QI-2019 QUARTALSBERICHT DEUTSCHLAND
Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen
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Die reale Wirtschaftsleistung dürfte im laufenden Jahr um 1,2 Prozent ansteigen. Die Expansionsdynamik verliert somit weiter an Schwung. Dies hat hauptsächlich außenwirtschaftliche Gründe.
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Verwerfungen im Außenhandel mit dem Vereinigten Königreich oder den Vereinigten Staaten könnten uns gefährlich nahe an die Nulllinie bringen.
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Die deutsche Wirtschaft ist in der zweiten Jahreshälfte 2018 knapp an einer Rezession vorbeigeschlittert. Das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte zum Jahresende, nach einem Rückgang um 0,2 Prozent im dritten Quartal. Mit einer Jahreswachstumsrate von 1,4 Prozent expandierte die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr deutlich langsamer als in den beiden Jahren zuvor.
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Die Aussichten für die Binnenkonjunktur im kommenden Jahr sind weiter positiv. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt weiter zu, und die jüngsten Lohnabschlüsse waren kräftig. Das stabilisiert den Privaten Konsum.
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Der Investitionszyklus ist noch nicht beendet. Wir erwarten einen Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen in Höhe von 2 ½ Prozent. Die Investitionen in Bauten werden mit plus drei Prozent sogar noch etwas stärker zulegen.
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Vom Außenhandel sind Bremswirkungen zu erwarten. Die Exporte dürften mit plus 1 ½ Prozent nur leicht zulegen. Bei deutlich stärker steigenden Importen entsteht ein negativer Wachstumsbeitrag.
Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Inhaltsverzeichnis Konjunktur in Deutschland ................................................................................................................ 3 Deutsche Wirtschaft drosselt Wachstumstempo deutlich ..................................................................... 3 Außenhandel verzeichnete starken Importanstieg im vierten Quartal .................................................. 4 Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter............................................................ 6 Industriekonjunktur ............................................................................................................................. 7 Auftragseingang in der Industrie: etwas mehr Bestellungen zum Jahresende ..................................... 7 Industrieproduktion 2018: schwaches zweites Halbjahr belastet Jahresergebnis ................................ 8 Kapazitätsauslastung weiterhin über langjährigem Durchschnitt........................................................ 10 Aussichten für 2019 gedämpft ............................................................................................................ 10 Geschäftsklimaindex fällt und fällt und fällt ......................................................................................... 11 Perspektiven ...................................................................................................................................... 12 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................ 15 Impressum ......................................................................................................................................... 15 Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen .................................................. 16
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Konjunktur in Deutschland Deutsche Wirtschaft drosselt Wachstumstempo deutlich Die deutsche Wirtschaft ist in der zweiten Jahreshälfte 2018 knapp an einer Rezession vorbeigeschlittert. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im vierten Quartal 2018 in der preis-, kalender- und saisonbereinigten Betrachtung im Vergleich zum Vorquartal. Im dritten Quartal 2018 war es um 0,2 Prozent gesunken. Der Vorjahresvergleich weist für das dritte Quartal 1,1 Prozent und für das vierte Quartal 0,9 Prozent reales Wachstum aus. Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2018 wurde von 45,2 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 507.000 Personen oder 1,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Entwicklung des realen BIP (in Prozent 4
3 2,2 2
2,2
1,7
1,4
1
0
-1 I
II
III
IV
2015
I
II
III
IV
I
II
2016
III 2017
IV
I
II
III
IV
2018
Veränderung ggü.Vorjahresquartal Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt Veränderung ggü. Vorjahr Quelle: Statistisches Bundesamt
Aufgrund der schwachen Entwicklung im vierten Quartal hat das Statistische Bundesamt das im Januar veröffentlichte Jahresergebnis für das deutsche BIP leicht nach unten korrigiert. Mit einer Jahreswachstumsrate von jetzt 1,4 Prozent (kalenderbereinigt 1,5 Prozent) expandierte die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr deutlich langsamer als in den beiden Jahren zuvor. Schaut man auf die Entstehungsseite des BIP weisen nahezu alle Wirtschaftsbereiche aus dem Dienstleistungssektor im Vergleich zum Vorjahr eine steigende Bruttowertschöpfung aus. Im Baugewerbe stieg diese mit plus 4,4 Prozent am stärksten und ging einher mit einem Stellenzuwachs von 38.000. Der Informations- und Kommunikationssektor konnte seine Aktivitäten ebenfalls kräftig ausweiten. Bruttowertschöpfung und Zahl der Erwerbstätigen stiegen jeweils um 3,4 Prozent an. Bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe sowie bei den öffentlichen Dienstleistern, dem Erziehungs- und Gesundheitswesen, stieg die Bruttowertschöpfung mit plus zwei Prozent bzw. plus 1,6 Prozent jeweils überdurchschnittlich an. Im letztgenannten Sektor ging die gestiegene Wertschöpfung mit einem Zuwachs
