauerhaft akzeptiert werden will, dann ist
bessere, schnellere und umfassendere Verwer-
eine Anpassung an die globalen Veränderungen
tung – sind Schlüsselfaktoren für die Realisierung
auch beim Wissens- und Ideenaustausch un-
eines offenen Innovationssystems. Nach den hier
umgänglich. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass
vorgestellten Analysen sind für die Leistungsfähig-
in Zukunft abgeschottete Volkswirtschaften dem
keit von Innovationssystemen offene Märkte sogar
Anspruch einer innovationsgetriebenen Wirtschaft
noch wichtiger als offene Wissenschaftssysteme.
3 Chesbrough, H. W. (2003): Open innovation: The new imperative for creating and profiting from technology, Boston: Harvard Business School Press. 4 Hippel, E. von (1998): The sources of innovation, Oxford: Oxford University Press; Hippel, E. von, Krogh, G. (2011): Open innovation and the private-collective model for innovation incentives, in: Dreyfuss, R., Strandburg, K. (Hrsg.): The law and theory of trade secrecy: A handbook of contemporary research, Cheltenham: Edward Elgar, 201–221. 5 BMBF (Hrsg.) (2008): Deutschlands Rolle in der globalen Wissensgesellschaft stärken. Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung, Berlin: BMBF; BMBF (Hrsg.) (2017): Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung. Strategie der Bundesregierung, Berlin: BMBF. 6 BMBF (2016): Open Access in Deutschland. Die Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin: BMBF. 7 BMBF (2018): Forschung und Innovation für die Menschen. Die Hightech-Strategie 2025, Berlin: BMBF, S. 4 8 BMBF (2018): Forschung und Innovation für die Menschen. Die Hightech-Strategie 2025, Berlin: BMBF, S. 48 9 European Commission (2016): Open innovation, open science, open to the world – a vision for Europe, Luxemburg: Publications Office of the European Union. 10 Hetze, P., Meyer, M. (2018): Was bringt die Öffnung von Wissenschaft und Innovation? Diskussionspapier, Essen: Stifterverband; www.stifterverband.org/initiative-offene-wissenschaft-innovation 11 Laursen, K., Salter, A. (2006): Open for innovation: the role of openness in explaining innovation performance among U.K. manufacturing firms. Strategic Management Journal 27(2), 131–150; Aschhoff, B., Schmidt, T. (2008): Empirical evidence on the success of R&D cooperation – happy together? Review of Industrial Organization 33 (1), 41–62; Czarnitzki, D., Ebersberger, B., Fier, A. (2007): The relationship between R&D collaboration, subsidies and R&D performance: Empirical evidence from Finland and Germany. Journal of Applied Economics 22(7), 1347–1366; Aslam, A., Coelli, F., Eugster, J., Ho, G., Jaumotte, F., Buitron, C., Piazza, R. (2018): Is productivity growth shared in a globalized world?, in: International Monetary Fund (2018): World economic outlook: Cyclical upswing, structural change, Washington, DC, April. 12 http://www.nhfpc.gov.cn/renshi/jdgw/201503/9434f41a98c94a3fbc95c5bb0347466e.shtml 13 http://english.gov.cn/policies/latest_releases/2016/05/20/content_281475353682191.htm 14 Park, W.G. (2008): International patent protection: 1960–2005, in: Research Policy, 37(4), S. 761–766. 15 https://bdi.eu/#/artikel/news/china-hat-sich-bewegt-aber-darf-nun-nicht-wieder-erstarren/
BDI_Innovationsindikator 2018
48
Projektpartner
Bundesverband der Deutschen Industrie
Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
Der BDI ist die Spitzenorganisation
Das Fraunhofer-Institut für System- und
Das Zentrum für Europäische Wirt-
im Bereich der Industrieunternehmen
Innovationsforschung analysiert Ent-
schaftsforschung (ZEW) ist ein gemein-
und industrienahen Dienstleister. Als
stehung und Auswirkungen von Inno-
nütziges wirtschaftswissenschaftliches
Interessenvertretung der Industrie trägt
vationen. Es erforscht die kurz- und
Forschungsinstitut und Mitglied in der
der BDI bei seinen Mitgliedern zur
langfristigen Entwicklungen von Inno
Leibniz-Gemeinschaft. Die zentralen
Meinungsbildung und Entscheidungs-
vationsprozessen und die gesellschaft-
Aufgaben des ZEW sind die wirtschafts-
findung bei. Er bietet Informationen für
lichen Auswirkungen neuer Technolo-
wissenschaftliche Forschung, die
alle Bereiche der Wirtschaftspolitik an.
gien und Dienstleistungen. Auf dieser
wirtschaftspolitische Beratung und der
Der BDI unterstützt so die Unterneh-
Grundlage stellt das Institut seinen Auf-
Wissenstransfer. Im Zentrum der Arbei-
men im intensiven Wettbewerb, den
traggebern aus Wirtschaft, Politik und
ten steht die Analyse und das Design
die Globalisierung mit sich bringt.
Wissenschaft Handlungsempfehlungen
von funktionstüchtigen Märkten und
und Perspektiven für wichtige Entschei-
Institutionen in Europa.
www.bdi.eu
dungen zur Verfügung. www.zew.de www.isi.fraunhofer.de
49
BDI_Innovationsindikator 2018
Impressum Herausgeber
Druck
Bundesverband der
Druckerei Schmidt, Lünen
Deutschen Industrie e. V. (BDI) Breite Straße 29
Fotos
10178 Berlin
Em Campos/iStock, Joel Carillet/iStock,
www.bdi.eu
Deutscher Zukunftspreis/Ansgar Pudenz, FangXiaNuo/iStock, fotografixx/iStock,
Autoren
Christian Kruppa, olaser/iStock
Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert, Alexander Feidenheimer (alle Fraunhofer ISI),
Illustrationen
Dr. Christian Rammer (ZEW)
Daniel Matzenbacher
Verantwortlich
Stand
Iris Plöger (BDI)
Dezember 2018
Redaktion
Copyright
Dr. Rainer Frietsch, Prof. Dr. Torben Schubert
Bundesverband der
(ISI), Dr. Christian Rammer (ZEW)
Deutschen Industrie e. V. (BDI)
Dr. Carsten Wehmeyer (BDI) Grafik und Layout SeitenPlan GmbH Corporate Publishing, Dortmund
BDI_Innovationsindikator 2018
50
Notizen
Auf der Website zum Innovationsindikator finden Sie einen ausführlichen Methodenbericht sowie weiteres Hintergrundmaterial. Außerdem können Sie dort mit „Mein Indikator“ individuell Volkswirtschaften vergleichen. Die Website ist auf allen Endgeräten vom Desktop-PC bis zum Smartphone nutzbar. www.innovationsindikator.de
Scannen Sie den QR-Code ein und gelangen Sie direkt zur Website.