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
an Erwerbstätigen in Höhe von 179.000 einher. Bei Handel, Verkehr und Gastgewerbe war der Beschäftigungseffekt mit einem Zuwachs von 89.000 Erwerbstätigen deutlich geringer. Wie bereits im dritten Quartal nahm die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe ab, wobei der Rückgang im vierten Quartal mit minus 1,4 Prozent deutlich stärker ausgefallen ist als im Quartal zuvor. Neben den Produktionseinbußen im Fahrzeugbau aufgrund des neuen Abgasprüfverfahrens WLTP dürften auch die Niedrigwasserstände in einigen Wasserstraßen die Produktion einzelner Branchen beeinträchtigt haben. Im Gegensatz zur Land- und Forstwirtschaft führte die gesunkene Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nicht zu einer Abnahme an Beschäftigung. In der verwendungsseitigen Betrachtung des BIP kamen die Wachstumsimpulse im vierten Quartal 2018 nahezu vollständig von den binnenwirtschaftlichen Aktivitäten. Die privaten Konsumausgaben stiegen im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um real ein Prozent. Für Beherbergungsund Gaststättendienstleistungen, für Freizeit, Unterhaltung und Kultur sowie für Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte steigerten die Verbraucher ihre Ausgaben mit jeweils mehr als zwei Prozent deutlich. Dafür sanken die Ausgaben für Nachrichtenübermittlung, Bekleidung und Schuhe. Die Konsumausgaben des Staates legten mit plus 1,8 Prozent deutlich stärker zu. Insgesamt ergibt sich für den Konsum ein Wachstumsbeitrag von 0,9 Prozentpunkten. Die Bruttoanlageinvestitionen stiegen im vierten Quartal um drei Prozent, und damit etwa so stark wie im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Während in Ausrüstungen mit plus 3,5 Prozent und in Bauten mit plus vier Prozent deutlich mehr investiert wurde, fiel der Anstieg der Investitionen in sonstige Anlangen mit plus 0,5 Prozent deutlich schwächer aus. Inklusive der Vorratsveränderungen, aus denen 0,5 Prozentpunkte Wachstumsbeitrag resultieren, trugen die Bruttoinvestitionen mit 1,2 Prozentpunkten zum Wachstum bei. Die Exporte legten preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 0,4 Prozent zu. Die Importe stiegen im gleichen Zeitraum mit plus 3,2 Prozent deutlich stärker. Der daraus resultierende negative Wachstumsbeitrag des Außenhandels von 1,1 Prozentpunkten bremste wie bereits im dritten Quartal das Quartalswachstum deutlich aus. Außenhandel verzeichnete starken Importanstieg im vierten Quartal Im vierten Quartal 2018 sind die Exporte von Waren und Dienstleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (saisonbereinigte Werte mit Länderdifferenzierungen sind nicht verfügbar) mit 1,6 Prozent deutlich langsamer gestiegen als im Jahresdurchschnitt (plus drei Prozent). Bei den Handelspartnern des Euroraums erhöhten sich die Ausfuhren nach Italien um 1,24 Milliarden Euro und in die Niederlande um 984 Millionen Euro. Auch in EU-Staaten, die nicht zum Euroraum gehören, wurden deutlich mehr Waren und Dienstleistungen ausgeführt. So stiegen die Ausfuhren nach Polen um 928 Millionen Euro, in die Tschechische Republik um 620 Millionen Euro und nach Ungarn um 332 Millionen Euro. Die Ausfuhren nach China legten im vierten Quartal um 1,2 Milliarden Euro oder 5,3 Prozent zu. Die Exporte nach Vietnam, Indien, Japan und Mexico stiegen jeweils in einer Größenordnung von mehr als 300 Millionen Euro. Einen deutlichen Dämpfer erfuhren die Ausfuhren in die Türkei, die um 1,61 Milliarden Euro oder knapp 29 Prozent einbrachen. Nennenswert zurück gingen auch die Ausfuhren nach Frankreich (minus 580 Millionen Euro) und Schweden (minus 546 Millionen Euro) sowie nach Großbritannien (minus 891 Millionen Euro). Die deutschen Importe sind im vierten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit plus 12,8 Milliarden Euro oder 4,9 Prozent kräftig gestiegen. Die nominal stärksten Zuwächse stammten dabei aus dem Handel mit China (plus 1,78 Milliarden Euro oder 6,6 Prozent), gefolgt von den Niederlanden mit plus 1,66 Milliarden Euro (plus sieben Prozent) und Russland mit plus 1,40 Milliarden Euro
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
bzw. plus 17,2 Prozent. Ebenfalls kräftig stiegen die Einfuhren aus Belgien (plus 1,37 Milliarden Euro) und Polen (plus 1,06 Milliarden Euro). Um knapp die Hälfte legten die Einfuhren aus Südafrika zu (plus 796 Millionen Euro) und um ein Viertel die aus Südkorea (plus 674 Millionen Euro). Die Einfuhren aus Nigeria haben sich mit plus 347 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Die Einfuhren aus Mexiko gingen um 486 Millionen Euro oder um 21,6 Prozent zurück, die aus Kasachstan um 347 Millionen Euro oder mehr als ein Drittel.
Deutsche Ex- und Importen im 4. Quartal 2018 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal Exporte Zu- (+) bzw. Abnahme (-)
Importe Zu- (+) bzw. Abnahme (-)
in Million Euro
in %
in Million Euro
in %
Italien
18 026
+ 1 244
+
7,4
China
28 635
+ 1 779
+
6,6
China
24 029
+ 1 200
+
5,3
Niederlande
25 511
+ 1 661
+
7,0
Niederlande
23 059
+
984
+
4,5
Russland
9 516
+ 1 395
+ 17,2
Polen
16 250
+
928
+
6,1
Belgien
11 256
+ 1 372
+ 13,9
Tschechien
11 192
+
620
+
5,9
Polen
14 481
+ 1 057
+
1 596
+
350
+
28,1
2 412
+
796
+ 49,3
16 339
+
348
+
2,2
USA
16 339
+
786
+
Ungarn
6 400
+
332
+
5,5
Südkorea
3 368
+
674
+ 25,0
Indien
3 200
+
318
+
11,0
Tschechien
12 391
+
585
+
5,0
Japan
5 140
+
311
+
6,4
Österreich
10 854
+
557
+
5,4
Mexiko
3 537
+
303
+
9,4
Schweiz
11 693
+
540
+
4,8
737
+
347
+ 88,8
2 217
+
291
+ 15,1
557
-
347
-
38,4
1 766
-
486
-
21,6
+ 12 822
+
4,9
Vietnam Österreich
Südafrika
Nigeria Schweden
6 465
-
546
-
7,8
Frankreich
20 054
-
580
-
2,2
Großbritannien
19 726
-
891
-
4,3
3 978
- 1 610
-
28,8
329 874
+ 5 084
+
1,6
Türkei Insgesamt
Finnland
Kasachstan Mexiko Insgesamt
276 235
7,9
5,1
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau geht unvermindert weiter Nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im Januar 2019 auf 44,79 Millionen Personen gestiegen. Damit gingen rund 477.000 oder 1,1 Prozent mehr Personen einer Erwerbstätigkeit nach als vor Jahresfrist. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich weiter erhöht. Nach letzten Hochrechnungen der Bundesagentur waren im Dezember 2018 (letzter verfügbarer Wert) insgesamt 33,32 Millionen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 707.800 Personen oder 2,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Arbeitsmarkt in Deutschland* 33
4
Arbeitslose (rechte Achse)
32
3 31 2 30 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1 29
28 2012
2013
2014
2015
2016
2017
201
2 0 2019
Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Vorjahresmonat…
*saisonbereinigt in Million Quelle: Bundesagentur für Arbeit
In fast allen Wirtschaftszweigen war im Vergleich zum Vorjahr ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Den absolut größten Stellenzuwachs verzeichneten die Metall-, Elektro- und Stahlindustrie mit 126.000 oder 2,8 Prozent und den qualifizierten Unternehmensdienstleistern mit 88.000 oder 3,6 Prozent. Im Bereich Verkehr und Lagerei wurden 73.000 oder 4,1 Prozent mehr Stellen registriert. Im Baugewerbe belief sich der Stellenzuwachs auf 61.000. Abnahmen gab es in der Arbeitnehmerüberlassung (minus 93.000 oder minus 10,7 Prozent) und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (minus 7.000 oder minus 0,8 Prozent). Die sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit haben gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im vierten Quartal 2018 um 82.000 oder 1,9 Prozent auf 4,16 Millionen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat sich nach Berechnungen der Bundesagentur im Dezember 2018 um 77.000 oder 1,6 Prozent auf 4,65 Millionen verringert. Im Februar 2019 registrierte die Bundesagentur für Arbeit
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
(BA) 2,37 Millionen arbeitslose Personen. Das waren 173.200 oder 6,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug nach Systematik der Bundesagentur im Februar 2019 fünf Prozent, was einer ILO-Erwerbslosenquote von 3,2 Prozent entspricht.
Industriekonjunktur Auftragseingang in der Industrie: etwas mehr Bestellungen zum Jahresende Im Dezember 2018 sind die Auftragseingänge in der deutschen Industrie preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent gestiegen. Die Inlandsaufträge stiegen im Vergleich zum Vormonat 0,5 Prozent, nachdem sie im November bereits um drei Prozent gestiegen waren. Bei den Bestellungen aus dem Ausland gab es im Dezember ein Plus von 1,4 Prozent. Während aus der Eurozone deutlich mehr Aufträge eingingen (plus vier Prozent), wurden aus Ländern außerhalb der Eurozone etwas weniger Industriegüter geordert (minus 0,2 Prozent).
Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe 114
9 7
110 5 106
3 1,2 1
102
-1 -1,4
98
-1,0 -2,0
-3
94
-5 2015
2016
2017
2018
2019
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse) Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt
Die weniger schwankungsanfällige Quartalsbetrachtung weist für das vierte Quartal 2018 gegenüber dem Vorquartal erstmals in diesem Jahr ein Auftragsplus aus (1,2 Prozent). Die Nachfrage aus dem Inland ging zwar um 0,7 Prozent zurück. Dafür gingen aus dem Euroraum und aus Drittländern jeweils 2,5 Prozent mehr Aufträge ein.
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Unter den einzelnen Hauptgütergruppen ging bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im vierten Quartal 2018 der Auftragseingang im Vergleich zum Vorquartal um drei Prozent zurück. Dies war der stärkste Rückgang seit acht Jahren. Die Nachfrage aus dem Inland sank dabei mit minus 3,3 Prozent etwas stärker als die Auslandsnachfrage (minus 2,7 Prozent). Die Nachfrage nach Investitionsgütern erhöhte sich im vierten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorquartal um 4,1 Prozent. Das war das erste Quartalsplus in diesem Jahr. Die Nachfrage aus dem Ausland stieg mit plus 5,7 Prozent deutlich stärker als die aus dem Inland mit plus 1,3 Prozent. Inländische Unternehmen erhöhten ihre Bestellungen bereits das zweite Quartal in Folge, ausländische erstmals in diesem Jahr. Bei den Konsumgüterproduzenten gingen die Bestellungen im vierten Quartal 2018 im Vergleich zum dritten Quartal mit 0,8 Prozent leicht zurück. Damit wurde nicht nur das Ergebnis des Vorquartals verfehlt, sondern erstmals seit dem Jahr 2016 auch das des Vorjahres. Während die Inlandsnachfrage leicht zulegen konnte (plus 1,2 Prozent), sank die Nachfrage aus dem Ausland um 2,1 Prozent. Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt war der Auftragseingang in der Industrie im weiterem Jahresverlauf 2018 enttäuschend. Mit dem Jahreswechsel ebbte bereits die Inlandsnachfrage in der Vormonatsbetrachtung leicht ab. Wenige Monate später hat auch die Nachfrage aus dem Ausland nachgegeben. Beides passierte allerdings von einem ausgesprochen hohen Ausgangsniveau aus, so dass in der kumulierten Betrachtung der Vorjahresvergleich bis zum Jahresende leicht positiv blieb. Für das gesamte Jahr 2018 heben sich das Auftragsplus von 1,3 Prozent aus den Auslandsbestellungen (Euroraum: plus 0,2 Prozent; Drittländer: plus 1,9 Prozent) und die rückläufige Inlandsnachfrage (minus 1,5 Prozent) auf. Industrieproduktion 2018: schwaches zweites Halbjahr belastet Jahresergebnis Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe ist im Dezember 2018 preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent gestiegen. Dies war der erste Anstieg, nachdem die Produktion zuvor drei Monate im Folge gesunken war. Während die Energieerzeugung und die Bauproduktion stagnierten, konnte die Industrie ihre Produktion um ein Prozent ausweiten. Die Investitionsgüterhersteller steigerten ihre Produktion im Dezember um 1,8 Prozent, die Hersteller von Vorleistungsgütern um 0,5 Prozent. Die Herstellung von Konsumgütern nahm um 0,5 Prozent ab. Mit den Dezemberwerten ist das Ergebnis für das vierte Quartal 2018 komplett. Das Produzierende Gewerbe wies zum Jahresende einen Produktionsrückgang von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal aus, nach minus 1,7 Prozent im dritten Quartal. Während die Erzeugung von Energie deutlich gedrosselt wurde (minus 4,7 Prozent), ging die Bauproduktion mit minus 0,8 Prozent nur leicht zurück. In der Industrie waren Produktionseinbußen um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verkraften. Unter den industriellen Hauptgruppen überraschte die erstmals seit Sommer 2016 zurückgegangene Konsumgüterproduktion (minus 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal). Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern fiel der Produktionsrückgang mit minus 0,7 Prozent deutlich moderater aus. Die Investitionsgüterproduzenten konnten ihre Produktion sogar leicht ausweiten (plus 0,2 Prozent).
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe Vergleich zum Vorjahr in Prozent 2017 2018 2018 Jahr Q2 Q3 Q4 Ursprungswerte kalenderbereinigt
Q2
Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2018 Q3 Q4 Okt. Nov. Dez. saison- und kalenderbereinigt
Produzierendes Gewerbe
2,7
0,9
2,9
-0,2
-2,1
0,6
-1,7
-1,1
-0,7
-1,3
0,8
Industrie
2,9
1,2
3,5
-0,2
-2,3
0,3
-1,6
-1,1
-0,5
-1,5
1,0
Vorleistungsgüter
3,5
0,6
2,4
-0,6
-2,7
-0,3
-0,9
-0,7
-0,1
-0,6
0,5
Investitionsgüter
2,9
0,9
3,5
-1,5
-1,9
0,6
-2,8
0,2
0,1
-1,3
1,8
Konsumgüter
1,9
3,1
5,7
4,5
-2,1
1,7
0,2
-5,7
-3,3
-4,0
-0,5
-0,1
-1,8
-3,5
0,9
-5,2
-1,5
2,1
-4,7
-2,2
0,2
0,0
Baugewerbe
2,3
0,6
2,2
-1,0
-0,2
2,6
-3,9
-0,8
-1,2
-0,5
0,0
Bauhauptgewerbe
5,2
5,5
4,7
5,2
5,7
5,8
-0,1
-1,0
-2,0
-0,9
-1,4
Energie
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Im Herbst sah alles noch danach aus, dass unsere Produktionsprognose von plus 2,5 Prozent für das gesamten Jahr 2018 (Industriebericht I/2018 und II/2018) eintreffen würde. Die Produktionseinbußen im Fahrzeugbau, die aufgrund des neuen Abgasprüfungsverfahrens aufgetreten waren, wurden dann jedoch wider Erwarten nicht so schnell aufgeholt wie zunächst angenommen.
Produktion, Verarbeitendes Gewerbe 110
8
108
6
106 4 104 2 102
0,3 0
100 -1,1
-1,0 -2
-1,6
98 96
-4 2015
2016
2017
2018
2019
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Hinzu kamen in weiteren Branchen Produktionseinschränkungen aufgrund von Niedrigwasser auf einigen Wasserstraßen. Mit einem Produktionsplus von nunmehr 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurde unsere Wachstumsprognose damit deutlich verfehlt. Unter den industriellen Hauptgruppen verzeichneten die Konsumgüterhersteller mit einem Plus von 3,1 Prozent noch eine Wachstumsbeschleunigung gegenüber dem Jahr 2017. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern fiel das Produktionsplus von 0,6 Prozent deutlich schwächer aus als im Vorjahr (plus 3,5 Prozent). Auch die Investitionsgüterhersteller konnten ihre Produktion mit plus 0,9 Prozent nicht mehr so kräftig ausweiten wie ein Jahr zuvor (plus 2,9 Prozent). Kapazitätsauslastung weiterhin über langjährigem Durchschnitt Der schwächere Verlauf der Industrieproduktion, der in der zweiten Jahreshälfte 2018 eingesetzt hatte, ging einher mit einer abnehmenden Kapazitätsauslastung. Der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe sank nach Angaben des ifo-Institutes zu Beginn des laufenden Jahres um 0,8 Prozentpunkte auf nunmehr 86,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich ging die Auslastung um 1,8 Prozentpunkte zurück. Allerdings sind die Produktionskapazitäten damit noch immer um 3,1 Prozentpunkte höher ausgelastet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Ohne Berücksichtigung von Ernährungsgewerbe und Tabakverarbeitung ist der Auslastungsgrad in der Industrie mit 86,7 Prozent sogar noch etwas höher. Dieser Wert liegt 3,2 Prozentpunkte über dem Zehnjahresdurchschnitt. Mit durchschnittlich 3,2 Produktionsmonaten liegt der Auftragsbestand in der gesamten Industrie noch immer über dem langjährigen Durchschnitt von 2,8 Monaten. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Reichweite aber abgenommen. Unter den einzelnen industriellen Hauptgruppen benötigen die Hersteller von Vorleistungsgütern 2,9 Produktionsmonate, um ihre Aufträge abzubauen. Die Konsumgüterhersteller haben noch für 1,8 Produktionsmonate Aufträge in ihren Büchern stehen. Die Hersteller von Investitionsgütern benötigen vier Monate, um ihren Auftragsbestand abzubauen. Das ist der niedrigste Wert seit dem vierten Quartal 2017. Aussichten für 2019 gedämpft Anders als im vergangenen Jahr startet das Verarbeitende Gewerbe dieses Mal in allen industriellen Hauptgruppen mit einem statistischen Unterhang in das neue Jahr. Eine stagnierende Produktion auf dem Niveau des vierten Quartals würde auf Jahressicht einen Produktionsrückgang von 1,5 Prozent nach sich ziehen. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern und Investitionsgütern beträgt der statistische Unterhang ein bzw. 1,1 Prozent. Die Konsumgüterproduzenten starten aufgrund des außerordentlich schwachen vierten Quartals mit einem statistischen Unterhang von 3,8 Prozent in das Jahr 2019. Die Industriekonjunktur hat in der zweiten Jahreshälfte 2018 deutlich an Kraft verloren. Neben Sondereffekten in einzelnen Branchen dürfte auch die weltweite konjunkturelle Abkühlung eine weitere Ursache hierfür sein. Beim Auftragseingang können zwar nicht mehr die Volumina generiert werden, die noch zum Jahresende 2017 erzielt wurden. Am aktuellen Rand deutet sich zumindest eine Bodenbildung an. Es geht also nicht mehr ganz so steil abwärts wie noch zur Mitte des Jahres 2018. Sorgen bereitet uns der Einkaufmanagerindex für die Industrie, der zuletzt nicht nur zwei Mal in Folge deutlich gesunken ist, sondern sich mittlerweile unterhalb der Schwelle von 50 Indexpunkten bewegt, ab der eine Kontraktion angezeigt wird. Die weiterhin überdurchschnittlich hohe Kapazitätsauslastung und die vergleichsweise hohen Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe sprechen eher für eine konjunkturelle Delle denn für einen Abschwung.
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Geschäftsklimaindex fällt und fällt und fällt Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich auch zum Jahresbeginn 2019 weiter eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank im Februar das sechste Mal in Folge. Mit 98,5 Punkten erreichte er den tiefsten Stand seit Dezember 2014. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage weniger gut als noch im Januar. Auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich eingetrübt. Vor allem im Dienstleistungssektor hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Die Dienstleister stuften nicht nur ihre aktuelle Lage schlechter ein. Auch ihre Erwartungen gaben deutlich nach. Im Handel ist der Index leicht gestiegen, dank besseren Geschäftserwartungen. Allerdings wurde die Geschäftslage etwas ungünstiger beurteilt. Während sich im Einzelhandel das Geschäftsklima verbesserte, trübte sich die Stimmung im Großhandel ein. Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex gesunken, weil die aktuelle Lage nicht mehr so gut beurteilt wird wie zuvor. Dafür wurden die Geschäftserwartungen leicht nach oben korrigiert. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima ebenfalls eingetrübt. Die Erwartungskomponente gab im Februar das fünfte Mal in Folge nach. Inzwischen überwiegt bei den befragten Unternehmen auch die Zahl der Pessimisten. Die Bewertung der aktuellen Lage fiel zwar schlechter aus, wird aber von einer deutlichen Mehrheit der Unternehmen noch als gut bewertet. Die Exporterwartungen der Unternehmen haben sich erstmals seit vier Monaten wieder verbessert.
ifo Konjunktur-Uhr Deutschland ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe* Boom
Erwartungen für die nächsten 6 Monate
Aufschwung 25 Jan 2014
Jan 2011
Jan 2018
15 Jan 2017
Jan 2010 5
Jan 2016 Jan 2015
-5
Jan 2012
Jan 2013
Februar 2019
-15
-25
Abschwung
Rezession -30
-20
-10
* Salden, saisonbereinigt
0
10
20
30
40
50
60
Beurteilung der Geschäftslage
Quelle: ifo Institut
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Perspektiven Zum Jahreswechsel 2017/2018 stellte sich nicht die Frage, ob es mit der konjunkturellen Entwicklung weiter aufwärts geht, sondern wie steil. Mittlerweile gelten umgekehrte Vorzeichen. Man hat den Eindruck, die Welt stehe kurz vor einem Polsprung. Und in der Tat, viele Stimmungsindikatoren haben sich in den letzten Monaten deutlich eingetrübt, ganz als ob die politischen Großrisiken, angefangen vom No-Brexit-Deal bis hin zu eskalierenden Handelskonflikten nunmehr eintreten werden. Die gute Nachricht: steigen die wirtschaftlichen Risiken, scheinen die politischen und finanziellen Risiken zu sinken. So könnte man, wenn man will, den Verlauf des Political-Risk-Index am aktuellen Rand interpretieren.
Risikoindex* 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0
Politisches Risiko
Wirtschaftliches Risiko
Finanzrisiko
*Index: 2007=100 Quelle: Macrobond
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Insgesamt zeichnet sich weltweit eine konjunkturelle Abkühlung ab. Das lässt sich nicht leugnen. Die weltwirtschaftliche Expansion dürfte sich auf gut 3 ¼ Prozent abkühlen. Der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen dürfte in diesem Jahr mit 3 ½ Prozent ebenfalls deutlich schwächer zulegen (BDI 2019). Dieser Trend trifft auch auf die wichtigsten Zielländer und -regionen für deutsche Exporte zu. Entwicklung der Ausfuhren der 12 wichtigsten Exportmärkte Deutschlands (Jahr 2018) 2018 Ausfuhren
ggü. Vj.
in Mrd. Euro
Anteil in %
BIP Prognose 2019 in % z. Vj. IWF
EU KOM
USA
113,5
1,7
8,6
2,5
2,6**
Frankreich
105,3
0,1
8,0
1,5
1,3
China
93,1
8,0
7,1
6,2
6,2**
Niederlande
91,3
6,3
6,9
2,6*
1,7
Großbritannien
82,0
-2,8
6,2
1,5
1,3
Italien
70,0
6,7
5,3
0,6
0,2
Österreich
64,8
3,2
4,9
2,2*
1,6
Polen
63,3
6,4
4,8
3,5*
3,5
Schweiz
54,1
0,1
4,1
1,8*
2,3**
Belgien
44,4
0,2
3,4
1,5*
1,3
Spanien
44,3
2,9
3,4
2,2
2,1
Tschechien
44,2
6,2
3,4
3,0*
2,9
Top 12
870,3
3,1
66,0
Eurozone
492,0
4,5
37,3
1,6
1,3
1 317,9
3,0
3,5
3,5
insgesamt
Quellen: IWF (Januar 2019; *Oktober 2018), Europäische Kommission (Februar 2019; ** November 2018)
Wir rechnen daher für das Jahr 2019 nur noch mit einem sehr schwachen Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen in einer Größenordnung von 1 ½ Prozent. Importseitig rechnen wir mit zwei gegenläufigen Effekten. Die schwächere Exportentwicklung wird zwar auf der einen Seite einen niedrigeren Bezug von Vorleistungsgütern nach sich ziehen. Andererseits dürfte die steigende Konsum- und Investitionsgüternachfrage im Inland dafür sorgen, dass die Importe in einer Größenordnung von 2 ¾ Prozent expandieren. In der Summe geht vom Außenbeitrag ein negativer Wachstumsimpuls in einer Größenordnung von 0,4 Prozentpunkten auf das Bruttoinlandsprodukt aus. Bei diesem Szenario unterstellen wir, dass es weder zu einem ungeordneten Brexit kommt noch die schwelenden Handelskonflikte Chinas und der EU mit den USA Zollerhöhungen nach sich ziehen.
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
BDI-Prognosen für 2018/19: Veränderung der realen Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr in Prozent IST
BDI
Bundesregierung
2018
2019
2019
Europäische Kommission 2019
Bruttoinlandsprodukt
1,4
1,2
1,0
1,1*
Konsumausgaben
1,0
1,7
-
-
-Private Konsumausgaben
1,0
1,7
1,3
2,1
-Staatsverbrauch
1,0
1,8
2,1
2,3
2,6
2,6
2,4
2,9
- Ausrüstungsinvestitionen
4,2
2,5
2,3
2,9
- Bauinvestitionen
2,4
3,0
2,9
-
- Sonstige Anlagen
0,4
1,5
1,4
-
Exporte
2,0
1,5
2,7
2,9
Importe
3,3
2,8
4,0
4,2
Außenbeitrag, Wachstumsleistung
-0,4
-0,4
-0,3
-0,3
Bruttoanlageinvestitionen
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesregierung Europäische Kommission (November 2018, *Februar 2019), eigene Berechnungen
Im Gegensatz zu den außenwirtschaftlichen Faktoren erwarten wir weiterhin eine stabile Inlandsnachfrage. Wir rechnen im laufenden Jahr mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung, vorwiegend bei den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Hierfür spricht das noch immer hohe Angebot an offenen Stellen. Zudem dürften die Lohnabschlüsse des vergangenen und des laufenden Jahres, die oberhalb der Inflationsrate lagen, die private Kaufkraft stärken. Auch die Rückkehr zur paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung und die steuerlichen Änderungen dürften die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte steigern. Dies alles dürfte zur Belebung des Privaten Konsums beitragen. Das von der Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte Konsumklima bewegt sich weiter auf hohem Niveau. Zwar haben sich die Konjunkturerwartungen eingetrübt, was aber die Konsumenten nicht davon abhält, bei positiven Einkommenserwartungen neue Anschaffungen zu tätigen. Wir rechnen für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Privaten Konsumausgaben um 1 2⁄3 Prozent. Beim Staatsverbrauch dürfte der Anstieg mit real 1 ¾ Prozent leicht höher ausfallen. Die konjunkturelle Eintrübung im vergangenen Jahr hat die Investitionstätigkeit der Unternehmen bisher nicht sonderlich beeinträchtigt. Im Vergleich zu früheren Investitionszyklen beobachten wir nicht mehr ganz so zyklische, dafür aber länger anhaltende Investitionszyklen. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie liegt weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt. Die Auftragsbestände der Investitionsgüterhersteller sind weiter hoch und die Inlandsnachfrage für Investitionsgüter ist am aktuellen
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Rand wieder gestiegen. Wir rechnen bei den Ausrüstungsinvestitionen erneut mit einem Anstieg, der aber mit real 2 ½ Prozent deutlich schwächer werden dürfte als in den beiden Jahren zuvor. Bei den Bauinvestitionen dürfte der hohe Auslastungsgrad in der Bauindustrie den limitierenden Faktor darstellen, denn der Bedarf und die Nachfrage nach Wohnungen und öffentlicher Infrastruktur werden über Jahre hinaus kräftig wachsen und seitens der Finanzpolitik auch weiterhin gestützt werden. Wir erwarten bei den Bauinvestitionen einen Zuwachs in einer Größenordnung von drei Prozent. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) dürften mit plus 1 ½ Prozent deutlich geringer ausfallen. Hieraus ergibt sich ein Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr von 2,6 Prozent. Alles in allem dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um real 1,2 Prozent steigen. Kalendereffekte treten in diesem Jahr nicht auf.
Quellenverzeichnis BDI (2019). Globaler Wachstumsausblick. Wachstum oder Rezession? Die Wirtschaft am Scheideweg. 15. Februar. Berlin.
Impressum Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) Breite Straße 29 10178 Berlin T: +49 30 2028-0 www.bdi.eu Autor Thomas Hüne T: +49 30 2028-1592 t.huene@bdi.eu Redaktion/Grafiken Dr. Klaus Günter Deutsch T: +49 30 2028-1591 k.deutsch@bdi.eu Marta Gancarek T: +49 30 2028-1588 m.gancarek@bdi.eu
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Konjunktur 2019: Innen stark, außen schwach | Deutsche Wirtschaftsleistung wird nur um 1,2 Prozent zulegen 11/03/2019
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison- und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent 2017 2017
2018
2018
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
1,7
1,0
0,1
0,3
0,2
0,4
-0,3
0,6
-Private Konsumausgaben
1,8
1,0
0,1
0,2
0,4
0,2
-0,3
0,2
-Konsumausgaben des Staates
1,6
1,0
0,3
0,4
-0,4
0,8
-0,3
1,6
2,9
2,6
0,4
0,3
1,0
0,6
0,4
0,9
-Ausrüstungsinvestitionen
3,7
4,2
1,2
0,5
2,2
0,3
0,0
0,7
-Bauinvestitionen
2,9
2,4
-0,1
0,2
0,8
0,9
0,7
1,3
-sonstige Anlagen
1,3
0,4
0,2
0,4
-0,5
0,3
0,2
0,5
Inländische Verwendung
2,0
1,9
0,3
0,3
0,4
0,7
0,8
0,0
Exporte
4,6
2,0
1,2
1,7
-0,2
0,8
-0,9
0,7
Importe
4,8
3,3
0,5
1,4
-0,3
1,5
1,3
0,7
Insgesamt
2,2
1,4
0,6
0,5
0,4
0,5
-0,2
0,0
Konsumausgaben
Bruttoanlageinvestitionen
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten) Konsumausgaben
1,2
0,7
0,1
0,2
0,1
0,3
-0,2
0,4
-Private Konsumausgaben
0,9
0,5
0,0
0,1
0,2
0,1
-0,2
0,1
-Konsumausgaben des Staates
0,3
0,2
0,1
0,1
-0,1
0,2
-0,1
0,3
0,6
0,5
0,1
0,1
0,2
0,1
0,1
0,2
-Ausrüstungsinvestitionen
0,2
0,3
0,1
0,0
0,2
0,0
0,0
0,1
-Bauinvestitionen
0,3
0,2
0,0
0,0
0,1
0,1
0,1
0,1
-sonstige Anlagen
0,1
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
Vorratsveränderungen u. Ä.
0,1
0,6
0,1
0,0
0,0
0,3
0,8
-0,6
Inländische Verwendung
1,9
1,8
0,2
0,3
0,4
0,7
0,7
0,0
Außenbeitrag
0,3
-0,4
0,4
0,2
0,0
-0,2
-0,9
0,0
Bruttoanlageinvestitionen
Quelle: Destatis
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